Blutmond von Deikith (Kaname/Zero) ================================================================================ Kapitel 2: Die Farbe von Blut ----------------------------- Verzeiht bitte die lange Zeit, die es gedauert hat, das zweite Kapitel fertigzustellen. Ich habe derzeit in der Uni viel zu tun, was leider vorgeht. Kapitel 3 sollte Ende Juli kommen. Viel Spaß :) Die Farbe von Blut Obwohl die Aussage durchaus zweideutig zu sehen war, schienen beide Möglichkeiten Zero in Aufruhr zu versetzen. Die Reaktion kam selbst für jemanden wie Kaname übermenschlich schnell. „Halt den Mund, verdammter Vampir!“ Der kalte Lauf der Waffe strich über seine Schläfe. Zeros Bloody Rose war nun direkt auf seinen Kopf gerichtet. Doch seltsamerweise ließ ihn das kalt. Er würde nicht abdrücken, auch wenn er das gerne täte. Hier und jetzt würde das nicht passieren. Nicht, dass Kaname den Fehler machen würde, Zero zu unterschätzen, aber er wusste, dass Zero sicherlich nicht dumm war. Die abfälligen Worte stichelten tief in ihm, doch er ließ sich wie so oft nichts anmerken und tat, als würden solche Ausdrücke und Wutausbrüche an ihm abprallen. „Wie ich sehe, scheine ich mit meiner Vermutung aber durchaus ins Schwarze getroffen zu haben. Auch ein Hitzkopf wie du, würde sonst nicht so dumm reagieren. Das ist doch gar nicht dein Stil, Kiryuu.“ Natürlich war das Neckende in der Stimme Absicht. Jedes Wort, welches der Dunkelhaarige hier von sich gab verfolgte nur die Absicht, Zero mehr und mehr aus seiner Reserve hervorzulocken. Die hellen Augen des Jüngeren spiegelten deutlich den Unmut und vor allem die Abscheu wider. Doch Kaname sah auch, dass die Abscheu durchzogen war mit etwas anderem… Etwas, dass er nicht in Worte zu fassen vermochte, vielleicht schreckte er aber auch in seinem Innersten davor zurück, sich diese Augen, und die Geschichte, die sie ihm erzählen konnten, noch intensiver anzuschauen. „Ich sagte du sollst den Mund halten!“ Ja, Zero war wütend. Das war für Kaname recht leicht herauszufinden. Ruhig drehte er seinen Kopf vom Lauf der Waffe weg und lächelte leicht, doch er ging nicht weiter darauf ein. Es würde nichts bringen, den Jüngeren jetzt bis aufs Blut zu reizen, denn das könnte durchaus nach hinten losgehen. Obwohl Zero sich seiner Aufgabe hier bewusst war, blieb er eben doch ein Hitzkopf, der oft genug erst handelte und dann über die Folgen seiner Reaktionen nachdachte. Und die Waffe, die er in der Hand hielt, konnte selbst einem Wesen wie Kaname gefährlich werden. Deswegen tat er ein Gutes daran, Zero einfach für sich zu lassen. „Auf Wiedersehen, Kiryuu-kun“, meinte der Dunkelhaarige auch nur, als er sich von ihm entfernte. Er konnte fast spüren, dass Zero nun noch wütender wurde, aber gleichzeitig die Waffe wegsteckte und schnaubend in die andere Richtung davon ging. Diese Reaktion – welche ein wenig kindlich anmutete – ließ Kaname lächeln. Es war so typisch für den Silberhaarigen so zu reagieren. Dadurch verriet er sich oftmals noch viel mehr, als nur durch Worte. Kaname schüttelte den Kopf, um die allgegenwärtigen Gedanken zu vertreiben. Vor sich konnte er bereits das hell erleuchtete Gebäude sehen, in welchem der Unterricht abgehalten wurde. Die anderen würden sich wahrscheinlich wundern, wo er blieb, aber sie würden keine Fragen stellen. Kurz warf er noch einen Blick zurück, doch der silberhaarige Vampir war bereits wieder in der Dunkelheit verschwunden. Ruhig setzte Kaname seinen Weg fort, versuchte, seine Gedanken zu sortieren und auf den kommenden Unterricht zu fokussieren. Er wollte nicht unbedingt riskieren, dass die anderen noch mehr von seinen abgelenkten Gedanken mitbekamen. Er war eh schon viel zu offensichtlich für seinen Geschmack. Als er das Gebäude betrat, was es totenstill in den Gängen. Er war selten am Tage hier, aber er fragte sich, ob es dann nicht lebendiger war. Möglicherweise waren die Geschöpfe der Nacht viel mehr daran gewöhnt, als Schatten zu fungieren, als die Menschen. Selbst in ihrem Wohnheim war es viel ruhiger, als in dem wo Yuki und Zero untergebracht waren. Möglicherweise lag das aber auch einfach nur in seiner Person begründet. Ob sie einfach nur zu viel Respekt hatten, um sich zu benehmen wie es ihre Art war? Dann fiel ihm aber auch direkt Aidou wieder ein. Nein… Das konnte nicht der ganze Grund sein. Zwar schauten alle kurz auf, als er den Klassenraum betrat und in mehr als nur einem Augenpaar war deutlich die Neugier über seinen Verbleib zu lesen. Doch niemand – wie bereits erwartet – fragte ihn etwas. Ein paar Blicke folgten ihm, als er zu seinen Platz ging, es blieb im Raum aber still. Es verwunderte ihn nicht weiter. Kaname schlug sein Buch auf und begann sich mit den Dingen zu beschäftigen, für die sie angeblich hier waren, auch wenn man durchaus darüber streiten konnte, ob das hier für Wesen wie sie richtig war. Er las ein paar Zeilen, doch dann nahm er sich unter dem Deckmantel der Lektüre die Zeit, einen Moment seinen Gedanken nachzuhängen. Wenn er sich konzentrierte, dann konnte er immer noch den kalten Lauf der Waffe Zeros an seiner Schläfe spüren. Es war ein eigenartiges Gefühl gewesen, was seinen Körper durchlaufen hatte. Er fragt sich, wie es sich wohl anfühlen musste – für jemanden wie ihn selbst – von einer Kugel aus dem Lauf dieser Waffe getroffen zu werden. Nicht, dass er einen Todeswunsch hegte, aber was empfand ein Wesen, welches dieser Waffe zum Opfer fiel, in den letzten Millisekunden der eigenen Existenz? Existenz… Kaname seufzte lautlos. Er hatte in diesen Augen auch wieder diesen Schmerz ob der eigenen Existenz gesehen. War es so schlimm für Zero, auf dieser Welt zu wandeln? Wahrscheinlich nicht die Tatsache, dass er hier war, sondern eher was er war. Kaname konnte sich nicht vorstellen, wie es war, von einem Tag auf den anderen kein Mensch, sondern ein Wesen zu sein, hatte er selbst doch nie als Mensch gelebt. Aber wahrscheinlich war es das Schlimmste, was geschehen konnte. Sein Blick wanderte für einen Augenblick zum Fenster. Man konnte gut weite Teile des Anwesens überblicken und obwohl alles bereits von der Dunkelheit überdeckt war, konnte er etliche Details erkennen. Sei es der kleine See, oder der Weg, der durch die Anlage führte. „…Kaname?“ Erst nach einem Moment drang die Stimme zu ihm durch. Er wandte den Blick von dem Fenster zu der Person, die seinen Namen genannt hatte. Es war Kain. Akatsuki Kain. „Kaname, was ist?“, fragte der Größere leise. Kein anderer schien auf sie zu achten, sie hingen alle ihren eigenen Aufgaben nach, die der Lehrer scheinbar gestellt hatte. „Ist es wegen Zero?“, setzte der Blonde nun auch schon an. War es so leicht? Oder… Nein, Kain hatte gesehen, dass Zero ihn angesprochen hatte, wahrscheinlich lag die Frage also einfach nur sehr nahe. „Nein, es war nur das Übliche.“ Die Antwort war so simpel. Wie schade, dass es nicht wirklich von solch einer Einfachheit beschattet war. Dann hätte er wohl bei weitem keine Sorgen. Doch Kain schien sich zumindest für den Moment mit dieser Antwort zufrieden zu geben. Er fragte nicht weiter nach, eine Eigenschaft, die Kaname mehr als alles andere an ihm schätzte. Zero starrte zur gleichen Zeit aus einiger Entfernung zu dem Gebäude, in welchem sich die Schüler der Night Class aufhielten. Auch er konnte die Gedanken an das eben stattgefundene Gespräch nicht einfach so beenden. Es war seltsam, aber jedes Mal wenn er aus diversen Gründen auf Kuran traf, so behielt er diese Begegnungen immer am Ehesten im Kopf. Für den Silberhaarigen war dieser Umstand einzig und allein darauf begründet, dass der Dunkelhaarige auf der Liste der gehassten Wesen zusätzlich noch ganz oben stand. Er war nicht nur ein Vampir, er war einer der wohl Namenhaftesten. Es war einfach, die Fülle der Gedanken, die sich um den Älteren rankten, auf genau diesem Umstand zu schieben. Wütend über sich selbst wand Zero sich mit einem Schnauben um. Er war wütend auf Kaname. Was bildete sich dieser aufgeblasene Vampir eigentlich ein. Als ob er auch nur eine kleine Ahnung davon hatte, wie der Silberhaarige dachte oder fühlte. Wie arrogant musste man denn sein, um sich solche Dinge einzubilden? Und dann sprach er seine Gedanken auch einfach so aus. Zero war ungehalten, sehr ungehalten, was das eben Erlebte anging. Er schlug mit der Faust gegen einen Baumstamm, ehe er seinen Weg fortsetzte, weg von dem Gebäude. Er schimpfte sich innerlich direkt wieder einen Idioten, dass dieser verdammte Vampir – Zero war sicher, dass er in der nächsten Zeit noch einige andere Bezeichnungen würde finden können, die seine Sicht der Dinge besser benennen konnten – gerade schon wieder seine Gedanken beherrschte. Was sollte das? Er hörte immer wieder, was der Dunkelhaarige gesagt hatte. So ein Schwachsinn! Zero biss die Zähne aufeinander. Bevor er jedoch dazu kam, seinen Beschimpfungskatalog auszuweiten, wurde er am Handgelenk festgehalten. „Zero! Was treibst du dich hier herum und stehst nur faul in der Gegend herum.“ //Yuki//, dachte er bei sich. Wer auch sonst. Da das Mädchen keine Antwort erhielt, machte sie direkt weiter. „Wir haben eine Aufgabe, Zero. Und das Schulgebäude anzuschauen, während die Night Class darin ist, gehört sicher nicht dazu.“ Ehe sie in ihrer Schimpftriade weiter fortfahren konnte, löste Zero sich und schaute sie an. „Schon gut, ich habe nur geschaut, ob dieser Kuran auch wirklich zum Unterricht geht“, gab er bissig zurück. „Hast du dich schon wieder mit Kaname-senpai gestritten? Warum lässt du ihn nicht einfach in Ruhe, Zero. Er hat dir nichts getan.“ Yukis Stimme klang tadelnd, so wie eigentlich immer, wenn es um die beiden selbsternannten Streithähne ging. Zero verdrehte die Augen. Natürlich war es wieder seine Schuld, natürlich war er es gewesen, der den Streit angezettelt hatte. Manchmal ging ihm Yukis Obsession Kaname gegenüber wahrlich auf die Nerven. So gab er auch gar keine Antwort und zuckte nur mit den Schultern. Sie hatte doch eh ihre eigene Meinung dazu. „Zero! Sag schon etwas und mach nicht nur einfach dieses Gesicht.“ Langsam aber sicher was sie nahe daran, seinen Geduldfaden reißen zu lassen. Was interessierte sie sich für seine Gedanken und seit wann störte es sie, was für ein Gesicht er machte? „Lass mich.“ Es waren nur zwei Worte, doch sie waren eisig, kühl. Eigentlich sprach er nicht so mit Yuki, aber es ging im Augenblick nicht anders. „Zero!“ Wieder fasste sie ihn, dieses Mal etwas energischer, am Handgelenk. //Ich habe keine Lust darauf!//, zischte er in seinem Kopf, doch anstatt etwas zu sagen, riss er sich einfach los und schubste das Mädchen von sich. Wieso verstand sie es nicht? Er hatte keine Lust darauf, mit ihr zu reden, zumindest nicht im Moment. Durch den Stoß landete Yuki auf dem Boden. Sie sah ziemlich überrascht zu Zero hoch. Es war nicht alltäglich dass er so reagierte, auch wenn sie es schon mal erlebt hatte. Seufzend stand sie wieder auf und klopfte sich den Schmutz von der Kleidung, als sie einen leichten Schmerz bemerkte. Das Mädchen schaute auf ihre Hand. Die Haut war leicht abgeschürft und ein wenig Blut war zu sehen. Nichts Bedrohliches, doch sie hörte schon das Knurren. „Sieh zu, dass du ins Haus kommst und die Wunde saubemachst…“ Doch ehe er weiter sprach, spürte er, wie sich Eis um seine Hand schloss. „Aber, aber… was ist denn hier los? Habt ihr zwei schon wieder Ehekrach?“ Er erkannte die schnurrende Stimme deutlich als Aidous, da hätte es den Einsatz seiner Fähigkeit gar nicht gebraucht. Das Blut, so wenig wie es auch nur war, reichte bereits, um diese Monster heranzurufen. Die kleine Wunde schimmerte in der Nacht fast schwarz. Erstaunlich. Obwohl Blut doch eigentlich dunkelrot war //Wie seine Augen// so war es nachts schwarz. Den kurzen Gedankenblitz, welcher sich präsent in sein Bewusstsein schleichen wollte, erdrückte er direkt im Keim wieder. „Verschwindet!“, fuhr er die weißgekleideten Gestalten an. Neben Aidou waren auch Kain und Ruka zu ihnen gestoßen. Das bedeutete, dass auch Kaname nicht weit sein konnte, obwohl man ihm zu Gute halten musste, dass er sich bei solchen Dingen meistens heraushielt. „Kiryuu-kun, es ist nicht sehr höflich, ein Mädchen so zu schubsen, dass es sich verletzt“, meinte Aidou nun wieder und trat zu Yuki. „Armes, er behandelt dich immer so schle…“ Doch ehe er den Satz beenden konnte, unterbrach eine weitere Stimme das Szenario. „Lass sie los! Yuki, geh ins Haus und tue, was Kiryuu-kun gesagt hat.“ Kaname. Nun war er doch gekommen. Zero seufzte lautlos. Warum waren diese verdammten Monster auch so verdammt empfindlich, was den Geruch von Blut anging? Und wieso konnte Yuki nicht geschickter fallen? Ach! Es war verflucht. „Es ist schon okay. Zero hat nichts gemacht. Und ich bin okay“, wollte Yuki die Anwesenden beschwichtigen. „Ich gehe einfach hoch und verbinde den kleinen Kratzer, dann ist doch alles wieder okay.“ Kaname lauschte den Worten schon gar nicht mehr. Sein Blick war direkt und ohne Umschweife zu Zero gewandert, dessen Hand immer noch von Eis umfasst war. Eine kurze Handbewegung bewegte Aidou dazu, das Eis verschwinden zu lassen, auch wenn offensichtlich war, dass er dies nicht sehr gerne tat. „Geht hinein!“, herrschte er sie an. Es war nicht sonderlich schicklich, für Aufsehen zu sorgen. Die ganze Zeit über hing sein Blick jedoch an Zero. Es war deutlich, dass auch ihn das Blut lockte. Ihn vielleicht mehr, als sie alle, denn während Zero seinen Instinkten nur folgen konnte, hatten sie einen Weg, sich zu beherrschen. Schritte verrieten ihm, dass sie nun allein waren, denn auch Yuki hatte sie nun verlassen, auch wenn sie sich langsamer entfernte als die anderen Vampire. „Deine Augen, Zero, sie verraten dich. Wieso weigerst du dich, diese Tabletten zu nehmen? Sie könnten dir soviel erleichtern. Stattdessen stehst du nun hier und dein ganzer Körper dürstet nach Blut, hm? Es ist schwer…“ Der Silberhaarige starrte ihn an. „Halt den Mund, Vampir. Ich will von dir nicht hören, dass du glaubst, du könntest mich verstehen! Du hast keine Ahnung!“ Er keuchte leise, vor Wut. Dass dieser … Das er sich überhaupt herausnahm, so mit ihm zu reden. Was glaubte er eigentlich, wer er war? Als ob er so etwas wie Blut oder dieser verdammten Tabletten brauchte, um seine Existenz weiter fortzuführen… Eine Berührung, fast so wie ein Hauch von Wind, unterbrach seinen Gedankengang abrupt. Er spürte, wie seine Hand genommen und zu nackter Haut geführt wurde. Erst mit einer gewissen Verzögerung folgte er und erstarrte, als er begriff dass seine Finger die Haut über der Schlagader Kanames berührten. Der Ältere war einen Schritt näher gekommen, so dass nicht mehr viel Platz zwischen ihrer beider Körper war. „Spürst du es? Kannst du das Blut unter meiner Haut spüren?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)