Herzschlagtakt von Rabenfeder (Taito) ================================================================================ Prolog: Auftakt --------------- Ich war schon immer glücklicher als alle anderen, denn ich konnte schon immer am tiefsten fallen von allen. Ich war schon immer am weitesten oben, weil mein Verstand mir nie Grenzen setzen konnte. Ich war noch nie richtig und vollkommen gleichgültig. Kennt ihr das Sprichwort. „himmelhoch-jauchzend zu Tode betrübt“? In Kurzform ist das mein Leben. Und ich weiß, dass das ein Problem ist. Gestatten, mein Name ist Taichi Yagami, 19 Jahre alt und verhaltensgestört. Es fing ja eigentlich alles ganz harmlos an, als ich noch ganz klein war. Damals war ich eine richtige Heulsuse, ein hypersensibles Kind, wie meine Mutter zu sagen pflegte. Ich musste bei jeder sich bietenden Gelegenheit weinen. Aber große Jungs weinen schließlich nicht und so begann ich, das ganze in mich hineinzufressen. Nach außen hin war ich stets gut gelaunt und unglaublich motiviert, nach innen plagten mich Antriebslosigkeit und Vereinsamung. Ich wollte ja nicht zugeben, dass mir etwas fehlte, außerdem war da ja noch Kari, die ich unter allen Umständen beschützen wollte. Und dann kam Agumon. Und…alles war gut. Ich hatte eine Aufgabe gefunden. Ich musste mutig sein, um den anderen ein guter Anführer zu sein. Und obwohl wir grenzenlosen Gefahren ausgeliefert waren war ich glücklich, mehr als jemals zuvor. Danach der Zusammenbruch: Neue Digiritter. Davis. Der mir in allem so ähnlich war. Und dort, wo er nicht wie ich war, da übertraf er mich bei Weitem. Ich konnte es kaum ertragen, mir einzugestehen, dass er das Wappen des Mutes viel mehr verdient hatte, als ich jemals. Er war so etwas wie eine bessere Version von mir und löste mich ab. Ich habe damals aufgegeben, ohne es zu wissen. Und hier beginnt nun meine tatsächliche Geschichte. Oder soll ich besser sagen „unsere“? Denn ohne Matt wäre ich wohl heute nicht hier und könnte so ehrlich zu euch sein. ~~~ Es ist halb 2 morgens. Wie lange ist es wohlher, dass ich eine Fanfiction geschrieben habe? Aber dieser Gedanke hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Ich hoffe, ihr macht mir ein wenig Mut, damit ich ja nicht Mittendrin aufhöre. Ich hoffe, von euch zu hören. Gute Nacht Kapitel 1: Der Miesepeter ------------------------- Eins, - Der Miesepeter Sonntagnachmittag. Die schlimmste Zeit von allen. Nichts zu tun, nichts zu sehen, nichts zu essen und niemand zum reden. Nicht einmal im Fernsehen lief etwas Gutes und zum lesen war er zu unmotiviert. Hätte nur noch der dramatische Regen gefehlt, um das ganze noch mehr ins lächerliche zu ziehen. Mürrisch zog Tai die Bettdecke über den Kopf und kuschelte sich angestrengt in sein Kissen. Er war ja selber Schuld. Seine Eltern waren mit Kari über den Sommer verreist und er hatte sich geweigert, mitzukommen. Hätte sich eh nur gelangweilt. Und das konnte er schließlich auch zuhause. Wen kümmerte es schon, dass er mit der Welt auf Kriegsfuß stand? Und nein, das war nicht schon immer so. Es war ja noch nicht einmal ein Dauerzustand. Vielmehr hatte er einfach Phasen, in denen ihn alles und jeder zu Tode nervte. Ganz normal für einen Teenager mit gerade so 17 Jahren. Dachte er zumindest. Aber mit der Zeit war ihm irgendwie klar geworden, dass etwas nicht ganz stimmen konnte mit ihm. Im Gegensatz zu anderen Leuten in seinem Alter hatte er nicht etwa diese „Scheiß-egal“ Stimmung, viel mehr begann er, Dinge und Leute regelrecht zu hassen, einfach nur, weil sie da waren. Aber dieses Gefühl war nie richtig dauerhaft, im nächsten Moment konnte er schon wieder bestens gelaunt sein. Früher waren die gut gelaunten Phasen viel häufiger gewesen, die schlecht gelaunten kaum vorhanden, nur Sekunden lang. Jedoch änderte sich das im Lauf der Zeit drastisch und die guten Momente wurden immer seltener, er verlief sich in eine Art von Lethargie. Hatte er früher alles mit solch enormer Leidenschaft getan machte er heute gerade noch so viel, wie unbedingt nötig war, um schlimmere Konsequenzen zu vermeiden. Und das betraf alle Lebenssituationen. Auch seine Freunde. Falls er denn noch welche hatte, denn der Großteil von ihnen hatte bald die Schnauze voll von dem ewig miesepetrigen Wuschelkopf und meldete sich nur der Höflichkeit halber noch, in dem Wissen, der Braunhaarige würde eh nie und nimmer mitkommen, wen man ihn einlud, also bestand kein Risiko dabei, es anstandshalber trotzdem zu machen. Und Taichi? Dem war das herzlich egal. Diese Leute waren ihm genau so lange treu gewesen, wie er ihnen hinterhergelaufen war. Aber das hatte sich ein für alle Mal erledigt. Die hatten ein eigenes Leben und er auch. Izzy mit seinen Computern, Joey mit dem Medizinstudium, Mimi in Amerika, Sora mit ihrer Männerschar, Takeru mit Kari und anders herum. Sogar sein „bester Freund“ hatte besseres zu tun als sich mit ihm herumzuquälen, gab ja noch die scheiß Band da. Und wenn Yamato mal vorbei kam, dann war er unerträglich gut gelaunt. Zum kotzen. Aber das schlimmste war, dass man diesen Kerl einfach nicht mehr loswurde, der ließ sich auf keinen Fall vergraulen, egal wie heftig es Tai auch schon versucht hatte, und glaubt mir, der Wuschelkopf konnte mehr als unausstehlich sein, wenn er wollte. Allerdings war Y. Ishida, seines Zeichens ausgebildeter Zyniker, wirklich unglaublich hartnäckig was ihre so genannte Freundschaft anging und so war es für den Braunhaarigen auch kein Stück verwunderlich, als er zum dritten Mal das Geräusch der Türklingel vernahm. War ja klar, dass der Blondschopf nicht so schnell aufgeben würde. Mit einem unüberhörbaren Grummeln raffte er sich ein Stück auf und rollte sich laufstark aus dem Bett. Na gut, er würde jetzt die Tür auf reißen, so wie er war, mit Schlabbershirt und Karoshorts, also absolut nicht auf Besuch jeglicher Art vorbereitet, einmal kurz schreien, zuknallen und gut. Je eher er Blondie los würde desto besser. Unmotiviert schlurfte er zur Tür, zog sie langsam auf und holte tief Luft – um einen XXL-Pizzakarton direkt in die Magengrube gedrückt zu bekommen, gefolgt von einem freudestrahlenden „Ich hab auch noch DVDs dabei, schließlich hattest du schon ewig nicht mehr sturmfrei!“ Man glaubt es kaum, aber noch bevor der Wuschelkopf sich wehren, nein sogar bevor er zum Widerspruch ansetzte konnte, war Blondschopf Ishida schon in der Wohnung und hatte sich Richtung Wohnzimmer durchgemogelt. Mit einer zuckenden Augenbraue und unglaublich viel Wut im Bauch folgte Taichi ihm, immer noch voll beladen mit dem Pizzakarton. „Raus hier!“, zischte er seinen irgendwann mal besten Freund an. Aber der reagierte gar nicht erst, schließlich war er das ja schon längst gewohnt. Tai war seit Monaten nicht mehr nett zu ihm gewesen aber - hey, was solls – er war ja auch nicht immer gerade ein Sonnenschein gewesen. Statt sich also über die barschen Worte auch nur zu Ärgern krallte er sich die oberste DVD und legte sie in das Gerät ein. Wie gut, dass er hier wie zuhause war und sich auch alleine ganz gut zu recht fand. Anstatt irgendetwas Böswilliges zu sagen machte er es sich auf dem Sofa bequem und griff nach der Pizza, die sich noch immer in Taichis Händen befand. Er nahm den Karton an sich, stellte ihn auf seinem Schoß ab und öffnete ihn. Augenblicklich durchströmte der verführerische Geruch von geschmolzenem Käse, krossem Teig und feinwürzigem Schinken den gesamten Raum und benebelte auch Tais Sinne. Egal wie sehr sich der junge Yagami auch verändert hatte, einer Familienpizza mit extra Extra-Käse konnte er noch immer nicht widerstehen und so ließ er sich resigniert neben den Blonden auf das Sofa fallen, um sich seinen Anteil zu sichern. Der Film interessierte ihn nicht sonderlich, irgendetwas absolut Matt-typisches, also ein Psychothriller sonder gleichen. Früher hätte er haufenweise dumme Sprüche abgelassen, um dem Horror des angespannt Zuhörens zu entgehen, mittlerweile aber hatte er gelernt, auch solchen sinnlosen Zeitvertreiben etwas abzugewinnen. Also wurde gestarrt, gegessen und weiter gestarrt. Auf dem Fernsehbildschirm wurden nach einander immer mehr verstörende Bilder gezeigt, bis der Zuschauer völlig verwirrt war. So auch Tai, jedoch lag es bei ihm eher daran, dass er ab und an einen Seitenblick zu Yamato nicht vermeiden konnte. Nicht weiter dramatisch, wäre da nicht dieses eine kleine Detail gewesen. Matt reagierte auf seine Blicke, indem er versuchte, möglichst auf den Film konzentriert zu wirken. Hierzu muss man wohl anmerken, dass einen Yamato Ishida normalerweise nichts und niemand auch nur eine Sekunde von einem guten Film ablenken konnte. Und jetzt wirkte er so schrecklich unaufmerksam, als hätte die Nervensäge irgendetwas auf der Seele brennen. Na ganz toll, Pizza als Bestechung, um sich jemanden zu sichern, der bei seinem ewigen Gejammer über die Band nicht gleich davon lief. Den Erwartungen des Brünetten zum Trotz blieb sein wohl oder übel geduldeter Fernsehpartner jedoch völlig stumm und bewegte sich erst dann wieder, als er sich erhob und kurze Zeit später mit zwei Flaschen Bier zurückkehrte. Der erste Film war mittlerweile zu Ende und Matt machte sich eifrig daran, eine weitere DVD einzulegen. Dieses mal einen hirnverbrannten Actionfilm, mit allem was dazu gehört: schnelle Autos, schwere Waffen und leicht bekleidete Mädchen. Eigentlich war so etwas weder der Fall von Tai noch von Yama aber was machte das schon. Beide waren sich darüber im Klaren, dass der laufende Fernseher nur ein Vorwand war, um das ganz klar bevorstehende Gespräch noch ein wenig länger hinauszuzögern. Natürlich ließ sich dieses Spiel nicht für immer und ewig durchhalten und Taichi Yagami machte sich und seine kalte Schulter schon mal dafür bereit, sich ewig viele Vorwürfe anhören lassen zu müssen von wegen Vernachlässigung und schlechter Freund. Nur kam es dazu auch nicht. Anstatt mit einem Mal loszubrechen mit allem, was ihm auf dem Herzen lag lehnte Matt seinen Kopf nur ein Stück weiter in Richtung braunhaariger Wuschelkopf und drückte sich leicht an ihn. Taichi seufzte innerlich laut auf. Früher hatten sie das oft gemacht. Wohl gemerkt früher. Der Blonde überschritt gerade eine unausgesprochene Grenze und das wusste dieser vermutlich auch nur all zu genau. Dennoch fühlte sich das ganze gar nicht so schlecht an. Und da sich Blondie ja eh nicht vergraulen ließ, konnte er ja auch das Beste aus seiner gar nicht so misslichen Lage machen. Sich tiefer in die Sofakissen kuschelnd machte er seinem irgendwann mal irgend so was wie besten Freund noch ein wenig mehr Platz und schwupps hatte Yamato es sich auch schon auf seinem Schoß bequem gemacht und sah ihn mit diesen verboten blauen Augen so vertraut an. Nein, Yama wollte ihm keine Vorwürfe machen oder Fragen stellen, nichts dergleichen. Er lag einfach nur so da und lächelte eines seiner Matt-Lächeln, das so unendlich selten war, dass kaum jemand außer Taichi es wohl jemals gesehen hatte. Dann endlich öffnete er den Mund mit einem schiefen Grinsen. „Alter, du hast ein Problem…“, sagte er mit ganz leiser Stimme. Erst wollte Tai wütend werden, ihm eine Abfuhr erteilen, schreien, ihm an den Kopf werfen, dass er sich nicht einzumischen habe und das ganz allein seine Angelegenheit war. Aber er entschied sich anders. Stattdessen drehte er eine Strähne des goldblonden Haars auf seinem Finger auf und erwiderte nur ein Wort. „Ja“ Wieder Schweigen, dieses Mal jedoch nicht so unangenehm. Verdammt, Matt hatte gewonnen, seine wütende Phase war vorbei, jetzt war er wieder ganz weit unten. „Zieh zu mir, du Dummkopf.“ Ja, warum eigentlich nicht… ~~~ So meine Lieben, weiter gehts. Es hat ein bisschen gedauert, verzeiht mir. Ist nur so, dass ich am Freitag eine wichtige Englischprüfung hab, und wenn ich die versaue, dann kann ich das Studium vergessen... Aber jetzt beantworte ich lieber noch eure Kommis: @ Yamachi: Schau, Yama ist doch schon da, um zu trösten ;) @ FlameChild: Keine Sorge, ich schreib schon fleißig weiter :) @ ReiRei: Mir kam das auch erst vor kurzem, als ich über die Sache mit der Fliegerbrille nochmal nachgedacht habe. Weil irgendwie hat Tai ja auch seinen Platz abgetreten. @ bebi: Natürlich ist Tai viel viel besser as Davis. Pfff, ist ja gar kein Vergleich, die beiden. @ Catayst: Yama hat ja schießlich auch Geschmack. Wer würde schon überhaupt von einer Wahl reden, wenn er Tai haben kann =3 @ Niji-Mizu: Hm, ne schlechte Kopie trifft es sehr gut ;) @ kanashimi: Ohne Eigenironie wäre ja kein Stückchen Taichi mehr drinne, keine Sorge, seinen Biss wird er schon nicht verlieren. @ perkerblue: *dich bei Laune hat* Oh weia, ich wollte dich eigentlich nicht zu Gewattaten animieren, aber ich glaube, Tai wäre nicht abgeneigt. @ GeezKatsu: Keine Sorge, ich hör schon nicht auf ;) Kapitel 2: Chaosmanagement -------------------------- Zwei, Chaosmanagement Leicht verzweifelt ließ Taichi seine Reisetasche sinken. Oh mein Gott, er war ja schon unordentlich aber das hier? Das reinste Chaos. Unmengen an Schuhen blockierten den Weg ins Innere der Wohnung und sollte man es tatsächlich schaffen, sich durch das Labyrinth zu schlängeln, stand man schon vor dem nächsten Hindernis, der gnadenlos überladenen Garderobe. An dieser hingen wohl etwa 20 Mäntel, Jacken, Kurzmäntel, Jacketts und so ziemlich alles, was man irgendwie über ein Hemd tragen konnte. Es war immer wieder verwunderlich, wie viel Kleidung ein einzelner Mensch besitzen konnte. Verzeihung, wie viel Yamato Ishida besitzen konnte. Denn das Sammelsurium an Klamotten, dass der heimische Kleiderschrank des Blonden seit je her beherbergte war schon immer ein Mythos gewesen, den Tai früher gerne etwas ausgeschmückt hatte mit Erzählungen über Irrfahrten und gefährliche Abenteuer im Hemdenland. Der Ansatz eines leichten Schmunzelns legte sich auf seine Lippen. Manche Dinge änderten sich wohl nie. Genauso wie das peinlich berührte Stammeln seines irgendwie so was wie Freundes, als dieser verzweifelt versuchte, seinen chaotischen Lebenswandel zu entschuldigen mit Worten wie „Band“ und „Stress“. Ja, ja, das kannte er schon. Erst war es die Masche mit dem Kind ohne Mutter gewesen, dann die Rebellion gegen den Vater und jetzt die Band, schon klar. Unentschlossen ließ der junge Yagami seine Tasche nun endgültig zu Boden sinken und schüttelte den Kopf. Worauf hatte er sich da nur wieder eingelassen. Mittlerweile bereute er seine Aussage von gestern unglaublich. Was hatte ihn da nur geritten? War bestimmt nur die Müdigkeit gewesen und dieses irrwitzige Gefühl, nicht allein und jemandem wichtig zu sein. So ein Quatsch. Yamato wollte bestimmt bloß nicht allein sein und sich deshalb um ihn „kümmern“, was eigentlich nur bedeutete, dass er Lückenbüßer spielen sollte für irgendjemanden, der noch nicht ins Leben des Blonden getreten war oder sich wieder davon entfernt hatte. Wie Sora. Klar, am Anfang hatte es so ausgesehen, als ob sie sich für ihn interessierte, aber nein, Irrtum. Nichts dergleichen. Nein, stattdessen hatte sie sich, kaum war er nicht mehr der Starspieler der Schule, dem nächsten halbwegs berühmten Kerl an den Hals geschmissen. Und das was nun mal der blonde Sänger der Teenage Wolfs. Klar, Matt hatte ihn noch gefragt, ob das in Ordnung ginge und so weiter, zusammen waren sie ja auch nur etwas über zwei Monate. Aber das hatte gereicht, um Tais Leben total zu verändern. In diesen zwei Monaten musste er so einiges begreifen. Dass er allein war, zum Beispiel. Dass er ersetzt worden war, von Davis. Dass seine alten Freunde nicht mehr da waren, dass sich alle verändert hatten, nur er nicht. Und das, obwohl sein alter Platz doch jetzt von jemand anderem besetzt worden war. Er hatte das alles nie gemerkt, so lange Matt noch bei ihm gewesen war. Aber der verließ ihn ja auch. Er würdigte den Blonden keines Blickes. Dieser Idiot war schließlich schuld daran, dass es ihm mittlerweile so schlecht ging. Vielleicht ließ er sich deshalb auch heute Morgen noch einmal davon überzeugen, zu Yamato zu ziehen, natürlich nicht dauerhaft, nur so lange seine Eltern nicht da waren. Immerhin hatte der Blonde sein Leben zerstört. Und jetzt war er wohl auch dafür verantwortlich, dass es wieder in geregelten Bahnen verlaufen würde. Blondi würde es schon richten. Das musste er schließlich. „Also…du kannst es dir ja schon mal gemütlich machen, ich hab jetzt leider eine unglaublich wichtige Probe. Ich komm aber so schnell wie möglich wieder. Du kennst dich ja aus, nicht?“ Ohne eine Miene zu verziehen verabschiedete Tai sich und machte es sich in Yamatos erstaunlich ordentlichem Zimmer bequem. Na ja, da das halbe Zimmer aus einem Kleiderschrank bestand war das mit der Ordnung gar nicht so verwunderlich, bedachte man, wie eitel Matt war. Aber das war er ja schon immer gewesen. Gut, in der Digiwelt noch nicht, da war er noch so etwas wie ein Lonesome Cowboy, der sich einen Dreck darum scherte, was andere von ihm dachten. Resigniert ließ sich Taichi auf das große, bequeme Bett sinken. Ja, damals als sie noch Digiritter waren war die Welt noch in Ordnung. Klar, sie waren rund um die Uhr in Gefahr aber immerhin waren sie zusammen er war ihr Anführer konnte man sagen. Sie verließen sich auf ihn und er sich auf sie. Ja, als er noch jünger war, war alles einfacher. Kein Zwang, sich für irgendwelche Weiber zu interessieren, kein Bedürfnis nach Coolness, nichts dergleichen. Heute war das alles ein wenig anders. Mit seiner permanent fröhlichen Art war er irgendwann allen auf die Nerven gegangen. Über Mädels wollte er nicht reden, interessierte ihn ja nicht. Er sehnte sich als einziger scheinbar nicht nach einer Beziehung, nach Liebe und Sexualität. Und warum? Weil er Blondschopf Ishida hatte. Und der dachte genauso, bis eben die Sache mit Sora passierte. Tai verlor seinen Ehrgeiz, immer der Beste in der Mannschaft sein zu wollen und wurde mehr zum Teamplayer. Und schon beachtete ihn niemand mehr. Seltsame Wege, die das Leben geht. Normalerweise wird man doch glücklich, wenn man vom einsamen Wolf zum Teamplayer wird und stürzt nicht total ab. Nun, eigentlich hatte es bei Yamato ja funktioniert. Innerhalb einer kleinen und eingeschworenen Gemeinschaft war er sogar ab und an richtig witzig. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen ließ er sich auf das große Bett sinken und atmete tief durch. Matt. Immer wieder Matt. Das beängstigende an seiner Situation und Laune war wohl, dass er jetzt viel mehr nachdachte. Soweit nicht verwunderlich, würde er nicht andauernd an den Blondschopf denken. Aber an Yamato zu denken tat gut, in Erinnerungen zu schwelgen fühlte sich an, wie in eine Wolke gepackt zu sein und diesen dumpfen Schmerz nicht mehr zu spüren. Sein irgendwie so etwas wie bester Freund war zumindest in seiner Erinnerung so etwas wie eine Zuflucht. Und so kam es wohl auch, dass er sich nicht um entschieden hatte und noch immer bei sich zuhause saß, sondern hier auf diesem Bett lag. Er konnte sich nicht unwohl fühlen, so lange der andere in seiner Nähe war, sein Geruch, seine Musik, sein Leben ihn umgab. Und doch war Matt an allem Schuld, oder? Eigentlich nicht, eigentlich hatte der Blonde sich doch sogar schlecht gefühlt wegen der Sache mit Sora. Eigentlich war Yamato Ishida doch immer noch sein bester Freund, der sich auch jetzt noch um ihn kümmerte. Er sollte danke sagen. ~ Hektisch wurde der Schüssel in das Loch gezwängt, etwas zu ruppig im Schloss gedreht, so dass das ganze länger als nötig dauerte aber die Tür öffnete sich dennoch. Ein unsicherer Blondschopf lugte durch den entstandenen Spalt, um sich zu vergewissern, ob sein bester Freund noch da war oder die Flucht ergriffen hatte. War auch schon oft genug vorgekommen. Aber anstatt den Wuschelkopf irgendwo entdecken zu können strömte ihm ein beinahe verführerischer Duft in die Nase. Er erkannte den Geruch von frisch Gebackenem. „Du bist zu früh!“ Beinahe schlitterte ihm ein aufgeregter Tai in die Arme, die Hände bestückt mit Ofenahndschuhen und Mehl an den Backen klebend. Etwas perplex starrte Yamato ihn einige Sekunden lang einfach nur an und war fassungslos. Taichi strahle wie schon sehr sehr lange nicht mehr. In seiner Küche. Wenn man bedachte, wie vereinsamt und hoffnungslos Wuschelkopf Yagami gestern noch gewirkt hatte grenzte das an ein Wunder, was er da sah. Und was er da roch. Apropos riechen. „Ah, der Kuchen!“ Und schon stürmte der braungebrannte Junge wieder in die Küche, gefolgt von seinem total verwirrten Gastgeber. In letzter Sekunde wurde der köstlich duftende Kuchen aus der Ofenhölle befreit und recht ungeschickt mitten auf der Arbeitsfläche positioniert. „Kuchen? Für mich?“ Immer noch absolut ungläubig starrte Matt auf das Backwerk und dann in die beinahe funkelnden Augen. Gestern war Taichi doch noch am Boden zerstört gewesen und jetzt? Verarschte der ihn etwa? Das nachlassende Funkeln in den Augen ließ andere Schlüsse zu. „Du freust dich ja gar nicht. Sorry, war ne blöde Idee“, resignierte der Braunhaarige sofort wieder und ließ die Schultern sinken. Nanu, was war denn nun wieder? Konnte es wirklich sein, das Tai sich durch so eine Kleinigkeit aus der Fassung bringen ließ? „Natürlich freu ich mich nicht, wenn du so schaust, als würdest du fast losheulen. Was ist bloß mit dir los, Tai?“ ~~~ Und wieder hat es länger gedauert, als ich wollte, tut mir schrecklich leid ihr Lieben, das Kapitel wollte ich doch schon Dienstag fertig haben. Ach ja, ich finde es absolut wichtig und selbstgverständlich, dass ich Kommentare beantworte, immerhin schreibt ihr sie mir ja auch, da ist das doch das mindeste. @ GeezKatsu: Nene, Matt tut doch bloß so XD Ich glaub, er ist nur Tai gegenüber so. Zumindest bei mir. @ FlameChild: Na hoffen wir, das Tai weiterhin einsichtig bleibt. @ Catalyst: Sei nicht zu enttäuscht, ich möchte garnicht, dass man Tai jetzt schon verstehen kann, das tut er selber ja auch nicht im Moment ;D @ nigirimeshi: Wem würde es nicht gefallen, von Yama penetriert...ähm genervt zu werden. @ pfaffi: Naja, vielleicht hat Yama gehört, dass mufflig sein Falten macht und ist deshalb nett. Und deine ENS bekommst du natürlich. Das gilt übrigens für jeden, der das möchte. Kapitel 3: Problembewältigung ----------------------------- Drei, Probelmbewältigung „Wie, was soll denn los sein?“, fragte Taichi ziemlich kleinlaut. Oh Mann, scheinbar ging das Theater hier immer noch weiter. Entweder lachen oder heulen, schreien oder wimmern, konnte der Braunhaarige sich denn gar nicht entscheiden, verdammt? Genervt ließ sich der Blonde auf den nächst besten Stuhl sinken. „Noch mal von vorne. Was ist los mit dir?“, wiederholte Matt betont ruhig und dennoch eindringlich. Er würde jetzt nicht locker lassen, es musste doch einen Grund geben für dieses merkwürdige Verhalten und recht viel mehr Geduld konnte er nicht mehr aufbringen. Das ging immerhin schon ein halbes Jahr so. Entweder war die Fusselbirne geradezu ekelhaft gut gelaunt, noch besser als so schon, oder Mr Eiszapfen war sich zu fein für alles und jeden und würdigte niemanden eines Blickes. 6 ganze Monate hatte er sich das gefallen lassen, immerhin hatte Taichi ja auch Verständnis für diverse etwas übertriebene Krisen bewiesen, wie etwa die Woche Trauer wegen dem Produktionstop seines heiß geliebten Stylinggels, aber was genug war, war genug. Und man konnte ihm nicht vorwerfen, dass er nicht äußerst taktvoll vorgegangen war mit einer Friedensangebotspizza und DVD’s, er war sogar umwerfend charmant gewesen und hatte beinahe anzügliche Angebote gemacht um heute Morgen mit einer Fresse sonder gleichen und nur 3 Stunden später mit Kuchen und einem beinahe Heulkrampf begrüßt zu werden. Meine Güte, er blickte da einfach nicht mehr durch. „Alter, was ist dein Problem?“ Und – Wunder oh Wunder – er bekam dieses Mal sogar eine Antwort, eine sehr verwirrende, unerwartete Antwort. „Ich. Ich bin mein Problem. Ich ertrage das einfach nicht mehr. Dieses allein sein…mit mir…mit meinen Gedanken. Ich…kann nicht mehr. Ich weiß nicht, warum ich mich gut fühle oder warum ich am liebsten alles hinschmeißen würde.“ Taichi machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. Er konnte richtig fühlen, wie sich ein Knoten in seiner Brust löste, ein Knoten, der ihm den Atem abgeschnürt hatte, ohne dass er es auch nur bemerkt hätte. „Ja, ich habe ein Problem. Und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll.“ Warme, dünne Arme legten sich um die Hüfte des großen braunhaarigen Jungen, der sich so winzig fühlte in diesem Moment. Ein heißes Gesicht drückte sich an seinen Bauch und er wurde näher zu dem Blonden gezogen, festgehalten. Und er wehrte sich nicht, ließ sich auf diesen seltsamen Moment ein. „Du bist doch der größte Vollidiot, der auf dieser Welt herumläuft. Du bist so selten dämlich. Dann weißt du eben nicht weiter, hey, so etwas passiert.“ Yama vergrub sein Gesicht tief in Taichis Shirt. Hatte er am Anfang noch sehr laut und fast ein wenig wütend geklungen, so war er immer leiser geworden und jetzt nuschelte er nur noch ganz leise vor sich hin, als wäre ihm das ganze ein wenig peinlich. „Du Hornochse hast doch mich. Ich bin doch auch noch da…für dich.“ Der Brünette bewegte sich erst einmal gar nicht. Er zuckte mit keinem Muskel, blinzelte und atmete einige Sekunden nicht. Er dachte noch nicht einmal, verarbeitete das gesagte Wort für Wort, von vorne nach hinten und wieder zurück. Immerhin war das da Yamato Ishida, der Inbegriff der Coolness. Natürlich gab es Ausnahmen aber diese überschritten nie die unsichtbare Grenze, die Matt so unwiderstehlich machte. Er bewahrte immer Fassung und flüsterte nie. „Yama…es tut mir leid:..“ „Ach halt die Klappe du Hornochse und lass dir helfen!“ Und damit war das Gespräch für die nächsten Stunden beendet, denn Taichi wurde noch tiefer in die Umarmung gezogen. Langsam, aber jetzt ohne Zögern, erwiderte der Wuschelkopf die zärtliche Berührung. Er streichelt sanft über die blonden Haare, das Heiligtum seines besten Freundes. Die goldene Mähne hatte sei jeher nur alleine er durcheinander bringen. Irgendwie war es einschönes Gefühl zu wissen, dass manche Dinge sich nie ändern. Eine warme Hand streichelte ihn am Rücken, kraulte sanft die kleine Mulde zwischen den Schulterblättern. Wohlig seufzend ließ der Braunhaarige seine Schultern nach unten sinken, entspannte sich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder völlig. Das leise Gefühl der Geborgenheit ergriff ganz allmählich Besitz von ihm, etwas, dass er lange nicht mehr gespürt hatte. Eine schier endlos lange und gleichzeitig viel zu kurze Zeit lang standen beziehungsweise saßen sie so in der Küche bis der Blonde Anstalten machte, sich von seinem besten Freund zu lösen. Dieser blinzelte ihn etwas verstört an, wurde jedoch ohne weitere Erklärungen mit gezogen in Richtung Matts Zimmer, präziser gesagt, auf dessen Bett zu. Lange lagen sie dort einfach nur nebeneinander, beide auf der Seite, sodass sie einander zugewandt waren. Nur manchmal bewegte sich einer von beiden, um seinem Gegenüber eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Meistens war das Taichi, der ganz fasziniert war von dem harmonischen Farbenspiel, dass das tanzende Licht auf die goldblonden Haare malte. Er hatte ganz vergessen, wie das war. Das besondere an ihrer Freundschaft, diese Momente. Früher hatten sie oft so dagelegen, sich wortlos angesehen, und wie zufällig immer wieder berührt. Das war alles, was der Wuschelkopf je gebraucht hatte, an Nähe, an Intimität, nur diese stillen Momente mit seinem besten Freund, dem wichtigsten Menschen auf der Welt. Er liebte des, den schwachen süßen Geruch des Blonden einzuatmen, die seidigen Haarsträhnen zu berühren und zu wissen, dass ihr Atem und vermutlich sogar ihr Herzschlag im selben Takt gingen. Ganz vorsichtig aber ohne ein Zeichen von Unsicherheit legte er eine Hand auf Yamatos Brust, direkt über dessen Herz, die andere über sein eigenes und schmunzelte. Tatsächlich. Es war der selbe ein wenig zu schnelle aber ganz gleichmäßige Herzschlagtakt. Matt legte seine Hände über Tais und lächelte zurück. Manchmal reichte des tatsächlich, einfach nur da zu sein, jemanden spüren zu lassen, dass er einem wichtig war. Sehr wichtig. Denn dieser seltsame Junge vor ihm, dieses Nervenbündel, dieser Sonnenschein, dieser unglaublich perfekte Mensch war endlich wieder auf dem Weg, sein Taichi zu werden. Ohne große Verwunderung stellte der Blonde fest, dass sein Herz ein wenig schneller schlug, aber nicht nur sein eigenes. Ganz intuitiv rutschte er mit dem Kopf noch ein Stück nach vorne und drückte seine Lippen hauchzart auf die seines Taichis. ~ Und so änderte sich die Routine des Wuschelkopfes in den nächsten Tagen von Grund auf. Anstatt die Tage alleine zu verbringen und nichts mit sich anfangen zu können kümmerte er sich um Yamatos Wohnung, wenn dieser beschäftigt war, ging einkaufen, versuchte sich sogar weiterhin tapfer am kochen und wurde jeden Tag mit Streicheleinheiten belohnt. Keine von ihnen verlor ein Wort über das, was sie taten oder Tais Zustand. Denn obgleich die Stimmungsschwankungen des Braunhaarigen weniger und seltener wurden so waren sie noch immer da. Aber die Tatsache, dass er nicht mehr ganz allein war ließ ihn ein wenig Mut schöpfen und so kam es auch dazu, dass er sich einer seiner größten Herausforderungen stellte. Eigentlich war es ein ganz normaler Tag, er befand sich gerade im Supermarkt, da der Kühlschrank von Organisationstalent Ishida mal wieder restlos geplündert worden war. Mit einer gewissen Routine schlenderte er durch die Gänge, den Einkaufzettel direkt vor der Nase. Und so bemerkte er auch nicht, in wen er da beinahe hineingelaufen wäre. „Oh hallo Tai, wir haben uns ja ewig nicht gesehen, Alter!“, wurde ihm förmlich entgegen geplärrt. Etwas unsicher holte der Braunhaarige Luft um dann jedoch sein typisches Tai-Grinsen aufzusetzen und dem kleineren einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter zu geben. „Davis, was ne Überraschung, was machst du denn hier?“ Angriff war schließlich die beste Verteidigung und vielleicht konnte er so seinen Komplex endlich Überwinden. Wie hätte er auch ahnen können, dass dieses harmlose Gespräch gravierende Folgen haben würde. ~~~ Es tut mir ja so unendlich leid, dass ich euch so lange habe warten lassen, Schande über mich. Aber hey, ich hab nen echt tollen Nebenjob als Kellnerin, der einzige Nachteil dabei ist nur, dass dieser meine gesamte Freiheit zu verschlingen droht XD Aber zu erfreulicheren Dingen: Sie haben sich geküsst ^-^ Eigentlich sollte das erst später passieren aber Yama wollte4 nicht mehr warten, hab ich das Gefühl ;) Aber jetzt mein Lieblingspart - Kommis beantworten: @FlameChild: *Lach* ob da ein Schuhregal ausreichen wird für die Sammeltriebe der Y. Ishida? @Niji-Mizu: Du ahnst nicht wie realiktätsnah dieser Kleiderschrank zu dem einer guten Bekannten ist;) Und danke, schön wenn du Tai zumindest ein wenig nachvollziehen kannst ^^ @Catalyst: Ich finde die Kombination von Erfolgsmensch und Überlebenskünstler bei Matt einfach zu klasse ;) Und natürlich bekommst du deine ENS @nigirimeshi: Gern geschehen, ich finde die Vorstellung von Tai in der Küche einfach zu niedlich ^^ @GeezKatsu: ich hab 2,0 in der doofen Prüfung geschafft ;) Hast dus bemerkt, Yama hat den Kuchen nicht gegessen, vermutlich roch er wirklich nur gut und schmeckte wie Ziegelsteine :D @Yena: Jetzt habt ihr doch ziemlich lange warten müssen, was? Sorry. Hm, ich versuche den Charakteren in meinen Geschichten immer noch einen Hauch mehr zu geben, weil ich es unglaublich interessant finde, wenn sich ihr Charakter noch ein wenig mehr ausprägt :D Also dann bis zum nächsten Kapitel und PS: jetzt sind wir offiziell über der ersten Hälfte ;) Hosted by Animexx e.V. 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