Bloodsplashed Memories von CuthbertAllgood ================================================================================ Kapitel 4: Lost --------------- Sie hatte ganz entsetzliche Kopfschmerzen, als sie wieder aufwachte. Und schwindlig war ihr auch noch. Mit einem leisen Ächzen stemmte sie sich in eine sitzende Position, was ihr mit Schwindel und einer Expolision im hinteren Bereich ihres Schädels gedankt wurde. Versuchsweise öffnete sie die Augen. Nicht, dass es einen Unterschied machte. Es blieb schwarz. Hatte sie etwa bei dem Sturz das Augenlicht verloren? Was war überhaupt geschehen? Das, was sie unter sich spürte, fühlte sich verdächtig an nach einem…. Komposthaufen?! So oder so, es war eindeutig feuchtes Laub, und das nicht zu knapp. Ohne jede Vorsicht stand sie auf und schlug sich prompt den Schädel ein. Vermengt mit den Kopfschmerzen und dem Schwindelgefühl ließ das bunte Flecken vor ihren Augen flackern und für einen Moment drohte sie umzufallen. Dennoch schaffte sie es, die Balanche zu halten. Ein Fauchen erklag rechts neben ihr. „Na toll.“ Sie seufzte. „Ratten haben mir jetzt grade noch gefehlt.“ Zwar hatte sie keine Angst vor Ratten – nicht mehr zumindest mehr, vor zwei Tagen wäre es noch ganz anders gewesen. Allerdings hieß das nicht, dass sie Lust hatte, sich beissen zu lassen. Zumal die Viecher sich festbissen, glaubte sie zumindest, und sie wollte und brauchte keinen Schmuck in Form einer Ratte. Ein weiteres Fauchen antwortete ihr. „Ach, halt doch die Klappe. Ich hab echt andere Probleme als dich.“ Die Blonde ignorierte das in der Dunkelheit unsichtbare Tier und stemmte sich gegen die niedrige Decke. Plastik, schätzte sie aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit. Wie sie erwartet hatte, schwang die nach einer Weile – und einer für ein kleines Mädchen ungeheuren Anstrengung – tatsächlich auf, kam ihr jedoch beim ersten Versuch wieder entgegen. Beim zweiten Male dann blieb es offen. Zwei Ratten sprangen an ihr vorbei auf den Rand des Kompostcontainers, um den es sich offensichtlich handelte, von da an auf die Straße weiter und direkt vor die Pfoten einer streunernden Katze, vor denen Rom nur so strotzte. „Na lecker…“ Heinkel kletterte hinterher nach draußen und vermied es dabei, zu den Tieren zu sehen. Sie hatte keinerlei Ahnung, wie sie jetzt auf das Blut – sollte welches fließen – reagieren würde. Sie wollte es auch gar nicht erst ausprobieren. Beim Herunterspringen gesellte sich zusätzlich zu dem Schwindel und den Kopfschmerzen noch ein leichtes Übelkeitssgefühl, wie sie entnervt feststellte. Als hätte ihr das jetzt noch gefehlt! Der Blick des Mädchens wanderte umher; mittlerweile war es wieder dunkel geworden und der Wind, der schon zuvor unangenehm kalt gewesen war, steigerte sich so langsam zu den ersten Ausläufern eines kleinen Sturms. Jetzt musste es nur noch anfangen zu regnen – oder gar zu schneien – dann wäre das Unglück aus ihrer Sicht komplett. Zumal ein leichtes Kratzen in ihrem Hals zusätzlich eine nahende Erkältung oder Schlimmeres ankündigte. Andererseits war es mehr als seltsam, dass sie so weit allein war, auch wenn ihr das selbst wenig bewusst war. Andere Menschen befanden sich nicht in Heinkels Umgebung, zumindest sah sie niemanden. Obwohl der Platz noch vor wenigen Stunden voller Menschen gewesen war. Ein typisches Merkmal der Sensationslust – auf gar keinen Fall helfen und sich so oder andererweitig in die Geschehnisse verwickeln lassen. Das wäre viel zu viel der Mühe. Selbst bei einem Kind. Sie zupfte sich ein paar Blattreste aus den Haaren. Die Überreste des Steinlöwen lagen nicht sehr weit von ihr entfernt; nur noch wenige Stücke waren etwas größer und noch weniger ließen die ursprüngliche Form der Statue erahnen, wenn man sie nicht zuvor gesehen hatte. Und auch dann fiel es noch schwer. Die Katze dagegen hatte sich mit ihrer Beute bereits verzogen, sodass nur noch ein paar Haare und wenige blutige Spritzer an die Ratten erinnerten. Entgegen ihrer Vermutung rief das Blut keinerlei Emotionen in ihr wach – im Gegenteil, eher Gleichgültigkeit. Wahrscheinlich hatte auch die Streunerin das ein oder andere Haarbüschel eingebüsst, überlegte sie stattdessen. Sie hatte kein bisschen auf die Geschehnisse oder dessen Geräuschkulisse geachtet. Fröstelnd schlang die Blonde die Arme um ihren Körper. Mit jedem Moment schien es noch kälter zu werden. Zwar hatte sie ihren ersten Tag allein überstanden – durch ein Wunder mit nicht mehr als einer Gehirnerschütterung – aber der anfängliche Optimismus begann mehr und mehr, in stumpfe Angst umzuschlagen. So ungern sie es sich eingestand – sie war verloren. Und unendlich allein und hilflos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)