Lass uns Freunde bleiben von -Auryn ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel I. --------------------- Lass uns Freunde bleiben. Hast du gesagt. Ich hab genickt. Was blieb mir auch anderes übrig? Jetzt sitzt du hier. Vor mir. Das Kleid, was du trägst, hast du damals auch angezogen. Damals, am Valentinstag. An unserem ersten Valentinstag. Ob ich es dir sagen sollte? Das es dir steht. Wie ich es damals gesagt habe. Oder das ich mich erinnere? Ich weiß es nicht. Also schweige ich. Du lächelst nervös. Den Tee, den ich dir gemacht habe, um mich abzulenken von deiner Gegenwart, den hast du nicht angerührt. Am Anfang hat er noch gedampft. Jetzt ist er kalt. Wie lange sitzen wir hier schon? Starren uns an und wissen keine Worte? Wofür überhaupt Worte? Ich habe das Gefühl, dass ich über nichts mehr reden kann. Wenn ich in deine Augen schaue, dann verliere ich mich. Also starre ich lieber meine Hände an. Meine abgekauten Fingernägel. Hast du dich deshalb von mir getrennt? Weil ich meine Fingernägel abgekaut habe? Wenn es dir nicht gefallen hat. Wenn das der Grund war. Dann hätte ich auf ein Wort von dir aufgehört. Aber damals haben wir nicht miteinander geredet. Wir haben so viel getan. So viele Wörter sind aus uns herausgesprudelt. Nichts davon war mit großer Bedeutung gefüllt. Jetzt ist die Zeit vorbei, in der wir hätten reden können. Ich weiß immer noch nicht, wieso du hier bist. Du standest einfach vor meiner Tür. Um vier Uhr. Das weiß ich, weil ich immer um halb Drei nach Hause komme. Heim? Nicht mehr. Du bist schließlich nicht mehr hier. Ich weiß, dass du mich anstarrst. Dass deine Hände verkrampft sind. Deine Finger sich in den Saum deines Kleides bohren. Wie verspannt du bist. Wie sehr du dir wünschst, dass ich einen Anfang mache. Das ich dir sage, dass alles in Ordnung ist. Das du mich nicht verlieren wirst. Das wir weitermachen können, wie zuvor. Nur irgendwie ohne Sex. Wäre das so schlimm? Ganz ohne Sex? Wenn ich dich dafür behalten könnte? Ich habe von einer Freundin erfahren, dass du mit der Neuen nicht schläfst. Lange nicht geschlafen hast. Bis drei Monate vorbei waren. Ging es dir bei uns zu schnell? Was soll ich tun? Ich starre stur hinab, nicht auf dich. Sonst muss ich reden. Sonst bemerkst du, dass ich dir nicht verziehen habe. Das ich uns nicht verziehen habe. Das ich dich noch immer liebe. Wie verletzlich ich dann bin. Vielleicht gibt es irgendwann eine Freundschaft. Nicht in diesem Moment. Nicht an diesem Tag. Nicht in diesem Leben. Oder doch? Dann sagst du es noch einmal. Das du mich vermisst. Das du mich gern hast. Wie sehr du dir wünschst, dass wir Freunde sein können. Du stehst auf. Gekränkt. Geknickt. Traurig. Vielleicht, weil du mich bedauerst. Vielleicht auch, weil du mich zurück haben möchtest. Nein, ich denke nicht. Dafür hast du, als ich euch bei der Feier gesehen habe, viel zu glücklich gelächelt. Bei mir hast du auch gelächelt. Am Ende dann nicht mehr. Wahrscheinlich sollte ich mehr Verständnis haben. Dir die Hand schütteln. Dir sagen, dass ich mich für dich freue. Aber wozu lügen? Nur für dich. Ich hätte es beinahe getan. In ein paar Minuten hättest du mich an diesem Punkt gehabt. Ich tue es dir gleich. Jetzt stehen wir beide. Und du kommst näher. Willst du mich küssen? Mich umarmen? Ich bin kurz davor, dass ich dich einfach an mich drücke. Auch du zögerst. Dann streckst du mir die Hand hin. Ich nehme sie. Sie ist kalt. Kalt wie der Tee, den du nicht getrunken hast. Kalt wie die Wohnung, in der du mich zurückgelassen hast. Wie viele Dinge könnte ich sagen? Keine. Die Spucke aus meinem Mund ist verschwunden. Also ziehe ich mich von der Berührung zurück. Dein Gesichtsausdruck bleibt. So abwertend. Mir gegenüber. Du meinst, ich könne mich melden. Dann drehst du dich um. Die Tür fällt hinter dir ins Schloss. Ich bleibe stehen. Hier. In dem Raum. Ohne dich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)