13]Stairs von the-suicide-circus (uruha x aoi/ aoi x ruki) ================================================================================ Prolog: -------- Er ging die Straße entlang, der Wind brauste durch seine zerzausten, ungewaschenen Haare, und der schmale Körper zitterte vor Kälte. Im Finstern der Nacht sprayen ein paar Punks Graffiti an die Wand eines bereits eingefallenen Fabrikgebäudes, wie spät es wohl gerade war? Er war müde und seine Füße schmerzten, doch noch konnte er nicht stehen bleiben. „Nur noch ein Stückchen“, dachte sich der Junge und setzte ehrgeizig einen Fuß vor den anderen, „Gleich ist es soweit.“ Mit schwitziger Hand umklammerte er immer fester den Gegenstand aus Glas in seiner Hosentasche, jeder Schritt beschwerte seine Atmung; er konnte es nicht erwarten. Warum er nicht einfach am Bahnhof geblieben war? Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er die Umgebung und die Leute dort nicht mochte. Im Freien fühlte er sich sicherer. Endlich, die Teenager waren aus seiner Reichweite gewesen, und er bog eilig in eine enge Gasse, um sich dort auf den Stufen eines verwahrlosten Wohngebäudes nieder zu lassen. Seine Finger zitterten, als er das Endstück eines alten Gürtels aus seiner Tasche zog und es sorgfältig um seinen linken Oberarm band. Aufgeregt holte er die mit durchsichtiger Flüssigkeit gefüllte Spritze hervor, blickte noch einmal nervös umher und wartete noch ein paar Sekunden. Dann drückte er die Nadel vorsichtig in seine Haut. Ein befriedigtes Seufzen drang über seine Lippen, als sich das noch lauwarme Heroin endlich mit dem Blut in seinen Adern vermengte. Sofort wurden seine Finger taub und das Glas rutschte aus seiner Hand, sein Herz pochte. Entspannt lehnte er sich zurück, schloss die Augen und löste blind die Schnalle um seinen Arm wieder. Was für ein Gefühl... „Hey!“, ein dumpfer Schrei hallte durch die Straßen, „Seht euch den mal an!“ „Lebt der noch, was glaubt ihr?“ Der Frage folgte nur ein hämisches Kichern, Schritte kamen näher. „Lasst es uns doch ausprobieren“, er spürte eine Hand, die sich in seinen Haaren vergrub und seinen Kopf ruckartig hochzog; ein leises Murren drang über seine Lippen. „Hey, bist du tot?“ Einige Sekunden schienen zu vergehen; er realisierte, wie sich immer mehr Personen um ihn versammelten und auch der Geruch von hochprozentigem Alkohol wurde deutlicher. Dann spürte er etwas Metallisches im Gesicht und ein Schlag riss ihn zu Boden, „Ich hab dich was gefragt, du Ratte!“ Um ihn herum erklang schallendes Gelächter, als sein Kopf am Boden aufprallte und er einen schmerzerfüllten Schrei hervor presste. Er spürte, wie sich seine Mundhöhle mit warmer Flüssigkeit füllte, dann einen Tritt in den Magen und schließlich hustete er das Blut größtenteils aus, nachdem er sich auf den Bauch gedreht hatte um sich vor weiteren Angriffen zu schützen. Allerdings half es nicht sonderlich viel, denn die Typen hatten unter weiterem Gelächter, Sticheleien und Beschimpfungen begonnen, weiter auf ihn einzuschlagen und seinen sowieso schon geschundenen Körper erneut zu treten. „Gib mir das Rohr“, hörte er plötzlich einen von ihnen sagen und merkte, wie die anderen ein paar Schritte zurück wichen. „Hey du Wichser“, der Mann, der am stärksten nach Alkohol roch, hatte sich zu ihm hinunter gebeugt und flüsterte ihm ins Ohr, „Willst du wissen, was ich von euch Straßenpunks halte?“ Der Junge öffnete seine Augen einen Spalt und sah seinem Peiniger direkt ins Gesicht, ein dreckiges Grinsen zierte seine Fresse. „Das.“ Er hatte sich wieder erhoben, gerade, als sich auch der am Boden Liegende wieder ein wenig aufgerappelt hatte, dann holte der Mann aus und schlug mit aller Kraft zu. Seine Wirbelsäule knackste unheilvoll, als das Eisen auf seinem Rücken aufprallte, doch der Junge blieb still, biss sich nur verkrampft auf die Lippe, von der immer mehr Blut auf den Boden tropfte. Er keuchte auf, als ein zweiter Schlag folgte. Schadenfrohes Gelächter drang an seine Ohren, noch ein Schlag, seine Finger krallten sich in die Erde. „Hast du immer noch nicht genug?“ Erst beim vierten und kräftigsten Hieb konnte er sich nicht mehr halten und sackte kraftlos am Boden zusammen. „Geht doch.“ Ein paar der Männer begannen, sich lautstark zu Unterhalten und zu Lachen, schienen sich jedoch von ihm zu entfernen. Erst nach ein paar Sekunden ließ auch der neben ihm die Stange fallen- was ein lautes Klirren am Asphalt verursachte- trat dem Liegenden sicherheitshalber noch einmal in die Seite, was diesen noch mehr Blut aus röcheln ließ, und folgte dann seinen Leuten. „Scheiß Junkies...“ Er wusste nicht, wie lange er noch in derselben Position dagelegen hatte; irgendwann hatte die Wirkung des Heroins ganz nachgelassen und ein grausamer Stich durchdrang seinen Körper im Sekundentakt. Der Junge versuchte, den Schmerz zu vergessen und erhob sich mit letzter Kraft, um sich danach gegen die Wand zu lehnen und erstmal das ganze Blut vom Kinn zu wischen. „Scheiße“, fluchte er und warf den Kopf zurück, bereute es allerdings noch im selben Moment, das die Wunde schmerzvoll brannte, die er sich zuvor durch den Aufprall am Beton zugezogen hatte. Er war wütend, wütend auf sich selbst. Warum hatte er das getan? Er brauchte es doch nicht, warum hatte er sich also bloß dazu verleiten lassen... Immer noch ein wenig benebelt und leicht wankend rappelte er sich schließlich auf, blickte nicht noch einmal auf das Blutmassaker zurück, dass er hinterlassen hatte, und machte sich auf den Weg in Richtung Hauptstraße. Er wusste nicht genau, wo er hin sollte, auf jeden Fall brauchte er einen Platz zum Schlafen und hier war es zu gefährlich gewesen. Morgen früh würde er dann zum Bahnhof gehen, seine Jacke für eine Fahrkarte verkaufen und zurück nach Komae fahren, um dort erstmal ein paar Nächte bei seinem besten Freund zu verbringen. Ja, dachte er, Kai würde sich bestimmt freuen, ihn zu sehen. Und mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen dachte er an den morgigen Tag, achtete nicht auf die Straße sondern überquerte sie einfach, bis er plötzlich nur mehr das schrille Quietschen von Reifen vernahm und spürte, wie sein Körper erneut zu Boden gerissen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)