Unter Krähen von Ryoko-chan (Shihos Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 12: Rückkehr -------------------- Ein schwieriges Kap! Aber dazu mehr am Ende… viel Spass. Müde, aber überglücklich stieg ich mit Gin aus dem Flugzeug. Tief atmete ich ein und streckte meine schmerzenden Glieder. Ich konnte kaum fassen, dass ich tatsächlich nach Japan zurückkehrt war. Nach all diesen Jahren in Amerika, konnte ich es mir nur schwer vorstellen wieder hier zu leben. Doch nun erhielt ich die Möglichkeit meine Schwester regelmäßig zu sehen und dieser Gedanke machte mir Mut. Es fiel mir schwer, doch ich versuchte positiv in die Zukunft zu blicken. „Hör auf, Löcher in die Luft zu starren und beeil dich.“ Gin brachte mich blitzschnell in die Realität zurück. Er trug einen Hut, den er ab sofort nur noch selten abnehmen würde. Und aus dem neuen Mantel zog er ein kleines Handy. „Bist du schon da? …. Hast du den Wagen!? … Gut, wir kommen. …“ Gin legte auf, nahm die Zigarettenschachtel aus der Tasche und steckte sie sogleich wieder weg, da das Rauchen auf dem Flughafengelände nicht erlaubt war. „Wer war das?“, fragte ich neugierig. Und von welchem Wagen hatte er gesprochen?, fügte ich in Gedanken zu. „Wodka. Du kennst ihn doch.“, antwortete Gin leicht gereizt. Ich schüttelte den Kopf, da mir der Name nichts sagte. „Nein.“ „Natürlich!“, erwiderte Gin. „Dämliches Grinsen, schwarze Sonnenbrille… er hatte mal den Auftrag, dich abzuholen.“ Es klickte plötzlich bei mir. Dieser Typ war also Wodka? „Er holt uns ab… beziehungsweise, er bringt mir meinen Wagen.“ Wir betraten den Parkplatz und ich war schwer beeindruckt. Da stand doch tatsächlich ein glänzend schwarzer Porsche 356 A. „Ist das dein Auto?“, fragte ich verdutzt. Gin grinste. „Allerdings. Ehemals gehörte er meinem Vater, aber im Jenseits braucht man kein Auto.“ Wodka stand am Wagen gelehnt, grinste mich ebenfalls breit an. „Hallo, Sherry.“ Ich erwiderte nichts, nickte nur kühl. Ich mochte diesen Kerl nicht. „Nicht besonders gesprächig, die Kleine.“ Gin verstaute unser Gepäck und öffnete mir die Tür. „Mit dir würde ich als Frau auch nicht sprechen.“, erwiderte er und ich musste mir das Grinsen verkneifen. „Die heutige Nacht verbringst du noch in meiner Wohnung und morgen bringe ich dich zu deinem neuen Apartment.“ Ich nickte widerstandslos und unterdrückte ein Gähnen. Viel lieber wäre es mir gewesen, Gin würde mich auf der Stelle bei meiner Schwester absetzen. Doch ich ahnte, dass ich mit meinen Forderungen nicht sehr weit kommen würde. Zumal es halb Drei in der Frühe war. Am nächsten Morgen war es schließlich doch noch soweit. Bis ein neues Labor eingerichtet war, brauchte ich noch nicht zu arbeiten und Gin setzte mich bei meiner Schwester ab. Zwar spürte ich noch immer die Müdigkeit in meinen Knochen, doch diese Tatsache ignorierte ich gekonnt. Als Akemi die Tür öffnete, strahlte sie und umarmte mich innig. Unsere letzte Begegnung war so lange her… „Du siehst gut aus, Shiho-chan. So fröhlich, irgendwie.“ „Ich bin froh, nach all den Jahren wieder hier zu sein.“, antwortete ich seufzend. „Japan ist doch so ganz anders als Amerika. Ich muss erst einmal umgewöhnen… Als Gin mir sagte, wir würden nach Japan zurück kehren, konnte ich es kaum fassen.“ Akemi lächelte. „Glaub mir, ich auch nicht. Aber hey… du wirst dich sicher schnell zurechtfinden. Ich werde dir tolle Geschäfte zum shoppen zeigen!“ Doch schnell wurde sie wieder ernst. „Aber… du bist zum Arbeiten hergekommen, habe ich Recht?“ Ich nickte. Gern wollte ich ihr mehr über dieses Projekt und meine neue Stellung verraten. Doch Gin hatte mir ausdrücklich verboten, über meine Arbeit zu sprechen. Selbst die Tatsache, dass unsere Eltern an diesem Gift beteiligt waren, musste ich ihr verschweigen. So schlug ich die Augen nieder. „Ja, aber… ich kann dir nichts darüber sagen. Es tut mir Leid…“ Sie verzog das Gesicht, dann schüttelte sie den Kopf und seufzte. „Schon gut, das macht nichts. Die Organisation macht aus allem ein Geheimnis. Ich kann nur nicht fassen, wie sehr sie dich ausnutzen. Du solltest studieren! Stattdessen hockst du von Morgens bis Abends in diesen Laboratorien und arbeitest dich kaputt.“ „Das geht schon in Ordnung. Ich kann auch noch nächstes Jahr mit einem Studium beginnen.“, meinte ich. Akemi seufzte erneut und sie sah mich traurig an. „Du gehörst nicht in die Organisation, Shiho-chan. Es ist falsch… sie hätten das auch nicht gewollt.“ Kurz erschrak ich, weil wir so gut wie nie über unsere Eltern gesprochen hatten. Ich wusste fast nichts über die Menschen, die kurz nach meiner Geburt gestorben waren. Doch sie waren tot und konnte weder mir noch Akemi helfen. So erwiderte ich nichts. Vielleicht hat sie Recht, dachte ich damals. Doch wie sollte ich mich wehren, wie aus der Organisation aussteigen? Ich wusste, was mit Verrätern und Aussteigern passierte. Vielleicht konnten sie entkommen, doch die Organisation würde immer alle Mittel einsetzen um dieses ehemalige Mitglied aufzuspüren. Es gab keinen Ausweg. Schon lange war ich in den Fäden der Organisation verheddert. Und je mehr ich wusste und über sie erfuhr, desto fester zogen sich die Fäden zusammen. Doch in der ersten Zeit verlief alles gut. Die neuen Laboratorien befanden sich im Gebäude einer angeblichen Arzneimittelfirma. Für die Forschungen standen uns nun ausreichend große Räume zur Verfügung, die bereits alle eingerichtet waren. Auch die Computer und Arbeitsmaterialien waren auf dem neuesten Stand. Ideale Arbeitsbedingungen. Hellauf begeistert begann ich die Forschung an Apoptoxin 4869 fortzusetzen. An einem Nachmittag geschah etwas Unerwartetes. Ich war fest in meine Arbeit vertieft, als die Tür aufging und mir ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Ich drehte mich auf meinem Stuhl herum, um zu sehen, wer den Raum betreten hatte. Eine schlanke, recht große Frau kam zielstrebig auf mich zu. Sie trug einen blütenweißen Laborkittel, der vollständig zugeknöpft war. Die braunen Haare waren zu einer kinnlangen Frisur geschnitten. Irgendwie passte die Frisur nicht zu dem Gesicht der Frau, schien mir. „Gin hat mich in diese Abteilung eingeteilt.“ Für einen Moment war ich von ihren stechend blauen Augen gefesselt. Rasch senkte ich den Blick und durchsuchte meine Unterlagen nach ihren Daten. „Wie ist dein Name?“, fragte ich nervös. Mit einem Mal war ich völlig verunsichert. Aber weshalb? Lag es an dieser Frau? „Cinzano.“ Neugierig blinzelte sie mich an. Ihr Name stand auf keiner Liste und meine innere Anspannung wuchs. „Ist… in Ordnung, lass dich von den Anderen in die Sicherheitsvorkehrungen einweisen.“, erwiderte ich hastig. Eigentlich wäre dies meine Aufgabe gewesen, doch diese Cinzano war mir unheimlich. Einfach abweisen konnte ich sie auch nicht. Meine Daten waren vielleicht nicht auf dem neuesten Stand. Also blieb mir nichts anderes übrig, als auf Gin zu warten und ihn nach ihr zu fragen. Falls diese Cinzano mich belogen hat, ist sie so gut wie tot! , dachte ich bitter. Ich griff nach der Diskette, auf welche die gesamte Datenbank der Organisation verzeichnet war. Mir trat der Schweiß auf die Stirn. Ein Mitglied namens Cinzano existierte nicht. Ich warf einen Blick über die Schulter. Cinanzo schien mich aus dem Augenwinkel zu beobachten. Was ging hier vor sich? War sie eine Spion oder Ähnliches? Sollte ich jetzt schon während der Arbeit observiert werden? Unauffälliger wäre es gewesen, ein Mitglied meines Teams damit zu beauftragen. Oder war mir ein derart schwerer Fehler unterlaufen, sodass meine Zuverlässigkeit auf den Prüfstand gestellt wurde? Ich spürte die Blicke dieser Frau in meinem Rücken. Fieberhaft dachte ich nach, durchstöberte meine Gedanken nach den Abläufen der letzten Tage. Vielleicht lag es aber auch nicht an mir, stand etwa einer der anderen Forscher unter Beobachtung? Nein, so wie sie mich musterte, stand ich in dem Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Ein weiteres Mal ging die Tür auf und mir plumpste ein Stein vom Herzen. Gin blickte erst zu Cinzano, dann zu mir und ich erkannte, wie wütend er war. „Was soll der Scheiß, Vermouth? Die Frau lachte. „Oh, Darling. It was meant as a joke.” Sie riss an der braunen Perücke und darunter kam eine lange, blonde Haarpracht zum Vorschein. „Ich wollte doch nur deine kleine Sherry kennen lernen.“ Sie knöpfte den Kittel auf und warf ihn über einen Stuhl. Darunter trug sie ein tief ausgeschnittes Kleid, dass ihre große Oberweite noch stärker betonte. Fassungslos starrte ich sie an und ärgerte mich zu Tode. Diese Kuh hatte sich also nur über mich lustig gemacht? „Hübsch ist deine Freundin ja und einen klugen Kopf scheint sie auch zu haben. Allerdings sollte sie besser darauf achten, wer hier aus und ein spaziert.“, erwiderte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich biss die Zähne zusammen. Hätte ich sie doch bloß rausgeschmissen! „War klar, dass du eine Show daraus machen musst.“, knurrte Gin. „Was machst du überhaupt hier? Ich dachte, du wärst in den Staaten.“ Sie grinste mich an. „Mein neuer Film wird in Tokyo gedreht. Ich dachte, ich statte euch einen kleinen Besuch ab.“ Ich wurde stutzig. Sie war Schauspielerin? Daher kannte ich also ihr Gesicht. Vermouth lenkte das Thema erneut auf mich, musterte mich noch immer neugierig. „Jedenfalls kann ich jetzt nachvollziehen, weshalb du so vernarrt in sie bist.“ Er warf ihr einen bösen Blick zu, doch das schien die selbstbewusste Frau nicht im Geringsten zu stören. Sie spazierte an ihm vorbei, wandte sich ein letztes Mal zu mir herum. „See you, little Sherry.“, verabschiedete sich Vermouth mit einem Lächeln. Und dann hatte sie auch schon wieder den Raum verlassen. Gin schüttelte den Kopf. „Diese verdammte … immer muss sie ihre bescheuerten Spielchen treiben.“ Er war sichtlich aufgebracht. „Sie glaubt wohl, sie kann sich alles erlauben, nur weil sie der Liebling vom Boss ist.“ Der Liebling? Was bedeutete das? „Ich hab mich schon gewundert.“, meinte ich leise. „Eine Cinzano schien nicht zu existieren.“ Er schmunzelte. „Mich hätte sie damit nicht reinlegen können. Wenn man Vermouth kennt, ist es leichter sie zu durchschauen. Zumindest ihre albernen Verkleidungen.“ Dann grinste Gin. „Cinzano ist übrigens eine italienische Wermutsorte.“ Diese Frau ging mir erst einmal nicht aus dem Kopf. Am Abend sah ich mir ihr Foto an und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sie war der Schauspielerin Sharon Vineyard wie aus dem Gesicht geschnitten. Das konnte doch kein Zufall sein? Am folgenden Nachmittag traf ich mich mit Akemi. Wir hatten uns vor ihrem Lieblingscafé verabredetet. Als ich um die Ecke bog, blieb ich vor Überraschung stehen. Neben meiner Schwester stand ein junger Mann. Er trug dunkle Kleidung und eine Strickmütze auf seinem Kopf. Seine schwarzen Haare reichten ihm bis zur Hüfte. Bisher hatte ich keinen Mann kennen gelernt, der solch langes Haar wie Gin trug. Er schien sich angeregt mit Akemi zu unterhalten und ich wollte nicht stören. Ich fragte mich jedoch, wer dieser Fremde war. Vielleicht ein Organisationsmitglied? Ich hoffte, dass Akemi keinen Ärger hatte. Doch dann hatte sie mich plötzlich entdeckt und winkte mir strahlend zu. „Darf ich vorstellen, dass ist Dai Moroboshi! Ein… Bekannter von mir. Dai, meine kleine Schwester Shiho.“ Der Mann nickte mir zu und musterte mich mit seinen grünen Augen. Seine Mimik verriet rein nichts über seine Gedanken. „Ich muss jetzt aber auch gehen, wir sehen uns.“, verabschiedete sich Dai und berührte für einen kurzen Moment die Schulter meiner Schwester. Akemi nickte und für einen Augenblick verschleierte Wehmut ihren Blick. Doch dieser Ausdruck verschwand so schnell, dass ich an meiner Wahrnehmung zweifelte. Fröhlich hakte sie sich bei mir unter und wir betraten das Café. „Wer ist er?“, fragte ich zwischen zwei Gabeln Erdbeerkuchen. Eigentlich mochte ich keine Erdbeeren, doch die roten Früchte hatten mich einfach angesprochen. Akemi runzelte die Stirn. „Ein Bekannter, hab ich dir doch gesagt, oder?“ Noch gab ich nicht auf. „Ist er von der Organisation?“, wollte ich wissen. Sie seufzte, schien nachzudenken. „Ja. Ich hab ihn als Rye kennen gelernt. Aber eben haben wir uns nur zufällig getroffen.“, antwortete sie. „Zufrieden?“ Akemi grinste und ich erwiderte nichts. Stattdessen hatte ich das starke Gefühl, dass meine Schwester mir etwas verschwieg. Doch ich konnte mir nur schwer vorstellen, weshalb und was dieser Dai damit zu schaffen hatte. Aber ich wollte Akemi nicht verärgern, sondern einen schönen Nachmittag mit ihr verbringen. So hakte ich nicht weiter nach und wechselte das Thema. „Sag mal… du kennst dich doch gut mit dieser Schauspielerin, Sharon Vineyard, aus!? Akemi nickte. „Ja, warum?“ „Hat sie eine Tochter? Oder… eine jüngere Schwester?“ Meine Schwester halbierte ihr Stück Kuchen. „Soweit ich weiß, hat sie eine Tochter namens Chris. Genau wie ihre Mutter ist sie eine begabte Schauspielerin, aber mindestens doppelt so scheu wie sie. Bei Sharons Beerdigung - “ „Wie bitte!?“ Entsetzt sah ich sie an, traute meinen Ohren kaum. „Sharon Vineyard ist tot?” “Das wusstest du nicht?“, fragte Akemi verwundert. „Es ist schon fast ein halbes Jahr her…“ „Nein… davon habe ich nichts mitbekommen.“, sagte ich leise. „Kein Wunder, du hängst ja auch nur in deinem Labor rum. Aber… warum interessiert dich die Frau so?“ Ich zögerte damit, ihr meine Theorie zu erzählen. Doch dann sprach ich das aus, was mich in den letzten Stunden so stark beschäftigt hatte. „Es gibt da ein Mitglied namens Vermouth. Sie ist ebenfalls Schauspielerin. Und sie sieht wie eine jüngere Ausgabe von Sharon aus.“ Akemi lachte auf. „Und du glaubst, dieses Mitglied ist Chris Vineyard!?“ Wahrscheinlich schaute ich derart beleidigt, dass sie ganz schnell wieder ernst wurde. „Wer weiß… dann wäre der Grund für ihre Geheimniskrämerei geklärt.“ Ich nickte. Warum sollte es nicht möglich sein? Eine amerikanische Schauspielerin, die Sharon wie aus dem Gesicht geschnitten war. Nein. Sie musste Chris Vineyard sein. In der Organisation gab es scheinbar einige berühmte Persönlichkeiten. Eine interessante Entdeckung, dachte ich bitter. Diese Erkenntnis brachte mir jedoch herzlich wenig. Ich dachte an Vermouths Augen und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Das Schreiben hat mir mal wieder den letzten Nerv geraubt. Ich war dermaßen unzufrieden mit diesem Kapitel. Naja, ich habe es etwas überarbeitet und kann mich einigermaßen damit abfinden. Die Sache mit Dai bzw. Shuichi… wenn ihr mal überlegt... Wer beim Manga gut aufgepasst hat, weiß, dass meine Theorie zeitlich überhaupt nicht hinhauen kann. Schließlich hat Shuichi zwei Jahre vor Akemis Tod die Organisation verlassen und sie danach nicht mehr gesehen. Also muss er Shiho damals schon kennen gelernt haben. Naja, jetzt ist es einfach so gekommen und ich hoffe, es ist nicht allzu schlimm für euch, dass ich diese Tatsache geändert habe.(Obwohl ich mich eigentlich an alle Fakten halten wollte!) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)