Trapped von Rolly ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Diesen kleinen One Shot habe ich für eine Freundin geschrieben, die heute Geburtstag hat Ihr hats ganz gut gefallen und ich hoffe, es gefällt euch anderen Lesern auch ^^ --- Kälte. Das erste, was ihm durch den Kopf ging. Dann explodierte sein Hinterkopf - jedenfalls fühlte es sich so an. Doch die Kälte kroch langsam bis auf seine Knochen, was ihn letztendlich dazu brachte, die Augen zu öffnen. Oder es wenigstens zu versuchen, denn die Anstrengung erschien ihm beinah zu groß. Kaum hatte er seine Augenlider aufgezwungen, schien die Schwere abzufallen, als sei sie nur eine Illusion gewesen. Vor ihm erstreckte sich staubiger Parkettboden und viel zu viel Grau. Er blinzelte. Und blinzelte erneut. Etwas ließ ihn sein Gesicht leicht nach rechts wenden, wo er einen nicht mehr ganz so weißen und ganz und gar mitgenommenen Zylinder schräg vor ihm liegen sah. Einige Herzschläge lang sah er den Zylinder stumm an... und seine Gehirnzellen setzen sich langsam in Bewegung. Mein Zylinder. Er blinzelte erneut. Ich bin Kaito... und ich bin ein Dieb... ich wollte einen Klunker stehlen... Sein Blick fiel auf seine rechte Hand, die leblos und flach mit der Handinnenfläche auf dem harten Boden lag. Mit einem Mal kehrten alle seine Körperfunktionen zurück und wie in einem Schockzustand gelang es Kaito zunächst nicht, sich zu bewegen. Nur seine Augen riss er weit auf, denn so wie seine Körperfunktionen flossen auch seine Erinnerungen wieder ein. Klunker. Perfekt ausgearbeiteter Plan. Der unglaublich intelligente Junge. Explosion. Kaito zog seine Finger ein, sodass nur noch die Fingerkuppen den Boden berührten. Überzeugt von seiner Motorik stützte er sich mit den Händen ab und kniete sich hin. Ein Blick durch den Raum verriet ihm drei Dinge: Erstens, die gegenüberliegende Wand existierte nicht mehr; an ihrer Stelle lagen Trümmer aller Größen aufgetürmt herum und schlossen diese Seite als Fluchtweg aus. Zweitens, der Junge - Conan - lag nicht weit von ihm entfernt zu seiner Linken und um diesen herum sahen die dunkelroten Flecken nicht gerade wie Farbe aus. Drittens, die rechte Wand schien intakt, ebenso wie die Tür. Kaito setzte sich auf seine Waden und starrte zu Conan. Mit seiner rechten Hand fuhr er sich durch die Haare, die sich für seinen Geschmack viel zu rumplig anfühlten. Als er sich anschließend seine Hand besah, wusste er auch, warum. Irritiert klopfte er sich die kleinen Betonsplitter ab. Conan, drängte die Stimme in ihm, also krabbelte er auf allen Vieren zum immer noch bewusstlosen Jungen. Seinen Beinen vertraute Kaito noch nicht - sie fühlten sich immer noch sehr lädiert an, als würden sie zerbrechen, sobald er sich aufrichtete. "Hey, kleiner Mann, wach auf", sagte er und räusperte sich gleich darauf. Seit wann krächzte er denn so? Das Blut um Conan herum ignorierend, legte er ihm seine Hand auf die Schulter und schüttelte ihn leicht. Conan lag genauso wie Kaito zuvor mit dem Gesicht am Boden. Das half ihm zwar nicht unbedingt, machte es für Kaito jedoch umso leichter, sich in die Hoffnung hineinzusteigern, er würde noch leben. "Hey, Klugscheißer, wach endlich auf. Du bist nicht Dornröschen, also vergiss das mit dem Küssen lieber." Sein angeschlagenes Hirn riet ihm, nach dem Puls zu fühlen und die Atmung zu kontrollieren, doch das registrierte Kaito erst Sekunden nachdem er es gedacht hatte. Mit plötzlich zitternden Händen griff er nach dem unglaublich schmalen Handgelenk des Jungen, drehte es, sodass er an die Pulsadern kam, und ließ seine Finger über diesen schweben, als hätte er Angst, er würde nichts finden. Denn das würde bedeuten, der Junge war tot. Er atmete einmal tief ein und aus und presste seine Finger gegen die weiche Haut. Vor lauter Aufregung spürte er nichts und wollte schon Panik schieben, doch dann pochte etwas sanft gegen seine Fingerkuppen. Er lebt! Kaito schloss vor Erleichterung kurz die Augen, bevor er das Handgelenk wieder vorsichtig auf den Boden legte und Conan genauso vorsichtig auf den Rücken drehte. Schrammen, Kratzer und Staub besetzten sein kindliches Gesicht. So jung wie Conan aussah, hatte Kaito ihn nicht in Erinnerung. So präzise und intelligent wie der Kleine Kaito immer wieder aufspürte, hatte er ihn für wesentlich älter gehalten. Wie von selbst streckte sich seine Hand aus und strich einige verwirrte Haarsträhnen aus Conans Stirn. So jung..., dachte er, das kann nicht sein. Mit immer noch zusammengezogenen Augenbrauen ließ er davon ab, den Staub aus Conans Gesicht zu streichen (was so gut wie keine Auswirkungen hatte, da seine Hände genauso viel mit Staub bedeckt waren, wie Conans Gesicht), und beugte sich mit dem Ohr zu dessen Mund hinunter, um die Atmung zu kontrollieren. Warmer Atem kitzelte sein Ohr... und plötzlich tippte etwas hart dagegen. "Wah!", rief Kaito vor Schreck aus und rutschte mit seiner Hand auf dem Staub aus, sodass er mit seinem Gesicht wieder auf dem Boden landete, an der Stelle über Conans Halsbeuge. Conans warmer Körper presste gegen seine Brust. Ein leises, krächzendes 'Uff' ließ ihn jedoch die Augen weiten und schnell wieder aufrichten. Tatsächlich, der Kleine hatte die Augen geöffnet und blinzelte Kaito an als sei dieser ein Geist. Dann weiteten sich auch Conans Augen, als scheinbar die Erkenntnis durchsickerte. "Du!", krächzte der Kleine. "Ja, du Schlafmütze, ich. Und du auch, wohlgemerkt." Doch Conan verzog nur sein Gesicht und presste seine Augen fest zusammen. "Hey, hab' ich etwa was Abartiges gesagt?" "Mein Bein...", quetschte Conan heraus und warf den Kopf zur Seite. Kaitos Blick wandte sich nach links und des Rätsels Lösung für das Blut um den Jungen herum sprang ihm ins Gesicht. Etwas, vermutlich ein von der Explosion herumgeschleudertes Trümmerstück, musste ihn direkt am Bein getroffen haben, was das ausströmende Blut erklären würde. Kaito sah sich noch einmal im Raum um, doch als er immer noch nicht mehr fand, als seinen zerfetzten Zylinder (sein Monokel war spurlos verschwunden), seufzte er und griff nach seinem Mantel. Der ist sowieso hinüber, dachte er, als er einen längeren Streifen von dem sowieso schon ausgefransten Mantel abriss und danach noch ein kürzeres Stück, das er sofort kleinfaltete. Conan hatte sich währenddessen aufgerichtet und starrte wie in Trance auf sein Bein. Er bemerkte gar nicht, wie Kaito ihm plötzlich das zusammengefaltete Stück Mantel auf die Wunde drückte. "AU!" Eine kleine Faust knallte voller Wucht gegen Kaitos Arm, dessen Besitzer den Ausruf erwiderte. "Was soll denn das?!" Conan funkelte ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Was soll das werden?" Kaito runzelte darauf die Stirn. "Ich versuche hier, dich zu verarzten. Da denke ich, dass deine detektivischen Leistungen ganz gut sind, und prompt enttäuschst du mich. Ts." Conan hob seine Augenbrauen. "Was?" "Was 'was'? Irgendetwas nicht verständlich?", fragte Kaito mit einem Augenrollen. Sah der Kleine nicht, dass er nur helfen wollte? "Warum hilfst du mir? Du könntest doch einfach verschwinden." Kaito legte seinen Kopf schief und lächelte genauso schief. "Wie denn?" Conan besah sich den Raum. Seine Augen blieben kurz an dem Trümmerhaufen hängen, wanderten dann jedoch weiter bis zur Tür. Er seufzte. "Okay, du hast recht. Das Ganze muss schon eine Weile her sein und da immer noch niemand hier ist, müssen wir wohl davon ausgehen, dass vor der Tür genau so ein Chaos vorherrschen muss, wie da." Mit einem Kopfnicken deutete er auf die ehemalige Wand. Kaito klatschte. "Clever erkannt, Sherlock." Wieder schoss Conan ihm einen Todesblick zu, doch den ignorierte Kaito beflissen. Was sollte der Kleine ihm schon tun? Nur, dass er jetzt nicht mehr so jung wirkte wie in seinem bewusstlosen Zustand. "Also, lässt du mich jetzt die Wunde verarzten, oder willst du weiter rumzicken wie ein Mädchen?" Conans Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen, doch er protestierte nicht, als Kaito zum Zweiten Mal das Mantelstück auf die Wunde drückte und anschließend mit geschickten Fingern den längeren Mantelstreifen darumband und fest zuknotete. "Fürs Erste müsste das reichen", sagte er und setzte sich auf seinen Hintern. Das Herumknien strengte seine Knie an - und die brauchte er später noch für die Flucht, die sich nun als ziemlich schwierig gestalten dürfte. "Warum hast du mir geholfen? Was interessiert es dich, ob ich verletzt bin oder nicht?" Kaito legte erneut seinen Kopf schief und wiederholte das schiefe Lächeln. "Ich bin ein Dieb, ja, aber das heißt nicht, dass ich asozial bin und Leute einfach ihrem Schicksal überlasse." Conan löste seine steife Verschränkung der Arme auf und legte sie in seinen Schoß. "Willst du nicht nach einem Weg hier raus suchen?", fragte er und klang nun weniger wütend als einfach nur neugierig. Kaito schüttelte den Kopf. "Wir sind hier eingesperrt. Die Tür ist blockiert und die Wand da kann ich vergessen. Meine einzige Hoffnung besteht darin, dass jemand uns findet und ich schnell genug entwischen kann." Conan starrte ihn so intensiv an, dass Kaito sich schon fast geröntgt vorkam. "Was ist? Hab ich was im Gesicht? Außer dem Staub und den Schrammen, meine ich." Das beste Mittel in schwierigen Situationen: Ironie und Sarkasmus. Conan schüttelte den Kopf, zog sein unverletztes Bein an und legte seine Hände um das Knie, um bequemer zu sitzen. "Warum erzählst du mir das? Das ergibt keinen Sinn." Kaito grinste. "Vielleicht möchte ich dich ja verwirren und meinen wahren Plan verschleiern?" Conan hob milde lächelnd die Augenbrauen, worauf Kaito mit einem akzentuierten Augenaufschlag antwortete. "Wie kommt es eigentlich...", fing Kaito an und fasste sich nachdenklich ans Kinn, "dass du so schlau bist? In so jungen Jahren..." Conan wandte sich von ihm ab. Jedenfalls so weit es ging, was hieß, dass er bloß seinen Kopf zur Seite drehte. "Das ist ein Geheimnis." Kaito lachte, was er vielleicht nicht hätte tun sollen, denn daraus entstand ein schmerzhafter Hustenanfall, der sich anfühlte, als durchbohrten tausend kleine Nägel seinen Brustkorb. Als er sich wieder beruhigt hatte, bemerkte er, dass Conan ihn beinah schon besorgt ansah. "Alles okay bei dir? Du hörst dich ja an wie mein Opa." "Hn... du hast dein Bein... und ich habe meine Lungen", erwiderte Kaito, sich seine Brust reibend. "Nein, ernsthaft... ich habe mich etwas über dich informiert... und habe keinerlei Bekannte gefunden. Conan Edogawa. So jemanden gibt es eigentlich gar nicht, nicht wahr? Wer zur Hölle bist du?" Conan lächelte auf eine Art, die man als traurig bezeichnen könnte. "Lange Geschichte, und es ist immer noch ein Geheimnis", sagte er. "Nun... ich habe fürs Erste nichts vor." "Harkst du immer so penetrant nach?" "Oooh, darauf kannst du wetten. Seit wann kennen Kinder solche Wörter? Das ist mir neu." Conan grumpfte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Tja, stell deine Theorien auf. Von mir wirst du nichts hören." "Du bist eigentlich kein Kind, nicht wahr?" Darauf weiteten sich Conans Augen minimal und auch wenn er versuchte, es zu verbergen, konnte er Kaito nichts vormachen. Bingo. "Du bist aber auch nicht kleinwüchsig. Solche Leute sehen anders aus." Kaito konnte die Anstrengung Conans, sein Pokerface aufrechtzuerhalten praktisch spüren. "Wie genau hast du das geschafft? So ein Winzling zu werden, meine ich." Conans Fassade bröckelte langsam, das wusste Kaito. Aber er hatte ihn noch nicht geknackt. "Ich bin einfach nur ein hochbegabtes Kind." ... Kaito lachte laut los, woraufhin sich seine Lunge schmerzhaft zusammenzuziehen schien, weshalb er es schnell wieder ließ. "Darauf falle ich nicht herein, Knirps." Conan seufzte. "Okay, da steckt mehr dahinter, aber ich kann es dir nicht sagen. Warum sollte ich auch? Du bist Kaitou Kid." "Der Phantomdieb höchstpersönlich", erwiderte Kaito augenzwinkernd. Einige Momente schwiegen sie sich an, bis Conan Kaito wieder skeptisch anblickte. "Warum stiehlst du?" "Ähm, was?" Die Frage traf Kaito ziemlich unerwartet. Schließlich hatte er einen verdammt guten Grund dafür. Doch den konnte er genauso wenig preisgeben, wie Conan anscheinend den Grund für sein Zwergendasein preisgeben konnte. "Du hast mich verstanden." Kaito wünschte sich seinen Zylinder herbei, um ihn sich ins Gesicht zu ziehen, doch letztendlich hob er ergeben die Schultern. "Ich habe einen Grund dafür, aber den verrate ich nicht ohne Gegenleistung", sagte er und streckte Conan seine Zunge heraus. "Und die wäre?", fragte Conan, doch seine verschränkten Arme sagten eindeutig, dass er sehr unwillig war, Kaito auch nur eine winzig kleine Gegenleistung zu erbringen. "Nun, ich schlage dir einen Deal vor: Auf drei sagst du ein Stichwort, das etwas mit deinem Zustand zu tun hat, und ich sage ein Stichwort, das mit meinem Grund zum Stehlen zu tun hat." Conan sah ihn stumpf an, ohne etwas zu sagen. Dann starrte er für einen Moment gedankenvoll in die Leere, bevor er zögerlich nickte. "Okay." Kaito grinste. "Also gut... eins, zwei, drei - Mord." - "Mord." Beide starrten sich an als hätten sie gerade einen Geist gesehen. "Das...", fing Conan an. "- ist eine sehr interessante zufällige Gemeinsamkeit", endete Kaito für ihn, sah Conan kurz prüfend an und fuhr dann fort, "Mein Vater wurde ermordet. Warum sage ich dir nicht, aber es ist der Grund für das, was ich tue." Conan senkte seinen Kopf, sodass die Haarsträhnen, die Kaito zuvor so sorgfältig von seiner Stirn gestrichen hatte, ihm wieder ins Gesicht fielen. "Es war eigentlich ein Mordversuch, aus dem dann... mein Zustand hervorging." Beide schwiegen, während sie das gerade Erfahrene zu verdauen versuchten. Doch dieser Versuch wurde durch leise Geräusche unterbrochen, die von außerhalb des Raumes kamen. Kaito lächelte und wagte es nun doch, sich vollständig aufzurichten. Seine Beine funktionierten sogar ohne größere Einschränkungen. "Wie gut, dass ich noch das hier...", mit einigen schnellen, geschickten Handbewegungen entledigte er sich seiner verdreckten, einst weißen Kleidung, und darunter kam die eines Zivilisten zum Vorschein, "habe." Er zwinkerte Conan zu und ging, zwar noch etwas schwankend, aber durchaus sicher, auf die Tür zu. "Hallo?", rief er und bekam auch eine Antwort. "Da drin ist noch jemand!", hörte er gedämpft von hinter der Tür und "helft mir bei den Trümmern!" Es dauerte nicht lange, da verstummte das Rumpeln hinter der Tür. Kaito wandte sich noch einmal an Conan. "Bleib an meiner Spur dran, Knirps, ich finde dich nämlich äußerst...", Kaito nickte ihm grinsend zu, "interessant." Die Tür öffnete sich und prompt nahm Kaito die Rolle eines normalen Zivilisten ein... "Helft uns bitte! Der Junge hier hat sich am Bein verletzt!" ... und lenkte die gesamte Aufmerksamkeit auf Conan, sodass sämtliche Hilfskräfte sich auf diesen stürzten und Kaito an allen vorbei durch die Tür huschte. Das letzte, was er sah, war Conans verschmitztes Lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)