Blonde Engel von Rajani (...und plötzlich verschwunden...) ================================================================================ Kapitel 11: Liliengrab ---------------------- Finaaaale ohooo XD viel spaß Auch sie ist nun verschwunden Die Letzte, die mit ihr gebunden Der steinerne Engel wird sie halten Über ihr Schicksal werde ich dann walten Die Lilien weiß, die Rosen rot Empfangen sie gebührend im Tod Sie soll erfahren, was geschehen Ich weiß, sie wird es nicht verstehen Ein glückliches Leben darf sie nicht haben An ihrem Leid will ich mich laben Angst will ich in ihren Augen sehen Diesen Blick lass ich mir nicht entgehen Sterben soll sie durch mich In ihrem Blut winden soll sie sich Auf Rosen und Lilien werd‘ ich sie betten Es wird nicht gelingen, sie zu retten Ja doch! Halt die Klappe! Ich hol sie ja schon! … Taucht der hier schon wieder mit diesen scheiß Rosen auf! Mürrisch ging Kai hinauf zu Yuuris Zimmer. Es war schon spät und er wollte sie eigentlich nicht unbedingt wecken, doch Sorata Moun bestand darauf. Er öffnete die Zimmertür und sah sofort, dass sie nicht da war. „Yuuri?“, fragte er vorsichtshalber, falls sie doch im Bad war. Dann fiel sein Blick auf die weißen Lilien und jetzt nahm er auch ihren Duft wahr. Oh Shit! Vielleicht meinte sie das, als sie sagte, sie glaubt, viel tiefer drin zu stecken, als es von außen scheint! Kai machte sofort kehrt und ging wieder hinunter. Was Yuuris Kollege sagen wollte verhinderte er. „Keine Zeit! Sie ist weg! Am Fenster liegen weiße Lilien!“ Sorata ließ den Rosenstrauß fallen und starrte Kai an. „Das ist nicht dein Ernst!“, sagte er ungläubig. Als Kai ihm nicht antwortete, ging Sorata zu Yuuris Zimmer hinauf. Die anderen hatten mitbekommen, was Kai gesagt hatte und folgten ihm, als er das Haus verließ um Yuuri zu suchen. Er ahnte bereits, wo er sie finden konnte… …Verdammt… Mir schwirrt der Kopf… Wo bin ich überhaupt? Langsam wachte Yuuri auf. Es war kühl und dunkel, die Luft aber frisch und klar. Sie öffnete die Augen und sah sich um. Sie bemerkte sofort, dass sie sich auf dem Friedhof befand und an die Engelsstatue gefesselt war. „Oh… Mist, das hab ich geahnt…“, murmelte sie. Sie hörte leise Schritte und sah auf. Es war schwer zu erkennen, dass dort zwischen den Gräbern jemand umherging. Nur ein schwarzer Schatten war zu sehen. Yuuri erkannte sofort den dunklen Mantel wieder, als er vor ihr stand. „Wer bist du?“, fragte sie matt. Ein Lachen ertönte, dass ihr einen Schauer über die Haut jagte. Na toll… Es ist ein Kerl! Wo bist du da nur reingeraten? „Du wirst es erfahren… Du wirst genug erfahren, aber du nimmst es mit in dein Grab!“, erklärte er. Yuuri schaute fragend drein, was der „Engel der Nacht“ wohl kaum erkennen konnte. „Siehst du das Grab unter dir?“, fragte er. Sie schaute nach unten. Der Grabstein war von roten Rosen und weißen Lilien umringt, die von schwachen Friedhofskerzen beleuchtet wurden. Das ist doch krank! Was soll das Ganze!? Sie schaute wütend wieder zu ihm zurück. „Du wirst die Dritte und Letzte sein, die dort hinein kommt. Alles, was du jetzt erfährst, wirst du mit ins Grab nehmen!“, sagte er und entzündete weitere Kerzen um die Engelsstatue herum. „Nun… hör gut zu, denn es geht auch um dich!“ „Warum hast du die vier Frauen getötet?“, warf Yuuri dazwischen. „Weil sie alle etwas mit Kai Morgen hatten!“, fauchte er. Kai?! … Nein, das kann nicht… „Was?“ „Du hast richtig gehört! Sie alle hatten was mit ihm! Und du auch! Wegen ihm ist meine Freundin schwanger geworden und hat sich dann das Leben genommen! Glaubst du, ihn hat das interessiert, dass Sarah sich wegen ihm umgebracht hat?! Er hat sich aus dem Staub gemacht und sich in Europa vergnügt. Bis er dann hierher zurückkam! Wegen dir! Dem wollte ich ein Ende setzen! Und die anderen sollten dasselbe erleiden wie Sarah! Du bist da natürlich keine Ausnahme! Ich hab es ja schon einmal versucht, aber ob du dich erinnerst… weiß ich nicht.“, erklärte er. Plötzlich wurde Yuuri ihr Traum klar. Das grüne Augenpaar war seines gewesen und sie hatte ihn schon einmal gesehen. Den Unfall, an die sie sich fast vier Jahre nicht erinnern konnte, hatte er verschuldet! Und nun wusste sie auch warum. „Du wolltest mich loswerden?! Zu welchem Zweck?“, fragte sie verzweifelnd. „Rache! Für Sarah!“ „Okay, okay, ich hab verstanden! Aber… die Jungs? Warum denn die?“, fragte sie. Wieder lachte der „Engel der Nacht“. „Die?! Max? Mystel? Und Miguel? Weil ich sie kenne und weil sie alle nicht für mich da waren, als ich ihre Hilfe gebraucht hätte! Keiner von ihnen! Ich hätte sie alle in Särge sperren sollen!“, keifte er. Yuuri zweifelte immer mehr an seiner Zurechnungsfähigkeit. Sie fixierte sich auf ihn, als er langsam auf sie zukam, doch von irgendwoher hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Noch nicht! Ich weiß noch nicht alles! „Wie hast du sie gefunden?“, fragte Yuuri hastig. Er schaute sie fragend an. „Wie bist du an die vier Frauen herangekommen?“, wiederholte sie ihre Frage. „Ich habe ihn verfolgt! Beobachtet!“, war seine Antwort. Yuuris Blick verfinsterte sich. Ich hasse ihn! „…Und wo ist Kai!“ Er schaute zur Seite, dann deutete er in dieselbe Richtung. „Da! Da ist Kai, aber egal, du wirst sterben!“, sagte er und hastete zu ihr. Ihr Blick ging in besagte Richtung, ignorierte den Wahnsinnigen. „Doch nicht er!! Wo ist Kai?!", fragte sie hysterisch. Der „Engel der Nacht“ war in Sekunden bei ihr. Hysterisches Weib! Im Tod soll sie erfahren, wo er ist!! „Yuuri!!“, rief Kai, als er sie im Schein der Kerzen am steinernen Engel gefesselt sah. Oh mein Gott! Das sieht ja aus wie eines dieser satanistischen Rituale!! Yuuri! Der „Engel der Nacht“ zog neben Yuuri stehend ein Messer unter seinem dunklen Umhang hervor. Yuuri wusste nicht mehr, wo sie hinschauen, auf was sie zuerst achten sollte. Hinter Kai sah sie noch Tyson und die anderen und neben Kai Sorata. Dann schaute sie aber doch hastig zurück zu dem Wahnsinnigen unter ihr. „Wo ist er? Sag mir, wo er ist!“, forderte sie. Er knurrte genervt, doch bevor er sie verletzen konnte, wurde er mit einem Ruck von ihr weggezerrt. Jemand löste ihre Fesseln und zog sie in seine Arme. Sie schaute auf und in Kais bordeauxrote Augen. „Ist alles in Ordnung? Hat er dich verletzt?“, fragte er besorgt. Sie senkte wortlos den Blick und entfernte sich von ihm, um sich Sorata und dem „Engel“ zuzuwenden. „So, dann sag uns jetzt mal, wer du bist!“, fauchte Sorata und zerrte ihm, unter heftigen Widerstand, die Kapuze vom Kopf. Hinter Yuuri machte sich Entsetzen breit, dann- „Ozuma?!“ Yuuri drehte sich schnell zu Tyson um. „Wer?“ „Ozuma… Warum… hast du das gemacht?“, fragte Tyson entsetzt. Ozuma schwieg und starrte Yuuri hasserfüllt an, dann murmelte er etwas. Sorata forderte ihn auf, es laut zu wiederholen. Ozuma jedoch sah ihn nur funkelnd an. Yuuri sah wieder zu ihm, doch diesmal sicherer. „Wo ist er?“, fragte sie nochmal. „Wer? Hat er noch jemanden entführt?“, fragte Sorata sofort. Sie gebot ihm, still zu sein und ging auf Ozuma zu. Jetzt soll er dafür bezahlen, dass er mir das Liebste genommen und mein Leben zerstört hat, dieser Mistkerl! „Jetzt fühlst du dich wohl stark was? Yuuri Shiuni… so stark bist du überhaupt nicht!“, zischte Ozuma. „Oh doch, das bin ich! Aber ob du das bist? Sag doch den anderen, warum du die vier Frauen auf dem Gewissen hast!“ Sie sah ihn wütend an. „Sag ihnen, warum!“, forderte sie. „Ich habe sie getötet, weil sie alle die Nachfolgerinnen meiner Sarah waren! Sie alle waren mit Kai Morgan zusammen, aber Sarah hat sich wegen ihm das Leben genommen! Sie haben es nicht verdient, glücklich zu sein! Und du erst recht nicht!!“, keifte Ozuma. Kai stand daneben und verstand kein einziges Wort mehr. Was hat Yuuri mit ihm zu tun? Und wer ist überhaupt Kai Morgan? „Und? Weiter… Max, Mystel, Miguel! Sag ihnen, warum du sie fast umgebracht hättest, wenn man sie nicht gefunden hätte!!“, fauchte Yuuri. Ozumas Blick wanderte hasserfüllt zu Max und den anderen anderen. „Niemand von euch war da, als ich euch gebraucht habe! Ich hab Tyson angerufen und ihm gesagt, was mit Sarah geschehen ist! Aber er hat meinen Hilferuf ja nicht verstanden, dieser Idiot!“ Tyson stand da, wie ein begossener Pudel. „Aber… Ozuma, das ist vier Jahre her! Du hast nicht gesagt, dass wir zu dir kommen sollen!“ „Ich finde, das ist doch selbstverständlich!“, schrie Ozuma wütend. „So selbstverständlich ist das nicht, wenn du nicht sagst, dass du uns gerne bei dir hättest!“, warf Kai dazwischen. Ozuma starrte ihn hassfunkelnd an und schaute dann wieder zu Yuuri, die selbstsicher immer näher kam. „Wo ist Kai?“, fragte sie ihn wieder. „Schau doch selber nach, du miese dreckige Schlampe!!“, fluchte er und deutete auf das Grab unter der Engelsstatue. Sie wandte sich erschrocken ab und schaute zu der Statue. Das ist nicht sein Ernst! Er kann unmöglich meinen, dass Kai da drunter ist!! Dass er tot ist!! Als sie Schritte hinter den anderen hörte, drehte sie sich um und sah Takeshi auf sich zu laufen. „Tut mir Leid, mir ist der Wagen abgesoffen! Ich konnte nicht früher da sein!“, hechelte er. „Oh Mann, nimm nächstes Mal ein Taxi!“, schimpfte Sorata. Takeshi sagte nichts dazu. „Takeshi… Hol die Spurensicherung, die sollten das Grab da aufmachen.“, sagte Yuuri matt und deutete auf die Engelsstatue. „Sorata, bring ihn zur Wache und sperr ihn da ein, wenn alles geklärt ist. Solange bleibt er noch hier!“, fügte sie an Sorata gewandt hinzu. Nach einer Weile war das Spurensuche-Team dort und begann das Grab zu öffnen. Als sie auf einen Sarg stießen, riefen sie Yuuri zu sich. Sie schluckte, als sie den Deckel vorsichtig anhoben. Als sie ihn neben den Sarg fallen ließen, tat sie einen Schritt rückwärts, dann ging sie langsam in die Knie. Nein… Das ist nicht wahr! Das darf einfach nicht wahr sein! Kai versuchte sie zu erkennen. Weint sie etwa? Warum denn? Sie schluchzte leise, dann erhob sie sich wieder. Mit Tränen in den Augen sah sie Ozuma wütend an. „Du hast ihn getötet! Warum? Warum, du Mistkerl? Was hat er dir getan?!“ Ozuma lachte. „Mir? Mir hat er gar nichts getan! Er hat Sarah geschwängert und sie dann sitzen gelassen! Sie hat ihn geliebt und er? Für ihn war das alles ein Spiel! Ein Spiel, sonst nichts!“, erklärte er wütend. Yuuri war fassungslos. „Das ist alles nicht wahr… So ist er nicht!“, sagte sie leise. „Oh doch! Genau so ist er gewesen! Und mit dir wäre er auch nicht anders umgegangen!“ „Woher willst du das wissen?“, fragte sie, bemüht ruhig. „Er hätte sich niemals geändert!“, zischte Ozuma. „Du hast doch keine Ahnung!“ Yuuri schlug ihn hart ins Gesicht, sodass Ozuma sie überrascht ansah. „Yuuri… Das muss doch nicht sein!“, versuchte Kai sie zu beruhigen. Wütend sah sie zu ihm. „Das geht dich alles nichts an!“, fauchte sie. Ozuma lachte und sie wandte sich hastig wieder ihm zu. „Hör auf zu lachen!“, schrie sie und wollte erneut zuschlagen, doch Kai hielt sie zurück. „Lass mich los!“, forderte sie. „Dann bring ich ihn jetzt weg.“, sagte Sorata. Yuuri reagierte nicht, doch Takeshi nickte und Sorata führte Ozuma ab. Sie versuchte sich von Kai zu befreien, doch er war zu stark für sie. Was hat sie denn? Sie ist ja völlig außer Kontrolle! Mit einem heftigen Ruck zog er sie zu sich und hielt sie an den Armen fest, sodass sie sich nicht bewegen konnte. „Beruhige dich wieder! Was ist denn los?“, fragte Kai laut. Sie schaute ihn wütend an und schluckte. Kai entdeckte Tränen in ihren Augen, die langsam an ihren Wangen herunterrannen. Sie senkte den Blick und lehnte sich gegen ihn. Doch als Kai sie umarmen wollte, entfernte sie sich und ging, ohne ihn oder die anderen eines Blickes zu würdigen. „Oh Mann, Yuuri! Nun sag schon, was du hast!“, sagte Kai und folgte ihr. Doch sie ging ungerührt weiter. Kai und die anderen folgten ihr, doch sie ließ sich durch nichts von ihrem Weg abbringen, bis sie plötzlich eine andere Richtung einschlug. „Ihr geht besser zum Hotel. Ich kümmere mich um sie.“, sagte Takeshi, doch Kai hielt ihn zurück und schüttelte nur den Kopf. „Bringen Sie die Jungs und die beiden Mädels ins Hotel. Ich kümmere mich um sie.“, sagte er bestimmt. Takeshi wollte erst widersprechen, doch Kais besorgter Gesichtsausdruck belehrte ihn eines Besseren und er tat, wie ihm geheißen. Kai lief ihr rasch hinterher, bis sie vor einem Aufgang stehen blieb. „Yuuri… Was ist los mit dir?“, fragte er wieder. Sie schwieg weiterhin und schloss die Tür auf. Kai folgte ihr ohne zu fragen hinein und sie sagte auch nichts dazu. Sie führte ihn hinauf zu ihrer Wohnung und ließ ihn ohne Widerworte hineinkommen. Ohne auf ihn zu achten, ging sie zu einer Reisetasche und holte ein paar Sachen heraus, mit denen sie in einem anderen Zimmer verschwand. Während sie sich offensichtlich umzog, schaute Kai sich in ihrer Wohnung um, bis sie wieder herauskam. Sie trug jetzt Sachen, die ihr zu weit waren und ihre Augen waren verweint… Wenn ich doch nur wüsste, was eigentlich los ist. Es muss was mit diesem Kai Morgan zu tun haben. Aber was? „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte er. Sie ignorierte die Frage, nahm die Tasche und ihren Schlüssel und Kai verstand. Er verließ die Wohnung und sie gingen wortlos wieder hinunter. Ebenso wortlos nahm Kai ihr die Tasche ab und sie führte ihn zum Hotel zurück. Auf der Hälfte des Weges begann sie leise zu weinen. Er ist tot…Kai ist tot… Warum er? Er hat nichts getan… Erst jetzt, als Kai seine Hand auf ihre Schulter legte, nahm sie seine Anwesenheit wahr. „Geht es dir gut?“, fragte er besorgt. Sie schüttelte den Kopf und Kai festigte seinen Griff und führte sie bis zum Hotel. Sie gingen schweigend hinauf und er legte die Tasche in das Zimmer, wo Takeshi schon wartete. Sie kam erst jetzt die Treppe hinauf und lief sehr langsam. Kai beeilte sich zu ihr zu kommen. Und das keine Sekunde zu spät. Yuuri fiel ihm direkt in die Arme und er trug sie in ihr Zimmer. „Meine Güte! Was ist denn mit ihr?“, fragte Takeshi besorgt. Kai legte sie behutsam auf ihren Futon. „Ich schätze, das alles war zu viel für sie.“, meinte er. Takeshi aber schüttelte den Kopf. „Wir brauchen sie. Sie leitet die Ermittlungen!“ „Das wird nicht gehen. Sie ist vollkommen fertig. Das sieht man doch.“, sagte Kai. „Sie hält viel aus und wir brauchen sie jetzt dringend. Ich kann nicht einfach über ihren Kopf hinweg entscheiden.“ Kai seufzte genervt. „Dann tun sie es! Ich weck sie nicht!“, meinte er und stand auf. Takeshi seufzte. Oh Mann… Womit hab ich das bloß verdient…? Kai stand da und wartete darauf, dass Takeshi etwas tat, doch das blieb aus. Sein Blick huschte zu Yuuris Gesicht, das geradezu friedlich aussah während in ihrer Seele wohl Chaos und Verzweiflung herrschte. „Ich kann nicht… Sie ist meine Vorgesetzte!“, jammerte Takeshi und schaute sie ebenfalls an. „Wie oft hat sie gesagt, Sie sollen selbstbewusster sein? Dann sein Sie’s jetzt und wecken Sie sie auf!“, fauchte Kai. Takeshi schüttelte den Kopf. „Also wirklich… Als ob das so schwer wäre…“, seufzte Kai und setzte sich wieder. Takeshi musterte ihn einen Moment, dann wich er erschrocken zurück, als Kai Yuuri weckte. Sie blieb schweigend liegen, sah die beiden aber an. „So! Nun? Was wichtiges?“, fragte Kai unwirsch. Takeshi schluckte, dann holte er ein paar Plastiktütchen hervor. In dem einen befand sich ein Handy, dass Yuuri lange anschaute und in dem anderen waren ein Schlüsselbund und weitere Dinge. Takeshi wollte gerade zur Erklärung ansetzen, als Yuuri aufstand und in der Reisetasche wühlte. Sie sagte nichts, sondern kam mit einem Ladegerät zurück. Ohne auf Takeshis Jammern zu achten, nahm sie das Handy aus dem Beutel und schloss es an das Ladegerät an. Kaum, dass das Ladesymbol erschienen war, versuchte sie das Handy zu starten, doch es dauerte eine ganze Weile, bis es endlich funktionierte. Nachdem sie es endlich anbekommen hatte, traf eine SMS nach der anderen ein. Yuuri brach in Tränen aus, als sie endlich das Hintergrundbild sehen konnte. Er hat ein Foto von uns als Hintergrund gehabt? … Das ist das letzte Foto, dass wir gemacht haben… „Yuuri?“ Sie schaute erschrocken auf. Takeshi und Kai hatten gleichzeitig ihren Namen genannt. „Was machst du denn da?“, fragte Takeshi und nahm ihr das Handy weg. Sie zeigte jedoch keine Reaktion darauf. Irritiert schaute Takeshi auf das Display und öffnete dann eine der Nachrichten. Entsetzt schaute er Yuuri an. „Yuuri, du…“, begann er, doch in dem Moment riss sie ihm das Telefon wieder aus der Hand und gab es schließlich nicht mehr her. Takeshi versuchte es gar nicht erst, er schaute sie nur völlig verwirrt und mitfühlend zugleich an. Sie… sie kannte das letzte Opfer persönlich? Sie hätte ja gar nicht ermitteln dürfen! … Aber andererseits… Sie weiß, dass sie in so einer Situation nicht hätte ermitteln dürfen, dann hätte sie das doch auch nicht getan. Oder sie wusste nicht, dass sie persönlich involviert sein würde… Kompliziert! Aber egal, der Fall ist soweit geklärt und sollte es so sein, dass sie die ganze Zeit davon wissen musste, dann kehren wir das unter den Tisch! Sie hat sehr gute Arbeit geleistet! Kai musterte ihn. „Hey, was ist los?“, fragte er ihn. „Nichts, schon okay.“, antwortete Takeshi, dessen Handy im selben Moment klingelte und ihn zu Arbeit rief. Der junge Kollege verabschiedete sich und ging wieder. Seufzend wandte sich Kai wieder Yuuri zu, die das Handy ans Ohr hielt. Sie hörte die Mailbox ab und hörte ihre eigene Stimme. Tränen rannen ihr die Wangen hinunter. „Meine Güte, das reicht jetzt aber! Sag mir lieber, was du hast, anstatt zu schweigen und zu heulen!“, versetzte Kai und nahm ihr das Handy weg. Sie versuchte, es zurück zu bekommen, doch Kai hielt ihr warnend einen Finger vor die Nase. „Sag mir, was du hast, dann kann ich dir auch helfen und dann kriegst du auch das Handy wieder!“, sagte Kai und hielt es außerhalb ihrer Reichweite. Yuuri wollte sich widersetzen, doch Kai hielt sie zurück. „Nein!“, fauchte er. Sie seufzte. „Bitte… gib es mir wieder…“, bat sie matt. „Dann rede mit mir! Wer war Kai Morgan?“, fragte Kai. Sie zögerte, doch dann- „Ich… war bis vor vier Jahren mit ihm zusammen, also fünf Jahre. Dann war er plötzlich verschwunden. Ich hab bis heute… bis heute getan, was ich konnte. Ich hab ihn suchen lassen, hab bei Interpol und Europol nachgefragt, aber bis heute… Verdammt, das hat er nicht verdient!“ Sie brach in Tränen aus und Kai legte beruhigend seine Hand auf ihre Schulter. „Ich wollte ihm doch noch was sagen…“, schluchzte sie. „Und was? Wenn ich fragen darf?“, fragte Kai vorsichtig. „An dem Tag, als er verschwunden ist, wollte ich ihm sagen, dass… ich… dass ich… Ich hätte ein Kind von ihm bekommen können! … Wenn ich danach, als er ein paar Tage verschwunden war, nicht diesen Unfall gehabt hätte, an dem dieser Ozuma Schuld ist!“, erklärte sie weinend. Wie bitte? Sie wäre beinahe Mutter geworden?! „Heißt das…?“, begann Kai und versuchte in ihre Augen zu schauen. Sie nickte. „Durch diesen Unfall hab ich mein Kind verloren… Ich hab die ganzen vier Jahre gehofft, dass Kai noch lebt…“, sagte sie. Kai zögerte jetzt nicht mehr lange, sondern nahm sie einfach in den Arm. „Denk nicht mehr so viel daran. Schlaf jetzt erst einmal und dann sehen wir weiter.“, meinte er ruhig und strich sanft über ihren Rücken. Hoffentlich schläft sie wenigstens ruhig. Nach einer Weile war sie in seinen Armen eingeschlafen. Doch statt sie allein schlafen zu lassen, legte er sich neben sie und hielt sie fest. Schlaf. Schlaf dich endlich aus, du hast es geschafft. Es ist vorbei. Als Kai am Morgen erwachte, lag sie noch schlafend in seinem Arm. Er ließ sie allein und ging, nachdem er sich umgezogen hatte, hinunter zu den anderen in den Speiseraum. „Ah sieh an! Geruht der gnädige Herr auch mal zum Frühstück zu kommen?“, zickte Hilary. Meine Güte, was hat die denn schon wieder gestochen! Kai machte eine Grimasse und setzte sich an den Tisch. Hilary zickte lauthals weiter, Tyson versuchte sie wieder zu beruhigen und Hiro und Yuna grinsten. „Wo ist sie?“, fragte Ray. Kai schaute ihn fragend an. „Die Kommissarin? Wo ist sie?“ „Achso! Schläft noch. Ist auch besser so, sie ist völlig ausgebrannt… Ach und noch was! Sag den anderen, sie sollen sie in Ruhe lassen.“, sagte Kai. „Warum? Was hat sie denn?“, fragte Max. „Privat. Ist schon schlimm genug, also fragt sie nicht, was da heute Nacht passiert ist.“ Max und Ray nickten und Kai frühstückte weiter. Zumindest bis die Tür aufging und jemand leise hereinkam. Kai wandte sich um und sah Yuuri, die sich ohne Worte neben ihn setzte. So als wäre nie etwas gewesen, benahm sie sich normal, doch Kai wusste es besser. Sie bemüht sich, sich nichts anmerken lassen… Wie lange wird sie das aushalten? Dass nichts ist, kann sie den anderen vorspielen, aber mir nicht mehr. Niemand sprach sie auf die vergangene Nacht an und sie äußerte sich auch nicht dazu. Erst als sie fertig war und Kais Blick auf sich ruhen spürte, sagte sie etwas. „Da der Fall nun soweit aufgeklärt ist, werde ich das Hotel nachher verlassen. Wenn noch jemand Fragen hat, dann schnell. Ich will jetzt oben meine Sachen zusammenpacken.“ Hilary sprang auf. „Was passiert denn jetzt mit Ozuma?“, fragte sie. „Das wird sich noch zeigen. Er hat immerhin fünf Menschen auf dem Gewissen und vier Entführungen. Was mit ihm genau passiert, entscheidet der Richter, wenn es soweit ist. Nach dem, was ich bis jetzt weiß, wird wohl ein Eilverfahren angestrebt. Angesichts der bisherigen Erfahrungen, wird das aber wohl nichts werden.“, erklärte Yuuri. Hilary setzte sich schweigend und Tyson schaute sie von der Seite her an. Yuuri schaute in die Runde und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Ich bin wirklich froh, dass Max, Mystel und Miguel so gut zurechtkommen. Jungs, ihr seid echt stark habt wunderbare Partner, die euch zur Seite stehen. Seid froh darüber.“, sagte beim Aufstehen und ging dann. Kai hatte eine Träne bemerkt, die sie bis zur Tür zurückhalten konnte und schaute ihr nach. Aber sie ist stärker als die drei zusammen! Sie hat schließlich einen Verlust zu verarbeiten, die Jungs nur einen erheblichen Schock, den sie auch noch hatte! Sie musste viel mehr durchstehen… und dass sie, nach ihrem Denken, niemand hilfreich zur Seite hat… stimmt auch nicht! Kommentarlos stand Kai auf, ignorierte die Fragen der anderen und ging hinauf zu Yuuris Zimmer. Sie packte gerade ihren Laptop ein, als sie Kai in ihrem Türrahmen stehen sah. Hastig wischte sie die Tränen weg, nahm ihre Sachen und wollte an ihm vorbeigehen. Doch Kai ließ sie nicht vorbei. „Glaubst du wirklich, dass du mit allem allein da stehst?“, fragte er ruhig. Sie schaute ihm fest in die Augen. „Ja. Sorata kann mir nicht helfen. Da nehme ich selbst Abstand von. Und Takeshi kann es auch nicht, da er nicht weiß, wie er mir helfen sollte. Insofern stehe ich tatsächlich allein mit allem da. Würdest du mich jetzt bitte durchlassen?“, erklärte sie und bewegte sich ein Stück vorwärts. Doch Kai rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle. „Du bist damit nicht allein! Deine Kollegen, sagst du, wissen fast nichts davon, okay…“, sagte er. Sie nickte. „…Aber mir hast du es erzählt. Und du erwartest doch nicht allen Ernstes, dass ich mir das anhöre und dich dann stehen lasse!“ Sie war überrascht, so etwas zu hören, was Kai ihr ansah. „Hast du noch einen Moment Zeit? Oder willst du gleich gehen?“, fragte er. „Ich wollte eigentlich so schnell wie möglich hier weg. Ich hab noch einiges zu tun.“, sagte sie. Kai holte sein Handy aus der Tasche. „Gut. Dann tu, was du für richtig hältst… Aber wenn du reden willst, dann kannst du mich jederzeit anrufen.“, sagte er und gab ihr seine Handynummer. „Egal, wann.“ „Ich werde mich bemühen, allein zu Recht zu kommen und dich nicht anzurufen… Aber ich behalte sie, in Ordnung?“, meinte sie. Kai lächelte. „Ich glaube zwar nicht, dass du das auf die Dauer durchhältst, aber ich habe ja gesehen, dass du es zumindest eine Weile kannst.“ Yuuri verstaute ihr Handy wieder und wollte jetzt endlich gehen, doch Kai hielt sie noch immer zurück. „Noch was? Was willst du mir denn noch sagen?“, fragte sie irritiert. Kai musste erneut lächeln. „Ob du es nun hören willst, oder nicht… Ich mag dich. Und wenn du jemanden brauchst… Du hast meine Nummer, hier hast du auch meine Adresse, wenn du nicht telefonieren willst. Wie gesagt, du kannst jederzeit anrufen oder zu mir kommen. Wirklich egal wann, ich bin da.“, erklärte er noch einmal und wollte dann gehen. Doch das Geräusch fallender Taschen ließ ihn innehalten. Er drehte sich zu ihr zurück. Yuuri stand nur da, hatte vor Erstaunen ihre Taschen fallen gelassen. „Ich kann doch nicht… einfach so nach Tokio kommen! Das geht doch nicht!“, sagte sie. „Wenn du es hier nicht mehr aushältst, kann du jederzeit kommen. Manchmal reicht ein Telefon eben nicht, Yuuri. Manchmal muss es eben eine Umarmung sein.“, meinte Kai und verschwand aus ihrem Blickfeld in sein Zimmer. Gott, was rede ich hier eigentlich für Zeugs?! Yuuri stand völlig irritiert da, dann folgte sie ihm bis zu seiner verschlossenen Zimmertür, die sie leise aufschob. Kai wandte sich erschrocken zu ihr um. „Was ist denn? Ich dachte, du wolltest gehen.“, fragte er. „Ja aber… Mir ist eingefallen… Wenn ich jetzt gehe und du nach Tokio zurückfährst… wie willst du mich dann umarmen?“, fragte sie zögerlich. Ich hätte jetzt wirklich erwartet, dass sie geht… Kai schaute sie einen Moment an, wie sie da in seinem Zimmer stand und ihn beinahe hilflos ansah. So standen sie sich ein paar Minuten gegenüber. „Ruf mich einfach an, wann immer du willst. Ich komme sofort her… Wolltest du nicht noch was erledigen?“ „Ja… Aber ich würde mich gerne noch von dir abschieden. Von dir persönlich, von den anderen habe ich das so gesehen ja schon getan.“, sagte sie. „Okay, dann… wünsch ich dir viel Glück und dass du bald darüber hinweg bist.“, meinte Kai und kam zu ihr. „Danke…“ Sie senkte den Blick, doch er hob ihren Kopf wieder an. „Jetzt hör aber auf. Du musst doch nicht weinen.“, sagte er. „Das tu‘ ich doch gar nicht.“, entgegnete sie mit einem erstaunten Unterton. „Aber gleich.“, grinste Kai. Erwischt! Er hat Recht, ich heule wirklich gleich… „Wenn du das sagst.“, lachte sie und lehnte sich an ihn. Kai dachte nicht weiter darüber nach und drückte sie fest an sich. Nach einer Weile ließ er sich wieder los und schickte sie aus seinem Zimmer, damit sie erledigen konnte, was sie sich vorgenommen hatte. Zuerst schaute sie ihn irritiert an, doch dann schien sie zu verstehen und ging. Kai schloss kurz die Augen und wandte sich dann seinem Gepäck zu. Da hab ich keine Chance. Für sie bin ich nur ein guter Freund. Ihr Herz gehört einem anderen. Einem anderen, der nicht mehr lebt… Er packte die restlichen seiner Kleider zusammen. Er und die anderen wollten ebenfalls noch am selben Tag abreisen. Yuuri hatte es ihnen gestattet, aber sie hatte verlangt, oder eher durch Takeshi verlangen lassen, dass alle erreichbar sein mussten. Sie hatten es alle versprochen und ihre Daten an Takeshi gegeben. Am Abend saßen sie alle im Flugzeug nach Tokio. Nach der Landung verabschiedeten sie sich voneinander und jeder ging wie vorher seiner Wege. ich hoffe es hat euch gefallen ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)