Droßelmeier GmbH von -Broeckchen- (Von Uhrwerken, Gentlemen und der Wissenschaft) ================================================================================ Prolog: Auf den ersten Blick ---------------------------- Einst, als die Welt noch jünger war, da war der Mensch auf dem Thron der Schöpfung nicht allein. Genau genommen saß er nicht einmal darauf. Ihn umgaben etliche Wesen, von denen er sich heute einredet, sie seien seiner eigenen Phantasie entsprungen. Doch auf jedes Einzelne von ihnen einzugehen, das wäre Verschwendung kostbarer Lebenszeit, von der dem Menschen nur so wenig vergönnt ist, und die Grenzen der Vorstellungskraft schnüren sich ohnehin zu eng um den menschlichen Geist, als dass er den wahren Inhalt der Worte, das was hinter ihnen ruht, erfassen könnte. Nur auf eine der vielen Arten, die den Menschen teils wohlwollend, teils verspielt und teils angewidert aus dem Affen erwachsen sahen, soll ein näherer Blick geworfen werden: Die Alps. Noch vor wenigen Jahrhunderten wurden sie in vielen Schriften erwähnt, die Geister, die in den Gefühlen der Menschen einen vorzüglichen Mittler für Lebensenergie sahen, und seine Träume manipulierten, um an ihr nächtliches Mahl zu gelangen. Doch damals, als auch ihre Rasse jung war und ihr Blut noch nicht von dem des Menschen verwässert, da lebten so einige von ihnen, die große Macht besaßen. Sie verschlangen Gefühle schlichtweg pur, erzeugten sie mit wenigen Fingerzeigen und nahmen sie genauso mühelos in sich auf. Sie konnten von jedem Gefühl leben, das der Mensch erzeugte, und so tafelten sie sein Wechselspiel an Emotionen genüsslich, während sie sich an Intrigen und Spielen mit ihm ergötzten. Liebe geht durch den Magen, so besagt ein alter Spruch, und womöglich stammt er von den Ur-Alps... denn eines nach dem anderen dieser Wesen verfiel dem wechselhaften Menschen und seiner gefühlsbunten, schmackhaften Seele. Die Alps paarten sich mit Menschenkindern und den wenigen, die das nicht taten, erschlossen sich kaum noch Partner – und so nahm die Verdünnung ihres Blutes seinen Lauf. Die erste, menschgeborene Generation bestand aus starken Wesen, in die der Alp noch aus heutiger Sicht oft aufgeteilt ist: Irrlichter, Alps (die den Alpdruck oder -traum verursachen), Incubi und Succubi, Nachtmahre... Ihnen allen war noch immer gemein, dass sie Gefühle in reinster Form verspeisen konnten, nahezu unsterblich waren und den Menschen nicht im Schlaf übermannen mussten – doch schon war ihre Kraft geschwächt, denn sie waren je auf eine Art von Gefühl beschränkt. Die ihnen folgende Generation war zerbrechlicher, noch stärker spezialisiert, schwächer darin, die für sie nötige Nahrung im Menschen zu erzeugen. Die herauf folgende Generation musste das Gefühl als Medium nutzen, um die Lebensenergie des Menschen anzugreifen und konnte nur in dessen Schlaf agieren – oder sie war fast so leicht zu zerstören wie der Mensch. Kurzum: Die Kraft der Alps nahm ab, je mehr ihr Blut sich mit dem des Menschen mischte. Doch wieso vermengten sie es nicht wieder mit dem der wenigen Verbliebenen der Ur-Rasse? Bevor diese Frage beantwortet werden kann, muss ein Blick tiefer in den Moment des Beginns reichen, und auf ein Ereignis treffen, ohne dass er für die späteren Geschehnisse blind wäre. Einer der Ur-Alps hatte sich eine Menschenfrau erwählt, deren Seele nicht nur farbenfroh an Gefühlen, sondern auch voller ursprünglicher Magie war. Er legte ihr viele Kinder in den Schoß, doch eines war von besonders bemerkenswerter Art. Alle anderen waren geboren als mächtige Incubi, Succubi, Nachtmahre, Irrlichter – und unter ihnen waren auch viele mit sterblichen Körpern, die so schamanistisch veranlagt waren wie ihre Mutter. Doch dieses, und das wird von Bedeutung sein, dieses war zu viel. Zu viel für ein einziges Wesen. Und dennoch kam es allein auf die Welt, nur um dort der Magie zu erliegen, die zu dieser Zeit noch wild und ungezähmt die Welt durchzog wie die Blutbahnen den Körper des Menschen. Nun kann der Blick wieder vom Moment abgewendet werden, um die Zeit zu erfassen. Sie verrann, und der Mensch erlangte Intelligenz und Dummheit. Die Dummheit machte ihn ängstlich, und in seiner Angst begann er zu töten, was ihm furchterregend schien. Allein ist ein Mensch keine Bedrohung für ein so mächtiges Wesen, wie die Alps es waren. Doch er hatte sich vermehrt, während sie mit seinen Kindern gespielt hatten, und nun war er für sie wie eine hausgroße Rattenrotte, die sich auf ein Rudel Löwen warf – der Mensch rottete den Alp aus, und obwohl er dabei viele Leben lassen musste, war er noch immer zahlreich und mächtig und übernahm nach und nach die Welt. Die Nachkommen der Alps starben durch Menschenhand, wenn sie durch Zeit nicht getötet werden konnten, und sonst durch Alter und Krankheit wie der Mensch selbst. Noch heute wandeln ihre Nachfahren unter den Sterblichen, nur sind ihre Körper bereits genauso vergänglich geworden wie der des Menschen – einzig ihre stets nach Gefühl durstenden Seelen verraten noch ihre wahre Art. Und so kann der Blick wieder abgewandt werden, die Augen können sich schließen, um dem Kopf Zeit zu schenken, die er zum Verstehen braucht. Und dann werden sie sich öffnen, um den nächsten Moment näher zu betrachten, den die Geschichte ihnen schenkt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)