Hinter der Dunkelheit + weitere One-Shots von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 3: Für immer -------------------- Achtung: Dieser One-Shot spielt so ca. 2.000 Jahre nach Anakins Geschichte und die Charaktere sind alle von mir erfunden! ------------------ Es war dreckig und bei jedem Einatmen füllten sich seine Lungen mit Staub. Die ganze Welt, die er bis jetzt gekannt hatte, lag in Trümmern. Verzweifelt versuchte er die großen Betonstücke, die es bei den Explosionen weggerissen hatte, zu bewegen, um den Körper seiner Mutter zu befreien. Er sprach mit ihr als könnte sie ihn hören, doch sie weilte schon seit einigen Stunden nicht mehr unter den Lebenden. Seine Kleidung sah aus, wie ein paar alte Fetzen, so viel Schmutz und Blut klebte daran. Es war das Blut seines Bruders, der in der Ecke lag und nur noch ein paar kleine Schnaufer von sich gab, im aussichtslosen Kampf gegen den Tod. An diesem Tag wurde alles zerstört, was diesem Kind wichtig gewesen war, alles was seinem Leben je Sinn gegeben hatte, was immer selbstverständlich erschien und erst unendlich Wert erhielt, als es nicht mehr da war. Doch er würde stark sein. So stark, wie immer, weil er wusste, dass noch eine andere Bestimmung auf ihn wartete. Etwas so wichtiges, dass er sich nicht erlauben konnte schwach zu sein. „Janie“, stöhnte sein Bruder Khief plötzlich. „Lass es, Janie. Sie ist tot.“ Der kleine Junge schüttelte den Kopf, doch er kannte die Wahrheit, er konnte es fühlen. „Du musst mir eines versprechen, mein kleiner Bruder“, sagte Khief unter den größten Anstrengungen. „Vergiss niemals woher du kommst. Und nun geh und suche Vater und deine Schwester. Sie brauchen dich dringender als ich. Für mich gibt es keine Hoffnung.“ Die Tränen stiegen in Janies Augen und wie sehr er sich auch dagegen sträubte, sie liefen einfach herab und legten seine weiße Haut frei, die unter dem Dreck und Blut lag. Er ging zu seinem Bruder und klammerte sich an ihn. „Ich habe dich lieb“, flüsterte er leise. Khief konnte nicht mehr antworten. Seine Muskeln erschlafften und sein Körper glitt regungslos zu Boden. Geschockt sah der kleine Junge in die toten Augen seines Bruders, kein Gedanke schien mehr klar und aus Verzweiflung begann er wie am Spieß zu schreien, doch keiner konnte ihn hören, denn die Stadt war tot. Niemand, außer dem vierjährigen Kind, lebte noch. Der Schmerz stach wie tausend Messer in sein Herz und er glaubte innerlich zu verbrennen. Warum Taris? Was hatte dieser kleine Planet, der im Outer-Rim lag, schon getan? Die Regierung unterstütze weder die Republik noch ihre Feinde und trotzdem wurden sie angegriffen. Janie konnte es nicht verstehen, doch jetzt war auch nicht die Zeit darüber nachzudenken, denn er musste tun was sein Bruder von ihm verlangt hatte. Das Bild, das sich in seinen Augen spiegelte, zeigte das Grauen, dass die Zerstörer über diesen friedlich Planeten gebracht hatten. Janie war nach draußen gegangen, doch vor Entsetzen konnte er nur ein paar Schritte machen, dann blieb er wie angewurzelt stehen. Der Wind wirbelte Asche auf und wehte durch die schwarzen Haare des Jungen. Vor einigen Stunden hatte hier noch eine wunderschöne Stadt gestanden, in der das Leben nur so geblüht hatte und nun musste man schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass hier vor kurzem noch Lebewesen existiert hatten. Der Gestank des Todes lag über dem Viertel und um voran zu kommen, musste der Junge über einige Leichen steigen. Es waren vermutlich die Körper seiner Nachbarn, doch er versuchte nicht genau herabzusehen. Schließlich kam er zum Zentrum, in dem normaler Weise ein riesiger Brunnen gestanden hatten, der nun unter großen Trümmer begraben lag. Janie atmete schnell und versuchte seine Gefühle zu unterdrücken. Der Gedanke, dass sein Vater und seine Schwester unmöglich überlebt haben konnten, verinnerlichte sich in ihm, doch er verdrängte die Wahrheit so gut er es vermochte. Sie mussten einfach noch leben. Was sollte er ohne sie machen? Wie sollte er diesen Schmerz je überwinden können? Nur eine besondere Kraft in ihm hielt seinen Verstand klar und schien ihn zu leiten. Doch wohin? Er beschloss ihr zu folgen, denn er wusste, dass sie den richtigen Weg für ihn wählen würde. Er war etwas Besonderes, schon immer. Kinder in seinem Alter verhielten sich nicht so wie er. Seine Ruhe, seine Gelassenheit, seine Stärke, all das ließ ihn nicht wirken, wie einen vierjährigen Jungen, der er doch war. Sein Weg führte ihn weiter noch Norden, denn dort befand sich etwas das ihn anzog, dass sich so anders anfühlte, als alles was er kannte. Jemand Lebendes musste dort sein. Jemand der die gleiche Kraft, wie er besaß, und diese auch nutzen konnte. Janie schluckte den Schmerz herunter, löschte die Erinnerungen an die Toten, die er heute gesehen hatte, so gut es ging aus und schritt schnell voran, um sein Ziel zu erreichen. Wie in Trance stieg er über weitere Verstorbene ohne einen Blick auf sie zu wagen. Etwas erschütterte seine ganze Empfindungen, als er dem Schiff, das erst vor kurzem angekommen sein musste, näher kam. Noch immer flog Staub umher, der durch die Landung aufgewirbelt war. Der Andere fühlte ihn kommen. Er drehte sich schlagartig um und sah mit neutralem Gesicht auf den unscheinbaren Jungen. Der braunhaarige Mann, Kah-Son Odara wurde er genannt, empfand große Mitgefühl für den kleinen Mensch, der ihn mit großen Augen anstarrte. Kah-Son spürte wie aufgewühlt das Kind war, aber es gab noch etwas anderes in ihm, was die Aufmerksamkeit des Mannes erregte. In dem Jungen wohnte die Macht. Er schien geradewegs mit ihr erfüllt zu sein. In diesem Moment wusste Kah-Son, dass er diesen Jungen mit zum Rat mitnehmen musste. Er würde zu einem Jedi ausgebildet werden, so wie auch er vor vielen Jahren. Den Jedi-Meister überraschte die Reinheit des Jungen. So viel Leid er heute auch gesehen haben mag, wie viel Menschen, die er liebte, an diesem Tag auch verendet waren, der Kleine ließ sich weiter von der Macht leiten, als wüsste er, dass sie ihn schützte. Der Jedi trat näher, Janie wich nicht zurück, sondern sah weiter zu dem großen Mann auf, denn er wusste, dass er ihm vertrauen konnte. Dieser beugte sich zu ihm herunter und fasste tröstend auf seine Schulter. „Wie heißt du, mein Junge?“, fragte Kah-Son behutsam. Das stechende Blau der Kinderaugen blitzte kurz auf. „Janiness Kadda“, antworte das Kind leise. „Ihr werdet mich mitnehmen, nicht wahr?“ „Willst du denn mit mir gehen?“, meinte Kah-Son. Janie nickte: „Ich wusste, dass Ihr kommen werdet. Ich werde mit Euch gehen, egal wohin ihr mich bringt, denn hier habe ich niemanden mehr.“ Kah-Son streckte ihm die Hand entgegen und ohne zu zögern griff der Junge danach. Geführt von dem Jedi-Meister ließ er den Planet, den er so geliebt hatte, hinter sich und machte sich auf zu der größten Reise seines Lebens. Zurück blieben die Ruinen der Bauten, der Staub wirbelte umher. Janie wusste, dass er diesen Planeten wahrscheinlich nie wieder sehen würde, doch diese Welt lebte von nun an in seinem Herzen weiter – für immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)