Smiling Face von -Mondschein- (Lebe den Moment) ================================================================================ Kapitel 1: Smiling Face ----------------------- Smiling Face Mussten diese fürchterlichen Züge immer so laut sein? Selbst durch die laute Musik, die aus den Hörern meines MP3-Players kam, hörte ich den seltsam rhythmischen Krach. Ich spürte plötzlich einen Ruck und der Zug blieb stehen. Wieder nur eine Haltestelle auf meinem Reiseziel. Aus Reflex ließ ich meinen Blick zur Eingangstür schweifen, die mir gegenüber war. Mehrere Menschen drängten sich hinein. Eigentlich würde ich die Menge gar nicht weiter beachten, aber jemanden zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Dieser jemand war ein Mädchen mit wallendem, langem Haar in der Farbe von Haselnuss. Ganz außer Atem hielt sie sich an einer Haltestange fest. Anscheinend musste sie sich ziemlich beeilen, um den Zug noch zu kriegen. Langsam richtete sie sich auf. Ihr Körper erschien mir sehr schmal und zierlich, zerbrechlich. Sie war in meinen Augen eher klein, aber so was konnte ich nur schwer beurteilen, weil ich selbst für einen Jungen doch ziemlich groß war. Schätzungsweise war sie vielleicht anderthalb Köpfe kleiner als ich, wenn nicht zwei Ganze. Sie versuchte gerade ordentlich da zu stehen, was in diesem überfüllten Zug eine Herausforderung darstellte. Sie strich sich ihre welligen Haare aus dem Gesicht, die bis eben ihre vorwitzigen, grün leuchtenden Augen verdeckte hatten. Ich merkte erst, dass ich meinen Atem angehalten hatte, als meine Lunge schwer protestiert. Ich schnappte nach Luft, um mein flatterndes Herz mit Sauerstoff zu versorgen. Aus heiterem Himmel lächelte das Mädchen. Ein zauberhaftes Lächeln. Ich legte den Kopf schräg. Über was dachte sie wohl nach? War ihr auf dem Weg hierher etwas passiert? Oder freute sie sich auf etwas, was sie an ihrem Ziel erwartete? Oder dachte sie an jemanden den sie gern hatte? Freunde? Familie? Oder war sie gar mit jemanden zusammen.? Unzufriedenheit machte sich bei dem Gedanken in mir breit und ich musste ein Grummeln unterdrücken. Ich konzentrierte mich wieder auf sie. Man sah ihr an, dass sie gegen das Zucken in ihren Mundwinkeln kämpfte. Wieso wollte sie aufhören zu lächeln? Es stand ihr doch so gut. Es sah so schön aus. Wenn ihr Lächeln schon so schön war, wie war dann erst ihre Stimme? Vielleicht sollte ich das herausfinden? Was konnte schon groß schiefgehen? Ich fing eine minutenlange Diskussion mit mir selbst an, was dafür und dagegen sprach zu ihr zu gehen. Fast gewann die Seite mit weniger Tatendrang, auch wenn sie nach der Niederlage immer noch leise murmelte, was alles schiefgehen konnte. Stolpern, stottern, komplett versprechen, nur auf die Füße gucken (sieht bei meiner Größe echt bescheuert aus), zusammenhangloses Zeug von mir geben, oder noch schlimmer ich gebe gar kein Ton von mir, ich hör wieder auf zu Atmen... Im Großen und Ganzen gab es ziemlich viel wie ich mich zum Vollidioten machen konnte. Bevor ich mir mehr einreden konnte setzte ich mich aber doch lieber in Bewegung, ehe ich ganz den Mut verlor. Im selben Moment ruckte der Zug wieder. Ich stolperte zurück und klammerte mich in letzter Sekunde an einer Haltestange fest. Die Türen sprangen auf und eine neue Welle strömte in den Zug rein und raus und nahm mir die Sicht auf das Mädchen. Ungeduldig wartete ich, bis sich meine Sicht wieder klärte. Als sich die Menschenmasse im Zug endlich verteilt hatte, sah ich auf den Platz wo das Mädchen stand. Er war leer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)