Vergangenheit von Redis (- die Geschichte Kuons) ================================================================================ Kapitel 1: Vergangenheit ------------------------ Meine Lieben, anstatt an einer meiner beiden FFs weiter zu schreiben, habe ich mich entschlossen, einen One-Shot zu schreiben. Die Idee dazu kam vorhin ganz plötzlich und ich musste sie sofort aufschreiben. Anlass dazu war, dass ich wieder einmal, wie es sicherlich einige von euch auch öfters mal machen, über Rens Vergangenheit und wie es dazu kommen konnte, dass Reino ihn als Schläger gesehen hat, nachgedacht habe. Ich hoffe, dass ich in den nächsten tagen Zeit haben werde, an meinen anderen FFs weiter zu schreiben. Letzte Woche war sehr anstrengen, da ich ein Praktikum bei Bayer Schering Pharma mache, und ich keine Zeit hatte oder zu müde war, da die ganzen Informationen, mit denen man während der Woche überspült wird, zu viel Input waren und ich den größten Teil meiner Freizeit geschlafen habe, um sie verarbeiten zu können >.< Ich hoffe, dass ihr mir nicht allzu böse seid und ihr nichts gegen den kleinen One-Shot-Abstecher habt^^ Viel Spaß beim Lesen wünscht euch eure Redis --------------------------------------------------------------------------------- Vergangenheit Es war eine milde Sommernacht. Die Sterne funkelten am wolkenlosen Himmel und der Vollmond verbreitete ein sanftes Licht, sodass es nicht ganz dunkel war und man die Umgebung gut erkennen konnte. In einem großen Haus am Rande einer großen Stadt stand ein Fenster offen, um die kühlere Luft der Nacht hineinzulassen. Das Zimmer wurde spärlich durch eine Lampe beleuchtet. Durch den roten Lampenschirm sandte sie ein rötliches Licht aus, in dessen Schein die Schatten zweier Menschen zu sehen war, die auf einem Bett lagen und ineinander verschlungen waren. Leises Keuchen und geflüsterte Worte waren die einzigen Laute, die die Nacht durchdrangen. Neun Monate später Eine Frau hielt sich mit ihren Händen am Rand der Badewanne fest. Ihre Hände verkrampften und die Fingerknöchel traten weiß zu Tage. Sie wurde von einer erneuten Welle des Schmerzes gepeinigt. Die Frau, es war eine Japanerin, unterdrückte einen Aufschrei. Ihre langen Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht, das von Schweiß überzogen wurde, ihre feinen Gesichtszüge verwandelten sich zu einer Grimasse des Schmerzes und ihre Lippen waren zu schmalen Strichen zusammengepresst und auf Grund der Blutleere fahl weiß. Die Schmerzwelle verebbte langsam und sie entspannte sich ein wenig, um sich kurz darauf auf eine erneute Wehe vorzubereiten. Sie war allein. Es war niemand da, um ihr zu helfen. Eltern und Freunde hatte sie keine. Dieses Kind, das sie trug und das sich seinen Weg aus ihr heraus zu bahnen versuchte, war das einzige, das ihr geblieben war. Es war nicht gewollt, aber dennoch liebte sie es abgöttisch. Sie würde es für es sorgen und es so lieben, wie es eine Mutter nur konnte. Ihre Gedanken waren allein auf ihr Kind fixiert und nicht auf den Mann, der der Vater des Kindes war und der sie verlassen hatte. Sie war erschöpft, aber sie wusste, dass sie jetzt nicht aufgeben durfte. Wieder verkrampfte sich ihr Körper. Nie in ihrem ganzen Leben hatte sie je solche Schmerzen erlitten. Ein Schrei bahnte sich den Weg über ihre Lippen, der sogleich durch einen anderen Schrei beantwortet wurde. Das Baby, es war ein Junge, war geboren. Ein Kind, das nie hätte existieren dürfen, ein Kind, das aus einer unnatürlichen Verbindung heraus entstanden war. Sieben Jahre später Er hasste ihn. Er hasste diesen Mann. Er hasste den Mann, der sein Vater war und den er niemals kennen gelernt hatte. Zumindest niemals persönlich. Mit glühenden Augen starrte er auf den Bildschirm des Fernsehers und verfolgte, wie der Mann in der Endszene des Filmes seine Partnerin küsste und ihr ewige Liebe schwor. Liebe. Was war Liebe? Kuon konnte es nicht genau definieren, wusste jedoch, wie sie sich anfühlte. Seine Mutter liebte ihn und er liebte sie. Dieser Mann schien dieses Wort nicht zu kennen. Vorsichtig schielte er zu seiner Mutter hinüber. Sie war jung, gerade einmal vierundzwanzig Jahre alt, und sie war die schönste Frau der Welt. Jedenfalls für ihn. Ihr schwarzes Haar war kurz geschnitten, anders als auf den Bildern von früher, die er in dem Schrank unter dem Fernseher gefunden hatte, und umrahmte mit einem kecken Schnitt ihr hübsches Gesicht, über das in diesem Moment Tränen liefen. Kuon seufzte leise. Jedes Mal tat sie sich das an, sah die Filme des Mannes, den sie auch nach sieben Jahren noch liebte. Sie waren das einzige, was ihr von ihm geblieben war, mit Ausnahme von ihm natürlich. Früher, wenn er sie gefragte hatte, wo sein Vater sei, hatte sie geantwortet, dass er weit entfern in einem anderen Land lebte und sie irgendwann einmal kommen würde, um sie zu holen, aber dies war nie geschehen. Und sie wartete immer noch. Und das, obwohl dieser Mann schon längst mit einer anderen verheiratet war. Andauernd ging sie mit Männern aus, brachte sie nach Hause, ihr Herz aber, hatte sie schon vor langer Zeit verloren. Kuon sagte deswegen nicht mehr. Früher hatte er sich immer darüber aufgeregt, wie sie nur so etwas tun konnte. Er hatte es aufgegeben. Er war der einzige Mensch, der immer für sie da war, den sie bedingungslos liebte. Das wusste er und deswegen liebte er sie genauso bedingungslos zurück. Sie hatten einander. Sie brauchen keinen anderen. Aber immer, wenn sie einen seiner Filme sahen, war er am Verzweifeln. Er fühlte sich hilflos, wenn sie weinte und dafür hasste er diesen Mann, auch wenn sie sagte, dass dieser Mann keine Schuld trage. Immer noch sah er sie an, sah, wie die Spuren, die die Tränen auf ihren Wangen hinterlassen hatten, langsam trockneten und salzige Kristalle bildetet, die im Licht des Fernsehers leicht glitzerten. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie anders er aussah, wie unähnlich er seiner Mutter war. Seine Haare waren blond und seine Augen grün, dennoch wies er typische asiatische Gesichtsmerkmale auf: Die Form der Augen, die hohen Wangenknochen, die feine Nase. Er war groß für sein Alter. Zu groß für einen Asiaten. Er sah mehr aus wie sein Vater, wie der Mann, den zu hassen er gelernt hatte. Er sah aus, wie ein Amerikaner. Die Kinder in seiner Schule hänselten ihn deswegen. Kuon lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher, über dessen Bildschirm gerade der Abspann des Films lief. Er las die Namen der Schauspieler. Als er SEINEN Namen las, ballte er seine Hände zu Fäusten. Er las den Namen Kuu Hizuri. Zwei Jahre später „Kuon, komm zu mir!“ Er sah zu der blonden Frau und rannte lachend in ihre Arme, um sie zu umarmen. „Hi Julie, willkommen Zuhause“, antwortete er. Sie standen in der Eingangshalle einer großen Villa, die sich irgendwo in Amerika befand. Ein dreiviertel Jahr war es her, seit er hierher gezogen war, ein Jahr, seitdem seine Mutter erkrankt und schließlich gestorben war. Er vermisste sie. Immer. Tag und Nacht. Seine Erinnerung an sie war sein ständiger Begleiter. Dann musste er zu IHM ziehen, zu seinem Vater. Nach Amerika. Zu ihm und seiner Frau Julie. Er kannte weder das Land, noch seine Sprache, doch er lernte schnell. Er hatte sich Julie anders vorgestellt. Ganz anders. Er hatte in ihr immer die Frau gesehen, die seiner Mutter den Mann weggenommen hatte. Umso erstaunter war er, als er mitbekam, wie freundlich sie ihn aufgenommen hatte, wie schnell sie ihn in ihr Herz geschlossen hatte. Anstatt sich zu beschweren, dass ihr Mann den Jungen einer anderen Frau anschleppte, hatte sie sich gefreut, ihn kennen zu lernen. Ihre offene Art und ihr Lächeln machten es ihm schwer, sie zu hassen und binnen Kurzem hatte er sich mit ihr angefreundet. Sie und Kuu hatten vor sechs Jahren geheiratet. Groß, schlank, mit langen blondem Haar und einem schönen, sommersprossigen Gesicht zog sie die Zuneigung der Menschen magisch an. Seine Mutter konnte sie ihm nicht ersetzten, das konnte keiner, aber sie war zu seiner besten Freundin geworden. Und sie liebte ihn, das wusste er. Ihr war das Glück, ein Kind zu bekommen, verwehrt geblieben, was sie sehr schmerzte. Jetzt war er ihr Sohn und sie überhäufte ihn mit ihrer Liebe und erfüllte ihm jeden seiner Wünsche. Ja, er mochte sie. Mit seinem Vater verhielt es sich schon ganz anders. Anfangs war es sehr schwer gewesen, überhaupt mit ihm zu reden. Andauernd wiedersetzte sich Kuon ihm und brachte ihn an den Rand der Verzweiflung. Doch die Zeit wirkte Wunder, er lernte seinen Vater genauer kennen, seine Persönlichkeit und war überrascht. Er war gar nicht der frauenverachtende Mistkerl, den er sich vorgestellt hatte, sondern ein liebender Ehemann. Kuon lernte, ihn und vor allem seine Arbeit zu respektieren, die ihn faszinierte. Er entschloss sich, später auch Schauspieler zu werden. Jeden Sommer verbrachten sie in Japan. Nach und nach wurden sie zu einer richtigen Familie. Zu einer glücklichen Familie. Sechs Jahre später Er stand in einer dunklen Gasse. Fußschritte entfernten sich schnell. Er stand einfach nur da. In der einen Hand hielt er eine Eisenstange, sie war blutverschmiert, in der anderen einen jungen Mann am Hemdkragen, den er soeben bewusstlos geschlagen hatte. Um sie herum langen weitere drei Männer, ebenfalls bewusstlos. Die Fußschritte gehörten ihren Kumpanen, die die Flucht ergriffen hatten. Vor ihm. Hinter sich hörte er ein leises Rascheln. Mit gefährlich blitzenden Augen drehte er sich um. Einer war noch da. Einer, der sich versteckt hatte, einer, der ihm nicht entkommen würde. Mordlust flackerte in seinen Augen auf. Einige Stunden zuvor hat sie wieder geweint. Wieder weinte eine Frau wegen desselben Mannes. Wieder eine Frau, die er liebte. Oh ja, er hasste ihn. Wieder. Berühmt war er geworden, drehte internationale Filme. Immer weniger Zeit für seine Familie. Immer mehr Titelblätter von Zeitungen, die ihn mit einer anderen Frau zeigten. Nie hatte sich eine Anschuldigung des Fremdgehens bewahrheitet. Dennoch. Julie war verzweifelt. Längst hatte sie ihr atemberaubendes Lächeln verloren. Jedes Mal, wenn sie eine dieser Zeitungen aufschlug: Weinen, Anfälle, Warten, die Erlösung, dass er keine andere hatte, Versöhnung. Er kam wieder und für eine Weile war alles in Ordnung, dann aber musste er abreisen, zur Arbeit und alles ging von vorne los. Immer wieder wurde er an seine Mutter erinnert. Verzweifelt versuchte er, den Schmerz zu betäuben. Mit Frauen, mit Alkohol, mit Drogen. Seine Wut ließ er bei Schlägereien raus. Seine Eltern wussten nichts davon. Wussten nichts von seinem neuen Freundeskreis, seinen Freizeitaktivitäten, von ihm. Dann kam das Ende. Er erwachte in einem Krankenhaus. Er hatte es übertrieben. Überdosis. Er wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Julie an seinem Bett. Sie weinte. Seinetwegen. Seinetwegen? Er hatte sich geschworen, dass er sie nie zum Weinen bringen würde. Er hatte versagt. Er konnte nicht mehr, er wollte nicht mehr, er musste hier raus. Weg von seinen Freunden, weg von seiner Familie, weg von Amerika. Als Julie gegangen war, kam eine Krankenschwester in sein Zimmer und schaltete seinen Fernseher an, damit ihm nicht so langweilig war. Er sah ihn und plötzlich wusste er, was er tun würde. Was er tun musste. Er würde in sein Geburtsland gehen und Schauspieler werden. Er würde berühmt werden, ein besserer Schauspieler, als es sein Vater war. Fest entschlossen brach er auf, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Fünf Jahre später Er sah das Mädchen, das er liebte, die Treppe hinunter springen. Sie trug Jungensachen. Perplex blieben er und sein Manager Yukihito Yashiro stehen und starrten sie an. Als sie zum Sprechen anhob, war sie wie verwandelt, sprach schlechtes Japanisch und sprach über ihren Vater, wo sie doch gar keinen hatte. Sie spielte, das wurde ihm klar, aber warum und wen? „Kuon!“ Die Stimme ließ ihn erstarren. Er kannte diese Stimme. Dann wurde er sich der Bedeutung des Wortes, des Namens bewusst und ein Zittern durchlief ihn. Woher wusste dieser Mann, dass er hier war, wer er war? Wieso sprach er ihn mit seinem alten Namen an? Dann beobachtete er, wie Kyoko, das Mädchen, das er liebte, mehr sogar als seine Mutter und Julie und mehr als er irgendeinen Menschen auf dieser Welt je geliebt hatte, zu diesem Mann lief und ihn „Vater“ nannte. Sie spielte ihn. Dem Mann, der nun Ren Tsuruga hieß und der beliebteste Mann Japans war, wurde fast schwarz vor Augen. Wie in Trance sah er, wie der Mann näher kam. „Hallo, mein Name ist Kuu Hizuri, ich freue mich, Sie kennen zu lernen.“ Einige Wochen später Er saß neben ihr. Er saß neben dem Mädchen seiner Träume. Er saß neben dem Mädchen, das seine Freundin war und das alles hatte er nur ihm zu verdanken, seinem Vater. Er hatte sie zusammengebracht und dafür war er ihm dankbar. Angespannt sah er zu, wie zwei Menschen durch die Tür kamen. Seinen Vater erkannte er sofort. Er spürte, wie Kyoko seine Hand sanft drückte und er wandte sich ihr einen Augenblick lang zu und sah sie liebevoll und dankbar an, bevor er sich wieder auf die Person vor ihm konzentrierte. ‚Vielleicht’, dachte er, ‚hasse ich ihn gar nicht. Vielleicht habe ich ihn schon immer geliebt, wollte es mir aber nicht eingestehen. Vielleicht, ja vielleicht ist es Zeit für einen Neuanfang.’ Lächelnd stand er auf, die Hand seiner Freundin haltend und ging auf ihn zu und umarmte ihn: „Ich freue mich, dich zu sehen, Kuu.“ Dann löste er sich von ihm und wandte sich der zweiten Person zu. Sie war älter geworden, ihr Haar noch länger, doch sie war so schön wie je zuvor. Sie lächelte ihn an. Er bemerkte, wie sehr er sie vermisste hatte und wollte keine Sekunde länger warten. Schnell überwand er den Abstand mit einem einzigen großen Schritt und schloss sie in seine Arme. Er roch den vertrauten Duft ihrer Haare, ihr Lieblingsparfum und spürte ihre Wärme. Er hatte Tränen in den Augen. Mit rauer Stimme flüsterte er ihr die erlösenden Worte, die nur für sie bestimmte waren, in ihr Ohr: „Hallo Julie, ich habe dich vermisst!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)