Die etwas andere Teestunde von _Lucrezia_ ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die etwas andere Teestunde Es war ein kalter Wintermorgen, im Hause Milford war es ruhig. Nur Earl Kanne lief aufgeregt hin und her, sein Gesicht zeigte Spuren großer Aufregung, sein Schritt war schwer und Sorgenvoll. Ihm war das schlimmste passiert, was einer Teekanne widerfahren konnte, er war leer. Er schämte sich, vor sich und auch vor den anderen, vor allem vor seiner Ziehtochter, Lady Tasse. Seit sie eine kleine Puppentasse war, lebte sie bei ihm und hatte ihn nie anders, als voll und stolz vor sich hindampfend gesehen. Er war doch ihr Vorbild, das Ideal eines Geschirrs. Und nun, diese Pein, diese Schmach! Wie konnte es nur passieren, dass der Teebeutel sich weigerte zu ihm zu kommen? Und auch sein treuster Freund, der Wasserkessel ließ ihn in der Stunde der Not allein. Bedrückt seufzte er, als er vom Flur her ein leichtes, wohlklingendes Klirren hörte. Es war Lady Tasse, niemand sonst besaß die Anmut und Zierde so zu klimpern Sonst war ihr Erscheinen Musik in seinen Ohren, doch heute, klang es wie Hohn. Sanft wie chinesisches Porzellan, schwebte sie in den Raum, ihr wohlgeformter Körper war umhüllt von weißer, glänzender Glasur, geschmückt mit wundervollen Rosenblüten. Noch nie, hatte Earl Kanne seine Ziehtochter so genau beobachtet wie heute, sie erschien ihm nicht mehr wie die kleine Tasse, für die er sie immer gehalten hatte. Nein, sie war plötzlich so fraulich geworden, ihre vollen Rundungen schienen gegenwärtig besonders hervorzutreten. Und auch das zarte Blumendekor auf ihrer strahlend weißen Haut schien besonders zu leuchten, sie übte eine unwiderstehliche Faszination auf ihn aus. Als er dies dachte, stieg der wenige Dampf, der noch in ihm war, empor. Seine Augen weiteten sich bei ihrem Anblick. Sein Blick blieb auf ihren Rundungen liegen und er schien sie geradezu mit seinen Blicken auszuziehen. Er stellte sich vor, wie sein Dampf ihre glatte Porzellanwand umschmeichelte, wie einzelne Tropfen in sie hineinglitten, wie kleine Diamanten glänzend. Inzwischen war Lady Tasse, nichts ahnend, näher getreten. Der Earl war für sie immer nur der liebe Onkel gewesen, der sie führsorglich bei sich aufgenommen und erzogen hatte. Nie zweifelte sie an seinen väterlichen Gefühlen für sie. Aber seine seltsamen Blicke entgingen ihr nicht, nur wusste sie nicht, was sie zu bedeuten hatten. Noch nie hatte er sie so angesehen, so anzüglich. Sie errötete unter seinen Augen und senkte verschämt die Lider. Ihre langen, schwarzen Wimpern, die wie Seide ihre Augen verdeckten, schienen wie ein Schirm zu sein, der seine lüsternen Blicke abwenden sollte. Verlegen blieb sie einige Schritte vor ihm stehen, sie schaute ihn mit noch immer leicht gesenkten Wimpern an. Nachdenklich, ja geradezu finster, blickte Earl Kanne auf sie herab, wie unschuldig sie doch dastand, wie sie sich versuchte gegen seine Blicke zu wehren und hoffte sie mit ihren dunklen, undurchdringlich scheinenden Wimpern abzuwehren. Aber das Gegenteil war der Fall. Immer mehr stieg in ihm die Begierde nach ihr hoch, immer leiser wurde die mahnende Stimme der Vernunft, die sonst auch immer nur in ihm flüsterte. Ihre Blicke forderten ihn immer mehr heraus, am Liebsten wäre er über sie hergefallen, hätte seinem Verlangen freien Lauf gelassen. Aber nein, nicht nur, das sie seine Schutzbefohlene war, zu allem Überfluss war er auch noch leer. Er konnte sich nicht entsinnen, je so eine Situation erlebt zu haben in seinem langen Leben, als texanische Kanne. Er war aus festem, mit der Zeit ergrautem Porzellan gemacht, seine Glasur zierten dunkle Musterungen, die ihm ein verruchtes und wildes Äußeres verliehen. Zudem hatte er den Ruf eines texanischen Rowdys. Er galt als kalt und egoistisch, der sich nahm was er brauchte, sei es Alkohol oder Frauen. Für ihn waren Beide das gleiche, eine willkommene Ablenkung von seinen Problemen. Währenddessen strich sich Lady Tasse über ihre Glasur, weniger um etwailigen Staub zu entfernen, als mehr um ihre Verlegenheit zu überspielen. Jedoch bemerkte sie nicht, dass der Blick des Earls ihr folgte, genau schien er jeden ihrer zarten, weißen Finger zu beobachten. Wenn sie nur geahnt hätte, was sie damit ihn ihm anrichtete, als sie so sorglos über ihren makellosen Porzellankörper strich. Immer mehr baute sich die Erregung in Earl Kannes Körper auf, immer mehr drängte der Dampf nach oben. Wenn er nicht bald was unternahm, würde er sich nicht mehr beherrschen und seinen Dampf in ihre jugendliche Versenkung ergießen. "Nun lieber Onkel, Ihr habt mich rufen lassen?", begann Lady Tasse schüchtern das Gespräch, um dieser erdrückenden Stille ein Ende zu bereiten. Earl Kanne schreckte aus seinen Gedanken empor, kurz sah er verlegen auf Lady Tasse nieder, jedoch fasste er sich rasch wieder und blickte sie finster an. "Ja, meine liebe Tasse, das stimmt. Mir ist von unserem Diener Löffel zu Ohren gekommen, du würdest dich heimlich mit einem Limonadenglas treffen? Du weißt, ich billige solche Beziehungen nicht, da sie unter deinem Stande sind, er ist nur ein Glas.", während er dies mahnend sprach, blieb sein lüsterner Blick weiterhin auf ihr haften. Beschämt sah Lady Tasse auf den Boden, seine Worte trafen sie hart, aber nicht nur dies, sie fühlte sich ertappt, aber auch erniedrigt. Als würde er ahnen, das sie mehr mit Limonadenglas verband als nur Freundschaft. Wie hätte sie ihrem Onkel sagen sollen, dass sie keine trockene Tasse mehr war? Am liebsten wäre sie weggelaufen, ganz weit fort, wo sie allein war, um ihren Schmerz auszuweinen, sich in ihre kleine Welt zu verkriechen, wo es keinen Schmerz gab, kein altes Porzellan, was sie überwachte. Sie wünschte sich an einen Ort, wo sie frei sein konnte, wo es keine Regeln gab, die ihr alles vorschrieben, wie sie sich zu verhalten hatte. Aber sie schwieg zu den Anschuldigungen ihres Onkels, dies war gänzlich gegen ihre sonstige Art, sie war sonst eine sehr lebendige, einige würden sagen, freche junge Tasse. Was war nur so verwerflich? Sie wollte doch nur ihr Leben genießen, die Liebe mit all ihren Vorzügen kennenlernen. Sie verstand den Earl nicht, dass er plötzlich so Sittenstreng war. Seufzend nickte sie traurig und entfernte sich dann mit gesenktem Henkel, dabei entblößte sie unfreiwillig ein Stück ihres Porzellans, was sofort die Begierde des Earls wieder wachrief. Mit vor Lust funkelten Augen, sah er ihr hinterher, als sie den Raum verließ. Von da an, hatte sich die Beziehung der beiden schlagartig geändert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)