Unter Krähen von Ryoko-chan (Shihos Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 15: Verrat ------------------ Ich sollte keine Versprechungen mehr machen bezüglich, wann ich ein Kapitel hochlade. +kicher+ Jetzt hat es doch wieder länger gedauert, als ich gesagt habe. Es tut mir wirklich Leid. Aber das letzte Kapitel sollte gut werden. Diese Fanfiction ist mein Lieblingsprojekt gewesen und daher etwas Besonderes für mich. Ganz zufrieden bin ich natürlich nicht, das werde ich auch nie sein … aber ich finde es akzeptabel und hoffe, dass es euch gefällt. Ja und da kommen wir an die Stelle, an dem ich mich bei euch bedanken muss. Alle die meine FF bis hierher gelesen, sie kommentiert und auf ihre Listen genommen haben: VIELEN DANK!!!! Und zum Schluss … noch eine kleine Empfehlung: „Canta per me“ von Yuki Kajiura aus dem Anime Noir. Ich habe diesen Song beim Schreiben oft gehört und er hat mich wirklich sehr inspiriert. Hören kann man ihn beispielsweise auf Youtube. Vielleicht hört ihr ihn beim Lesen, es würde mich freuen. Zudem kann ich vom Noir Album folgende Songs empfehlen: Salva nos und Kireina kanjo Viel Spass beim Lesen!! Er stieß ein letztes Mal zu und ich unterdrückte den Schmerzensschrei. Kurz darauf ließ Gin von mir ab und ging ins Badezimmer, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Einige Tränen verirrten sich auf meine Wange und ich wischte sie hastig davon. Es war eine Woche vergangen, ohne dass ich Gin zu Gesicht bekommen hatte. Und am Freitagabend stand er plötzlich vor meiner Tür. Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, hatte er seine Lippen auf meine gepresst und mich Richtung Schlafzimmer gedrängt. Ohne Rücksicht zu nehmen, riss er meine Lieblingsbluse auf und die Knöpfe flogen nur so zu allen Seiten weg. Zunächst hatte ich mich an seiner groben Behandlung nicht großartig gestört. Doch nachdem Gin mir den Rest meiner Kleidung vom Leib gerissen hatte, war er fast sofort in mich eingedrungen. Zwischen meinen Schenkeln pochte es schmerzhaft und ich wandte mich stöhnend zur Seite. Ich fühlte mich wie benutzt und weggeworfen, kein angenehmes Gefühl. Gin trat aus dem Bad und griff nach seinem Pullover. „Du gehst schon?“, fragte ich leise. Ich konnte es kaum fassen, dass ich ihm in diesem Augenblick noch solch eine Frage stellte. „Du kriegst wohl nicht genug von mir …“, meinte er grinsend und verließ das Zimmer. Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss. Verbittert dachte ich daran, dass es auch andere Zeiten gegeben hatte. Ich erinnerte mich daran, wie er mich als Kind beschützt hatte oder als ich traurig war, er mich in den Arm nahm. Der Wunsch, Gin näher zu sein, war mit den Jahren gewachsen und auch in Erfüllung gegangen. Ich lebte in einer kleinen, schillernden Seifenblase. Diese platze jedoch, als ich Gins wahres Gesicht kennen lernte. Was war nur geschehen? Hatte ich nur nie bemerkt, was für ein Mensch er wirklich war? War ich wirklich so blind gewesen? Oder hatte sich seine Persönlichkeit einfach im Laufe der Zeit verändert? Wodurch? Lag es an der Organisation? Ich schüttelte den Kopf und wischte die aufkommenden Tränen davon. Es brachte nichts, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich musste mich damit abfinden, es irgendwie akzeptieren. Doch so einfach war es nicht. Liebe hin oder her … Am folgenden Morgen wachte ich früh. Meine Glieder schmerzten und ich schaffte es nur schwer aus dem Bett, um mir Kaffee zu kochen. Ich öffnete die Wohnungstür und hob die Zeitung von der Fußmatte. Achtlos warf ich sie auf den Tisch und goss mir den dampfenden Kaffee ein. Dabei schielte ich auf die Uhr. Es war noch zu früh, um Akemi aus dem Bett zu klingeln. Nach unserem letzten Treffen hatte sie versprochen, sich zu melden. Doch bisher war nichts geschehen. Ich schlenderte zum Tisch, um in der Zeitung zu blättern. Mir fiel die Schlagzeile sofort ins Auge und ein undefinierbares Gefühl machte sich in mir breit. Milliarden – Räuber begeht Selbstmord Schnell überflog ich den Artikel, stockte und die Tasse fiel mir aus der Hand. Geräuschvoll zersprang sie auf dem Boden und der brühend heiße Kaffee ergoss sich über meine bloßen Füße. Doch das nahm ich schon nicht mehr wirklich wahr. Das Blut schien in meinen Adern zu gefrieren, eine eisige Kälte ließ mich erzittern. Ich wollte schreien, doch aus meiner Kehle drang nur ein erbärmliches Wimmern. Die Bank in der meiner Schwester arbeitete – der falsche Name, welchen sie verwendete … Meine Beine ließen nach und ich sank zu Boden. Nein, das konnte nicht sein! Niemals! Akemi würde niemals einen Geldtransporter überfallen, dazu hatte sie keinen Grund. Und umbringen würde sie sich erst Recht nicht. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Ich wankte zum Telefon. Dabei verschleierten Tränen meine Sicht und immer wieder verwählte ich mich. Als ich glaubte, die Nummer richtig eingegeben zu haben, ertönte eine durchdringende Frauenstimme. Kein Anschluss unter dieser Nummer! Ich nahm tief Luft, amtete ganz bewusst aus und versuchte es ein weiteres Mal. Doch zwecklos. Mein Herz raste und ich fürchtete, es würde mir gleich aus der Brust springen. Hektisch zog ich mich an und verließ die Wohnung. Ich musste einfach selbst nach meiner Schwester sehen. Sie war nicht tot, es musste sich um ein Missverständnis oder einen Zufall handeln, ganz sicher! Ich bog um die Ecke und lief die Treppen herauf. Gleich würde sie mir ganz verschlafen die Tür öffnen und mich dann lächelnd begrüßen. Völlig außer Atem stand ich vor der Tür und ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich ihre Stimme hörte. Sie schien zu telefonieren. Erleichtert hämmerte ich gegen die Türe. „Akemi! Ich bin’s!“ Mit einem Ruck wurde die Tür aufgezogen und ein fremder Mann stand vor mir, beäugte mich misstrauisch. „Was soll der Krawall?“ Eine Frau tauchte im Flur auf und blickte mich neugierig an. „Wer sind Sie? Wo ist meine Schwester?“ Panisch bemerkte ich, dass der Flur vollständig leer geräumt war. Was ging hier vor sich? „Schwester?“ Der Mann runzelte die Stirn. „Diese Kriminelle ist Ihre Schwester gewesen!?“ Entsetzt wich ich zurück, der Mann wechselte einige Blicke mit der Frau. „Hören Sie, ich bin der Vermieter dieser Wohnung. Gestern kamen ein paar Leute und haben die Wohnung leergeräumt. Wussten Sie etwa nichts davon?“ Seine Rufe nahm ich nur vage wahr, als ich mit unsicheren Schritten die Treppen runter stolperte. Nein. Nein. Nein. Nein. Irgendwie erreichte ich meine Wohnung, sank dort in mich zusammen und schluchzte auf. Ich schloss die Augen und übrig blieb Schmerz, der sich mit jedem meiner Herzschläge zu verstärken schien. „Um mich brauchst du dich nicht zu sorgen!“ Ihre Worte hallten in meinem Kopf wieder. Meine große Schwester … die immer ein Lächeln auf den Lippen hatte, die für mich da war und mich liebte … sie war tot. Gestorben. Nie mehr würde sie mich anlächeln oder mich umarmen. Es gab niemanden mehr, der mich „Shiho-chan“ nannte. Nie wieder. Ich war allein, ganz allein. Und ich fühlte mich jetzt schon wie tot. Wofür lebte ich, wenn nicht für meine Schwester? Wie lange ich in dieser Starre verharrte … ich weiß es nicht. Doch irgendwann waren meine Tränen getrocknet, meinen Gedanken wieder klarer und mir wurde schlagartig bewusst, dass dieser Zustand real war. Es war kein Alptraum, ich konnte der Leere nicht entkommen. Panik erfasste mich durch die plötzliche Erkenntnis und drückte mir schwer auf die Brust, sodass ich nach Luft schnappte. Schlagartig nahm ich alles ganz intensiv wahr. Meine schmerzenden Glieder, das Rauschen meines Blutes in den Ohren und auch die verbrühte Haut an meinen Füßen. „Akemi hat sich nicht umgebracht!“, schoss es mir durch den Kopf. Sie war kein Mensch, der Selbstmord beging … egal wie aussichtlos eine Lage war. Meine Schwester hatte immer versucht, Mittel und Wege zu finden. Und was auch immer geschehen war, ich musste es herausfinden. Warum sollte Akemi einen Geldtransporter überfallen? Dazu gab es keinen Grund. Es konnte also nur die Organisation ihre Finger im Spiel haben. Um alle verräterischen Spuren zu beseitigen, spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht. An diesem Samstag war eigentlich mein freier Tag. Und trotzdem machte ich mich auf den Weg zur Fabrik. Ich hoffte, dort auf Gin zu treffen und mit ihm zu reden. Dass ich Überstunden machte, war nichts Ungewöhnliches und zog zum Schein meinen Laborkittel über. Kurz zögerte ich, doch dann nahm ich meine Beretta aus meinem Spind. Was hatte ich schon zu verlieren? Nichts. Ich erkundigte mich, wo Gin sich gerade aufhielt. Ich fand ihn zusammen mit Wodka und einem, mir unbekannten, Mitglied im PC Raum. Da ich für einen anderen Bereich zuständig gewesen war, hatte ich diesen Raum nie zuvor betreten. Doch mir war bewusst, dass von hier aus viele Fäden gespannt wurden. Ich hielt inne, denn mein Körper bebte vor Anspannung. „Was gibt’s, Sherry? Hast du nicht frei?“ Ich schluckte. „Ich muss mit dir sprechen!“, erwiderte ich mit halbwegs fester Stimme. Der fremde Mann verließ rasch den Raum und schloss die Tür hinter sich. Gins Mine war ernst geworden. Ahnte er, welche Fragen mir auf der Zunge lagen? Ich verschränkte die Arme, eine reine Abwehrgeste. Ich wollte mir meine Gefühle nicht anmerken lassen. „Ich will wissen … was meine Schwester mit diesem Überfall zu schaffen hat und … warum sie jetzt tot ist!?“ Und nun begann meine Stimme doch zu zittern. Ich konnte es kaum fassen, dass Gin mich angrinste. „Darüber solltest du dir deinen hübschen Kopf nicht zerbrechen!“ Diese arrogante, widerliche Art ließ mich vor Wut erzittern. Ich hatte genug von seinen dämlichen Sprüchen und diesem Macho Gehabe! Wie konnte er den Tod meiner Schwester derart abtun? Und diesen Mann hatte ich geliebt … Ohne zu zögern griff ich nach der Waffe und richtete sie auf Gin. „Ich will wissen, was passiert ist!“, sagte ich mit Nachdruck. Gin wirkte amüsiert, sein Grinsen wurde nur noch breiter. „Du solltest dir darüber im Klaren sein, was du gerade tust! Du hast es weit gebracht, Sherry. Willst du dir mit so einem Blödsinn wirklich die Zukunft verbauen?“ Aufgebracht schüttelte ich den Kopf. „Das interessiert mich nicht!“, erwiderte ich. „Sag mir, warum sie sterben musste!! Was hat sie getan, habt ihr sie dazu gezwungen?? Ich werde Forschungen einstellen, solange ich die Wahrheit nicht erfahre!“ Auf meine Forderungen ließ er sich nicht ein. Stattdessen wechselten seine amüsierten Gesichtszüge, bis ich wieder ihn vor mir stehen hatte; einen Mörder, eiskalt und skrupellos. „Gib mir die Waffe, Sherry!“ Langsam kam er auf mich zu. Meine Finger waren fest um diese Waffe gekrallt. Ich brauchte nur abzudrücken, dann wäre ich so gut wie frei. Ich bekam meine Informationen auch irgendwie anders … Doch ich konnte es nicht. Seine grünen Augen hielten mich wie gebannt. „Shiho.“ Ich zuckte zusammen. Er nannte mich bei meinem Vornamen? Meine Fassungslosigkeit nutzte Gin und verdrehte mir blitzschnell den Arm, sodass ich unter Schmerz die Waffe fallen ließ. Daraufhin verspürte ich nur noch einen glühenden Schmerz in meinem Schädel und mir wurde schwarz vor den Augen. Nur kurz war ich bewusstlos. Doch der Schwindel hielt an und ich konnte mich nicht gegen den groben Griff um meinem Arm wehren. Man zerrte mich durch die Gegend, ich wusste nicht wohin. Ganz plötzlich wurde ich unsanft in eine Ecke gestoßen, wo ich sofort zu Boden sank. Ein metallisches Klicken ertönte, eine Tür wurde sorgfältig verriegelt und ich saß benommen auf dem kalten Boden. Es brauchte eine ganze Weile, bis ich wieder einigermaßen klare Sicht hatte und mich orientieren konnte. Ich sah mich um – in dem Raum gab es nichts, was mich aus meiner misslichen Lage befreit hätte. Ein paar Regale standen an den Wänden, Kisten, Putzmittel … so wie der Raum aussah, musste ich mich in einem der Heizungskeller befinden. Erst wollte ich mich aufrichten, bis ich die Handschelle um mein Gelenk bemerkte. Ich war an ein Rohr gekettet worden. Erschöpft sackte ich in mich zusammen. Ich hatte mich gegen Gin – und damit gegen die Organisation gestellt. Mein Leben war vorbei. Ganz endgültig. So glaubte ich es zumindest. Kurz trauerte ich um mein junges Leben. Ich wusste, ich hätte viel erreichen können, auch ohne den Einfluss der Organisation. Doch diese Chance hatte ich nie erhalten. Meine Eltern waren tot, Akemi tot. Und mich würde es auch erwischen. Vielleicht war es besser so. Ja, ich begrüßte den Tod sogar. Es war besser als ein Leben in der Organisation. Und ein Leben ohne meine Schwester wollte und konnte ich nicht führen. Ich griff in die rechte Tasche meines Kittel, suchte und atmete erleichtert auf, als ich fündig wurde. Eine Kapsel des Apoptoxin 4869 hatte ich zu jeder Zeit bei mir getragen und nun wusste ich auch wofür. Kurz noch starrte ich auf mein todbringendes Wunderwerk. Mir war es eindeutig lieber, mithilfe des Giftes durch die eigene Hand zu sterben, als Gins Gesicht ein weiteres Mal ertragen zu müssen. Ich steckte mir die Kapsel in den Mund, schluckte und wartete sehnsüchtig auf deren Wirkung. Dann geschah es. Lodernde Hitze durchzog rasendschnell meinen Körper und ich schrie auf. Ich verbrenne!, war mein einziger Gedanke, als ich gequält nach Luft schnappte. Unter höllischen Schmerzen, wandte ich mich hin und her, verfluchte dieses verdammte Gift und sehnte mich nach einem alles erlösenden Ende. Und dann, endlich, klinkte das Feuer plötzlich auf und ich hatte das Gefühl, immer tiefer und tiefer in diese angenehm kühle Schwärze zu sinken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)