Gay Romeo von Riku (Vegeta / Yamchu) ================================================================================ Kapitel 6: Begegnung -------------------- Begegnung Zwei Wochen. Yamchu versuchte wirklich, sich nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen. In Wahrheit konnte er sich aber nicht mal mehr auf sein Training konzentrieren. Er wollte nur noch nach Hause und nachsehen, ob eine Nachricht angekommen war. Er versuchte sich sogar mit dem Gedanken zum Trainieren zu überreden, dass er sich für Luna fit halten musste, falls sie sich wirklich treffen wollten. Eigentlich war Yamchu sich noch immer noch nicht so sicher. Mit einem Mann hatte er erst vier mal Sex gehabt und das jedes Mal als der aktive Part. So wie es aussah, würde Luna den aber sicherlich übernehmen wollen. Er war sich gar nicht so sicher, ob er das wirklich machen konnte. Also, so, wie Luna sich das offensichtlich vorstellte. Treffen, ficken, wieder getrennte Wege gehen. Yamchu konnte sich einfach nicht mit diesem Gedanken anfreunden. Ja, wenn es ein anderer gewesen wäre, irgendeiner, hätte es ihm wohl weniger ausgemacht aber der Gedanke, für Luna einmal die Beine breit zu machen und ihn dann nie wieder zu sehen... Ob er wohl das Interesse an ihm verlieren würde, wenn sie es einmal miteinander getrieben hatten? Er hoffte stark, dass dem nicht so sein würde. Er hatte nämlich tatsächlich ehrliches, aufrichtiges Interesse an dem Mann entwickelt. Ganz besonders jetzt, da der Countdown lief. „Weißt du, was nächsten Samstag ist?“, hatte Luna gefragt. „Nein, was denn?“ „Vollmond.“ „Tatsächlich...“ Vollmond. An dem Tag, an dem sie sich treffen wollten, wenn Yamchu zustimmte, war Vollmond. Eigentlich hatte Yamchu gar keinen Sinn für Romantik aber allein diese Bemerkung hatte irgendwie schon wieder Hoffnung in ihm geweckt. Und plötzlich kam es ihm auch gar nicht mehr falsch vor, innerlich so von ihm zu schwärmen, obwohl seine Ehe gerade mit Sang und Klang unterzugehen schien. Ein bisschen Egoismus war eben erlaubt. „Was hast du gerade an?“ Yamchu starrte auf den Bildschirm. Gerade hatte sich der Chatroom Battlefield geöffnet, er hatte noch nicht einmal seine übliche Begrüßungsnachricht, Da bin ich!, geschrieben und da tauchte auch schon diese Frage, beinahe Zeitgleich mit dem Öffnen des Fensters, auf. „Blaue Boxershorts. Ich komme gerade vom Training.“ „Die Farbe interessiert mich nicht. Hast du schon geduscht?“ „Nein“, antwortete Yamchu und verkniff sich ein breites Grinsen. „Gut... Ich nämlich auch nicht.“ Etwas verwirrt las er sich die Nachricht durch, doch ehe er antworten konnte, kam bereits die nächste. „Weißt du, was das für ein Gefühl ist...?“ „Was?“ „Zwei schweißnasse Körper, die sich aneinander schmiegen, sich eng umschlungen auf dem Boden wälzen. Die heiße, feuchte Haut, die an der des anderen klebt. Der betörende, scharfe Duft, der dich deiner Sinne beraubt.“ Yamchu biss sich auf die Unterlippe. „Nein“, antwortete er. Wieder begann sein Herz wie wild zu klopfen. „Stell es dir vor.“ Wie mechanisch wanderte Yamchus Hand zu seiner Zigarettenschachtel. Er ließ sie darauf ruhen, nahm sich keine heraus. Mit abwesendem Blick las er die Zeilen, die Luna ihm schickte. „Stell dir vor, du trainierst mit mir. Unsere Körper prallen aufeinander, verkeilen sich. Du schlingst deine Beine um meinen Körper, ich lecke dir die salzigen Tropfen von deinem Hals...“ Yamchu biss sich fest auf die Unterlippe, sah beinahe sehnsüchtig auf den Bildschirm, verschlang jedes Wort, das Luna ihm schrieb. Er wusste nicht, wie er aussah. In seiner Vorstellung war er nicht mehr als ein Schatten. Ein großer, muskulöser Schatten mit dunklem, kurzem Haar und schmalen Augen, die seinem markantem Gesicht einem eisigen Hauch verpassten. „Wir sollten das lassen“, schrieb Yamchu, dessen Ohren puterrot angelaufen waren. „So prüde?“, kam zurück. „Nein. Lass uns das einfach verschieben.“ „Verschieben?“ „Ja. Auf Samstag.“ Mit einem lauten Knallen, der einem lebenswichtigem Entschluss würdig war, drückte Yamchu auf Send. Dann vergrub er seine Hände in seinem Gesicht, wischte sich über die heißen Wangen und sah zwischen seinen Fingern hindurch auf den flimmernden Bildschirm. „Gut, dass du zugesagt hast.“ Yamchu schmunzelte. „Findest du?“ „Ja. Ich hab uns einen Tisch im Eden reserviert. Wär' scheiße gekommen, wenn ich das hätte widerrufen müssen.“ „Im Eden?!“ Yamchus Augen weiteten sich. Selbst in der Zeit, in der er noch mit Bulma zusammen gewesen war, hatte er dieses Restaurant nur von Weitem gesehen. Vor der Tür lag ein kleiner, roter Teppich und ein Typ in albernem Kostüm fuhr einem sein Auto auf einen Parkplatz, wenn man wollte. Er hatte nur eine geringe Vorstellung davon, wie lange man dort auf eine Reservierung warten musste und wie viel es Luna gekostet hatte, trotz allem einen Tisch für zwei zu bekommen. „Überraschung...“, schrieb Luna. Yamchu konnte seinen Augen nicht trauen. „Bist du wahnsinnig geworden?“ „Nein.“ „Ganz sicher?“ „Ja.“ „Du willst mit mir essen gehen! Das widerspricht all deinen Prinzipien! Das würde ja bedeuten, dass du dich mit mir unterhalten musst, das bedeutet, dass wir eine Konversation führen, dabei etwas Essen, wir uns ansehen... und du bezahlst.“ „Ich weiß. Vielleicht bin ich ja doch wahnsinnig geworden. Who cares?“ „Ich werde den teuersten Champagner bestellen.“ „Von mir aus.“ „Und dieses super teure Rindfleisch. Mit Blattgold. Und Kaviar.“ Er verzog das Gesicht. Nein, vielleicht lieber kein Kaviar. Zumindest nicht, nachdem Luna ihm erzählt hatte, dass Kaviar auch ein Synonym für Scatting, also auf gut Deutsch Anscheißen war. Oder so ähnlich. Jedenfalls würde er wahrscheinlich keinen Bissen davon runter bekommen. Er war nur froh, dass Luna damit wirklich nichts am Hut hatte. „Soll mir Recht sein.“ „Das ist dir Recht?“ „Meine Frau bezahlt.“ „Deine Frau läd' mich ein?“ „Meine Frau lässt eine ihrer Kreditkarten hier, damit ich und die Kinder nicht verhungern.“ Yamchu musste grinsen. Gott, er liebte Lunas Frau! „Gut. Dann werden wir uns Samstag einen wunderschönen Abend machen, der dich alle Sorgen vergessen lässt!“ „Klar. Super. Und so.“ Yamchu sah freudestrahlend auf den Bildschirm. Trotzdem... irgendetwas stimmte doch schon wieder nicht mit Luna. Er seufzte. Dem konnte man es aber auch nie recht machen. „Was ist los mit dir?“, fragte er und verkniff sich das Lächeln für diesen Moment. Irgendwie hatte er schon ein schlechtes Gewissen, wenn er so sorgenvoll danach fragte, was denn mit Luna los sei und dabei ein fettes Grinsen auf dem Gesicht hatte. „Ich bin geil und du denkst an Champagner. Das ist alles.“ „Oh, richtig...“ Yamchu grinste erneut. „Hab ich ganz vergessen. Freu' dich auf Samstag.“ Als ob es nur Luna so ging. Seit Tagen hatte er jeden Abend, wenn er im Bett lag, das Bedürfnis, sich einfach fallen zu lassen und selbst Hand anzulegen. Der einzige Grund, weswegen er es nicht tat, war der, dass sich der Gedanke verfestigt hatte, dass es, wenn er Luna traf, einfach um einiges aufregender und auch erregender werden würde, wenn er die letzte Zeit abstinent gewesen war. Sonst hätte Yamchu es wohl nie so lange ausgehalten. Das hörte sich jetzt vielleicht unglaublich stumpfsinnig an, aber er brauchte das. Nicht nur, um 'Druck abzulassen'. Er liebte es einfach, sich selbst zu befriedigen und von jemand anderem befriedigt zu werden. Wenn er nicht Buddhist gewesen wäre, wäre er ein ganz schlechter Christ gewesen – auch wenn Dende sicher nichts dagegen gehabt hätte. ●●● Nach der Zusage, schien die Zeit zu verfliegen und der Samstag kam so schnell heran geeilt, dass Yamchu die Zeit am liebsten wieder zurückgedreht hätte. Er hatte einen alten, schwarzen Anzug ausgegraben, der ihm an den Oberarmen schon viel zu eng geworden war, ihn gewaschen und sauber gebürstet, damit keine Flusen daran hingen, wenn er von dem Typen im albernen Kostüm seinen fahrbaren Untersatz wegfahren ließ. Er hatte sich zweimal geduscht, hatte sogar sehr dezent ein Parfum aufgelegt und extra frische Socken angezogen – eine Seltenheit bei ihm. „Der Tisch ist auf Luna Prince reserviert. Wenn du dem Waiter das sagst, wird er dich einfach zu dem Tisch bringen. Das ist einfacher, als wenn ich vor dem Restaurant auf dich warte“, hatte Luna ihm in einer privaten Nachricht geschrieben. Dann gab es ja auch keine Probleme, wie sie sich erkennen würden. Er würde einfach irgendwann vor dem Tisch stehen und wissen, dass er es war, auch wenn er glaubte, ihn ganz ohne Hilfe zu erkennen. Er hatte es irgendwie im Gefühl, dass er das könnte. Der Tisch war für zwanzig Uhr reserviert. Um neunzehn Uhr machte sich Yamchu auf den Weg und stieg in seinen kleinen, straßentauglichen Gleiter, den er eigentlich so gut wie nie aus der Garage holte. Es sei denn, er hatte vor, mal einen Großeinkauf zu erledigen. Er war so nervös, dass er ganz vergaß, beim Ausparken in den Rückwärtsgang zu gehen und so beinahe mit einer Wand kollidiert wäre. Die Straßen waren relativ frei, dennoch ließ er sich Zeit. Er hatte Zeit, eine ganze Stunde. Eine Stunde noch, dann würde er ihm gegenüberstehen. Wieder dieses Gefühl der Übelkeit. Seine Eingeweide schienen sich zu verkrampfen, sein Blutdruck war so hoch, als ob er gerade sein Training beendet hätte. Aus dem CD-Spieler seines Autoradios drang die göttliche Stimme seiner Lieblingssängerin und das schrille Kreischen einer E-Geige. It's not the time, it's not the place, I'm just another pretty face. Er zündete sich eine Zigarette an, versuchte auf die Straße zu achten. You're not the first, you're not the last. How many more? Don't even ask. You're one more dead composer. Die letzte Ampel, die ihn von seinem Ziel trennte und sie sprang auf Rot. Yamchu bremste ab, trommelte mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum, die Zigarette im Mundwinkel. Do I need you? Yes and no. Do I want you? Maybe so. You're getting warm, you're getting warm, you're getting warm. Yamchu hatte das Lied so oft gehört und sich die Übersetzung im Internet so oft durchgelesen, dass er mittlerweile jede einzelne Zeile verstand. Er drückte auf Pause. Das Lied eignete sich nicht unbedingt für den Auftakt seines ersten Dates mit Luna. Er parkte abseits des Restaurants, hatte es sich anders überlegt. Er wollte lieber genau wissen, wo sein Fahrzeug stand. Der Kämpfer drückte seine Zigarette aus und überprüfte seine Haare im Rückspiegel. Sie waren zu einem sehr sauberen Zopf zusammengebunden. Er fuhr sich über die Narben in seinem Gesicht. Hoffentlich störten sie Luna nicht. Er seufzte schwer. In fünf Minuten war es acht Uhr. Dann gab es kein Zurück mehr. Langsam, ganz langsam öffnete er die Tür des Gleiters und stieg aus, schaltete die Alarmanlage an und schloss ab. Dann ging er den Gehweg entlang. Seine Beine fühlten sich weich an. Wie Pudding. Nicht wie die Beine eines Kamikaze Fighters. Mit einem Kopfnicken grüßte er den jungen Mann in der albernen Uniform. Er stieg über den kleinen roten Teppich, öffnete die Tür und ging ohne Umwege auf den Waiter zu, der hinter einem kleinen Pult stand und die Nase rümpfte, als er Yamchu in seinem etwas zu knappen Anzug erblickte. „Ich bin hier mit jemandem verabredet. Der Tisch ist auf Luna Prince reserviert.“, brachte Yamchu hervor. Am liebsten hätte er sich die Hand vor den Mund geschlagen. Er war so nervös, dass er sich auf der Stelle hätte übergeben können. Wär' nicht so geil gewesen, hier, vor all den Snobs. Der Herr mit dem kleinen Walrossbärtchen auf der Oberlippe nickte und watschelte vor, was eher einem Pinguin als einem Walross glich. Yamchu folgte ihm. Er starrte auf den Boden. Am liebsten wäre er auf der Stelle weg gerannt. Das alte, wohl bekannte Gefühl machte sich in ihm breit. Wie damals, jedes Mal, wenn er eine hübsche Frau gesehen hatte. Er wollte nur noch weg. Als der Walross-Pinguin stehen geblieben war, musste Yamchu erst einmal schalten, um selber stehen zu bleiben und dem Guten nicht hinten rein zu laufen. Er atmete tief ein, spürte, wie verschwitzt seine Hände waren. Dann meldete sich eine unfreundliche Stimme zu Wort. „Sieh mal einer an. Du bist sogar pünktlich.“ Yamchus Augen weiteten sich, seine Eingeweide verkrampften sich, irgendetwas schien ganz gewaltig an seinem Herzen zu reißen. Diese Stimme. Er kannte sie, er kannte sie nur zu gut. Er sah auf, blickte hinüber zu dem Tisch, auf den der Kellner wies und spürte augenblicklich, wie ihm die Galle hochkam. Vegeta hob beide Augenbrauen, hatte die Hände auf dem Tisch gefaltet und sah abwartend zu Yamchu hinauf. „Nein...“, sagte Yamchu ganz leise und mehr zu sich selbst. Sein Blick verschwamm, er blinzelte, verdrängte die Tränen, die in seine Augen schossen. Der Mondprinz zeigte ein bitteres Grinsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)