Darkness of the Phoenix von _Nira_ (Die Gefahr wohnt in deiner Seele) ================================================================================ Prolog: Fieber -------------- Prolog: Fieber Hallo! 4 Jahre lang habe ich mich nicht mit BB beschäftigt und nun, da ich es seit Februar/März 2010 wieder tue, habe ich zufällig den Anfang dieser Story aufgegriffen und nun beschlossen, daraus etwas ganz großes zu machen. Begonnen habe ich diese FF am 21.12.06 und danach aufgehört, weil meine Interessen zu Naruto geneigt haben (und es auch immer noch tun). Ich hab weitergeschrieben und konnte nicht mehr aufhören. Hier ist das Resultat aus meiner "Schreibsucht". Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und ein paar Kommis wären auch nicht schlecht (freue mich über jedes Feedback). Die Black Bladers saßen gerade beim Frühstück und Jess kam mal wieder nicht aus den Federn. “Jess! Steh jetzt endlich auf! Es ist schon 10 vor 7!“ rief Miena hoch. Keine 2 Minuten später kam Jess dann die Treppe runter und setzte sich an den Tisch. “Sag mal, geht’s dir nicht gut?“ fragte Irina besorgt, denn ihre Chefin sah doch recht blass aus. “Mein Kopf“ sagte Jess heiser. “Der zerspringt gleich!“ Miena legte ihrer Chefin ihre Hand auf die Stirn. “Jess, du bist ja am glühen!“ stellte Miena erschrocken fest. “Geh ins Bett und ruh dich aus“ meinte Chiara. “Und, was ist mit der WM morgen?“ fragte Jess. “Warten wir erst mal ab, wie’s dir morgen geht“ schlug Miena vor. “Glaub ich zwar nicht, aber selbst, wenn’s mir morgen besser geht, könnt ihr mich nicht mitnehmen. Ich sag’s nicht gern…“ sie hustete ein paar mal gezwungen. „…aber ihr müsst ohne mich nach Spanien fliegen“ erwiderte Jess. “Du kannst uns doch nicht allein bei der WM lassen! Wir brauchen dich!“ protestierte Vani. “Ich weiß, aber es geht nicht anders“ sagte Jess matt. “Miena? Du übernimmst meinen Posten“ Miena nickte nur leicht. Sie wusste wie viel ihrer Chefin an einer guten Führung des Teams lag. “Jetzt geh wieder ins Bett Jess“ forderte Miena sie auf. Jess nickte nur und ging wieder hoch. “Unsere erste WM ohne unsere Teamchefin. Na das kann ja was werden“ seufzte Vani. “Wir werden es trotzdem schaffen. Miena kann das genauso gut wie Jess“ meinte Irina optimistisch. Am nächsten Morgen ließen alle Jess ausschlafen. Die Braunhaarige schlief bis um 11 Uhr um ihr Fieber auszukurieren, an dem sie im Moment so litt. Alex sollte so lange auf Jess aufpassen, bis es ihr wieder besser ging. Jessys Team war schon weg – auf dem Weg nach Spanien – und die Teamchefin fühlte sich immer noch hundeelend, aber immerhin etwas besser als gestern. Jess hatte ihre dicke Winterdecke um sich geschlungen, lag im Bett und versuchte zu schlafen, trotz diesen furchtbaren Kopfschmerzen. Die WM konnte sie nicht mal verfolgen, das Fernsehschauen würde ihrem Kopf noch weniger helfen, sich wieder einzukriegen. Mit einem leisen Klacken ging die Tür auf und sie hob den Kopf etwas an, um sehen zu können, wer gekommen war. „Hallo Jess. Geht’s dir schon besser?“ fragte Alex besorgt. Jess setzte sich mühsam auf. „Ja, etwas aber nicht sehr viel. Meinem Kopf geht es immer noch schrecklich. Hast du schon was von der WM gehört?“ fragte sie müde nach. „Nein, die geht morgen los. Aber die Vorbereitungen sind natürlich schon in vollem Gange“ erwiderte er und setzte sich neben ihr aufs Bett. Vorsichtig legte er ihr die Hand auf die Stirn. „Es ist noch nicht sehr viel abgeklungen, aber keine Panik, das wird wieder. In ein paar Tagen bist du wieder voll auf den Beinen – ganz sicher!“ meinte Alex optimistisch. Jess lächelte leicht. Er stellte ihr noch zwei Tassen Tee auf den kleinen Tisch neben ihrem Bett und stand auf. „Schone dich einfach noch etwas und mach dir keine Sorgen um dein Team, die kommen schon klar.“ „Danke. Informiere mich bitte, wenn es was Neues gibt“ bat Jess und legte sich wieder hin. Alex nickte verstehend und ging dann wieder aus der Tür. In Spanien angekommen bezogen die Black Bladers ihre Hotelzimmer. Irina und Miena teilten sich ein Zimmer und waren gerade dabei ihre Sachen auszupacken, als Miena innehielt. „Ira, ich hab gar nicht Bescheid gesagt, dass Jess bei diesem Turnier nicht mit bladet“ sagte sie. „Wirklich nicht? Dann solltest du das aber mal machen. Mr. Dickenson war vorhin noch unten im Foyer. Vielleicht erwischst du ihn noch, wenn du dich beeilst“ erwiderte Irina. Die Blonde ließ alles stehen und liegen. „Okay, danke“ Damit stürmte Miena aus dem Zimmer. Sie kam nicht weit und rannte auch schon prompt in jemanden hinein. Bei diesem Zusammenprall landete Miena unsanft auf ihrem Hinterteil. „Hey, kannst du nicht-“ wollte sie schon ansetzten, schaute aber nach oben und verstummte. Ihre Augen schauten verwundert drein. „Tala, was machst du denn hier?“ fragte sie erstaunt. „Und warum hast du es so eilig?“ stellte er prompt die Gegenfrage und hielt ihr helfend die Hand entgegen, was Miena dankend annahm. „Ich wollte gerade nach unten und Mr. Dickenson was erklären“ sagte sie nun. „Der wollte euer und unser Team sowieso gerade sehen“ erwiderte Tala. „Oh. Warte kurz hier, ich hole die anderen“ meinte Miena und klopfte an die Zimmertüren von ihren Teamkameradinnen. „Wo ist denn Jess?“ fragte Tala erstaunt, als die Truppe vollzählig, aber keine Spur von der eigentlichen Teamchefin zu sehen war. „Genau deswegen wollte ich zu Mr. Dickenson. Jess ist krank. Als wir vor zwei Tagen weggeflogen sind, hat sie ihr Bett mit 39,5 C° Fieber nicht verlassen können“ erklärte Miena kurz. Sie gingen alle nach unten. In einem größeren Besprechungszimmer fand eine Unterredung mit sämtlichen Teamchefs statt. Es wurde erklärt, wie die WM dieses Jahr ablaufen sollte und so weiter. Miena konnte Mr. Dickenson nach der Konferenz verständlich machen, dass Jess sobald nicht auftauchen würde. „Wäre es denn möglich, dass sie eventuell einsteigen könnte, wenn sie wieder gesund ist und sich im Stande fühlt teilzunehmen? Immerhin ist sie ja unsere Teamchefin“ sagte Miena und Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit. „Nun ja…“ der Chef der BBA schien einen Moment nachzudenken. „… reintheoretisch wäre das machbar. Sie müsste euch dann nur zum Austragungsort folgen und sich registrieren lassen. Immerhin ist sie die Teamchefin des Weltmeisterteams. Ich werde mich noch mal mit den Juroren besprechen, aber ich sehe nichts, was dagegen sprechen könnte“ sagte er zuversichtlich. Miena lächelte. „Vielen Dank!“ Kapitel 1: Außer Kontrolle -------------------------- Kapitel 1: Außer Kontrolle Eine Woche später hatte Jess sich endlich wieder von ihrem Fieber erholt. Auch wenn sie sich körperlich noch etwas schwach fühlte, war sie froh von den schrecklichen Kopfschmerzen erlöst zu sein. Morgens, nach einer Mütze voll Schlaf, fühlte sich die Teamchefin wie neu geboren. „Guten Morgen!“ rief sie fröhlich in die Küche hinein. Alex sah sie verdutzt an. „Na? Wieder gesund?“ fragte er. „Ich fühl mich ausgewechselt! Auch wenn das Fieber meinem Körper sehr zugesetzt hat und ich noch nicht wieder ganz bei Kräften bin, kann ich froh sein, ohne Kopfweh aufstehen und rumlaufen zu können!“ sagte sie glücklich. Plötzlich klingelte das Telefon. „Ich geh schon hin“ sagte Jess nur, drehte sich um, ging in den Flur und holte das klingelnde Telefon. „Hey Jess! Ich bin’s Miena!“ kam es vom anderen Ende der Leitung. „Miena! Schön, von dir zu hören. Wie geht’s dir? Läuft so weit alles?“ fragte Jess nach. „Ja, danke. Läuft alles und mir und den anderen geht es prächtig und du hörst dich auch wieder ziemlich gesund an“ sagte Miena daraufhin. Jess grinste. „Ja, ich fühl mich wie neu geboren! Aber sag, warum rufst du an? Ich kann mir nicht vorstellen, dass von Spanien nach Russland zu telefonieren unbedingt billig ist“ meinte Jess skeptisch. „Ja, ich rufe an, weil du eventuell doch an der WM teilnehmen könntest“ erklärte Miena kurz. „Echt? Ja, aber wie denn?“ fragte Jess erstaunt. „Pass auf: Mr. Dickenson sagte, dass du uns nachreisen und dich nachträglich eintragen lassen könntest. Da du Teamchefin des Titelverteidigers bist, sollte das kein Problem sein. Er sagt mir in den nächsten Tagen Bescheid“ sagte Miena voller Enthusiasmus. „Das klingt ja super! Aber ich werde wohl noch ein bisschen Zeit brauchen, bis ich mich vollständig erholt habe. Das Fieber hat mir körperlich doch sehr zugesetzt und außerdem muss ich noch trainieren, zumindest ein wenig nach anderthalb Wochen Pause“ erklärte Jess nachdenklich. „Lass dir aber nicht allzu viel Zeit. In 4 Wochen sind die Meisterschaften schon wieder vor rüber!“ lachte Miena. „Ja, ich denke dass ich bis Anfang nächster Woche bei euch sein könnte. Vorausgesetzt, ich bekomme einen Flug nach Spanien“ sagte Jess nun. „Mr. Dickenson kann dir bestimmt ein Flugzeug nach Moskau schicken, mit dem du dann hier her fliegen könntest“ meinte Miena zuversichtlich. „Okay, klär das ab und sag mir Bescheid! Wir sehen uns!“ verabschiedete Jess sich. Auch Miena verabschiedete sich und beide legten auf. „Und? Was ist jetzt?“ fragte Alex interessiert. „Ich kann eventuell doch noch teilnehmen, nach Mienas Aussage. Sie muss es aber erst noch abklären“ sagte Jess und grinste. „Dann solltest du gleich anfangen zu trainieren, sonst wirst du im Turnier gleich aus der Arena gekickt“ lachte Alex. „Auf komm. Ich muss unbedingt wieder fit werden“ sagte Jess, brennend vor Kampfeslust. Sie schnappte sich Beyblade und Starter – bereit jeden, der sich in ihrer Karriere nach oben in den Weg stellte aus der Arena zu donnern. Die beiden machten sich auf den Weg in den nahegelegenen Park, um dort zu trainieren. Etwas abseits hatten sie eine Arena gefunden und stellten sich nun gegenüber auf. Die Blades rasteten im Starter ein. „Okay, dann los! 3… 2… 1… Let it rip!“ rief Jess und schoss Ice Dranzer in die Arena hinein. Der Kampf verlief gut, sie war kaum aus der Übung und rief sogar ihren Phönix, während Alex seinen Tiger beschwor, doch plötzlich passiere etwas Erschreckendes: Jess konnte ihr Bitbeast nicht mehr unter Kontrolle halten. Es war als ob ihr Phönix sie kontrollieren würde. Sie wollte den Kampf abbrechen, aber irgendwas hielt sie davon ab. Für einen Moment schien sie nicht sie selbst zu sein. Ice Dranzer schrie auf und stürzte mit einer gewaltigen Kraft auf Ryo los. Alex konnte dem Angriff nicht stand halten und sein Beyblade flog aus der Arena. Ice Dranzers Bitchip leuchtete schwarz/rot und der Phönix hatte plötzlich ein pechschwarzes Federkleid, auf dem blutrote Musterungen zu sehen waren. Die Augen hatten eine dunkelrote Farbe. Jess konnte nicht glauben, was sie da sah. Seit wann machte ihr Bitbest einen solchen Sinneswandel? Jess konnte sich nicht mehr halten und brach zusammen. Ihr Beyblade hörte auf sich zu drehen und der Bitchip hörte auf zu leuchten und das Bitbeast verschwand. ’’Was war das?’’ fragte Alex erschrocken. ’’Keine Ahnung, aber es ist auf jeden Fall nicht gut’’ erwiderte Jess matt. Er half ihr auf die Beine. Jess schnappte sich ihren Beyblade und sah auf den Bitchip. Ice Dranzer sah so aus wie immer, aber der Chip an sich funkelte matt und es schien als würden die Farben schwarz/rot und eisigblau einen Kampf austragen. Auch Alex sah sich dieses schwache, aber vielversprechende Farbenspektakel an. „Was hat das zu bedeuten?“ fragte er verwundert. „Ich habe keine Ahnung. Das hat er noch nie gemacht“ erwiderte sie. Jess wandte sich zum Gehen. „Hey, wo willst du hin?“ fragte Alex überrumpelt. „Erst mal nach Hause. Ich muss nachdenken und herausfinden, was mit meinem Bitbeast nicht stimmt“ sagte Jess daraufhin monoton. In der WG angekommen, haute Jess sich auf ihr Bett und beobachtete den Bitchip ihres Blades. >Ice Dranzer, was hast du nur? Warum tust du mir das an? Nach all den Jahren die wir zusammen durchgestanden haben, versuchst du Gedankenkontrolle über mich auszuüben?< Jess stellte sich an diesem Tag noch viele Fragen, auf die es tausend mögliche Antworten gab und eine davon war abstrakter und weithergeholter als die andere. Miena lag auf ihrem Bett, die Nase in ein Buch vertieft und mit Gedanken völlig woanders, als Irina sie plötzlich auf etwas aufmerksam machte. „Schau dir das mal an. Was hat denn Black Wolborg auf einmal?“ „Wieso, was ist denn?“ Miena legte ihr Buch weg und sah sich ihren Beyblade an. Der ganze Blade schien in einem blauweißen Licht zu glühen. Vorsichtig nahm sie den eisblauen Kreisel in die Hand und erschrak, dass er so eiskalt war. „Das ist doch nicht normal oder? Ich meine… Das hat er doch noch nie gemacht“ meinte Irina verwundert. Miena ging nicht weiter darauf ein, sondern versuchte herauszufinden, was ihr Wolf mit diesem seltsamen Verhalten andeuten wollte. „Eigentlich… hast du jetzt keine Zeit dir darüber Gedanken zu machen. Wir haben in einer Stunde unseren ersten Halbfinalkampf. Und so langsam sollten wir uns auf den Weg ins Stadion machen“ warf Irina ein. „Ja, du hast wohl recht“ gab Miena nur gedankenverloren von sich. Immer noch starrte sie auf den schwarzen Wolf und versuchte sich erklären, was ihr Bitbeast ihr sagen wollte. Andererseits hatte Irina Recht. Sie hatte wirklich andere Sorgen. Energisch schüttelte die Teamchefin ihren Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. „Okay. Irina, sag den anderen Bescheid, sie sollen sich fertig machen. Wenn alle soweit sind, gehen wir!“ beschloss Miena. Ira grinste. „Geht klar, Chef!“ sagte sie und salutierte spaßhaft. Die Rothaarige ging aus dem Zimmer um den anderen dreien Bescheid zu sagen. Nachdenklich schaute Miena auf ihren Beyblade und versuchte sich einzureden, dass es schon nichts schlimmes sein würde. Immerhin war ihr Bitbeast in manchen Situationen unberechenbar. Eine halbe Stunde später waren die Black Bladers so weit um ihren nächsten Gegnern entgegenzugehen. Irina checkte noch mal schnell die Beyblades durch und nachdem sie alle geprüft hatte, war Miena damit beschäftigt sich über die Aufstellung Gedanken zu machen. „Also… da wir gegen die White Tigers kämpfen, werden auf jeden Fall ich und Irina gehen, wobei Irina das Schlusslicht bilden wird und ich den Anfangskampf übernehme. Und als dritten könnten wir theoretisch Chiara schicken. Ein Match können wir verbuchen, das bricht uns keinen aus der Krone“ beschloss die momentane Teamchefin sachlich. Die beiden anderen Mädchen nickten zustimmend. Dann machten sie sich endlich auf den Weg ins Stadion. „Hallo, meine Freunde! In wenigen Minuten steigt hier der nächste brandheiße Kampf! Begrüßt mit mir die Titelverteidiger, die wahren Amazonen unter den Beybladern! Hier sind die Black Bladers!“ rief Jazzman und tosender Beifall ertönte. „Immer so ein riesiger Empfang, wenn unser Name genannt wird“ meinte Irina grinsend, als sie sah wie außer sich das Publikum war. „Und ihre heutigen Gegner haben schon viel Turniererfahrung gesammelt und teilweise eilt ihnen ihr Ruf schon voraus! Hier sind die White Tigers!“ Wieder war tosender Beifall die Folge. „Miena, wir drücken die Daumen, aber eigentlich solltest du das problemlos hinbekommen!“ meinte Irina optimistisch und gab ihr Black Wolborg in die Hand. Miena grinste. „Klar krieg ich das hin!“ Mit einem guten Gefühl im Bauch machte sie sich auf den Weg zur Arena. „Seit die Black Bladers den Weltmeistertitel für sich erringen konnten, hat die Zahl der weiblichen Beyblader rapide zugenommen. Nicht zuletzt ist es Miena zu verdanken, dass es so kam. Black Wolborg ist immer treu an ihrer Seite und sein Kampfstil wechselt je nach Stimmung seiner Besitzerin“ kommentierte Brad. „Wohl gesprochen. Aber ob sie sich gegen Mariah und ihren Galux behaupten kann, wird sich wohl erst noch zeigen! Immerhin kann das Kätzchen die Krallen heftig ausfahren und der Wolf könnte sich vielleicht mit eingezogenem Schwanz davon machen!“ gab nun auch A.J. seinen Senf dazu. „Seid ihr bereit?“ Die beiden Mädchen nahmen ihre Positionen ein. „Und 3… 2… 1… Let it rip!“ Pfeilschnell schossen die beiden Beyblades in die Arena und begannen sofort den gegnerischen zu attackieren. Kapitel 2: Dark Dranzer ----------------------- Kapitel 3: Dark Dranzer Jess, die zuhause saß und selbst nach mehrfachem Training es nicht geschafft hatte, Ice Dranzer in seiner ursprünglichen Form zu halten, verfolgte gespannt das Match im Fernsehen. Mr. Dickenson hatte sie vor einigen Stunden telefonisch kontaktiert und morgen Nachmittag kam der Flieger, der sie nach Spanien bringen sollte. „Und? Wie läuft’s?“ fragte Alex interessiert. „Ganz gut. Miena hat die Arena voll unter Kontrolle und sie wird mit Mariah bestimmt leichtes Spiel haben. Den Sieg hat sie auf jeden Fall sicher“ sagte Jess sachlich. „Los komm. Du musst es noch mal mit Ice Dranzer versuchen. Du hast nur noch einen Tag. Wenn er das beim Turnier macht, verlierst du deine Kämpfe!“ drängte Alex nun. „Du hast Recht“ nickte Jess zustimmend und schnappte sich ihren Beyblade und ihren Starter. Außerhalb der WG stellten sich die beiden gegenüber auf. „Hör zu. Wenn du dein Bitbeast rufst, sprich mit ihm! Er kennt dich und ihr beide habt so starke Bande, dass du ihn bestimmt von diesem seltsamen Fluch befreien kannst. Vertrau ihm und dir und dann wird schon alles gut“ erklärte Alex. Jess nickte verstehend. „Also gut. 3… 2… 1… Let it rip!“ Die beiden Beyblades schossen auf den Boden zu und umkreisten sich. Dann ging Ryo zum Angriff über und Jess konterte diesen. Eine ganze Weile verfolgten die beiden dieses Spiel und dann rief Alex seinen Tiger. „Los Ice Dranzer, Arktis Storm!“ rief Jess ihrem Phönix zu. Der blaue Vogel erschien, doch kurz vor dem Ausführen der Attacke, geschah das, was auch die anderen Trainingskämpfe lang passiert war. Wieder wurden die Augen des Phönix’ rot, das Gefieder drohte sich schwarz zu färben. „Ice Dranzer! Kämpf dagegen an! Lass dich nicht davon beherrschen!“ rief Jess ihrem treusten Gefährten zu. Der Kopf des Vogels ruckte nach oben, er gab einen lauten Schrei von sich, spreizte die Flügel weit und leuchtete wunderschön. Dann schoss er in den Himmel und wieder in seinen Beyblade zurück, der nun immer noch kreiselte und von einer genauso schönen leuchtenden Aura umgeben war. „Ich glaube, er hat’s geschafft“ seufzte Jess glücklich. Sie streckte ihre Hand aus und ihr Beyblade flog Zielgenau dahinein. „Eine wahnsinnige Power“ sagte Alex erstaunt und sammelte seinen Blade auf. „Sag mal, woher hast du gewusst, dass das funktionieren würde?“ fragte Jess erstaunt. „Na ja, du kennst doch Akita oder? Sie hat mir den Tipp gegeben, als ich ihr die Situation geschildert habe. Das Bitbeast, was da drohte hervor zu kommen war der Dark Dranzer“ erklärte Alex. „Dark Dranzer? Davon hab ich noch nie gehört“ meinte Jess daraufhin verwundert. „Ich auch noch nicht, Akita sagte mir nur Folgendes: Er ist angeblich der mächtigste Phönix und wahrscheinlich auch das stärkste Bitbeast auf dieser Erde. Allerdings taucht er die Herzen seiner Besitzer in völlige Dunkelheit, was sie dazu bringt sich selbst zu vergessen. Und deshalb war es ganz gut, dass du Ice Dranzer dazu gebracht hast, sich nicht davon übermannen zu lassen“ sagte Alex. „Wieso sollte dieses mächtige Bitbeast ausgerechnet jetzt auftauchen wollen? Ich meine, ich bin kann ohne zu lügen von mir behaupten, dass ich ein sehr offenherziger Mensch bin, Freunde habe und auch sonst immer gut drauf bin“ meinte Jess skeptisch. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht hatte das auch was mit deinem Fieber neulich zu tun“ vermutete Alex. Jess nickte leicht. Ja vielleicht, aber sie hatte noch einen anderen Verdacht, einen weitaus schlimmeren, der sich – wie sie hoffte – nicht bestätigen würde. Kapitel 3: Flugangst und unschöne Neuigkeiten --------------------------------------------- Kapitel 3: Fluganst und unschöne Neuigkeiten Am nächsten Vormittag packte Jess ihre Sachen um endlich nach Spanien zu fliegen. „Alex, willst du nicht mitkommen?“ fragte sie interessiert. „Ich? Äh… Nein, ich komm nicht mit, ich äh… habe noch einen hmmm… dringenden Termin, weißt du?“ erklärte er hastig. „Ach was. Du hast nur wieder Flugangst!“ lachte Jess. Alex grummelte. Jess grinste vielsagend und sah ihn an. „Es ist noch kein Flieger abgestürzt in dem ich drinnen saß, also reg dich nicht so auf“ „Hey, das ist unfair! Außerdem ist der Spruch von Tala“ gab Alex beleidigt zurück. „Ich weiß. Und ich werde ihn dazu bringen dich ewig damit aufzuziehen, wenn du nicht mit mir in diesen Flieger steigst!“ „Das ist Erpressung!“ empörte sich Alex. „So ein böses Wort… ich würde es eher Überzeugungskraft nennen“ grinste Jess zurück. „Und jetzt geh dein Zeug packen, sonst verpassen wir noch das Flugzeug!“ Tatsächlich standen die beiden einige Stunden später auf dem Flugplatz. „Also ich weiß nicht…“ sagte Alex skeptisch und musterte den Privatjet vor sich. „Wie du weißt nicht? Rein da, wir wollen los! Ich will heute noch in Spanien ankommen und nicht, wenn dir danach ist“ erwiderte Jess energisch. „Ich meine, nicht dass wir noch abstürzen oder sonst was passiert“ sagte Alex vorsichtig. „Es passiert nichts! Jetzt steig schon in den Flieger, die können auch nicht ewig warten!“ meinte Jess nun und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ja aber-“ setzte Alex an. „Kein Aber! Rein da, sonst schieß ich dir meinen Beyblade so in den Hintern, dass du wochenlang nicht sitzen kannst“ drohte sie sauer, denn so langsam riss ihr Geduldsfaden – und dabei war ihre Toleranz schon ziemlich groß. Alex stand auf der Treppe und drehte sich noch mal unsicher zu der Teamchefin um. „Können wir noch mal drüber reden?“ fragte er zögerlich. „LOS!“ rief Jess wütend. Im nächsten Moment flog er ungelenk in das Flugzeug hinein. Jess hatte ihre Drohung wahrgemacht und tatsächlich Ice Dranzer Alex in den Hintern geschossen. Der Beyblade lag neben ihm, Jess stieg rasch in den Flieger und die Tür wurde geschlossen. „Nein! Lasst mich hier raus!“ schrie Alex völlig verängstig. Jess verpasste ihm eine saftige Kopfnuss, in der Hoffung, er würde sich beruhigen. Alex drehte sich panisch zu ihr um, verstummte aber prompt, als er ihr in die kühlen blauen Augen sah. „Jetzt hör mir mal zu… Uns wird hier nichts passieren. Ich bin schon hundert Mal in meinem Leben geflogen und lebe noch. Und wenn du jetzt hier noch weiter den Aufstand machst, schmeiß ich dich in 1500 Fuß Höhe aus dem Flugzeug und zwar ohne Fallschirm!“ drohte Jess gefährlich ruhig. Alex schob zwar immer noch die Panik, aber das hatte erst mal gesessen und wortlos setzte er sich auf seinen Sitzplatz. Jess schnaufte, sammelte ihren Beyblade ein und setzte sich nun auch hin. Nach 8 Stunden setzte das Flugzeug endlich zur Landung an. „Wir werden alle sterben…“ jammerte Alex, als der Pilot ankündigte, dass sie in wenigen Minuten die Landebahn erreichen würden. „Jetzt mach mal halblang“ sagte Jess nur. Etwas holprig setzte der Pilot den Flieger auf und bremste den Jet bis fast zum Stillstand herunter. Alex hatte sich panisch an seine Freundin geklammert, die jetzt immer noch genervt dreinschaute und sich fragte, wie lange es noch dauern würde bis er ihr die Luftzufuhr abdrücken würde. Als das Flugzeug dann endlich still stand, stolperte Alex mehr schlecht als recht aus der Maschine und freute sich endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Auf dem Flugplatz wartete auch Mr. Dickenson auf die junge Teamchefin. „Ah, ein vertrautes Gesicht. Hallo Mr. Dickenson!“ begrüßte Jess den älteren Herren. „Hallo Jess. Freut mich, dass es dir wieder gut geht. Dein Team wartet im Hotel auf dich. Oh, und wie ich sehe hast du jemanden mitgebracht“ sagte Mr. Dickenson erfreut. „Man mir ist so schlecht…“ jammerte Alex und hielt sich den Bauch. „Dann stell dich nicht immer so an“ erwiderte Jess energisch und verdrehte die Augen. „Jess, dürfte ich dich wohl kurz unter 4 Augen sprechen?“ fragte Mr. Dickenson und klang ernst. „Natürlich“ sagte sie etwas verblüfft. Etwas abseits von dem Gewusel, das sich um Alex gebildet hatte, weil ihm angeblich so schlecht von dem Flug war, blieben Mr. Dickenson und Jess stehen. „Mir sind unschöne Neuigkeiten zu Ohren gekommen, die dich und ein paar bestimmte andere Personen aber interessieren dürften“ fing Mr. Dickenson an. „Unschöne Neuigkeiten? Also, wenn sie mich fragen, klingt dass jetzt schon uninteressant“ gab Jess daraufhin gleich zu Bedenken. „Hör mir doch erst mal zu. Es ist wirklich wichtig. Kürzlich ist ein Team aufgetaucht, das die Majestics und die PPB Allstars völlig unerwartet und hochkant aus dem Turnier geworfen hat“ erzählte Mr. Dickenson weiter. „Was?!“ sagte Jess entsetzt. „Ja, aber damit leider nicht genug. Dieses Überfliegerteam ist von Biovolt ins Rennen geschickt worden“ Jessys blaue Augen weiteten sich erschrocken. „Das kann doch nicht wahr sein! Wir haben seit über 3 Jahren nichts mehr von denen gehört. Ich dachte, dass Tyson und sein Team, genauso wie ich und mein Team, diesen Versagern endlich das Handwerk gelegt und diese Organisation ins Nirwana verbannt hätten!“ sagte sie sauer. „Offenbar nicht. Deshalb ist es diesmal wirklich wichtig, dass ein Team der BBA die WM gewinnt. Wir können uns keine Niederlage leisten. Das könnte die ganze Welt des Beybladens ins Chaos stürzen!“ meinte Mr. Dickenson mit Nachdruck. „Ich versteh schon, was sie meinen. Wissen Kai und Tala schon Bescheid?“ fragte Jess nach. Ihr war schnell klar geworden welche die "bestimmten anderen Personen" waren, von denen der BBA-Chef gesprochen hatte. „Nein, ich wollte ihnen Bescheid sagen, nachdem du es weißt“ erwiderte er. „Ich sag den beiden, was los ist. Sie haben mit der WM wahrscheinlich genug um die Ohren und ich kenne die beiden eh schon ziemlich lange“ beschloss Jess. „Ja, in Ordnung“ nickte er zurück. „Sagen Sie mal, wie heißt dieses Team überhaupt?“ fragte Jess nach, als ihr auffiel, dass in der eben bestandenen Konversation nicht einmal ein Wort über den Namen dieses seltsamen Teams gefallen war. „Gut, dass du fragst. Das Team nennt sich Genesis Blader. Über die Jungs ist nichts bekannt. Wir wissen nicht einmal ob sie im Besitz von Bitbeasts sind“ antwortete Mr. Dickenson. Jess nickte nur verstehend und der BBA-Chef verabschiedete sich von ihr, da seine Arbeit im Büro rief. Im Auto, das sie zum Hotel bringen sollte, hatte Jess keine ruhige Minute und Alex bekam schnell mit, dass etwas nicht stimmte. „Jess, was ist los? Du wirkst geladen“ meinte Alex nun. „Ja, ich bin verdammt sauer!“ gab Jess aggressiver als beabsichtigt zurück. „Hey, lass deine schlechte Laune nicht an mir aus!“ beschwerte er sich sofort. „Tut mir Leid…“ seufzte Jess. „Es ist nur so… dass ich mir jetzt wirklich Sorgen machen muss. Diese WM wird viel bedeutender, als du dir es vielleicht vorstellen kannst“ „Hat das was mit Biovolt zu tun?“ fragte Alex nach. Es gab nur wenige Dinge, die die sonst ruhige und besonnene Teamchefin so dermaßen aus der Fassung brachten und dieses heikle Thema war eines davon. Jess nickte daraufhin. „Ja, die haben ein Team auf die Beine gestellt, welches zwei eigentlich gute Teams aus dem Rennen geworfen hat!“ erklärte Jess kurz. „Das sind bestimmt wieder so Möchtegerns. Die haut ihr doch locker aus dem Rennen“ meinte Alex optimistisch. „Nein, so einfach ist das nicht! Wir reden hier von Boris und Voltaire, Kais und meinem größenwahnsinnigen Großvater! Den beiden schlimmsten Personen die meiner Meinung nach auf dieser Welt herumlaufen. Und die werden sich in den letzten drei Jahren, in denen es ruhig um Biovolt war, bestimmt nicht ausgeruht haben! Die werden irgendwas Großes auf die Beine gestellt haben um mich und mein Team, genauso wie das von Kai ungespitzt in den Boden zu rammen!“ widersprach Jess unruhig. >Man, so angespannt und aufgeregt hab ich sie ja noch nie erlebt!< dachte Alex erschrocken. „Ich muss unbedingt meinem Team Bescheid sagen und auch Tala und Kai informieren. Die beiden haben viel mehr Erfahrung in Sachen Biovolt als ich. Die werden wissen was zu tun ist“ sagte Jess. „Komm erst mal ein wenig runter. Ich weiß, das ist schwer, aber wenn du mit so einer Spannung deinem Team gegenüber trittst, könnte das zu Problemen führen“ versuchte Alex sie vorsichtig zu beruhigen. Jess atmete tief durch. Ja, Alex hatte recht, sie musste runterkommen um nicht ausfallend zu werden. Einige Minuten später hielt der Wagen vor dem Hotel an und die beiden stiegen aus. „Ich hab gar nicht gefragt, welche Zimmernummern meine Teamkameradinnen haben“ gab Jess plötzlich zu Bedenken. „Wir werden sie schon finden“ meinte Alex nur. Die beiden betraten das Hotel und unten in der Lobby saß Irina und schien ihren Beyblade zu polieren. „So Icy Wolves! Morgen werden wir unser Match gewinnen. Du bist in Topform, mein Kleiner“ sagte Irina stolz. „Ich hoffe die Bladerin ist in genauso guter Verfassung wie ihr Bitbeast“ sagte eine vertraute Stimme hinter der Rothaarigen. Erstaunt drehte sie sich um. „Jess!“ rief sie freudig. „Hi! Ich hab doch gesagt, dass ich euch nicht hängen lasse!“ grinste die Teamchefin zurück. Irina fiel ihr überglücklich um den Hals. „Ich wusste, dass du kommst! Hurra!“ „Ja, aber sag wo sind die anderen? Ich müsste nämlich mal ganz dringend mit Miena sprechen“ sagte Jess und ihre Stimme klang ungewollt ernst. „Oh, klar. Die sind alle oben. Klär das erst mal mit der Rezeption, ich sag den anderen Bescheid“ schlug sie vor. „Na klar“ stimmte Jess ihr zu. Stürmisch rannte Irina die Treppe hoch und machte Sturmklopfen an ihrer und Mienas Zimmertür. „Was ist denn los, Irina?!“ fragte Miena erstaunt. „Jess ist da! Jess ist da!!“ rief die Jüngere freudig. „Echt?! Wo?“ fragte Miena sofort. „Unten. Sie checkt gerade ins Hotel ein. Komm mit!“ Auch Eva, Vanessa und Chiara hatten mitbekommen was Sache war und liefen nun auch im Eilschritt die Treppen hinunter. „JESS!“ rief Miena, als sie ihre beste Freundin erkannte. Die Angesprochene drehte sich um und im nächsten Moment wurde sie stürmisch von der Blonden umarmt. „Gott sei Dank geht es dir wieder gut!“ freute sich nun auch Chiara. „Ja, schön dich zu sehen“ stimmte nun auch Vani zu. „Klasse, dass du wieder da bist“ sagte nun auch Eva. „Miena, ich muss unbedingt mit dir reden – unter vier Augen. Es ist unheimlich wichtig“ meinte Jess ernst. „Okay, klar“ stimmte Miena zu, wenn auch etwas verwundert, über die plötzliche Ernsthaftigkeit ihrer Teamchefin. Nachdem Jess ihr Zimmer bezogen hatte, dass sie sich mit Irina und Miena teilte, setzte sich die junge Teamchefin aufs Bett und Miena ihr gegenüber. Irina und die anderen hatte Jess zum Training verdonnert, damit die beiden etwas Zeit für sich hatten. „Wir haben ein Problem“ begann Jess nun. „Das da wäre?“ fragte Miena interessiert nach. „Dieses Überfliegerteam – die Genesis Blader – ist ein Team, das von Biovolt ins Rennen geschickt wurde. Mr. Dickenson hat mich am Flugplatz darüber informiert“ erklärte Jess kurz. „Bist du dir da sicher?“ fragte Miena. „Mr. Dickenson war sich sicher, also bin ich es auch“ erwiderte Jess ernst. „Wir haben morgen unser Match gegen die“ sagte Miena. Jess fiel aus allen Wolken. „Ach du Grüne Neune… Das ist gar nicht gut“ seufzte sie. „Wir haben bisher jedes Team von Biovolt aus der Arena gedonnert, bei diesem wird es nicht sehr anders sein. Die können uns nicht schlagen“ gab Miena fest entschlossen zurück. „Ich mache mir trotzdem Sorgen. Die letzten drei Jahre… es war viel zur ruhig um Biovolt. Die werden irgendwas geplant haben, davon bin ich überzeugt! Wir müssen alles gegen die Genesis Blader aufbringen, was wir haben. Es ist wichtig, dass diese Typen ihr Ziel niemals erreichen!“ sagte Jess mit Nachdruck. „Ich weiß. Aber wir werden das schaffen, davon bin ich fest überzeugt!“ erwiderte Miena voller Elan. „Ja, da hast du recht. Eine Sache wäre da aber trotzdem noch. Tala und Kai müssen darüber informiert werden. Es wird die beiden bestimmt auch interessieren“ sagte Jess. „Tala ist hier im Hotel mit seinem Team und Kai…“ Miena überlegte. „… im Hotel, die Straße hier vorne runter auf der rechten Seite. Ich hab die Bladebreakers da nämlich neulich gesehen“ sagte sie schließlich. „Okay, ich gehe gleich los. Sag Tala Bescheid. Wir sehen uns später“ meinte Jess und stand auf. Sie zog sich ihre Schuhe wieder an und machte sich auf den Weg, den Miena ihr beschrieben hatte. Nachdem sie an der Rezeption die Zimmernummer ausfindig gemacht hatte, stand die Braunhaarige nun vor der Zimmertür, atmete noch einmal tief durch und klopfte an. „Du hast bestimmt wieder den Zimmerservice hoch bestellt!“ schallte es von drinnen frech. „Ist doch überhaupt nicht wahr, Daichi! Wenn dann warst du das wieder!“ beschwerte Tyson sich sofort. „Macht jetzt endlich mal einer die Tür auf?!“ fragte Hillary genervt. Kurze Zeit später ging die Zimmertür auf und ein blondhaariger Max sah erstaunt drein, als er Jess erblickte. „Oh, hallo Jess. Freut mich dich zu sehen“ sagte er freundlich. „Hallo. Ist Kai da?“ fragte sie sofort. „Kai? Der ist trainieren gegangen so weit ich weiß“ erwiderte Max. „Hey, wer ist überhaupt da?“ fragte Tyson interessiert. Max trat einen Schritt zur Seite. „Jess! Was machst du denn hier?“ fragte der ehemalige Weltmeister erstaunt. „Ich muss unbedingt mit Kai sprechen. Es ist wirklich wichtig“ sagte Jess mit Nachdruck. „Kai ist nicht hier. Er hat sich schon vor Stunden zum Training verabschiedet“ erwiderte Tyson. „Ich schaue mal, ob ich ihn finde. Wir sehen uns auf dem Turnier!“ verabschiedete sie sich. „Ja, Tschüss!“ >Kai ist trainieren… Na super. Und wo soll ich suchen? Wahrscheinlich irgendein schönes, stilles abgelegenes Plätzchen. Das würde er bevorzugen< überlegte Jess. Sie ging unten an den Stränden entlang. Langsam ging es gegen Abend und die meisten Badegäste machten sich auf den Heimweg oder zurück ins Hotel. Jess lief bestimmt schon 2 Kilometer am Strand entlang. Aber nicht direkt am Meer sondern oberhalb des Strandes führte eine Mauer entlang. Als der Bürgersteig daneben irgendwann der kargen Felsgegend weichen musste, lief Jess auf der 60 cm breiten Mauer weiter. Und tatsächlich, auf einem der Felsen, an den die Brandung unbarmherzig schlug, saß Kai völlig in seine Gedanken vertieft und sah dem bevorstehenden Sonnenuntergang entgegen. „Kai!“ rief Jess. Angesprochener drehte sich erstaunt zu ihr um. Er hatte nicht erwartet sie auf diesem Turnier noch einmal zu sehen, nachdem er gehört hatte, dass sie unter starkem Fieber gelitten hatte. Jess lief zu ihm hin und setzte sich ebenfalls hin. „Hör zu, ich will dich nicht stören, aber ich hab dich den ganzen Nachmittag gesucht, um dir ein paar… nicht sehr schöne Neuigkeiten zu überbringen“ erklärte sie kurz. Kai wandte sich zu seiner Halbschwester. Jess verstand seinen Blick und erzählte ihm was sie wusste. „Ich hätte nicht gedacht, dass die sich noch mal bei einem Turnier mit einem Team blicken lassen. Nach dem Sturz der BEGA hatte ich gehofft, es wäre nun endgültig vorbei“ sagte Kai ernst. „Ich weiß. Ich bin auch beinahe im Dreieck gesprungen, als ich davon gehört habe. Mr. Dickenson sagte, dass wir diese Idioten auf jeden Fall aus dem Turnier fegen müssen. Das gilt für dein Team, Talas Team und unser Team am meisten. Wir wissen, was auf dem Spiel steht. Den meisten anderen ist das nicht ganz so bewusst, wie uns“ sagte Jess. „Tala wird im Dreieck springen, so wie ich ihn kenne“ meinte Kai mehr beiläufig. „Wir haben morgen unser Match gegen die Genesis Blader und ich hab noch keinen Meter dafür trainiert, geschweige denn meine neue Attacke ausprobiert“ seufzte Jess. „Und der Tag ist schon wieder fast um!“ „Hast du Ice Dranzer dabei?“ fragte Kai und Jess wusste sofort worauf er hinaus wollte. „Ich gehe doch nicht ohne meinen Beyblade irgendwohin! Da kennst du mich aber schlecht“ grinste sie zurück und hielt ihren azurblauen Hard-Metal-Blade hoch. „Auf ein Match?“ „Auf ein Match!“ Die beiden stellten sich unten an den Strand, mit Beyblade und Starter in den Händen. „3… 2… 1… Let it rip!“ rief Jess und schoss Ice Dranzer auf den Boden. Kai tat es ihr gleich. „Los, Dranzer, Attacke!“ rief er seinem Phönix zu. „So nicht! Ice Dranzer, ausweichen und kontern, los!“ rief Jess nun. Ihr Beyblade parierte, wich aus und attackierte Dranzer unbarmherzig und mit vielen heftigen Schlägen. „Wow, nicht schlecht“ lobte Kai sie. Immer wieder krachten die Beyblades gegeneinander und schenkten sich nichts. „Und jetzt lass ich mal meinen allerneusten Move vom Stapel! Ice Dranzer, Freezing Fire Storm!“ rief Jess und Ice Dranzer erschien. Der eisblaue Phönix umhüllte seinen Beyblade und tatsächlich sah dieser Keil um den Blade aus wie ein eisblauer Feuersturm. „Dranzer, Broken Wings Fire Storm, Attacke!“ rief Kai. Frontal knallten die beiden Beyblades aufeinander und die aus Eis und Feuer bestehenden Vögel schossen in den Himmel, wo sie sich immer noch heftig aufeinander stürzten. Als der Feuer/Eissturm nachgelassen hatte und beide ihre Blicke vom Himmel abwendeten, war klar wer gewonnen hatte. Dranzer lag im Sand und bewegte sich nicht mehr, während Ice Dranzer immer noch kreiselte und auf Befehl seiner Besitzerin in deren Hand flog. „Komm, machen wir uns auf den Rückweg“ schlug Jess vor und packte ihren Beyblade weg. Kai lächelte leicht. „Ich wünsch dir viel Glück für morgen“ Kapitel 4: Eine böse Überraschung --------------------------------- Kapitel 4: Eine böse Überraschung Der nächste Tag begann früh für die Black Bladers. Jess hatte sich fest vorgenommen, anzutreten und trainierte schon seit einigen Stunden ununterbrochen. „Sag mal, willst du nicht langsam mal Pause machen, Jess? Es bringt nichts, wenn du fix und alle an den Start gehst“ meinte Vanessa skeptisch, die in der Trainingshalle auf der Bank saß und sich Jessys Training schon einige Zeit anschaute. „Lasst mich ruhig mal machen, Mädels. Ich hab das Training in den letzten Tagen so schlimm schleifen lassen, dass ich es gerade jetzt bitter nötig habe“ erwiderte Jess entschlossen. Sie kämpfte gerade gegen Miena und Ice Dranzer attackierte Black Wolborg heftig. „Black Wolborg, los Attacke!“ rief die Blonde. „Ice Dranzer, los, hau sie raus!“ befahl Jess ihrem Phönix. Black Wolborg wich dieser überstürzten Attacke locker aus und Miena machte im Gegenzug ihren Move. „Thunder Ice Storm!“ Ice Dranzer wurde hochkant aus der Arena gekickt. Jess fackelte nicht lange, hob ihren Blade auf und ließ ihn im Starter einrasten. „Jess, du brauchst wirklich mal eine kurze Auszeit. Es bringt dir nichts, wenn du dich so verausgabst. Deine Kraftreserven müssen für heute Mittag auch noch reichen!“ mischte sich nun auch Miena ein. „Die werden reichen. Also hört auf euch Sorgen zu machen. Ich weiß, was ich tue!“ erwiderte Jess entschlossen. „Dein Beyblade muss gecheckt werden und du solltest dich ausruhen!“ warf Irina nun ein. „Nein, der steht das durch, genauso wie ich. Also, wer will gegen mich kämpfen?“ fragte Jess in die Runde hinein. Keine ihrer Teamkolleginnen billigte das Verhalten der Teamchefin und so meldete sich keiner – nicht einmal Miena ließ sich zu einem weiteren Kampf breitschlagen. „Du schadest nur dir und einem Beyblade, wenn du so weitermachst. Außerdem hattest du erst Fieber und wer weiß, wie nachwirkend sich das auf deine Kraftreserven ausgewirkt hat!“ sagte Miena nachdrücklich. Jess schnaufte. Langsam ließ sie ihren Starter sinken. Irgendwo hatte ihr Team schließlich Recht. „Gott sei Dank“ seufzte Irina erleichtert und nahm sich Ice Dranzer vor um ihn zu überprüfen. „Jess, was denkst du dir dabei? In ein paar Stunden ist unser Kampf und du hast nichts Besseres zu tun als dich auszupowern. Was geht in dir vor, dass es dich so zum Training treibt?“ fragte Miena verständnislos. „Ich werde diesen Idioten von Biovolt nicht kampflos das Feld überlassen“ knurrte die Angesprochene zurück. „Das ist mir schon klar, aber trotzdem verstehe ich dein Verhalten nicht“ erwiderte Miena daraufhin. „Du musst es langsam angehen, sonst fällst du während des Matches noch dabei und das willst weder du, noch ich!“ Jess seufzte schwer. „Jetzt ruh dich erst mal aus. Irina checkt deinen Beyblade durch und vor dem Kampf kannst du dich noch mal kurz einspielen. Aber es ist wichtig, dass du zur Ruhe kommst“ sagte Miena. „Vielleicht hast du Recht. Ich gehe erst mal nach oben ins Hotelzimmer. Wir sehen uns später“ verabschiedete sich Jess und verließ die Trainingshalle. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jess schon wieder bei Kräften sein soll“ meinte Irina zweifelnd. „Ich auch nicht, aber wenn sie es noch nicht ist, zeigt sie es gekonnt nicht“ seufzte Chiara. Draußen auf dem Gang vor der Trainingshalle lief Jess, als plötzlich ihre Sicht verschwamm und sie sich an der Wand abstützen musste. „Was ist denn jetzt los?“ murmelte die Teamchefin. Sie fühlte sich körperlich total ausgepowert, ihre Beine zitterten leicht und ihr Kopf schmerzte. Mühsam schleppte Jess sich zurück ins Hotelzimmer und legte sich aufs Bett. Müde starrte sie die Decke an. >Vielleicht hatten die anderen Recht. Ich hätte mich nicht so verausgaben dürfen. In wenigen Stunden ist unser Kampf und ich habe mich maßlos überschätzt…< dachte Jess seufzend. Sie schloss die Augen, eigentlich nur um in Ruhe nachdenken zu können, doch die Müdigkeit behielt die Oberhand und schickte sie in unerholsamen, traumlosen Schlaf. „Ich mache mir wirklich Sorgen um Jess. Wenn sie bis zum Anfang des Turniers nicht auf die Beine kommt, dann werden wir nichts riskieren und sie auswechseln“ beschloss Miena nach einigem Hin und Her mit ihren Teamkameradinnen. „Ja, ganz meine Meinung“ nickte Irina. Plötzlich ging die Tür auf und alle wandten ihren Blick dorthin. „Jess!“ Miena sah sie erstaunt an. Wahres Feuer loderte in ihren blauen Augen und ein ungebrochener Siegeswille. „Ihr braucht mich nicht auszuwechseln. Ich werde antreten“ sagte sie entschlossen. „Ja, aber-!“ fing Irina an. „Kein aber. Ich kämpfe. Es wird mich schon nicht umbringen, nur ich kann und will euch jetzt nicht hängen lassen. Immerhin musstet ihr die ganzen anderen Kämpfe ohne mich bestreiten und ich will meinen Teil zum WM Titel beitragen“ meinte Jess fest entschlossen. „Gut, dann wollen wir dich mal nicht daran hindern“ grinste Irina verschlagen. „Willkommen zurück zu den Beyblade Weltmeisterschaften! Heute werden sich ein Überfliegerteam und ein Weltmeisterteam gegenüberstehen. Ja, ihr wisst von wem ich rede! Hier sind die Black Bladers und die Genesis Blader!“ rief D.J. in sein Mikro und tosender Beifall ertönte. Jess, die das Führungsmatch bestreiten sollte, hatte ein ungutes Gefühl, was diesen Kampf anging. Irgendwas sagte ihr, dass es keine gute Idee war, jetzt anzutreten. „Jess, was ist los? Komm, du bist dran!“ sagte Miena verwundert. „Ja, ich weiß, es ist nur… ach, nicht so wichtig“ winkte die Teamchefin ab. Damit machte sie sich auf den Weg zur Arena. „Und nun unsere beiden ersten Kontrahenten! Jessica, die Teamchefin der Black Bladers, die erst kürzlich zur WM nachgereist ist und Stefania, die mysteriöse Kämpferin der Genesis Blader!“ stellte D.J. die beiden kurz vor. Jess stockte der Atem, als sie den Namen hörte und auch das Mädchen erkannte, das sich ihr gegenüber stellte. Tatsächlich entpuppte sie sich als ihre ehemalige Klassenkamerdin, die damals auch unbedingt ins Team wollte, aber nicht konnte, weil 6 Blader die höchste zulässige Zahl für Turniere war. „Was zum Kuckuck machst du denn hier?“ fragte Jess sichtlich erstaunt. „Gegen dich kämpfen, was denn sonst!“ erwiderte Stefania hart und ließ ihren schwarz/blauen Beyblade im Starter einrasten. Jess tat es ihr mit Ice Dranzer gleich. Mit ihr konnte man nicht reden – zumindest nicht so! „Seid ihr bereit? 3… 2… 1… Let it rip!“ Damit schossen die zwei ihre Beyblades in die Arena, die sich das Wild Stadium nannte. Dementsprechend uneben waren der Boden und die felsigen Gebilde darin. „Los Ice Dranzer, Attacke!“ rief Jess ihrem Bitbeast zu. „Ausweichen“ befahl Stefania locker. Ice Dranzers Attacke lief voll ins Leere. Eine Weile musste sich Jess das gefallen lassen und die wenigen Kontakte, die sie trotz ihres schnellen Beyblades erzielte, brachten sie fast zur Weißglut. Jess schaltete erst einmal auf Ausdauer und begann ihre Runden zu ziehen. „Also irgendwas ist da faul“ sagte Irina nun. „Los Jess, häng dich rein!“ rief Miena ihr zu. „Ja, ich weiß. Lenk mich nicht ab!“ gab Jess nur zurück und ging zum Angriff über. „Ice Dranzer, Thunder Storm!“ Frontal knallten die beiden Blades aufeinander. Jess verlor beinahe die Fassung. Die Attacke, die den gegnerischen Blade zurückschleudern hätte müssen, zeigte kaum Wirkung. „Was war denn das? Fang endlich an zu kämpfen und hör auf meinen Blade nur zu streicheln!“ provozierte Stefania kühl. „Jess, lass dich nicht auf die Palme bringen! Bleib ruhig und zieh dein Ding durch!“ rief Miena ihr zu. „Okay, dann wollen wir mal! Ice Dranzer, Arktis Wings Mega Thunder!“ rief Jess. Ihr majestätischer Phönix erhob sich aus dem Bitchip und hielt auf den – immer noch in defensiver Stellung verharrenden – Blade zu. >Mein Beyblade fliegt raus, wenn ich das einfach so zulasse. Meine Verteidigung kann der Attacke nicht standhalten< stellte Stefania fest. „Revolution Wave!“ Eine Flutwelle bildete sich und aus dieser heraus schoss ein Bitbeast. Es war blau mit schwarzen Mustern auf der Brust, die Flügel leuchteten in einem wunderschönen Königsblau und allgemein hatte der Vogel eine nicht allzu fremde Gestalt. Über den Köpfen der Zuschauer und der der Bladerinnen schwebte ein Dranzer in Blau! Ice Dranzer krachte frontal mit dem blauen Dranzer vor sich zusammen und wurde ziemlich zurück gedrängt. „Das… das gibt es doch gar nicht!“ rief Irina entsetzt aus. Jess wurde in die Defensive gedrängt. Sie konnte dem Beschuss nicht standhalten und fand keine Möglichkeit zum Angriff. „Blue Dranzer, los hau sie raus!“ rief Stefania. Der Phönix parierte, doch Jess fing sich rechtzeitig wieder und wich aus. Ice Dranzer attackierte den anderen Phönix mit einer unglaublichen Power. Die Attacken folgten schnell und präzise und ließen dem Gegner keine Chance zum Angriff. „Blue Dranzer, jetzt!“ Der mitternachtsblaue Blade schoss auf Ice Dranzer zu und erwischte ihn mit der vollen Breitseite. Der Beyblade überschlug sich mehrere Male, kreiselte aber tapfer weiter. „So haust du mich nicht aus der Arena! Aber jetzt bin ich am Zug!“ grinste Jess zurück. „Ice Dranzer, Freezing Fire Storm!“ Blaues, eiskaltes Feuer umhüllte den azurblauen Blade und er schoss mit einer rasanten Geschwindigkeit auf Blue Dranzer zu. Es knallte fürchterlich, der Blade von Stefanie wurde bis an die Decke das Stadions katapultiert, zerschmetterte dort eine Lampe und kam mit einem Regen aus Glasscherben zurück in die Arena geflogen. Der Beyblade drehte sich nicht mehr und lag regungslos in der Arena. Eine Weile herrschte Totenstille. „W-Was?!“ stammelte Stefania erschrocken. „Das war’s! Die Gewinnerin der ersten Runde ist Jessica von den Black Bladers!“ verkündete D.J. und tosender Beifall ertönte. „Ja, gut gemacht, Jess!“ freute sich Miena. „So, und jetzt bist du dran. Wir zählen auf dich Miena“ erwiderte Jess grinsend. „Sag mal, was war das für ein seltsames Bitbeast?“ fragte Eva interessiert, als Jess sich setzte. „Ich hab keine Ahnung, wo dieser Dranzer herkommt, aber eins ist klar: Wir sollten uns bei diesem Team auf alles gefasst machen!“ sagte die Teamchefin ernst. „Als nächstes treten Romina und Fabio gegeneinander an! Über Fabios Bitbeast wissen wir nichts, aber vielleicht überrascht er uns ja genauso wie Stefania im eben vergangen Match! Romina und Black Wolborg werden auf jeden Fall Gas geben um hier als Sieger hervorzutreten!“ verkündete D.J. „Seid ihr bereit? 3… 2… 1… Let it rip!“ Die Beyblades flogen in die Arena und begannen sofort sich zu attackieren. Miena ging sofort in die Vollen. Sie hatte nämlich keine Ahnung, was sie erwarten würde und ein schneller Sieg würde sie vielleicht vor unangenehmen Überraschungen bewahren. „Black Wolborg, los Attacke!“ rief Miena. Ihr eisblauer Beyblade schoss auf den Gegner zu und dadurch, dass Fabio seinen ausweichen ließ, lief der Schlag ins Leere. Der weiße Beyblade sauste an einem der Felsen hoch und blieb oben stehen. „Jetzt hab ich dich! Black Wolborg, Novae Rog!“ rief Miena ihrem Wolf zu, der daraufhin erschien. „White Dranzer, Lightning Thunder!“ rief Fabio. Der Beyblade von ihm leuchtete grell weiß und auch das Bitbeast hatte dieselbe Farbe. Es erhob sich aus seinem Bitchip und stand dem schwarzen Wolf gegenüber. Das Gefieder des White Dranzers leuchtete so hell und intensiv, dass Miena, als sie sich das Bitbeast anschaute, davon geblendet wurde. „Miena, PASS AUF!“ rief Irina ihr zu. Als der Phönix die Attacke ausführte, wurde das ganze Stadion gleißend hell. Als man wieder etwas sah, flog Miena gerade rücklings von der Arena weg. „MIENA!!!“ rief Jess entsetzt, sprang von ihrer Bank auf und schaffte es gerade noch Miena aufzufangen, bevor sie mit dem harten Boden Bekanntschaft machte. Die anderen 4 waren auch sofort aufgesprungen um zu ihrer Teamkollegin zu eilen. „Miena, ist dir was passiert?“ fragte Irina sofort. „Es… geht schon“ gab sie schwach von sich. „Wir brauchen sofort einen Arzt!“ sagte Chiara schließlich besorgt. Sofort kamen auch Sanitäter angerannt und nahmen Miena mit auf die interne Krankenstation. Jess gab Miena ihren Beyblade, den sie aufgelesen hatte in die Hand, dann wurde sie gebeten das Krankenzimmer zu verlassen. Das Match wurde für etwa eine Stunde unterbrochen. „Man, das darf doch nicht wahr sein!“ sagte Jess sauer, die mit ihrem Rest des Teams im Aufenthaltsraum wartete. „Jess, bitte reg dich nicht so auf. Davon wird es auch nicht besser“ meinte Irina. Sie saßen alle betrübt da, einzig Jess war völlig in Rage und tigerte im Raum auf und ab. „Dieser Arsch! Dafür verarbeite ich seinen Beyblade zu Kleinholz!“ knurrte die Teamchefin ungehalten. Eva wurde es jetzt zu viel. „Wenn du dich schon so aufregen musst, dann tu das nicht hier! Es geht uns alle nahe, dass Miena so was passiert ist! Also steck deine Emotionen gefälligst in deinen Blade, als uns hier verrückt zu machen!“ sagte die Blonde sauer. Jess sah sie kurz an, schnappte sich ihren Beyblade, der auf dem Tisch lag und verließ den Aufenthaltsraum. Krachend fiel die Tür ins Schloss. „Ich glaube das war etwas hart, aber im Prinzip hast du Recht“ meinte Irina schließlich nach einer Weile. Jess stand vor der Tür und schluckte einmal hart die aufkommenden Tränen herunter. Es ging auch ihr ziemlich an die Nieren, was passiert war. Vielleicht konnte sie sich mit etwas Training ablenken. Auf dem Weg, der sie aus dem Stadion herausführte, bog sie in einen Korridor ein und sah jemanden aus einem Raum herauskommen. Kapitel 5: Bitbeast Kunde ------------------------- Kapitel 5: Bitbeast Kunde „Jess?“ fragte die Person verwundert. „Stefania…“ murmelte die Angesprochene erstaunt. Stefania machte einen ziemlich geknickten Eindruck. Jess merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. „Komm mit“ forderte die Teamchefin sie auf. Wortlos folgte Stefania ihr. „Was ist los?“ fragte Jess gerade heraus, als beide eine Weile am Strand entlang gegangen waren. „Ach, es ist wegen Fabio…“ erwiderte Stefania seufzend. Ihr standen Tränen in den Augen, die sie mühsam zu unterdrücken versuchte. „Ich finde es nicht in Ordnung, was er mit Miena gemacht hat“ „Ja, ich auch nicht“ sagte Jess daraufhin ernst. „Ich wollte unbedingt an dieser WM teilnehmen, aber nicht dafür verantwortlich sein, dass so etwas passiert! Diese Bitbeasts, die wir ausgehändigt bekommen haben sind viel zu stark. Ich habe meinen Blue Dranzer auch nur mit Mühe und Not unter Kontrolle, was vielleicht auch ein Grund ist, warum ich verloren habe“ erklärte Stefania. „Als ich gehört habe, dass ein Team von Biovolt an der WM teilnimmt, war ich geschockt. Ich dachte, diese Idioten hätten endlich ihr Fett weg bekommen und würden es nicht wagen sich hier noch einmal Blicken zu lassen“ sagte Jess. „Was mich aber noch mehr getroffen hat, war die Tatsache, dass du auch dabei bist. Du kannst gar nicht ahnen, was in mir vorgegangen ist, als es hieß, dass ich gegen dich kämpfen soll“ Stefania seufzte traurig. „Es war vermutlich noch der alte Frust von damals, als du dich geweigert hast mich in dein Team aufzunehmen. Immerhin hatte ich es mir so gewünscht und mir auch Hoffnungen gemacht, als du sagtest, dass ich eine ausgezeichnete Beybladerin werden könnte. Nachdem du mir die Absage erteilt hast, war ich so sauer!“ „Und was ist dann passiert? Ich hab dich danach nicht mehr gesehen, dabei wollte ich mich bei dir entschuldigen, aber du hast mir keine Chance dazu gegeben“ meinte Jess und sah sie fragend an. „Einige Zeit später ist mir Boris über den Weg gelaufen. Er versprach mir einen nahezu perfekten Beyblade mit einem starken Bitbeast und die Chance gegen dich an einem Turnier antreten zu können. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen“ „Diese Dranzer… was weißt du über die? Wo kommen sie her?“ fragte Jess interessiert. „Ich weiß nichts Genaues. Nur, dass alle drei aus der DNS von Black Dranzer gezüchtet wurden. Wie Biovolt das geschafft hat, weiß ich nicht“ antwortete Stefania. Jess sah sie entsetzt an. „Was ist denn? Stimmt was nicht?“ fragte die Schwarzhaarige. „Nein, schon okay. Aber ich muss los. Vielen Dank für das Gespräch. Und wenn du wieder Kummer haben solltest, komm einfach zu mir. Ich helfe dir schon irgendwie da raus!“ versprach Jess ihr. Stefania lächelte glücklich. „Wir sehen uns!“ winkte sie der Teamchefin hinterher. Jess hatte so etwas schon fast geahnt, aber die Tatsache, dass es wirklich so war, traf sie wie ein Schlag. So schnell sie nur konnte, machte sie sich auf den Weg zu dem Hotel der Bladebreakers und stand wenig später auch vor deren Zimmertür. Schnell klopfte sie an und kurze Zeit später wurde sie von Hillary hereingelassen. „Hallo Jess. Was gibt’s so Dringendes?“ fragte Tyson erstaunt. „Ich hab da was herausgefunden, was euch interessieren könnte“ sagte sie ernst. Alle setzten sich zusammen und Jess erzählte allen was sie wusste. „Künstlich erschaffene Dranzer? Und das gleich dreifach?“ fragte Ray erstaunt. „Aber so eine Züchtung über DNS braucht eine zuverlässige Basis. Ohne einen Dranzer ist so was doch unmöglich!“ sagte Kenny grübelnd. „Was ist mit Black Dranzer?“ fragte Kai. „Das Bitbeast war bis vor knapp anderthalb Jahren noch in meinem Besitz“ sagte Jess nun. Alle Blicke ruhten auf ihr. „Ich hatte ihn in meinem Schrank weggesperrt, weil ich nicht wollte, dass er in die falschen Hände gerät. Tala hat ihn mit vor zwei Jahren in die Hand gedrückt, mit der Begründung er hätte keine Verwendung dafür und auch ich hatte Hemmungen ihn zu starten, weil ich nicht wusste was passieren würde. Ich und mein Team kamen von einem Turnier nach Hause, die Tür unserer WG war aufgebrochen und die ganze Wohnung durchwühlt. Es fehlte nur eine Sache – der Chip von Black Dranzer“ erzählte sie. „Das würde vielleicht auch die schwarzen Musterungen auf Blue Dranzers Federkleid erklären“ vermutete Max. „Du hast von drei Dranzers geredet… Das heißt, der dritte im Team muss auch einen besitzen“ sagte Tyson. „Ich hoffe ihr könnt mit den Informationen was anfangen“ meinte Jess nun. „Ich muss wieder los“ „Damit können wir auf jeden Fall was anfangen. Vielen Dank, Jess!“ sagte Kenny und tippelte auf seinem Laptop herum. Jess machte sich auf den Weg ins Krankenhaus. Sie wollte erst noch eine Weile bei Miena sein. Die Blonde war immer noch nicht bei Bewusstsein und es war unklar, ob sie am bevorstehenden Finale teilnehmen konnte. Jess betrat das Krankenzimmer und stutzte. „Hallo Tala. Ähm… Stör ich?“ fragte sie. „Nein, bleib ruhig hier“ sagte er nur. Jess nahm sich einen Stuhl, der in der Ecke stand und setzte sich neben ihn. „Ich hab eben mit Stefania geredet“ „Und?“ „Sie billigt die Methoden ihrer Teamkameraden genauso wenig, wie du und ich. Mit anderen Worten, sie will da weg. Und diese Dranzers, die sie und ihre beiden Kollegen besitzen, sind allesamt künstlich hergestellt“ erklärte Jess kürzlich. „Also ist es nicht unmöglich, dieses Team zu schlagen“ schlussfolgerte Tala. „Nicht unmöglich, aber es wird auch nicht einfach“ erwiderte Jess. „Ich bin wirklich sauer und die Genesis Blader haben mir nur noch einen Grund mehr gegeben, Biovolt das Handwerk zu legen“ Sie war immer noch relativ geladen, was auch nicht weiter verwunderlich war. „Sag mal… Geht euer Match nicht bald weiter?“ fragte Tala verwundert. „Match?“ Jess runzelte die Stirn. Und dann wusste sie wieder, warum sie vorhin so geladen den Aufenthaltsraum verlassen hatte. „Man, von dieser ganzen Sache hab ich das Turnier total vergessen! Wie kann ich nur so blöd sein!“ sagte sie überrumpelt, sprang auf und war drauf und dran den Raum zu verlassen. In der Tür hielt sie noch mal kurz inne. „Ach, und wir sehen uns dann morgen in der Arena! Bis dann!“ Tala schüttelte nur den Kopf. Manchmal verstand er einfach nicht, wie Jess trotz ihrer Schusseligkeit es immer wieder schaffte ihr Team zu führen und sie jetzt schon dreimal hintereinander den Weltmeisterschaftstitel gewonnen hatten. Gerade noch rechtzeitig schaffte es Jess zurück zu ihrem Team zu kommen. „Da bist du ja. Wir haben uns Sorgen gemacht!“ sagte Irina nun leicht vorwurfsvoll. „Entschuldigt Leute“ Die 5 betraten das Stadion und wurden mit tosendem Beifall begrüßt. Irina sollte das letzte Match bestreiten und sie brauchten unbedingt diesen Sieg. „Ich schaff das schon“ sagte sie zuversichtlich. „Pass auf dich auf“ sagte Jess nun. Irina nickte und machte sich auf den Weg zur Arena. „Okay, die Pause ist vorbei! Unsere letzten Gegner in dieser Runde sind Irina und Björn! Seid ihr bereit? 3… 2… 1… Let it rip!“ Irinas Beyblade berührte nicht einmal den Boden, so schnell hatte Björn sie aus der Arena gekickt. Völlig fassungslos über ihre Niederlage, drehte die Rothaarige sich um und sah nur noch, wie ihr Beyblade klappernd auf den Boden fiel. „Was?! Verloren?!“ sagte Jess nur entsetzt. „Damit geht dieser Kampf an die Genesis Blader!“ rief D.J. in sein Mikro. Irina ging zurück zu den anderen und hob auf dem Weg ihren Beyblade auf. „Tut mir leid“ entschuldigte sie sich. „Schon in Ordnung. Wir müssen morgen nur unser Match gegen die Blitzkrieg Boys gewinnen, um dabei zu bleiben“ sagte Jess. „Apropos: Wen schickst du eigentlich noch, wenn Miena jetzt nicht da ist? Dass du und Irina gehen werdet ist klar, aber wer soll noch antreten?“ fragte Eva verwundert. „Ich weiß es noch nicht… vielleicht Chiara. Sie ist gut in der Abwehr und ihre Deckung ist nahezu perfekt. Sie müsste gut zu recht kommen“ grübelte Jess. „Traust du dir das zu?“ „Na aber logisch!“ erwiderte Chiara zuversichtlich. Kapitel 6: Comeback ------------------- Kapitel 6: Comeback Am Abend waren die Black Bladers wieder im Hotel. Jess hatte sich aus dem Dreierzimmer mit Ira und Miena „ausquartiert“ und bezog nun ein Doppelzimmer mit ihrem Freund Alex. „Ich mache mir wirklich Sorgen…“ seufzte Jess und setzte sich aufs Bett. Ein Handtuch hing ihr über den Schultern, ihre braunen Haare waren offen und noch nass von dem Wasser aus der Dusche. „Setz dich nicht so unter Druck, sonst geht erst recht was schief“ sagte Alex. Jess schnaufte. „Du hast Recht. Morgen haben wir unser Match gegen Tala – darüber sollte ich mir denk ich mal mehr Gedanken machen“ „Oh ja, das solltest du“ stimmte Alex ihr zu. „Ich mache mir Sorgen um das Finale. Ich will nur hoffen, dass Miena bis dahin wieder auf die Beine kommt. Aber es ist nur noch eine Woche!“ sagte Jess und ließ sich aufs Bett fallen. „Jetzt mach dir nicht so viele Gedanken. Es wird schon alles gut gehen!“ erwiderte Alex optimistisch. Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie kurz. Jess sah ihn. „Alex, ich hab anderes im Kopf. Und dazu bin ich jetzt überhaupt nicht in Stimmung“ meinte Jess und schob ihn von sich weg. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Irina stand darin. „Jess, ich bin fertig!“ rief die Rothaarige freudig. Verwundert blickte die Teamchefin sie an. „Mit was?“ „Dein neuer Beyblade! Ich hab ihn endlich fertig!“ sagte Irina. „Du hast einen neuen Beyblade für mich gemacht? Hast du dir deshalb die ganze letzte Nacht um die Ohren gehauen?“ fragte Jess erstaunt. „Klaro. Aber, los komm mit! Ich will den in Aktion erleben!“ meinte Ira daraufhin ungehalten. „Ja, geh mit den anderen schon mal runter. Ich komm gleich nach“ sagte Jess nur. Normalerweise freute sie sich tierisch darüber, wenn Irina ihr einen neuen Blade machte, aber durch die vergangen Ereignisse kam die Freude darüber nicht wirklich zum Vorschein. „Gut, bis gleich!“ Die Tür fiel ins Schloss. „Einen neuen Beyblade?“ fragte Alex erstaunt. „Ja, ich denke Irina hat sich Gedanken darüber gemacht, wie wir die Genesis Blader aus dem Weg räumen können“ erwiderte sie, stand auf und fuhr sich mit ihrer Bürste durch die Haare. Dann schnappte sie sich ihren Haargummi und band sie zusammen. „Okay, dann wollen wir doch mal sehen was Irina zusammengebastelt hat“ murmelte Jess und machte sich mit Alex auf den Weg in die Trainingshalle, wo die anderen Black Bladers schon ungeduldig warteten. „Hier“ sagte Irina und drückte ihr den neuen Beyblade in die Hand. Er fühlte sich schwerer als ihr alter an und war etwas größer. Ansonsten war fast alles wieder wie immer. „Dranzer Thunder Wings 2.0. Auf ihn bin ich ganz besonders stolz! Und jetzt will ich mal sehen ob sich meine Arbeit auch gelohnt hat“ meinte Irina nur hibbelig. „Gerne doch“ grinste Jess zurück. Sie wollte dieses Einweihungsmatch gegen Alex bestreiten und so stellten sich beide an den Rand der Arena. „Okay, bereit?“ fragte Ira die beiden Kontrahenten, die startbereit an der Arena standen. „3… 2… 1… Let it rip!“ Jess ließ den Beyblade aus dem Starter schnellen und löste damit eine so heftige Druckwelle aus, dass sie nach hinten weg flog und voll gegen Chiara und Irina knallte. Der Beyblade krachte regelrecht in die Arena, sauste einige Sekunden unkoordiniert darin herum und knallte in Rand hinein, der regelrecht weggesprengt wurde. Außerhalb davon kam er endlich zum Stehen. Völlig entsetzt drehte Alex sich um. Was war da gerade passiert?! „Jess, hast du dir was getan?“ fragte Chiara sofort. „Nein, ich glaube nicht“ gab die Teamchefin matt zurück. „Mensch, Irina! Was hast du getan?“ „Eigentlich nicht viel… Ich habe nur einige Ringe ersetzt und der Beyblade an sich ist etwas größer, aber ansonsten nichts“ erwiderte Irina ebenso verblüfft. „Was für eine Power…“ murmelte Alex nur entsetzt und sah immer noch auf den Beyblade. Jess konnte nicht anders, als zu grinsen. „Was treibt dir jetzt das Lächeln ins Gesicht?“ fragte Chiara verwundert. „Damit kann ich nicht verlieren!“ sagte Jess daraufhin sicher. „Vorausgesetzt du bekommst ihn unter Kontrolle!“ erwiderte Irina. „Keine Sorge, das schaff ich schon!“ meinte die Teamchefin optimistisch und stand auf. Sie schnappte sich den Beyblade und hob ihn auf. Mit einem vernehmlichen Klack war er wieder im Starter eingerastet. „Okay, auf ein Neues!“ Den ganzen Abend war Jess mit trainieren beschäftigt gewesen. Es war schwierig, den Blade unter Kontrolle zu halten. Teilweise waren einige Startversuche so in die Hose gegangen, dass es Ice Dranzer nicht einmal bis in die Arena geschafft hatte. Nun, ein paar Stunden später, sollte sich die junge Teamchefin eigentlich ausruhen, aber Jess fand keine Ruhe. Es war schon nach Mitternacht und so sehr sie sich bemühte, sie fand keinen Schlaf. >Ich hatte es fast geschafft! Ich weiß, dass ich eigentlich schlafen soll, aber das lässt mir keine Ruhe!< dachte Jess und setzte sich auf. Alex lag neben ihr und schlief wie ein Stein. So leise sie konnte, stand sie auf, verschwand im Bad und zog sich um. Schnell schnappte sie sich ihren Beyblade und ihren Starter und ging aus der Zimmertür – natürlich mit einem Zweitschlüssel in Hosentasche. Unten in der Trainingshalle angekommen, schoss sie ihren Beyblade in die Arena und übte einige Moves. >Man, ich muss konzentriert dabei bleiben. Dieser Blade verlangt mir Einiges ab!< dachte Jess. Gekonnt jagte sie Ice Dranzer durch einige Schikanen hindurch. Jetzt war sich Jess sicher, dass sie diesen Blade unter Kontrolle hatte. Zufrieden fing sie ihn auf und schaute auf den Bitchip, der im Licht schön glänzte. „Morgen haben wir einen harten Kampf vor uns! Ich verlass mich auf dich, Ice Dranzer“ sagte Jess lächelnd. Am nächsten Morgen fühlte sich die Teamchefin mehr gerädert, als ihr lieb war, doch nach einer kurzen kalten Dusche und einem schönen warmen Tee war das nahezu vergessen. Zusammen mit Irina saß sie nun am Frühstückstisch, die anderen waren beim Training. „Ich wollte noch zu Miena ins Krankenhaus und mal hören, was die Ärzte sagen“ sagte Irina nun. „Ja, du kannst ruhig gehen. Gut genug vorbereitet bist du ja“ erwiderte Jess monoton. Irina nickte nur. Sie machte sich nach dem Frühstück auch gleich auf den Weg. Im Krankenhaus angekommen, fragte sie eine der Schwestern, die auf dem Gang herumliefen, nach Mienas Zimmer. Als Ira dieses ausfindig gemacht hatte, ging sie hinein und war erstaunt. Miena saß aufrecht im Krankenbett und hatte Black Wolborg in der Hand, den sie nun eingehend musterte. „Man, der Blade ist Schrott…“ murmelte die Blonde leise. „Miena!“ holte Irina sie aus ihrem Trübsal heraus. Die Angesprochene sah erstaunt auf. „Hallo! Ich dachte ihr hättet mich vergessen!“ „Wir doch nicht“ erwiderte Irina. „Sag, wie geht’s dir?“ „Och, ganz gut. Ich kann mich nicht beschweren. Nur das Essen ist der Horror“ sagte Miena leichthin. „Wann darfst du gehen?“ hakte Ira nach. Miena zuckte die Schultern. „Meine Werte sind stabil und wenn die mich hier nicht länger festhalten wollen, bin ich heute oder Morgen wieder draußen.“ „Das klingt ja super!“ freute sich die Rothaarige. Mienas Blick wurde ernster. „Habt ihr irgendwas bezüglich dieser merkwürdigen Bitbeasts von den Genesis Bladern herausgefunden?“ „Ja haben wir – beziehungsweise Jess hat da was in Erfahrung gebracht“ antwortete Irina. „Und was genau?“ hakte Miena nach. „Diese Bitbeasts sind aus der DNS von Black Dranzer gezüchtet worden. Das würde auch den Einbruch nach dem Turnier in unserer WG erklären und warum der Bitchip von Black Dranzer gefehlt hat“ antwortete die Rothaarige. Miena nickte verstehend. „Was macht die Meisterschaft?“ „Du bist anderthalb Tage ausgefallen! So viel kann da also nicht passiert sein“ lachte Irina. Dann wurde sie aber wieder ernster. „Na ja… unser Match gegen die Genesis Blader haben wir verloren und das gegen Talas Team müssen wir gewinnen, sonst sind wir draußen“ „Da könnt ihr doch gar nicht auf mich verzichten, oder?“ fragte Miena daraufhin grinsend. „Wohl kaum, aber wenn du noch länger hier drinnen bleiben musst, dann wird das nichts mit der Titelverteidigung“ erwiderte Irina. „Ich weiß. Deshalb frag ich jetzt gleich mal nach, ob ich wieder gehen kann“ beschloss Miena daraufhin. Ein paar Minuten später tauchte ein Arzt bei den beiden auf und da es Miena wirklich wieder gut ging, konnte sie schon gehen, allerdings warnte der Chefarzt vor körperlicher Überanstrengung. „Keine Sorge, Doc. Ich pass schon auf sie auf“ versicherte Irina dem netten Herren. Damit verließen die beiden das Krankenhaus und machten sich auf den Weg zurück ins Hotel. Jess und der Rest ihrer Mannschaft war noch beim Training, aber sie mussten ja auch bald los, nur war es manchmal ziemlich schwierig so mitten in der Konzentration einfach aufzuhören. Jess kämpfte gerade ein Trainingsmatch gegen Chiara. „Hallo Leute!“ rief Miena freudig in die Halle hinein. Jess hatte sich ziemlich von dem plötzlichen Ruf erschreckt – nicht, dass sie sich nicht freuen würde oder so, ganz im Gegenteil, aber ihr neuer Beyblade, der ihr so viel Ruhe und Konzentration abverlangte, machte nun, was er wollte. „Ice Dranzer, Stopp!“ rief sie ihrem Phönix zu und er hielt tatsächlich inne, kurz bevor er über den Rand der Arena flog. Gekonnt fing sie den Beyblade auf und drehte sich um. „Miena!“ freute Jess sich und umarmte ihre langjährige Freundin. „Hi, ich bin wieder da!“ sagte Miena grinsend. „Das sehe ich. Und? Wie sieht’s aus, für nachher? Glaubst du, du kannst antreten?“ fragte Jess sofort. „Ich weiß nicht genau. Der Arzt hat mich vor körperlichen Überanstrengungen gewarnt“ erwiderte Miena zögerlich. „Also, ich finde, sie sollte noch nicht antreten. Das könnte eventuell zum Problem werden. Wir trauen dir das zu – keine Frage, aber du kommst gerade aus dem Krankenhaus. Nicht, dass dir dann noch was passiert und du gerade wieder da landest“ meinte Eva nun nachdenklich. Miena nickte verstehend. Ihr passte das nicht, eigentlich wollte sie antreten, andererseits stand ihre körperliche Gesundheit auf dem Spiel und da durfte sie nichts riskieren. „Ist schon okay, Mädels. Für dieses Match kann ich aussetzen, das ist kein Problem“ beschloss Miena nun. „Okay, dann bleibt alles, wie besprochen“ sagte Jess sicher. „Chiara, du im Führungskampf, ich im zweiten und Irina bildet die Nachhut“ Ein paar Stunden später ging das Turnier endlich weiter. Lautstark wurden die beiden Teams angekündigt und ernteten dafür kräftigen Applaus. Als dann feststand, dass Chiara gegen Ian kämpfen musste, machte Jess einen ziemlich zerknirschten Gesichtsaudruck und ihre Vermutung bestätigte sich auch gleich. „Warum soll ich gegen einen Gartenzwerg antreten?“ beschwerte sich Chiara. „Hey, ich bin immerhin 2 cm größer als Kevin!“ kam es frustriert von Ian zurück. Miena griff sich an die Stirn. „Man, ist die dämlich“ schnaufte Jess nur. „Ian hat schon gewonnen“ prophezeite Irina. „Ja, ich weiß. Gerade solche Zwerge sollte man nicht unterschätzen. Den Fehler hab ich einmal gemacht“ meinte Miena nur. Tatsächlich war Ian so wütend über die nicht gerade unpassende Bezeichnung als “Gartenzwerg“, dass er Chiara hochkant nach wenigen Minuten aus der Arena kickte. Gefrustet kam die Braunhaarige zurück zu ihrem Team. „Und? Was haben wir daraus gelernt?“ fragte Jess mit hochgezogener Augenbraue. „Irina, ich brauch nen neuen Beyblade“ sagte Chiara sofort. Jess seufzte. Das hatte sie eigentlich nicht gemeint! Wie auch immer, Jess war jetzt an der Reihe Chiaras Niederlage wieder wett zu machen. „Okay, Fans! Unsere nächsten beiden Gegner sind Jessica und Tala. Reden wir nicht lange um den heißen Brei und lassen das Match starten!“ rief D.J. „Jess, lass Miena kämpfen“ sagte Tala plötzlich. Die Teamchefin war völlig aus ihrem Konzept gerissen. „Bitte was? Nein, Miena kann nicht kämpfen, sie wurde heute Morgen erst aus dem Krankenhaus entlassen“ sagte Jess daraufhin überrumpelt. Miena war schon aufgestanden. „Ja, Jess, lass mich kämpfen!“ rief die Blonde. „Was ist denn hier los? Habt ihr’s bald?“ fragte D.J. verwirrt. „Dich schaff ich mit links, Tala! Dafür muss ich mich nicht groß anstrengen“ „Ach ja?“ „Ja!“ „HEY! Das hier ist MEIN Match also hab ich da auch noch ein Wörtchen mitzureden!“ warf Jess dazwischen. „Jess“ grinste Tala plötzlich vielsagend und irgendwas gefiel Jess dabei nicht. „Du willst das nicht mit mir ausdiskutieren“ „Ich wag es nicht, das mit dir auszudiskutieren“ erwiderte sie daraufhin. Eigentlich wollte sie Miena nicht das Feld überlassen, allerdings hatte sie keine Lust sich mit Tala anzulegen. Resigniert seufzte Jess. „Gut Miena, du darfst. Wir wechseln aus!“ rief sie D.J. zu, der ziemlich verdattert dreinschaute. „Okay, wie ihr wollt. Eine kleine Änderung in der Aufstellung der Black Bladers! Anstatt Jessica tritt nun Romina gegen Tala an“ verkündete D.J. lautstark. Verwunderung machte sich im Publikum breit – aber nicht nur da. „Das sieht dir aber gar nicht ähnlich“ meinte Irina verwundert. „Ich weiß, ich weiß, aber ich wollte damit nur unnötige Diskussionen vermeiden“ seufzte Jess zurück. „Also wenn du mich fragst, hast du einfach nur Schiss vor Tala“ grinste Chiara frech. „Wenigstens verlier ich nicht gegen einen Gartenzwerg“ konterte Jess gelassen. „Hey!“ beschwerte sich Chiara. „Na ja“ grinste Irina. „Immerhin hat sie recht!“ „Habt ihr euch jetzt alle gegen mich verschworen?“ fragte Chiri entrüstet. „Seid still! Der Kampf geht gleich los“ sagte Jess unvermittelt. >Oh Miena, bitte verausgabe dich nicht zu sehr! Du weißt, was der Arzt gesagt hat< dachte Irina nur. „Okay, nach einer unerwarteten Diskussion, die damit geendet hat, dass nun Romina an den Start geht, möchte ich die beiden auffordern sich startbereit zu machen!“ sagte D.J. „Und 3… 2… 1… Let it rip!“ Mit dem Kopf durch die Wand, unter dir heißer Sand, Wenn der Angriff beginnt. Der Feuerschein leuchtet weit, Du bist längst schon bereit, Wenn der Angriff beginnt. Wann wirst du dieses Spiel beenden, Die ganze Welt liegt in deinen Händen Und baut auf dich. Miena und Tala schossen ihre Beyblades in die Arena und diese umkreisten sich die ersten Sekunden, bis Miena den ersten Zug machte und angriff. „Los Black Wolborg!“ Der eisblaue Blade schoss auf den silber/weißen zu und Tala ließ ihn nur locker ausweichen, bevor er zum Konterschlag ansetzte. „Hm… neuer Beyblade?“ fragte Miena interessiert. Tala nickte nur leicht. „Los Wolborg, Attacke!“ Miena ließ Black Wolborg nicht ausweichen, sondern konterte die Attacke und beide Beyblades wurden ein ganzes Stück zurückgeworfen. „Black Wolborg, Crystal Storm Attack!” rief Miena ihrem Wolf zu, der daraufhin aus seinem Beyblade erschien. Woran denkst du, wenn du durch die Wildnis ziehst, Wen erkennst du, wenn du in ihre Augen siehst? Wohin lenkst du deine Wut und deine Kraft Und wem schenkst du deine ganze Leidenschaft? „Ich hoffe nur, dass Mienas Beyblade den Kampf übersteht“ sagte Irina plötzlich zerknirscht. „Was meinst du damit?“ fragte Jess irritiert. „Na ja… ich hab ihn nach dem Kampf mit Fabio auf dem Weg hier her notdürftig repariert. Ich habe eigentlich auch nicht damit gerechnet, dass sie antritt“ erklärte die Rothaarige. Jess fasste sich an die Stirn. „Hoffentlich weiß Miena das und macht dem Kampf ein schnelles Ende“ seufzte die Teamchefin zurück. „Ja, das können wir wirklich nur hoffen. Denn, wenn wir jetzt verlieren, brauchen wir die dritte Runde gar keinen mehr rausschicken, dann ist für uns hier Endstation und das darf nicht sein“ sagte Eva. Schau nach vorn nie zurück, Bald kommt der Augenblick, Wenn der Angriff beginnt. Du hast so hart trainiert, Du bist da, wenn’s passiert Und der Angriff beginnt. Du darfst jetzt keine Zeit verschwenden, die ganze Welt liegt in deinen Händen Und baut auf dich. Black Wolborg stürzte sich auf den Beyblade vor ihm, doch Wolborg wich nur gekonnt aus und nun rief Tala ebenfalls seinen Wolf. „Wolborg, Novae Rog!“ „Black Wolborg, ausweichen und Diamant Storm!“ rief Miena schnell. Der schwarze Wolf parierte und führte die Elementarattacke durch. Wolborg wurde schwer getroffen, kreiselte aber weiter. Miena setzte zu einer weiteren Attacke an und wollte damit Wolborg aus der Arena kicken, doch Tala ließ seinen Beyblade geschickt ausweichen und durch die Wucht, die der eisblaue Beyblade drauf hatte, grenzte es an ein Wunder, dass Black Wolborg gerade noch so am Rand der Arena kreiselte. Woran denkst du, wenn du durch die Wildnis ziehst, Wen erkennst du, wenn du in ihre Augen siehst? Wohin lenkst du deine Wut und deine Kraft Und wem schenkst du deine ganze Leidenschaft? „Wolborg, Blizzard Light Thunder!“ rief Tala und wollte diesen knappen Moment nutzen, um Miena aus der Arena zu donnern, doch die ließ Black Wolborg zum Gegenangriff ansetzten und sie nutzte geschickt die Geschwindigkeit, die sie aufnehmen konnte, um die Gegenattacke heftig ausfallen zu lassen. „Los Black Wolborg, Novae Rog!“ rief Miena. “Wolborg, kontern mit Blizzard Crystal Attack!” rief Tala. Die beiden Wölfe attackierten sich erbarmungslos und schenkten sich absolut nichts. Jeder noch so kleine Fehler in der Deckung wurde ausgenutzt, um einen gezielten Angriff zu starten. Woran denkst du, wenn du durch die Wildnis ziehst, Wen erkennst du, wenn du in ihre Augen siehst.? Wohin lenkst du deine Wut und deine Kraft Und wem schenkst du deine ganze Leidenschaft? Woran denkst du, wenn du durch die Wildnis ziehst, Wen erkennst du, wenn du in ihre Augen siehst.? Wohin lenkst du deine Wut und deine Kraft Und wem schenkst du deine ganze Leidenschaft? Miena war aber auch die erste, die nach 15 Minuten zu schwächeln begann. Ihr Atem ging schwerer und langsam aber sicher, kam sie an ihr Limit. >Man, Ausdauerkämpfe sind überhaupt nicht mein Ding. Und außerdem komme ich gerade aus dem Krankenhaus! Egal, ich kann Tala schlagen – noch ist nichts entschieden!< dachte Miena entschlossen. „Los Black Wolborg! Diamant Storm! Mach dem Kampf ein Ende!“ rief sie. Ihr Wolf parierte und stürzte sich auf den Weißen vor sich. „Wolborg, Blizzard Crystal Thunder, jetzt!“ rief Tala. Alles wurde weiß und das ganze Stadion wurde in dieses Licht getaucht. Es verging eine ganze Weile, bis man wieder einen Blick auf die Arena hatte. „Und? Wer hat jetzt gewonnen?“ fragte Vani ungeduldig, weil immer noch kein klares Bild vorhanden war. Man sah nur noch einen Beyblade kreiseln – und es war der Eisblaue von Miena! Wolborg lag ihm gegenüber und eine knappe Sekunde später, zerprang Mienas Beyblade in seine Einzelteile. „Das ist unglaublich! Obwohl Mienas Beyblade eben gerade in seine Einzelteile zersprungen ist, hat er trotzdem noch gekreiselt! Damit ist sie die Siegerin!“ verkündete D.J. und tosender Beifall ertönte. „Tja, das mit dem neuen Beyblade war wohl nichts“ grinste Miena und sammelte die Einzelteile ihres Black Wolborgs auf. „Beim nächsten Mal schlag ich dich bestimmt“ sagte Tala zuversichtlich. Jess, die den letzten Kampf bestreiten sollte, war schon auf dem Weg zur Arena. „Ich glaube, Black Wolborg ist Schrott“ lachte Miena und hielt ihrer besten Freundin die Einzelteile unter die Nase. „Irina kriegt das schon wieder hin“ erwiderte Jess zuversichtlich. „Hey Tala! Du schuldest mir noch ein Match – spätestens wenn wir wieder zuhause sind!“ Tala drehte sich zu ihr um. „Du verlierst doch sowieso“ sagte er nur. „Werden wir ja sehen!“ erwiderte Jess grinsend. Miena machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Team und gab Irina Black Wolborg in die Hand – oder eher das, was davon übrig war. „Du hättest eh einen neuen gebraucht. Dass der hier nicht schon eher den Geist aufgegeben hat, grenzt an ein Wunder!“ meinte Irina nur. „Und mit wem darf Jess sich jetzt herumschlagen?“ fragte Eva unvermittelt in die Runde. Alle wandten sich der Arena zu. „Offenbar mit Bryan. Aber, das schafft sie mit links“ sagte Miena nur und setzte sich. Jess hatte ihren neuen Beyblade noch nicht in einem öffentlichen Kampf eingeweiht, aber das sollte sich gleich ändern und eigentlich brannte sie nur darauf endlich den Startschuss zu hören. „Unser letzter Kampf entscheidet jetzt, wer sich gegen die Genesis Blader behaupten muss – denn die sind das letzte Hindernis auf dem Weg in das heißersehnte Finale. Werden die Black Bladers ihrem Ruf gerecht werden und dieses Match gewinnen oder heißt es für sie Endstation und die Blitzkrieg Boys werden an deren Stelle gegen die Genesis Blader antreten? Darauf gibt der letzte Kampf die Antwort – und der wird von Bryan und Jessica ausgetragen!“ verkündete D.J. „Komm schon, Jess!“ sagte Miena leise. „Sie schafft das schon, mach dir keine Sorgen“ erwiderte Irina nur. „Okay, seid ihr soweit? Dann 3… 2… 1… Let it rip!“ verkündete D.J. und die beiden Blades schossen in die Arena. Die Kraft ihres neuen Beyblades, ließ Jess einen kleinen Schritt zurücktaumeln. Offenbar hatte sie doch etwas zuviel Power in den Start gelegt, aber ein kräftiger Start war ihr lieber, als ein zu schwacher. Die Beyblades zogen ihre Runden und Bryan machte den ersten Move. „Ice Dranzer, weich aus!“ rief Jess. Sogleich kam auch eine Konterattacke ihrerseits und Falborg kam leicht ins Schwanken, was sich aber schnell wieder normalisierte. Es gab immer wieder Kontakte, von denen einige heftiger und andere wieder weniger stark waren. Bryan platzierte Falborg in der Mitte der Arena. Jess zog eine Weile ihre Kreise darum, dann griff sie an. „Ice Dranzer, Attacke!“ rief sie ihrem Phönix zu. Obwohl Ice Dranzer den Schwung des Stadiums nutzte, prallte er an Falborgs Verteidigung ab, als wäre er gegen eine Wand geknallt. Ice Dranzer taumelte kurz, aber bevor er sich wieder fangen konnte, ließ Bryan seinen Beyblade angreifen. „Los Falborg, haus sie raus!“ rief er. Ice Dranzer wurde bis kurz vor die Kante der Arena geschoben. „Halt dagegen!“ rief Jess ihrem Phönix zu. Kurz bevor er drohte über den Rand zu fliegen, stoppte Ice Dranzer, machte einen Schlenker und beförderte Falborg zurück in die Mitte der Arena. „Falborg, Wingsstorm, jetzt!“ rief Bryan seinen Falken nun heraus. Jess wartete bis zum allerletzten Moment, dann ließ sie Ice Dranzer ausweichen. „Daneben – und jetzt bin ich am Zug! Ice Dranzer, Arktis Wings Mega Thunder!“ rief sie. Ice Dranzer erschien und stürzte sich auf den Falken. Bryan konnte da nur noch zusehen, wie Falborg hoch katapultiert wurde und außerhalb der Arena zum Stehen kam. „Das war’s! Jessica ist die Gewinnerin und damit geht diese Runde an die Black Bladers!“ rief D.J. Jess fing ihren Beyblade geschickt auf und ging zu ihrem Team. „Jetzt haben wir 4 Tage um uns auf das Match mit den Genesis Bladern vorzubereiten. Sehr viel ist das ja nicht“ meinte Eva nun. „Ja, aber jetzt lasst uns erst mal unseren Sieg feiern. Wie wär’s mit Essen gehen?“ fragte Miena nun. Alle sahen sie verwundert an. „Uns steht ein Match gegen drei völlig durchgeknallten und über DNS gezüchteten Dranzers bevor und du denkst ans Essen?“ fragte Chiri ungläubig. „Im Krankenhaus gab es ja nicht Anständiges und dementsprechend Hunger hab ich jetzt auch. Ich sehne mich nach einem richtig guten Schnitzel“ schwärmte die Weltmeisterin. Jess lachte. „Na gut. Ich hab jetzt auch Hunger und Essen gehen ist überhaupt keine schlechte Idee!“ sagte sie. „Also, ich hab erstens keinen Hunger und zweitens braucht Miena unbedingt einen neuen Beyblade – den krieg ich nicht mehr zusammen“ entschuldigte sich Irina. „Schon okay. Was ist mit euch?“ fragte Jess die übrig Gebliebnen. „Ich will noch ein bisschen Trainieren“ sagte nun Chiara. „Ja, und Vani und ich wollten noch in die Stadt“ meinte Eva und Vani nickte bekräftigend. „Na gut. Dann komm, Miena. Ich lad dich ein!“ sagte Jess grinsend. Die beiden liefen ein bisschen durch die Stadt und fanden nach einer kurzen Suchaktion auch schon ein passendes Restaurant. „Oh man, was hab ich einen Hunger!“ sagte Miena, durchstöberte kurz die Speisekarte und merkte sich die Nummer für das Jägerschnitzel mit Pommes und Salat. „Verübeln kann ich es dir auch nicht. Krankenhäuser sind nicht die besten Aufenthaltsorte für ein Leckermäulchen wie dich“ grinste Jess und entschied sich spontan für Spaghetti Bolognese. „Glaubst du, wir schaffen das gegen die Genesis Blader?“ fragte Miena. „Bestimmt. Ich habe, kurz nachdem du im Krankenhaus gelandet bist, mit Stefania geredet. Du müsstest sie eigentlich auch noch kennen. Sie war ab und zu mal zum Training bei uns gewesen“ sagte Jess. Miena überlegte kurz und nickte dann. „Ja, deswegen warst du auch so geschockt über ihr Auftreten.“ Jess nickte. „Sie war auch diejenige, die mir das mit den Dranzers erzählt hat. Sie hat uns damit aber auch ernorm weitergeholfen. Ich war kurz danach auch gleich bei den Bladebreakers und Kenny versucht noch irgendwas herauszukriegen.“ „Wir fegen die schon raus. Darüber mach ich mir keine Sorgen“ meinte Miena zuversichtlich. „Ich kann es nur hoffen. Wenn wir in 4 Tagen rausfliegen sollten – was ich nicht hoffe – dann ist Kais Team die einzige Hoffnung“ erwiderte Jess seufzend. „Da hast du Recht. Aber wir werden es schon schaffen“ sagte Miena grinsend. In dem Moment kam die Kellnerin und stellte den beiden ihr Essen auf den Tisch. „Aber vorher muss ich richtig reinhauen! Mit vollem Magen bladet es sich besser!“ Jess grinste. Während des Essens war fast kein Wort zu hören. Das Schnitzel, was Miena auf dem Teller hatte, war nicht gerade klein, trotzdem verdrückte sie das Ding komplett und war danach richtig satt. „Man, du hast das echt alles gegessen?“ fragte Jess etwas ungläubig. „Ich hatte die letzten 48 Stunden nichts Gescheites zwischen den Zähnen, da werde ich jetzt wohl zulangen dürfen“ grinste Miena zurück. „Zum Glück war das Schnitzel nicht noch größer, sonst hätte ich dich hier rausrollen können!“ lachte Jess. „Ach was, ist doch gar nicht wahr!“ erwiderte Miena nun. Jess ließ sich im Stuhl etwas zurücksinken. „Ich nehm mir für den Rest des Tages frei. Training kann ich morgen noch machen – das reicht alle mal“ sagte sie. „Ja, hast Recht. Wir haben ja noch knapp 4 Tage und die werden uns schon irgendwie reichen“ meinte Miena zuversichtlich. Kapitel 7: Gegen die Genesis Blader ----------------------------------- Jess saß am Abend mit Alex zusammen und die beiden lachten über Gott und die Welt. „Warte mal kurz. Ich hab da noch was für dich“ sagte Alex plötzlich. „Was denn?“ fragte Jess interessiert. Alex stand auf und ging zu seinem Koffer. Entschieden griff er hinein und holte ein kleines in buntes Papier eingewickeltes Päckchen hervor. Jess sah ihn verwundert an, als er es ihr reichte, nahm es aber an und legte es auf ihren Schoß. Vorsichtig entfernte sie das Geschenkpapier und zum Vorschein kam eine schwarze Schachtel. Jess erkannte sofort die in Gold gefasste Aufschrift. „Hey, das ist von dem Juwelier am Roten Platz! Willst du mit jetzt etwa einen Heiratsantrag machen und da ist ein Ring drin?“ fragte Jess skeptisch. Alex lachte. „So was Albernes traust du mir zu? Nein, das ist was ganz anderes! Mach es auf“ forderte er Jess auf. Sie sah immer noch verwundert drein, öffnete aber das schwarze Schmuckkästchen und staunte nicht schlecht. „Ach du meine Güte…“ murmelte sie. Auf schwarzem Samt gebettet fand sich ein schlicht gehaltenes silbernes Kettenband – aber das war nicht das Erstaunliche, sondern der Anhänger, der ein originalgetreues Bild ihres Ice Dranzers zeigte. „Und? Wie findest du es?“ fragte Alex neugierig. „Unglaublich! Der sieht fast aus wie echt und… ist das richtiges Gold?“ wollte Jess wissen. „Ja. Das Ding hat mich ein kleines Vermögen gekostet. Wartezeit 3 Monate. Ich hätte ihn dir ja schon vorher gegeben, aber es ging halt nicht. Du läufst schon seit fast einem halben Jahr ohne Kette durch die Gegend. Ich hatte mich schon vorher dazu entschlossen, dir eine zu kaufen, aber es sollte auch irgendwo was Persönliches sein“ erklärte Alex nun. „Als meine letzte Kette kaputt gegangen ist, hab ich mich irgendwann daran gewöhnt, keine mehr zu tragen. Ich brauch eine für den Alltag und meine anderen waren mir dafür zu schade, weil es alles Erbstücke sind“ meinte Jess seufzend. „Deshalb hast du von mir jetzt eine bekommen. Das Einzige, was an der Kette kaputt gehen kann, ist das Band selbst von daher… Wenn es kaputt gehen sollte, dann brauchst du nur das zu ersetzten“ sagte Alex. „Du bist echt ein Schatz!“ Jess umarmte ihn glücklich. „Los, zieh sie mal an“ forderte Alex sie auf und Jess ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen. Vorsichtig, als könnte sie fürchten etwas kaputt zu machen, löste Jess die Kette aus der schwarzen Schachtel. Der Verschluss des Kettenbandes war einfach zu handhaben und im Nu lag die Kette um ihren Hals. Gespannt drehte Jess sich zum Wandspiegel um und staunte nicht schlecht. Alex umarmte sie von hinten und küsste sie sanft am Hals. „Steht dir richtig gut“ murmelte er. Jess lächelte glücklich. „Danke Alex“ Es war mitten in der Nacht, als Jess aufwachte und merkte, dass sie nicht mehr einschlafen konnte. >Nicht schon wieder!< dachte sie frustriert. Langsam schweifte ihr Blick zu ihrem Handy und das grell leuchtende Display sagte ihr, dass es gerade kurz nach 5 Uhr früh war. Jess setzt sich auf. Wenn sie jetzt sowieso schon nicht mehr schlafen konnte, sollte sie die Zeit auch sinnvoll nutzen und trainieren. Leise stand sie auf und ging ins Bad. Alex schlief seelenruhig weiter und bekam nicht mit, wie seine Freundin ihren Beyblade schnappte und aus der Tür verschwand. Es war noch dunkel draußen, nur schwaches Licht am Horizont kündigte den bevorstehenden Sonnenaufgang an. Jess stand im Korridor und war verwundert, dass unter der Tür Licht hervordrang. >Wer trainiert denn jetzt? Es ist 5 Uhr morgens!< dachte Jess verwirrt, öffnete aber dennoch die Tür. Das Licht blendete sie im ersten Moment, aber als sie wieder klar sehen konnte, erkannte sie Tala, der gerade seinen Beyblade auffing. „Guten Morgen“ sagte Jess verblüfft. Tala drehte sich zu ihr um. „Sag mal, was machst du denn hier?“ „Das könnte ich dich auch fragen“ erwiderte Jess und ließ die Tür ins Schloss fallen. „Ich konnte vorhin nicht mehr schlafen, deshalb bin ich aufgestanden“ sagte Tala nur. „Wie schön, dass es dir nur heute so geht. Bei mir ist das schon seit drei Wochen so! Ich kann abends schlecht oder gar nicht einschlafen und morgens bin ich viel zu früh wach und trainiere dann einfach“ meinte Jess und seufzte. „Seit diesem seltsamen Fieber vor ein paar Wochen, hab ich unheimliche Powerschübe, die ich nur mit Mühe unterdrücken kann und auch nur beim beybladen wirklich rauslasse.“ „Da wir gerade davon sprechen… Sagtest du nicht, dass ich dir noch ein Match schulde?“ fragte Tala. Jess sah auf die Uhr, die in der Trainingshalle hing. „Um viertel nach fünf am Morgen? Na du hattest auch schon bessere Ideen“ erwiderte sie und zog eine Augenbraue hoch. „Ich dachte du wärst zum Training hier her gekommen. Wenn du das schon machst, muss es sich auch lohnen“ meinte Tala. „Da hast du auch wieder Recht“ sagte Jess. Sie ließ ihren Beyblade in den Starter einrasten und Tala tat es ihr gleich. Die beiden stellten sich an der Arena gegenüber. „3… 2… 1… Let it rip!“ >Wir haben nur noch drei Tage, dann beginnt unser Match gegen die Genesis Blader und das müssen mein Team und ich unbedingt schaffen – nicht nur um ins Finale zu kommen, sondern auch um die zukünftigen Beyblader zu retten< dachte Jess. Sie merkte gar nicht, wie sie sich in Gedanken immer mehr in Rage redete und durch den heftigen Schlagabtausch der beiden Beyblades, dauerte es gar nicht lange, bis Ice Dranzer die Oberhand gewann und Wolborg nach wenigen Sekunden im hohen Bogen aus der Arena kickte. „Oh, entschuldige“ sagte Jess verlegen. Sie hatte Wolborg fast einmal quer durch die Trainingshalle geschossen. „Ich war mit den Gedanken woanders und die Wut hat sich wohl auf Ice Dranzer übertragen“ vermutete sie. „Keinen Grund meinen Beyblade bis zum Mond zu schießen“ beschwerte sich Tala. „Wenigstens hab ich nicht verloren“ gab Jess frech zurück. Tala hob seinen Beyblade auf und stellte sich wieder an die Arena. Die Teamchefin überlegte kurz. „Nicht hier“ „Was?“ fragte Tala verwirrt. „Nicht hier. Gehen wir raus. Ich hab keine Lust, die Trainingshalle kaputt zu machen. Ice Dranzer muss sich mal richtig austoben und hier in der Nähe gibt es auch eine Arena“ sagte Jess. „Von mir aus gern“ erwiderte Tala nur. Die beiden machten sich auf den Weg zum nahegelegenen Strand, wo es tatsächlich eine Arena gab. „Dann wollen wir mal. 3… 2… 1… Let it rip!“ rief Jess und ihr Beyblade schoss zeitgleich mit Talas in die Arena. Eine Weile lang umkreisten sich die beiden Blades nur. Jess stellte sich jetzt schon auf einen längeren Kampf ein, denn da sie genau wie Tala auf Ausdauer kämpfte, konnte sich so ein Match schon mal gern in die Länge ziehen. „Los Ice Dranzer! Attacke!“ rief Jess. „Wolborg, weich aus und Konterattacke!“ rief Tala seinem Wolf zu. Das ging eine ganze Weile so hin und her, wobei Ice Dranzers Attacken immer recht heftig ausfielen und Wolborg Schwierigkeiten bekam sein Gleichgewicht zu halten. „Jess, mach mal langsam. Hast du was genommen oder hast du Spaß daran meinen Beyblade in seine Einzelteile zu zerlegen?“ fragte Tala. „Tut mir Leid“ sagte Jess verlegen und ließ Ice Dranzer seine Kreise ziehen. >Mir geht zuviel durch den Kopf. Ich kann kaum klar denken. Und dazu kommt noch, dass Ice Dranzer so empfindlich auf meine Befehle reagiert!< dachte sie und seufzte kurz. „Ich glaube so langsam könnten wir dem Kampf auch mal ein Ende machen“ sagte die Teamchefin dann plötzlich grinsend. „Okay. Wolborg, los Novae Rog!“ rief Tala und der weiße Wolf erhob sich aus dem Bitchip. „Ice Dranzer! Freezing Fire Storm!“ rief Jess und Ice Dranzer erschien ebenfalls. Es gab einen heftigen Schlagabtausch, die beiden Bitbeasts bekämpften sich und kurze Zeit gab es einen grellen Lichtblitz. Als man wieder etwas sehen konnte, lagen beide Beyblades bewegungslos in der Arena. „Unentschieden“ stellte Jess fest. Sie holte ihren Beyblade aus der Arena und setzte zum Gehen an. „Wo willst du denn jetzt hin?“ fragte Tala verwirrt. „Frühstücken. Es ist Viertel nach Sieben und ich hab Hunger“ grinste Jess zurück. Beim Frühstück kam Irina ebenfalls herunter in den Speisesaal und war ganz aufgeregt. „Jess!“ rief die Rothaarige ihr zu. „Guten Morgen. Na, was ist denn los?“ fragte die Teamchefin interessiert. „Ich hab was für dich! Es ist-… Wow, wo hast du denn die Kette her?“ Interessiert schaute Irina auf die Kette mit dem Anhänger, der das Bitbeast von Jess zeigte. „Oh, die Alex mir gestern geschenkt… Also, was wolltest du sagen?“ hakte sie. „Ach so, ja…“ Irina griff in ihre Hosentasche und holte einen Beybladering hervor. „Was ist das?“ fragte Jess verwundert. „Ein Abwehrring“ erwiderte Irina. „So weit war ich auch schon. Und was ist an dem so besonders?“ fragte Jess weiter. „Der ist für Ice Dranzer. Miena gebe ich ihren auch noch. Das sind die neusten Abwehrringe, extra für Hart-Metal-Blades mit einer speziellen Siliziumlegierung – und damit sehr langlebig“ erklärte das Technikass grinsend. „Du weißt schon, dass ich mehr auf Ausdauer und Angriff gehe. Was nützt mir also eine neuer Abwehrring?“ fragte Jess. „Du kannst dich nicht nur darauf verlassen. Die Abwehr und die Deckung müssen ja auch stimmen. Und dein Abwehrring bei deinem momentanen Beyblade war zu dünn. Der hier ist nicht sehr viel dicker, aber wesentlich effektiver“ sagte Irina. Jess nickte nur. Sie hatte eh wenig Ahnung davon, deswegen hatte Irina auch die Aufgabe die Beyblades in Schuss zu halten. Die letzten zweieinhalb Tage vergingen fast wie im Flug. Das große Match gegen die Genesis Blader stand bevor und die Black Bladers trainierten am Vormittag noch etwas, wobei Jess darauf achtete sich nicht zu sehr zu verausgaben. „Ich denke das sollte reichen“ entschied die Teamchefin und fing ihren Beyblade auf. Miena hatte auch einen neuen, mit dem sie super zu Recht kam und der mindestens die 5-fache Stärke ihres alten Black Wolborgs hatte. „Hey, was sollen die langen Gesichter? Wir schaffen das schon!“ meinte Miena optimistisch, als sie die teilweise betrübten Blicke ihrer Teamkameradinnen erblickte. „Ja, Miena hat Recht. Wir sollten uns nicht allzu große Sorgen machen. Das kriegen wir schon hin!“ sagte nun auch Irina. Die anderen nickten bekräftigend. Das Team machte sich nach dem Mittagessen auf den Weg zum Stadion. Im Aufenthaltsraum war die Anspannung groß und die 6 Mädchen hüllten sich in Schweigen. „Ich brauch frische Luft“ beschloss Jess nach einer Weile und stand auf. „Ich komm mit“ sagte Miena schnell und folgte ihrer Teamchefin. Draußen auf dem Gang atmete Jess tief durch. „Sag mal, was ist denn los?“ fragte Miena leicht besorgt. „Es ist nichts… Schon okay“ winkte Jess ab. Sie setzte zum Gehen an, doch Miena hielt sie fest. „Jess…“ Die Blonde erschrak. Jessys Arm war glühendheiß. Mit einem Ruck zog Miena ihre Teamchefin ein Stück zurück und legte ihr die Hand auf die Stirn. „Du glühst ja!“ stellte Miena erschrocken fest. „Ich weiß. Mir geht’s aber eigentlich gut. Es ist nicht so, wie das letzte Fieber, das ich hatte“ erwiderte Jess. „Das ist mir egal! Du gehörst ins Bett und nicht in die Beyarena! Willst du dich etwa umbringen?! So kannst du unmöglich antreten!“ widersprach Miena entsetzt. „Ihr könnt nicht auf mich verzichten. Dieses Match dürfen wir nicht verlieren! Du und ich sind die einzigen, die das schaffen können. Du weißt was passiert, wenn wir versagen!“ sagte Jess mit Nachdruck. „Ich weiß… Aber Jess… So kannst du nicht antreten. Bei jedem anderen Team, wäre das kein Thema, aber wir reden hier von den Genesis Bladern!“ versuchte Miena es erneut. „Nein. Ich werde heute kämpfen“ entschied Jess ernst. Damit drehte sie sich um und ging. Völlig irritiert blieb Miena kurz stehen. >Und was ist, wenn sie Recht hat? Wenn sie wirklich fit genug ist um nachher zu kämpfen? Sie macht auch ehrlich gesagt nicht den Eindruck, dass sie sich jetzt ins Bett legen müsste. Und ich denke mal, ihr Wille trägt auch einen Teil dazu bei< dachte Miena und lief ihr dann hinterher. Jess sah sie kurz an, als sie neben ihr auftauchte. „Wenn du dir wirklich sicher bist, dann kämpfe. Du hast recht, wir können nicht auf dich verzichten, du bist unsere beste Spielerin“ meinte Miena lächelnd. „Danke, Miena“ sagte Jess lächelnd. Die beiden bogen in einen weiteren Korridor ein, als plötzlich eine Tür aufging und Stefania heraustrat. Sie sah auf und erblickte die beiden. „Jess, Miena… Ich-“ Stefania brach ab, als noch jemand aus dem Raum trat. Jessys blaue Augen wurden schmaler, als sie ihren verhassten Großvater erblickte, der sie nur hämisch angrinste. „Lange nicht gesehen“ sagte er nur. „Offenbar nicht lange genug! Verschwinde endlich aus meinem und Kais Leben und lass die BBA in Ruhe!“ rief Jess ungehalten. „Jetzt erst recht nicht. Wir sind so nah am WM Titel dran“ erwiderte Voltaire. „Bei uns werdet ihr gegen die Wand rennen! Wir werden nicht zulassen, dass ihr eure geisteskranken Weltherrschaftspläne in die Tat umsetzt!“ mischte sich nun auch Miena ein. An ihrer Stimme merkte man, dass auch sie sehr geladen war. „Ihr seid ja ziemlich von euch eingenommen. Gut, ich schlage euch einen Deal vor“ meinte Voltaire fies lächelnd. „Denkst du etwa, ich gehe darauf ein? Du hältst dich sowieso nicht an dein Wort“ erwiderte Jess hart. Sie ließ sich absolut nichts gefallen und so naiv war sie nun wirklich nicht. „Bevor du etwas entscheidest, solltest du mir erst mal zuhören“ sagte Voltaire nun. „Wenn ihr gewinnt, dann verschwindet Biovolt für immer von der Bildfläche und ihr werdet nie wieder etwas von uns hören. Aber, falls wir gewinnen – wovon ich stark ausgehe – dann wirst du zusammen mit Ice Dranzer widerstandslos zur Biovolt übergehen“ Jess überlegte eine Weile und ließ den Blick in Richtung Boden sinken. >Darauf wird sie doch wohl nicht eingehen!< dachte Miena erschrocken, als sie das Schweigen von ihrer Teamchefin vernahm. Jess grinste selbstsicher und blickte wieder auf. „Abgemacht. Und ich hoffe, dass du dein Wort hältst!“ sagte sie fest. „Jess!“ rief Miena fassungslos. „Sag mal spinnst du?! Darauf kannst du doch nicht-“ „Ich weiß schon was ich tue. Mach dir darüber keinen Kopf. Wir können nicht verlieren“ unterbrach Jess sie ruhig. „Dann ist es entschieden. Du kannst schon mal deine Sachen packen, wenn ihr wieder zuhause seid. Diesen Kampf werdet ihr verlieren!“ Hämisch lachend entfernte sich Voltaire in Richtung der Zuschauertribünen. Stefania blieb zurück und sah Jess mit einer Mischung aus Verwunderung und Ehrfurcht an. „Du bist absolut verrückt“ sagte sie einfach nur. „Nein, wir werden nicht verlieren. Und wenn wir Biovolt vom Feld gefegt haben, dann verspreche ich dir, dass du zu uns ins Team kommen kannst“ erwiderte Jess lächelnd. „Wirklich? Das wäre toll“ freute sich Stefania. „Wir müssen jetzt los“ erinnerte Miena ihre Chefin. „Ja. Stefania, wir sehen uns!“ sagte Jess, drehte sich um und ging. Miena seufzte. „Jess, du bist wirklich irre. Ich will nur hoffen, dass du dich nicht irrst, sonst haben wir bald ein gewaltiges Problem“ seufzte Miena. „Wir kriegen das schon hin“ sagte Jess sicher. Die beiden kehrten zum Aufenthaltsraum zurück und die anderen 4 standen schon bereit da. „Okay, Leute. Wir schaffen das heute! Irina, du wirst als erstes gehen. Ein Match können wir verbuchen, dass ist kein Problem. Im zweiten geht Miena und ich werde die Nachhut bilden“ erklärte Jess kurz. „Gut, dann lasst uns gehen“ sagte Chiara optimistisch. Im Stadion angekommen wurden sie mit donnerndem Applaus empfangen. Es wurden noch einige Worte zu beiden Teams gesagt, und dann ging es auch schon los. „In unserem ersten Match treten Irina und Stefania gegeneinander an! Freuen wir uns auf einen spannenden Kampf! Seid ihr bereit?!“ rief D.J. Die beiden Bladerinnen stellten sich gegenüber auf und machten sich bereit. „Okay, dann 3… 2… 1… Let it rip!“ Die beiden Beyblades kamen in der Arena auf und begannen ihre Kreise zu ziehen. „Icy Wolves, los Attacke!“ rief Irina ihrem Wolf zu. „Blue Dranzer, ausweichen und Konterattacke!“ rief Stefania. Die beiden Blades krachten aufeinander und jeder versuchte seinen Gegenüber abzudrängen. Blue Dranzer wurde zurückgeschleudert und bereitete sich auf seine nächste Attacke vor. „Revolution Wave!“ rief Stefania und der blaue Phönix erschien. „Icy Wolves, Blizzard-Lightning-Thunder!“ rief Irina ihr Bitbeast und der Wolf von ihr kam zum Vorschein. Die Bitbeasts stürzten sich aufeinander und es gab einen hellen Lichtblitz. Als man wieder etwas sehen konnte, lag Irinas Beyblade hinter ihr und Blue Dranzer kreiselte immer noch in der Arena. „Das war’s! Die erste Runde geht an die Genesis Blader!“ verkündete D.J. lautstark. Irina kehrte zurück zu ihrem Team. „Tut mir leid, ich hab’s vermasselt“ sagte sie reumütig. „Schon okay. Wir haben noch zwei Runden vor uns. Miena, bist du so weit?“ fragte Jess ihre Teamkollegin. „Ja. Keine Sorge, ich rette den Tag!“ scherzte die Blonde nur. Sie machte sich auf den Weg zur Arena. Miena sollte, wie beim letzten Mal, gegen Fabio antreten. „Na? Du willst wohl wieder im Krankenhaus landen was?“ fragte er hämisch. „Reiz mich nicht, sonst rupfe ich deinem Bitbeast die Federn einzeln aus!“ gab Miena lässig von sich. „Dann los! 3… 2… 1… Let it rip!“ Die beiden Beyblades landeten in der Arena. >Ich darf mich von dieser Lichtattacke nicht noch einmal blenden lassen. Entweder muss ich verhindern, dass er sie einsetzt oder ich muss, wenn es passiert, die Augen schließen und mich auf meinen Instinkt verlassen. Black Wolborg weiß schon was er tut< dachte Miena und ließ ihren eisblauen Blade angreifen. Es gab mehrere heftige Schlagabtausche, bei denen sogar kleine Druckwellen freiwurden. Immer wieder knallten die beiden aufeinander und zogen zwischendrin ihre Kreise. „Los Black Wolborg, Novae Rog, jetzt!“ rief Miena und ihr Wolf kam aus seinem Chip. Doch Fabio ließ seinen White Dranzer nur locker ausweichen und so ging Mienas Attacke voll ins Leere. „White Dranzer! Lightning Thunder!“ Nun war Fabio am Zug und rief den weißen Phönix herbei. Wieder begann sein Beyblade grell weiß zu leuchten und auch der Phönix tat dies. Miena schloss die Augen und hoffte nur, dass sie sich auf ihren Instinkt und ihre Fähigkeiten verlassen konnte. „Was macht sie da?! Wie will sie kämpfen, wenn sie nichts sieht?“ fragte Chiara entsetzt. „Sie verlässt sich darauf, dass Black Wolborg weiß was zu tun ist, und auch dass ihr Instinkt ausreicht um zu wissen, was passieren wird“ erklärte Eva ruhig. „Ja, genau. Miena weiß schon was sie tut“ sagte Jess. Tatsächlich wich Black Wolborg der Attacke aus und kreiselte auch weiterhin in der Arena. „Verdammt!“ rief Fabio. „Black Wolborg, Diamant Storm, jetzt!“ rief Miena. Der schwarze Wolf brüllte laut auf und stürzte sich auf den Vogel vor ihm. Immer wieder attackierten sich beiden Tiere und schenkten sich dabei absolut nichts. Auch die Beyblades schrammten heftig aufeinander, so dass die Funken sprühten. Black Wolborg musste hart einstecken. White Dranzer war wirklich stark und der Wolf geriet an seine Grenzen. Doch Miena gab nicht auf und feuerte ihr treues Bitbeast weiterhin an. „Los Black Wolborg, Attacke!“ rief Miena. Ihr eisblauer Blade schoss auf dein weißen zu, doch der konterte die Attacke so heftig, dass Black Wolborg sich mehrere Male überschlug, aber trotzdem noch weiter kreiselte. White Dranzer drängte Miena immer weiter in die Defensive und diese versuchte dem ständigen Beschuss irgendwie zu entkommen um eine Konterattacke starten zu können. „Miena, los häng dich rein!“ rief Irina und sprang auf. Auch die anderen feuerten ihre Teamkameradin an. Jess saß noch auf der Bank und schickte immer wieder Stoßgebete zum Himmel, dass Miena diesen Kampf gewinnen würde. Plötzlich leuchtete etwas in ihrer Tasche auf und mit Erstaunen stellte die Teamchefin fest, dass es ihr Beyblade war. Kaum hatte sie ihn hervorgeholt schoss ein weißbläuliches Licht aus dem Bitchip heraus und direkt auf Black Wolborg zu. Kurz war er in einer weißen Lichtkugel und als man ihn wieder sehen konnte, hatte er sich verändert. „Black Draborg“ murmelte Miena erstaunt. Black Wolborg hatte auf seinem Rücken zwei eisblaue Flügel, die denen von Ice Dranzer glichen und überall da, wo vorher Eis an seinem Körper gewesen war, befanden sich nun eisblaue Federn. „Weißt du, Fabio…“ begann Miena. „Beybladen ist ein Sport mit Leidenschaft und nicht dafür da, andere Gegner jedes Mal ins Krankenhaus zu befördern. Mit dieser Einstellung hast du hier nichts verloren, denn… “ Sie sah kurz zu dem majestätischen Wolf, der das feste Band zwischen ihr und Jess widerspiegelte und dann wieder zu Fabio. „… Typen wie du MACHEN MICH KRANK!“ Black Draborg brüllte wütend auf und machte sich für die letzte Attacke bereit. „Los, Arktis Diamant Storm!“ rief Miena ihm zu. Der Wolf griff mit einer unvorstellbaren Power und einem riesigen Sturm mit diamantähnlichen Eiskristallen an und traf White Dranzer schwer. Black Draborg zerlegte den Beyblade in seine Einzelteile und das Bild von White Dranzer auf seinem Bitchip verschwand. „Der Kampf ist vorbei! Dieser Sieg geht an Romina von den Black Bladers!“ verkündete D.J laut. Black Draborg leuchtete weiß auf und das Licht löste sich von ihm ab. Black Wolborg verschwand daraufhin in seinem Bitchip. Ice Dranzer flog in Form eines weißbläulichen Lichts auf seine Besitzerin zu, die ihren Beyblade hochhielt und ihren Phönix wieder auffing. „Yeah! Sie hat’s geschafft!“ rief Irina freudig und fiel Miena um den Hals, als sie zu ihrem Team kam. „Danke Jess. Ohne Ice Dranzers Hilfe hätte ich das nie geschafft“ wandte Miena sich an ihre beste Freundin. „Ja, aber eigentlich brauchst du dich bei mir nicht zu bedanken. Ice Dranzer hat von sich aus gehandelt. Ich hab ihm das nicht befohlen“ erwiderte Jess nur. „Ich wünsch dir viel Glück“ lächelte Miena. „Danke“ Jess machte sich auf den Weg zur Arena. Diese Runde mussten sie gewinnen um weiterzukommen. Die Teamchefin war guter Dinge, allerdings hatte sie keine Ahnung, was ihr Gegner Björn alles draufhatte, denn sein Bitbeast hatten sie bisher noch nicht gesehen. „Okay, Fans! Jetzt der letzte Kampf für heute! Jessica wird gegen Björn antreten und es entscheidet sich nun, welches Team im Finale gegen die Bladebreakers antreten wird! Seid ihr so weit?! Dann 3… 2… 1… Let it rip!“ rief D.J. und zeitgleich kamen die beiden Beyblades in der Arena auf. >Zeigen wir diesem Typen mal, was richtiges Beybladen ist. Ich lasse nicht zu, dass Voltaire alles kaputt macht, was die BBA so mühsam aufgebaut hat!< dachte Jess entschlossen und ließ Ice Dranzer angreifen. Björns Beyblade kreiselte in der Mitte und bewegte sich nicht vom Fleck, während Ice Dranzer auf ihn zuhielt und ihn mit voller Wucht rammte. Als wäre Ice Dranzer gegen eine Wand gefahren, prallte er an Björns Verteidigung ab und flog ein Stück zurück. „Was?!“ entfuhr es Jess entsetzt. Wieder und wieder ließ sie Ice Dranzer angreifen, aber das Ergebnis war immer das gleiche und so musste sie erst mal auf Ausdauer umschalten und ihre Runden ziehen, bis ihr was eingefallen war. „Was ist da los?“ fragte Miena verwirrt. „Jess hat doch bisher noch jeden Verteidiger kleingekriegt, egal wie gut er war. Sogar Max hat sie schon besiegt, und der ist seiner Stahlmauerverteidigung wirklich nicht leicht zu schlagen“ „Das hier ist was anderes“ sagte Irina plötzlich und alle Blicke richteten sich auf sie. „Schaut euch den Beyblade mal genau an. Er ist nahezu perfekt ausbalanciert und außerdem liegt der Schwerpunkt so, dass er nicht aus dem Gleichgewicht kommt. Ich sag es nicht gern, aber Jess hat nur eine geringe Chance zu gewinnen, wenn sie sich nichts einfallen lässt!“ „Das wäre überhaupt nicht gut!“ sagte Miena bedenklich. „Ja, aber die Bladebreakers können sie immer noch schlagen. Noch ist nichts verloren!“ meinte Chiara aufmunternd. „Nein, darum geht es nicht! Wenn Jess diesen Kampf verliert, werden wir sie verlieren!“ erwiderte Miena ernst. „Was willst du denn jetzt damit sagen?“ fragte Eva verwirrt. Miena zögerte kurz, doch dann sagte sie ihnen, was Jess für einen leichtsinnigen Deal mit Voltaire abgeschlossen hatte. „Jess hat WAS?! Ist sie denn verrückt?!“ fragte Vani entgeistert. „Ja, ich weiß. Ich hab ihr noch versucht das auszureden, aber sie wollte einfach nicht hören. Sie war sich so sicher, dass wir gewinnen können, aber es war klar, dass Voltaire das gewusst hat, dass wir hier zu Scheitern drohen. Björn ist wahrscheinlich das Ass im Ärmel, sonst hätte er Jess das niemals vorgeschlagen!“ sagte Miena. „Verdammt!“ fluchte Irina nur. Jess geriet langsam an ihre Grenze in Sachen Geduld. Björn trieb sie mit seinem Verteidigungsspielchen zur Weißglut. „Ich hab die Schnauze voll! Ice Dranzer, Arktis Wings Mega Thunder!“ rief Jess und ihr Phönix erschien. Dieses Mal zeigte die Attacke Wirkung und der silberne Beyblade flog ein Stück zurück. „Ah, du willst wohl ernst machen“ sagte Björn. „Storm Revolution!“ Aus dem Bitchip erhob sich ein Phönix in einem silber/grau Ton mit einem roten Stein auf der Brust und mindestens 5-mal so groß wie Ice Dranzer. Als der Vogel erschien, setzte er dabei einen schneidenden Wind frei, der als Jess versuchte sich zu schützen, blutige Wunden in ihre Unterarme riss. Entsetzt sah sie auf den großen Phönix. „Weich aus!“ rief sie geistesgegenwärtig und Ice Dranzer befolgte den Befehl. Silver Dranzer schoss an dem blauen Vogel vorbei und setzte gleich wieder zum Angriff an, doch Jess ließ Ice Dranzer wieder ausweichen. „Oh mein Gott. Dieses Bitbeast ist riesig!“ entfuhr es Eva fassungslos. Trotz des ernormen Größen- und offenbar auch Kraftunterschiedes ließ Jess Ice Dranzer angreifen. „Attacke!“ Silver Dranzer hatte wieder seine Defensivstellung eingenommen, als der blaue Phönix auf ihn zugeschossen kam. Mit seiner gigantischen Schwinge wehrte er Ice Dranzer mühelos ab und wieder überschlug sich der azurblaue Blade mehrere Male, kreiselte aber weiter. >Das hab ich ja noch nie erlebt! Dieses Bitbeast hat eine ernorme Power und irgendwas daran macht mir auch Angst… Ice Dranzer und ich können es schaffen – ich weiß es!< dachte Jess krampfhaft. Die Gedanken machten ihr Mut und auch ihrem Bitbeast war das nicht entgangen. Scheinbar wagemutig griff Ice Dranzer an und biss sich in dem gefiederten Hals seines Gegners fest. Wütend darüber „entfernte“ Silver Dranzer den kleinen Quälgeist, in dem er Ice Dranzer am Nacken packte und wegschleuderte. Ice Dranzer schrie schmerzhaft auf, doch er ließ sich nicht davon beirren und griff weiter an. „Wenn sie so weitermacht, wird Ice Dranzer noch sonst was passieren! Den Kampf kann er doch nicht durchhalten“ rief Miena entgeistert aus. „Jess, brech das ab! Das könnte dein Bitbeast umbringen!“ rief Irina ihrer Teamchefin zu, doch die schaltete auf stur. „Nein. Ice Dranzer hält das durch, ich weiß es!“ erwiderte Jess entschlossen. „Ice Dranzer, Freezing Fire Storm!“ Irgendetwas in ihr brach in diesem Moment und als sie es spürte und zu ihrem Bitbeast sah, wusste sie, dass es zu spät war. „Verdammt!“ Die Federn von Ice Dranzer waren pechschwarz mit einem gut sichtbaren Rotschimmer, seine Augen und auch die Umrandungen der weißen Muster auf den Schwanzfedern, sowie der Stein auf seiner Brust hatten die selbe Farbe. Der Schrei von Dark Dranzer war furchteinflößend tief und doch atemberaubend schön zugleich. Er hätte diesem Kampf bestimmt ein Ende gemacht, aber Jess wollte das nicht – nicht so! „STOPP!“ schrie sie den schwarzen Vogel an. Tatsächlich hielt Dark Dranzer inne und wandte sich zu ihr um. „Verschwinde und gib mir mein Bitbeast wieder! Ich lasse nicht zu, dass du diesen Kampf beendest! Dieses Match gehört nicht dir, also geh!“ rief Jess. Dark Dranzer schien wenig begeistert von dieser Ansprache zu sein, doch er wandte sich zu Jess um. „Jess, GEH DA WEG!“ schrie Miena ihr zu. Sie spürte die drohende Gefahr und auch ihr Team machte sich Sorgen. Doch Jess blieb stehen und vertraute darauf, dass Ice Dranzer nicht zulassen würde, dass ihr was passiert. Und er tat es nicht. Plötzlich leuchtete die Kette, die Jess um ihren Hals trug auf. Es war die von Alex mit dem Anhänger, der Ice Dranzer zeigte. Das weißblaue Licht schoss auf Dark Dranzer zu, erfasste ihn und verwandelte ihn zurück in Ice Dranzer. Völlig überrascht, aber unendlich erleichtert gab Jess ihrem Phönix den Befehl zum Angriff. Selbst Björn war so verwirrt von der Situation, dass er es verpasste, Silver Dranzer angreifen zu lassen. „Ice Dranzer, Razing Thunder Storm!“ Der eisblaue Phönix winkelte die leuchtend weißen Flügel an, schoss durch Silver Dranzer hindurch und riss dabei ein tiefes Loch in die Brust von ihm. Das Bitbeast löste sich auf und der Beyblade zersprang in seine Einzelteile. Damit war der Kampf entschieden. „Das war’s! Jessica hat den Kampf gewonnen und damit rücken die Black Bladers ins Finale vor, dass in einer Woche stattfindet!“ verkündete D.J. und lautstark ertönte Applaus für die Black Bladers. „Was war das?“ murmelte Jess und sah verwundert die Kette an, dessen Anhänger sie in die Hand genommen hat. Die Kette hatte sie von Alex geschenkt bekommen und die war wiederum von einem Juwelier am Roten Platz. Warum zum Henker hatte sie dann die Kraft den Dark Dranzer zu vertreiben? „Hey Jess“ sagte Björn plötzlich und die Angesprochene sah auf. „Wenn du wissen willst, was es mit der Kette und deinem seltsamen Fieber auf sich hat, fragst du am besten mal deinen Freund Alex“ Jess war vollends verwirrt. Was war damit nun wieder gemeint? Kapitel 8: "Es tut mir leid!" ----------------------------- Eine halbe Stunde später waren die Black Bladers wieder im Hotel und Irina verband Jessys Arme, da die Kratzer doch ziemlich tief waren. „Glaubst du wirklich, Alex hat was damit zu tun?“ fragte Miena besorgt. „Ich hoffe es nicht…“ erwiderte Jess leicht abwesend. Ihr gingen Björns Worte nicht aus dem Kopf. In jeder anderen Situation wäre ihr das egal gewesen und sie hätte Björn kein Wort geglaubt, aber er wusste von diesem seltsamen Fieber, dass sie gehabt hatte. Und eigentlich wussten nur ganz wenige darüber Bescheid. Und das mit der Kette und ihrem Bitbeast verwirrte sie nur noch mehr. „Ich will das nicht glauben… Alex kann nicht darin verwickelt sein, das geht einfach nicht!“ murmelte Jess. „Vielleicht hat Björn das auch einfach nur gesagt, um dich zu verwirren. Alex ist dein Freund und ich glaube nicht, dass er dir das antun würde“ meinte Irina optimistisch und befestigte den Verband. „Rede einfach mal mit ihm. Das klärt sich bestimmt alles“ sagte Miena aufmunternd. Jess nickte nur. Soweit sie wusste, war Alex unterwegs und es würde noch dauern, bis er wiederkommen würde. Aber, er sollte sich ruhig Zeit lassen. Dann hatte Jess folglich mehr Zeit zum Nachdenken. Es war schon gegen Abend, als Alex endlich die Tür hereinkam. Jess schluckte schwer, als sie ihn sah. „Hey, ich hab gehört ihr habt den Kampf gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!“ sagte Alex freudig. „Du bist mir eine Erklärung schuldig“ meinte Jess ernst. „Inwiefern?“ fragte Alex verwirrt. „Diese Kette… wo kommt sie her?“ fragte Jess unwirsch. „Vom Juwelier, das hab ich dir doch gesagt und außerdem hast du die Schachtel gesehen“ antwortete Alex verwirrt. „Lüg mich nicht an!“ fauchte Jess zurück. „Diese Kette hat Dark Dranzer unterdrückt und das mitten im Kampf!“ Es fiel ihr unendlich schwer, ihm das alles an den Kopf zu werfen, aber sie wollte endlich Gewissheit. Alex schwieg und Jess beschloss weiter nachzuhaken. „Hast du irgendwas damit zu tun, dass Dark Dranzer plötzlich aufgetaucht ist und mit diesem seltsamen Fieber vor der Weltmeisterschaft?“ „Jess… ich…“ Sie wich einen Schritt zurück, mit dem blanken Schrecken in den Augen. „Nein…“ hauchte sie fassungslos. „Sag mir, dass das nicht wahr ist!“ „Jess, die hätten dich getötet, wenn ich das nicht gemacht hätte! Es tut mir leid, aber nur so konnte ich dir helfen“ versuchte Alex zu erklären. „Warum tust du mir das an?… Nach fast zwei Jahren Beziehung! Man, ich hab dir vertraut!“ rief Jess verzweifelt. Ihr standen die Tränen in den Augen – das war einfach zu viel! „Bitte versteh das doch. Ich hätte das nie gemacht… aber…“ Alex fiel es schwer die ganze Wahrheit auszusprechen. „Was aber?!“ hakte Jess gekränkt nach. „Ich musste dir ein Serum verabreichen, was eine Steigung deiner Körpertemperatur verursacht. Daher kam dein Fieber vor der WM. Das vor deinem Kampf war so ähnlich, nur war die Dosis geringer, sodass du trotz erhöhter Temperatur antreten konntest. Alles war nur dazu da, um den Dark Dranzer zu erwecken. Ich hatte die Information nicht von Akita, wie ich dir gesagt habe, sondern von Voltaire. Ohne Dark Dranzer wärst du für die Biovolt unbrauchbar. Ice Dranzer wäre angeblich nicht stark genug um den Anforderungen gerecht zu werden, deshalb musste Dark Dranzer her. Die Kette ist ein Erbstück von deiner Mutter. Sie ist einzig und allein für dich und Ice Dranzer gedacht. Ich habe sie nur zum Restaurieren zum Juwelier gebracht“ Jess war regelrecht geschockt, als sie das hörte. Mit Tränen in den Augen sah sie ihren Freund an, immer noch nicht ganz wissend, was hier eigentlich vor sich ging. Alex nahm vorsichtig ihre Hand. „Glaub mir, ich hätte das alles nie gemacht, aber ich konnte nicht anders. Voltaire hat damit gedroht dich umbringen zu lassen, wenn ich das nicht tue. Es tut mir wirklich leid“ sagte Alex reumütig. Jess kam wieder zur Besinnung und schlug ihm die Hand weg. „Ich wäre lieber gestorben, als das zu ertragen!“ rief sie wütend. Sie stürmte in Richtung Tür, doch Alex packte sie noch am Handgelenk. „Jess… Bitte! Ich liebe dich doch!“ versuchte er es erneut. „Wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du das niemals getan! Es ist aus!“ fauchte Jess sauer, riss sich los und verschwand aus der Tür. Krachend fiel diese ins Schloss und Alex atmete tief durch. Das war’s wohl gewesen. Jess würde nicht zum ihm zurückkehren, dafür kannte er sie zu gut. Wütend ließ er seine Faust gegen die Wand schnellen. >Jess, es tut mir doch Leid!< Jess war wütend und enttäuscht. Sie hätte niemals geglaubt, dass Alex damit was zu tun gehabt hätte! Mit Tränen in den Augen lief sie zu dem bereits menschenleeren Strand und ging auf direktem Wege zu der Arena, die sich dort befand. Sie schoss Ice Dranzer dort hinein und er zog einige Minuten seine Runden darin. „Ich versteh das einfach nicht… wie konnte er nur…“ schluchzte Jess leise und einige Tränen tropften zu Boden. In Gedanken rief sie ihren Phönix – ihr Ein und Alles, ihr treuer Lebensgefährte, der sie noch nie im Stich gelassen hatte und es auch nie tun würde. Ice Dranzer stand vor ihr und senkte vorsichtig seinen großen Kopf herunter. Jess strich ihm vorsichtig über den goldenen Schnabel und sah in die schönen dunkelblauen Augen. „Wenigstens hab ich dich nicht verloren“ hauchte sie glücklich. „Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas passier wäre, Ice Dranzer.“ Plötzlich blickte der Vogel auf und verschwand kurz darauf in seinem Bitchip. Jess drehte sich um und war überrascht. „Ray?!“ fragte sie verwundert. „Hallo, Jess. Was ist denn los?“ Sie sah zu Boden. Noch immer standen ihr die Tränen in den Augen und genauso saß ihr noch der Schock in den Gliedern. „Ach… ich… es ist nichts“ winkte sie ab. „Wenn du reden willst, ich hab Zeit und ein offenes Ohr“ erwiderte Ray lächelnd. >Vielleicht würde es mir mal ganz gut tun mit jemanden zu reden< überlegte Jess und willigte schließlich mit einem Nicken ein. Die beiden setzten sich auf die Mauer, die sich etwas oberhalb des Strandes neben dem leeren Bürgersteig erstreckte. Jess konnte nicht anders, und obwohl sie Ray kaum kannte – sie hatte nur einmal von Kai gehört, dass er ein sehr verständnisvoller Mensch sei – erzählte sie ihm in sage und schreibe 2 Stunden ihre Probleme, Gefühle und Ängste. Ray hörte einfach nur zu und er war erstaunt darüber, wie offen und ehrlich sie war. „Das muss wirklich ziemlich schwer sein, aber ich glaube du hast Recht, wenn du sagst, dass er dir das niemals angetan hätte, wenn er dich wirklich geliebt hätte“ meinte Ray schließlich. „Ich weiß, dass er unter Zwang gehandelt hat, aber ich hätte mich nie darauf eingelassen, wenn es um ihn gegangen wäre“ sagte Jess seufzend. „Tu am besten einfach das, was du für richtig hältst“ schlug Ray ihr vor und stand auf. „Danke, dass du mir zugehört hast. Ich hab dir die letzten 2 Stunden zwar ein Ohr abgelabert, aber es war einfach mal nötig. So geht’s mir auch gleich viel besser“ lächelte Jess und atmete tief durch. „Gut. Wir sehen uns beim Finale in einer Woche. Ich wünsch euch viel Glück. Ihr werdet es brauchen“ sagte Ray. „Ihr aber auch. Bis dann!“ verabschiedete Jess sich. Nachdem Ray gegangen war, blieb sie noch eine Weile auf der Mauer sitzen und hörte dem Meerrauschen zu, das wirklich eine sehr beruhigende Wirkung hatte. >Ich sollte meine Sachen holen und zu Miena und Irina ins Zimmer ziehen. Alex kann zusehen wo er bleibt. Ich will ihn nicht mehr sehen!< beschloss Jess und machte sich auf den Weg zurück ins Hotel. Vor der Zimmertür hielt sie kurz inne, drehte dann aber doch entschlossen den Schlüssel im Schloss um und trat ein. Alex war sofort aufgesprungen, als er das Klacken des Türschlosses vernommen hatte. „Jess, bitte lass mich-“ fing er an. Doch diese schnitt ihm eiskalt das Wort ab. „Verschwinde. Lass mich einfach in Ruhe – ich will dich nicht mehr sehen!“ fauchte sie wütend und schnappte sich ihren Koffer, der auf dem Boden lag, legte ihn aufs Bett und fing an ihre Sachen einzuräumen. „Jess, bitte…“ versuchte Alex es erneut. Sie hielt mitten im Packen inne und sah ihn kalt an. „Nein. Du weißt überhaupt nicht, was du mir damit angetan hast! Du hast mir das Herz aus der Brust gerissen!“ Obwohl ihre Worte so emotional gewählt waren, klang ihre Stimme wie die kalte Schneide eines Schwertes, was Alex ziemlich beängstige. „Du kannst doch nicht einfach so alles abstellen, was du für mich empfunden hast!“ sagte Alex verzweifelt. „Du siehst, das geht. Und dafür bin ich unendlich dankbar, sonst könnte ich das hier vermutlich nicht“ erwiderte Jess weiterhin hart. „Jess, bitte. Lass es uns noch mal versuchen, ich-“ Den Blick von ihr, den er jetzt einstecken musste, glich der Hölle. So wütend hatte er sie noch nie erlebt. „Ich hab deine Heuchelei satt. Verschwinde endlich aus meinem Leben. Ohne dich bin ich besser dran“ sagte sie sauer und machte den Reißverschluss an ihrem Koffer zu, als sie sich vergewissert hatte, dass sie alles hatte. Sie ging zur Tür, doch Alex hielt sie an der Schulter fest und in dem Moment wurde es Jess zu viel. Es knallte fürchterlich, als sie ihm eine scheuerte. „Lass mich einfach in Ruhe. Ich will dich nie wieder sehen!“ Das war eine klare Ansage, die zu Alex erst mal durchdringen musste – genau wie der Schmerz in seiner linken Wange. Jess nutzte den Schockzustand ihres ehemaligen Freundes und verschwand ein weiteres und letztes Mal aus der Tür. Im Flur blieb Jess kurz stehen. Sie wusste, dass sie jetzt eigentlich nicht über ihr Verhalten nachdenken sollte, aber sie konnte nicht anders. Tief atmete sie durch, ging weiter und klopfte schließlich bei Irina und Miena an der Zimmertür an. Die beiden waren noch wach und so öffnete Miena die Tür, erschrak allerdings als sie Jess erblickte. „Was ist denn passiert?!“ „Kann ich bei euch im Zimmer bleiben?“ stellte Jess leise die Gegenfrage. Miena nickte erschrocken und ließ sie eintreten. „Sag mal, was ist denn los? Du bist ja völlig aufgelöst…“ sagte Irina verwundert. Jess sagte erst mal nichts, setzte sich auf das nächste freie Bett und starrte die ersten paar Sekunden stur gerade aus. Viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf. „Jess?“ Tränen liefen ihr über die Wange und Irina und Miena wurden immer ratloser. Nachdem Jess sich etwas beruhigt hatte, fragte Miena vorsichtig, was denn passiert sei. Mit tränenerstickter Stimme erzählte Jess den beiden, was in den letzten 3 Stunden passiert war. „Am besten, du ruhst dich jetzt erst mal aus. Morgen sieht alles wieder ganz anders aus“ beschloss Miena. Jess kam nickend dem Angebot nach und legte sich in das letzte freie Bett im Zimmer. Ira und Miena machten sich große Sorgen, doch sie waren sich sicher, dass Jess sich wieder fangen würde. Kapitel 9: Jessica gegen Kai ---------------------------- Am nächsten Morgen war Jess nicht sehr viel besser drauf. Trotz aufmunternder Vorschläge ihrer Teamkameradinnen, beschloss die Teamchefin auf ihrem Zimmer zu bleiben und in Ruhe über alles nachzudenken. Miena machte sich die größten Sorgen. Das war für Jess ein schwerer Schlag und sie hatten nur eine Woche um sich auf das Finale vorzubereiten. Auf Jess konnten sie nicht verzichten. Ohne sie konnten sie den Weltmeisterschaftstitel nicht halten. Miena redete mit ihren Teamkolleginnen am Mittagstisch über die aktuelle Lage. „Das sollte uns wirklich Sorgen machen. Wenn sie am Ende der Woche nicht antreten kann, haben wir ein Problem!“ sagte Eva bedenklich. „Ich weiß. Jess ist zäh, aber sie muss erst mal damit richtig fertig werden. So hab ich sie noch nie erlebt. Sie wirkte regelrecht… depressiv“ meinte Irina. „Alex hätte ich so was eh nicht zugetraut“ sagte Chiara nun und klang wütend. „Das hätten wir alle nicht, aber was geschehen ist, ist geschehen. Ändern können wir es sowieso nicht“ erwiderte Miena. „Aber ich meine… Sie ist doch Kais Halbschwester, oder? Sie hat schon soviel geschafft, dann kriegt sie das bestimmt auch hin“ sagte Irina nun. „Ja, das wäre ja auch alles kein Thema, aber wir stehen mächtig unter Zeitdruck. Jess muss schnell wieder hochkommen. Selbst wenn sie sich zwei oder drei Tage vor der WM fängt, muss sie noch trainieren!“ gab Vani nun dazu. „Ich weiß, ich weiß. Und Jess weiß es auch. Ich bin mir sicher, dass sie uns nicht im Stich lässt“ erwiderte Miena sicher. Am späten Nachmittag gingen Miena und Ira wieder auf ihr Zimmer und erwarteten eigentlich Jess vorzufinden, die in Selbstmitleid versunken auf ihrem Bett lag, aber dem war nicht so. „Wo ist sie?“ fragte Miena irritiert und sah sich um. „Weg. Und wie es aussieht, trainiert sie“ grinste Irina, als sie sah, dass Beyblade und Starter von Jess fehlten. „Das ist gut. Los, gehen wir sie suchen. Weit kann sie ja nicht sein“ sagte Miena lächelnd und ging aus der Tür. Die beiden liefen in Richtung Strand und dort hatte sich eine Menschentraube um die Arena gebildet. Irina und Miena erkannten sofort Jess, die am Rand stand und gerade gegen einen kleinen Jungen kämpfte. „Jess!“ rief Irina ihr zu und sie und Miena gingen zu der Arena hin. „Oh, hallo Mädels. Ich hoffe, ihr habt mich nicht allzu sehr gesucht“ sagte die Teamchefin gut gelaunt. „Sag mal, was machst du denn hier?“ fragte Miena verwundert. „Die Typen da haben mich herausgefordert und ich sehe es als gutes Aufwärmtraining an“ erwiderte Jess gelassen. Miena lachte. „Das ist nicht einmal ansatzweise ein Aufwärmtraining!“ „Gut, dann könnt ihr ja anschließend gegen mich kämpfen, wenn ihr wollt“ erwiderte Jess. Sie widmete sich wieder dem Kampf. „Los, Attacke!“ rief der Junge und sein Blade schoss auf Ice Dranzer zu. „Konterattacke! Hau ihn raus!“ befahl Jess gelassen und damit war der Kampf entschieden. Geschlagen und enttäuscht ging die Clique, die Jess herausgefordert hatte und räumte den Platz. „Okay, jetzt bin ich dran!“ bestimmte Miena grinsend. Irina macht den Schiedsrichter. „Bereit? 3… 2… 1… Let it rip!“ Die Beyblades landeten in der Arena und zogen ihre Runden. „Woher kommt denn plötzlich die gute Laune? Gestern und heute Morgen warst du noch am Boden zerstört“ sagte Miena verwundert. „Beybladen lenkt mich ab. Ich kann mich nur darauf konzentrieren und Ice Dranzer gibt mir die Kraft um durchzuhalten. Macht euch um mich keine Sorgen, ich kann am Ende der Woche antreten!“ versicherte Jess ihrer besten Freundin. Miena musste bei diesen Worten grinsen. Sie wusste ja, dass Jess sich wieder fangen würde, aber dass das so schnell gehen würde, damit hatte wohl niemand gerechnet. „Okay, so will ich das hören! Black Wolborg, los greif an!“ rief Miena ihrem Wolf zu. „Ice Dranzer, weich aus und Freezing Fire Storm!“ befahl Jess. Der eisblaue Phönix erschien und ehe Miena reagieren konnte, war Black Wolborg auch schon rausgeflogen. „Dir geht’s echt wieder gut“ stellte Irina verblüfft fest. „Klar“ erwiderte Jess grinsend. „Wie kann das denn sein? Du warst gestern noch völlig daneben wegen Alex und heute Morgen ging es dir auch nicht sehr viel besser“ meinte Irina. „Ja, ich weiß. Aber, ich bin der Meinung, dass ich der Sache nicht hinterher trauern sollte. Nicht, wenn in so kurzer Zeit ein so wichtiges Match für uns ansteht. Also, hab ich mich aufgerafft und bin trainieren gegangen und siehe da – es hat unheimlich geholfen!“ erklärte Jess und grinste immer noch zufrieden über beide Ohren. „Dann kann das Finale kommen!“ freute sich Miena. Die letzten sechs Tage vor dem Finale verflogen schnell. Am Morgen vor dem großen Entscheidungskampf, saßen die Black Bladers beim Frühstück und es herrschte nahezu Totenstille, genauso wie auf dem Weg zum Stadion und die ersten paar Minuten im Aufenthaltsraum, bis es Jess endgültig zu bunt wurde. „Hey, hört auf euch so viele Gedanken zu machen. Wir haben Biovolts Team aus dem Turnier geschmissen, da wird das doch hier wie ein Sonntagsspaziergang!“ sagte Jess energisch. „Also, ich weiß nicht was dich so fröhlich stimmt“ sagte Vani zweifelnd. „Ganz einfach: Wir haben letzte Woche gegen Biovolt gewonnen, was folglich heißt, dass ich hier bleiben darf, ich hab Alex vom Hals und uns steht ein großartiges Match bevor!“ erläuterte Jess gut gelaunt. „Schraub das mit Alex nicht so runter, sonst holt es dich eines Tages ein!“ meinte Chiara warnend. „Soll es doch. Im Moment bin ich einsatzfähig und das ist das was zählt“ erwiderte Jess. Chiara schüttelte etwas den Kopf. Es wurde noch eine Weile diskutiert, dann machten sich die sechs Mädchen auf den Weg ins Stadion. Mit donnerndem Applaus wurde das amtierende Weltmeisterteam begrüßt und auch die Bladebreakers ernteten davon nicht sehr wenig. „Okay Fans! Heute ist der letzte Kampf in dieser Weltmeisterschaft! Wer hier heute als Sieger hervorgeht, nimmt den Pokal mit nach Hause!“ rief D.J. Wieder verfiel das Publikum in einen tosenden Applaus. „Die sind heute mindestens so gut drauf wie du, Jess“ lachte Miena. „Offenbar“ gab Jess zurück. „Irina, bist du bereit?“ Die Teamchefin wandte sich an die Rothaarige. „Klar!“ erwiderte Irina zuversichtlich. „Wir drücken dir die Daumen!“ meinte Miena. Irina machte sich auf den Weg zur Arena und dort stellte sich heraus, dass sie gegen Max kämpfen sollte. „Unser erstes Match bestreiten Irina und Max! Legen wir los!“ verkündete D.J. „3… 2… 1… Let it rip!“ Die beiden Beyblades landeten in der Arena und Max positionierte seinen in der Mitte. Irina zog ihre Kreise darum und wartete auf eine gute Gelegenheit zum Angriff. „Okay, Icy Wolves! Attacke!“ befahl sie ihrem Wolf. Draciel hielt gut dagegen, aber Icy Wolves gab nicht auf und schlug immer wieder heftig zu. „Gute Verteidigung, ehrlich“ lobte Irina. „Dein Angriff ist aber auch ziemlich heftig“ erwiderte Max. „Icy Wolves, los! Blizzard-Lightning-Thunder!” rief Irina und der Wolf erschien. „Draciel, Heavy Wiper Wall!“ befahl Max und auch sein Bitbeast tauchte auf. Die beiden attackierten sich heftig. Irina wurde leichtsinnig, als sie dachte, sie würde gewinnen und Max nutzte das aus. Draciel griff an und beförderte Icy Wolves ins Aus. „Das war’s! Icy Wolves ist draußen, das heißt Max ist der Gewinner! Die erste Runde geht an die Bladebreakers!“ verkündete D.J. Irina ging zu den anderen. „Hey, tut mir leid“ sagte sie schief lächelnd. „Schon okay. Ich mach unsere Niederlage wieder wett!“ erwiderte Jess lächelnd und stand auf. Sie machte sich auf den Weg zur Arena. „Oh ja, die ramm ich doch locker in den Boden!“ rief Daichi übermotiviert und hüpfte wie ein Gummiball auf und ab. Er stand noch bei seinem Team und wollte sich gerade auf den Weg machen, als er aufgehalten wurde. „Warte“ sagte Kai plötzlich bestimmt und stand auf. „Ich werde kämpfen“ „Hey, das ist aber mein Match!“ beschwerte sich der rothaarige Wirbelwind sofort. „Vielleicht ist es sogar besser, wenn Kai geht“ gab Kenny plötzlich zu bedenken. „Er kennt Jess und kann sie einschätzen – was man von Daichi nicht behaupten kann!“ „Hört auf mir in den Rücken zu fallen!“ moserte Daichi zurück. „Tun wir ganz und gar nicht. Aber das hier ist vielleicht unsere Chance auf den WM-Titel! Also müssen wir all unsere Trumpfkarten zum Einsatz bringen“ erwiderte Tyson. Kai machte sich auf den Weg zur Arena und stellte sich Jess gegenüber. „Okay, Leute! Unser nächster Kampf findet in einer brandneuen Arena statt, die 6,50 m in Länge und Breite misst! Das Mount-Everest-Stadium!“ rief D.J. Die Arena wurde hochgefahren und alle staunten nicht schlecht. Die Arena war wirklich eine originalgetreue Nachbildung des größten Berges der Welt. Er ragte in der Mitte und am Fuße des Berges war der Boden eben, sodass es hier technisch anspruchsvoll werden konnte, bei dieser Berg-und-Tal-Fahrt. Dazu kam noch, dass alles mit Schnee bedeckt war. „Was für eine Arena! Das ist ja der Wahnsinn!“ sagte Miena erstaunt. „Hoffentlich halten die Brücken, auf denen die beiden stehen. Es geht nämlich fast drei Meter abwärts“ stellte Irina fest. „Ach, die werden es schon nicht so übertreiben, dass die Brücken abbrechen“ erwiderte Eva. „Da kennst du die beiden aber schlecht“ erwiderte Miena. „Die könnten das ganze Stadion umgraben, wenn sie wollten! Da werden Kräfte frei, die ihr euch kaum vorstellen könnt!“ D.J. wartete noch darauf, dass die Blader bereit waren, dann ging es los. „3… 2… 1… Let it rip!“ Dranzer und Ice Dranzer landeten in der Arena und zogen ihre Kreise. „Los, Dranzer, Attacke!“ rief Kai. Dranzer sprang über den Berg und sauste auf der anderen Seite daran herunter, direkt auf den azurblauen Blade zu. „Ice Dranzer!“ rief Jess und beide Blades knallten mit vollem Karacho aufeinander. Eine heftige Druckwelle wurde ausgelöst, die das Stadion in seinen Grundrissen erzittern ließ. „Bleib dran!“ befahl Jess und Ice Dranzer sauste Dranzer hinterher. Ihr Beyblade nutzte den Berg wie eine Absprungschanze und griff Dranzer aus der Luft an. „Weich aus!“ rief Kai. Der königsblaue Blade schwenkte zur Seite und Ice Dranzer verfehlte ihn knapp. Wieder knallten die Beyblades am Fuße des Miniaturberges aufeinander und sprengten ein mittelgroßes Loch hinein. Durch den Staub und den aufgewühlten Schnee, konnte Jess nichts sehen. Kai von seiner Seite aus schon. Dranzer schnellte in den kleinen Graben, der eben geschaffen wurde und erwischte Ice Dranzer von unten. Der Blade von Jess wurde in die Höhe katapultiert und flog auf sie zu. Doch er traf sie nicht und aus der Arena flog er ebenfalls nicht. Unterhalb der dünnen Steinbrücke prallte der kleine Hard-Metal-Blade zweimal ab. Jess hielt einen Moment die Luft an, denn sie dachte, dass sie gleich in die Arena fallen würde. Es passierte erst mal nichts und so atmete sie erleichtert aus. Doch, zu früh gefreut. Hinter ihr bekam die Steinbrücke gefährliche Risse und bröckelte schließlich auseinander. Bevor Jess reagieren konnte, fiel sie mit einem erschrockenen Schrei in die Arena hinein. Der Schneebedeckte Boden und ihr geistesgegenwärtiges Abrollen machten den Aufprall weniger hart, als sie sich vorgestellt hatte. Jess rappelte sich wieder auf und schaute auf ihren Beyblade, der noch weiterkreiselte. „Okay, Ice Dranzer! Attacke!“ rief Jess. Ihr Blade schlug einen Haken und rammte Dranzer mit voller Wucht. Er nutzte aber geschickt den Aufprall und flog oben auf die Bergspitze. „JETZT!“ rief Jess und Ice Dranzer knallte mit aller Kraft auf Dranzer, der durch die Luft geschleudert wurde und ebenfalls gegen die Steinbrücke knallte, auf welcher Kai stand. Auch bei ihm gab sie nach und er landete auch in der Arena. „Jetzt sind wir wieder auf einer Ebene“ grinste Jess. „Wollen wir weiter machen?“ „Mit dem aller größten Vergnügen“ erwiderte Kai ebenfalls grinsend. „Los Ice Dranzer! Arktis Wings Mega Thunder!“ rief Jess und ihr Phönix erschien. Umhüllt von Eis krachte der Beyblade durch den Berg hindurch direkt auf Dranzer zu. „Dranzer! Broken Fire Wings Storm!“ befahl Kai seinem Phönix, der sich nun ebenfalls zeigte. Sein Beyblade war von Feuer umhüllt und krachte frontal mit Ice Dranzer zusammen. Feuer und Eis fochten einen Kampf aus, aber die Elemente verschwanden ein paar Meter über der Arena wieder und lösten sich auf. „Ice Dranzer! Bleib dran!“ rief Jess ihrem Phönix zu. „Dranzer! Attacke!“ Wieder gab es einen heftigen Schlagabtausch, sodass die Funken sprühten und wieder starke Druckwellen freiwurden. Dranzer schoss von Feuer umhüllt durch den Berg und auf seiner Verfolgungsjagd, löste sich der Schnee unter der Hitze auf. „Ice Dranzer, Konterattacke!“ befahl Jess hektisch. Ihr Beyblade drehte um und rammte Dranzer frontal, sodass dieser wieder ein klaffendes Loch in den Berg riss, der sich nun langsam in seine Einzelteile aufzulösen begann. Der Kampf dauerte schon an die Viertel Stunde und beide Blader kamen langsam an ihre Grenzen. Obwohl Jess eigentlich eine ausgezeichnete Ausdauerkämpferin war, machten ihr die heftigen Attacken und das dementsprechende Kontern sehr zu schaffen. Wieder knallten die Beyblades aufeinander und lösten spürbare Druckwellen aus. „Ice Dranzer! Los, Freezing Fire Storm!“ rief Jess. „Dranzer, Final Eruption!“ befahl Kai. Beide Bitbeasts erschienen, schossen in ihrer vollen Größe direkt auf die Kuppel des Stadions zu und sprengten diese einfach auf dem Weg nach draußen weg. Im Himmel kämpften Feuer und Eis gegeneinander. Schemenhaft sah man immer wieder die Gestalten der beiden Vögel. Dann war es ganz ruhig. Die spanische Sonne schien durch das riesige Loch in der Kuppel und die Zuschauer wunderten sich, was denn gerade passiert war. „Wo… sind die Beyblades?“ fragte Irina irritiert, als sie nicht in der Arena zu sehen waren. „Keine Ahnung“ gab Chiara ratlos von sich. „Da oben!“ rief Miena plötzlich und deutete in die Luft. Tatsächlich kreiselten die beiden Blades noch weiter. Jess und Kai bemerkten das ebenfalls und jetzt hieß es: Alles oder nichts! „Ice Dranzer!“ „Dranzer!“ Ein letztes Mal knallten die beiden gegeneinander, dann fielen sie zu Boden und blieben liegen. Es herrschte Totenstille, man hätte eine Stecknadel fallen hören können, bis D.J. endlich seine Sprache wiederfand und den Stand der Dinge verkündete. „Das war’s! Unentschieden!“ Tosender Applaus folgte. Jess war ziemlich erschöpft, ließ sich einfach nach hinten fallen und blieb einen Moment sitzen. Tief atmete sie durch. „Jess“ sagte Kai plötzlich. Er hielt ihr die Hand hin, sie nahm das Angebot dankend an und ließ sich wieder auf die Beine helfen. „Großartiges Match. Du hast mir gezeigt, dass ich aber noch an mir arbeiten muss“ meinte Jess lächelnd. „So viel fehlt da nicht mehr“ erwiderte Kai und gab ihr Ice Dranzer in die Hand. Der Beyblade sah ziemlich demoliert und zerkratzt aus, aber immerhin war Ice Dranzer nichts passiert. Die beiden gaben sich die Hand, was vom Publikum mit einem tosenden Applaus quittiert wurde. Dann machten sie sich wieder auf den Weg zurück zu ihren Teams. „Das war gut, Jess“ lobte Miena ihre Teamchefin. „Oh man. Ich wusste gar nicht, dass du solche Kräfte freisetzen kannst, wenn du gegen Kai kämpfst“ sagte Vani erstaunt. „Ich glaube, da wäre noch mehr gegangen“ erwiderte Jess seufzend und setzte sich. Erstaunt sah Vani ihre Teamchefin an. „Wow…“ Plötzlich wurde eine Durchsage von Mr. Dickenson gemacht. „Da die Kuppel dieses Domes hier von den letzten beiden Kontrahenten völlig zerstört wurde, und nicht noch mehr Schaden angerichtet werden soll und es dabei vielleicht noch Verletzte gibt, wurde es vorgezogen, dass entscheidende Match auf Morgen zu verschieben. Der Finalkampf findet im Madrid-Dome morgen um dieselbe Zeit statt“ verkündete Mr. Dickenson. „Na ja… sehr viel kann hier ja nicht mehr kaputt gehen“ meinte Jess und sah nach oben durch das klaffende Loch. Kapitel 10: Weltmeisterschaftstitel?! ------------------------------------- Die Black Bladers machten sich auf den Weg zurück ins Hotel. „Es ist vielleicht ganz gut, dass wir noch einen Tag haben“ meinte Irina schließlich, die am Schreibtisch im Hotelzimmer saß und Black Wolborg durchcheckte. „Ja, vielleicht. Obwohl ich mich gefreut hätte, heute schon anzutreten“ sagte Miena, die auf ihrem Bett saß. „Ich hab mein Match schon hinter mir“ seufzte Jess zufrieden und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Wenn wir morgen gewinnen sollten, steht uns aber trotzdem noch ein Match bevor“ gab Irina zu bedenken. „Ja… stimmt. Wir haben die erste Runde verloren und die zweite war unentschieden. Wenn wir morgen gewinnen, dann herrscht gleichstand, und da weder die Bladebreakers noch wir uns den Pokal teilen wollen, wird es eine vierte Runde geben“ überlegte Miena laut. „Dein Kampf gegen Kai war übrigens der Hammer, aber…“ Irina hielt den zerkratzten und ziemlich ramponierten Beyblade von Jess hoch. „… das hat dich den Abwehrring mit der Siliziumlegierung gekostet“ „Ist der hinüber?“ fragte Miena erstaunt und stand auf. „Mehr als das“ erwiderte Ira und schraubte die ersten beiden Ringe von Ice Dranzer ab. Kleine Brocken des Abwehrrings fielen auf den Tisch. Irina seufzte schwer. „Der war verdammt teuer…“ „Ich krieg doch jede neue Technik klein“ lachte Jess. „So lustig finde ich das nicht. Immerhin kann ich mir wegen der Reparatur die halbe Nacht wieder um die Ohren hauen“ erwiderte Irina. „Vielleicht lohnt es sich sogar und du kannst ihn noch ein bisschen aufpäppeln“ überlegte Miena. „Ja, wunderbar…“ sagte Irina sarkastisch. Ein Moment lang herrschte Stille. „Wen schicken wir eigentlich raus, wenn Miena die Runde gewinnt und noch ein Kampf aussteht?“ fragte Jess nachdenklich. „Gute Frage… Wenn der Kampf heftig verläuft, hat Miena vielleicht nicht die Kraft um noch einmal anzutreten. Aber sie ist Weltmeisterin…“ überlegte nun auch Irina. „Wenn wir Pech haben, gibt es vielleicht keine vierte Runde. Dann können wir uns mit den Blitzkrieg Boys um den zweiten Platz kloppen“ seufzte Miena. „Ich denke schon, dass du die dritte Runde gewinnt und in der vierten könnte ich vielleicht rausgehen, wenn du dich nicht im Stande fühlst anzutreten“ sagte Jess schließlich. „Ja, das wäre vielleicht sogar ganz sinnvoll“ stimmte Miena zu. „Na ja gut… schauen wir mal, was der Tag morgen bringt“ Am nächsten Vormittag machten sich die Black Bladers auf den Weg zum Stadion. Er lag etwas weiter entfernt und war etwas kleiner, als der andere Dom in dem sie gekämpft hatten. Im Aufenthaltsraum wurde noch eine Weile über Gott und die Welt diskutiert – auch um sich abzulenken und den Druck nicht so sehr an sich heranzulassen. Als es dann so weit war, machte sich das Team auf den Weg zur Arena. „Wir vertrauen dir, Miena! Du kannst es schaffen!“ sagte Irina optimistisch. „Ja, ganz bestimmt“ nickte Jess. „Danke, Leute. Ich kann mich auf euch verlassen und ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben“ erwiderte Miena grinsend. „Das hoffen wir doch!“ lachte Chiara. „Okay, ich bitte nun Romina und Tyson an die Arena!“ verkündete D.J. Die beiden Kontrahenten stellten sich gegenüber auf. „Bist du bereit, Miena? Dieses Jahr holen wir uns den Titel zurück!“ sagte Tyson grinsend. „Versuch’s erst mal! Noch sind wir die amtierenden Weltmeister und das Match hat noch nicht begonnen!“ erwiderte Miena selbstsicher. „Seid ihr bereit? 3… 2… 1… Let it rip!“ rief D.J. Die beiden Beyblades landeten in der Arena. Es war nur eine einfache Arena. Die andere Arena, die eigentlich für dieses Finale gedacht war, befand sich im anderen Dom und der wurde wiederum von einer Sanierungstruppe auf Vordermann gebracht. „Los, Black Wolborg, greif an!“ rief Miena. „Dragoon, weich aus und Attacke!“ befahl Tyson. Die beiden Blades krachten aufeinander und attackierten sich heftig. Immer wieder knallten sie aufeinander es gab mal mehr, mal weniger harte Schläge. „Black Wolborg, bleib dran!“ rief Miena. „Dragoon!“ Mittig der Arena trafen sie sich und versuchten jeweils den anderen abzudrängen. Dragoon wurde zurückgeschleudert und Miena nutzte ihre Chance. „Black Wolborg, Diamant Storm!“ befahl Miena und ihr Wolf erschien. Er hielt auf den weißen Beyblade vor sich zu. „Dragoon, schnell! Ausweichen!“ rief Tyson in aller letzter Sekunde. „Häng dich an ihn ran!“ rief Miena. Es krachte immer wieder, als die Blades sich berührten. Miena versuchte, Tyson keine Chance zu geben, um Dragoon zu rufen. „Wow, du bist wirklich sehr hartnäckig, Miena. Aber ich lass mir nicht auf der Nase herumtanzen. Los, Dragoon, Evolution Storm!“ rief Tyson und sein Drache erschien. Die beiden Bitbeasts bekämpften sich. „Black Wolborg, Konterattacke!“ befahl Miena ihrem Wolf, der auswich und Dragoon daraufhin übel zusetzte. „Los, Dragoon!“ Die Attacken wurden immer heftiger. Black Wolborg hatte Mühe dem Beschuss standzuhalten. Miena versuchte eine Distanz einzuräumen, aber Tyson ließ ihr keine Chance dazu. Er blieb ihr immer dicht auf den Fersen. „Miena! Lass dich nicht nervös machen! Zieh dein Ding durch! Du kannst es schaffen!“ rief Irina ihrer Teamkollegin zu. „Black Wolborg, Novae Rog!“ befahl Miena ihrem Wolf, der die Elementarattacke ausführte und direkt auf Dragoon zuhielt. „Dragoon! Kontern mit Twistet Thunder!“ rief Tyson. Ein gigantischer Sturm neutralisierte die Attacke von Miena. „Verdammt!“ fluchte sie. „Bleib an ihr dran, Dragoon!“ befahl Tyson und sein Blade jagte Mienas hinterher. Die Attacken fielen heftig aus. Es dauerte nicht lange, bis beide so langsam aber sicher an ihr Limit gerieten. „Ich bin… immer noch im Spiel!“ keuchte Miena. „Black Wolborg, Attacke!“ Der eisblaue Beyblade hielt auf Dragoon zu, der aber auswich und einen neuen Sturm entfachte. Miena ließ Black Wolborg ausweichen, da sie nicht riskieren wollte, in den Sturm zu geraten, doch ihr Beyblade wurde davon erfasst und nach oben geschleudert. „Miena, pass auf!“ rief Jess ihr zu. „Black Wolborg!“ rief Miena, in der Hoffnung ihr Bitbeast würde etwas unternehmen. Tatsächlich reagierte der Wolf auf den Befehl seiner Besitzerin und schaffte es über der Arena aus dem Sturm herauszukommen. Er überschlug bei dem Aufprall ein paar Mal, kreiselte aber weiter, wenn auch etwas instabil. Schwer atmend standen beide am Rand der Arena. Der Kampf neigte sich langsam dem Ende. „BLACK WOLBORG!“ „DRAGOON!“ Der schwarze Wolf hielt auf den Drachen zu, doch mittendrin stoppte er. Miena hatte keine Kraft mehr und war nach vorne übergekippt. „Miena, steh auf!“ rief Irina. „Komm schon! Das Match läuft noch! Los, steh auf!“ rief nun auch Jess. „Miena, komm, steh schon auf!“ Doch Miena war am Ende ihrer Kräfte. Sie schaffte es einfach nicht mehr aufzustehen. Auch Tyson hatte Dragoon gestoppt. Black Wolborg kreiselte immer wackeliger und man sah, dass der Blade immer mehr an Geschwindigkeit verlor und schließlich zum Stehen kam. Es herrschte Totenstille im Stadium, dann brach das Publikum in tosenden Beifall und Jubelrufen aus. „Das war’s! Und wir haben dieses Jahr einen Weltmeister! Tyson ist der Sieger!“ verkündete D.J. „Miena!“ riefen die anderen Black Bladers besorgt und rannten auf sie zu. Langsam öffnete Miena die Augen. „Haben wir’s geschafft?“ fragte sie irritiert, als sie Jubelrufe der Zuschauer wahrnahm. „Nein, leider nicht“ antwortete Jess. „Aber das war ein großartiges Match!“ Miena setzte sich auf. „Jetzt haben wir 3 Jahre den Titel gehalten… Ein viertes Mal wäre schön gewesen“ seufzte sie. Tyson kam nun zu den anderen herüber. „Hey, Miena. So einen harten Kampf hatte ich schon lange nicht mehr! Wirklich, das war erste Sahne und vielleicht sehen wir uns eines Tages im Finale wieder!“ sagte Tyson grinsend. Miena lächelte und reichte ihm die Hand. „Ich gratuliere dir zu deinem Titel. Den haben du und dein Team wirklich redlich verdient“ meinte sie. Tyson nahm diese dankend an. Auch die anderen Black Bladers gratulierten ihm herzlich. Jess stand etwas abseits. „Du wirkst bedrückt“ sagte Kai, der plötzlich neben ihr stand. „Es ist schon schade. Immerhin haben wir 3 Jahre den Titel gehalten, so wie Tyson damals“ seufzte Jess. „Aber, ich freu mich auch für euch“ „So wie ich die anderen kenne, werden die bestimmt eine große Feier organisieren. Die meisten Teams sind ja noch da“ sagte Kai. „Ja, aber wartet damit noch, bis die Kämpfe um den zweiten und dritten Platz vorbei sind. Wir müssen uns morgen noch gegen Talas Team behaupten“ meinte Jess. Miena kam zu ihr. „Hey, Jess. Nimm’s nicht so schwer. Nächstes oder übernächstes Jahr können wir uns den Titel wieder zurückholen“ grinste die Blonde. „Ja, du hast recht“ lächelte Jess und umarmte ihre langjährige Freundin. „Morgen Vormittag finden dann noch die Kämpfe um den zweiten und dritten Platz statt. Die Black Bladers werden sich gegen die Blitzkrieg Boys behaupten müssen und der Verlierer kämpft dann mit den White Tiger X um den dritten Platz!“ verkündete D.J. „Aber den zweiten Platz sichern wir uns, oder?“ fragte Chiara enthusiastisch. „Na klar. Vorausgesetzt ihr kommt morgen früh pünktlich aus dem Bett!“ lachte Jess zurück. Beim Abendessen herrschte bedrückte Stimmung zwischen den 6 Mädchen. Obwohl sie sich eigentlich für Tyson und sein Team freuten, saß der bittere Geschmack der Niederlage immer noch in ihrem Unterbewusstsein. Keiner machte Miena einen Vorwurf – das hätte jedem von ihnen passieren können. Trotzdem machte sich die Blonde Vorwürfe. „Nehmt ihr mir das wirklich nicht übel?“ fragte sie kleinlaut nach und ließ ihre Gabel sinken. „Nein. Wieso auch? Es ist ein Sport und daran haben wir Spaß. Ob wir jetzt ganz oben sind oder nur den zweiten Platz belegen, ist mir persönlich egal“ erwiderte Jess zuversichtlich. „Mach dir deswegen keinen Kopf. Wir sind stolz auf dich, du hast dein Bestes gegeben und das ist alles was zählt!“ grinste Irina. „Morgen haben wir erst mal das Match gegen die Blitzkrieg Boys und da holen wir uns den zweiten Platz“ sagte Chiara zuversichtlich. „Auf jeden Fall“ stimmte Jess zu. Miena grinste. Warum hatte sie sich eigentlich Vorwürfe gemacht? Immerhin war das hier, das beste Team, was man sich wünschen konnte! Kapitel 11: Der Kampf um die... Zeitung?! ----------------------------------------- Am nächsten Morgen gingen alle gemeinsam Frühstücken. Am frühen Vormittag machten sie sich auf den Weg ins Stadion und bereiten sich physisch und mental auf das bevorstehende Match vor. „Okay, seid ihr bereit für die letzten beiden Kämpfe in der Nachentscheidungsrunde?“ fragte D.J. laut an das Publikum gewandt. Tosender Beifall war die Antwort. „Ich fasse das Mal als Ja auf! Als erstes kommen die Kämpfe um den zweiten Platz! Hier sind zwei Teams, die diese Platzierung unbedingt haben wollen: Die Black Bladers und die Blitzkrieg Boys!“ verkündete D.J. „Um das ganze hier etwas zu verkürzen, wird pro Runde jeweils nur ein Kampf ausgetragen, der über Sieg oder Niederlage entscheidet!“ „Was?! Nur ein Kampf?!“ fragte Miena entsetzt. „Dann haben wir nur eine Chance. Jess, du solltest gehen. Du kannst das am besten und du hattest zwei Tage zwischen deinem letzten großen Kampf“ schlug Irina vor. „Okay. Irgendwelche Einwände?“ fragte Jess in die Runde. Alle stimmten der Entscheidung zu. Die Teamchefin machte sich auf den Weg zur Arena und so wie es aussah, durfte sie gegen Tala antreten. „War wohl nichts mit dem WM-Titel, was?“ meinte Tala dreist. „Hey, wenigstens lande ich nicht jedes Jahr auf dem zweiten oder dritten Platz“ erwiderte Jess. „Seid ihr bereit?“ wandte sich D.J. an die beiden Spieler. „Dann 3… 2… 1… Let it rip!“ Wolborg und Ice Dranzer landeten in der Arena. Sie zogen ihre Kreise. „Los, Ice Dranzer, Attacke!“ rief Jess und ihr Beyblade raste auf Talas zu. Frontal knallten die beiden Beyblades aufeinander. „Wolborg, los!“ befahl Tala seinem Wolf. Die beiden Beyblades krachten immer wieder heftig zusammen. Der Kampf schien ziemlich ausgeglichen. „Man, wenn wir Pech haben, gibt das ein Unentschieden“ gab Irina zu bedenken. „Die zwei sind ja nahezu gleichstark!“ Ice Dranzer holte aus und traf Wolborg frontal, sodass er ein ganzes Stück zurückgeschleudert wurde. Kurz vor der Kante bremste er ab und Jess sah ihre Chance. „Ice Dranzer, Arktis Wings Mega Thunder!“ rief sie. „Wolborg, schnell! Ausweichen!“ befahl Tala hastig. Ice Dranzers Attacke lief ins Leere und der Blade musste unheimlich Tempo zurücknehmen um nicht über den Rand der Arena zu fliegen. „Novae Rog, jetzt!“ rief Tala und Wolborg erschien. „Ice Dranzer, 180° Kurve und kontern mit Freezing Fire Storm!“ rief Jess hektisch. Ihr Phönix erschien und führte den Befehl aus. Wolborg reagierte nicht rechtzeitig und wurde im hohen aus der Arena geschleudert. Ice Dranzer verschwand wieder in seinem Bitchip und Jess fing ihren Beyblade auf. „Das war’s! Die Black Bladers sind die Sieger und haben sich den 2. Platz in dieser WM ergattert!“ rief D.J. „Ja, Jess, du bist die Größte!“ rief Irina glücklich. Jess ging zu den anderen. „Den letzten Kampf brauchen wir uns nicht anzusehen. Wollen wir gehen?“ fragte sie in die Runde. Die sechs Mädchen machten sich auf den Weg um ihren wohlverdienten zweiten Platz zu feiern. Beim Essen in einem schönen Restaurant, tauschten sich alle noch mal über die aufregende WM aus. „Jess“ sagte Vani plötzlich. „Ja?“ fragte die Teamchefin interessiert. „Eva, Chiara und ich wollen das Team verlassen“ sagte Vani. Jess verschluckte sich an ihrem Salat und Irina musste ihr auf den Rücken klopfen. „Ihr wollt was?! Wieso denn?!“ fragte Miena verwirrt. „Wir… sind mehr auf schulische und berufliche Karriere aus. Das Beybladen und die vielen Turniere stehen uns da ziemlich im Weg“ erklärte Eva. Jess hatte sich von ihrem Hustanfall erholt und sah die drei verwundert an. Eine Weile schwieg die Teamchefin. „Wenn ihr wirklich gehen wollt, halte ich euch nicht auf. Ich zwinge keinen in meinem Team zu bleiben. Und verstehen kann ich es auch“ sagte sie schließlich. „Wir fliegen auch nicht mit euch zurück. Unser Flugzeug geht schon heute Abend. Wir müssen unsere Sachen packen und wir werden auch die WG verlassen müssen“ meinte Chiara nun. Sie waren alle ziemlich reumütig, aber Jess sah das nicht so eng. „Ist in Ordnung. Wenn ihr Lust und Zeit habt, könnt ihr ja mal zum Training vorbeischauen“ lächelte Jess zurück. „Danke, Jess. Wir müssen jetzt unsere Koffer packen. Ich wünsche euch noch einen guten Appetit“ sagte Eva und stand auf. „Ja, ist gut. Wir sehen uns“ meinte Miena, immer noch völlig erstaunt über die vollendeten Tatsachen, vor die sie gerade gestellt wurde. Eine Weile herrschte Stille. „Das Team fällt auseinander und du nimmst das so gelassen hin?“ fragte Irina verwundert. „Ich kann sie ja nicht zwingen hier zu bleiben, oder?“ erwiderte Jess. „Ich war das immer so gewohnt zu sechst zu sein. Jetzt sind wir nur noch drei“ meinte Miena erstaunt. „Vier“ korrigierte Jess. „Warum vier? Kannst du nicht zählen oder was?“ fragte Ira verständnislos. „Weil ich Stefania eventuell noch ins Team hole“ antwortete Jess. „Stefania… die von den Genesis Bladern“ sagte Irina skeptisch und zog eine Augenbraue hoch. „Ja, genau die. Vertraut mir, Leute. Ich hab ein gutes Gefühl, was das betrifft“ erwiderte Jess. „Hat man bei Alex ja gesehen“ meinte Irina nun. Jess schnaufte. „Okay, das mit Alex war ein Reinfall, da hast du recht“ gab sie zu. „Aber, ich glaube, dass das mit Stefania klappen könnte!“ „So sicher wäre ich da nicht, aber sie war die einzige Normale aus diesem durchgeknallten Team“ sagte Miena nun. „Ihr kennt sie ja schon länger als ich. Ich halte mich einfach mal an euer Urteil“ nickte nun Irina. „Aber, Jess. Wenn sie irgendein krummes Ding dreht, schmeißen wir sie sofort raus, okay?“ „Lasst uns erst mal sehen“ erwiderte Jess. Drei weitere Tage vergingen, bis die Black Bladers wieder nach Hause flogen. Am Flugplatz wartete schon der Privatjet, der sie und die Blitzkrieg Boys nach Russland zurückfliegen sollte. „Fehlt bei euch nicht was?“ fragte Tala erstaunt, als er nur die drei erblickte. „Nein. Chiara, Eva und Vani sind aus dem Team ausgetreten und schon vor drei Tagen nach Hause geflogen“ erwiderte Jess. „Und wo ist dein Anhang, Jess?“ fragte Tala nach. „Meinst du Alex? Ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal, wo der steckt“ sagte Jess einfach nur. „Schade. Und ich hab mich wieder auf seine Flugphobie gefreut“ lachte Bryan nun. „Dann hätten wir drei Stunden eher antanzen können!“ erwiderte Miena. „Das war ja schon beim Hinflug eine Katastrophe den in das Flugzeug zu bekommen“ meinte Jess kopfschüttelnd. Die beiden Teams stiegen in den Flieger und dieser startete dann auch endlich kurze Zeit später. Es war recht ruhig im Flugzeug, nur Jess schaffte es nach zwei Flugstunden, Tala wieder auf die Palme zu bringen. Sie hing schon seit geraumer Zeit über ihrer Sitzlehne und versuchte die – ihrer Meinung nach – viel zu kleine Schrift zu entziffern aus der Zeitung, die Tala gerade las. Er saß ihr mit dem Rücken entgegen. „Kannst du das bitte mal lassen, Jess?“ sagte Tala nach einer Weile gereizt. „Gib mir den Sportteil und ich bin weg“ meinte sie daraufhin einfach nur. Sie wollte unbedingt den Artikel über die WM lesen. „Warum sollte ich?“ fragte Tala dreist. „Weil du die einzige Zeitung hast, wo etwas über die WM drinsteht! Und ich würde den Artikel gern lesen“ erwiderte Jess. „Wenn du das Zauberwort sagst, überleg ich es mir“ grinste Tala verschmitzt. Jess zog eine Augenbraue hoch. „Muss man mit dir eigentlich immer um alles kämpfen? Ich hätte gesagt, wir klären es in einem Match, aber wir sind im Flugzeug und bis zur Landung will ich nicht warten!“ sagte Jess energischer. „Tja, dann kann ich dir leider nicht weiterhelfen“ meinte Tala zynisch. „Hey, Zeitung her!“ beschwerte sich Jess, aber man hörte heraus, dass es nicht ernst gemeint war. Sie beugte sich vor, streckte ihre rechte Hand nach dem Papier aus, aber Tala drückte die Zeitung ein Stück nach unten und Jess kam nicht heran. „So und jetzt-“ „Dankeschön“ sagte Miena, die Tala gegenüber saß und ihm ganz frech die Zeitung aus der Hand genommen hatte. Ihr war diese kleine Konversation nicht entgangen und sie hatte nur auf den passenden Augenblick gewartet, um einzugreifen. Die verdatterten Blicke der anderen beiden waren nahezu unbezahlbar, trotzdem konnte sie sich beherrschen und lachte nicht los. „Super, danke Miena!“ grinste Jess, stand auf und ging zu ihr herüber. Obwohl der Platz nur für zwei Personen gedacht war, quetschte sich Jess zwischen ihre beiden Teamkameraden. „Mal schauen…“ murmelte Irina. „Bescheuerter Titel“ grummelte Miena, als sie die Überschrift las. „Black Bladers nach dreijähriger Titelverteidigung vom Thron gestoßen – Bladebreakers sind wieder Weltmeister“ las Irina vor. Einige Minuten herrschte Stille. Voll konzentriert lasen die drei verbliebenen Black Bladers den Artikel durch. „Nicht schlecht. Letztes Jahr haben die nicht so nen guten Bericht verfasst. Der hier war super“ war Irinas Meinung. „Oh, schaut euch das mal an“ sagte Miena plötzlich und deutete auf einen kleinen Bericht in der rechten oberen Ecke. „Biovolt erklärt endgültigen Rücktritt – Gründe unklar“ las Jess vor und jetzt wurden alle aufmerksam. „Les mal vor“ forderte Tala sie auf. „Kurz nach dem verlorenen Match gegen die Black Bladers in der zweiten Runde des Viertelfinales, erklärte Voltaire Hiwatari überraschenderweise den Rücktritt der Biovolt Corp. Die Gründe und weitere Auswirkungen sind unklar, fest steht jedoch, dass kein Team der Organisation je wieder an Start gehen wird. Selbst der Vorsitzende der BBA, Stanley A. Dickenson, steht dem ratlos gegenüber, ist jedoch erfreut über den Rücktritt“ las Jess die wenigen Zeilen laut vor. Sie musste grinsen. „Warum sind die Gründe unklar? Wegen einem verlorenen Match, geht nicht gleich ganz Biovolt den Bach runter“ meinte Tala skeptisch. „Mein Plan ist wohl aufgegangen“ freute sich Jess und die Blitzkrieg Boys verstanden jetzt gar nichts mehr. „Ich hab einen Deal mit Voltaire abgeschlossen, kurz vor unserem Match gegen die Genesis Blader“ fing sie an zu erklären. „Für den Deal hätte ich dir den Kopf abreißen sollen!“ sagte Miena verbissen. „Wieso? Um was ging es da?“ fragte Bryan interessiert. „Voltaire hat ihr vorgeschlagen, die Biovolt aufzulösen, wenn wir das Match gewinnen“ erwiderte Miena. „Und was wäre passiert, wenn ihr den Kampf verloren hättet?“ fragte Ian interessiert. „Tja, dann würde ich nicht hier im Flieger sitzen. Ich hätte zur Biovolt überlaufen müssen, egal ob mir das passt oder nicht. Das war das Risiko“ sagte Jess. „Tze… Ich wusste schon immer, dass du eine Schraube locker hast, aber das grenzt an Wahnsinn“ meinte Tala nun. „Ich… Hey!“ beschwerte Jess sich, als sie realisiere, was Tala da gerade gesagt hatte. „Und du hast wohl schlechten Empfang! Deine Antennen funktionieren offenbar nicht richtig!“ Da mussten alle lachen. Miene klopfte ihr auf die Schulter. „Oh, Jess! Du bist einfach genial“ lachte sie. „Sag mal, Miena. Auf wessen Seite stehst du eigentlich?“ fragte Tala zweifelnd. „Auf meiner!“ erwiderte Miena und streckte ihm frech die Zunge raus. 6 Stunden später setzte das Flugzeug endlich zur Landung in Moskau an. Am Flughafen trennten sich die Wege der beiden Teams. Auf dem Weg nach draußen, wandte sich Irina an ihre Teamchefin. „Was hast du jetzt vor?“ fragte sie. „Ich werde in den nächsten Tagen nach Stefania suchen und mit ihr abklären, ob sie ins auch wirklich ins Team will“ erklärte Jess. „Aber erst mal, will ich mich ausruhen.“ „Erst mal will ich was essen!“ warf Miena dazwischen. Die anderen beiden grinsten sie an. „Wir haben eh zuhause nichts im Kühlschrank. Ich wäre dafür“ nickte Irina. „Gut, überredet – aber Miena, du zahlst!“ Einige Tage vergingen, bis Stefania vor der WG der Black Bladers auftauchte. Sie atmete tief durch und läutete die Klingel. „Ich geh hin!“ rief Miena durch die Wohnung und eilte zur Tür. „Oh, hallo Stefania“ begrüßte sie die Schwarzhaarige erstaunt. Jess kam gerade um die Ecke und erblickte den Besuch. Sie grinste. „Komm rein“ Jess und Stefania setzten sich zusammen an den Küchentisch, während Irina und Miena sich im Wohnzimmer aufhielten. „Du hast ja während der WM gesagt, dass du mich gern ins Team holen würdest“ meinte Stefania nun. Jess nickte. „Ja, das hab ich gesagt und der Meinung bin ich immer noch“ erwiderte sie. Stefania lächelte. „Ist das ein Ja?“ fragte sie begeistert. „Du musst dich nur unserem Tagerhythmus anpassen und lernen mit den anderen beiden klar zu kommen, aber ich denke, das dürfte kein Problem darstellen“ meinte Jess. „Wir kommen sowieso gerade von der WM und machen deshalb erst mal langsam. Außerdem müssen wir die WG wechseln. Die hier ist für uns zu vier zu groß“ Stefania nickte verstehend. Eine Weile schwieg sie. „Sag mal, stimmt es, dass du die Enkelin von Voltaire bist?“ fragte sie schließlich. „Ja“ erwiderte Jess nur. „Du bist so ganz anders. Richtig aufgeschlossen und immer gut drauf. Dich hat es auch wenig gekratzt, dass ihr nur den zweiten Platz bei der WM belegt habt“ meinte Stefania. „Schade war es schon, aber es ist in Ordnung“ sagte Jess. Sie stand auf und reichte ihr die Hand. „Willkommen im Team!“ Stefania lächelte glücklich, erhob sich ebenfalls und gab ihrer neuen Teamchefin die Hand. Kapitel 12: Erbe ---------------- ~ Drei Monate später ~ Der Winter hielt Einzug in Russland und das mit eisigen Temperaturen. Es war Mitte November und so wie sich das Wetter zeigte, würde es nicht mehr lange dauern, bis die erste Schneedecke vom Himmel fiel. Die Black Bladers, die nun nur noch aus vier Bladerinnen bestanden, waren in eine neue WG in der Nähe der Innenstadt, umgezogen. Stefania hatte sich gut eingelebt. Sie war richtig glücklich in dem neuen Team zu sein. An diesem Morgen waren die vier alle noch ziemlich verschlafen und keiner wollte so richtig aufstehen. Gestern hatte alle vier das Feuer gepackt und sie hatten bis in die späten Abendstunden trainiert – so lange bis sie nicht mehr konnten. Danach waren sie einfach nur noch mehr schlecht als recht ins Bett gefallen. Miena stand gerade unter der Dusche und hörte im Flur eine Tür klacken. Irgendwer hatte sich wohl auch aus dem Bett gequält. „Morgen, Miena!“ Dumpf drang die Stimme zu ihren Ohren, aber sie erkannte eindeutig, dass es Jess war. „Morgen, ich komm gleich!“ rief Miena zurück. „Ja, ist gut“ erwiderte Jess und gähnte herzhaft. Schlaftrunken tapste sie zurück in ihr Zimmer und suchte sich passende Klamotten aus ihrem Kleiderschrank. In ihrem Zimmer zog sie sich an und ging dann runter in die Küche um Teewasser und Kaffee aufzusetzen. Immer noch gähnend, begann sie den Tisch zu decken, als es plötzlich an der Tür läutete. „Wer kann das sein? Es ist doch erst halb zehn!“ fragte sie sich, ging aber trotzdem zur Tür und öffnete diese. Der Besuch erstaunte sie. „Mr. Dickenson? Kai?!“ fragte Jess nun völlig von der Rolle. „Guten Morgen, Jess. Dürften wir reinkommen?“ fragte Mr. Dickenson nun. „Klar“ sagte Jess nur und trat beiseite. Die drei setzten sich ins Wohnzimmer und Jess hatte immer noch keine Ahnung, was hier eigentlich los war. „Was ist denn los? Ist irgendwas passiert?“ fragte sie schließlich. „Nun, das kam mir vor zwei Tagen zu. Es dürfte euch beide ziemlich interessieren“ sagte Mr. Dickenson und holte zwei weiße Umschläge aus seinem Jackett hervor und drückte jeweils einem der beiden einen in die Hand. Jess schaute immer noch ziemlich verwundert drein, nahm sich den Brieföffner, der auf dem Tisch lag und öffnete den Brief. „Vorladung?“ fragte sie verwirrt. „Ja, bei einem Rechtsanwalt, hier in der Stadt“ bestätigte Mr. Dickenson. „Und was sollen wir da?“ fragte Kai nun. „Der Anwalt hat mich gestern angerufen und gefragt, ob ich diese Briefe erhalten hätte und das ihr beide unbedingt diesen Termin wahrnehmen sollt. Mehr wollte er mir nicht verraten“ sagte Mr. Dickenson. „Das ist ja schon in zwei Stunden“ stellte Jess fest, als sie sich den Termin genauer ansah. „Ihr müsst beide eure Ausweise und Geburtsurkunden mitnehmen“ fügte Mr. Dickenson noch hinzu. „Wofür denn eigentlich?“ fragte Jess verwirrt. „Wie gesagt, ich weiß es nicht“ sagte der BBA-Chef nur. „Kai, dein Flug geht heute Abend um 19:00 Uhr zurück nach Tokyo. Ich muss leider schon los. Wir sehen uns“ Bevor Jess den älteren Herren weiterlöchern konnte, stand er auf und verschwand aus der Tür. „Was zum Henker geht hier eigentlich ab? Und das alles vor dem Frühstück!“ beschwerte sie sich und setzte sich aufs Sofa. „Ich hab selbst keine Ahnung, was das zu bedeuten hat“ erwiderte Kai. „Ich auch nicht. Komm, du kannst mit uns Frühstücken. Nach Mr. Dickenson bist du noch eine Weile hier“ bot Jess an. Miena kam auch gerade die Treppe runter. „Sag mal, Jess, was war denn-? Oh, hallo Kai“ begrüßte sie den Halbrussen völlig überrumpelt. „Mr. Dickenson war gerade hier und hat uns eine Vorladung beim Rechtsanwalt in die Hand gedrückt. Wir haben beide keine Ahnung, um was es eigentlich geht“ erklärte Jess schnell. „Egal, erst mal frühstücken. Dann denkt es sich besser!“ grinste Miena. „Deck noch für Kai mit. Stefania steht eh erst später auf“ sagte Jess schnell und legte den Zettel auf die Küchenzeile. Nach dem Frühstück ging Miena nach oben und Jess und Kai machten es sich im Wohnzimmer bequem. „Biovolt ist unerwartet zurück getreten“ sagte Kai plötzlich. Jess grinste. „Ich weiß“ „Sag mir nicht, dass du nachgeholfen hast“ meinte Kai. „Na ja… eigentlich schon“ erwiderte Jess und erzählte ihm kurz von ihrem leichtsinnigen Deal mit Voltaire. „Sei froh, dass das nicht ins Auge gegangen ist“ war Kais Meinung. „Ist es nicht, aber ich hab mein Ziel erreicht, auch wenn es mit der WM im Endeffekt nicht so geklappt hat“ sagte Jess grinsend. Anderthalb Stunden später machten sich die beiden auf den Weg zu dem Rechtsanwalt. Jess war öfters schon mal daran vorbei gelaufen, so wusste sie genau, wo es war. Vor der Tür zum Anwaltsbüro im Inneren des Gebäudes blieben die beiden kurz stehen, bis Jess beherzt anklopfte und eine Stimme von innen sie herein bat. „Ah, wie schön. Ich habe Sie bereits erwartet“ sagte der Mann im Anzug höflich, reichte beiden die Hand und forderte sie auf Platz zu nehmen. „Mr. Dickenson war heute Morgen bei mir und hat mir und Kai ihre Vorladung in die Hand gedrückt“ fing Jess an zu erklären. „Was sie sagen will, wir würden gerne wissen, warum wir hier sind“ sagte Kai. „Nun denn, eins nach dem anderen. Zuerst würde ich gerne Ihre Geburtsurkunden und Personalausweise sehen“ meinte der Anwalt nun. Nachdem ihm alles vorgelegt wurde und er es eingehend geprüft hatte, setzte er seine Brille ab und wandte sich an die Halbgeschwister. „Der Grund, warum Sie heute hier sind, ist folgender: Ihr Großvater ist vor wenigen Tagen verstorben und bat mich Ihnen beiden sein Testament auszuhändigen“ Kais Augen wurden groß und Jess fiel die Kinnlade herunter. „Was?!“ kam es wie aus einem Munde. „Ja, Sie haben beide geerbt und nach den Unterlagen zu Urteilen, sogar nicht gerade wenig“ sagte der Anwalt banal. Er griff unter seinem Schreibtisch in eine Schublade und holte zwei weitere Umschläge in beigefarben hervor. Jess und Kai schenkten sich kurz verwunderte Blicke. Sie hätten beide mit Einigem gerechnet, aber definitiv nicht damit. Der Anwalt legte den beiden die Umschläge hin. Jess zögerte kurz, griff aber dann beherzt danach und öffnete ihn. Recht zittrig begann sie die handgeschriebene Seite zu lesen und ihre Augen wurden groß. „Wow…“ hauchte sie erstaunt. Kai fragte nicht nach, sondern schnappte sich seinen Umschlag und stand auf. „Kai, warte mal“ sagte Jess überrumpelt. Doch er hörte nicht, nahm seine Jacke und ging raus. „Entschuldigung. Ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt auch gehe“ meinte Jess nun und verabschiedete sich von dem Anwalt. „Ja, gerne doch“ erwiderte er. Auch Jess schnappte sich ihre Jacke und ging aus der Tür. Draußen vor dem Gebäude stand Kai und seine Halbschwester verstand jetzt gar nichts mehr. „Sag mal, was ist denn los?“ fragte sie verwundert. Kai antwortete ihr nicht, sondern hatte nur den Blick auf den nassen Bürgersteig unter ihm gerichtet. „Kai, was ist los?“ fragte Jess nochmals – dieses Mal mit Besorgnis in der Stimme. Dann geschah etwas, von dem Jess glaubte, es niemals in ihrem Leben zu sehen zu bekommen. In Kais Augen bildeten sich Tränen und eine davon lief über seine Wange, bevor er es verhindern konnte. Jess sagte nichts. Sie wusste, dass er jetzt nichts hören wollte. Wortlos umarmte sie ihn einfach und wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte, was erfahrungsgemäß auch nicht sehr lange dauerte. „Ich glaube, das war einfach die Erleichterung“ sagte Kai nach einer Weile leise. Jess lächelte. „Komm, lass uns nach Hause gehen. Ich hab den anderen was zu erzählen“ meinte sie und ging los. In der WG angekommen, wurde Jess sofort von ihren Teamkameradinnen gelöchert, was dieser Anwalt denn gewollt hätte. Sie setzten sich alle ins Wohnzimmer. „Also, jetzt mach’s nicht so spannend! Raus mit der Sprache“ forderte Miena Jess auf. „Ich hab geerbt“ sagte die Teamchefin kurz. „Du… was? Ja, aber von was denn?“ fragte Stefania irritiert. „Voltaire ist vor einigen Tagen gestorben und hat uns beiden – also Kai und mir – sein Testament hinterlassen“ erklärte Jess. „Ja, und weiter? Was genau hast du jetzt geerbt?“ fragte Miena hibbelig. „Mir gehören 49 % der Biovolt Corp. – also von dem übrig gebliebenen Vermögen. Das sind umgerechnet ca. 3,5 Millionen US Dollar“ „WAS?!“ platzte es den anderen dreien heraus. „Man, damit hast du für den Rest deines Lebens ausgesorgt!“ sagte Miena perplex. „Scheint wohl so“ meinte nun auch Irina ebenfalls so verblüfft. „Das ist einfach Wahnsinn“ brachte Stefania nur heraus. „Und wem gehören jetzt die restlichen 51 % vom Unternehmensvermögen?“ fragte Miena nach. „Kai. Wenn es die Organisation noch geben würde, wäre er jetzt der Boss“ erwiderte Jess. „Und was ist mit den ganzen Gebäuden?“ fragte Irina interessiert. „Keine Ahnung… Bei mir steht nichts drin“ erwiderte Jess. „Kai, wie sieht’s bei dir aus?“ „Nein, nichts“ antwortete er nur. „Hmm… seltsam“ wunderte sich Miena nun. „Ja, schon, aber mit der Abtei hätte ich sowieso nichts anfangen können“ sagte Jess daraufhin. „Was heißt das jetzt konkret für uns? Ich meine, Voltaire ist zwar weg, aber wir dürfen Boris nicht vergessen“ räumte Stefania nun ein. „Biovolt gibt es nicht mehr und das Vermögen davon, haben Kai und Jess geerbt. Wenn dieser größenwahnsinnige Depp wieder was auf die Beine stellen will, soll er doch. Wir und die nächste Generation werden das sowieso wieder vereiteln. Von daher mache ich mir keine Sorgen“ meinte Miena nun und lehnte sich entspannt in ihrem Sessel zurück. „Sie hat Recht. Das ist weiß Gott das Letzte worüber wir uns den Kopf zerbrechen sollten“ nickte Irina. Eine Weile herrschte Stille. „Es schneit“ sagte Stefania plötzlich unvermittelt. Jess ließ sich auf der Couch zurückfallen. „Nicht schon wieder Winter. Ich hasse diese verdammte Kälte“ seufzte sie. „Was denn? So schlimm finde ich das gar nicht!“ grinste Miena zurück „Ich spendiere dir eine Reise nach Alaska, du Schneemensch. Vielleicht ist es dir ja da kalt genug. Manchmal meckerst du noch, dass es bei minus zwanzig Grad zu warm ist“ erwiderte Jess. „Wirklich?“ fragte Miena mit gespielter Begeisterung. „Na logisch. Gleich nachdem ich hier das Wetter geändert hab und wir hier Sahara-Klima haben“ meinte Jess daraufhin sarkastisch. Irina lachte kurz auf und Stefania grinste breit. „Wenn du Kälte und Temperaturen unter Null Grad so verabscheust, warum wohnst du dann in der mitunter kältesten Stadt der Welt?“ fragte Kai nun. „Weil das hier mein Zuhause ist. Auch wenn es hier wirklich verdammt kalt wird und ich das hasse wie die Pest, würde ich es um nichts in der Welt missen wollen. Ich bin in Moskau groß geworden und hier hängen so viele Erinnerungen. Ich würde hier niemals freiwillig weg wollen“ erwiderte Jess lächelnd. „Dich soll mal einer verstehen“ sagte Stefania verwundert. „Die ist mindestens so komplex wie der Sinn des Lebens, also an deiner Stelle würde ich mich nicht mit ihr auseinandersetzen“ lachte Irina zurück. „Hey, für eine Frau bin ich noch ziemlich unkompliziert“ erwiderte Jess grinsend. „Das stimmt allerdings auch wieder“ nickte Miena. Kapitel 13: Die Idee mit dem Turnier ------------------------------------ Am späten Nachmittag begleitete Jess Kai zum Flughafen. „Wir sehen uns spätestens auf dem nächsten internationalen Turnier“ meinte Jess. „Nehmt ihr eigentlich an der nächsten Weltmeisterschaft teil?“ fragte Kai. „Ich überlege noch. Aber, ich tendiere eher mal zu nein“ erwiderte Jess seufzend. „Aber, wir können vielleicht mal ein kleines Turnier von uns aus veranstalten, mit unseren eigenen Regeln! Tyson und die anderen hätten bestimmt Lust dazu und wir können bestimmt irgendwas organisieren“ „Du hast vielleicht Ideen, aber so schlecht finde ich das gar nicht“ meinte Kai nun. Jess grinste. Sie schwieg einen Moment und sah auf ihre Uhr. „Oh, du musst los, sonst verpasst du den Flieger“ „Ja, ich weiß. Also, wir sehen uns“ sagte Kai, drehte sich um und ging. Er winkte ihr noch kurz zu. Jess dachte einen Moment über die Idee mit dem Turnier nach. Das würde bestimmt eine tolle Angelegenheit werden. Und falls die BBA das nicht Sponsoren sollte, würden sie und Kai eben für die finanziellen Mittel aufkommen – genug Geld hatten sie ja! Auf dem Weg nach hause schlenderte Jess durch die Stadt. Sachte fielen die Schneeflocken vom Himmel und fingen langsam an den Boden und die Dächer zu bedecken. „Hey, Tala!“ rief Jess plötzlich, als sie den Teamchef erkannte. „Oh, hallo Jess. Was machst du denn hier?“ fragte er verwundert. „Ich habe Kai gerade noch zum Flughafen begleitet“ erklärte sie kurz. „Kai war hier? Warum denn das?“ fragte Tala perplex. „Ist eine längere Geschichte…“ erwiderte Jess nun. „Weißt du was? Ich lad dich auf einen Kaffee ein und dann kannst du mir vielleicht auch mal erzählen, was mit Alex los ist“ schlug er vor. Jess blinzelte verwundert. „Alex?... Gut, von mir aus. Ich will hier nicht noch länger in der Kälte stehen“ meinte sie. Da Jess wenig für Kaffee in allen Arten übrig hatte, machte sie sich über eine heiße Schokolade mit einer großen Portion Sahne her. „Hast du Alex getroffen?“ fragte Jess und löffelte die Sahne in ihrer Tasse herunter. „Der ist am Boden zerstört. Ich weiß nicht wieso, nur dass es was mit dir zu tun hat. Sag mal, was hast du mit dem gemacht?“ fragte Tala und rührte seinen Capuccino um. „Ich mit ihm? Wohl eher er mit mir!“ antwortete Jess ernst. „Was ist denn passiert?“ „Ich hab dir doch von dem seltsamen Fieber und von diesen unkontrollierbaren Powerschüben erzählt… Na ja… und das hatte ich nur dadurch, dass Alex nachgeholfen hat“ fing sie an zu erzählen. „Und weiter?“ hakte Tala nach. Jess seufzte einmal schwer und erzählte ihm die ganze Geschichte. „... ich hab ihm eine geknallt und gesagt, dass er sich aus meinem Leben raushalten soll und ich ihn nie mehr sehen will“ Tala überlegte kurz. „Vielleicht solltest du ihm doch noch eine Chance geben“ meinte er. „Nach dem Auftritt? Da kann ich mich gleich selbst abschießen, ehrlich!“ erwiderte Jess. „Ich meine das ernst. Du hättest ihn echt mal sehen sollen. Er würde dich gerne zurückhaben, aber er hat keine Ahnung wie er das anstellen soll“ Jess stützte ihren rechten Ellenbogen auf den Tisch und legte ihr Kinn in die Hand. „Bist du jetzt mein Psychologe oder von der Partnervermittlung?“ fragte sie und zog eine Augenbraue hoch. Tala grinste. „Dafür ist mir meine Zeit eigentlich zu schade“ erwiderte er. „Und warum opferst du dann trotzdem deine wertvolle Freizeit um mich wieder mit Alex zu verkuppeln?“ hakte sie interessiert nach. „Mir war eben danach“ erwiderte er schulterzuckend. Jess verdrehte die Augen. „Es ist mir ehrlich gesagt egal, was Alex noch von mir will. Ich bin drei Monate ohne ihn ausgekommen, da kann ich wohl für den Rest meines Lebens auch auf ihn verzichten“ schnaufte sie schließlich. „Es ist deine Entscheidung. Ich häng mich da nicht rein“ meinte Tala nun. „Ach, auf einmal. Eben sah das eben noch ganz anders aus“ sagte Jess. „Weißt du, manchmal hast du Stimmungsschwankungen wie eine Frau!“ „Und das kommt ausgerechnet von dir!“ Eine Weile herrschte Schweigen. „Sag mal… warum war Kai hier in Moskau?“ fragte Tala dann interessiert. „Ich verrate es dir nur, wenn du es für dich behältst“ sagte Jess nachdrücklich. Tala nickte verstehend. Jess holte aus ihrer Jackentasche den Umschlag mit dem Testament hervor und legte ihn auf den Tisch. „Deshalb war er hier“ sagte sie. Tala las sich die Zeilen durch und staunte nicht schlecht. „Und das ist wirklich echt?“ fragte er zweifelnd. „Hey, ich hab eine Vorladung beim Rechtsanwalt bekommen und Kai wurde extra aus Japan hier her geflogen – also, ja. Das ist echt“ erwiderte Jess. „Das ist wirklich eine Menge, die du da geerbt hast“ meinte Tala. „Ja, aber ein Teil des Geldes wird vermutlich bald draufgehen“ sagte sie grinsend. „Wofür?“ „Ich hab mir gedacht, dass wir vielleicht einmal unser eigenes Turnier veranstalten können – mit unseren eigenen Regeln versteht sich. Ich weiß zwar noch nicht wo und wie, aber wenn alles geklärt ist können wir uns irgendwo eine Turnierhalle mieten und die Matches dort austragen. Es wäre einfach mal genial, mit allen internationalen Beybladern anzutreten, vielleicht sogar fernab von Publikum“ erklärte Jess und seufzte. „Über so was machst du dir Gedanken?“ fragte Tala. „Ich spiele wenigstens nicht den Psychodoc für meine beste Freundin“ erwiderte Jess lachend. „Wie gesagt, dafür ist meine Zeit eigentlich zu schade“ erwiderte er. „Man, dich soll mal einer verstehen“ sagte sie. „Das mit dem Turnier ist vielleicht sogar keine schlechte Idee“ meinte Tala nach einer Weile. „Deshalb hab ich das ja auch vorgeschlagen. Da werden bestimmt einige dafür sein. Das wird ein Heidenspaß!“ freute sich Jess. „Erst mal abwarten, wer überhaupt dafür ist. Vielleicht vergisst sich die ganze Sache auch wieder!“ sagte er nun. Jess seufzte. „Ja, das kann auch durchaus sein. Ich hoffe es nicht“ grummelte sie zurück. Kapitel 14: Kampf der Seelen - Ice Dranzer und Dark Dranzer ----------------------------------------------------------- Es verging eine weitere Woche, bis sich Hillary bei den Black Bladers per Telefon meldete und ihnen Bescheid sagte, wie begeistert die Jungs von der Idee mit dem Turnier waren. „Wow, wirklich? Ich hätte niemals gedacht, dass das so gut ankommt!“ meinte Miena leicht perplex, aber erfreut. „Ja, die sind hier alle schon mit Organisation beschäftigt – das solltet ihr echt einmal sehen!“ sagte Hillary. „Gut, wir sehen uns ja bestimmt demnächst und wir melden uns, wann wir das alles am besten machen und so weiter“ erwiderte Miena. „Ja, bis dann!“ verabschiedete sich die Braunhaarige und legte auf. Irina kam gerade ins Wohnzimmer herein. „Und? Haben die Bladebreakers zugesagt?“ fragte sie interessiert. „Aber so was von. Ich glaub, das muss ich gleich mal Jess erzählen“ erwiderte Miena grinsend. „Die ist oben“ meinte Irina nun. Miena ging die Treppe hoch und stand auf dem Flur, als ihr plötzlich Jess entgegenkam. „Jess?“ fragte die Blonde leicht verunsichert, als sie merkte, dass irgendwas nicht stimmte. Heiser kam ihr Name von Jess, bevor die Teamchefin im Flur zusammenbrach. „Oh mein Gott!“ rief Miena aus. Irina kam auch die Treppe hoch gerannt und als sie Jess am Boden liegen sah, verstand sie gar nichts mehr. „Was ist denn passiert?“ fragte sie entsetzt. „Keine Ahnung, sie ist einfach zusammengebrochen“ erwiderte Miena ratlos. „Was sollen wir jetzt machen?“ fragte Irina hilflos. „Am besten, wir rufen den Notarzt. Es kann sein, dass das vielleicht eine Nachwirkung von diesem komischen Serum ist“ beschloss Miena. Ihr Verdacht bestätigte sich, als die Hand von Jess berührte und diese glühendheiß war. Irina fackelte nicht lange und griff zum Telefon. Wenige Minuten später traf der Arzt ein, doch er bedauerte nur, dass er jetzt nichts machen könne und sie dringend ins Krankenhaus müsse, da bei dieser hohen Körpertemperatur akute Lebensgefahr bestand. Irina und Miena konnten sich das nicht erklären – auch Stefania, die später zu ihnen kam, wusste nicht, was das jetzt zu bedeuten hatte. Die drei saßen noch einige Stunden im Krankenhaus und diskutierten über die Lage. „Was sollen wir denn jetzt machen? Die Ärzte haben gesagt, dass sie sterben könnte, wenn sich ihre Temperatur noch weiter erhöht!“ sagte Miena, langsam der Verzweiflung nahe. „Ich weiß, aber wir können leider auch nichts dran ändern“ erwiderte Irina. Eine Weile herrschte Schweigen. Plötzlich fiel Stefania etwas ein. „Alex“ sagte sie unvermittelt. „Was?!“ platzte es den anderen beiden heraus. „Vielleicht kann Alex ihr helfen! Er hat ihr doch dieses Serum verabreicht! Wenn wir Glück haben, hat er eine Art Gegenmittel dafür!“ erklärte sie hastig. „Gut, gehen wir ihn suchen!“ beschloss Miena. Die anderen beiden nickten zustimmend. ~ Dunkelheit war das Erste, was sie sah, als sie die Augen öffnete und sich umsah. >Was ist passiert? Wo bin ich hier?< fragte Jess sich. Ihre Gedanken hallten laut wider, als wäre sie in einer gigantischen Halle. Plötzlich waren etwas weiter weg von ihr seltsame Geräusche zu hören. Es klang wie ein Schreien und als würde etwas aufeinaderprallen. Jess glaubte die Stimme ihres Phönix’ zu erkennen. „Ice Dranzer?“ fragte sie leise. Irgendetwas kam auf sie zu, etwas Großes und plötzlich landete einige Meter neben ihr Ice Dranzer mit einem lauten Aufprall, der den Boden unter ihren Füßen erzittern ließ. Er war offenbar verletzt. Blut lief aus seinem riesigen Schnabel, das Gefieder war teilweise zerfetzt und es fehlten ein paar Schwungfedern. Jess stand daneben und konnte das nicht glauben. Langsam ging sie auf ihn zu und blieb neben seinem gigantischen Kopf stehen und sah ihm in die großen dunkelblauen Augen. „Wer tut dir so was an?!“ fragte Jess leise und in ihren Augen sammelten sich Tränen. ~ Die drei Black Bladers teilten sich auf. Miena machte sich auf den Weg zu Tala – er konnte vielleicht wissen, wo Alex steckte. Irina ging zu Alex nach hause und Stefania sollte sich im Park umsehen. „Wenn irgendwer ihn findet, ruft die anderen auf dem Handy an. Wir treffen uns dann alle vor der Klinik“ entschied Miena. Die anderen beiden nickten verstehend und machten sich auf den Weg. Miena klingelte bei Tala Sturm. Ziemlich genervt öffnete dieser schließlich die Tür. „Miena? Was ist denn los?“ fragte er erstaunt. „Ganz schnell: Weißt du wo Alex ist?“ stellte Miena hektisch die Gegenfrage. „Keine Ahnung… Zuhause denke ich“ erwiderte Tala einfach. Plötzlich klingelte Mienas Handy. Sie kramte es schnell aus ihrer Hosentasche und nahm ab. Es war Irina. „Miena, ich hab ihn gefunden! Ich steh hier mit ihm vor seiner Haustür. Ich rufe Stefania an, kommt hier her“ erklärte sie schnell. „In Ordnung. Ich bin gleich da“ sagte Miena und legte auf. „Sagt mal, was ist denn los?“ fragte Tala verwirrt. „Erkläre ich dir später. Ich muss wieder los“ erwiderte Miena, drehte sich um und ging. Tala stand noch einen Augenblick in der Tür, zuckte dann Schultern und ging wieder rein. Miena hatte sich sehr beeilt, zu Irina zu kommen und auch Stefania ließ nicht sehr lange auf sich warten. „Was ist denn eigentlich hier los?“ fragte Alex verwirrt. „Es geht um Jess. Sie liegt im Krankenhaus, hat überdurchschnittlich hohes Fieber und könnte daran sterben!“ sagte Miena ernst. „Was?! Und wieso kommt ihr jetzt gerade zu mir?“ fragte Alex weiter. „Du kannst ihr doch bestimmt helfen!“ meinte Irina nun. Miena äußerte kurz ihren Verdacht mit dem seltsamen Fieber vor der WM und dem Serum – und das Alex vielleicht ein Gegenmittel haben könnte. „Wie kommt ihr darauf? Ich hab ihr dieses Serum nur währen der WM verabreicht und die Wirkung verfliegt nach einigen Wochen ohne Nachwirkungen“ erklärte Alex. „Wir können uns das aber nicht anders erklären. Jess ist zusammengebrochen und hatte unheimlich hohe Temperatur. Das kann doch nur damit zusammenhängen“ erwiderte Miena energisch. „Tut mir Leid. Ich habe dafür kein Gegenmittel oder so was“ bedauerte Alex. „Und wie sollen wir Jess dann helfen? Sie wird sterben, wenn wir nichts unternehmen!“ rief Irina wütend. „Ob sie es schafft oder nicht, hängt von ihrer Einstellung ab. Das Fieber klingt bestimmt wieder ab, wenn sie dagegen ankämpft. Wenn sie das nicht tut und aufgibt, können wir nichts mehr tun“ sagte Alex traurig. „Ich lasse sie nicht einfach sterben!“ polterte Miena sauer. „Aber, was ist wenn er Recht hat? Wenn das wirklich ein Kampf ist, denn Jess selbst ausfechten muss und wie ihr nicht helfen können?“ fragte Stefania. „Wir können nicht mehr, als ihr zu vertrauen. Sie kann es schaffen“ meinte Irina hoffnungsvoll. „Ja, aber ich mache mit trotzdem Sorgen…“ seufzte Miena und ungewollt liefen ihr ein paar Tränen der Angst über die Wangen. ~ Jess ging es im Moment nicht anders – allerdings mit dem Unterschied, dass sie keine Angst um ihr Leben, sondern um ihr Bitbeast Ice Dranzer. Der große Vogel lag weiterhin am Boden und sah in die entsetzten Augen seiner Besitzerin. »Mach dir um mich keine Sorgen, Jess. Ich schaffe das schon« sagte der Vogel plötzlich und zum ersten Mal in ihrem ganzen Leben, merkte Jess, dass sie ein weibliches Bitbeast hatte. „Du kannst sprechen?“ fragte sie erstaunt. »Schon immer. Ich hatte nur bisher keine Gelegenheit, es dir zu sagen« erwiderte der Vogel. Offenbar lief die Verständigung über eine Art Telepathie, denn Ice Dranzer bewegte seinen Schnabel nicht. „Du musst aufstehen und wieder gesund werden. Alleine lassen kannst du mich nicht. Bitte, Ice Dranzer!“ flehte Jess. Plötzlich landete etwas sehr Großes mit lauten Flügelschlägen neben ihnen. Jess drehte sich um und erkannte Dark Dranzer. Auf dem schwarzen Hintergrund wirkte sein Gefieder mehr dunkelrot, als schwarz. Ice Dranzer stand mit einem Ruck auf und schrie den Vogel vor sich an. „Was ist eigentlich hier los?“ fragte Jess verwirrt. »Dark Dranzer versucht mich zu töten, damit er sich befreien kann und den Platz in deiner Seele und deinem Beyblade einzunehmen. Wenn das passiert, könnte er die ganze Welt zerstören!« sagte Ice Dranzer ernst. „Was ist er?“ fragte Jess weiter und sah sich den Vogel genauer an. »Ich bin Ice Dranzers Negativ – sein Gegenteil. Du hast mich hier her verbannt, als diese seltsame Kette um deinen Hals, dieses Licht ausgestrahlt hat« erwiderte Dark Dranzer und klang wütend. Er hatte eine furchteinflößende tiefe Stimme. „Ich hätte auch niemals mit dir kämpfen wollen! Dich will ich nicht als Bitbeast!“ protestierte Jess sauer. »Wenn es Ice Dranzer nicht mehr gibt, wirst du keine Wahl haben!« sagte Dark Dranzer und stürzte sich auf den eisblauen Vogel. ~ „Man, es ist so frustrierend, dass wir nichts machen können“ seufzte Miena. Die drei waren wieder zur WG zurückgegangen und wirkten alle sehr bedrückt. Diese verdammte Hilflosigkeit ließ sie einfach nicht los. „Ja, aber wir können wirklich nur abwarten. Du hast ja gehört, was Alex gesagt hat“ erwiderte Irina. „Ich weiß“ seufzte Miena zurück. Alex hatte sich wieder auf den Weg nach Hause gemacht und durchsuchte nun fieberhaft seine Wohnung. „Verdammt, wo ist sie denn nur?“ fluchte er. Er hatte die Black Bladers belogen. Er hatte ein Gegenmittel, dass Jess das Leben retten konnte. Er wollte nur nicht, dass Jess dachte, dass er sie so zurückgewinnen wollte, deswegen hatte er das gekonnt verschwiegen. Unschlüssig stand Alex in seiner Wohnung und überlegte. Dann fiel im ein, wo er das Zeug hatte. Er ging hinunter in den Keller und suchte nach dem Koffer, den bei der WM mithatte. Als er ihn gefunden hatte, öffnete er ein kleines Seitenfach und holte eine kleine Pappschachtel heraus. Diese Spritzepräparate hatte er bekommen, falls etwas bei der Dosierung schief laufen sollte und Jess zu sterben drohte. Entschlossen packte er die Schachtel und machte sich damit auf den Weg ins Krankenhaus. ~ Ice Dranzer musste hart einstecken und versuchte sich so gut sie konnte zu verteidigen. Immer wieder bissen sich die beiden Vögel in Flügel und Hals und versuchten den jeweils anderen zu verletzen. „HÖRT AUF!“ schrie Jess dazwischen. Sie hatte Angst, dass Ice Dranzer sich noch mehr verletzten könnte und wollte das lieber so klären, als dass sich die beiden noch mehr bekriegten. „Dark Dranzer, verschwinde einfach! Ich will dich nicht als mein Bitbeast und werde es auch niemals wollen!“ wiederholte Jess nachdrücklich. »Bist du dir da wirklich so sicher? Willst du nicht lieber ein starkes Bitbeast, dass die Macht hat, jeden Kampf für dich zu entscheiden? Stattdessen entscheidest du dich für diese schwache Kreatur, die sogar zulässt, dass ihre Wunden auf dich übergehen« fragte Dark Dranzer und ging einen Schritt auf sie zu. Jess wollte gerade nach dem Warum fragen, als sie plötzlich einen stechenden Schmerz in der Bauchgegend vernahm. Sie sackte auf die Knie und musste stark husten, wobei der Boden mit Blut benetzt wurde. Schnittwunden an den Armen wurden sichtbar. Ice Dranzers Verletzungen waren auf sie übergegangen. ~ Alex kam im Krankenhaus an und erkundigte sich sofort nach Jess und wo sie sich befand. Allerdings sagte die Dame an der Rezeption, dass sie nicht besucht werden dürfte. „Ich muss aber ganz dringend zu ihr!“ protestierte er sofort. „Dann wenden sie sich bitte an den zuständigen Arzt. Ich kann ihnen da nicht weiterhelfen“ bedauerte die Dame entnervt. Alex schnaufte, ließ sich aber von ihr den Namen des Arztes geben und machte sich auf den Weg zu ihm. Solange Jess noch gegen das Fieber ankämpfte, war es nicht zu spät. Nach einer kurzen Suchaktion fand er den Arzt und erklärte ihm die Sachlage und das Jess unbedingt dieses Mittel brauchte, um wieder gesund zu werden. „Soll ich Ihnen das wirklich glauben? Dieses Mittel könnte ihren Zustand vielleicht sogar noch verschlechtern“ meinte der junge Chefarzt bedenklich. „Wollen Sie das vielleicht nicht kapieren?! Meine Freundin STIRBT, wenn Sie ihr das nicht geben!“ polterte Alex lautstark. „Nun, ich werde schauen, was ich tun kann“ versicherte der Arzt und verschwand um die Ecke. Alex schnaufte und schüttelte verständnislos den Kopf. ~ Ice Dranzer stand schützend vor ihrer Besitzerin und gab Dark Dranzer zu verstehen, dass er ihr auf keinen Fall zu nahe kommen sollte. „Ice Dranzer, wir werden dieses Bitbeast schlagen. Dann hast du diese Last nicht mehr mit dir zu tragen“ sagte Jess ernst. Sie war verletzt – genau wie ihr Phönix – aber keiner der beiden würde aufgeben. »Ihr seid doch beide Narren. Ihr könnt mich nicht schlagen. Schon gar nicht in diesem Zustand« sagte Dark Dranzer selbstsicher. „Doch, denn dir fehlt etwas ganz Entscheidendes! Ice Dranzer und ich haben ein starkes Band, was uns verbindet. Und dieses Band kannst du nicht zerreißen!“ erwiderte Jess. Die Kette um ihren Hals – die, die ihr Bitbeast zeigte – leuchtete bläulichweiß auf. Auch Ice Dranzer tat dies und schrie auf. Es war kein Schmerzensschrei, denn genau das Gegenteil passierte: Die Wunden heilten bei Ice Dranzer und bei Jess. Der eisblaue Phönix war genesen und nun wieder in seiner vollen Stärke bereit zum Angriff. Wütend über die plötzliche Wendung der Ereignisse schrie Dark Dranzer auf. „Ice Dranzer!“ rief Jess ihrem Phönix zu. „Razing Thunder Storm! Vernichte Dark Dranzer!“ Ice Dranzer schrie auf, seine Flügel wurden in weißes Licht getaucht und leuchteten intensiver als je zuvor. Dark Dranzer versuchte den blauen Phönix anzugreifen, doch das grelle Licht hielt ihn davon ab. Stattdessen nutzte Ice Dranzer ihre Chance und griff an. Wie ein Pfeil schoss sie durch die Brust von Dark Dranzer und dieser löste sich auf und verschwand. Ice Dranzer drehte eine Runde und kehrte zu ihrer Besitzerin zurück. »Willst du zurück?« fragte sie sanft. „Ja, auf jeden Fall“ nickte Jess glücklich zurück. Ice Dranzer drehte sich seitlich zu ihr und ließ ihren Flügel leicht herabhängen. »Steig auf« Etwas unsicher stieg sie auf den Rücken des großen Vogels. Ice Dranzer stieß sich vom Boden ab und erhob sich in die Lüfte. Jess sah nach links und rechts auf die großen Schwingen, die einen wunderschönen funkelnden Glanz hatten, als wären sie mit Kristallen besetzt. Immer höher flog der Phönix und steuerte auf ein kleines weißes Licht zu. Auf einmal wurde alles ganz hell. ~ „Jess? Jess! Hey, hörst du mich?!“ Benommen öffnete die Angesprochene die Augen und stellte ihren Blick scharf. „Schon Zeit zum aufstehen?“ nuschelte Jess zurück. Miena grinste sie an. „Ja, stell dir vor!“ gab sie zurück und klang erleichtert. Jess setzte sich auf und erblickte auch ihre anderen beiden Teamkameradinnen. „Wir haben uns wirklich Sorgen gemacht. Sag, wie geht’s dir?“ fragte Irina. „Müde…“ murmelte Jess zurück. „Was ist überhaupt passiert? Ich weiß gar nichts mehr“ „Du bist im Flur zusammengebrochen. Wir haben gleich den Notarzt angerufen und du wurdest dann ins Krankenhaus gebracht“ erzählte Irina. Die Tür ging auf und ein Arzt trat ein. „Ah, sie sind endlich wach. Wie fühlen sie sich?“ fragte er. „Ganz gut. Ich bin nur ziemlich müde“ erwiderte Jess und gähnte herzhaft. „Sie werden noch ein paar Tage zur Beobachtung hier bleiben, aber ansonsten sind sie auf dem besten Weg der Besserung“ sagte der Arzt. „Wie konnte sie eigentlich so schnell wieder gesund werden? Vor zwei Tagen haben wir noch um ihr Leben gebangt“ meinte Miena. „Nun, ein junger Herr hat uns ein wirksames Gegenmittel in die Hand gedrückt. Bevor wir es angewandt haben, musste über das Risiko diskutiert werden. Aber, wir konnten nicht länger warten und haben es ihr verabreicht“ erklärte der Arzt sachlich. „Ich lasse sie jetzt alleine“ Damit verließ der junge Arzt das Zimmer. „Jess, du weißt gar nicht wie knapp du dem Tod durch die Finger geglitten bist. Wenn sich deine Körpertemperatur noch nur um einen einzigen Grad erhöht hätte, wärst du gestorben!“ sagte Irina besorgt. „Da ist noch etwas anderes passiert…“ erwiderte Jess unvermittelt. „Was denn?“ fragte Irina interessiert nach. Jess erzählte ihnen, was sich zwischen Dark Dranzer und Ice Dranzer abgespielt hatte. „Du hast das Bitbeast vernichtet?“ fragte Miena. „Kommt der jetzt wirklich nicht wieder?“ hakte nun auch Stefania nach. „Ice Dranzer ist… weiblich?“ fragte Irina ganz unintelligent. „Ja, wirklich“ lachte Jess zurück. Plötzlich ging die Tür auf und jemand betrat das Krankenzimmer. „Ach, Jess. Du bist ja auch wieder da“ sagte Tala. „Ja! Jetzt kann ich dir wieder auf die Nerven gehen!“ grinste Jess verschmitzt zurück. Miena lachte. „Man, euch beiden könnte man stundenlang zuhören – das ist besser wie jeder Kinofilm!“ „Sind die immer so?“ fragte Stefania. „Lass mich nachdenken… ähm, ja, wenn du so fragst, die beiden lassen immer solche Sprüche ab“ nickte Irina. Kapitel 15: Im Zwiespalt ------------------------ Drei Tage später durfte Jess das Krankenhaus verlassen. Die anderen freuten sich, dass ihre Teamchefin wieder auf den Beinen war und Miena erzählte Jess von Hillarys Anruf, als sie in der WG ankamen. „Ich wusste, dass das gut ankommt!“ freute sich Jess. „Wir finden die Idee auch nicht schlecht. Hoffentlich können wir das durchziehen – das wird bestimmt toll“ meinte Irina. Plötzlich klingelte es an der Tür. „Ich geh schon hin!“ sagte Miena und stand auf. Eine Weile hörte man sie und noch jemanden reden, dann wandte sich die Blonde um und rief nach Jess. Verwundert stand sie auf und ging in den Hausflur. „Alex…“ sagte sie monoton. „Komm, wir gehen ein Stück“ erwiderte er nur. Jess zögerte einen Moment, willigte dann aber doch mit einem Nicken ein, schnappte sich ihre Winterjacke und zog sich die Schuhe an. Eine ganze Weile liefen die beiden schweigend in der Stadt nebenher, bis Jess plötzlich stoppte. Alex drehte sich um und sah sie an. „Der Arzt hat gesagt, dass er dieses seltsame Gegenmittel von einem ’jungen Herren’ in die Hand gedrückt bekommen hat. Ich gehe mal davon aus, dass du das warst“ sagte sie kühl. „Jess, ich wollte nicht, dass du auf den Gedanken kommst, dass ich dich auf diese Weise zurückhaben will – das verlange ich überhaupt nicht! Ich habe sogar deinen Teamkolleginnen gesagt, dass ich nichts hätte, was dir helfen könnte“ erklärte Alex. Jess schwieg. Die eiskalte Mauer, die sie Alex gegenüber während der WM gezeigt hatte, fing nun an zu bröckeln. Die unterdrückten Gefühle kamen hoch. „Du hast mir während der Weltmeisterschaft das Herz gebrochen und ich dachte, ich könnte es einfach so wegstecken… ich hab mich wohl geirrt“ meinte sie nun und schluckte hart. Alex seufzte. „Hör zu… ich liebe dich und ich erwarte überhaupt nicht, dass du mich zurück willst – das Einzige, was ich mir wirklich wünschen würde, ist, dass du mir verzeihst“ Jess sah ihn an. Ihre blauen Augen musterten ihn kurz und sie wog Pro und Contra ab. Sollte sie wirklich zwei Jahre – zwei wunderbare Jahre – ihres Lebens einfach so wegwerfen? Immerhin war Alex der Erste in ihrem Leben, der über ihren Ruhm hinwegsah und sie so nahm, wie sie war. Er sah nicht die Teamchefin des ehemaligen Weltmeisterteams oder die Spitzenbladerin aus Russland, sondern einfach so, wie sie wirklich war. Jess schnaufte. „Alex… ich weiß im Moment überhaupt nicht, was ich denken soll. Ich bin vor drei Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden und hab mir über uns den beide den Kopf zerbrochen. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie es weitergehen soll. Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich konsequent bin und für mich der Schlussstrich eigentlich feststeht. Aber… ich weiß nicht, ob ich es so dieses Mal durchziehen kann“ erklärte sie wehmütig. „Ich lasse dich am Besten einfach mal die nächsten Tage oder Wochen in Ruhe, damit du über alles nachdenken kannst. Und egal, wie du dich entscheidest, ich bin immer für dich da“ sagte Alex lächelnd und nahm sie in den Arm. Jess seufzte schwer und ließ die Umarmung zu. Es tat ihr irgendwo weh, als er sich umdrehte, verabschiedete und ging. „Was bin ich nur ein Weichei geworden…“ schnaufte sie und stapfte durch den Schnee, der auf den Gehwegen teilweise noch lag, nach Hause. Sie wurde in der Haustür schon von ihren Teammitgliedern gelöchert, aber ihr schwirrte zu viel im Kopf herum und sie hatte keine Lust auf lange Erklärung. Mit einem „Später“ verschwand sie in ihrem Zimmer, schloss die Tür ab und schmiss sich auf ihr Bett. Jess blieb einen Moment darauf liegen, setzte sich dann wieder auf und seufzte schwer. Ungewollt bahnten sich einige Tränen den Weg über ihre Wangen. >Chiara hat Recht gehabt, als sie sagte, dass ich das mit Alex nicht so verdrängen sollte. Es hat mich wieder eingeholt und jetzt weiß ich nicht mehr was ich glauben oder machen soll< dachte sie und lehnte sich gegen die Wand. Das Turnier, was eigentlich geplant war – daran dachte sie im Moment nicht einmal. Ihr drohte die Decke auf den Kopf zu fallen und ihr Leben schien plötzlich so durcheinander. In diesem Moment fiel etwas mit einem vernehmlichen Knall von ihrem Schreibtisch. Jess raffte sich auf und kniete sich auf den Boden. Die Kette mit dem Anhänger, der Ice Dranzer zeigte war heruntergefallen. Sie besah den Phönix einen Moment und einige vage und verschwommene Erinnerungen schossen durch ihren Kopf. Und dann fiel ihr wieder ein, wo sie diese Kette schon einmal gesehen hatte. Jess stand auf und lief zu ihrem Schrank. Zwischen diversen Lexika, Romanen und anderen Werken, suchte sie nach etwas ganz bestimmten. Im untersten Fach lag ein in dunkelblau gehaltenes langes Fotoalbum. Sie pustete kurz den Staub davon herunter und schlug es auf. Hier hatte sie noch ein paar ganz alte Bilder, die vor ihrer Geburt und in ihrem ersten Lebensjahr gemacht wurden. Jess schlug es auf und überflog die alten, teilweise fleckigen Fotos und blieb ein paar Seiten später an einem ganz bestimmten Bild hängen. Es zeigte ihre Mutter und ihrem Vater, die beide lächelnd und Arm in Arm dastanden. Die Teamchefin schnaufte schwer. An ihre Mutter konnte sie sich teilweise noch ein bisschen erinnern. Jess wurde damals nur gesagt, dass ihr Vater sie und ihre Mutter kurz nach ihrer Geburt verlassen hatte. Jess wollte sich eines Tages auf die Suche nach ihm machen und ihn zur Rede stellen. Vielleicht hätte sie das auch schon früher getan, aber sie hatte ja nicht einmal einen Namen! Sie musterte das Foto eine Weile und besah die Kette, die ihre Mutter um den Hals trug und legte ihre eigene daneben. Tatsächlich glichen sich die beiden Schmuckstücke wie ein Haar dem anderen. „Dann steht es fest… Nach dem Turnier mache ich mich auf die Suche“ murmelte Jess entschlossen. Wenigstens konnte sie sich so etwas von dem Desaster mit Alex ablenken. Doch, die Tatsache, dass die Kette von ihm war, wühlte alles wieder auf. >Ich mache mir später darüber Gedanken< dachte sich Jess. Ein paar Tage vergingen, in denen Miena, Irina und Stefania sich Sorgen um Jess machten, denn ihre Teamchefin hatte sich in ihrem Zimmer eingesperrt und schon seit einiger Zeit keinen Bissen mehr herunterbekommen. „Wo soll das hinführen? Am Ende verhungert sie uns noch!“ meinte Irina besorgt. „Dann trete ich die Tür ein!“ beschloss Miena sofort. „Was sollen wir denn machen? So kenne ich sie eigentlich gar nicht… Normalerweise redet sie über ihre Probleme. Es ist das erste Mal, dass sie sich so abkapselt und mit keinem spricht“ sagte Irina und seufzte schwer. „Das mit Alex scheint sie wohl sehr mitzunehmen“ überlegte Miena nun. Plötzlich kam jemand die Treppe herunter und alle drei drehten sich um. Jess betrat gähnend die Küche. Es war noch früher Vormittag und allem Anschein hatte sie bis eben geschlafen. „Jess? Alles okay?“ fragte Stefania. „Ja, geht schon“ erwiderte die Teamchefin. „Du erklärst mir jetzt SOFORT was der ganze Zirkus überhaupt soll! Tagelang hast du dich in deinem Zimmer eingesperrt, wir werden hier fast krank vor Sorge und du hältst es nicht einmal für Nötig uns zu sagen, was eigentlich los ist!“ sagte Miena wütend. „Ich weiß… ich hätte es nicht machen sollen, aber es ging nicht anders“ antwortete Jess und setzte sich. „Ich habe Zeit zum Nachdenken gebraucht und um einen klaren Kopf zu kriegen. Und jetzt, wo ich alles mit mir selbst ausgefochten und meine Entscheidungen getroffen habe, kommt auch endlich der Appetit wieder zurück.“ „Und? Wie sieht deine Entscheidung aus?“ fragte Irina interessiert nach. „Egal, wie ich es drehe und wende, ich liebe Alex immer noch – selbst nachdem, was er mir während der Weltmeisterschaft angetan hat. Ich will die zwei Jahre nicht einfach wegwerfen, dafür sind sie mir zu wichtig“ erwiderte Jess. „Heißt also folglich, dass du zu ihm zurückgehst, oder?“ hakte Miena nach. Jess nickte leicht. „Eigentlich verstößt es gegen einen meiner Grundsätze, aber ich kann nicht anders.“ „Mensch, warum hast du denn nichts gesagt… Wir hätten dir auch beistehen können“ sagte Miena nun mit einer Mischung aus Vorwurf und Besorgnis. „Ich wollte das wirklich mit mir selbst klären. Anders hätte ich das nicht regeln können. Tut mir Leid – ich wollte euch nicht so in Sorge versetzen“ meinte Jess entschuldigend. „Hey, vergeben und vergessen. Jetzt geht’s dir ja wieder gut und das ist die Hauptsache“ lächelte Stefania zurück. Eine Weile herrschte Schweigen. „Übrigens, Hillary hat angerufen. Die Bladebreakers sind der Ansicht, dass wir vielleicht doch die BBA dazu ziehen sollten, denn so eine Turnierorganisation sei nicht ganz ohne. Und wirklich Erfahrung hat keiner damit von uns“ sagte Miena nun. „Wir können ja einfach mal nachfragen. Falls die das ablehnen, müssen wir das Turnier so klein wie möglich halten. Es geht ja auch um Versicherung und so weiter, falls was passieren sollte“ meinte Irina. „Hier in Moskau gibt es doch eine BBA-Zentrale. Da könnten wir uns ja informieren. Schlecht wäre es auf jeden Fall nicht und wir würden uns eine massige Arbeit sparen“ grübelte Stefania. „Okay, dann gehen wir dahin und fragen mal“ beschloss Jess und stand auf. „Ja, aber ich würde mich an deiner Stelle mal umziehen. Im Schlafanzug da aufzukreuzen macht sicherlich keinen guten Eindruck“ sagte Irina lachend. Jess grinste. „Da hast du Recht!“ Kapitel 16: Turniervorbereitungen --------------------------------- Es vergingen zwei weitere Wochen. Nach ein paar hitzigen Diskussionen, einer viel zu teuren Telefonrechnung und noch anderen Unannehmlichkeiten, stand die Sache mit dem Turnier nun endlich fest. Jess konnte Mr. Dickenson für diese Idee gewinnen, unter der Bedingung, dass die Teams, die sich dafür entschieden, für die finanziellen Mittel aufkamen – und das war wohl eines der kleineren Probleme. Es stand kein anderes größeres Turnier an, weshalb Mr. Dickenson einige seiner Mitarbeiter auf die Sache ansetzen konnte. Auch bei den Black Bladers war das Verhältnis wieder entspannter. Jess hatte sich mit Alex versöhnt und die beiden waren seit einigen Tagen wieder ein Paar. Miena hatte sich abgeregt und Jess verziehen, dass sie sich tagelang in ihrem Zimmer eingebunkert hatte. Nun stand aber schon die nächste Hürde an: Jess und ihr Team, genauso wie das von Tala standen nun auf dem Flugplatz. Sie wollten nach Japan und dort alles Weitere klären. Außerdem sollte dort das Turnier stattfinden. Alex hatte darauf bestanden, mitfliegen zu dürfen. Und jetzt stand er da und besah ziemlich skeptisch und ängstlich den Privatjet. „Alex, ich diskutier mit dir nicht – Rein. In. Das. Flugzeug!“ sagte Jess sofort energisch, als sie seinen Unmut bemerkte. „Aber, aber-“ stammelte Alex zurück. „Kein aber! Sonst trete ich dir dieses Mal so in den Hintern, dass du den ganzen Flug über stehen kannst!“ erwiderte Jess nachdrücklich. „Man, ist das vielleicht ein Angsthase“ lachte Bryan. „Ja, und es ist mein Angsthase… Alex, jetzt komm endlich!“ sagte Jess leicht angesäuert. Als er sich immer noch nicht in Bewegung setzte und während Tala und Bryan sich bemühen mussten, nicht lauthals loszulachen, riss nun endgültig der Geduldsfaden der Teamchefin. Sie ging auf ihn zu und sah ihn an. „Stell dich nicht so an, wie der erste Mensch! Du bist jetzt schon öfters mal geflogen und es ist nichts passiert, warum sollte es also dieses Mal anders sein?! Steig endlich in den Flieger, sonst schleif ich dich da rein“ drohte sie sauer. „Hast du denn eigentlich vor gar nichts Angst?! Vielleicht kennst du das nicht, aber dieses Ding könnte abstürzen oder sonst was!“ erwiderte Alex verängstigt. „Wenn wir abstürzen, gehen wir sowieso alle drauf“ meinte Tala nun grinsend. „Vielen Dank, für dieses wunderbare Argument, Tala“ sagte Jess sarkastisch. „Noch so ein Ding, und du darfst ihn in den Flieger zerren!“ „Sag mal, Jess? Warum tust dir das eigentlich an mit seiner Flugphobie?“ fragte Stefania auch schon halb lachend. „Das frage ich mich ehrlich gesagt auch langsam…“ erwiderte Jess zweifelnd. „Warum wolltest du überhaupt mit, wenn du genau weißt, dass das immer so endet?“ fragte Miena grinsend an Alex gewandt. „Ich wollte sie unbedingt begleiten“ erwiderte Alex. „Kommst du jetzt, oder willst du dort festfrieren? Ich habe langsam echt keinen Bock mehr!“ sagte Jess nun und schnaufte. „Na gut… ich komme!“ meinte Alex nun und ging auf das Flugzeug zu. „Wie hast du ihn das letzte Mal in den Flieger gebracht?“ fragte Tala skeptisch. „Ich hab ihm Ice Dranzer in den Hintern geschossen, als er vor dem Eingang stand und er war im Flieger“ antwortete Jess gelassen. Miena lachte. „Das hätte ich gerne gesehen!“ „Ich hätte es mir am liebsten erspart“ grummelte Jess zurück. Man sah Alex an, dass er sich Gedanken Mut zusprach und es schien sogar zu wirken, denn auf einmal war er im Passagierraum des Flugzeuges verschwunden. „Ah, es geht doch“ grinste Jess nun zufrieden. Der Nachtflug verlief ruhig. Sogar Alex konnte sich etwas beruhigen um den anderen nicht allzu sehr auf die Nerven zu gehen. „Eigentlich fliege ich nicht so gerne nachts. Ich kann im Flugzeug so schlecht schlafen“ nörgelte Miena nun. „Ach komm, du wirst es überleben“ erwiderte Jess nur und gähnte herzhaft. Sie war ziemlich kaputt von der letzten Zeit und hatte nicht richtig geschlafen. Jetzt in einer anderen Umgebung und mit weniger Stress im Bauch, würde das sicherlich besser funktionieren. >Das wird bestimmt toll mit dem Turnier. Ich kann es ehrlich gesagt kaum abwarten!< dachte Jess lächelnd und sah aus dem Fenster. Es vergingen fast 12 Stunden, bis der Pilot verkündete, dass sie nun bald landen würden. „Jetzt gehen wir alle drauf…“ murmelte Alex verängstigt. Jess gab ihm eine Kopfnuss. „Reg dich nicht auf. Wir sind gleich unten!“ Im Gegensatz zum letzten Flug, war hier die Landung kaum zu spüren, so sanft hatte der Pilot das Flugzeug auf die Landebahn gesetzt. Im Flughafengebäude wurden die beiden Teams bereits erwartet. Tyson, Max und Daichi warteten schon. „Hey, Jess!“ rief der Weltmeister ihnen herüber. „Hallo, Tyson! Und alles klar?“ fragte Miena gleich grinsend. „Ja, schön euch zu sehen. Wie war euer Flug?“ erkundigte sich Max. „Schrecklich…“ kam es von Alex, der irgendwie blass wirkte. „Ich glaube, mir ist schlecht“ Damit drehte er sich um und lief direkt zur nächsten Toilette. Jess griff sich fassungslos an die Stirn. „Ich fass das nicht! Der raubt mir noch den letzten Nerv!“ sagte sie entnervt. „Das nächste Mal solltest du dir einen Freund mit einem stärkeren Magen suchen“ war nun Talas banale Empfehlung. „Danke, ich werde es in Erwägung ziehen!“ erwiderte Jess seufzend. „Was war denn mit dem? Hat dem das Essen im Flieger nicht geschmeckt?“ fragte Daichi interessiert nach. „Nein, Alex hat Flugangst. Das war schon bei den letzten beiden Weltmeisterschaften ein großes Problem. Erst kommt er nicht in den Flieger rein, wenn er dann drinnen ist, schiebt er die Dauerpanik und wenn er aus der Maschine steigt ist ihm noch für eine ganze Weile schlecht. Wobei wir dieses Mal einen super Piloten hatten“ erklärte Irina. „Und? Wo besprechen wir die Planung für das Turnier?“ fragte Jess interessiert nach. „Bei mir zuhause“ sagte Tyson sofort. Alex kam gerade von der Toilette und sah nicht besonders gut aus. „Na, ausgekotzt?“ fragte Tala nach. „Ja, danke der Nachfrage“ erwiderte Alex bissig. „Das nächste Mal lass ich dich zuhause!“ beschloss Jess nun. „So einen Terz jedes Mal, wegen einem Flugzeug!“ Alex winkte nur schwach ab. Sein Magen musste sich erst einmal beruhigen und mit festem Boden unter den Füßen ging das besser. Bei Tyson zuhause setzten sich erst mal alle zusammen und wollten ein paar eigene Regeln für das bevorstehende Turnier aufstellen. „Wie wär’s wie der WM von vor 3 Jahren? Mit den Zweierteams. Das war eine gute Idee“ spekulierte Max nun. „Ja, du weißt aber auch, dass wir uns von unserem Team deswegen trennen mussten. In so einer Situation ist der Konkurrenzkampf einfach zu hoch“ erwiderte Ray bedenklich. „Ich finde das jetzt auch nicht so berauschend. Lassen wir das lieber sein“ beschloss Miena. Der Rest stimmte ihr zu. „Was käme denn noch in Frage?“ fragte Jess in die Runde. „Wie wär’s mit Teamspielen? Immer zwei gegen zwei“ schlug Daichi vor. „Nein, lieber nicht“ grummelte Irina zurück. Eine Weile herrschte Schweigen. Plötzlich stand Tyson auf. „Hey, wie wäre es, wenn wir alle Teams neu aufteilen“ „Was? Neu aufteilen?“ fragte Miena perplex. „Ja, ich meine so richtig aufteilen. Dass aus jedem zurzeit bestehenden Team mindestens einer in ein neues Team kommt“ erklärte Tyson. „Kenny könnte doch eine Statistik erstellen und die Spieler nach diversen Kriterien verteilen“ meinte Max. „Das ist überhaupt keine schlechte Idee. Damit würden wir die üblichen Teams aufbrechen und vielleicht können so eventuell sogar neue Kontakte geknüpft werden. Immerhin haben ja viele Teams nichts miteinander am Hut“ spekulierte Kenny. „Ich mit Tala in einem Team? Miena kriegt sich nicht mehr ein vor lachen“ sagte Jess nun etwas skeptisch und Miena musste lachen. „Führt das wirklich nicht zwangsläufig zu Spannungen? Eigentlich konkurrieren wir ja alle. In einem Team könnten wir uns ja eigentlich die Techniken des Gegners anschauen“ meinte Tala nun. „Hmm… auch wieder wahr. Aber es ist trotzdem eine gute Idee!“ sagte Ray. „Ja, ist es auch“ meinte Jess grinsend. „Ziehen wir’s durch!“ Ein paar Tage später waren auch alle anderen Teams eingetroffen und sie bekamen die Nachricht, dass Kenny die Statistik und Teamverteilung fertig habe, woraufhin sie sich alle bei Tyson im Garten treffen sollten. „Hey, hört bitte mal alle zu!“ sagte Kenny laut. Es wurde still und alle sahen ihn an. „Also, ich habe die Teamverteilung fertig. Ich habe schwächere Blader und stärkere Blader in einem ausgewogenen Verhältnis zusammengebracht, sodass die Startbedingungen relativ gleich sind. Die Teams sind durchnummeriert. Es befinden sich jeweils sechs Beyblader in einem der vier Teams“ erklärte Kenny. „Die Verteilung lautet wie folgt… Team 1: Tyson, Kevin, Michael, Bryan, Stefania, Julia. Team 2: Max, Gary, Steve, Tala, Irina, Daichi. Team 3: Kai, Mariah, Eddie, Spencer, Miena, Kenny. Team 4: Ray, Lee, Ian, Emily, Jess, Raul. Die Teamcheffrage solltet ihr unter euch klären” Allgemeine Diskussionen machten die Runde. Einige waren zufrieden mit der Verteilung, andere wiederum waren alles andere als glücklich damit. „Also, wenn das mal gut geht… Mit Kai dem Eisblock… und Spencer… und Eddie, dem Freak…“ meinte Miena nun. „Ich bin ganz zufrieden“ sagte Jess. „Wir werden es schon überleben“ grinste Irina zuversichtlich. „Ich hoffe es“ grummelte Stefania zurück. Die neu zusammen gewürfelten Teams, setzten sich zusammen und erst mal musste die Teamcheffrage geklärt werden, was sich nicht gerade als einfach herausstellte – zumindest nicht bei allen. In einigen Teams war das schnell geklärt. Jess hatte die meisten Schwierigkeiten sich durchzusetzen, denn sie wäre dafür, dass sie das Team anführen sollte. „Also ich bin dagegen“ sagte Emily sofort. „Warum denn?“ fragte Ray verständnislos. „Ihr Team war immerhin zwei Mal Weltmeister!“ „Und das funktioniert folglich nur, wenn das Team gut geführt wird“ setzte Lee hinterher. „Ich komme mit dir nicht wirklich klar, Emily. Aber, ich stelle das einfach mal hinten an und meine Meinung ist nun mal, dass ich am besten als Teamchefin geeignet bin!“ sagte Jess nun. „Trotzdem, wer weiß wo das endet!“ erwiderte Emily. „Hey, was ist dein Problem?!“ fragte Jess gereizt. „Du bist mein Problem! Ganz ehrlich, nach der Katastrophe mit Black Dranzer, hätten überhaupt keine russischen Blader mehr zugelassen werden sollen – und jetzt führen zwei davon an den oberen Plätzen der Tabelle!“ protestierte Emily. „Außerdem… wer garantiert uns, dass so was nicht wieder passiert? Mit diesem seltsamen schwarzen Phönix, der bei der WM bei dir aufgetaucht ist, wäre das ja gar nicht mal so unwahrscheinlich!“ Jess platzte jetzt fast der Kragen. Was nahm die sich überhaupt heraus?! „Jetzt spitz mal die Lauscher, Fräulein. Ich lasse mich von dir hier sicherlich nicht niedermachen und falls es dich interessiert, mit meinem Bitbeast ist alles in Ordnung!“ „Das sah aber nicht so aus!“ erwiderte Emily selbstsicher. „Du hast keine Ahnung, was während der WM hinter den Kulissen alles passiert – also hör auf von Sachen zu reden, die du nicht verstehst!“ fauchte Jess ungehalten zurück. „Mädels… könntet ihr bitte-“ versuchte Lee es vorsichtig. „Ruhe!“ kam es wie aus einem Munde. Lee zuckte etwas zurück. Wenn zwei temperamentvolle Frauen sich stritten, konnte das im schlimmsten Fall böser enden, als zwei sich prügelnde Männer! „Ach, du denkst, ich hab keine Ahnung?!“ fragte Emily hochmütig. „Hast du auch nicht!“ erwiderte Jess wütend. Eigentlich war sie nicht der Typ Frau, die schnell ausflippte, aber Emilys besserwisserisches Verhalten brachte sie einfach auf die Palme. „Ganz ehrlich, wenn du mich fragst, bist du nicht besser als Voltaire!“ war nun Emilys Kommentar. Und das war die Aussage, die das Fass zum überlaufen brachte. Jess schlug eigentlich nicht sofort zu, das war normalerweise untypisch für sie – außer wenn sie gereizt war – aber Emily hatte es offenbar nicht anders gewollt. Es knallte laut, als Jess ihr eine scheuerte. Völlig entsetzt, sahen die vorläufigen Teammitglieder dem Spektakel zu. Keiner konnte reagieren, dafür ging alles viel zu schnell. „Ich hab dir gesagt, dass du nicht von Dingen reden sollst, die du nicht verstehst!“ fauchte Jess wütend. Emily war völlig perplex und realisierte den Schmerz in ihrer Wange noch gar nicht richtig. „Was… haben wir uns denn da angetan?!“ fragte Raul leicht verängstigt. „Das gibt sich wieder, ganz bestimmt“ meinte Lee nur – aber wirklich sicher, war er sich bei dieser Aussage auch nicht. „Wir haben die beiden größten Streithennen in einem Team – na das kann ja heiter werden!“ murmelte Ian vor sich hin. Emily rieb sich leicht die schmerzende Wange und war nun still. Jess schnaufte. „Also, zurück zum Thema. Noch irgendwelche Einwände, dass ich die Teamführung übernehme?“ fragte sie verhältnismäßig ruhig. „Ähm… nein“ kam es von Ray. Auch alle anderen waren dafür – nur Emily schwieg, was als stummes Ja angesehen wurde. Eine halbe Stunde später standen die Teamchefs fest und Kenny nahm die Daten auf, damit er wusste, an wen er sich wenden konnte, wenn etwas Organisatorisches anstand. „Also… dann haben wir für Team 1 Tyson, für das 2. Team Tala, das 3. übernimmt Kai und Jess ist Teamchefin im 4. Team“ sagte Kenny. „Das war vollkommen einfallslos“ meinte Dizzy nur herablassend. „Die haben schon ihre Gründe, Dizzy. Immerhin sind die genannten Personen Weltmeister, Teamchefs von Weltmeisterteams oder von den Zweitplazierten. So schlecht finde ich die Aufteilung gar nicht“ erwiderte Kenny. „Tysons Team geht sowieso unter!“ sagte das im Laptop eingesperrte Bitbeast fast lachend. „Sei doch nicht so gemein“ meinte Kenny nur. Die Teams blieben aber in ihrer alten Konstellation, wenn es darum ging, die Hotels in der Nähe zu beziehen. Miena und Jess teilten sich wie gewöhnlich ein Zimmer. Miena saß gerade auf ihrem Bett und polierte ihren Beyblade. „Sag mal, was war denn vorhin los? Ich hab nur mitbekommen, dass du Emily eine gescheuert hast“ meinte sie und prüfte ihren Abwehrring. „Sie hat mich auf die Palme gebracht. Eigentlich raste ich nicht so schnell aus, und zuschlagen tue ich eigentlich noch weniger, aber der ganze Stress der vergangen Monate hängt mir immer noch in den Knochen“ erwiderte Jess seufzend. „Ja, die letzte Zeit war wirklich hart – die Geschichte mit dem Fieber, das mit Alex…“ sagte Miena. Jess atmete tief durch und schmiss sich auf ihr Bett. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah an die Decke. „Wobei sich mein Familienname in den letzten Jahren nicht wirklich mit Ruhm bekleckert hat“ meinte die Teamchefin nachdenklich. „Das stimmt allerdings auch wieder. Ganz ehrlich, verübeln kann ich es ihr auch irgendwo nicht. Wenn man nicht dabei ist, merkt man nicht, wie du und Kai euch bemüht, die vergangen Katastrophen wieder auszugleichen“ meinte Miena und legte ihren Beyblade auf den Nachttisch neben sich. „Jetzt, da Voltaire weg ist, sollte das einfacher gehen. Wir beide haben die Möglichkeit es künftig besser zu machen“ sagte Jess lächelnd. „Die Chance solltet ihr auch nutzen“ erwiderte Miena grinsend. „Die werden wir auch nutzen!“ meinte Jess und setzte sich auf. Der nächste Tag war mitunter der Stressigste vor dem Turnier. Sie hatten nur noch eine Woche, bevor es losgehen sollte. Noch wusste kein Außenstehender über die – teilweise chaotische – Teamverteilung Bescheid. Umso größer war also auch der Überraschungseffekt. Es wurde wild diskutiert. Die Kampfstrategien der einzelnen Blader mussten besprochen werden, damit die Teamchefs entscheiden konnten, wer in den Kämpfen am besten geeignet war. „Das ist gar nicht so einfach… bei meinem eigenen Team weiß ich, wer wie kämpft, aber hier…“ überlegte Jess. Sie kam nicht Drumherum sich mit den individuellen Kampftechniken auseinanderzusetzen um ein klares Urteil beim Turnier fällen zu können. Wer sich wohl am aller schwersten damit tat, war definitiv Tyson. Er hatte überhaupt keine Ahnung von derlei Dingen, denn bei den Bladebreakers hatte entweder Kai entschieden, oder die Blader selbst. „Ähm… warum wollten wir Tyson noch mal als Teamchef?“ fragte Stefania zweifelnd. „Man, ich hab mir das nicht ausgesucht!“ protestierte der Angesprochene sofort. „Ich hätte nicht gedacht, dass das SO schwer ist!“ „Es ist doch eigentlich ganz einfach. Du überlegst wie wer kämpft und musst dann entscheiden, wer antritt, wenn das gegnerische Team antritt“ erklärte Julia freundlich. Tyson schwieg und im nächsten Moment sah man schon fast die Rauchwolken aus seinen Ohren steigen. „Das sagst du so einfach! Da hängt auch eine gewisse Verantwortung dahinter, und ich krieg den Ärger, wenn was schief läuft!“ beschwerte er sich sofort. „Natürlich kriegst du den Ärger. Der Chef ist immer der größte Depp und an ihm bleibt alles hängen, was schief läuft“ erwiderte Kevin schulterzuckend. „Langsam macht mir das keinen Spaß mehr“ grummelte Tyson. „Soll es ja auch nicht“ meinte Michael nur. „Du hast gut reden…“ grummelte Tyson. „Ich BIN Teamchef. Ich rede aus Erfahrung“ erwiderte Michael. „Und ich bin wirklich froh, dass ich in den nächsten Wochen Ruhe davon hab!“ Kapitel 17: Ein harter Kampf ---------------------------- Die kommende Woche verbrachten alle Teams überwiegend mit Training. Dazwischen war es wichtig auch was für die körperliche Verfassung zu tun und noch wichtiger auch auszuspannen. Die meisten wussten, dass es nichts brachte nur zu trainieren. Ruhephasen waren mindestens genauso entscheidend um neue Kraft zu tanken. Da die Black Bladers in einem Hotel untergebracht waren, aber im Moment zu unterschiedlichen Teams gehörten, war es nicht einfach, sich das bladen zu verkneifen. „Ich würde gerne ein bisschen trainieren, aber es wäre blöd, wenn wir die Techniken schon im voraus kennen“ seufzte Irina, als die vier vom Joggen zurückkamen. „Ja, ich weiß. Wir werden es aber aushalten müssen“ erwiderte Miena. „Leider…“ meinte Jess. „Wir kriegen es schon hin“ sagte Stefania zuversichtlich. „Wie läuft’s eigentlich bei euch in euerem Teams?“ fragte Jess interessiert nach. „Ganz gut. Ich komme mit allen ganz gut zu Recht. Nur ob Tyson uns so sicher durch das Turnier bringt…“ antwortete Stefania leicht zweifelnd. „Also, das mit Tala und Daichi geht gar nicht… Daichi hängt ihm dauernd in den Ohren wegen einer Revanche. Und an das Dauergrinsen von Max muss ich mich auch erst noch gewöhnen“ erzählte Irina. „Ich bin mal gespannt, wann Tala der Kragen platzt!“ lachte Miena. „Ich kann mich nicht beschweren – nur Kenny ist ein ziemlicher Angsthase!“ Jess lachte. „Irgendwie war mir das klar. Zum Glück ist der nicht mit Tala in einem Team gelandet – der Kleine würde ein regelrechtes Trauma bekommen!“ „Oh ja, das würde er. Wobei, ich denke Kenny hat da schon etwas drauf geachtet und er ist nicht nur nach Daten gegangen – jedenfalls nicht in dieser Situation“ spekulierte Irina. „Das glaube ich auch“ grinste Stefania. „Also… ob das mit Emily was wird, möchte ich persönlich anzweifeln. Ich bin schon vielen Leuten mit Vorurteilen begegnet, aber sie macht es durch ihr besserwisserisches Verhalten nicht sehr viel angenehmer. Es ist schwierig irgendwas vorzuschlagen, ohne das die eigene Meinung gleich niedergemacht wird!“ sagte Jess angesäuert. „Ich bin zwar Teamchefin, aber ich bin schon lange nicht mehr mit meinen Führungsqualitäten auf so einen Widerstand gestoßen!“ Miena musste kurz lachen. „Wenn du mit Tala in einem Team gelandet wärst, wäre die Teamcheffrage niemals geklärt worden. Ihr hättet euch wieder diverse Sprüche an den Kopf geworfen und ich hätte nicht mehr aufhören können zu lachen!“ „Ich glaube, ich hätte ihm auch lieber die Zügel überlassen, als mich dem Stress auszusetzen und dich dann noch mit einem Lachkrampf ins Krankenhaus zu bringen“ erwiderte Jess trocken. „Am Anfang war das bei uns nicht sehr einfach. Wir sind alles Mädchen – während der Pubertät war es dann wirklich katastrophal! Teilweise hatten wir schon Angst, dass das Team daran zerbricht, aber da das keiner wollte, haben wir uns arrangiert und es hat auch immer gut geklappt“ erzählte Irina. „Warum sind die anderen drei denn trotzdem gegangen?“ fragte Stefania interessiert. „Persönliche Gründe“ erwiderte Jess. „Ach so…“ sagte Stefania nur und ließ es auf sich beruhen. Sie wusste, dass Jess nur das sagte, was sie ihr auch sagen wollte. Erst wenn die Vertrauensbasis stabil war, würde ihr die Teamchefin mehr verraten. „Übermorgen geht das Turnier los. Ich bin gespannt, welche Teams in der ersten Runde antreten“ sagte Miena nun. „Ja, ich auch. Die Teams werden per Zufall ausgewählt, also können wir nur spekulieren!“ erwiderte Irina. Jess seufzte. „Jetzt haben auch diverse Blader, die eigentlich in einem Team sind und die Möglichkeit haben gegeneinander anzutreten“ sagte sie. „Das heißt… dass wir uns in der Arena in einem offiziellen Turnier gegenüber stehen können?“ fragte Stefania erstaunt. „Natürlich. Ist dir der Gedanke bisher nicht gekommen? Die Karten wurden neu gemischt, jetzt ist alles möglich“ sagte Irina. „Stimmt… Wow… das kann echt genial werden!“ meinte Miena. „Das war auch einer meiner Hintergedanken, als Tyson das vorgeschlagen hat. Das wird ein verdammt spannendes Turnier!“ erwiderte Jess grinsend. „Mit den Regeln? Davon können wir aber schwer ausgehen!“ sagte Stefania ehrgeizig. „Dann packen wir’s an. Und versprechen wir uns was: Wenn wir uns gegenüberstehen sollten – was ja durchaus passieren kann – dann werden wir kämpfen, wie wir es immer tun und keine Rücksicht nehmen. Kratzer und ein paar Verletzungen gehören zu diesem Sport dazu. Ich hab kein Problem damit“ meinte Jess grinsend. „Wir auch nicht!“ kam es wie aus einem Munde zurück. „Gut, dann steht es fest!“ sagte Jess. Die nächsten zwei Tage vergingen wie im Flug. Und schon stand das große Turnier vor der Tür. Die Halle war bis zum letzten Platz ausverkauft. „Hallo und herzlich Willkommen zum Global-Champion-Turnier! Wir haben hier heute einige Top Beyblader, die uns mit Sicherheit einige gute Kämpfe bieten können! Ich weiß nichts genaues, aber die Teams haben unter sich die Regeln geändert, also dürfte das hier besonders spannend werden!“ verkündete D. J. Tosender Applaus war das Ergebnis. „Okay, dann wollen wir mal! Ich kann euch nicht sagen, wer in Team 3 und 4 sind, aber diese beiden werden heute gegeneinander antreten!“ sagte D. J. laut. Als die beiden Teams das Stadium betraten, herrschte im ersten Moment Totenstille und allgemeine Verwunderung machte sich breit. „Warum sind die alle so still?“ fragte Lee verwirrt. „Na ja… keiner wusste darüber Bescheid. An der Stelle der Zuschauer wäre ich mindestens genauso verwirrt“ erwiderte Emily. „Hier wurden offenbar die Teams durcheinander gewürfelt. Das könnte interessant werden“ sagte D. J. schließlich. Jess und die anderen besprachen sich noch einmal kurz. Sie warf Miena, die im gegnerischen Team war einen kurzen Blick zu. „Und? Was schlägst du vor?“ fragte Raul nach. Jess überlegte einen Moment. „Also… ich denke Ian sollte im ersten Kampf gehen und falls das daneben gehen sollte, schicken wir Ray im zweiten. Ich bestreite dann die Endrunde“ entschied sie. Nachdem auch die Gegenseite entschieden hatte, wer antreten sollte, ging es endlich los. Die ersten beiden Kämpfe waren recht unspektakulär. Im ersten Match traten Ian und Mariah an, wobei Ian keine Probleme hatte, seine Gegnerin aus der Arena zu kicken. Der zweite Kampf war ähnlich, doch Ray übernahm sich nur einen Moment, Eddie nutzte das aus und Ray hatte keine Chance, als Drigger über den Rand der Arena flog. Jetzt hing es an Jess, das Team vor der Niederlage zu retten, aber das würde nicht einfach werden, denn Miena würde auf keinen Fall freiwillig verlieren. „Okay, jetzt kommen wir zu unserem letzten und alles entscheidenden Match in dieser Runde! Es treten zwei starke Bladerinnen gegeneinander an! Hier sind Jessica und Romina!“ verkündete D. J. laut. Tosender Applaus ertönte, denn das war ein Match, welches wohl einmalig in der Geschichte der Black Bladers war. Jess und Miena wollten alles geben, denn diese Chance bekamen sie bestimmt kein zweites Mal. „Auf ein faires Match, Miena“ grinste Jess. „Klar. Gib dein Bestes!“ erwiderte Miena lächelnd. Die beiden machten sich startbereit und D. J. gab das Startsignal. „3… 2… 1… Let it rip!“ Zwei Beyblades landeten in der Arena und umkreisten sich erst einmal und warteten auf eine günstige Gelegenheit zum Angriff. „Los, Black Wolborg, greif an!“ rief Miena. Ihr eisblauer Blade raste auf Ice Dranzer zu, doch Jess ließ ihren nur gekonnt ausweichen und starte eine Konterattacke. Immer wieder knallten die Blades heftig aufeinander, versuchten jeweils den anderen abzudrängen und aus der Arena zu fegen. >Das wird ein harter Kampf. Miena verlangt mir jetzt schon einiges an Konzentration ab und dabei sind wir gerade erst einmal in der Aufwärmphase!< stellte Jess fest, aber sie musste lächeln. „Okay, dann wollen wir mal! Ice Dranzer, Arktis Thunder Storm!“ „Black Wolborg, weich aus und dann Blizzard Light Attack!“ rief Miena. Tatsächlich lief Jessys Attacke ins Leere und Black Wolborg startete die Konterattacke, doch anstatt auszuweichen, wie Miena es eigentlich erwartet hätte, verharrte Ice Dranzer an seinem Platz und die Attacke traf hin. Staub wurde aufgewirbelt, da Black Wolborgs Attacke ein Stück aus der Arena gesprengt hatte. „Das war’s!“ grinste Miena siegessicher. „Bist du dir da so sicher?“ stellte Jess die Gegenfrage. Mienas Blick richtete sich wieder in die Arena und was sie da sah, riss sie aus allen Wolken. Ice Dranzer kreiselte noch und hatte scheinbar mühelos Black Wolborgs Attacke abgewehrt. Die beiden Blades schrammten aneinander und Ice Dranzer ließ seinen Gegner auch keinen Millimeter weiter nach vorne. >Woher hat sie denn auf einmal solch eine Abwehr?< fragte Miena sich erschrocken. „Los Ice Dranzer, Attacke!“ rief Jess. Der azurblaue Beyblade schob den Gegnerischen fast mühelos vor sich her und Black Wolborg drohte über die Kante zu fliegen. „Komm schon, halt dagegen!“ befahl Miena. Black Wolborg gewann noch einmal an Geschwindigkeit und stemmte sich gegen Ice Dranzer. Ein Schlenker von Mienas Beyblade beförderte Ice Dranzer wieder in die Mitte der Arena. Es gab einen heftigen Schlagabtausch nach dem anderen. Die Arena hatte überall kleine Krater, denn die beiden Gegnerinnen schenkten sich nichts. Der Kampf war in vollem Gange und für nichts in der Welt würden die beiden jetzt aufhören. „Ice Dranzer, Arktis Wings Mega Thunder!“ rief Jess und ihr Phönix erschien. „Black Wolborg, Diamant Storm!“ befahl Miena und auch ihr Wolf zeigte sich. Kurz verschmolzen die beiden Attacken, man sah für den Bruchteil einer Sekunde Black Draborg, bevor sich die beiden Attacken mit voller Kraft gegeneinander ausspielten und das Stadion in gleißendes Licht tauchten. Danach herrschte kurz Totenstille. Die Arena qualmte an einigen Stellen und der Rand bröckelte an einigen Stellen ab. Die Beyblades waren nicht in der Arena. Miena und Jess schauten fast zeitgleich nach oben. Über ihren Köpfen schlugen die Beyblades Saltos und als sie wieder herunterkamen, fing Jess ihren Ice Dranzer und Miena Black Wolborg auf. Noch immer war kein Mucks zu vernehmen, dann fand D. J. die Sprache wieder. „Das war’s! Ein glattes Unentschieden zwischen den beiden! Das war der Wahnsinn!“ Jess ging zu ihrer besten Freundin und grinste. „Ein toller Kampf. Schade, dass es keinen eindeutigen Sieger gibt“ „Ach was. Das ist doch nicht so wichtig. Hauptsache, wir hatten unseren Spaß!“ erwiderte Miena grinsend. „Die Gelegenheit bekommen wir kein zweites Mal und ich bin froh, dass wir das einmal machen konnten. Es war echt super“ meinte Jess. „Wir sehen uns dann heute Abend!“ Damit drehte sie sich um und ging zu ihrem momentanen Team zurück. „Also, da wäre doch noch mehr gegangen“ beschwerte Emily sich sofort. Wenn Blicke töten könnten, war sie jetzt bestimmt auf der Stelle umgefallen. Jess starrte sie an und dieses Kommentar war ihrer Meinung nach nicht gerechtfertigt. „Ich habe es dir schon einmal gesagt: Hör auf von Dingen zu reden, die du sowieso nicht verstehst!“ sagte die Teamchefin kühl. Emily schwieg. Die letzte Auseinandersetzung mit Jess hatte ihr gezeigt, wozu sie fähig war. Deshalb hielt sie wohlweißlich den Mund. Kapitel 18: Schwerer Schicksalsschlag ------------------------------------- Zwischen den ersten beiden und den nächsten beiden Kämpfen war eine Woche Pause. Alle Teams waren jetzt schon einmal angetreten und so langsam gewöhnten sich alle an die Teamverteilung. Jess und Alex saßen zusammengekuschelt auf dem Bett und redeten ein bisschen, als Miena die Tür hereinkam. „Hey!“ begrüßte sie die beiden. „Hi. Ist Weihnachten oder warum grinst du wie ein Honigkuchenpferd?“ fragte Jess interessiert nach. „Nein, nein. Tala lässt fragen, ob ihr heute Abend Lust hättet ein bisschen Feiern zu gehen“ erwiderte Miena. „Also, ich komme gerne mit“ nickte Jess und wandte sich an Alex. „Wie sieht’s mit dir aus?“ „Ich kann dich ja schlecht alleine lassen. Also, geh ich auch mit“ sagte er. „Gut, Irina und Stefania haben auch zugesagt. Tala trommelt noch ein paar Leute zusammen. Das wird toll heute!“ freute Miena sich. „Ich geh mal davon aus“ erwiderte Jess grinsend und warf kurz einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Für wie viel Uhr ist das denn geplant?“ „Wir wollten so gegen halb 8 weg. Also in anderthalb Stunden“ antwortete Miena. „Oh, gut. Ich spring gleich unter die Dusche, sonst werde ich nicht fertig“ sagte Jess und stand auf. „Gut, wir treffen uns dann unten in der Hotellobby“ beschloss Miena kurz und ging. Jess seufzte kurz. „Hast du wegen irgendwas bedenken?“ fragte Alex. „Ja, wenn du mich so fragst schon“ erwiderte Jess ehrlich. „Wegen was denn?“ hakte Alex nach. „Na ja… weißt du, ich bin nicht sonderlich trinkfest. Und das letzte Mal, als ich mit meinen Mädels unterwegs war und Tala auch mit war, habe ich mir dermaßen den Kopf weggeschossen, dass ich die teilweise peinlichsten Momente in meinem Leben ausgeplappert hab. Wenn ich getrunken hab, bin ich viel zu ehrlich“ erklärte Jess. „Was? Nicht trinkfest? Du bist Russin!“ sagte Alex perplex. „Ändert trotzdem nichts daran, dass ich wenig vertrage“ erwiderte Jess schulterzuckend. „Mit anderen Worten: Pass bitte auf mich auf, dass ich nicht zuviel trinke.“ Alex nickte verstehend. „Ich bin jetzt erst mal duschen“ sagte Jess und verschwand im Bad. Nachdem sich alle Ausgehfertig gemacht hatten, trafen sich die Black Bladers und Alex unten in der Hotellobby. „Jess?“ fragte Miena. „Hm?“ „Du bist jetzt schon seit fast drei Monaten 18 Jahre alt. Wann willst du eigentlich mit dem Führerschein anfangen?“ hakte Miena weiter. „Ich kam ja bisher nicht dazu, da wir so viel um die Ohren hatten, aber ich denke mal nach dem Turnier…“ überlegte Jess. „Hoffentlich läuft das nicht so wie bei Tala“ grummelte Miena plötzlich. „Wieso? Was war denn?“ fragte Irina interessiert nach. „Das kann er dir selbst erzählen“ erwiderte Miena. Gerade kam Tala die Tür zum Hotel herein. „Hallo, Leute!“ rief er den fünf zu. „Hey, Tala. Und? Wo gehen wir hin?“ fragte Jess gleich. „Hier in der Nähe gibt es eine Einkaufsmeile mit allen möglichen Bars und so weiter. Ich denke, da können wir uns mal umschauen“ schlug er vor. „Von mir aus gerne“ grinste Miena zurück. Zusammen machten sie sich alle auf den Weg. „Wolltest du nicht noch jemanden mitnehmen?“ fragte Jess leicht verwundert. „Die anderen sind alle abgesprungen“ erwiderte Tala. Irina fiel etwas ein. „Sag mal, was ist eigentlich passiert, kurz nachdem du deinen Führerschein gemacht hast?“ Tala überlegte kurz. „Sie meint das mit dem Baum“ grinste Miena. „Ach ja, das…“ sagte Tala. „Also, wenn ich meinen Führerschein habe, dann achte ich darauf, mein Auto nicht nach zwei Tagen zu Schrott zu fahren“ meinte Jess nun sicher. „Kann ich was dafür, wenn die Bäume auf der Straße stehen?“ fragte Tala. „Na ja… wie wär’s mal mit gucken?“ erwiderte Jess. „Das ändert trotzdem nichts daran, dass dieser blöde Baum auf der Straße stand!“ meinte Tala nun und die anderen musste sich das Lachen verkneifen. „Der Baum stand bestimmt nicht auf der Straße – du warst einfach nur zu blöd um auf dem schwarzen, breiten Teer, der sich zufälligerweise Straße schimpft zu bleiben“ konterte Jess. „Nein, ich war nicht zu blöd“ erwiderte Tala unschuldig. „Nur zu besoffen!“ Jess musste prusten und die anderen lachten los. Das war meistens das Resultat, wenn Jess und Tala sich so unterhielten. Irina und Stefania gingen hinter den anderen vieren her und Stefania war neugierig. „Sag mal, in welchem Verhältnis stehen die beiden eigentlich zueinander?“ fragte sie interessiert. „Meinst du Jess und Tala? Eigentlich sind sie die besten Freunde, aber meistens nimmt man das nicht unbedingt an. Sie bekriegen sich ab und an mehr, als dass sie gesittet miteinander umgehen“ erklärte Irina kurz. „Ich hätte jetzt eher erwartet, dass sie sich eigentlich nicht wirklich leiden können und dass Jess nur zwangsläufig mit ihm zu tun hat, weil Miena ja seine Freundin ist“ war Stefanias Spekulation. „Manchmal könnte man das meinen, ja. Aber, die beiden kennen sich jetzt auch schon seit über 10 Jahren und sind wirklich richtig dicke miteinander befreundet“ grinste Irina. „Schon so lange?“ fragte Stefania erstaunt. „Ja, aber ich glaube sie halten sich gegenseitig nur aus, weil sie beide ein bisschen verrückt sind“ lachte die Rothaarige nun. „Ich hab die beiden ja bei der WM kämpfen sehen und wenn ich das nicht wüsste, was du mir gerade gesagt hast, würde ich meinen, dass sie sich nicht kennen“ sagte Stefania. „Das sind wir aber alle. Beim Kampf zählt wirklich nur der Kampf und sein Bestes zu geben – unabhängig davon, wer der Gegner ist“ erwiderte Irina. Stefania nickte verstehend. Langsam begann sie diese Bindung zum Beybladen dieses Teams zu verstehen. Es ging keinem von ihnen darum, nur zu gewinnen, sondern einfach nur alles zu geben und es so gut zu machen, wie es eben ging. Vor allem, die Tatsache, dass man manchmal Freund- oder Feindschaften, die nichts mit der Arena zu tun hatten, hinten anzustellen, erstaunte Stefania wirklich. „Diese Einstellung, die wir in unserem Team haben, ist bestimmt das Resultat jahrelanger Übung und Selbstbeherrschung, oder?“ fragte sie nach. „Nein, die Einstellung kommt von uns aus. Wir haben uns damals bei der Teamgründung geschworen immer fair zu bleiben und so zu kämpfen, wie es uns würdigt und vor allem diesen Sport gerecht ist. Natürlich geht aus zum Teil darum, ein Match zu gewinnen, aber deswegen würden wir nie betrügen oder die Fairness vernachlässigen. Nur in wirklich brenzligen Situationen gehen wir bis zum Äußersten und setzen alles ein, um zu gewinnen und meistens klappt es auch“ widersprach Irina. „Jetzt verstehe ich auch, warum Jess bei der WM diesen leichtsinnigen Deal mit Voltaire abgeschlossen hat. Ich hab ihr damals unrecht getan, in dem ich mir sagte, dass sie wirklich wahnsinnig sei, aber im Endeffekt hat es geklappt. So einen Mut muss man erst mal haben“ sagte Stefania erstaunt. „Sie hat alles aufs Spiel gesetzt und nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir diesen Kampf verloren hätten“ meinte Irina besorgt. „Jess hat nicht verloren, weil sie an sich und Ice Dranzer geglaubt hat und weil sie weiß, dass wir ihr alle den Rücken stützen“ „Ich bin echt froh, dass ich in diesem Team gelandet bin“ lächelte Stefania glücklich. „Mittlerweile sind wir auch froh, dich dabei zu haben, obwohl ich am Anfang wirklich meine Zweifel hatte“ grinste Irina zurück. „Hattest du das?“ fragte Stefania verwundert. „Ja, anfangs schon“ antworte Irina ehrlich. „Ira!“ Die Angesprochene drehte sich um. Jess hatte nach ihr gerufen. „Was ist denn?“ „Los komm, wir wollen hier was trinken gehen. Du kannst mit Stefania drinnen noch weiterquatschen“ sagte Jess. „Ja, ist gut, wir kommen“ erwiderte Irina und ging mit Stefania zusammen zu ihrer Teamchefin. An einem kleinen runden Tisch setzten sich die 6 zusammen und bestellten sich alle erst mal was zu trinken. Nachdem dann alles zu Tisch gebracht wurde, grinste Miena. „Auf uns und das Turnier!“ „Auf die Freiheit“ seufzte Stefania glücklich. „Auf die Zukunft“ lächelte Jess und hob ihren Cocktail. Mit einem klirrenden Geräusch schlugen die Gläser sachte aneinander. „Bis jetzt läuft das alles super mit dem Turnier. Ich hätte nie gedacht, dass wir das so gut hinbekommen“ meinte Alex nun. „Ja, ich hätte auch nicht gedacht, dass das so klappt – vor allem weil der Vorschlag von Jess kam“ sagte Tala. „Was soll das schon wieder heißen?“ fragte Jess lauernd. „Ich weiß nicht was du meinst“ erwiderte Tala unschuldig. Jess schnaufte. „Ich könnte mit einer Wand reden, die würde das eher interessieren!“ „Das glaube ich manchmal auch“ lachte Irina gut gelaunt zurück. Die Stimmung war nach ein paar Stunden richtig ausgelassen, die sechs lachten über Gott und die Welt und der Abend war nahezu perfekt. Nur Mienas Stimmung wirkte etwas geknickt. „Hey, was ist denn los?“ fragte Irina leicht besorgt. „Ich geh mal an die frische Luft“ erwiderte Miena monoton und stand auf. Jess war das nicht entgangen. „Was hat sie denn?“ fragte sie verwirrt nach. Irina schüttelte nur unwissend den Kopf. „Tala, red du mal mit ihr“ forderte Jess ihn sofort auf. Tala wollte gerade etwas sagen, doch Jess schnitt ihm bestimmend das Wort ab. „Jetzt komm mir nicht mit der Ausrede, dass du nicht gut kommunizieren kannst – das kauf ich dir nicht ab!“ „Schon gut, schon gut. Aber, wenn sie nachher heult, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“ schnaufte er zurück. „Das kriegen wir schon wieder hin. Jetzt geh schon“ erwiderte Jess und nickte in die Richtung, in der Miena verschwunden war. Tala stand auf und ging. „Was Miena wohl hat?“ fragte Alex sich. „Keine Ahnung“ seufzte Irina zurück. Draußen vor der Bar stand Miena immer noch recht betrübt. Tala kam zu ihr. „Was ist denn los?“ fragte er. „Du weißt genau, was los ist“ fauchte Miena mehr oder weniger ungewollt sauer. „Nein, eben nicht. Und die anderen im Übrigen auch nicht. Die Erklärung hätte ich gerne von dir“ erwiderte Tala. „In letzter Zeit hab ich wirklich das Gefühl, dass ich dir nicht mehr wichtig bin“ sagte Miena nun. „Die Debatte hatten wir doch neulich schon…“ schnaufte Tala zurück. „Ich weiß, aber das Thema ist noch nicht vom Tisch!“ erwiderte Miena gereizt. „Ganz ehrlich, ich weiß nicht, was du jedes Mal damit bezwecken willst. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben und wenn du etwas anderes denkst, dann weiß ich auch nicht weiter“ sagte Tala. „Ach, jetzt ist es auch noch meine Schuld?!“ fragte Miena empört. „Nein, so hab ich das nicht-“ „Weißt du was? Das ist mir jetzt auch egal!“ rief sie sauer und rannte davon. „Miena, warte!“ Ohne zu schauen, mit Tränen in den braunen Augen lief sie auf eine stark befahrene Hauptstraße und entkam beim Überqueren nur knapp einem Kleintransporte, der sich wütend mit der Hupe äußerte. Das einzige war dann noch wirklich wahrnahm, war, dass Tala nach ihr rief und sie aufforderte stehenzubleiben. Plötzlich hörte man quietschende reifen, ein tiefes Hupen von einem großen Lastwagen und die panischen Schreie von Passanten, die auf dem Bürgersteig unterwegs waren. Ein gewaltiger Schlag war das Nächste, was folgte. ~ … Weißt du wie viel Sterne über Nacht verglühen? … ~ Miena war stehen geblieben und drehte sich langsam und mit einer schlimmen Vorahnung um. Der Lastwagen war einige Meter weiter zum Stehen gekommen und der Fahrer hatte schon das Handy in der Hand um einen Krankenwagen zu rufen. Ganz langsam versuchte Miena zu rekonstruieren, was hier gerade passiert war und ihr schossen gerade noch mehr Tränen in die Augen. Ein geparktes Auto hatte eine zerschmetterte Heckscheibe und daneben lag Tala. Er blutete stark und die rote Flüssigkeit verteilte sich ungehindert über den Asphalt. Miena ging langsam auf ihn zu und musste hart schlucken. Was hatte sie da gerade getan?! ~ … Weißt du wie viel  rote  Rosen allzu schnell verblühen? … ~ „Tala?“ fragte sie vorsichtig und kniete sich langsam zu ihm runter. „Sag doch was! Bitte!“ Langsam öffnete er die blauen Augen, die durch das Blut, was an seiner Schläfe hinunterlief noch heller strahlten als vorher. „Miena… es tut mir leid“ sagte er leise, schloss die Augen wieder. ~ … Weißt du wie viel Zeit man einfach so vertreibt? … ~ Sein Atem stoppte. Bevor Miena weiter reagieren konnte, wurde sie von diversen Notärzten und anderen Rettungskräften von Tala entfernt. Noch hatte ihr Kopf nicht wirklich begriffen, was gerade passiert war. Sie war regelrecht gelähmt von dem Schock, doch eine erste Untersuchung ergab nur, dass sie ihr nichts fehlte und so durfte sie gehen. ~ … Sie kommt nie zurück … ~ ~ … Drum kümmere dich um die, die dir noch bleibt … ~ Miena realisierte das Ganze nicht wirklich und ging, ohne groß Aufstand zu machen zurück ins Hotel. Dort warteten Jess, Irina und Stefania schon voller Sorge unten im Eingangsbereich. „Miena, wo warst du?! Was-“ Bevor Irina ihre Standpauke weiterhalten konnte, fiel ihr auf, dass etwas nicht stimmte. Ohne die anderen zu beachten ging Miena auf ihr Zimmer und setzte sich dort aufs Bett. Die anderen waren verdutzt über ihr Verhalten und folgten ihr unwillkürlich in das Zimmer. „Miena, was ist denn passiert? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!“ war Irinas erste Reaktion. Jess setzte sich neben sie und versuchte herauszufinden, was los war. „Was ist passiert?“ fragte Jess ruhig. Miena sagte nichts, sondern ließ sich einfach zu Jess fallen und dann kamen die Tränen… Am nächsten Morgen waren die Black Bladers immer noch ratlos über Mienas Benehmen, doch sie sollten schon bald erfahren, was los war. Nach dem Frühstück wollte Jess noch einmal versuchen, herauszufinden was Miena so dermaßen erschrocken hatte. Doch das sollte sich gleich von selbst erledigen. Ihr Handy klingelte auf dem Weg nach oben und sie nahm ab. „Hallo?“ „Jess, hier ist Hillary. Ihr müsst sofort die Nachrichten hören!“ sagte die Anruferin nur aufgeregt. Jess blickte kurz zu Alex, der neben ihr stand. „Was? Warum denn?!“ fragte sie verwirrt. „Frag nicht, tu’s einfach!“ beharrte Hillary. „Okay“ sagte Jess nur verwundert und legte auf. „Was ist denn los?“ fragte Alex. „Hillary hat mich gerade angerufen. Wir sollen uns die Nachrichten anschauen, es sei wichtig“ erwiderte Jess. Die beiden gingen nach oben und holten noch die anderen zwei Mädchen aus dem benachbarten Hotelzimmer. Gespannt saßen sie nun vor dem Fernseher und warten auf die Nachrichten. „… und nun zur wohl schlimmsten Information des Tages: Gestern Abend kam gegen etwa 23:30 Uhr der russische Beyblade Star, Tala Yuri Ivanov bei einem schweren Autounfall ums Leben“ sagte die Nachrichtensprecherin. Punkt. Das hatte gesessen. Die fünf Personen vor dem Fernseher sahen so geschockt wie noch nie die Flimmerkiste an. „Was…?“ hauchte Jess fassungslos. „Oh mein Gott… und Miena muss dabei gewesen sein!“ sagte Irina entsetzt. Es kamen noch Augenzeugenberichte von Passanten, die dem Unfall beigewohnt hatten und nun voller Entsetzten erzählten, wie brutal es ausgesehen hat, als Tala von dem Laster erfasst und gegen das parkende Auto geschleudert worden war. Nachdem der Bericht dazu vorbei war, schaltete Alex den Fernseher ab. „Was machen wir denn jetzt?“ fragte Irina fassungslos. Jess brachte keinen Ton heraus. Sie stand regelrecht unter Schock. „Ich denke mal, das Turnier ist gelaufen…“ murmelte Stefania. Jess sprang auf. „Hast du sie noch alle?! Mein bester Freund ist gerade gestorben und dich kümmert nur das blöde das Turnier!“ „Hey, ganz ruhig, Jess“ versuchte Alex sie herunterzubekommen und nahm sie fest in die Arme. Erst versuchte sie sich dagegen zu wehren, aber dann gab sie nach und ließ hemmungslos die Tränen fließen. Eine halbe Stunde später war auch Miena endlich wach und gesellte sich zu ihnen. „Jess…“ sagte Miena leise. „Wir haben es vor einer halben Stunde in den Nachrichten erfahren, was gestern passiert ist“ meinte Alex nun und strich seiner Freundin beruhigend über den Rücken. Miena rollten auch Tränen über die Wangen. „Ich… wollte es eigentlich sagen, aber… ich weißt nicht… ob ich das…“ Sie schluckte. „… geschafft hätte, wisst ihr?“ Ihre Stimme war brüchig, doch sie rang sich dazu durch, den anderen das zu sagen. „Ist schon in Ordnung“ erwiderte Irina und zwang sich zu einem kurzen Lächeln. „Mit so einem Schicksalsschlag hat keiner von uns gerechnet…“ „Und es ist auch noch meine Schuld!“ schluchzte Miena zurück. „Wenn ich nicht über diese bescheuerte Straße gerannt wäre, dann könnte Tala noch leben!“ „Miena, es war nicht deine Schuld. Hör auf die Vorwürfe zu machen – Tala hätte das bestimmt nicht gewollt!“ sagte Irina vorsichtig. Miena stockte, als sie das hörte und ließ den Blick sinken. „Ja, vielleicht hast du Recht“ murmelte sie. „Ich bin wieder in meinem Zimmer“ Damit machte Miena kehrt und ließ die Tür ins Schloss fallen. „Wie soll es denn jetzt weitergehen?“ fragte Jess nach einer Weile ganz leise. „Ich weiß es nicht. Ich denke, wir müssen uns in den nächsten Tagen zusammensetzten und besprechen, wie es weitergehen soll. Wir können das ja nicht einfach so stehen lassen – das Turnier ist ja auch noch am laufen!“ meinte Alex nun. „Ja, aber erst in ein zwei Tagen, wenn ich mich wieder richtig konzentrieren kann. Im Moment geht gar nichts“ seufzte Jess und schluckte schwer. Eine Weile herrschte Schweigen. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass Tala wirklich tot sein soll…“ meinte Irina nun. „Ich wollte unbedingt dieses Turnier… aber ich wollte nicht, dass das Ganze in so einer Katastrophe endet!“ weinte Jess. „Vielleicht wäre das alles niemals passiert, wenn ich nicht auf diese bescheuerte Idee gekommen wäre!“ „Jess, hör auf. Du konntest das nicht wissen. Außerdem ist es nicht während eines Kampfes, sondern in einer Zwischenpause passiert. Das Turnier hat damit gar nichts zu tun“ erwiderte Alex. Langsam nickte Jess. „Ja, vielleicht hast du Recht…“ „Komm, ruh dich aus. Morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus und dann schauen wir, wie es weitergeht – und mach dir bitte keine Vorwürfe deswegen, ja?“ bat Alex sie. Jess nickte verstehend. Irina und Stefania verließen das Zimmer, damit ihre Teamchefin zur Ruhe kommen konnte. Vollkommen fertig und erschöpft schlief Jess schließlich unter Tränen ein. Kapitel 19: River flows in you - Black Wolborg Storm ---------------------------------------------------- Zwei Tage später, schaffte Jess es, sich aufzuraffen und die anderen zu überreden, mit zu den Bladebreakers zu kommen und die weiteren Schritte festzulegen. Bei Tyson zuhause ging die große Diskussion los. „Ich bin dafür, dass wir hier abbrechen“ sagte Jess nun. „Ja, sie hat Recht. Es bringt nichts. Wir können uns alle nicht wirklich auf das Finale, was jetzt bald kommen sollte, konzentrieren. Außerdem, ist es im Endeffekt unser Turnier und wir bestimmen, ob wir das zu Ende bringen oder nicht“ meinte Irina nachdenklich. „Vielleicht ist es wirklich besser. Also, ich bin auch dafür“ meinte Kenny nun. „Gut. Ich sag Mr. Dickenson gleich Bescheid“ beschloss Jess und stand auf. Als sie ging, spürte sie die mitfühlenden Blicke einiger Anwesenden, aber sie versuchte es zu ignorieren. „Wo ist eigentlich Kai?“ fragte Tyson interessiert. „Ich weiß es nicht. Vorhin, zum Frühstück war er noch da. Er hat nicht gesagt, wohin er gegangen ist“ antwortete Max nur. Miena saß recht teilnahmslos dabei und beschloss nach Jess zu sehen. Vor dem Anwesen traf sie auf die Teamchefin. „Jess, du musst dir das nicht antun“ meinte Miena nur. „Ich weiß. Aber, die BBA muss wissen, dass wir das Turnier abbrechen“ erwiderte Jess und schluckte einmal hart die aufkommenden Tränen hinunter. „Mir geht das auch sehr nahe, aber hör bitte auf, es so schnell zu vergessen! Damit machst du dich nur selbst kaputt“ sagte Miena. „Lass die Trauer einfach mal zu. Ich bin der Meinung, dass es dann besser geht – und die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden!“ „Ja, ich weiß. Aber, ich muss wenigstens jetzt dabei bleiben, damit wir das noch regeln können“ erwiderte Jess leise. „Weißt du… manchmal denke ich, dass ist alles nur ein böser Traum. Aber, wenn mich die Realität einholt, dann wird mir jedes Mal klar, wie grausam diese Welt doch ist. Innerhalb von Sekunden wird ein Leben zerstört, und alles damit Verbundene bricht zusammen. Dann weiß ich, dass unsere schöne heile Welt so zerbrechlich ist…“ sagte Miena. Jess lächelte kurz. „Du solltest Philosophin werden“ Auch Miena musste kurz lächeln. „Vielleicht“ „Du hast Recht, mit dem was du sagst. Aber, wir sollten das Beste daraus machen und weiter nach vorne schauen, auch wenn es schwer fällt“ sagte Jess nachdenklich. „Ja, Tala hätte es bestimmt auch so gewollt“ lächelte Miena zurück und kleine Tränen glänzten in ihren Augen. „Komm, gehen wir zur BBA und sagen Mr. Dickenson Bescheid“ schlug Jess vor. Miena nickte leicht und die beiden machten sich auf den Weg. Es war mitten in der Nacht. Der Vollmond stand am Himmel und erleuchtete den schwarz/blauen Himmel, an dem noch ein paar Sterne glänzten. Miena konnte nicht schlafen – sie hatte Angst davor. Sie schlenderte an einem großen See vorbei, dessen Wasser sanft in dem weißlichen Licht des Mondes glitzerte. Eine leichte warme Sommerbrise umspielte die Gräser am Seeufer. >Die Natur macht sich keinen Hehl daraus, was vor ein paar Tagen passiert ist. Schon seltsam…< dachte Miena. Sie blieb kurz stehen und sah hoch zum Mond. Plötzlich spürte sie einen kalten Hauch an ihrem Arm. Diese Windböe war schneidend kalt gewesen, aber wieso? Miena drehte sich um und sah etwas Helles, Weißes und sehr Großes zwischen den hohen Bäumen, die am anderen Ende des Seeufers waren, herannahen. Verblüfft schaute sie auf das Tier, was aus dem Wald trat, kurz vor dem Seeufer stehen blieb, dann einen Schritt auf das Wasser machte und die klare Flüssigkeit in Eis verwandelte. „Das gibt es nicht… Wolborg!“ murmelte Miena perplex. Der große weiße Wolf stand auf dem See – der sich unter seinen Pfoten zu Eis verwandelt hatte - und blickte Miena durch seine goldgelben Augen an. „Wolborg, was machst du denn hier?“ fragte sie nun. Sie versuchte mit dem Wolf zu sprechen, aber sie wusste nicht ob das so klappte, wie bei Jess und Ice Dranzer damals. Doch, Wolborg war wohl alles andere als erfreut, Miena zu sehen. Er knurrte bedrohlich, fletschte die Zähne und stellte seine Nackenhaare auf. Er rannte los und hielt direkt auf sie zu. Doch plötzlich leuchtete etwas in Mienas Tasche auf und Black Wolborg erschien. Der schwarze Wolf stürzte sich auf den Weißen und mit wütendem Brüllen, schaffte Black Wolborg es, Wolborg von seiner Besitzerin fernzuhalten. Miena verstand nicht ganz, was hier gerade ablief. Was war denn auf einmal los? Und warum wollte Wolborg sie angreifen? Wolborg war stehen geblieben und sah den schwarzen Wolf vor sich schon fast argwöhnisch an. „Was ist denn hier los?“ fragte Miena verwirrt. Plötzlich sprang Black Wolborg von dem Eis des zugefrorenen Sees ab, verwandelte sich in der Luft in ein schwarz/bläuliches Licht und hielt auf Wolborg zu. Wütend brüllte der weiße Wolf auf, doch er wurde von dem Licht erfasst und verwandelte sich in einen weißen Strahl, der mit dem anderen in die Höhe schoss. Am Nachthimmel wurde es mit einem Schlag taghell, doch das gleißende Licht verschwand so schnell, wie es gekommen war. Miena war immer noch viel zu verwundert um groß reagieren zu können, sah aber zu dem schwarz/blauen Himmel über ihrem Kopf hinauf. Da kam etwas gefallen. Etwas sehr kleines und es glänzte silbrig. Vorsichtig hielt Miena ihre Hand auf und darauf landete ein kleiner Bitchip. Noch war das Bild weiß, aber der Chip leuchtete kurz auf und dann erkannte sie das Resultat von dem, was Black Wolborg gerade gemacht hatte. Das Bitbeast auf dem Chip sah ihrem alten Wolf noch ähnlich, hatte sich aber dennoch geändert. Auf Black Wolborgs Rücken prangten weiße Flügel und sein Körper war von weißlich glänzenden dünnen, geschwungenen Linien überzogen. Der Kopf war weiterhin einheitlich schwarz. Die Eiskristalle, die sich an dem Körper des Wolfes befanden waren wesentlich heller geworden. „Wow, das… gibt es doch gar nicht!“ hauchte Miena, die hin und weg war. Sie holte ihren Beyblade aus ihrer Tasche, entfernte ihren alten Bitchip – der mittlerweile weiß war – und steckte den neuen in die dafür vorgesehene Stelle. Sie ließ ihren Beyblade einrasten, zog an der Reißleine und schoss ihn auf den vereisten See. Ein paar Kilometer entfernt erwachte Jess schlagartig aus ihrem Schlaf. Sie sah sich kurz um und setzte sich auf. Im Raum war es fast dunkel, nur der Mondschein von draußen hüllte das Zimmer in einen weißlichen Schein. Jess schaute neben sich und wusste jetzt auch warum sie aufgewacht war. Ice Dranzers Bitchip leuchtete. Sie nahm den Beyblade in die Hand und betrachtete das Ganze eine Weile. Völlig in Gedanken versunken, merkte sie gar nicht, wie Alex wach wurde und sich langsam aufrichtete. „Warum bist du wach?“ fragte er schlaftrunken. Jess erschrak und drehte sich zu ihm um. „Es ist wegen-“ Sie sah zu Ice Dranzer. Der Chip hatte aufgehört zu leuchten. „… Ach nichts. Schon gut. Ich bin einfach aufgewacht“ Alex gähnte herzhaft. „Komm, leg dich wieder hin“ sagte er und ließ sich zurück in sein Bett fallen. Kurz darauf war er wieder eingeschlafen. Jess saß noch aufrecht und sah aus dem Fenster. >Wenn Miena nicht schlafen kann, ist sie bestimmt unterwegs und hat trainiert< dachte sie und stand leise auf. Ihre Uhr verriet ihr, dass es drei in der Frühe war, aber das war in diesem Moment zweitranig. Jess suchte sich ihre Klamotten zusammen und verschwand kurz um Bad. Nachdem sie fertig war, schnappte sie sich den Zimmerschlüssel, schlich hinaus und schloss leise die Tür. Sie lief den Gang entlang und hinunter auf die Straße, die zu diesem Zeitpunkt wie ausgestorben war. Jess ging eine Weile die Straße entlang und plötzlich kam ihr Miena entgegen. „Miena!“ rief sie freudig. „Jess, was machst du denn hier?“ fragte die Blonde verdutzt. „Ice Dranzer hat mich geweckt. Ich dachte, es sei was passiert, deswegen dachte ich, ich suche dich mal“ erklärte Jess kurz. Miena seufzte. Sie holte ihren Beyblade heraus und gab ihn Jess. „Was ist damit?“ fragte die Teamchefin verwundert. „Schau dir das Bitbeast an“ forderte Miena sie auf. Jess sah auf den Chip und ihre Augen weiteten sich. „Wow, was ist denn das? Black Wolborg? Aber… nein… er sieht so anders aus!“ „Das ist Black Wolborg Storm“ erklärte Miena. „Wie kommst du denn auf einmal an den?“ fragte Jess verblüfft. Miena erzählte ihr das eben Geschehene. „Wolborg hat versucht dich anzugreifen?“ hakte Jess nach. „Ja, offenbar. Ich kann mir aber nicht erklären warum“ erwiderte Miena ratlos. Jess überlegte einen Moment, bevor sie sich äußerte. „Vielleicht hat Wolborg in dir die Schuldige für Talas Tod gesehen“ „Warum sollte er das? Ich kann doch nichts dafür!“ „Ja, ich weiß. Aber wenn Wolborg es nicht wusste… wer weiß. Ich bin kein Experte in solchen Sachen. Was Wolborg gedacht hat oder nicht gedacht hat, kann ich nicht sagen. Ich könnte es mir nur so erklären“ meinte Jess nachdenklich. Miena seufzte schwer. „Jetzt ist es ja sowieso egal“ Beide schwiegen kurz. „Komm, wir gehen zurück ins Hotel. Wir sollten noch ein wenig schlafen, bevor wir morgen den Rest absprechen und dann abends nach Hause fliegen“ sagte Jess dann. Miena nickte. „Ja, gute Idee“ Kapitel 20: Entscheidungen -------------------------- Am nächsten Vormittag wurden noch ein paar Sachen besprochen, bevor sich die Teams auf den Heimweg machen wollten. Jess und ihr Team waren noch kurz bei Tyson zuhause. Jess wollte unbedingt mit Kai sprechen, da sie wusste, dass er und Tala ziemlich gut befreundet gewesen waren. „Wir haben ihn seit ein paar Tagen nicht gesehen. Er geht morgens früh weg, noch bevor wir aufstehen und kommt nachts spät wieder“ verneinte Ray. „Wir haben versucht mit ihm zur reden, aber er blockt immer wieder ab“ sagte Max. Jess überlegte kurz. „Und ihr könnt mir nicht sagen, wo er ist?“ fragte sie nach. „Nein, sonst hätten wir ihn ja selbst schon aufgesucht“ erwiderte Tyson. Jess stellte ihre Reisetasche auf den Boden. „Was hast du vor?“ fragte Miena entgeistert. „Ich geh ihn suchen“ beschloss sie. „Was?! Unser Flug geht in zwei Stunden!“ rief Irina aus. „Ich weiß. Bis dahin hab ich ihn gefunden, keine Sorge!“ versprach Jess. Sie drehte sich um und ging. „Sie findet ihn doch nie!“ sagte Stefania entgeistert. Jess lief durch die Stadt und kam unten am Fluss vorbei. Sie sah sich suchend um und unten am Flussufer sah sie ihn. „Kai!“ rief Jess. Angesprochener drehte blieb verwundert stehen und sah sich um. Jess lief die kleine Böschung hinunter und blieb neben ihm stehen. „Was willst du?“ fragte Kai desinteressiert. „Hey, ich weiß ja, dass du mit keinem deiner Teamkollegen reden willst, aber dann sprich wenigstens mit mir! Wenn du Talas Tod so in dich hineinfrisst, wird es doch nie besser!“ sagte Jess. Kai sah ihr an, dass sie nicht locker lassen würde. „Mit einem Nein lässt du dich nicht abwimmeln, oder?“ „Auf keinen Fall! Und wenn ich dafür meinen Flug zurück nach Hause verpasse – ich gehe erst, wenn du mit mir geredet hast!“ erwiderte Jess stur. Kai seufzte unmerklich. „Komm“ sagte er und lief los. Die beiden gingen eine ganze Weile schweigend nebeneinander her. „Ich weiß von Tala, dass ihr gut befreundet wart“ begann Jess vorsichtig. „Ja, das stimmt“ sagte Kai. „Und wir kannten uns verdammt lange“ „Ich weiß. Mir geht das genau so. Wir waren die besten Freunde. Ich hab soviel von ihm gelernt – vor allem in Sachen Beybladen. Ohne ihn wäre ich vermutlich nie so weit gekommen“ sagte Jess traurig. „Miena trifft es wohl am Schwersten oder?“ fragte Kai nach. Jess nickte. „Sehr sogar. Sie macht sich wahnsinnige Vorwürfe und denkt, es wäre ihre Schuld. Dabei war es ein Unfall, der einfach durch eine dumme Aneinanderreihung von Zufällen passiert ist. Keiner hätte wissen können, dass dieser Abend so ausgeht“ Kai schwieg einen Moment. „Weil Miena und Tala nicht zurückkamen sind ich und die anderen ins Hotel und haben dort gewartet. Als Miena kam, sah sie so furchtbar aus… und wir wusste nicht was los war. Hillary hat uns am nächsten Morgen angerufen und gesagt wir sollen uns die Nachrichten ansehen – da hab ich es dann auch erfahren“ erzählte Jess und schluckte hart die Tränen hinunter. „Kenny ist an jenem Morgen schon fast panisch in Tysons Zimmer geplatzt und hat einmal durchs Haus gebrüllt, was passiert war… ich dachte, es reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Ich wollte nicht glauben, dass das wirklich passiert war“ sagte Kai. Jess nickte verstehend. „Ich hatte mir eigentlich für die Zeit nach dem Turnier etwas überlegt, aber ich kann Miena und die anderen nicht alleine lassen – nicht nachdem, was passiert ist. Miena würde mich hassen, wenn ich gehe und sie mit ihrem Kummer einfach so stehen lasse“ „Was hattest du vor?“ fragte Kai. „Ich wollte… mich auf die Suche nach meinen Eltern machen. Erst will ich meine Mutter suchen und sie nach dem Namen meines Vaters fragen, dann werde ich ihn suchen und ihn fragen, warum er mich und meine Mutter einfach so verlassen hat“ erklärte Jess. Kai blieb stehen. Jess sah ihn an. „Was ist?“ fragte sie verwundert. „Weißt du es nicht?“ stellte Kai die Gegenfrage. „Was weiß ich nicht?“ hakte Jess verwirrt nach. Kai zögerte einen Moment. „Kai, was ist los?“ fragte Jess. „Unsere Mutter ist tot“ Jess sah ihn mit großen Augen an. „Was? Woher weißt du das? Ich dachte du hast keinen Kontakt mit deinen Eltern!“ „Das stand in Voltaires Testament“ sagte er. „Deshalb… bist du damals so überstürzt aus dem Anwaltszimmer geflüchtet. Das war nicht die Erleichterung, sondern weil du vom Tod unserer Mutter erfahren hast“ schlussfolgerte Jess, immer noch recht perplex. Kai nickte. Jess ließ den Blick sinken. „Als wäre das mit Tala nicht schon genug gewesen…“ seufzte sie. „Ich weiß. Ich wollte es dir nicht sagen, du hattest genug um die Ohren“ erwiderte Kai. Jess unterdrückte krampfhaft die Tränen. „Wenn was schief geht, dann geht es richtig schief“ Kai schwieg. „Ich sollte gehen. Die anderen warten auf mich und unser Flug nach Moskau geht bald“ sagte sie monoton und setzte zum Gehen an. Kai wollte sie aufhalten, aber er wusste nicht was er sagen sollte, deshalb ließ er sie einfach gehen. Jess kehrte zurück zu den anderen und wirkte niedergeschlagener als zuvor. „Und? Hast du Kai gefunden?“ fragte Irina interessiert, doch Miena stieß ihr leicht mit ihrem Ellenbogen an den Arm und deutete mit einem Kopfnicken zu ihrer Teamchefin. „Ich glaube, wir gehen jetzt auch zum Flughafen, sonst verpassen wir unseren Flug“ sagte Miena an die Bladebreakers gewandt. „Ja, ist gut. Ich hoffe wir sehen uns irgendwann noch mal“ meinte Tyson. „Bestimmt. Also, dann. Macht’s gut!“ verabschiedete Miena sich und das Team ging. Auf dem Weg zum Flughafen fragte Miena ihre beste Freundin aus. „Was ist denn los?“ „Ich erzähl es euch später“ winkte Jess ab. Miena war besorgt. Irgendwas war noch passiert, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was es sein könnte. „Komm schon, Jess. Rede darüber“ forderte sie ihre Teamchefin auf, doch diese blieb stur. „Später“ Der Rückflug verlief ruhig. Jess war wie geistig abwesend. Sie reagierte kaum auf die besorgten Fragen ihrer Teamkolleginnen. Sie musste erst mal ihre Gedanken ordnen und dazu brauchte sie Zeit. „Ich mache mir wirklich Sorgen“ seufzte Miena nun. „Ja, aber Jess wird uns sagen, was sie bedrückt, wenn sie es für richtig hält“ meinte Irina nun. „Trotzdem bereitet mir ihr Verhalten Kopfzerbrechen. Was hat sie in Erfahrung gebracht, dass sie so reagiert?“ fragte Miena sich. „Ich weiß es nicht, aber wir werden es noch erfahren – ganz bestimmt“ erwiderte Irina. Eine Weile herrschte Schweigen. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass Tala wirklich tot ist. Es ist so… unbegreiflich… irgendwie, als…“ Miena suchte nach Worten. „Wie ein Alptraum, aus dem man verzweifelt versucht aufzuwachen, aber es nicht kann, weil es nicht geht“ sagte Jess plötzlich. Die anderen sahen sie an. „Ja, so ungefähr…“ meinte Miena traurig. „Jess, was ist los?“ fragte Irina besorgt. Die Teamchefin atmete tief durch. „Ich habe nachgedacht… und habe mich entschieden“ begann sie nun. „Und wie sieht deine Entscheidung aus?“ fragte Miena nach und sie ahnte Schlimmes. „Ich werde meinen Posten als Teamchefin abtreten und das Beybladen aufgeben“ sagte Jess. „WAS?!“ platzte es den anderen ungehalten raus. „Aber, was ist mit deinem Team und Ice Dranzer?!“ fragte Stefania entgeistert. „Für mich persönlich beginnt hier ein neuer Lebensabschnitt. Ich gebe Ice Dranzer frei und das Team wird es nicht mehr geben. Ich bin der Meinung, wir sollten der nächsten Generation, die jetzt bald kommt, Platz machen“ erklärte Jess. „Aber, Ice Dranzer ist DEIN Bitbeast. Keiner hat dich in letzten Jahren so treu begleitet, wie dein Phönix. Du kannst ihn doch nicht einfach so gehen lassen!“ sagte Miena fassungslos. „Ich werde Ice Dranzer bitten, dass sie das Bitbeast meines Kindes werden soll, wenn ich später mal ein Eigenes habe. So kann ihre Macht nicht in die falschen Hände geraten“ meinte Jess. „Jess, überleg dir das doch bitte noch mal. Die Medien könnten sich auf deinen Rücktritt stürzen, wie eine Horde Geier und Talas Tod wird nur noch mehr breitgetreten, weil alle Welt denkt, dass das was damit zu tun hat“ gab Irina zu bedenken. „Was bewegt dich überhaupt dazu, das zu tun? Es kann nicht nur Talas Tod sein, sonst hättest du das gleich gemacht“ hakte Stefania nach. „Es ist… noch was anderes. Ich habe den Verlust von zwei Menschen zu verkraften. Meine Mutter ist ebenfalls tot“ sagte Jess leise und schluckte hart. Die anderen sahen sie mitfühlend an. Jess hatte mal erzählt, dass sie sich noch gut an ihre Mutter erinnern konnte und was diese für eine liebvolle Person gewesen war. Miena setzte sich neben sie und bemerkte ihren Kampf mit den Tränen. Vorsichtig nahm sie ihre beste Freundin in die Arme. „Versteck die Tränen nicht länger. Lass es einfach raus“ bat Miena sie. Jess schluckte noch einmal, dann ließ die es heraus und weinte stumm ihren Kummer aus der Seele. ~ Drei Wochen später ~ Die Stimmung in der WG der Black Bladers war allgemein bedrückt. Miena war fast am verzweifeln, denn Jess ließ sich kaum blicken. Sie war viel unterwegs und noch immer war keine Entscheidung bezüglich des Teams gefallen, obwohl Jess gesagt hatte, dass es die Black Bladers nicht mehr geben würde. „Ich hätte nicht gedacht, dass innerhalb weniger Wochen unser Leben so umgekrempelt werden könnte“ seufzte Irina, die mit Stefania und Miena am Mittagstisch saß. „Was sollen wir denn jetzt machen? Ich meine, müssen wir die WG hier aufgeben und alle woanders hinziehen?“ fragte Stefania. „Ich werde sowieso nicht hier in Russland bleiben“ sagte Miena entschieden. „Ja, kann ich verstehen. Aber was ist mit Jess? Ich mache mir wirklich Sorgen um sie“ meinte Irina nun besorgt. „Sie hat viel zu viel durchgemacht in der letzten Zeit. Kein Wunder, dass sie so daneben ist. Aber, irgendwo hatte Recht, als sie im Flugzeug sagte, dass es Zeit wird das Feld für die nächste Generation zu räumen“ gab Stefania nun zu. Die anderen nickten leicht. „Ich weiß nicht… ich werde wahrscheinlich auch in Zukunft irgendwas mit Beybladen machen. Ich kann mir nicht vorstellen, mich endgültig davon zu trennen“ sagte Miena ernst. „Das werde ich auch nicht“ beschloss Irina. Sie sah aus dem Fenster. Dicke Regentropfen knallten dagegen und der Himmel war grau und machte die Stimmung nicht unbedingt besser. >Jess, wo steckst du nur?< fragte sich die Rothaarige. Jess lief schon seit einiger Zeit in Gedanken versunken durch die Stadt. Der Regen störte sie dabei kaum. Sie fand gedanklich einfach keine Ruhe. Wie sollte es jetzt weitergehen? Sie hatte eine Entscheidung getroffen und die wollte sie jetzt auch machen. Ice Dranzer war immer noch bei ihr. Sie hatte es noch nicht über sich gebracht, ihn freizugeben, aber jetzt fand sie, wurde es endlich Zeit. Ausgerechnet an so einem verregneten Tag. Es war wenig los auf den Straßen, die meisten Leute hatten sich wohl zuhause verkrümelt und warteten darauf, dass dieser scheußlich kalte Regen endlich aufhörte. Jess machte sich auf den Weg zu einem kleinen Waldstück, wo sie und Miena früher oft trainiert hatten. Langsam packte Jess ihren Starter aus und ließ ihren Beyblade einrasten. Ihr wurde schwer ums Herz und sie hatte wahrscheinlich noch nie vorher so lange gebraucht, bis sie es schaffte ihren Blade zu starten. Doch letztendlich rang sie sich doch dazu durch und der azurblaue Kreisel drehte sich auf der Mitte eines Baumstumpfes. „Ice Dranzer…“ flüsterte sie leise. Der Bitchip leuchtete auf und ihr Phönix erschien vor ihr. Auch der Vogel sah sie wehmütig an. Offenbar hatte sie mitbekommen, was passiert war und wie Jess sich entschieden hatte. „Mir fällt das nicht leicht, aber ich gebe dich frei. Kannst du mir etwas versprechen, bevor du gehst?“ fragte Jess und schluckte hart. Ice Dranzer nickte leicht. „Bitte… wenn ich in ein paar Jahren mal ein Kind habe, kannst du von ihm das Bitbeast werden? Dann würden wir uns bald wiedersehen und es wäre kein Abschied für immer… Nur im Moment… wenn ich nicht mehr blade, würdest du früher oder später so gehen, ohne, dass ich dir das sagen kann“ sagte Jess und musste wirklich schwer gegen die Tränen kämpfen, denn das Ganze fiel ihr alles andere als leicht. Der eisblaue Phönix beugte seinen Kopf zu seiner Besitzerin herunter und Jess berührte vorsichtig den goldenen Schnabel. Ihr liefen die Tränen über die Wangen, die man aber durch den Regen kaum sehen konnte. Es war kein Abschied für immer, aber für eine erst mal ungewisse Zeit. „Es tut mir so leid“ flüsterte Jess. Im nächsten Moment wurde Ice Dranzer zu einem weißen Licht und schoss in den Himmel. Der Beyblade kreiselte aus und blieb auf dem Baumstumpf liegen. Jess sah hoch in den Himmel, an die Stelle, wo ihr Bitbeast gerade verschwunden war. Im nächsten Moment hörte der Regen auf und die Wolkendecke, die wie ein grauer Schleier über ihr hing, lockerte sich etwas und man sah den blauen Himmel durchscheinen. Sogar ein paar Sonnenstrahlen bahnten sich den Weg durch die Wolken und hellten die Umgebung etwas auf. Jess lächelte sanft. Das war wohl ein Zeichen dafür, dass sie nicht weinen sollte, egal wie schwer es im Moment war. Miena und Stefania saßen auf der Couch und beredeten gerade etwas miteinander, als sie hörten, wie die Haustür aufging und jemand eintrat. „Jess!“ rief Miena erfreut. „Hallo“ sagte Jess und hatte das erste Mal seit Wochen, wieder mal ein Lächeln auf den Lippen. „Was ist los? Du lächelst so“ fragte Stefania. „Ich hab Ice Dranzer freigegeben, aber sie hat mir versprochen als Bitbeast meines späteren Kindes zurückzukehren. So ist es wenigstens kein Abschied für immer und das macht mich richtig glücklich, auch wenn es mir schwer gefallen ist“ erklärte Jess. Miena umarmte sie. „Ein Lichtblick nach den ganzen schlimmen Dingen der letzten paar Wochen. Jetzt kann es ja nur noch besser werden“ lächelte Miena. „Das hat uns doch alle ziemlich zusammengeschweißt, oder? Die WM, das Turnier, die Zeit dazwischen, und das wir alle für uns da waren“ meinte Stefania. „Ja, du hast dich hier auch super eingelebt und es hat sich wirklich gelohnt, dich hier aufzunehmen“ sagte Miena. Sie war richtig glücklich, trotz der schweren Wochen, die hinter ihnen lagen. Endlich konnte es wieder bergauf gehen. Stefania nickte. „Ich denke, es wird Zeit, dass wir von jetzt an unsere eigenen Wege gehen“ sagte sie. „Ja, das ist wirklich das Beste. Aber, wir sollten regelmäßig Kontakt halten, falls wir uns aus den Augen verlieren sollten“ meinte Miena nachdenklich. „Auf jeden Fall“ nickte Jess zurück. Egal, was die Zukunft bringen sollte – die drei ehemaligen Bladerinnen hatten ihre Wünsche, Träume und Ziele nie aus den Augen verloren, trotz dieser schweren Verluste. Genau solche Situationen haben sie noch enger zusammengeschweißt… Kapitel 21: 10 Jahre später --------------------------- ************************************************************************************* Gold/braune Haare die sanft in der lauen Brise des Frühlingsmittags wehten und hellblaue Augen, die sich schon fast etwas verträumt die Stadt ansahen, durch die sie getragen wurden. Das junge Mädchen hatte eine schlanke Figur und trug ein einfaches T-Shirt und eine Jeans. Die kleine Kayla war gerade auf dem Heimweg. Sie kam von der Vorschule, die sie besuchte, bevor sie in die Schule kam um sich selbst noch etwas zu fördern. Doch diese war jetzt aus und so ging sie ihren gewohnten Weg – ganz alleine mit ihren zarten 10 Jahren – nach Hause. Papa wartete bestimmt schon mit dem Essen auf sie. Doch, im Hof erwartete sie eine Überraschung. Das Auto ihres Vaters stand nicht in der Auffahrt, wie es sonst immer war. Verwundert sah Kayla zum Haus. Sie hatte keinen Schlüssel dabei. Heute Morgen hatte sie ihn nicht gefunden und war deshalb ohne gegangen. „Seltsam“ murmelte sie. >In der Schule müsste noch jemand sein. Ich frag mal, ob ich Mama auf dem Handy anrufen kann< beschloss Kayla gedanklich und kehrte um. Kaum war sie auf dem Gelände, kam ihr einer ihrer Lehrer entgegen und sie bat ihn gleich darum, dass sie ihre Mutter anrufen könnte. Der Lehrer war freundlich und führte sie gleich ins Büro, wo Kayla ihre Mutter anrufen konnte. „…und legen Sie bitte den Bericht mit dem Kostenvoranschlag der Geschäftsführung vor. Das ist eine größere Angelegenheit und da brauchen wir die Unterschrift“ erklärte die Abteilungsleiterin ihrem Kollegen freundlich, der daraufhin nur nickte und sich gleich an die Arbeit machte. Gedanklich etwas abgehetzt begab sich die 28-jährige zurück in ihr Einzelbüro. Die junge Frau hatte mittellange braune Haare, strahlendblaue Augen und trug einen schwarzen Hosenanzug mit einer hellblauen Bluse unter der Jacke. Jess hatte sich in den letzten Jahren ziemlich gemacht. Mit 19 Jahren war sie schwanger geworden und hatte ihre bereits 10-jährige Tochter auf die Welt gebracht. Alex war nach wie vor bei ihr und die beiden lebten auch weiterhin in Moskau – nun aber in ihrem eigenen kleinen Heim. Mit 22 Jahren hatte sie dann ein Jobangebot von der BBA bekommen, in dem sie eine Ausbildung zur Organisatorin für Beyblade Turniere machen könnte. Heute war sie Abteilungsleiterin des Turniermanagements. Das hatte sich durch Zufall ergeben, denn der alte Leiter trat kurzfristig wegen eines schweren Unfalls ab und sie konnte – auch durch ihre langjährige Erfahrung als Teamchefin und der guten Ausbildung – den Job übernehmen. Von ihren ehemaligen Teamkolleginnen hatte sie schon ewig nichts mehr gehört. Sie wusste nur, dass Miena irgendwohin ausgewandert war, da sie nicht in Russland bleiben wollte, wegen Talas Tod. Stefania war auch wie vom Erdboden verschluckt, nur von Irina wusste sie etwas. Die Rothaarige war Beybladetechnikerin geworden und arbeitete in den USA mit weltberühmten Topforschern zusammen. Jess schwelgte kurz in den alten Zeiten, doch ihr Handy, welches auf dem Schreibtisch lag holte sie in die Realität zurück. Sie nahm ab und merkte schnell, dass sie ihre Tochter Kayla dran hatte. „Mama, wo ist denn Papa?“ fragte die Kleine sofort. „Dein Papa ist zuhause“ sagte Jess daraufhin verwundert. „Nein, ich war da und sein Auto steht nicht. Ich kann auch nicht rein, ich hab keinen Schlüssel dabei“ klagte Kayla ihr Problem. Jess runzelte die Stirn und sah kurz auf die Uhr in ihrem Büro. „Hör zu, Liebes. Ich hab in einer viertel Stunde Pause und ich komme dann zu dir. Von wo aus rufst du denn an?“ fragte sie nach. „Von der Schule aus. Soll ich hier warten?“ stellte Kayla die Gegenfrage. „Ja, tu das bitte. In einer halben Stunde bin ich bei dir“ sagte Jess lächelnd. „Ist gut“ erwiderte Kayla und legte auf. Jess behielt ihr Handy in der Hand und sah kurz aus dem Fenster und fragte sich, was da los war. Alex war sonst immer zuhause um diese Zeit und wartete meistens schon mit dem Mittagessen auf ihre gemeinsame Tochter. Entschieden suchte sie im Telefon die Nummer ihres Lebensgefährten und rief ihn an. Rauschen war im Hintergrund zu hören – ein sicheres Zeichen dafür, dass er im Auto saß. „Ja?“ „Alex, wo steckst du?! Kayla sagt, du bist nicht zuhause. Sie kann nicht rein, sie hat ihren Schlüssel nicht dabei!“ sagte Jess sofort. „In der Küche“ meinte Alex plötzlich. „Bitte?“ fragte Jess verwirrt. „In der Küche liegt ein Brief. Da steht alles drin“ erwiderte Alex nur monoton. „Was soll das? Alex, ich-“ Doch er hatte schon aufgelegt. Jess ließ das Handy sinken und ihr schlich sich eine böse Ahnung auf. Sie überlegte einen Moment und beschloss, gleich zu gehen und nicht noch zu warten. Kayla konnte sie immer noch holen. Schnell packte sie ihre Handtasche zusammen und wendete sich an ihren Arbeitskollegen. „Könnten Sie für die nächste Viertelstunde meine Anrufe entgegennehmen? Ich hab gerade einen wichtigen Notfall. Das kann leider nicht warten“ erklärte sie kurz. Der junge Mann nickte und Jess bedankte sich noch kurz, bevor sie das Büro verließ und zum Firmenparkplatz ging. Der kleine Audi A3 glänzte mit seinem dunkelblauen Lack im Sonnenlicht und die Blinkerlampen leuchteten kurz auf, als sich die Zentralverrieglung entsperrte. Jess hatte mal ein größeres Modell, doch nach einem schweren Unfall auf der Autobahn, fuhr sie nur noch kleinere Wagen. Sie fuhr erst mal zu sich nach Hause und parkte – nach dem Kampf durch die Innenstadt – ihren Wagen in der Hofeinfahrt. Sofort machte Jess das Auto aus und stieg aus dem Wagen. Sie schloss die Haustür auf und ging durch den Flur in die Küche. Auf dem Esstisch lag der besagte Brief. Jess stellte ihr Zeug auf den Tisch und nahm den Zettel in die Hand. Langsam begann sie die Zeilen zu lesen: Jess, ich könnte dir die ganze Situation jetzt schön reden, aber das werde ich nicht tun. Ich weiß nicht, aber mein Gefühl sagt mir, dass ich einfach hier raus muss. Das mit Kayla wird mir zu anstrengend. Und du bist auch nur noch mit der Arbeit beschäftigt – aber vermutlich merkst du das nicht einmal mehr, da es dir ja „so viel Spaß“ macht. Ich will dir dein Leben nicht zerstören, aber für mich persönlich ist der Punkt erreicht, an dem ich sage, dass es – zumindest für mich – nicht mehr weitergeht. Schnapp dir deine Tochter und behalt sie – ich streite mich nicht mit dir um das Sorgerecht. Es tut mir leid, aber es ist wirklich aus. Gruß, Alex Jess sah entsetzt auf den Brief. „Warum hast du denn nie was gesagt?“ hauchte sie verzweifelt. Gestern war die Welt noch in Ordnung, doch mit einem Schlag schien das Glück wie zerstört. Sie wollte Kayla das Schicksal, was ihr damals passiert war – dass der Vater sie verlassen und nur die Mutter sich noch eine Zeitlang um sie gekümmert hatte – ersparen, deshalb war sie so glücklich darüber, dass Alex immer bei ihr gewesen war. Doch offenbar hatte sie in einer Lüge gelebt. Jess wusste nicht, was sie jetzt machen sollte. Tränen der Verzweiflung bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen. Es verging eine Weile, in der sie einfach da stand und versuchte ihrer Gefühle wieder Herr zu werden. „Mama, was ist los?“ fragte plötzlich eine zaghafte Stimme. Jess drehte sich um. Kayla stand im Türrahmen und wusste nicht, was sie von ihrer weinenden Mama halten sollte. „Wo ist Papa?“ hakte Kayla weiter. „Papa kommt nicht wieder“ sagte Jess monoton. „Warum?“ fragte die Kleine traurig. Jess wusste nicht, was sie sagen sollte und umarmte ihre Tochter einfach nur. Kayla wusste das nicht richtig zu deuten, nur dass gerade etwas Entscheidendes passiert war, war ihr wirklich klar. Ein paar Tage vergingen. Jess hatte sich spontan zwei Wochen Urlaub genommen – der war sowieso überfällig. Sie konnte jetzt nicht mehr Vollzeit arbeiten, da Kayla nicht den ganzen Tag alleine bleiben konnte. Jess spazierte gerade durch die Stadt, in der Hoffnung sich auf andere Gedanken bringen zu können. Sie war ganz gut darin, Sachen einfach zu verdrängen. Das half ihr über schwere Ereignisse hinweg zu kommen, auch wenn das – aus psychologischer Sicht – nicht gerade die beste Methode war. Jess seufzte schwer. Sie wollte nicht an das Drama mit Alex denken, aber so sehr sie sich auch bemühte – ihre Gedanken schweiften immer wieder zu dem Warum. >Alex, du bist echt so ein Schwein. Warum hast du nie was gesagt? Und warum lässt du mich und Kayla jetzt einfach so allein? Und warum war ICH verdammt noch mal eigentlich so blauäugig und hab das nicht gemerkt?< fragte sie sich gedanklich. Sie schnaufte schwer. Es brachte im Endeffekt sowieso nichts – Alex war weg und er würde höchstwahrscheinlich auch nicht wiederkommen. Jess war so sehr in Gedanken vertieft, dass sie kaum noch auf ihren Weg sah und plötzlich mit jemand zusammenstieß. Erschrocken wirbelte sie herum und setzte zu einer Entschuldigung an, doch sie war zu perplex, um überhaupt etwas zu sagen. Der junge Mann, mit dem sie zusammengeknallt war, sah sie durch seine rubinroten Augen fast genauso erstaunt an. „K-Kai?“ stammelte Jess verwundert und ihre Augen wurden groß. „Jess, was machst du denn hier?“ stellte er die Gegenfrage. „Was ich hier mache? Na, ich wohn hier immer noch! Was machst DU hier?“ fragte Jess freudig nach. „Ich hab nach dir gesucht“ erwiderte er. „Wieso das?“ wollte Jess wissen. Sie dachte einen Moment nach. „Ich wohne hier ganz in der Nähe. Komm doch einfach mit zu mir. Auf offener Straße so ein Gespräch zu führen ist mir unangenehm“ schlug sie vor. „Ja, du hast recht“ meinte er. Die beiden machten sich auf den Weg. Kayla wartete schon ungeduldig auf ihre Mutter. Sie war oben in ihrem Zimmer, las gerade ein gutes Buch und hatte die Tür offen, damit sie das Klacken der Haustür hören konnte. Und das ließ nicht auf sich warten. Kayla sprang auf, schmiss das Buch achtlos auf ihr Bett und stürmte die Treppe herunter. „Mama!“ rief sie freudig und umarmte Jess, die gerade die Tür hereinkam. „Hallo, mein Schatz“ „Ich hab das Buch jetzt fast durch. Aber, ich muss später noch für Mathe lernen…“ nörgelte Kayla. Sie wandte sich um und sah Kai, der im Flur stand. „Mama, wer ist das?“ fragte sie neugierig. „Oh, das ist Kai“ erwiderte Jess. Enthusiastisch ging Kayla auf ihn zu und schüttelte ihm etwas überschwänglich die Hand. „Hey, Onkel Kai, schön, dass ich dich mal kennen lerne! Mama hat schon so viel über dich erzählt“ sagte sie grinsend. Kai war ein bisschen irritiert – mit so viel offenem Entgegenkommen hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Jess, die dabei stand und das Ganze beobachtete, konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Auf, Kayla. Geh mal hoch und les dein Buch fertig. Ich komm dann später und helfe dir bei Mathe“ sagte Jess nun. „Ja, ist gut“ erwiderte Kayla grinsend und ging die Treppe wieder hoch. Kurz herrschte Schweigen. „Sie ist ziemlich… direkt“ war Kais Bemerkung. Jess lachte kurz. „Mit 17 oder 18 hättest du jeden, der das zu dir gesagt hätte, einen Kopf kürzer gemacht“ „Sie hat das Temperament von dir, oder?“ meinte Kai. „Ja, aber sie ist noch wesentlich direkter als ich in dem Alter“ sagte Jess. „Wohnst du eigentlich noch mit Alex zusammen?“ fragte Kai nach. Mit einem Schlag kam bei Jess alles wieder zurück, was sich vor ein paar Tagen abgespielt hatte. „Hättest du mich das letzte Woche gefragt, wäre meine Antwort so was wie: ‚Ich führe das perfekte Familienleben’ gewesen“ seufzte sie und ging in die Küche. Kai ging ihr hinterher. Jess legte ihren Schlüssel auf die Arbeitsplatte, drehte sich um und lehnte sich dagegen. „Was ist passiert?“ hakte Kai nach. Jess atmete tief durch. „Alex hat mich verlassen. Einfach so. Von jetzt auf gleich. Und ich will jetzt ehrlich gesagt nicht darüber reden…“ Kai nickte verstehend. „Was treibt dich eigentlich hier her? Zehn Jahre Funkstille und auf einmal bist du wieder da“ sagte Jess nun. Sie hatte offen gesagt nicht damit gerechnet, ihn hier anzutreffen. Sie dachte sich, wenn sie irgendwann mal geschäftlich oder eventuell sogar privat nach Japan kam, konnte sie ihn ja besuchen gehen – vorausgesetzt sie fand ihn dort. „Wir wollen ein großes Treffen demnächst veranstalten. Viele der ehemaligen Beyblader haben noch Kontakt zu ihren alten Teamkollegen und nach einigem hin und her wurde eben beschlossen, dass wir uns vielleicht alle mal wieder sehen könnten“ erklärte Kai. „Das wäre vielleicht sogar ganz gut. Ich kann Ablenkung gebrauchen, nach diesem Drama… Das ist schon komisch, immer wenn wir uns sehen, hab ich den Kummer“ sagte Jess. „Da kann ich aber nichts für“ erwiderte Kai. „Ich weiß, ich weiß“ winkte Jess ab. „Mal schauen… wenn es klappt, zieh ich von hier weg. Ich will woanders ganz neu anfangen“ „Warum tust du es dann nicht in Japan? Miena lebt im Übrigen auch dort“ erwiderte Kai. „Was? Miena lebt auch da?“ fragte Jess erstaunt, aber gleichzeitig auch erfreut. „Ja, ich hab sie neulich getroffen und sie hat mittlerweile einen neuen Lebenspartner, mit dem sie auch ganz glücklich zu sein scheint“ Jess sah ihn an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. In all den Jahren hatte sie öfters mal an ihre einstmals beste Freundin gedacht, doch immer wieder war ihr was dazwischen gekommen, als sie sich entscheiden wollte, sie zu suchen. Doch jetzt hatte sie vielleicht die einmalige Gelegenheit Miena nach über einem Jahrzehnt wiederzusehen. „Ich komm auf jeden Fall mit zu dem Treffen. Die Chance lass ich mir nicht entgehen!“ beschloss Jess. „Und was ist mit deiner Tochter?“ fragte Kai. „Kayla nehm ich mit. Die kann ja schlecht hier bleiben“ sagte Jess leichthin. Sie verschwand kurz im Wohnzimmer und kam mit einem Laptop in der Hand wieder. Schnell stand der tragbare PC auf dem Küchentisch. Auf der Außenseite war das BBA Logo geklebt. „Was machst du eigentlich beruflich?“ fragte Jess interessiert. „Turniermanager im Außendienst“ erwiderte er. Jess stutzte. „Wie kommt es, dass uns unsere Namen noch nicht über den Weg gelaufen sind?“ fragte sie verwundert. „Warum?“ „Weil ich nämlich die Turniere auf der verwaltungstechnischen Seite leite“ antwortete Jess nur. „Du bist weit gekommen in den letzten Jahren“ meinte er nur. „Ja, ziemlich. Aber, ich kann den Posten eh nicht halten, nun da Alex weg ist“ erwiderte Jess seufzend. „Und wenn ich wegziehe, hat sich die ganze Sache sowieso erledigt!“ Sie klickte sich durch ihr hoffnungslos überfülltes Postfach. Nur eine Mail markierte sie sich als wichtig. „So… jetzt schauen wir mal, ob wir einen Flug nach Japan kriegen“ murmelte Jess. „Ich könnte ja theoretisch mit euch beiden fliegen, nur meinen Flug müsste ich absagen“ sagte Kai schließlich. „Mich kostet das nichts, wenn ich das im Firmenprotokoll als Geschäftsreise hinterlege. Mein Chef ist damit nicht so wirklich einverstanden, aber er sagte, wenn das nicht allzu oft vorkäme, könnte ich das ruhig machen. Und aufgrund meiner Position kann ich mir das auch erlauben“ erklärte Jess. „Warum kaufst du dir nicht gleich deinen eigenen Jet?“ „Daran hab ich auch mal gedacht, aber die Dinger sind mir einfach zu teuer – von Pilotenbudget und Treibstoffkosten mal ganz abgesehen“ erwiderte Jess. „Du hast damals mehr gekriegt als ich – kauf dir deinen eigenen!“ Kai lächelte leicht. Jess war immer noch fast genauso drauf, wie damals. Er war froh, dass sie sich nicht allzu sehr verändert hatte. Nebenbei gab Jess die Daten für den bevorstehenden Flug ein. „Deutschland… nie wieder!“ sagte sie plötzlich, als sie das Reiseziel angeben sollte und sich durch das Feld mit allen Ländern auf der Suche nach Japan kämpfte. „So schlecht ist es da auch nicht“ erwiderte Kai. „Nein, ich hab da vor knapp 4 Jahren einen schweren Autounfall gehabt“ sagte Jess. „Aus Sicht der Rettungskräfte war es ein Wunder, dass ich den Crash mit dem Lastwagen überlebt hab“ Bevor sie weitererzählte, hielt sie plötzlich inne. Die Haustür wurde gerade aufgeschlossen. Kayla konnte es nicht sein, die war oben in ihrem Zimmer. Jess stand auf und ging in den Flur. Dort stand Alex. „Was willst du noch hier?!“ fragte Jess verletzt. „Ich hab noch ein paar Sachen vergessen“ erwiderte er banal. Jess stellte sich vor die Treppe mit der festen Absicht, ihn nicht durchzulassen. „Raus hier! Ich will dich nicht mehr sehen!“ fauchte sie ihn sauer an. „Irgendwie kommt mir das bekannt vor…“ sagte Alex nun. Jess platzte fast aus allen Nähten. „Warum hast du das gemacht, verdammt?!“ fragte sie gekränkt. „Wenn du den Brief gelesen hast, weißt du warum“ antwortete er nur und versuchte sich an ihr vorbeizudrängen, um die Treppe hochgehen zu können. „Ich will es aber von dir hören! So was schreibt man schnell auf einen einfachen Zettel, aber ich will wissen, ob wirklich was dahinter steckt!“ rief Jess sauer. „Wenn du es so hören willst, ja, ich hab dich verlassen, weil mir das alles über den Kopf wächst und du nie für mich da bist!“ sagte Alex nun auch etwas angesäuert. Jess war im ersten Moment wie erstarrt und er wollte genau das nutzen um sich an ihr vorbei zu schieben und seine Sachen von oben zu holen. Doch er hatte die Rechnung ohne seine Ex-Freundin gemacht, denn genau die fing sich wieder und die Angst und Verzweiflung wichen in blanke Wut um. Mit aller Kraft schubste sie ihn von sich weg, nur um dann einen Schritt auf ihn zu zumachen und ihm mit voller Wucht eine zu scheuern. „DU SCHWEIN!“ schrie sie ihn mit Tränen in den Augen an. „Du zerstörst mein ganzes Leben – und das von deiner Tochter auch! Das wollte ich nie! Hörst du?! NIE hab ich mir für Kayla das gleiche Schicksal gewünscht, was mir damals auch passiert ist!! Verschwinde einfach! Geh und komm nie wieder! HAU AB!“ Ihre Stimme klang brüchig und Tränen liefen ihr über die Wangen. Jess war so sauer und so verzweifelt wie noch nie. Sie hatte jahrelang ein nahezu perfektes Leben geführt und war richtig glücklich gewesen. Und jetzt brach alles in sich zusammen. Alex sah sie verwundert an. Er hätte nicht gedacht, dass sie so ausrasten würde. Aber, in der Hinsicht kannte er sie wohl schlecht. Wortlos und mit einer etwas geschwollenen Wange, machte Alex kehrt und verließ das Haus. Die Tür fiel ins Schloss und dann war es einen Augenblick ganz still. Kai, der noch in der Küche saß und alles mitbekommen hatte, stand nun auf und ging zur Küchentür. Jess stand noch da, von leisen Schluchzern geschüttelt und mit Tränen auf den Wangen. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr stehen zu können und deshalb setzte sie sich erst mal auf die Treppe und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie wollte das alles nicht wahrhaben. Irgendwer da oben hasste sie – ganz bestimmt! Was Jess nicht wusste war, dass ihre Tochter Kayla alles mitbekommen hatte. Sie saß auf dem Boden im oberen Flur neben der Treppe hatte ihre Arme um ihre Beine geschlungen und weinte stumm vor sich hin. >Warum hat Papa das gemacht?< fragte sie sich die Kleine immer wieder. Sie war noch zu jung um das alles richtig zu begreifen, aber ihr tat es höllisch weh. Jess heulte sich immer noch den Kummer von der Seele. Erst als sich Kai neben sie setzte, nahm sie ihre Umgebung wieder einigermaßen wahr. „Das ist alles absolut unfair“ schluchzte sie. Kai nahm seine jüngere Schwester in den Arm. „Wenn er so einen Scheiß abzieht, ist er es nicht wert“ sagte er leise. „Ich weiß, aber… Ich war so lange mit ihm zusammen. Wir haben das perfekte Leben geführt und jetzt das!“ fluchte sie sauer. Jess schluckte schwer. Dann herrschte eine Weile herrschte. „Ich komme mit. Ich bleib nicht hier in Russland“ sagte sie nach einer Weile entschieden. „Das macht mich alles fertig!“ Kai seufzte kurz. „Gut, das musst du wissen. Aber, wie gesagt. Du könntest Miena wieder sehen und dann wärst du vielleicht nicht ganz so allein“ meinte er. Jess nickte verstehend. Sie wollte Kayla nicht aus ihrer gewohnten Umgebung reißen, aber wenn sie hier bleiben würde, könnte sie wegen Depressionen zum nächsten Psychiater rennen – und das wollte sie noch weniger! Anderthalb Wochen später war es dann soweit. „Mama, ist fliegen schlimm?“ fragte Kayla interessiert, als sie am Flughafen standen. „Nein, ganz und gar nicht“ sagte Jess lächelnd. Kayla war ganz aufgeregt – doch nicht nur sie. Jess plagte auch die innere Unruhe, aber nicht wegen dem bevorstehenden Flug, sondern weil sie Miena wahrscheinlich bald begegnen würde. Und die beiden hatten sich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen. Der bevorstehende Flug war lang und Jess war froh, dass ihre Tochter nicht die Flugphobie ihres Vaters hatte, sonst hätte das Ganze bestimmt schlimmer ausgesehen. Selbst im Flieger, war die Kleine immer noch Feuer und Flamme. Jess lächelte kurz, bevor sie sich setzte. Sie schnaufte plötzlich schwer. „Warum so nervös?“ fragte Kai plötzlich. „Ach, es ist wegen Miena. Ich bin total aufgeregt. Wir haben uns so lange nicht gesehen“ erwiderte Jess monoton. „Mach dir keinen Kopf“ sagte Kai nur. Jess lächelte kurz. „Hey, Mama“ war Kayla dazwischen. „Warum fliegen wir mit so einem mickrigen Flugzeug? Ich hatte gedacht, wir würden in einer großen Maschine nach Japan fliegen“ Sie zog einen Schmollmund. „Weißt du, es gibt die normalen Leute, die sich das nicht leisten können in einem Privatflugzeug zu fliegen. Eigentlich würden wir auch in einem großen Flugzeug sitzen, aber es gehen nur wenige regelmäßig nach Japan und die sind gut besetzt. Und da alles schnell gehen musste, habe ich eben ein kleineres Flugzeug gebucht, dass mich fast nichts kostet“ erklärte Jess. „Dann bezahlt bestimmt die BBA den Flug“ schlussfolgerte Kayla. Jess nickte. „Das find ich toll!“ sagte Kayla grinsend. Der Flug verlief ruhig. Einige Stunden später war Kayla noch wach, dann hatte sie es sich in ihrem Sitz bequem gemacht und war eingeschlafen. „Wenn ich so sehe, muss ich immer daran denken, wie ich in ihrem Alter war. Damals war ich mit meinem ehemaligen Team schon auf den ersten nationalen Turnieren“ sagte Jess. „Bladet sie nicht?“ fragte Kai. Jess schüttelte den Kopf. „Das kommt noch. Sie interessiert sich schon dafür, aber es wird dauern, bis sie den Draht dazu findet. Sie ist etwas unsicher, weil sie denkt, es sei nur der typische Männerkram und sie hat wohl Angst sich zu blamieren, wenn sie auf einmal mit einem Beyblade in die Schule kommt und in der Pause jemanden herausfordert“ „Zu meiner Zeit war das ja auch noch so. Erst, als du dich mit den anderen hochgearbeitet hast, haben auch mehr Mädchen mit dem bladen angefangen“ meinte Kai nun. „Ja, aber seit wir abgetreten sind, hat sich das Ganze wieder umgekehrt. Nach uns gab es keine Mädchengruppe, die auch nur annähernd so stark war, wie wir“ sagte Jess. „Es ist viel passiert in den letzten zehn Jahren…“ seufzte Kai. „Ja, sehr viel. Und auch viel in den letzten zwei Wochen“ nickte Jess zurück. „Was genau, ist eigentlich in Deutschland passiert? Du hattest das Thema angeschnitten, aber nie konkret gesagt, was vorgefallen ist“ sagte Kai. Jess seufzte schwer. Sie erinnerte sich nicht gern an diesen Tag zurück, dafür war zu schrecklich. Trotzdem rang sie sich durch und erzählte Kai, was vor knapp 4 Jahren passiert war… ~ Flashback ~ Jess seufzte erleichtert, als sie sich in ihr Auto setzte. Diese Besprechung hatte ihr den letzten Nerv geraubt und sie war diese ewigen Diskussionen langsam leid. Wenn die so viele Probleme damit hatten, hier in Deutschland ein Beybladeturnier zu veranstalten, dann sollten sie es eben bleiben lassen! Jess verschwendete keinen weiteren Gedanken daran und machte sich auf dem Weg zu ihrem Hotel, welches ein paar Kilometer entfernt lag. Schon kurz nachdem sie auf die Autobahn aufgefahren war, fiel ihr ein ziemlich dicht auffahrender Kleintransporter ins Auge, den sie wachsam im Rückspiegel beobachtete. Durch den dichten Verkehr konnte sie auf der linken Spur nicht sehr schnell fahren. >Von Abstand hält der wohl gar nichts!< dachte Jess sich, versuchte aber weiterhin den Drängler zu ignorieren. Als rechts endlich frei war, setzte sie den Blinker und wollte einscheren. Im nächsten Moment knallte es an der hinteren Stoßstange fürchterlich und ihr Auto geriet außer Kontrolle. Jess erschrak zu Tode, packte es aber ihr Auto kurz danach zum Stillstand zu bringen. Ihr Atem ging zittrig und sie versuchte sich beruhigen. Doch, sie stand nicht, wie sie angenommen hatte, auf dem Seitenstreifen sondern quer auf der rechten Spur mit der Fahrerseite zur Fahrtrichtung. Ein lautes, tiefes Hupen, riss Jess aus ihren Gedanken. Ein 40-Tonner kam direkt auf sie zu und raste mit 60 Stundenkilometern in den Audi A6 hinein… ~ Flashback End ~ „… der Kleintransporter hat mich rechts überholt und ich hab es nicht gesehen. Das nächste, das ich noch weiß, war, dass ich im Krankenhaus wieder aufgewacht bin“ beendete Jess ihre Erzählung. Kai seufzte kurz. „Glück gehabt, würde ich mal sagen“ meinte er. Jess nickte leicht. „Mehr als das“ Kapitel 22: Wiedersehen macht Freude - und kaputte Schränke ----------------------------------------------------------- Zwei Tage später rang Jess sich dazu durch Miena endlich zu besuchen. Sie war sehr nervös und auch ihrer Tochter Kayla entging das nicht. „Mama, was ist denn los?“ fragte sie neugierig. „Ich bin ein bisschen aufgeregt. Wir besuchen jetzt jemanden, den ich seit Jahren nicht gesehen habe“ erwiderte Jess nur, als sie vor der Haustür standen. Vorsichtig klingelte sie. Es dauerte nicht lange, bis jemand die Tür öffnete. Die beiden Frauen, sahen sich eine ganze Weile vollkommen perplex an. „Jess? Bist du das?“ fragte die Blonde vorsichtig. „Miena!“ rief Jess nur glücklich. Ein gewaltiger Freudenschrei der beiden war die Folge und sie umarmten sich überglücklich. „Man, wo hast du denn gesteckt?! Ich hab ewig nichts mehr von dir gehört!“ sagte Miena sofort. „Ich von dir auch nicht. Man, ich bin so froh dich zu sehen!“ erwiderte Jess glücklich. >Mama ist ja schlimmer, wie ich an Weihnachten< dachte Kayla sich, die daneben stand und nichts mehr verstand. „Komm doch rein“ bot Miena an und die beiden betraten das Haus. „Sag mal, wo ist denn Alex? Seit ihr nicht mehr zusammen?“ Miena war eben erst aufgefallen, dass er fehlte. Jess seufzte schwer. „Später“ erwiderte sie einfach nur. Miena nickte nur und ließ es erst mal auf sich beruhen. Dann schweifte ihr Blick zu Kayla. Miena grinste. „Jess, ist das deine Tochter?“ fragte die Blonde neugierig. „Ja, warum?“ wollte Jess wissen. Miena ging zur Treppe und blieb davor stehen. „Ashley, kommst du bitte?“ rief sie nach oben. „Ja, Moment!“ kam eine Stimme aus dem oberen Geschoss. Kurz darauf hörte man jemanden die Treppe herunterkommen und ein Mädchen, etwa in Kaylas Alter stand schließlich am Fuß der Stufen. „Oh, wir haben ja Besuch“ sagte die kleine Blondhaarige. Sie hatte auch lange Haare, wie ihre Mutter und ihre Augen waren fast schwarz, dennoch mit einem gewissen Braunton. Jess schaute etwas ungläubig drein. „Das ist deine Tochter?“ fragte sie. „Ja, das ist Ashley“ nickte Miena grinsend. „Hallo“ sagte Ashley freundlich. „Hey, das ist ja klasse! Und ich dachte schon, dieser Besuch wird für mich voll langweilig“ freute sich Kayla plötzlich. Miena musste lachen. „Man, die Kleine nimmt echt keinen Blatt vor den Mund“ „Nein, nicht wirklich“ sagte Jess etwas zerknirscht. Ashley war gleich Feuer und Flamme. „Hey, kommst du mit nach oben?“ fragte sie sofort. „Klar!“ grinste Kayla zurück. „Mama?“ Bittend sah die Jüngere Jess an. Diese lächelte. „Los, geh schon!“ „Ja!“ Und ehe sich die beiden besten Freundinnen versahen, waren ihre Töchter im oberen Stockwerk verschwunden. Ein kurzes Schweigen herrschte. „Man, ich bin echt froh, dich wieder zu sehen“ sagte Miena dann. „Und ich erst“ „Komm, wir setzen uns ins Wohnzimmer“ schlug die Blonde vor. Die beiden setzten sich auf die Couch. „Wie kommt’s dass du hier in Japan bist?“ fragte Miena interessiert. „Seltsame Aneinanderreihung von Zufällen… Alex hat mich letzte Woche verlassen und als ich durch die Stadt gelaufen bin, war Kai plötzlich da. Er sagte mir, dass du hier lebst und auch dass du wieder einen Partner hättest“ erzählte Jess. Miena nickte kurz. „Ist auch schon wieder eine Zeitlang vorbei“ sagte sie schließlich. „Hm“ machte Jess nur und seufzte. „Wieder was gemeinsam“ „Wie immer“ lachte Miena zurück. „Sag mal, was hast du die letzten Jahre gemacht?“ fragte Jess interessiert. „Viel. Beruflich ist momentan aber flaute“ erzählte Miena. „Was machst du denn?“ hakte Jess interessiert nach. „Ich bin Ärztin. Das Krankenhaus konnte uns nicht mehr beschäftigen. Aber, ich habe schon eine neue Stelle in Aussicht“ erwiderte Miena. „Und was ist mit dir?“ „Abteilungsleiterin für Turnierorganisation bei der BBA“ sagte Jess. „Ach was“ war Mienas Reaktion. „Ja, aber ich kann den Posten nicht halten, weil Kayla nicht den ganzen Tag alleine bleiben kann“ sagte Jess nun. „Ja, das ist mir klar“ nickte Miena verstehend. Während sich die beiden Frauen über die letzten Jahre unterhielten, war Kayla zusammen mit Ashley in deren Zimmer. Kayla war erstaunt, dass überall wo sie hinsah nur irgendwas zum Thema Beyblade entdeckte. „Man, du bist ja richtig vernarrt darauf“ war ihre erste Reaktion. „Ja, sehr sogar. Ich bin fast die Beste an meiner Schule und ich hab vor demnächst auf ein Turnier zu gehen!“ sagte Ashley grinsend. „Bei mir ist das ganz anders. Wenn du als Mädchen bei mir an der Schule mit einem Beyblade ankommst, wirst du ausgelacht. Ich halte das sowieso für den typischen Männerkram. Außerdem… kann ich das gar nicht“ erwiderte Kayla. „Ach, das ist doch gar nicht schwer. Außerdem, glaub ich, dass dir das sogar im Blut liegt“ meinte Ashley nun und verursachte damit einen ziemlich verwunderten Blick bei Kayla. „Wie kommst du denn darauf? Wir kennen uns erst seit einer Viertelstunde!“ sagte Kayla ratlos. „Ich zeig dir mal was“ Damit stand Ashley auf und ging zu ihrem Schreibtisch, kramte einen Moment in einer Schublade herum und hielt Kayla dann ein Foto unter die Nase. Sie betrachtete das Bild genauer, konnte aber immer noch nicht wirklich damit etwas anfangen. Auf dem Foto waren sechs Teenager abgebildet. Die sechs Mädchen erkannte Kayla nicht wirklich – zumindest nicht alle. „Das da ist meine Mutter“ sagte Ashley und zeigte auf die Blondhaarige, die im Vordergrund stand. „Und daneben steht deine Mama“ erzählte sie weiter. „Was?“ fragte Kayla verwirrt. „Ja, da bin ich mir ganz sicher. Meine Mama war mal Weltmeisterin im Beybladen gewesen, aber das ist schon ein paar Jahre her!“ erklärte Ashley. Kayla drehte das Foto um und sah sich das Datum an. Schnell rechnete sie im Kopf zurück und kam zu dem Schluss, dass ihre Mutter zu dem Zeitpunkt 15 Jahre alt gewesen war. „Jess war damals Teamchefin, so wie ich das mitbekommen hab“ sagte Ashley weiter. „Mama hat mir nie was davon erzählt“ murmelte Kayla. „Vielleicht wollte sie, dass du von selbst darauf kommst. Aufs beybladen, meine ich“ spekulierte Ashley. „Ja, kann sein“ erwiderte Kayla und setzte sich aufs Bett. In dem großen Zimmer war in der hinteren Ecke eine Beyarena in den Boden eingelassen. Daneben stand der Schrank. Ashley überlegte kurz. „Willst du es vielleicht mal probieren?“ fragte sie dann. „Ich kann das doch gar nicht“ gab Kayla zurück. „Versuch’s! Und glaub mir, wenn du den Bogen einmal heraus hast, macht das einen Heidenspaß!“ machte Ashley ihr Mut. Sie holte ihren Beyblade und den Starter vom Schreibtisch und zeigte Kayla stolz den eisblauen Blade. Auf dem Bitchip prangte ein schwarzer Wolf mit weißen Flügeln und silbrigen zarten geschwungenen Linen auf dem Körper. „Das ist Black Wolborg Storm“ stellte Ashley vor. „Der ist aber schön“ sagte Kayla und nahm den Blade vorsichtig in die Hand. Ashley bereitete den Starter vor, nahm Kayla dann den Blade wieder ab und legte ihn in den Starter. Dann gab sie Kayla alles in die Hand und fing an zu erklären. „Wenn du den Beyblade in die Arena geschossen hast, lässt du es am besten ganz locker angehen. Versuch ihn Runden drehen zu lassen und die Geschwindigkeit zu regulieren. Ach ja, und zieh nicht allzu fest an der Reißleine. Der Blade hat nämlich ganz schön Power“ Kayla nickte verstehend und stellte sich an die Arena. Sie hielt den Starter hoch und zog einmal kräftig an der Reißleine. Der Blade landete in der Arena, aber Kayla hatte ihre Gedanken überhaupt nicht sortiert und der kleine Kreisel schoss erst in Zickzack Linien durch Arena und flog schließlich aus dieser heraus. Mit einem lauten Krachen landete der eisblaue Beyblade im Schrank. Das Chaos war beachtlich. Diverse T-Shirts und Jeans fielen aus dem klaffenden Loch. „Ich sagte, IN der Arena und nicht außerhalb, damit du meine Einrichtung demolieren kannst“ kam es zerknirscht von Ashley. „Er WAR doch in der Arena“ sagte Kayla kleinlaut. Der laute Krach hatte auch Jess und Miena aufgeschreckt. „Ich ahne schlimmes“ sagte Miena nun. „Ich auch“ kam es von Jess und die beiden liefen hoch. Als Miena hochkam und das Chaos sah, schaute sie ihre Tochter mit hochgezogener Augenbraue. „Was haben wir vereinbart?“ fragte Miena lauernd. „Ja, ich weiß. Keine Kämpfe oder irgendwelches Training außerhalb der Arena – ausgenommen draußen“ gab Ashley kleinlaut von sich. „Das war nicht ihre Schuld“ mischte Kayla sich ein. „Ich hab den Beyblade abgeschossen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass das ging hier gleich alles zu Kleinholz verarbeitet“ Jess und Miena warfen sich verwunderte Blicke zu. „Oh man, was für ein Chaos… Mama, können wir morgen irgendwo einen neuen Schrank kaufen? Der hier ist wohl hinüber“ meinte Ashley und legte leicht den Kopf schief. „Ja, tut mir wirklich leid“ sagte Kayla entschuldigend. „Ach was. Sie hätte sowieso einen neuen gebraucht“ meinte Miena gelassen. „Na dann mach ich mir keine Sorgen“ sagte nun auch Jess. Kayla sah etwas abwesend auf die Arena. >Das war ein irres Gefühl. Schade nur, dass ich es nicht halten konnte. Es war wirklich wahnsinnig toll…< dachte sie sich. „Willst du noch zum Abendessen bleiben?“ fragte Miena dann. „Nein, ich denke nicht. Kai und ich wollen noch was vorbereiten wegen Morgen“ erwiderte Jess. „Ach ja. Morgen ist das große Treffen! Ich freu mich schon total darauf“ sagte Miena. „Nicht nur du. Und stell dir vor: Irina und Stefania kommen auch!“ grinste Jess. „Das ist nicht dein Ernst!“ meinte Miena freudig. „Doch, mein voller Ernst. Die nehmen sich beide frei und kommen morgen hier her!“ erwiderte Jess. „Super!“ freute sich Miena. „Mama, können wir noch bleiben? Wenigstens für eine kleine Weile noch“ bat Kayla. Jess sah kurz auf ihre Armbanduhr. „Gut, eine Stunde aber noch. Dann müssen wir los“ entschied sie. Kayla lächelte glücklich. „Danke!“ Jess und Miena verließen das Zimmer von Ashley. Sie gingen hinunter und machten es sich im Wohnzimmer bequem. Jess seufzte schwer. „Ich hätte gerne gewusst, was aus Tala geworden wäre, wenn er damals nicht bei diesem Unfall gestorben wäre“ sagte sie plötzlich. „Ja, darüber hab ich auch schon oft nachgedacht. Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen…“ gab Miena ehrlich zu. Ihr wurde selbst nach all den Jahren immer noch schwer ums Herz. „Wie kommst du eigentlich damit klar, dass Alex dich verlassen hat?“ fragte sie, um das Thema zu wechseln. „Gar nicht. Ich verdränge das Thema einfach, weil ich anderes im Kopf habe, als mich damit auseinander zu setzen“ erwiderte Jess. „Ich bin damals fast daran kaputt gegangen. Ich hab mir solche Vorwürfe gemacht, als René mich damals betrogen und ich ihn hochkant aus der Wohnung geschmissen habe. Ich dachte erst, ich hätte Schuld gehabt, aber dann ist mir klar geworden, dass es nur an ihm lag“ erzählte Miena. „Wo hast du denn den Typen aufgegabelt?“ fragte Jess interessiert. „Ich war mit einer Arbeitskollegin in Deutschland und da hab ich ihn kennengelernt. Er ist halb deutsch und halb spanisch“ erzählte Miena weiter. „Das heißt… Ashley ist halb spanisch, halb russisch UND halb deutsch?“ fragte Jess erstaunt. „Ja, schon seltsam, aber es hat sich so ergeben“ erwiderte Miena schulterzuckend. „Alex hat nie was gesagt, sonst hätte ich mich wenigstens darauf einstellen können, dass er mich verlässt. Es kam viel zu plötzlich“ sagte Jess schwermütig. „Wenn ich Kai nicht getroffen hätte, würde ich mir wahrscheinlich jetzt noch den Kopf darüber zerbrechen. So lang ich hier bin, hab ich wenigstens etwas Ablenkung und es gibt mir keine Gelegenheit die ganze Sache in mich hineinzufressen“ Miena nickte verstehend. „Du hast Kayla wohl nichts über deine ehemalige Beybladekarriere erzählt, oder?“ fragte sie schließlich. „Nein, nicht wirklich. Sie sollte von selbst aufs beybladen kommen. Ich hätte ihr das dann schon gesagt. Nur, ich wollte nicht, dass sie sich das dann als Last aufbürgt, es unbedingt lernen zu müssen, nur weil ich mal so gut war“ erwiderte Jess. „Ashley war sofort Feuer und Flamme, als sie das erste Mal davon gehört hat und ehe ich mich versah, kam sie mit Beyblade und Ausrüstung nach Hause. Ich hab ihr Black Wolborg Storm gegeben, nachdem ich gesehen habe, wie gut sie das kann und dann natürlich auch erzählt, dass ich damals Weltmeisterin war“ erzählte Miena. „Und seit dem ist sie nicht mehr davon abzubringen!“ Jess lachte. „Das hab ich mir fast gedacht. Ich werde Kayla schon sagen, was damals war. Aber, sie soll erst mal das Gefühl dafür bekommen. Ice Dranzer wird sich nicht so leicht von einem unerfahrenen Beyblader kontrollieren lassen“ „Ja, aber du hast Ice Dranzer doch damals gebeten, als Bitbeast deines Kindes zurückzukehren, oder? Also, denke ich, dass er schon Rücksicht auf Kaylas Spielkünste nehmen wird. Du warst ja auch irgendwann mal Anfänger, in dem Alter“ meinte Miena. „Ja, stimmt“ Jess erinnerte sich kurz zurück. Dunkel erinnerte sie sich noch an ihre ersten Versuche, den Beyblade in der Arena zu schießen. „Aber, wenn ich mal daran denke, dass wir damals in dem Alter schon auf den ersten Turnieren waren, muss ich unwillkürlich Schmunzeln“ „Wir waren ja damals richtig gut. Mit 15 und 16 die erste WM gewonnen“ sagte Miena. „Das waren noch Zeiten“ grinste Jess. Noch eine Weile redeten die beiden über die alten Zeiten, dann war es Zeit für Jess zu gehen. Sie klopfte oben an die Zimmertür und öffnete diese. „Kayla? Komm, wir wollen gehen“ sagte Jess. „Aber, Mama!“ protestierte sie sofort. „Kein aber. Morgen könnt ihr euch ja wiedersehen“ erwiderte Jess. „Ja, ist gut“ schmollte Kayla. „Hey, wir sehen uns morgen bestimmt. Zieh nicht so ein Gesicht“ sagte Ashley aufmunternd. Kayla grinste. „Ja, ist gut. Bis morgen!“ verabschiedete sie sich. Jess hatte sich das Auto von Kai geliehen, mit dem die beiden nun zurückfuhren. Auf der Fahrt war es still, bis Kayla das Schweigen durchbrach. „Warum hast du mir nie gesagt, dass du mal in einem Weltmeisterteam warst?“ fragte sie interessiert. „Ich hätte es dir gesagt, wenn du mit dem Beybladen angefangen hättest. Ich hab mir gedacht, dass du dich sonst so gezwungen fühlst, wenn du weißt, dass ich mal Teamchefin eines Weltmeisterteams war“ erwiderte Jess ruhig. „Wenn wir zuhause sind, zeig ich dir was. Vielleicht kannst du es ja dann besser verstehen“ Kayla sah ihre Mutter verwundert an. „Ja, ist gut“ sagte sie einfach nur. Zehn Minuten später waren sie bei Kais Haus – Jess bezeichnete es eher als Villa, sie selbst wohnte nur in einem „Haus“ – angekommen und sie parkte das Auto in der Auffahrt. Die beiden gingen hinein und Jess verschwand gleich in der Küche, in der sich auch Kai befand, der gerade interessiert die Tageszeitung durchblätterte. „Hi. Und wie ist es gelaufen?“ fragte er. „Super. Ich hab mich wirklich gefreut, sie wieder zu sehen und sie sich auch“ erwiderte Jess und lächelte. „Hat noch jemand angerufen?“ „Nein, alles beim Alten“ erwiderte Kai nur. „Hör zu, ich geh nach oben und häng mich noch ein bisschen vor meinen Laptop. Kannst du dich vielleicht so lang um Kayla kümmern?“ fragte sie. „Ja, kann ich machen“ erwiderte Kai. „Gut, dann bis später“ sagte Jess nur und ging. Kayla kam in die Küche. „Onkel Kai, spielst du mit mir Schach?“ fragte sie. „Du kannst Schach?“ stellte er verwundert die Gegenfrage. „Sehr gut sogar“ grinste sie zurück. „Wenn du gegen mich gewinnst, reden wir noch mal darüber“ meinte Kai nun, stand auf und holte aus dem Schrank im Wohnzimmer ein schon etwas älteres Schachspiel. Jess saß in der Zeit am Schreibtisch und schrieb diverse E-Mails an ihre Firma und den Geschäftsführer, damit dieser über ihren bevorstehenden Rücktritt als Abteilungsleiterin Bescheid wusste. Nachdem das erledigt war und sie ihren Laptop zugeklappt hatte, kam sie zum Nachdenken. Jetzt drangen sich wieder alle Erinnerungen an Alex und dessen überstürztes Gehen auf. Es war ganz still um Raum und das war die Art von Stille, die Jess brauchte um ihre Gedanken ordnen zu können. Aber, in diesem Moment wollte sie das nicht. Es tat ihr weh, an Alex zu denken. Sie wollte ihn einfach vergessen, aber so leicht war das leider nicht. Immer wieder gingen ihr die schönen Zeiten durch den Kopf, wie sie alle drei gelacht hatten. Ja, dieses schöne Familienleben, was sie sich immer gewünscht hatte, weil sie es selbst nie hatte – und nun hatte Alex das, was für Kayla bestimmt war, so eiskalt zerstört. Kayla hätte in einer intakten Familie mit Mutter und Vater, viel Verständnis und Liebe aufwachsen sollen. Doch, es sollte wohl nie so sein. Jess atmete tief durch, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Es war so unfair. Alex war so unfair. Immer noch diese quälende Frage nach dem Warum, die sich einfach nicht beantworten ließ. „Mensch Alex… Du zerstörst mir mein Leben“ hauchte sie verzweifelt und jetzt liefen die ersten Tränen ihren Wangen hinunter. Sie benetzten die Rückseite des Bildschirms. >Nein, ich darf mich davon nicht so herunterziehen lassen! Jetzt bin ich erst mal hier und ich sollte mich erst mal auf andere Dinge konzentrieren< dachte sie energisch. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen und sie wischte sich die Tränen weg. Sie sah zur Tür und beschloss nachzusehen, was Kayla und ihr lieber „Onkel“ denn so machten. Jess musste schmunzeln. Die Bezeichnung „Onkel Kai“ war einfach zu niedlich. Langsam stand sie auf und ging die Treppe hinunter. Sie lauschte, hörte aber nichts. Was auch immer die beiden taten, es war eine sehr ruhige Beschäftigung. Und als sie im Wohnzimmer ankam wusste sie, warum. Kai und seine Nichte saßen sich gegenüber und die Blicke auf das Schachbrett vor ihnen vertieft. Kai setzte eine Figur um. „Schach“ sagte er nur. Kayla blieb ungewöhnlich ruhig. Sie überlegte ein paar Sekunden, nahm dann ihre Dame in die Hand, schmiss die von Kai und setzte sie direkt vor seinen König. „Schach Matt“ grinste sie. Kai staunte nicht schlecht. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. „Jetzt hab ich dich reingelegt“ sagte Kayla gespielt frech. „Respekt. Das hab ich jetzt wirklich nicht erwartet“ sagte Kai immer noch erstaunt. Kayla drehte sich zur Tür. „Hallo Mama. Ich hab gerade Onkel Kai im Schach geschlagen. Toll, nicht?“ fragte sie breit grinsend. „Ja, wirklich super“ lobte Jess ihre Tochter. Kai lächelte. Er konnte Kayla gut leiden. Sie war zwar ziemlich stürmisch und dergleichen, dennoch auf eine Art, mit der auch er umzugehen wusste. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker schon früh. Jess und Kai wollten die ‚Villa’ noch etwas herrichten, bevor die ersten Gäste kamen. Am frühen Mittag kam schon Miena zusammen mit Ashley vorbei. „Hey!“ freute sich Jess und umarmte ihre beste Freundin. „Schön dich zu sehen! Und seit ihr bereit für den großen Ansturm?“ fragte Miena interessiert. „Auf jeden Fall“ erwiderte Jess lächelnd. Kayla war auch schon länger auf den Beinen und hatte ungeduldig auf Ashley gewartet. Die beiden begrüßten sich kurz, bevor sie sich ins nächste Stockwerk machten um sich dort in Ruhe auszutauschen. „Schön, dass die beiden sich so gut verstehen“ meinte Miena grinsend. „Die sind uns echt verdammt ähnlich“ sagte Jess lachend. „Kannst du mir vielleicht noch was helfen?“ Miena schaute sie an. „Immer gern“ Zusammen richteten die beiden noch das Wohnzimmer mit dem großen Esstisch her. Die beiden waren ziemlich aufgeregt, denn sie hatten beide ihre ehemaligen Teamkameradinnen lange nicht gesehen. „Hast du wirklich von anderen in all den Jahren nichts gehört?“ fragte Miena und stellte ein Glas auf den Tisch. „Nur von Irina. Ich hab in der Zeitung gelesen, dass sie in Amerika als Beybladetechnikerin arbeitet und einen neuen Blade entwickelt haben soll“ sagte Jess. „Von Stefania hab ich nie was gehört. Und die anderen drei, die damals nach unserer letzten WM das Team verlassen haben, sind auch wie vom Erdboden verschluckt.“ Miena nickte. „Ich hab auch nichts gehört und sie auch nirgendwo gesehen. Ich hoffe, wenn Stefania und Irina kommen, können sie uns vielleicht mehr sagen“ „Hören wir auf Trübsal zu blasen. Ich freu mich auf nachher und ich bin gespannt, was die anderen so erzählen!“ grinste Jess zurück. Kapitel 23: Vergangenheit und Zukunft ------------------------------------- In ihrer Hosentasche spürte sie plötzlich ein sanftes Vibrieren. Ihr Handy klingelte. Auf dem Display stand eine Nummer, die sie nicht kannte, aber anstatt den Anruf zu ignorieren, ging sie dran. „Hiwatari?“ meldete sie sich. Miena sah zu ihr und bemerkte, dass der eben noch so warme und vorfreudige Gesichtsausdruck ihrer besten Freundin auf einmal in einen geschockten umschlug. Irgendjemand war dran, der ihr eine etwas langwierige Erklärung ablieferte. Miena hätte zu gern gewusst, um was es ging. „Danke. Ich bin auf dem Weg“ sagte Jess monoton. Sie legte auf und schluckte nach einer Weile. „Jess? Was ist denn los?“ fragte Miena vorsichtig. Jess sah stur geradeaus und man konnte sehen, dass es hinter ihrer Stirn arbeitete. „Alex… hat einen schweren Verkehrsunfall gehabt. Er liegt im Krankenhaus“ sagte sie und schluckte. „Aber… ich dachte ihr wärt getrennt?“ hakte die Blonde vorsichtig nach. „Das heißt noch lange nicht, dass er mir egal ist“ erwiderte Jess halb verzweifelt und setzte sich auf den Stuhl neben ihr. Miena ging auf sie zu und setzte sich ihr gegenüber. „Es ist okay. Los, geh. Keiner nimmt es dir jetzt übel, wenn du zurückfliegst und nach ihm schaust“ sagte sie nun. „Aber wie soll ich jetzt so schnell einen Flug nach Russland bekommen?“ fragte Jess. „Ich kenn jemanden, der in Tokyo am Flughafen arbeitet. Ich kann ihn anrufen und ihn bitten dir einen Sitzplatz für die nächste Maschine zu reservieren“ schlug Miena vor. „Ich kann doch jetzt nicht einfach gehen! Was ist mit Kayla?“ fragte Jess und strich sich durch die Haare. „Sie kann bei mir unterkommen, bis du wieder hier bist. Ich kümmere mich schon um sie“ versicherte Miena ihr. Jess seufzte schwer. Warum musste immer erst so was passieren, bis sie merkte, wie viel ihr die Menschen in ihrem Umfeld bedeuteten? „Ruf an“ sagte sie nach einigem gedanklichen Hin und her. Miena nickte, ging in die Küche und schnappte sich ihr Handy. Jess ging derweil nach oben um nach Kai zu suchen und ihm Bescheid zu geben, dass sie jetzt kurzfristig nach Russland zurück musste. „Es ist nicht so schlimm. Geh ruhig“ meinte er. „Tut mir wirklich leid, aber ich kann nicht anders“ sagte Jess bedauernd, bevor sie in ihrem Zimmer verschwand um ihre Sachen zu packen. „Mama, wo willst du hin?“ fragte Kayla verdattert, als sie sah, wie ihre Mutter die Sachen packte. Jess umarmte sie kurz. „Ich fliege erst mal zurück nach Hause. In ein paar Tagen bin ich wieder da“ erklärte sie kurz. „Aber, du kannst mich doch nicht hier alleine lassen!“ sagte Kayla überstürzt. „Du kommst bei Miena und Ashley unter. Es tut mir wirklich leid, Mäuschen“ erwiderte Jess. Sie setzte zum Gehen an, doch ihre Tochter hielt sie auf. „Hat das was mit Papa zu tun?“ forschte Kayla nach. Jess schien kurz zu überlegen, doch dann war sie selbst der Meinung, dass ihre Tochter es verdient hätte zu wissen, was los war. „Papa hatte einen Autounfall. Ich will sehen wie es ihm geht“ sagte Jess. Kayla nickte verstehend. Im nächsten Moment kam Miena die Treppe hoch und wandte sich an ihre beste Freundin. „Jess, du hast noch für heute Abend einen Flug. Morgen früh würdest du dann in Moskau landen“ sagte Miena sofort. „Okay, Dankeschön“ meinte Jess. Die Nacht im Flugzeug verlief sehr unruhig. Jess schaffte es kaum ein Auge zu zumachen, so sehr quälten sie die Fragen, ob es Alex gut ging und was jetzt wohl mit ihnen beiden werden sollte. Die Aussage des Piloten, dass sie jetzt bald landen würden riss sie aus ihren Gedankengängen. Als das Flugzeug endlich unten war und Jess im Flughafengebäude stand, überlegte sie, was sie nun als Nächstes machen sollte. Hotel suchen brauchte sie nicht – immerhin wohnte sie hier in Moskau. >Am besten erst nach Hause und zieh mich um. Anschließend fahr ich ins Krankenhaus< beschloss Jess und seufzte kurz. Eine halbe Stunde später stand sie vor ihrem Haus. Hier hingen so viele Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit, die sie eigentlich nicht missen wollte. Jess stellte ihre Tasche ab, ging hoch in ihr Schlafzimmer um sich neue Sachen zu suchen und ging duschen. Nachdem sie fertig war, schnappte sie sich ihre Sachen und setzte sich in ihr Auto. Tief atmete sie durch. Sie hatte Angst davor ins Krankenhaus zu fahren. Angst davor, dass Alex vielleicht sogar nach dieser Aktion nicht zu ihr zurückkommen sollte. Ihr Kopf war voll und gleichzeitig leer, als sie losfuhr und eine Viertelstunde später am Krankenhaus ankam. An der Rezeption fragte sie nach und erfuhr auch, wo Alex sich befand. Da er besucht werden konnte, ging Jess davon aus, dass der Unfall doch nicht allzu schlimm ausgefallen war. Kurze Zeit später stand sie vor der Tür ihres Lebensgefährten. Sie brauchte eine gefühlte Ewigkeit um die Klinke herunterzudrücken und einzutreten. Alex, der sofort das Klacken der Tür vernommen hatte, wandte sich zu dieser um und es erstaunte ihn wirklich, dass Jess dort stand. „Was machst du denn hier?“ fragte er verwundert. „Man hat mich angerufen und mir gesagt, dass du einen Autounfall hattest. Ich… wollte sehen wie es dir geht“ erwiderte Jess und versuchte neutral zu klingen. Alex setzte sich auf. Er hatte ein paar Verbände an den Armen und um den Kopf, aber es schien ihm soweit gut zu gehen. „Du kannst gerne wieder gehen“ sagte er plötzlich. „Alex… bitte. Ich will einfach nur wissen, warum du mich und Kayla einfach so alleine lässt. Es kann doch nicht nur daran liegen, dass ich so viel arbeite. Rede endlich mit mir!“ forderte Jess ihn auf. „Ich hab dir schon gesagt, woran es liegt. Und der ganze Rest geht dich sowieso nichts an!“ erwiderte Alex gelassen. „Das kann doch nicht dein Ernst sein! Es geht hier nicht nur um mich – sondern auch um Kayla!!!“ rief sie ungehalten. „Ich sage es dir doch, es geht dich nichts an!“ erwiderte Alex. „ES GEHT MICH ABER WAS AN!“ Ihre Fassung drohte zu brechen. Jess war noch nie in ihrem Leben vorher so sauer gewesen. Schon fast gelangweilt sah Alex aus dem Fenster, an das die dicken Regentropfen klatschten. Jess standen die Tränen in den Augen. Waren die letzten 13 Jahre wirklich nur noch eine blasse Erinnerung hinter der zerbrochenen Fassade? „Nein, tut es nicht. Und jetzt geh endlich“ sagte Alex leicht gereizt. Jess seufzte kurz. „Ich werde nicht mehr hierher zurückkehren – nur damit du das wenigstens weißt! Kayla und ich werden in Japan bleiben“ sagte sie monoton. Alex wollte noch etwas sagen, aber Jess wollte sich die übermäßig gelassenen Sprüche sparen und ging. Es schüttete wie aus Eimern draußen. Jess hatte keinen Schirm mitgenommen und so war sie nach kurzer Zeit völlig durchnässt. Aber, wenigstens machten die kalten Tropfen ihre Tränen unsichtbar. Plötzlich blieb sie stehen. Ihr Blick wandte sich nach rechts und sie sah direkt auf einen Friedhof. Dunkel erinnerte sie sich an den Tag zurück, als Tala hier beerdigt wurde. Damals hatte es genauso schlimm geregnet. Vor allem für Miena war es das schlimm gewesen. Drei Tage hatte es gedauert, bis sie wieder einigermaßen in der richtigen Welt war. Talas Tod hatte sie am schwersten getroffen. Aber, auch an Jess war das nicht spurlos vorbeigegangen. Immerhin waren sie und Tala die besten Freunde gewesen. Eine Weile überlegte Jess und betrat schließlich den Friedhof. Nach kurzer Zeit stand sie vor dem Ort, wo sie am liebsten nie mehr hin gewollt hätte: Talas Grab. Der Regen gab nicht nach und die kalten Tropfen hämmerten weiter auf sie ein. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Sie erinnerte sich selbst nach all den Jahren immer noch gerne zurück an die vergangene Zeit. Plötzlich musste Jess an eine Situation denken, die eigentlich gar nicht zu ihrer Stimmung passte, sie aber dennoch heben könnte… ~ Flashback ~ Geschickt jagten zwei Beyblades durch die kleine Arena und im Nu war der Kampf entschieden. Tala fing seinen Wolborg auf. „Das war doch keine große Kunst“ nörgelte Jess zurück. Sie hatte das beybladen gerade erst vor ein paar Wochen für sich und die 7-jährige war schon wie gebannt von diesem Spiel und außerdem hatte sie sich geschworen alles was damit machen konnte hinzukriegen. „Jess, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Wir können das doch noch gar nicht richtig“ meinte Miena nun bedenklich. „Ach was. So schwer kann das nicht sein“ erwiderte Jess leichthin. Tala zog eine Augenbraue hoch. „Das will ich sehen“ sagte er nur. Jess holte ihren Starter und Ice Dranzer hervor und ließ den azurblauen Blade im Starter einrasten. „Auf geht’s!“ „Okay. Aber, Jess? Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“ sagte Miena und schnaufte. „Wird schon schiefgehen!“ erwiderte Jess grinsend. >Genau davor hab ich bedenken< dachte Miena zerknirscht, behielt aber ihr Kommentar bei sich. „Okay, dann 3… 2… 1… Let it rip!“ Wolborg und Ice Dranzer landeten in der Arena. Jess wollte auch diesen tollen Move machen, aber was sie dabei nicht bedachte war, dass das Ganze so einfach aussah, aber alles andere als einfach war! Ice Dranzer schoss mit vollem Karacho aus der Arena, knallte gegen einen Baum, von da aus gegen einen Laternenpfahl und kam zurück geflogen. Tala duckte sich geistesgegenwärtig weg, um den Blade nicht an den Kopf zu kriegen. Auch Jess reagierte noch rechtzeitig, nur Miena… tja, die war zu langsam. Sie hatte einfach nicht damit gerechnet, dass der Blade auf dieser Strecke zurückkam. Danach hörte man nur ein dezentes „Dong“ und anschließend ein dumpfes Knallen, als es Miena im wahrsten Sinne des von die Füßen riss. Kurzzeitig sagte keiner was. Miena richtete sich wieder auf und rieb sich die Stirn. „Ich hab dir gesagt, das geht schief!“ polterte sie los. Jess konnte nicht anders – sie musste einfach lachen. „Hör auf zu lachen! Ich krieg bestimmt ne riesige Beule!!!“ rief Miena ungehalten zurück. „Das sah aber auch so genial aus!“ prustete Jess, bevor sie wieder in einem Lachkrampf ausbrach. „Soll ich dir mal Black Wolborg gegen den Schädel schießen?! Mal schauen ob du dann noch lachst!“ sagte Miena angesäuert, stand auf und zog ebenfalls ihren Starter. Jess musste immer noch lachen, reagierte aber schnell genug und sprang zur Seite. Black Wolborg verfehlte sein Ziel und Tala, der ja immer noch dabei stand, und nicht wirklich realisierte, was da gerade vor sich ging, hatte auf einmal Black Wolborg am Kopf. „Upps…“ machte Miena verlegen. „Wenn ihr euch hier schon die Beyblades gegen den Kopf schießt, dann bitte – ABER LASST MICH DA RAUS!“ rief Tala sauer. „Hey, dafür kann ich auch nichts“ erwiderte Jess grinsend. „Ach, und wer hat damit angefangen?“ fragte Miena lauernd. „Du wolltest das mit Absicht machen. Bei mir war das ein Versehen!“ verteidigte Jess sich. „Ja klar“ sagte Miena sarkastisch. „Als ob ich das jemals mit Absicht machen würde!“ schmollte Jess. „Zutrauen würde ich dir das auch noch“ meinte Tala nun. Jess schnaufte. „Danke, gleichfalls!“ ~Flashback End~ Jess lächelte. Daran erinnerte sie sich gern. Das waren noch Zeiten gewesen. Alles so leicht und so unbeschwert. Diese Zeit kann man nur genießen, wenn man so jung ist. Plötzlich hörte es auf zu regnen. Jess sah auf. Der Himmel war immer noch grau und trüb, aber immerhin hatte endlich dieser kalte Regen aufgehört. Sie war wieder mit ihren Gedanken im Hier und Jetzt. Sie dachte an Kayla, an Miena und ihre Zukunftspläne. Jess würde auch ohne Alex klarkommen. Irgendwie würde das schon klappen. Ihr Lächeln wurde breiter. >Ich werde nicht mehr hierher zurückkehren. Auch wenn es schwerfällt und so viele Erinnerungen hier hängen – ich kann hier einfach nicht bleiben< dachte Jess. Langsam drehte sie sich um und ging. Es tat einfach gut, mal in Ruhe über alles nachzudenken und zu neuen Schlüssen zu kommen. Es vergingen noch ein paar Tage. Jess und Kayla hatten zusammen beschlossen, dass sie nach Japan ziehen würden. Ashley freute sich richtig, denn dann würde sie Kayla viel mehr sehen. Auch Miena war glücklich darüber und freute sich auf die kommende Zeit. Doch, bevor es so weit war musste noch viel organisiert werden. Jess musste ihren Job kündigen, der Umzug musste geplant werden und noch einiges mehr. Kayla hatte erst mal Ferien und Jess hatte für sich beschlossen, endlich ihrer Tochter die Wahrheit über ihre damalige Zeit als Beybladerin zu offenbaren. Es war früh am Donnerstagmorgen als Kayla aufwachte und sich um kurz nach Neun aus dem Bett zu quälen. Herzhaft gähnte sie und machte sich auf den Weg in die Küche, die einen Stock tiefer lag. Auf der Arbeitsplatte neben dem Spülbecken lag ein Zettel. Verwundert sie darauf. Daneben lag ein Schlüssel. Immer noch leicht verwirrt begann sie zu lesen. Hallo, mein Schatz, ich hoffe du hast gut geschlafen. Ich bin heute Morgen noch unterwegs, aber bis heute Nachmittag bin ich wieder da. Bis dahin habe ich etwas für dich. Der Schlüssel, der neben diesem Zettel liegt, führt in den Raum neben dem Keller. Du wolltest schon immer wissen, was sich dahinter verbirgt und heute verrate ich es dir. Ich wünsche dir viel Spaß – und bitte bring nichts durcheinander. Viele Liebe Grüße Deine Mama Kayla war ganz aufgeregt. Zügig lief sie nach oben und zog sich um. Dann ging sie wieder in die Küche, machte sich schnell ein Brötchen, schnappte sich den Schlüssel und lief hinunter in den Keller. Eine Weile stand sie vor der Tür, die ihre Mutter auf dem Zettel erwähnt und zu dem sie den Schlüssel bekommen hatte. Sie biss noch einmal in ihre Brötchenhälfte hinein, steckte den Schlüssel in das Schloss und öffnete die Tür. Im Raum war es stockfinster. Murrend suchte Kayla nach einem Lichtschalter. Nachdem das Licht angegangen war, musste sie sich bemühen ihr Frühstück nicht aus dem Mund zu verlieren – so erstaunt war sie über das, was sich ihr da bot. Es standen drei Vitrinen in dem Raum in denen sich offenbar Pokale befanden. In der Mitte war eine mittelgroße Arena und daneben befanden sich in einem Regal diverse Ordner. Kayla ging darauf zu und las sich die Rückenschilder durch. „Baupläne“, „Zertifikate“ und „Einladungen“ stand auf den ersten dreien. Das reizte Kayla nicht so. Sie biss noch einmal von ihrem Brötchen ab, was jetzt letztendlich in ihrem Mund verschwand. Der letzte Ordner in der Reihe erfüllte ihre Erwartung. „Zeitungsartikel“ prangte auf dem Rückenschild. Kayla nahm sich vorsichtig den Ordner aus dem Regal und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Anfangs waren es noch kleinere und weniger interessante Artikel, aber Kayla erfuhr bei genauem Durchlesen einiges. >Black Bladers… So hieß also das Team – und sie waren zu sechst!< stellte sie fest und blätterte weiter. Dabei stieß sie auf den Artikel, als die Black Bladers zum ersten Mal Weltmeister wurden. Einige lobten das Team für diese Glanzleistung, andere Stimmen waren der Meinung, dass das ganze eine einmalige Sache werden würde, da es lange kein Team mehr außer den Bladebreakers geschafft hatte lange oben zu bleiben. Doch, mit den kommenden Artikeln wurden auch die kritischen Stimmen weniger. Kayla blätterte weiter und war erstaunt, dass die Black Bladers es tatsächlich schafften lange oben zu bleiben. Die zweite Weltmeisterschaft, die das Team bestritt war offenbar sehr aufregend gewesen, denn davon waren ganze fünf lange Artikel in dem Ordner vorhanden. „Das ist ja der Wahnsinn! Da versteh ich überhaupt nicht, dass ich bei mir an der Schule ausgelacht werde, wenn ich als Mädchen einen Beyblade dabeihabe…“ murmelte Kayla. Dafür, dass die Black Bladers ein reines Mädchenteam waren, machten sie einiges her. Jess und Miena bestritten meistens die entscheidenden Kämpfe und führten das Team sicher durch die Finalrunden. In einem der weiteren Artikel erfuhr Kayla jedoch, dass sich das Team in einer anderen Konstellation befand. Sie waren jetzt noch zu viert und nur drei der vorherigen Bladerinnen war im Team geblieben. Die Vierte hieß Stefania und kam aus dem Team mit dem Namen Genesis Blader. „Was zum Henker ist denn Biovolt?“ fragte Kayla sich, als sie über den Namen stolperte. >Kann mir ja egal sein. Die Organisation gibt es schon seit über zehn Jahren nicht mehr – wenn man dem Artikel hier Glauben schenken darf< stellte sie fest. Als sie jedoch weiter las, wurde sie stutzig. Warum tauchte ausgerechnet ihr Nachname dort auf? >Danach kann ich ja Mama fragen. So ganz einleuchtend ist mir das nämlich nicht< dachte sie und blätterte weiter. „Internationale Beyblader veranstalten ihr eigenes Turnier“ murmelte Kayla die Überschrift des Artikels. Es wurde kurz über die ersten Runden berichtet, und das alle Teams durcheinander gewürfelt worden waren und somit bei den Zuschauern und der Jury für Erstaunen gesorgt hatten. Kayla blätterte weiter. Jetzt wollte sie wissen, wie das Ganze ausgegangen war. Doch, als sie die nächste Seite aufschlug, stutze sie. Da war nichts mehr. >War es denn einfach so vorbei? Aber warum? Kein Topspieler – egal in welcher Sportdisziplin hört einfach so auf!< dachte Kayla verwundert. Entweder das, oder ihre Mutter hatte die letzten Artikel einfach nicht hier eingeklebt. Sie zuckte die Schultern und schlug den Ordner zu. Kayla wollte ihn in das Regal stellen, aber plötzlich fiel ein loser Zeitungsausschnitt aus dem Ordner und landete auf dem Boden. Verwundert kniete sie sich auf den Boden, legte den Ordner neben sich und hob das Blatt Papier hoch. Kayla erschrak. >Beyblader bei Autounfall gestorben? Während des Turniers? Deshalb wurden die Kämpfe nicht zu Ende geführt – was ich auch gut verstehen kann< stellte sie fest. Offenbar musste sie diesen Tala gekannt haben. Immerhin kam er auch hier aus Moskau. Also, war der Gedanke gar nicht so abwegig. „Wie schlimm das wohl sein muss, wenn jemand stirbt, den man kennt… und das mit 18 oder 19“ murmelte Kayla und sah schon fast traurig den Zeitungsausschnitt an. Sie legte den Artikel wieder in den Ordner und stellte ihn weg. Bevor sie sich den anderen Ordnern widmete, schaute sie sich erst noch einmal in dem Raum um. In einem Glasschrank in der hinteren Ecke des Raumes befand sich ein Beyblade, der Kayla beeindruckte. Dieses schöne Azurblau und auch die Form des Kreisels beeindruckten sie sehr. Das einzige, was sie störte war die Tatsache, dass der Bitchip eine einfache weiße Farbe hatte. >Der von Ashley hat so einen schönen Wolf drauf< dachte Kayla. Dann begann sie zu überlegen. Neben dem Blade lag ein Starter. Sollte sie es vielleicht doch noch einmal versuchen? Immerhin hatte sie so ein angenehmes Kribbeln verspürt, als sie den Blade von Ashley gestartet hatte. „Wenn, dann draußen. Ich will hier nichts kaputt machen“ beschloss sie laut. Vorsichtig öffnete sie die Glastür und holte die beiden Sachen heraus. Dann machte sie sich auf den Weg nach oben und raus auf die Terrasse. Ein Glück, das sie hier so was und einen Garten hatten, ansonsten müsste Kayla sich in den Park begeben – und da Ferien waren, war da bestimmt die Hölle los. Außerdem wollte sie sich nicht blamieren. Kayla besah den Blade noch einmal kurz, bevor sie ihn im Starter einrasten ließ und sich bereitmachte, ihn abzuschießen. „Und los geht’s!“ rief sie enthusiastisch und zog kräftig an der Reißleine. Wieder passierte das Gleiche wie bei Ashley. Der Blade geriet völlig außer Kontrolle und kreiselte auf dem Gras aus. >Ich muss mich mehr konzentrieren!< stellte Kayla fest, hob den Blade auf und versuchte es noch mal. Mit jedem Start wurde es besser. Sie schaffte es schließlich den Blade Runden drehen zu lassen und die Geschwindigkeit einigermaßen zu regulieren. >Gut, einmal noch, dann ist Schluss. Das ist anstrengender, als ich dachte!< stellte Kayla fest und schoss ein letztes Mal ihren Blade auf die Fliesen des Terrassenbodens. Plötzlich geschah etwas Unglaubliches. Der Beyblade begann zu leuchten und auf einmal schoss ein eisblaues Licht aus dem Bitchip. Kayla schaute dem Licht hinterher bis hinauf in den Himmel. Schließlich nahm das unförmige eisblaue Etwas, Gestalt an. Ein gigantischer Phönix in eisblau schwebte über ihrem Kopf und sah sie mit seinen dunkelblauen Augen an. Kayla bekam Angst. Trotzdem lief sie nicht weg, denn irgendwas sagte ihr, dass diese riesige Tier ihr nichts tun würde. „Du… musst Ice Dranzer sein, oder?“ fragte sie zittrig. Der Phönix nickte. >Das Bitbeast von Mama… kommt es etwa zurück, um meins zu werden?< fragte Kayla sich. Bevor sie den Vogel noch irgendetwas fragen konnte, verschwand dieser mit einem grellen Lichtblitz in ihrem Beyblade. Kayla wurde heftig davon geblendet und nahm die Arme schützend vor ihre Augen. Nachdem es vorbei war, hatte der Blade aufgehört sich zu drehen. Langsam ging sie darauf zu und hob ihn auf. Nun hatte der Bitchip nicht mehr die weiße Farbe sondern nun prangte darauf das Bild des edlen Phönix, den sie eben gesehen hatte. >Soll ich damit wirklich richtig gut werden können? Ashley hat ja auch damit geprahlt, dass sie fast die Beste an ihrer Schule ist. Ice Dranzer, kannst du mir dabei helfen, auch so stark zu werden?< fragte sie sich. Der Bitchip leuchtete kur auf und Kayla grinste. „Ich fass das mal als Ja auf!“ Epilog: Die nächste Generation ------------------------------ Ein weiteres Jahr zog ins Land und mittlerweile wohnten Jess und Kayla nur ein paar Straßen weiter, als Miena. Die beiden Mädchen trafen sich regelmäßig und trainierten auch oft zusammen. Kayla träumte davon endlich an einem Turnier teilnehmen zu dürfen, da sie selbst der Meinungen war, dass sie jetzt gut genug in Form dafür sei. Es war früher Nachmittag und Kayla zog sich um, da sie gleich zu Ashley wollte. Sie trug bereits ihr weißes T-Shirt mit den hellblauen Umrandungen an den Armen und ihre dunkelblaue Jeans. Beyblade und Starter waren auch schon in der passenden Tasche an ihrer Hüfte verstaut. Das einzige was noch fehlte, waren ihre blauen Schutzhandschuhe. „Ach Mensch… Immer wenn man was braucht… MAMA!“ rief sie herunter. „Ja?“ kam die Gegenfrage. „Hast du irgendwo meine Handschuhe gesehen?“ fragte Kayla. „Die liegen auf der Waschmaschine!“ rief Jess zurück. Kayla lief die Treppe hinunter und schnappte sich die Handschuhe von der Waschmaschine, bevor sie zu ihrer Mutter in die Küche ging um ihr Bescheid zu sagen. „Ich bin dann bei Ashley“ sagte sie. „Ist in Ordnung. Aber, denk bitte daran, dass es um halb sieben essen gibt“ erinnerte Jess ihre Tochter freundlich. „Ich vergesse es schon nicht“ grinste Kayla zurück, nahm sich noch ihren Haustürschlüssel und verschwand aus der Tür. Auf dem Weg zur Ashley kamen ihr plötzlich zwei Jungs entgegen gerannt, die aufgeregt über etwas diskutierten. Kayla verstand nicht viel, aber was sie heraushörte, reichte ihr um die beiden zum stehen bleiben zu bewegen. „Hey, bleibt mal stehen!“ rief sie. „Was willst du denn? Wir haben es eilig!“ sagte der Blauhaarige leicht gereizt. „Ich hab gehört, dass ihr irgendwas von einem Beybladeturnier gesagt habt“ meinte Kayla nun. „Ja, und?“ fragte Schwarzhaarige verwundert. „Ich bin Bladerin und ich würde gern wissen, ob und wo man sich dafür anmelden kann“ erwiderte Kayla wie selbstverständlich. Die beiden Jungs sahen sich einen Moment vollkommen perplex an, bis sie in schallendes Gelächter ausbrachen. „Was ist daran so lustig?“ wollte Kayla wissen und legte den Kopf leicht schief. „Mädchen, sei so nett und lass das bleiben! Das ist nichts für kleine Kinder wie dich“ lachte der eine. „Ach quatsch! Ich kann das auch! Schaut mal her!“ sagte Kayla sofort und hielt Ice Dranzer hoch. Jetzt staunten die beiden Jungs nicht schlecht. „Nicht schlecht. Ist aber schon ein älteres Modell oder?“ fragte der Blauhaarige nach. „Ja, etwas. Aber, so lange er noch geht und alles okay ist, kann ich ihn noch nehmen“ grinste Kayla zurück. Die beiden sahen sich verwundert an. „Mein Name ist übrigens Rafael“ stellte sich der Schwarzhaarige vor. „Und ich bin Jayden“ sagte der andere. „Ich bin Kayla!“ grinste das Mädchen. Ihr Blick schweifte zu ihrer Uhr und sie überlegte kurz. Etwas Luft hatte sie noch und so pünktlich musste sie bei Ashley nicht aufkreuzen. „Okay, ich will wissen wo diese Turnieranmeldung ist. Wenn ich es schaffe einen von euch zu besiegen, verratet ihr es mir – okay?“ schlug Kayla nun vor. „Abgemacht“ erwiderten die beiden. Etwas abseits der Straße an einer kleinen Arena stellten sich die drei auf. Es wurde entschieden, dass Kayla gegen Jayden antreten sollte. Die beiden ließen ihre Blades einrasten und machten sich bereit. „Okay, seit ihr soweit?“ fragte Rafael nach. Die beiden standen sich fertig gegenüber und Rafael gab das Startsignal. „3… 2… 1… Let it rip!“ Ice Dranzer und Jaydens grüner Beyblade landeten in der Arena. Kayla fackelte gar nicht lange und ging zum Angriff über. „Los, Attacke!“ rief sie und Ice Dranzer sauste auf den gegnerischen Blade zu. „Aires, weich aus!“ befahl Jayden locker. Doch Kayla hatte fest damit gerechnet und lies Ice Dranzer eine Kurve von 180 Grad ausführen, was dazu führte, dass sie Jaydens Beyblade mit voller Wucht traf. „Greif an!“ rief Kayla. Ice Dranzer begann den anderen Blade scheinbar erbarmungslos zu attackieren. So langsam geriet Aires ins schwanken. „Hey, die nimmt dich ganz schön die Mangel, Jayden“ war Rafaels Kommentar. „Ach, halt doch die Klappe!“ fauchte er zurück. „Aires! Los, Attacke!“ Aires drängte Ice Dranzer ziemlich zurück, doch Kayla wusste sich durchaus zu helfen und ließ ihren Blade gekonnt ausweichen. „Los, hau ihn raus!“ befahl sie und Ice Dranzer setzte zur entscheidenden Attacke an. „Halt dagegen!“ rief Jayden hektisch. Es krachte laut, als die Blades aufeinanderprallten und Staub wurde aufgewirbelt. Als man wieder etwas sehen konnte, kreiselte nur Ice Dranzer. „Ja, super!“ freute Kayla sich sofort und fing ihren Blade auf. „Nicht schlecht. Dafür, dass du letztes Mal Dritter beim Stamania-Battle geworden bist, hat sie dich jetzt aber ganz schön schnell aus der Arena gefegt, meinst du nicht auch?“ fragte Rafael spaßhaft. „Ja, ja. Halt du bloß die Klappe!“ erwiderte Jayden. Kayla grinste. Dann sah sie auf ihre Uhr und bemerkte recht schnell, dass sie viel zu spät dran war. „WAH! Ich muss los!“ entfuhr es ihr. „Warte mal kurz. Hier“ sagte Jayden und gab ihr einen Flyer in die Hand. „Die Informationen über das bevorstehende Turnier!“ Kayla sah sich den Flyer kurz an, aber sie hatte keine Zeit mehr. „Danke, Jungs. Vielleicht sehen wir uns demnächst mal wieder. Bis dann!“ verabschiedete Kayla sich eilig. „Ja, mach’s gut!“ sagte auch Rafael nun. Kayla nahm die Beine in die Hand und kam wenig später bei Ashleys Haus an. Im Vorgarten traf sie Miena und fragte diese eilig nach ihrer besten Freundin. „Die ist oben im Zimmer“ sagte Miena. „Danke!“ Damit war Kayla schon wieder weg. Auf der Treppe nahm sie drei Stufen auf einmal und stand vor Ashleys Zimmertür, die sie nun mit einem Ruck aufschlug. Ashley hatte gerade in Gedanken versunken ihren Beyblade gereinigt und ließ diesen nun vor lauter Schreck auf die Schreibtischplatte fallen. „Kannst du nicht anklopfen?!“ fragte sie sofort. „Du hast mich zu Tode erschreckt!“ „Sorry“ sagte Kayla und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Hier, schau mal!“ Damit holte sie den Flyer hervor und zeigte ihn Ashley. „Oh, alle Jahre wieder…“ meinte sie daraufhin nur. „Das Turnier ist jedes Jahr?“ fragte Kayla erstaunt und setzte sich aufs Bett. „Ja, das Stamania-Battle. Ein schwieriges und sehr hartes Turnier“ erklärte Ashley. „Warum?“ hakte Kayla nach. „Das ist ein Ausdauertest. Und ich sage dir, selbst ich bin nie weiter als in die dritte Runde gekommen. Das Ganze findet in der Tokyo Arena statt und es sind immer mehrere Kämpfe gleichzeitig in verschiedenen Arenen am laufen. Du hast nicht groß Zeit dich dazwischen auszuruhen. Maximal zehn oder fünfzehn Minuten zwischen jedem Kampf“ erklärte Ashley. „Ausdauertest… Also, wird da im Prinzip der beste Blader in dieser Disziplin ermittelt, oder?“ fragte Kayla nach. „Nicht nur. Auch Angreifer oder Defensivtypen sind vertreten. Es kommt drauf an, wie du mit dem Druck und dem ständigen kämpfen fertig wirst“ erwiderte Ashley. „Ist Eintritt und Teilnahme wieder frei?“ Sie lugte hinüber zum Flyer. „Ja, hier steht’s“ sagte Kayla und zeigte auf den entsprechenden Satz. „Da geh ich hin“ „Das würde ich erst in ein paar Jahren machen. Ich weiß, dass du Ausdauertyp bist, aber du selbst bist noch nicht in Form – körperlich gesehen“ widersprach Ashley. Kayla hatte nur am Rande mitbekommen, was ihre beste Freundin gesagt hatte. Zu sehr, war sie von dem Rekord fasziniert, der in dem Prospekt verzeichnet war. „20 Minuten und 47 Sekunden…“ murmelte sie. „Was?“ fragte Ashley verwirrt. „Hier steht, dass der Rekord in der Finalrunde, wo dann auch die Zeit gezählt wird, jemand seinen Blade hat 20 Minuten und 47 Sekunden lang kämpfen lassen – und dann noch gewonnen hat!“ sagte Kayla. „So etwas kann auch ein richtig guter Ausdauerspieler“ meinte Ashley nur. „Sag mal, wo hast du den Flyer her?“ „Oh, von zwei ganz netten Jungs. Erst haben sie mich ausgelacht, als ich meinte, dass ich blade, aber als ich einen von ihnen aus der Arena gekickt habe, haben sie mir – nach Vereinbarung – den Flyer ausgehändigt“ erzählte Kayla. „Wer waren die?“ hackte Ashley nach. „Rafael und Jayden“ antwortete Kayla. Die Blonde musste grinsen. „Die kenn ich“ „Echt?“ fragte Kayla interessiert nach. „Ja, wir gehen auf dieselbe Schule, sind aber in unterschiedlichen Jahrgangsstufen. Auf dem Schulhof haben wir uns durchs bladen kennengelernt“ erzählte Ashley. „Das ist ja toll!“ rief Kayla plötzlich und sprang auf. „Inwiefern?“ hakte Ashley verwundert nach. „Wir könnten doch ein Team gründen!“ sagte Kayla aufgeregt. „Mach mal halblang! Ich weiß überhaupt nicht, ob die an der Idee Interesse haben. Außerdem, steht das Turnier bevor und das sind alles Einzelkämpfer!“ versuchte Ashley den Enthusiasmus von ihrer besten Freundin zu bremsen. „Ist doch egal! Fragen kostet ja nichts. Spätestens nach dem Turnier greif ich die Idee wieder auf!“ versprach Kayla. „Ja, tu das. Komm, lass uns erst mal trainieren“ schlug Ashley vor. „Oh ja! Für das Turnier müssen wir trainieren bis zum umfallen!“ grinste Kayla. „Was heißt hier WIR? Ich hab doch noch gar nicht gesagt, dass ich mitgehe!“ sagte Ashley perplex. „Ich geh einfach mal davon aus!“ lachte Kayla zurück. „Deinen Optimismus möchte ich haben…“ war Ashleys Reaktion darauf. „Ich hab heute nur Zeit bis halb sieben, weil Mama Essen macht. Also komm, ich will hier nicht versauern“ sagte Kayla dann und ging die Treppe hinunter. Mit einem Lächeln Gesicht folgte Ashley ihr und die beiden begannen mit dem Training. Es waren zwar noch drei Monate bis zum Turnier, aber Ashley und Kayla wussten, dass sie sich gründlich vorbereiten mussten, denn so ein hartes Turnier gab es auch nicht alle Tage. Kayla fing sogar schon an die Spezialattacken mit Ice Dranzer zu trainieren, da sie diese auch im Turnier einsetzten wollte. Jess behielt ihre Tochter im Auge und war begeistert von deren Fortschritten. Sie selbst hatte damals schon drei Jahre früher angefangen, dennoch hatte Kayla den Stoff – für den Jess drei Jahren gebraucht hatte – binnen eines Jahres gelernt. Gut, die Technik hatte sich in den letzten zehn Jahren auch sehr verändert und ermöglichte wahrscheinlich auch dadurch die raschen Erfolge. Kayla trainierte wie eine Verrückte und nutzte jede freie Minute um das zu tun. Ashley hatte sich nun doch von Kayla überreden lassen, an dem Turnier teilzunehmen. Die beiden gingen auch regelmäßig Joggen um ihre Ausdauer zu steigern. Die Zeit verging schnell und bald schon stand das Stamania-Battle vor der Tür. Ashley und Kayla standen vor der Tokyo Arena und waren erstaunt, dass sich doch so viele Blader für das Turnier gemeldet hatten. „Wow, ich kann es kaum abwarten!“ sagte Kayla aufgeregt. „Sieh mal, da drüben“ meinte Ashley plötzlich. Kayla sah in die Richtung, in der Ashley gezeigt hatte und erkannte sofort die beiden Jungs. „Jayden! Rafael!“ rief Kayla und winkte. Die zwei drehten sich zu ihr um und gingen auf sie zu. „Hey, ihr seit auch hier? Find ich toll!“ meinte Kayla sofort. „Klar, und da ich letztes Jahr dritter war, versuche ich natürlich den Titel zu verteidigen“ sagte Jayden grinsend. „Das wird dieses Jahr nichts! Ice Dranzer und ich werden uns an die Spitze dieses Turniers kämpfen!“ sagte Kayla daraufhin enthusiastisch. „Hey, ich bin auch noch da! Und ob du an Black Wolborg und mir vorbeikommst, wollen wir erst mal sehen“ warf Ashley ein. „Und mich solltet ihr auch nicht vergessen“ mischte Raphael sich nun ein. „Vielleicht sehen wir uns ja auch erst im Finale. Wer weiß…“ meinte Kayla. Die vier unterhielten sich noch eine Weile, bevor das Turnier losging. Sie wurden alle in verschiedene Blöcke eingeteilt und der Gewinner einer Runde z. B. in Block A würde dann gegen den Gewinner einer anderen Runde in Block B antreten. So wurde verhindert, dass die Blader zwischen den einzelnen Kämpfen große Verschnaufpausen hatten. Jess war zuhause und stand gerade am Herd. Miena würde auch gleich von der Arbeit kommen und da Jess heute frei hatte, beschloss sie etwas für sich und ihre beste Freundin zu kochen. Jess rührte noch mal kurz in der Soße und wandte sich dann wieder dem Fernseher in der Küche zu. >Kayla schlägt sich gut. Die ersten drei Runden hat sie schon durch. Ihr Ausdauertraining hat sich ausgezahlt. Sie ist wirklich kaum aus der Puste< dachte sie lächelnd. Dann klingelte es an der Tür. Jess ging aus der Küche und öffnete die Haustür. Miena stand da und wirkte etwas aufgeregt. „Und? Wie schlagen sich die zwei?“ fragte sie sofort. Jess lachte. „Hallo erstmal. Kayla und Ashley sind durch die ersten drei Runden gekommen. Es läuft ganz gut“ erwiderte sie grinsend. „Klasse“ sagte Miena. „Hier riecht’s nach Essen“ Ein leckerer Duft aus der Küche ließ sie diese Vermutung aussprechen. „Klar, oder denkst du allen Ernstes, ich würde es wagen nichts zu kochen, wenn du vollkommen ausgehungert von der Arbeit zu mir kommst?“ fragte Jess mit gespielter Verständnislosigkeit. Jetzt war es Miena, die lachen musste. „Du bist und bleibst einfach genial!“ „Los, Ice Dranzer, Attacke!“ rief Kayla. Ihr Blade raste auf den anderen zu und kickte ihn mühelos aus der Arena. „Und die Gewinnerin von Runde 12 ist Kayla!“ verkündete der Sprecher lautstark. „Super!“ freute sie sich. Kayla machte sich auf den Weg zurück zum Aufenthaltsraum, obwohl sie wusste, dass das eigentlich nichts brachte, da sie eh gleich zum nächsten Kampf aufgerufen wurde. Auf dem Weg zum Aufenthaltsort begegnete sie Ashley, die sie freudestrahlend begrüßte. „Ich hab grad mal auf der Tabelle nachgesehen! Du hast momentan den dritten Platz. Ich besieg jetzt noch den nächsten und dann hab ich den vierten“ grinste sie. „Was? Sind wir ehrlich schon so weit?“ fragte Kayla leicht verwirrt. „Natürlich“ erwiderte Ashley wie selbstverständlich. Dann wurde Ashley ausgerufen und machte sich mit einem „Wir sehen uns“ auf den Weg ins Stadion. Kayla sah ihr hinterher und überlegte. Es waren wirklich nicht mehr viele übrig, die sich jetzt noch den ersten Platz vom Stamina-Battle holen konnten. Es würde sie aber auch brennend interessieren, was mit Rafael und Jayden nun war, denn die beiden hatten ja hier auch schließlich teilgenommen. Erst jetzt merkte Kayla, dass sie ziemlich geschafft war. >Ich geh die anderen beiden mal suchen. Vielleicht sind sie noch hier< dachte sie sich und lief los. Tatsächlich fand sie die beiden Jungs in einem anderen Korridor auf einer Bank sitzen. „Hey!“ rief Kayla ihnen zu. „Kayla, du bist noch hier?“ fragte Jayden erstaunt. „Ja, aber ihr auch. Ich dachte, ihr hättet schon gehen müssen, aber ihr habt gut durchgehalten“ sagte Kayla. „Wie viele sind eigentlich noch hier?“ „Vier“ erwiderte Rafael nur. „Vier? Du meinst… nur noch wir vier?“ fragte Kayla erstaunt. „Ja, wir werden um den Titel kämpfen“ grinste Jayden zurück. „Das ist nicht euer Ernst!“ freute sich Kayla sofort. „Super, besser hätte es gar nicht kommen können!“ „Jetzt entscheidet sich, wer den ersten Platz kriegt“ sagte Rafael nun. „Ja, und Ice Dranzer und ich werden alles geben – glaubt bloß nicht, dass ich es euch leicht mache, nur weil ich mit euch befreundet bin“ sagte Kayla entschieden. „Das werden wir dir bestimmt auch nicht machen“ erwiderte Jayden. Plötzlich kam Ashley auf sie zu. „Ich hab’s geschafft!“ rief sie freudig. „Super! Dann kämpfst du mit uns um den ersten Platz! Oh, das wird so spannend“ freute Kayla sich. Auf einmal fiel durch die Lautsprechanlage die Namen aller vier. Sie sahen sich kurz verwundert an. „Das wird bestimmt so ein Jeder-gegen-jeden-Kampf“ vermutete Ashley. „Abwarten“ sagte Jayden ruhig. Die vier kamen im Stadion an und wurden mit Jubelrufen begrüßt. Doch anstatt sich bereit zu machen, kam nun der neue Vorsitzende der BBA zu ihnen und gab ihnen erst mal die Hand. „Was wird das denn?“ fragte Ashley. „Ich hab eigentlich erwartet, dass wir jetzt kämpfen müssen. Warum bekommen wir denn Glückwünsche?“ hakte Kayla verwirrt nach. „Ich gratuliere euch. Ihr vier seid die stärksten Blader hier im Umkreis. Dieses Jahr wurde beschlossen diese vier als Team zusammenzuführen, die dann an den diesjährigen Landesmeisterschaften teilnehmen und sich damit auch für die bevorstehende Weltmeisterschaft qualifizieren können“ erklärte der Mann. Ashley, Jayden, Rafael und Kayla sahen sich noch verdutzter an. Plötzlich brach Ashley in Jubelrufen aus, gefolgt von den beiden Jungs. Nur Kayla schien nicht zu realisieren, was ihr da gerade gesagt wurde und sie stand vollkommen perplex da und sah die anderen an, die total aus dem Häuschen waren. „W-Was hat der da gerade gesagt?“ fragte sie verwirrt. „Hey, wir werden an den Landesmeisterschaften teilnehmen und vielleicht sogar an der WM!!“ rief Ashley zurück. Erst jetzt hatte Kayla das wirklich begriffen und umarmte mit einem stürmischen Freudenschrei ihre beste Freundin. Zuhause saß Jess zusammen mit Miena vor dem Fernseher. „Schön, dass sie es geschafft haben“ sagte Miena lächelnd. Jess fand das sogar so schön, dass sie fast weinte. Das Gewinnen des ersten Turniers hatte sie damals genauso bewegt. Auch sie waren sich gegenseitig um den Hals gefallen hatten gejubelt und vor Freude geweint. „Ja, und es erinnert an eine ganze Menge, oder?“ fragte Jess. „Das stimmt“ lächelte Miena zurück. „Ich bleib noch hier, bis Ashley kommt“ Jess nickte verstehend. Eine Stunde später standen die beiden auf der Matte und Kayla brüllte einfach los vor lauter Freude und umarmte ihre Mutter stürmisch. Jess nahm sie auf den Arm und Kayla freute sich weiter. „Wir haben’s geschafft! Und wir werden auf die richtig großen Turniere gehen!“ rief sie außer sich. „Kayla, ist ja gut, wir haben’s begriffen!“ lachte Ashley zurück. Jess ließ ihre Tochter wieder runter und lächelte sie an. „Ich bin stolz auf dich!“ sagte sie. „Danke, Mama!“ erwiderte Kayla und wandte sich an Ashley. „Morgen Training?“ „Bist du verrückt? Ich will mich erst mal ausruhen, nach den ganzen Strapazen!“ widersprach Ashley sofort. Kayla lachte. „Komm schon!“ „Nein, wenn du dich umbringen willst – tu dir keinen Zwang an – aber ohne mich!“ schmollte Ashley zurück. Jetzt mussten alle lachen. Jess sah kurz aus dem Fenster und in den Nachthimmel. Ein eisblauer Strahl zog sich am Firmament entlang. Sie lächelte. >Danke, Ice Dranzer. Danke für alles, was du für mich getan hast und für das, was du für Kayla noch tun wirst< Kayla und Ashley stand nun eine Karriere bevor, von denen sie wussten, dass sie es bis zum Ende durchziehen würden. Es würde vielleicht Probleme geben oder Niederlagen, die sie nicht verarbeiten konnten – aber sie waren füreinander da und das war das, was Jess und Miena ihren Töchtern auf jeden Fall weitergeben wollten, denn auch die beiden Frauen wie wichtig es war mit guten Freunden an der Seite durchs Leben zu gehen… Fertig gestellt am: 19. November 2010 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)