Wenn Träume fliegen lernen von _hide_ (Fortsetzung von One Night in Heaven) ================================================================================ Kapitel 1: Sie haben Post ------------------------- Kapitel 1: Sie haben Post 1998.12.28 Betreff: Hey Aki Von: Taka_Baka@abc.jp An: Akira_S@abc.jp Hey Akira, wie geht es dir? Ich vermisse dich so schrecklich… Die letzten 2 Tage habe ich nur geweint. Ich weiss gar nicht wirklich was ich schreiben soll… so ein Mist… dein Bass steht bei mir im Zimmer, danke Aki… ich weiss was er dir bedeutet und ich werde gut darauf aufpassen. (ach ja zu deinem Brief… ich werde ganz bestimmt NICHT mit dir Schluss machen! Bei dir piept's wohl so was auch nur in Erwägung zu ziehen. Also wirklich!) Bitte erzähl mir alles über deine neue Schule und deine Klassenkameraden. ich will nicht einen Augenblick in deinem Leben verpassen. Ich liebe dich Taka 1999.01.15 Betreff: Frohes neues Jahr Von: Akira_S@abc.jp An: Taka_Baka@abc.jp Frohes neues Jahr mein kleiner und Sorry das ich mich jetzt erst melde. Das mit dem Internet Anschluss in der Wohnung klappte nicht so ganz. Ich bin froh das zu hören, das wir zusammen bleiben, ich hatte wirklich Angst und es tut mir leid das ich einfach so abgehauen bin, aber ich hätte es wohl nie über mich gebracht es dir zu sagen. Die Schule ist echt riesig und top Modern, hier hat jeder Schüler seinen eigenen PC platz (und die Rechner sind nicht aus der Steinzeit wie bei euch XP) ich hab mich auch schon ein wenig mit einem Jungen angefreundet, obwohl ich mit noch nicht sicher bin was genau ich von ihm halten soll, er benimmt sich wie eine Diva -__-" Er ist Gitarrist der Schulband und sogar ziemlich gut, was ich nie gedacht hätte. Was ist mit dir? Redet immer noch keiner mit dir? Ich liebe dich auch Akira 1999.01.17 Betreff: Mou~ Von: Taka_Baka@abc.jp An: Akira_S@abc.jp Das freut mich für dich, das alles gut ist bei dir und du muss dir um mich keinen Kopf machen. Somane-kun und Tanakawa-san reden ab und an mit mir, aber ansonsten hat sich für mich nicht viel geändert. Bist du jetzt auch in der Schulband? Ich würde euch wirklich gern mal spielen hören. Ich habe gar kein Bild von dir, habe ich Festgestellt. Bitte schick mir eins, ja? Muss jetzt wieder lernen (sonst darf ich nicht mehr an den PC -___-") Dein Taka 1999.01.25 Betreff: Bild Von: Akira_S@abc.jp An: Taka_Baka@abc.jp Deine Eltern quälen dich also immer noch so? ._. Oh man~ Das Bild im Anhang ist nicht grade das beste, aber das einzige was ich im Moment habe. Wenn ich ein besseres habe, schicke ich es dir. Der Typ im Hintergrund ist der Kerl von dem ich dir schon erzählt habe. Kouyou, oder wie er sich nennt, Uruha. Er meint jeder Rockstar braucht einen Spitznamen… mir hat er auch schon einen verpasst, willst du ihn wissen? Ende nächsten Monats gibt es ein langes Wochenende, ich würde mich freuen, wenn du her kommen könntest, sonst wären die Frühlingsferien ja der nächste Termin… aber so lange will ich nicht warten. Ein Handy bekomme ich auch bald (bekomme Uruhas altes) werd dir dann meine Nummer geben. Love u Akira 1999.01.27 Betreff: Treffen Von: Taka_Baka@abc.jp An: Akira_S@abc.jp Ano… Aki… bist du mir böse, wenn ich dich bitte nicht von diesem Kouyou zu reden. Ich meine ich freu mich das du einen Freund gefunden hast aber… man… guck dir den Kerl an, das ist kein junge, das ist Sex auf zwei Beinen, DRECKIGER Sex auf zwei Beinen und ich, ich bin klein, pummelig und unscheinbar… ich hab Angst Aki… Angst dich zu verlieren. Zu dem Treffen, ich hab mit meinen Eltern gesprochen, wenn ich in den nächsten Arbeiten gute Noten schreibe, dann darf ich dich besuchen kommen, ich werd ganz viel lernen, versprochen. Und in den Ferien werde ich auch 100% zu dir kommen, Ehrenwort :D Dein Taka PS: Wie ist dein Spitzname. 1999.01.28 Betreff: Re: Treffen Von: Akira_S@abc.jp An: Taka_Baka@abc.jp Taka, wie kommst du denn auf die dumme Idee das du unscheinbar oder gar pummelig bist? Ich liebe dich und es gibt niemanden, der schöner ist als du. Du bist echt ein Baka mein kleiner. Ja Uru ist ein gut aussehender Kerl, aber ich habe wirklich kein Interesse an ihm (wenn ich wen mit einem so zickigen Charakter will, such ich mir ne Frau, die sind nur ein mal alle 4 Wochen so schlimm) Kann ich dich anrufen Taka? Ich will deine Stimme hören und dir sagen, wie seht ich dich liebe. Mein Spitzname ist jetzt Reita. Findest du ihn okay? Wenn er dir nicht gefällt, dann überlegen wir uns zusammen einen neuen wenn du bei mir bist. Ach ja, hier meine Handy Nummer xxxx/xxxxxxxx Ich liebe dich wirklich über alles Taka. 1999.01.28 Betreff: Re: Treffen Von: Taka_Baka@abc.jp An: Akira_S@abc.jp Danke für deine Nummer und deine lieben Worte. Ruf bitte übermorgen an, dann bin ich ganz allein zuhause und wir können dann ganz lange quatschen (mein Herz schlägt jetzt schon doller, wenn ich daran denke, endlich deine Stimme wieder zu hören -//////- ) Reita klingt cool und passt zu dir, aber ich werde dich trotzdem weiter Akira nennen Muss jetzt wieder lernen, Chakkaaa~!!!!!!!!! Lieb dich "Moshi-moshi, Takanori desu?!" "Hey kleiner." "Akira? Hey… wie geht's dir?" "Gut und dir? Stör ich grade? Dann ruf ich später zurück." "Mir geht's auch gut jetzt… und stören tust du nie." "Das ist schön zu hören… ach Taka, ich würde dich jetzt so gern in den Arm nehmen und küssen. Ich liebe und vermisse dich so sehr." "Mir geht's nicht anders… ich würde mich jetzt gern an dich kuscheln." "Was raschelt denn da so bei dir?" "Tschuldigung… ich hab mich grade ins Bett gelegt. Danke für die Kette Aki… das hätte nicht sein müssen." "Sie hat dir so gut gefallen und ich wollte sie dir schenken Taka… Bist du komplett alleine?" "Ja…warum?" "Vertraust du mir?" "Uhm… ja natürlich… was hast du vor Aki?" "Ich will mit dir schlafen." "…" "Taka?" "Wie soll das gehen Akira? Oder kannst du dich teleportieren?" "Nein… Taka das nennt man Telefon-Sex. Lass es uns probieren." "…okay…" "Hast du noch das Gleitgel da? Du wirst es brauchen." "J…ja hab ich… hier…" "Taka wenn du das nicht willst müssen wir das nicht." "Ich bin nur nervös, mehr nicht." "Okay… leg dich hin, stell mich auf Lautsprecher und dann geniesse." "Ich liebe dich Akira." "Ich dich auch… ich beuge mich über dich, küsse deine weichen Lippen, meine Hände gleiten deine Brust hinab, suchen ihren Weg unter deinen Pulli und streichen über deinen Bauch." "Hmm~… das fühlt sich schön an… ich erwidere deinen Kuss und räkle mich unter deinen Berührungen." "Meine Hände gleiten höher, schieben deinen Pulli dabei mit nach oben und ich vertiefe den Kuss noch einmal, bevor ich mich von dir löse um dir den Pullover auszuziehen. Noch immer fahren meine Hände über deine Brust, sanft küsse ich über deinen Hals und meine Finger reizen deine Brustwarzen." "Ahh~" "Meine Lippen gleiten tiefer, mit meiner Zunge stupse ich deine Brustwarze an, reize sie, bevor ich meine Lippen um sie lege und sie verwöhne." "Ich… hmm~ ich streichle über deinen Rücken, geniesse deine Berührungen und ziehe auch dir dein Oberteil aus damit ich deine Haut spüren kann." "Hmm~… deine Finger sind kalt…" "Das sind sie doch immer" "Stimmt… ich beuge mich wieder über dich, verwöhne deine andere Brustwarze kurz, bevor ich anfange tiefer zu gleiten. Sanft verwöhne ich deinen Bauch mit küssen, lausche wie du stöhnst und keuchst und spüre wie du dich Lustvoll unter meinen Berührungen windest" "Akira… mhh~… mehr… bitte mach weiter." "Meine Hände erreichen deine Hose, geschickt öffne ich sie dir und zieh sie schnell aus und geniesse den Blick auf deinen nackten Körper. Du bist so wunderschön Taka." "Nicht spannen… handeln!" "Okay okay! Meine Hände fahren über deine Beine, die du willig für mich öffnest. Ich küsse über die Innenseite deiner wunderschönen Schenkel, immer höher, unter deiner Unterhose zeichnet sich deine Erregung ab, mit meinen Lippen gleite ich über den dünnen Stoff um dich zu reizen." "Ah… AH! Aki…ra…motto" "Langsam ziehe ich dir deine Unterhose aus und lecke langsam über deinen Schaft. Ich ziehe deine Vorhaut zurück, lasse meine Zunge um deine Eichel kreisen, bevor ich meine Lippen darum lege, sanft sauge und knabbere und dich dabei immer weiter in den Mund nehme." "oh Gott…" "Du darfst mich ruhig Akira nennen~" "Baka! Hmmm~" "Vorsichtig gleite ich mit meiner Hand zwischen deine Beine, mit 2 Fingern gleite ich zwischen deine Pobacken, streiche über deinen engen Schliessmuskel und reize ihn." "Aki… ich…" "Keine Angst Taka… tu einfach genau das, was ich dir sage." "Okay~… ich vertrau dir" "Gut. Schmier deine Finger gut mit Gleitgel ein." "Das ist ahh… kalt…" "Gleich wird es heiss mein süßer… langsam drücke ich mit meinem Mittelfinger gegen deine Öffnung und dringe etwas in dich ein. Ich halte still, als ich merke, das du dich verkrampfst und warte, bis du dich an mich gewöhnt hast, bevor ich weiter in dich eindringe." "Aki!" "Tut es sehr weh? Versuch ruhig zu atmen Taka und dich zu entspannen. Du weisst doch wie schön es werden wird. Sei stark." "Es… es geht jetzt wieder…" "Das ist gut. Du musst weiter in dich eindringen, aber lass dir so viel Zeit wie du brauchst. Massier dein Glied, dann wird es leichter." "Uh~… Akira… das ist so… gut…" "Ich liebe es wenn du stöhnst, ich könnte dir den ganzen Abend zuhören." "Hentai!" "Wenn mein Finger ganz in dir versunken ist, warte ich noch einen Moment, bevor ich anfange ihn zu bewegen, vorsichtig ziehe ich ihn etwas zurück und dringe dann wieder in dich ein, immer und immer wieder während du unter mir vor Lust fast vergehst." "Mehr… Akira ich will… dich endlich spüren… gib mir… mehr…" "Ich ziehe meinen Finger aus dir raus, nehme eine zweiten dazu, nehme schnell noch mal etwas Gleitgel dazu und dringe dann wieder in dich ein. Es geht schon besser dieses mal, aber trotzdem lasse ich dir immer wieder Zeit." "Oh Akira… bitte beweg endlich deine Finger…" "Ich fange wieder an in dich zu stoßen, spreize meine Finger ab und zu in dir und bewege sie, ich weite dich und bereite dich vor, damit ich gleich in dich eindringen kann… dein Anblick bringt mich fast um den Verstand." "Ich will dich endlich spüren Akira… ich halte das nicht länger aus." "Gut… ich will auch endlich in dich eindringen… ich ziehe meine Finger zurück, setzte mich zwischen deine Beine und dringe mit einem einzigen Stoß in dich ein." "ugh~ … jaa… " "Sofort fange ich an mich in dir zu bewegen, schnell und tief stoße ich immer wieder… in dich… oh Gott Taka… du bist so heiß" "Akira… du bist… so gut… ich liebe… dich…" "Taka… ich kann nicht mehr lange." "Ich auch nicht… komm… mit mir zusammen…" "Ich liebe… dich Ta…ka ahhh~" "Akiiiii~" "Ta…ka…" "…" "Taka… alles ok…ay…" "Ich bin… erschöpft Aki…" "Dann schlaf jetzt… Ai Shiteru" "Hmm…" ************************************************ Kapitel 2: New Life ------------------- Verdammt… ich hasste mein Leben! Es waren Ferien und Taka durfte nicht zu mir, geschweige denn, das ich ihn besuchen durfte… und meine Mutter hatte nichts besseres zu tun als mir immer wieder unter die Nase zu reiben, das es ja meine/ unsere eigene Schuld war. Okay es war unsere Schuld, bei Takas letzten Besuch hatte ich ihn mit zum Frisör geschleppt, eigentlich nur zum schneiden, als ich aber meine Haare blondiert hatte, wollte er auch und da seine Eltern ihm ja blonde Haare verboten hatten, hatte mein Frisör die geniale Idee gehabt ihm einen Teil seiner Haare einfach dunkel rot zu färben. Das Ergebnis war wirklich beeindruckend… die Reaktion seiner Eltern verheerend. Verdammt man war doch nur ein mal jung. "Akira hör auf dir selbst Leid zu tun und hilf mit endlich beim sauber machen. Das Taka nicht her kommen konnte ist eure eigene Schuld. Ertrag es wie ein Mann." Wie sollte ich etwas wie ein Mann ertragen, wenn jemand mir mit einem Putzlappen vor dem Gesicht rum wedelte? Genervt nahm ich den Lappen, machte aber keine Anstalten vom Sofa auf zu stehen. "Ihr wusstet doch das seine Eltern so streng sind." "Ja bei blonden Haaren, selbst dir ist erst nur der Schnitt aufgefallen weil das rot so dunkel war… und es sah doch cool aus." "Waren Eltern nicht das uncoolste was es gibt?" "Nur wenn sie einem zum Hausputz zwingen und uns alles verbieten was Spaß macht." ich wedelte demonstrativ mit dem Lappen rum und meine Mutter lachte. "Na komm Akira ich will heute noch fertig werden." "Maaaaaaan… kannst du nicht wenigstens so tun als hättest du ein bisschen Mitleid mit mir? Ich zergehe fast vor Liebeskummer." maulte ich, aber meine Mutter blieb hart. "Vielleicht, wenn du mir putzen hilfst. Und wenn du jetzt aufhörst zu meckern tröste ich dein armes Herz heut Abend mit einer Pizza von Alfredo. Deal?" "Das ist glatte Erpressung… aber ich tu es." Alfredo machte die besten Pizzas überhaupt und ein wahnsinnig leckeres Tiramisu, also erhob ich mich vom Sofa und fing an im Wohnzimmer staub zu wischen. Ich hasste Hausputz, ich hasste Ferien und ich hasste Takas Eltern! *** "Ich will wieder Ferien haben." Ich sah zu dem brünetten Jungen neben mir, der sich kurz streckte und dann wieder nach dem Bus ausschau hielt. "Uraha… wir hatten erst vor fast 3 Wochen Ferien und so oft kommst du auch nicht in die Schule." "Seit wann bist du eigentlich so zickig Reita? Wollte deine Freundin nicht in den Ferien kommen?" Oh bitte lieber Gott, lass den Bus endlich kommen. "Ha… sie hat dich sitzen lassen, oder? Schon am ersten Tag nach den Ferien warst du so schlecht gelaunt." Der Bus kam und ich stieg ein, Uruha folgte mir und redete weiter, obwohl ich ihm nicht mehr zuhörte… er reimte sich ja eh alles so zurecht, wie es ihm passte, weshalb er auch der Meinung war, ich hätte eine Freundin, denn nachdem er mich nach meinem zweiten Tag an der Schule ausgequetscht und sich mir für gewisse Stunden angeboten hatte (mit den Worten 'Du bist genau mein Typ') hatte ich ihm lediglich gesagt ich sei vergeben und hätte auch sonst kein Interesse an ihm. Und scheinbar war man sofort hetero, oder blind, wenn man keinen Gefallen an dem brünetten Jungen hatte. Ausserdem war Uruha der neugierigste Mensch auf Erden und indem ich ihm nichts sagte, ärgerte ich ihn. Als wir nach einer halben Stunde wieder aus dem Bus ausstiegen, redete Uruha immer noch, aber mittlerweile versuchte er mich, glaube ich, mal wieder davon zu überzeugen wie toll Männer (und vor allem er) doch waren. Im Hausflur lief Uruha hinter mir die Treppen hoch und da er immer noch redete, verdrehte ich nur die Augen und seufzte. Ich wollte mich grade Umdrehen und Uruha irgendwas an den Kopf werfen, als ich aus den Augenwinkel etwas sah und sofort wie versteinert stehen blieb, was zur Folge hatte, das Uruha in mich rein lief und sich sofort beschwerte, immerhin hätte sein Adoniskörper ernsthafte Verletzungen davontragen können, aber ich bekam das gar nicht mit. Mein Blick klebte an der Person, die da zusammengekauert vor unserer Haustür saß. Unter anderen Umständen hätte ich jetzt vielleicht ein mulmiges Gefühl gehabt, doch die rote Strähne, die sich quer durch den schwarzen Haarschopf zog, liess keine Zweifel offen. "Taka." hauchte ich, nahm die letzten paar Stufen auf ein mal und stand dann vor dem kleinen. "Takanori." die Person vor mir reagierte und hob den Kopf. Es war Taka, aber freuen konnte ich mich nicht. Sein Gesicht war feucht von den Tränen, seine Augen glasig und rot und ein Veilchen verunstaltete sein hübsches Gesicht. "Akira." als ich den kleinen Körper spürte, drückte ich ihn sofort fest an mich, ich spürte wie er zitterte und das er wieder weinte und am liebsten hätte ich auch geweint. "Was machst du denn hier?" eine Antwort zu bekommen war unmöglich, da Takanori zu stark weinte. Ich reichte Uruha meine Schultasche und war froh, das wir uns auch ohne Worte verstanden, da er meinen Haustürschlüssel heraus suchte und uns die Tür öffnete. Während ich Taka ins Wohnzimmer brachte, ging Uruha in die Küche und brachte uns Wasser und Gläser, verschwand dann noch mal, was mich verwunderte, und kam mit einer Reisetasche und einer Gitarrentasche wieder… ich hatte das Gepäck gar nicht gesehen. "Ist das… mein Bass?" fragte ich leise und Taka nickte leicht 'Wenn du zu mir nach Tokio kommst um deinen Platz in meiner Band einzunehmen, dann bring meinen Bass mit, als Zeichen deines Neuanfangs.' die Zeilen die ich damals geschrieben hatte, schossen wieder in meine Erinnerung und mir wurde klar, wie ernst die Situation war. "Oh Taka… " hauchte ich leise… ich war überfordert… völlig überfordert… "Gomen Akira." schniefte mein kleiner Freund und nahm ein weiteres Taschentuch aus der Packung. "Ich wollte dich nicht so überfallen und ich will euch keine Umstände machen… ich weiss ja… ihr habt selbst Probleme…" seine Stimme wurde immer brüchiger und als wieder Tränen über seine Wangen rannen, küsste ich sie ihm weg und aus dem Augenwinkel sah ich Uruhas überraschtes Gesicht. "Wenn… wenn ich vielleicht … ein paar Nächte hier bleiben kann…" "Du kannst für immer hier bleiben Taka, meine Mutter hat sicher nichts dagegen." ich würde schon dafür sorgen dass das möglich war. Langsam beugte ich mich vor und hauchte einen sanften Kuss auf seine zittrigen Lippen und hörte ein erstauntest japsen von der anderen Seite… Uruhas Welt war grade völlig aus dem Gleichgewicht geraten. "Reita du hast doch gesagt du hast ne Freundin." empörte sich der brünette auch gleich, als ich mich von Taka gelöst hatte. "Falsch Uruha. Ich habe gar nichts gesagt und du hast angenommen ich hätte ne Freundin." demonstrativ zog ich Taka näher und der kleine setzte sich auch auf meine Schoss, ich war mir sicher in seinen Augen etwas wie Eifersucht zu sehen… Uruha war halt wirklich dreckiger Sex auf zwei Beinen wie Taka es so schön beschrieben hatte. Taka hatte sich an mich gekuschelt und ich hauchte einen Kuss in seinen Nacken. "Magst du mir erzählen was passiert ist?" Der kleine zögerte doch dann nickte er. "Nach der Sache mit den Haaren." Taka zupfte an ein paar roten Haarsträhnen und grinste kurz frech "…haben sie mir ja verboten zu dir zu fahren in den Ferien… und nach und nach ist alles eskaliert. An den Computer durfte ich nicht mehr, weil ich lernen sollte… dann haben sie mir mein Handy weg genommen als es klingelte, während mein Vater Arbeitskollegen zum Essen da hatte." der dunkelhaarige seufzte kurz und mich beschlich ein schlechtes Gewissen. "Und gestern war Elternsprechtag… meine Noten sind nicht gut genug und meine Eltern sind ausgerastet… und irgendwie… ich auch… ich hab ihn an den Kopf geworfen das ich eh nach Tokio will um Sänger zu werden… mein Vater hat mich ausgelacht und gesagt, solange ich bei ihm wohne werde ich tun was er sagt… dann wollte er deinen Bass auch noch weg nehmen." der kleine nahm einen Schluck Wasser aus meinem Glas. "Ich hab ihn geschupst, er hat mich geschlagen… ich durfte noch ein paar Sachen zusammen packen bevor ich aus dem Haus geworfen wurde… ich musste draussen schlafen bis die Bank auf hatte damit ich an Geld von meinen Sparbuch kam und dann heute zu dir Fahren konnte." Uruha starrte den kleinen ungläubig an und auch ich konnte es nicht fassen. "Oh man Taka… " mir fehlten echt die Worte. "Ich hab Kopfschmerzen Aki." das war kein Wunder, so viel wie er geheult hatte. Ich brachte Taka eine Tablette und bugsierte ihn dann in mein Schlafzimmer, wo er sich hinlegte und auch sehr schnell eingeschlafen war. "Ich geh mal besser nach hause… lernen können wir ein anderes mal, ja?" Uru wirkte zwar nicht so, aber er war reif und erwachsen und ich war froh das wir freunde waren. "Bis morgen in der Schule." zu meiner Überraschung nickte der brünette und ich brachte ihn zur Tür, ging dann in mein Zimmer und beobachtete meinen Schatz beim schlafen. Zum Glück war er endlich bei mir, ab jetzt würde ich ihn beschützen und es würde besser werden. Da meine Mutter erst spät nach hause kommen würde, machte ich mich in der Küche daran etwas zu essen zu machen und Takas Gesellschaft liess nicht lange auf sich warten. "Wusste gar nicht das du kochen kannst." hauchte der dunkelhaarige frech und schlang seine Arme von hinten um mich. "Sonderlich lecker ist es auch nicht aber besser als so fertig zeug." gestand ich und drehte mich um, damit ich Taka küssen konnte. Nach dem Essen, das ziemlich neutral schmeckte, kuschelten wir uns noch zusammen ins Wohnzimmer und guckten Fernsehen. "Bin wieder da Aki." erklang die Stimme meiner Mutter aus dem Hausflur und sowohl Taka und auch ich verkrampften uns ein wenig… jetzt war die Stunde der Wahrheit gekommen. "Ich hab uns was süßes mit… hallo Taka…" man merkte meiner Mutter an, das sie grade überfordert war. "Gomen… ich wusste gar nicht das du kommst… aber es ist doch Schule, oder?" Langsam löste ich mich von Takanori und zog meine Mutter in die Küche. "Mama… Takas Eltern haben ihn raus geworfen." meine Mutter schnappte hörbar nach Luft. "Darf er hier bleiben? Bitte Mama. Nach hause kann er wirklich nicht mehr. Sein Vater hat ihn sogar geschlagen, bitte." Ich flehte nicht oft, aber jetzt wäre ich sogar auf Knien vor meiner Mutter rum gerutscht und hätte für ein Jahr den Hausputz übernommen. "Akira… das geht doch nicht." das sie mich Akira nannte, war kein gutes Zeichen. "Soll er auf der Straße leben?" in meinen Augen sammelten sich Tränen, doch ich blinzelte sie schnell weg. "Er soll nach hause. Seine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen." ich lachte spöttisch. "Bestimmt… Mama Taka ist ihnen egal. Bitte… schick ihn nicht wieder weg… wenn Taka wieder nach hause muss, werde ich ihn bestimmt nie wieder sehen." ich wusste, das meine nächsten Worte gemein waren, aber jetzt grade war mir einfach jedes Mittel recht, auch eine Drohung. "Wenn du ihn weg schickst bring ich mich um!" Sämtliche Farbe verschwand aus dem Gesicht meiner Mutter und ich schämte mich, das gesagt zu haben. Am liebsten hätte ich mich auch gleich entschuldigt, stattdessen drehte ich mich einfach um und ging zurück ins Wohnzimmer. In Takas Augen stand die Angst auch von hier verstoßen zu werden und kaum das ich saß, schlang er seine Arme um mich und ich drückte seinen zitternden Körper an mich, hauchte beruhigende Worte und küsste ihn leicht. "Okay, Taka kann hier bleiben." meine Mutter stand vor uns und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen. "Unter einer Bedingung, du rufst deine Eltern an und sagst ihnen wo du bist bist, damit sie sich keine Sorgen machen." Wir nickten beide und ich stand auf, um meine Mutter zu umarmen. Sie war wirklich die beste. Kapitel 3: Veränderungen ------------------------ Kapitel 3: Veränderungen Es war ein schönes Gefühl nach hause zu kommen und von Taka begrüßt zu werden. Auch heute stand er vor der Tür, als ich diese aufschloss, umarmte und küsste mich, noch bevor ich die Chance hatte, die Tür hinter mir zu schliessen. "Willkommen zuhause." hauchte er dann und ich lächelte. Endlich war Wochenende, meine Mutter hatte Spätdienst und wir Zeit für uns. "Wie geht's dir?" ich ging mit Taka in mein Zimmer, wo ich meine Schuluniform gegen bequeme Sachen tauschte. "Gut. Aber es ist so langweilig. Ich hoffe ich finde bald einen Job." der kleine seufzte leise und ich gab ihm einen Kuss. "Uruha geht ja morgen mit uns in die Stadt und dann können wir ja was für dich suchen." Da ich mich selbst noch nicht so gut in der Stadt auskannte und Uruha überall Freunde und Bekannte hatte, hatte er sich uns als "Fremdenführer" angeboten. "Immer noch nichts neues von deinen Eltern?" Taka senkte seinen Blick und schüttelte den Kopf. Als Taka zuhause angerufen hatte, hatte sein Vater ihn nur angefahren, er bräuchte sich nie wieder melden, denn er währe nicht sein mehr sein Sohn. Im Hintergrund hatte man seine verzweifelte Mutter gehört, bevor der Vater aufgelegt hatte, weshalb wir gedacht hatten, das seine Mutter eventuell anrufen würde. "Das wird schon Taka, komm her süßer… jetzt wein doch nicht wieder…" hauchte ich, schloss den kleinen in meine Arme und drückte ihn sanft. "Wir werden berühmt und dann werden deine Eltern stolz sein und sich entschuldigen." "Sicher?" Taka klang verängstigt. "Ganz sicher." ich lächelte aufmunternd und küsste ihn sanft, was ein Lächeln auf seine Lippen zauberte. *** Am Samstag trafen wir uns schon früh mit Uruha, der wie immer viel zu gut aussah. "Hey ihr zwei. Ich hab richtig gute Neuigkeiten." begrüßte der Brünette uns sogleich und Taka und ich sahen ihn nur fragend an. "Na los dann erzähl auch weiter." drängte ich ihn nach ein paar Minuten dann doch. Der Kerl konnte wirklich anstrengend sein… "Ich hab gestern mit Aoi gechattet." "Der Kerl aus deiner letzten Schule?" fragte ich vorsichtshalber nach und Uruha nickte eifrig. "Er arbeitet in einem Cafe, hört dort aber jetzt auf meinte, wir sollten heute dahin damit dein kleiner sich Vorstellen kann, seine Chancen stehen gut." erzählte er uns und lächelte Stolz. "Nenn mich nicht klein." murrte Takanori missbilligend und kaufte sich seine Fahrkarte, bevor wir dann in die Bahn stiegen und in die Stadt fuhren. Schon während der Fahrt wurde mir bewusst, das es schwer werden würde Taka und Uruha dazu zu bringen, Freunde zu werden. Uruha war in seiner Art und Weise das genaue Gegenteil von Takanori und dieser schien einfach alles, was der größere sagte, als persönlichen Angriff zu werten. Egal ob seine Körpergröße (er war nunmal klein…), seinen Namen (den er selbst auch als langweilig und spießig empfand) oder seine Kleidung (die definitiv spießig war). Taka schmollte rum und Uruha verstand einfach nicht was er Falsch gemacht hatte und ich stand zwischen meinem Freund und meinem Kumpel und verzweifelte grade. Schnell erreichten wir das Cafe und Taka und ich beobachteten, wie Uruha zu einem gut aussehendem schwarzhaarigen Kellner ging, ihn begrüßte und umarmte. Die 2 kamen dann auf uns zu und Uru stellte uns Aoi vor, der und mit einem warmen Lächeln begrüßte. Wir setzten uns an einen freien Tisch und Aoi ergriff das Wort. "Also wer von euch will hier Arbeiten?" fragte er gut gelaunt und Taka hob schüchtern die Hand. "Ich… mein… mein Name ist Takanori…" nuschelte er etwas verlegen, was Aoi nur noch mehr zum lächeln brachte, doch es war ein warmes, freundliches Lächeln. "Ich hol mal eben den Chef, an sich sollte es kein Problem geben, du musst ja eh erst ein oder 2 Tage Probearbeiten. Wartet kurz~" und schon verwand der dunkelhaarige in einem Raum hinter der Theke und kam kurz darauf mit einem älteren Mann wieder, der Taka ausfragte, warum er nicht weiter zur Schule gehen wollte, ob er sich die Arbeit zutrauen würde und und und. Ich merkte schon wie unsicher mein kleiner bei jeder Antwort wurde und drückte unterm Tisch unauffällig seine Hand. "Naja, gut. Was hältst du davon wenn du dann Montag gleich mal zum Probearbeiten kommst. Um 9 Uhr machen wir auf, sei bitte um 8 Uhr da, damit ich dir alles erklären kann." "Danke… vielen vielen Dank. Ich werde mein bestes geben." Takanori stand auf und verbeugte sich tief, was den Besitzer dazu brachte verlegen zu lachen. Wie bekamen alle noch ein Getränk spendiert und redeten mit Aoi, der uns, oder eher Taka, schon einiges erzählte, bevor wir dann wieder los zogen. Taka hatte Geld von seinem Sparbuch abgehoben und wir wollten ihm nun anständige Kleidung kaufen. "Überlegt euch doch endlich mal nen coolen Namen für Takanori." meckerte Uruha zum gefühlten tausendsten mal an diesem Morgen während er dem kleinen ein Oberteil in den Arm drückte. Das ging schon die ganze Zeit so, Uruha wuselte von einem Ständer zum nächsten, gab Taka gar nicht die Zeit selbst zu suchen, und so pendelte der kleine zwischen Umkleidekabine und Uruha hin und her. "Ich brauch ne Pause." beschwerte sich der schwarzhaarige und liess sich neben mir auf einen Stuhl fallen. "Was liest du da?" neugierig schaute er in mein J-Rock Magazin. "Riku? Der Name ist cool." meinte er, als er den Blick über die Namen der Band schweifen liess. "Ja Riku ist ein cooler Name aber du willst doch was eigenes, was dich einzigartig macht." erklärte uns Uruha und reichte dem kleinen einen Becher Wasser. "Und Ruki~… gibt es schon einen Musiker der Ruki heisst?" Uruha und ich sahen erst uns und dann den kleinen an, überlegten und schüttelten synchron dem Kopf. "Willst du Ruki heissen?" fragte ich nach und der kleine nickte, bevor sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht abzeichnete. "Los, kaufen wir noch mehr Klamotten! ab heute beginnt ein neues Leben." mit einem Schluck leerte er sein Wasser und sprang auf. Mein kleiner Liebling hatte seine Lebensgeister wieder entdeckt. Am Ende des Tages trug jeder von uns 4 bis 6 volle Einkaufstüten und 90 Prozent davon gehörten Ruki. Doch auch wenn das Plastik in unsere Hände schnitt und unsere Füße weh taten, wir waren alle vollkommen zufrieden. "Uruha bleibst du noch zum Essen? Ich bestell uns allen ne Pizza." meinte ich Müde als wir endlich bei mir zuhause waren und die Tüten in meinem Zimmer auf den Boden fallen liessen. "Hm~… gern doch… und was zu trinken bitte." meinte der brünette und wir gingen zurück ins Wohnzimmer, wo Ruki und Uruha sich setzten, während ich die Pizzakarte und etwas zu trinken holte. *** "Endlich allein~" ich hatte grade die Tür hinter Uruha geschlossen, als sich zwei Arme von hinten um mich legten. "Hai… endlich allein." ich drehte mich in Rukis Armen, lächelte sanft, als ich in seine Augen sah und küsste ihn dann liebevoll. "Lass uns in der Wanne entspannen und dann Schlafen gehen." der kleinere nickte und wir gingen zusammen ins Bad. Ruki liess das Wasser ein und ich legte uns frische Handtücher und Unterwäsche hin, machte noch etwas Musik an und fing dann an mich auszuziehen. Auch wenn der jüngere versuchte es nicht auffallen zu lassen, so merkte ich doch, wie sein Blick an meinem Körper hing und seine Wangen sich leicht rot färbten. "Gefällt dir was du siehst?" ich stellte mich hinter hin und strich mit meinen Händen über seine Schultern und als ich die Frage stellte, nickte er etwas. "Dann dreh dich doch um, dann kannst du besser sehen und dich auch mal ausziehen." der kleine tat was ich sagte und liess seine Hände kurz über meine Brust streifen, als er stand, bevor er sich dann auch auszog. Als die Wanne voll war stellte ich das Wasser aus und setzte mich hinein, Ruki folgte mir augenblicklich und lehnte sich gleich an meine Brust. "Ich liebe dich Akira… für immer…" hauchte er müde und ich konnte sehen, wie seine Augen immer wieder zu fielen. "Schlaf ruhig wenn du müde bist, ich pass schon auf dich auf." meinte ich zu ihm und gab ich einen kleinen Kuss auf die Stirn "Ich liebe dich auch. Ich selbst döste kurz nach Ruki ein, wurde aber wach, als das Wasser langsam kälter wurde und weckte den anderen, der verschlafen aus der Wanne stieg. Wir trockneten uns nur schnell ab und putzen uns die Zähne, bevor wir zusammen ins Bett gingen und dort auch fast sofort wieder einschliefen. Kapitel 4: Ein langer Weg ------------------------- Kapitel 4: Ein langer Weg Ich stand auf dem kleinen Balkon unserer Wohnung, zog an meiner Zigarette und genoss den warmen Sommerregen, der auf meine Haut plätscherte. Die letzten Tage war es so heiß und schwül gewesen, das man des kaum noch ertragen konnte, doch der Regen brachte endlich die ersehnte Abkühlung. Ich ließ meinen Blick schweifen und erkundete meine neue Nachbarschaft, die zu dieser späten Stunde jedoch nur dunkel und leer wirkte. Ruki und ich wahren vor knapp einem Monat in unsere erste eigene, gemeinsame Wohnung gezogen, wenn auch nicht unbedingt freiwillig. Die letzten 2 Jahre waren turbulent gewesen und es war viel passiert, seit Takanori vor unserer Haustür aufgetaucht war. Ich zog erneut an meiner Zigarette, blies den blauen Dunst in den Regen und schloss meine Augen, als der Wind sich drehte und die kleinen, nassen Tropfen mein Gesicht bedeckten. Mein Verhältnis zu meiner Mutter war gekippt, nachdem ich mit meinem Selbstmord gedroht hatte, sollte sie Taka weg schicken. Ich wusste schon damals, dass diese Drohung falsch gewesen war, und das ich meine Mutter damit tief verletzt hatte.... Hätte ich nur etwas hartnäckiger gefleht hätte sie sicherlich auch irgendwann nach gegeben, doch ich hatte mich entschlossen, den kürzesten Weg zu nehmen, und ich musste die Konsequenzen tragen. Taka hatte den Job in dem Café bekommen und sich von der Aushilfe zum Stellvertretenden Geschäftsführer hoch gearbeitet, er war immer fleißig gewesen und hatte meiner Mutter stets unaufgefordert etwas von seinem Gehalt gegeben, immerhin lebte er mit uns unter einem Dach und aß unser Essen, er fand, das es das Richtige war und meine Mutter hatte nie auch nur angedeutet, das Ruki ihr lästig wurde. Schlimm wurde es Zuhause aber erst, als meine Mutter ihren neuen Freund kennen lernte. Wir kämpften immer noch mit den Schulden meines Vaters und dann schleppte sie so einen Kerl an, der meinem Erzeuger erschreckend ähnlich war, doch als ich meine Mutter zu Rede stellte und sie mir den Mund verbat, mit den Worten ich hätte kein Recht dazu, ihrem Glück im Weg zu stehen, merkte ich erstmals, wie zerrüttet unsere Beziehung wirklich war. Seit mein Vater sich aus dem staub gemacht hatte, hieß es wir zwei gegen den Rest der Welt, doch dieses ‘wir zwei’ gab es scheinbar nicht mehr. Unsere Wohnung war alles andere als groß gewesen, für zwei Personen war sie perfekt, auch zu dritt gab es nur wenige Augenblicke, in dene wir uns gegenseitig auf die Füße getreten waren, doch zu viert verwandelte sich unser glückliches Zuhause in ein brodelndes Pulverfass, zumal der Scheißkerl keine Chance ungenutzt ließ, Taka und mir zu sagen, was er von unser Beziehung hielt. Wie sollte man damit umgehen, wenn man mit einem homophoben Trinker zusammen lebte? Taka war der, der am meisten unter all den Sprüchen und Sticheleien litt. Meine Vergangenheit und die Unterstützung meiner Mutter hatten mich stark gemacht, doch Taka hatte eine deutlich sensiblere Natur, er hatte gerade erst angefangen ein Selbstvertrauen zu gewinnen und dieser Mistkerl machte alles wieder zunichte, in seiner Gegenwart wurde Takanori wieder zu dem Häufchen Elend, das seine Eltern aus ihm gemacht hatten. Wann immer der Typ besoffen und meine Mutter außer Haus war, würde er Nachts gegen meine Zimmertür hämmern, in der Annahme, das wir gerade miteinander schliefen, und das ganze Haus zusammen brüllen, das wir unsere Perversereien einzustellen hatten. Es brauchte eine Menge gutes Zureden meinerseits, Taka davon zu überzeugen, nicht auszuziehen. Ich versprach ihm, das es besser werden würde, das meine Mutter bald merken würde, was für ein Arsch der Kerl in Wahrheit war, doch eigentlich hatte ich nur Angst, das es unsere Beziehung kaputt machen würde, wenn Taka auszog und mein Ego wollte nicht gegen diesen Mistkerl verlieren. Ein bitteres Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich realisierte, das ich Taka eigentlich dazu gezwungen hatte, weiter bei mir zu Wohnen, nur damit mein Ego keinen Knacks bekam. Ich war echt jämmerlich! Ich wollte an der Zigarette ziehen, musste jedoch feststellen, dass der Regen den Glimmstängel mittlerweile völlig durchgeweicht hatte, also warf ich den Rest in den kleinen Blumentopf neben mir. Ein lachen entglitt mir, als ich auf den kümmerlichen Rest dieser Pflanze sah. Uruha hatte sie uns zum Einzug geschenkt, was auch immer er sich dabei gedacht hatte, zwei jungen Männern, die wie Studenten lebten, eine Pflanze zu schenken. Es hatte keine zwei Wochen gedauert, bis das arme Ding nur noch ein Schatten seiner selbst war und so war es unweigerlich auf dem Balkon gelandet, wo der Kübel nun als hässlicher Aschenbecher diente. Wieder ließ ich meinen Blick über das nächtliche Panorama gleiten, und meine Gedanken abschweifen. Ich hatte vor einem halben Jahr die Schule beendet und mir danach einen Job gesucht. Uruha, Takanori, Aoi und ich arbeiteten noch immer daran, eine Band auf die Beine zu stellen, weshalb eine Vollzeitarbeit für mich einfach nicht in Frage kam, meine Mutter drängte mich auch zu nichts, denn auch ich unterstütze sie Finanziell, doch ihr Freund sah das ganz anders, plötzlich waren wir nicht mehr nur die perversen kleinen Schwuchteln, wir waren schnorrende Schwuchteln und als er es dann tatsächlich wagte, Takanori an den Hintern zu fassen und meinte, das er vielleicht eine andere Art der Bezahlung fordern sollte, war mein Geduldsfaden gerissen und ich schlug zu, was in einen Faustkampf ausartete, der erst von meiner Mutter beendet werden konnte. Es war ihrem guten Zureden zu verdanken, das der Mistkerl mich nicht angezeigt hatte, doch später an dem Abend hatte sie mich zur Seite gezogen und gemeint, das Taka und ich doch nun schon erwachsen seien und es vielleicht Zeit wurde, das wir uns eine eigene Wohnung suchten. Als ich diese Worte von meiner Mutter hörte, hatte es mir fast das Herz zerrissen. Früher hätte sie sich nie gegen mich entschieden.... Könnte ich doch nur die Zeit zurück drehen.... “Was machst du denn da?” die verschlafene Stimme meines Freundes holte mich ins hier und jetzt zurück. “Ich genieße den Regen.” antwortete ich lächelnd und drehte mich zu ihm um, wohl wissend, was für ein Gesicht er machen würde, und tatsächlich verzog er das Gesicht wie ein Kätzchen im Angesicht einer vollen Badewanne. Mein Gegenüber gähnte Herz erweichend und rieb sich verschlafen die Augen. “Hab ich dich geweckt?” ich ging auf den kleinen zu, zog ihn in meine Arme und küsste ihn sanft, doch er wand sich schnell aus der Umarmung und machte einen Schritt zurück. “Du bist nass und kalt!” beschwerte er sich und schlang demonstrativ die Arme um seinen eigenen Körper. Ich lachte nur leise, betrat das Zimmer und zog die Balkontür zu. “Würd mir ja was überziehen, aber du trägst mein T-Shirt.” meinte ich schmunzelnd und musterte meinen Freund, auf dessen Lippen sich ein freches Grinsen legte. Schon an mir war das T-Shirt eindeutig zu groß, doch wenn Ruki es trug wirkte der andere noch kleiner und schmaler, als er eh schon war. Wie ein verlorenes Kind in einem Zirkuszelt. Es war einfach nur süß. “Glotz nicht so doof, geh dich abtrocknen und dann komm wieder ins Bett.” meckerte er plötzlich und setzte sich auf den Futon, der mitten im Raum lag. Unsere Wohnung war nicht groß, etwas über 20m², es gab nur einen Raum, nicht mal wirklich eine Küche, in einer Niesche stand zwar eine kleine Küchenzeile mit Waschbecken, 2 Herdplatten und Kühlschrank, es gab jedoch keinen Platz für Schränke. Wir hatten eine alte Kommode zweckentfremdet, den kleinen Pizzaofen und die Mikrowelle darauf gestellt, genau so wie die Gewürze und (haltbaren) Lebensmittel, in den Schubladen befand sich das Geschirr und die Töpfe. Das alles hier war nicht Ideal, es war sogar das Gegenteil von Ideal, aber es war alles, was wir uns leisten konnten, denn obwohl Ruki im Café recht gut verdiente und ich mittlerweile drei Jobs hatte, fraßen diese 20m² eine Menge miete und auch unsere Band kostete nicht gerade wenig. Übungsräume, neues Equipment, Demo-Bänder, alles mussten wir vier (und wann immer wir es schafften einen Drummer zu finden wir fünft) selbst finanzieren. Aber es war Rukis und mein Reich, hier waren wir endlich ungestört. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, saß Ruki mit angewinkelten Beinen auf dem Bett, das Shirt über die Knie gezogen und schaute mich von unten herauf an. “Was lächelst du so doof?” fragte er grinsend. “Du leierst mein Shirt noch aus.” meinte ich nur und ließ mich neben ihm nieder. “Haha... Witzig~” raunte der andere sarkastisch und boxte mir gegen die Schulter. Ich lächelte nur leicht, beugte mich vor und küsste den anderen, drückte ihn dabei sanft auf den Futon, was dazu führte, dass das Shirt von seinen Knien rutschte. Ich ließ meine Hand sanft über seinen Oberschenkel fahren und als ich unter das Shirt strich und bemerkte, das der andere sich nicht die Mühe gemacht hatte, auch Unterwäsche an zuziehen, grinste ich gegen die Lippen des anderen. “Aki.... Nicht.” Ruki versuchte mich von sich weg zu drücken, als ich nun anfing seinen Hals mit meinen Lippen zu kosen, während meine Hand über seine Hüfte strich. “Ich muss morgen früh raus~” beschwerte sich der kleinere, doch das leise Seufzen, welches seine Lippen im selben Moment verließ, strafte seine Worte ebenso lüge wie sein Körper, der sich meinen Berührungen entgegen bog. “Keine Sorge süßer, wenn ich fertig bin wirst du Schlafen wie ein Baby.” versprach ich mit dunklem Unterton und allein diese Worte, ließen den anderen angenehm schaudern. Dann würde er halt ein paar Stunden Schönheitsschlaf verlieren, aber das hier war es doch allemal wert, oder etwa nicht? Rukis widerstand brach nun ein für alle mal und er ließ es einfach zu, wohl wissend, das die Lust und Sinnlichkeit, die ich ihm bereiten würde, alles Wert waren. ************************************** “Und genau aus diesem Grund hab ich gestern nein gesagt, aber hat der werte Herr auf mich gehört? NEIN! Natürlich nicht!” Ich stand in der Badezimmertür, lehnte am Rahmen und beobachtete Ruki, der Zeter und Mordio schreiend vorm Spiegel stand und versuchte mit Make-Up zu vertuschen, das er gestern nicht mehr all zu viel Schlaf bekommen hatte. “Also ich erinnere mich nur noch an ‘Mehr Akira, bitte~’.” ich sah wie das Blut in Rukis Wangen schoss, als ich seine flehenden Worte wiederholte und ging zu ihm, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken, bevor er das Make-Up großflächig auf trug. Nachdem wir beschlossen hatten, eine Visual Kei Band gründen zu wollen, hatten wir uns erst nur für unsere Auftritte geschminkt und es war erstaunlich gewesen zu sehen, wie aus dem Schüchternen Takanori der draufgängerische Ruki wurde, kaum trug er sein auffälliges Bühnenoutfit und Make-Up. Ruki wurde zu Takas zweitem Ich, er selbst hatte zu wenig Selbstvertrauen um sich auf die Bühne zu stellen und vor wildfremden Menschen zu Singen, doch indem er zu Ruki wurde, schreckte er nicht einmal davor zurück, ein paar völlig sinnfreie Tanzbewegungen zu improvisieren. Ruki hatte einen Positiven Einfluss auf Takanori, so wurde er auch bald im Alltag selbstsicherer. Mir fiel die Veränderung als erstes auf, aber auch meine Mutter, Aoi und Uruha bemerkten es bald darauf. Trotzdem hatte es mich etwas schockiert, als der kleinere sich das erste mal geschminkt hatte, als wir zum Schoppen in die Stadt wollten. Zuhause mussten wir uns schon ständig als Schwuchteln beschimpfen lassen, wollte er das Klischee etwa erfüllen? Würde er in Zukunft nur noch Nasal sprechen und dabei übertrieben gestikulieren? Nicht, das ich etwas gegen Menschen hatte die so waren... Ich wollte nur nicht unbedingt mit so jemandem zusammen sein.... Doch es war anders, es war, als würde Takanori nach und nach komplett zu Ruki werden... nein eher, als würden Ruki und Takanori verschmelzen, denn er verband die Selbstsicherheit Rukis mit Takanoris sanften Wesen und irgendwann nannten ihn alle auch Privat nur noch Ruki, mich eingeschlossen. Es war schön zu sehen, wie sehr der andere sich seit damals Verändert hatte, es war absolut zum positiven. Sollte er doch etwas schmollen, ich kannte das mittlerweile und genoss es ehrlich gesagt, den kleineren so zu necken. Spätestens wenn er auf der Arbeit war und dort seinen geliebten Luxuskaffee trinken konnte, würde er mir als Rache ein Foto des Getränks schicken, zusammen mit einem ‘Lieb dich, Arschloch’, das Spiel kannte ich nun schon gut genug. “Willst du Frühstück?” fragte ich auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer und bekam nur ein ‘Als hätt ich dafür Zeit!’ hinterher geworfen. Ich zuckte nur unbeeindruckt mit den Schultern, räumte Kaffeemaschine und Toaster auf den kleinen Couchtisch, verlegte die Mehrfachsteckdose vom Fernseher zum Tisch und fing an mein Frühstück zu zubereiten. Irgendwas musste ich mir hierfür noch überlegen, in der Wohnung mangelte es an Steckdosen, wollte man Wasser kochen musste man entweder den Fernseher aus machen um den Wasserkocher ein zu stöpseln, oder das Wasser im Topf aufkochen und ständig den Couchtisch als Küchentisch zu verwenden ging allmählich ins Kreuz. Ich hatte mich grade mit meinem Kaffee und Toast hingesetzt und suchte im Fernseher ein interessantes Programm, als ich spürte wie Ruki seine Hände auf meine Schultern legte. Da ich diese Routine schon kannte, drehte ich meinen Kopf zur Seite und spürte dann auch schon seine Lippen auf meinen, als er sich vorgebeugt hatte. “Bis nachher.” hauchte er sanft gegen meine Lippen, griff sich meinen Toast und war dann auch schon verschwunden. Ich sah ihm einen Moment verdattert nach, “Ich hätt dir ein Toast geschmiert wenn du ja gesagt hättest!” rief ich verärgert, doch die Tür fiel bereits ins Schloss und ich war vor die Wahl gestellt, ungetoastetes Weißbrot essen zu müssen oder wieder die Routine des “Fernseher raus-Toaster rein” über mich ergehen lassen zu müssen. “Ach Scheißdreck!” fluchte ich laut, rappelte mich auf und holte den Toaster von der Kommode. Am Wochenende würde ich mit Uruha zu Ikea fahren, der andere hatte ein überraschendes Talent dafür, Möglichkeiten darin zu sehen, wie man Möbel für die eigenen Bedürfnisse zweckentfremden konnte. Ich war gerade dabei meine Schuhe an zu ziehen, als mein Handy zu klingeln begann und endlich bekam ich meine bereits ersehnte SMS von Ruki. Ein Foto von einer großen Tasse Kaffee, der so viel kostete wie ich sonst im Monat für Kaffee ausgab, verziert mit einem perfekt manikürten Mittelfinger und den zärtlichen Worten ‘Nimm das, Wichser.’ Ich schickte ihm ein ‘Lieb dich auch’ und einen genervt guckenden Smiley, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit machte. Als ich den kleinen Laden betrat und Uruha mich freudestrahlend mit einem ‘Herzlich Willkommen’ begrüßte machte ich glatt einen Satz zurück, bevor ich verwundert auf meine Uhr sah. Zu spät war ich nicht. “Hab ich ne Uhrumstellung verpasst oder bist du aus dem Bett gefallen?” fragte ich vorsichtig und nahm dem Schlüssel zu den Umkleiden von Uruha entgegen, wartete jedoch nicht auf eine Antwort des anderen, denn so tief wie er Luft geholt hatte, wollte er gerade zu eine sehr langen Geschichte ansetzen... Und das interessierte mich grade herzlich wenig. Ich verstaute meine Sachen im Spind, band mir die hässliche grüne Schürze um und setzte die Kappi auf, bevor ich nach vorne ging wo Uruha sich nun gelangweilt auf dem Tresen abstützte. Das war schon eher eine Pose (und Arbeitseinstellung) die ich von dem Brünetten gewohnt war. “Chef ist also wieder weg?” fragte ich und bekam als Antwort nur ein breites Grinsen. Es gab für Uruha nur zwei Gründe sich von seiner besten Seite zu zeigen, wenn der Chef im Laden war oder ein süßes Mädchen. “Gibts was neues?” fragte ich eher aus Gewohnheit, als aus Neugierde und bekam von Uruha die Kurzfassung was heute noch an stand. ********************************************** “Aoi hat gerad geschrieben das wir mit ihm mitfahren können, wenn wir ihn bei seiner Arbeit treffen, er hat um halb Sieben Feierabend.” Ich funkelte den Brünetten böse an, der sich gegen die Tür des Getränkekühlschranks lehnte und simste, während ich auf dem Boden hockte und die neu gelieferte Ware einsortierte. “Ein bisschen Hilfe wäre nett.” meinte ich nur, doch Uruha ignorierte mich nur. “Ha, ‘Ich nehm die übliche Bezahlung’ schreibt er. Sind wie Ganger oder was?” lachte Uruha und ich verdrehte die Augen. “Und bist du Taub oder was? Ein bisschen Hilfe hier unten wär echt nett.” raunte ich grimmig und bereute meine Worte auch sofort, denn wie nicht anders zu erwarten hatte der Brünette sofort gemerkt, das man meinen Worten eine Doppeldeutigkeit aufzwingen konnte und so spürte ich schon im nächsten Moment, wie er seine Arme um mich schlang. “So so... Du brauchst also meine Hilfe, ja? Befriedigt dich der Kleine etwa nicht mehr? Ich sags dir seit zwei Jahren, Monogamie ist der absolute Lustkiller.” hörte ich den anderen verführerisch in mein Ohr säuseln. Ich rollte nur genervt mit den Augen und räumte weiter die Wasserflaschen in den Kühlschrank. “Nein Uruha, ganz im Gegenteil, der Sex wird immer besser, erst gestern Abend...” weiter musste ich gar nicht sprechen, Uruha löste sich von mir, gestikulierte eine Brechreiz und schnappte sich eine Kiste mit Coladosen. Für den Brünetten war es einfach völlig unverständlich, das man länger als eine Woche mit nur einer Person zusammen war. In seinen Augen waren Ruki und ich der Inbegriff der Schwülstigkeit und wann immer ich erwähnte, wie glücklich ich doch in meiner Beziehung war, tat Uruha so, als würden meine Worte ihm körperlichen Schmerz bereiten. Aber das war es mir wert, wenn er dann endlich anfing mit zu helfen, außerdem wusste ich ja, das er sich für mich und Ruki freute..... Wer weiß... Vielleicht war er ja auch etwas neidisch? Als wir endlich unsere Schicht hinter uns hatten, machten wir uns auf den Weg zu dem Bekleidungsgeschäft, indem Aoi jobbte, dieses war nur einige Minuten zu Fuß entfernt und wann immer unsere Dienstpläne es erlaubten, würde er uns mit dem Auto zur Bandprobe fahre, im Austausch gegen Essen und Trinken aus dem Konbini, in dem Uruha und ich jobbten. “Faszinierend.” Uruha und ich standen in dem Einkaufszentrum vor dem kleinen Laden und beobachteten nun schon seit 5 Minuten, wie unser sonst so hyperaktiver Gitarrist still an einem Tisch stand und brav ein T-Shirt nach dem nächsten faltete und wieder ordentlich auf den Stapel zurücklegte. “Wusste gar nicht, das er das kann.” stimmte ich Uruha bei und legte den Kopf schief. “Hat Aoi vielleicht nen Zwillingsbruder?” fragte ich grinsend und hörte Uruha kurz auflachen. Es waren noch fast 20 Minuten, bis der andere Feierabend hatte und eigentlich wollten wir ihm Bescheid geben, das wir im Musicstore auf ihn warten würden, doch diese Ruhe und Gelassenheit die von dem schwarz haarigen ausging, war einfach viel zu faszinierend gewesen. “Innerlich muss er doch schon tausend Tode sterben.” Uruha hielt mir eine Tüte Popcorn unter die Nase, die er sich scheinbar gerade am Kiosk hinter uns gekauft hatte, was mich kurz aufjapsen ließ. “Uruha, wir sind hier doch nicht im Zoo!” tadelte ich den anderen. “Von Zoo war ja auch nie die Rede, das hier ist Entertainment pur. Besser als jeder Hollywood Streifen.” verteidigte sich der Andere und... Irgendwie hatte er ja recht, immerhin standen wir schon seit 10 Minuten vor dem Laden und gafften quasi unseren besten Freund an. Als Aoi endlich aus dem Laden kam und uns erblickte, stemmte er seine Hände in die Seiten und musterte uns böse. “Wie lange steht ihr schon hier draußen?” fragte er beängstigend leise, als sein Blick auf die Popcorntüte in Uruhas Hand fiel. Er kannte uns, und vor allem den Brünetten zu gut um wissen, das wir nicht ‘gerade erst’ angekommen waren oder ‘rein zufällig’ vor der Tür warteten. “Hier, für dich.” ich hielt ihm die Tüte mit den Snacks hin, die Uruha und ich ihm gekauft hatten (dank unseres Mitarbeiterrabatts gab es alles zum Spottpreis und Aoi nahm auch dankend die abgelaufenen Sachen an, die wir so mitnehmen konnten, so sparte er tatsächlich einiges an Geld für Lebensmittel und konnte sich den Luxus eines Autos leisten). Aois Stimmung hellte sich sofort auf, als er einen Blick in die volle Tüte warf und wir folgten ihm zu seinem Wagen. “Sollen wir Ruki abholen?” schlug er von sich aus vor, obwohl es ein Umweg gewesen wäre, doch ich schüttelte den Kopf. “Der hat schon Feierabend und ist im Proberaum.” erzählte ich Aoi, der nur nickte und los fuhr. “Ich hab mich etwas umgehört, aber keiner meiner Freunde kennt nen Drummer, der zur Zeit in ne Band will.... Gitarristen ja, die gibts scheinbar wie Sand am Meer.” erzählte uns der Schwarz haarige während der Fahrt und Uruha seufzte zustimmend. “Selbe bei mir. Ich kenn zwar zwei Drummer die zur Zeit keine Band haben, aber der eine wills nur Hobby mäßig machen und maximal zwei mal die Wochen Proben, der andere hat nur gelacht als ich meinte es wär ne Visual Kei Band und dann einige sehr unschöne Dinge gesagt.... Wir sind jetzt nicht mehr befreundet.” der brünette blies sich angesäuert eine Haarsträhne aus dem Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich seufzte leise und ließ meinen Blick nach draußen gleiten, wo Menschen und Häuser an uns vorbei rauschten. Warum musste nur alles immer so schwierig sein? Kapitel 5: Willkommen im Irrenhaus ---------------------------------- Ich öffnete leise die Haustür und schlüpfte vorsichtig in die dunkle Wohnung, warf kurz einen Blick ins Wohnzimmer und huschte dann ins Bad. Als ich sah, das Ruki mir saubere Kleidung bereit gelegt hatte, musste ich leicht lachen. Er war schon ein süßer Schatz, um so mehr tat es mir leid, das ich ihn seit fast einer Woche kaum gesehen hatte. Ich arbeitete nebenbei als Fahrer für eine Wäscherei, wo scheinbar momentan ein Virus umging, denn mehrere Kollegen hatten sich krank gemeldet, so das der Chef mich in seiner Verzweiflung gefragt hatte, ob ich nicht auch direkt IN der Wäscherei aushelfen konnte. Da Ruki und ich von der Hand in den Mund lebten und er mir nicht nur ein volles Mitarbeiter Gehalt anbot (als Fahrer bekam ich ein niedrigeres Aushilfsgehalt, er musste also echt verzweifelt sein), sondern mir auch noch erklärte, das es 50% Nachtzuschlag geben würde, hatte ich zugestimmt. Das Extraeinkommen würde uns ein kleines Finanzpolster geben, sollten wir mal in irgendwelche Schwierigkeiten geraten. Als er auch gleich fragte, ob ich nicht noch drei oder vier starke Jungs kannte, hatte ich ihm Aois und Uruhas Nummern gegeben und auch sie hatten den Job dankend angenommen, auch wenn es bedeutete, das wir bis um Mitternacht arbeiten mussten. Als das heiße Wasser meine geschundenen Schultern traf, seufzte ich wohlig auf, stellte mich mit dem Rücken zum Duschkopf und genoss für einen Moment einfach nur die lindernde Wirkung des warmen Wassers. Ich war bei Gott nicht schwach oder unsportlich, aber das war wahrlich ein Knochenjob. Wobei es Uruha war, der am meisten litt. Er war es nicht gewohnt körperlich arbeiten zu müssen und als wir Bandprobe gehabt hatten, hatte er schon gejammert das er Muskelkater hatte, doch als wir fertig waren, taten ihm seine Arme so weh, das er sich kaum noch rühren konnte. Nicht mal seine Gitarre konnte er sich aus eigener Kraft von den Schultern nehmen. Da aber auch Aoi und ich unter der Arbeit litten, hatten wir fürs erste alle Proben abgesagt... Mit etwas Glück war es eh nur noch eine Woche, dann kamen die krankgemeldeten hoffentlich wieder zur Arbeit. Ich drehte das Wasser ab und seufzte kurz, zu gerne wäre ich noch ein paar Stunden unter der Dusche stehen geblieben, aber wahrscheinlich hatte der Krach Ruki eh schon geweckt und er musste ja auch arbeiten, ich wollte ihn nicht unnötigerweise stören. Ich rieb mir die Schultern und den Nacken mit Voltaren ein, zog mich an und putzte meine Zähne. Als ich ins Wohnzimmer kam, schlief Ruki noch immer tief und fest und als ich sah, das er tatsächlich ein Kuscheltier an sich drückte, musste ich schmunzeln. Uruha, Ruki und ich waren zusammen auf einem Jahrmarkt gewesen, wo ein Schießbudenbesitzer Dragon Ball Plüschfiguren als Preise anbot. Uruha, selbsternannter größter Dragen Ball Fan ganz Japans, nahm die Herrausvorderung an... Leider hatte er keine Ahnung vom Schießen und selbst meine Tipps konnten nichts an der katastrophalen Niederlage ändern. Da Ruki aber auch ein riesiger Dragon Ball Fan war, war er durchaus bereit gewesen Uruha all sein Geld zu geben, denn sollte er es schaffen eine Plüschfigur zu gewinnen, sollte eine Zweite doch eigentlich auch kein Problem sein. Im Moment der Niederlage hatte dann aber ich ein Problem, denn ich war der mit der großen Klappe gewesen, der sich nun weigerte, es besser zu machen. Zuerst war es nur Uruha gewesen, der versuchte mich herauszufordern, doch dann stieg auch Ruki in die Sticheleien mit ein und mein Ego verlangte von mir, mich vor meinem Freund als der geborene Jäger zu presentieren, der ihn versorgen konnte. Ich bezahlte also den Schießbudenbesitzer und legte los. Hinter mir tanzten und jubelten die beiden Hirnis vor Freude, während mir der Budenbesitzer mürrisch erklärte, das ich quasi freie Auswahl hatte. Ich nahm eines der Dragon Ball Figuren für Uruha (er hatte schließlich genug Geld für sie ausgegeben), doch Ruki sollte mir nicht so leicht davon kommen, also ließ ich meinen Blick schweifen und entdeckte in der Ecke eines dieser beliebten Alpacasso Plüschies, in rosa-gelb-blau gestreift. Ich versteckte das Alpacasso hinter meinem Rücken und warf Uruha seinen Super Saiyajin zu. Ruki sah mich mit großen Augen an, fixierte den Arm hinter meinem Rücken mit seinem Blick und als ich die unausgesprochene Frage mit einem Nacken beantwortete, fing er an wie ein Honigkuchenpferd zu strahlen und genau in diesem Moment hielt ich ihm das Plüschtier hin. Ja, ein kleiner, sadistischer Teil in mir genoss den Moment, als ihm alle Gesichtszüge entglitten, doch Ruki hatte sich schnell wieder gefasst, riss mir grimmig das Alpacasso aus der Hand und drückte es demonstriv an sich. Den Rest des Tages ignorierte er mich komplett und erzählte dem Stofftier am laufenden Band, was ich doch für ein Mistkerl war. Eigentlich hatte ich gedacht, das er das Ding irgendwann einfach ‘versehentlich’ irgendwo liegen lassen würde, doch er schleppte es stolz wie Oscar unterm Arm herum (und streckte einem kleinen Mädchen die Zunge raus, die das Viech auch haben wollte) und als wir zu Hause waren, bekam das Vieh doch tatsächlich einen Ehrenplatz am Kopfende meines Bettes. Ruki hatte das Tier liebevoll Rei-chan getauft und nun musste es als Kuschelersatz her halten, wann immer ich Abends arbeiten musste. Ich strich dem anderen sanft über die Wange und hauchte einen Kuss auf seine Schläfe, bevor ich mich noch einmal aufrappelte, mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank nahm und auf den Balkon ging, um eine zu rauchen. “Willst du gar nicht zu mir ins Bett kommen?” Rukis Stimme klang matt, wahrscheinlich war er noch so verschlafen, das er kaum die Augen öffnen konnte, als er zu mir auf den Balkon kam. Ich spürte, wie er seine warmen Arme um mich legte und murrte kurz, als kalte Finger sich unter mein Oberteil schoben. “Warum hast du eigentlich immer kalte Finger?”, fragte ich murrend und hielt meine Zigarette nach hinten, als ich spürte, wie er sich etwas nach vorn beugte. “Weil du nie da bist um sie mir zu wärmen.”, motze er los und bließ mir den Rauch mit voller absicht in den Nacken. Von Null auf Hundertachtig in weniger als füng Sekunden, ja, das war Ruki. “Mir hat sich ja der Eindruck ergeben, als hättest du schon Ersatz für mich für mich gefunden.”, konterte ich geschickt, zog an meiner Zigarette und hielt sie wieder Ruki hin. “Ich vermisse dich auch.”, hauchte ich leise, denn ich hatte natürlich verstanden, was Ruki mir eigentlich sagen wollte. “Und warum gehst du dann erst eine Rauchen, statt dich zu mir zu legen?”, beschwerte sich der andere und löste sich von mir, um endlich den Rauch in die Nachtluft zu blasen. “Dabei Wette ich, das du schon auf dem Heimweg geraucht hast.”, motzte er weiter. Statt zu Antworten nahm ich einen tiefen Zug und hielt Ruki erneut die Zigarette hin, damit er den letzten Zug nehmen konnte. Nachdem ich den Glimmstängel in der Blumenerde ausgedrückt hatte, ergriff Ruki meine Hand und zog mich in die Wohnung. Ich setzte mich auf den Futon und schob das Kuscheltier so unauffällig wie möglich so weit weg ich nur konnte. Ich fand das Vieh einfach nur mega unmännlich. “Bist du sehr müde?” Ruki schmiegte sich an mich und fing an, sanft an meinem Hals zu knabbern, was mir ein wohliges Seufzen entlockte. “Hm... Nicht wirklich, warum?” Ich tat unwissend und log etwas, eigentlich war ich schon ziemlich ausgelaugt, aber wir sahen uns in letzter Zeit kaum, da unsere Schichten letzte Woche echt unglücklich gefallen waren und diese Woche dann meine extra Schichten in der Wäscherei... Ich wollte mit Ruki zusammen sein, dafür verzichtete ich gerne auf Erholung und Schlaf. “Hmm.... Nur so~”, hauchte er verführerisch in mein Ohr, bevor er anfing an meinem Ohrläppchen zu knabbern, eine Geste, die mich angenehm schaudern ließ. Ruki wusste ganz genau was er tun musste, um mich zu verführen (wobei er auch nicht davor zurück schreckte, sich einfach Nackt auszuziehen und sich vor meinen Augen selbst zu befriedigen, wenn ich keine Lust hatte, denn spätestens dann konnte auch ich nicht mehr nein sagen). Ich ließ mich nach hinten sinken, zog den anderen mit mir und erwiderte den Kuss, den er einleitete. Ich spürte seine Finger über mein T-Shirt wandern, auf der Suche nach einem Weg unter den Stoff und meine eigenen Finger strichen seinen Rücken hinab und kniffen ihm sanft in den Po, was ihm ein leichtes seufzen entlockte. “Hnnn... Akira~” Ich hörte seine gepressten Worte, spürte sein Becken, welches sich gegen meines presste und erstickte mein eigenes Stöhnen an seinem Rücken, auf welchen ich immer wieder sanfte Küsse hauchte, oder aber auch gerne mal leicht hinein biss. Meine Hände glitten fahrig über seine erhitze Haut, während ich meinen Oberkörper wieder aufrichtete und mein Becken immer wieder gegen ihn stieß. Ich ließ eine Hand in seinen Schritt gleiten, und fing an, sein Glied im Takt meiner Stöße zu massieren, was den jüngeren unter mir aufstöhnen ließ. Seine Hand glitt tastend über unser Bett und als er endlich das Kissen gefunden hatte, zog er es zu sich ran und vergrub sein Gesicht in dem weichen Textilstück, um sein Stöhnen zu dämpfen, denn er war gerne laut beim Sex und unsere Wände waren dünn. Ich hörte wie er flehend meinen Namen seufzte, während er sein Becken so gut es ging gegen meines bewegte. Lange würde ich nicht mehr aus halten und auch Rukis Körper signalisierte mir, das er jeden Moment bereit war zu kommen. Ich zog mich langsam aus ihm zurück, bis nur noch meine Spitze in ihm war und spürte, wie sich der kleinere in freudiger Erregung anspannte, darauf wartend, das ich ihn mit nur einem kräftigen Stoß wieder füllen und ihm Wellen der Lust durch den Körper jagen würde, doch ich hatte andere Pläne, bewegte mich nur ein Stück nach vorne, bevor ich mich dann komplett aus ihm zurück zog. Ruki schnappte mit hörbarer Entrüstung nach Luft, er stand wohl wirklich schon an der Klippe, bereit sich den tosenden Wellen des Orgasmus zu ergeben. “Was... soll das?”, presste er schwer atmend hervor und setzte sich langsam auf, da ich keine Anstalten machte, dort weiter zu machen, wo ich aufgehört hatte. “Für gewöhnlich steh ich genau so sehr auf Machtspiele wie du Aki aber... Heute nicht... Jetzt nicht... Ich flehe dich an, fick mich endlich weiter!” Seine Worte jagten mir einen angenehmen Schauer durch den Körper und ich verwarf meinen Plan, ihn etwas Zappeln zu lassen, küsste ihn stattdessen hungrig und drückte ihn auf den Rücken, bevor ich mich wieder zwischen seine Beine setzte. Ruki legte sich die Hände auf den Mund und weitete seine Beine so weit es ging, als ich mich an seinem Eingang positionierte. “Ich will dich schreien hören.”, raunte ich erregt, ergriff seine Hände und pinnte sie auf die Matratze. “Nicht Aki... Ich bin zu Laut... die Nachbaa... AAAAAAAAAAAAAAAAHHHHH!” Ohne Vorwarnung stieß ich mein Glied in ihn, Ruki stöhnte ungehalten auf und bog den Rücken durch. Seine Finger schlossen sich fest um meine Hände, während ich mich mit festen, schnellen Stößen in ihm bewegte, bis wir beide nur einen Augenblick später kamen. Ich spürte wie er sich um mich zusammen zog, seine Beine um meine Hüfte schlingend, als hätte er Angst ich könnte zu früh aus ihm verschwinden und spürte, wie sich sein Sperma über meinen Bauch ergoss, ohne das ich ihn noch mal hatte anfassen müssen. Für einen Moment war alles blank und leer, es gab nur unsere erhitzen Körper in einem Meer aus Nichts, bevor plötzlich von allen Seiten ein lautes Klopfen zu hören war und laute Rufe, die Ruhe forderten (und irgendeinen der tatsächlich anerkennend pfiff). Ja... Ruki war laut und grade hatte er scheinbar alle Nachbarn geweckte. Wir schauten uns einen Moment in die Augen, bevor wir gleichzeit anfingen zu kichern wie kleine Mädchen. “Hier... Mach dich sauber.” Ich reichte Ruki die Taschentücher, nachdem ich mich aus ihm gelöst hatte und machte mich selbst nur grob sauber, bevor ich mich hin legte und erschöpft die Augen schloss. Jetzt brauchte ich wirklich schlaf. Vogelgezwitscher und Straßenlärm drangen an mein Ohr, signalisierten mir, das es Zeit wurde auf zu stehen, doch ich wollte nicht. Ich brauchte mich nicht zu bewegen um zu wissen, das jede Faser meines Körpers schmerzte. Das war die Quittung dafür, das ich meinem geschundenen Körper gestern noch wilden Sex zugemutet hatte. Selbst schuld! Ich zog den kleinen, flauschigen Körper meines Freundes näher an mich und verbarg mein Gesicht in seinem kurzen, weichen Fell. Flauschiger Körper? Kurzes Fell? Ich riss erschrocken die Augen auf und bekam eine recht gute Vorstellung davon, wie sich ein LSD-Trip wohl anfühlen könnte. Ich sah rosa, blau und gelb ineinander laufen. Schnell blinzelte ich ein paar mal und versuchte, meinen Blick zu fokusieren und langsam bekamen die Farben Struktur und Schärfe und als ich meinen Blick etwas höher wandern ließ, schaute ich in das dümmlich-fröhliche gesicht von Rei-chan. Ich seufzte genervt, setzte mich auf und hielt das Stofftier mit spitzen Fingern eine Armlänge von mir entfernt. Da stekte doch eindeutig mein Herzblatt dahinter, und tatsächlich hörte ich ein amüsiertes Kichern. Ich ließ das Stofftier fallen und drehte den Kopf etwas. “Gott wie spät ist es denn?”, japste ich doch etwas erschrocken und suchte nach meinem Handy, denn Ruki stand angezogen, geschminkt und gestyled an der Theke, die Uruha und ich gebaut hatten und machte Frühstück. “Keine Panik Akira, du hast noch genug Zeit.” Der jüngere kam zu mir, stellte mir eine Tasse Kaffe und einen Teller mit Toast hin, bevor er sich auf meinen Schoß setzte und sanft anfing an meinen Lippen zu nippen. “Du hast hoffendlich nicht wieder meinen Arbeitgeber angerufen und mich krankgemeldet?” “Ich weiß grad echt nicht, wovon du redest.”, singsangte der jüngere in einem unschuldston und wurde rot, als ich ihn an seine kleine ‘Untat’ erinnerte. Ich küsste ihn sanft, strich mit meinen Händen zu seinem Po, hörte ihn wohlig seufzen, als ich meine Hände in die Taschen seiner Hose schob und als ich hatte was ich wollte, schubste ich ihn sanft von meinem Schoß runter. Überrascht quiekend landete Ruki auf dem Rücken, Arme und Beine angewinkelt wie ein Käfer, bevor er sich aufrappelte und anfing zu mosern... Irgendwas von wegen Undankbar, Arschloch und Abführmittel im Kaffee, doch ich achtete nicht darauf (machte mir aber eine mentale Notiz, in den nächsten Tagen nichts zu mir zu nehmen, was Ruki zubereitet hatte) und schaute endlich auf die Uhr von Rukis Handy, stellte erstaunt fest, das es tatsächlich noch früh war. “Wann bist du denn aufgestanden?” Ich rappelte mich auf und stöhnte leise, ja, jede Faser meines Körpers schmerzte höllisch. “Bin gestern halt früh ins Bett und heute morgen schon vor dem Wecker wach gewesen, also hab ich ihn ganz ausgeschaltet, damit du schlafen kannst, mich fertig gemacht und dann wollt ich meinem Mann mit einem Frühstück für gestern Nacht danken, und was bekommt man dafür, hm? Wird einfach weg geschubst!” Ruki verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. “Dein Mann freut sich echt wahnsinnig über das Frühstück.”, hauchte ich versöhnend und schloss den kleinen in meine Arme, bis er wieder aufhörte zu schmollen. “Aber du hättest mich ruhig wecken können, dann hätten wir zusammen Frühstücken können.”, meinte ich, doch etwas traurig über die verpasste Zeit. “Nein das hab ich nicht über mich gebracht, wo Rei-chan und du euch doch endlich vertragt.”, lachte er frech. Ich löste mich von ihm, gab ihm einen klaps auf den Po und trottete erstmal ins Bad. “Ahhh... Man... Aki, weißt du wo ich meine Brille hin gepackt hab?” Ich schaute überrascht von meinem Brot auf und musterte meinen Partner skeptisch. “Seit wann trägst du deine Brille zur Arbeit?” Eine berechtigte Frage, denn Ruki hasste seine streber Brille mit dem dicken, schwarzen Gestell (seine Eltern hatten wirklich alles daran gesetzt, das er keine Freunde finden würde), er trug sie nur zu Hause oder höchstens mal zur Bandprobe, wenn er den ganzen Tag Kontaktlinsen drinn gehabt hatte. “Ich glaub du hattest sie nach der letzten Bandprobe in meine Tasche getan.”, meinte ich und zeigte auf die Tasche neben meinem Bass. “Jetzt sag schon, warum die Typveränderung? Etwa ein anderer Mann?” “Warum sollte ich mich für andere Männer interessieren wenn ich den perfekten schon habe, hm?” Oh ja, das schmeichelte meinem Ego grade richtig. Ich spürte die Arme meines liebsten um mich und lehnte mich gegen ihn. “Hm... Ich brauch Geld für ne Maniküre, also spar ich bei den Kontaktlinsen ein.”, raunte der jüngere missbilligend und musterte seine Nägel, die tatsächlich etwas demoliert aussahen. Halt wie die Fingernägel eines Mannes. “Und ich hatte schon ernsthaft befürchstet wirklich schwul zu sein, dabei hab ich doch tatsächlich ne Freundin.”, neckte ich den anderen und verzog das Gesicht, als er mir in die Wangen kniff. “Ich geb dir gleich Freundin, du Blödmann.”, murrte er grinsend und und löste sich von mir. “Wie lange musst du noch in der blöden Wäscherei arbeiten?” Ich folgte ihm in den Hausflur, wo er sich Schuhe und Jacke anzog. “Bis Freitag noch, die meisten kommen dann wohl wieder zur Arbeit. Halt noch ein paar Tage aus mein Herzblatt.” Er nickte tapfer, lächelte kurz und gab mir einen Abschiedskuss, bevor er sich auf den Weg zum Café machte. Lustlos zog ich mich an, als es für mich Zeit wurde zur Arbeit zu gehen und fluchte leise. Erst sech Stunden im Konbini und danach zur Wäscherei und bis Mitternacht nasse Laken und Klamotten sortieren und von einer Maschine in die nächste hieven. Gott war ich froh wenn der Scheiß vorbei war. Als ich im Konbini ankam saß Uruha auf dem Boden vor seinem Spind, Arme und Beine von sich gestreckt. “Reita.”, japste er kläglich, als er mich bemerkte. “Reita... Ich kann das nicht mehr. Ich bin nicht dafür geschaffen.”, beklagte er sich und ich rollte mit den Augen, stellte meine Tasche in den Spind und band mir die häßliche grüne Schürze um. “Uruha, dir ist klar das du ein Mann bist, oder? Und das wir auch Frauen vertreten?” Wie auch immer die das schafften. Ernsthaft jetzt! Was auch immer ich gesagt hatte, es musste etwas ausgelöst haben, den Uruha erhob sich mühselig und unter Schmerzen und erhob erfuchtgebietend einen Finger. Oh gott, jetzt kam wieder eine seine (unlogischen) predigen. Willkommen zu einer neuen Folgen von Uruhalogie. “Reita.”, leitete er mit ernstem tonfall ein, “Reita, es gibt zwei Arten von Männern. Hübsche Männer und starke Männer. Starke Männer bauen Häuser und arbeiten in Wäschereihen und... machen halt die harte Arbeit.” erklärte er mir seine verdrehte Weltsansicht. Ich schaute den Brünetten etwas ungläubig an und hob langsam meine Augenbrauen. “Und was genau willst du mir damit jetzt sagen?”, fragte ich vorsichtig. “Was ich damit sagen will? Was ich damit sagen will Reita ist, Ich bin ein hübscher Mann! Ich wurde nicht dazu geschaffen um körperlich zu arbeiten!”, empörte er sich und ließ sich wieder auf den Boden sinken. Mein rechtes Augenlied zuckte bedrohlich. “Ich bin also kein hübscher Mann?”, fragte ich scharf. Ich war nicht halb so sehr um mein äußeres bemüht wie Ruki oder Uruha, ich ging manchmal aus dem Haus ohne mir die Haare zu bürsten und hatte auch kein Problem damit, in Jogginghose in die Stadt zu gehen, aber der Spruch grade kratze ganz schön an der sprichwörtlichen Gürtellinie. Dafür würde Uruha noch grade stehen müssen. Vielleicht sollte ich es Ruki erzählen, der würde sich beim nächsten Treffen auf Uruha stürzen und den nichts ahnenden zu Boden werfen, um ihm dann an den Haaren zu ziehen. Bei der Vorstellung musste ich glatt lachen. “Nein Reirei... Du bist ein seltenes exemplar des hübschen, starken Mannes.”, erklärte er matt, scheinbar nicht realisierends, das ich grade doch Dezent verstimmt war, daher ignorierte ich auch die Hand, die er Hilfesuchend ausstreckte, als es Zeit wurde nach vorne zu gehen. Sollte er doch selber aufstehen, der hübsche Mann. Als der Zeiger endlich Mitternacht erreichte und ein schriller Pfiff durch die Wäscherei ging, hätte ich am liebsten meine Arme jubelnd in die Luft gerissen, aber der andauernde Schmerz hielt mich davon ab. Es war Freitag, es war Mitternacht, wir hatten überlebt. Ja, es fühlte sich wirklich an wie überleben. “Alter, nie wieder.”, raunte Aoi neben mir, als wir zur Umkleide gingen und Uruha und ich nickten nur zustimmend. “Hast dich wacker geschlagen Uruha.” Anerkennend legte ich die Hand auf die Schulter meines besten Freundes. Er hatte es wirklich durchgezogen. “Ha, danke. Wenn ich gleich zu Hause bin leg ich mich hin und schlaf bis Montag durch.”, meinte der Brünette grinsend und wir lachten. “Solange du zur Probe wieder wach bist.” Aoi erklärte, das er auch erst mal richtig ausschlafen und sich erholen würde und ich beneidete die zwei. Ich selbst musste morgen ein paar Stunden arbeiten, zum Glück aber nichts zu anstrengendes und außerdem nur fünf Stunden, die würde ich schon rum kriegen und am Abend würde ich es mir dann mit Ruki gemütlich machen und Sonntag hieß es zu zweit faulenzen und auf dem Sofa kuscheln. Ich konnte es kaum erwarten mal wieder einen ganzen Tag mit meinem Freund zu verbringen. “Also dann ihr zwei, bis Montag.” Ich winkte den beiden kurz, bevor ich den Heimweg antrat und steckte mir eine Zigarette an, seufzte zufrieden, als ich den ersten Zug nahm. Von dem Geld, das ich verdient hatte, wollte ich etwas ab zwacken, um Ruki zu verwöhnen. Vielleicht ein romantisches Wochenende in einem Hotel, mit Massage und so was, das würde ihm garantiert gefallen und da unser Jahrestag ziemlich mau ausgefallen war, Kino und ein (romantisches) Essen (bei McDonalds), wollte ich ihm etwas gutes tun. Und ich hätte ehrlich gesagt nichts dagegen mal ein paar Nächte in einem richtigen Bett zu schlafen, auf einer dicken Matratze. Als ich unsere Wohnung betrat, stutzte ich etwas. Das Licht brannte und der Fernseher lief noch. Schnell zog ich Schuhe und Jacke aus und betrat das Wohnzimmer, wo mein Freund auf der Couch .. Ja... Was genau tat er da eigentlich? Ich legte den Kopf etwas schief, doch egal wie, diese Pose war nie im Leben bequem oder gar gesund. Er lag da wie ein Schluck Wasser in der Kurve. “Also wirklich.” Ich schüttelte lächelnd den Kopf, schnappte mir den zusammengelegten Futon und breitete ihn vor dem Couchtisch aus, verteilte Kissen und Decke darauf und hob dann vorsichtig Ruki hoch. “Na toll, hast dich nicht mal abgeschminkt.”, murrte ich. Dann würde ich morgen früh wieder das Bett neu beziehen dürfen, weil alles voller Make-Up war. Ich legte den kleineren vorsichtig hin und fing an, ihn aus zu ziehen, was definitiv leichter war, wenn er mit half. “Hey, ich hab nen Freund.” Ich sah hoch. Ruki grinste mir entgegen und rieb sich verschlafen über die Augen. “Ach ja? Und wie sieht dieser Freund aus?”, fragte ich amüsiert und öffnete seine Hose. “Groß und stark und gut aussehend ist er, aber wir führen zur Zeit ne Fernbeziehung.”, schmunzelte der kleinere. “Hmm, also ich bin auch groß und stark und seh nicht all zu übel aus. Und ich würd dich nie verlassen.”, hauchte ich verführerisch und küsste ihn sanft. “Nie?” “Niemals.” “Okay, dann gehör ich jetzt dir.” “Spinner.” Ich küsste ihn wieder, bevor ich aufstand. “Lust mit mir duschen zu gehen?” Ich hielt ihm eine Hand hin und zog ihn auf die Beine, als er nickte und mir dann ins Bad folgte. Gott ich wollte nur noch den Geruch von nassen Laken und Seifenlauge los werden und dann schlafen. “Ich hab heute einen Jungen Kennengelernt.” Ich zuckte leicht zusammen, als ich die Worte hörte, hielt inne und rief mich zur Ruhe, bevor ich mich langsam aufsetzte und meinen Freund ansah, der schwer atmend und mit Lust verhangenen Augen vor mir saß. “Bitte was? Ist das jetzt ne neue Variante vom Dirty Talk?”, fragte ich doch recht perplex, denn mal Hand aufs Herz, wer hörte schon gerne Worte wie ‘Ich hab wen kennengelernt’, wenn man gerade dabei war das Glied seines Lovers nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen?! “W..Was?”, japste Ruki erschrocken und das zarte rosa seiner Wangen verwandelte sich in ein tiefes rot, als ihm klar wurde, das er das gerade Laut gesagt hatte. “Willst du drüber reden?” Er schüttelte den Kopf und ich lächelte zufrieden, beugte mich wieder runter und nahm sein Glied wieder zwischen meine Lippen. Ich bewegte meinen Kopf langsam auf und ab, ließ meine Zunge um seine Eichel kreisen und seine Länge entlang fahren und lauschte voller Zufriedenheit seinem leisen stöhnen und keuchen, blendete allmählich alles um uns herum aus. Ein dumpfes ‘knong’ und ein lautes Fluches ließen mich erneut inne halten. Ich schaute hoch und hatte alle mühe, nicht laut los zu prusten. Ruki saß vor dem kleinen Couchtisch, lehnte dagegen und hatte sich grade heftig den Kopf an der Tischplatte gestoßen, als er eben diesen nach hinten hatte fallen lassen. “Wehe du lachst Akira. Ich schwör dir ich tret dir ins Gesicht.”, drohte der jüngere, während er sich den Hinterkopf hielt und ich hatte wirklich alle Mühe, meine coolness zu wahren. Verdammt ich konnte ja noch nicht mal sie Zähne zusammen beißen. Ein kleines Glucksen entfuhr meiner Kehle, doch ich konzentrierte mich schnell wieder darauf, meinen Partner zu befriedigen, bevor er seine Drohung doch noch wahr machte und zu trat. Ich nahm ihn so weit ich konnte in den Mund und fing an leicht an ihm zu saugen, während meine Hand zu seinem Po fuhr und ich mit zwei Fingern leicht gegen seinen Eingang drückte. “Uhhh... Hnn... Yutaka.” Ich saß aufrecht und starrte Ruki entsetzt an, kaum hatte der Name seine Lippen verlassen und Ruki erwiderte meinen Blick, panisch. “Willst du drüber reden?” Es war eigentlich keine Frage und Ruki wusste es, denn obwohl er den Kopf schüttelte, setzte er sich gerade hin und schaute mich entschuldigend an. Mein Wochenende hatte ich mir echt anders vorgestellt. “Komm Ruki, Kurzfassung. Vielleicht können wir dann schnell weiter machen.”, raunte ich doch etwas genervt. “Ich... Ich hab nen Jungen kennengelernt.” “Weiß ich schon, darum reden wir hier statt rum zu machen.”, entgegnete ich. Ich wusste, das ich keinen Grund hatte eifersüchtig zu sein, war ich auch nicht, ich war sauer. Sauer das irgend so ein Kerl mich davon abhielt mit meinem Freund zu schlafen. “Sein Name ist Yutaka, er ist Drummer und er fand cool, was ich ihm über unsere Band erzählt hab.”, platzte es nun ungehalten aus meinen Freund heraus und seine Augen funkelten wie die eines Kindes an Weihnachten. “Und wo ist der haken?”, fragte ich leise und das Funkeln in Rukis Augen verschwand wieder. “Er ist schon in na Band... Aber da ist er nicht glücklich.”, fügte er schnell hinzu. Ein Drummer wäre mal wieder nötig, kein Wunder, das Ruki so aus dem Häuschen war. “Lad ihn doch mal zur Bandprobe ein, wenn's ihm gefällt, Sieg für uns.”, meinte ich Schulter zuckend und schaute dem jüngeren fassungslos hinterher, als er aufsprang, zu seiner Hose rannte und sein Handy zur Hand nahm. “Ernsthaft Ruki? Ich mein... Ernsthaft?!” Ich hasste diesen Yutaka. Aus tiefstem Herzen. Ruki wurde erneut rot, ließ Handy und Hose wieder fallen und kam zu mir zurück. “Na warte.. Jetzt zeig ich dir, was passiert wenn du an andere Männer denkst.”, drohte ich verspielt und Ruki biss sich verzückt auf die Unterlippe, beugte sich über den Couchtisch und bot sich mir an. Ohne ihn weiter vor zu bereiten, drang ich in ihn ein, spürte, wie er sich verkrampfte und Schmerz sich unter sein Stöhnen mischte. Ich beobachtete ihn genau, las seinen Körper, während ich ihn nahm, achtete auf seine Stimme, seine Mimik. Er wusste, das er sich darauf verlassen konnte, das ich auf ihn aufpasste, aufpasste, das sich Lust und Schmerz die Waage hielten. Das er darauf vertrauen konnte, das ich so fort aufhören würde, wenn ich bemerkte, das es ihn zu sehr schmerzte. Seine Hände fuhren über den Tisch, seine Nägel krallten sich in die glatte Oberfläche und versuchten Halt zu finden, während er sein Becken gegen mich bewegte. “Aki...ra...” Ich fokussierte meinen Blick wieder auf ihn, als er meinen Namen sagte, doch alles war okay, sein Körper war entspannt, die Lust hatte übernommen, er genoß, und ich schloß meine Augen, gab mich komplett der Lust hin. Erschöpft lag ich auf dem Boden, schwer atmend und sah zu Ruki, der halb auf dem Tisch lag und gierig Luft in seine Lungen sog. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte er leicht und streckte mir eine Hand entgegen. Ich rückte näher zu ihm, bis sich unsere Fingerspitzen berührten, verschränkte meine Finger mit seinen, als er sich zu mir beugte und schlang meine Arme um ihn, als er sich auf mich legte. Erst jetzt bemerkte ich, das seine Wangen feucht waren. Ich hatte gar nicht mit gekriegt, das er geweint hatte. “AH! Kein Wort Aki.” Ich schloss meinen Mund wieder, als ich seine Finger an meinen Lippen spürte und schluckte meine Entschuldigung runter. “Es war toll Akira, wirklich.”, meinte der kleinere und grinste leicht. “Ich mein, wars erregend? Ja. Tut mir der Arsch weh? Ja verdammt! Wird mein Arsch morgen noch weh tun? Aber so was von! Hats mich angeturnt?” Das Grinsen auf seinen Lippen hätte nicht breiter und dreckiger sein können. “Perversling.”, lachte ich und zog ihn zu mir hoch, um ihn sanft zu küssen. “Zum Glück ist morgen Sonntag, da kann dein süßer Arsch sich erholen.”, meinte ich frech und strich ihm ein paar verschwitzte Strähnen aus der Stirn. “Und jetzt erzähl mir etwas mehr von deinem Drummer Freund.” “Echt, jetzt? Nach dem Sex?” Ich hob skeptisch eine Augenbraue. Wollte er mich etwa ärgern? “Na besser als mitten drin.”, erinnerte ich ihn und hörte dann zu, wie er von dem Kerl erzählte, strich dabei sanft über seinen Rücken. “Echt, ein Drummer? Wär cool wenn's klappen würde, dann kämen wir vielleicht endlich mal voran.”, seufzte Aoi und Ruki und ich nickten. “Ich hab ihm geschrieben wann und wo wir proben, er meinte er versucht heute rum zu kommen, sonst aber definitiv am Mittwoch.”, erzählte Ruki und betrachtete seine Fingernägel, die er sich heute hatte machen lassen. “Hey Jungs, sorry für die Verspätung!” Uruha betrat gut gelaunt den Proberaum und ehe einer von uns reagieren konnte, war Ruki aufgesprungen und hatte sich auf den Brünetten gestürzt, der jetzt unter ihm lag, versuchte Rukis Hände ab zu wehren und die Welt nicht mehr verstand. “Hey was soll der Scheiß?”, rief er entsetzt. “Nur weil ich zehn Minuten zu Spät bin?” “Nein, dafür hast du nur nen Arschtritt verdient. Wollen wir doch mal sehen wer hier ein hübscher Mann ist, wenn ich damit fertig bin, dir deine falschen Haare aus zu reißen!”, blaffte Ruki ihn an und mir wurde ganz anders. Verdammt. Ich hatte schon völlig vergessen, das ich Ruki von Uruhas verdrehter Weltansicht erzählt hatte. “Aoi, kümmer dich um Uruha.”, meinte ich sofort und lief zu den beiden Streithähnen, die sich gegenseitig an keiften und versuchte Ruki aus Uruhas Haaren zu lösen, bevor hier noch irgendwer ernsthaft zu schaden kam. Bei dem ganzen Chaos bemerkten wir gar nicht, wie ein Fremder unseren Proberaum betrat und die ihm gebotene Szene mit Fassungslosigkeit beobachtete. Ich bugsierte Ruki zur anderen Seite des Raumes, während Aoi Uruha wieder auf die Beine half. “Meine Haare sind übrigens alle Echt, im Gegensatz zu deinen Fingernägeln.”, schimpfte der Brünette aufgebracht und ich hatte alle Mühe Ruki fest zu halten. “NICHT hilfreich Uruha.”, schimpfte ich und wandte meinen Blick zu meinen Bandkollegen, entdeckte nun den Fremden, der in der Tür stand. “Hey. Das hier ist ein privater Raum.”, fuhr ich ihn an und wollte zu ihm, um ihn aus unserem Proberaum zu bugsieren, als Ruki mich am Arm packte. “Das ist Yutaka. Der Drummer.”, raunte er mit einer Spur Verzweiflung in der Stimme. Na Geil... Einen tollen ersten Eindruck hatten wir da geliefert. Willkommen im Irrenhaus! Kapitel 6: Welcome... home? --------------------------- “Was ist mit der hier?” Ich zog eine Hose aus dem Ständer mit den reduzierten Artikeln und musterte Ruki. Begeisterung sah wahrlich anders aus. Klamotten kaufen war so schon ätzend genug, aber wenn der eigenen Freund ein selbsternannter Modekritiker war, und man so pleite war, das man im billigsten Bekleidungsgeschäft in ganz Tokio einkaufen musste, wurde es zu einer Tortur. “Sie kostet nur 900 Yen.”, versuchte ich es mit Vernunft. “Und ich brauch ne Hose.” “Vergiss es. Du könntest deinen süßen Knackarsch nur noch effektiver verstecken, wenn du einen Müllsack tragen würdest.”, raunte er bestimmend und ich hörte, wie die alte Dame auf der anderen Seite des Kleiderständers nach Luft schnappte. “Ruki, wenn ich keine neue Hose finde, werde ich meinen süßen Knackarsch mit einem Müllbeutel bedecken müssen.”, konterte ich, etwas leiser, um ungewollte Herzattacken bei älteren Damen zu vermeiden. “Die hier würde dir toll stehen.” Ruki ignorierte mich komplett und zog eine Jeans aus einem der nicht reduzierten Ständer. Ich verdrehte die Augen, als ich den Preis sah. “Die kostet auch gleich das fünf fache und Schuhe brauch ich auch. Und die kauf ich bestimmt nicht hier.”, stellte ich meinen Standpunkt klar und verstand nun wirklich nicht, was Ruki gegen meine Hose hatte. Zwei Beine, Gürtelschlaufen, Taschen, keine Löcher. Alles, was eine perfekte Hose für mich ausmachte. “Nein!”, meinte Ruki bestimmt und nahm mir die Hose ab, um wie wieder weg zu hängen. “Guck nicht so, das hässliche Ding wir dir schon keiner weg schnappen.”, zickte er mich an und fing wieder an zu suchen, ich tat es ihm gleich. Es war einfach nur ätzend. Ich machte mir nicht viel aus Kleidung, aber ich war (angehender) Rocker und ich wollte, das meine Kleidung das aussagte, aber alles was die Sachen hier aussagten war ‘Mich hat ein Kind ohne Schulbildung in Bangladesch genäht’. Wie sollten wir hier etwas finden, mit dem wir beide zufrieden waren? “Weißt du, ich wüsste da einen Weg, wie wir jeden Monat ne Menge Geld einsparen könnten.”, meinte Ruki nach einer Weile des schweigens in einem ruhigen, diplomatischen Tonfall. Ich schaute ihn Skeptisch an. Das Thema Zigaretten fiel schon mal weg, das hatten wir direkt nach dem Umzug probiert und nach drei Wochen beschlossen, nie wieder darüber zu reden und beim Kaffee ging auch nichts mehr, ich trank schon das billige Zeug und Ruki bekam auf der Arbeit gratis Kaffee. “Willst du auf dein Make-Up verzichten?”, fragte ich grinsend. Rukis Kopf schnellte hoch und sein Blick war Angst einflößend. Nein, definitiv war er da nicht Kompromissbereit. “Nein, Aki. Die paar Yen.”, wehrte er ab. Von wegen ‘paar Yen’. “Weißt du, ich hab mich mit deiner Mutter darüber unterhalten und~” Mir blieb glatt die Spucke weg und ich starrte ihn fassungslos an. Das war jetzt aber nicht sein ernst, oder? “Du hast mit meiner Mutter gesprochen? Du willst jetzt aber nicht ernsthaft vorschlagen, das wir wieder zu meiner Mutter ziehen, oder?”, fragte ich Fassungslos. Meine Mutter hatte sich vor kurzem endlich von ihrem Freund getrennt, nachdem er sie geschlagen hatte, und Ruki und ich hatten daraufhin einige Tage in ihrer Wohnung verbracht, nur um sicher zu gehen, das der Mistkerl nicht auf dumme Ideen kam. Das Verhältnis zu meiner Mutter war wieder im Lot, wir hatten uns für die Sachen entschuldigt, die in der Vergangenheit passiert waren und ich war glücklich darüber. Aber zu meiner Mutter zurück ziehen? “Denk doch nur an das Geld, das wir jeden Monat sparen können Akira. Davon könnten wir vernünftige Klamotten kaufen. HÜBSCHE Klamotten!” Um seine Worte zu untermauern zog er ein Hemd aus dem Ständer, knittrig und in dunklen grün und braun Tönen. Es sah aus, als hätte man damit ein Baustellenklo gereinigt und es in der Sonne trocknen lassen. “Hatten wir nicht eigentlich geplant, das der nächste Umzug in eine größere Wohnung wird? Mit einer richtigen Küche, einem großen Wohnzimmer und separatem Schlafzimmer?”, erinnerte ich ihn an unsere kleine Träumerei. “Deine Mutter hat ne tolle Küche und ein großes Wohnzimmer. Und wir hätten ein eigenes Schlafzimmer!”, verwendete er meine Worte gegen mich. “Überleg doch mal Aki. Es war doch toll bei deiner Mutter zu wohnen und... Gott ich HASSE unsere Wohnung.”, jammerte er herzerweichend. “Ich bin es leid jedes mal Beschwerdebriefe wegen Lärmbelästigung zu bekommen, wenn wir zusammen schlafen, Akira. Ich bin so kurz davor,” er machte eine Geste, zeigte mit Daumen und Zeigefinger eine nur wenige Millimeter kleine Lücke, “Jedes mal im ganzen Haus gratis Oropax zu verteilen, wenn ich will, das mein Freund es mir mal wieder ordentlich besorgt.” Ich musste mir ein Lachen verkneifen, was eher an dem schockierten Ausdruck der alten Dame lag. Ich war mir sicher, das er absichtlich laut sprach. “Ruki, hör auf alte Damen zu ärgern.”, ermahnte ich ihn leise und grinste. “Aber, im ganzen Haus?” Wir wohnten in nem Hochhaus, das würde teuer werden. “Hmm, nein, der eine Perversling der hinterher immer Jubelt darf weiter zuhören. Das ist irgendwie heiß.” Sein grinsen war einfach nur dreckig, die alte Dame stand kurz vorm Herzkasper und ich konnte nur noch Lachen. “Bitte Aki. Es hätte nur Vorteile und... Wir könnten uns ein Bett kaufen.” Ruki trat an mich ran und schaute mich mit großen Kulleraugen an. “Ein Bett wär toll.”, hauchte ich zustimmend. Ruki nickte. “Vielleicht sogar so ein tolles Boxspringbett wie in dem Hotel~” Verdammt, der kleine wusste ganz genau, welche Fäden er bei mir ziehen musste. Ich hatte ihn letzten Monat für ein langes Wochenende nach Kyoto entführt, in ein schönes Hotel mit Sauna, Massagen und all dem Schnickschnak, aber das Bett war der wahre Höhepunkt gewesen. Nach über einem halben Jahr auf dem Futon sang mein Kreuz Halleluja als es mit dem weichen Bett in Berührung kam. So wie ich Ruki kannte, war es eh schon beschlossene Sache und da meine Mutter scheinbar auch eingeweiht war, zählte meine Meinung so wie so nicht, aber ich musste wenigstens so tun, als hätte ich hier noch irgendwas zu melden. “Ich überlegs mir.”, gab ich klein bei, hob aber mahnend meinen Zeigefinger, als Ruki im Inbegriff war, mich zu Umarmen, was so viel bedeutet hätte wie ‘Fang an zu packen Schatz, wir ziehen heute noch um’. “Unter einer Bedingung. Du kaufst mir die Hose und ich will kein Wort hören.” Man konnte sehen, wie viel Willenskraft es Ruki kostete nicht zu protestieren, doch er ging brav zu dem Ständer, schnappte sich die Hose und zog mich zu den Kassen. Na ging doch. Jetzt brauchte ich nur noch ein neues paar Schuhe. “Ah, Danke.” Ich nahm die Tasse entgegen, zog den kleinen Behälter mit dem Zucker zu mir und schaufelte einige gehäufte Löffel in meinen Kaffee. “Hättest du gesagt, das du Kaffee zu deinem Zucker willst, hätt ich die Tasse nicht so voll gemacht.”, ein kurzes Schmunzeln, bevor mich ein besorgter Blick durchdringend musterte. “Alles okay Aki-chan?” “Hm? Ja Mum, nur.... Stress und so.”, hauchte ich leise und trank den ersten Schluck meiner Zuckerbombe. Widerlich, aber mein Körper brauchte dringend einen Energieschub und dafür eigneten sich die weißen Kristalle einfach am besten. “Also dann schieß mal los, was bringt mich zu der Ehre, das mein Sohn mich mitten in der Woche unangekündigt besucht, und das ohne seine bessere Hälfte. Stress im Paradies?” Ich hob skeptisch meine Augenbrauen in die Höhe, während ich an meinem heißen Kaffee nippte. “Na, ob man Ruki jetzt als meine bessere Hälfte bezeichnen kann, zweifle ich an.”, meinte ich lachend und stellte meine Tasse ab. “Andersrum würd ich dir Zustimmen, ich bin definitiv seine bessere Hälfte.” Ich betonte das ‘definitiv’ und meine Mutter lachte. “Nein, kein Stress im Paradies, keine Angst, ich wollt nur etwas mit dir besprechen, unter vier Augen.” Meine Mutter legte den Kopf leicht schief, tat unwissend, doch ihre Augen funkelten wissend. “Mir hat ein Vögelchen gezwitschert, das Ruki und du Zukunftspläne geschmiedet habt.” Ich versuchte erst gar nicht, den leicht anklagenden Unterton aus meiner Stimme zu nehmen, doch der schien meine Mutter eh nicht zu kratzen. “Wir haben uns unterhalten und Ruki meinte, das es... Probleme gibt.” Ich schaute meine Mutter fassungslos an. “Probleme?” Ja, unsere Wohnsituation war nicht ideal, wir waren beide nicht sonderlich glücklich darüber, wie es war, aber ich war noch lange nicht so weit, es als ein Problem zu benennen. Probleme hatte man meiner Meinung nach in einer Beziehung. Meine Mutter biss sich leicht auf die Unterlippe, scheinbar hatte sie gerade mehr ausgeplaudert, als sie hätte tun dürfen. “Mum, bitte.”, forderte ich doch recht barsch. Wenn Ruki Kummer hatte, dann wollte ich es wissen, damit ich daran arbeiten konnte. “Das hast du aber nicht von mir!” Ich nickte, würde darüber schweigen und unsere Probleme im Stillen lösen. “Er hat sich etwas bei mir aus geheult, du arbeitest den ganzen Tag, wenn du nach Hause kommst gehst du immer sofort ins Bett und na ja... Er meinte in letzter Zeit würde nicht sonderlich viel ‘Zweisamkeit’ stattfinden.” Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss, als meine Mutter ‘Zweisamkeit’ so arg betonte. Ruki hatte mit MEINER Mutter über UNSER Sexleben gesprochen. WTF? “Du liebst ihn doch noch, oder?” Die Frage riss mich aus meiner Starre und ich schaute meine Mutter kurz an, bevor ich lächelte. “Mit jeder Faser meines Körpers.”, hauchte ich leise, zog meinen Zucker-Schock-Kaffee zu mir und trank ihn in einem Zug aus. “Es würde dich wirklich nicht stören, wenn wir hier wieder einziehen?”, fragte ich vorsichtig, denn ich wollte nicht, das meine Mutter sich zu irgendwas genötigt fühlte und uns gegen ihren Willen aufnahm. “Es war mein Vorschlag Akira. Ich vermisse euch beide, ich vermisse dich.” Schon wieder wurde ich etwas rot um die Nasenspitze. “Mama~”, raunte ich nur betreten, sie konnte doch nicht solche peinlichen Sachen sagen. Ich blieb noch eine Weile bei meiner Mutter, redete mit ihr über unsere Band, den Umzug, Politik, Gott und die Welt. Wie hatte ich es doch vermisst. Als ich mich dann auf den Heimweg machte, hatte ich eine ganze Tüte voller Tupperdosen dabei, gefüllt mit allen möglichen Köstlichkeiten, gekocht von meiner Mum und mir (gut ich hatte lediglich das Gemüse geschnibbelt, aber trotzdem). Ruki würde vor Freude in die Luft gehen, wenn ich ihm gleich erzählte, das ich dem Umzug zustimmte. “Bin wieder da.”, rief ich in die Wohnung, schloss die Tür ab und fing an mich aus den Sachen zu pellen. Es langsam Frühling werden. Wir hatten schon April und es war teilweise immer noch so kalt, das man das ganze Winterprogramm mir Schal, Mütze und Handschuhen auffahren musste. “Du kommst spät.” Ich sah überrascht zu meinem Freund, der in der Tür zum Wohnzimmer stand, Arme vor der Brust verschränkt. Ah, die Probleme. Jetzt sah ich sie auch. “Ich war noch Unterwegs.”, antwortete ich trocken und kniete mich hin, um die Schnürsenkel meiner Schuhe zu lösen. “Du hattest vor fünf Stunden Feierabend. Ich hatte gedacht wir könnten was zusammen machen.”, raunte Ruki, hörbar sauer. “Sags doch einfach wenn du keine Lust hast nach Hause zu kommen.” Zum Glück saß ich mit dem Rücken zu Ruki, sonst hätte dieser gesehen, wie mir das Gesicht gerade entglitt. Was zum? War das sein Ernst? Ich ließ mir noch einen Moment Zeit mit den Schuhen, um meine Gefühlswelt wieder in Lot zu bringen, bevor ich ins Wohnzimmer trat, direkt den Kühlschrank ansteuerte. Ruki kauerte auf dem Sofa und blätterte in einer Zeitschrift. “Ich war bei meiner Mutter.”, durchbrach ich die Stille, nachdem ich das Essen weg geräumt hatte und faltete die Tüte zusammen. “Hab mit ihr über unseren Einzug gesprochen.” Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Ruki bei mir war, mich am Nacken zu sich runter zog und mich hungrig küsste. Ich schlang meine Arme um ihn, drückte ihn fest an mich und erwiderte seinen Kuss sinnlich. “Das war...” “Der Wahnsinn?”, schlug ich ihm schmunzelnd vor, strich liebevoll über die erhitze Haut meines Freundes, der schwer atmend auf mir lag. “Ja.” war alles, was er raus brachte, ich lachte leise. Ich ignorierte die kalten Küchenfliesen, auf denen ich lag, hielt Ruki fest umschlungen und seufzte wohlig auf. “Ist dir nicht kalt?”, hörte ich nach einer Weile seine besorgte Frage. “Hm, geht so, du wärmst mich ja.”, hauchte ich sanft, “Aber unbequem wirds langsam doch etwas.”, musste ich eingestehen, murrte trotzdem leise, als Ruki sich von mir löste, um auf zu stehen, aber ich folgte seinem Beispiel fast sofort und fing an, unsere verstreuten Kleidungsstücke vom Boden auf zu sammeln. Schnell legte ich die sauberen Sachen zur Seite und verstaute den Rest im Wäschekorb, bevor ich Ruki unter die Dusche folgte. “Ich kann morgen im Maklerbüro vorbei gehen und unsere Wohnung kündigen.”, hauchte ich leise, als er sich an mich schmiegte. “Und Samstag könnten wir zum Bettenparadies und uns mal umsehen.” “Du musst Samstag arbeiten, schon vergessen?”, raunte der kleinere missbilligend, ich grinste leicht. “Ich werd morgen Kündigen.” Ich hatte vor knapp drei Wochen meinen Job als Fahrer für die Reinigung gekündigt, da ich einen besser bezahlten bei einer Gebäudereinigung gefunden hatte. Der Nachteil, andauernde Nachtschichten und am Samstag den ganzen Tag, um die Büroräume von oben bis unten Grund zu reinigen. Wenn wir hier auszogen, würde mein Job im Konbini und im Lager völlig ausreichen, um meine Mutter zu unterstützen und noch Geld für alles andere übrig zu haben. Dann brauchte ich keine drei Stellen mehr, die mir das Leben aussaugten. Ruki schaute mich ungläubig an, bevor er mich erneut küsste und ich spürte, wie froh er darüber war. Ich sagte doch, ich würde unsere Probleme lösen. Wir verbrachten den ganzen Abend damit, unseren Auszug zu planen. Auf jeden Fall würden wir unsere Freunde wieder bitten zu helfen, wie schon bei unserem Einzug. Wenn der Makler einverstanden war, wollten wir die Wohnung möbliert abgeben, gegen eine geringe Summe für unsere Möbel, war ja alles noch in nem Top Zustand, es gab nur keine Möglichkeit sie mit zu meiner Mutter zu nehmen. Warum auch, dort gab es schließlich schon alles. “Ich werd meinen Chef morgen fragen, ob er mich nächste Woche mal nach Hause bringen kann, und wir im Baumarkt vorbei können, um Kartons zu besorgen, liegt ja auf dem Weg.” Ich nickte zustimmend. “Wenn nicht werd ich Aoi bitten.”, fügte ich leise hinzu und gähnte verhalten auf. “Jetzt lass uns endlich schlafen Ruki... Auch wenn du aufgeregt bist.” versuchte ich zum gefühlt hundertsten mal meinen Freund davon zu überzeugen, das wir endlich schlafen sollten. Es war bestimmt schon weit nach Mitternacht und ich wusste, für wann der Wecker gestellt war. “Ich freu mich halt.”, murrte der jüngere und schmiegte sich an mich. “Du und alle unsere Nachbarn.” versicherte ich ihm und driftete immer weiter ins Traumland ab. Als der Wecker unbarmherzig meinen Schlaf beendete murrte ich missmutig und zog mir die Decke über den Kopf. Ich hätte Ruki gestern knebeln sollen. “Willst du Frühstücken? Sonst weck ich dich, wenn ich gehe.”, hörte ich Ruki leise vorschlagen, während er leicht durch mein Haar strich. Ich murrte nur noch einmal, rollte mich unter der Decke zusammen und war dann auch schon wieder weg getreten. “Aaaaaaaaaaaaaakiiiiiiiiiiiiiiiiiii!!! Du musst jetzt echt aufstehen.” Ruki ließ mir gar nicht die Zeit wach zu werden, riss mir einfach die Decke weg und ließ sich auf mich fallen. “Alter geh runter... Du bist schwer.” beschwerte ich mich lachend und musste die Strafe für meine Worte auch sofort ausbaden, als der jüngere sich rittlings auf mein Becken hockte und anfing mich zu kitzeln. “Ich ergebe miiich!”, japste ich lachend. Ich war fix und fertig mit den Nerven, völlig außer Atem, aber wach. “Bis heut Abend bei der Probe.”, hauchte Ruki mir liebevoll ins Ohr, bevor er sich endlich von mir löste, seine Tasche nahm und mir kurz zum Abschied winkte. Ich blieb noch einen Moment liegen, bis ich mich völlig von dieser morgendlichen Quälerei erholt hatte und ging erst mal duschen, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit machte. “Hey Reirei.... Alter was ist los. Du siehst heut echt scheiße aus. Ärger im Paradies?” Ich sah meinen, ab sofort ehemals, besten Freund böse an, als er mich so Herz aller liebst begrüßte. “Na danke auch Uruha.”, antwortete ich schnippisch. “Warum fragt momentan jeder, ob es Ärger im Paradies gibt?”, fragte ich ihn überrascht und bekam lediglich ein Schulterzucken von ihm. “Weiß nicht. Weils mal Zeit wär?” “Was soll denn das nun wieder bedeuten?” Musste man den brünetten etwa verstehen? “Na, ihr seid jetzt wie lange zusammen? Fünf Jahre?” “Vierdreiviertel.”, verbesserte ich ihn, nur um ihn zu ärgern und sah, wie er genervt die Augen verdrehte. “Sorry. Vierdreiviertel Jahre. Und ihr habt immer noch die Rosarote Brille auf. Ihr hattet bisher noch keinen großen Krach oder so, und das bei dem Temperament von Ruki. Das ist nicht mehr normal Reita.”, klärte Uruha mich auf und ich musste schmunzeln. Stimmte schon irgendwie. Wir hatten zwar öfters mal Zank, denn wir waren beide dickköpfig und Rukis Temperament war eine Klasse für sich, aber bisher wurden noch nie Sachen durch die Gegend geworfen, niemand hatte fluchtartig die Wohnung verlassen um wo anders zu übernachten, und selbst wenn wir Zoff gehabt hatten, schliefen wir nebeneinander ein, und am nächsten Morgen war für gewöhnlich alles wieder vergeben und vergessen. “Nein Kou, sorry aber kein Ärger im Paradies. Ruki hat mich nur die ganze Nacht wach gehalten.”, raunte ich und bediente mich an dem braunen Putzwasser, welches sie hier im Laden als Kaffee verkauften, reichte dem anderen ein paar Münzen, damit er das Getränk in die Kasse eingeben konnte. “Na für jemanden, der die ganze Nacht Sex hatte, bist du reichlich muffig heut früh. Hats etwa nicht geklappt?” Großer Gott, womit hatte ich ihn als Freund verdient? “Kein Sex, wir haben nur geredet. Oder besser gesagt, Ruki hat geredet.”, klärte ich ihn auf. “Wir werden demnächst umziehen, bereite dich also seelisch schon mal darauf vor.”, warnte ich ihn und sah, wie er mich fassungslos ansah. “Nein, Reirei. Sorry aber NEIN! Euer Einzug war die Hölle. Sechs Stockwerke ohne Fahrstuhl und bei fünfzig Grad im Schatten. Ich hab genug gelitten um nie wieder im Leben bei einem Umzug helfen zu müssen.” protestierte er, wohl wissend, das Ruki ihn schon zwingen würde, uns zu helfen. “Ganz ruhig du Schwächling. Die Möbel werden sehr wahrscheinlich in der Wohnung bleiben, also nur ein paar Kartons und alles Treppe runter.”, versuchte ich ihn zu beruhigen, vielleicht vergaß er ja das kleine Deteil, das er ohne Kisten wieder hoch laufen musste. “Habt ihm Lotto gewonnen?”, fragte der andere entsetzt und ich seufzte leise. “Wenn du lachst hetz ich Ruki auf dich und werd ihn dieses mal nicht aufhalten.”, drohte ich und Uruha nickte brav. Seit Rukis Angriff hatte er doch schon ein bisschen Angst vor unserem Sänger. “Wir haben beschlossen wieder zu meiner Mutter in die Wohnung zu ziehen.”, seufzte ich leise. “Wow, klingst ja mächtig begeistert. Wie kommts?”, fragte der andere Nüchtern und ich zuckte kurz mit den Schultern. “Das unsere Wohnsituation nicht gerade Ideal ist, ist ja kein Geheimnis.” Er nickte. “Unsere Wohnung ist sau teuer, die Nachbarn machen nur noch Stress.” Ich zuckte erneut mit den Schultern. “Zieh ich gern wieder zu meiner Mutter? Nein, nicht wirklich. Ist es der richtige Schritt? Ich denke schon.”, erklärte ich ihm, und Uruha nickte verstehend. “Na, wenn wir demnächst mit Gazette die Charts stürmen werden wir eh kaum noch zu Hause sein, dann braucht ihr auch keine eigene Wohnung.”, meinte Uruha lachend und brachte mich zum schmunzeln. “Stimmt auch wieder.”, stimmte ich ihm bei, auch wenn ich wusste, das es noch etwas dauern würde, bis wir die Charts stürmen würden, erst mal mussten wir jetzt anfangen, ein paar Live Auftritte zu machen. Unser großes Ziel war ein Festival im Sommer für Nachwuchs Bands. Die Zusage dafür stand allerdings noch aus. Da Uruha heute eine kürzere Schicht hatte als ich, winkte ich ihm zum Abschied und seufzte leise. Statt der Quasselstrippe hatte ich jetzt eine Mittelschülerin an der Backe, die mich ständig aus den Augenwinkeln anstarrte. Ich hasste es angestarrt zu werden. Ich zog mein Handy aus der Tasche und schrieb eine Nachricht an Kai, wollte wissen, was er so trieb. Er brauchte nicht lange um zu Antworten und ich musste leise lachen. Kai war seit knapp vier Monaten bei uns Drummer, da er aber noch einige Pflichttermine mit seiner alten Band gehabt hatte, war er offiziell erst seit gut einem Monat unser Drummer. Er arbeitete nebenbei in einem Restaurant als Mädchen für alles, und seiner SMS zu folge, war während des Mittagsgeschäfts die Spülmaschine ausgefallen und er hatte gerade eine Trilliarde Teller bei Hand spülen müssen. Das wahre Highlight war aber das Bildchen aus Zeichen, Buchstaben und Zahlen, das eine völlig entsetzt aussehende Figur zeigte. Er schickte ständig solche Bildchen und ich fragte mich, woher er die immer hatte, oder ob er sie selbst bastelte. Ich schickte ihm ein ‘Ganbate!!!’ und steckte das Handy wieder weg. Ich war wirklich froh, das Kai und ich Freunde geworden waren, auch wenn der Anfang alles andere als gut war und ich sogar kurz davor stand, ihn wieder aus der Band zu werfen. Nach dem grandiosen ersten Eindruck den wir gemacht hatten, hatte es mich schon verwundert, das Kai nicht sofort wieder die Biege gemacht hatte und nach der ersten gemeinsamen Probe, hatte er dann gemeint, das er sehr gerne bei uns mitmachen würde und wir empfingen ihn mit offenen Armen. Was mir bei den Proben dann jedoch bald auffiel war, das Kai immer sehr schnell seinen Blick abwenden würde, wenn Ruki und ich uns näher kamen, selbst wenn es eigentlich immer nur kleine Nichtigkeiten waren, eine Umarmung zum Beispiel, ein zweideutiger Kommentar oder das Trinken aus der selben Flasche. Na super. Unser Drummer hatte scheinbar ein Problem damit, wie wir zueinander standen. Was mich allerdings etwas verwunderte war, das er scheinbar kein Problem mit Ruki hatte, mit diesem unterhielt er sich ständig, scherzte und lachte. Der Kontakt zu den anderen Mitgliedern war noch nicht so wirklich vorhanden, mit mir selbst hatte er zu dem Zeitpunkt noch kein privates Wort gewechselt. Dann war er vielleicht selbst in Ruki verknallt? Eifersucht war auch nicht unbedingt besser. Ich zog Uruha ins vertrauen, denn bei Ruki genoss Kai Welpenschutz und mein Freund hätte mich nur lachend als Paranoid und Eifersüchtig getadelt, ohne meine Bedenken ernst zu nehmen und Aoi war der schlechteste heimliche Beobachter, der auf Gottes grüner Erde wandelte. Es tat schon fast weh ihn zu beobachten, wie er in Bars die Frauen abcheckte. Er starrte sie quasi in die Flucht und wunderte sich dann darüber, das er nie Erfolg hatte. Uruha bestätigte schon bald meinen Verdacht, Kai schaute tatsächlich immer sofort weg, wenn Ruki und ich uns näher kamen und ich wusste, das es Zeit für ein klärendes Gespräch unter vier Augen wurde. Doof nur wenn es quasi keinen Kontakt gab und man nicht wusste, wie man jemanden dazu bringen sollte, mit einem zu reden, der einen scheinbar nicht leiden konnte. Aber Gazette war mein Baby und das würde ich mir von niemandem zerstören lassen, und wenn es bedeutete, den Drummer wieder raus zu werfen und wieder Wochen oder Monate auf den nächsten zu warten, dann war ich bereit diesen Schritt zu tun. Ich schrieb ihm über Rukis Handy eine SMS, das wir die Probe gerne eine Stunde früher beginnen würden und zum Glück antwortete er, dass das kein Problem war. Nicht auszumalen was passiert wäre, hätte er nein gesagt, wäre zur normalen Uhrzeit aufgetaucht und hätte sich beim unwissenden Ruki dafür entschuldigt, das er nicht früher konnte. Und ich war der einzige der an Rukis Handy kam. Das hätte durchaus der erste Krach in unserer Beziehung werden können. Ich löschte die Nachrichten, inständig betend das es nicht doch noch zu irgendwelchen Gesprächen zwischen Kai und Ruki kam, welche die Bandprobe betrafen und brachte dann den Arbeitstag hinter mich. Kais schockiertes Gesicht, als er in unseren Proberaum kam und nur ich da war, wäre unter anderen Umständen vielleicht ganz amüsant gewesen, doch mir war das Thema gerade zu heikel. Was zum Teufel hatte der Kerl für ein Problem mit mir? Ich eröffnete ihm, das wir reden mussten, konfrontierte ihn mit meinen Beobachtungen und legte ihm nahe, die Band lieber früher als später wieder zu verlassen, sollte er irgendein Problem haben. Als er mir daraufhin gestand, das er Angst vor mir hatte, da ich nie mit ihm geredet hatte und ich ihn ständig aus den Augenwinkeln böse anfunkeln würde, blieb mir glatt die Spucke weg. Na super. Das Unterstütze Rukis ‘Brumbär’ Theorie ja perfekt. Ich war doch nicht grummelig, oder? Trotzdem verstand ich nicht, warum er immer so schnell den Kopf weg drehte, wenn ich einen Arm um meinen Freund legte oder wir uns eine Flasche Wasser teilten. Die Antwort war so simpel und offensichtlich, das ich es nie auch nur in Betracht gezogen hatte. Kai gab zu, sehr schüchtern zu sein und wir waren tatsächlich das erste Schwule Paar, das er kannte. Er hatte nicht negativ auffallen wollen, oder den Eindruck erwecken wollen, uns an zu starren, weshalb er einfach weg gesehen hatte, nicht bemerkend, das seine Bewegungen immer etwas zu schnell waren. Wir beschlossen, das klärende Gespräch für uns zu behalten und ignorierten die fragenden Gesichter der anderen drei, als sie zur Probe kamen, wo Kai und ich gerade zusammen Musizierten, ohne Noten, ohne Regeln, wir hatten einfach angefangen zu spielen und ignorierten Rukis äußerst kritischen Blick, als wir uns, zum ersten mal, unterhielten und dabei so offen zueinander waren, als würden wir uns schon Jahre kennen. Ich hatte wirklich einen guten Freund in dem Drummer gefunden. Als wir uns am Abend alle zur Bandprobe trafen, schwor Ruki unsere Freunde gleich mal für den Umzug ein. Uruha stimmte mit sichtbarem Widerwillen zu, Kai war voll auf begeistert uns helfen zu können und Aoi verlange eine anständige Mahlzeit als Entlohnung, ich versprach ihm, mit meiner Mutter zu sprechen, das sie als Dank für die Jungs was kochen sollte. “Lass uns heut zu Fuß nach Hause laufen.” Ich schaute meinen Freund skeptisch an, während ich mir eine Zigarette ansteckte. Seit wann war Körperliche Ertüchtigung für ihn eine Option, wenn es sich nicht gerade um rhythmische Bettgymnastik handelte? “Wie kommts?”, fragte ich, hörbar skeptisch und blies den blauen Dunst in die angenehme Abendluft. “Nur so. Ist ein schöner Abend und mir ist halt grad danach, mit dir zusammen nach Hause zu laufen. Könnte irgendwie... Na... Romantisch sein.”, meinte er Schulter zuckend. “Seit wann besitzt du denn eine romantische Ader?”, fragte ich schmunzelnd und ignorierte den kleinen Schlag gegen meinen Oberarm. “Ich bin Romantischer als du!”, warf er mir vor und ich stutzte. “Wann war ich denn bitteschön mal nicht romantisch?”, fragte ich neugierig, und die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. “Fünfundzwanzigster Dezember Achtundneunzig.” Ich schaute meinen Freund überrascht an, wusste grade echt nicht, was er von mir wollte und ihm fiel allmählich die Kinnlade runter. “Du hast es vergessen?”, rief er hörbar entrüstet und warf die Hände in die Luft. “Das war unser erstes Weihnachten und unser erstes mal aber.. Was war daran nicht romantisch?”, verteidigte ich mich und ignorierte die drei Schwachköpfe, auch Uruha, Aoi und Kai (wobei letzterer wohl eher mit geschleift wurde) genannt, die sich ‘unauffällig’ an uns ran zu pirschen versuchten, um auch ja nichts zu verpassen. “Ich sag dir was daran nicht romantisch war Akira!” Oh weh, es war nie gut wenn er in diesem Ton meinen ganzen Namen aussprach. Ich steckte in ernsten Schwierigkeiten. “Kannst du dir überhaupt vorstellen wie weh es tut in den Arsch gefickt zu werden? Grade beim ersten mal und wenn beide totale Jungfrauen sind? Und dann wach ich auf, alleine in meinem Bett mit nichts als einem Brief in dem steht, das du ans andere Ende von Japan ziehst und wir ja Schluss machen können!”, schimpfte der kleine und ein entsetztes Japsen von Seiten unserer Freunde drang an mein Ohr. “Das hat er nicht wirklich gemacht, oder?” Uruha trat an Ruki ran und schloss den kleineren beschützend in seine Arme, feuerte tödliche Blicke auf mich ab. “Was mischt DU dich denn jetzt bitte ein Kou? Du bist doch der, der nie bei einer seiner Errungenschaften übernachtet, weil das der erste Schritt in Richtung Beziehung wäre!”, warf ich dem brünetten vor, den das völlig kalt ließ. “Das sind alles One-Night-Stands und das wissen die Leute, die erwarten nicht das ich da bleibe und ich machs aus Prinzip nicht mit Jungfrauen, die werden dann immer so anhänglich.”, erklärte mir der andere seine Prinzipien und ich machte eine Hilflose Geste mit den Armen. “Ich wollte einfach Weihnachten mit dem Jungen verbringen den ich liebte, ohne das einer von uns, oder wahlweise wir beide, am rum flennen waren, weil ich umziehen würde.”, erklärte ich mein damaliges Handeln. “Ich weiß das es nicht die feine englische Art war aber... Man, Ruki!” Ich schaute meinen Freund Hilfe suchend an, der mich immer noch völlig emotionslos musterte, doch langsam bröckelte seine Fassade, so sehr er auch versuchte das Grinsen zu unterdrücken, es wollte ihm nicht mehr gelingen, also schnippte er seine Zigarette weg, löste sich von Uruha und überwand die paar Schritte zu mir, legte seine Arme um meinen Nacken und küsste mich sanft. “Könnte ich die Zeit zurück drehen und diesen Abend noch mal erleben, ich würde nichts ändern.”, hauchte der kleinere gegen meine Lippen und Uruha ergab sich im Hintergrund seiner simulierten Übelkeit angesichts all der Schnulzigkeit um ihn rum. Wir liefen in einem gemütlichen Tempo nebeneinander her und als ich spürte, wie Ruki meine Hand ergriff und unsere Finger ineinander verschränkte, musterte ich ihn kurz, drückte seine Hand aber leicht. Wir hatte irgendwann aufgehört in der Öffentlichkeit zu deutlich zu zeigen, wie wir zu einander standen. Zwar hatten wir, zum Glück, nie wirklich schlechte Erfahrung gemacht und wir waren beide realistisch genug um zu wissen, das es viele Leute gab, die unsere Art der Beziehung nicht verstanden, verstehen wollten, und das störte uns nicht. All die Sprüche und Blicke waren uns relativ egal. Es war nur so extrem nervtötend, also ließen wir es einfach bleiben und genossen unsere Beziehung dort, wo sie akzeptiert wurde, um so mehr. “Tut mir leid wegen damals.”, hauchte ich nach einer Weile und blieb stehen, als Ruki plötzlich stoppte. “Ach Aki, nimm doch nicht immer alles so schwer.”, seufzte der kleinere und stellte sich vor mich, legte seine Arme um meine Schultern und ich beugte mich etwas runter, lehnte meine Stirn gegen seine. “Wir waren beide nur Kinder und hätten nichts ändern können. So hatten wir immer noch einen tollen Abend. Einen besseren als wir gehabt hätten, hättest du mir vom Umzug erzählt.”, hauchte er und nippte kurz an meinen Lippen. Meine Güte war der kleine heut liebesbedürftig. Ich legte meine Hände auf seine Hüfte, vertiefte den Kuss etwas und musste grinsen, als eine Gruppe Schülerinnen kichernd an uns vorbei lief. Als Ruki sich von mir löste, grinste er schelmisch. “Eindeutig Yaoi Fans.”, kommentierte er das gekicher der Schülerinnen und setzte seinen Weg fort. Ich holte schnell zu ihm auf, legte meinen Arm um seine Schulter und zog ihn etwas näher an mich. Zufrieden seufzend legte er einen Arm um meine Hüfte und ergriff mit der anderen meine Hand, die auf seiner Schulter ruhte. Als wir endlich das Haus erreicht hatten, in dem wir wohnten, begegneten wir im Flur einer Nachbarin, mit der Ruki auf persönlichen Kriegsfuß stand. Keine Ahnung was die alte Schachtel für ein Problem mit uns hatte, aber schon an unserem Zweiten Tag, und seither täglich, landeten irgendwelche Broschüren irgendwelcher Kirchen, Sekten und Seminaren in unserem Briefkasten, die uns von unserer Homosexualität heilen sollten, manchmal gab es sogar irgendwelche Kräutertees die die selbe Wirkung haben sollten. Das hatte uns eigentlich immer amüsiert und wir hatten mir purer Begeisterung (für so viel Idiotie) die Broschüren gelesen, die uns heilen sollten. Seit sie uns aber einmal die Polizei auf den Hals gehetzt hatte, nachdem ein Kind hier in der Nachbarschaft verschwunden war, war uns klar geworden, das es für sie keine Grenzen gab. Das war wahrlich das demütigste gewesen, was ich je erlebt hatte. Mitten in der Nacht hatte es angefangen an der Tür zu hämmern, ich hatte mir nur schnell eine Shorts angezogen, gedacht das es einer der Nachbarn war, doch in der nächsten Sekunde wurde ich zur Seite gedrängt, mir wurden Polizeimarken vor die Nase gehalten und Ruki schrie erschrocken auf, als man die Decke von ihm riss, seine Nackter, leicht besudelter Körper vor zwei Dutzend Polizisten angestarrt wurde. Nur in Unterwäsche standen wir im Hausflur, wurden befragt wo wir den ganzen Tag waren, während unser Zimmer auf den Kopf gestellt wurde, als gäbe es auch nur das kleinste Versteck in den 20m². Lächerlich. Einfach lächerlich und demütigend, aber noch lange nicht der Gipfel der infamen Unterstellungen. Als vor zwei Monaten plötzlich unser Makler vor unserer Tür stand und uns erzählte, ein anonymer Nachbar hätte gesehen, wie wir uns im Hausflur an dem Hund einer Nachbarin vergangen hätten (was er natürlich absolut nicht glaubte. Trotzdem hatte er sich die Mühe gemacht her zu kommen statt Kopfschüttelnd diese Geschickte als Müll abzutun?!), hätte ich am liebsten gleichzeitig gelacht und geweint. Wie konnte man nur eine solch kranke Fantasie haben? Ruki war einfach wortlos aufgestanden, ins Bad gegangen und hatte sich übergeben. Es war dem Makler sichtlich unangenehm, aber er sollte ruhig leiden und ein schlechtes Gewissen haben. Ich zog Ruki noch etwas näher an mich, als ich ihren angeekelten Blick sah. “Hmm, weißt du worauf ich jetzt riiiiichtig Lust hätte Schatz?”, fragte Ruki, lauter als nötig gewesen wäre. “Auf Doggy Sex.” raunte er dreckig und ich schmunzelte. “Oh ja, das klingt gut.”, stimmte ich zu und wir beeilten uns, so schnell wie möglich die vier Stockwerke hinter uns zu bringen, ohne zu rennen, und brachen in schallendes Gelächter aus, kaum hatten wir die Tür hinter uns geschlossen. “Hast du ihren Gesichtsausdruck gesehen?”, lachte Ruki und ich nickte. “Oh Gott ich wette sie ruft jetzt grade Peta und Greenpeace an.”, kicherte ich und musste mir den Bauch halten, der bereits weh tat vom lachen. “Okay... Ich geh Essen aufwärmen.”, giggelte ich und wuschelte durch sein Haar, bevor ich mich in die Küche begab. Allmählich fing ich an, mich doch darauf zu freuen, wieder bei meiner Mutter zu wohnen. Ruki hatte recht, es war immer schön bei ihr gewesen und das würde es wieder werden, ganz bestimmt. “Ruki, aufstehen.”, säuselte ich zärtlich in sein Ohr und kicherte, als er quiekte und unter die Decke kroch. “Ich will niiiicht.”, nuschelte mein Freund und rollte sich in die Decke. Wir hatten gestern angefangen die ersten Kisten zu packen, kein Wunder das Ruki heute früh so muffig war. “Na komm schon. Ich hab Frühstück gemacht, und wir wollten doch heute ein Bett kaufen gehen.”, lockte ich ihn mit süßen Worten und hörte ihn grummeln. “Ich hasse dich Aki.”, raunte er und setzte sich langsam auf. “Und ich liebe dich Ruki. Warum auch immer.” Ich gab ihm einen leichten Kuss und setzte mich an den Tisch, um endlich meinen Kaffee trinken zu können. “Ich hoffe wir finden ein Bett. Ein schönes großes.” Ruki ließ sich neben mich aufs Sofa plumpsen, nahm mir meine Tasse aus der Hand und bediente sich an meinem Kaffee. “Frechdachs.”, kommentierte ich sein diebisches Verhalten und bediente mich an dem Toast. “Solange du unser Budget im Blick behältst lass ich dir relativ viel Freiraum, das hab ich dir ja versprochen.”, erklärte ich ihm noch einmal die getroffenen Regeln. Ich hatte gesagt was mir wichtig war und was absolut nicht in Ordnung wäre, ein Himmelbett zum Beispiel, das wäre einfach zu tuntig. Ruki hatte die Bedingungen akzeptiert und hatte nun quasi freie Wahl was Farbe, Design etc anging. “Wir finden schon was, wenn du nicht über kritisch bist.”, meinte ich zuversichtlich und nahm meinen Kaffee wieder aus seiner Hand. Man sah dem Verkäufer an, wie unwohl er sich fühlte. Er schien nicht wirklich viel davon zu halten, zwei Männern ein Doppelbett zu verkaufen, doch trotz seiner Abneigung blieb er sehr höflich uns gegenüber und beriet uns so professionell wie er nur konnte, und dafür hatte er meinen Respekt, und scheinbar auch Rukis, denn es war quasi sein Hobby, Arschloch zu spielen und hätte der Verkäufer sich anders benommen, hätte Ruki unter Garantie angefangen so extrem rum zu schwulen wie er nur konnte. Händchen halten, Knutschen und zweideutige Sprüche inklusive. Aber er war brav, und ich dankbar dafür. “Okay, dann würde ich sagen wir gehen gleich zu den Boxspringbetten, da dort ja ihr größtes Interesse herscht, wir haben einige Modelle, die in ihrem Budget liegen.”, meinte er, nachdem wir erzählt hatte, was wir suchten und uns leisten konnten und folgten ihm brav durch den Laden. “Haben sie sich schon Gedanken gemacht wegen Farben und Stoffen?”, fragte er und führte uns zum ersten Bett das gelinde gesagt .... Es war nicht schön. “Wir wollen auf jeden fall ein gepolstertes Kopfteil, Stoff, kein Leder, nichts zu helles, keine Brauntöne.”, erklärte Ruki, was ‘wir’ wollten und machte sich dann selbst auf die Suche. “Ist scheinbar in jeder Beziehung immer das gleiche.”, hörte ich den Mann neben mir nuscheln. Hatte er gerade einen Witz gemacht? “Frauen~”, kommentierte ich seinen Spruch und scheinbar hatte er nicht vorgehabt, es laut aus zu sprechen, so nervös wie er gerade wurde. Ich machte eine abwinkende Handbewegung und lächelte leicht. Ich war deswegen nicht beleidigt oder fühlte mich auf den Schlips getreten, er hatte ja recht, zumindest in unserem Fall, Ruki war wirklich die Frau in unserer Beziehung, brauchte ewig im Bad, ging gerne Schoppen, zickte und nörgelte am laufenden Band und konnte mich mit einem Augenaufschlag weich kochen. Der Verkäufer wollte Grade ansetzen etwas zu sagen, als Rukis Stimme den ganzen Laden erfüllte und nun auch wirklich JEDER wusste, das hier zwei Männer gerade ein Bett kauften. “Ruki was zur?”, fiepste ich, als ich das Ungetüm von einem Bett sah, auf dessen Kante Ruki saß und stolz wie Oscar grinste. “Es ist perfekt Aki.”, versuchte er mich von dem Bett zu überzeugen, das groß genug war um eine Gazette-Übernachtungsparty darauf abhalten zu können. “Das passt niemals ins Schlafzimmer.” versuchte ich es mit Vernunft und wollte gar nicht wissen, was das Bett kosten sollte. “Das passt Aki, ganz bestimmt. Ruf deine Mutter an und bitte sie, eben das Zimmer aus zu messen, sie ist doch da.”, flehte mein Freund und ich fragte mich, warum der Verkäufer keine Anstalten machte, mir zu helfen. Er kannte doch unser Budget... Aber er kannte wohl auch genug dieser Gespräche, in denen der Mann letztlich klein bei gab und wie durch ein Wunder etwas mehr Geld mit hatte, als er seiner Frau gesagt hatte. Verdammt. Hoffend, dass das Bett zu groß für unser zukünftiges Schlafzimmer sein würde, ließ ich mir die Maße vom Verkäufer verraten und ging ein paar Schritte zur Seite, um meine Mutter an zu rufen und sie zu bitten, kurz im Zimmer nach zu messen, ob das Bett passen würde. Die Götter meinten es nicht gut mit mir. Nächstes mal sollte ich eine Maximalgröße ebenfalls zur Bedingung machen. “Wir werden nicht viel Platz mehr im Schlafzimmer haben.”, erklärte ich Ruki nüchtern, als ich wieder zu ihm rüber kam, doch er zuckte nur mit den Schultern. “Es ist das Schlafzimmer, solange ich die Türen vom Kleiderschrank noch ganz auf bekomme ist mir der Platz relativ.”, erklärte er und ich war mit meinem Latein am Ende. “Bei welchem Preis liegen wir?”, fragte ich an den Verkäufer gewandt, der sich innerlich sicher gar königlich über mich amüsierte (Die arme Schwuchtel, hatte extra das Ufer gewechselt und hatte jetzt doch ne ‘Frau’ an der Backe. Haha.) “Es liegt ein wenig über ihrem Budget, wir bieten allerdings eine sehr Kostengünstige Finanzierung an, falls sie nicht auf einmal bezahlen möchten.”, erläuterte er und nannte den Kaufpreis. Süß wie er ‘möchten’ benutzte statt ‘können’. Für diese Menge an Bett war der Preis wirklich gut und mit dem Geld meiner Mutter könnten wir den Großteil jetzt bezahlen und den Rest, wenn wir die Kaution oder das Geld für die Möbel bekamen. Trotzdem, es war mehr als ich ausgeben wollte. Ich sah zu meinem Freund runter und seufzte genervt. Wie sollte ich bei so viel Begeisterung nein sagen? “Aber nicht in diesem Porno Rot!”, raunte ich bestimmend und hatte einen überglücklichen Ruki an meinen Lippen kleben, ehe ich es hätte verhindern können. Es war nur ein kurzes Küsschen gewesen, trotzdem musterte ich ihn tadelnd und er nuschelte ein aufrichtiges ‘sorry’ in Richtung des Verkäufers, der sich kurz Sammeln musste, seinen Ekel gegen die Professionalität tauschen musste. “Eine gute Wahl die sie da getroffen haben. Das Bett ist hochwertig verarbeitet, der Hersteller gibt ihnen Fünfzehn Jahre Garantie auf die Liegefläche und mit dem Preis haben sie auch Glück. Das Bett ist zur Zeit im Angebot und wäre normalerweise um einiges Teurer.”, ratterte er seinen Text runter und zauberte die Stoffproben quasi aus dem Nichts herbei. “Die Wartezeiten betragen zur Zeit zwischen vier und sechs Monaten, je nachdem welche Farbe sie wollen.”, erklärte er und Ruki und ich sahen uns an. Eigentlich wollten wir das Bett so schnell wie möglich. Rukis Blick war pure Enttäuschung und Gott ich hasste es, wenn er so guckte. Ich wollte das er glücklich war. “Und wenn wir das Bett hier nehmen?”, fragte ich nach einer Weile leise. So schlimm war das Rot ja dann auch nicht. Irgendwie zumindest. “Oh, aber das ist ein Ausstellungsstück und... Ich bin nicht sicher.”, haspelte der Verkäufer, von der Bitte scheinbar völlig überfordert. “Wir brauchen das Bett recht bald.”, erklärte ich ihm unsere Lage. Er nickte verstehend. “Es ist nur so.”, fing er an, “Matratzen sind Hygieneartikel, diese Matratze ist ausgepackt und daher eigentlich unverkäuflich.”, erklärte er uns sein Dilemma. Verständlich irgendwo, aber am Fußende war eine Schutzfolie, die Leute lagen ja nur kurz Probe, meine Mutter besaß einen Dampfreiniger zur Reinigung von Polstermöbeln und wir würden so wie so einen Matratzenschutz und Bettlaken drüber ziehen. “Das wäre kein Problem für uns.”, erklärte ich ihm, während Ruki schweigsam zwischen uns hin und her sah. Ich hatte die Hoffnung, das sich noch etwas am Preis machen ließ, wenn ich bedachte wie billig wir unseren Fernseher bekommen hatten, weil er ein Ausstellungsstück war~ “Bitte, kommen sie mit in mein Büro, ich werde meinen Vorgesetzten anrufen.”, wand sich der Verkäufer aus der Entscheidung und wir folgten ihm, nahmen dankend den Kaffee an, den er uns anbot und warteten dann eine gefühlte Ewigkeit, während er telefonierte. Entweder es war wirklich ein höchst komplizierter Akt, die Matratzen Gesetzte zu umgehen, oder es hatte bisher niemand ein ausgestelltes Bett kaufen wollen, anders konnte ich mir nicht erklären, was so lange dauerte. “Ganz ruhig Ruki.”, versuchte ich meinen Freund zu beruhigen. “Bist du mir böse?”, fragte er unsicher und ich lächelte sanft, strich leicht über seine Wange. “Ein ganz klein bisschen vielleicht.”, hauchte ich sanft und wollte mich gerade zu ihm beugen, als unser Lieblingsverkäufer wieder in sein Büro kam. Ich setzte mich wieder auf und er sich uns gegenüber. “Mein Chef ist einverstanden, wenn sie sofort bezahlen. Angesichts der Umstände bin ich dazu berechtigt worden, ihnen diesen Preis an zu bieten.” er schrieb etwas auf ein Blatt Papier und reichte ihn uns. Mir blieb fast die Spucke weg. Das war knapp die Hälfte billiger. Heilige Scheiße! “Was würde liefern und aufbauen kosten?”, erkundigte ich mich, denn mal ernsthaft, dieser Luxus war jetzt ganz bestimmt im Budget und ich würde mir Arbeit und nerven Sparen. Wir machten einen Liefertermin für Ende der kommenden Woche aus, ich bezahlte alles und verließ mehr als zufrieden das Geschäft. “Wir haben ein Bett Aki!”, quietschte Ruki vergnügt und ich lachte. “Nein, wir haben ein Porno rotes Monstrum von einem Bett.”, verbesserte ich ihn. Meine Mutter würde aus den Latschen Kippen und Aoi und Uruha würden sicher einen Spruch nach dem nächsten fallen lassen, wenn sie es sahen, jeder anzüglicher und schmutziger als der vorherige und der arme, unschuldige Yutaka würde mit hochroten Ohren fluchtartig das Land verlassen, wenn er das hörte. Den Rest des Tages packten wir weiter Umzugskartons, ohne uns dabei zu Stressen und am Sonntag hatten wir mehrere Sammeltermine für eine Wohnungsbesichtigung. Der Makler tauschte fleißig Visitenkarten mit den Interessenten, Ruki und ich lobten die Hausgemeinschaft und Nachbarschaft in höchsten tönen und fast alle hatten großes Interesse daran, die Wohnung so von uns zu übernehmen, wie wir sie eingerichtet hatten, jetzt musste sich die Hausverwaltung nur für einen Nachmieter entscheiden, und wir beschlossen, am kommenden Sonntag die Wohnung endgültig zu räumen. “Ruki.... Was zum Geier soll das werden?”, fragte ich höchst amüsiert und musterte meinen Freund, der auf dem Boden lag, Beine angewinkelt und... Ja was genau machte er da eigentlich? Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte man vermuten können, das er sich an Sit-Ups versuchte, wobei er eher das Bild einer auf den Rücken gedrehten Schildkröte abgab. “Das sieht man doch wohl!”, schimpfte der jüngere und ließ sich auf den Rücken plumpsen. “Ich mach Sport.”, erklärte er mir das angeblich offensichtlich und ich musste lachen. “Wieso das denn auf einmal?”, fragte ich neugierig, stellte meine Tasche ab und ging zu ihm rüber, kniete mich hinter seinem Kopf hin und beugte mich über ihn, um ihm einen sanften Kuss zu stehlen. “War Sport nicht für dich immer wie Kryptonit für Superman?”, gluckste ich amüsiert. Ruki und Sport. Ich musste auf dem Heimweg einen schrecklichen Unfall gehabt haben, das mein Gehirn mir so etwas vorgaukelte. “Ich will einfach gut aussehen für dich.”, antwortete er nach einer Weile, tiefe Unsicherheit in jedem Wort und mir sank das Herz in die Hose. Es war schon über drei Jahre her, seit ich ihn das letzte mal so erlebt hatte. Damals, als er völlig verheult und Obdachlos vor meiner Tür aufgetaucht war. “Taka-chan.”, hauchte ich besorgt, sah ihm tief in die Augen und strich sanft über seine Wange. “Was ist passiert?”, fragte ich sanft, aber bestimmt. Es musste was heftiges sein, wenn es ihn so sehr verunsichert hatte, das von Ruki nichts mehr zu sehen war. Er biss sich auf die Unterlippe und ich wartete geduldig, strich weiterhin sanft über seine Wange. “Weißt du Taka, du musst keinen Sport machen oder gar eine Diät. Ich liebe jeden Zentimeter an dir. Du bist in meinen Augen einfach nur perfekt, von Kopf bis Fuß einfach nur durch und durch perfekt.”, hauchte ich nach einer Weile, da er keine Anstalten machte zu reden und beobachtete amüsiert, wie seine Wangen ein tiefes Rot annahmen. “Aki.”, hauchte er schüchtern, rappelte sich blitzschnell auf küsste mich stürmisch. Ich ließ ihn machen, genoss seine hungrigen Küsse, erwiderte sie voller Leidenschaft und ließ ihn spüren, wie sehr ich ihn liebte, das es nicht nur leere Worte waren, sondern mein voller ernst. “Also Takanori. Was ist passiert?”, fragte ich leise, als wir beide nebeneinander auf dem Boden lagen und uns minutenlang verliebte Blicke zugeworfen hatten. “Da ist ein Brief gekommen.”, hauchte er leise und ich zuckte leicht zusammen. Es gab nur einen Brief, der Ruki so aus der Bahn werfen konnte. “Hast du ihn auf gemacht?” Er schüttelte den Kopf. “Würdest du das bitte tun Aki?”, bat er mich um das, was ich ihm hatte vorschlagen wollen, es aber nicht getan hatte, um mich nicht auf zu drängen. Das hier musste in seinem Tempo geschehen. “Willst du das wirklich?”, fragte ich noch einmal nach, er nickte und ich rappelte mich auf, gab ihm einen sanften Kuss, bevor ich zur Theke ging, wo die heutige Post bereits vor sortiert lag. Werbung, Rechnungen und ein einzelner Brief, an Takanori adressiert, kein Absender, trotzdem wusste ich, von wem er war. Die Briefmarke war in Izumo abgestempelt worden. Unserer Heimatstadt. Dort gab es niemanden außer Rukis Eltern, der unsere Adresse kannte. Ich öffnete den Umschlag und nahm die beschriebenen Seiten heraus, fing an zu lesen und hätte den Brief am liebsten sofort weg geworfen. Es gab keine liebevollen Worte, kein ‘Wie geht es dir’, kein ‘Was machst du so’, kein ‘Wir vermissen dich’. Der Brief war herzlos, obwohl ich mir sicher war, das seine Mutter ihn geschrieben hatte, denn die Handschrift war sehr sauber und Rukis Vater war Arzt und die hatten bekanntlich ja eine Sauklaue. “Und?”, hörte ich ihn ungeduldig fragen, während er langsam zu mir kam. “Es sind positive Nachrichten.”, erzählte ich ihm, auch wenn ich das nicht so sah, aber er würde es als positiv empfinden. “Wirklich?” Er riss mir den Brief aus der Hand, seine Augen flogen über den Text, doch ich wusste, das er viel zu aufgeregt war, um wirklich zu lesen. “Bitte lies ihn mir vor.”, bat er mich dann auch schon und drückte mir den Brief wieder in die Hand, und ich erfüllte ihm seinen Wunsch. Sein Bruder war vor kurzem Vater geworden und da seine Freundin scheinbar Katholikin war, sollte bald Hochzeit und Taufe gefeiert werden und Ruki, als Onkel, sollte Taufpate werden. Wohl keine Entscheidung die sie mit Begeisterung getroffen hatten, sondern weil er Familie war und sie sich dazu verpflichtet fühlten, doch Taka war einfach nur glücklich und von den Socken. “Du musst unbedingt mitkommen Aki!”, japste mein Freund voller Glückseligkeit und ich hielt es für keine gute Idee, nickte aber. “Wenn du das willst.” Ich hatte nie gefragt, was seine Eltern über uns wussten, ging aber davon aus, das sie uns nur für Freunde hielten. Ob es so gut war, beim ersten Treffen nach so vielen Jahren, gleich mit Tür ins Haus zu fallen, zweifelte ich an. Eigentlich Grund mehr mit zu gehen. Je nachdem wie das wiedersehen verlief würde Ruki eine starke Schulter brauchen, die ihn auf dem schnellsten Weg wieder nach Tokyo brachte. Weg von diesen Menschen die er trotz allem so sehr liebte. “Ich werd gleich antworten, das ich jemanden mitbringen und ihnen vorstellen will und das wir umziehen, damit der nächste Brief auch ja ankommt.”, plapperte mein süßer Freund aufgeregt drauf los, schnappte sich Papier und Stift und setzte sich an den Tisch, und ich wollte Weinen. Weinen über so viel verschwendete Liebe, weinen, weil er so ein unendlich großes Herz hatte, während ich seine Eltern nur verachten konnte. Seit er bei meiner Mutter und mir eingezogen war, schrieb Ruki seinen Eltern ständig seitenlange Briefe, sobald es etwas zu erzählen gab. Egal wie Banal. Immer schickte er ihnen Briefe, zu Neujahr, Weihnachten, Mutter- und Vatertag und dieses Jahr sogar zu Ostern, obwohl seine Eltern nicht Religiös waren und wir beide uns nicht unbedingt sicher waren, ob dieser Feiertag einen Sinn hatte. Was sollte das mit dem Hasen und den bunten Eiern? “Kennst du die Freundin deines Bruders?”, fragte ich, ohne großes Interesse, doch ich musste über irgendetwas Reden, bevor ich die Beherrschung verlor und Ruki an den Kopf warf, das seine Eltern seine Liebe nicht verdient hatte und er aufhören sollte so zu tun, als hätten sie ihn nicht vor knapp vier Jahren aus dem Haus geworfen und ihn seither nicht einmal kontaktiert. Es war zum verzweifeln. “Weiß nicht. Er hatte damals eine Freundin die auf ein katholisches Mädcheninternat ging, aber ob das DIE ist, keine Ahnung. Entweder ja, oder mein Bruder steht einfach auf Mädchen die Erfahrung im Knien haben.”, lachte er frech und ich war dezent schockiert über diesen dreckigen Witz. “Ich mach uns Essen.”, meinte ich leise, ließ ihn seinen Brief schreiben und machte mich in der Küche ans Werk, froh, das es nur noch zwei Tage waren, bis wir hier endlich ausziehen würden. “Ich hasse euch. Ich hasse euch so sehr das könnt ihr euch gar nicht vorstellen!”, meckerte Uruha nun schon seit einer Viertelstunde am Stück und ganz ehrlich, ich konnte es ihm nicht verübeln, auch wenn es nicht unsere Schuld war. Als wir hier eingezogen waren, war es der heißeste Tag des Jahres gewesen, wir waren alle gestorben und obwohl es erst Frühling war, hatte sich ausgerechnet heute die Sonne dazu entschieden, sich nach Monaten der totalen Abstinenz, mal wieder blicken zu lassen und uns mit völlig ungewohnten zweiundzwanzig Grad zu verwöhnen. Eigentlich ne tolle Sache, wenn man nicht Kisten fünf Etagen durchs Haus schleppen musste. “Wenigstens ist schon alles vorbereitet, und wir sind ja auch zu fünft.”, versuchte Yutaka unseren Gitarristen zu beruhigen. “Das ist auch das mindeste, ich hätte echt keine Bock eure Sextoys in irgend einer Schublade zu finden.”, empörte sich mein bester Freund. Als ob wir die nicht als erstes weg gepackt hätten. “Dann guck am besten nicht in den Karton wo ‘Privat’ drauf steht.”, warf Ruki dem Brünetten trocken vor die Füße und eine seltsame Bewegung ließ mich den Kopf drehen. Kai war gerade dabei, eine Kiste hoch zu heben, war mitten in der Bewegung eingefroren und hatte einen hochroten Kopf bekommen, und als ich Rukis ‘Privat’ las, das in großen Buchstaben quer über die Seiten geschrieben war (damit es auch wirklich JEDER lesen konnte), tat er mir so unglaublich Leid. “Ruki, du hast Kai kaputt gemacht. Trag den Karton gefällig selbst!”, schimpfte ich mit meinem Freund, der mich nur frech angrinste, Kai die Kiste ab nahm und fröhlich summend aus der Wohnung hüpfte. Er war schon ein kleines Arschloch. “So, das ist der letzte Karton.” Ich stellte die Box in den Transporter und half Ruki auf die Ladefläche zu klettern, der kurz nach mir aus dem Haus kam. Ich zog die Ladeklappe runter und Uruha klopfte gegen die Wand zum Fahrerraum um Aoi Bescheid zu geben, das er nun losfahren konnte. Wenigstens gab es einen Fahrstuhl in dem Haus, indem meine Mutter lebte, wir sollten die Kartons also in null Komma nichts oben haben. Als wir ankamen, verteilte wir die Aufgaben in Gruppen. Aoi und Kai sollten die paar Kisten, die gleich in den Keller sollten, runter bringen und mein altes Bett, welches unten stand, hoch und dann zum Recyclinghof fahren, wenn sie den gemieteten Transporter zurück brachten. Uruha, Ruki und ich würden den Fahrstuhl voll machen und dann alles in die Wohnung räumen. Meine Mutter hatte ihr größeres Schlafzimmer gegen mein kleineres Kinderzimmer getauscht, gemeint das sie eh nicht so viel Platz und keinen so großen Kleiderschrank bräuchte und ich konnte nicht fassen, wie lieb meine Mutter doch war. “Alter, euer Bett ist so Porno.”, lachte Uruha als er die erste Kiste in unser Schlafzimmer trug und manchmal bezweifelte ich, ob er geistig je über die fünfzehn Jahre Grenze gekommen war. “Es war billig.”, klärte ich ihn auf, was ihn nur noch mehr lachen ließ und ich machte mich auf den Weg, den nächsten Karton zu holen, bevor Uruha die Chance hatte, weiter reden zu können. Der Einzug war wirklich schnell geschafft, Aoi war alleine zum Wertstoffhof gefahren, Kai half meiner Mutter in der Küche ein Festmahl für uns alle zu zaubern, Uruha und Ruki räumten die ersten Kisten aus und ich machte mich auf den Weg zum nahe gelegenen Konbini, um etwas Alkohol zu kaufen, das hatten wir uns verdient. Wir würden heute noch ordentlich feiern. Na ja etwas, immerhin war morgen schon wieder Montag. “Ich bin sooooooooo fertig.”, japste Ruki und ließ sich ins Bett fallen, nachdem er aus dem Bad kam. “War ja auch anstrengend heute.”, meinte ich sanft und zog mir unter dem missmutigen Blick meines Freundes Unterwäsche an, musste schmunzeln. “Na komm Ruki, lass uns schlafen. In unserem tollen Pornobett.” Ruki lachte leise auf, erhob sich aber schwerfällig und tauschte das Handtuch um seine Hüfte gegen eine Boxershorts, bevor er zu mir ins Bett kam und sich an mich schmiegte, fast augenblicklich einschlief. Kapitel 7: Happy Wedding ------------------------ “Du weißt schon, das es so was wie ein Briefgeheimnis gibt?” Ich schrak leicht zusammen und sah zu meiner Mutter, die den an Ruki adressierten Umschlag hoch hielt, dessen Inhalt ich gerade so fasziniert gelesen hatte. “Er hat gesagt ich soll ihn aufmachen und lesen.”, verteidigte ich meine ‘Straftat’. “Und, was schreiben seine Eltern?” Meine Mutter setzte sich an den Küchentisch und ich tat es ihr gleich. “Nur wegen der Hochzeit, Datum, Uhrzeit, Dresscode und ob wir im Hotel übernachten wollen oder bei ihnen zu Hause. Wie kann man solche Sachen nur so sachlichen schreiben?” Ich konnte, wollte es nicht verstehen. “Klingst ja mächtig begeistert. Wissen seine Eltern eigentlich über euch Bescheid?” Ich schüttelte den Kopf. “Ich glaube nicht. In seiner Antwort hat Ruki lediglich geschrieben, das er gerne wen mitbringen und ihnen vorstellen möchte. Ich sehs schon kommen, kaum wird die Tür geöffnet werden sie sie uns wieder vor der Nase zu schlagen.”, seufzte ich, hörbar genervt. “Aber ich finde es mutig von Ruki, das er dich seinen Eltern vorstellen will, er weiß bestimmt selbst, welches Risiko besteht.” Ich nickte und seufzte laut auf. “Ich muss jetzt zur Arbeit. Bis morgen.” Ich wünschte meiner Mutter viel Spaß, verschränkte meine Arme auf dem Küchentisch und legte meinen Kopf darauf. “Willst du mich verhungern lassen?” Ich öffnete langsam meine Augen, als ich kalte Finger an meinen Schultern und weiche Lippen in meinem Nacken spürte. “Oh.. Sorry ich bin wohl eingeschlafen.”, nuschelte ich müde das offensichtliche und setzte mich langsam auf. Ruki legte seine Arme um mich und bettete seinen Kopf auf meiner Schulter, musterte mich besorgt. “Alles okay?” Ich nickte, drehte den Kopf etwas und gab ihm einen sanften Kuss. “Was willst du essen, hm? Dann koch ich uns schnell was, während du duschen kannst.”, hauchte ich sanft und rappelte mich auf, nachdem der jüngere mir seinen Wunsch genannt hatte. Ruki und ich wohnten jetzt seit gut zwei Monaten wieder bei meiner Mutter und es war einfach Perfekt. Da meine Mutter zwischen Früh- und Spätschicht pendelte sahen wir sie nicht zu oft, meistens hatten wir die Wohnung komplett für uns, konnten einfach sein wie wir wollten, ohne Angst haben zu müssen, erwischt zu werden, wobei erwischt irgendwie ein falsches Wort war. Es bestand einfach keine Gefahr, das sie herein platze, während wir wild rum knutschten oder gar mehr. Und wir mussten uns nicht mehr mit nervigen Nachbarn rum schlagen, die ständig gegen die dünnen Wände hämmerten oder uns dämliche Broschüren in den Briefkasten warfen. Auch mit Gazette lief es zur Zeit großartig. Da Kai dank seiner vorherigen Band einige Kontakte und deutlich mehr Erfahrung hatte als wir, war er schon jetzt zu unserem Leader erkoren worden, hatte uns Auftritte in kleinen Livehouses verschafft (auch wenn sich die Besucherzahlen nur so um die zehn bis fünfzehn rum bewegten) und letzte Woche war der ersehnte Brief des Festivals für Nachwuchs Bands im September gekommen. Wir durften auftreten. Zwar am Sonntag und relativ spät, wenn die meisten Besucher also schon nach Hause gefahren waren, oder ihre Sachen zusammen packten, aber Kai meinte, dass das normal wär für ne unbekannte Band wie uns und das wir im nächsten Jahr sicher einen besseren Platz kriegen würden. Der Typ hatte das positive Denken echt gepachtet. Wahrscheinlich war seine Wohnung von oben bis unten mit niedlichen Motivationspostern zu gekleistert. Ich stellte Ruki den Teller mit dem Reisomlett hin, als er aus dem Bad zurück kam und setzte mich ihm gegenüber. “Ich will mich echt nicht beschweren Schatz, aber sollte man nicht mit der Zeit besser werden in Dingen die man immer wieder tut?” Ich sah meinen Freund überrascht an. “Dein Essen schmeckt immer noch total neutral.” lachte er und zog die kleinen Salz- und Pfefferstreuer zu sich ran, die immer auf dem Tisch standen. “Ich kann halt einfach nicht kochen.”, kam ich mit der selben Ausrede, die ich ihm seit vier Jahren auftischte und er lachte nur. “Deine Eltern haben übrigens geschrieben. Die Hochzeit ist Ende August, sie wollen wissen ob wir im Hotel oder bei euch zu Hause übernachten wollen und ich glaube sie erwarten, das du ihnen ein Mädchen vorstellst.”, gab ich ihm die Kurzfassung des Briefes und er musterte mich fragend. “Wie kommst du auf Freundin?”, fragte er, als er seinen Bissen runter geschluckt hatte. “Eineinhalb Seiten Dresscode für die Dame.”, erklärte ich und wenigstens konnte er sich königlich darüber amüsieren. “Ruki, du bist ja immer noch nicht fertig!”, ich musterte meinen Freund, der noch genau so da stand, wie ich ihn vor fünfzehn Minuten hatte stehen lassen, als ich unter die Dusche geschlüpft war. Nackt bis auf die Unterhose, eine Tube Foundation in der Hand, das feuchte Haar ungekämmt. Ich seufzte leise, nahm die Haarbürste und fing an, durch seine wuschige Mähne zu kämmen, wusste, wie sehr er es genoss, wenn ich das tat und tatsächlich ließ er sich nach hinten und somit gegen mich sinken. “Ich versteh ja, das du nervös bist, aber wir müssen wirklich zeitig los heute.”, hauchte ich sanft und ließ die Bürste wieder sinken, nachdem sein Haar endlich entwirrt war. Er nickte. “Ich fühl mich sicherer, wenn ich etwas Make-Up trage aber...” Er seufzte schwer und ich nickte verstehend. “Geh doch einen Kompromiss ein.”, schlug ich vor und Ruki sah mich an, als wär ich nicht mehr ganz dicht. “Foundation ja, Lidschatten nein. Dann fällt es kaum auf.”, erklärte ich ihm meine Idee und er löste sich von mir, musterte mich kritisch. “Aki, du erstaunst mich immer wieder.”, lachte er frech und ich drückte ihm einen Kuss auf. “Witzig, wirklich. Aber jetzt beeil dich, wir haben mindestens neun Stunden Autofahrt vor uns und deine Eltern erwarten uns zum Abendessen!”, raunte ich, gespielt motiviert. Wir hatten beschlossen die beschwerliche Strecke bis Izumo mit dem Auto zu fahren, das dauerte zwar neun Stunden (wenn wir gut durch kamen und ohne Pausen), aber sollte alles schief gehen, konnte ich wenigstens jederzeit mit Ruki abhauen, ohne das wir auf den Zug warten mussten, der nur alle paar Stunden mal eintrudelte. Während Ruki sich fertig machte, trug ich unsere Taschen zum Mietwagen und stellte das Navi ein. “Aki, hast du meine Kontaktlinsen gesehen?” Ruki rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn durch unser Schlafzimmer, als ich wieder hoch kam. “Die hast du gestern in die Kulturtasche gepackt und gemeint du trägst heute deine Brille.”, Ruki blieb mitten in der Bewegung stehen, bevor er sich entspannte. “Ehrlich?” Ich nickte und reichte ihm sein Brillenetui, welches auf dem Nachttischchen lag. “Wie seh ich aus?”, fragte er nervös und drehte sich vor mir. “Sehr chic und erwachsen.”, antwortete ich ehrlich. Er trug eine enge schwarze Jeans, ausnahmsweise mal eine ohne Löcher in den Beinen, ein weißes T-Shirt und einen schwarzen Blazer. Seine, momentan Schulter langen, Haare gingen von schwarz in ein dunkles blond über (er nannte es ‘Ombre’ ich ‘rausgewachsen’) und auch mit Schmuck hatte er sich heute nicht überladen, trug eine dünne silberne Kette mit einem ‘R’-Anhänger, ein silbernes Armband und den dünnen, gedrehten Ring am kleinen Finger, dessen Gegenstück ich an meinem kleinen Finger trug. Sie waren unser Symbol der Liebe. Kizuna. Das Schicksal, das uns für einander bestimmt hatte. “Mach dir keinen Kopf deswegen.”, meinte ich aufmunternd. Seine Eltern würden eh ausrasten, wenn sie sein gepierctes Ohr sahen, spätestens aber wenn ihnen klar war, wie wir wirklich zueinander standen. Kein Grund sich wegen der Anziehsachen Sorgen zu machen. Ich griff nach Rukis Hand und zog ihn mit sanfter Gewalt zur Tür, es wurde Zeit endlich auf zu brechen, wir lagen schon zwanzig Minuten im Zeitplan zurück. Die Fahrt über schwiegen wir fast die ganze Zeit, was mich nicht störte. Ich fuhr so selten Auto, und noch seltener über die Autobahn, das ich mich lieber darauf konzentrierte, statt zu Reden und Ruki las entweder in seinem Manga oder er döste vor sich hin, denn ihn entspannten Autofahrten immer. Ausserdem war es kein unangenehmes Schweigen, obwohl wir uns beide nicht ganz wohl fühlten. “Fahren wir erst zum Hotel oder erst zu deinen Eltern?”, fragte ich den anderen, der aus seinem Halbschlaf hoch schreckte, setzte den Blinker und nahm die Ausfahrt, als Izumo endlich auf den Ortsschildern erschien. “Uhm... Hotel.”, raunte der jüngere Matt und rieb sich die Augen. “Aki... Nie wieder mit dem Auto, okay?”, raunte er und streckte sich, so gut es ging. “Versprochen.”, meinte ich erheitert und nutzte eine rote Ampel, um im Navi die Adresse des Hotels als Fahrziel aus zu wählen, folgte dann brav den Anweisungen und parke den Wagen schließlich auf dem Parkplatz vor dem Hotel. Wir hätten öfter Pausen machen sollen, meine Beine waren ganz Steif und auch Ruki musste sich erstmal ordentlich strecken, bevor er eine der Tasche nahm und mit mir ins Hotel ging. Und ich fühlte mich so fehl am Platz. “Ruki... Ich dachte du hast deinen Eltern gesagt das ein normales Hotelzimmer reichen würde.”, raunte ich und ließ meinen Blick durch die Lobby dieses Luxushotels schweifen. “Für meine Eltern ist das hier normal Aki. Genieß es einfach.”, schmunzelte der kleinere und wandte sich an die Rezeptionistin. ‘Matsumoto? Da wurde ein Doppelzimmer gebucht. Oh, das muss ein versehen sein.’, hörte ich die junge Frau sagen und sah nun auch zu ihr, Ruki grinste nur. “Ach, machen sie sich keine Umstände, das passt schon.”, meinte er freundlich und ich musste leicht grinsen. Seine Eltern erwarteten wohl wirklich ein Mädchen. Die Rezeptionistin wirkte etwas verwirrt, reichte uns dann aber die Schlüsselkarte und ich folgte Ruki. Meine Stimmung wurde immer gedrückter. “Hey, warum so miesepetrig? Ist doch ein nettes Zimmer.”, meinte der Jüngere und stellte die Tasche aufs Bett, setzte sich daneben und musterte mich kritisch. “Es ist nur... Ich hatte irgendwie erfolgreich verdrängt das deine Eltern reich sind. Was du alles wegen mir zurück lassen musstest und ich... Ich konnte dir nicht mal eine eigene Wohnung bieten.” “Bist du noch ganz dicht?” Ich zuckte leicht zusammen, als ich seinen empörten Ton hörte. “Akira... Ja, meine Eltern haben Geld aber verdammt, ich hatte NICHTS, bevor du in mein Leben getreten bist. DU hast mein Leben erst Lebenswert gemacht, du bist mir wichtiger als alles Geld der Welt und müsste ich mich zwischen einem Leben mit dir in einem Pappkarton unter einer Brücke entscheiden, oder einem einsamen Leben in unermesslichem Reichtum, ich würde ohne zu zögern den Pappkarton wählen, solange ich nur bei dir sein kann!”, raunte er und mein Herz schlug wie wild in meiner Brust. Wir gönnten uns eine kleine Ruhepause, tauschten sanfte Küsse und verliebte Blicke aus, bevor wir wieder ins Auto stiegen und die kurze Strecke zum Haus seiner Eltern fuhren. Unser Auto völlig fehl am Platz in dieser chicen Gegend. “Ich war erst zwei mal hier, glaubst du das?”, fragte ich ihn lächelnd und Ruki sah mich kurz an, nickte dann. “Stimmt, das eine mal als du mich abgeholt hast, wo ich bei dir übernachtet hab.”, hauchte er und wir beide grinsten uns doof an. Damals hatten wir uns das erste mal geküsst. “Und dann Weihnachten.”, hauchte ich. “Ja, Weihnachten.”, wiederholte er und seufzte leise, bevor er aus dem Wagen stieg und den kleinen Weg zum Haus entlang ging. Ich folgte ihm und kam grade bei ihm an, als er auch schon die Türklingel drückte. Es dauerte nur einen kleinen Moment, bis die Tür geöffnet wurde und eine Frau öffnete, die ich als seine Mutter wieder erkannte, obwohl ich sie vor fünf Jahren nur kurz gesehen hatte. Die Haare zu einem strengen Zopf gebunden und in ihrem Marineblauen Kostüm strahlte sie enorme Autorität aus, obwohl sie kaum größer war als Ruki. Sie musterte mich einen Augenblick, bevor ihr Blick zu Ruki wanderte, Verwunderung auf dem Gesicht. “Takanori?”, fragte sie zaghaft, schien ihren eigenen Sohn nicht wirklich wieder zu erkennen, was kein Wunder war. Er hatte sich in den letzten Jahren wirklich sehr verändert. “Hi Mama.”, hauchte er leise und ich war mir sicher, das seine Stimme ein bisschen belegt klang. Die Frau musterte Ruki einen Moment, dann wieder mich, bevor sie ihren Sohn wieder musterte, genauer musterte und ihr Blick blieb an seinem Ohr hängen, besser gesagt an dem, was mal sein Ohrläppchen gewesen war. Man sah wie sie zwischen Unglaube und Ekel schwankte, bevor sie zur Seite trat und uns mit einer Handbewegung bat, ein zu treten. Wir folgten ihr schweigend ins Wohnzimmer, wo drei Augenpaare sich auf uns legten. Ein älterer Mann, schätzungsweise sein Vater, saß in einem Sessel und zog die Augenbrauen kritisch zusammen. Auf dem Sofa saßen ein junger Mann, der Ruki tatsächlich etwas ähnlich sah (nur halt Brav irgendwie), schätzungsweise sein Bruder und eine junge Frau, die bei unserem Anblick ihr Baby etwas enger an sich drückte, wohl die zukünftige Braut. Na die hatte ich ja jetzt schon gefressen, bei so einer Reaktion. “Brüderchen, bist du das wirklich?” Der junge Mann löste sich zuerst aus seiner Starre, stand auf und umarmte Ruki flüchtig. “Hi Shinji, siehst gut aus. Das ist Akira.”, stellte er mich seinem Bruder vor. Ich verbeugte mich leicht. “Suzuki Akira, freut mich.”, stellte ich mich noch einmal selbst vor. Shinji stellte Ruki seiner Verlobten vor, die wenig angetan wirkte und Ruki setzte das falscheste Lächeln auf, das ich je an ihm gesehen hatte. Ich nahm die Aufforderung mich zu setzten gerne an, bedankte mich für den Tee, den man mir reichte und hüllte mich in Schweigen, während Shinji Ruki mit geschwollener Brust erzählte, das er seine Facharztausbildung nun beendet hatte und er jetzt Gehirnchirurg war und mit deiner Frau nach Kyoto ziehen würde, wo er eine Stelle an einer renommierten Klinik bekommen hatte. Ich wollte Kotzen. Während sein Bruder in Eigenlob badete, hörte Ruki brav zu, nickte ab und zu oder gab einen kleinen Kommentar ab, während man mir mit kompletter Ignoranz begegnete. Sollte mir recht sein, ich wüsste eh nicht, was ich erzählen sollte. Als das Abendessen fertig war, bewegte sich die illustre Runde ins Esszimmer und obwohl das Essen bestimmt köstlich war, konnte ich es nicht genießen, denn Shinji hatte den Spieß nun umgedreht, statt zu prahlen verhörte er Ruki förmlich, obwohl er offensichtlich die Briefe kannte, die Ruki geschrieben hatte. Na immerhin hatte sie jemand gelesen. “Es reicht.”, knurrte ich, als er seiner Verlobten gerade erzählte, das sein Bruder ja plane ein berühmter Sänger zu werden, was sie kichern ließ. Ich ignorierte die Blicke seiner Familie. “Aki!”, zischte mein Freund und gab mir mit einem Blick zu verstehen, das ich zu schweigen hatte. Ich protestierte Stumm und eine kleine Debatte brach los, geführt nur mit Blicken, wir brauchten keine Worte mehr, um uns zu verständigen. Die Blicke seiner Familie waren indes noch immer auf uns gerichtet. “Takanori, was soll das?”, brach sein Vater schließlich das Schweigen. “Schon okay. Bitte entschuldigt Akira.”, meinte Ruki und ich öffnete meinen Mund um zu protestieren. Wie konnte er das alles nur so stillschweigend ertragen? “Aber wisst ihr was? Er hat Recht, es reicht! Nur ist es nicht sein Kampf, sondern meiner und ganz ehrlich, mir reichts!” Ruki hatte sich erhoben und wurde immer lauter, immer selbstsicherer und alle Augen lagen auf ihm, Münder standen offen, meiner inklusive. “Wisst ihr... Ich weiß selbst das ich euch maßlos enttäuscht habe, aber das könnte mir heute egaler nicht sein, denn ich bin glücklich.” Ich erwiderte das Lächeln, welches er mir schenkte. “Und ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich bin vielleicht kein toller Chefarzt oder angehender Gehirnchirurg, ich hab ja noch nicht mal nen Schulabschluss, aber ich habe es aus eigener Kraft geschafft einen tollen Job zu bekommen. Ich bin stellvertretender Geschäftsführer und man hat mir mehr als einmal angeboten, eine eigene Filiale zu übernehmen und darauf bin ich Stolz, genau so Stolz wie auf meine Band. Wir hatten letzte Woche Achtzehn Besucher bei unserem Auftritt. Achtzehn! Für euch ist das vielleicht ein Witz, aber für mich war es der Wahnsinn, so viele waren bisher noch nie bei einem unserer Auftritte gewesen.” Es war schön zu sehen, wie er beim Reden vor Freude zu strahlen begann. “Und ich bin so unendlich glücklich, weil ich den perfekten Mann an meiner Seite haben und verdammt Akira.. Ich liebe dich so sehr und mit jedem Tag mehr, weil ich weiß, das du weiß Gott wen besseres als mich verdient hättest und du dich trotzdem mit mir rum schlägst. Warum auch immer.”, er lachte am Ende kurz auf, wischte sich schnell die Tränen aus den Augen und ich senkte verlegen den Kopf, konnte gar nicht anders, als bis über beide Ohren dämlich vor mich hin zu grinsen. Es dauerte einen Moment, bis das eben gesagte bei seiner Familie ankam. Besteck fiel klappernd auf die Teller, Luft wurde erschrocken ausgestoßen und vier Augenpaare starrten uns entsetzt an, während Ruki und ich in Ruhe das Abendessen genossen und uns verliebte Blicke zu warfen. Es wunderte mich schon etwas, das wir nicht augenblicklich gebeten wurden zu gehen, man bat uns nach dem Abendessen sogar, wieder mit ins Wohnzimmer zu kommen, wobei die Stimmung spürbar auf einem Tiefpunkt war. Shinji stand mit seiner Verlobten in einer Ecke des Raumes, diskutierte heftig, aber leise, sicherlich ging es darum, ob wir morgen noch willkommen waren, geschweige denn ob der Schwule Onkel als Taufpate in Frage kam. Ganz bestimmt nicht mehr. Ich zuckte leicht zusammen, als sein Vater mich plötzlich ansprach und mich bat, ihm in sein Arbeitszimmer zu folgen. Als Kinder mussten Ruki und sein Bruder bestimmt eine Heiden Angst gehabt haben, wenn sie in dieses Zimmer zitiert wurden. Mir war jedenfalls Angst und Bange. “Sie und Takanori also.”, fing er an und bedeutete mir, mich hin zu setzten. Ich gehorchte, nickte stumm. “Ja, seit bald fünf Jahren.”, fügte ich hinzu, damit ihm klar wurde, wie ernst unsere Beziehung war. Es dauerte einen Moment, bevor er nickte, fühlte sich sichtlich unwohl dieses Gespräch zu führen. Da waren wir schon zu zweit. Ich fühlte mich wie der Verehrer, der gerade darum bat die Tochter daten zu dürfen und erst das väterliche Verhör überleben musste, aber ich hatte das Gefühl, mich ganz gut zu schlagen und langsam sogar etwas Respekt von ihm zu bekommen, nachdem ich ihm erzählte, das ich die Schule beendet hatte (war hier in der Familie ja sehr wichtig) und mich seit Jahren Finanziell nicht nur um Ruki, sondern auch um meine Mutter kümmerte. Ich war kein schlechter Kerl, auch wenn ich ihren Sohn dazu verführt hatte, die Ketten der Familie abzuschütteln, zu revoltieren und schwul zu werden. Ich war ein guter Kerl, Ruki war ein guter Kerl und wir liebten uns und waren glücklich. Seine Eltern sollten es verstehen und es akzeptieren. Sie mussten nicht glücklich damit sein, aber für Ruki wünschte ich mir, das sie ihm sagen würden, das sie seine Entscheidungen akzeptierten und sich für ihn freuten, das er seinen eigenen Weg gefunden hatte und ihn beschritt, trotz all der Stolpersteine, die das Leben ihm in den Weg warf. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, konnte ich Ruki nicht sehen und als ich seine Mutter fragte, wo er sei, schaute sie mich nur völlig Planlos an, und ich schaute sicher genauso planlos zurück, bis mir einfiel, das sie ihren Sohn ja gar nicht als ‘Ruki’ kannten. “Takanori, Tschuldigung. Wo ist Takanori?”, wiederholte ich also meine Frage und ging dann raus in den Garten. “Hättest du mir erzählt das du Schaukeln im Garten hast, hätt ich mehr Zeit hier verbracht.” Ruki sah zu mir auf, lächelte. “Das hätten meine Eltern NIEMALS zugelassen. Nicht bei deinen Haaren.”, lachte er. “Ah, da war ja was. Schade.” Ich zog meine Zigaretten aus der Hosentasche, reichte Ruki einen der Glimmstängel und klemmte mir selbst eine zwischen die Lippen, bevor ich mich auf die freie Schaukel neben ihn setzte. “Was wollte mein Vater?”, fragte er nach einer Weile und ich nahm erst noch einen Zug, bevor ich meinen Kopf zu ihm drehte. “Wollte wissen ob ich ehrenhafte Absichten habe.”, meinte ich schmunzelnd und Ruki lachte auf. “Und, hast du ehrenhafte Absichten?”, fragte er amüsiert und ich beäugte ihn kritisch, schmunzelte. “Ich glaube dafür ist es schon zu spät, meinst du nicht auch?” Ruki trat seine Zigarette im Gras aus, kam zu mir rüber, schob einen Fuß zwischen meinem Bein und der Kette der Schaukel auf das Brett und hievte sich hoch. “Was soll das werden wenns fertig ist?”, fragte ich kritisch und legte meine Hände vorsichtshalber an seine Hüfte, falls er das Gleichgewicht verlieren sollte. “Ich bin noch am Planen.”, weihte er mich also in seinen nicht vorhandenen Plan ein und ließ sich langsam auf meinen Schoß runter. Der Holzbalken, an dem die Schaukel hing, knarrte bedenklich und wir beide starrten ihn einen Moment an. “Na, ob das hält?”, ich musterte Ruki kritisch, der seine Arme um meine Schultern legte und schlang einen Arm um seine Hüfte, da er langsam von meinem Schoß zu rutschen drohte. “Ist ja zum Glück nicht tief.” War alles, was er dazu zu sagen hatte, bevor er meine Lippen mit seinen versiegelte. “Ihr solltet es nicht übertreiben.” Wir drehten unsere Köpfe in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und Shinji trat langsam auf uns zu, setzte sich Rittlings auf die freie Schaukel neben uns. “Shinji, was willst du?”, fragte Ruki, hörbar genervt. “Fang bitte nicht plötzlich an so zu tun, als stünden wir uns ganz besonders nah oder so. Ich weiß das ich nicht gerade weit Oben auf der Gästeliste für deine Feiern stand und ich möchte dir wirklich aus ganzem Herzen für die Einladung danken, aber wenn ihr ein Problem mit Akira oder mir habt, dann sag einfach das wir nicht kommen sollen. Ich will mir nämlich nicht den schwarzen Peter zuschieben lassen, wenn dein ‘schönster Tag in deinem Leben’ eben doch nicht so toll wird.” “Du irrst dich Brüderchen. Du standest ganz oben auf meiner Gästeliste und ich war es, der dich unbedingt als Taufpaten haben wollte.” erklärte Shinji ruhig und Ruki klappte tatsächlich der Mund auf. “Warum das denn?”, fragte er, hörbar verwundert und Shinji lachte. “Weil ich stolz bin auf dich, Brüderchen.” Das kam jetzt unerwartet. Rukis Wangen wurden so rot, das man es selbst in dem schwachen Licht, welches den Garten schummrig erhellte, gut sehen konnte. “Das ist mein erst Taka. Weißt du, als ich damals gehört hab das du von zu Hause abgehauen bist.” Ich schnaufte kurz. Von wegen Abgehauen. Doch ein leises, gezischtes ‘Aki!’ von meinem Freund ließ mich verstummen. “Damals dachte ich ‘In ein paar Tagen kommt er schon wieder angekrochen, wird erklären, dass das mit der Singerei nur eine pubertäre Kurzrevolution war und sich endlich mit lernen befassen’, aber da hab ich mich ganz schön getäuscht. Ich hab alle deine Briefe gelesen Brüderchen, wie Stolz du von dem Job in dem Café erzählt hast und deinen Beförderungen, und deiner, oder wohl besser eurer ersten Wohnung und der Band.” Ich schaute Ruki überrascht an, hatte nie gedacht, das er seiner Familie doch so viel aus seinem Leben erzählt hatte. “Und weißt du, einmal hast du geschrieben, das du das Gefühl hast, mit der Band in einer Sackgasse gefangen zu sein, weil es nicht weiter geht und ich dachte ‘jetzt gibt er auf’, aber auf der nächsten Seite hast du dann geschrieben, das euch wohl nichts anderes übrig bleibt, als wieder zurück zu gehen und noch mal von vorne an zu fangen und da hab ich realisiert, das du das wirklich ernst meinst. Du hast dich nicht unterkriegen lassen und dafür Respektiere ich dich, Brüderchen.”, endete Shinji und ich schloss meine Arme etwas enger um Ruki, der gerade innerlich wahrscheinlich vor Freude platzte. “Ich wollte, das du der Patenonkel wirst, damit der Kleine jemanden hat, der ihm zeigt, das es auch anders geht. Und eigentlich hatte ich gehofft, das du ihm zeigst wie man Frauen aufreißt, aber das kann ich mir wohl abschminken.”, er lachte kurz und auch wir kicherten etwas. “In dem Punkt muss ich dich wirklich enttäuschen Shinji, aber das kann Akira gern übernehmen, die Frauen sind verrückt nach ihm.” Sein Bruder sah mich überrascht an. “Echt jetzt?” Ich nickte leicht. “Na dann... Dann bringt der Lebensgefährte meines Bruders meinem Sohn bei wie man Frauen aufreißt. Warum auch nicht.”, lachte er und erhob sich von der Schaukel. “Ich bin wirklich froh das du gekommen bist Brüderchen, auch wenn deine Partnerwahl doch ein ganz schöner Schock für uns war und es morgen in der Kirche garantiert DAS Thema sein wird.”, schmunzelte er amüsiert und ging zurück Richtung Haus. “Shinji.” Ruki machte Anstalten sich von mir zu lösen, gab es aber bald auf, da er sich wohl nicht überlegt hatte, wie er sich wieder aus dieser Position lösen könnte und ließ stattdessen seinen Oberkörper nach hinten gleiten, hielt sich an den Ketten fest und schaute zu seinem Bruder. “Danke. Und hör endlich auf mich Brüderchen zu nennen, ich bin schon Einundzwanzig!” Shinji lachte nur amüsiert auf und verschwand dann im Haus. “Aki.” “Ja?” “Ich komm nicht mehr hoch.” Ich lachte auf und schüttelte den Kopf. “Was machst du auch für Unsinn?”, fragte ich erheitert, beugte mich etwas über ihn, wollte ihn an den Schultern packen und hoch ziehen, doch ich verlor das Gleichgewicht und Ruki ließ die Ketten der Schaukel zu früh los, so das wir ziemlich unelegant auf dem Boden landeten. “Au! Na das ging ja mal richtig daneben.”, meckerte Ruki, rappelte sich auf und rieb sich über sein Steißbein. “Hast du dich doll verletzt?”, fragte ich voller Mitgefühl. “Jaaaaaaa~ ich muss verarztet werden.”, jammerte er ganz herzerweichend. “Soll ich dich verarzten?” Ich zog ihn sanft an mich, hauchte kleine Küsschen auf seine Stirn, Nasenspitze, Wangen, Mundwinkel und Lippen und hörte ihn albern kichern bei dieser Behandlung. “Ja, ich glaube das könnte meinen Schmerz tatsächlich verschwinden lassen, wenn du das tun würdest.”, hauchte er leise und ich spürte ein angenehmes kribbeln in meinem Magen, als ich seinen Blick sah. Gott sei dank hatten wir uns entschlossen im Hotel zu übernachten statt hier. “Dann sollten wir vielleicht ins Hotel zurück. Ich hab all meine Sachen, die ich brauche, um dich vernünftig zu verarzten, in meiner Reisetasche.”, hauchte ich und hörte wie der andere in freudiger Aufregung seufzte. Er ließ sich auch nicht zwei mal bitten, nahm meine Hand und zog mich ins Haus, wo er sich in aller Eile von seinen Eltern verabschiedete und mich weiter hinter sich her zerrte, als er den Weg zur Haustür einschlug. Ich konnte mich nur hastig für alles bedanken und verabschieden. “Die werden sich denken können, was wir gleich machen, so wie du aus dem Haus geflüchtet bist.”, tadelte ich ihn verspielt. “War Sinn der Sache. Hast du Brautzillas Gesicht gesehen? Die wird heut Nacht kein Auge zu kriegen, weil der Gedanke, das zwei Männer gleich Sex haben werden, sie in den Wahnsinn treiben wird.”, lachte er frech. Oh ja, Ruki liebte seine Schwägerin wirklich aus ganzem Herzen. “Aki...ra~” Ich schielte leicht zu meinem Freund hoch und ein zufriedenes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich seine Lustverhangene Miene sah. Ich ignorierte seine Proteste und sein flehen auf zu hören, wissend, das er es nicht ernst meinte, sich nur anstellte und küsste sanft die Wassertropfen von seiner Haut, als diese von meinem Haar auf ihn tropften, bevor ich wieder anfing diese kleine Hautstelle mit meinen Lippen zu liebkosen, an der Ruki so sensibel war, das es ihn schier in den Wahnsinn trieb. Und ich genoss es der Folterknecht zu sein, der Ruki diese süßen Qualen bescherte. Besagte Stelle war auf der Innenseite seines rechten Oberarms, kurz vor seiner Achsel. Schon sanfte Küsse und leichtes reizen mit den Zähnen reichte aus um Ruki so sehr zu erregen, wie es mir sonst kaum möglich wäre, doch leider verhinderte er meist recht effektiv das ich an diese Stelle ran kam, seit ich ihn einmal so sehr gereizt hatte, das er allein dadurch gekommen war, ohne das ich ihn sonst noch hätte berühren müssen. Doch heute war er unachtsam geworden und ich hatte meine Chance genutzt, hielt seine Hände mit einer Hand über seinem Kopf ins Kissen gepinnt und genoss jedes Seufzen und Stöhnen, das über seine kam, wie er sich vor Erregung wand und mit den Füßen unruhig über das Bettlaken fuhr. “Akira...bitte...hör auf.”, seufzte er, stöhnte genüsslich auf und versuchte seine Hände zu befreien. “Warum sollte ich?”, fragte ich, grinste frech und biss sanft in die haut, ließ ihn aufstöhnen und sein Becken in die Höhe pressen, beobachtete voller Zufriedenheit wie die ersten Tropfen aus seinem Glied quollen. Ein letztes mal biss ich sanft in die selbe Stelle, bevor ich tiefer wanderte, seine Hände endlich frei gab (woraufhin er schnell die Arme an seine Seiten drückte), bevor ich ohne Umschweife sein Glied in den Mund nahm, seine Eichel mit meiner Zunge umkreiste, um nur Sekunden später zu spüren, wie er in meinen Mund kam. Ich hatte meine Hände nicht schnell genug an seiner Hüfte, konnte ihn nicht zügeln, als er sich in meinen Mund stieß und löste mich hustend von ihm. “A..ki... Alles okay?”, hörte ich seine besorgte frage. Ich nickte, noch immer hustend, hörte wie er vom Bett aufstand. “Hier, trink einen Schluck.” Ich nahm dankend die Wasserflasche entgegen und nahm ein paar vorsichtige Schlucke, während Ruki seinen Kopf an meinen Oberarm lehnte und mir beruhigend über den Rücken strich, bis ich mich wieder völlig gefasst hatte. “Da siests dus Aki, kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort.”, belehrte mein Freund mich Augenzwinkern, bevor er sich vom Bett gleiten ließ und zwischen meinen Beinen platz nahm. “Und jetzt zeig ich dir mal, wie das richtig geht, also pass gut auf.”, raunte er schmunzelnd, während er mein Glied umfasste und es fahrig zu streicheln begann. “Frechdachs.” war alles, was ich noch raus bekam, bevor er mein Glied in den Mund nahm und Gott...er wusste WIRKLICH was er da tat. “Akiiii...zügel dich endlich!”, kicherte Ruki verspielt, als ich ihm aus dem Bad folgte und neckend an seiner Unterhose zupfte. “Man könnte meinen du kriegst zu Hause nicht genug Aufmerksamkeit.” Sein Ton klang fast etwas tadelnd, weshalb ich leicht die Augenbrauen hoch zog. Ich wollte gerade etwas antworten, als ein leises Klopfen von der Tür zu hören war und automatisch rief ich ‘herein’ war es doch zu Hause sonst immer meine Mutter, die klopfte, wandte mich dann wieder Ruki zu. “Krieg ich auch nicht.”, warf ich ihm verspielt vor, und er schnappte entrüstet nach Luft, bevor er sein feuchtes Handtuch nach mir warf, das ich unter normalen Umständen wohl gefangen hätte, doch ich wurde von einen jungen Hotelmitarbeiter abgelenkt, der das Zimmer betrat, einen Speisewagen vor sich her schiebend und rot anlief als er uns und das Zimmer, oder besser gesagt das zerwühlte Bett, betrachtete. “Z..Zimmerservice...Frühstück.”, stotterte er, während mich ein Handtuch am Kopf traf und Ruki, begeistert angesichts seines Treffers, freudig gackerte. “Wir haben nichts bestellt.”, klärte ich den jungen Mann auf und sah zu Ruki, der nur unschuldig die arme hob. “Keine Sorge, ist alles schon bezahlt.”, erklärte der Mann, der mit aller macht versuchte uns oder das Bett nicht an zu sehen. “Cool. Meine Eltern haben echt an alles gedacht. Sei so lieb und gib dem jungen Mann ein Trinkgeld, ja Schatz?”, trällerte Ruki freudig und inspizierte den reich gedeckten Speisewagen, während ich mein Portemonnaie zur Hand nahm. Toll, was gab man in so nem Nobelladen denn normalerweise? “Warum soll ich eigentlich zahlen?”, murrte ich leise und zählte ein paar Scheine zusammen. “Weil ich es unglaublich sexy finde, wenn du bezahlst.”, raunte mein Freund in einer Stimme, die mir angenehme Schauer den Rücken runter jagten und mit einem gedanklichen ‘Scheiß drauf’ drückte ich dem jungen Mann einige Scheine in die Hand und schob ihn mit sanfter Gewalt zur Tür. Als ich wieder ins Zimmer trat, deckte Ruki gerade die Speisen ab und ein traumhafter Duft verbreitete sich im Zimmer. “Wer soll das alles essen?”, fragte ich lachend und sah mir das üppige Bankett an. Es gab Rührei mit Speck, Brötchen und Croissants, Aufschnitt und Marmelade, frischen Lachs und Kaviar und ich war mir sich, das nichts davon schlechter schmeckte als ‘verdammt gut’. “Ich!”, sprach mein Freund bestimmt und zog einen Teller an sich ran, während ich mir erst mal einen Kaffee ein goss. “Um noch mal auf das Thema von gerade zurück zu kommen.”, fing der jüngere nach einigen Momenten des schweigsamen Essens, zwischen zwei bissen an. “Was wolltest du damit sagen, das du zu Hause nicht genug Aufmerksamkeit bekommst?”, fragte er neugierig. “Na so wie ichs sagte.”, antwortete ich knapp, wissend, das diese Antwort ihm nie reichen würde, doch ich wollte ihn etwas zappeln lassen und biss noch einmal in mein Lachsbrötchen, bevor ich weiter Sprach. “Abends kommst du mir immer mit ‘Ich muss morgen früh raus’ und morgens heißt es ‘Dafür hab ich keine Zeit’. Ich bin nicht ausgelastet.”, erklärte ich ihm trocken und sah wie Ruki ertappt zusammen zuckte. “Keine Ahnung wovon du da Faselst!”, log er. “Aber ich muss morgens wirklich früh raus.”, verteidigte er sich nach einigen Minuten leise und wenig glaubhaft, denn ich musste meistens zur selben Zeit aus dem Haus wie er, weshalb ich auch nur leicht den Kopf schüttelte. “Wir müssens ja nicht jeden Abend so machen wie gestern.”, verteidigte ich meinen Wunsch nach mehr Zweisamkeit und Ruki gluckste leicht. “Gestern war Krass. Mach das unter der Woche mit mir und keine Zehn Pferde kriegen mich auf dem Bett.”, lachte er und auch ich grinste breit. “Wir kriegen das zusammen hin Aki. Ist ja nicht so das ich nicht will~”, hauchte er versprechend und gab mir einen sanften Kuss, bevor er sich wieder seinem Frühstück widmete. Ich beobachtete Ruki fasziniert, wie er voller Geduld und Präzision sein Make-Up auftrug. Er hatte beschlossen, heute das ganze Programm auf zu fahren und schminkte gerade seine Augenlider schwarz. Er würde heute die Hübscheste sein und die Braut in den Schatten stellen. “Die werden dich auf keines der Hochzeitsfotos lassen.”, schmunzelte ich und Ruki lachte auf. “Die werden kein Foto schießen können, auf dem ich nicht drauf bin und auf jedem werde ich einfach perfekt aussehen.”, weihte er mich in seinen Schlachtplan ein und verfiel dann wieder in konzentriertes Schweigen. Ich schmunzelte leicht und machte mich dann auch langsam fertig. “Man ich hasse Krawatten.”, beschwerte ich mich und murrte. Ich hatte seit Jahren keine mehr gebunden und es schon damals nicht gekonnt, als sie noch Teil meiner Schuluniform war. “Komm her, du Nichtsnutz von einem Mann.” Ich drehte mich zu Ruki um und ließ ihn machen. “Und wehe du nennst mich noch mal Mädchen.”, schmunzelte er, während er die Krawatte vorsichtig zu zog. “Verbessere mich, wenn ich mich Irre, aber sind es nicht die Frauen, die ihren Männern immer die Krawatten binden?”, fragte ich, amüsiert über Rukis kleines Eigentor. Er verdrehte nur die Augen. “Weißt du, wo wir sitzen sollen?”, fragte ich leise, als wir die Kirche betraten und blickte mich um. Ich war noch nie in einer Kirche gewesen und war doch schon erstaunt, über diese hohe Decke, den weiten, offenen Raum, die bunten Fenster. Sah schon recht hübsch aus. “Die vorderen Reihen sind für engste Familie und so wie es ausschaut sitzt meine Familie rechts.” Ich folgte meinem Freund stumm, der hier und da ein paar Leute begrüßte, die aber allesamt irgendwie nur überrascht und skeptisch wirkten. “Sicher, das du in der ersten Reihe sitzen willst?”, fragte ich lachend und setzte mich neben ihn auf die lange Holzbank. Na, bequem war was anderes, und auch Ruki schien es so zu ergehen, da er etwas Probleme zu haben schien, bequem zu sitzen. “Alles okay?”, fragte ich besorgt, denn ich hatte eine Ahnung, wo das Problem lag. “Ich will einfach den besten Blick haben.”, erklärte er und schlug sein Bein über, als er schließlich eine Sitzposition gefunden hatte. “Drei mal war echt zu viel Aki. Mein Hintern tut weh.” Ich konnte hinter uns ein Raunen hören. “Sorry.”, hauchte ich leise, doch Ruki winkte nur ab. “Ach was. Es war wunderschön. Ich bitte um Wiederholung.”, kicherte er und ich war doch etwas erschrocken, als er mich dann plötzlich küsste. “Takanori!” Wir lösten uns voneinander und schaute in die Gesichter seiner Eltern, seine Mutter schien der Ohnmacht nahe, als sie ihren geschminkten Sohn sah. “Akira, das sind mein Opa und meine Oma.”, stellte er mir die beiden, sehr streng drein blickenden, älteren Herrschaften vor. Ich verbeugte mich leicht, doch die Höflichkeit wurde nicht erwidert. Na Prost Mahlzeit, hatte jemand ja wirklich blendend gute Laune. Die Zeremonie war langatmig und recht langweilig. Ruki genoss es den Pfarrer zu ärgern, indem er sich an mich lehnte oder mit meiner Hand spielte und der alte Mann konnte sich kaum mehr auf seinen Text konzentriere, verhaspelte sich immer mehr und Brautzilla kochte, während Shinji amüsiert schien. Ruki hatte erzählt, das Shinji es faustdick hinter den Ohren hatte und nur so brav aussah, allmählich glaubte ich ihm das sogar. Nachdem das Ehegelübde endlich durch war und der Kuss die Eheschließung besiegelt hatte, wurden die auserwählten Gäste zum Taufbecken gebeten, wo nun auch noch die Taufe durchgeführt wurde. Ich war doch schon ziemlich froh, als wir die Kirche endlich verließen und ich würde einen inneren Luftsprung machen, wenn wir morgen zurück fuhren und das Ortsschild für Izumo endlich hinter uns ließen. Ich ignorierte die Blicke, das Raunen und das Getuschel, als Ruki zu mir zurück kam und sich einen kurzen, sanften Kuss stahl. “Und jetzt?”, fragte ich neugierig und legte meinen Arm um ihn. “Jetzt? Jetzt werd ich ihren Hochzeitsfotos den fehlenden Glanz verleihen und dann gibts endlich was zu Futtern und Alkohol.” Und mit diesen Worten löste sich der kleinere wieder von mir und ging zu der Hochzeitsgesellschaft, die sich auf der Kirchentreppe zum ersten Gruppenfoto versammelt hatte, und stellte sich Kackendreist neben die Braut. Er war unmöglich! “Tanz mit mir Aki~” Ich lehnte meinen Kopf zurück und sah hoch zu Ruki, der sich hinter mich gestellt hatte, seine Arme um mich legte. “Ich kann aber nicht Tanzen.”, schmunzelte ich und musterte meinen Freund. “Ich kann die Führung übernehmen~” “Bist du besoffen?” “Ein bisschen.” Er lachte und ließ sich auf meinen Schoß sinken, lehnte seinen Kopf an meine Schulter. “Bitte Aki...nur einen Tanz~”, säuselte er leise und schaute mich mit großen, bittenden Augen an. Ich seufzte leise. Warum konnte ich nie nein zu ihm sagen? “Ich mach zehn Kreuze, wenn wir wieder in Tokyo sind.”, raunte ich genervt, erhob mich aber und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen. “Ich auch Aki. Ehrlich. Aber danke das du bei mir bist. Ich weiß, meine Familie ist anstrengend.” Er legte seine Arme um meinen Hals, schmiegte sich an mich und ich beugte mich runter, stahl mir einen zärtlichen Kuss, während ich meine Hände demonstrativ auf seinem Po platzierte. Kapitel 8: Fatale Entscheidung ------------------------------ “Seit ihr euch ganz sicher?” Ich sah unseren Drummer verwirrt an, nickte, sah aus dem Augenwinkel, das auch Ruki nickte. Ich verstand gar nicht, was dieses ganze Theater sollte. Unser Auftritt auf dem Festival war nun schon zwei Monate her, und da eine andere Band, die am Samstag hätte spielen sollen, sich kurz vor dem Festival aufgelöst hatte, hatten wir die Chance bekommen, am Haupttag zu spielen. Es war der schiere Wahnsinn gewesen. Zu unseren Auftritten in den Livehouses hatten wir bisher nie die Zwanzig voll bekommen, und plötzlich war da diese Masse an Musikfans, die mit uns rockten, uns zujubelten, uns feierten. Ein absoluter Endorphinrausch. Und man war auf uns aufmerksam geworden. Eine kleine Indie-Plattenfirma hatte uns einen Vertrag angeboten und den sollten wir heute unterschreiben, doch aus irgendeinem Grund sträubten sich Kai, Uruha und Aoi mit Händen und Füßen dagegen, weshalb wir jetzt in dem kleinen Hinterhof des Studios standen und diese völlig unnötige Unterhaltung führten. “Die Bedingungen für euch beide sind doch voll fürn Arsch. Wir müssen nicht den erstbesten Vertrag akzeptieren.”, raunte Uruha, klang irgendwie verzweifelt. “Ruha.” Ruki musterte unseren Gitarristen. “Danke, das ihr euch wegen uns Sorgen macht, aber Akira und ich haben schon vor Jahren über dieses Thema gesprochen.” Ich nickte zustimmend. Ruki und ich hatten in den vergangenen Jahren sogar sehr oft darüber gesprochen, immer mit dem selben Ergebnis. “Uns ist sehr bewusst, das keine Firma uns mit offenen Armen aufnehmen wird, wenn wir öffentlich zu unserer Beziehung stehen wollen. Wir sind ne Visual Kei Band, unsere Zielgruppe sind Teenie Mädchen, die davon träumen möchten, das wir sie auf unseren Konzerten erblicken und uns unsterblich in sie verlieben. Zwei Schwuchteln in na Dauerbeziehung und zwei mal mehr mal weniger Bisexuelle Gitarristen sind da garantiert nicht gerade förderlich.”, scherzte Ruki und lehnte sich leicht gegen mich. “Uns war klar, das wir unsere Beziehung geheim halten werden müssen....gut, da sind jetzt noch ein paar Punkte zu gekommen, mit denen wir nicht gerechnet haben, aber wir packen das schon.” Der kleinere sah zu mir auf und ich nickte zustimmend, beugte mich etwas runter und hauchte einen Kuss auf seine Lippen. Wir hatten eigentlich gar nicht so mit der Tür ins Haus fallen wollen, aber man hatte uns alle im Vertragsgespräch gefragt, ob irgendwer in einer Beziehung sei und Ruki und ich hatten uns daraufhin automatisch angeschaut. Es war ein Reflex gewesen. Als einem der Chefs die Bedeutung unseres kurzen Blickes bewusst geworden war, hatte er sich fast an seinem Kaffee verschluckt und man hatte schnell noch eine ‘Homo’-Klausel für den Vertrag aufgesetzt. Kein Wort über unseren Beziehungsstatus. Kein Wort über unsere sexuelle Orientierung. Kein Wort über unsere Beziehung an sich. Separate Wohnadressen. Kein Händchenhalten, rum knutschen oder sonst was in der Öffentlichkeit, egal ob Privat, oder wenn auf Tour. Unsere Beziehung wurde quasi auf Eis gelegt, solange, bis wir wieder hinter verschlossenen Türen waren. Ich verstand die Sorge unserer Freunde. Das war ne ganze Menge, die unsere Beziehung würde aushalten müssen, aber wir waren seit fünf Jahren ein Paar, nicht erst seit fünf Minuten. Das würden wir schon aushalten. War ja nicht so, als würden wir non-stop auf Tour sein und kein Privatleben mehr führen können. Ich schnaufte verächtlich über mich selbst, wenn ich heute, acht Monate später, an den Tag zurück dachte. Unser Leben war gelinde gesagt absolut beschissen. Natürlich hatten wir nicht erwartet, gleich einen tollen Tourbus zu bekommen, oder das wir in Luxushotels übernachten würden. Uns war auch klar gewesen, das wir hart würden Arbeiten müssen, denn wir waren völlig unbekannt und mussten erst mal auf uns aufmerksam machen, aber wir waren nun seit über sechs Monaten pausenlos in Japan unterwegs, fuhren mit einem klapprigen, alten VW-(Hippie)Bus von einem Club zum nächsten, mussten auch in dem Gefährt schlafen, da wir selten das Glück hatten, in einer Jugendherberge mal den Luxus eines zu harten, oder komplett durchgelegenen, Bettes kosten zu dürfen und es war Wochen her, seit ich Ruki das letzte mal geküsst oder nur seine Hand gehalten hatte. Vom Sexentzug wollte ich erst gar nicht anfangen! Denn unser Manager, ein homophober alter Sack, ließ uns in dem scheiß Bus noch nicht mal nebeneinander sitzen. Nicht einmal hintereinander, so paranoid war er. Unsere Gespräche fanden also in einer Lautstärke statt, das jeder alles mitbekam, immerhin unterhielten wir uns quer durch den ganzen Wagen. Kein ‘Ich liebe dich’ mehr, kein ‘Träum süß’, keine gehauchten Liebesbekundungen. Unsere Freunde hatten Recht gehabt. Es war ne Menge, die unsere Beziehung aushalten musste und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann musste ich eingestehen, das unsere Beziehung gerade volle Fahrt voraus auf ein Riff zusteuerte, welches das Ende bedeuten würde. War doch zum Kotzen. “Alles okay Rei?” Ich sah zu Uruha auf, der mich besorgt musterte und ich war es so Leid, so zu tun, als wäre alles okay, schüttelte den Kopf. “Nichts ich mehr okay Kouyou.” Ich benutzte seinen richtigen Namen, damit kein Zweifel über den Ernst der Lage aufkam. “Ich will das alles nicht mehr. Das hier war ein Fehler. Ein riesengroßer Fehler!”, raunte ich und war doch etwas perplex, als Uruha lächelte. “Na endlich Reirei. Hab mich schon gefragt wann Ru und du es endlich einseht. Ich sag Kai Bescheid das wir endlich Kriegsrat halten können, du seh einfach nur zu, das Ruki da ist.” Ich konnte meinem besten Freund nur fragend hinterher sehen, als er wieder von der Bühne verschwand, auf der wir heute Abend spielen würden. “Kriegsrat?”, nuschelte ich leise und wurde das Gefühl nicht los, das die Anderen etwas ausgeheckt hatten. “In zehn Minuten in der Herrentoilette, bring Ruki mit.” Ich riss meine Augen auf, als Aoi seine Hand auf meine Schulter legte und mir die Worte ins Ohr flüsterte. Was bitte sollte das denn jetzt? Ein flotter dreier? Niemals! Ich würde Ruki nie teilen und bestimmt nicht mit Aoi! “Sei pünktlich und kein Wort.” Er legte sich den Zeigefinger auf die Lippen, bevor er mir zu zwinkerte und verschwand. Hier war doch ne Verschwörung im Gange! Erst ließ mich Uruha vor ein paar Stunden alleine stehen, jetzt kam Aoi daher.... Was wurde hier gespielt? Ich sah auf meine Uhr. Noch knapp eine Stunde, bis zum Auftritt. Wir waren alle fertig umgezogen und gestylt, unsere Instrumente gestimmt, der Soundcheck überstanden. Seufzend erhob ich mich vom Sofa, zog mein Handy aus der Tasche, da ich keine Ahnung hatte, wo Ruki steckte. Er ging mir seit ein paar Tagen wo er nur konnte aus dem Weg. “Hey Ru...komm bitte in zehn Minuten zu den Toiletten, Aoi will uns da treffen. Was? Keine Ahnung, komm einfach dahin, okay?”, antwortete ich genervt und legte auf. Da redeten wir endlich mal wieder miteinander und dann musste er mich gleich so anzicken. Blödmann. “Aoi?” Ich betrat den kleinen Vorraum der Toiletten und hoffte inständig, das der Kriegsrat nicht in einer der Kabinen abgehalten werden würde. “Akira, wenn das hier ein schlechter Scherz sein soll, dann mach dich auf den Arschtritt deines Lebens gefasst!”, fauchte mein (noch) Freund, als er nur Sekunden nach mir den Raum betrat. “Pssst ihr zwei. Kommt her.” Wir drehten uns zu der Flüsterstimme um und sahen Aoi, der seinen Kopf aus einer der Klotüren schob, uns zu sich winkte. “Ich weiß von nichts und ich hab nichts hiermit zu tun.”, verteidigte ich mich vor Ruki, ergriff seine Hand und genoss das Herzklopfen, das diese simple Geste gerade erzeugte, zog ihn hinter mir her. “Das is jetzt aber nicht euer ernst, oder?” Kai saß auf dem Klodeckel, Aoi und Uruha rechts und links neben ihm. Ruki und ich hatten uns mit rein gequetscht und der kleinere stand vor mir, hatte meine Hände ergriffen und sie sich um den Bauch geschlungen (und ich hielt ihn nur zu gerne so nah bei mir, genoss seine Wärme und seinen Duft, auch wenn der Hauch von billigem Reinigungsmittel, der dem Raum anhaftete, meine Nase störte). “Stimmt es, was Ruha mir gesagt hat?”, fragte Kai an mich gewandt, schaute mich forschend an und Ruki drehte sich leicht in meiner Umarmung, verstand kein Wort. “Ja. Aber was soll das hier?”, fragte ich, verstand den ganzen Sinn dieses ‘Kriegsrats’ nicht. “Es ist so.”, fing unser Drummer an und schlug ein Bein über. “Aoi, Uruha und ich haben uns von Anfang an nicht wohl dabei gefühlt, das ihr so zurück stecken müsst. Natürlich wissen wir, das ihr eure Beziehung IMMER werdet geheim halten müssen, allein schon, weil niemand ne schwule Rock Band ernst nehmen würde, aber was die von euch verlangen, das ist zu viel.” Ruki und ich senken unsere Köpfe. Ja, das hatten wir inzwischen eingesehen. “Als ich euch damals gebeten habe, zwei Tage darüber nach zu denken, wusste ich, das ihr eure Meinung nicht ändern würdet, aber ich wollte die zwei Tage eigentlich auch eher für mich raus schlagen.” Wir schauten Kai überrascht an. ”Denn mir kam das alles nicht ganz koscher vor, also habe ich den Vertrag einem alten Schulfreund gezeigt, der Jura studiert und der hat ihn seinem Professor gezeigt. Der Vertrag ist absolut unzulässig und somit komplett ungültig.” Mit fiel glatt der Unterkiefer auf den Boden. “Mo..moment mal. Noch mal ganz langsam für kleine blonde Sänger. Und zwar von Anfang an. Warum sind wir zu fünft auf Klo und reden über einen, nicht gültigen, Vertrag?” Ruki schaute uns nach einander an, musterte mich am längsten. “Ru...ich hab Uruha vorhin gesagt, das ich das hier als einen Fehler betrachte. Das wir diesen Vertrag akzeptiert haben, denn ganz ehrlich, ich glaube nicht, das unsere Beziehung momentan noch existent ist.”, antwortete ich ehrlich und sah, wie der kleinere schwer schluckte, spürte, wie er sich in meine Arme krallte. “Und ich liebe dich zu sehr, um das hier weiter aus zu halten. Scheiß auf Gazette, ich will nur dich Ruki.” “Nicht so schnell Rei, niemand scheißt hier auf Gazette.”, lachte Kai und versuchte, wieder die Kontrolle über die Situation zu gewinnen. “Es ist so, Ruha, Aoi und ich beobachten euch schon ne Weile, wir haben gesehen wie eure Beziehung gelitten hat, aber wir wussten, das ihr das auch für uns auf euch nehmt. Wir wollten nicht undankbar erscheinen und haben gehofft, das einer von euch früh genug die Notbremse zieht und haben in der Zwischenzeit unseren Kriegsrat geplant.” Aoi und Uruha nickten bekräftigend. “Da der Vertrag so, wie er geschrieben wurde, ungültig ist, können wir ihn jederzeit ohne große Probleme kündigen, allerdings müssen wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite haben, bevor die Chefs ihre Anwälte einschalten können. Wir müssen sie eiskalt erwischen, wenn wir wieder in Tokyo sind, also müssen wir noch ein paar Wochen die Füße stillhalten und die Zähne zusammen beißen. Schafft ihr das?” Ich sah zu Ruki, beugte mich kurz zu ihm, um mir einen flüchtigen Kuss zu stehlen. “Ja. Aber was ist dann Kai?” Unser Leader seufzte leise. “Dann stehen wir wieder am Anfang. Aber das schaffen wir schon. Wir haben in letzter Zeit oft mit einigen anderen Indie Bands zu tun gehabt, wir sind keine komplett Unbekannten mehr. Keine Bange also. Lasst uns kämpfen.” Wir mussten alle lachen, weil Kai doch tatsächlich hier und jetzt eine Motivationsrede hielt, stimmten ihm aber bei. Konnte es wirklich so leicht sein? Würden wir wirklich problemlos aus unserem Vertrag raus kommen? Ich konnte es nur hoffen. Nach und nach verließen wir die Toilette, denn niemand durfte davon Wind bekommen, das irgendwas im Busch war. Das waren Profis, denen war bestimmt schon längst selbst aufgefallen, das ihre eilig erhobenen ‘Homo’ Klauseln alles andere als erlaubt waren, aber sicher hofften sie einfach, das wir ahnungslose Vollidioten waren (was wir ja auch ohne Kais Freund gewesen wären). Aber es war so verdammt schwer. Zu wissen, dass das alles hier bald ein Ende hatte, und trotzdem war Ruki mir noch immer so fern und würde es noch einige Wochen bleiben, bis unsere Tour zu Ende war und wir wieder zu Hause waren. Nicht mal unseren sechsten Jahrestag würden wir vernünftig feiern können, da er mitten in die Tour fiel. So nah und doch so fern. Ich wollte schreien. “Akira.”, hauchte mein Freund überrascht, als ich mich im Auto zu ihm setzte. Sofort legte ich mir einen Finger an die Lippen. “Die schlafen alle.”, flüsterte ich und meinte damit unseren Manager, den Stylisten und die zwei Crew Mitglieder, die der Firma als Spione dienten. Unser Fahrer war cool drauf, der würde schon nicht petzen. “Ich will nur einen Augenblick bei dir sitzen.”, hauchte ich beinahe flehend und lehnte meine Stirn gegen Rukis, als er seine Arme um meine Schultern legte, sich etwas aufsetzt. “Ich vermisse dich so sehr Akira.” Seine Stimme klang belegt und mir ging es nicht anders als ihm, trotzdem wagte es keiner von uns, auch nur einen flüchtigen Kuss zu stehlen, denn zu groß war die Sehnsucht, wir würden es sonst nicht aushalten. “Nur noch sechs Wochen.”, hauchte ich, wollte es uns beiden schön reden. Ruki nickte. “Ja, nur noch. Das schaffen wir Akira...nicht wahr?” “Natürlich. Ich liebe dich Ruki.”, hauchte ich sanft und küsste ihn kurz auf die Stirn, als ich mich wieder von ihm löste. Seine Lippen formten stumm eine Erwiderung meiner Liebesbekundung und er ließ erst von mir ab, als ich so weit von ihm weg war, das er mich nicht mehr fassen konnte. Ich ließ mich wieder auf den unbequemen Autositz nieder, der heute, wie so oft in letzter Zeit, meinen Schlafplatz darstellte und zog die dünne Fließdecke über meine Schultern, die wenig Wärme in diesem zugigen Vehikel bot. Sechs Wochen noch. Wäre doch gelacht, wenn wir die nicht irgendwie rum kriegen würden. Es war nur so verdammt schwer sich jetzt am Riemen zu reißen, wo die Erlösung so nahe schien. Ich stieg mit einem Sprung aus dem VW-Bus aus, hatte endlich wieder Tokyoter Boden unter meinen Füßen. Zu Hause! Endlich~ “Hörst du das Reirei? Das ist mein Bett das nach mir schreit.”, sang Uruha fröhlich, als er nach mir aus dem Bus stieg und tief einatmete, sich streckte. Ich lachte nur. “Falsch Kou, das ist MEIN Bett, das nach mir schreit.”, verbesserte ich ihn, denn ich hatte wirklich Sehnsucht nach meinem riesigen, pornoroten Monsterbett, in das ich mich gleich mit Ruki fallen lassen würde. Als ich mich umdrehte und sah, wie mein Freund nach Aoi aus dem Wagen stieg, legte sich ein sanftes Lächeln auf meine Lippen. Bald würden wir zu Hause sein, wo wir endlich wieder ein Paar sein durften. “Also dann Jungs, genießt euer Wochenende und Montag sehen wir uns zur Bandprobe im Studio, seit pünktlich.” Wir raunten Kai an, der schon wieder mit Arbeit ankam, wo wir doch nach so vielen Monaten endlich mal wieder Freizeit hatten, doch das gemoser war nur gespielt. Wir würden Montag den Vertrag kündigen. “Bis dann Jungs.” Ich griff meine Tasche und machte mich auf den Weg zu einem der Taxis, die man für uns gerufen hatte. Da Ruki offiziell eine andere Wohnadresse hatte, würde er mit einem anderen Taxi fahren (müssen). Es war einfach nur albern und kindisch, was diese Sesselpupser von uns verlangten. “Hey Fremder.” Meine Mutter zog mich in ihre Arme, kaum das ich die Wohnung betreten hatte und ich genoss es wirklich. “Ru kommt gleich?”, fragte sie neugierig, ich nickte. Ich hatte in den letzten Monaten oft mit meiner Mutter telefoniert und Mails ausgetauscht, sie wusste, wie sehr die ganze Situation unsere Beziehung belastet hatte (und sicher hatte Ruki sich ihr ebenfalls anvertraut). “Im Kühlschrank ist Essen für euch, müsst ihr nur warm machen. Habt Spaß und übertreibts nicht.”Sie zwinkerte mir zu, bevor sie ihre Reisetasche hoch hob. “Mama!”, japste ich fassungslos, hauchte dann aber ein leises Dankeschön. Sie hätte sicher gerne Zeit mit Ru und mir verbracht, statt in ein Hotel zu gehen, wo sie uns so ewig nicht gesehen hatte. Ich ließ mich auf das Sofa sinken, schloss die Augen und wartete, das mein Freund endlich her kam, bemerkte nicht, das ich doch so ausgelaugt war, das ich schon nach wenigen Augenblicken tief und fest eingeschlafen war. “Uh...verdammt.” Ihr fuhr aus dem Schlaf hoch, sah mich im Zimmer um. Wie lange hatte ich geschlafen? Und wo war Ru? Ich wollte aufstehen, als ich spürte, das etwas auf meinen Beinen lag und senkte meinen Blick, lächelte beruhigt. Ruki hatte sich zu mir aufs Sofa gelegt, seinen Kopf auf meinen Schoß gebettet und schlief tief und fest. Ich beschloss, ihn noch einen Moment schlafen zu lassen, kraulte sanft durch sein Haar, genoss es einfach, ihn endlich wieder bei mir zu spüren. Wie hatte ich ihn doch vermisst. “Hey Ru. Aufwachen.” Ich versuchte ihn sanft zu wecken, denn allmählich bekam ich Hunger und besonders bequem saß ich auch nicht auf dem Sofa. Der jüngere öffnete murrend seine Augen und schaute mich verschlafen an. “Morgen mein hübscher.”, hauchte ich und küsste ihn sanft, als er sich etwas aufsetzte. “Hey.”, begrüßte er mich leise und setzte sich auf meinen Schoß. Ich genoss es unendlich, ihn endlich wieder so nah bei mir zu haben. “Wollen wir zusammen duschen gehen und dann essen?”, schlug ich vor. Pure Begeisterung legte sich in seinem Blick, als er zustimmend nickte. “Warum hast du mich denn nicht geweckt, als du Heim gekommen bist?”, ich versuchte ein bisschen vorwurfsvoll zu klingen, scheiterte aber kläglich. “Du hast so friedlich geschlafen und ich war ehrlich gesagt auch ziemlich ausgelaugt und wollte mich nur noch zu dir legen.”, gab er lachend zu und folgte mir unter die Dusche, wo er sich sofort an mich schmiegte. Wir schauten uns einfach nur an, tauschten verliebte Blicke aus, genossen die vermisste Nähe des anderen, bevor ich mich langsam tiefer beugte, seine Lippen mit meinen einfing und ihn sinnlich küsste. Hungrig. Leidenschaftlich. Wir mussten eine Menge Zeit nach holen. “Seid ihr Fit?” Hoffentlich war das eine rhetorische Frage, denn außer Kai sah keiner von uns auch nur annähernd fit aus. Wie schaffte der Kerl das bloß? “Lasst es uns hinter uns bringen, ich will diesen Ort schnell wieder verlassen.”, knurrte ich feindselig und schaute hoch zu dem Gebäude, das in wenigen Minuten mal unsere Plattenfirma gewesen sein würde. Alle nickten zustimmend und wir folgen Kai durch die Gänge, vorbei an unserem Proberaum, ignorierten den Blick unseres Managers, als wir einfach an ihm vorbei liefen und standen schließlich vor der Tür unseres Chefs. “Bereit?” Wir nickten alle und Kai klopfte. Unser Chef musterte uns einen Moment lang verwirrt, bevor ihm scheinbar langsam aufging, weshalb wir hier waren. Als wir ihm, einer nach dem anderen, unsere Kündigungen auf den Tisch legten, verschränkte er langsam die Arme vor der Brust. “Euch wird nie wieder jemand unter Vertrag nehmen.” Die Verachtung in seiner Stimme war deutlich zu hören und da er, während er sprach, nur Ruki und mich ansah, war wohl klar, woher die Verachtung rührte. Ich legte demonstrativ den Arm um meinen Freund, zog ihn näher an mich ran. “Kein Plattenvertrag dieser Welt ist es wert, das ich die Liebe meines Lebens dafür opfere.”, antworte ich ruhig und sachlich, drückte Ruki einen Kuss auf die Lippen und verließ mit dem Rest der Band das Büro und das Gebäude. Endlich frei! “Und jetzt?” Wir schauten zu Aoi, alle seufzten leise auf. “Ich hab gestern mit meinem Chef telefoniert, ich krieg meinen Job wieder.”, raunte Ruki, Kouyou und ich nickten, auch wir hatten unseren Job im Konbini wieder, auch wenn unser Chef sich erst mal auf unsere Kosten scheckig gelacht hatte. In seinen Augen hatten wir im Leben völlig versagt. “Ich such mir nen Teilzeitjob und werd mich darum kümmern, uns bei allen möglichen Plattenfirmen vor zu stellen.”, erzählte Kai fröhlich, nicht ein Hauch Bitterkeit in seiner Stimme oder seinem Gesicht. “Ich werd heut ein paar Läden abklopfen, also drückt mir die Daumen.” Wir wünschten Aoi viel Erfolg, bevor wir uns in alle Himmelsrichtungen aufteilten. Ob der Kerl recht hatte? Würde uns wirklich niemand aufnehmen? Sicherlich kannten die Firmen sich untereinander und man würde garantiert hier nachfragen, wie es zum Bruch gekommen war. Ein Angst einflößender Gedanke. “Schon wieder ne Absage.”, raunte Uruha, der offensichtlich gerade eine SMS von Kai erhalten hatte. Ich seufzte leise und nahm die Konservendosen entgegen, die der brünette mir nun wieder an reichte, stellte sie ordentlich ins Regal. “Wenn das so weiter geht, steigt Ruki noch aus.”, hauchte ich und es war keine leere Drohung. Ruki gab sich, nicht uns, sondern allein sich die Schuld daran, das wir den Vertrag hatten kündigen müssen und nun wieder in unseren verhassten Jobs fest saßen, statt Musik zu machen. Ich sagte ihm immer wieder, dass das totaler Unsinn war, das niemand Schuld war und vor allem nicht er allein, aber tief innen drin war Ruki nun mal doch nur der kleine, ewig verunsicherte Takanori. Es war zur Zeit wirklich schwer mit ihm, weil er auch so unglaublich dickköpfig war. “Die wievielte Firma war das jetzt?”, murrte ich leise, als ich die kleine Leiter herab stieg und half Uruha dabei, die leeren Kartons klein zu machen. Wie viele Plattenfirmen gab es denn bitte in Japan? Ich hatte das Gefühl, das Kai über ein unendliches Repertoire an Adressen verfügte, da ihn die ganzen Absagen scheinbar so überhaupt nicht demotivierten. Er sagte immer, das es genau das Gegenteil wäre. Für jede Absage würde er fünf neue Bewerbungen schreiben. “Lass den Kopf nicht hängen Rei. Gerade jetzt nicht, du musst für Ruki stark sein. Kai hat recht, wir werden schon ne Firma finden.”, versuchte es der andere nun ebenfalls mit Motivation und ich nickte. Er hatte ja recht. “Die....wie hieß der Laden nochmal?” Ruki sah zu unserem Drummer, der uns gerade stolz einem Brief vorgelesen hatte. “Die PSC.”, antwortete er und reichte den Brief an Aoi, der ihn zusammen mit Uruha betrachtete. Ihre Augen glitten hastig über die Zeilen, bevor sie das Schreiben an Ruki und mich weiter reichten und auch wir überflogen den Brief noch einmal. “Klingt schwammig.”, raunte Ruki leise, wenig Begeisterung in der Stimme. “Aber es ist keine Absage.”, hauchte ich, versuchte seine Stimmung etwas zu heben und drückte ihn sanft. “Reita hat recht, es ist eine Einladung für ein Gespräch Ruki, wir sollten das positiv sehen.” pflichtete Aoi mir bei und unser kleiner Sänger raunte genervt. “Man ihr klingt alle wie Kai, was ist denn los mit euch?”, raunte er angefressen, lächelte dabei aber breit. “Ich bin aber dafür, das wir dieses mal gleich mit offenen Karten spielen.”, meinte ich leise und sah, das die anderen gemischte Gefühle hatten, trotzdem nickte Kai. “Ja, ich denke auch, das es das beste sein wird. Die wissen sicherlich eh schon Bescheid.” Wir waren in letzter Zeit ein paar mal zu Gesprächen eingeladen worden und hatten unseren alten Arbeitgeber nicht schlecht machen wollen, hatten von unüberbrückbaren Differenzen gesprochen, doch sie wussten immer Bescheid. Wussten, das wir unserer Beziehung wegen ‘problematisch’ waren, denn unser alter Arbeitgeber hatte wohl nicht mal im Ansatz versucht, ein gutes Wort über uns verlauten zu lassen. Ich war es so Leid, das die Leute sich so über unsere Beziehung mokierten. Was doch eigentlich zählen sollte, war einzig und allein unsere Musik. Ruki und ich waren ja bereit, unsere Beziehung aus der Öffentlichkeit raus zu halten, so war es nicht, nur wir wollten eben von der Firma akzeptiert werden. “Gut, ich ruf dort an und mach dann für Samstag in einer Woche einen Termin, okay?”, fragte Kai und wir nickten alle, während ich meinen Freund enger an mich zog, meine Wange an sein Haar schmiegte. Ich hoffte so sehr, das es dieses mal klappen würde. Mir war übel, kotzübel um ganz deutlich zu werden und meine Kollegen sahen kein Deut frischer aus. Selbst Kai schaffte momentan kein Lächeln, das nicht irgendwie gequält aussah. Wir standen vor dem unauffälligen Bürogebäude, mitten in einer Wohnsiedlung, und hätten wir uns nicht schon bei der Rezeptionistin angemeldet, ich würde denken, das wir hier falsch waren. Diese Plattenfirma wirkte irgendwie seltsam, wie gewollt und nicht gekonnt. Es machte sie sowohl sympathisch und wenig Vertrauen erweckend zur selben Zeit. Wir hatten und schlau gemacht über die Firma und waren geschockt gewesen, zu lesen, das es sie schon über fünfzehn Jahre gab, bisher aber mit eher geringem Erfolg, bis man vor knapp drei Jahren den Künstler Miyavi unter Vertrag genommen hatte und seither auf dem steigenden Ast war. Ruki und Uruha kannten diesen Miyavi vom Namen her, da sie beide schon Lieder von der Band Due le Quarz gehört hatten, dessen Gitarrist er wohl gewesen war und als ich später in einer Zeitschrift ein Foto von ihm gesehen hatte, konnte auch ich zumindest mit dem Gesicht etwas anfangen. “Oh, wir werden rein gewunken, kommt.”, machte Kai uns darauf aufmerksam, das die Rezeptionistin uns wohl von ihrem Platz aus klar machen wollte, das wir jetzt zu unserem Termin konnten. Mit zittrigen Knien und einem mulmigen Gefühl in der Magengegend folgte ich meinen Bandmitgliedern und war froh, als Ruki seine Hand in meine Schob, mir einen Grund gab, seine Hand zu drücken. Ich war gerade ein nervliches Wrack. Als wir das Büro betraten, das eher einem Konferenzraum glich, mit den U-Förmig aufgestellten Tischen, verbeugten wir uns tief und nuschelten unseren Dank über die Einladung. War es ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen, das vier Männer uns begrüßten? Aber keiner trug einen Anzug, man schien hier doch schon irgendwie lockerer drauf zu sein, als bei manch anderer Firma. Ein gutes Zeichen? “Freut mich, das wir uns endlich kennen lernen. Kann ich ihnen was zu trinken anbieten? Wasser, Tee, Kaffee?” Wir lehnten dankend ab, noch immer ziemlich nervös. Der Mann der uns angesprochen hatte lächelte nur offenherzig, bevor er mit der Vorstellung anfing, sich selbst als den Geschäftsführer der PSC zu erkennen gab, den Mann zu seiner Rechten als seine rechte Hand, Anwalt der Firma und Berater in allen Fragen, und die beiden Männer zu seiner Linken als den leitenden Toningenieur und unseren, eventuell bald, Manager vorstellte. Auch wir stellten uns noch einmal ordentlich vor. Wir machten alle ziemlich große Augen, als er uns erklärte, man hätte schon nach unserem Festivalauftritt großes Interesse an uns gehabt, aber leider wohl doch etwas zu lange gezögert, da man uns ihnen quasi vor der Nase weg geschnappt hatte. Um so erfreuter war man, das wir nun wieder zur Verfügung standen. (Wir sollten später erfahren, das er und unser ehemaliger Chef sich Spinnefeind waren). “Um eins klar zu machen, ihnen ist der Vertrag, sofern sie ihn wollen, zu neunundneunzig Prozent sicher, aber ich bin doch schon sehr Neugierig. Warum haben sie ihren alten Vertrag aufgelöst? Und scheinbar auch Problemlos?”, fragte er, versuchte auch gar nicht, seine Neugierde zu vertuschen und wir wechselten alle kurz einen Blick miteinander, nickten, bevor ich mich leise Räusperte. “Es ist so”, hauchte ich, spürte, wie mein Herz immer schneller schlug und griff unterm Tisch nach Rukis Hand, “Ruki und ich sind in einer festen Paarbeziehung. Wir haben kein Interesse daran, das unsere Beziehung in die Öffentlichkeit getragen wird, da wir wissen, das nicht alle hellauf begeistert sein werden, aber wir wurden in der Vergangenheit sogar dazu gezwungen, getrennte Wohnadressen zu haben und durften im Auto nicht einmal nebeneinander sitzen.”, machte ich unseren Standpunkt klar und erklärte gleichzeitig den Bruch mit der alten Firma. Der Mann lehnte sich in seinem Stuhl zurück, musterte Ruki und mich eindringlich, nickte ein paar mal, als würde er seinen eigenen Gedanken zustimmen, bevor er sich wieder etwas vor beugte. "Ich glaube, damit können wir Arbeiten.” Ich blinzelte ein paar mal, verstand nicht ganz und als ich zu Kai sah, zuckte dieser in einer hilflosen Geste mit den Schultern. Unsere perplexe Reaktion schien die anderen Männer zu amüsieren. “Gut, lassen sie es mich erklären. Fanservice ist zur Zeit DER Trend in der Szene. Die Fans lieben es, wenn sich die Künstler auf der Bühne etwas näher kommen, die Grenzen der Freundschaft verschwimmen lassen, indem es hier oder da einen Kuss gibt ober eine Berührung. Nichts mit brennender Leidenschaft, aber etwas, das genug Raum für Interpretationen lässt und euren Fans als Vorlage für Fanarts und Fanfics dienen kann.”, erklärte er uns und wieder blinzelte ich verwirrt. Wirklich? Auf so was standen die Fans? Und was bitte waren Fanfics? Unter Fanarts konnte ich mir ja noch was denken, aber... “Fan...fics?”, fragte Uruha leicht skeptisch und wir alle beugten uns unbewusst etwas über den Tisch. “Ja das sind fiktionale Geschickten, die Fand über ihre Idole schreiben. Egal ob Charaktere aus Anime, Manga, Büchern oder aber der Realen Welt. Ist ein sehr beliebtes Medium unter den Fans und man kann sie im Internet veröffentlichen und andere können sich das dann durchlesen.” Langsam fragte ich mich, woher er das alles wusste. Gab es hier vielleicht so etwas wie eine Forschungsabteilung, die die Aktivitäten der Fans analysierte und beobachtete, oder googelte der Chef vielleicht selbst? Bei dem Gedanken musste ich unweigerlich schmunzeln. “Heißt das, sie nehmen uns unter Vertrag?” Kais Frage riss mich aus meinen Gedanken und Rukis Griff um meine Hand wurde wieder stärker. “Ich sagte doch, ihr habt den Vertrag zu neunundneunzig Prozent in der Tasche.”, lachte der Mann und zog ein paar Unterlagen zu sich. “Am besten wir machen es für die ganze Band so, das ihr euer Privatleben für euch behaltet. Sollten solche Interviewfragen kommen, sagt ihr einfach höflich, aber bestimmt, das ihr darauf nicht antworten wollt. Es wäre auffällig, wenn drei von fünf Leuten offen reden und zwei mit ‘kein Kommentar’ kommen. Einverstanden?” Wir nickten alle. “Was Hotelübernachtungen angeht...Doppelzimmer, wenn nötig okay, dann aber für alle, aber keine Doppelbetten. Wer weiß wie verschwiegen das Hotel ist.” Wieder nickten wir alle. Ruki und ich hatten Jahrelang in meinem Kinderbett geschlafen, wir waren Platzmangel gewohnt. “Gut. Ich freu mich auf unsere Zusammenarbeit.”, meinte er gut gelaunt und schob uns die Verträge zum Unterschreiben hin. Wir waren unter Vertrag! Kapitel 9: Second Chance ------------------------ Ich schaute auf die kleine Uhr, die schräg gegenüber auf dem Nachttischchen stand, trank noch einen Schluck aus meiner Bierflasche. 00:24 Uhr. Dieser Tag würde schwer werden, und er hatte gerade erst angefangen. “Scheiß Melancholie.”, raunte ich leise und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, starrte an die Decke. Eigentlich gab es gar keinen Grund, Trübsal zu blasen. Mit Gazette lief es gut, nein es lief sogar großartig. Wir waren nun seit knapp vier Jahren bei der PSC und unsere Bekanntheit stieg seither stetig an. Zur Zeit tourten wir mit unserem ersten One-Man-Live Programm durch Japan und würden unser großes Finale in Yoyogi geben. In Yoyogi! In so einer großen Halle hatten wir bisher nie gespielt. Ich war als Besucher selbst schon in der Halle gewesen, hatte die Rockstars auf der Bühne gefeiert und mir immer gewünscht, eines Tages mit meiner Band dort zu stehen. Kaum zu glauben, dass ich es mit Gazette jetzt geschafft hatte. Ein leichtes Lächeln umspielte kurz meine Lippen. Könnte ich diesen Erfolg doch nur mit Ruki feiern. Ein leiser Fluch kam über meine Lippen, bevor ich einen weiteren Schluck meines Bieres nahm. Warum musste ich denn jetzt plötzlich auf diese Weise an ihn denken? Alles bloß, weil heute heute war und weil heute in den letzten zehn Jahren so ein wichtiger Tag gewesen war. “Zehn Jahre.”, nuschelte ich leise und betrachtete das Etikett meiner Bierflasche, knibbelte leicht daran. Ruki und ich wären heute seit zehn Jahren zusammen. Wären. Wären, wenn wir uns nicht vor acht Monaten getrennt hätten. Unsere Trennung war für alle ein Schock gewesen, nur für uns irgendwie nicht. Es gab auch kein böses Blut zwischen uns. Wir hatten uns einfach auseinander gelebt. Schon kurz nach unserem neunten Jubiläum hatte es angefangen in unserer Beziehung zu krieseln. Es hatte nie Streit gegeben oder so, wir hatten nur angefangen aneinander vorbei zu leben, bis wir gar nichts mehr zusammen machten, keine Küsse oder Nichtigkeiten miteinander teilten, das Bett nicht mehr miteinander teilten und irgendwann hatte Ruki mich geradeheraus gefragt, ob ich ihn überhaupt noch liebte. Ich hatte nein gesagt. Natürlich liebte ich ihn noch, er war mein bester, längster Freund, wir hatten eine gemeinsame Vergangenheit, aber es war eine andere Art der Liebe geworden und die letzten Monate hatten es irgendwie auch bewiesen. Ruki war ein paar Tage später ausgezogen. Warum sollte er auch weiterhin in unserer Wohnung leben, in unserem Bett schlafen, wenn wir Schluss gemacht hatten? Und Ruki hatte einen neuen Freund. Ich wusste nicht, wie lange schon, wie weit sie waren oder wie er hieß, ging mich auch nichts an. Ich hatte es auch eher zufällig mitbekommen, da Ruki es nicht erzählt hatte. Ich war wegen eines Staus zu spät zum Studio gekommen, war gerade aus meinem Auto ausgestiegen, als ein anderer Wagen vorfuhr, Ruki auf dem Beifahrersitz und der Fahrer hatte sich rübergebeugt und ihn geküsst. Als Ruki aus dem Wagen gestiegen war und mich entdeckt hatte, hatte er sich entschuldigt, er hätte nicht gewollt, dass ich das sah, doch ich hatte abgewunken, gemeint, dass es nichts zu entschuldigen gab, wir waren ja kein Paar mehr und erwachsen und wir waren zusammen ins Studio gegangen, während wir über das gestrige Baseballspiel quatschten. Als ich Uruha davon erzählte, hatte er sich plötzlich aufgeführt wie eine Glucke und mich betüddelt und getröstet, da er dachte, ich wäre tief traurig und rasend eifersüchtig. Aber das war ich nicht. War es damals nicht gewesen und war es auch heute nicht, obwohl die zwei immernoch zusammen waren. Auch heute ein Paar waren. Heute, an unserem Tag. “Hör endlich auf Akira.”, ermahnte ich mich selbst, legte meine Arme auf den kleinen Tisch, an dem ich saß und bettete meinen Kopf darauf. Vielleicht sollte ich wieder runter in die Bar gehen, mit den anderen unsere erfolgreiche Tour feiern, statt alleine in meinem dunklen Hotelzimmer zu hocken und zu zu lassen, dass ich Trübsal blies. Ruki war garantiert nicht mehr unten, er setzte sich immer als erstes von der Gruppe ab, wahrscheinlich um noch mit seinem Freund telefonieren zu können. Ich blickte kurz auf mein Handy. Vielleicht sollte ich meine Freundin anrufen, um auf andere Gedanken zu kommen? Aber wenn ich ehrlich war... ich wollte ihre Stimme heute nicht hören. Ja, ich hatte eine Freundin. Wie es dazu gekommen war? Keine Ahnung. Ich war schon immer recht gut bei den Frauen angekommen und als ich nun wieder Single war und Ruki wieder in festen Händen, schleiften Kouyou und Yuu mich jeden Abend in irgendwelche Bars und ich hatte Himiko getroffen, lange mit ihr gequatscht. Wir hatten Nummern ausgetauscht, telefoniert, uns getroffen und ich konnte wirklich gut mit ihr. Sie hatte mir schon recht bald ihre Gefühle gestanden und ich hatte eingewilligt, mit ihr auszugehen. Ob ich sie wirklich liebte... ich mochte sie, mochte sie sehr, aber meine Gefühle für sie waren nicht ansatzweise so intensiv, wie sie es für Ruki gewesen waren, aber es wäre unfair ihr gegenüber, sie mit Ruki zu vergleichen. Ruki war etwas besonderes gewesen. Etwas einmaliges. “Okay, ich brauch was stärkeres als Bier.”, fluchte ich und erhob mich. Scheiß Melancholie! Aber erstmal eine rauchen! Ich schnappte mir meine Zigaretten, klemmte mir schon beim Durchqueren der Lobby einen Glimmstängel zwischen die Lippen und spielte gerade mit meinem Feuerzeug, als ich durch die Tür schritt und für eine Sekunde zu versteinern schien. “Hey.” “Hey.”, erwiderte ich den Gruß, den Ruki ausgesprochen hatte und ich stellte mich an den Aschenbecher auf der anderen Seite der Tür, zündete endlich meine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. “Wolltest du nicht aufhören?”, fragte ich irgendwann grinsend und Ruki machte nur eine flapsige Handbewegung. “Nah.” war alles, was er dazu sagte, während er mich schelmisch angrinste. “Was er nicht weiß und so.”, lachte er, nachdem er noch einen tiefen Zug genommen hatte und lehnte sich entspannt gegen die Fassade. Ich schüttelte lachend den Kopf. Er war immer noch so ein kleines Biest. Zum Glück. Das hatte ihn in meinen Augen irgendwie immer so reizvoll gemacht. “Wie läufts bei dir und... Himiko, richtig?”, hörte ich ihn leise fragen, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten und irgendwie gefiel es mir nicht, daSs er diese Frage stellte, weil er so viel mehr über Himiko und mich wusste als ich über ihn und... keine Ahnung wie sein Typ hieß. Aoi hatte es natürlich lauthals jedem, aber auch wirklich JEDEM in der PSC erzählen müssen, daSs ich ne Freundin hatte, wie sie hieß, aussah und all die anderen Details, die niemanden interessierten oder überhaupt etwas angingen. Ruki hatte nur gelächelt und leise ‘Ne Freundin also.’ gesagt. “Hm... sie nervt rum, weil die Tour so lang geht, aber sonst...” Ich zuckte leicht mit den Schultern, wusste nicht, was ich ihm dazu erzählen sollte. Interessierte es ihn wirklich, oder fragte er nur aus Höflichkeit? “Bei dir?”, fragte ich also retour. “Irgendwie genauso.”, meinte er leise, ein mattes Lächeln auf den Lippen. “Hey, hast du noch ne Kippe für mich?” “Klar.” Ich fischte meine Schachtel aus der Hosentasche, reichte sie Ruki und er bediente sich daran, zündete sich den Glimmstängel an und wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, als sein Handy klingelte. Er nuschelte ein leises Sorry, während er das Telefon aus der Tasche zog und ein paar Schritte ging. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf das Display, erkannte den Mann auf dem Foto als den Mann, der Ruki damals zum Studio gefahren hatte. “Kenta also.”, nuschelte ich leise, hatte seinen Namen auf dem Display lesen können, und zog an meiner Zigarette. Irgendwie hatte es mir weniger ausgemacht, als ich noch nicht wusste, wie er hieß. “Oh... du hättest ruhig lange mit ihm reden können.” Ich sah überrascht zu Ruki, der nach keinen zwei Minuten wieder zu mir zurückkam, sich zu mir an den Aschenbecher stellte. “Passt schon Aki.” Er lächelte schwach, etwas trauriges in den Augen. “Hey Ru... wir sind Freunde also... wenn dich etwas bedrückt, dann bitte rede mit mir, ja? Du kannst mit mir über alles reden.” Ich legte meine Hand aufmunternd auf seine Schulter. “Über alles?” Ich nickte. “Auch über meine Beziehung?” “Wenns sein muss.” Ich verzog kurz das Gesicht, bevor ich leise lachte. Natürlich auch über seine Beziehung. Ruki hüllte sich einen Moment in Schweigen und ich ließ ihm die Zeit, die er brauchte. “Ich glaub ich werd Schluss machen, wenn die Tour um ist.” “Huh?” Ich hob überrascht meine Augenbrauen, sah ihn fragend an. “Warum?” Ich war tatsächlich neugierig. So viele SMS, wie sie ständig tauschten und all die Anrufe, ich hätte nicht gedacht, dass Ruki unglücklich war. Er machte nicht den Eindruck. “Kenta nervt.”, schnaufte er nur und nahm einen weiteren Zug von seiner Kippe. “Und er wird irgendwie von Tag zu Tag paranoider. Er glaubt, dass wir zwei immer noch was am laufen haben.”, motzte mein Exfreund und ich musterte ihn zweifelnd. Da hatte er scheinbar nen ganz schönen Griff ins Klo gelandet. “Wie kommt er denn auf den Trichter?”, fragte ich ungläubig. “Keine Ahnung.”, seufzte Ruki genervt. “Aber es wird immer schlimmer. Ständig ruft er an und bombardiert mich mit SMS ,wo ich bin und was ich mache und mit wem. Und er wollte mit auf Tour kommen Akira!”, entrüstete sich der kleinere und ich schmunzelte, wusste, wie gut es ihm tat, wenn er sich einfach mal richtig auskotzen konnte. “Alles nur, weil du und ich mal du und ich waren und er und ich...”, er seufzte leise. “Wir haben noch nicht... du weißt schon.”, nuschelte er dann kleinlaut und ich hatte gerade das Gefühl, als hätte er mich mitten ins Gesicht geschlagen. Er hatte noch nicht mit seinem Freund geschlafen? Warum? Und warum erleichterte mich dieses Wissen gerade? “Hast du schon... mit Himiko?”, fragte er leise, ohne mich anzusehen und ich hatte das Gefühl, als hätte ich für einen kurzen Augenblick etwas trauriges in seinen Zügen gesehen. “Ja.”, antwortete ich ehrlich und Ruki nickte leicht, schob mit seiner Schuhspitze einen Zigarettenstummel etwas auf dem Gehsteig hin und her, den der Wind zu uns rüber getragen hatte. “Und? Wie ist es mit einem Mädchen?” “Willst du das wirklich wissen?”, fragte ich leise. “Nein, nicht wirklich. Aber ich muss es wissen. Ist es schön für dich?” Zum ersten mal hob er seinen Kopf wieder an, schaute mich direkt an, forschend. “Nein.”, antwortete ich ehrlich und offenbarte ihm dabei genau so viel Einblick in meine Gefühlswelt, wie mir selbst. “Sieht aus, als wären wir beide bald wieder single.”, lachte ich leise, humorlos und Ruki grinste. “Vielleicht sollten wir zwei es ei-” Das klingeln seines Handys unterbrach ihn und er murrte hörbar genervt, als er es aus der Tasche zog, drückte den Anruf zu meiner Überraschung einfach weg. Ein Novum! “Seit wann weißt du denn, wie man Anrufe wegdrückt?”, fragte ich erheitert, verdrängte Rukis letzten Satz, der mein Herz hatte höher schlagen lassen. Scheiß Sentimentalität, jetzt fing ich auch schon an zu hoffen, dass wir zwei wieder zusammen kommen würden, oder was? “Haha.”, kommentierte Ruki trocken und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, machte keine Anstalten, wieder reinzugehen und auch ich blieb bei ihm stehen. “Hab einfach keinen Bock heute mit ihm zu reden.”, flüsterte er leise, fluchte, als sein Handy erneut klingelte, doch dieses mal ging er ran. “Was willst du Kenta?”, fragte er gereizt, massierte sich mit zwei Fingern den Nasenrücken und mir tat sein Gesprächspartner gerade schon etwas Leid, denn ich kannte Ruki, kannte seine Gesten, seine Mimiken, seine Stimmlagen und jetzt gerade... Ruki stand kurz vor der Explosion. Wenn Kenta nicht aufpasste, würde Ruki ihm gleich per Telefon den Laufpass geben. “Was ich mache? Ich unterhalte mich mit Akira.”....”Mit welchem Akira? Was glaubst du, wie viele Akiras ich kenne?”...”Ja natürlich mein Exfreund Akira, du Blödmann!”...”Was? Was? Du VERBIETEST mir, mit meinem besten Freund und Bandkollegen zu reden?” Ruki lachte auf. “Aber sonst gehts dir noch ganz gut, ja?”...”Nein, das werde ich ganz bestimmt nicht tun. Ich bin erwachsen und ich kann tun und lassen, was auch immer ich will!”, schimpfte er ins Telefon, bevor er auflegte. “Ist das zu fassen Akira?”, japste er ungläubig und schaute mich an. Ich seufzte leise, machte eine kleine ‘komm her’-Geste und legte meine Arme behütend um den kleineren, als er sich an mich schmiegte. Ich wusste, wie sehr Ruki es hasste zu streiten, auch wenn er die Beziehung quasi schon beendet hatte, ging ihm das Gespräch gerade an die Nieren, das hatte ich gesehen und ich spürte es jetzt, als ich ihn hielt und er leicht zitterte, sicherlich vor Wut, Fassungslosigkeit und auch etwas Trauer, immerhin hatte er ja mal Gefühle für Kenta gehabt. “Danke Akira. Du bist und bleibst meine Nummer Eins.”, hauchte er leise und löste sich wieder aus meiner Umarmung. “Bitte sag so was nicht Ruki... nicht heute.”, hauchte ich, klang flehender und verzweifelter als ich es gewollt hatte und legte meine Hand sanft an seine Wange, strich mit meinem Daumen über seine weiche Haut und mein Herz fing an zu stolpern, als er die Augen schloss, sein Gesicht an meine Handfläche schmiegte. “Ich wünschte, wir könnten heute feiern Akira. Das wünschte ich wirklich.”, hauchte er leise und bescherte mit damit eine Gänsehaut vom Scheitel bis zum Zeh. “Ich auch... und nicht nur heute.”, flüsterte ich kaum hörbar, doch wusste ich, dass er es gehört hatte, denn er öffnete seine Augen, sah mich bittend, nein, flehend an. “Liebst du mich noch, Akira?”, stellte er mir die selbe Frage wie vor acht Monaten. Die selbe Frage, die ich damals so leichtfertig mit einem Nein beantwortet hatte. Warum hatte ich damals nein gesagt? Warum hatte ich nicht um uns gekämpft? Mich mehr angestrengt, versucht es wieder zu kitten? Weil 'Nein' so viel einfacher war als ‘Ich weiß es nicht’. Wusste ich es denn jetzt? Was empfand ich für ihn? Liebte ich ihn noch, oder war es nur der heutige Tag, der mir gerade das Leben schwer machte, weil Sentimentalität Gefühle wachkitzelte, die schon seit fast einem Jahr nicht mehr da gewesen waren? Fakt war, Himiko liebte ich nicht, hatte sie wohl auch nie geliebt. Fakt war aber auch, dass andere Männer mich nicht im geringsten interessierten. Für mich gab es nur Ruki. “Ja.”, antwortete ich leise. “Und ich habe es die ganze Zeit getan.” Der Wind zerzauste unsere Haare, als er uns umspielte, während wir einfach nur dastanden, meine Hand noch immer auf seiner Wange, unsere Blicke aneinander gefesselt und sie erzählten so viel mehr, als Worte es je hätten tun können. Erzählten von Liebe, Hoffnung und Entschuldigung. Wir hatten beide Fehler gemacht, hatten beide unsere Beziehung zu schnell aufgegeben, statt um sie zu kämpfen, obwohl unsere Gefühle für einander die ganze Zeit da gewesen waren und sie waren keinen Deut weniger intensiv als damals vor zehn Jahren, als er mir gesagt hatte, dass er mich liebte und ich ohne zu zögern sein Geständnis wiederholt hatte. “Ich liebe dich Ruki. Habe ich immer, werde ich immer.” Es war ein Versprechen. “Ich hab dich so vermisst, Akira.”, hauchte der jüngere leise, überwand die wenigen Zentimeter, die uns die ganze Zeit voneinander getrennt hatten und ich beugte mich sofort runter, empfing seine Lippen mit den meinen und drückte seinen Körper fest an mich. Perfekt. Es war einfach nur perfekt, wie seine Lippen sich gegen meine schmiegten, wie mein Herz raste und mein Bauch kribbelte. Sein Duft in meiner Nase, sein Geschmack auf meinen Lippen. Endlich war ich wieder komplett. Endlich waren er und ich wieder er und ich. So, wie es sein sollte. So, wie das Schicksal es für uns bestimmt hatte. Schwer atmend lösten wir uns voneinander, als Rukis Handy erneut die Stille zerriss und ich sah, wie er den Anruf weg drücken wollte, hielt meine Hand bittend hin und mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen reichte er mir sein Telefon. Ja, Ruki war noch immer ein kleines Arschloch. “Hey alter, hör zu. Takanori steht nicht auf dich, also mach die Biege.”, erklärte ich Kenta so freundlich wie möglich die Situation. Perplexes Schweigen auf der anderen Seite der Leitung. “Wer ich bin? Akira. Sein Lebensgefährte.”, antwortete ich lächelnd, strich mit meiner freien Hand sanft über Rukis Wange und legte dann einfach auf, schaltete sein Handy vorsorglich komplett aus, bevor ich ihn wieder an mich zog, ihn sinnlich küsste. “Hey Akira.” “Ja?”, fragte ich schwer atmend, nach einem langen, sinnlichen Kuss. “Weißt du, welcher Tag heute ist?”, fragte er leise, grinsend. “Unser Jahrestag.”, antwortete ich, ohne eine Sekunde zu zögern. Niemals würde ich diesen Tag vergessen, unter keinen Umständen. Ruki nickte. “M-hm. Zehn Jahre. Ein Grund richtig zu feiern, findest du nicht auch?” Er küsste mich erneut, ließ mir keine Zeit zu antworten, denn er kannte meine Antwort schon längst. Natürlich war es ein Grund zu feiern, richtig zu feiern, mit unseren Freunden. “Hey, wo geht ihr hin?”, platzte es ungläubig aus Ruki heraus, als wir uns endlich wieder ins Hotel begaben und unsere drei Freunde uns auf ihrem Weg zu den Fahrstühlen entgegen kamen. “Ich glaub, ich hab zu viel getrunken, ich hab schon Hallus.”, raunte Aoi, dessen Stimme noch klar und verständlich war, entgegen seiner Aussage und drei Augenpaare waren auf unsere Hände gerichtet. Auf unsere Hände, die einander hielten, unsere Finger, die mit denen des anderen verschränkt waren. “Na los Jungs, macht nicht schon schlapp. Aki und ich haben heute Jubiläum. Wir müssen feiern!”, verkündete unser Sänger lautstark den Neuanfang unserer Beziehung, warf damit wohl einen ganzen Haufen Fragen auf, wenn ich die Gesichter meiner Kollegen richtig deutete, doch niemand sagte etwas. Uruha schaffte es zuerst aus seiner Starre und fing gleich an, sich über uns auszulassen, ob wir jetzt wieder so ein ekelhaft glückliches Paar sein würden, dass wir nicht normal waren und was er sonst noch moserte. Es war seine Art uns mitzuteilen, dass er sich für uns freute und er und die anderen folgten uns zurück in die Bar, wo in den nächsten Stunden alles auf Ruki und mich ging, bis wir müde, erschöpft, völlig beduselt und unendlich glücklich in mein Hotelbett sanken. Epilog: -------- Ich stand am Fenster meines Hotelzimmers, mein Blick auf die Lichter der Stadt unter mir gerichtet. Was ein Anblick. “Du bereust doch wohl nicht, was wir heute getan haben, oder?”, hörte ich die müde, aber amüsierte Stimme meines Freundes hinter mir, spürte seine Lippen sich sanft an meine Schulter legen, bevor er zu mir rum kam, sich an meine Brust schmiegte, als ich ihn sanft an mich zog. “Wenn es etwas gibt, das ich niemals bereuen werde, dann den heutigen Tag.”, lachte ich und küsste ihn sanft. “Auch wenns ne Schnapsidee von dir war.”, zog ich ihn etwas auf, doch Ruki hatte lediglich ein Schulterzucken für mich übrig. “Manche nennen es Schnapsidee, andere spontan oder auch romantisch.” “Oder kitschig.”, warf ich ein, denn ich fand es definitiv mega kitschig. “Oder kitschig.”, wiederholte Ruki lachend meine Worte. “Aber das ist mir scheißegal, weil ich glücklich bin. Glücklich, dass du jetzt mein Ehemann bist. Zumindest in den USA.” Ich lachte auf. “Find ich gut.” Wir waren im Laufe unserer Welttour in Las Vegas gelandet, hatten heute einen freien Tag genossen und den ganzen Touristenscheiß gemacht, uns amüsiert, unser Glück herausgefordert und geheiratet. Ruki hatte mich gefragt, ob ich sein Mann werden mochte und ich hatte zugestimmt. Nach achtzehn Jahren Beziehung hatte ich keine Sekunde gebraucht, um diese Entscheidung zu treffen, auch, wenn wir beide das nur aus Spaß machten, denn in Japan würde man unsere Ehe nicht anerkennen, in Japan würde Ruki nicht meinen Nachnamen tragen, aber das war alles kein Drama. Wir hatten ja noch nicht einmal Eheringe. Wir hatten die Ringe genommen, die wir schon vor Jahren gekauft hatten und die wir als Zeichen unserer Verbundenheit am kleinen Finger trugen. Hatten dem als Elvis Presley verkleideten Priester in unserem besten englisch erklärt, warum uns Japanern ‘Kizuna’ mehr bedeutete als ein Ring am Ringfinger. Ja, Elvis hatte uns getraut. Ganz kitschig. Es war toll gewesen und unser Hochzeitsfoto würden wir garantiert an all unsere Freunde und Verwandten schicken, es in unserem Wohnzimmer aufstellen. Ruki und ich in Freizeitklamotten neben Priester-Elvis, cool und lässig mit unseren Händen das Mano cornuta-Zeichen formend. Mega romantisch. Es passte zu uns. “Hey Aki.” “Ja?” Ich schmiegte meine Wange an sein Haar, schaute mit ihm zusammen raus auf das Panorama dieser Stadt. Der Eiffelturm von Paris, die Sphinx, die Freiheizstatue. Es war, als läge die ganze Welt zu unseren Füßen. “Weißt du noch damals, unser Traum?” “Der Traum die coolste Rockband der Welt zu werden?” Er nickte. “Ja. Weißt du Akira, ich glaub, wir sind auf nem verdammt guten Weg, unser Ziel zu erreichen.”, hauchte er und ich nickte. Ja, das konnte man wohl so sagen. Drei Touren durch Europa und jetzt unsere zweite Welttournee. Auch wenn es kleine Locations waren und überschaubare Mengen an Besuchern. Wir hatten in den letzten Jahren viel erreicht, mehr als wir uns je zu träumen gewagt hätten und wir waren wir geblieben. Wir waren immer noch die besten Freunde, immer albern, immer am Rumblödeln, hatten nie angefangen uns als etwas besseres zu sehen und unsere Crewmitglieder wie Arbeitssklaven zu behandeln. Es gab keine Starallüren und ich hatte das Gefühl, dass das mit ein Grund für unseren Erfolg war. Unsere Authentizität. Ich küsste Ruki sinnlich, küsste meinen Ehemann sinnlich und leidenschaftlich, drückte ihn gegen das Panoramafenster unseres Hotelzimmers und vereinte mich in sinnlicher Leidenschaft mit ihm. Die ganze Welt zu unseren Füßen, doch alles, was für mich von Bedeutung war, war er allein. Heiße, wilde Küsse, seine Beine um meine Hüften, sein Stöhnen in meinem Ohr, sein Geschmack auf meinen Lippen und das Gefühl von vollkommenem Glück, das jeden Millimeter meines Körpers flutete, als ich mich tief in ihm ergoss, während die ganze Welt scheinbar zu unseren Füßen lag. Unsere Träume hatten fliegen gelernt, hatten Anlauf genommen und waren los geflogen, immer weiter, immer höher und ich war neugierig zu sehen, wohin sie noch fliegen würden. Wohin auch immer, mit Ruki an meiner Seite würde ich die ganze Welt erobern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)