Flitterwochen von risuma-night-blue (Bonusgeschichte zu 'Die Macht der Himmelskinder') ================================================================================ Kapitel 12: Seto schlägt zurück ------------------------------- Joeys Schwester wartete schon ungeduldig auf das Paar, und als es endlich klingelte, sprang sie auf. Auch Mokuba erhob sich sofort. „Ich geh schon.“, meinte er und war schon im Flur. Er war froh einige Augenblicke der gespannten Stimmung zu entkommen, außerdem wollte er seinen Bruder und Joey nicht ins offene Messer laufen lassen. 'Gott', dachte er, 'Welch eine Formulierung für ein Familientreffen', da aber ein nicht unwichtiger Teil der Familie nicht wusste, was sie erwartete, wollte er sie wenigstens jetzt noch informieren. Er öffnete die Tür und ließ die Beiden herein. „Hallo ihr Zwei.“, begrüßte er sie erfreut, umarmte spontan seinen Bruder mit den Worten. „Gratuliere euch.“, dann bekam auch Joey eine Umarmung. „Ich wünsche euch alles Glück der Erde. Joey, deine Eltern sind auch da.“ Die beiden jungen Männer wurden ziemlich blass, als sie erfuhren, wer da noch auf sie wartete. Einem ersten Impuls folgend, wollte Joey schon das Weite suchen, doch die Hand seines Liebsten hinderte ihn daran. Seto ahnte, was in dem blonden Kopf gerade vor sich ging und er fühlte sich auch nicht viel besser, doch er drückte aufmunternd Joeys Hand, die er immer noch hielt und meinte sarkastisch: „Auf, in die Höhle des Löwen.“ Hand in Hand folgten sie Mokuba ins Wohnzimmer. Joeys Eltern erhoben sich von ihren Sitzplätzen, als die beiden jungen Männer hinter ihrem Schwiegersohn in spe ins Zimmer traten. „Seto... Joey...“, sagte Kyle Wheeler und verbeugte sich in Richtung der Angesprochenen... seine Frau blickte die Beiden nur stumm an... „Ah... da seid ihr ja endlich. Ich dachte schon ihr kommt nicht.“, begrüßte Serenity die 'Delinquenten' auf ihre Art. „Ist mir die Überraschung gelungen?“ „Wie könnten wir es wagen und deine charmante Einladung ablehnen.“, erwiderte der Brünette mit leichter Ironie in der Stimme. Höflich verbeugte er sich vor seinen Schwiegereltern und wartete dann ab. „Bitte, setzt euch.“, forderte die junge Frau alle Anwesenden auf. „Mum... Dad...“, sagte Joey und verbeugte sich leicht vor seinen Eltern, bevor er sich neben Seto setzte. „Lange nicht gesehen... Seid ihr geschäftlich in Japan?“, erkundigte er sich bei mit leiser Hoffnung in der Stimme. „Ich habe sie eingeladen.“, antwortete Serenity anstelle ihrer Eltern. „Du kannst dir doch sicher denken warum.“ „Also doch.“, murmelte der Blonde leise vor sich hin. „Die Hoffnung stirbt zuerst.“, sagte er etwas lauter mit einem schiefen Grinsen zu Seto gewandt. Kyle Wheeler saß wie auf Nadeln auf seinem Platz, nur zu gern hätte er den Rettungsanker ergriffen, den Joey ihm zugeworfen hatte, und ein kurzer Blick in die Runde sagte ihm, dass es allen männlichen Anwesenden anscheinend genauso ging. Immer dieser Frauenkram, ging ihm durch den Kopf, doch er war zu höflich, wohlerzogen, und vor allem lang genug mit seiner Frau verheiratet, um dies laut auszusprechen. „Serenity, mein Schatz, würdest du dich bitte setzen.“, forderte Lilly Wheeler ihre Tochter mit einem Lächeln auf. „Du weißt doch, es macht mich immer so nervös, wenn einer herumsteht.“ Sie wartete bis Serenity sich gesetzt hatte, griff nach ihrer Tasse, trank bedächtig einen Schluck Tee, stellte diese wieder auf ihren Platz, setzte sich aufrecht hin, faltete ihre Hände in ihrem Schoß zusammen, blickte einmal durch die Runde und holte tief Luft. Alle Anwesenden folgten mit aufmerksamen Blicken dem Tun der Älteren und Joey begann schon den Kopf einzuziehen, als sich die Hände seiner Mutter im Schoß zusammen fanden. Doch die erwartete Schimpftirade, für die seine Mutter sehr bekannt war, blieb aus. Stattdessen blickten ihre sonst so warmen, gütigen, braunen Augen erst ihn und dann Seto unendlich traurig an. „Seto Kaiba.“, sprach sie den Brünetten an und blickte direkt in dessen blaue Augen. „Ja?“, fragte dieser. Was jetzt wohl kommen würde? Ihm war immer noch unbehaglich zumute und der ruhige Ton von Joeys Mutter machte es nicht besser. „Ich bin sehr enttäuscht von dir.“, fuhr die resolute Frau fort. „Da helfe ich dir, dieses besondere Geschenk für Joey zu besorgen, und du verrätst mir mit keiner einzigen Silbe, dass du vorhast, ihn auf dem Schiff zu heiraten?“ Anklagend ruhten ihre Augen nun auf dem Beschuldigten. Der Ärger, den Seto seit betreten der Wohnung verspürte, machte sich jetzt Luft. „Das hatte ich zu dem Zeitpunkt auch nicht vor.“, entgegnete er ruhig. „Du sprichst von Enttäuschung... nun, da kann ich nur sagen – ich bin von dieser Familie enttäuscht. Keinen hat es bisher interessiert, warum wir nichts gesagt haben oder wie es überhaupt dazu kam, dass Joey und ich geheiratet haben. Außer meinem Bruder hat sich keiner für uns gefreut. Stattdessen werden wir her zitiert wie zu einem Strafgericht. Wenn ihr uns weiterhin mit Vorwürfen begegnen wollt, werden wir lieber gehen.“ Er wusste nicht, ob Joey es genau so sah, aber er hatte nicht vor sich weiterhin haltlose Vorwürfe anzuhören. Seto erhob sich, um seine Worte zu unterstreichen. „Von dir habe ich auch etwas anderes erwartet.“, fuhr er an Serenity gewandt fort. „Erstens hättest du den Brief nicht öffnen dürfen... und dann... Was gibt dir das Recht, Joey so fertig zu machen? Die Fremden haben sich wenigstens für uns gefreut... ausnahmslos.“ Fragend sah er in die braunen Augen seines Ehepartners, Seto würde gehen, wenn die beiden Frauen nicht einlenkten. Dankbar drückte Joey Setos Hand und blickte liebevoll in die blauen Augen, die sich dunkel verfärbt hatten, so aufgebracht war der Brünette – und Betroffenheit spiegelte sich in den Gesichtern der beiden Frauen wieder. „Komm Seto, wir gehen.“ Joey folgte dem Beispiel seines Partners und gemeinsam verließen sie das Zimmer und die Wohnung. ~~~ Ungläubig hatte Mokuba das Ganze verfolgt – er fühlte sich gerade wie in einer schlechten Schmierenkomödie. Ein kurzer Seitenblick zu Serenitys Vater zeigte ihm, dass dieser sich ebenso unwohl fühlte. „Meint ihr nicht“, sagte der Schwarzhaarige zu den beiden Frauen gewandt, „dass mein Bruder und Joey ihre Gründe hatten, und vielleicht eigene Pläne, um mit uns über ihre Hochzeit zu reden? Ich für meinen Teil, habe meinen Bruder nur kurz für eine halbe Stunde gesehen, seit er wieder zurück ist, und das auch noch rein geschäftlich. WANN bitte schön, hätte er mir von der Hochzeit erzählen sollen, wenn wir noch nicht einmal die Zeit dazu hatten, über seinen Urlaub zu reden?“ Mokuba erhob sich und ging zur Tür. Den Türgriff schon in der Hand, drehte er sich noch einmal um. „Ich jedenfalls geh mich für dein unmögliches Verhalten bei meinem Bruder entschuldigen, Serenity.“ Damit verließ er das Zimmer und hoffte seinen Bruder draußen noch anzutreffen. ~~~ Die beiden Kaibas hatten Kyles vollkommenen Respekt – wohlgefällig blickte er seinen beiden Schwiegersöhnen hinterher, und stimmte ihnen in allem, was sie gesagt hatten, zu. „Ich denke, ich muss dazu weiter nichts sagen.“, sagte er bedächtig zu den beiden Frauen gewandt. „Aber sie können uns doch ihre Hochzeit nicht einfach verschweigen... Wir haben doch ein Recht darauf es zu erfahren.“, kam es trotzig von Serenitys Lippen, sie fühlte sich absolut im Recht. „Und was macht dich so sicher, dass sie uns nicht, zu einer besseren Gelegenheit, von der Hochzeit erzählt hätten?“, wollte Kyle Wheeler von seiner Tochter wissen. „Als ich Joey gefragt habe wollte er nichts erzählen, er hat nur ausweichend geantwortet. Hätte er es mir nicht dann von sich aus erzählen müssen? Mama, sag doch auch was. Du warst schließlich auch sauer auf Joey und Seto.“, verteidigte sich Lillys Tochter. „Serenity, ich glaube, ich habe mich wohl geirrt. Seto hat Recht mit dem was er sagte... Wir haben die Beiden nur mit Vorwürfen überschüttet und ihnen nicht einmal die Chance gegeben sich zu erklären... Ich kann deine Enttäuschung ja verstehen, auch ich war es im ersten Moment... Kleines, wir zwei werden bei Joey und Seto Abbitte leisten, je eher desto besser.“, antwortete Lilly nachdrücklich nach einigem überlegen. Seto hatte keinen guten Start in ihre Familie gehabt, und jetzt das hier... sie musste das negative Bild, das er von ihnen hatte, unbedingt wieder gerade biegen... ~~~ Mokuba hatte Glück, als er vor das Haus trat, konnte er seinen Bruder gerade in das Auto einsteigen sehen. Heftig winkend lief er zu den Beiden hin und hoffte, dass sie ihn noch bemerken würden. Gerade als Seto den Motor gestartet hatte, erreichte er den Wagen seines Bruders und klopfte heftig auf die Karosserie. Überrascht blickte der Brünette in den Spiegel und sah seinen Bruder atemlos am Wegrand stehen. Neugierig ließ er die Scheibe herab und schaute abwartend zu dem Schwarzhaarigen. „Serenity ist übers Ziel hinausgeschossen, dafür möchte ich mich bei euch entschuldigen. Bevor sie sich ihre Meinung bildete, hätte sie sich auf jeden Fall eure Version der Geschehnisse anhören müssen. Doch ich bitte euch, kommt doch wieder mit zurück, wir haben doch noch ein Essen vorbereitet. Immerhin sind doch eure Eltern jetzt gerade hier in Japan...“ „Das ist lieb von dir, aber DU musst dich bestimmt nicht für sie entschuldigen, das muss Serenity schon selbst tun.“, stellte Seto klar. „Vor allem muss sie es bei Joey tun, ihm gegenüber hat sie sich gründlich daneben benommen. Ob wir wieder mit hochkommen.. “, der Brünette verstummte. Er persönlich würde der restlichen Familie Wheeler heute nicht mehr begegnen wollen, dafür war er noch zu aufgewühlt. Der Blauäugige sah Joey an. „Es ist deine Entscheidung, immerhin sind es deine Eltern.“ „Danke, Mokuba, dass du dir die Mühe gemacht hast, aber ich verspüre im Augenblick nicht das geringste Bedürfnis zurückzugehen. Morgen, vielleicht...“, meinte der Blonde zu dem jungen Mann außerhalb des Autos. Nachdenklich blickte er seinem Schwager in spe ins Gesicht. „Wenn Serenity und meine Mutter noch ein bisschen Zeit haben, über alles nachzudenken, dann kann das nicht so falsch sein. Und meine Eltern reisen bestimmt nicht so schnell wieder ab, wenn sie schon mal hier sind.“, nickte er bekräftigend. „Wir telefonieren morgen miteinander, ok?“ Mokuba nickte und wünschte den Beiden noch eine Gute Fahrt, bevor er sich zurück ins Haus begab. Erleichtert hörte der Blauäugige diese Worte... er wäre zwar mit Joey zurückgegangen, nur ob die Stimmung entspannt gewesen wäre, das bezweifelte er stark. „Direkt nach Hause oder wollen wir erst noch spazieren gehen?“, erkundigte er sich bei seinem Ehemann, während er den Wagen startete und ausparkte. „Oh... eine Runde im Park, wäre mir sehr willkommen.“, meinte der Blonde, den es nicht danach drängte, sich irgendwo still hinzusetzen. Routiniert steuerte der Brünette einen Parkplatz in der Nähe des Stadtparks von Domino-City an. Seto und Joey ließen sich von der angenehmen Ruhe, die vom östlichen Teil des Stadtparks ausging, gefangen nehmen und liefen eine Weile still neben einander her. „Danke, dass du mich da rausgeholt hast.“, begann der Braunäugige nach einer Weile, und drückte dankbar die Hand seines Geliebten. „Ich weiß nicht, ob ich es geschafft hätte, mich so deutlich gegen meine Mutter zur Wehr zu setzen.“ „Du brauchst mir nicht zu danken. Schon vergessen?... Wir sind verheiratet. Ich lasse nicht zu, das man dich so fertig macht.“, erwiderte der Brünette, blieb stehen, sah Joey an und fuhr lächelnd fort. „Es war unsere Entscheidung, dass wir nichts erzählen wollten. Niemand hat ein Recht uns dafür zu verurteilen. Und niemand darf dich so verletzen.“ Seto zog seinen Ehemann an sich, „Wirklich niemand darf das.“ „Und wenn, dann nur du.“, grinste der Blonde und schmiegte sich an seinen Liebsten. „Ich liebe dich, hab ich dir das eigentlich schon mal gesagt?“, flüsterte Joey und malte kleine Kreise mit dem Zeigefinger auf Setos Brust.„Du bist aber großzügig heute.“, schmunzelte der Brünette, „Doch auch ich darf dir nicht wehtun. Und was das andere angeht... hm, keine Ahnung, es ist schon so lange her, das ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann.“ „Dann wurde es aber höchste Zeit, es wieder in Erinnerung zu bringen.“, lächelte der Braunäugige, hob leicht seinen Kopf und küsste seinen Geliebten sanft auf die Lippen. „Dem kann ich nur zustimmen.“, raunte Seto gegen Joeys Lippen und ließ ihn so schnell nicht weg. Erst nach einer ganzen Weile gab er seinen Liebsten wieder frei. „Lass uns weiter gehen.“, meinte er dann leise, legte seine Arm um die Schultern seines Partners und gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. „Schau mal, da gibt’s Waffeln.“, meinte Joey nach einer Weile, als sie sich dem Spielplatzbereich näherten. „Ich könnte jetzt eine Kleinigkeit vertragen, und du?“ Mit glänzenden Augen schaute Joey zu seinem Partner und zog ihn schon mal in Richtung der Waffelbude, die neben einem Spielplatz aufgestellt war. Übertrieben aufseufzend folgte der Blauäugige dieser 'Aufforderung'. „Auf Süßes hab ich grad keine Lust. Aber tu dir keinen Zwang an.“, lehnte er ab. Während sich Joey anstellte um die begehrten Waffeln zu erstehen, suchte Seto sich eine Bank. Seine dunklen Saphire ließen den Blondschopf nicht eine Sekunde aus den Augen. Er war glücklich und das würde er sich durch niemanden kaputt machen lassen. Überglücklich strahlend kam der Blonde mit seiner ’Beute’ zu der Bank, auf der Seto saß und aß genüsslich die erste der beiden Waffeln auf, die süße Variante. Die Zweite jedoch war aus einem pikanten Teig gefertigt, und diese hatte er vor an Seto zu ’verfüttern’. „Mach mal bitte die Augen zu und sag AA.“, bat er so ernst es ihm ging den Brünetten. Skeptisch sah dieser den Mann an seiner Seite an, tat ihm dann aber den Gefallen. Joey brach ein Stückchen von der Waffel ab, nahm es zwischen seine Lippen, fütterte damit seinen Geliebten und verschloss mit einem erneuten Kuss dessen Mund. Überrascht bemerkte Seto den pikanten Geschmack der Waffel und den darauf folgenden Kuss. Er wusste im ersten Moment nicht was er zuerst machen sollte – küssen oder kauen. Joey löste den Kuss gleich wieder, denn sein Schatz sollte ja das nächste Stück von der Waffel bekommen und wie zuvor, brach er ein Stück von der Waffel ab, bat Seto AA zu sagen und nahm es zwischen die Lippen. Der Blauäugige pflückte die Waffel von Joeys Lippen. „Diese Arte der Nahrungsaufnahme sollten wir lieber zu Hause praktizieren und nicht hier in aller Öffentlichkeit.“, meinte Seto anzüglich und schob sich das Stückchen Waffel in den Mund. „Aber nur, wenn du die Waffel auch aufisst.“, nahm der Blonde seinem Ehemann das Versprechen ab. „Sonst sehe ich mich gezwungen, dich weiter zu füttern. Ich kann es nicht verantworten, dass du mir hier am Ende noch schlapp machst.“, nickte Joey gespielt ernst. „So schnell mach ich dir nicht schlapp. Etwas Reserve schlepp ich schon mit mir herum.“, winkte Seto ab. „Aber da es dich zu beruhigen scheint...“ Schnell schnappte er sich die restliche Waffel und vertilgte sie. „Zufrieden?“, wollte der Brünette nun wissen und ein begehrliches Funkeln schlich sich in seine Augen. Flink beugte er sich zu dem Braunäugigen hinüber, legte eine Hand in dessen Nacken und zog ihn zu sich heran. „Was hältst du davon nach Hause zu fahren? Ich hätte große Lust auf einen speziellen Nachtisch.“, fragte er mit leicht rauer Stimme. Eine Gänsehaut zog sich über den Rücken des Blonden. „Nachtisch?“, hauchte er mit großen, braunen Augen. Schnell wie der Blitz sprang Joey von der Bank auf, schubste dabei aus Versehen Seto so stark, dass dieser auf seinen vier Buchstaben landetet und konnte gar nicht schnell genug zum Auto kommen. ~~~ Als Mokuba in die Wohnung zurückkam, fand er eine ziemlich gedrückte Stimmung vor. Die Stimmung der beiden Frauen war ziemlich indifferent – abwartend schauten sie zu dem Schwarzhaarigen. „Nein, mein Bruder und sein Mann kommen heute nicht zurück.“, beantwortete er die unausgesprochene Frage in deren Augen. „Mokuba, ich würde mir gerne ein wenig die Füße vertreten. Würdest du mich bitte begleiten?“, wollte Kyle Wheeler von seinem zukünftigen Schwiegersohn wissen. „Gern.“, antwortete der Schwarzhaarige, er wollte jetzt auch nicht unbedingt bei den beiden Frauen bleiben – und ein Gespräch unter Männern war etwas, das er sehr zu schätzen wusste. Zudem hatte er den Vater seiner Freundin heute zum ersten Mal gesehn... Kyle erhob sich, als sich seine Frau ebenfalls erheben wollte lehnte er das ab. „Nein, meine Liebe. Ich gehe mit Mokuba allein. Diese Sache heute habt ihr verzapft, ihr solltet euch überlegen wie ihr das wieder gut machen könnt.“ Überrascht sah ihn Lilly an, so kannte sie ihren Mann gar nicht. Dieser nahm unterdessen seinen Schwiegersohn in spe am Arm und verließ mit ihm die Wohnung. Schweigend gingen sie neben einander her. „Wie denkst du über diese Situation?“, wollte der Ältere von dem Schwarzhaarigen nach einer Weile wissen. „Ziemlich verfahren, würde ich mal sagen.“, antwortete Mokuba lächelnd. „Liebenswert, aber eigenwillig, unsere Frauen, nicht wahr?“ „Eigenwillig... Oh ja, das lässt sich nicht verleugnen.“, stimmte Kyle dem Jüngeren aus vollem Herzen zu. „Ich kann dich nur bewundern, dass du es trotzdem mit meiner Tochter aushältst.“ „Nun, noch längst nicht so lange wie du.“, gab der Schwarzhaarige zu bedenken. „Aber ich liebe sie, aus ganzem Herzen, ich denke, das wird es sein.“ Ein Lächeln schlich sich in seine Augen. Ja... das Leuchten in den grauen Augen sagte Serenitys Vater alles. Hätten, vor gar nicht langer Zeit, ein paar saphirblaue Augen genauso ausgesehen, hätte er sicherlich nicht so eine Dummheit gemacht. „Glaubst du dein Bruder wird sich wieder beruhigen?“ Kyle war sich sicher, das Joey den Kontakt zu ihnen ganz abbrechen würde, sollte sich Seto gegen die Familie entscheiden. „Das kann ich dir leider nicht wirklich sagen.“, antwortete Mokuba ehrlich. „Wenn ich genau sein soll, kenn ich meinen Bruder nicht besonders gut. Vor einem Jahr war ich noch Mitsuki Okayama, und wusste überhaupt nicht, dass ich einen Bruder habe. Ich hatte mein Gedächtnis verloren, doch durch verschiedene Umstände, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, habe ich erfahren, dass mein eigentlicher Name Mokuba Kaiba ist. Doch so, wie ich meinen Bruder einschätze, wird er euch noch eine Chance geben.“, meinte er nachdenklich. „Hoffentlich haben wir seine Geduld nicht überstrapaziert.“, seufzte Joeys Vater auf. „Du musst wissen, dass ich nicht besonders – feinfühlig – war, als die Beiden uns in Hamburg besucht haben. Seto hatte wahrlich keinen guten Start in diese Familie.“ Schweigen senkte sich zwischen die beiden Männer. „Das könnte sich natürlich als schwierig erweisen.“, stimmte der Grauäugige nach einer Weile zu. „Doch nicht als unmöglich. Zuerst müssen unsere beiden Frauen ihr Unrecht jedoch einsehen und sich ernsthaft bei den Beiden entschuldigen. Wenn das nicht kommt, dann habe ich die Befürchtung, dass mein Bruder tatsächlich auf Abstand gehen könnte.“ „Das befürchte ich auch... das befürchte ich auch.“, seufzte der Ältere erneut. Hoffentlich bekamen seine Frau und seine Tochter das wieder gerade gebogen. ~~~ Mit wachsendem Unglauben schaute Lilly Wheeler zu ihrem Mann – war das noch der Mann, den sie geheiratet hatte? So kannte sie ihn überhaupt nicht... das waren ganz neue Töne die er da angeschlagen hatte. Sehr nachdenklich sank die Ehefrau von Kyle Wheeler auf den Sessel zurück, auf dem sie die ganze Zeit gesessen hatte. Sie stützte ihren Kopf in die Hände und seufzte laut auf. „Oh Serenity, was haben wir da nur angerichtet?“ „Aber wir haben doch keinen Fehler gemacht. Joey hätte uns erzählen MÜSSEN, das sie geheiratet haben.“, beharrte diese auf ihrer Meinung. „Nein, Süße, wir hätten warten müssen, bis die Beiden es uns von sich aus erzählt hätten.“, widersprach Lilly ihrer Tochter. „Das hätten sie vielleicht nie getan... wir haben aber doch ein Recht darauf es zu erfahren.“, kam es jetzt gequält von Serenity. Langsam sah sie ein, dass sie bei ihrem Bruder überzogen reagiert hatte, hielt aber immer noch an ihrer Meinung fest. Immerhin waren sie doch eine Familie und der Familie erzählte man doch so wichtige Sachen wie eine Heirat. „Ich weiß nicht“, begann die Ältere zögernd, „ich glaube nicht, dass wir ein Recht darauf haben – vielmehr haben Joey und Seto ein Recht darauf, selbst zu entscheiden, was sie uns erzählen wollen, und was nicht... und mit deiner Aktion hast du ihnen das Recht, selbst zu entscheiden, abgesprochen.“ „Ach jetzt habe ich die Schuld.“, kam es empört von der Braunhaarigen. „Ich geb dir nicht die Schuld.“, lenkte die Ältere ein. „Aber – würdest du nicht auch selbst entscheiden wollen, wann du wem was erzählst? Denk mal ehrlich darüber nach.“, gab Lilly ihrer Tochter zu bedenken. Serenity dachte nach und musste erkennen das sie wirklich einen sehr großen Fehler begangen hatte. Die Szene im Büro kam ihr wieder in den Sinn. Siedend lief es ihr den Rücken herunter. „Du hast recht. Ich habe mich unmöglich meinem Bruder und auch Seto gegenüber verhalten.“, gab sie kleinlaut zu. „Was machen wir jetzt “ „Nun, ich denke, wir müssen uns bei ihnen entschuldigen.“, antwortete ihre Mutter sehr direkt. „Und das so schnell wie möglich.“ „Ja, das müssen wir wohl... vor allem ich, nicht wahr?“, meinte Lillys Tochter seufzend. „Doch nicht nur du, ich hab vor allem Seto fürchterliches Unrecht getan, als ich ihm unterstellte, schon vor Kreuzfahrtbeginn vorgehabt zu haben, Joey auf dem Schiff heiraten zu wollen.“, erwiderte die Ältere ernst. „Sollen wir gleich zu ihnen fahren, um das alles aus der Welt zu schaffen?“, fragte Serenity, je schneller sie das hinter sich gebracht hatte, desto besser war es. „Nein“, schüttelte Lilly den Kopf, „das ist keine gute Idee. Sie werden uns heute nicht mehr sehen wollen, denn sonst wären sie mit deinem Mokuba zurückgekommen. Wir sollten sie nächsten Sonntag zu einem Versöhnungsessen einladen.“, schlug Joeys Mutter vor. „Du hast sicher recht, aber ich muss morgen wieder ins Büro... da seh ich doch Joey wieder. Wie soll ich mich denn da verhalten?“, wollte die Jüngere fast schon verzweifelt wissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)