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Waking the Demon

von

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Prolog

Waking the Demon

>Prolog<
 

Ich erwachte aus einem traumlosen Schlaf, über mir ein Mond so rot wie Blut... Unruhig trat ich vor meine Tür, und hob unwillkürlich die Schultern hoch. Es war eiskalt hier draußen, es frierte mich nicht, in meiner Heimat war es teilweise noch viel kälter, aber etwas ließ mich einfach nicht in Ruhe... Etwas entfachte in mir eine heiße Glut, der Mond blickte auf mich herab und ich hörte in der Ferne ein lautes Jaulen, fast so wie das eines Wolfes. Nur wusste ich, was es wirklich war, es war nichts menschliches und auch nichts tierisches...

Ich zog meine umgebaute Desert Eagle, band sie an meinen Gürtel und zog meine Stiefel an. Die Zeit war einfach perfekt zum Jagen und der Mond zog zahlreiche Wesen an, welche sich in keine menschliche und tierische Hülle kleideten. Nur etwas fleischlisches, etwas das jagte und mordete... ohne Unterschiede zu erkennen...

Ich machte mich auf den Weg, hinaus in die Nacht, die mir schon so manche Erkenntnis gebracht hatte... schmerzliche Dinge, die sich immer tiefer in meinen dürren Leib gebohrt hatten...

Ich fluchte etwas auf finnisch, das tat ich meistens, ich hatte wirklich einen schlimmen Akzent, dennoch brachten es die meisten Leute fertig mich zu verstehen. Doch sie hatten mich nie wirklich gekümmert, ich war ganz alleine auf der Welt und so würde es immer sein. Besser so, besser für alle und letztendlich für mich...

Mit großen Schritten stapfte ich durch die Nacht, mein Mantel bäumte sich oft genug unter den Windböen auf, die an ihm und meinen langen Haaren zogen und sich mir und meiner Bestimmung in den Weg stellten...! Das würde niemandem gelingen, niemand konnte mich davon abhalten zu tun was ich tun musste. Ich brauchte die Prämie für diesen Dämon dringend, da das Verlangen in mir immer größer wurde, sich durch mein Fleisch biss und mir unerträgliche Schmerzen bereitete... Es war einfach nötig, ich hatte keine Wahl und ein Ziel...!

Der blutrote Mond verfolgte mich mit seinem Blick, fast so als grinste er mich hähmisch an, als wüsste er genau was ich vorhatte... Als wäre mein Bestreben sinnlos und er wusste es genau, als wüsste er das ich geradewegs in mein Verderben laufe...

Immer wieder lokalisierte ich den Wolfsdämon mithilfe meiner geschärften Sinne, aber es war wirklich nicht schwierig seine Fährte zu übersehen. Er schien größer als ein hochgewachsener Baum und auf dem Weg zu dem nahen Wald hinterließ er eine Spur der Verwüstung, welche mich geradewegs zu ihm führen würde...
 

Gleichzeitig, nicht weit entfernt...
 

Sanfte Stimmen hallten in meinem Kopf, sie versetzten mir mehr als tausend Dolchhiebe, es war mal wieder soweit, ein Dämon war in der Stadt... Ich lenkte meine Schritte auf das Fenster zu und betrachtete den blutroten Mond mehr als argwöhnisch. Er hatte sich mal wieder verfärbt, fast so als wüsste er, das da draußen gerade ein Blutvergießen von statten ging und dadurch die Farbe des Blutes annahm... fast als wollte er die ahnungslose Menschheit davor warnen... Ich wusste genau was mich dazu bewegte mich anzuziehen und meine Schrotflinte zu schultern. Ich brauchte endlich mal einen richtig gefährlichen Dämon um mich endlich zu beweisen... Bisher durfte ich nicht viel jagen, ich war noch sehr ungeübt im Umgang mit Waffen, aber das sollte mich nicht von meinem Vorhaben abbringen.

Mein Blick traf schon wieder das Fenster, da mich ein gellendes Jaulen aus den Gedanken riss. Ein eiskalter Schauer rann an meinem Nacken herab, lief direkt gen Rücken und verschwand schließlich in einer Pore. Noch mehrere Sekunden danach schauderte ich, dieses Wesen war sicher ein blutrünstiger Wolfsdämon, der nur noch ein Verlangen kannte, nämlich zu töten...! Ganz egal wer sich ihm in den Weg stellte!

Es machte mir Angst jetzt da raus zu gehen und ihn zu jagen, aber ich musste einfach, sonst könnte ich mich nie wieder 'Dämonenjäger' nennen...

Als ich fertig war, stiefelte ich mutig in die Stille der Nacht, sah mich genau um. Die Finsternis hüllte wirklich alles ein, Bäume, Sträucher, Häuser, Menschen, Tiere, einfach alles wurde verschluckt von diesem grauenhaften Wesen, welches sich Dunkelheit nannte... Einzig und allein der Mond spendete ein blutrotes Licht, welches bedrohliche Schatten auf den Gehweg warf und ich mehr als einmal schauderte.

Die Atmospähre hier auf den Straßen war mehr als unheimlich, die blutroten Schatten verfolgten mich auf leisen Sohlen, verschwanden wieder in den Büschen und Bäumen als ich mich umwand und als ich meine Augen wieder auf den Weg vor mir lenkte, spürte ich wieder wie sie mich verfolgten, ganz egal wohin ich auch gehen würde... Nein, jetzt durfte mich nicht der Mut verlassen, ich musste einfach weitergehen, ganz egal wie bedrohlich nahe mir diese blutroten Schatten im Nacken saßen...

Zu meiner eigenen Sicherheit nahm ich meine Flinte vom Rücken, so konnte ich abdrücken, sollte ich etwas verdächtiges bemerken... Aber in erster Linie diente es nur mir selbst, um mich zu beruhigen...

Immer wieder sah ich mich um, langsam erreichte ich den Wald, die Luft klarte unmerklich auf und ich sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. Es roch verkohlt und nach Blut... Dem ganzen Wald haftete der Geruch von Blut an, von altem und auch von frischem Blut. Ich presste meine rechte Hand auf Nase und Mund, ich konnte kaum richtig atmen, es roch einfach widerwärtig...!

Wieder ließ mich der gellende Ruf des Dämonen aus den Gedanken und wieder zurück in die Wirklichkeit taumeln. Ich verstärkte den Griff um meine Waffe und lief eilig dem Heulen des Wolfsdämons entgegen...!

Wolfsblut

Halli Hallo, da bin ich wieder und das ist jetzt schon mein zweites Kapitel welches ich hochlade^^ Bis jetzt geht es noch vergleichsweise harmlos zu und für das erste Kapitel habe ich auch nicht viel Material genommen, aber viel daraus gemacht denke ich^^

Würde mich wie immer sehr über Kommis freuen^^ Bleibt mir treu, das könnte die erste Story werden die ich wirklich zuende bringe^^ XD
 

Kapitel 1 - Wolfsblut (Katos Sicht)
 

Immer wieder richtete ich meinen Blick auf den Weg vor mir, welchen ich fast schon entlangrannte und welcher mich direkt ins Innere des Waldes bringen sollte. Die meisten Waldtiere kamen mir entgegen, liefen verschreckt und in Todesangst vor der Kreatur davon, die mehr als einmal ein gruseliges Heulen empor schickte, entgegen des blutroten Mondes. Beinahe so als wollte dieser Dämon dem Mond seinen Tribut darbieten, seine Opfer, all jene die er auf seinem Weg hierher getötet und ihre Gedärme aus den Leibern gezogen hatte. Immer wieder schauerte ich, ich fühlte mich trotz meiner Waffe unsicher hier im Wald, es war stockfinster, da sich hier sogar die blutroten Schatten, die der Mond warf, zurückzogen, verschreckt von der Düsternis und dem grausigen Wesen, welchem der beißende Gestank von altem und neuem Blut anhaftete. Ich konnte selbst kaum glauben das ich mich an diesen Gestank gewöhnt hatte, der den ganzen Wald erfüllte und mich am Anfang mehr als einmal zum Würgen gebracht hatte. Alles in mir zog sich bei diesem Gestank zusammen, meine ganzen Muskeln hatten sich angespannt, doch ich hatte die Hand auf Mund und Nase gepresst, damit ich mich nicht hier mitten im Wald erbrach. Irgendwann hatte ich mich wohl daran gewöhnt, der Geruch blockierte nicht mehr meinen Geruchssinn, ich schmeckte nur einen bitteren Geschmack auf der Zunge, der sich nichtmal mit mehrmaligem Schlucken von meiner Zunge lösen wollte. Ich hatte es einfach hingenommen, ich hatte schließlich keine Wahl...

Nebel hatte sich auf dem Waldboden gebildet, ein unheimlicher Nebel, der sich nur in Bodennähe aufhielt und nur vereinzelt an den mächtigen Baumstämmen emporkroch, sich heraufschlängelte, um schließlich in den beeindruckenden Wipfeln der Bäume zu verschwinden... Alles hier im Wald war absolut unheimlich, die zahlreichen zerfetzten Leichen, denen ich auf meinem Weg begegnete, ignorierte ich größtenteils einfach, es war nicht meine Aufgabe sie zu identifizieren, ich musste das Wesen töten, welches wild durch die Gegend mordete, zahlreiche Leben alleine in den letzten Stunden gefordert hatte...

Vor mir lichtete sich langsam der Wald, die eng zusammen gerückten Bäume, stellten sich hier weiter voneinander entfernt, fast so als wollten sie ganz plötzlich nichts mehr voneinander wissen, doch gleichzeitig verlangsamten sich meine Schritte, ich spürte die Anwesenheit und den Gestank, welcher nun wieder stärker an meine Nase drang, dieses Wesens nun sehr stark, es befand sich sicher auf der Lichtung. Alles in mir spannte sich an, ich presste meine Waffe an meinen Leib und suchte Schutz in einem kleinen Busch, aus welchem ich gerade so herauslugte, damit ich selbst nicht entdeckt werden konnte, aber trotzdem alles sehen und beobachten konnte. Im Unterholz knackte es verräterisch als ich mich näher herantastete und ich hielt voller Angst den Atem an. Plötzlich hörte ich, wie eine spitze Wolfsschnauze die Witterung aufnahm und nach kurzer Zeit wieder ein gruseliges Heulen den Mond herauf schickte, doch waren diese unheimlichen Laute näher an mir dran als je zuvor...

Vorsichtig tastete ich mich weiter voran und entsicherte in weiser Voraussicht meine Waffe, ich wusste genau das die Wolfsbestie nicht mehr weit von mir entfernt war, ihr beißender Gestank machte es mir schwer zu atmen und ihre Anwesenheit spürte ich in einer solchen Intensität, dass es mir mehrmals eiskalt den Rücken hinablief. Nur noch einer der mächtigen Baumstämme versperrte mir die Sicht auf diese Kreatur, doch ich zögerte lange, fürchtete mich vor dieser gottlosen Kreatur und ließ meine Finger immer wieder über den eiskalten Doppellauf meiner Waffen gleiten. Die blutroten Schatten des Mondes, der nun wieder schelmisch auf mich herabsah, erreichten mein fahles, von Sorgenfalten zerfurchtes Gesicht und tanzten einen roten Tanz auf selbigem, als ich mich wieder ein paar Zentimeter näher heranwagte. Ich schluckte mehrmals schwer, atmete tief durch und versuchte mir selbst Mut zu machen, indem ich mich selbst dazu aufrief, das es so schlimm nicht sein konnte...

Plötzlich zerriss ein scharfer Schuss die Stille die hier größtenteils vorherrschte und ein lautes Knurren folgte sogleich, versetzte mich in Alarmbereitschaft. Schnell schlug ich alle Zweifel und Ängste in den Wind, preschte zur Lichtung vor, auf welcher ich die Bestie sofort sah.

Sie war riesig, stand auf allen vier Läufen und schnupperte hastig im Unterholz. Ihr silber-graues Fell war blutdurchtränkt und teilweise Gestrüpp daran fest. Voller Angst verbarg ich mich wieder in einem anderen Busch und beobachtete wie das Biest die Lefzen hob und schauderlich knurrte. Dabei entblößte sie riesige Fänge und ihre schwefelfarbenen Augen fixierten mich einige sehr lange Sekunden, wandt dann aber den Blick ab, nur um sich auf ihre Hinterläufe zu stellen und wieder ein gruseliges Heulen empot schickte. Weitere Schüsse kamen aus dem Dickicht, ich konnte nicht ausmachen woher sie kamen, doch die vielen Schüsse verfehlten nicht nur ihre Wirkung. Nur einer der Schüsse streifte die linke Flanke der Bestie, welche wieder wütend aufknurrte und sich ihrem, für mich unsichtbarem, Angreifer zuwandt. Nur einen kurzen Monent später vernahm ich wie sich scharfe Krallen durch weiches Fleisch wühlten. Der Dämon knurrte triumphierend und sein Opfer stöhnte mehr als einmal schmerzverzerrt auf. Weitere Schüsse folgte, trafen mehr schlecht als recht und ich konnte mich lange nicht aus meiner Starre lösen, dazu verdammt das Szenario zu beobachten und nichts dagegen tun zu können...

Doch nach dem letzten Schuss der den Dämonen direkt am Hals traf und dieser laut jaulte, durchfuhr mich ein Impuls wie ein Stromschlag und ich schaffte es dieser Starre zu entkommen, mich aus ihr zu lösen. Neuer Mut strömte durch meine Venen und verlieh mir die Kraft die ich brauchte um die Bestie zur Strecke zu bringen.

Mutig preschte ich aus meinem Versteck hervor, richtete meine Waffe auf den Kopf der Bestie und feuerte den Schuss ab. Der Rückstoß der Waffe warf mich ein paar Meter zurück, weswegen ich auch nicht genau traf, sondern nur einen Streifschuss verbuchen konnte. Es reichte um die Aufmerksamkeit der Bestie vom Feind meines Feindes abzulenken und auf mich zu lenken. Ein erschöpftes Keuchen vernahm ich noch und weitere Schüsse, doch bevor sich die Aufmerksamkeit des Biestes wieder in die falsche Richtung lenkte, brutzelte ich ihm ein paar hübsche Löcher in den Pelz. Wieder jaulte es schmerzerfüllt auf, hob wieder die Lefzen und knurrte mich bedrohlich an, ehe es mit einer seiner mächtigen Pranken zuschlug. Ich konnte ihr noch rechtzeitig ausweichen und visierte nun ihre Schwachstellen, also Kopf, Hals und Herz an. Weitere Schüsse erfolgten, einmal lud ich meine Waffe mit den silbrig glänzenden Kugeln nach und feuerte besinnungslos auf das Biest. Teilweise nahm ich noch Schüsse aus dem Dickicht wahr, doch auch diese verstummten irgendwann, zurück blieben nur noch Keuch- und Stöhnlaute, die mit der Zeit immer schwächer wurden...

Mir blieb nicht viel Zeit, das Biest jaulte zwar nur noch, winselte und heulte den Mond um Hilfe an, doch es fiel einfach nicht, blutete am ganzen Leib, hatte aber aber noch die unglaubliche Kraft sich aufrecht zu halten. Kurz bewunderte ich es für seine schier unfassbare Stärke, aber ich hatte nicht mehr viel Zeit, wenn ich meinem unfreiwilligen Partner helfen wollte...

Einen einzigen Schuss auf seinen Hals setzte ich noch an, traf zielgenau, das Biest begann zu torkeln. Eine wahre Blutfontäne schoss aus seinem Hals, besudelte die gesamte Lichtung mit schwarzem Dämonenblut, ehe er endgültig zu Boden ging und noch ein einziges, gequältes und langgezogenes Heulen vernehmen ließ. Er tat seinen letzten Atemzug und gleichzeitig entspannte ich meine Muskeln, schulterte meine Waffe wieder und merkte gar nicht das mein ganzer Körper vom Blut dieses Dämons durchtränkt war... Ich wollte nur noch zu diesem Menschen der mir geholfen hatte und wollte verhindern das er dieses Opfer mit seinem Leben bezahlen musste...

Schnell ging ich also ins Dickicht, aus dem ich die Schüsse vernommen hatte und sah auch sogleich meinen Helfer stark blutend am Boden liegen... Es war ein junger Mann, Mitte Ende 20 mit - für einen Mann - sehr langen blonden Haaren und nun getrübten blauen Augen. Sofort überprüfte ich Atmung und Puls, beides war vorhanden, aber nur sehr schwach. Sein Atem ging nur noch stoßweise und sein Herzschlag pulsierte schwach. Mein nächster Blick galt seinen Wunden, vier beachtliche Schlitzer, welche quer über seinen Oberkörper verliefen. Ein zischender Laut entfuhr mir, denn mit jedem seiner schwachen Herzschläge pulsierte mehr Blut aus seinen Wunden. Ein absolut grässlicher Anblick!

"Hey, lebst du noch?", fragte ich ihn mehr rhetorisch während ich mein Shirt auszog, es in Streifen riss und es ihm als provisorischen Verband um die tiefen Wunden legte, damit das Blut nicht mehr ungehindert aus seinem Leib fließen konnte. Es kam keine Antwort über seine Lippen, nur ein langgezogenes Keuchen und ein paar gemurmelte Worte in einer mir fremden Sprache. Wenigstens lebte er noch und konnte sich noch irgendwie artikulieren... Ich konnte ihn unmöglich hierlassen, also hievte ich ihn auf meine Schultern, woraufhin er wieder ein Keuchen vernehmen ließ und ich mit ihm so schnell wie ich konnte aus dem Wald rannte, ihn mit all seiner heimlich- und unheimlichkeit zurückließ... Ich wusste das er nicht mehr viel Zeit hatte, ich durfte ihn nicht sterben lassen...!

Breathless

Erstmal ein fröhliches Heiho an alle meine Fans die mir treu geblieben sind^^ Jetzt sind schon knapp drei Wochen seit dem letzten Kapitel vergangen und diesmal hab ich echt viel Kraft, Zeit und Energie in dieses Kapitel gesteckt, damit es nicht mehr so lange dauert^^ Ich hoffe ihr habt Spaß daran und wisst meine Energie, die ich hineingesteckt habe zu würdigen^^

Eure Melly, die sich immer über Kommis jedweger Art freut^^
 

@ Freischalter, wäre nett wenn du darüber entscheiden könntest ob das schon Adult ist, ich weiß das leider noch nicht wirklich einzuschätzen...^^"
 

Chapter 2 - Breathless
 

Alles brannte... Mein ganzer Körper stand in Flammen, jede kleine Bewegung ließ mich vor Schmerz aufzucken. Ich nahm meine Umgebung wie durch einen dichten Nebel wahr und vor meinem geistigen Auge zuckten schwarze und rote Farbblitze auf. Obwohl ich mich nicht eigenständig fortbewegte, spürte ich das ich mich fortbewegte, getragen von jergenjemandem der schnell mit mir von dannen rauschte. Grüne, schwarze und auch rote Schatten zogen an mir vorbei, verschwommen bei der wahnwitzigen Geschwindigkeit zu einer klebrigen, dunklen Farbmasse die sich immer weiter verdickte und einen großen Teil dazu beitrug, das ich meiner Umgebung nicht gewahr wurde...

In meinem Mund breitete sich metallischer Geschmack aus, den ich nicht runterschlucken konnte... Mein ganzer Körper streikte, meine Glieder gehorchten mir nicht mehr. Der metallische Geschmack in meiner Mundhöhle suchte sich eigenständig einen Weg nach draußen und da mein Mund wohl einen Spalt geöffnet war, nahm das metallische Blut den einfachsten Weg.

Die Geräusche um mich herum verschwammen zu einer zähen Masse, nur das Pfeifen des Windes in meinen Ohren ließ sich von der zähen Masse trennen. Immer mal wieder vernahm ich eine Stimme, ich verstand sie nicht wirklich, konnte sie aber dennoch von der zähen Masse trennen. Soweit ich es vernehmen konnte, murmelte diese Stimme in einem sehr sanften Ton, womit sie mich sicher beruhigen wollte. Mir war das egal, ich kam normalerweise sehr gut alleine zurecht und es war mir zuwider plötzlich auf Hilfe angewiesen zu sein. Ich war lediglich zu schwach um mich dagegen zu wehren, getragen zu werden, ich hasste es wenn es so war...!

Immer mehr rote und schwarze Farbblitze zuckten vor mir auf, es war so surreal, so seltsam und unvorstellbar. Die Wunden brannten sich stärker in meine Haut, hellrotes Blut floss wie aus Sturzbächen aus ihnen und ich stöhnte mehr als einmal schmerzverzerrt auf. Ich hatte keine Angst vor dem Tod, er hatte mir früher desöfteren ins Antlitz gesehen und hähmisch gegrinst. Narben von diesen Geschehnissen trug ich immer mit mir herum.

Irgendwann schaffte ich es wohl doch die Augen zu öffnen, aber dennoch drang nicht mehr als ein grauverschleiertes Bild meiner Umgebung, welche nur aus einer einzigen grauen Masse zu bestehen schien, zu mir durch, bescherte mir ein pochendes Gefühl in den Schläfen als ich versuchte irgendetwas zu erkennen. Einzig und allein vor meinem geistigen Auge tat sich etwas auf, ein dunkler Himmel, schwarze Wolken, ein Grollen in der Ferne... Blitze, Regen... Kälte, diese schier unerträgliche Kälte... Ich war Kälte zwar gewöhnt, doch das war eine ganz andere Form von Kälte... Eine brennende, stechende Kälte, die sich immer weiter durch mich hindurchfraß... Nebel stieg vorm meinem geistigen Auge auf, der schneidende Wind zerteilte ihn in Stückchen... Kleine Steinchen knirschten unter meinen Schritten, wohin ich ging? Ich wusste es nicht... Winzige Wirbelstürme bildeten sich auf dem Steinboden, Wind durchfuhr mein Haar, Regen benetzte meine Haut... Ein weiteres tiefes Grollen und die aufblitzende Antwort des Himmels, welche nicht weit von mir einschlug, die Erde verbrannte... Es roch verkohlt, wie nach einem Brand... Ich hörte verschiedene Stimmen des Tierreichs, sie alle waren in Panik, das konnte ich gerade so heraus hören...

Meine Füße gehorchten mir nicht mehr, ich wollte anhalten, wollte nicht mehr hier sein, aber meine Schritte wurden von einer höheren Macht gelenkt, der ich nicht gewahr wurde... Sie trieb mich immer weiter auf einen Abgrund zu, einen gnadenlosen Abgrund, in die Tiefe, die schon zahlreiche Opfer gefordert haben musste... Es zog mich immer stärker in diese Tiefe, ich konnte nichts dagegen tun, dieser Abgrund zog mich zu sich, immer weiter, immer stärker... Unnachgiebig näherte ich mich dem Grund, noch immer wehrte ich mich dagegen, doch es half alles nichts, ich konnte nichts dagegen tun... ich hasste es so hilflos zu sein...! Ich stürzte in die Tiefe, in diesen bodenlosen Abgrund... jetzt war es also vorbei, lange genug hatte ich leiden müssen, jetzt war dieses Leid also endgültig vorbei...

Doch plötzlich stach grelles Lich in meine Augen und Metall brannte eiskalt auf meiner Haut. Das spitze Metall bohrte sich in meine Haut, durchdrang mein feines Gewebe, zog mit ganzer Kraft daran, ehe das spitze Metall an einer anderen Stelle wieder durch meine Haut drang, wieder kräftig daran zog. Voller Schmerz keuchte und stöhnte ich, es tat wirklich höllisch weh und das obwohl mein Geist betäubt und meine Gedanken nicht greifbar waren... Es war fast so als wären meine Nervenenden falsch miteinander verknüpft, sodass ich den Schmerz spürte, mein Geist aber vollkommen betäubt war...

Ich fing an die Stiche des kalten Metalls zu zählen, 20, 25, 35, 50, 70 mehr noch es wurden immer mehr und jedesmal kniff ich die Augen vor Schmerz zusammen. Wenigstens war die anfängliche unerträgliche Kälte gewichen, hatte dem Schmerz und einer ganz leichten Wärme platz gemacht. Es war zwar nicht wirklich viel besser geworden, aber die Kälte hätte mich beinahe um den Verstand gebracht und das obwohl ich ganz und gar nicht Kältempfindlich war, ganz im Gegenteil, in meiner Heimat war es immer kalt, ich hatte also das sprichwörtliche dicke Fell, welches mich vor Kälte bewahrte. Allerdings war diese Kälte auch ganz und gar nicht normal gewesen...

Mittlerweile hatte ich aufgehört die Stiche zu zählen, es waren sicher mehrere hundert und jeder einzelne Stich ließ mich die Augen vor Schmerz zusammenkneifen. Derjenige der dieses spitze, mittlerweile warme Metall jedesmal aufs Neue durch meine Haut mein Gewebe jagte müsste doch merken das ich den Schmerz wahrnahm und ab und zu keuchte, oder war er so in seiner Arbeit versunken das er gar nichts mehr bemerkte, außer seinen eigenen fast schon mechanischen Bewegungen mit denen er meine Wunden versorgte? Ich wusste es nicht, meine Gedanken lagen zwar in greifbarere Nähe, doch konnte ich sie nicht auffassen, nicht greifen oder begreifen...

Irgendwann hörte es auf, das Stechen hörte völlig abrupt auf, hinterließ nicht mehr als ein klammes Gefühl in meiner Brust. Nichts brannte mehr, kein erwärmtes Metall in meiner Haut, kein grelles Licht in meinen Augen, nur die Ruhe umgab mich, eine erhebende Ruhe die meinen Geist erfüllte... Sogar das Feuer in meiner Brust war bedeutend weniger geworden, gerade, in diesem Dämmerzustand fühlte ich mich wirklich gar nicht so übel.

Ich merkte gar nicht das ich nicht mehr alleine war, eine weitere Person war anwesend, riss mich aus meinem so angenehmen Dämmerzustand.

"Entschuldige... Ich wollte dich nicht wecken...", sprach die Stimme sanft, ich machte leicht die Augen auf und machte einen jungen Mann mit fast schon schlohweißen, halblangen Haaren vor mir aus. Ich grummelte bloß etwas unverständliches, das Feuer in meiner Brust hatte gerade wieder zugenommen, doch ich ließ es ganz bestimmt nicht nach außen dringen. Dieser Mann fixierte mich mit seinen Augen, lächelte mich ganz zart an, fast so als erwartete er irgendetwas von mir. Doch ich ich wandt mich von ihm ab und murmelte etwas auf finnisch. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen das er mir näher kam, ich wollte schon instinktiv zurückweichen, doch meine Verletzungen machten es mir unmöglich mich auch nur irgendwie von ihm wegzubewegen.

"Wir kennen uns nicht, aber ich habe dich vor dem Wolfsdämon gerettet. Meine Name ist Kato!", redete er weiter und hielt mir die Hand hin.

"Tero", antwortete ich ihm knapp und schlug seine Hand weg. Mir fiel nicht im Traum ein mich bei ihm zu bedanken, ich wäre auch ganz gut alleine zurechtgekommen, ich brauchte seine Hilfe nicht...! Allerdings kehrte das Brennen in meiner Brust gleich tausendfach zurück, weitere Bewegungen wurden zu einem Ding der Unmöglichkeit... Verdammt, ich hasste es so schwach zu sein! Der junger Mann musterte mich besorgt und setzte sich zu mir an den Bettrand. Als er dann auch noch durch mein blutverklebtes Haar strich, fuhr ich heftig zusammen und stieß ihn unter heftigem Stöhnen von mir weg. Zunmindest versuchte ich es, aber so schwach wie ich war, sah es aus als hätte ich ihn nur leicht gestupst. Der Mann, der scheinbar Kato hieß, erschrak als ich ihn auch noch anknurrte, beruhige sich allerdings schnell wieder als ich erneut vor Schwäche aufkeuchte und zusammensank.

"Du brauchst viel Ruhe, der Dämon hat dich schwer verletzt...", sprach er mit sanfter Stimme, doch konnte ich nicht mehr feststellen wo Kato sich nun befand, ich wusste nicht ob er noch bei mir saß, oder inzwischen zurückgewichen war. Ich wollte eigentlich gar nichts mehr zu ihm sagen, doch als ich instinktiv in eine meiner vielen Manteltaschen greifen wollte bemerkte ich das mein Mantel nicht mehr dort war wo er sein sollte, nämlich um meinen Körper geschlungen. Mit leichter Hektik und einem Anflug von Panik kämpfend sah ich mich in dem sterilen Raum, in welchem nur vereinzelt Grünpflanzen einen Kontrast zu dem stechenden weiß herstellten um, konnte meinen schwarzen Mantel allerdings nicht entdecken.

"Mein Mantel... Wo sind meine Waffen...?", brachte ich ihn finnischem Akzent keuchend hervor und war mir sicher das er mich nicht verstanden hatte, ich hatte wirklich einen schlimmen Akzent. Doch es schien fast so als hätte er mich doch verstanden, ich hatte es nicht für möglich gehalten, denn er reagierte wirklich auf meine Worte.

"Keine Sorge Tero, ich habe beides vor den Ärzten verborgen gehalten und für dich aufbewahrt", hörte ich ihn sagen, bekam aber nicht mit das er sich aufsetzte und mein Eigentum aus seinem Versteck holte. Über meinen Augen hing immer noch ein dichter Schleier, welcher meine Sicht vernebelte unter sich begrub wie die Erde einen toten Leib... Ich spürte nur wie etwas neben mir abgelegt wurde und eine warme Hand mir eine nunmehr dunkelrote als blonde lange Haarsträhne aus dem Gesicht streifte.Ich zuckte erneut heftig, versuchte mich von ihm wegzubewegen, aber es ging einfach nicht.

"Voihan Helvetti! Fass mich nicht an...!", knurrte ich und benutzte dafür instinktiv einen finnischen Fluch, auf finnisch konnte ich immerhin viel besser fluchen als in dem hier geläufigen amerikanisch, eine Sprache mit der ich mich beim besten Willen nicht anfreunden konnte, welcher ich aber zumindest gebrochen sprechen musste um mich hier zu verständigen.

Kato zeigte sich in keinster Weise von der Art wie ich mit ihm sprach beeindruckt, er verstand mich wohl doch nicht wirklich oder aber er war einfach nicht so leicht einzuschüchtern. Er zog seine Hand auch erst nach einigen Augenblicken, in denen ich zahlreiche andere finnische Flüche gemurmelt hatte die ihn allerdings ebenso kalt gelassen hatten zurück und sah mich - soweit ich es erkennen konnte - mitleidig an.

Lange Zeit geschah nichts ich hatte mir bloß meinen Mantel weiter zu mir gezogen und fingerte immer wieder an den zahlreichen Taschen herum. Die Schmerzen hatten in der Zwischenzeit immer weiter zugenommen, ich zeigte es zwar nicht, aber ich musste wirklich schier unerträgliche Schmerzen ertragen, genau deshalb wanderten meine Fingerspitzen auch immer wieder in das Innere einer meiner unzähligen Manteltaschen. Doch jedesmal wenn ich ertastete was sich darin befand riss ich abrupt die Hand aus der Tasche. Nein, ich brauchte das Zeug nicht mehr, ich würde es auch alleine schaffen, ganz alleine ich brauchte keine Hilfe... nie wieder! Kato beobachtete mein Tun mehr als argwöhnisch, verlor allerdings keine Wort darüber, nur ein langes Kopfschütteln und einen mitleidigen Seufzer erntete ich von ihm für mein - in seinen Augen so seltsamen Verhalten.

"Du brauchst wirklich Ruhe, du solltest noch ein wenig schlafen...", sprach er wieder sehr sanft, bedächtig und mit sorgfältig zurecht gelegten Worten. Doch ehe ich auch nur irgendwie auf seine Worte reagieren konnte, berührte er mit seinen warmen Fingerspitzen meine Verbände, die einen stattlichen Teil meines Oberkörpers verdeckten, meine Schultern umsäumten und dem sterilen weiß eine dunkelrote, klebrige innewohnte, worauf ich nur wieder schmerzlich aufstöhnte, mein Gesicht zu einem schmerzverzerrten Schatten seiner Selbst wurde und meine Hände in der Luft wild herumfuchtelten in der Hoffnung irgendwie seine Finger von meinen stark brennenden Wunden zu bekommen. Meine Feinmotorik funktionierte nicht so wie ich es wollte, meine Hände erwischten ihn einfach nicht und er selbst schien nicht zu bemerken das ich Schmerzen hatte, also versuchte ich ihn "freundlich" darauf hinzuweisen.

"Senkin Nuija, du tust mir weh!", brachte ich ihm bedrohlich leisen Ton hervor und merkte auch gleich das der Schmerz langsam nachließ und nur noch ein paarmal aufflammte, ehe es wieder so wurde wie zuvor, immer noch brennend aber im Vergleich lange nicht so schlimm wie gerade eben noch.

"Entschuldige Tero... Ich wollte dir nicht wehtun...", bekannte er mit leiser Stimme Reue und sah mich mit einer seltsamen Mischung aus Mitleid und Trauer an. Ich sagte dazu gar nichts mehr sondern versuchte mich ein wenig besser auf dem Bett zu positionieren, damit ich mich, wie er ja die ganze Zeit schon von mir verlangte, ein wenig ausruhen konnte, denn jetzt gerade wurde mir richtig bewusst wie müde ich war. Als ich meine Augen schloss merkte ich noch wie schweres Metall vom Bett genommen wurde, eine wispernde Stimme mir ein paar sanfte Laute zuhauchte und der Schlaf sich schließlich schwarz und schwer auf mein Haubt legte.

Einige Zeit verging, ehe ich von etwas kaltem auf meiner Wange die Augen öffnete und in den grauen, wolkenverhangenen Himmel starrte. Eine weitere Schneeflocke setzte sich auf meine blasse Haut, noch eine und noch eine. Sie alle zerflossen in meinem Gesicht, ich lächelte, Schnee hatte ich schon als kleines Kind geliebt ich verband ihn immer mit meiner Heimat, nach welcher ich mich so sehr sehnte... Unter meinen Füßen knirschte der noch frische und unberührte Neuschnee auf, kurzzeitig schloss ich wieder meine Augen, lauschte der wundervollen Stille die mich umgab und ließ meinen Blick nun auf die, mit dicken Schneeschichten bedeckten Tannen schweifen. Nichtmal ein Wildtier zerriss dieses starke Tuch der Stille, ich genoss es völlig, wie lange war es her das ich mich so gut gefühlt hatte...? Zu lange, ich konnte mich nämlich nicht mehr daran erinnern...

Doch plötzlich bemerkte ich wie sich der Schnell vor meinen Augen in Asche verwandelte und die zahlreichen Todesschreie einiger Stimmen, von denen ich einige erkannte, das Tuch der Stille in Stücke zerfetzten. Zuerst blinzelte ich bloß, wollte am liebsten gar nicht dessen gewahr werden was dort vor sich ging, denn ich wusste es... Irgendwann konnte ich allerdings nicht mehr anders, riss die Augen weit auf und sah direkt in das vor Schock und Angst erstarrte Gesicht meines besten Freundes Jarno. Hinter ihm ragten dunkle, imposante, stierähnliche Gestalten empor, lachten höhnisch... Überall qualmten und brannten die Häuser, die Luft stank verkohlt, doch mir war das egal, ich wollte bloß zu Jarno, wollte ihm helfen, doch es war schon zu spät... viel zu spät... Blut quoll aus seinen Augenhöhlen, aus seinen Nasenlöchern und aus seinen Mundwinkeln. Seine erstarrten grau-blauen Augen starrten hilfesuchend in meine tränenumschlungenen himmelblauen Augen, doch ich konnte ihm nicht mehr helfen, es war schon längst zu spät, ich konnte nichts mehr für ihn tun... Ein weiterer Ruck ging durch seinen Körper, das Horn des einen Stierdämons war blutverschmiert komplett durch Jarnos Körper durchgedrungen, Blut floss in Sturzbächen, hilfloses Stöhnen und Ächzen, Schmerzensschreie... ich weinte bloß... Ich wollte diesen Tag nicht nochmal erleben müssen, es war so grausam, ich war so hilflos... ich konnte Jarno, meinem besten Freund im Angesicht seines Todes nicht helfen...

Endlich erwachte ich aus meinem schrecklichen Alptraum, Schweiß stand auf meiner Stirn, perlte hinab in mein Gesicht. Ich atmete schnell, hastig und war völlig in Panik. Es dauerte lange bis ich realisierte das ich nicht mehr in der Vergangenheit, sondern im Hier und Jetzt war... Meine Wunden brannten heftig, eine warme Hand, die mir den Schweiß von der Stirn strich ließ mich reflexartig zusammenzucken. Eine sanfte Stimme rief meinen Namen, immer wieder tat sie das und der warme Körper drückte mich näher an sich heran. Ich antwortete mit einem langgezogenen Stöhner, sammelte meine Kraftreserven und stieß Kato von mir weg. Normalerweise hätte ich jetzt wieder rumgeflucht, doch ich war zu aufgewühlt, musste mich zurückhalten nicht in Tränen auszubrechen... Ich wagte es nicht, wieder die Augen zu schließen, das Ganze ein weiteres Mal zu erleben... das würde ich nicht überstehen...! Auf Kato achtete ich nicht mehr, er war zwar kein schlechter Kerl, aber auch er konnte mir nicht helfen, nicht hierbei...!

Nein, es ging nicht mehr, ich konnte nicht mehr, ich führte einen hoffnungs- und aussichtslosen Kampf gegen den Schmerz in meinem Inneren, aber er zu stark, alleine konnte ich beim besten Willen nicht dagegen ankämpfen... Ich brauchte Hilfe, auch wenn ich mir geschworen hatte das Zeug nicht mehr zu nehmen, so wusste ich doch das ich an dem Schmerz, der so tief in meinem Inneren ruhte, zerbrechen würde... heil- und hilflos untergehen würde, gefangen in einem Meer aus Leid und Pein...

Nein, so durfte es nicht enden, ich musste mir den Schuss setzen, jetzt gleich...! Hastig kramte ich aus der Manteltasche, vor der ich vorhin inne gehalten hatte, ein Band, ein Feuerzeug, einen kleinen Brenner, ein Reagenzglas, mein Spritzbesteck, etwas Zitronensäure und ein Beutelchen mit reinstem Heroin, in welchem ein kleiner Löffel ruhte, hervor und breitete das ganze vor mir auf dem Bett aus. Ich band mir schon mal den Arm ab, während ich eine kleines Dosis Heroin mit etwas Zitronensäure in dem Reagenzglas zum aufkochen brachte und mein Spritzbesteck vorbereitete. Das Kato mir mit einem starren, ungläubigen Blick dabei zusah, bemerkte ich nicht wirklich oder ich wollte es vielmehr gar nicht bemerken, momentan war er mir wirklich mehr als egal...! Eine Vene an meinem abgebundenen Arm trat schon ganz deutlich hervor und auch das Heroin köchelte in dem Reagenzglas vor sich hin. Ohne lange zu fackeln zog ich die Spritze mit dem Stoff auf, setze die Kanüle an meiner Armbeuge an, stach zu und setzte mir den Schuss.. Erleichtert seufzend löste ich noch das Band von meinem Arm, ließ mich wieder in das Bett zurückfallen und merkte jetzt schon wie der so reine Stoff nur so durch meine Venen rauschte, in mir ein wundervolles Gefühl freisetzte...

Kato hingegen hatte sich wohl endlich aus seiner Starre lösen können, er beugte sich über mich und sah mich mit einer interessanten Mischung aus Trauer und Wut an. Ich hingegen grinste ihn bloß an, der Stoff war wirklich sehr rein gewesen, nur weil er wirklich durch mein Blut rauschte, wie Wasser durch ein Rohr, grinste ich ihn an.

Doch dann geschah etwas unerwartetes, Kato fing an zu schluchzen und kurz darauf auch an bittere Tränen zu weinen. Mit tränenumschlungenen Augen verpasste er mir eine schallende Ohrfeige, die ich stumm ertrug, ihn für meine Verhältnisse sehr emotionsgeladen ansah und mit meiner Hand die Tränen aus seinen Augenwinkeln streifte.

"Wieso weinst du, bist du traurig? Hör auf zu weinen...", hauchte ich ihm leise zu, doch er antwortete mir mit einer weiteren Ohrfeige, die ich ebenfalls ertrug.

"Wieso machst du das...? Ich kann nicht glauben das du dir wirklich vor meinen Augen einen Schuss gesetzt hast...!", sprach er leise und hörte einfach nicht auf bittere Tränen der Wut und der Furcht zu weinen. Auf diese Frage wollte ich ihm nicht wahrheitsgemäß antworten, also zuckte ich mit den Schultern und streifte ihm weiter Tränen aus den Augenwinkeln.

"Schlimme Jugend...", meinte ich nur und fuhr mit dem Finger über den frischen Einstich. Da ich nur eine sehr geringe Dosis genommen hatte, schwand die Wirkung langsam wieder, doch ich blieb relativ gefühlvoll und streifte einfach weiter die nachkommenden Tränen aus seinem Gesicht, da ich es nicht ertrug ihn weinen zu sehen... Wenigstens verdiente ich das Geld für den Stoff nun auf eine weniger unangenehme Art und Weise, auch wenn das meiste davon für Alkohol, Zigaretten, Heroin und meine Miete draufging... Ich aß kaum noch, deshalb magerte ich teilweise ziemlich übel ab.

Da Kato einfach nicht zu weinen aufhören wollte, kramte ich in den Innenseiten meines Mantels herum, bis ich eine Packung Taschentücher fand und sie ihm hinhielt.

"Hier...", murmelte ich und sah zu wie er mechanisch nach einem Tuch griff, ein paarmal kräftig schnäuzte und sich die versiegenden Tränen wegwischte.

"Du bist so ein Idiot...", warf er mir mit zitternder Stimme vor und senkte den Blick.

Zuerst zuckte ich nur wieder mit den Achseln, doch dann kehrte urplötzlich der Schmerz in meinen Körper zurück, ich ließ mich zurückfallen und keuchte einmal.

"Kann sein, aber ich bin nun vernünftiger als vor ein paar Jahren...", erwiderte ich ihm und schlang meinen Mantel um die Schultern. "Zunmindest was meinen Beruf angeht..."

Erneut richtete ich mich auf, obgleich ich es nur mit viel Mühe schaffte und stieg vom Bett. Nach ein paar schwankenden Schritten musste ich mich an der Wand abstützen um nicht umzukippen. So fit war ich dann wohl doch nicht und nun ließ auch noch die Restwirkung des Stoffs nach, ich war also wieder relativ normal.

"Ich muss nach Hause..."

Begierde

Sodale und wieder ein neues Kappi von mir, und dieses Mal ist es so verdammt lang geworden XD Erstmal ein Dankeschön an alle Leser die wirklich bis zum letzten Punkte durchhalten. Es könnte durchaus sein das es ein wenig langwierig erscheint. aber ich hoffe doch nicht langweilig^^ Aber das dicke Ende kommt ja schließlich auch noch und wird sicher alle Shounen-Ai Fans zufrieden stellen^^ Und das ist auch nur der erste Teil des Kapitels, es geht nämlich noch weiter^^ Das nächste Kappi wird auch Adult ^_^

Also viel Spaß mit dem ersten Teil des Kappis, ich freue mich schon sehr auf eure Kommis^^
 

Chapter 3 - Begierde (Katos Sicht)
 

Ungläubig riss ich die schon leicht brennenden Augen auf, als er sich seinen Mantel anzog, ein paar wankende Schritte Richtung Tür tat und schließlich davon faselte das er nach Hause müsse. Falls er das wirklich vorhatte, konnte ich das nicht zulassen, ich wollte nicht dass er vielleicht doch noch auf dem Weg dorthin sein Leben lässt...! Drogenabhängig oder nicht, ich musste ihm einfach helfen, mir war egal ob er unfreundlich zu mir war und mir Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte, irgendetwas zog mich an ihm an...

Ehe er noch weitere Schritte tun und sich weiter von mir entfernen konnte, preschte ich zu ihm vor und hielt ihn an den Schultern zurück. Ein ersticktes Keuchen vernahm ich von ihm als ich seine Schultern losließ und stattdessen meine Arme um seinen dürren Leib schloss.

"Bitte geh nicht, das ist dein Tod wenn du in deinem Zustand nach Hause gehst...!", murmelte ich mit zarter, flehender Stimme und presste ihn noch etwas mehr an mich heran. Nein, ich konnte und wollte ihn nicht gehen lassen, er durfte nicht, ich würde es nicht zulassen...

"Lass mich los, ich kann nicht länger hier bleiben....!“, hörte ich ihn keuchen, ein gequält klingender Laut verließ seine Lippen. Da ich nicht wirklich merkte dass ich ihm wohl ziemlich wehtat, ließ ich auch nicht locker, sondern presste ihn weiter an mich. Ich konnte nicht, konnte nicht zulassen dass er fort ging und starb, denn das würde er, wenn ich ihn nun aus meinen Armen gleiten lassen würde...

"Du musst hier bleiben, ich bitte dich... Du stirbst wenn du gehst, bitte tu mir das nicht an...", flehte ich ihn weiterhin mit ziemlich erstickter Stimme und hilflosen Blicken, mit welchen ich versuchte ihn von einer weiteren Dummheit abzuhalten, obgleich er sie nicht sehen konnte... Er begann zu Stöhnen, versuchte sich mit der Kraft der Verzweiflung aus meinem Griff zu befreien, rang allerdings erfolglos mit mir, immerhin war er verletzt, wenn er erfolgreich gegen mich gewesen wäre, hätte ich ernsthaft meine Kraft angezweifelt. Er gab auf, außer schmerzverzerrtem Stöhnen und ab und zu einen gequält klingenden Laut, vernahm ich nur ein paar Flüche in seiner Muttersprache - finnisch nahm ich an - von ihm, nichts weiter.

Ein triumphierendes Grinsen setzte sich auf meine Lippen, ich hatte ihn umgestimmt, ich hatte es zwar nicht für möglich gehalten, aber man musste wohl einfach Konsequent bleiben.

"Lässt du mich wenigstens los, du tust mir weh...", vernahm ich nach einigen Minuten von ihm, riss erschrocken die Augen auf und ließ ihn sofort los. Erleichtert seufzend sank er an der Wand herab und fasste kurzzeitig an seine durchgebluteten Verbände, zuckte allerdings und keuchte schmerzverzerrt auf.

"Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun... Wieso willst du unbedingt nach Hause...?", entschuldigte ich mich auch gleich und ließ mich auf die Knie sinken, damit ich direkt in sein von Schmerz zerfurchtes Antlitz blicken konnte. Wieder strich ich ihm durch sein blutverschmiertes Haar, streifte es aus seinem Gesicht, mir war es völlig gleich ob er das wollte oder nicht, er hatte erkannt das er sich meiner nicht erwehren konnte, murmelte mir mit Sicherheit wieder einige Flüche zu, doch ich hielt mit meinen langsam und gleichmäßigen Bewegungen nicht inne, erst als er mir auf meine Frage schwer zu antworten versuchte, ließ ich kurzzeitig von ihm ab.

"Ich hasse Krankenhäuser... ich will weg von hier...", antwortete er mir unter schwerem Keuchen knapp und entkam meinen Blicken indem er seinen Blick auf die kalte Mauer richtete. Seine Antwort bewog mich zu einem Lächeln, ich verstand nun sein Handeln. Ich ließ meinen Blick durch den gesamten, im sterilen weiß gehaltenen Raum gleiten und nickte.

"Ich verstehe dich, aber du musst noch einige Tage zur Beobachtung hier bleiben, immerhin hat dich der Wolfsdämon ziemlich stark verletzt...", erklärte ich ihm ruhig und bemerkte wie sein Blick sich zu weiten begann.

"Nein...! So lange halte ich es hier nicht aus, ich muss nach Hause...!" Nun war ich es der aufstöhnte und leicht zu seufzen begann. Ich konnte ihn zwar gut verstehen, aber er konnte jetzt doch nicht nach Hause, es sei denn ich würde ihn begleiten. Diese Idee klang im ersten Moment zwar ziemlich absurd, doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr gefiel mir diese Idee.

"Tero, wenn du nach Hause willst, werde ich dich begleiten", bot ich ihm also an und lächelte zu ihm herüber. Er hingegen keuchte mal wieder und versuchte sich schwerfällig aufzurichten.

"Ich schaffe das alleine... Ich muss gehen...", brachte er schwer hervor und schüttelte heftig den Kopf. Die Hand leicht zitternd an der kalten Wand gelehnt sank er wieder an ebenjener hinab, nur um einen weiteren erfolglosen Versuch sich aufzurichten zu starten. Einige Zeit sah ich ihm bloß tatenlos dabei zu, doch als ich es nicht mehr mit ansehen konnte, reichte ihm lächelnd meine Hand, auf das er sie ergreifen und sich daran hochziehen konnte.

"Lass mich in Ruhe, ich schaffe das schon alleine...", beharrte er weiterhin, hatte es nun aber doch aufgegeben sich aufzurichten, sicher hatte er nun erkannt, das dass mit seinen Verletzungen ein unmögliches Unterfangen war. Fast schon selbstironisch schien es, wenn man seine Beharrlichkeit zu gehen im Kontext zu der Unmöglichkeit stellte, sich eigenständig aufzurichten. Es bewog mich zu einem unmerklichen Lächeln, welches allerdings genauso schnell aus meinem Gesicht verschwand, wie es gekommen war. Ich hatte Mitleid mit ihm, er wirkte sicher nur äußerlich so eiskalt, innerlich fühlte er sich bestimmt total schwach und hilflos... Obwohl ich diesen Finnen nicht wirklich kannte und nicht einschätzen konnte, fühlte ich dass er meine Hilfe mehr als nötig hatte...

"Wieso willst du unbedingt sterben, ich kann dir doch helfen und dich nach Hause tragen wenn du es mir erlaubst", schlug ich ihm vor und wartete mehr als gespannt seine Reaktion ab.

Eine Zeit lang, die mir beinahe wie eine Ewigkeit vorkam, geschah absolut gar nichts, doch ich spürte richtig wie er hin- und her überlegte, alles genau abwog um mir schließlich seine Antwort mitzuteilen. Er wirkte auf mich nicht wie ein Idiot, der sein Handeln und seine Worte nicht gründlich durchdachte. Ich dachte immer dass Drogen einem das Gehirn zerstörten und das klare Denken nahmen, aber er war wohl einer der Ausnahmen, einer der sich davor hatte bewahren können... Ehe ich diese Gedanken und Erinnerungsfetzen tiefer in meinen Kopf eindringen ließ, schüttelte ich sie ab und sah stattdessen wieder tief in seine himmelblauen Augen.

"Manchmal wünschte ich mir wirklich ich wäre es...", murmelte er recht leise vor sich hin und strich mehrmals über seine vernarbten Unterarme. Als ich einen kurzen Blick darauf erhaschen konnte, zischelte ich leise auf, diese Narben zeugten von einer ähnlich schlimmen Jugend, wie die meine... Doch auch diese Gedanken ließ ich nicht tiefer in mich eindringen, der Vergangenheit nachzutrauern brachte doch nichts... nichts außer weitere Trauer und Schmerz... "Mach mit mir was du willst..."

Über seine Worte war ich doch mehr als nur überrascht und auch leicht geschockt, es klang nämlich nicht so wie eine Zustimmung seinerseits zu meinem Angebot ihn nach Hause zu tragen, eher als würde er sich zu meiner freien Verfügung darbieten... wie ein Sklave der für seinen Meister alles tun würde... Außerdem war seine Ausdrucksweise so seltsam gewesen... so mechanisch, als hätte er diese Worte schon mindestens hundert Mal gesagt... Doch auch diese verwirrenden Gedankengänge meinerseits drängte ich erfolgreich in den Hintergrund, aussagend war schließlich nicht wie er es gesagt hatte, sondern was er damit sagen wollte. Ein ganz klares "Ja" war das gewesen, wenn man sich denken konnte, das er wegen seines Stolzes wegen nicht hatte ausdrücken können, wie er es vielleicht gewollt hätte.

Ich lächelte ihn wieder an, mir war egal dass er gerade mit einem etwas mürrischen Gesichtsausdruck wegsah, er hatte mir in gewisser Weise zugestimmt, ein weiterer Triumph den ich feiern konnte. Ich stand zuerst auf, fasste seinen dürren Leib mit zarten, fast schon schematischen Bewegungen und hievte ihn auf meine Schultern. Dabei zischelte er leicht und fing wieder leise zu fluchen an, doch als ich mich nach seinem Befinden erkundigte, gab er mir an, dass es schon ginge. Ich nickte bloß, nahm noch die Tasche mit seinen Waffen mit und öffnete die Tür die uns aus seinem zukünftigen Ex-Zimmer führen sollte. Das er sich nicht wehrte und nach kurzer Zeit sogar das Fluchen einstellte, schob ich ganz einfach auf die Tatsache, das er wirklich erleichtert war, endlich aus diesem für ihn so verhassten Krankenhaus zu kommen.

Gemeinsam mit ihm und seinen Waffen suchte ich mir den Weg aus dem großen Krankenhaus, der sich anfangs vor mir verborgen gehalten hatte, doch ich besaß glücklicherweise einen guten Orientierungssinn, weswegen ich auch diese Hürde, vergleichsweise schnell nahm. Eisiger Wind schlug uns ins Gesicht, ich schauderte mehrfach aufgrund der eindringlichen Kälte und ließ meinen Blick durch die dunklen, nachtumwobenen Straßen gleiten. Nur noch wenige Menschen befanden sich auf jenen, eine Menschengruppe die laut gröhlte, ein paar ältere Herrschaften, hier und da ein Fußgänger und ansonsten bloß Penner, die - sturzbetrunken wohlgemerkt - einiger der Menschen wegen ein paar Cent anpöbelten. Einmal mehr wandte ich den Blick meinem Schützling zu, der sich erstaunlicherweise ziemlich ruhig verhielt, fast schon zu ruhig, diese Ruhe die von ihm ausging konnte einem beinahe Angst machen.

"Wie geht es jetzt weiter, du musst mir sagen wo du wohnst", meinte ich zu ihm und bemerkte dabei das meine Knie leicht schlotterten. Tero schien es ebenfalls aufzufallen, doch er verlor kein Wort darüber, was sicher auch besser so war, denn durch den eisigen Wind der mir entgegen schlug, vermochte ich es nicht abzuschalten oder gar gänzlich einzustellen.

"Immer weiter geradeaus, die zweite Straße rechts und gleich wieder links", teilte er mir teils grummelnd, teils leise keuchend mit. Seit ich ihn das erste Mal hatte reden hören, wunderte ich mich immer wieder aufs Neue wieso ich seinen so schlimmen, finnischen Akzent verstehen konnte, aber ich hatte wohl so etwas wie eine Begabung dazu schlimme Akzente zu verstehen. Lag wohl auch daran, dass ich mein halbes Leben an einem, die andere Hälfte am anderen Ende der Welt zugebracht hatte. Hier in Amerika lebte ich gar nicht so weit weg von meinem alten Leben in Kanada, ein Leben welches fröhlich gewesen war, es war erfrischend gewesen glücklich zu sein nachdem ich aus Japan nach Kanada gezogen war, doch auch dieses Glück hatte nur bedingt lange angehalten. Manchmal glaubte ich wirklich das Glück so was wie ein Limit hatte und ich schon lange an diesem angelangt war... Als ich mir allerdings richtig klar darüber wurde, das ich wieder in diese verhassten Depressionen zu versinken drohte, schüttelte ich heftig den Kopf und auf den merkwürdigen Blick des Blonden bloß ein Lächeln fand. Ja, so war es schon viel besser, glücklicherweise hatte ich in Tero so etwas wie eine Aufgabe gefunden, er würde mich auf andere Gedanken bringen außerdem war er nichtmal unattraktiv, vielleicht ein bisschen zu mager und dürr, vielleicht auch mit ein paar zu groben Ecken und Kanten, doch genau das machte ihn für mich wohl so unglaublich begehrenswert...!

Moment mal, was dachte ich hier eigentlich, vergaß ich etwa gerade dass er genauso Mann war wie ich? Schnell schüttelte ich auch diese seltsamen Gedanken und Empfindungen ab, doch es dauerte seine Zeit, bis ich nicht mehr an ihn dachte. Hatte er sich etwa schon so unglaublich tief in mein Gedächtnis gebrannt?

Ein ersticktes und mehr gekeuchtes Räuspern riss mich völlig aus meinen wirren Gedankengängen, ich blickte wieder zu Tero, der mich etwas mürrisch anblickte und mir mit vor Schmerz zitternden Fingern einen Schlüssel entgegen hielt. Leicht irritiert begann ich mich umzusehen und festzustellen das ich gemeinsam mit ihm - als ich in meinen Gedanken gefangen war - indessen zu ihm gelaufen war. Etwas über mich selbst lachend nahm ich den Schlüssel aus seinen zittrigen Fingern und da an den Bund nur zwei verschiedene Schlüssel hingen, war es mir ein leichtes herauszufinden welcher davon in das Schloss passte. Die Tür öffnete sich unter lautem Knarren und Quietschen, doch ich ignorierte es gekonnt, schlug die Tür wieder zu als ich mit ihm eingetreten war und begann mich in der kleinen Wohnung umzusehen. Die tristen, grauen Wände, von denen teilweise der Putz auf den unsauberen Fußboden bröckelte, war nicht das einzigste das mir an dieser Wohnung auffiel. Einfach alles wirkte schmuddelig, das Wohnzimmer war in einem erbärmlichen Zustand und fast überall lagen Waffen, Munition oder auch Munitionsgürtel herum. Alleine das Sofa im Wohnzimmer veranlasste mich dazu nicht länger als notwendig hier im Wohnzimmer zu bleiben, da es an zahlreichen Stellen aufgeschlitzt war und altes Blut daran klebte. Alleine der Gestank ließ es mir übel werden, doch ich hielt mich zurück und kehrte dafür dem Wohnzimmer den Rücken zu. Wenn schon das Wohnzimmer einen solch widerwärtigen Anblick bot, wollte ich die verbleibenden Zimmer lieber nicht besehen, aber was hatte ich für eine Wahl, irgendwo musste er sich ja hinlegen können um seine Verletzungen ordentlich auszukurieren... Argwöhnisch lenkte ich meine Blicke auf den Blonden, der noch immer leicht keuchend über meiner Schulter hing und sah ihn fragend an.

"Hast du hier auch so was wie ein sauberes Bett oder etwas in der Art?", fragte ich ihn leise und strich ihm wieder ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

"Im Schlafzimmer...", grummelte er leise und das sogar völlig akzentfrei, obgleich ich auch seinen schlimmen Akzent verstanden hätte. Seine Antwort genügte mir völlig um mich mit ihm auf die Suche nach seinem Schlafzimmer zu machen und es auch nach kurzer Zeit auszumachen. Argwöhnisch lugte ich in das Innere des Zimmers und war wirklich angenehm davon überrascht. Die Mauern waren in einem respektablen Zustand, nur die blaue Farbe blätterte hier und da ab, aber das störte mich wirklich nicht. Eine kleine Kommode stand auf der linken Seite des Raums, gleich daneben ein kleiner Kleiderschrank von welchem eine Tür offen stand und einen kurzen Blick ins Innere erhaschen ließ. Auf der rechten Seite des Raums stand ein großer Bett und gleich daneben ein kleines Nachttischchen auf welchem eine kleine Lampe ihren Platz fand. Der Boden war mit einem hellen, türkisfarbenem Teppich ausgelegt, rein gar nichts war hier verschmutzt, es bot einen solchen Kontrast zu den restlichen Räumen, das ich sogar kurzzeitig daran zweifelte ob dieser Raum wirklich zu seiner Wohnung gehörte.

Erfreut betrat ich das Zimmer und setzte meinen blonden Schützling auf dem Bett ab, woraufhin er allerdings wieder laut zu keuchen begann. Ich beobachtete ihn wie er sich schwerfällig durchs Haar fuhr und mit einem schmerzverzerrten Gesichtsausdruck in den blutverklebten Strähnen hängen blieb. Schnell löste er die Finger aus den Haaren, richtete sich unter keuchen auf und torkelte langsam aus dem Schlafzimmer. Ich konnte mich zuerst kaum rühren, doch dann stürzte ich mit vor Panik geweiteten Augen zu ihm, hielt ihn an den Schultern fest, darauf erpicht ihm nicht wieder so wehzutun.

"Tero, was hast du denn jetzt schon wieder vor?!", fragte ich ihn mit nicht zu überhörender Hektik und Besorgnis in der Stimme. Er war so unvernünftig, ganz egal was er auch vorhatte, alles was über im Bett liegen und auskurieren hinausging war in seinem Zustand mehr als nur unvernünftig...

"Ich will mir nur die Haare waschen und mir was anderes anziehen...", keuchte er wieder schwerer, woraufhin ich seine Schultern losließ und er dankbar aufkeuchte. Mit einem Lächeln und einem langen Nicken gab ich ihm zu verstehen das ich nichts dagegen hatte, schließlich brauchte er mich dafür nicht und das traute ich ihm gerade noch zu.

"Ich warte im Bett auf dich", meinte ich noch zu ihm, sah wie er sich abwandte, dann aber doch inne hielt, sich noch mal zu mir umdrehte und mich und meinen immer noch freien Oberkörper eindringlich musterte. "Du kannst ein Shirt von mir haben", sagte er schließlich und wandte sich nun wieder um, um wieder unter Gekeuche dem Badezimmer entgegen zu wanken. Ich nickte bloß dankbar, machte mich sofort wieder auf den Weg ins Schlafzimmer, ging zu dem vergleichsweise kleinen Kleiderschrank und suchte mir ein schwarzes Shirt mit ein paar schwarzen Akzenten hier und dort aus seiner spärlichen Sammlung heraus. Nein, er besaß nicht sehr viele Klamotten, aber das war für mich doch eher nebensächlich, ich streifte es mir über und versprach mir selbst es ihm wieder zurückzugeben, wenn ich es nicht mehr brauchte. Anschließend ging ich wieder zu dem Bett und ließ mich auf es fallen. In der Ferne hörte ich Wasser rauschen, lauschte diesem beruhigenden, eintönigen Geräusch, drohte fast einzudösen, doch als das Wasser abgestellt wurde, zwang ich mich selbst dazu, mich wieder aufzurichten und ihn so zu erwarten.

Es dauerte noch etwas bis er mit feuchten Haaren wieder zu mir ins Schlafzimmer wankte, ein Glätteisen im Schlepptau hatte und sogleich zu dem Kleiderschrank ging. Eine Zeit lang kramte er in dessen Innern herum, bis er sich ein Outfit aus einem schwarzen Tanktop und einer ebenso schwarzen Stoffhose zusammengestellt hatte. Zusammen mit seinen Kleidern wankte er zu mir aufs Bett, legte zuerst das Glätteisen ab, würdigte mich keines Blickes und begann damit sich auszuziehen. Es musste sehr schmerzhaft für ihn gewesen sein, da sein Keuchen und Stöhnen dabei wieder zunahm und er mehr als einmal sein Gesicht zu einer schmerzverzerrten Fratze verzog. Als er sich bis auf die Shorts ausgezogen hatte, klebte mein Blick förmlich auf seinen Verbänden, sie sahen wirklich schrecklich aus, durchgeblutet und schon leicht verkrustet waren sie... Doch dann schweifte mein Blick auf den Rest seines Körpers, er war so dünn, so unglaublich mager... ich nahm mir fest vor das zu ändern, ich konnte nicht zulassen das er so mager blieb...

Ich sah ihm noch dabei zu wie er sich anzog und anschließend sein Glätteisen in eine nahe Steckdose einsteckte und sich damit durch das mittlerweile saubere Haar fuhr. Voller Faszination sah ich ihm dabei zu und bemerkte nichtmal richtig dass mir bei seinem Anblick das Herz bis in den Hals schlug. Ich beobachtete ihn auch weiterhin mit laut pochendem Herzen, konnte wirklich kaum die Augen von ihm nehmen, während er weiterhin Strähne für Strähne sein langes Haar glättete und bemerkte irgendwann doch wie unglaublich heiß mir langsam wurde... Heftig schüttelte ich den Kopf, doch es war schwer wieder klar zu denken. Verdammt, was war das nur, das konnte doch nicht sein, ich stand doch nicht wirklich auf ihn... oder etwa doch...?! Verflucht! Ich versuchte es zu überdecken, lächelte bloß als er mit einem undefinierbaren Blick zu mir herüber sah. Wie gut das er mich nicht darauf ansprach, ich konnte ihm doch nicht erklären das ich wohl auf ihn stand...!

Wortlos steckte er das Glätteisen aus der Steckdose aus, brauchte eine kleine Ewigkeit bis er es zurück ins Bad gebracht hatte, wieder hier war und aus einer seiner Manteltaschen eine kleine Zigarettenschachtel und sein Feuerzeug gezogen hatte. Sogleich öffnete er eines der beiden kleinen Schlafzimmerfenster und ließ sich neben mich auf das Bett fallen.

"Willst du auch?", fragte er mich relativ leise und hielt mit die Schachtel hin. Ich zögerte eine ganze Zeit, doch dann zog ich mir doch eine Zigarette heraus und betrachtete sie skeptisch. Eigentlich rauchte ich nicht, war mehr der Gelegenheitsraucher und hatte gerade nichtmal Lust auf eine Zigarette, doch irgendwie wollte ich nicht dass er alleine rauchte...

"Danke...", meinte ich noch leise, sah ihm dabei zu wie er sich seine eigene Zigarette an der kleinen flackernden Flamme, die aus dem Feuerzeug drang anzündete, den grauen Rauch an die Decke pustete und mir die kleine Flamme entgegenhielt. Doch ich kannte eine bessere Möglichkeit mir die Zigarette anzuzünden, pustete die Flamme aus, steckte mir die Zigarette zwischen die Lippen, legte meine Hand in seinen Nacken, fuhr ganz nahe an die Zigarette zwischen seinen Lippen und zündete mir meine an der glimmenden Spitze seiner an. Den Rauch ließ ich zögerlich meine Lunge passieren, unterdrückte den aufkommenden Hustenreiz erfolgreich und stieß den Rauch fast schon erleichtert aus mir raus. Tero sah mich bloß mit einem ungläubigen Blick an, schwieg aber, was mir ausgesprochen gut gefiel. Ich meinte bloß ein leise gemurmeltes "Kreativ..." von ihm zu hören, dann schwiegen wir wieder und rauchten auf. ein beißender Gestank hang in der Luft, das offene Fenster und die dadurch dringende, klare Luft drängte den Gestank langsam zurück, worüber ich ziemlich erleichtert war, ich hasste es nämlich wenn der dicke Qualm im Raum hing und die Luft verpestete. Irgendwann, als die Luft wieder klarer war, durchbohrte mein knurrender Magen das Tuch der Stille, welches die ganze Zeit über uns lag und ich lächelte verlegen.

"Hast du nicht auch Hunger? Ich bestell uns schnell was beim Lieferservice", meinte ich grinsend, zog meine Geldbörse aus meiner Hosentasche und zählte die sich darin befindenden Geldscheine einmal durch.

"Ich will nichts essen, ich hab keinen Hunger...", grummelte er, doch als ich die Scheine auf dem Bett auszubreiten begann, weitete sich sein Blick beträchtlich. "Woher hast du so viel Geld...?", hörte ich ihn noch stammeln, ich hingegen ließ ein leichtes Schmunzeln auf meine Lippen. Ich würde wetten er hatte niemals so viel Geld besessen oder gar auf einem Haufen gesehen.

"Du musst aber was essen, du bist ja jetzt schon viel zu mager...! Und das Geld, tja wenn man es nicht für seine Sucht ausgibt häuft es sich mit der Zeit", erklärte ich ihm mit einem leichten Grinsen, zog aus meiner anderen Hosentasche mein Handy hervor und suchte die Nummer meines Lieblingsitalieners.

"Ich hab trotzdem keinen Hunger... Außerdem bin ich gegen manche Dinge aler... allo... ala..." Er suchte lange nach dem Wort, bis er schließlich fündig wurde. "...allergisch, genau!"

"Aber Spaghetti Bolognese verträgst du doch sicher, oder?" Ich ignorierte es schlichtweg das er mir immer wieder vorbetete keinen Hunger zu haben, es war mir egal, ich würde es nicht zulassen das er weiter abmagerte und sich somit zugrunde richtete...!

Als Antwort hörte ich bloß ein leises Knurren und ein darauf folgendes Grummeln von ihm, lächelte nur und wählte die Nummer meines Italieners. Ich orderte bloß eine Portion, weswegen sich Tero wohl in Sicherheit wog und ziemlich erleichtert aufseufzte. Ich verriet der italienischen Stimme am anderen Ende der Leitung noch die Adresse, verabschiedete mich höflich und verschwand aus der Leitung. Ich spürte richtig wie unglaublich stolz er sich fühlte, über mich gesiegt zu haben, ließ ihm die Freude noch ein Weilchen, ehe ich schmunzelnd mit der Sprache rausrückte, ihm offenbarte, was ich wirklich vorhatte.

"Ja, du hast richtig gehört, ich habe bloß eine Portion bestellt, aber du glaubst doch wohl nicht, das ich die ganzen Spaghetti alleine essen werde", erklärte ich ihm schelmisch grinsend, woraufhin er ein übellauniges Gesicht zog und mich einige Sekunden mit bösen Blicken strafte. Ich hingegen machte mir nichts aus ihnen, weil ich schon ahnte dass er sogleich einlenken würde.

"Dann esse ich halt etwas bei dir mit...!", murmelte er bloß genervt, wandte den Blick aus dem geöffneten Fenster hinaus und zog sich eine weitere Kippe aus der Schachtel. Ich beobachtete ihn genau, konnte sehen wie er mit der Entscheidung rang, ob er mir auch eine anbieten würde und entschied sich schließlich dafür, woraufhin ich mir dankend eine aus der Schachtel zog und ihn weiter beobachtete. Ich konnte wirklich nicht genug von ihm bekommen, ich musste es wohl langsam einsehen... Nach kurzer Zeit des Suchens, entflammte er wieder sein Feuerzeug, zündete sich die Kippe an und keuchte etwas als der Rauch seine Lunge verließ. Da ich mir meine eigene wieder auf die "kreative" Art und Weise anzünden wollte, kam ich ihm wieder ganz nahe, doch diesmal reagierte er sehr schnell. Blitzschnell zog er mir die Kippe aus dem Mund und steckte mir als Ersatz seine, schon angezündete zwischen die Lippen. Das Ganze ging so unfassbar schnell, das ich nichts dagegen tun konnte und ihm wieder dabei zusah wie er sich "seine" Kippe nun auch anzündete.

"Spielverderber", grunzte ich bloß, atmete dann allerdings den Rauch der Zigarette ein, nur um ihn geradewegs wieder auszustoßen. Doch dann kicherte ich etwas, als ich sah dass er absolut keine Siegermimik aufgelegt hatte, ja noch nichtmal leicht grinste. Ich verstummte schnell wieder als er kalt zu mir herübersah, schreckte allerdings heftig auf, als ich das durchdringende Schellen der Türklingel vernahm. Er hingegen blieb unfassbar ruhig und richtete sich schwerfällig auf.

"Ich geh schon...", grummelte er bloß, ich steckte ihm noch einen Geldschein zu, damit er nicht mit leeren Händen vor offener Tür stand. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Lieferanten und anschließender Geldübergabe, kehrte er schwerfällig mit dem Essen zu mir zurück. Ich grinste bloß, nahm die heiße Aluschale an mich, ebenso wie das Plastikbesteck welches höflicherweise mitgeliefert wurde, nur ihm beides nach gründlichen Überlegungen zu reichen.

"Du darfst zuerst", meinte ich noch, woraufhin er die warmen Spaghetti fast schon angewidert betrachtete, sehr zögerlich die Gabel ergriff und dann schließlich zu essen begann. Ich beobachtete grinsend wie er jeden Happen gründlich durchkaute und mir den Rest nach ein paar Gabelladungen wieder aushändigte. Er hatte zwar nicht sonderlich viel gegessen, aber das störte mich ganz und gar nicht, Hauptsache er hatte überhaupt etwas gegessen.

"Zufrieden?! Mehr bekomme ich beim besten Willen nicht runter...", hörte ich ihn sagen, während ich langsam zu essen begann.

"Mehr musst du auch gar nicht essen, ich bin mehr als zufrieden", grinste ich und schlang hungrig die Spaghetti hinunter. Es schmeckte wirklich vorzüglich, die noch warmen Nudeln bekämpften das Hungergefühl im Nu und setzten ein sanftes Sättigungsgefühl in mir frei. Jetzt fühlte ich mich wieder besser und brachte noch schnell die kümmerlichen Reste in die Küche, damit sie nicht die ganze Zeit bei uns im Schlafzimmer stehen mussten. Als ich wieder zu ihm zurückkehrte hatte er sich bereits bäuchlings ins Bett gelegt und die in meine Richtung gerichteten Augen halb geschlossen. Ich war überrascht, er tat wohl das allererste Mal das Richtige, wollte sich ausruhen. Sanft lächelnd kroch ich zu ihm ins Bett, legte die Decke um unsere Körper und rückte bewusst näher an ihn heran. Zuerst hörte ich bloß eine schweres Aufstöhnen seinerseits, doch er wehrte sich nicht gegen meine Nähe, vielmehr er konnte sich ja nicht dagegen wehren, seine Verletzungen setzten ihm wirklich zu... Ich beobachtete noch wie sich seine Augen langsam gänzlich schlossen, sein Atem ruhiger ging und sich seine gesamte Haltung Zusehens entspannte...
 

Im gesamten Zimmer war es dunkel, die vorabendliche Dunkelheit strömte zusammen mit einer eisigen Kälte in das Zimmer, umschloss meinen fröstelnden Körper und zog mit rostigen Ketten die Wärme aus mir... Die erkalteten Glieder schloss ich enger um den warmen Leib neben mir, dieser gab einen kurzen, grummelnden Laut von sich, bis auch in ihn wieder Ruhe einkehrte. Meine Augen suchten nach dem Glanz in seinen, doch dieser wurde von seinen schweren Lidern verdeckt, welche wie schwere Leinentücher über seinen himmelblauen Augen hangen... Zögerlich nahm ich einen Arm von seinem Leib und ließ die Finger ebenso zögerlich über seine Wange, über Lippen und Mundwinkel gleiten, Er war so weich, so glatt, so warm... so wunderschön... Ich konnte es nicht mehr leugnen, ich hatte mich in ihn verliebt... es ging so schnell das ich diesem tiefen Gefühl nur langsam gewahr wurde, doch nun hämmerte mein Herz fast so schnell, als wollte es einen Marathonlauf gewinnen... Alleine sein Anblick machte mich schier wahnsinnig, ich schaffte es einfach nicht den Blick auch nur eine Sekunde von ihm zu nehmen... Jedes Mal ging es so schnell bei mir, ich verliebte mich ohne jegliche Vorahnung, doch diesmal war es der Allerfalscheste den ich mir hätte aussuchen können... Aber doch übte er eine solche Anziehungskraft auf mich aus, das ich mich gar nicht dagegen wehren konnte, es gar nicht wollte... Mir war so egal das ich ein Mann war... beinahe noch egaler war mir das er ebenfalls einer war... Jegliche Art von moralischen Bedenken hatte ich ohne Umwege in den Wind geschossen, für mich gab es in der Liebe keine Ausnahmen, keine Unterschiede... Wenn ich ihm so in die geschlossenen Lider blickte, seinen dürren Leib so eng an meinem spürte... spürte wie sich diese flammende Hitze in mir ausbreitete... wusste ich das es wahr war. Kein Gefühl das ich kannte war so intensiv, so unvergleichlich stark und verheerend... Nichts war so wie dieses Gefühl, nichts bisher gekanntes, es war wie eine unbekannte Variable, die sich in meiner Gleichung nicht auflöste und ich dennoch ganz genau wusste was es war...

Während ich auch weiterhin mit kühlen Fingerspitzen über sein warmes Gesicht fuhr, zog sich mein Blick in eine eindeutige Richtung, geradewegs zu seinen samtenen Lippen hin. Ich betrachtete sie eingehende, fuhr leicht mit den Fingerkuppen über diese und berührte anschließend meine eigenen Lippen damit. Es prickelte angenehm... war das ein Kuss, war das wie ein Kuss oder erinnerte es nur daran...? Ich biss mir angestrengt überlegend auf die Unterlippe, das Verlangen in mir wuchs immer weiter an... sollte ich es einfach wagen... oder war das zu dreist...? Aber er schlief doch, er würde es gar nicht merken, nur ich würde etwas merken... etwas das mich sicher mehr als glücklich machen würde... Es gab keine Bedenken, das war schließlich nichts Verbotenes... Minutenlang starrte ich ihn an, meine Lider umschlossen meine Augen während ich sanft seine samtigen Lippen in Verbindung mit meinen brachte. Mir wurde ganz heiß, es fühlte sich so ungekannt, seltsam und verboten an... ich bekam Lust auf mehr von diesen Gefühlen, mein Gehirn ließ eine wahre Armee aus Endorphinen auf mich los, das schlug nichts, absolut nichts war so gut wie das, absolut gar nichts und selbst wenn, wollte ich es gar nicht wissen... Endlos lange Minuten vergingen, ich dachte gar nicht daran aufzuhören, ich wollte niemals von diesen samtig weichen Lippen ablassen, nicht von diesem Gefühl, das immer weiter in mir emporkroch und ein wohliges Prickeln in mir auslöste.

Doch plötzlich hörte ich ein Grummeln, öffnete meine Augen einen Spalt weit. Blassgrüne Augen trafen auf eisblaue und schon im nächsten Moment wurde ich von ihm unter Ächzen relativ sanft weggedrückt. Meine Lippen lösten sich gezwungenermaßen von den seinen, ich vermisste seinen Geschmack augenblicklich... Tero hingegen sah noch nicht mal sauer oder schockiert ausm ganz im Gegenteil er sah mich bloß völlig verständnislos und irritiert an.

"Tero ich...", versuchte ich mich schnell zu erklären, doch er unterbrach mich mit heftigem Kopfschütteln, ehe er selbst das Wort erhob.

"Senkin Nuija", murmelte er so leise, das ich annahm dass er diese Beleidigung nicht wirklich ernst meinte. Ich schwieg nun, es machte keinen Sinn die Sache breit zu treten, dadurch machte ich es schließlich nicht besser, geschweige denn Rückgängig. Letzteres wollte ich auch gar nicht, weil es sich so unfassbar schön angefühlt hatte ihn einfach nur zu küssen... Die ganze Sache lag über uns wie ein bleiernes Tuch, keiner von uns beiden wagte es zu sprechen, einzig und alleine das kontinuierliche Keuchen des Blonden verhinderte das es vollkommen still wurde...

Nach einer ganzen Weile des Schweigens strich ich ihm wieder ein paar Haarsträhnen hinter die Ohren, sah ihn sehr sanft und beschwichtigend an... ich wollte nicht das irgendetwas zwischen uns lag... Er hingegen keuchte wieder, löste meine Finger aus seinem Haar, sah mich kurzzeitig mit einem undefinierbaren Blick an, ehe sich sein Gesicht wieder zu einer schmerzverzerrten Fratze verzog und er sich an seine Verbände fasste. Augenblicklich zog er einen Koffer mit Verbandszeug hervor und sah mich bittend an.

"Kannst du mir helfen, sie entzünden sich sonst...", murmelte er bloß und sah mich dabei nicht an. Ich hingegen lächelte bloß und nickte lange, ich fühlte mich sofort besser, da ich ihm helfen konnte, es machte mich glücklich ihm helfen zu können. Während ich mich aufrichtete und mir die Verbände und Kompressen zurechtlegte, betrachtete ich mir, nachdem er nach und nach den Verband gelöst hatte, die Wunden auf seinem Leib. Sie sahen wirklich schrecklich aus, das Blut war teilweise total verkrustet und dadurch dass sich die Verkrustungen teilweise mit dem Verband verbunden hatten, waren sie an einigen Stellen aufgerissen, sodass frische Blutrinnsale aus ihnen liefen. Seufzend legte ich auch noch Zellstofftupfer und das Jod bereit, da musste er jetzt durch, ohne ihm die Wunden zu desinfizieren würde ich ihm keine neuen Verbände legen...

"Ich muss sie desinfizieren, beiß am besten kräftig die Zähne zusammen", forderte ich ihn auf, er nickte schwer und ich machte mich daran seine Wunden mit dem Job und den Tupfern zu reinigen. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen wie sehr er damit zu kämpfen hatte und immer wieder aufstöhnte. Sogar ein leises "Perkele" entfuhr ihm, doch dann war ich mit dem Desinfizieren fertig, drückte ihm noch die Kompressen kräftig an, wodurch er wieder etwas zischelte und einige Flüche vom Stapel ließ und ihm anschließend die Verbände legte. Einmal strich ich noch darüber hinweg und lächelte ihn an.

"So, jetzt gehst erstmal wieder".

"Danke...", erwiderte er mir sehr leise und wandte sich von mir ab. Er legte sich wieder mit dem Gesicht zu mir auf die Seite, ich verstaute sein Verbandszeug ordnungsgemäß und legte mich zu ihm. Es war schließlich schon spät, wir sollten nun wirklich langsam schlafen, ein ziemlich ereignisreicher Tag lag hinter uns...

Während er so dalag konnte ich nicht anders als ihn zu betrachten und etwas näher an ihn heranzurutschen. Da er wohl schon eingeschlafen war, störte er sich nicht daran und keuchte bloß ab und zu. Es dauerte nicht lange bis auch mich der süße Schlaf einholte und ich in einen sanften Dämmerschlaf verfiel. Seltsamerweise vernahm ich selbst das leiseste Wispern einer Stimme oder die Bewegung des Körpers neben mir. Ich merkte immer wieder die unruhigen Bewegungen von ihm, schmerzverzerrtes Ächzen und Keuchen, wachte dadurch allerdings nicht auf. Ich machte mir große Sorgen um ihn, er schien starke Schmerzen zu haben, ich wünschte mir so sehr ich könnte ihm wenigstens einen kleinen Teil der Last nehmen, die auf seinen Schultern lastete... Es verging noch einige Zeit in welcher er immer wieder schmerzvolle Laut von sich gab, doch irgendwann spürte ich seinen warmen Leib auf meinem Oberkörper und merkte erneut wie diese fantastische Wärme, verbunden mit heißem Prickeln in mir aufstieg. An schlaf war nun nicht mehr zu denken, weshalb ich meine Augen aufschlug und direkt in die seinen blickte. Mit wurde immer heißer und heißer, ich schlang vorsichtig die Arme um seinen Leib, streichelte ihn sanft. Seine Augen zeigten Erstaunen, er versuchte verzweifelt von mir zu kommen, doch scheinbar hatte er zu große Schmerzen und schaffte es dadurch nicht. Mir war es ganz recht so, ich genoss die Wärme die er abstrahlte wohingegen er immer nervöser zu werden schien.

"Lass mich los, ich will runter, mir ist kalt...!", meinte er mit einem ziemlich nervösen Unterton, doch ich grinste bloß, diese Ausrede zog bei mir nicht und loslassen wollte ich ihn ganz sicher nicht, dazu fand ich es zu schön ihn auf mir zu spüren.

"Quatsch, dir kann gar nicht kalt sein, schließlich bin ich ganz warm", hauchte ich ihm in einem verführerischen Tonfall zu streichelte ihn weiterhin und lächelte ihn sanft an. Ja, ich genoss diese Verbundenheit wirklich, fixierte seine Augen fest mit meinen und konnte einfach nicht aufhören seine weiche Haut zu liebkosen... Ich sah ihm an das er angestrengt nachdachte, aber mir war das egal, solange er sich nicht wehrte. Nach einer ganzen Weile erst erhob er seufzend die Stimme.

"Kato, ich habe nachgedacht... Du hast mich gerettet, du bist so nett zu mir und ich kann dir nichts von mir zum Dank geben... außer mir selbst...", sprach er sehr leise und wies schlussendlich mit seinen Händen auf seinen Körper. Zuerst traute ich meinen Ohren kaum, bot er sich mir gerade an, genauso wie sich ein Stricher einem Freier anbot?! Ich hätte es wissen müssen, genau das war wohl mal sein Beruf...!

"Ich kann das nicht... nicht das ich es nicht wollen würde, aber... du bist verletzt... ich will dir nicht wehtun...", erwiderte ich ihm mit leiser Stimme und abgewandtem Blick. Ja, ich wollte es und wie ich es wollte, aber ich hatte wirklich Angst davor ihm wehzutun, nichts lag mir ferner als ihn fahrlässig zu verletzen...

"Wenn du nicht willst, muss ich wohl wieder auf dem Strich gehen um dir mit dem Geld zu danken...", erklärte er mir mit geschlossenen Augen und wollte schon aufstehen, doch ich hielt ihn auf.

"Nein, alles bloß das nicht, lieber schlafe ich mit dir, als das du dich irgendwelchen Fremden überlässt... aber ich will dir nicht wehtun...", gab ich ihm gleich zurück und musterte ihn und seinen zerschundenen Körper eindringlich.

"Du tust mir schon nicht weh... wenn ich auf dem Rücken liege habe ich keine Schmerzen...", erklärte er mir und wies zwischenzeitlich immer wieder auf seinen Körper. Das war’s, jetzt hatte er mich, ich wollte ihn so sehr und er versprach mir dass ich ihm nicht wehtat. Meine Innere Mauer fiel gänzlich in sich zusammen.

"Okay, ich tu´s", meinte ich noch leise, ehe ich meine Lippen wieder auf die seinen legte...

Closer

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  Reid
2009-01-19T15:53:13+00:00 19.01.2009 16:53
Hey meine süße, ich hab mir heute endlich mal die benötigte Zeit nehmen können dieses unglaublich schöne Kapitel zu lesen :D
Hach, es ist einfach mal wieder super geworden... gefällt mir wirklich wahnsinnig gut wie detailliert du doch schreibst ^^
Man will immer wissen wie es weiter geht xDDD
Ich bin eindeutig ein fan von dir, aber das weißt du ja sicher schon xDD
*anlieb* Weiter so mein schatzeyhasey ;D
Von:  NancyThompson
2009-01-02T00:39:57+00:00 02.01.2009 01:39
Ja das ist doch wieder ein schönes und sehr detailreiches Kapitel, hast den ganzen Akt von beiden sehr schön beschrieben. Was ist lustig fand, war das Tero so stutzig reagiert hat, weil Kato so nett zu ihm war, er ist richtig süß wenn er so hilflos reagiert, dann sieht man auch mal seine 'nette' Seite, wenn mans so nennen kann^^ XD
Von:  NancyThompson
2008-12-16T20:36:41+00:00 16.12.2008 21:36
Wow ein echt tolles Kapitel, jetzt wissen wir wenigstens was als nächstes kommt!^^ XD *zwinker*
Jaja die beiden sind so süß zusammen und wie Kato da Herzklopfen bekommt. Ich finde sowas immer total süß^^
Aber am besten war ja als Tero sich angeboten hat, zu geil!^^ XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
Weiter so meine Süße, das wird ja immer besser hier, mehr kann ich nicht sazu sagen...außer geil, geil, geil!!!^^
Von:  Reid
2008-12-15T22:25:08+00:00 15.12.2008 23:25
waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah oh mein gott....
...........................<-stille
*sprachlosigkeit*
Super Kapitel... ich bin hin und weg. Wunderschön geschrieben....mach schnell weiter, ja?
*anliebs*
*schmacht*

Von:  Kau-tan
2008-12-15T20:22:44+00:00 15.12.2008 21:22
Sooo....Meine Meinung kennst du ja schon, ich schreib sie hier aber gern nochmal für alle sichtbar auf XDD Ich find das Kapitel echt geil, hast die beiden wieder total gut rübergebracht, sehr gut eben^^ Und um den Quietschefaktor zu erhöhen, kommt jetzt ein echter Quietschekommi!
BOAH!!!
*sabba*
Schreib schnell weidaaaa!
Das is voll süzzzz~~~!

Okay, das wars aber auch wieder XD
Von:  Reid
2008-12-07T15:32:08+00:00 07.12.2008 16:32
Uha!
Na toll jetzt will ich weiterlesen ^^
Besonders wie du die Charaktere rüberbringst gefällt mir sehr gut.
Deine Metaphern find ich klasse, auch ich benutze gerne solche Stilmittel XD
Also mal zusammengefasst... schreib schnell weiter XD
Von:  Kau-tan
2008-11-23T15:12:50+00:00 23.11.2008 16:12
Sooo....Du hast Tero viel besser rübergebracht, als ich es tu....Mir gefällt das Kapitel auf jeden Fall, aber das weißt du schließlich schon^^ Ich freu mich jedenfalls schon auf das Nächste...Hehehehe...;)
Von:  Sweet__Angel
2008-11-22T21:23:05+00:00 22.11.2008 22:23
So udn hier noch ein Kommi von mir,als owie auch in den vorherigen Kapitel ist auch dieses wieder super toll geworden.
Man kann sich richtig in die personen mit hinein versetzen^^

mach weiter so süße bin scho naufs nächste Kapitel gespannt.
Von:  Sweet__Angel
2008-11-22T21:00:38+00:00 22.11.2008 22:00
Und schon wieder so ein tolles Kaspitel,du kannst einafch so toll schreiben(das auch können will T^T)
Es wird bei jeden Kapitel immer spannender,du kannst das einfach super toll erläutern und schildern.

Mach weiter so^^
Von:  Sweet__Angel
2008-11-22T19:02:48+00:00 22.11.2008 20:02
WOW der Prolog ist schon mal klasse,bin mal gespannt wies weiter geht,vorallem weil ja Shonen ai ja noch dabei ist^^
Genau nach mein Geschmack(hoffentlich wirds nicht all zu brutal XD)
Sorry Süße das ich erst jetzt Kommi schreibe.


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