Who knows where life may take us von -Arisu- (MyvxRuki) ================================================================================ Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer ---------------------------------- „Was denn? Du glaubst mir nicht?!“ Miyavi sah ihn überrascht an. Er sah wirklich fast ernsthaft geschockt aus, dachte Ruki für einen Moment, aber das brachte ihn sogar noch mehr zum Lachen und er stellte schnell sein Bier auf den Tisch, um es nicht zu verschütten. „Nein, warum sollte ich?“, kicherte Ruki und sah den schwarzhaarigen fragend an. „Warum nicht?“ Ruki schnaubte. Er hasste Gespräche aus Gegenfragen, das führte nie zu einem Ergebnis und außerdem nervte es. „Weil du nicht grade der Typ bist, von dem man ein Liebesgeständnis ernst nimmt!“, sagte er schlicht und ohne ein Lächeln. Warum sollte er dem anderen nicht die Wahrheit sagen? Dachte er wirklich, Ruki durchschaute seine Taktik nicht? Dann hielt er ihn wirklich für ziemlich blöd und das fand Ruki irgendwie beleidigend. „Wie? Aber du bist doch Männern gegenüber nicht abgeneigt, also was soll das?“ Er hatte nun die Augenbrauen hochgezogen und sich auf der schmalen, lehnenlosen Bank, auf der sie saßen, etwas zurückgelehnt. Dabei war er ihm doch eben noch furchtbar auf die Pelle gerückt, um ihm ein ´Ich liebe dich´ ins Ohr zu hauchen. „Männern nicht, aber dir!“, konterte Ruki und merkte selbst, dass seine Worte vielleicht etwas hart gewesen waren. Aber sich dafür entschuldigen war auch albern. Miyavi konnte so was wohl aushalten. Aber im flackernden, bläulichen Licht der Diskobeleuchtung schien das Gesicht des anderen doch von Enttäuschung gezeichnet zu sein. Seltsam, dachte Ruki, hatte er wirklich erwartet, dass er sich freudig in seine Arme schmeißen würde? Wenn er das wirklich erwartet hatte, war er aber ein ziemlicher Traumtänzer. Miyavi brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen und sein übliches Grinsen aufzulegen. Er beugte sich abermals etwas vor, um nicht so schreien zu müssen, denn die Musik wummerte lautstark um sie herum und der Bass dröhnte leicht in Ruki’s Magengrube. „Das heißt, wenn, sagen wir Reita ankommen würde und dir seine Liebe gestehen würde …“ Ruki zog die Augenbrauen hoch, nur um nicht wieder lachen zu müssen. „… würde Reita nie tun, da ertränkt der sich lieber“ Miyavi winkte ab „Dann eben Uruha …“ Ruki zog wieder die Brauen hoch, wie blöd konnte der Typ eigentlich sein, seinen Ex-Freund als Beispiel zu bringen. Die Antwort darauf war nun mal inzwischen klar. „Okay, dummes Beispiel, dann eben … Aoi, ja Aoi ist perfekt, würdest du Aoi auch zurückweisen?“ Der blonde gönnte sich, einen Moment ausgiebig darüber nachzudenken, natürlich auch um Miyavi noch ein bisschen auf die Folter zu spannen. Er genoss es, dass der andere so entsetzt davon war, dass mal jemand nicht total wild auf ihn war. Er fand Miyavi’s Ego sowieso viel zu groß, da konnte er einen Schlag vor den Kopf mal ganz gut vertragen. „Ich will nicht direkt was von Aoi, aber wenn er mir seine Liebe gestehen würde, würde ich’s mir überlegen …“, sagte er schließlich und war mal wieder stolz darauf, wie ehrlich er doch mit sich und anderen war. Gut, vielleicht hatte er es extra so ausgedrückt, als wäre Aoi keine zu verachtende Partie, obwohl er den anderen nicht wirklich anziehend fand. Er war eben nicht nur auf Männer fixiert und hatte seit der Beziehung mit Uruha auch nichts mehr mit einem gehabt und diese Beziehung war schon Jahre her. Noch vor der Zeit mit Gazette. Inzwischen hatten sie sich beide verändert, genau so wie ihre Gefühle füreinander. Miyavi sah ihn geschockt an. „Ihm würdest du eine Chance geben, aber mir nicht? Aoi sieht aus wie mein Zwilling, na ja gut, fast, ich bin natürlich heißer und begabter und meine Haare sind auch viel seidiger …“ Ruki verdrehte die Augen. Ja da war sie wieder, diese ihm eigene Miyavi-Selbstverliebtheit ohne Grenzen. Dieser Kerl würde nie jemand anderen lieben als sich selbst, darum hatten Liebesgeständnisse aus seinem Mund auch keinen Wert. „Siehst du, da hast du den Grund, warum ich nie was mit dir anfangen würde … eine Diva zum Freund reicht mir und ich weiß inzwischen, dass ich mit so jemandem keine Beziehung führen kann.“ Ruki stand auf und ließ Miyavi einfach sitzen. Das war ihm wirklich zu dumm. Sollte der sich doch einen anderen Idioten für sein One-Night-Stand suchen, er stand für solche Egostrips nicht zur Verfügung. Und anscheinend hielt ihn Miyavi für leichte Beute, aber das konnte er sich abschminken. Das grenzte ja an Selbstmord sich auf Miyavi einzulassen. Das taten wirklich nur Idioten. Ruki kämpfte sich durch die tanzende Masse und als er Uruha, Aoi und Kai entdeckte steuerte er direkt auf sie zu. „Hey Leute! Ich verschwinde, hab keinen Bock mehr“, rief er ihnen schon von weitem zu. Uruha sah ihn nachdenklich an und legte den Kopf schief, wobei ihm sein braunes Haar in die Augen fiel. „Was ist dir denn für ne Laus über die Leber gelaufen?“ Ruki schüttelte nur den Kopf. „Ach nichts, bin einfach nur müde“ „Ach Ruki-chan! Sei doch nicht so! Komm lass uns tanzen!“ Aoi hatte ihn von der Seite angefallen, seine Arme um den kleineren geschlungen und Ruki nahm eindeutig den starken Geruch von Alkohol wahr. „Ääh, ne danke, Aoi … mir ist grad nicht nach tanzen“ Vor allem nicht mit einem besoffenen Aoi, der schon im Normalzustand manchmal nicht zu ertragen war, aber das wollte er ihm lieber nicht sagen. Er mochte Aoi ja, auch wenn der manchmal komische Ausbrüche hatte, vor allem, wenn er zu viel trank. Aoi zog eine Schnute, ließ ihn aber los. „Dann nicht! Du weißt ja nicht, was du verpasst!“, sagte er und grinste dümmlich, was Ruki zum Lächeln brachte. „Oh, ich denke schon!“ „Ist wirklich nichts?“, fragte Uruha noch mal und Ruki seufzte. „Ach, erzähl ich dir morgen“ Uruha zog die Brauen hoch und warf Kai einen zweifelnden Blick zu. Wie Mütter, denen ein Kind versucht eine Lüge aufzutischen, dachte Ruki, die Glucken der Band. Manchmal war diese Fürsorge schon fast beängstigend. „Sag schon …“, drängte Kai jetzt und Ruki funkelte ihn genervt an. „Ach man, es ist nichts, echt!“ „Und warum siehst du dann aus, wie Mr. Schlechtgelaunt in Person, obwohl du dich mit deinen geliebten Bandkollegen in der schärfsten Disco der Stadt befindest?“, fragte Uruha und lächelte selbstgerecht, als Ruki im grinsend die Zunge rausstreckte. Doch Ruki antwortete ihm nicht sofort, er beobachtete lieber Aoi, der verzweifelt versuchte eine Cocktailkirsche mit einem kleinen blauen Papierschirmchen aus seinem leeren Glas zu fischen. „Miyavi hat versucht mich anzubaggern und ich hab keinen Bock, dass er das die ganze Nacht weiter tut, darum geh ich jetzt …“, sagte er schließlich und sah Uruha möglichst gleichgültig an. Doch bevor der noch was sagen konnte war Aoi schon wieder auf ihn zugestürzt. Er drückte Ruki so heftig an sich, dass diesem die Luft wegblieb und er nur erschreckt aufkeuchen konnte. Ein Cockteilglas bohrte sich schmerzhaft in seine Wirbelsäule und er versuchte vergeblich Aoi von sich zu drücken. „Er liiiiiiebt dich“, sagte er plötzlich theatralisch, fing dann heftig an zu kichern und hängte sich mit seinem ganzen Gewicht an Rukis Schultern. Rukis Beine gaben fast nach, doch Kai reagierte geistesgegenwärtig und eiste Aoi von dem kleineren los. Ruki sah den noch immer kichernden Aoi genau so geschockt an, wie Uruha, der sich mit einem Finger vielsagend an die Stirn tippte. „Du kriegst heute Abend nichts mehr, das sag ich dir!“, sagte er und Aoi hörte schlagartig auf zu lachen. „Was?“ „Keinen Alkohol mehr, für dich!“, sagte Uruha überdeutlich und Ruki ahnte das sich nun ein ordentlicher Streit anbahnte, aber er hatte keine Lust ihn zu schlichten. Das sollte Kai mal übernehmen. „Ich geh dann“, sagte er schnell und möglichst leise, doch die drei schienen ihn eh nicht mehr zu hören. Wenigstens musste er jetzt keine Ratschläge von Uruha und Kai entgegennehmen. Er nahm den Ausgang ins Visier und stürzte sich wieder in die Menge. Kurz erhaschte er einen Blick auf Reita, der extrem eng mit irgendeiner langbeinigen Schönheit tanzte und hob zum Abschied kurz die Hand. Reita schien verwundert, nickte ihm dann aber flüchtig zu, um sich sofort wieder seiner Tanzpartnerin zu widmen. Ruki trat erleichtert in die kühle Nacht hinaus und atmete tief durch. Die Luft war nicht grade frisch, so frisch wie Stadtluft eben sein konnte, aber er fühlte sich trotzdem augenblicklich besser. Er schlenderte zu einem der Taxis, die an einer Haltebucht hielten, stieg ein und nannte dem Fahrer seine Adresse. Endlich nach Hause. Der Abend hatte ihn völlig geschafft. Er sah auf seine Armbanduhr. Null Uhr fünfzehn. Ein bisschen früh für eine Disconacht, aber es war okay. Immerhin saß er nicht zusammen mit Miyavi, der ihm die Zunge in den Hals steckte, in diesem Taxi und das war schon mal ein großes Plus. Er lehnte seinen Kopf gegen die kalte Scheibe und als das Taxi anfuhr, sah er wie Miyavi aus der Tür nach draußen trat. Er sah sich suchend um. Das war ja ein starkes Stück, einmal abblitzen genügte ihm wohl noch nicht. Unverschämtheit! Ruki wendete seinen Blick wieder von der schmalen Gestalt des anderen ab und guckte demonstrativ auf die Straße. Die leider sehr überfüllte Straße, was sein Taxi daran hinderte sich in den Verkehr einzuordnen. Es war nachts, wie konnte es da nur so voll sein!? Der Sänger murmelte genervt in sich hinein. Miyavi hatte es wirklich geschafft ihm die Laune zu versauen und dann auch noch diese verdammt Stadt mit ihren verdammten Autos. Erschreckt stieß er einen kleinen Schrei aus, als es plötzlich laut an seine Scheibe hämmerte. Noch völlig benommen sah er nach draußen in das Gesicht des Solisten, der sich zu seinem Fenster hinunterbeugte. Einfach nicht zu fassen! So langsam war Miyavis Verhalten ja schon unverschämt. Ruki kurbelte die Scheibe herunter und funkelte den anderen böse an. Worte hatte er gar nicht verdient, dieser Idiot. Elegant lehnte sich Miyavi auf die offene Scheibe und lächelte ihn verführerisch an. „Okay Kleiner, du willst also erobert werden, was? Schon klar. Darin bin ich gut. Ich bin in allem gut …“, schnurrte ihm der schwarzhaarige, mit tiefer Stimme, entgegen und fuhr sich dabei mit der Zunge lasziv über die Unterlippe, „allerdings musst du dich nicht extra zieren. Ich weiß auch so, dass du was Besonderes bist und wir können gleich zum angenehmen Part übergehen …“, er grinste siegessicher, doch Ruki hatte auf einmal große Lust ihm die Finger in der Scheibe einzuklemmen. „Ich spiele nicht unnahbar, nur um ´erobert´ zu werden!“, zischte er wütend, „und ich werde nie mit dir in die Kiste steigen, egal wie gut du deiner Ansicht nach auch bist! Ach und wo ich grade dabei bin, lass mich dir noch etwas sagen, dein überdimensionales Ego turnt vielleicht sechzehnjährige Schulmädchen an, aber ich finde es einfach nur widerlich, also gute Nacht du Idiot!“ Was für ein Abgang. Genau wie im Film. Wäre es zumindest gewesen, wenn das Taxi jetzt angefahren wäre. Tat es aber natürlich nicht. Mist verdammter. Das versaute doch jetzt alles. Ruki schnaubte und kurbelte die Scheibe mühsam wieder hoch. Demütigend, dass Miyavi ihn von draußen weiter dümmlich angrinsen konnte. Ruki warf noch einen flüchtigen Blick auf den Straßenverkehr, der ihn eindeutig zu hassen schien, öffnete dann die Tür zur Straßenseite und kletterte hinaus. Er hörte den Fahrer noch erstickt aufschreien, ehe er die Tür zuwarf und quer über die Straße, durch die stehenden Autos, zur gegenüberliegenden Straßenbahnhaltestelle lief. Die wollte nämlich grade losfahren. Brave Straßenbahn, die verweigerte ihm wenigstens nicht den Dienst. Er hüpfte hinein und hangelte sich den Gang nach hinten, wo er sich auf einen freien Platz fallen ließ. Natürlich war dieser Abgang nicht grade Filmreif, aber immerhin war er jetzt weg, weg von Miyavi, der nun wie ein Häufchen Elend auf der anderen Straßenseite stand. Zumindest hoffte Ruki, dass er wie ein Häufchen Elend aussah, denn er wollte auf gar keinen Fall dem anderen auch noch die Genugtuung geben, sich nach ihm umzudrehen. „Fahren wir nach Hause?“, gurrte es plötzlich hinter ihm und Ruki erstarrte. Diese verdammte Stimme kannte er doch. Wie hatte Miyavi es bloß geschafft sich hinter ihn zu setzten, ohne dass er es bemerkt hatte? Nicht umdrehen, einfach ignorieren war jetzt wohl das Beste. „Du bist wohl doch nicht so geduldig wie ich dachte …“, sagte er nun und Ruki spürte, wie er einen Arm hinter ihm auf der Lehne ablegte. „Das mag ich, ich liebe Überraschungen …“ Ruki grummelte wütend. Irgendwann würde er noch mal platzen. Dieses verdammte Ego ging ihm so was von auf die Nerven. Wieso konnte Miyavi sich nicht einfach wie ein Mensch verhalten? Dann würde er ihn vielleicht sogar mögen. Zum Glück war seine Haltestelle schon die nächste. Vielleicht hätte er einfach laufen sollen, dann hätte er wenigstens wegrennen können. Aber so musste er stumm da sitzen und den Atem des anderen an seinem Hals spüren. Obwohl wegrennen auch demütigend war und Miyavi’s Ego sicher nur noch mehr Nahrung gab. Wie einem Raubtier, das noch mehr Hunger bekam, wenn seine Beute vor ihm flüchtete. Die Bahn kam quietschend zum Stehen und Ruki flüchtete sich so schnell es ging nach draußen. Er spürte, dass Miyavi ihn verfolgte und fluchte innerlich. „Hier wohnst du also? Hübsches Haus …“, sagte Miyavi und lehnte sich lässig neben ihn an die Wand, als er die Tür zum Treppenhaus aufschloss. „Willst du mich nicht hineinbitten?“ Ruki platze der Kragen und er schenkte Miyavi seinen innigsten Ich-hasse-dich Blick. Das konnte er gut. Böse anfunkeln. Eine seiner Stärken. „Jetzt hör mal zu, ich sage es dir nur noch ein Mal! Ich habe kein Interesse, und jetzt verschwinde!“, blaffte er ihn an, öffnete ruckartig die Tür und warf sie mit einem lauten Knall hinter sich zu. Die Lampen im Treppenhaus gingen flackernd an und Ruki lehnte sich einen Moment gegen die Wand, um sich wieder zu beruhigen. Er rastete nie aus. Nicht mal, wenn irgendeiner aus der Band ein Solo in den Sand setzte. Aber dieser Kerl trieb ihn zur Weißglut. „Ich weiß, grade kannst du es dir nicht vorstellen“, drang eine gedämpfte Stimme zu ihm herein und Ruki verdrehte genervt die Augen, „aber ich bin nun mal in dich verliebt und so schnell gebe ich nicht auf. Gute Nacht, Ruki“ Na super, grummelte Ruki in sich hinein, als er hörte, wie sich Miyavi entfernte. Da standen ihm ja heitere Wochen bevor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)