Der Krieg der Elemente von ReapersScythe66 (Fantasy-Story) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Vor vielen tausend Jahren wurde die Welt Gaya von acht Göttern erschaffen. Jeder Gott nahm sich ein Teil des Planeten und formte ihn nach seinen Vorstellungen. Danach erschuf jeder Gott seine eigenen Geschöpfe und gab ihnen die Herrschaft über den Teil ihres Planeten. Und für viele Jahre waren alle Lebewesen des Planeten glücklich und sorgenfrei. Doch auf einen Schlag änderte sich alles. Die einzelnen Regionen kämpften gegen die anderen und viele Geschöpfe ließen ihr Leben. Doch für die Götter gab es keine Möglichkeit direkt in das Geschehen einzugreifen. So formten die Götter aus Erde, Leben und göttlicher Essenz einen instabilen Kristall, welcher mit Macht, Kraft und Energie angefüllt war. Und wie die Götter es erwarteten nutzten die Wesen des Planeten diesen Kristall und teilten ihn auf. Die Kristalle wurden für Waffen gebraucht und als man sie einsetzten wollte, entfesselte der Kristall seine Macht und diejenigen, die die Macht der Kristalle nutzten wollten starben. Auf ihre Weise schufen die Kristalle so den Frieden. Doch eines hatten die Götter nicht berücksichtigt. Die Verbissenheit der Menschen. Sie vermochten es den Kristall zu bändigen und schafften so ein Arsenal mächtiger Waffen die von der Energie des Kristalls zähren konnten. Und mit diesem Kristall, Orihalcon genannt, wurden seitdem viele Kriege geschlagen und viele Geschöpfe mussten ihr Leben lassen. Seit jener Zeit gaben die Götter es auf in die Geschehnisse des Planeten einzugreifen. Ein letztes Geschenk gaben sie noch bevor sie sich der Welt für immer verschlossen. Kapitel 1: Für das Leben aussorgen ---------------------------------- "Das ist eine todsichere Idee, Alter. Mit diesem Ding haben wir für den Rest unseres Lebens und darüber hinaus ausgesorgt" versicherte Angus und schlug seinen Krug so stark auf den Tisch, dass die Hälfte seines Biers sich über den Tisch ergoss. Während Angus noch dem verschütteten Bier hinterher weinte sah Roan seinen Gefährten und Kumpel an. In seinen Braunen Augen war wieder das Glitzern was er immer hatte wenn er von etwas überzeugt war. Roan mochte ihn und seine Art alles positiv zu sehen. Er wusste was für ein herzensguter Mann Angus war, auch wenn seine Erscheinung das Gegenteil zeigte. Er war, für seine Aufgaben, richtig gekleidet. Eine lange, braune Hose, die an seinen Knöcheln zusammen geschnürt war und so einen großen Teil seiner Stiefel verdeckte. An seinem Gürtel hing links eine lederne Schwertscheide und rechts ein kleiner Beutel. Roan hatte sich schon oft den Kopf zerbrochen was in dem Beutel sein konnte, doch nie fand er eine akzeptable Idee. Fakt war nur das in seinem Beutel viele Werkzeuge für sein Handwerk waren. Was Angus an seinem Oberkörper trug erinnerte stark an die Sachen eines Bauers. Er trug ein langes Shirt und eine Weste. Beides in unterschiedlichen Brauntönen. Sein Gesicht war das seltsamste an seiner Erscheinung. Es hatte immer denselben Ausdruck: eine Mischung aus Wildheit, Entschlossenheit, Brutalität und Lebenslust. Und um das ganze Abzurunden hatte er lange, schwarze Haare, die in Strähnen herabhingen. "Hey? Hörst du mir überhaut zu?" riss Angus Roan aus seinen Gedanken. "Ähh.. Nein. Ich dachte gerade an was anderes". Roan sah seinen Kumpel fragend an. "Wie willst du das Ding denn klauen? Wir können doch nicht einfach so in das Schloss marschieren, oder?" Angus sah ihn an und setzte ein lächeln auf. Roan war zwar ein guter Kämpfer, aber er hatte keine Ahnung von dem was Angus machte. Und das fand er seltsam. Wenn man Roan so ansah konnte man direkt denken er wäre ein Ritter der königlichen Garde. Er hatte braune Haare, die gerade Mal bis zu seinem Ohrläppchen reichten und ein Gesicht das einen Ritterlichen Ausdruck hatte. Und auch sein Aussehen zeigte es. Roan war groß und stattlich. Nur seine Sachen passten nicht ganz zu einem Ritter. Seine Rüstung bestand nur aus einigen Panzerplatten über einem blauen Gewand. Sein Panzer bestand nur aus neun einzelnen Platten. Zwei für Unter- und Oberschenkel, zwei für Ober- und Unterarm und einen Brustpanzer. Und er trug einen Umhang der mit zwei Schulterplatten versehen war. Roan trug ebenfalls ein Schwert, doch seines war größer und schwerer als das von Angus. Angus wollte gerade wieder anfangen Roan seine Ausführungen über den Raub zu erläutern, als er eine vertraute Stimme hörte. "Da ist ja der verdammte Dieb!" rief ein kleiner, dicklicher Mann der gerade die Tür der Bar eingetreten hatte. Hinter ihm standen noch weitere Männer. Allesamt in Sachen, die zeigten das sie Diebe waren. "Ich bin kein Dieb, du laufende Melone. Ich bin ein Schatzjäger" verteidigte sich Angus. Er hasste es als Dieb abgestempelt zu werden. "Schnappt euch den Dieb!" rief der runde Mann und seine Lakaien stürmten die Bar mit gezogenen Schwerter und Dolchen. "Schatzjäger!" rief Angus als er mit gezogenem Schwert aufstand. "Müssen wir uns hier drinnen bekriegen?" fragte Roan. Er zog sein Schwert noch nicht, er griff erst nach seinem Krug und warf ihm einen der Banditen an den Kopf. Dieser fiel nach hinten über und riss einen seiner Kumpels mit auf den Boden. Roan wollte keinen verletzen und er wollte aber auch nicht von den Banditen erschlagen werden. Und so blieb nur ein Weg. Flucht. "Wir sollten uns verabschieden Angus!" "Du hast vielleicht Recht." Roan sprang auf den Tisch und von dort lief er über die Tische, Stühle und Köpfe der Banditen nach draußen. Als er den Captain passierte trat er diesem noch gegen den Hinterkopf. Der rundliche Mann fiel nach vorne in seine Lakaien. Wie ein Haufen Kegel fielen diese um und Angus rannte einfach nach draußen. Mit den Worten "Zur Unterstadt" rannte er nach rechts in die Gasse. Roan folgte ihm und nach einigen Minuten waren sie auch schon an der Tür zur Unterstadt. Die beiden öffneten die runde Platte an der Wand und stiegen die Treppe da hinter nach unten. Der Treppengang wand sich wie eine Spirale nach unten und in einigen Abständen hingen Lampen an der Wand um den Weg nach unten zu erleuchten. "Was hast du eigentlich mit diesen Banditen zu schaffen?" fragte Roan nach einigen Minuten des Schweigens. Der Schatzjäger kratzte sich verlegen am Kinn und suchte die richtigen Worte. "Ich war… ich gehörte mal zu denen. Und als ich sie verlassen habe, da habe ich mir noch etwas mitgenommen". Er grinste seinen Kumpel an. "Was hast du mitgenommen?" Das war jetzt etwas das Roan interessierte. "Ich habe nur einige unbedeutende Kleinichkeiten mitgenommen. Nichts Wertvolles. Mein Schwert und die Lederscheide, den Beutel und einen kleinen Diamanten". "Und ihm schien der Diamant wichtig zu sein?" unterbrach ihn Roan. "Ja. Das könnte es sein". "Wie groß war denn dieser Diamant?" "Naja… Er war so groß wie eine Kanonekugel". "Was? Das nennst du klein" platzte es aus Roan heraus. "Ja. Wo wir gerade bei Schätzten sind, ich möchte gerne mal wissen was das für ein Messer ist". Er deutete auf ein Messer in seiner Hand. Das Messer steckte in einer Scheide und der Griff war mit einigen Mustern und Kristallen verziert. "Wo hast du das her?" fragte Roan misstrauisch. Er hatte da so einen Verdacht. "Das habe ich von der Melone" gab er zurück und untersuchte weiter das Messer. Die Klinge schien überdurchschnittlich breit zu sein. Er legte seine Hand darüber. Und er hatte Recht. Die Schneide war etwa vier Finger breit und so lang wie seine Hand. Er wollte gerade das Messer ziehen als die beiden die Unterstadt erreichten. Auch wenn es Unterstadt hieß, hatte es wenig mit einer Stadt zu tun. Die Unterstadt war ein riesiges Gewölbe welches sich unter der ganzen Stadt Salias erstreckte. Den Namen Stadt hatte es aber verdient, denn es lebten viele Menschen und andere Wesen dort. Jeder der kein Zuhause hatte konnte sich in der Unterstadt eine Ecke suchen und sich dort einnisten. Die gängigste Art der Behausung war ein Haus aus Lacken und Tüchern die über ein Gerüst aus Holz gespannt war. Und wie in jeder Stadt gab es auch Läden in der Unterstadt. Doch es war schwer etwas Anständiges in den Läden zu erhalten. Denn alles was man kaufen konnte war gestohlene Ware. Und auch die stammte zum Teil aus Läden der Unterstadt. Angus und Roan gingen zu ihrem Haus das sie in der Unterstadt hatte um sich zu beraten. Roan mochte die Unterstadt nicht besonders. Es war der dreckigste Ort auf ganz Gaya. Doch dieser Ort hatte auch seine Vorteile. Wenn man sich verstecken wollte war man hier unten sicher. Und wenn man Infos suchte gab es hier Ansprechpartner. Als sie im Haus waren fing Angus wieder mit seinen Ausführungen an. "Heute Abend feiert die königliche Familie ein Fest. Das heißt dass Sie alle Wache neu verteilt werden. Nur zwei Wachen werden vor der Schatzkammer warten. Das ist dann die Gelegenheit für uns. Wir schalten die beiden Wachen aus und holen uns das Teil". "Ist ja schön und Gut. Doch wie kommen wir da rein? Es gibt keine Kanalisation durch die wir gehen können. Und es gibt auch keinen anderen Weg rein" meinte Roan. "Eines hast du vergessen" "Nein" "Es gibt einen Weg" "Nein" "Die unendliche Stadt" "NEIN. Ich will nicht durch diese Stadt gehen" versuchte Roan ihn umzustimmen. "Es gibt nur diesen einen Weg. Durch die unendliche Stadt. Und du musst mitkommen. Ohne dich schaffe ich das nicht". Angus sah ihn flehend an. In Roans Kopf kämpften Gefühl und Verstand gegeneinander. Wenn er Angus nicht helfen würde, würde der Schatzjäger sicherlich in Schwierigkeiten geraten. Doch wenn er mit gehen würde, müsste er wieder in die Stadt. "Ich werde mitkommen" entschloss er. "Aber nur wenn es sich wirklich lohn". "Das wird es sicher" versicherte Angus ihm. "Jetzt wo das geklärt ist, lass uns schlafen. Wir müssen heute Nacht zeitig raus". Nach einer kurzen Nacht standen die Beiden auch schon in einer Ecke der Unterstadt und blickten umher. "Sieht jemand hin?" fragte Angus während er in einer Nische rumsuchte. "Nein!" versicherte Roan und drehte sich um, gerade noch rechtzeitig um zu sehen wie sich in der Wand Schlitze bildeten und eine Steinplatte nach oben fuhr. Hinter dem Tor öffnete sich ein weites Gewölbe. Angus und Roan gingen durch das Tor und es schloss sich kurz nachdem sie durch waren. Als sie sich umdrehten war an der Stelle wo das Tor war nur noch ein Pfeiler, der die Decke mit dem Boden verband. Die unendliche Stadt war der seltsamste Ort auf Gaya. Ein unendlicher Raum mit Pfeilern. Jeder Pfeiler sah gleich aus und jede Fliese auf dem Boden glich seiner Nachbarfliese. Es gab nicht was einzigartig war in diesem Ort unter der Erde. Noch nie hatte es einer geschafft die ganze unendliche Stadt zu bereisen, geschweige denn eine Karte von ihr zu zeichnen. Es schien als würde dieses Gewölbe auf eine seltsame Weise leben. Und als wäre dieser Ort nicht schon unheimlich genug kam noch etwas hinzu. In der ganzen Stadt lag ein dicker Nebel in der Luft. Ein seltsamer bunter Nebel. So dicht dass man glaubte ihn greifen zu können. Und auch dieser Nebel schien ein Eigenleben zu führen. Er wechselte ständig seine Farbe und wie es schien auch seine Laune. Und der Nebel bewegte sich in einer diffusen Weise. An manchen Stellen drückte er aufeinander und an anderen Stellen schien er vor etwas flüchten zu wollen. "Weißt du wo wir hin müssen?" fragte Roan währen er versuchte den Nebel zu greifen. Angus drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse, spähte in die Unendlichkeit und versuchte einen Punkt zur Orientierung zu finden. "Nein, weiß ich nicht. Aber ich glaube dass wir nach dort müssen". Er deutete mit dem Finger in eine Richtung. "Was macht dich glauben das wir nach dort müssen?" Roan gefiel das Ganze ganz und gar nicht. "Mein Schatzsucherinstinkt" gab der Schatzjäger mit einem triumphierenden Grinsen zurück. "Gut, gehen wir in diese Richtung". Mit diesen Worten begann ihre Reise. Nach einer guten Stunde stoppte Angus vor einem Pfeiler und legte die Hand in eine Nische. Doch anstatt das sich eine Tür öffnete kamen drei Skelette aus dem Boden. Jedes trug einen Schild und ein altes Eisenschwert. Ansonsten waren sie nackt bis auf die Knochen. "Was wollt ihr hier? Das ist der Eingang zum königlichen Schloss" sprach eines der Skelette. Seine Stimme erinnerte an einen Nagel der über eine Tafel kratzte. Es war kein angenehmes Geräusch. "Wir wollen nur da hoch, Knochenmann" antwortete Roan und zog sein Schwert. "Wir können das nicht zulassen" rief das Skelett und schlug mit dem Schwert nach Roan. Er wehrte ab uns schlug dem Skelett den Kopf ab. Der Schädel fiel auf den Boden und der Körper kämpfte einfach weiter als sein nichts passiert. Allerdings waren seine Angriffe schlecht und verfehlten Roan immer um fast zwanzig Zentimeter. So war es ein einfacher Kampf. Mit einem schnellen Streich durchtrennte er die Wirbelsäule des Skeletts, was dazu führte das sein Oberkörper auf den Boden fiel. Weil der tote immer noch kämpfen wollte zog Roan einen Schlussstrich und trat auf die Handgelenke seines Gegners. Nachdem die Knochen zerbrochen waren war das Skelett kein gefährlicher Gegner mehr für Roan, was ihn veranlasste sich dem nächsten zuzuwenden. Obwohl Angus ein Schwert führte war er nicht sehr geübt damit. Doch er hatte andere Talente die ihm halfen. Mit dem Schwert in der Hand parierte er einen Schlag und tauchte dann unter den nächsten hinweg. Da sein Gegner gerade nicht angreifen konnte nutzte Angus seine flinken Finger und zog schnell einen Wirbel aus dem Rücken des Skeletts. Und kaum hatte er den Wirbel in der Hand, da griff er schon nach einem zweiten. Und das was er machte hatte auch die gewollte Reaktion beschworen. Das Skelett zerfiel in drei Teil: der Kopf, ein Stück von der Wirbelsäule mit den Armen und die Beine. Da Angus nun gegen einen gewonnen hatte kam der nächst an die Reihe. Roan und Angus schlugen gleichzeitig auf das verbleibende Skelett ein. Angus´ Schlag war so hoch angesetzt das seine Klinge in den Mund des toten traf und von dort an durch den Schädel glitt. Der Streich von Roan war um einiges tiefer angesetzt und zielte auf das Becken. Die Schneide fraß sich durch den Knochen und das Skelett fiel auf den Boden. Nach dem Kampf legte der Schatzjäger seine Hand wieder in die Nische und eine Platte offenbarte den Weg ins innere des königlichen Schlosses. Obwohl der Gang vor ihnen nur ein Kellergang war, war er doch mit Bildern, Büsten, Teppichen und großen Lampen verziert. Die Bilder und Büsten zeigten vergangene Könige und der Teppich war so dick, das er jedes Geräusch das ein Fuß machte einfach verschluckte. "Wo müssen wir lang?" fragt Roan so leise, das gerade mal Angus ihn verstehen konnte. Der Schatzjäger drehte sich kurz nach links und rechts, spähte den Gang entlang und deutete dann in den Gang zu Roans rechten. "Wir müssen nach dort". Roan war wie immer wenn Angus solche Aussagen machte skeptisch. "Woher…" "Schatzsucherinstinkt!" beantwortete der Schatzjäger die unausgesprochene Frage seines Kumpels und schlich den Gang hinab. Roan folgte ihm dichtauf. Nach einer Weile bedeutete Angus seinem Kumpel das er stehen bleiben sollte. Und während Roan sich an die Wand lehnte, zog der Schatzjäger einen kleinen Spiegel aus seiner Tasche und hielt ihn so, dass er den Gang hinab blicken konnte. "Da stehen die zwei Wachen. Wie ich es gesagt habe" flüsterte Angus. "Wir wollten leise und diskret an denen vorbei?" fragte Roan "Wir wollten leise und diskret an denen vorbei" bestätigte Angus und zog einen Fejar, eine Münze die als Währung in ganz Gaya akzeptiert wurde, aus seinem Beutel. Dann suchte er einen magischen Faden aus seinem Beutel und befestigte ihn an der Münze. "Was ist das für ein Faden?" Angus zog den Faden in die Länge, während er zu Roan sprach. "Das ist ein magischer Faden. Er ist so dünn, das er fast nicht zu sehen ist und er ist so fest, das keine Klinge ihn zerschneiden kann. Und man kann ihn in eine beliebige Länge ziehen ohne dass er reißt". Kaum das er mit seiner Erklärung fertig war, warf er die Münze schon um die Ecke in den Gang. Es klimperte als die Münze auf den Boden aufschlug und einer der beiden Wachen fing zu reden an. "Was ist das denn? Ein Fejar". Das scheppern einer Rüstung zeigte Angus das einer der Wachen angebissen hatte. Langsam zog er an dem Faden und holte die Münze so ein. "Heda, bleib hier!" hörte Roan den Wächter rufen. Mit jedem Schritt den die Wache machte wurde das scheppern der Rüstung lauter und das veranlasste Angus das Messer, das er von dem Banditen aus der Taverne geklaut hatte, aus der Tasche zu holen. Und kaum das Angus die Münze wieder in der Hand hatte, kam der erste Wächter um die Ecke gekrochen. Seine Augen suchten nach der Münze, bis er zwei Paar Stiefel erblickte. Langsam ging sein Blick nach oben bis er Angus ins Gesicht sehen konnte. Roan grinste ihn an und der Schatzjäger schlug die Wache, mit dem Griff des Messers, auf den Kopf. Obwohl der Wächter einen Helm trug, fiel er bewusstlos auf den Boden. Das bei dem Schlag erzeugte Geräusch rief den zweiten Wächter auf den Plan. Mit einem lauten scheppern bog die Wache um die Ecke und sah die beiden an. "Wer seid ihr?" fragte der Wächter bevor Roan ihm mit seinem Schwertknauf auf die Stirn schlug. Scheppernd sackte der Soldat zusammen und Blut kam aus der Platzwunde aus seiner Stirn. "Ich dacht du sagtest etwas von diskret und leise, Roan?" Roan nickte verlegen und sagte nichts dazu. Da nun keine Wachen mehr vor der Tür standen gingen die beiden durch den Gang und öffneten die Tür zur Schatzkammer. Kaum das die beiden eingetreten waren, mussten sie ihre Augen schließen. Erst nach einigen Sekunden des Blinzelns konnten sie sich in der Kammer umsehen. Der Raum war rund und so prunkvoll wie ein Thronsaal. Die Wände waren weiß und Platten reines Silbers waren in sie eingelassen. Auf den Platten waren die Köpfe von Königen eingeritzt und zwischen den Platten hingen goldene Lampen, deren Flammen bläulich schienen. An der Wand, gegenüber der Tür, stand eine silbrig glänzende Statue einer Frau, die ein langes Gewand trug. Ihre Hände waren ausgestreckt und formten eine Schale. In ihren Handflächen lag eine große, lilafarbene Kugel. Rechts und links neben der Statue türmten sich Berge von Gold, Silber, Schmuck und Juwelen auf. Angus rieb sich die Hände. "Das ist der Jackpot. Ich habe dir doch gesagt dass es sich lohnt". Er schlug Roan auf die Schulter. Doch der Ritter schien es nicht zu bemerken. Er war immer noch ganz hingerissen von der Schatzkammer. Als er sich nach einigen Sekunden wieder fasste schaffte er es sogar einige Worte rauszubringen. "Wie sollen wir den die Statue mitnehmen?" Angus sah ihn verblüfft an. "Wieso Statue. Wir wollen die Statue nicht. Wir wollen nur das was sie in Händen hält". "Und was ist das was sie in Händen hält?" Angus stöhnte. "Hast du noch nie etwas von der Geschichte dieses Planeten gehört?" "Nicht was mit einem runden lila Stein zu tun hat" antwortet Roan. "Dieser Stein" er deutete auf die Kugel in den Händen der Statue, "ist einer der acht göttlichen Steine. Diese Kugel hat so viel Macht wie ein Orihalcon". Roan pfiff leise. Das hatte er nicht gewusst. Gerade als Angus die Kugel von den Händen der Statue nehmen wollte ging die Tür auf. Und wie auf Befehl drehten sich die beiden Männer zur Tür um. Und was sie dort sahen ließ ihnen die Augen hervor treten. Ein junges Mädchen, 17 oder 18 Jahre alt, stand in der Tür. Sie hatte braunes Haar, das ihr fast bis zur Hüfte reichte und rote Augen. Sie war gut ein Kopf kleiner als Angus. Sie trug ein langes weißes Kleid mit weißen Handschuhen und ein hatte ein schwarzes Band um die Stirn. Und wenn es nach Angus ging war sie das hübscheste Mädchen auf ganz Gaya. "Was macht ihr beiden hier?" fragte sie laut und bestimmt. "Wir arbeiten. Und was machst du hier?" Angus zog seine Finger von der Kugel weg und trat einen Schritt von der Statue weg. Kapitel 2: Neue Bekanntschaft ----------------------------- "Ich…ich… das geht euch gar nichts an ihr Diebe" sagte das Mädchen verlegen. Und es schien als wurde sie sogar rot dabei. "Ich bin kein Dieb!" schrie Angus so laut dass das Mädchen erschrocken zusammenzuckte. "Ich bin ein Schatzjäger. Ein Schatzjäger!" Angus holte ein paar Mal tief Luft und wollte weiter reden als die Tür zur Schatzkammer ein weiteres Mal aufging. Die drei im inneren der Kammer sahen zur Tür und das was sie sahen machte Angus Angst. Ein riesiger Mann in einer Rüstung trat in die Kammer. Er war etwas größer als die Statue und schien sehr muskulös zu sein. Seine Rüstung war recht seltsam anzusehen, denn es schien als sei sie zeremoniell und nicht für den Alltag bestimmt. Auf den Schulterplatten ragten je zwei dicke Dornen in die Höhe und an den Schulter- und Kniegelenken waren Edelsteine eingelassen. An den Unterarmen ragten einige Zacken raus und der Helm hatte Hörner wie ein Stier. Von seinem Gesicht konnte man, wegen des Helmes, nichts sehen. Und an seinen Hüften hatte er je eine Schwertscheide hängen. Hinter ihm traten weitere Soldaten in den Raum. Doch diese waren ganz normale Soldaten in normalen Rüstungen. "Was macht ihr hier?" fragte der Kerl in der seltsamen Rüstung mit lauter Stimme, die durch den Helm tief und dunkel klang. Sein Blick war auf Roan und Angus fixiert. Als er durch den Raum sah und das Mädchen erblickte kniete er nieder. "Was macht Ihr hier, Prinzessin? Solltet ihr nicht oben auf dem Ball sein?" Das Mädchen schien nervös zu sein, doch sie ließ mit der Antwort nicht lange auf sich warten. "Ich wollte mir nur etwas Schmuck holen, der zu meinem Kleid passt. Und dann habe ich diese Diebe hier gesehen wie sie den Erdkristall klauen wollten. "Hast du mir eben nicht zugehört?" Angus war außer sich vor Wut. "Ich bin kein Dieb. Ich bin ein Schatzjäger" schrie er dem Mädchen entgegen. Und er bereute es sehr schnell. In einer einzelnen fließenden Bewegung zog der riesige Kerl das Schwert aus der linken Scheide und hielt es dem Schatzjäger an die Kehle. "Wer hat dir die Erlaubnis gegeben dein Wort an die Prinzessin zu richten, Dieb?" Angus sagte nichts und bewegte sich nicht. "Geleitet die Prinzessin nach oben!" befahl der Kerl seinen Soldaten. Sogleich nahmen zwei der Wachen Haltung an und gingen dann mit dem Mädchen nach oben. Roan ließ sein Schwert stecken, denn er glaubte nicht dass er eine Chance gegen diesen riesigen Soldaten haben würde. Aber er erlaubte sich einen Blick auf das Schwert das Angus vor der Kehle hing. Die Klinge war leicht gebogen und lief am ende in einer Art Haken aus. Roan kannte diese Art von Waffe. Diese Schwerter wurden benutzt wenn jemand den Tot durch Enthauptung erhalten hatte. Doch mit solchen Waffen konnte man schlecht kämpfen, weil der Schwerpunkt der Klinge viel zu hoch lag. Und weil man die Schneide, durch den Haken, sehr leicht abwehren und abdrängen konnte. Es war Roan ein Rätsel warum jemand so kämpft. Aber dann fiel es ihm auf. Die Klinge war an beiden Seiten geschärft, was den Vorteil hatte dass man nicht zwangsläufig mit der Hakenseite kämpfen musste. Die Stimme des großen Ritters ließ Roan seine Gedanken vergessen. "Als Todgeweihte habt ihr noch einen letzten Wunsch. Was kann man den für euch tun?" Bevor Angus etwas sagen konnte war Roan schon mit einer Frage dabei. "Was für ein Kerl bist du eigentlich, Eimerkopf?" "Ich bin der dritte Vollstrecker. Xeus ist mein Name". "Was ist denn ein Vollstrecker? Ist das eine Art Henker?" hackte Roan nach. Der Vollstrecker lachte schallend. "Ha ha ha. Ich bin kein Henker. Ich bin einer der sechs obersten Ritter des Königs. Und ich habe die Aufgabe für Frieden im Imperium zu sorgen". "Ich habe auch einen Wunsch" meldete sich Angus. "Weil man Hinrichtungen nur am Tage ausführt möchte ich bis morgen gerne eine Zelle mit Ausblick. Und ein schönes weiches Bett". Der Vollstrecker und die Soldaten lachten nun aus vollem Halse. "Das ist hier doch keine Herberge. Ihr kriegt eine einfache Zelle, wie es Banditen verdient haben" sagte Xeus nachdem er sich wieder gefangen hatte. "Wir können sie nicht in eine Zelle stecken, Sir" meldete sich einer der Soldaten. "Warum nicht?" fragte der Vollstrecker verwirrt. "Unser letzter Gefangener hatte sie doch in die Luft gejagt und wir haben sie noch nicht wieder aufgebaut" antwortete der Soldat. Xeus legte seine Hand an sein Kinn und sagte einige Zeit lang nichts. Und dann, wie einen Geistesblitz, hatte er eine Idee. "Wir sperren sie einfach in den Kerker". Nachdem er seine Idee verkündet hatte schlug er Angus und Roan mit seinem Schwertknauf zu Boden. Als Roan wieder zu sich kam, konnte er nicht erkennen wo er war. Nur eines wusste er, er musste unter der Erde sein. Sein erster Blick führte nach oben, wo sich sein erster Verdacht bestätigte. Man hatte ihm seine Hände zusammen gebunden und dann mit einem Seil an einen Hacken an der Decke gehangen. Als nächstes sah er hinab zu seinem Gürtel, der sich, wie zu erwarten war, nicht an seinem Platz befand. Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, machte er sich ein Bild von seiner Lage. Neben ihm hing Angus. Auch ihn hatte man gefesselt und ihm seine Sachen abgenommen. Der Raum in dem sie sich befanden hatte nur ein Fester, das gute sechs Meter über ihm lag, direkt unter der Decke. Ein Gitter aus Eisen versperrte es für alles was größer als eine Katze war. An einer Seite der Wand war eine dicke Eisentür. Selbst wenn sie sich befreien könnten, gäbe es keinen Weg raus. "Hab ich Kopfschmerzen" meldete sich Angus. Jetzt wo er wach war konnten sie versuchen einen Plan zum Ausbruch zu schmieden. "Morgen". Roan hoffte das Angus aufnahmefähig war. "Wo sind wir den hier? Ich wollte doch ein Zimmer mit Ausblick. Und ein weiches Bett". Er grinste in Roans Richtung. "Hast du eine Idee wie wir hier rauskommen?" fragte der Schatzjäger als er sah, dass Roan sein Lächeln nicht erwiderte. Der Krieger schüttelte den Kopf. Er wollte gerade etwas sagen, als er von draußen eine Stimme hörte. "Was machst du hier?" Als Antwort auf die männliche Stimme hörte er eine weibliche Stimme, die ihm bekannt vorkam. "Feuer!" Man hörte wie eine Flamme knisterte und die männliche Stimme fing an zu schreien. Danach war Stille. "Was war das?" fragte Angus leicht verwirrt. Wie als Antwort auf die Frage konnte man hören wie ein Schlüssel in das Schloss der Tür gesteckt wurde und umgedreht wurde. Langsam und mit einem lauten Quietschen öffnete sich die Tür. Mit der geöffneten Tür fiel etwas Licht in den Raum und die beiden Männer konnten ihren Retter sehen. Es war das Mädchen von der gestrigen Nacht. Auch wenn ihre Kleidung nun nicht mehr so prinzessinenhaft aussah, konnten sie Sie trotzdem erkennen. Sie trug eine seltsame Zusammenstellung von Kleidungstücken und Farben. Eine Hose in Magentarot, die in grausilbernen Stiefeln verschwand. Dazu ein kurzes Gewand mit kurzen Ärmeln und weißem Saum, ebenfalls in Magenta. An den Händen trug sie Handschuhe in der Farbe ihrer Stiefel, die mit einem leuchtenden Stein auf den Handflächen versehen war. Auf den Schultern hatte sie zwei Schulterplatten, die mit einem langen dunkelblauen bis schwarzen Umhang verbunden waren. Vor Ihrem Hals waren die Schulterplatten mit einer Kette verbunden die ebenfalls einen leuchtenden Kristall trug. Um ihre Hüfte trug sie einen Gürtel mit einer Schwertscheide. "Da ist ja die Prinzessin von gestern" begrüßte Angus Sie. In seiner Stimme lag eine gewisse Schärfe. "Bist du gekommen um dich über uns lustig zu machen?" Es war deutlich zu erkennen das Angus sauer auf sie war. "Gut" sagte sie kalt und drehte sich um, "wenn ihr meine Hilfe nicht wollt, bitte". "Halt! Wir wollen deine Hilfe" versichte Ihr Roan. Langsam ging das Mädchen zu den beiden hin und zog ihr Schwert. Angus machte die Augen zu und hoffte dass Sie nicht daneben schlagen würde. Lässig zog sie ihr Schwert durch und die Seile teilten sich. Nachdem Sie die beiden von den Stricken befreit hatte, wandte sich Roan erneut an sie. "Darf ich fragen warum Ihr uns befreit habt?" "Ich bin Lina. Bitte nennt mich so und sprecht mich nicht so höflich an, ja?" Sie bot ihm die Hand dar. Roan ergriff sie und schüttelte ihre Hand. "Ich bin Roan und das" er deutete auf Angus "ist mein Kumpel, Weggefährte und Schatzjäger Angus. Und nun würde ich mich freuen wenn du meine Frage beantworteten würdest". "Oh, ja" sie wurde etwas rot im Gesicht. "Ich habe gesehen dass ihr den Erdkristall klauen wolltet und dann kam mir eine Idee. Ich habe eine Mission und ich werde sie ausführen. Doch dazu brauche ich Hilfe. Deshalb bin ich gekommen um euch zu bitten mir zu helfen". "Warum gerade wir?" fragte Angus misstrauisch. "Du hast doch diesen Xeus oder wie der heißt" "Das stimmt schon, doch der würde mir nicht helfen bei dem was ich vorhabe. Und ihr habt es geschafft in das Schloss zu kommen ohne das euch Wachen bemerkt haben. Deshalb frage ich euch noch mal: Wollt ihr mit mir Reisen und mir helfen meine Mission zu erfüllen?" Roan glaubte in Angus Augen etwas zu sehen. Und er hatte Recht. "Was springt für mich dafür raus?" fragte der Schatzjäger. Lina schaute ihn an und dachte kurz nach. Und sie hatte eine Idee. "Ich kann dir keine Belohnung versprechen, doch du kannst alle Schätze behalten die wir unterwegs finden". Kaum hatte sie den Satz beendet stimmte Angus auch schon zu. Nachdem sie nun einen gewonnen hatte fehlte ihr nur noch der zweite. "Und was bist du wert Roan?" fragte sie vorsichtig. "Ich bin ein freier Mann und ich liebe Abenteuer. Ich werde einfach so mitkommen". Lina setzte ein Lächeln auf und zog dann einen kleinen Beutel aus ihrem Umhang. "Bevor wir aufbrechen, müsst ihr das hier noch anlegen". Sie öffnete den Beutel und drehte ihn auf den Kopf. Und obwohl der Beutel nicht größer war als ein Bierglas fielen aus ihm die Schwerter von Roan und Angus, der Beutel den Angus immer bei sich trug und sein Dolch. Roan machte große Augen. "Wie geht denn das?" Lina kicherte etwas und fing dann mit der Erklärung an. "Das ist ein magischer Beutel, den ich selbst erschaffen habe. In ihm könnte ich sogar das ganze Schloss transportieren". Angus fiel ihr ins Wort als er das hörte. "Den du selbst gemacht hast. Will heißen du bist eine Hexe?" Lina sah aus als sei sie geohrfeigt worden. "Ich bin keine Hexe. Ich bin eine Magierin" verteidigte sie sich. "Das ist doch das gleiche" "Genau wie Dieb und Schatzjäger" Während Angus und Lina im Streit vertieft waren ging Roan nach draußen, legte seine Schwertscheide an und blickte in eine Ecke in der es verbrannt roch. Und was er dort sah konnte er nicht glauben. In der Ecke lag eine Wache, bei der alles verbrannt und angekokelt war. Er glaubte dass das nur Lina gewesen sein konnte. Und während er den verbrannten untersuchte hörte er, neben der Streiterei von Lina und Angus, viele metallene Schritte die Treppe runter kommen. Ohne sich lange mit etwas aufzuhalten rannte er zurück zu seinem Kumpel und seiner neu gewonnen Freundin. "Wir müssen hier weg. Sie kommen". Lina und Angus unterbrachen ihren Streit und sahen ihn an. "Was ist los?" fragten die beiden wie aus einem Mund. "Irgendjemand kommt die Treppe runter. Sie sind zu zehnt oder mehr". "Wie kommen wir nun hier raus" fragte Angus. Er hatte keine Idee für einen Ausbruch aus einem solchen Verlies. Roan sah sich um und sein Blick fiel auf das Fenster an der Wand. Er schlug mit der Faust in seine Handfläche. "Das ist die Idee! Wir klettern an der Wand hoch und brechen das Gitter auf". "Ich habe da eine bessere Idee" sagte Lina. Nach einigen Sekunden der Stille sprach sie wieder, aber nur ein einziges Wort: "Levitega" Die Männer verstanden nicht was das war, bis sich ihre Füße vom Boden lösten und sie zu schweben begannen. "Was hast du gemacht?" fragte Angus und Roan ängstlich. Es war seltsam für sie, dass sie keinen Boden unter den Füßen hatten. "Ich habe Levitega gesprochen. Ein Zauber der es erlaubt zu schweben. Und nun kommt". Sie packte die beiden am Kragen und schwebte mit ihnen nach oben zum Fenster. Als sie oben waren ließ Sie sie los und nahm ihre rechte Hand noch unten. "Ihr solltet jetzt nicht zu nah an mich rankommen" warnte sie die beiden vor. Lina schloss die Augen und wieder folgte ein Augenblick der Stille, bis… "Feuer" sprach Lina und ein brennender Ball, von der Größe eines Apfels entsprang ihrer Handfläche. Als würde sie einen Ball werfen, schmiss sie die Kugel auf das Gitter. Doch nichts geschah. "Na super" entfuhr es den Schatzjäger. "Da brauch ich wohl was besseres" sagte sie und schloss wieder die Augen. "Feura" rief Lina und ein Ball, so groß wie der Erdkristall erschien in ihrer Hand. Und wieder landete der Ball am Gitter und wieder passierte nichts. Die Gitterstäbe glühten zwar rot, doch es passierte nichts weiter. "Verdammt. Selbst mit meinen Zaubern kann ich das Gitter nicht zerstören". Sie ließ die Schultern hängen. "Was hattest du eigentlich vor, Lina?" fragte Roan. "Ich wollte das Gitter schmelzen" "Aber doch nicht so" rief Angus. "Eisen schmilzt nur wenn man es permanent erhitzt. Das einzige was du machen kannst, ist das glühende Metall schnell erkalten zu lassen. Dadurch wird es dann brüchig und wir können es zerschlagen". Die Idee von Angus war nicht schlecht und so versuchte es Lina auch. Wieder schloss sie die Augen und bereitete einen Zauber vor. "Was glaubst du kommt jetzt?" flüsterte Angus. Roan zuckte die Schulter. "Wasser" Ein Strahl Wasser kam aus Linas Händen und brachte das Metall zum dampfen. "Was macht ihr da oben?" rief eine bekannte Stimme von unten hoch. Es war Xeus. "Wir flüchten Eimerkopf" grinste Angus und hieb mit seinem Schwert auf das Gitter ein. Es zerbrach wie Glas und die drei schwebenden Gefährten flogen aus dem Loch. "Ich werde euch noch kriegen" rief der Vollstrecker ihnen hinterher. Durch Linas Zauber legten sie sehr schnell, sehr viel Strecke zurück. Roan mochte diese Art zu reisen. Es war viel schneller als gehen und es verbrauchte auch keine Energie. Innerhalb einer Stunde hatten die drei Gefährten die Stadt Salias und das Schloss weit hinter sich gelassen. Doch je länger die Reise dauerte, desto schlechter schien es Lina zu gehen. Roan schwebte vor sie und sah sie an. Ihrem Gesichtsausdruck nach war sie sehr müde. Und es schien als hätte sie Fieber. Ihre Stirn war rot und Lina schwitzte. Aber was Roan am meisten Sorgen machte, war dass ihr Blick glasig geworden war. "Geht´s dir nicht gut, Lina?" "Es geht mir gut. Es ist nur sehr anstrengend den Zauber aufrecht zu erhalten. Das ist alles". Roan konnte die Anstrengung sogar in ihrer Stimme hören. "Dann lass uns landen und ausruhen" schlug er vor. Lina änderte den Kurs und steuerte einen großen Baum an. Und ganz langsam senkten sich die drei. Die vier Meter Distanz zwischen Boden und ihren Füßen wurde schnell weniger und einige Meter vor dem Baum standen die drei wieder auf festem Boden. Roan drehte sich gerade um, als ihm Lina in die Arme fiel. "Lina!" rief der Ritter, doch Lina antwortete nicht. "Was ist los?" fragte Angus als er Lina sah. "Keine Ahnung. Sie scheint bewusstlos zu sein". Er fühlte ihre Stirn und zog seine Hand schnell wieder weg. "Sie glüht ja richtig. Angus, wir brauchen ein feuchtes Tuch". Angus tat was man ihm sagte und griff in seinen Beutel. Heraus zog er ein Stück Stoff und eine Phiole mit einer hellblauen Flüssigkeit. Er tränkte das Tuch mit der Flüssigkeit und gab es seinem Freund. Roan legte das Mädchen in seinen Armen vorsichtig ins Gras und nahm von Angus das Stück Stoff entgegen. Behutsam legte er das Tuch auf ihre Stirn. "Wir müssten mit ihr zurück in die Stadt" sagte Angus bestimmt. "Aber der Weg zurück würde Stunden dauern. Nein, wir müssen eine Stadt in der Nähe finden". Erst jetzt wurde Roan bewusst dass er die Stadt noch nie in diese Richtung verlassen hatte. Er kannte sich hier also nicht aus. Aber Angus musste sich hier auskennen. Er war schon fast überall auf diesem Kontinent. "Es gibt da so eine Stadt, ganz in der nähe. Aber diese Stadt wird von dem Imperium kontrolliert. Das wäre nicht gut wenn wir dort auffallen. Du weißt schon. Wir sind nun Feinde des Imperiums". "Aber wir müssen dahin" warf Roan ein. Und so gingen die beiden Richtung Westen zu der Stadt Atani. Roan mit Lina in den Armen und Angus mit der Karte in den Händen. Gegen Mittag erreichten sie die Stadt. Es war eine echte Großstadt. Überall standen Händler und Läden an der Straße und überall waren Menschen. In Atani gab es alles was eine Stadt brauchte. Da Atani fast am Meer lag, gab es sogar einen Hafen, der über eine Straße mit der Stadt verbunden war. Am östlichen Ende der Stadt gab es sogar ein Luftschiffterminal. Doch die einst so schöne Stadt hatte ihren Glanz mit dem eindringen der imperialen Truppen verloren. Nun standen an den wichtigsten Straßen Wachen und ein Luftschiff schwebte über der Stadt, bereit zuzuschlagen wenn ein Feind des Imperiums versuchen sollte in die Stadt einzudringen. "Endlich haben wir es geschafft. Jetzt müssen wir nur noch eine Herberge finden und dafür sorgen dass es Lina besser geht". Roan war froh endlich in einer Stadt zu sein. Es lag nicht daran das Lina schwer war, sondern eher daran dass er keine Hand frei hatte, weshalb er das Mädchen in ein Bett legen wollte. "Sieh mal in den Himmel" Angus deutete auf das Luftschiff, "das ist die Adun. Eines der größten Schlachtschiffe vom König. Wenn wir nicht aufpassen, dann wird Sie gegen uns vorgehen. Und gegen die Stadt gleich auch". Roan legte den Kopf in den Nacken und sah sich die Adun an. Es war ein beeindruckendes Schiff. Fast fünfhundert Meter lang und eine sehr imposante Form. Vom Bug aus wuchs es langsam in die Höhe, bis es am Heck wieder absank. Wie ein Boot hatte es einen Kiel und die Adun hatte auch Flügel. Zwei riesige Flügel um das Schiff bei Fahrt zu stabilisieren. Das seltsamste an diesem Luftschiff waren drei dicke Wölbungen unter den Flügeln. Aber die Wölbungen waren keine Zierde. Denn die Adun war ein langsames Schlachtschiff und hatte auch nur Waffen für den Bodenkampf. Und deshalb befanden sich in diesen Wölbungen kleine Ein-Mann-Jäger mit ausklappbaren Flügeln. Diese schnellen Flieger waren einsame Klasse wenn es um den Luft-Luft-Kampf ging. Die Luft-Boden-Waffen der Adun konnte man nicht sehen, da sie in dem Kiel versteck waren. Würde die Adun den Kampf eröffnen, würden zwanzig Kanonen auf jeder Seite zum Vorschein kommen. Roan senkte den Blick und die beiden gingen weiter Richtung Stadtkern. Doch sie konnten beim besten Willen keine Herberge oder etwas Ähnliches finden. Nachdem sie fast eine Stunde durch die Stadt geirrt waren fragte Angus eine Frau nach dem Weg. Und ihre Wegbeschreibung brachte die beiden tatsächlich zu einem Inn, einer kleinen Herberge. Kapitel 3: Über Krankheit und Fluchwaffe ----------------------------------------- Kaum war Angus in der Herberge ging er zum Tresen und rief nach einer Bedienung. Und kurz darauf kam eine kleine, rundliche Frau. Hätte man sie beschreiben müssen, hätte es gereicht wenn man sagte: Eine liebevolle Oma, die sich um jeden sorgt dem es nur etwas schlecht ging. "Ich brauche zwei Zimmer. Wenn möglich, eines davon mit zwei Betten" er deutete über seine Schulter auf Roan und Lina. "Ah. Ich verstehe. Kann ich sonst noch etwas für euch tun?" fragte sie während sie zwei Schlüssel aus einer Schublade holte. "Ja, das könnten sie tatsächlich. Wir bräuchten einen Eimer mit kaltem Wasser und etwas Gutes aus der Küche. Drei große Portionen bitte". Die alte Frau nickte und die beiden Männer stiegen die Treppe nach oben. Ihre Zimmer lagen direkt vor der Treppe, was ihnen einige Meter Fußweg ersparte. Angus schloss die rechte Tür auf und die beiden traten herein. Roan legte das Mädchen ganz behutsam auf das einzige Bett im Zimmer und nahm ihr den das Tuch von der Stirn. Obwohl Linas Stirn glühte wie ein Eisenschild im Sommer war das Tuch noch kalt. Es war zwar nicht mehr so kalt wie zu dem Zeitpunkt als er es ihr auf die Stirn gelegt hatte, aber es schien nur ein paar Grad wärmer geworden zu sein. "Was hast du auf den Stoff getan den ich ihr auf den Kopf gelegt habe?" wollte Roan wissen, doch bevor Angus antworten konnte kam die alte Frau rein und stellte einen Eimer auf den Boden und legte eine Platte auf den Tisch. "Wenn ihr noch etwas braucht, dann sagte Bescheid". Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Zimmer und schloss die Tür. Roan wollte seine Frage gerade wiederholen, als Angus die Phiole aus seinem Beutel zog und sie Roan vor die Nase hielt. "Was ist das?" fragte der Ritter verwundert. "Das, mein Freund, ist eine Phiole Eiswasser". "Und das ist?" hackte Roan nach. "In der Phiole ist ein kleiner Eiskristall. Und der wächst schneller als alle anderen Kristallarten. Und so schnell wie er wächst, so schnell schmilzt auch seine Oberfläche". "Das heißt das du das Wasser nie völlig verbrauchen kannst, oder?" unterbrach ihn Roan. Angus nickte und fuhr fort. "Und dieses Wasser ist so kalt wie Eis. Und wenn man es mit anderen Flüssigkeiten mischt, werden diese fast auch so kalt". Und bevor Roan wieder etwas sagen konnte, goss Angus einen Teil des Eiswassers in den Eimer. Danach nahm er Roan das Tuch ab und befeuchtete es wieder. Der Ritter nahm den Stoff entgegen und legte ihn Lina wieder auf die Stirn. Und so verging die Nacht. Roan und Angus aßen etwas und versuchten Linas Fieber zu senken. Und nach einigen Stunden hatte Angus es sich in einer Ecke des Zimmers gemütlich gemacht und schlief. Roan wollte nicht schlafen, doch die Müdigkeit nahm besitzt von ihm. Und am Morgen lag Lina immer noch im Bett, mit dem Tuch auf der Stirn. Angus schlief in der Ecke. Und Roan saß auf einem Stuhl vor Linas Bett und schlief ebenfalls. "Man dröhnt mir mein Kopf" sagte Lina als sie wieder wach war. Sie brauchte einen Augenblick um sich zu orientieren, doch sie wusste nicht wo sie war. Sie wusste nur dass sie in einem Bett lag. Und dass sie nicht alleine im Zimmer war. Neben ihr saß Roan auf einem Stuhl und schlief. Angus hatte sich in einer Ecke schlafen gelegt und sich zusammengerollt wie ein Hund. Und auf dem einzigen Tisch im Zimmer stand etwas zu essen. Leise stand sie auf und begann zu essen. Sie war hungrig, doch sie wollte dir beiden Männer nicht wecken, die sie anscheinend hier her gebracht hatten. Während sie aß versuchte sie sich in den Kopf zu rufen was gestern geschehen war. Wenn es überhaupt gestern war. Lina wusste nicht wie lange sie bewusstlos war. "Du…du bist ja wieder wach" meldete Roan dass er wach war. Das Mädchen drehte sich zu ihm um und grinste ihn an. "Ja, das bin ich. Vielen Dank dass ihr mich hergebracht habt". Sie schenkte ihm ein wunderbares Lächeln. "Tut mir leid dass ich euch so viele Sorgen bereite" fügte sie noch etwas kleinlaut hinzu. "Kein Thema. Aber erzähl mir bitte was das war. Es schien als hättest du hohes Fieber". Lina kratzte sich etwas verlegen am Kopf. "Das, also das…" sie suchte nach passenden Worten. "Wie du sicher gemerkt hast habe ich Levitega gezaubert. Und dieser Zauber verbraucht viel magische Kraft. Und ich habe diesen Zauber so lange aufrecht erhalten bis ich alles an magischer Kraft verbraucht hatte. Und durch das Gesetz von Aristo, über die magischen Körper, passierte dann das was passieren musste. Ich wurde einfach bewusstlos. Hast du das verstanden?" Roan schüttelte den Kopf. Er wusste fast gar nichts über magische Wesen, Magie und Zauber. Alles was er wusste war dass es acht Elemente gab, und dass sich jeweils zwei neutralisierten. "Erklär´s mir bitte so, das ich das auch verstehe" bat Roan. Lina fasste sich an die Stirn. "Gut. Ich werde versuchen es einem Hume… Oh, Verzeihung,… einem nicht-magischen zu erklären…" "Was ist ein Hume?" fragte Roan verwirrt. Das junge Mädchen wurde rot. "Also Hume ist ein Wort was Magier, Hexen und Zauberer benutzen um nicht-magische Wesen zu beschreiben. Es ist ein Wort aus der alten Sprache und bedeutet so viel wie untalentierte Hardschalen. Aber ich schweife ab. Also, jeder Körper, egal ob Mensch, Tier oder magisches Wesen, braucht Energie für Bewegung und alles andere. Wenn ein Tier keine Energie mehr hat zu laufen, dann frisst es. Und wenn ein magisches Wesen keine Energie, in Form von magischer Energie, mehr hat, dann absorbiert es Magie aus der Umgebung. Und bei uns Magiern ist es so, dass wir zwei Arten von Energie in unseren Körpern haben. Wir haben auch noch die magische Energie in uns". "Ich glaube ich habe es nun verstanden. Doch was hat das mit deiner Ohnmacht zu tun?" Roan glaubte nun einen besseren Einblick in die Welt der Magier zu haben. Lina fuhr fort. "Wenn du müde bist weil du zu viel gerannt bist musst du was essen um weiter laufen zu können. Und wenn ich schlapp bin weil ich zu viel gezaubert habe, dann muss ich mir magische Energie besorgen. Normaler Weise macht ein Magier das mit Sammeln. Doch wenn ich alle magische Energie in meinem Körper verbraucht habe, dann versucht mein Körper gewaltsam diese Energie sich zuzuführen. Und das ist gefährlich…" "Warum?" wollte Roan wissen. Lina holte tief Luft und fing wieder mit ihrer Erklärung an. "Schau. Durch das Sammeln ziehen wir der Umgebung so viel magische Energie ab, wie ein halb-magischer Körper verträgt. Aber bei mir war das so, das mein Körper zu viel der Energie aufgesogen hatte. Und das verträgt der menschliche Teil meines Körpers nicht. Es ist wie eine schlimme Krankheit. Wenn ich also magische Energie in deinen Körper zwingen würde, dann würde dir genau dasselbe passieren". "Dann versuch gar nicht erst das zu machen" schrie Roan und wich zurück. "Wer macht hier so einen Krach?" gähnte Angus und stand auf. Seine schlaftrunkene, grimmige Miene änderte sich, als er Lina sah. Wohlauf und Wach. "Dir geht es ja wieder besser" stellte der Schatzjäger mit Freuden fest. "Ich möchte dich ja nicht überfallen, doch ich wüsste gerne was das für eine Mission ist" fügte er nach einer Sekunde des Schweigens hinzu. "Mission? Mission?" Lina wusste gerade nicht wovon Angus redete. Doch es fiel ihr wieder ein. Sie hatte ja eine Mission. "Ach die Mission meinst du. Das ist so. Wie ihr wisst gaben die Götter uns ja das Orihalcon. Und die Menschen nutzten es ja. Es gab Krieg und Zerstörung. Und weil nicht jede Nation ein Orihalcon besitzt, gaben die Götter, jeder seinem Teil des Planeten, einen Kristall. Und diese Kristalle können das Orihalcon zerstören. Oder es noch stärker machen. Und meine Mission ist es alle acht Kristalle zu sammeln und diese zu zerstören". "Da gibt es nur zwei Fragen" warf Angus ein. "Woher weißt du das alles? Und wie kommst du zu dieser Mission?" "Und es bleibt noch die Frage warum du deinen Vater beklaut hast" schloss Roan an. Wieder war Lina in einer Zwickmühle. Sie musste es ihnen erzählen. "Also. Punkt eins. Der König von Salias ist nicht mein leiblicher Vater. Und so hatte ich keine Probleme ihn zu beklauen. Punkt zwei. Meine Mutter ist ein direkter Nachfahre eines Gelehrten, der die acht Steine schon alle mit bloßen Augen gesehen hatte. Und Punkt drei. Mein Vater war ein Heiliger und hatte Kontakt mit den Göttern. Und dank ihm hatte eines Nachts diese Vision. Gibt es noch Fragen?" Die beiden Männer dachten kurz nach und schüttelten dann die Köpfe. Weil keine Fragen kamen griff Lina in ihren Umhang und suchte etwas. Und nach einigen Minuten fand sie es auch. Zum Vorschein kam eine Karte. Sie breitete sie auf dem Tisch aus, beschwerte die Ecken mit Tassen und Besteck und sah die Männer danach kurz an. Als sie Angus ansah fiel ihr wieder etwas ein. "Was ist?" fragte er und nahm etwas abstand von ihr. "Mir ist gerade etwas eingefallen. Als ich eure Sachen nahm und euch dann befreite, spürte ich zweimal eine dunkle Aura. Ich dachte erst sie läge in der Waffenkamme, in der man eure Sachen aufbewahrte, doch es scheint als wäre sie in dem Beutel von dir", sie deutete auf Angus, "ein verfluchter Gegenstand. Und bevor ich weiterreisen möchte, möchte ich mir ein Bild von diesem Fluch machen". Angus blickte sie ganz verdutzt an. Er hatte zwar schon von Fluchwaffen gehört, doch diese waren immer nur Schwerter, Speere und Äxte. Doch er wollte nicht eines Tages in seinen Beutel greifen und dann auf ewig verflucht sein. "Weißt du was es ist?" fragte er und schnürte seinen Beutel auf. Lina schüttelte den Kopf und Angus drehte seinen Beutel um. Und wie ein Wasserfall entleerte sich sein Inhalt auf den Boden. Zuerst kamen einige Fejar zum Vorschein, gefolgt von einigen Phiolen in denen verschiedenfarbige Flüssigkeiten umher schwappten. Dann fanden einige Dietriche ihren Platz auf dem Boden, gefolgt von kleinen Kugeln, die aus Eierschalen bestehen zu schienen. Zum Schluss kamen auch noch einige Edelsteine und das breite Messer aus den Unendlichen weiten des Beutels. Lina kniete sich hin, breitete ihre Hände über den Sachen aus und schloss die Augen. Langsam bewegte sie ihre Hände über die Gegenstände und suchte nach verzaubertem. "Nehmt die Fejar, die Dietriche, bis auf den kleinen silbernen, und die Kugeln da weg!" befahl sie während ihre Hände weiter über die Gegenstände glitten. Roan und Angus gehorchten und entfernten die Sachen. Angus steckte sie wieder in den Beutel zurück. "Nun nehmt auch noch die Phiolen mit den grünen Flüssigkeiten und die lila Phiole da weg!" Nach diesem Befehl öffnete Lina ihre Augen wieder. Als erstes nahm sie die übrigen fünf Phiolen in Augenschein. "Das sind alles magische Flüssigkeiten. Eiswasser, Weihwasser. Ein mythischer Cocktail, ein Zauberwasser und etwas Lebenselixier". "Kannst du mir erklären was das für Flüssigkeiten sind?" fragte Roan neugierig. Lina nickte und fing wieder an zu erzählen. Auch wenn für sie der Umgang mit nicht-magischen neu war, konnte sie nicht sagen dass es schlimm war. "Eiswasser ist Wasser das durch einen Eiskristall produziert wird. Weihwasser soll Untote schwere Schäden zufügen wenn man es wirft. Doch das ist Humbug. Weihwasser hat nicht genug vom Himmelselement an sich. Der mythische Cocktail ist einfacher Alkohol den man leicht verzaubert hat. Er schmeckt grauenhaft. Zauberwasser ist von magischer Energie beseelt. Und das Lebenselixier lässt ein Wesen nur so vor Kraft strotzen, aber es hält nicht lange an". Als nächstes griff sie nach dem Dietrich. "Ein einfacher Dietrich mit dem man auch Schlösser öffnen kann, die leicht magisch verschlossen sind". Sofort griff sie nach den Edelsteinen. "Diese Steine sind mal mit Protes verzaubert worden. Wenn man sie in Kleider einnäht könnte man den Physischen Schaden durch äußere Einwirkungen vermindern. Ihr Zauber wird aber bald verblassen". Da nur noch das Messer übrig war, musste das einen Fluch beherbergen. Vorsichtig fasste sie nach dem Messer, holte es aber nicht aus der Scheide. Sie konzentrierte sich und suchte nach den Zaubern die auf der Klinge lagen. Erschrocken lies sie die Klinge fallen. "Was ist?" fragten die Männer gleichzeitig. "Das Messer ist mit einem bösen Fluch belegt" antwortete Lina mit zitternder Stimme. "Wer immer dieses Messer zieht wird Opfer des Berserkerzaubers. Er wird alle angreifen die in seiner Nähe sind. Der Schärfezauber erlaubte es, dass die Klinge durch jede Art von leichter Rüstung schneiden kann. Und durch den Hastzauber kann der Nutzer der Waffe sehr schnell werden. Bitte lasst die Klinge in der Scheide und tut sie weg". Angus nahm sie beim Wort und steckte die Klinge weg. Lina brauchte noch einen Augenblick um sich zu beruhigen und stand danach auf. Noch etwas zitterig versuchte sie einen Gegenfluch zu finden, sie hatte keine Möglichkeit einen so starken Bannzauber zu sprechen, ohne einige Hilfsmittel. "Gibt es eigentlich auch Waffe bei denen der Fluch nicht schlimm ist" fragte der Schatzjäger ganz neugierig. Lina dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. "Nein. Es gibt keine guten Flüche. Aber es gibt eine Rüstung die verflucht ist, aber seit jeher als Segen gefeiert wird". "Davon habe ich gehört" warf Roan ein "ist das nicht der Genjisatz?" Lina nickte. "Ja genau. Da du ihn scheinbar kennst, kannst du Angus ja mal davon erzählen". Während Roan Angus die Geschichte über Genji erzählte, studierte Lina die Karte. Sie kannte die Legende von Hikaru no Genji. Ein Mann der sich selbst eine Rüstung, einen Helm, einen Schild, ein Schwert, Stiefel und einen Armreif schmiedete. Während des Schmiedens sollte er gewisse Gegenstände von Monstern in den Stahl eingearbeitet haben. Und als die Rüstung fertig war, war der Mann unbesiegbar. Doch seltsamer Weise ist Hikaru no Genji bereits drei Jahre, nachdem er die Rüstung zum ersten Mal trug, gestorben. Niemand weiß wieso. Und niemand weiß wo die Rüstung jetzt ist. "Wir sollten einen nach dem anderen holen. Und dabei mit denen anfangen, die am einfachsten zu holen sind." "Wir holen uns zunächst den Himmelskristall" beschloss Lina. "Wo ist der?" fragten die Männer. Lina deutete mit dem Finger auf die Karte und zwei Blicke folgten ihrem Finger. "Wir müssen zuerst zum Hafen" sie zog den Finger von dem Ort der mit ATANI gezeichnet war, bis zum Meer. "Dort holen wir uns ein Schiff und segeln zu dieser Insel. Und von Zsaga nehmen wir dann ein Luftschiff auf den Himmelskontinent." Das Mädchen rollte die Karte wieder zusammen und versteckte sie in ihrem Umhang. Roan war außer sich vor Freude. Endlich würde er die Stadt Zsaga sehen. Das war schon immer sein Traum die "uneinnehmbare Stadt" zu sehen. Und wie es beschlossen war, so machen die drei sich auf den Weg weiter nach Westen, zum Hafen von Atani. Bevor sie das Inn verließen bezahlten sie noch ihre Zimmer und dann waren sie auch schon weg. Die Reise zum Hafen führte sie fast eine Stunde lang über die Straße. Und der Weg verlief ohne Probleme. Als sie den Hafen erreichten, bot sich ihnen ein besonderer Ausblick. Ein schier endloser weißer Strand erstreckte sich die Küste entlang und am ende des Weges, der Hafen. Ein gigantisches Gebäude das tief bis ins Wasser reichte. Man konnte die Möwen hören und viele Menschen waren im Wasser und hatten Spaß. "Ich will schwimmen gehen" rief Lina und rannte auch schon in Richtung Wasser. "Wollten wir nicht ein Schiff suchen?" stoppte Angus das Mädchen, das sich schon die Stiefel und Handschuhe ausgezogen hatte. "Och menno. Spielverderber." Lina ließ den Kopf hängen und griff nach ihren Stiefeln. "Geh du ruhig schwimmen. Wir suchen nach einem Schiff" rief Roan und zog Angus mit sich. Lina, die nun wieder über beide Ohren strahlte bedankte sich noch bei Roan und machte sich bereit in die Fluten zu springen. Als die beiden Männer durch das Eichentor in den Hafen traten fragte Angus seinen Kumpel. "Warum hast du sie gehen lassen?" Roan grinste. "Sie ist noch ein Kind. Auch wenn sie schon 17 ist. Und als Kind hat sie etwas Spaß verdient". Angus grummelte etwas in Richtung: "Ich akzeptier es, aber ich bin dagegen". Die beiden Männer gingen erst etwas durch das Gebäude. Es war sehr imposant. Eine riesige Halle. Dort wo das Wasser begann lagen Schiffe vor Anker. Alles, von kleinen Fischerbooten bis großen Passagierschiffen, war dort vertreten. Zu erst besuchten Roan und Angus einige der Stände und verkauften die Edelsteine, die Angus in seinem Beutel hatte. Dann suchten sie einen Kapitän. Und sie fanden einen. Ein großer stämmiger Kerl mit einem rotweiß gestreiften Shirt und einer schlabbernden Hose. In Gesicht hatte er Seebärenausdruck. "Wir suchen ein Schiff das uns nach Zsaga bringt" sprach Roan den Mann an. "Schön für euch. Da seid ihr hier am falschen Platz" gab der Seebär ihm zurück und grinst ihn an. "Wir zahlen dir 3000 Fejar. Tausend pro Kopf" versucht Angus den Piraten zu ködern. Und dieser biss an. "Abgemacht! Aber wer ist der dritte?" "Ein Mädchen" sagte Angus. Der Pirat willigte auch dabei ein und zeigte ihnen sein Schiff. Es war zwar keine Jacht, aber trotzdem von beachtlicher Größe. Ein Schiff groß wie eine Fregatte. Und das Schiff hätte einem König gehören können. "Wir legen in zehn Minuten ab!" sprach der Kapitän und die beiden Männer verließen ihn. Denn sie mussten ja noch Lina holen. Und als sie den Stapel von Linas Sachen gefunden hatte, konnten sie Lina nirgends sehen. Sie war doch nicht etwa untergegangen? Konnte sie denn überhaupt schwimmen? Panisch begannen die beiden Lina zu suchen. Und sie fanden sie auch. Sie schwamm in langen Bahnen den Strand auf und ab. Und als sie Roan und Angus erblickte kam sie aus dem Wasser. Roan und Angus konnten nicht anders als sie anzusehen, denn es wäre gelogen, wenn man sagen würde dass sie keine gute Figur machte. "Wir haben ein Schiff!" rief Roan als Lina in hörweite war. Sie setzte ein lächeln auf und mit einen Fingerschnippen wechselte ihre Kleidung vom Badeanzug zu Kämpferoutfit. Und kaum das sie ihre Sachen wieder trug, machten die drei sich auf den Weg zum Schiff. Schnell gingen sie an Bord und lehnten sich auf die Reling. Es verging ein Augenblick, bis Lina das Wort ergriff. "Ich habe mir etwas überlegt" "Was" fragte Roan. "Schön das du fragst" Lina drehte sich zu den beiden um. "Wenn ich mit euch unterwegs bin, dann denke ich dass ich mich für euch schämen muss. Es scheint als habt ihr keine Ahnung von der magischen Welt". "Dann musst du es uns beibringen" lächelte Roan sie an. "Genau. Du musst uns unterrichten" pflichtete Angus ihm bei. Lina rieb sich die Hände und grinste ihre beiden Wegbegleiter an. "Also. Fangen wir an. Linas magische Lehren, Lektion 1. Die Elemente. Es gibt acht Elemente, aus denen sich die Magie ihre Kraft zieht. Erde, Wasser, Feuer, Dunkelheit, Luft, Donner, Eis und Licht. Jeweils zwei neutralisieren sich in ihrer Wirkung. Feuer und Eis, Luft und Erde, Donner und Wasser und Licht und Dunkelheit. Doch was sich auf magischer Ebene neutralisiert, das ist auf der normalen Ebene extrem Schmerzhaft. Das heißt ein Monster das aus Feuer besteht, ist sehr empfindlich gegen Eiszauber. Und das funktioniert in beide Richtungen". Sie machte eine kurze Pause. "Habt ihr beide das verstanden?" Die beiden Männer riefen sich die Informationen noch mal kurz in den Geist und nickten dann einstimmig. "Gut. Dann kommt jetzt Lektion 2. Die Anwender der Magie. Unter den Anwendern wird in vier Arten unterschieden. Erstens, Die Magier, zu denen ich auch gehöre. Ein Magier oder eine Magierin beherrscht eine bunte Zusammenstellung von Magie. Ein Magier darf sich alles nennen was mindestens drei Arten von Magie beherrscht. Dann gibt es Hexen und Hexer. Diese haben mit dem Element Licht, oder auch Heilig nichts zu tun. Und Hexen und Hexer benutzten keine Grünmagie. Die dritte Art von Anwendern sind Zauberer. Sie beherrschen fast alle Zauber, außer den Schamanismus, und können diese auch voll nutzten. Wer ein Zauberer werden will muss viele Jahre lang die Magie studieren und für sich einen Weg finden mit ihr zu harmonieren. Die letzten im Bunde sind die Schamanen. Schamanen benutzten nur Magie aus dem Schamanismus. Eine sehr kraftvolle Art der Magie. Schamanistische Zauber sind immer sehr effektiv und äußerst Stark. Und Schamanen können Beschwörung erlangen". Kapitel 4: Eine Bootsfahrt die ist lustig ----------------------------------------- Wieder machte Lina eine Pause zwischen ihren langen Erklärungen. Sie hoffte nur dass die Jungs es verstanden. Doch sie sah große Fragezeichen in den Augen ihrer Begleiter. Und sie konnte sich denken woran das lag. "Fragen?" fragte sie. "Kannst du das mit dem Schamanismus noch mal erklären?" antwortete Roan auf ihre Frage. Lina brauchte einen Augenblick um sich ein Bild zu machen wie sie den Schamanismus am besten erklären konnte. Denn Schamanismus ist ein sehr schweres Thema und ein dickes Kapitel im Buch der Magien. "Das ist so" begann sie und Roan und Angus hörten genau zu, "Der Schamanismus wirkt auf einer ganz anderen Ebene der Magie. Schamanen haben zwar Elementare Magie, aber ihre Wirkung ist anders. Nehmen wir dazu ein Beispiel. Bei der Feuermagie als Schwarzmagie gibt es: Feuer, Feura, Feuga und Nova. Feuer ist der schwächste und Nova der stärkste. Im Schamanismus gibt es auch Feuermagie. Aber andere. Es gibt: Feuerball, Megidoflamme und Elmekiafeuer. Der Feuerball ist etwa so stark wie Feura. Die Megidoflamme hat fast dieselbe Kraft wie Feuga und Feuer zusammen. Und das Elmekiafeuer ist gut doppelt so stark wie Nova". Sie holte Luft und wartete auf die Reaktion ihrer Freunde. Doch weil die nicht kam fragte Lina nach. "Ist es jetzt klarer?" "Fast" antwortete Angus. Es wurde ihm allmählich peinlich, dass er so wenig wusste. Doch er konnte nichts daran ändern. Er ist halt als nichtmagischer aufgewachsen. "Was ist denn noch nicht klar?" Lina wollte ihnen nur noch diese eine Frage beantworten und danach einen Schlussstrich ziehen. Zumindest bis sie den Hafen von Zsaga erreichten. "Ich blicke bei den Ebenen nicht durch" sagte Angus. Lina stöhnte. Es war richtig schwer jemandem etwas über hohe Magie zu erklären wenn dieser Jemand keine Ahnung davon hat. Doch sie würde nicht aufgeben. Und nach einem kurzen Moment der Besinnung hatte sie auch schon eine Idee. "Das ist so. Die Welt besteht aus drei Ebenen. Die normale Ebene, die magische Ebene und die astrale Ebene. Alles was auf der Welt existiert, existiert in diesen drei Ebenen. Doch in der astralen Ebene ist das etwas anders. Denn dort existieren nur der Geist und die Seele. Und da man die Seele und den Geist nicht schneiden kann, sind Waffen auf dieser Ebene nutzlos. Und normale Magie ist nicht stark genug den Bann zur astralen Ebene zu durchbrechen. Anders die schamanistische Magie. Sie wirkt nur auf der astralen Ebene. Deshalb sind solche Zauber auch so stark. Wir können also festhalten: Waffen wirken nur auf der normalen Ebene. Zauber auf der normalen und der magischen Ebene. Und Schamanismus nur auf der astralen Ebene". Sie holte tief Luft und blickte in die Augen von Roan und Angus. Und sie konnte sehen dass sie es verstanden hatten. Sie war erleichtert. Denn hätten sie das nicht verstanden hätte Lina keine Chance gehabt ihnen das anders zu erklären. Und außerdem hatte Lina jetzt keine Lust mehr ihnen etwas zu erklären. Sie lehnte sich gerade wieder über die Reling und blickte nach Westen zu der Insel Zsaga. Doch sie konnte nichts Genaues erkennen. Dafür waren sie einfach noch zu weit weg. Sie wollte sich gerade strecken als Roan das Wort ergriff. "Was dagegen wenn ich mir mal dein Schwert ansehe?" fragte er und Lina schüttelte den Kopf. Und so zog Roan die Klinge aus Linas Schwertscheide. Schnell und gekonnt, doch er passte auf, Lina nicht mit ihrem eigene Schwert in die Seite zu schneiden. Als er die Klinge nach oben hielt, fiel ihm etwas auf. Das Schwert war lang und schmal wie ein Florett. Etwas, das er in anbetracht der breite der Scheide seltsam fand. Denn die Schwertscheide von Lina war fast doppelt so breit wie die eigentliche Klinge. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte er das die Klinge perfekt passte. Es musste eine Klinge sein, wie Magier sie herstellten. Vorsichtig suchte er den Schwerpunkt der Klinge und führte danach einige Schläge aus. Nach einigen Probeschlägen wandte er sich wieder Lina zu. "Darf ich dir auch etwas beibringen?" Lina sah ihn an und wurde etwas rot. "Was willst du mir denn beibringen?" fragte sie vorsichtig. Roan sah sich lächelnd an. "Ich habe schon ein paar Mal gesehen dass du versucht hast den Schwertknauf von deiner Hüfte wegzudrücken als sei er dir im Weg". "Das stimmt" gab Lina zu. Und Roan reagierte darauf indem er ihr Schwert noch einmal durch die Luft zog und dann sauber in der Scheide versenkte. Dann griff er nach ihrem Gürtel und drehte ihn etwas nach rechts. Das Resultat war dass, das der Schwertknauf samt Schwert ein Stück weiter nach hinten versetzt wurde und Lina nun ihre linke Seite wieder frei hatte. "Warum hast du das gemacht?" fragte das Mädchen verwirrt. Sie wusste nicht was das jetzt änderte. Roan drehte seinen Gürtel ebenfalls so. "Sieh her!" befahl er und Lina schaute zu. "Da ich ein Langschwert führe, muss ich es neben der Hüfte tragen. Weil ich es aus dieser Position…" er griff nach seinem Schwertknauf und zog daran. Die Klinge kam langsam und stockend hervor. "…mein Schwert nicht gut ziehen kann. Doch bei deiner Klinge ist es anders. Durch ihre schlanke Form kann man sie aus fast jeder Position perfekt ziehen". Lina verstand und versuchte es sofort. Und wie Roan es beschrieben hatte, konnte Lina die Klinge einfach so aus der Scheide ziehen. Während Roan Lina zeigte wie sie ihr Schwertgürtel richten sollte, ging Angus nach unten unter Deck und tat das was er am besten konnte: Schätze finden. Und während er die Kisten im Lagerraum durchsuchte dachte er über ihr Trio nach. Es war eine seltsame Reisegemeinschaft. Ein Schwertkämpfer, eine Magierin und ein Schatzjäger. Und das Beste war ja, dass das kleine Mädchen ihnen erklärte was in der magischen Welt so passierte. Als ob Angus das interessieren würde. Er hatte immer versucht sich aus dem magischen Schnickschnack rauszuhalten. Und seit sie Lina getroffen habe war ihr Leben schlimmer als vorher. Doch es klang aufregend. Eine Mission die Welt zu retten. Nach einigen Minuten wurde er bei einer Kiste fündig. Was er dort in Händen hielt war eine kleine Schriftrolle. Sie war in einem roten Stück Leder eingebunden und etwas stand in goldenen Zeichen darauf. Weil Angus es nicht lesen konnte, musste es eine Schrift sein wie Magier sie verwendeten. Und wenn die Lettern von Magiern stammten, dann… war die Schriftrolle magisch. Und magische Gegenstände konnte man immer gut verkaufen. Von seiner Neugier getrieben wickelte er das Leder ab und versuchte die Schriftrolle aufzurollen. Doch es klappte nicht. Eine Art magischer Bann hielt sie verschlossen. Der Schatzjäger wickelte das Leder wieder um die Rolle und ließ diese dann in seinem Beutel verschwinden. Wenn die Zeit gekommen war, würde er sie verkaufen. Nun da er etwas gefunden hatte was er verkaufe konnte ging er wieder nach oben. Kaum das er oben war, wurde er von dem Kapitän überfallen. "Alle Mann zu den Waffen! Die Schlange greift wieder an!" rief er, und zu Angus Leibwesen stand er direkt neben ihm. Als der Kapitän an ihm vorbei war, suchte Angus die Schlange. Und er fand sie auch. Am Horizont konnte er eine Schlange ausmachen, die schnell näher kam. Das Monster sah wie eine riesige Boa aus und ihre Haut war azurblau, wie die See. Wenn Angus dass richtig einschätzte, dann war die Schlange zwischen dreißig und fünfzig Meter lang. Doch da war etwas an der Schlange das Angus seltsam vorkam. Er nahm ein Fernrohr vom Boden auf und blickte hindurch. Und sein Verdacht bestätigte sich. Auf dem Kopf der Schlange stand etwas, oder jemand der nicht dort hin gehörte. Und wenn es jemand wäre, dann müssten ihm etwas aus dem Rücken wachsen, das wie Tentakeln aussah. Angus wollte sich das näher anschauen, doch er konnte es nicht genau sehen, denn er verschwand einfach. Von einer auf die andere Sekunde war das, was auf dem Kopf der Schlange war, weg. Angus ging zu seinen Freunden an den Bug und beobachtete die Mannschaft. Jeder suchte sich einen Speer und machte sich bereit ihn zu werfen. "Hat jemand ne Ahnung was das für ein Vieh ist?" begrüßte er die beiden. Roan schüttelte den Kopf aber Lina hatte eine Vermutung. "Wenn ich richtig liege, dann ist das", sie deutete auf die Schlange, "eine Teufelsschlange. Ein Uralte Kreatur die unter dem Meeresspiegel haust. Und nach dem Buch über magische Wesen sind sie vollkommen harmlos. Teufelsschlangen greifen nur Wesen an die größer als sie sind". Während Lina den beiden es erzählte, kam die Schlange immer näher und bäumte sich auf. Mit geöffnetem Maul haute das Wesen seine riesigen Zähne in das Deck des Schiffes. Lina, Roan und Angus konnten gerade noch so ausweichen, doch dort wo sie gerade noch standen, klafften nun zwei runde Löcher im Boden. "Ich glaube dieses Exemplar hat das Buch nicht gelesen" sagte Roan und zog sein Schwert. Er wartete die nächste Attacke des Reptils ab, wich aus und schlug mit dem Schwert nach ihm. Doch seine Klinge konnte nichts ausrichten. Sie kratzte kurz über die Schuppen der Schlange und federte danach weg. "Mist" "Was können wir gegen sie unternehmen, wenn Schwerter nichts nützten?" fragte Angus, im Kopf ging er alle Optionen durch die sie hatten. Und dabei kam raus dass sie keine hatten. Die Schlange startete wieder einen Versuch Roan zu treffen. Und er schlug wieder fehl. "Du verdammte kaltblütige Ledertasche" rief Roan und schlug abermals auf die Teufelsschlange ein. Doch diesmal schlug er quer und versuchte eine Schuppe des Monsters abzuschlagen. Doch das passierte nicht so wie er sich das vorgestellt hatte. Sein Schwert verkeilte sich und als die Schlange den Kopf hob, musste Roan loslassen. Währenddessen hatte Lina eine Idee. "Kaltblüter" murmelte sie und schloss die Augen. Sie konzentrierte sich auf den Zauber und: "Feura" rief sie und eine brennende Kugel kam in ihrer Handfläche zum Vorschein. Mit der Kugel in der Hand lief sie auf das Monster zu, zielte und warf der Schlange eine Kugel brennender Vernichtung zu. Die Kugel traf ihr Ziel, doch der Effekt war nicht so wie Lina das beabsichtigt hatte. Die Kugel brachte zwar die Schuppen zum glühen, konnte der Schlange aber nicht Schaden. "Seine Schuppen sind scheinbar stark magisch" murmelte sie vor sich hin und dachte nach. Alles was sie brauchte war eine Möglichkeit einen Zauber untere den Schuppen wirken zu können. "Was sollte denn das?" fragte Angus und blickte Lina an. "Dieses Wesen ist ein Kaltblüter. Wenn ich es erhitzten könnte, würde es einfach so schlapp machen" antwortete sie, während sie dem Maul der Schlange auswich. Die Prinzessin lief zum Bug zu Roan. "Wo ist dein Schwert?" fragte sie verwundert. "Steckt in der Schlange" antwortete Roan, wie nebensächlich, und griff sich einen Speer. "Wo?" Überrascht über Linas Frage deutete Angus auf den Hals der Schlange. "Da". Lina schlug mit der Faust auf die Handfläche. "Das ist es" rief sie". "Was?" fragte Angus als er die beiden erreichte. "Ich kann sein Schwert als Wegweiser für meinen Zauber nutzen. Ihr müsst die Schlange nur etwas ablenken und…Vorsicht!" rief sie als die Schlange ihren Kopf niedersausen ließ. Die drei Gefährten konnten, durch Linas Warnung, dem Angriff entkommen. Da Angus und Roan nun eine Aufgabe hatten, suchten sie etwas was ihnen nutzten konnte. Und sie fanden beide etwas. Roan zog einen Wurfspeer aus einer Halterung und schleuderte ihn der Schlange entgegen. Die Schlange fing den Speer mit dem Maul auf und zerbrach ihn in zwei Teile, welche sie sofort wieder ausspuckte. Angus fand auch etwas, doch sein Gegenstand war etwas kleiner und leichter. Es war eine kleine Kugel aus seinem Beutel. Er spielte mit der Kugel etwas in seiner Hand und warf sie dann auf die Schnauze der Teufelsschlange. Die Kugel platzte auf und eine Rauchwolke bildete sich um ihre Augen. "Schöne Grüße von der Rauchbombe made by Angus" rief er. Während Roan den Speer gegen das Monster warf, schloss Lina ihre Augen und bereitete den Zauber vor. Sie fügte dem Zauber so viel magische Energie zu, wie ihr möglich war. Und als sie glaubte den höchst-möglichen Level des Zaubers erreicht zu haben versuchte sie ihr Ziel vor ihrem geistigen Auge zu erkennen. Als sie es gefunden hatte, hörte sie etwas von Angus, was sie ignorierte. Und dann sprach sie ihren Zauber aus. "Blitzra". Kaum hatte sie das Wort ausgesprochen kamen kleine blaue Blitze aus ihren Fingerspitzen hervor. Sie sprangen von Fingerkuppe zu Fingerkuppe über und wurden dabei immer breiter. Nach einigen Sekunden verbanden sich die Blitze zu einem großen Blitz und dieser sprang von ihrer Hand direkt in die Klinge von Roans Schwert. Die Klinge leuchtete kurz blau auf und der Blitz verschwand danach in der Teufelsschlange. Kaum hatte Lina keine Verbindung mehr zu dem Blitz, da fiel sie erschöpft nach vorne über. Sie hatte dem Zauber fast ihre ganze magische Kraft gegeben und brauchte nun einen Augenblick der Ruhe. Doch obwohl sie erschöpft war, passte sie weiter auf die Schlange auf. Jetzt da der Blitz auf sie übergesprungen war, zuckte das riesige Reptil unter dem elektrischen Schlag. Und nach einigen Sekunden fiel die Schlange einfach ins Wasser. Lina wusste nicht ob es die Stärke ihres Zaubers war, oder der Anstiegt der Temperatur des Blutes. Doch das interessierte sie nun auch nicht. Sie lehnte sich gegen ein Fass und holte ein paar Mal tief Luft. "Das war echt super, Lina" rief Angus und kam auf sie zugelaufen. Roan wollte sie auch beglückwünschen, doch er sah dass etwas mit ihr nicht stimmte. Sie sah wieder so aus, wie an dem Tag als sie ihre gesamte magische Kraft verbraucht hatte. "Ist mit dir alles in Ordnung?" fragte er und Lina nickte. "Ich habe nur eine Menge magischer Energie in diesen Zauber gesteckt. Und deshalb bin ich nun etwas schlapp. Doch das wird sich gleich ändern. Ich muss nur Sammeln". Mit diesen Worten schloss sie ihre Augen und faltete die Hände zusammen als würde sei beten. Und nach einem kurzen Augenblick konnte man sehen dass es ihr besser ging. Ihr Gesicht bekam wieder etwas mehr Farbe und ihr Ausdruck festigte sich. "Wo ist denn dein Schwert?" fragte sie Roan nachdem sie ihre Augen wieder geöffnet hatte. "Das ist irgendwo im Meer, zusammen mit der Schlange. Muss mir wohl ein neues kaufen" sagte er fast beiläufig. Lina fühlte sich schuldig, weil es ja immerhin ihr Zauber war, der daran schuld war das Roans Schwert auf dem Meeresgrund lag. Sie wollte sich gerade entschuldigen als ein Matrose zu der Gruppe hinzu kam. "Gehört das Schwert hier nicht euch, Ritter?" fragte er und hielt Roans Schwert hoch. "Das ist meins" sagte Roan bestimmt und der Matrose überreichte ihm seine Waffe. Mit einer schnellen Bewegung verstaute er sein Schwert in der Scheide. "Wie geht es jetzt eigentlich weiter?" wollte Angus wissen. "Wir gehen nach Zsaga und dort nehmen wir uns dann ein Luftschiff" antwortete Lina. Roan sah zum Horizont und konnte die Insel schon sehen. Und nun konnte er auch sehen warum man sie die uneinnehmbare Insel nannte. Bis auf den Teil wo der Hafen lag, waren rund um die Insel Klippen zu sehen. Ein steiniger Schutzwall aus Klippen und Felsen. Und diese Klippen waren bestimmt zehn Meter hoch. Das machte es schwer die Insel vom Seeweg her zu erreichen. Und während Roan noch die Klippen ansah, lief das Schiff auch schon in den Hafen ein. Die drei verließen das Schiff und sahen sich um. Dieser Hafen war nicht so eindrucksvoll wie der von Atani. Es gab nur einen einzigen Pier und nur ein richtiges Gebäude. Ein Haus, das wie ein Lagerhaus aussah. Kleine Fenster und ein großes Tor ließen vermuten dass es ein Lager war. Rechts von dem Lagerhaus war ein kleiner Stand, der scheinbar dafür sorgte dass diejenigen, die über das Meer wollten auch bezahlten. Weiter abseits war noch ein Stand, doch der schien Gegenstände zu verkaufen. Lina trat näher an den Stand und begutachtete das Sortiment. Und sie konnte mit Gewissheit einige von den Gegenständen zuordnen. Einige Gegenstände bestanden aus Korallen. Bei den blauen wusste sie dass sie das Element Wasser verstärkten. Sie wirkten wie ein Verstärker, indem sie ihre magische Energie vergab. Bei den gelben Korallen wusste sie nicht was es war. Viele goldene Nadeln lagen auch auf der Auslage. Der Rest, und das konnte Lina spüren, war nicht magisch. "Was sind das für Nadeln?" fragte sie die Verkäuferin. Die Frau hinter dem Stand drehte sich um. "Das sind Goldnadeln. Sie werden benutzt wenn jemand von Steinfledermäusen gebissen wird". "Was passiert denn wenn man von so einer Fledermaus gebissen wird?" hackte Lina nach. "Im Speichel dieser Monster ist eine Substanz, die wie ein Gift wirkt. Doch dieses Gift schädigt den Körper nicht. Es verlangsamt ihn nur. Es verlangsamt den Kreislauf, den Stoffwechsel und alles andere bis auf ein Minimum. Und danach bleibt der Körper einfach wie eine Statue stehen. Und wenn man jemanden mit einer solchen Nadel sticht, wird der Effekt des Giftes neutralisiert". Nun hatte Lina es versanden und kaufte vier Nadeln. Drei, falls etwas passieren würde und eine um sie zu untersuchen. Während Lina einkaufte, sprach Roan mit einigen Wanderern. "Ich möchte das Inselinnere erreichen. Gibt es etwas über die hiesige Fauna das ich wissen sollte?" Ein Wanderer mit einem Fell über seinem Rücken antwortet ihm als erster. "Es wäre gut für euch, wenn ihr die Stadt Zsaga vor Einbruch der Nacht erreichen würdet. Denn sobald es dunkel wird taucht immer so ein Typ auf 'nem Käfer auf. Und in seiner Begleitung sind immer Fledermäuse die euch in Stein verwandeln". Roan nickte immer und hörte gut zu. "Und Tagsüber müsst ihr auf die Wölfe aufpassen. Die sind extrem hungrig" mischte sich ein zweiter Wanderer ein. "Und wenn du eine kleine goldene Echse findest, dann töte sie, denn ihr Herz ist sehr viel wert" ergänzte der dritte Wanderer. Angus versuchte von einem alten Mann eine Karte abzukaufen. Doch immer wenn er die Karte fast hatte, fing der alte Mann wieder mit seinen Geschichten an. "Also, wo war ich? Ach ja. Und dann habe ich vor dreißig Jahren den Himmelskontinent bereist. Von dort hatte man einen tollen Ausblick, das kannst du mir glauben". Angus nahm die Karte und der alte redete einfach weiter. Auch als der Schatzjäger außer Hörweite war, redete er weiter. Angus fand ihn seltsam. Doch noch seltsamer fand er es dass die Karte so Detailliert war. Jede Stadt war eingezeichnet und jeder Pfad markiert. Als die drei sich wieder trafen erzählten sie einander was sie in Erfahrung bringen konnten. Als Roan von den Wölfen und dem Mann auf dem Käfer erzählte, lief Lina ein Schauer über den Rücken. Und als sie merkte dass es schon dämmerte, wollte sie am liebsten am Hafen warten bis es morgen war. Doch das würde ihre Mission verzögern. Und eine Verzögerung würde anderen mehr Zeit geben. "Lasst uns aufbrechen" befahl Roan und die drei setzten ihren Weg in Richtung Stadt fort. Der Weg durch den Wald war nicht sehr angenehm. Es war ein alter Walt mit vielen toten Bäumen und es schien als hätte der Wald etwas gegen Besucher. Nach den ersten paar Metern konnten sie noch die Schreie vom Hafen hören, doch als sie um die erste Ecke bogen war alles Still. Als würden die Bäume jedes Geräusch verschlucken. Mit jeder Minute die verstrich wurde es dunkler im Wald. Und mit jedem Meter den die drei Gefährten zurück legten wurde der Wald bedrohlicher. "Ich habe Angst" flüsterte Lina und klammerte sich an den Arm von Roan. Und der Schwertkämpfer teilte ihre Angst. Es war echt ein sonderbarer Wald. Lina hatte Todesangst und wollte nichts mehr als den Wald verlassen. Und als Roan plötzlich stehen blieb und sein Schwert zog war es Lina klar. Etwas hatte sie gefunden. Gemeinsam mit Angus zog auch sie ihr Schwert, doch in ihrer Hand zitterte es als würde die Klinge selber frieren. "Was ist?" fragte Angus und drehte sich mit dem Rücken zu Roan. "Ich weiß nicht, aber irgendetwas kommt. Aus irgendeiner Richtung". Lina zwang ihre Hand zur Ruhe und horchte in den Wald hinein. Und sie konnte etwas hören. Äste knackten und fielen zu Boden. Und nur eine Sekunde später kam etwas Schwarzes aus den tiefen des Waldes. Die Kreatur schien zu fliegen und stürzte sich auf Angus. Und so schnell wie sie gekommen war, so schnell verschwand die Kreatur wieder. Lina konnte nichts Genaues sehen. Doch sie glaubte dass das Wesen Flügel hatte. Als Roan sich sicher war dass die Kreatur weg war, ging er zu Angus. "Alles in Ordnung, Kumpel?" Angus nickte und wollte gerade sein Schwert wegstecken als er etwas Warmes an seiner Stirn fühlte. Er ging mit seiner Hand drüber und sagte leise, "Blut. Das Biest hat mich angegriffen ohne dass ich etwas gemerkt habe". Er wischte sich das Blut weg und die drei gingen weiter durch den Wald. Während Roan und Lina versuchten rauszufinden was das für ein Wesen war, merkte Angus das es ihm schlecht ging. Es war als würde die ganze Welt um ihn herum schneller werden. "Ist alles in Ordnung?" fragte Lina. Doch ihre Frage kam bei Angus so schnell an, das er sie kaum verstand. "Ich glaube nicht" antwortete er. Lina sah nach hinten zu Angus. Er war langsamer geworden. Und träge. "Ist alles in Ordnung?" fragte sie. Die Antwort von Angus brauchte einige Zeit. "Ich…glaube…nicht..." "Ich glaube das kommt von dem Angriff des Monsters" meinte Lina und suchte in ihrer Tasche nach einer Goldnadel. Und als sie sie gefunden hatte, lief sie zu Angus und stach ihm in den Arm. "Au, Was soll das?" Als er realisierte das er wieder normal schnell war, war er überglücklich. "Danke" rief er und stellte sich sofort wieder neben Roan. Denn er hatte wieder Kampfposition eingenommen. Lina rannte auch zu Roan und zog ihr Schwert. "Was ist?" fragte Lina. Doch statt eine Antwort zu erhalten, hielt Roan ihr nur seine Hand vor ihren Mund. "Still!" befahl er. Lina gehorchte und hörte wieder in den Wald hinein. Und sie hörte etwas. Als würde etwas mit sechs Beinen durch das Unterholz rennen. Roan horchte ebenfalls. Und auch er konnte nichts anderes hören als sechs Beine. "Was ist das?" fragte er die Gruppe, die mittlerweile alle mit den Rücken zueinander standen. "Das ist ein Käfer. Mit sechs Beinen. Er ist dunkelblau und fast zwei Meter lang. Und auf seinem Rücken sitzt jemand. Zu den sechs Beinen gehören aber noch zwei paar lederne Flügel". Kapitel 5: Nachts im Wald ------------------------- "Und das kannst du alles aus den Geräuschen hören? Ich bin echt erstaunt" sprach Lina, immer noch mit dem Rücken zu Roan und Angus. "Nein. Das höre ich nicht aus den Geräuschen. Das Vieh steht direkt vor mir" antwortete er. Lina und Roan drehten sich um und sahen das was Angus beschrieb. Ein Mann saß auf einem riesigen Käfer. Der Mann sah aus als würde er verwesen. Seine Haut war bleich und seine Augen sahen aus als seien sie schon vor Jahren gestorben. Er trug eine dunkle Robe und darunter leichte Kleidung aus Leder. Im Gegensatz zu dem Mann sah der Käfer richtig lebendig aus. Das Rieseninsekt sah wie ein Skarabäus aus, mit bläulicher Haut und einem massigen Körper. In Begleitung des Mannes waren zwei gigantische Fledermäuse. Jede so groß wie Angus. Ihre großen Augen waren weiß und leer. "Seid gegrüßt" sprach der Mann auf dem Insekt. Seine Stimme klang als würde er sabbern und reden gleichzeitig. Und zu Roans Erstaunen verbeugte sich der Mann. "Mein Name ist Atheras. Ich bin meines Zeichens Kopfjäger und Söldner. Und mein treues Reittier hießt Anubarag". Er deutete auf den Skarabäus unter ihm. "Und nun, da ihr meinen Namen kennt, vergesst ihn besser wieder. Ich bin hier, weil ich die Prinzessin von Salias und die Herzen ihrer beiden Wegbereiter zu meinem Auftragsgeber bringen soll". "Was willst du mit unseren Herzen?" fragte Angus verwundert. Er wollte seines nämlich gerne noch einige Jahre behallten. "Mein Meister möchte sie gerne haben. Er gedenkt damit die Weltherrschaft an sich zu reißen" antwortete Atheras. "Und warum brauch er dafür unsere Herzen?" schrie Roan. Doch als Antwort erhielt er nur ein Schulterzucken. "Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Aber ich bringe meine Aufträge immer zu ende" rief er und zog ein Schwert. Doch sein Schwert sah, genau wie sein Benutzter, schon alt und abgenutzt aus. Es hatte überall Rostflecke und an einigen Stellen fehlten Stücke. Doch er ging nicht zum Angriff über. Er hielt das Schwert nur demonstrativ in die Luft und öffnete seinen Mund. Nach einigen Sekunden stille kamen seltsame helle Schreie und Kreischlaute aus seinem Hals. Und daraufhin flogen die Fledermäuse auf die Gruppe zu. Die erste kam auf Roan zu wollte ihre Zähne in seinem Kopf versenken. Dem Ritter gelang es in letzter Sekunde sein Schwert zur Abwehr zu benutzen. Und nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht kamen die Reißzähne der Fledermaus zum halten. Da sein Schwert quer im Maul des Monsters steckt, musste er es nur kurz drehen und schon konnte er den Oberkiefer des Monsters von seinem Unterkiefer trennen. Doch seltsamer Weise floss kein Blut. Der Schädel fiel auf den Boden und zerfiel zu Staub. Und mit dem Schädel verwandelte sich auch der ganze Körper des Vampirs zu Asche. Angus duckte sich geschickt unter dem Schlag des Vampirs weg, doch er fiel seinem Flügel zum Opfer. Mit seiner Schwinge schlug er Angus zu Boden und blickte dann in Linas Richtung. Sofort wurde Lina bewusst, dass sie keine echte Chance gegen den Feind hatte. Doch sie war nicht hilflos. Sie sammelte ihre magische Energie und wollte einen Zauber wirken. Doch sie schaffte es nicht die erforderliche Menge zu halten. Sie hatte einfach zu viel Angst um eine solide menge Energie zu bündeln. Die Fledermaus schlug…und traf Lina. Das Mädchen flog einige Meter durch die Luft und landete hart an einem Baum. Lina wollte aufstehen um der nächsten Attacke des Monsters auszuweichen, doch sie konnte nicht. Es schien als sei ihr Bein gebrochen. Die Schmerzen im Bein und die Angst im Gesicht beflügelten Lina zu einer schwierigen Aktion. Ohne Vorbereitung versuchte sie einen Zauber zu benutzten. "Blitz" sprach sie und ein Blitz entsprang ihrer Hand, flog knisternd durch die Luft und schlug in den Vampir ein. Und kaum das der erste Blitz sein Ziel gefunden hatte, folgte ihm ein zweiter und ein dritter. Nach dieser mächtigen Mehrfachladung zerfiel ihr Gegner zu Staub. Lina fühlte sich nun schlapp und unbrauchbar. Sie konnte nichts anderes machen als sich an den Baum zu lehnen, unter dem sie saß, und zuzuschauen. Angus hatte sich gerade wieder hoch gerappelt, als das Monster zu Staub wurde. Er stellte sich zu Roan und die beiden nahmen Kampfposition ein. Atheras sah die beiden an und fing an zu klatschen. "Bravo, bravo. Das habt ihr toll gemacht. Und ich dachte schon ich dürfte heute nichts mehr machen". Mit gezogenem Schwert ritt er auf das Duo zu. Roan und Angus wichen nach links und rechts aus und verzichteten dabei nicht darauf auf die Beine von Anubarag einzuschlagen. Doch es passierte nichts. Ihre Klingen schnitten in den Chitinpanzer, aber es schien dem Wesen nichts auszumachen. Wieder und wieder schlugen Roan und Angus auf den Skarabäus ein. Und immer schienen ihre Schläge nutzlos. Und dann hatte Angus eine Idee. Er wartete beim nächsten Angriff so lange, bis Anubarag ihn fast erreichte. Dann zog er einen Dolch und warf sich unter den Käfer. Den Dolch rammte er dann nach oben, genau an der Stelle wo ein Bein aus dem Körper kam. Und scheinbar hatte er Erfolg. Der Skarabäus schrie auf und warf seinen Reiter ab. Als der halbtote auf dem Boden lag, kippte der Käfer um und zerquetschte ihm die Beine. Nun da ihr Gegner bewegungslos war, war es für Roan und Angus einfach zu ihm zu gehen und ihm ihre Schwerter an den Hals zu halten. "Irgendwelche letzten Worte?" fragte Roan und über seine Lippen huschte ein Lächeln. "Egal wenn ich sterbe, es gibt immer Ersatz" lachte der Mann bevor Angus ihm den Kopf abtrennte. "Nicht sehr klassisch für jemandes letzte Worte" meinte Angus und steckte sein Schwert weg. Roan stimmte ihm zu und gemeinsam gingen sie zu Lina. Lina konnte sehen wie Angus den Mann köpfte und sah weg. Doch in der Richtung, in der sie blickte, sah sie ein Schemen von einer Person, oder etwas ähnlichem. Das Wesen sah menschlich aus, hatte aber zwei längliche, sich bewegende Gegenstände am Rücken, die über seine Schulter zu schauen schienen. Und kaum hatte Lina das Schemen gesehen, da war es auch schon wieder weg. Es verschwand einfach. Als Roan und Angus bei Lina waren, wurden sie auch schon von der kleinen Magierin überfallen. "Ich brauche eure Hilfe. Ich habe mir das Bein gebrochen als der Vampir mich angegriffen hat". Roan und Angus konnten die Schmerzen in Linas Gesicht sehen, und sie respektierten dass sie nicht vor Schmerzen schrie. Roan beugte sich runter und untersuchte das Bein vorsichtig. Ihr Bein war gebrochen. In der Mitte schien der Knochen in zwei Teile gebrochen zu sein, von dem jedes einen gefährlichen Splitter bildete. "Das wird jetzt etwas weh tun" warnte Roan Lina vor und noch bevor sie etwas sagen konnte, drückte er die Knochenteile so aneinander, wie sie gehörten. Und nach einem langen Schmerzerfüllten Schrei von Lina waren die Knochenteile so wie sie sein sollten. Roan wollte gerade das Bein mit einem Ast schienen, doch er wurde von Lina zurückgehalten. Mit tränenden Augen sprach sie zu den Beiden. "Ich brauche keine Schiene, alles was ich brauche sind eure Hände". Verwundert gaben Roan und Angus ihr ihre rechte Hand. "Das könnte sich jetzt etwas komisch anfühlen" sagte sie, und im nächsten Augenblick spürten die Beiden Männer, dass ihnen etwas aus dem Körper gezogen wurde. Eine Energie, die sie vorher nie wahrgenommen hatten, verschwand einfach durch ihre Hände. Danach war es als fehlte ihnen etwas. Es war wie ein unstillbarer Hunger. Aber nicht nach Essen, Trinken oder etwas anderem Weltlichen. Nein, es war wie ein schwarzes Loch das etwas aufsaugen wollte, wo nichts war. Die beiden Männer zogen ihre Hände weg und setzten sich etwas entfernt von Lina auf den Boden. "Das könnte sich jetzt etwas komisch anfühlen." Mit diesen Worten suchte sie das bisschen magischer Energie, was ihre Gefährten hatten und absorbierte es. Es war ein komisches Gefühl die magische Energie von anderen in sich zu spüren. Die Menge, die sie von Angus erhielt war wenig. Doch obwohl es wenig war, war es schwer für Lina sie zu kontrollieren. Seine Energie war wild, ungezähmt und rebellisch. Wie Wellen, die sich an Felsen brachen. Sie schien nur brutal, animalisch zu sein. Die Energie von Roan war da ganz anders. Sie war von der Menge her um einiges mehr. Und sie war kraftvoll. Es war nicht schwer sie zu kontrollieren, doch es war wie ein inneres Feuer. Als würde Roans magische Energie versuchen Lina von inner heraus zu verbrennen. Seine Energie wütete in ihr, wollte heraus. Lina wollte diese Bestien so schnell wie möglich aus ihrem Körper habe, und so begann sie die Energie zu benutzten. "Vita" sprach sie und kanalisierte die Energie zu dem Heilzauber. Eine kleine hellgrüne Kugel entstand zwischen ihren Händen und summte leise. Lina führte den Zauber an die Stelle ihres Beines, wo die Knochenteile zusammen lagen. Die Kugel verschwand in Linas Hose und sickerte in ihr Bein. Auch jetzt spürte sie, wie Roans Energie ihre Stärke und ihr Feuer unter Beweiß stellte. Kurz pulsierte der Heilzauber noch in ihrem Bein, dann wurde es zu einem Kribbeln, zu einem Stechen und dann brannte ihr Knochen. Unter diesem inneren Feuer konnte Lina spüren wie sich die Knochenteile zusammen fügten und sich verbanden. Währenddessen wurde der Feuerbrand immer stärker und stärker. Und als die Schmerzen ihren Höhepunkt erreicht hatten, verschwanden sie einfach. So als wäre nie etwas passiert. Roan konnte sehen wie Lina eine kleine Kugel formte und diese in ihr Bein schickte. Und als die Kugel verschwunden war, wollte er sie ansprechen, doch er wartete noch etwas. Denn Linas Gesicht wurde rot und sie verzog ihr Gesicht als würde ihr jemand bei lebendigem Leibe das Fleisch von den Knochen schälen. Erst als ihr Ausdruck wieder normal wurde, sprach er sie an. "Was hast du mit uns gemacht?" Lina zögerte einen Augenblick mit der Antwort. "Ich habe euch etwas magische Energie abgenommen, um meinen Heilzauber zu benutzten. Aber keine Angst, die Energie wird sich mit der Zeit wieder auffüllen". Sie verschwieg extra was sie über Roans Energie wusste. Sie würde es ihm erzählen, wenn die Zeit reif dafür war. Lina stand auf und belastete das Bein vorsichtig. Und der Zauber hatte die erhoffte Wirkung. Das Bein war wieder in Ordnung. Natürlich würde es noch einige Tage dauern bis es vollkommen verheilt war. Und nun, da Lina wieder stand machten sich die drei wieder auf den Weg. Die Stadt musste irgendwo in der nähe sein. Und es musste schon fast morgen sein. Lina schätzte die Zeit auf ungefähr drei Uhr. Die Gruppe ging fast eine Stunde durch den Wald, bis Roan stehen blieb. Er zog sein Schwert, machte sich Kampfbreit und spähte in das Dunkel am Wegesrand. "Was ist?" flüsterte Angus und wollte bereits sein Schwert ziehen, doch Roan hielt seine Hand auf Angus´ Schwertknauf. "Es ist nichts. Ich dachte nur ich hätte etwas gesehen". Es war als er das Schwert in die Höhe hielt, als eine Stimme durch die Bäume kam. Die Stimme war eine menschliche Stimme. Wie die von einem Mädchen. "Steck dein schneidendes Schwert weg du Bösewicht! Ich dulde nicht dass du die Menschen meines Dorfes weiter quälst". Die Stimme schien von hoch oben zu kommen. "Wer bist du? Zeig dich!" rief Roan. Einen Moment lang war Totenstille. Und dann, ganz plötzlich sprang jemand von der Krone eines Baumes nach unten. Kaum dass die Person den Baum verlassen hatte, rief sie etwas. "Eispfeil." Und ein Pfeil ganz aus Eis flog auf den Schwertkämpfer zu. Roan wich aus und der Pfeil zerschellte am Boden. Als die Person merkte dass ihr Pfeil keinen Effekt hatte, wollte sie zwischen die Bäume flüchten. Doch Lina konnte das noch verhindern. "Feuer" rief sie und ein flammender Ball traf kurz vor der Person den Boden. "Schwarze Magie" murmelte das unbekannte Mädchen und deutete danach auf Lina. "Du verdammte Hexe. Du machst wohl mit diesem Mörder gemeinsame Sache". Als Lina das Wort Hexe vernahm, schrie sie das Mädchen an. "Ich bin KEINE Hexe. Ich bin Magierin". "Und ich bin kein Mörder und kein Bösewicht" rief Roan. "Wir sind zum ersten Mal auf der Insel" erklärte Angus. "Ach so" sagte das Mädchen erstaunt und trat näher an die drei ran. Aus ihrer Hand entsprang eine kleine, weiße Kugel, die für viel Licht sorgte. Nun das sie Licht hatten, konnten sie das Mädchen erkennen. Sie musste in etwa fünfzehn oder sechzehn sein. Sie trug ein helles Gewand, das ihr bis unterhalb der Hüfte reichte und eine dazu passende Hose. Beides war Cremefarben und mit einem pinken Saum verziert. Ihre Ärmel reichten nur bis zum Ellenbogen und ihre Hose verschwand in grauen Stiefeln. Passend zu dem Gewand trug sie einen Umhang, der in der Innenseite leicht lila war. Ihr Gesicht glich dem eines jungen Mädchens. Ihre Augen waren grünblau und ihre Haare waren blau. Ein tiefes Azurblau. "Wer bist du eigentlich, Kleine?" fragte Angus. Das Mädchen sah ihn böse an. "Ich bin nicht klein. Und ich verbiete dir mich kleine zu nennen". Sie stützte ihre Hände in die Hüften. "Ist ja gut" sagte Angus und wich etwas zurück. "Ich bin Azura Greywood. Verfechterin für das Gute, Bezwingerin von Monsterhorden und größte Heilerin in meiner Stadt". An Selbstüberschätzung und Größenwahn schien es ihr nicht zu mangeln dachte Lina und sah sich das Mädchen genau an. Sie hatte nichts von einer Bezwingerin an sich. Sie erweckte eher den Eindruck, als sei sie nur ein Kind, das spielte es sein ein Held. Nachdem Azura von sich erzählt hatte und Angus, Lina und Roan von sich und ihrer Mission erzählt hatten, hatte sie ihnen Angeboten sie nach Zsaga zu bringen. Und so folgten die vier gemeinsam dem Weg zu der Stadt. "Ich fand das sehr beeindruckend, dass du den Eispfeil beherrscht" sagte Lina nach einigen Minuten. "Das ist doch ein schamanistischer Zauber, oder?" fragte Angus. Azura nickte, "Das ist er. Und warum findest du es beeindruckend, Lina?" "Weil…" Lina dachte einen Augenblick nach, "weil Schamanismus doch schwierig ist". Azura hielt sich ihren Zeigefinger an ihr Kinn. "Ach so… Du findest es seltsam dass ich das schon kann" stellte sie fest. "Ich kann das, weil meine Mutter Schamanin war. Ich hatte also einen Lehrmeister im Haus". Für sie schien es das normalste der Welt zu sein. Während die Gruppe immer weiter ging, sah sich Roan den Wald ganz genau an. Und es schien ihm als würde der Wald mit jedem Schritt, den die Gruppe tat, freundlicher und lebendiger aussehen. "Was ist?" fragte Azura und sah Roan an während sie rückwärts ging. "Mir scheint als würde sich der Wald verändern, als würde er nun freundlicher werden. Azura lachte kurz. "Das passiert wirklich. Der Wald ist verzaubert. Wenn es dunkel wird, wird er hässlich, dunkel und furchteinflößend. Doch wenn der Morgen graut wird der Wald wieder zu einem Ort voller Leben und Schönheit" erklärte sie. Und was Azura beschrieben hatte, das konnte Angus nun sehen. Als die Sonne ihre ersten Strahlen zum Wald schickte, wuchsen Blätter aus dem den verdorrten Ästen und das dunkle Holz wurde wieder braun und fest. Und mit den Strahlen der Sonne begannen auch die Vögel zu zwitschern. Innerhalb weniger Minuten wurde aus dem Geisterwald ein Ort voller Leben. "Das ist echt erstaunlich" rief Lina und konnte ihren Augen nicht trauen. Während Lina sich noch den Wandel der Umgebung ansah, ergriff Azura wieder das Wort. "Habt ihr was dagegen wenn ich euch bei eurer Reise begleite?" Sie machte keine Anstallt zu verbergen das es ihr innigster Wunsch war. "Meinst du nicht, dass du noch etwas zu jung bist um uns bei einer so gefährlichen Reise zu begleiten?" fragte Angus vorsichtig. Er wusste genau was Azura jetzt sagen würde. "Ich bin nicht zu jung" rief das kleine Mädchen. "Ich kann zaubern und ich kann kämpfen. Was fehlt mir den noch?" Angus hatte auf diese Frage keine Antwort und sagte deshalb nichts. Auch Roan hatte keine Argumente, mit denen er sie hätte umstimmen können. Und Lina war glücklich über die neue Gesellschaft in ihrer Gruppe. Denn weil Azura auch eine magisch Begabte war, konnte sie Lina bei ihren Erklärungen unterstützen. "Und? Kann ich mit?" fragte Azura mit großen, flehenden Augen. "Wegen mir, aber ich mache nicht den Babysitter" antwortete Roan. Angus nickte nur und Lina nahm sie sofort auf. "Willkommen bei unserer lustigen Truppe". Die ungleiche Gruppe setzte ihren Weg fort und nach einigen Minuten erreichten sie die Stadt Zsaga. Die Stadt war wunderschön anzusehen als das Morgenlicht auf ihr ruhte. Die Häuser wurden in ein helles orange getaucht und der Tau auf den Wiesen glitzerte wie tausend Goldene Münzen. Die Gruppe hatte sich gerade den richtigen Augenblick ausgesucht um die Stadt zu ereichen. Die Menschen kamen aus ihren Häusern und begannen ihren Tag. Einige bauten Läden auf und füllten Kisten, einige gingen zu ihren Arbeitsstellen und andere machten sich auf den Weg in das Stadt innere. Das blauhaarige Mädchen führte die Gruppe zu ihrem Haus, in dem sie seit zwei Jahren vollkommen alleine lebte. Azura bereite für alle Betten vor und so fanden sich alle in ihren Zimmern ein. Roan und Angus bekamen das Zimmer in dem ihre Eltern vor Jahren immer geschlafen haben und Lina schlief in dem Zimmer mit Azura zusammen. Ihre neuen Freunde waren todmüde und fielen förmlich ins Bett. Nur Azura war noch wach. Sie freute sich endlich diese Stadt zu verlassen und ihre Vergangenheit vergessen zu können. Mit dem Gedanken endlich frei zu sein, fiel sie in das Reich der Träume. Mit einem Mal wachte Azura auf. Es war nicht weil sie ausgeschlafen war, es war weil sie geweckt wurde. Ein Stöhnen riss sie aus dem Schlaf. Und als sie die Quelle suchte, wurde ihr bewusst, dass es nur Lina sein konnte. Sie drehte sich auf die Seite und sah auf das Bett in dem Lina schlief. Und was sie sah, mache ihr Angst. Linas Gesicht war rot und Schweiß lief ihr von der Stirn. Ihre Atmung wurde schneller und es war als würde sie Qualen leiden. Und dann, nach einigen Minuten wachte sie auf. Azura stellte sich schlafend und beobachtete Lina. Sie atmete schwer und es schien als hätte sie einen Alptraum gehabt. Einen sehr schlimmen Alptraum. "Es war nur ein Traum" flüsterte Lina sich zu. "Nur ein Traum". Sie legte sich wieder hin und schlief weiter. Azura beobachtete sie noch etwas und dann schlief auch sie weiter. Und sie beschloss vorerst nichts zu Roan und Angus zu sagen. Denn sie wollte weder Lina, noch die beiden Männer in Schwierigkeiten bringen. Kapitel 6: In luftigen Höhen ---------------------------- Als sie am Nachmittag ausgeschlafen waren, machte sich die Gruppe auf den Weg zum Luftschiffterminal. Während Azura die Gruppe quer durch die Stadt führte, bewunderten die anderen drei die Architektur. Und sie war auch bewundernswert. Die Gebäude waren alle hell und freundlich. Und fast alles an den Häusern war verziert. Mit Mustern, Reliefs oder Mosaiks. Durch die ganze Stadt liefen Menschen. Während des Fußmarsches erzählte Lina von ihren Abenteuern und ihrer Mission. Und Azura nahm begierig alles wie ein Schwamm auf. Um zum Terminal zu gelangen, mussten sie durch die halbe Stadt, ans andere Ende. Und so hatten Roan, Angus und Lina viel zeit sich die Stadt anzusehen. An fast jeder Ecke gab es spektakuläre Sachen zu sehen. Doch das spektakulärste war mit Sicherheit die Statue in der Stadtmitte. Ein zehn Meter hohes Abbild von Sol, dem Herrn des Lichts. Sol war einer der Götter, die den Planeten erschaffen hatte und er wurde hier verehrt. Sol sah aus wie ein großer Drache. Er stand auf den Hinterbeinen und hatte den Kopf hoch in den Himmel gereckt. In der rechten Pranke hielt er etwas, das wie die Sonne aussah. Es war wahrlich etwas, das man verehren konnte. Als die Gruppe das Luftschiffterminal erreichte, war die Trauer groß. Lina, Roan und Angus hatten sich so auf einen spektakulären Anblick gefreut, doch der wurde ihnen verwehr. Alles was man vom Terminal sehen konnte, war ein kleines Haus. Ein großer Eingang war das einzige, was offen war. Im inneren war das Haus noch viel langweiliger als von draußen anzunehmen war. Ein einziger Schalter dominierte an der rechten Wand und dahinter führte eine Treppe nach unten. "Ich dachte wir gehen zu einem Terminal für Luftschiffe und nicht zu einem Keller für die ganze Stadt" beschwerte sich Angus. "Schon mal von der Redewendung gehört "Der erste Eindruck täuscht"?" grinste Azura und setzt ihren Weg fort. Am Schalter gab sie dem Mann einige Fejar und ging danach die Treppe runter. Der Rest der Gruppe folgte ihr und nach einigen Minuten erreichten sie das Ende der Treppe. Und dort bot sich ihnen ein sagenhafter Anblick. Eine riesige Höhle öffnete sich vor ihnen. Es schien als würde dort ein gigantischer Hafen liegen. Überall war Wasser und viele Stege, die auf Fässer gebaut waren, führten zu den einzelnen Schiffen. Doch die Schiffe sahen sehr seltsam aus. Es schien als könnte man nur das obere drittel sehen. "Ist es das, was du erwartete hattest?" fragte Azura und sah ihn an. Angus aber konnte nicht antworten. Er war zu fasziniert. Er fühlte sich klein und unbedeutend, im diesem Meer von Flugschiffen. Gerade als Lina versuchte Angus mit einer Ohrfeige aus seinen Gedanken zu reißen, war ein Aufruhr zu hören. Roan blickte in die Richtung des Tumultes und sah jemanden auf der Flucht. Es war ein Mann, in blauen Hosen und einer grünfarbenen Weste. Der Mann lief über die Stege, schubste Menschen beiseite und rannte vor einigen Männern davon. Roan beobachtete ihn so lange, bis er in ein Luftschiff sprang. Das Vehikel war in einem dunklen Rot bemalt. Und es hatte eine seltsame Form. Hinten steckte eine lange Flosse in dem Schiff und vorne waren links und rechts eine Art ovaler Bügel angebracht. Das Luftschiff startete die Motoren und erhob sich aus dem Wasser. Es kam senkrecht nach oben, bis es gut zwei Meter über dem Wasser schwebte. Dann flog es auf die Wand zu. Will der etwas in die Wand fliegen? dachte Roan und wollte gerade seinen Blick abwenden, als eine Erschütterung die Höhle durchzog. Die Wand explodierte und durch das Loch entschwand das Luftschiff. Zuerst langsam und dann plötzlich sehr schneller. "Was war das?" fragte Lina erstaunt. Azura, Roan und Angus zuckten die Schulter. Sie wussten nicht was das für ein Kerl war. "Das war der Luftpirat Ajay" antwortete ein Pilot, der Linas Frage nicht überhören konnte. "Was ist das für einer, dieser Ajay?" fragte Roan. Der Auftritt von dem Luftpirat hatte ihn neugierig gemacht. "So weit ich weiß, fliegt er immer andere Terminals an und tauscht dort Sachen, die er von seiner Reise mitbringt. Und nachdem der Tausch abgeschlossne ist, wird er immer fort gejagt" antwortete der Pilot. "Man erzählt sich seine Tauschware sei mangelhaft oder fehlerhaft" fügte er noch hinzu. "Wie können also festhalten: Wir kaufen keine Waren von dem Piraten Ajay" mischte sich Angus ein und das Gespräch endete abrupt. Der Pilot verabschiedete sich und ging an Bord seines Schiffes. Die Gruppe folgte Azura, bis sie vor einem großen Schiff stehen bliebt. Das Luftschiff musste ein Passagierschiff sein, soviel stand fest. Es war lang und an der ganzen Seite zierten kleine, runde Fenster die Außenwand. Von der Größe her mussten gut zweihundert Menschen bequem platz finden können. Oben war eine Art Aussichtsdeck angebracht, das mit rotbraunen Geländern umsäumt war. Das Schiff war zwar nicht so groß wie die Adun, die sie in Atani gesehen hatten. Doch es war auch kein kleines Schiff. Wie die Adun hatte das Schiff Flügel. Doch es waren keine starren, dicken Flügel zur Stabilisation. Es waren einfache Flügel wie man sie von den Drachen abgeguckt hatte. Ein Gestänge war mit einer dichten Membran überzogen. "Dieses Schiff bringt und zum Himmelskontinent, zur Stadt Kota um genau zu sein" antwortete Azura auf die unausgesprochene Frage der Gruppe, was sie hier sollten. Und so ging die Gruppe an Bord. Da Lina schon oft in einem Luftschiff geflogen war, war dieses hier nichts Neues für sie. Doch Roan uns Angus kannten so etwas noch nicht. Und so kam es, das die Beiden sicherst einmal umsahen. Der Innenraum war riesig. Das Luftschiff hatte alles, was man zum Leben brauchte. Es gab eine Bar, ein großen Aufenthaltsraum, einen Speisesaal und viele kleine Ruheräume. Kaum das die Beiden Männer ihre Erkundungstour beendet hatte, startete das Luftschiff. Man konnte es spüren, wie das Luftschiff die Höhle verließ, und wie die großen Motoren es in den Himmel beförderte. Kaum das sie das Terminal hinter sich gelassen hatten, kam eine Durchsage vom Kapitän. "Ich begrüße sie alle auf der S.S.Tefano. Unsere Flugzeit beträgt etwa drei Stunden. Das Frühstücksbüfett wird in zehn Minuten eröffnet. Wenn Sie auf das Außendeck möchten, dann bedenken sie, dass es zu regnen anfangen könnte. Wenn es Fragen gibt, dann wenden sie sich vertrauensvoll an unsere Flugbegleiter. Ich wünsche ihnen einen angenehmen Flug". Da die Gruppe vor dem Frühstück das Haus verlassen hatte, gingen sie alle zum Büfett und frühstückten. Das Büfett war reich ausgestattet und bot alles, was man sich erträumen lassen konnte. Mehrere Teller voller Wust und Käse, eine große Auswahl an Brot und Brötchen, allerbestes Obst und alles, was man in Gläser füllen und trinken konnte. Da der Flug nicht so lange dauerte, konnte jeder etwas Zeit für sich haben. Azura ging auf das Außendeck und sah zurück zur Insel. Sie hatte dort ihr ganzes Leben verbracht. Doch sie war froh diese Insel endlich zu verlassen. Sie wollte nie wieder dahin zurück, denn auf dieser Insel waren ihr viele schlimme Dinge widerfahren. Sie hatte ihre Eltern verloren. Erst ihren Vater und kurz darauf ihre Mutter. Und das wollte sie nun alles hinter sich lassen. Sie wollte die schreckliche Vergangenheit einfach vergessen und mit Roan, Angus und Lina ein neues Leben beginnen. Ein Leben fern ab von ihrer Vergangenheit. Sie warf noch einen letzten Blick auf die Insel, die wie ein Fels in der Brandung stand, und ging dann auf die andere Seite des Decks. Dort vorne lag ihre neue Zukunft. Ein Leben voller Abenteuer. Azura wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen. "Hey Azura, was machst du hier?" fragte Lina. "Du siehst etwas bedrückt aus" stellte die Prinzessin fest. Das blauhaarige Mädchen drehte sich um. "Es ist so, das ich heute zum ersten Mal meine Insel verlasse, um nicht wieder zu kommen. Und es läst mich zurück denken". "Willst du darüber reden?" fragte Lina vorsichtig. Sie wollte ihr eine Stützte sein, wenn es sie so mitnahm ihr Zuhause zu verlassen. Azura schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht über ihre Vergangenheit reden, noch nicht. "Was ist eigentlich dein größter Traum?" versuchte Azura das Thema zu wechseln. Lina dachte einen Augenblick nach, bevor sie antwortete. "Ich möchte alle legendären Waffen und alle verfluchten Waffen in meinen Besitz bringen um die Menschen vor ihnen zu schützen". "Wenn du die Menschen schützen willst, wieso brauchst du dann auch die legendären Waffen?" "Wenn jemand eine legendäre Waffe hat, dann will er sie auch benutzten, deshalb. Und was ist dein Traum?" Das blauhaarige Mädchen brauchte einen Augenblick. "Ich möchte meine Vergangenheit hinter mir lassen und ein neues Leben anfangen" sagte sie schließlich. Lina beugte sich weit über die Reling und sah nach unten. Weit unter ihr konnte sie das Meer sehen. Und sie konnte Wolken sehen. Viele weiße Wolken lagen in der Luft. Und mit jedem Meter, das das Schiff vorwärts machte, wurden die weißen Wolken dunkler. Dann öffneten sich die Pforten des Himmels und ein eisiger Regen fiel auf das Luftschiff. Binnen weniger Sekunden waren Lina und Azura nass bis auf die Knochen. Ihre Kleidung sog sich mit Wasser voll und schaffte so das Gefühl, dass der Regen direkt auf ihre Haut traf. Und als ob das nicht schon genug wäre, kam ein dumpfes Gebrüll aus den Wolken. Es ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. Und es kam näher. "Was war das?" fragte Azura ängstlich. "Keine Ahnung. Und ich will es auch nicht herausfinden". Die beiden Mädchen liefen zum Ausgang, wo sie mit Roan und Angus zusammenstießen. "Was geht hier ab?" fragte Angus. Er und Roan hatte ein Gebrüll gehört. Und nun wollten sie natürlich wissen, was das war. Die Vier hielten Ausschau, doch sie fanden die Quelle des Gebrülls nicht. "Da tut sich was" rief Lina und zeigte in die Ferne. Und tatsächlich. Die dunklen Wolken fingen an sich zu bewegen und etwas kam aus ihnen zum Vorschein. Es war ein großes Monster. Es hatte Ähnlichkeit mit einem Drachen. Ein langer, schlanker Körper, große, ledige Schwingen, ein Zahnreiches Lächeln und eine schuppige Haut. Das alles machte ihn zu dem, was er war. Ein Drage. Der Drage stieß einen Schrei zum Himmel aus und flog näher an das Luftschiff ran und schickte einen sengenden Blitz in die Seite des Schiffs. Holz splitterte, Metal schmolz und die Insassen des Schiffs schrien um Hilfe und liefen panisch weg. "Ich denke wir müssen das Vieh töten, sonst wird es uns töten" sagte Roan. "Du meinst also leben oder sterben, was?" fragte Angus und machte sich zum Kampf bereit. Die beiden Männer zogen ihr Schwert und warteten, denn sie hatten einen kleinen Denkfehler begangen. Wie sollten sie etwas bekämpfen, was über ihnen flog. Niedergeschlagen steckten sie ihre Schwerter wieder weg. "Wir können ihm nichts anhaben" sagte Angus mit einem Achselzucken. "Da müssen dann wohl die Magier ran" grinste Roan die beiden Mädchen an. "Wir sollen kämpfen?" fragte Azura. Sie bekam etwas Angst. Was wenn sie verlieren würde? Doch sie ließ sich nicht aufhalten. Sie krempelte die Ärmel hoch und fing an. Azura sammelte etwas magischer Energie und konzentrierte sie. "Eispfeil" rief sie und ein Eiszapfen erschien zwischen ihren Handflächen und flog auf das Monster zu. Der Drage war allerdings nicht sehr beeindruckt. Er pflückte den Pfeil aus der Luft und verschlang ihn. "Hehe...Dem scheint mein Eis zu schmecken" schmunzelte Azura. Weil der Eispfeil nicht klappte, mussten die beiden Mädchen einen kurzen Kriegsrat halten. "Wir können es nicht mit Eis angreifen" war Azuras Argument. "Wasser geht auch nicht, wie wir sehen" antwortete Lina. "Und ein Blitz könnte für alle tödlich sein" bemerkte Azura. Weil Lina nicht sehr gut mit den Elementen Licht und Dunkelheit war, und weil gerade keine Erde da war, blieben den Mädchen nur noch Feuer und Luft. Und Luft schied aus, weil das Monster fliegen war. Das wäre nur eine Verschwendung von Zaubern. "Wir müssen Feuer wirken" sagte die beiden Magier wie aus einem Mund. "Aber es muss ein starker Feuerzauber sein. Einer der nicht durch den Regen gelöscht wird" warf Lina ein. Und so wie sie es beschlossen hatte, machten die Beiden es auch. Nach einem Augenblick der Vorbereitung, ließen sie ihren Zauber los. "Feura", "Feuerball" riefen die beiden. Und zwei runde Flammen flogen durch den Regen auf den Dragen zu. Dort wo Regen auf die Bälle traf, dampfte es und die Zauber wurden schwächer. Dann trafen die Bälle ihr Ziel und der Drage wurde etwas zurück geworfen. Doch mehr passierte auch nicht. Es war, als hätte man das Monster nur gekitzelt. Der Drage wollte gerade wieder einen seiner sengenden Blitzte auf das Schiff schleudern, als ein pfeifender Ton durch die Luft zu hören war. Kurz darauf explodierte etwas an dem Monster. Rauch bildete eine Kugel um ihn und verschwand. Das hatte den Dragen wütend gemacht. Er stieß einen Racheschrei in den Himmel und wandte sich zu der Richtung, aus der der Pfeifton kam. Auch die Gruppe sah dorthin. Und was sie dort sahen, konnten sie nicht glauben. Eine Rakete, wie sie seit einem Jahrzehnt nicht mehr genutzt wird, traf den Drage. Wieder kam eine Explosion und dann fiel das Monster buchstäblich aus allen Wolken. Die Gruppe sah sich nach dem Ursprung der Rakete um und konnte ihn finden. Am Horizont tauchte ein Luftschiff auf. Es war unverkennbar, das es das aus dem Terminal war, das die Wand zerstört hatte. Das rote Schiff flog tief über das Aussichtsdeck und ein Schrei ertönte vom Rupft des Luftschiffes. "Yeeeehaaa" Dieser Schrei musste entweder einem betrunkenen, oder einem Verrückten gehören. Nach diesem Abenteuer wurde der Flug ruhiger. Viele Menschen sammelten sich um zu diskutieren von wem das Luftschiff sein könnte. Roan, Angus, Lina und Azura machten sich fast keine Gedanken über den Piloten des roten Schiffes. Sie hatten ihn ja schon im Terminal gesehen und sogar einige Geschichten über ihn gehört. Und so standen die vier an den Resten der Reling und blicken nach Nordwesten, in Flugrichtung. Was sie dort sahen, war atemberaubend. Der Kontinent lag wie eine Platte über dem Meer. Aber das war nicht das unglaubliche. Im Kontinent schien ein Stück zu fehlen. Ein längliches Stück schien einfach herausgebrochen zu sein. Und das Teil, was fehlte, schwebte über dem Loch. Und es schien, als würde es nie seinen Platz verlassen. Es war ein seltsamer Anblick. Ein Stück eines Kontinents, das in der Luft schwebt als sei es nicht schwerer als eine Feder. Lina glaubte zu träumen. Es entzog sich vollkommen ihrer Vorstellung, wie ein so großer Kontinent einfach in der Luft hängen konnte. Auch Roan und Angus rieben sich die Augen. Es war ihnen ein Rätsel wie das sein konnte. Nur Azura blieb ruhig. Denn sie war schon ein paar Mal auf dem Himmelskontinent gewesen. Damals war sie aber noch klein. Je näher das Luftschiff an den schwebenden Kontinent herankam, desto seltsamer wurde der Anblick. Vor ihnen eröffnete sich eine neue Welt. Der Himmelskontinent Téngoku. Während Lina sich noch den Kopf zerbrach, wie dieser Kontinent schweben konnte, fuhr das Luftschiff langsam in das Terminal ein. Das Luftschiffterminal war ähnlich groß wie der in Zsaga, aber um ein vielfaches schöner. Überall hingen Bänder von der Decke und alles strahlte in Gold und Silber. Alles schien, als wäre es eine Quelle für Licht. Die Gruppe trat aus und verließ das Terminal. Nach einem kurzen Weg durch einen dunklen Gang standen sie endlich in der Stadt. Auch in der Stadt war es wunderschön. Der Boden war mit weißen Marmorplatten belegt und auch hier draußen war überall Gold und Silber. Hier in der Stadt am Himmel hatte Roan seinen ersten Kontakt zu einem der hier oben leben Wesen. Es war eine Frau in einem langen Gewand und sie hatte auf ihrem Rücken zwei Flügel wie ein Engel. Alles an ihr sah aus als wäre sie ein Engel. Roan sah erst sie an und dann blickte er wieder in die weiten der Stadt. Und es war als Azura ihn rief, da er sich umdrehte und gegen die Frau lief. Da Roan ein großer Mann war, blieb er stehen, als hätte man versucht ihn umzupusten. Doch die Frau mit den Flügeln war klein und zierlich. Und so kam es, dass sie einfach umfiel. Roan, der erst jetzt bemerkte, dass er jemanden umgerannt hatte, entschuldigte sich und bot der Frau hilfreich seine Hand an. Die Frau aber nahm sie nicht an, sondern schlug sie weg und schrie ihn an "Teilcusnih Noli. Bemm eow zy to nur ceiowmd!" "Was?" fragte Angus verwirrt. Wie der Rest der Gruppe kannte er diese Sprache nicht. Er erhielt keine Antwort von der Frau, die gerade wütend weg ging. "Weiß einer von euch, was Die wollte?" wollte der Schwertkämpfer wissen. Aber alle schüttelten nur den Kopf. Wie sollen wir uns nur hier zu Recht finden? dachte Lina. Kapitel 7: Andere Länder, andere Sitten --------------------------------------- "Hahaha" lachte ein Mann, der auf einer kleinen Mauer saß. Er hatte ebenfalls zwei Flügel auf dem Rücken. Doch er sah nicht wie ein Engel aus. Bei ihm hätte man denken können, dass er ein normaler Mensch sei. "Was lachst du so dämlich?" rief Angus und machte sich bereit dem Mann ins Gesicht zu schlagen. "Tut mir leid, wenn ich euch verärgert habe". Der Mann machte eine Verbeugung und stieg von seiner Mauer runter. "Wer seid Ihr, Fremder?" fragte Roan. Er wollte sich ein Bild von den Menschen mit den Flügeln machen. Denn Momentan glaubte er noch, dass sie feindlich sind. Wieder machte der Mann eine Verbeugung. "Mein Name ist Erotyhe. Und wer seid ihr?" Gerade als die Gruppe antworten wollte, stoppte der Mann sie mit einer Handbewegung. "Sagt nichts!" befahl er und trat näher an die Gruppe ran. Der Mann beugte sich zu allen hin, verharre in der Position einen Moment und ging dann zu nächsten. Nachdem er bei allen diese komische Haltung gemacht hatte, deutete er mit dem Finger auf Lina. "Bei dir rieche ich sehr viel Magie. Du musst die Magie von einem echten Lehrmeister gelernt haben. Und ich rieche viel Schwarze Magie, etwas Grüne Magie und ein wenig Weiße Magie. Ich denke du bist eine Magierin". Danach deutet er auf Roan. "Bei dir rieche ich auch Magie. Nicht so viel wie bei deiner Gefährtin, aber deine ist sehr Kraftvoll und sie schlummert tief in dir. Ich denke du bist mehr Schwertkämpfer als Magier. Dann drehte er sich zu Azura um. "Auch an dir klebt die Magie. Doch bei dir ist sie gespalten. Ein Teil ist gut und Rein. Der andere Teil ist zerstörerisch. Ich kann bei dir riechen, das du den Schamanismus beherrschst und heilige Magie. Auch etwas Weißmagie. Du musst eine Schamanin sein. Danach drehte er sich zu Angus und sagte ihm dass er sehr Magiearm sei. Doch Angus hörte gar nicht zu. Er versuchte immer noch den Namen des Mannes auszusprechen. "E-ro-tie-he". Wieder lachte der Mann. "Macht euch keine Mühen meinen Namen auszusprechen. In eurer Sprache heißt er übersetzt Anu´dora." "Dann nenne ich dich Anudora" beschloss Roan. "Was seid ihr eigentlich? Seid ihr Engel?" mischte Lina sich ein. "Wir sind keine Engel. Wir sind so etwas wie Elfen". "Nun ist aber gut. Anudora, kannst du mir sagen, was die Frau da eben zu meinem Kumpel gesagt hat?" wollte Angus wissen. "Sie sagte: Dämlicher Hume. Pass auf wo du hin läufst!" Jetzt nachdem Roan das wusste, wollte er so schnell wie möglich von diesem Kontinent runter. Es war nicht, weil er Angst hatte, sondern weil er niemandem verletzten wollte. Denn es musste sehr verlockend sein, das ein Richter oder jemand mit ähnlicher Position, einfach den Befehl gab einen Menschen über den Rand des Kontinents zu werfen. "Vielen dank für die Info, aber wir müssen gehen" sagte Roan und ging die Straße entlang. Der Rest der Gruppe folgte ihm Wortlos. Als sie einige Meter gegangen waren, ging Lina neben Roan entlang. "Was sollte das gerade? Hast du Angst vor diesen Elfen?" fragte sie böse. "Nein" antwortete Roan und blieb stehen. "Aber ich will nicht, dass man uns einfach von dieser schwebenden Insel wirft". "Warum glaubst du, dass man uns hier runter werfen würde?" fragte Azura ungläubisch. "Weil es doch einfach wäre jemanden so zu beseitigen. Man schmeißt ihn einfach runter. Er würde dann wie ein Ei auf dem Meer zerplatzen" antwortet der Schwertkämpfer. Kaum hatte er das gesagt, waren alle Still und sagten für eine Weile nichts mehr. Schweigend gingen die vier die Straße entlang, bis sie plötzlich auf einem Marktplatz waren. Der Platz war eine einzige Ansammlung von den Menschen mit den Flügeln. Alle gingen sie an Ständen vorbei und suchten ihre Sachen für den täglichen Gebrauch. Doch der Trubel legte sich, als ein kleiner Mann auf ein Podium stieg. In seinen Händen hielt er eine Schriftrolle. Kaum das einige den Mann gesehen hatten, drehten sie sich alle zu ihm hin. Und es wurde totenstill. Der Mann öffnete die Schriftrolle und fing dann an zu reden. "Achtung, Achtung. Heute haben wir einen finsteren Tag erlitten. Als der Morgen graute hat einer aus unseren eigenen Reihen ein Verbrechen begangen. Er nahm den Geldbeutel seines Nachbars an sich und verschwendete das Geld was in ihm war. Er trank für fast 200 Fejar Bier und übergab sich danach in der Bar. Die Anschuldigungen lauten also: Inbesitznahme eines fremden Geldbeutels, Verschwendung von Fejar, Trunkenheit und das Verschmutzen einer Bar". Von den Elfen hörte man nur entsetztes Stöhnen und empörte Ausrufe. Erst als der Ansager wieder den Mund öffnete, wurde es Still. "Leider hat das Oberhaupt es abgelehnt den Verurteilten öffentlich den Kopf abzuschlagen". Viele enttäuschte Blicke und Buh-Rufe wurden dem Ansager entgegengeworfen. Angus fand diese Wesen sehr seltsam. Warum sollte man enttäuscht sein, wenn jemandem nicht der Kopf abgeschlagen wird? Es wurde erst wieder leise, als der Ansager abermals seine Stimme erhob. "Das Oberhaupt bestand darauf den Verurteilten die Flügel in Fesseln zu legen und ihm über den Rand von Téngoku zu werfen". Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, kamen Jubelrufe von allen Seiten. Und sie verstummten auch nicht, als der Ansager wieder redete. Und weil niemand ihm zuhörte, musste er schreien. "Man kann alles in zwei tagen ganz im Norden sehen". "Das ist doch echt krank" sagte Azura als sie sich einige Meter von dem Marktplatz entfernt hatten. Die anderen stimmten ihr kopf nickend zu. Keiner konnte es so recht glauben, dass eine öffentliche Hinrichtung so beliebt war, wie in Salias das alljährliche Fest. Und für alle war klar, dass sie den Kontinent so schnell wie möglich verlassen wollten. In der ersten Nacht auf Téngoku schmiedeten sie einen Plan. Sie wollten nur den Stein holen und dann schnell wieder verschwinden. Doch der Plan hatte weder Hand noch Fuß. Wenn sie denn Himmelskristall in Händen halten würden, würden sie bestimmt gejagt werden. Bevor sie also den Kristall holen konnten, brauchten sie noch ein Taxi von diesem schwebenden Felsen, das zur Flucht bereit war. Und weil sie hier oben keine Verbündeten hatten, gab es viele Probleme. Auf den darauffolgendem Tag versuchte jeder auf eigene Faust einen Verbündeten zu suchen. Doch niemand wurde richtig fündig. Viele Söldner und Gangster waren bereit für Geld zu töten, doch keiner wollte etwas mit einem Diebstahl zutun haben. Und so wie es am ersten Tag versucht hatte, versuchten sie es weiter. Sieben Tage lang liefen sie durch die Stadt und suchten jemand, der sie von dieser Insel bringen konnte. Aber niemand wurde fündig. Am dritten Tag wechselten sie die Stadt. Sie gingen in eine kleinere Stadt weiter im Norden. Als sie dann insgesamt sieben Tage lang gesucht hatten, gaben sie es auf und versuchten einen anderen Weg zu finden. "Wieso holen wir uns nicht einfach den Kristall und springen dann?" schlug Angus vor. Die drei anderen sahen ihn an, als hätten sie einen Geist gesehen. "Aber sonnst ist noch alles in Ordnung?" fragte Azura. "Das ist gar keine schlechte Idee" bemerkte Roan und ließ sich das kurz durch den Kopf gehen. "Wir sollen einfach springen? Bist du völlig verblödet?" schrie Azura. "Nein" beruhigte Roan sie. "Ich dachte wir klauen den Kristall, springen über den Rand und dann macht Lina diesen Lewi-was-weiß-ich-Zauber und wir viel schweben langsam auf den Kontinent, der direkt unter uns ist" erklärte der Schwertkämpfer seinen Plan. Kaum das er fertig war, mischte sich Lina wieder ein. "Nein! Der Plan stinkt." "Warum?" fragten die drei fast wie einer. "Weil ich nicht sicher bin, ob ich alle rechtzeitig mit dem Zauber kriege. Und wenn jemand stirbt, dann ist das meine Schuld" antwortete sie und versuchte ihre Angst zu verbergen. Alle sahen ein, dass es eine riskante Idee war und niemand sprach sie wieder an. So verbrachten sie die Nacht damit einen neuen Plan zu schmieden. Und schließlich hatten sie auch eine Idee. Sie würden versuchen eine Kopie des Himmelskristalls anzufertigen und denn dann durch den echten austauchen. Am darauffolgenden Morgen machten sich die vier auf den Weg und suchten alles was sie brauchten. Und das war nicht viel. Azura kannte einen Zauber, mit dem man einen Gegenstand in einen anderen verwandeln konnte. Und die einzige Voraussetzung war etwas, das etwas so aussah wie der Himmelskristall. Sie kauften ein Glaskugel und machten sich dann auf den Weg zum Himmelskristall. Lina hatte herausgefunden, dass der Kristall in einem Tempel, gar nicht weit von hier, ausgestellt wurde. Es schien so als würden die Elfen diesen Stein anbeten. Während ihrer Reise nach An´dora mieden die Vier die Städte und wanderten auf wenig genutzten Wegen. Denn sie wollten nicht so kurz vor dem zweiten Kristall einfach wegen einem Verbrechen verhaftet werden. Und nach einem Tag hatten sie die Stadt An´dora erreicht. Diese Stadt war wohl die beeindruckendste Stadt auf Téngoku. Sie wurde von einer Mauer aus strahlendem Marmor geschützt und Elfen in schweren Rüstungen, mit langen Speeren bewachten den einzigen Eingang. Das Tor bestand aus Platten reinem Silber und Elfenbein. Vor dem Tor war noch ein Gitter, das nur aus Knochen zu bestanden schien. Riesige Knochen, wie von Urwesen. Aber diese Knochen waren nicht primitiv zusammen gebunden, sondern von einem hellen Kristall umgeben. Als Angus sich dem Tor näherte traten zwei Elfen vor und hielten ihre Speere nach vorne. Ein dritter trat zu den beiden und sprach Angus an. "Zem umd ioih Pikinhir?" "Könnten sie das bitte in meiner Sprache wiederholen?" fragte der Schatzjäger etwas verwirrt. Der Wächter schüttelte den Kopf. "Was ist euer Begehren?" wiederholte er. Bevor Angus etwas sagen konnte, schnitt Lina ihm das Wort ab. "Wir sind hier um vor dem Himmelskristall zu beten". Die Wachen zogen ihre Waffen zurück und traten wieder an ihre Positionen. Der Mann, der gefragt hatte drehte sich und sah nach oben auf die Mauer. "Yiwwrid tem Dyh!" rief er nach oben. Roan wollte gerade fragen was er gesagt hatte, als sich das Gitter zu bewegen begann. Das Kristalline Gitter wurde nach oben gezogen und die dicke Flügeltür öffnete sich und bot der Gruppe einen Einblick in die Hauptstadt An´dora. An´dora war viel schöner als die Stadt in der sie zu erst waren. Es schien als bestünde die Stadt nur aus Silber und Marmor. Der Boden war überall mit den weißen Marmorplatten belegt und aus Marmor schienen auch die Häuser zu sein. Und alles was nicht aus Marmor, Elfenbein, Glas oder Edelholz war, bestand aus Silber. Roan, Angus, Lina und Azura blieben erst einen Augenblick wie angewurzelt stehen, bevor sie sich wieder in Bewegung setzten. Alle vier waren von der Schönheit der Stadt fasziniert. Als sie weiter gingen fragte Angus: "Wo ist denn dieser Tempel?" Das war nun wieder eine sehr gute Frage. Keine kannte sich in der Stadt aus. Und so gingen sie durch die Stadt und suchten jemanden, denn sie fragen konnten. Es konnte aber nicht jeder sein, denn es schien einige Elfen zu geben, die sehr Menschenfeindlich waren. Sie gingen durch die Stadt und standen plötzlich mitten in einem Friedhof. Aber er sah nicht aus wie ein Friedhof. Er war, wie die komplette Stadt, in helles Licht getaucht. Jeder Grabstein glänzte silbern und überall waren farbenprächtige Blumen zu sehen. Und inmitten dieses Friedhofs fanden sie jemanden, den sie fragen konnten. Eine alte Frau, von den Jahren gebückt, stand vor einen Grabstein und ließ ein paar Blüten auf das Grab fallen. Ihre Flügel waren zerzaust und ihre Haare grau. Als die Gruppe näher heran trat drehte die Frau sich um. Ihr Gesicht zeigte Sorgenfalten und wirkte trostlos und mitgenommen. "Können Sie uns sagen, wie wir zum Tempel kommen?" fragte Lina. "Natürlich. Ihr geht von hier aus nur nach Westen. In zwanzig Minuten seid ihr da. Wollt ihr dort für jemanden beten?" Angus wollte gerade widersprechen, aber Azura war schneller. "Ja. Wir wollen für einen verstorbenen Freund beten" sagte sie und klang dabei so, als hätte sie wirklich jemanden verloren. Die alte Frau lächelte die Gruppe an. "Es ist schön zu sehen, das junge Leute immer noch nach den alten Traditionen handeln". Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ den Friedhof. "Seltsame Frau" meinte Angus und Lina stieß ihm hart in die Seite. "Du Idiot. Sie hat bestimmt jemanden verloren, der ihr sehr wichtig war". Schweigend ging die Gruppe nach Westen, wie von der Frau beschrieben, und trafen auch nach kurzer Zeit auf den Tempel. Der Tempel schien in einen Berg geschlagen geworden zu sein. Er war groß wie eine Kathedrale und zwei Gittertüren waren da, um den Tempel zu schützen. Die Türen waren offen und vier Wachen standen davor. "Wir können nicht alle in den Tempel gehen" bemerkte Roan. "Es würde reichen, wenn zwei von uns rein gehen und die Lagen sondieren" sagte Angus. "Du und Lina ihr geht rein" befahl Roan. "Warum darf ich nicht mit?" fragte Azura. Sie wirkte geknickt. "Ich bin ein Experte, wenn es darum geht irgendwo einzubrechen. Ich mache mir ein Bild der Lage und Lina muss sehen, ob es einen Fluchtweg gibt, über den wir aus dem Tempel kommen können" antwortete der Schatzjäger. Nach einer kurzen Diskussion gingen Lina du Angus in Richtung Tempel. Roan und Azura beobachteten das ganze aus sicherer Entfernung. Sie sahen, dass Lina und Angus einfach durch den Eingang wollten, aber die Soldaten hielten sie zurück. Die beiden gestikulierten und die Soldaten gaben nach. Sie gewährten den Beiden Einlass. Kaum waren sie in der Dunkelheit verschwunden, zogen sich Roan und Azura zurück. Sie schlichen hinter einen Busch und warteten. Angus und Lina betraten den Tempel. Im inneren war es kühl und still. Während die beiden über den Marmorboden gingen, fühlte Lina etwas. Es war, als wäre der Ort, an dem sie sich befand mythisch und von einer zauberhaften Aura umgeben. Angus teilte dieses Gefühl nicht. Für ihn fühlte der Ort sich wie eine kalte Grotte oder ein Gefängnis an. Die beiden folgten dem Verlauf des Raumes und gingen durch einen Gang zu einem anderen Raum. Der zweite Raum war kleiner und dunkler. Inmitten des Raumes, auf einen kleinen Sockel, lag der Himmelskristall. Er leuchtete auf diffuser Weise in einem hellen Blau. Und hätten Lina und Angus es nicht besser gewusst, hätten sie schwören können dass der Kristall in Wirklichkeit eine Art kleine Wolke wäre. Lina bewachte den Eingang und die Kugel und Angus suchte den Raum systematisch ab. Er klopfte die Wände ab, untersuchte Fliesen und sah sich um. Er sah ein einzelnes, kleines Fenster, dass weit über dem Boden angebracht war. Das war weder ein guter Ort für einen Einbruch, noch für eine unentdeckte Flucht. Der einzige Weg rein und raus war die Tür. Und dass hieß, das Angus ein Schloss knacken musste. Eine seiner leichtesten Aufgaben. "Wir können gehen" sagte Angus und ging. Lina folgte ihm. Er warf noch einen Blick über die Schulter auf die Kugel. "Bis heute Nacht". "Mir ist soo Langweilig" rief Azura. Sie und Roan lagen im Gras hinter einem Busch und warteten. "Wenn dir langweilig ist, dann tu doch etwas" schlug Roan vor und streckte sich. "Was soll ich denn tun?" Roan hatte keine Lust ihr zu antworten. Denn er hatte es im Gefühl, dass das eine lange Kommunikation gewesen wäre. "Erzähl mir was!" befahl Azura. "Gut" fing Roan an. "Es gibt eine Legende, aus längst vergangener Zeit. Es ist die Geschichte der unendlichen Stadt. Auf diesem Planeten gibt es eine Gruft. Die erstreckt sich unter der gesamten Oberfläche des Planeten. Dort sieht jede Säule aus wie dir andere und jede Fliese gleicht der anderen. Es ist ein Gewölbe, in dem tausende Säulen stehen. In jeder Säule gibt es eine Tür, die zu einem anderen Teil des Planeten führt. Und wenn man so eine Tür öffnet, dann kann man nur ein paar Meter, oder einig hundert Meilen weit weg sein. Und…" "Das hast du dir gerade aber selber ausgedacht" lachte Azura. Roan wollte gerade widersprechen, als Lina und Angus hinter den Busch kamen. "Es ist alles vorbereitet. Es ist ein Kinderspiel in den Tempel zu kommen" sagte Angus und Lina stimmte ihm zu. "Also werden wir ihn uns heute Nacht holen?" fragte der Schwertkämpfer. Angus nickte. Und in seinem Gesicht zeigte sich wieder sein Lächeln, das er hatte wenn er zuversichtlich war. Der Schatzjäger zeichnete eine Skizze des Tempels in den Boden und erklärte den Plan. "Wir werden das Schloss am Eingang knacken, und einfach in den Tempel gehen". "Dann wir der Kristall gegen die Kopie von Azura ausgetauscht" mischte sich Lina ein. "Und wir spazieren einfach raus" beendete Angus die Erklärung. Die Sonne begann hinter dem Tempel langsam zu versinken. Und so legten sich die Vier weit hinter dem Weg in den Büschen schlafen. Denn sie wollten mitten in der Nacht in dem Tempel. Kapitel 8: Ketzer ----------------- Es war kurz nach Mitternacht, als die Gruppe geweckt wurde. Ein donnerndes Dröhnen schreckte sie aus dem Schlaf. Noch benommen vom Schlaf blickten die vier in den Himmel. Und was sie dort sahen, ließ ihnen die Augen aus dem Kopf treten. Eine ganze Armada aus Luftschiffen hatte sich am Horizont versammelt und flog langsam in Richtung des Tempels. Alles war vertreten. Zwei riesige Schlachtschiffe von fünfhundert Metern Länge, wie die Adun, aus Atani, es war. Ein Transporter schwebte dahinter. Er war zwar nicht länger als hundertfünfzig Meter, aber dafür fast doppelt so hoch wie ein Schlachtschiff. In dem Transporter konnten sich fast dreihundert Soldaten aufhalten. Hinter den Schlachtschiffen und neben dem Transporter schwebten je zwei Fregatten. Nur halb so lang wie ein Schlachtschiff, aber dafür mit fast so großer Feuerkraft erbaut. Eine Fregatte konnte gegen Boden-, wie gegen Luftziele gleichermaßen effektiv eingesetzt werden. Die letzte Art von Flugzeugen in diesem Verband waren Jäger. Kleine, schnelle Flieger, die im Kampf gegen ungepanzerte Ziele einsame spitze waren. Mit jeder Sekunde kamen die Schiffe näher und das Dröhnen wurde lauter. "Warum kommen Luftschiffe hierher?" fragte Azura verwirrt. "Was macht eine Flotte von Luftschiffen, die alle zu Königreich Salias gehören, hier beim Tempel des Himmelskristall?" fragte Roan leise und kratzte sich am Kinn. "Der will den Kristall, das ist doch klar" rief Angus. Und noch während Angus sprach, eröffneten die Fregatten und Schlachtschiffe das Feuer. Raketen und Feuerbälle flogen dem Berg entgegen und der Berg platzte weg. Riesige Felsen wurden weggesprengt und schlugen in den Boden ein. Erdreich spritzte weg oder schmolz. Die Luftschiffe waren zwar nicht sehr zielgenau, aber sie schossen so lange, bis der großteil des Berges entweder zerstört oder Schlacke war. Kaum, dass die Flotte den Angriff starteten, kamen einige hundert Elfen aus der nahegelegen Stadt An´dora. Sie flogen mit ihren Flügeln in den Himmel und schienen gegen die Luftschiffe kämpfen zu wollen. Doch sie hatten keine echte Chance, denn mit Speeren, Schwertern und Äxten konnten sie nicht viel gegen die Außenhülle der Schiffe ausrichten. Als die erste Welle der Elfen ihre nutzlosen Angriffe bereits verwirkt hatten, griffen die Jäger in das Geschehen ein. Sie flogen durch die Luft, rammten die Elfen oder schossen Salven auf sie ab. Lina, Roan, Angus und Azura sahen in den Himmel und konnten nichts tun, außer zuzusehen wie tote Elfen vom Himmel fielen. "Wie kann man als König nur so etwas schreckliches anordnen?" fragte Azura unter Tränen und begrub ihr Gesicht in ihren Händen. "Das weiß ich nicht" sagte Roan ruhig und legte seien Hand auf die Schulter des Mädchens. "Er will denn Kristall" antwortete Lina. "Er will seine Macht nutzen um damit Kriege zu gewinnen" sprach sie weiter und rannte los. "Los! Wir müssen denn Kristall erreichen, bevor seine Leute das tun" rief sie über die Schulter nach hinten und der Rest der Gruppe rannte los. Als sie nur noch zehn Meter vom Eingang des Tempels entfernt waren, senkte sich der Transporter langsam herab. Einige Klappen öffneten sich und Seile fielen nach unten zum Boden. An jedem Seil, das in die Tiefe ging, hing ein Soldat in der Rüstung des Königreiches von Salias. Sie seilten sich ab und kamen dem Boden mit sehr hohen Geschwindigkeiten entgegen. Kurz bevor sie auf dem Boden aufschlugen, klinkten sie sich aus und sprangen zur Seite. Die plötzliche Richtungsänderung ließ sie gut vier Meter fliegen, bevor sie eine Rolle machten und wieder auf die Beine kamen. Nachdem sie auf dem Boden waren, marschierten die Soldaten in den Tempel. Allen voran ein riesiger Kerl in einer scheinbar zeremoniellen Rüstung. Lina, Roan und Angus zogen ihre Schwerter und rannten los. Fast Lautlos töten die drei so sechs Soldaten, bevor die anderen sich umdrehten. Die vorderen Soldaten zogen Schwerter und die hinteren legten Gewehre an. Doch darauf hatten sie nur gewartet. Die drei duckten sich um Azura ein freies Schussfeld zu ermöglichen. "Blitzlanze" rief sie und ein Blitz entsprang ihrer Hand. Die Ladung formte sich langsam zu einem Stab und knisterte fröhlich wie ein Lagerfeuer. Azura holte aus und schickte den Zauber auf die Reise. Blitzschnell fand der Zauber sein Ziel. Die Lanze schlug in die Rüstung eines Soldaten ein und dieser begann unter dem Stromstoß zu zittern. Und während er noch unkontrollierte Bewegungen vollzog, sprang der Blitz über und teilte sich. Die beiden neuen Blitze teilten sich wieder und nach einer Sekunde sah es aus, als seien die Soldaten in einem Netz aus Strom gefangen. Nach erst einer Minute verebbte der Blitz und die Soldaten fielen Bewusstlos auf den Boden. Ihre Körper rauchten ein wenig und es roch nach angesengtem Fleisch. "Sehr gut" staunte Angus. "Weiter!" rief Roan und die Gruppe lief durch den Gang. In der Kammer standen weitere Soldaten und der Mann in der zeremoniellen Rüstung. "Wenn das nicht der Blecheimer Xeus ist" lachte Roan. "Was wollt ihr denn hier?" fragte der Vollstrecker und lachte schallend. "Wir wollen uns den Himmelskristall holen, bevor du ihn mit deinen Wurstfingern verunreinigst" rief Lina böse. Wieder lachte der Vollstrecker. "Ihr, und welche Armee?" Angus wurde wütend. "Wir brauchen keine Armee um einen dämlichen Gorilla in einer Blechdose zu besiegen" schrie er. Doch er bereute es sofort. Der Vollstrecker machte einen Schritt nach vorne, schlug Angus in den Magen und hieb ihm dann zu Boden. "Jämmerlich" grinste Xeus und schnipste mit dem Finger. Daraufhin traten drei Soldaten vor und schlugen Lina, Roan und Azura auf den Hinterkopf. Die Drei fielen bewusstlos zu Angus auf den Boden. Es war zwar erst seine zweite Begegnung mit dem Vollstrecker, aber er wusste nun genau, dass er ihn leiden konnte. Zwei Begegnungen und zwei Schläge zur Bewusstlosigkeit waren keine Faktoren, die man als Basis für eine Freundschaft nutzen konnte. Und es war das zweite mal, dass Angus, nach dem Schlag des Vollstreckers, in einer Zelle landete. "Was soll das?" rief er durch das Gitter. Es bestand scheinbar aus einem Kristall. Und da wurde es dem Schatzjäger klar. Er musste in einem Gefängnis der Elfen sein. Und er war allein in der Zelle. Die erste Frage, die ihm durch den Kopf schoss, war: Wo sind die Anderen? "Roan? Lina? Azura?" rief er, doch er erhielt keine Antwort. Nachdem er fast fünf Minuten versuchte den Kristall zu zerschlagen, hatte er eine Idee. Er zog seine Phiole Eiswasser aus seinem Beutel und tat etwas davon auf das Gitter. Danach pustete er über die nassen Stellen und eine kleine Eisschicht bildete sich. Er zog sein Schwert und bemerkte erst jetzt, dass man im alle seine Sachen gelassen hatte. Er hatte seinen Beutel und sein Schwert bei sich. Obwohl es ihm zu denken gab, machte er einfach weiter. Mir dem Schwert hieb er gegen das Kristallgitter und es zerbrach. Der Schatzjäger entschlüpfte durch das so entstanden Loch und lief den Gang entlang. Und bei der ersten Kurve, lief er direkt in die Arme von zwei Wachen. Sie trugen beide eine dunkle Rüstung und eine gefährlich aussehende Kriegssense. "Sieh mal einer an" höhnte der eine. "Dann müssen wir uns nicht mehr die Mühe machen ihn zu holen" grunzte der zweite. Die Wachen schoben Angus zwischen ihnen hindurch und gingen danach hinter ihm her. Mit den spitzen Enden an ihren Sensen dirigierten sie Angus durch einige Gänge und brachten ihn schließlich nach draußen. Der Schatzjäger versuchte sich nicht zu wehren, denn sie waren in der Überzahl. Und so ging er vor ihnen her nach draußen. Als er durch den Gang nach oben kam, wurde er im Sonnenlicht gebadet. Es musste früher Morgen sein, denn der Himmel war an einigen Stellen noch Rot. Die Wachen führten Angus über ein Feld, in dem ein großes Podest stand. Auf dem Podest stand ein Mann, in einer festlichen Robe. Das weiße Gewand des Priesters war von roten Streifen durchzogen. Er hielt ein kleines Buch in seiner rechten Hand. Angus wurde zu Roan, Lina und Azura vor das Podest geführt. "Wenn einer von euch den Mund aufmacht, ohne dass er gefragt wird, dann werde ich ihm die Zunge abschneiden" grinste einer der Wachen und gab Angus einen Stoß. Angus gefiel das gar nicht. Sie standen allesamt sehr nah an der Kante des Kontinents. Und die Vier wussten, was das bedeutete. Als die Vier in Position waren, erhob der Priester seine Arme und fing an zu sprechen. "Gestern Abend hat sich etwas Schlimmes ereignet. Menschen sind mit Flugschiffen gekommen und haben den Tempel angegriffen. Sie haben die heilige Kugel, das Artefakt der Blutsväter an sich genommen und sind damit geflohen. Einhundertdrei unserer Krieger starben bei dem Versuch das Artefakt zurückzuholen. Die Menschen flüchteten, aber sie ließen ihre Spione zurück. Diese Vier…" er deutet auf Roan, Lina, Angus und Azura, "wurden zurückgelassen. Und wir werden sie nun verurteilen." Als der Priester fertig war, brach allgemeiner Jubel aus. Der Priester trat zurück und ein Richter kam nach vorne. Er trug ein silbernes Gewand und einen Kopfschmuck. "Wir erkennen die Vier als Ketzer an und als solche werden sie nun auch hingerichtet. Das Gesetz der Blutväter ist dort eindeutig. Ketzern werden die Flügel ausgerissen und danach werden sie vom Kontinent geworfen. Während sie fallen, werden die Blutsväter über sie richten. Und ihr Leben retten, wenn sie es für richtig halten. Und so wie es geschrieben steht, so soll gerichtet werden." Der Richter verbeugte sich und wandte sich danach an die Wachen. "Führt das Urteil aus und werft diese Ketzer runter." "Wir haben damit nichts zu tun" protestierte Angus. Doch der Richter winkte ab. Es schien ihn nicht zu interessieren, ob die Gruppe schuldig war oder nicht. Er schien einfach nur Menschen töten zu wollen. Jeder in der Gruppe verspürte Angst, als die Wachen sie zum Rand des Kontinents drängten. Der Blick in die Tiefe war beängstigend. Ein Fall würde dauern. Denn wenn man fast 400 tief fallen würde, dann hätte man noch genug Zeit sich über sein Leben zu ärgern. Doch Roan war zuversichtlich. Denn Lina konnte ja zaubern und den rettenden Zauber sprechen. Sie würden vielleicht nur hundert Meter tief fallen, bis Linas Zauber sie langsam zu Boden schweben lassen würde. "Bereit?" flüsterte Roan, und war sich sicher dass er das überleben würde. Angus zitterten die Knie, denn er glaubte immer noch, dass es sehr riskant war. Azura schluckte schwer. So hatte sie sich ihr neues Leben definitiv nicht vor gestellt. "Nein!" schrie Lina als Antwort als die Wachen die Gruppe über die Klippe gestoßen hatten. Das war für alle beteiligten schlecht. Mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit fielen die Vier dem Boden entgegen. "Wo bleibt der Zauber?" rief Angus während er versuchte den Fall zu verlangsamen. "Ich kann nicht Zaubern" sie deutete auf ihre Stirn. "Die haben mir etwas angelegt, was das Zaubern verhindert. Kaum das die Gruppe das erfahren hatte, schrien sie alle aus vollem Hals ihrem Tot entgegen. Im inneren ärgerte sich jeder über das Ende ihrer gemeinsamen Reise. Und wie sie so fielen, ihrem Schicksal entgegen, verfluchten sie alle, das sie versucht hatten den Planeten zu retten. Und sie waren nur hundert Meter vom Boden entfern, als sie neue Hoffnung schöpften. Ein Luftschiff, ganz in rot, mit zwei Bügeln an der Seite, kam auf sie zu. Im Sturzflug versuchte das Schiff unter sie zu kommen und öffnete eine Luke. Unter der Luke hing ein Netz und auf dem Netz lagen Stoffballen. Kurz vor der Wasseroberfläche fing das Luftschiff den Sturzflug ab und kam in einer Wagerrechten zum stehen. Die Vier landeten sicher auf dem Netz. Es war zwar eine harte Landung, aber sie waren alle glücklich darüber, dass ihr Leben noch nicht ein so jähes Ende fand. Und abgesehen von ein paar Schürfwunden, einigen Kratzern und einer gebrochenen Rippe von Roan waren sie alle noch vollkommen gesund und munter. "Das war echt knapp" sagte Lina und versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen. Sie hatte schon Angst gehabt, das sie auf dem Boden aufschlagen würde. Auch Angus freute sich wieder auf festem Boden zu sein. Roan allerdings traute dem ganzen nicht. Es war sehr seltsam, dass jemand sie auffing. Kaum das die Vier das Netz verlassen hatten und auf dem metallenen Boden standen, öffnete sich die Tür. Und ein Mann stand im Torbogen. Er trug eine blaue Hose, die an einigen Stellen Löcher hatte und schwarze Stiefel, die sich unter seinem Saum verloren. Am Oberkörper trug er ein weißes Hemd, bei dem die Ärmel abgerissen waren. Und das auch nicht gleichmäßig. Über dem Hemd trug er eine Weste mit Tarnmuster. Seine Haare waren dunkelblond und kurz. Er war in etwa so groß wie Roan und hatte breite Schultern. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck von Freiheit. "Sieh mal einer an, und ich wollte doch nur Fliegen fischen" lachte der Mann. Roan glaubte ihn schon einmal gesehen zu haben, doch er konnte sich nicht erinnern wo. "Mein Name ist Ajay, " er machte eine Verbeugung, "und mit wem habe ich die Ehre?" Erschrocken über die Gastfreundschaff von Ajay stellte Lina sich vor. "Mein Name ist Lina. Ich komme aus Salias". "Das gleiche gilt für mich" sagte Angus, und Ajay lachte los. "Du bist auch Lina aus Salias?" Der Schatzjäger wurde rot. "Ich komme aus Salias, mein Name ist Angus". "Ich heiße Azura Greywood und ich komme aus Zsaga". "Ich bin Roan aus Salias". Nach der Begrüßung fragte Ajay die Gruppe aus. Was sie verbrochen hatten, was sie auf Téngoku machten und ob sie auf dem Luftschiff waren, das von dem Drage angegriffen wurde. Und als alle seine Fragen beantwortet waren, führte Ajay die Vier auf die Brücke. Die Brücke war halbrund. Über die Rundung lief ein riesiges Fenster. Am geraden Tel der Brücke verlief eine Wand. In der Mitte der Brücke befand sich ein Kommandoplatz mit einigen Konsolen und einem Sessel. An der Scheibe verlief eine Reihe von Monitoren. Und an zwei Plätzen saßen Menschen. An einem saß ein Mann, der dem Stuhl die Lehen abgerissen hatte und auf dem anderen saß eine Frau. "Wir haben Besuch" rief Ajay und die Beiden standen auf. "Das ist Kane" sagte Ajay und deutet auch den großen Mann. Kane schien über zwei Meter hoch zu sein. Er trug eine braune Hose, feste Stiefel und ein grünes Hemd, bei dem er die Ärmel abgerissen hatte. Kane war ein echter Riese. Seine Schulter war so breit, das Lina und Azura bequem Platz gefunden hätten. "Er ist mein Chef-Mechaniker". "Ist auch nicht schwer, wenn er der einzige Mechaniker ist" sagte die Frau kalt. "Tag auch" grüßte Kane. "Sie ist meine Navigatorin, Kilian". Captain Ajay deute auf die Frau. Kilian war das genaue Gegenteil von Kane. Sie war schlank und zierlich. Sie trug ihr schwarzes Haar offen und verbarg ihren Körper unter einem Schwarzen Mantel. "Tag" sagte sie und ihre Stimme klang total monoton. Es schien, als hätte sie keine Stimmlage. Lina ergriff die Initiative und tat einen Schritt nach vorne. "Wir sind alle froh darüber, dass wir vor dem sicheren Tot gerettet wurden, doch wir würden es begrüßen, wenn wir bald wieder auf den Boden zurück könnten". Ajay dachte einen Augenblick nach. "Wir fliegen direkt nach Norden, zu Kontinent des Eises. Wenn es einen Ort gibt, an dem wir euch absetzen können, dann müsst ihr es nur sagen". Lina berat sich kurz mit der Gruppe und sie waren sich einig, das sie zu dem Kontinent des Eises wollten. "Wir setzten euch dort ab" versprach Ajay und setzte sich in den Sessel in der Mitte des Raumes. Die Gruppe schritt durch den Aufenthaltsraum und versuchte sich mit etwas abzulenken. Denn Ajay hatte ihnen gesagt, das der Flug zwei Tage dauern würde. Es waren zwar erst zwei Stunden vergangen, seit dem sie die Cerberus, das Flugschiff, betreten hatten, doch sie langweilten sich bereits jetzt. "Hier ist es sooo langweilig" rief Lina als Captain Ajay in den Aufenthaltsraum kam. Ajay schmunzelte. "Warum geht ihr den nicht in den Trainingsraum und amüsiert euch da?" Das war eine gute Idee und so folgte die Gruppe Ajay in den Trainingsraum. Der Raum war eigentlich nur ein Lagerraum, doch er war umgestaltet wurden. Auf dem Boden lagen blaue Matten und auch an der Wand lehnten diese Matten. Und an manchen Stellen waren auch braune und rote Flecken auf den Matten. "Blut" flüsterte Azura. Kaum das Ajay die Tür geschlossen hatte, öffnete sie sich wieder. Kilian stand auf der Schwelle. "Ich will gegen dich kämpfen" sagte in ihrer emotionslosen Art und zeigte auf Roan. Roan stand da und sah sie an. "Wir kämpfen hier, ohne Regeln, bis einer nicht mehr aufsteht, aufgibt oder bewusstlos wird". Kapitel 9: Auseinandersetzung ----------------------------- "Ich nehme an" antwortete Roan und zog sein Schwert. Er war sich sicher dass Kilian nur ein kleines Mädchen war, das nichts draufhatte. Kilian aber lächelte. Lina, Azura, Angus und Ajay traten an die Wand zurück um Roan und Kilian Platz zu machen. "Ich werde dich nicht schonen, nur weil du ein Mädchen bist" sagte Roan und zeichnete mit dem Schwert einen Kreis in die Luft. Kilian zeigte sich unbeeindruckt und griff mit beiden Händen unter ihren Mantel. Der Schwertkämpfer wollte gerade losstürmen, als Kilian ihre rechte Hand unter dem Mantel hervorschnellen ließ. Ein kleiner Gegenstand sauste an Roans Gesicht vorbei und schnitt ihm in die Wange. "Was war das?" fragte Lina verwirrt. Sie sah auf Kilian. Sie hatte ihre Hände wieder unter dem Mantel verborgen. Und kaum das ihre Hand unter dem Mantel war, schnellte sie wieder hervor. Ein weiterer Gegenstand wurde geworfen, doch Roan konnte diesmal ausweichen. Und er schaffte es sogar einen Blick auf die Waffe zu erhaschen. Es war eine Art Wurfmesser. Kilian zog ihre Arme aus dem Mantel und hatte an jedem Zeigefinger eine Waffe. Das Messer bestand aus zwei Ringen und einer langen, dolchartigen Klinge. Sie drehte die Messer mit den Ringen um ihre Finger. Erst langsam und dann immer schneller. Die Klinge erzeugte ein sirrendes Geräusch in der Luft. "Ich bin erstaunt. Du konntest tatsächlich ausweichen" lächelte Kilian und die Messer wurden noch etwas schneller. Sie nahm Kampfstellung ein und ein weiteres Messer verließ ihre Hand. Und dieses war zu schnell, als das Roan hätte ausweichen können. Das Messer schnitt ihm in den Arm und Blut tropfte zu Boden. Instinktiv griff Roan an die Wunde und hielt sie zu. Doch das war ein Fehler, denn ein neues Messer zischte durch die Luft. Und dieses traf besser. Es bohrte sich durch den Brustpanzer von Roan und blieb in seinem Brustkorb stecken. Er schrie auf. Diese kleine Klinge brannte sich durch sein Fleisch, seine Haut und durch seine Knochen. Und diese Klinge lähmte ihn. Sein Blick wurde dunkel und verschwommen. Sie musste entfernt werden. Roan griff nach der Klinge und zog sie unter Schmerzen raus. Kaum dass das Messer draußen war, wurde seine Sicht der Dinge wieder klarer. Alles bekam wieder feste Umrisse. Roan wusste, das er keine Chance gegen sie haben würde, wenn er nur weiter ausweichen würde. Er musste es auf andere Weise versuchen. Lina sah gespannt zu. Sie fand es erstaunlich, wie gut Kilian kämpfen konnte. Aber sie fand es sehr erschreckend zu sehen was mit Roan passierte. Sie war zwar keine Ärztin, aber ihr war klar dass eine so große Blutlache nicht gut für Roan war. "Wir müssen den Kampf abbrechen" flehte sie Ajay an. Der Captain winkte ab. "Roan würde den Kampf schon abbrechen wenn er verlieren würde. Er hat das Herz am rechten Fleck. Und er hat Stolz". "Der Stolz wird ihn aber nicht vor dem verbluten retten" schrie Lina. Angus wollte seinem Kumpel retten, aber Roan hielt ihn zurück. "Ich schaff das schon" rief er. Angus erstarrte in der Bewegung. Er vertraute seinem Freund. Lina sah weiter zu. Bereit Kilian einzufrieren, wenn sie Roan töten würde. Doch was dann passierte überraschte sie. Es passierte so schnell, dass Lina erst Sekunden später merkte was passiert war. Roan griff in eine Tasche und einen Lidschlag später war das Feld von einer Wolke umgeben. Eine dichte Rauchwolke nahm jedem die Sicht. Und als sich der Rauch legte, konnte man sehen wie Roan sein Schwert an Kilians Kehle hielt. Im Gegenzug hielt Kilian einen Dolch an den Hals von Roan. Es war eine Pattsituation. Beide verharrte einige Sekunden in der Pose und Blut aus Roan Wunde tropfte zu Boden. Dann, unerwartet, brach Roan zusammen. Bevor sie ihn verletzen konnte, zog Kilian die Klinge weg und bog sich elegant unter dem Schwert weg. Angus, Lina und Azura liefen nach vorne um ihn aufzufangen. "Alles okay?" fragte Angus, doch sein Kumpel antwortete nicht. "Tut mir leid" sagte Kilian und zusammen mit Lina zauberten sie einen Vita-Zauber. Azura half Roans Körper sich zu erholen indem sie einen Regena-Zauber benutzte. Als seine Wunde nicht mehr blutete brachten Angus, Ajay und Kane den Schwertkämpfer in ein Quartier. "Du wolltest ihn töten" warf Lina Kilian an den Kopf. Sie war wütend auf die Attentäterin. Denn sie wollte nicht das Menschen starben, nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Und sie wollte auch nicht das Menschen unschuldig starben. Das waren ihrer Gründe die acht Kristalle zu suchen. "Du wirst dafür büßen" schrie Lina und hob ihre Hände für einen Zauber. Kilian versuchte unterdessen verzweifelt Lina zu sagen dass sie Roan nicht töten wollte. Doch das braunhaarige Mädchen hörte ihr nicht zu. Lina sammelte Energie und um ihre Finger herum entstand ein Knistern. Es wurde immer lauter und dem Knistern folgten Funken. Kilian wich erschrocken zurück und versuchte Lina zu beruhigen, doch es half nicht. Lina machte weiter. Azura konnte das nicht zulassen. Linas Zauber bestand nur aus Wut. Und das war immer schlecht. Denn wenn ein Zauber aus Wut gesprochen wurde, dann wurde er unkontrollierbar. Der Zauber hätte alle an Bord töten können. Eine Katastrophe wäre unausweichlich. Und Azura konnte die zerstörerische Macht des Zaubers spüren. Lina wollte Kilian scheinbar nicht nur töten, sondern auslöschen. Sie musste eingreifen. Langsam schritt sie hinter Lina und schlug gezielt auf einige Stellen ihres Rückens. In Lina kochte die Wut. Sie konnte es nicht mit ansehen wie ein Mensch einen anderen töten wollte. Und das nur aus Spaß. Sie würde hier und jetzt dafür sorgen dass Kilian so etwas nicht noch mal machen würde. Sie würde Kilian strafen. Und sie würde keine Gnade walten lassen. Ihr Zauber hatte eine zerstörerische Kraft erreicht und Lina wollte ihn gerade auf Kilian loslassen, als sie einige Schläge spürte. Einer traf sie zwischen die Schulter, einer an der Wirbelsäule und einer im Nacken. Und von einer auf die andere Sekunde verblasste der Zauber, wurde schwächer und löste sich auf. "Was hast du getan?" fauchte Lina Azura an. Azura stellte sich zwischen Kilian und ihre Gefährtin. "Ich kann nicht zulassen dass du Sie und uns tötest" sagte sie langsam und kraftvoll. "Ich habe deinen magischen Zufluss unterbrochen. Für die nächsten drei Stunden wirst du keine aggressiven Zauber mehr benutzen können". Und als wäre alles gesagt drehte sie sich zu Kilian um. "Es ist besser wenn du gehst". "Legt ihn vorsichtig hin" befahl Ajay und Kane legte Roan vorsichtig auf ein Bett. Angus legte eine Decke über seinen Freund. "Er wird wieder in Ordnung kommen" sagte der Captain und legte Angus eine Hand auf die Schulter. "Bestimmt wird er das" murmelte der Schatzjäger. "Kilian wollte ihn nicht so sehr verletzen" sprach Kane um seine Partnerin zu verteidigen. Und wie aufs Stichwort trafen die drei Männer Kilian im Gang. Und sie sah furchtbar aus. In ihrem Gesicht stand die bloße Angst geschrieben. Es sah so aus als hätte sie den Teufel persönlich gesehen. "Was ist mit dir los" erkundigte sich Ajay. Es war das erste Mal das Kilians Miene eine Veränderung zeigte. "Ich habe mir Lina zur Feinding gemacht" flüsterte sie und unterdrückte eine Träne. Mit den Worten "Ich muss zu ihr gehen" rannte der Schatzjäger durch den Gang. Wenn das passierte, was er dachte dass es passierte, dann musste er schnell etwas tun. Denn er hatte großen Respekt vor den Zaubern von Lina. "Lass mich durch" rief Lina und zog ihr Schwert. Sie war Blind vor Wut und wollte Kilian töten. Und sie würde nicht ruhen, bis sie tot war. "Nein" antwortete Azura und breitete die Arme aus um den Ausgang zu versperren. "LASS MICH DURCH" wiederholte Lina ihren Befehl, diesmal lauter und kraftvoller. "Wenn du hier durch willst, dann musst du gegen mich kämpfen". In Azuras Worte hallte eine Spur von Bedauern mit. Sie wusste was sie tun konnte und wollte es nur als letzte Möglichkeit benutzen. "Du willst gegen mich kämpfen?" fragte Lina fast höhnisch. Azura nickte nur. "Dann verteidige dich!" rief die junge Magierin und rannte nach vorne. Mit dem Schwert voran. Das war die Chance, von der Azura wünschte sie nicht nutzten zu müssen. Sie faltete die Hände und sprach wie zu einer göttlichen Macht. "Hilf mir das Leben zu schützen, Fenrir" Und von einer auf die andere Sekunde musste Lina ihren Angriff abrechen, denn etwas stand ihr im Weg. Ein riesiger Wolf, fast 4 Meter lang, stand mit seiner Flanke zu dem Mädchen und sah Lina mit stechend roten Augen an. Seine Zähne tropften vor Speichel und sein silbernes Fell glitzerte. Das Wolfsmonster, das Azura beschworen hatte fletschte die Zähne und trat einen Schritt auf Lina zu. "Glaubst du das dein Schosshündchen mich aufhallten kann?" lachte sie und stürmte vor. Angus rannte und bereite sich seelisch auf das vor, was ihn erwarten konnte. Feuerbälle, Blitze und andere Zauber konnten durch die Luft fliegen, wenn Lina und Azura einen Streit hatten. Und er glaubte fest dass so etwas passiert sei. Denn wenn er sich eines Sicher sein konnte, dann dass Azura Lina aufhalten würde. Und als er glaubte vorbereitet zu sein, öffnete sich auch schon die Tür. Und was er da sah, ließ ihn den Atem anhalten. Nicht hätte ihn darauf vorbereiten können. In der Mitte des Raumes stand ein riesiger Wolf und kämpfte mit Lina. Lina lief nach vorne, stoppte und hastete nach links um nicht in Fenrirs Maul zu landen. Mit dem Schwert schnitt sie in die Schulter des Monsters, noch bevor es sich umdrehen konnte. Als Lina die Schulter von Fenrir traf, griff sich Azura an dieselbe Schulter. Sie konnte den Schmerz spüren und Blut kam aus ihrer Schulter genau wie bei Fenrir. "Hol sie dir, aber verletze sie nicht" befahl Azura und Fenrir gehorchte. Lina startete einen neuen Angriff und Fenrir wich aus. Danach schnappte er sich das Schwert von Lina mit seinen Zähnen und warf es in eine Ecke, wo es klirrend zu Boden fiel. Als Lina nun unbewaffnet war, griff Fenrir an. Er sprang Lina an und warf sie zu Boden. Mit seiner rechten Pfote drückte er Lina auf den Boden. Sie konnte sich nicht befreien. Angus betrat gerade den Raum, als Kane, Kilian und Ajay dazu stießen. "Bei Tira und ihrem Galgen, was ist hier passiert?" rief der Captain. Er sah wie gebannt auf den Wolf und auf Lina unter seiner Pfote. Azura drehte sich und wollte antworten, doch Angus war schneller. "Tira und ihr Galgen?" fragte er verwirrt. "Die Schutzheilige der Luftschiffpiloten" flüsterte Kilian ihm zu. "Ich musste sie aufhalten" antwortet Azura und drehte sich wieder zu Lina um. Ajay sah immer noch auf den Wolf und konnte seine Augen nicht von ihm lösen. Kane war der einzige der nicht auf den Wolf blickte. Sein Blick ruhte in einer Ecke. Er sah dort ein Flimmern, als würde irgendwo heiße Luft austreten. Doch das Flimmern bewegte sich. Der Mechaniker wich zurück und zog eine Wurfaxt aus seinem Gürtel. Und schleuderte die Waffe in das Flimmern, das sofort verschwand. "Was sollte das?" rief der Captain und löste seine Augen zum ersten Mal von Fenrir. Kane zuckte mit den Schultern. "Dachte ich hätt'n Geist gesehen" gab er zurück. Alle starrten auf die Axt die in der Wand steckte, alle bis auf Lina. "Was soll das?" rief sie und Azura sah sie an. "Hast du dich wieder beruhigt?" Lina verstand nur Bahnhof. Sie konnte sich an nichts erinnern. Das letzte was sie mitbekommen hat, war das sie mit Kilian zusammen einen Vita-Zauber sprach. Und dann lag sie plötzlich auf dem Boden mit der Pfote einer Bestie auf ihrer Brust. "Ich weiß nicht wovon du redest" antwortet sie und versuchte sich zu befreien. Azura rief Fenrir zurück und er verschwand. Danach erzählte sie Lina was sie getan hatte. Das sie Kilian töten wollte und das Azura ihren magischen Zufluss blockiert hat. Azura erzählte auch von dem Geist den Kane gesehen haben wollte. Lina hörte sich das an und erklärte dass sie von alledem nicht mitbekommen hatte. Und Azura und Lina fiel es wie Schuppen von den Augen. "Ein Berserkerzauber" sagten beide im Chor. Damit war auch beantwortet wer oder was das Flimmern war. Es musste ein Zauberer gewesen sein. Und ein sehr mächtiger wenn er sich tarnen konnte. "Das ist zu hoch für mich" rief Angus und verließ den Raum. Er schritt durch das Luftschiff und achtete nicht auf seinen Weg. In Gedanken dachte er zurück an Fenrir. Er war nicht die erste Bestie dieser Größe die er gesehen hatte. In seiner Kindheit hatte er schon einmal eine Begegnung mit einem solchen Ungeheuer. Was er gesehen hatte war aber nicht so prachtvoll wie dieser Wolf. Das Monster was er gesehen hatte war ein Dämon. Ein Monster mit dunkler Haut, Krallenhänden und riesigen Flügeln. Ein Monster vor dem sogar die Schatten Angst hatten. Er schüttelte den Gedanken ab. Und als er sich seiner Umwelt wieder bewusst wurde, stand er auf der Brücke und blickte nach draußen. Es war mittlerweile Nachmittag geworden und sie überflogen gerade ein Gewitter. Wie gebannt sah der Schatzjäger auf den Sturm. Es war ein majestätischer Anblick. Blitze schossen aus den Wolken und verschwanden in anderen Wolken. "Beeindruckend, oder nicht?" Angus schreckte hoch und drehte sich um. Es war Ajay der gekommen war. "Das ist echt beeindruckend" gab Angus zu und deutete auch das Unwetter. "Das auch, aber ich meine das Schiff" lächelte der Captain. Angus grinste. "Bist du schon mal eines geflogen?" fragte Ajay und Angus schüttelte den Kopf. Ajay setzte sich und aktivierte eine Karte. Ein Teil des Fensters verschwand und zeigte eine Übersicht über den Planeten. "Wenn das weiter so geht," murmelte der Captain, "werden wir morgen Früh ankommen". Während Ajay Angus die Karte erklärte, kamen Kane, Azura und Kilian auf die Brücke. Nur Lina kam nicht. Sie ging woanders hin. "Ich fand dein Monster echt beeindruckend" sagte Kane und schlug Azura auf die Schulter, so stark dass sie in die Knie ging. "Das war doch gar nichts" gab sie zurück und wurde rot. "Doch, das war sehr beeindruckend" stimmte Kilian Kane bei. Roan öffnete die Augen und sah sich um. Und sah nichts. Es war dunkel wo er war. Aber durch ein kleines Fenster schien etwas Mondlicht, aber nicht genug um etwas zu erkennen. Benommen tastete er durch die Dunkelheit und fand einen Tisch. Dort tastete er weiter und suchte eine Kerze oder etwas Vergleichbares. Das erste was er ertastete war etwas Hartes und glattes. Und als er weiter suchte stieß er den Gegenstand um. Es war ein Glas gewesen, das nun am Boden zerschellte. Wenn er Licht hätte, würde er es Aufheben. "Darf ich?" Roan griff instinktiv nach seinem Schwert, was er natürlich nicht bei sich trug. Er kannte diese Stimme nicht und erhoffte das schlimmste. Eine kleine Flamme erschien in der Luft. Sie war deutlich zu sehen, spendete aber kein Licht. Die Flamme schwebte langsam herunter, in Richtung des Tisches. Dort entzündete sie eine Kerze und der Raum wurde erleuchtet. Roans Augen stellten sich auf das Licht ein und er konnte eine behandschuhte Hand erkennen. Auf dem Zeigefinger tanzte die Flamme. Er folgte dem Arm und fand schließlich die Person. Es war schwer ein klares Bild zu kriegen. Er war immer noch benommen und konnte kaum Details erkennen. Er sah Kleidung in einem hellen Rot, das sehr nach Magenta aussah. Die Person trug Handschuhe und Stiefel in Grau, Er kannte diese Person nicht. "Wer bist du?" fragte er und versuchte die Person besser zu erkennen. "Erkennst du mich nicht, oder hat die Wunde dich vergesslich gemacht?" Roan blinzelte ein paar Mal und langsam kam die Erinnerung zurück. Diese Kleidung kam ihm bekannt vor. Er ging sich mit der Hand durch die Haare und mit jeder Sekunde wurde das Bild deutlicher. Es war Lina. "Erkennst du mich jetzt wieder?" fragte das Mädchen böse. "Ja, ja. Ich weiß jetzt wieder alles, Lina" beruhigte er sie. Lina lächelte. "Aber warum liege ich hier, was ist passiert?" Lina seufzte. "Du hast mit Kilian gekämpft und hast verloren" Roan dachte zurück. Er hatte einen von Kilians Wurfmessern abbekommen und viel Blut verloren. In einem letzten Versuch hatte er einen von Angus´ Rauchbällen geworfen und Kilian sein Schwert unter die Kehle gehalten. Und ab dann fehlte ihm alles. "Was passierte nachdem ich verlor?" hackte er nach. Lina erzählte ihm dass sie ihn wegbrachten und dass Sie Opfer eines Zaubers wurde. Sie erzählte ihm von dem ihrem Kampf mit Azura, so wie Azura ihr den geschildert hatte. "Und warum bist du hier? Sorgst du dich um mich?" Lina wurde Rot, "Wie wir alle" verteidigte sie sich. Roan und Lina gingen am nächsten Morgen zu den anderen auf die Brücke. Ajay erzählte ihnen das sie bald ihr Ziel erreicht hätten und eine halbe Stunde später landete das Luftschiff einige Meter vor dem Kontinent des Eises im Wasser. Kilian und Kane besorgten jedem einen Mantel, warme Stiefel und eine dicke Hose. Ajay machte ein Boot klar und die Gruppe schwamm im Boot mit dem Kapitän der Cerberus zum Kontinent. Kilian und Kane blieben zurück um das Luftschiff zu bewachen. Während der Fahrt zum Festland stießen immer wieder Eisschollen an das Boot um brachten es zum Schaukeln. "Was für eine feindliche Umgebung" entfuhr es Azura als das Boot fast mit einem kleinen Eisberg kollidierte. "Jemand hat sie mal Hölle genannt" erwiderte Ajay und zitierte eine Stelle einer alten Sage. "Dort wo die Wärme erstarrt und der Himmel verdunkelt, dort wohnt Sie. Die Hüterin des Eises, wie ein Beschützer der eisigen Hölle auf dem Planeten. Ihre Macht reicht bis zum Süden". "Wie Poethisch" murmelte Angus. Kapitel 10: Ein eisiges Fleckchen Erde -------------------------------------- Das Boot glitt langsam an Land und die Fünf stiegen aus. Lina zog eine Karte unter ihrem Mantel hervor und breitete sie auf einem verschneiten Felsen aus. "Unser Ziel liegt in einer Stadt nördlich von hier. Fast in der Mitte des Kontinents". "Wie heißt die Stadt?" erkundigte sich Angus und spähte ungefähr in nördliche Richtung. "Sie heißt Tarf" "Was für ein Zufall, genau da muss ich auch hin" sprach er und war sichtlich erfreut, dass er mit den Vier reisen konnte. Denn sonst war er immer alleine wenn er eine Stadt besuchte. Kane und Kilian mussten immer beim Luftschiff bleiben und darauf aufpassen. Die Fünf machten sich auf den Weg zu der Stadt und verließen den Strand. Die Vegetation auf diesem Kontinent war einfach wunderschön. Eis hing an den Bäumen und verlieh ihnen einen bezaubernden Glanz. Im hellen Schnee zeichneten sich Spuren von Tieren ab und der Himmel war erfüllt von Schneeflocken. "Warum sind wir eigentlich nicht bis zur Stadt geflogen?" fragte Roan nach einigen Kilometern. Der Luftschiffpilot dachte kurz nach. "Weil dieser Kontinent eine tote Zone ist" sagte er schließlich. "Was ist eine tote Zone" war die Frage von Azura. "Eine tote Zone ist ein Gebiet, in dem die Flugsteine versagen. Normaler Weise würde ein Flugstein seine Position nicht ohne Zutun ändern. Doch hier in der toten Zone fallen Flugsteine wie gewöhnliche Steine auf den Boden". Damit war alles gesagt was man wissen musste. Die Gruppe ging weiter, bis Lina vor einer Steinsäule stehenblieb. "Das ist eine Warnung" sagte sie und ließ vor was dort stand. "Hütet euch vor dem Eis…" der Rest war zerstört worden. "Was für Eis?" fragte der Schatzjäger und ging einfach weiter. Als er zehn Meter von der Säule entfernt war, blieb er stehen. "Seht ihr, das Eis ist sicher" rief er und der Rest der Gruppe lief zu ihm. Als die Anderen schließlich zu Angus aufgeschlossne hatten, wollte er weiter gehen, als… die Erde bebte. "Was ist das?" rief Lina über das Grollen und ihre Frage wurde sofort beantwortet. Ein riesiger Haufen Schnee erhob sich und fiel zur Seite. Unter dem Schnee kam etwas Eisiges zum Vorschein. "Was…was passiert hier?" reif Azura. Unter dem Schnee erhob sich ein riesiges Wesen. Es sah aus wie ein Eiskristall, doch bei genauerem hinsehen konnte man erkennen, dass es viele einzelne Teile waren. Das Wesen war ein Golem aus Eis. Er glitzerte im Sonnenlicht und warf einen hellen Schatten. Der Golem war fast vier Meter hoch und bestand komplett aus Eis. Viele Eisstücke zusammen bildeten den Körper. In der Mitte des Brustkorbes glitzerte ein kleiner roter Stein. Der Eiskoloss ging einen Schritt nach vorne und griff nach einem der Bäume. Und so mühelos wie Roan sein Schwert aus der Scheide zog, so leicht zog der Golem den Baum aus dem Boden. Er schwang den Baum über seinem Kopf wie eine Keule und brüllte die Gruppe an. Dann verließ der Baum seine riesige Hand und flog auf Ajay und Lina zu. Die beiden schafften es nur knapp dem Baum auszuweichen. Lina warf sich nach rechts und landete hart auf dem Boden, nur einige Zentimeter vom Baum entfernt. Ajay hastete nach links und warf sich gegen einen Baum. Er griff nach einem Ast und nutzte den Schwung um nach vorne zu kommen. Kaum das der Golem den Baum geworfen hatte, schlug er seine Fäuste auf den Boden. Der Boden erzitterte und eine Eissäule von gut zwanzig Zentimetern Durchmesser wuchs aus dem Boden. Genau dort wo der Golem hingeschlagen hatte. Er legte seine Hand auf die Säule und machte ein Geste als würde er etwas runterwischen. Die Geste zeigte in Linas Richtung und kaum dass der Golem die Hand löste, flog eine Scheibe aus Eis auf Lina zu. Sie sirrte in der Luft und Lina duckte sich unter ihr weg. Die Scheibe flog gegen einen Baum und blieb bis zur Hälfte im Stamm stecken. Sie musste scharf wie eine Rasierklinge sein. Auf die erste folgten eine zweite Scheibe und eine dritte. Als der Golem bemerkte dass er nichts traf, wurde seine Bewegung schneller und er benutzte beide Arme. Die Scheiben flogen in Bögen und die Gruppe wich hinter einige Bäume zurück. "Was sollen wir machen?" rief Lina. Sie stand mit Roan zusammen hinter einem großen Baum. "Fliehen, wäre eine gute Idee" antwortete Angus. Er saß mit Azura hinter einem Felsen. "Kämpfen" schrie Ajay und presste dich dichter gegen den Baum. Es dauerte einen Augenblick und die Gruppe stimmte zu. Sie würden den Golem bekämpfen. Der Eistitan schleuderte seine Scheiben weiter gegen die Bäume und hatte es sogar geschafft einen zu fällen. Er landete gute fünf Meter von der Gruppe entfernt. Ajay nahm seinen Rucksack ab, zog seine Jacke aus und ließ beides in den Schnee fallen. Aus dem Rucksack zog er eine Art Geschirr, das er sich umlegte. Es bestand aus einem Gürtel und zwei Schulterriemen und hielt einige Waffen. Der Pilot zog ein Langschwert und fuhr mit seinem rechten Daumen über die Klinge. Dort wo sein Daumen den Stahl berührte fing die Schneide an zu brennen. Lina staunte. Er hatte ein Elementares Schwert. Angus und Roan taten es ihm gleich und zogen ihre Jacken aus. Und mit gezogenem Schwert machten sie sich bereit. Lina und Azura behielten ihre Mäntel an und machten sich bereit. Sie würden den ersten Angriff machen. "Bereit?" fragte Roan und die Gruppe nickte. Die Mädchen traten aus ihren Verstecken. "Feura" rief Lina und eine brennende Kugel verließ ihre Hände. "Feuerball" schloss sich Azura an und ein Ball flüssiges Magma flog auf den Golem zu. Linas Feurazauber erreichte den Titan als erstes und legte sich wie eine Decke über den rechten Arm des Monsters. Das Feuer umhüllte den Arm und ließ das Eis schmelzen und verdampfen. Der Oberarm verlor die Hälfte seines Umfangs und brach ab, weil er so nicht mehr stark genug war den schweren Unterarm zu halten. Der Feuerball von Azura traf nur einen Lidschlag später ein. Er traf in das Becken des Golems und erschuf dort ein Loch. Durch das Loch verlor der Körper an Stabilität und der Torso brach auf das Becken. Unter lautem Klirren begrub der Golem seine Beine mit seinem eigenen Körper. Das war der Zeitpunkt auf den Roan, Angus und Ajay gewartete hatten. Mir gezogenen Schwerter rannten sie auf den Golem zu und wollten ihn komplett zerstören. Die drei hatten fast die Hälfte der Entfernung überwunden, als der Golem wieder aufstand. Die Männer kamen schlitternd zum stehen und rannten zurück. Der Golem hatte seine demolierten Körperteile regeneriert und war scheinbar wütend. Er riss seine linke Hand ab und warf sie auf die Gruppe. Das Geschoss drang in einen Baum ein und fällte ihn. Die Hand des Golems wuchs einfach wieder nach. Die Gruppe befand sich wieder in Deckung. "Angreifen war wohl keine so gute Idee" sagte Angus und dachte nach. "Hat sonst jemand noch eine Idee?" fragte Azura. Ihr fiel noch eine Möglichkeit ein. Sie könnte Fenrir rufen und hoffen dass der Wolf eine Chance haben würde. Meilenweit vom Kontinent des Eises entfernt saß der König von Salias in seinem Thronsaal. Er war nicht traurig über den Verlust seiner Tochter. Es hatte ihn vielmehr amüsiert, dass dieses dumme, kleine Mädchen vom Himmelskontinent gestoßen wurde. Er schlug seine Faust auf den Tisch. Doch dann kam dieses Luftschiff und rettete sie. Das gefiel ihm gar nicht. Das Mädchen war eine Plage. Und sie hatte Verstärkung. Er wollte wieder auf die Tischplatte schlagen, doch er zwang sich zur Vernunft. Er durfte jetzt nichts überstürzen. Eine falsche Entscheidung und sein Projekt, seine Träume würden einfach den Bach runter gehen. Und das durfte nicht passieren. Wenn er nicht alle acht… Jemand betrat den Thronsaal. Es war eine der Torwachen. "Sir, Ihre Gäste sind eingetroffen" meldete die Wache und salutierte. "Bitte sie doch herein" befahl der König und die Wache verschwand. Eine Sekunde später traten vier Gestalten in den Raum. Sie trugen alle dunkle Kapuzen die ihre Gesichter verbargen und Mäntel die ihre Körper umhüllten. "Sehr schön dass sie alle gekommen sind" begrüßte er die Vier. "Ich habe da ein kleines Problem" begann er mit seinen Ausführungen und warf jedem eine Gebundene Rolle Papier entgegen. "Auf den Papieren ist die Zeichnung einer Übertäterin die Verbrechen gegen Königreich und Krone begangen hat. Wer mir ihren toten Körper bringt erhält Einhunderttausend Fejar. Sie trägt eine unbekannte Anzahl von Kugeln unbekannter Herkunft und Größe bei sich. Für jede ihrer Kugeln gibt es noch mal Zwanzigtausend Fejar". Er wusste das es ihn viel Geld kosten würde, doch wenn er das hatte was er wollte, dann würde es belanglos werden was er ausgegeben hatte. Der König versuchte die Gestik der Vier Menschen zu deuten und war sich sicher dass er sie gewonnen hatte, doch er setzte noch einen drauf. "Diese Person ist mit anderen Menschen in einer Gruppe unterwegs. Für jeden ihrer Gefährten gibt es noch mal Fünfzigtausend Fejar." Er machte eine kurze Pause. "Wer mir also alles bringt, erhält bestimmt mehr als Dreihunderttausend Fejar". Die Person ganz recht reckte seinen Kopf. "Die Reiszzegefährten?" fragte er mit kalter, zischender Stimme. "Tot oder Lebendszz?" "Tot" antwortete der König. Die Vier verließen den Raum und der König rieb sich die Hände. Das hatte sehr gut geklappt. Der Gruppe gingen die Ideen aus. Sie hatten alles versucht. Aber jeder Kratzer, jedes Loch, jedes fehlende Körperteil wurde von dem Golem so schnell ersetzt, wie es vernichtet worden war. Das passte Lina gar nicht. Sie wollte nicht dass ihre Mission wegen eines riesigen Eiswürfels scheitern würde. Sie brauchte eine gute Idee. Aber was sollte sie tun? Sie glaubte noch nicht mal dass sie den Golem besiegen könnten, wenn sie ihn komplett schmelzen würden. Aber das wäre ein Versuch wert. Entweder würde es klappen und der Golem würde verschwinden, oder der Golem würde sie alle vernichten. "Ich hab eine Idee" rief Lina und der Rest der Gruppe kam zu ihr hinter einen Stein. "Lass hören" sagte Angus ungeduldig. "Ich möchte diesen Golem schmelzen und dafür brauche ich etwas magische Energie von euch". Roan und Angus waren nicht sehr erfreut über diese Nachricht. Es gefiel ihnen nicht. Sie wollten nicht schon wieder dieses Gefühl spüren. Doch es gab keinen anderen Ausweg. Angus und Roan hielten ihr die Hand hin und auch Azura sollte ihr die Hände geben. Ajay sollte seine Kraft sparen falls etwas schief ginge. Lina nahm eine Hand von Roan und eine Hand von Azura in ihre rechte und eine von Angus und die andere von Azura in die linke Hand und zog etwas magische Energie heraus. Von dem Vorgang im Wald von Zsaga kannte sie bereit die rebellische Energie von Angus und die brennende von Roan. Doch diese Beiden waren ein totaler Gegensatz zu der Energie von Azura. Ihre war weich wie eine Feder und stark wie ein Bär. Damit konnte Lina etwas erschaffen. Sie trat hinter dem Felsen vor und hob ihre Hände in den Himmel. "Nova" sprach sie leise und deutlich um ihren Zauber zu benutzen. Eine kleine Kugel von nur einem Zentimeter Durchmesser bildete sich zwischen ihren Händen. Doch der orange glühende Ball blieb nicht so klein. Er wuchs schnell heran. Erst fünf, zehn und dann schließlich dreißig Zentimeter im Durchmesser. Es sah aus als hätte Lina eine kleine Sonne erschaffen. Als die Kugel fast einen halben Meter Durchmesser erreicht hatte, richtete Lina ihre Hände vor ihrer Brust auf den Gegner und die Kugel aus flüssiger Sonnenmaterie flog auf den Golem zu. Sie erreichte den Golem als sie auf zwei Meter gewachsen war. Obwohl der Golem zu fliehen versuchte traf die Kugel ihn direkt. In weniger als einer Sekunde schmolz das Eis und das Wasser verdampfte. Die Sonnenkugel explodierten in einer gleißenden Explosion. Sie war so hell, das Lina noch durch geschlossene Augen die weiße Explosion sehen konnte. Ajay sah bewundert zu wie Lina ihren Zauber vollführte. Es war ein herrlicher Anblick. Eine kleine Kugel wuchs heran und ließ den Golem verdampfen. Ajay zog den Hut vor ihr und hoffte niemals gegen sie kämpfen zu müssen. Denn er hatte sehr viel Respekt vor diesem Zauber. Als der Ball explodierte verdeckte sich Ajay die Augen. Und als das Licht nach einigen Sekunden verschwunden war öffnete er seine Augen und sah etwas Atemberaubendes. Dort wo der Zauber hergeflogen war, war der Schnee geschmolzen und eine Spur von Erde zeigte den Weg den der Zauber genommen hatte. Dort wo der Golem gestanden hatte war ein kleiner Krater entstanden. Ajay ging zu dem Erdloch hin und wollte sich vergewissern dass der Golem tot war. Er trat über den Rand des Kraters und blickte hinein. Inmitten des Kraters lag eine kleine Kugel. Und die rote Kugel schien wie ein Herz zu schlagen. Ajay betrachtete das Herz und bemerkte das sich bereits Eis um die Kugel bildete. Der Golem würde wohl wieder auferstehen. Doch das musste Ajay verhindern. Er drehte sein Schwert in der Hand und schlug auf die Kugel. Die Klinge durchtrennte das Herz. Die Kugel fiel in zwei Hälfen um, hörte auf zu schlagen und fügte sich wieder zusammen. Der Pilot nahm die Kugel auf und steckte sie ein. Lina lag auf dem Boden. Sie war total ausgepowert. Der Zauber hatte ihr viel abverlangt. Viel zu viel. Sie lag auf dem kalten Schnee und war froh darüber einfach zu liegen. Angus, Roan und Azura liefen zu Lina hin. "Ist bei dir alles in Ordnung?" fragte der Schwertkämpfer voller Sorge. "Bin nur etwas müde" gab Lina lächelnd zurück. "Wieso?" "Weil deine Haare fast Weiß sind" antwortete Angus. Lina zog sich eine Haarsträne vor die Augen. "Das legt sich wieder" sagte sie und versuchte aufzustehen. Doch sie konnte nicht. Ihr fehlte einfach die Kraft dazu. Angus ging zu seinem Rucksack und gemeinsam mit Ajay baute er zwei Zelte auf. Roan half Lina dabei zu stehen du Azura breitete ein Decke in dem Zelt aus. Lina wurde Schlafen gelegt. Azura begann in der Zwischenzeit etwas zu kochen. "Kann mir einer erklären was mit Lina los ist?" fragte der Pilot. Angus und Roan zuckten mit den Schultern. Sie hatten keine Ahnung. Auch Azura wusste es nicht. "Warum weißt du es nicht?" fragte Ajay an Azura gewandt. "Ihr seid doch beide Magier". "Sie ist Magierin und ich bin Schamanin" antwortete Azura. Für Angus und Roan war so alles geklärt. Sie mussten warten bis Lina wieder wach wäre. Und so vertrieben sich die Vier die Zeit. Azura nahm sich einen der umgestürzten Bäume als Ziel und bombardierte sie mit Zaubern. Roan, Angus und Ajay spielten ein kleines Spielchen, das der Pilot ihnen beigebracht hatte. Es war Roans Zug und so durfte er das erste Gebot abgeben. Er schüttelte seinen Würfelbecher und drehte ihn auf den Felsen. Dann sah er vorsichtig drunter. Er hatte einen guten Wurf gemacht. Vier Fünfen. Er war sich fast schon sicher dass die anderen mindestens eine Fünf gewürfelt hatten. Und so machte er ein großes Gebot. "Fünf Fünfen" sagte er. Das waren insgesamt fünfundzwanzig. Er würde diese Runde gewinnen. "Sieben Vieren" antwortete Angus mit einem Lächeln. Da hatte Angus einen höheren Wert. Aber Roan glaubte nur an einen Bluff. Ajay sah unter seinen Becher. Seine Würfel zeigten nicht viel. Er dachte kurz nach und sah noch mal unter seinen Becher. "Ich bin raus". Ajay hatte zwar nicht genug für ein Gebot, aber er hatte zwei Vieren. Und wenn seine Würfel nicht mehr zählten war es für Angus sehr schwer an seine sieben Vieren zu kommen. "Ich will sehen" sagte Roan und erhob seinen Becher. Und Angus wurde bleich. Roan hatte keine einzige Vier und bei sechs Würfeln konnte der Schatzjäger sein Gebot nicht erfüllen. Er hatte verloren. "Was spielt ihr da?" Lina tauchte hinter Roans Rücken auf. Die drei Männer erschraken sich, doch sie fassten sich als sie Lina sahen. Sie sah immer noch fertig aus, doch sie sah um einiges besser aus als vor vier Stunden. "Wir spielen Parem" antwortete Ajay. "Wie geht es dir?" war das erste was Roan sagte. "Was ist mit dir passiert?" schloss sich Angus an. Lina holte tief Luft und fing wieder mit einer Erzählung an. "Ich habe einen der mächtigsten Zauber benutzt, die ich kenne. Und der forderte einen hohen Tribut. Denn solche Zauber verlangen dem Körper sehr viel ab. Und deshalb haben sich meine Haare verfärbt. Doch das legt sich wieder". Obwohl Angus und Roan noch einige Fragen hatten, behielten sie sie für sich. Sie wollten Lina nicht direkt wieder überfallen. Und so beließen sie es dabei. Da es schon fast dunkel war aßen die Fünf zu Abend und verschwanden danach in den Zelten. Die Temperatur lag nachts bei 15 Grad unter Null. Es war also keine freudige Umgebung. Azura lag lange noch Wach und sah zu Lina. Die junge Magierin faszinierte sie immer wieder. Und nach einer guten Stunde war Azura auch weg. Sie schlief aus reiner Erschöpfung. Die Männer erwachen als erste am Morgen. Sie begannen ihren Tag damit ihr Zelt abzubauen und den Rest vom Abendessen zu erwärmen. Azura und Lina lagen noch im Bett, bis sie ein Schrei hochschrecken ließ. Angus hatte sich auf einen Stein gesetzt und eine Echse war unter seine Jacke gekrabbelt. Die Echse hatte scheinbar Hunger, denn sie biss Angus genüsslich in den Rücken. Erschrocken schrie der Schatzjäger auf. Sein Aufschrei riss die Mädchen aus dem Schlaf. Und sie lachten herzlich als sie erfuhren das Angus ein Echsensnack war. Die Gruppe aß etwas und danach bauten die Männer zusammen. Azura zog Lina zu sich und ging mit ihr etwas abseits. Als sie außer Hörweiter der anderen waren fragte sie Lina. "Schläfst du eigentlich schlecht?" "Ja" antwortete Lina verwundert. "Woher weißt du…" Azura schnitt ihr das Wort ab. "Du leidest im Schlaf" erklärte sie und wartete auf die Reaktion ihrer Freundin. "Merkt man es?" fragte die Magierin vorsichtig und Azura nickte. "Erzähl mir davon" bat das blauhaarige Mädchen. "Ich habe nur schlechte Träume" versuchte Lina sie abzuwimmeln. Es war ihr unangenehm als Magier Angst vor Träumen zu haben. Kapitel 11: Unterricht ---------------------- Doch nach einigen Sekunden fing Lina an. "Es beginnt damit, wenn ich die Augen schließe. Und da wartet der Traum dann auf mich. Es ist immer derselbe. Ich bin in einer dunklen Umgebung gefangen. Ich bin das einzige was hell ist. Erst bin ich ganz alleine und es ist totenstill. Doch nach einigen Minuten höre ich ein dunkles Grollen als würde die Erde beben. Und dann kommt das Grollen näher". Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und versuchte sich an den Rest des Traumes zu erinnern. Obwohl sie ihn schon einige Tage hatte schien sie ihn nicht zu kennen. Azura hörte geduldig zu. "Wenn das Grollen dann ganz nah ist, sehe ich zwei Augen so groß wie meine Hände. Es sind Augen voller Hass. Sie leuchten rot, wie ein Feuer. Und dann", sie seufzte," wache ich auf. Und je öfter ich diesen Traum träume, desto mehr Angst bekomme ich". Sie erwartete das Azura sie nun auslachen würde, doch sie machte gar nichts. Sie dachte über Linas Schilderung nach und versuchte eine Traumdeutung. "Ich glaube", sagte sie nach einigem Schweigen, "das deine Träume eine Art Botschaft sind. Es scheint das jemand, oder besser etwas, versucht mit dir in Kontakt zu treten". "Wer oder was könnte mit mir in Kontakt treten wollen?" fragte Lina neugierig. "Das, ist etwas das wir zwei gemeinsam herausfinden müssen". "Und wie sollen wir das machen?" Azura schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie schließlich: "Das wirst du dann schon sehen". Azura und Lina stießen zu der Gruppe und gemeinsam brachen sie auf. "Was hattet ihr da hinten denn zu bereden?" fragte Angus. Ihn interessierte der Zauberkram zwar nicht, aber er wüsste gerne was zwei Magierinnen alleine zu besprechen haben. "Das war Frauensache" wimmelte Lina ihn ab. Die darauffolgenden Stunden und Tage verliefen immer gleich. Nach dem Frühstück brachen die Fünf auf und mittags rasteten sie zwischen drei und fünf Stunden. In der Zeit spielten die Männer Parem und Karten. In der Zeit unterrichtete Azura Lina. Sie erzählte von der Geschichte des Planeten und den acht Göttern. Und mit jeder Stunde in der Azura erzählte wurde Lina alles klarer. Sie kannte vom Schamanismus nur die Oberfläche. Doch das wichtige, das tiefgründige war ihr verborgen. Es war für die junge Magierin eine sehr interessante Erfahrung. Und sie war beeindruckt was Azura alles wusste, trotz ihres jungen Alters. Sie waren bereits zwei Tage unterwegs, und hatten schon vier Städte passiert als Azura und Lina sich wieder abseits von Angus, Roan und Ajay hinsetzten. "Ich werde dir jetzt die Geschichte der Beschwörungen erzählen" sagte Azura und Lina war sehr gespannt. "Die Beschwörung oder Herbeirufung ist eine Möglichkeit mit den Wächtern der Götter in Kontakt zu treten und sie als Hilfe zu beanspruchen". Sie holte tief Luft und Lina hörte zu. "Als die Götter den Planeten erschufen, erschufen sie auch die Wächter. Jeder Wächter bewachte seinen Kontinent und verteidigte ihn vor Angreifern. Doch eines Tages kam ein Mann in einer Rüstung. Hikaru no Genji suchte die Wächter und tötete sie. Seitdem sind die Geister der Wächter ruhelos auf dem Planeten. Immer bereit ihren Schlächter zu töten. Und weil sie es nicht können, suchen sie die Hilfen von Bewohnern des Planeten um ihre Rache zu bekommen". "Das heißt also dass sie den Menschen helfen um irgendwann Hikaru no Genji zu töten?" hackte Lina nach. Azura nickte nur. "Und was hat das mit meinem Alptraum zu tun?" Lina verstand das nicht. "Dein Traum" begann Azura, "ist ein Versuch einer der Wächter dich zu erreichen. Und er wird nicht ruhen bis du ihm zuhörst." "Und wie höre ich ihm zu?" Azura lächelte. "Du musst deinen Traum zu ende träumen". "Das…das kann ich nicht" versuchte Lina sich zu drücken. "Doch das kannst du" erwiderte Azura und grinste. Sie ging hinter Lina und sammelte magische Energie in ihrer Hand. Doch nicht für einen Zauber, sonder für etwas anderes. Als die Konzentration an Energie ihren Vorstellungen entsprach legte sie ihre Hand auf Linas Rücken, zwischen ihre Schultern. "Das könnte sich jetzt seltsam anfühlen" warnte Azura sie vor und jagte ihre Energie durch Linas Körper. Lina hörte Azuras Warnung und spürte einen stechenden Schmerz in ihrem Körper. Er ging von Azuras Hand aus und pflanzte sich fort. Es war als hätte man ihr flüssiges Magma in die Venen gespritzt. Ihr wurde unerträglich warm. Und als die Hitze ihren Höhepunkt erreicht hatte, kühlte sie ab. Innerhalb einer Sekunde war gefror ihr das Blut in den Adern. Dann wurde alles schwarz vor ihren Augen. Als Lina die Augen öffnete, befand sie sich in Abgrundtiefer Dunkelheit. Sie sah an ihrem Körper herab und erkannte ihre Umgebung. Es war in ihrem Traum. Ihre Kleidung hatte ihre Farbe behalten, aber alles um sie herum war schwarz. Doch diesmal schien es mehr Realität als Traum zu sein. Alles wirkte so echt. Da Lina sich zwar bewegen konnte, aber trotzdem nicht von der Stelle kam, blieb sie stehen und wartete. Ein Teil von ihr hoffte das sie bis zum jüngsten Tag warten könne ohne dass der Traum fortschreiten würde. Doch ein anderer Teil wusste dass das nur Wunschdenken war. Sie wusste was kommen würde. Sie musste den Traum zu Ende träumen. Nach einer ewigen Minute des Wartens hörte sie ein leises Grollen. Es war wie ein Donnergrollen bei einem Gewitter. Und es kam näher. Bedrohlich schnell. Da es nun kein richtiger Traum mehr war, redete sich Lina ein sie hätte keine Angst. Doch das stimmte nicht. Sie hatte Angst. Das Grollen kam näher und wurde immer lauter. Dann Totenstille. Zwei große Augen öffneten sich und Lina wich erschrocken zurück. "Wer oder Was bist du?" fragte Lina vorsichtig. "Das ist unwichtig" sagte eine Stimme. Ihr Ton war bestimmt und autoritär. "Wer bist du?" "Ich habe dich zu erst gefragt" rief Lina und versuchte ihre Angst zu verbergen. "DAS IST UNWICHTIG" rief die Stimme so laut das der Boden erzitterte. Die Augen leuchten bedrohlich auf. "WER BIST DU?" Lina wich zurück. Ihr war die Stimme unheimlich. "Ich…Ich bin..." begann Lina zögerlich und die Bedrohung in den Augen erlosch. Mit neuem Mut versuchte Lina es noch mal. "Ich bin Lina, eine Magierin aus Salias". Die Augen blinzelten und erhoben sich in die Höhe. Egal wem die Augen gehörten, er oder sie musste mindestens drei Meter hoch sein. "Das ist ja interessant" murmelte die Stimme und langsam wurde es heller. Lina konnte bereits etwas der Umgebung erkennen. Der Boden schien aus Fels zu bestehen und eine Ascheschicht lag auf ihm. Und sie konnte einen Berg erkennen. Mit jeder Sekunde die verstrich wurde die Umgebung klarer. Und es wurde wärmen. Hinter Lina erschienen Vulkane und Lavaströme. Vor ihr erstreckte sich ein Ödland. Verbrannte Bäume und Asche säumten das Land. Lina sah der Umgebung mit gemischten Gefühlen entgegen. Es war ein Feindlicher und trotzdem schöner Ort. Als Lina sich umdrehte konnte sie auch das Wesen erkennen. Es sah grob wie ein Hund aus. Wie ein Hund mit einem menschlichen Körper. Er hatte brennendes Haar und einen muskulösen Oberkörper. Aus seinem Kopf ragten zwei Hörner nach hinten. Um seine Handgelenke und Fußgelenke lag ein brennender Ring aus Feuer. Sein Fell war eine Mischung aus Braun und Orange. Lina sah in mit Ehrfurcht und Erstaunen an. "Was weißt du bereits über mich, junge Lina?" fragte der Hund. Seine Stimme war nun ruhiger. Die Magierin brauchte einige Sekunden um zu begreifen dass sie gefragt wurde. "Ich weiß nur dass Ihr ein Wächter der Götter seid" antwortete sie. Das Wesen lachte. "Mein Name ist Ifrit. Ifrit aus den Tiefen der Hölle. Mein Körper ist die Torwache zur Unterwelt. Mein Geist ist der Beschützer jener die meine Hilfe brauchen". Ifrit machte eine Verbeugung. "Es ist mir eine Ehre", Lina verbeugte sich ebenfalls. "Da dass das erste und letzte Mal ist, das wir so miteinander reden können, bleibt mir nur noch eins zu sagen: Wenn du meine Hilfe benötigst, meine Kraft benutzten willst, dann rufe nach mir. Du wirst wissen wie, wenn du es versuchst." Sein Körper hüllte sich in einen Feuerball und verschwand. Und kaum das Ifrit verschwunden war, wurde es Lina schwarz vor Augen. Als sie die Augen öffnete war sie wieder bei Azura. Und sie hatte Kopfschmerzen. Kaum das sie sich wieder aufgerichtet hatte, löcherte Azura sie mit Fragen. "Und wie war's? Und wer war es?" Lina dachte nach. Auf einmal schien ihr die Begegnung mit dem Wächter unwirklich. Und sie konnte sich nicht daran erinnern. Und als sie sich erinnerte, konnte sie es nicht in Worte fassen. Es war alles so unbeschreiblich. "Es war Ifrit" antwortete sie schließlich. "Dann hat es geklappt?" hackte Azura nach. "Wird er die Helfen?" "Ja, ich denke schon". Er hatte ihr gesagt das ihn rufen kann, das sie wissen würde wie. Sie versuchte ihre Kopfschmerzen zu verdrängen. "Können wir weiter?" rief Angus und die Mädchen gingen zu ihnen. Gemeinsam brachen auf. In Richtung Tarf. Sie erreichten die Stadt am Abend und übernachteten in einem Inn. Alle bis auf Lina schliefen schnell ein. Nur sie dachte immer noch nach. Die Sache mit Ifrit ließ ihr keine Ruhe. Sie grübelte lange darüber, bis sie schließlich einfach einschlief. Am nächsten Morgen dachte die Magierin zurück. Und kam zu dem Entschluss dass die Ereignisse mit Ifrit kein Traum waren. Und sie würde versuchen ihn zu beschwören. Das war sicher. Nach dem Frühstück trennte sich die Gruppe. Ajay musste weiter zur nächsten Stadt und die anderen mussten den Kristall suchen. Der Luftschiffpilot verabschiedete sich und gab Lina das Herz des Golems, das er mitgenommen hatte. Zum Abschied sagte Ajay: "Sucht mich nicht. Wenn wir uns wieder treffen müssen, dann werde ich euch finden". Danach verschwand er langsam als immer kleiner werdende Gestalt am Horizont. Als sie den Piloten aus den Augen verloren hatten, machten sie sich auf die suche nach dem Kristall. Sie befragten einige Menschen und jeder von ihnen sagte ihnen das gleiche. Wenn sie einen magischen Gegenstand suchen würden, dann sollten sie zum Heiligtum der Weisen gehen. Und die Gruppe war sich einig dass sie dahin gehen würde, sobald sie wussten wo es war. Das war das einzige was sie störte. Sie mussten immer einen Weg suchen. Da es keinen anderen Weg gab begaben sich die vier gegen Mittag in einen Taverne. Obwohl es draußen Kalt war, herrschte in der Taverne einen angenehme Temperatur, trotz offener Tür. Die Vier zogen ihre Mäntel aus und setzen sich etwas abseits an einen Tisch. Als der Wirt kam, versuchte Angus sein Glück. "Wissen sie wie wir zum Heiligtum der Weisen kommen?" "Bitte folgt mir" antwortete der Wirt und führte sie wortlos in ein Hinterzimmer. Das Hinterzimmer hatte eine Größe von einem Lagerhaus. An den Wänden lagerten Kisten und Fässer und in der Mitte stand ein Tisch. An dem Tisch saß ein Mann. Er war klein und gedrungen. Sein Haar war dunkel und seine Haut sah aus als hätte sie seit langer Zeit kein Sonnenlicht gesehen. Der Wirt führte sie herein, zeigte Wortlos auf den Mann und verließ den Raum. Roan trat an den Tisch. "Wir müssen zum Heiligtum der Weisen". Der Mann sah ihn an. "Dahin wollen viele". "Wir haben keine Zeit für dumme Spiele" sagte der Schwertkämpfer. Der Mann lächelte. "Ich habe immer Zeit für Spiele". Roan schlug die Hände vor sein Gesicht. "Was müssen wir tun?" Wieder grinste der Mann. "Das was jeder tun muss". "Was?" Roan ging der Kerl auf die Nerven. "Ihr müsst mich bezahlen" "Wie viel?" fragte Angus. "Ich akzeptiere kein Geld" erwiderte der Mann. "Vielleicht akzeptierst du ja das" rief Angus und schlug dem Mann ins Gesicht. Der Mann fiel nach hinten über seinen Stuhl, setzte sich jedoch sofort wieder hin. "Kein fairer Preis" antwortete er. Angus wollte wieder schlagen als Lina seinen Faust festhielt. "Lass uns das mal machen. Wir Mädchen haben da so unsere Tricks". Angus vermutete schon etwas und wich hinter die beiden zurück. Roan tat es ihm gleich. Die einzige Frage die sich Roan gerade stellte war was sie mit ihm machen würden. Würden sie ihn in ein Eis verwandeln, oder gleichzeitig verbrennen und einfrieren. Doch es passierte etwas anderes. Beide falteten ihre Hände und senkten den Kopf. Danach wurde es sehr eng. Vor Azura erschien Fenrir. Der Wolf mit dem weißen Fell knurrte und fletschte seine Zähne. Doch was viel beeindruckender war, war Linas erste Beschwörung. Vor ihr erschien ein riesiger Hund mit einem muskulösen Oberkörper. Ifrit sah auf den Mann hinab und seine Hände begannen zu glühen. Ein Feuer legte sich um sie und seinen langen Krallen. Erschrocken wich der Mann nach hinten zurück und stolperte über seinen Stuhl. Doch er konnte keine Distanz zwischen ihm und den Bestien bringen. Ifrit und Fenrir bewegten sich auf ihn zu. Als der Mann die Wand erreichte, wurde ihm klar das es nur zwei alternativen gab: Leben oder Tot. "Wirst du uns jetzt sagen was wir wissen wollen?" fragte Lina mit verspielter, süßlicher Stimme. "Ja…ja…Ich werde antworten" stammelte der Mann. "Am Berg gibt es einen geheimen Eingang. Er führt euch hin. Ihr müsst Abends dort hingehen" antwortete er mit zitternder Stimme. Lina lächelte. "Danke". Kurz darauf verließen die Vier das Hinterzimmer. Lina und Azura riefen ihre Beschwörungen zurück. Angus und Roan war eines Klar. Sie würden niemals etwas tun was Lina erzürnen könnte. Denn das würde dann nur Ifrit auf den Plan rufen. Und die beiden hatten sehr großen Respekt vor dem Feuerhund. Da es noch früher Nachmittag war, trennten sich die Vier und vertrieben sich die Zeit. Lina und Azura gingen durch die Stadt und machten einen Einkaufsbummel. Roan blieb in der Taverne und spielte mit einem Mann Parem, der immer verlor. Auf diese Weise gewann Roan viel Geld. Und Angus tat das, was er am besten konnte. Schätze suchen. Er durchsuchte öffentliche Gebäude wie die Theaterhalle und die Kirche. Angus betrat den Saal und sah sich um. Das Theater war leer. Das war Perfekt. Der Schatzjäger suchte unter den Bänken und auf der Bühne. Und nach fast einer Stunde hatte er über eintausend Fejar gefunden. Roan schüttelte seinen Becher und stieß ihn auf den Tisch. Vorsichtig sah er drunter. "Ich biete vier…" er wurde von jemandem unterbrochen der einen Würfelbecher auf den Tisch von Roan drückte. "Ich szzteige ein" zischelte die Person. Roan nickte und fuhr fort. "Ich biete vier sechsen" Roans Spielpartner seit zwei Stunden, und sechs bis acht Flaschen, brabbelte etwas von fünf fünfen. Dann war der seltsame Kerl mit der zischelnden Stimme dran. "Szzieben vieren". "Fünf sechsen" sagte Roan und sah sich den Fremden Spieler an. Er trug eine schwarze Kapuze, die bis in sein Gesicht hing. Er konnte kein Gesicht erkennen. Und auch seinen Körper verdeckte er mit dem schwarzen Mantel. Angus sah gerade unter einen Sitz in der Loge, als eine Stimme durch die Halle hallte. "So etwas tut man aber nicht" rief jemand. Angus drehte sich um. Auf der Loge auf der anderen Seite stand eine Person in einem Schwarzen Mantel. Sie streckte herausfordern die rechte Hand heraus. "Ich möchte mit dir spielen" rief die Person. Angus war verwirrt. Was für ein seltsamer Kerl. "Was denn?" fragte der Schatzjäger. Die Gestalt dachte nach. "Wie wäre es damit. Wer zuerst stirb, hat verloren?" antwortete die Person. "Ich spiele lieber Verstecken" gab Angus zurück und warf eine seiner Rauchbomben. Die Theaterhalle füllte sich mit Rauch und Angus machte sich aus dem Staub. "Ich will noch kurz da rein" sagte Lina und deutete auf einen Laden für Magie. "Ich warte hier" entgegnete Azura und Lina betrat den Laden. Es war dunkel und stickig in dem Geschäft. Lina trat an ein Regal heran und fand einige magische Ausrüstungen. Armbänder, Ketten und Ringe. "Das macht dich weder schöner noch mächtiger" kam eine Stimme aus dem Nichts. Lina drehte sich um sah in die Kapuze einer Person. In der Kapuze konnte sie nichts erkennen. Es war eine unendliche Dunkelheit. "Wer bist du?" fragte Lina. Die Person lachte kurz auf. Es musste eine Frau sein. "Ich bin dein Verhängnis" antwortete sie und zog zwei Schwerter aus ihrem schwarzen Mantel. Die Klingen waren so lang wie der Unterarm der Frau und leicht gebogen. Sie wollte gerade angreifen, doch Lina war schneller. "Blitz" sprach sie gelangweilt und ließ die Ladung auf die Frau los. Der Blitz gabelte sich und schlug in die Klingen der Frau ein. Sie zuckte kurz zusammen und fiel dann auf den Boden. Lina stieg über sie hinweg. "Du musst schneller werden" riet sie der Frau und verließ den Laden. "Ich warte hier" beschloss Azura und drehte sich um während Lina in den Laden ging. Sie setzte sich auf eine Bank und sah in den Himmel. Eine Gestalt in schwarzer Kutte trat an sie heran. "Schön, was?" Azura fuhr herum. "Wer sind Sie?" fragte sie fröhlich. "Das, sage ich dir wenn ich dich wieder sehe. Auch wenn ich dich dann töten muss" antwortete die Person und verschwand von der Strasse. Sie bog in eine Gasse ein. Azura sah ihr verwirrt hinter her. Das, war sehr seltsam gewesen. Kaum eine viertel Stunde später trafen sich vier in einem Zimmer des Inn. Keiner erzählte von den Gestalten in schwarz, die sie getroffen hatten. Die Begegnungen waren einfach zu seltsam gewesen. Lina und Azura stellen kurz die Sachen vor, die sie besorgt hatten. Hauptsächlich Nahrung und Getränke. Aber das war Nebensache. Jeder der Gruppe fieberte dem Abend entgegen. Wenn man den Menschen glauben durfte, dann passierten viele Dinge in dem Heiligtum der Weisen. Kapitel 12: Ein ungleicher Kampf -------------------------------- Als die Sonne unterging machten sich die Vier auf den Weg. Sie verließen die Stadt nach Norden hin und kamen sehr schnell zu dem Berg. Den Eingang zu finden war auch nicht sonderlich schwer gewesen. Der Busch konnte ihn kaum verdecken. Seltsamer Weise war kein andere weit und breit zu sehen. Ob sie wohl zu spät waren. Der Gang hinter dem Busch war dunkel und am Ende konnte man in einiger Entfernung ein Licht sehen. Die Vier folgten dem Gang und trafen in einer Höhle ein. Der Gang öffnete sich zu einer weiten Höhle. Die Höhle sah mehr wie ein Kolosseum aus. In die Wand waren Tribünen eingelassen und in der Mitte befand sich eine Art Kampfring am Boden. Auf der einen Seite der Höhle befand sich ein dunkler Tunnel. Die Gruppe setzte sich hin und beobachtete die Menge. Fast jeder trug eine Waffe. Alles war vertreten von Dolchen bis zu Kampfäxten. Nach einigen Minuten trat ein Mann in die Mitte der Arena. Er hob die Stimme und alle anderen verstummten. "Es ist mir eine Freude euch heute Abend alle zu begrüßen. Ich erwarte heute wieder viele Aufregende Kämpfe und ich hoffe dass der Kämpfer gewinnt, auf den ich gewettet habe". Er lachte kurz auf. "Ich werde nun noch einmal die Regeln erklären. Die Kämpfer kämpfen in einem K.O.-System. Wer einen Kampf verliert, der ist raus. Wer alle Kämpfe gewinnt, der erhält dass hier". Er hielt eine Kugel in die Luft. Sie sah aus als wäre sie aus Eis. "Das muss der Eiskristall sein" flüsterte Lina. Das war wieder ein Problem. Der Gewinner in der Arena dürfte ihn nicht einfach herausrücken wollen. Doch das würden sie überdenken wenn die Kämpfe endeten. Der Ansager trat einen Schritt zurück und zwei Gestalten kamen durch den Tunnel. Sie stellten sich zu beiden Seiten des Ansagers. "Als erstes kämpfen "Der Golem", er zeigte auf den Mann zu seiner Rechten. Der Mann trug den Oberkörper frei und eine halblange Hose. An den Handgelenken trug er dicke Armreifen. Er schleifte eine riesige Axt mit sich rum. " und X" fuhr der Ansager fort. X trug einen langen purpurnen Mantel mit Umhang und Kapuze. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. "Wer aufgibt oder stirbt, der hat verloren" fügte der Ansager noch hinzu und verschwand auf die Tribüne. Von dort gab er das Zeichen und der Kampf begann. "Der Golem" machte sich bereit und… blieb stehen. Er bewegte sich nicht. Er schien zu schlafen. X trat langsam an ihn heran und hielt ihm einen Dolch unter die Kehle. Eine Sekunde später wachte "Der Golem" auf und ergab sich. Er hatte verloren innerhalb einer Minute. "Hast du das gesehen?" flüsterte Azura. Lina nickte. "Das war ein Schlafzauber. X muss ein mächtiger Magier sein". "Was war das?" fragte Angus. "Schlafzauber" antwortete Lina. Für Roan und Angus war das ein sehr unfairer Kampf. Wenn man schlief, konnte man nicht gewinnen. Die restlichen Kämpfe waren fast gleich. Die Kämpf wo X nicht mitmischte wurden durch Können, Kraft und Taktik gewonnen. Doch da wo X ein Gegner war, blieben die Kämpfe einseitig. Keiner kam an X heran. Alle mussten aufgeben. Aber wo die Kämpfe in der Arena mit X langweilig waren, da passierte auf der Tribüne aufregendes. Viele Zuschauer schlugen sich mit den Wächtern. Sie riefen immer wieder dass die Kämpfe mit X gestellt waren. Alle wurden sie raus gebracht. Alles in allem dauerten die Kämpfe nicht länger als zwei Stunden. Als X am Ende im Finale stand, nahm er sich die Freiheit seinen Gegner ernsthaft zu bekämpfen. Er wartete bis sein Gegner die Hälfte Distanz zwischen ihm und sich überwunden hatte und fror ihn ein. Damit war er Sieger ohne einen einzigen Mensch verletzt zu haben. Der Ansager betrat die Arena und wollte X den Kristall auf einem Seidenenkissen überreichen, doch X hielt ihn noch zurück. "Ich werde den Preis nicht annehmen, ohne vorher eine Frage zu stellen" sagte X. Seine Stimme klang alt und irgendwie auch weise. Der Ansager sah ihn verwirrt an, nickte ihm aber zu. X erhob erneut seine Stimme. "Gibt es jemanden in dieser Arena, der den Mut hat mich zu bekämpfen? Wenn derjenige gewinnt, soll er den Preis erhalten." Das war ihre Chance. Lina stand auf und sprang in die Arena. "Ich werde kämpfen" sagte sie laut, doch X lachte nur. "Ich werde doch nicht gegen ein kleines Mädchen kämpfen". "Und was ist mit zwei kleinen Mädchen?" rief Azura. Sie sprang neben Lina in die Arena. X blieb das Lachen im Hals stecken. "Das ist fair genug, solange ihr nicht anfangt zu heulen, wenn ich euch besiege" entschied er. Lina und Azura streiften ihre Jacken ab und zogen ihre Hosen aus. In ihrer normalen Kleidung konnten sie besser kämpfen. Die Schneekleidung über ihren Sachen hätte sie nur behindert. Auch X legte seinen Mantel ab. Lina und Azura konnten ihn komplett sehen. Er hatte weise Harre und einige Falten in seinem Gesicht. Er trug eine lange Hose und eine Ärmellose Robe. Hätte er eine lange Robe getragen, dann hätte Lina ihn für einen weisen Magier gehalten. "Möge der Endkampf gewinnen" rief der Ansager und verschwand wieder auf die Tribüne. "Eis?" fragte Lina. "Eis" bestätigte Azura. "Eisra" rief Lina. Azura ergänzte "Eispfeil" Und zwei Eiszauber flogen auf X zu. Doch er war kein Anfänger. Er zauberte zwei Feuerzauber in seinen Handflächen und neutralisierte so das Eis. Lina und Azura sahen ihn noch an, als er seinen Angriff startete. Er lief nach vorne, sprang in die Luft und landete hinter Lina. Einige schnelle, gezielte Schläge und er war fertig. Lina spürte die Schläge und sie kamen ihr bekannt vor. "Feura" rief sie und kanalisierte Energie. Doch der Zauber kam nicht zu Stande. Er zerplatzte einfach. "Was ist das?" Lina wich erschrocken zurück und blickte ihre Hände fassungslos an. "Das habe ich dir auf dem Luftschiff erklärt" rief Azura und wich einem Schlag von X aus. Er hatte dasselbe auch bei ihr probiert. X schlug mit der rechten Hand nach Azura und wollte einen Schlag mit seinem Handballen auf ihrem Brustbein treffen. Das hätte sie für einige Sekunden gelähmt. Doch sie kannte denn Schlag. Mit der linken fing sie den Schlag ab und zog seine Hand nach vorne. Sie nutzte die Kraft des Schlages aus. Als sie nun hinter X stand, griff sie an. Sie schlug ihm gezielt an die Schulter, an den Ellenbogen und auf das rechte Schlüsselbein. Es war eine einfache Schlagabfolge, die seinen Arm lähmte. Danach setzte sie nach. Sie schlug ihm noch zwischen die Schulterblätter, tiefer auf die Wirbelsäule und in den Nacken. Das würde ihn am zaubern hindern. Während Azura seinen Körper berührte schickte sie etwas magischer Energie durch ihre Hand in seinen Körper. Das war der schamanische Kampfstill. Sie konnte ihren Gegner ausschalten ohne ihn zu verletzen. Als Azura wieder einen Schlagfolge anbringen wollte, wandte sich ihr X aus dem Griff. Er schlug sie zurück und wich nach hinten. "Kleine dumme Göre" saget X. Sein rechter Arm hing nutzlos nach unten. Er lachte und legte seine linke Hand mit ihrer Handfläche auf den Boden. "Erscheine Leviathan. Hilf mir die Flut zu bringen" rief er und der Boden bebte. Ein Loch bildete sich und ein Kopf kam heraus. Der Kopf ähnelte einem Schlangenkopf. Er hatte zwei große Kiefer und blaue Schuppen. Von seinem Hinterkopf wuchs eine Art Segel nach unten in das Loch. Dem Kopf folgte ein Körper aus dem Boden. Der Körper war ebenfalls blau und hatte zwei lila Flügel. Die Seeschlange war insgesamt um die fünf Meter lang. Als die Schlange aus dem Loch war, schloss es sich. Leviathan rollte seinen Körper ein und nahm Angriffsstellung ein. Die Mädchen verstanden. Er wollte also so kämpfen. Innerhalb weniger Sekunden war die Arena erfüllt von drei Beschwörungen. Fenrir und Ifrit knurrten Leviathan an. Der fauchte zurück. X lächelte. "Lass uns das schnell beenden" sprach er zu seiner Beschwörung. "Atlantis' Untergang" befahl er und die Seeschlange gehorchte. Eine Insel erschien aus dem nichts. Umgeben vom Meer. Azura, Lina und ihre Bestien standen am Ufer. Lina schüttelte den Kopf. Sie glaubte zu träumen. "Eine Illusion, hervorgerufen von der Attacke von Leviathan" beschwichtigte Azura ihre Freundin. In der Ferne tauchte eine kleine Welle auf, die schnell heranwuchs. Und auf der Welle, da ritt Leviathan. Die Welle kam schnell näher und fegte über die Insel drüber. Sie spülte die Gebäude, die Pflanzen und die beiden Beschwörungen weg. Und kurz darauf versank die Insel. Das einzige was unberührt war, dass waren Lina und Azura. Ifrit und Fenrir waren verschwunden. "Wo sind Sie?" fragte Lina fassungslos. "Sie sind gegangen" antwortete Azura. Auf anderer Seite waren die Verluste ebenfalls hoch. Leviathan hatte seine ganze Energie, vermutlich sogar seine gesamte Existenz in die eine Attacke gelegt. Und so begann sein Aussehen zu flackern. Er wurde langsam transparent. "Das hast du sehr gut gemacht" lobte X seine Bestie und fügte dann noch hinzu: "Lass uns nun eins werden um sie zu besiegen". Er streckte beide Arme aus und machte eine gehaltvolle Geste. Leviathan verstand und seine flackernde Form glitt auf seinen Meister zu, und… verschmolz mit ihm. Sein Körper legte sich wie eine zweite Haut über X und begann zu schimmern. "Was passiert da?" fragte Lina und Azura zuckte mit den Achseln. Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Es war einfach unglaublich. Das Schimmern erreichte seinen Höhepunkt und verebbte. Zurück blieb nur X. In einer seltsamen Rüstung. Seine Rüstung glänzte bläulich und schimmerte etwas. Sein Helm erinnerte an den Kopf von Leviathan. Und auf dem Rücken der Rüstung saßen zwei Platten, die wie Flügel aussahen. Es sah so aus, als habe Leviathan eine Rüstung aus seinem Körper gemacht. "Was ist das für ein Trick?" rief Lina X entgegen. X lachte. Es war ein kaltes und tiefes Lachen. Und es klang als würden zwei Stimmen gleichzeitig sprechen. Eine von X und eine Unbekannte, die Leviathan gehören musste. "Wir sind X. X hat uns seinen Körper geliehen und Leviathan seine Macht. Wir verbinden die Stärke einer Bestie mit dem Körper eines Menschen. Durch unsere Verbindung erhielt X die Macht die wollte und Leviathan erhielt einen Körper. Und solange wir zusammen sind, bleibt uns diese Macht". Er lachte wieder. Lina und Azura verstanden nur Bahnhof. Es klang so als habe er den Geist Leviathan in seinem Körper gelassen. Das würde im Umkehrschluss hießen, das wenn Leviathan stirbt, was ihm egal sein kann, da er ein Geist ist, würde X sterben. Die Mädchen wogen kurz ihre Alternativen gegeneinander ab, und kamen zum gleichen Entschluss. "Blitzlanze" rief Azura und eine Ladung baute sich auf. "Blitzra" sprach Lina und auch bei ihr entstand ein Blitz. Sie ließen ihre Zauber auf ihren Gegner los. Ihre Idee war das, was man als Zauberer lernte. Wenn ein Gegner aus Wasser bestand, oder zu dem Element gehörte, dann braucht es nur einen kleinen Blitz. Die beiden Blitze flogen auf X zu und trafen seine Rüstung. Es knisterte und Funken sprangen über die Rüstung. Doch es passierte nichts. "Dumme Mädchen. Habt ihr denn nicht zugehört?" Er war fast schon amüsiert. "Wir sind zur Hälfte Leviathan. Und Leviathan ist immun gegen Blitze". Er lachte schallend auf. Lina und Azura sanken zu Boden. Sie konnten ihn scheinbar nicht besiegen. Nicht so. Sie würden ein Wunder brauchen, oder ihre Beschwörungen. Doch sie konnten weder auf das eine, noch auf das andere hoffen. X wollte wieder angreifen, als sich Roan und Angus ihm in den Weg stellten. Mit gezogenen Schwertern parierten sie den Angriff. "Das ist aber gar nicht nett" sagte der Schatzjäger grinsend. "Überhaupt nicht" stimmte Roan zu. "Vier Gegner" säuselte X. "Das könnte lustig werden". Er griff sich auf den Rücken und berührte seine Flügel. Diese schimmerten kurz und verwandelten sich in Schwerter. Es waren leicht gebogene, bläuliche Schwerter. X nahm Kampfstellung ein und schlug los. Mit einem Satz stand er vor den Männern und schlug zu. Da er aus einem schlechten Winkel angriff, konnten die Männer sich nicht selbst verteidigen. Doch sie konnten den anderen retten. Angus hob seine Klinge und fing den Schlag für Roan ab. Roan drehte sein Schwert in der Handfläche und parierte den Schlag, der Angus enthaupten sollte. Nachdem beide die Schläge abgewehrt hatten, gingen sie zum Angriff über. Sie zogen ihre Klingen durch und trafen ihren Gegner. Doch die Klingen zeigten keinen Effekt. Dort wo die Schwerter Ritzen erzeugt hatten, dort schlossen sie sich sofort wieder. Es war ein Kampf, den sie nur verlieren konnten. Nach ihrer misslungen Aktion befanden sich die beiden Männer wieder in der Defensive. Sie mussten wieder Schläge abwehren. Und es war als X beide fast getroffen hatte, da eine dunkle Stimme durch die Arena hallte. "Wag es dich sie zu töten und ich werde dir dein Leben, selbst über den Tot hinaus, zur Hölle machen". Die fünf blicken auf. Unterhalb der Kuppel schwebte eine Gestalt. Sie trug eine Kutte und war nicht zu erkennen. "Halt dich daraus" schrie X und wollte gerade wieder zuschlagen als die Gestalt wieder ihre Stimme erhob. "Arche. Hilf mir Chaos zu sähen". Auf seine Worte hin erschien ein dunkler Riss in der Luft. Blitze zucken aus dem Riss, sprangen über die Öffnung und verpufften. Die fünf vergaßen ihren Kampf und sahen gebannt nach oben. Zwei Hände streckten sich aus dem Riss und griffen an seine Außenwände. Die Hände drücken den Riss weiter auf. Noch mehr Blitze erschienen und knisterten in der Luft. Als der Riss eine breite von fast zwei Metern hatte, streckte sich ein Kopf aus dem was dahinter lag. Und eine Sekunde später landete ein riesiger Ritter auf dem Boden. Die schwarze Rüstung sah sehr gefährlich aus. Überall ragten Dornen aus der Panzerung und Klingen säumten die Gelenke. X drehte sich zu dem neuen Gegner um. "Du kannst uns nicht besiegen" rief er und stürmte los. Mit seinen Klingen hieb er auf den Feind ein, doch ohne Nutzen. Nach einigen Schlägen griff Arche nach den Klingen und zerdrückte sie. Dann wandte sie sich X zu. Mit einer Hand hob sie ihn hoch. Die vier Meter hohe Arche hielt seine Hand in die Luft und sie wurde transparent. Mit der transparenten Hand griff Arche durch die Rüstung in X. Kaum das die Hand in Xs Körper war, fing er an zu schreien. Es mussten unvorstellbare Schmerzen sein. Langsam zog Arche die Hand aus seinem Körper. X erschlaffte. In der Hand hielt Arche etwas, das wie ein transparenter X aussah. Der transparente X wandte sich in Arches Hand und versuchte zu entkommen. Doch Arche war zu stark. Was danach passierte war so schrecklich, das Lina und Azura sich umdrehten. Arche führte den transparenten X zu seinem Helm auf Höhe ihres Mundes. Dann verschwand der Rest von X im Helm von Arche. Sie hatte ihn gefressen. Lina und Azura rannten los. Sie wollten nur weg. Sie hatten Angst. Angst vor Arche und Angst vor Xs Schicksal. Angus und Roan folgten den Mädchen. Der Schatzjäger griff sich noch die Kugel und rannte schnell zum Ausgang. Als die Vier aus der Arena waren hörten sie noch die Stimme, die rief: "Arche. Labe dich an den Seelen dieser Menschen". Danach folgten schrille Schrei. Lina und Azura liefen weiter. Sie weinten um die armen Menschen, die ihr Leben lassen mussten, nur weil Arche scheinbar Seelen fraß. Die Vier rannten aus dem Berg und erhoben sich Sekunden später in die Luft. Lina hatte wieder ihren Levitegazauber benutzt. Sie flogen schnell über die Landschaft. Keiner drehte sich um, keiner sprach ein Wort. Sie hofften den Süden des Kontinents schnell zu erreichen. Sie wollten alle weg von dem Kontinent des Eises. Und sie hofften das Ajay und die Cerberus noch dort ankerten, wo sie Sie verlassen hatten. Ajay würde sie nicht im Stich lassen. Die vier flogen die ganze Nacht. Zwischendurch stoppte Lina kurz um magische Energie zu sammeln, schloss dann aber schnell zu den dreien auf. Obwohl sie alle müde waren, flogen sie weiter. Sie stoppten erst als sie gegen Mittag des nächsten Tages an der Stelle waren, wo sie vor einigen Tagen an Land gegangen sind. Und das Boot war noch da. Ajay musste also noch hier sein. Ein schrecklicher Gedanke machte sich in ihren Köpfen breit. Was wenn Arche Ajay erwischt hat? Sie beschlossen zu warten. Sie würden diesen Kontinent so schnell verlassen, wie das Schiff flog. Es dauerte zwar einige Stunden, doch Ajay kam. Er trug einige Kisten und begrüßte die Gruppe mit einen knappen Nicken. Er stellte die Kisten ab. "Hallo Leute. Seid ihr hier schon fertig?" "Lass uns das auf dem Weg erklären" bat Lina. Ajay hatte nichts dagegen und so beluden sie das Boot und machten sich auf den Rückweg. Unterwegs erzählte Roan was passiert war, nachdem sie sich getrennt hatten. Er erzählte von der Arena und den Kämpfern. Mit vielen Worten erklärte er was X getan hatte. Er ließ dabei kein Detail aus. Als er zu der Stelle mit Arche kam, schluckte er. Er konnte zwar beschreiben was passiert war, doch er konnte es nicht erklären. Aber er versuchte sein Bestes. "Das Wesen griff mit seiner Hand in X und zog etwas heraus, das wie ein Geist von X aussah. Danach sah es so aus als würde er ihn fressen." Im Nachhinein schien ihm das unwirklich zu sein. "Er hat nicht seinen Geist gefressen" schluchzte Lina. Bei dem Gedanken an den vergangenen Abend liefen ihr die Tränen in die Augen. "Arche hat sich seine Seele einverleibt. Das…" sie schluckte, "das ist viel schlimmer als der tot". Sie begrub ihr Gesicht in ihren Händen. Keiner sagte mehr ein Wort, als ihnen bewusst wurde was sie gesehen hatten. Den Tot einer Seele. Kapitel 13: Neuer Kurs ---------------------- Der König von Salias warf sein Glas an die Wand. Wein tropfte zu Boden. Nichts passierte so wie es sollte. Das dumme Gör und ihre Gefährten hatten eine weitere Kugel bekommen. Damit hatte sie nun genau so viele wie er. Aber ein gutes hatte diese Sache doch. Er wusste jetzt wo Lina war. Und das würde er auch ausnutzen. Hastig schrieb er einige Anweisungen auf ein Papier, steckte es in einen Umschlag und versiegelte ihn. Er rief einen Boten und gab ihm den Umschlag. "Sorg dafür, das Deeysha den Umschlag erhält, noch eher sie aufbricht". Der Bote salutierte und verschwand. Das war einfach gewesen. Ein Befehl und alles würde ausgeführt werden. Doch da gab es noch ein schwieriges Problem. Die Geschichte von seinen Attentätern. Eine Bestie soll die Seelen von mindestens hundert Menschen gefressen haben. Und sie solle Lina beschützt haben. Das alles passte nicht zusammen. Ein weiter Gegenspieler war auf den Plan getreten. Ein böser Magier oder so, der Lina schützte. Vielleicht wolle er ja auch nur die Kristalle. Er würde Lina die Arbeit machen lassen und sich am Ende die Kristalle holen. Das würde ja bedeuten dass er und der Magier sich treffen würden. Und wenn seine Bestie wirklich so stark war, dann musste er Vorkehrungen treffen. Und er wusste auch schon welche. Die Gruppe betrat die Cerberus und ein freudiges Wiedersehen brach aus. Die einzige die stumm blieb, war Lina. Sie hatte seit dem Verlassen des Strandes nichts mehr gesagt. Ihr sonst so fröhliches Lächeln existierte nicht mehr. Sie behielt ein trauriges Gesicht. Sie musste immer wieder an das Schicksal von X denken. Das machte sie vollkommen fertig. Jeder Versuch von Ajay oder den anderen sie aufzuheitern schlug fehl. Es war als würden sie gegen eine Wand sprechen. Also legten sich die vier schlafen. Sie waren müde und erschöpft. Insgeheim hoffte Roan das es Lina nach einigen Stunden Schlaf besser ging. Die Vier schliefen fast den ganzen Tag lang. Sie wachten erst wieder am nächsten Morgen auf. Sie trafen sich alle beim Frühstück. Azura, die einen Tag vorher noch bedrückt war wegen der Geschichte in der Arena hatte es bereits alles überwunden. Nur Lina nicht. Sie grüßte nicht zurück und sagte auch kein Wort. Sie aß und verschwand sofort wieder. Die anderen machten sich Sorgen. So kannten sie sie nicht. Als Lina den Raum verließ, wollte Roan hinter ihr her, doch Ajay hielt ihn zurück. "Lass ihr etwas Zeit". Roan nickte und setzte sich wieder. Währenddessen zog Angus den Kristall aus seiner Tasche und reichte ihn Azura. Im inneren des Kristalls tobte ein kleiner Schneesturm. Das hellblaue Äußere zeigte sich stabil. Azura nahm den Kristall in die Hand. "Er ist…kalt" stellte sie fest. Roan und Angus sahen sie fragend an. "Kalt?" wiederholte Angus und nahm die Kugel in die Hand. Sie war nicht kalt. Sie war so warm wie seine Hand. "Die ist nicht kalt" sagte er und Azura sah ihn an. "Nicht so eine Kälte. Eine innere Kälte" entgegnete sie ihm. Angus legte die Kugel zurück auf den Tisch. Das war wieder magischer Kram. Und damit hatte er nichts zu tun. Der Schatzjäger verließ den Raum und stieß mit einer Gestalt in einer schwarzen Kutte zusammen. Als Ajay und die anderen einen Zusammenstoß hörten, traten sie auf den Gang. Da alle bis auf Lina in der Messe waren, dachte jeder dass es Lina war. Alle sahen die Gestalt verwirrt an. "Wie kommst du auf mein Schiff?" fragte Ajay scharf und Kane und Kilian zogen ihre Waffen. "Ich habe das Spiel gewonnen und deshalb bin ich hier" antwortete die Gestalt als wäre damit alles gesagt. Die Gruppe sah ihn verwirrt an. "Welches Spiel?" fragte der Captain. Die Gestalt tippte sich an die Stirn. "Na, das Spiel meines Lebens". Er seufzte. "Wo ist den die Verräterin?" fragte er als er sich jeden angesehen hatte. "Welche Verräterin?" fragte Roan misstrauisch. Er glaubte zu wissen wenn die Gestalt meint. Die Gestalt schüttelte den Kopf. "Na die süße kleine mit dem niedlichen Lächeln. Braune Haare und rote Kleidung" antwortete er. Jetzt war klar wen er meinte. Er suchte Lina. "Die kriegst du nicht" rief Roan und er stellte sich zusammen mit Angus der Gestalt in den Weg. Sie zogen ihre Schwerter. Die Kuttengestalt seufzte. "Gibt es hier einen größeren Raum?" fragte er an Ajay gewandt. Vollkommen sprachlos deutete Ajay den Gang runter. "Gut" antwortete die Gestalt und gab den anderen mit einer Geste zu erkennen, dass sie ihm folgen sollten. Der Kerl war einfach nur seltsam. Und er kam Angus so bekannt vor. Das musste der Kerl aus dem Theater sein. Alle gingen Wortlos in den Trainingsraum. Die Kuttengestalt stellte sich hinten an die Wand und zog die Kapuze aus seinem Gesicht. Er hatte blonde Haare, die er kurz trug. Er hatte blaue Augen mit denen er sich um sah. "Sechs gegen einen. Ob ich das gewinne?" sagte er und griff unter seinen Mantel. Doch anstatt eine Waffe zu ziehen, zog er eine Münze hervor. Er warf sie in die Luft. "Kopf, ich verlier". Die Münze drehte sich oft in der Luft und landete klirrend auf dem Boden. Der Mann beugte sich runter und sah auf die Münze. "Zahl" stellte er zufrieden fest. "Wer bist du Idiot eigentlich?" fragte Kane und zog seine Axt. Der Mann mit der Kutte sah ihn schief an. "Ich bin Demi" er verneigte sich. "Und ich bin kein Idiot, ich bin Spieler". "Und was spielst du?" rief Kilian. Demi lächelte. "Alles". Er zog einige Münzen aus seiner Tasche. Er legte sie sich auf die Finger und sagte: "Kopf". Die Münzen drehten sich in der Luft und landeten auf dem Boden. Ein Großteil der Münzen begannen zu Qualmen und zu rauchen. Und nach einigen Sekunden entstiegen dem Rauch Skelette. Sie trugen alle rostige Schwerter und blickten auf die Gruppe. "Ich habe gewonnen" stellte Demi fest und die Skelette bewegten sich auf die Gruppe zu. Es waren zwölf Stück. Azura trat nach vorne und lächelte. "Feuerball" rief sie und eine brennende Kugel äscherte innerhalb Sekunden die Skelette ein. Er stank nach verbrannten Knochen. Demi wich erschrocken zurück. "Das kann nicht sein" stotterte er. Azura klärte ihn auf. "Skelette sind schwache Diener. Sie können zwar kämpfen, aber sie sind einfach zu zerstören, wenn man einen Zauber kann". "Wir werden dich töten" sagte Roan. "Noch irgendwelche letzten Worte?" fragte Ajay. Demi grinste und holte wieder zwei Münzen aus seinem Gürtel. Diese waren größer als die letzten. "Es ist schon seltsam" sagte er und drehte sich zur Seite. "Immer wenn ich eine Münze werfe gibt es zwei Wege. Bis die Münze liegt. Auf der einen Seite töte ich meine Gegner. Doch wenn ich die andere Seite erwische, dann werde ich besiegt". Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr. "Aber wirft man eine Münze oft genug in die Höhe, dann landet sie irgendwann auf ihrer Kante. Was passiert dann? Sterben Beide Seiten, oder niemand?" Er drehte sich wieder in Richtung der Gruppe. "Ich werde die Münze noch mal befragen müssen" gestand er sich ein. "Kopf" sagte er und warf die Münze. Sie drehte sich viele Male, bis sie an die Decke stieß. Danach fiel sie wie ein Stein. Und dann landete sie auf dem Boden. Sie steckte mit der Kante in einer Ritze zwischen den Matten. Demi beugte sich herunter. "Kante" sagte er völlig verwirrt. Er konnte es nicht fassen. Kante. "Es wird keinen Gewinner geben" sagte er während es seine Taschen entleerte. Er brachte ein seltsames Arsenal Waffen zu Tage. Spielkarten, Würfel, Münzen. Spielfiguren und Dominosteine. "Es muss doch etwas geben" murmelte er immer wieder. "Aber wenn ich gehen muss, dann ohne Schande". Er griff in eine Tasche und holte eine Billardkugel heraus. Es war die schwarze Acht. "Untergang" sprach er und warf die Acht auf den Boden. Eine Gigantische Rauchwolke erschien und machte die Sicht unmöglich. Der Rauch verzog sich schnell und Demi war verschwunden. "Seltsam" stellte Ajay fest. Alle verließen den Raum. Sie gingen gemeinsam zur Messe zurück. Nur Roan nicht. Er ging zu dem Zimmer in dem Lina lag. Er musste was unternehmen. In der Messe wurde heftig diskutiert, doch niemand hatte eine schlüssige Erklärung wer dieser Demi war. Er war scheinbar ein sehr seltsamer Zeitgenosse. Und wenn sie ihn das nächste Mal treffen würden, dann würden sie ihn töten. Roan klopfte an die Tür. Keine Reaktion. Er öffnete sie ein Spalt breit und sprach hinein. "Was dagegen, wenn ich rein komme?". Er erhielt keine Antwort und trat ein. Lina saß auf ihrem Bett und ihre Augen waren zerheult. Es musste sie sehr mitgenommen haben. Roan setzte sich zu Lina und legte einen Arm um sie. "Möchtest du darüber reden?" "Arche hat ihn getötet. Und ich konnte es nicht verhindern" schluchzte sie. Roan versuchte sie zu beruhigen. Er redete ihr ein dass es nicht ihre Schuld war und dass sie alles versuchen würden um die Welt von Arche zu befreien. Lina wischte sich gerade die Tränen aus dem Gesicht als ein Ruck durch das Schiff lief. "Treffer" rief Ajay durch das Schiff. Seine Stimme klang verstärkt durch die Lautsprecher. "Alle auf Angriff". Roan stand auf. Er lief auf die Brücke. Lina blieb zurück. Sie musste über Roans Worte nachdenken. "Treffer" Ajay sah auf seine Konsole. Es mussten mindestens drei feindliche Schiffe sein. "Alle auf Angriff" rief er und Kane drückte einige Knöpfe. "Wenden" befahl Ajay und Kilian tat ihr bestes das Schiff zu drehen. Die Cerberus flog eine große Kurve und hatte bald die Angreifer vor sich. Es waren drei Fregatten aus Salias. "Feuer" bellte Ajay und Kane schoss. Vier Raketen hinterließen Abgasstreifen und jagten auf ihr Ziel zu. Und sie trafen. Vier Feuerblumen blühten auf der ersten Fregatte auf. Das Schiff explodierte in einem Feuerball. "Tauchmanöver" befahl der Captain und die Cerberus tauchte unter den beiden verbleibenden Schiffen hindurch. Die Fregatten schossen Heckraketen ab und einige trafen die Cerberus. Das Heck platzte an einigen Stellen auf, aber der Gesamtschaden blieb gering. Die kämpfenden Schiffe entfernten sich einige Kilometer voneinander und wendeten. Auf diese Entfernung konnte Kane nicht treffen. Doch es gab alternativen. "Mach die langen Neuner klar" sagte er zu Kane und der öffnete eine Luke und sprang nach unten. Angus folgte ihm. Er wollte helfen. Unten befand sich das Magazin des Schiffes. Obwohl hier viel Sprengstoff lagerte, war dieser Raum der sicherste im ganzen Schiff. Die Außenwände waren gute fünfzig Zentimeter stark. Kane entfernte eine Vorrichtung von einer Wand und öffnete einen Schacht. Dort unten lagen vier Raketen von zwei Metern Länge. "Die Kurbel" sagte Kane und Angus drehte sie. Die Raketen wurden Mechanisch aus der Fuge gehoben. Als die Sprengköpfe auf Höhe des Abschussrohrs waren, schob Kane die rechte hinein. Angus schob die linke. Beide schlossen das Rohr und Kane positionierte die Vorrichtung wieder. Die Männer kletterten nach oben. "Neuner geladen" meldete Kane und der Captain schoss sie ab. Zwei Raketen jagten auf ihr Ziel zu. Auf der Hälfte des Weges öffneten sich Widerhaken an den Raketen und jagten in das Schiff. Die Raketen perforierten die Außenwand und setzten sich fest. Die Spitze der Rakete zerplatze und Schrapnellen bohrten sich durch die Innenwände und Körper der Menschen an Bord. Kaum das die langen Neuner ihr Ziel erreichten, hatte Kane schon vier weitere Raketen auf den Weg geschickt. Die vier Raketen trafen hintereinander ein und erschufen einen Weg bis tief in das Schiff. Die Vierte Rakete traf den Kern und verwandelte die Fregatte in eine riesige Splittergranate. Die Außenhaut prasselte gegen die der anderen Fregatte und jagte einige Löcher in das Schiff. Doch das Schiff blieb stehen. Es startet einen neune Angriff und traf die Front. Die Bügel wurden zerfetzt und nahmen der Cerberus die Möglichkeit zu feuern. "Wir sind wehrlos" sagte Ajay niedergeschlagen und machte sich auf die nächste Welle gefasst. Früher oder später würde die Fregatte sie zerstören. Eine Rakete traf das Frontfenster und es fing an zu ziehen. "Wir sind verloren" sagte Ajay. Er hatte sich gerade damit abgefunden. "Nein" rief Lina. Sie betrat die Brücke. In ihren Augen funkelte Zorn. Sie ging nach vorne und ging aus dem Fenster. Angus und Roan hielten an den Händen fest. "Danke" grinste sie und zog magische Energie aus den Händen ihre Begleiter. Sofort ließen die Beiden los. Lina holte tief Luft und sammelte Energie. "Nova" sprach sie und eine kleine Kugel bildete sich zwischen ihren Händen. Als sie zehn Zentimeter Durchmesser hatte, drückte sie ihre Hände nach vorne und der Zauber machte sich auf den Weg. Er hatte einige Hundert Meter zurückzulegen. Der Zauber flog schell auf die Fregatte zu. Mit jedem Meter wurde die Kugel größer. Sie erreichte das Schiff, als der Ball einen Durchmesser von fast zwanzig Metern hatte. Die kleine Sonne schmolz die Front des Schiffes und explodierte. Die Gruppe auf der Cerberus drehte sich weg. Die Fregatte schmolz und das Metal verdampfte. Eine dichte Wolke bildete sich nachdem der Zauber verblasste. Eine Sekunde später erreichte die Schockwelle des Zaubers die Cerberus und schleuderte sie einige Meter nach hinten. Alle auf der Brücke versuchten sich festzuhalten. Angus und Roan flogen nach hinten. Lina bekam die Schockwelle nicht mit. Als der Zauber ihre Hand verlassen hatte fiel sie in Ohnmacht. Auf der Schockwelle wurde ihr Körper nach hinten geschleudert. Lina landete auf Roan und Angus. Roan und Angus brachten Lina in ihr Bett. Auf der einen Seite waren sie froh dass sie sie gerettet hatte, doch auf der anderen Seite hatte sie wieder Nova eingesetzt. Und sie war wieder umgekippt. Und das konnte so nicht weitergehen. Für Roan und Angus war die Sache klar. Sie würden sie das nächste Mal aufhalten, wenn sie wieder Nova benutzen wollte. Und wenn sie wieder wach wäre, dann würden die Männer sie erst einmal zu Recht weisen, dass sie nicht einfach diesen Saugentrick machen soll. Es war immer ein sehr unangenehmes Gefühl. Ajay schritt auf der Brücke auf und ab. Scherben klirrten unter seinen Sohlen. Azura, Kilian und Ajay sahen ihn an. "Wir fliegen zu Finger" befahl er und seine Crew machte sich an die Arbeit. Sie berechneten den Kurs und flogen los. Ajay wandte sich an Azura. "Ich muss mein Schiff reparieren lassen, deshalb kann ich euch nicht irgendwo anders hinbringen". Azura nickte. Lina erwachte am nächsten Tag gegen zwölf. Ihr ging es schlecht. Sie hatte Kopfschmerzen und war immer noch müde. Sie rappelte sich auf und ging in die Messe. Sie frühstückte und erfuhr von den Neuigkeiten. Ajay erklärte ihr den Sachverhalt. Er würde zum Donnerkontinent fliegen. Sein Schiff reparieren. Von dort würde Lina nur über den Seeweg wegkommen. Noch müde und benommen breitete Lina ihre Karte aus. Von ihrem Anlegeort aus, würden sie ein Schiff nehmen und zurück fahren. Dorthin, wo ihre Reise begonnen hatte. Nach Salias. Und von dort aus würden weiter in den Süden fahren. Lina teilte ihre Nachricht über die Reise der Gruppe mit. Es gab zwar zweifelnde Gesichter, aber der Vorschlag war das Beste, was sie hatten. Demuth las den Brief. Er hatte drei Briefe erhalten. Jeder war an den König adressiert. Also an ihn. Der erste trug das Siegel eines Piloten. Er teilte seinem König mit, dass drei Fregatten der Flotte fehlten. Sie wurden von einem andern Luftschiff zerstört. Der zweite Brief trug das Siegel von Xeus. Er schrieb das er einen Weitere Kugel in besitz genommen hatte. Der letzte Brief kam von Demi. Er fragte ob es einen Bonus gab, wenn man auch den Captain und seine Crew von Linas Luftschiff brachte. Zwei Worte fielen ihm sofort auf. Lina und Luftschiff. Konnte das sein? Konnte Lina bereits ein Luftschiff besitzen? Demuth konnte das nicht zulassen. Er musste schneller werden. Und so verfasste eine neue Befehlsliste. "Und diesmal" flüsterte er sich selber zu, " gibt es keine Probleme oder Unstimmigkeiten". Seine Anweisungen waren klar. Lina musste sterben. Er fasste es in einem Satz da runter. Lina muss sterben. "Ich werde nicht zulassen, dass jemand Lina tötet" rief eine Stimme durch den Thronsaal. Demuth wich erschrocken zurück. "Wer ist da?" fragte er. Doch er erhielt keine Antwort. Und auch die Stimme sagte nichts mehr. Stille trat ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)