Black Shadow (ab 16 Jahre) von raylight ================================================================================ Kapitel 7: Der Verlust, 1242 ---------------------------- Es war ein wunderschöner, warmer Sommertag. Ein kühler, leichter Wind brachte Erholung auf der Insel Ohara. Die Insel hatte sich, seit Shadow sie verlassen hatte, nicht verändert. Sandro beugte sich gerade über ein paar Schriften, als Kevin hektisch in sein Büro eintrat. “Was ist?” “Die Red Force! Käpt’n Joe kommt auf diese Insel.” Er richtete den Blick auf den Siebenundvierzigjährigen mit den graumelierten Haar. “Hoffentlich bliebt dieser Shadow auf den Schiff!” Der alte Mann stand auf. Er stützte sich auf einen Stock und machte sich auf den Weg zum Hafen. Am Hafen war eine Menschenmenge versammelt. Alle wollten sie wissen, was die Crew hier wollte. Auf den Schiff gab Sebastian Shadow den schweren Sack. “Soll ich dir wirklich nicht beim Tragen helfen?”, fragte er besorgt. “Nur weil meine drei Narben immer noch so stark schmerzen, heißt das noch lange nicht, das ich das nicht schaffe. Das muß ich alleine durchziehen.” “Na gut.”, stöhnte Sebastian. Shadow schwand den Sack auf seinen Rücken und stieg die Laufplanke herunter. Die Menschen machten ihm Platz damit er ungehindert seinen Weg gehen konnte. Viele erkannten ihn gar nicht mehr wieder und betrachteten den schönen jungen Mann aufmerksam. Er war ein Meter dreiundneunzig groß, trug schwarze Stiefeln und Hose mit dunkelgrauer Schärpe und ein weißes Hemd. Die Haare hatte er vor nicht all so langer Zeit kurz geschnitten und reichten ihm bis zum Nacken. Sein Schwert hatte er an Bord seines Schiffes gelassen. Durch seinen Kleidungsstil hatte er bei seiner Crew den Beinamen Black Shadow bekommen. “Hey, ist das nicht die Fressmaschine?”, fragte ein Mann seine Frau leise. “Ich glaube ja.” Der junge Mann war nervös und wollte am liebsten sich irgendwohin verstecken. Bei einem weißhaarigen Mann blieb er stehen. Er hatte viele Falten im Gesicht mit Stirnglatze. “Sandro.”, meinte Shadow gedämpft. Der alte Mann hatte ihn sofort wiedererkannt. “Shadow.”, brachte er nur heraus. Er hatte eine Ahnung was Shadow in seinem Sack hatte. Mit einem scheppernden Geräusch ließ er den Sack vor Sandros Füße fallen. “Fünfundsechzig Milliarden Goldstücke, wie versprochen.”, erklärte er schüchtern. Shadow öffnete den Sack und zeigte ihm den Inhalt. Sandro hob die Brauen. “Für mich?” “Ja.”, antwortete Shadow ängstlich. Es verschlug den ganzen Bewohnern die Sprache. Ein Raunen war zu hören. Fassungslos starrte Sandro den jungen Mann an. Beschämt senkte er den Kopf und trat zu Shadow. Er wich zurück. Dann umarmte der alte Mann ihn. “Ich danke dir. Das Geld ersetzt zwar nicht die Frucht, aber das ist jetzt egal. Es tut mir Leid, was ich dir angetan habe. Bei mir wirst du, ab heute wieder Willkommen sein.”, erklärte er mit Tränen in den Augen. “Ja. Uns tut es auch Leid.”, begannen die Bewohner der Insel nach einander. Vor Rührung kamen Shadow die Tränen. Der junge Mann stieg die Laufplanke hoch und sie legten ab. “Und wie ist es gelaufen?”, wollte Chico wissen. Shadow begann zu Lächeln. “Ich bin wieder in Ohara Willkommen. Alle haben sich bei mir entschuldigt.” Mit diesen Worten ging er unter Deck. “Er hat noch nie wirklich gelacht. Nur gelächelt.”, gestand Chico Sebastian. “Das ist mir auch schon aufgefallen. Joe hat mir vor langer Zeit gesagt, das er es kann, wenn er will. Ich denke in ein paar Jahren wird er soweit sein.”, meinte Sebastian. Zwei Tage vergingen. Es war früh am Morgen. Die Sonne war schon seit zwei Stunden aufgegangen. Wenige Wolken waren am Himmel zu sehen. Ein warmer Wind blähte die Segel der Red Force auf. Das Schiff glitt durch kleine Wellen. Sebastian war unverhofft eingeschlafen, obwohl er auf Beobachtungsposten war. Die ganze Crew schlief noch. Nur Shadow war schon seit Sonnenaufgang wach. Er war unter Deck und durchforschte die Landkarte. Als Sebastian plötzlich aufschreckte, bemerkte er, das er mindestens drei Stunden geschlafen hatte. Er faßte sich an den Kopf. “Zum Glück ist in der Zeit nichts passiert, wenn Shadow das herausfindet wird er mich ausschimpfen.” Mit einem merkwürdigen Gefühl, als würde etwas näher kommen, drehte er seinen Kopf Richtung Osten. Zehn Meter vor der Red Force segelten zehn Schiffe der Marine auf sie zu. “Ach du meine Güte!” Er stand auf und so schnell er konnte, rannte er unter Deck. “Alle Mann an Deck! Die Marine!”, schrie er so lauf er konnte. Sebastian suchte Shadow und sagte ihm das Gleiche. Über ihnen war ein Kampf schon voll im Gange. Shadow nahm sein Schwert und sie rannten an Deck. Erschrocken sahen sie, das die Marine sie umzingelt hatte. “Oh! Nein!”, durchfuhr es Shadow. “Verwandle dich in ein fünfjähriges Kind!” Shadow blickte ihn verwirrt an. “Was? Warum?” “Du bist der Letzte deiner Familie. Deine ganze Crew hat noch eine Familie: Geschwister, Onkels, Tanten, Kinder. Doch du nicht. Es wäre ein Jammer, wenn du stirbst. Die Marine läßt dich vielleicht am Leben, wenn du dich verwandelst!”, befahl er. Shadow hatte Tränen in den Augen. “Nein, ich will kämpfen!”, protestierte er weiter. “Shadow! Bitte! Ich will nicht das du stirbst! Die Shoneds sind eine wunderbare Familie, wenn sie nun ausgerottet wird, nur weil du so stur bist, dann würde ich es dir mein Lebenlang nicht verzeihen!! Bitte verwandle dich!” Mit diesen Worten verschwand er im Kampfgetümmel. Shadow verwandelte sich und war wie versteinert. Vor seinen Augen sah er, wie seine Crew von der Marine getötet wurde. Unwillkürlich verdeckte er seine drei Narben mit seinen Haaren. Plötzlich tauchte ein braunhaariger Mann mit grauen Augen vor Shadow auf. Er war sicher der Anführer dieser Flotte, ein Meter sechzig groß und schlank. Ein weiterer Mann stand neben ihn. Er war etwas größer. “Ein Kind. Leutnant Dularce, was sollen wir mit ihm machen?” “Mh, schwierig.” Der junge Mann war kreidebleich, auch er hätte kämpfen können, aber er war wie gelähmt. “Wie alt bist du?” “Fünf Jahre.”, log er. “Der Sohn von Black Shadow, wahrscheinlich? Komisch ist, daß wir keinen gefunden haben, der wie dein Vater aussieht.” “Weil mein Vater ja auch gestorben ist, als ich drei Jahre alt war!”, erklärte er. “Wenigsten ist das nicht gelogen, macht Spaß, so etwas zu erzählen.”, dachte er ins Geheim. “Und deine Mutter?” “Starb kurz nach meiner Geburt.” “OH! Davon wußte ich nichts. Den Tod von Joe haben wir ja auch erst drei Jahre später erfahren.” Er wandte sich zu den Mann daneben. “Zerstört das Schiff! Das Kind kommt mit mir. Wie heißt du?” “Sha ... Shadow Shoned.” “Ah, ja. Nach deinem Vater benannt.” Die Soldaten steckten die Red Force in Brand. Shadow stand an der Reling des Marineschiffes. Tränen rannen über sein Gesicht. “Lebewohl Red Force! Lebewohl meine Freunde! Ich werde euch nie vergessen. Was ihr für mich getan habt.”, murmelte er kaum hörbar. Er seufzte. “Ich war glücklich mit dir und deiner Mannschaft. Deine Freunde sind bei mir in guten Händen. Ich danke dir Shadow Shoned.”, ertönte plötzlich eine Stimme vom Schiff in Shadows Ohr. Shadow fragte sich, ob er sich diese Stimme nur eingebildet hatte oder nicht. “Es tut mir Leid. Ich bin Leutnant Steve Dularce. Einundvierzig Jahre alt. Meine Tochter ist zwanzig Jahre alt und mein Sohn ist vierzehn Jahre alt.”, ertönte hinter ihm Dularces Stimme. Seine Worte ließen Shadow innerlich kochen. Am liebsten hätte er ihn getötet. Doch dann wäre seine Tarnung aufgeflogen. Sebastians letzte Worte hatten sich in ihn eingebrannt. “John! Komm her!”, befahl er. Der Mann von vorhin kam auf Dulacre zu. “Ja!” “Bring ihn in eine Kajüte.” “Aber Leutnant, er ist ein Pirat.” “Mein Lieber John, er ist ein Kind. Wir müssen ihn so erziehen, das er der Marine vertraut und dann wird er wie ich eines Tages Leutnant.” “Die haben einen an der Klatsche. Niemals werde ich Befehle von der Marine entgegen nehmen! Ich gehorche niemanden!”, dachte er zornig. In der kleinen Kajüte lehnte er sich weinend an einen Stützpfeiler. Wieder einmal hatte er alles verloren, was er geliebt hatte und nun sogar seine Freiheit. Ihm war ganz elendig zu mute. Wie kam er nur wieder heil aus der Sache wieder heraus? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)