LebensArt von ronja_ritsuko (oder ~Die Kunst zu leben~) ================================================================================ Prolog: Gestatten? ------------------ Gestatten? Larissa. Angenehm. Ich möchte ein wenig aus meinem Leben erzählen. Es ist nichts Besonderes. Es ist der ganz normale Wahnsinn eines ganz normalen Mädchens in einem ganz normalen Leben. Genauso unvermittelt wie ein Leben begann, beginnt jetzt auch meine Geschichte. Aber ich möchte euch doch noch einen kleinen Einblick geben, bevor ihr euch in meiner Erzählung wiederfindet. Also…Das ist ein guter Anfang aller Geschichten. Viel besser als „Es war einmal…“, schließlich erzähle ich euch ja kein Märchen. Na ja… Also… Das Kleinstadtleben. Jeder von euch kennt es sicher. Es ist kaum besser als auf einem Dorf zu leben. Das Leben gestaltet sich genau so träge und monoton, man kennt sich, jedenfalls die Jugend kann das größtenteils von sich behaupten. Und genau dann, wenn man nicht will, dass andere etwas über einen wissen – ich würde manchmal gerne die Haustür zulassen – kann man sich sicher sein, dass der Klatsch und Tratsch wenigstens zwei Runden durch die possierlichen Städtchen gedreht haben. Man kann nicht einfach so tun als ginge es einen nichts an. Aber hat man erst mal angefangen sich mit den Problemen anderer zu beschäftigen, kommen einem die eigenen leichter lösbar vor und so kommt man irgendwann nicht mehr umhin, als einfach mitzureden. Diejenigen, die sich am Besten auf Ausschweifungen und Satzverschönerungen verstehen, sind dann früher oder später ganz oben auf der Liste der Lebensberater zu finden. Und die anderen, die lieber schweigen – ich gehöre leider zu dieser Sorte Mensch – werden zu beinahe jeder Tages- und Nachtzeit angerufen. „Man kann sich einfach viel besser bei denen ausheulen…“, hatte mir meine beste Freundin neulich eröffnet. Missbilligend hatte ich nur mit den Augen gerollt, sie kannte meine Meinung dazu. Es war ja nicht unbedingt so, dass Menschen wie ich gerne Kummerkasten waren, es ergab sich nur für die meisten von uns einfach so. Das Beste daran, hatte ich befunden, war die Tatsache, dass man einfach keine Meinung von uns erwartete. Für mich war das gut so, allerdings… wäre ich sicherlich meine Kummerkastenposition ziemlich schnell wieder losgeworden. Ich füge mich dem perfekten Bild der stillen Zuhörerin. Nur manchmal, wenn ich selber mit meinen Problemen kämpfe, ziehe ich das Telefonkabel aus der Buchse und dann ist auch mein Handy konsequent aus. Nur meiner besten Freundin gestattete ich noch eine Konsultation, und sie versucht sich in solchen Momenten als Zuhörer mit mehr oder weniger mäßigem Erfolg. Meine Eltern sind viel zu oft unterwegs, sie bekommen nur sehr wenig von ihrer ‚Süßen’ mit, nur denken sie sich, dass ich in einem Alter bin, in dem ich das verkraften kann. Sie versteifen sich eigentlich schon darauf, dass ich sie nicht mehr lange brauchen und sicherlich eh bald flügge würde. Ich ertrage nun schon seit 19 Jahren die Eigentümlichkeiten meiner Eltern, meine Mutter ist penetrant damit beschäftigt Ordnung zu machen, wenn sie sich nicht gerade im Atelier umher treibt. Sie ist Künstlerin mit Herz und Seele und soweit das bekannt ist, sind Künstler sowieso sehr speziell. Ich möchte behaupten, dass meine Mutter mit Begeisterung in diesem Klischee aufgeht. Mein Vater frönt seinem Job als Gallerist, er versteht sich selbst als Manager meiner Mutter, deshalb reisen sie oft durch die Welt, auf den großen Durchbruch als berühmte Malerin wartend. Sie insgeheim belächelnd, mache ich mir manchmal die Mühe ihnen Mut zuzusprechen, wenn sie wieder einmal von einer minder besuchten Ausstellung zurückkommen, aber ich bin stolz auf ihren Mut nicht aufzugeben. Genauso eigen wie der Charakterkopf meiner Mutter ist auch mein Name. Ich mag ihn eigentlich, Wahrscheinlich weil es kein Allerweltsname ist und man ihn nicht ohne Mühe bis zur Unkenntlichkeit verhunzen kann. Aber seine Seltenheit führt mich oft zu der Annahme, dass ihn wohl nicht so viele Menschen sonderlich schön finden und ich bilde mir auf diesen Umstand ein, dass meine Eltern einen ganz besonders eigenen Geschmack hatten. Wer weiß, vielleicht bin ich genauso seltsam und habe mehr von ihnen geerbt, als ich eigentlich zugeben möchte. Aber das können wir ja gemeinsam herausfinden. Ich, wenn ich es hier schreibe und ihr, wenn ihr es hier lest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)