Alice... oder Alice? von deadly (Abenteuer in einer Zeit) ================================================================================ Die Reise ins Irgendwo ---------------------- „Ich will nichts mehr hören! Du wirst diese Ausbildung machen!“ Als Antwort darauf bekam ihre Mutter nur noch das Knallen der Zimmertür zu hören. „Gut dann hast du eben Hausarrest!“, mit diesen Worten verschwand die Frau im Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Alice saß nun auf ihrem Bett und kam sich völlig unverstanden vor. Was war denn auch so verrückt daran, dass sie auf eine Designerschule wollte? Für ihre Ideen wurde sie immer nur getadelt und ausgelacht. Hausarrest hier, Taschengeld gestrichen da, kein Rennen im Regen und so weiter. Nun, dass sie nicht im Regen herumrennen durfte war vielleicht keine Strafe, aber es machte so unglaublich viel Spaß den Matsch spritzen zu lassen und sich völlig frei zu fühlen, außerdem wollte ihr niemand in den Regen folgen und sie zurückholen. Darüber nachdenkend, warum sonst niemand im Regen tanzte, umarmte sie die Schneiderpuppe neben dem Fenster und schaute hinaus in den Sprühregen, der ihr das Gefühl gab alles durch einen Nebel zu betrachten. Plötzlich schoss ein greller Blitz über den Himmel und tauchte ihr Zimmer in helles Licht. Normalerweise machte ihr Gewitter nichts aus, aber plötzlich hörte sie ein lautes Krachen und sie sah wie ein großer Baum am Rand des Grundstückes von einem Blitz getroffen wurde. Erschrocken zuckte sie zusammen und umarte die Puppe fester: „Hast du das gesehen?“, fragte sie die Puppe. „Wie könntest du auch. Du hast ja nicht mal einen Kopf…“, stellte sie grinsend fest und zog ihr ihre Lederjacke aus und sich an. „Hoffentlich hört sie mich nicht, sonst bekomm ich sicher wieder kein Taschengeld.“ Sie redete munter weiter und schnürte nebenbei ihre Stiefel. Danach schlüpfte sie mit angehaltenem Atem auf den Gang um zu lauschen ob ihre Mutter noch vor dem Fernseher saß. Als sie die leisen Geräusche des Kastens hörte war sie sicher und ging leise wieder in ihr Zimmer und schloss die Tür. Dieses Haus mochte sie wirklich gern, es erinnerte sie immer an ihre Großmutter. Das einzige was ihr daran nicht gefiel war die Tatsache, dass ihre Mutter das Haus erst erben konnte nachdem ihre Großmutter gestorben war. Sie hatte den gleichen Namen wie sie und fühlte sich schon immer sehr verbunden mit ihr, auch wenn ihre Mutter immer davon geredet hatte, dass ihre Eltern total irre seien, was man alleine schon daran sehen konnte, dass ihr Großvater der Vater ihrer Großmutter hätte sein können. Bei dem Gedanken daran was ihre Mutter noch so alles über ihre Großeltern sagte schüttelte sie nur ihren Kopf, schnappte sich ihre Tasche und öffnete das Fenster um hinunter zu schauen. „Jetzt oder nie… da hinten steigt immer noch Rauch auf, mal schauen was da passiert ist…“ Mit diesen Worten kletterte sie auf das Fensterbrett und balancierte auf einem Ast zu dem Baum der neben dem Fenster wuchs, um gekonnt daran herunter zu klettern. Früher hatte sie das mit ihren Brüdern oft ausprobiert als sie noch Kinder waren. Leider waren ihre Bruder schon lange aus dem Haus. Einer war verheiratet und mittlerweile selber schon Vater, währenddessen der andere in Australien studierte und wohl noch lange dort bleiben würde. Auf ihrem Weg durch den Regen drehte sie sich immer wieder und fragte sich wann sie ihre Brüder wohl wieder sehen könnte. Den gesamten Weg über kreisten ihre Gedanken um dieses Thema und so war sie überrascht, als sie auch schon an ihrem Ziel angekommen war. Trotz des Regens qualmte der Baum noch und sie sah, dass der Baumstamm gespalten war. Von der Neugier gepackt, stellte sie sich auf die Zehenspitzen um in das innere des Baumes zu schauen, doch verlier sie dabei ihr Gleichgewicht und viel kopfüber in den Baum hinein. Reflexartig zog sie ihre Hände über den Kopf um sich vor dem Aufprall zu schützen. Sie viel häufig und daher wusste sie was sie am besten schützen musste, ihren Kopf. Nach kurzem viel ihr auf, dass sie viel länger als möglich stürzte. „Was geht denn jetzt ab?“, murmelte sie vor sich hin, während sie weiter durch einen dunklen Schacht viel. „Wie lange ist das denn?“ „Spinn ich!?“, rief sie laut auf als sie an einem Bücherregal vorbei flog auf dem ein volles Goldfischglas stand. „Anscheinend bin ich auf den Kopf gefallen…“, sagte sie und fuhr sich mit der Hand durch ihre langen blonden Haare, wodurch diese noch mehr verstrubbelt wurden als sie schon waren. Immer weitere seltsame Dinge flogen an ihr vorbei, angefangen bei dem Skelett aus ihrem Biologiesaal, das aus irgendeinem Grund einen Zylinder trug. Um sich dem Gentleman angemessen zu verhalten, machte sie einen Knicks in der Luft und wurde langsamer. Wieso flog sie denn jetzt langsamer, dass war doch völlig unmöglich. Nach einer gefühlten Ewigkeit glitt sie langsamer an einem Loch vorbei aus dem ihr ein Junge entgegenwinkte. Verdutzt winkte sie zurück und als sie daran vorbei war, wurde ihr klar, dass der Junge lange weiße Ohren hatte, wie ein Kaninchen. „Ha, ha, ha…“, sie begann laut zu lachen. „Ich bin in einem Alice im Wunderland-Traum gefangen… Ha, ha, ha…“ohne sich zu beruhigen lachte sie immer weiter, bis sie plötzlich unsanft auf ihrem Hintern landete. Schnell sah sie nach oben und sah plötzlich nur noch eine runde Decke. „Das tat weh! Hätte da nicht ein Bett stehen können?“, schrie sie nach oben. Im Schneidersitz blieb sie auf dem Boden sitzen und fragte sich was das Ganze sollte. „Bestimmt bin ich doch auf den Kopf gefallen und lieg jetzt ohnmächtig im Regen unter dem Baum. Hoffentlich werde ich nicht krank, wobei mir das wohl egal sein kann immerhin bin ich ja im trocknen.“ Ringsherum waren die Wände mit Spiegeln bedeckt, obwohl nur sie in dem Raum war, sah sie in jedem Spiegel eine andere Landschaft. „Sollte ich nicht eigentlich durch eine winzige Tür in einen Garten?“, fragte sie ihr eigenes Spiegelbild und drehte sich. n den meisten Spiegeln waren Wälder oder Wiesen zu sehen, der einzige Unterschied war die Tageszeit. Nur hin und wieder waren Gebäude und Schlösser zu sehen. „Echt irre…“, flüsterte sie und ging auf einen größeren Spiegel zu, in dem sie ein schwarzes Schloss in der Ferne sah. „Bestimmt muss ich durch den Spiegel gehen und komme dort raus. So etwas versteht doch jedes Kind…“, meinte sie gelangweilt und streckte einen Finger aus, nur um zu merken, dass er auf dem Spiegel aufsetzte und ihr Plan nicht aufging. „Hmm… dabei war ich mir so sicher. Wie soll ich denn sonst hier aus diesem Raum kommen?“ Mit verschränkten Armen blieb sie stehen und starrte sich selber an, als ihr auffiel, dass sie von einer süßlich riechenden Rauchwolke eingehüllt wurde. Neugierig drehte sie sich um und sah in einem kleinen Spiegel, nah am Boden, einen Pilz von dem der Rauch aufzusteigen schien. Schnell ging sie zu diesem Spiegel und begab sich in die Hocke um genauer zu sehen woher der Rauch kam. Da war ihre Sicht plötzlich komplett verhüllt, der Rauch war so dicht, dass sie ihre eigene Hand nicht vor Augen sehen konnte. „Was!“, etwas verunsichert versuchte sie mit ihrer Hand den Rauch vor ihren Augen wegzuwischen, jedoch half es nicht wirklich. Der Rauch wand sich nun in Spiralen um sie herum und wechselte die Farben. Es kitzelte hinter ihrem Bauchnabel und ihre Tasche lag auf einmal auf dem Boden auf. Noch ehe sie bemerkte, dass sie schrumpfte sah sie zu dem eben noch kleinen Pilz auf und war dem Rauch entkommen. Ihre Klamotten waren leider nicht mitgeschrumpft und so saß sie nun nackt in dem Haufen aus Klamotten. „Was soll das denn werden? Im Buch sind ihre Sachen auch immer mitgewachsen…“, schimpfte sie vor sich her und wühlte in ihren Klamotten nach etwas, dass sie als Kleid tragen konnte. Nach längerem Suchen wickelte sie sich ihr schwarzes Haarband um. „Ich krieg hier ne Krise, was mach ich denn jetzt? Ich bin winzig, hier gefangen und liege wohl in der Realität im Sterben… Wäre ich doch bloß zu Hause geblieben…“, so quasselte sie weiter vor sich hin und versuchte auf den Pilz zu klettern um etwas übersicht zu bekommen. Noch bevor sie hinaufschauen konnte, flog ihr eine Rauchwolke entgegen und hüllte sie vollkommen ein. „Hey! Was soll das…“, schrie sie wütend und wischte wieder mit der Hand vor ihren Augen hin und her. Soweit sie sich richtig erinnerte müsste dort jetzt eine blaue Raupe sitzen und wirre Dinge erzählen. Langsam hatte sich der Rauch gelegt und bevor sie genaueres erkennen konnte drang eine rauchige Stimme an ihr Ohr: „Aaaa- liiicee…“, hauchte die Stimme. „Was?“, Alice klang leicht verstimmt, da es äußerst seltsam war, dass sie nun anscheinend mit einer Raupe redete die auch noch ihren Namen wusste. „Woher kennst du meinen Namen?“, sie klang leicht trotzig und musste sich selber ermahnen nicht unhöflich zu werden. Wer weiß, vielleicht konnte ihr die Raupe ja hier raus helfen. „Also ich mein… ähm… sie…“, da wurde ihr klar, dass sie ja tatsächlich mit einer Raupe sprach. Nun war sie sich sicher, dass sie wohl im Wunderland gelandet war und irgendwann sicher wieder aufwachen würde, dann brauchte sie sich ja keine Sorgen machen. Das einzige was sie stutzig machte war, dass die Raupe anders aussah als sie es kannte. Der auffälligste Unterschied war wohl, dass diese lila und weiblich war. Immer noch wartete sie auf eine Antwort der Raupe, die jedoch fixierte Alice nur und zog genüsslich an ihrer Wasserpfeife. „Sie sind eine Raupe…“, platzte es aus Alice heraus. Gut, das war unhöflich, aber es stimmte doch. Die Dame in lila nahm das Mundstück des Schlauches aus dem Mund und streckte sich Alice, die halb auf dem Pilz hing, entgegen. „Jeder kennt dich… und ich weiß was ich bin... weißt du denn wer du bist?“ Ob sie wisse wer sie sei? „Natürlich weiß ich wer ich bin. Es wäre wohl auch ziemlich seltsam wenn ich das nicht wüsste.“ Das war wirklich eine dumme Frage, sie musterte die Raupe, welche wieder and er Wasserpfeife paffte. „Und? Wer bist du? Weißt du wer du bist?“, wurde Alice erneut gefragt. „Du bist verrückt… Oder bin ich das? Immerhin rede ich gerade mit einer Raupe, normal ist das ja nicht wirklich…“ Alice plapperte weiter so vor sich her, bis sie von der Raupe unterbrochen wurde. „Nun, weißt du jetzt wer du bist? Oder bist du nur was du weißt?“ Nach der zweiten Frage schaute sie verwirrt durch die Rauchwolke zu ihrem Gegenüber. „Eindeutig… Du bist die Verrückte“, nach einer kurzen Pause in der sie von der verdutzten Raupe angesehen wurde sprach sie weiter: „ Ich bin Alice, wie ja zufällig weißt. Wer auch sonst.“, die Fragerei wurde ihr langsam eindeutig zu blöd. Wenn sie doch nur wüsste wie sie hier wegkommt. „Aber wer bist du?“, wurde das Mädchen wieder aus ihren Gedanken gerissen. „Ich bin wer ich bin. So wie ich vor dir stehe…“ Gut sie war nackt, bis auf ihre Haarschleife die sie umhüllte, daher konnte sie mit dieser Aussage wohl nicht besonders glänzen. „Wer sollte ich denn sonst sein, wenn nicht einfach nur Alice?“, gab sie als Gegenfrage zurück um sich selber vor weiteren zu schützen. „Einfach nur Alice?“, fragte die Raupe ungläubig. „Bist du sicher?“, sie paffte erneut an ihrer Wasserpfeife und sah Alice nachdenklich an. „Ich dachte du bist die Alice… Du musst unsere Aaaa- liiiceee sein, sonst wärst du ja auch nicht hier…“, gab sie nun erklärend wieder und hauchte dem winzigen Menschlein wieder eine dichte Rauchwolke entgegen. Als sich der Rauch wieder gelegt hatte, war die Raupe verschwunden und Alice sah ungläubig auf den Platz wo sie noch vor kurzem an ihrer Pfeife geraucht hatte. „Die Alice? Was soll das denn nur wieder?“, sie seufzte und zog sich ganz auf den Pilz um sich auf dem vorher belegten Platz zu setzen. „Hoffentlich laufe ich der nicht mehr übern weg… so etwas verrücktes…“, sie schüttelte leicht den Kopf und fragte sich wie ihre Mutter über ihre Großmutter sagen konnte, dass diese Verrückt war. Da sollte sie mal mit dieser schrägen lila Raupe sprechen. Während sie durch die Grashalme blickte fiel ihr wieder ein wie Alice in der Geschichte wieder groß geworden war. „Einen Versuch ist es ja wert…“, sagte sie zu sich selber und brach von beiden Seiten des Pilzes ein Stück ab um auf Nummer Sicher zu gehen. Mutig biss sie von einem der Stücke ab und schrie laut auf als sie plötzlich in die Höhe schoss. Es war zwar schön wieder große zu sein, allerdings waren nur ihre Beine gewachsen. Schnell aß sie den Rest von dem Stück und ihr restlicher Körper wuchs hinterher. Endlich war sie wieder auf ihre stolze Höhe von 1, 56 cm gewachsen und sah sich nun um und erblickte in weiter ferne das schwarze Schloss, das sie schon vorher neugierig gemacht hatte. „Schnell anziehen und dann geht’s los… vielleicht finde ich dort auch einen Ausgang, oder ich bin wirklich ohnmächtig und muss für immer in dieser seltsamen Gegend bleiben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)