Das schwarze Einhorn von Ryon ================================================================================ Kapitel 1: Outset ----------------- "Hey, was willst du hier Kleiner?" Mist sie hatten ihn entdeckt. "N...nichts!" "Mach das du fort kommst du hast hier nichts verloren." Beleidigt streckte Oka ihnen die Zunge entgegen. >Nun aber schnell weg hier!< Als er endlich außer Sichtweite war, verlangsamte er sein Tempo, bis es nur noch ein Schleichen war. >Dumm, dass sie mich erwischt haben. Aber das macht nichts. Immerhin habe ich den Rittern über eine Stunde beim Training zugesehen. Hin und her ging es, da ein Angriff aber er wurde auch schon wieder geblockt.< Er liebte es, den Rittern von Rakuen beim Kampf zuzusehen, wenn sich die Sonne auf den Klingen ihrer Schwerter spiegelte und der Schweiß ihnen auf der Stirn stand. Oka versuchte immer so gut es ging alles im Kopf zu behalten was er gesehen hatte um es später irgendwann einmal selbst anzuwenden. Mit seinen 15 Jahren durfte er noch nicht zu den Rittern gehen, aber an seinem 18. Geburtstag, das schwor er sich, würde ihn nichts mehr daran hindern können. Im Gegenteil. Sein bester Freund und zugleich der Prinz von ganz Rakuen, Kitsu, würde ihm helfen den besten Ausbilder des Landes, ja vielleicht sogar der Welt, zu bekommen. Doch nun musste er sich sputen. Er war schon fünf Minuten zu spät, denn er hatte sich doch mit Kitsu an ihrem üblichen Treffpunkt verabredet. Schnell bog er in die nächste Seitengasse nach rechts ab. Dann noch einmal nach rechts, nun nach links, dann noch ein kurzes Stück gerade aus und nun stand er direkt davor. Eine alte, verfallene Hütte in einer dunklen Seitengasse der Stadt. Die Eingangstür der Hütte war nicht mehr vorhanden und nur achtlos mit ein paar Brettern zugenagelt worden. Einen Anstrich hatte die Hütte wohl niemals gehabt, und wenn, dann war davon nichts mehr zu sehen. Das ehemals rote Dach der Hütte war vollkommen von Moos überwachsen und in ihm befanden sich sporadisch, faustgroße Löcher. Oka ging zur Hinterseite der Hütte an der sich ein kleines Fenster, gerade so groß dass ein schlanker, junger Mann hindurchpassen konnte, in der Höhe von Okas Kopf, befand. Auch dieses Fenster war mit Brettern zugenagelt worden, jetzt allerdings waren sie entfernt und achtlos neben das Fenster geworfen worden. Oka stemmte sich mit seinen recht kräftigen und von der Sonne gebräunten Armen hinauf, um dann ein Bein auf die andere Seite zu schwingen. Dann folgte der zweite Fuß und mit einem Satz landete Oka auf dem Boden in der Hütte. Es war düster hier drinnen. Nur durch die Löcher im Dach, die Schlitze der vernagelten Tür und hauptsächlich das Fenster durch das Oka gerade hineingekommen war, gelangten ein paar gebrochene Lichtstrahlen hinein. Der Raum war bis auf ein Bett mit einer schäbigen Matratze, einen Schrank dessen Tür nur noch halb in den Angeln war und einer kleinen, offenen Feuerstelle über der ein kleiner Topf hang und seit gestern Mittag nicht mehr verwendet worden war, leer. Ja, das war Okas zu Hause, das Haus in dem er lebte, schon seit er denken konnte. Mitten im Raum stand ein ungeduldig aussehender, junger Mann von 19 Jahren, mit blonden, kurzen Haaren und ernst dreinblickenden blaugrünen Augen, der Oka im gleichen Moment anblaffte: "Wo warst du? Ich hasse Unpünktlichkeit, das weißt du ganz genau!" Oka streckte seinem besten und einzigen Freund Kitsu die Zunge entgegen. "Nur weil die ganzen Fürsten und Grafen bei euch immer pünktlich sind, heißt das noch lange nicht, dass das auch für das einfache Volk gilt." Nun musst Kitsu grinsen. Der 15-jährige Junge mit der wilden, ungezähmten, roten Mähne, die ihm bis über die Schultern hinab reichte, und den noch wilderen, blauen Augen, war auch nie um eine Antwort verlegen, und dies war nur eine der Eigenschaften um die Kitsu Oka beneidete. Doch dann kam Kitsu wieder das eigentliche Problem für das Treffen und er wurde auf der Stelle ernst. Oka bemerkte es und runzelte besorgt die Stirn: "Was ist los Kitsu-sama?" "Ach..." Leise seufzte er. "Es geht um meinen Vater. Ich verstehe ihn einfach nicht. Sieht er denn nicht wie sehr unser Volk leidet? Die Elementargeister sind Wütend. Das Volk hat dadurch nichts mehr zu essen, denn in dem einen Landstrich um Kasai brechen Vulkane aus, die Felder stehen in Flammen. In Taki steht alles unter Wasser, der Regen will einfach nicht aufhören und dann fängt es dort plötzlich wieder zu schneien an, das Wasser gefriert und es sieht aus als ob das Ganze Land eingefroren wäre. Bei Chirigaku bebt die Erde und das Land ist staubtrocken. Die Erde beginnt dort meterlange Spalten zu bilden, manche Häuser sind ihnen schon zum Opfer gefallen. Zu guter Letzt ist dann noch der Landstrich Toppu. Dort toben Stürme die die Bäume ausreißen und die ganzen Häuser abdecken.. Überall ist die Ernte vernichtet. Wenn das so weiter geht, werden auch hier die Menschen bald nichts mehr zu Essen haben. Es ist einfach schrecklich. Vater weiß das aber er weigert sich, aus welchem Grund auch immer, einen Friedenspakt mit den Elementargeistern oder besser mit deren Anführerin zu schließen." Kitsu atmete tief durch, versuche, sich nach diesem Ausbruch wieder zu beruhigen. "Erzähl mir mehr über diese Anführerin.", bat Oka leise. Kitsu überlegte kurz, entschloss sich aber dann doch seinem Freund etwas darüber zu Berichten. "Na gut. Aber du weißt ja..." "Ja, ja, keiner darf davon wissen, ich weiß...", unterbrach Oka den blonden Mann grinsend. "Das hast du mir schon so oft gesagt und ich frage dich doch immer darauf: Wem soll ich es denn erzählen? Du weißt, dass ich in der Stadt keine einzigen Freunde habe und mein Großvater..." Oka sah betreten zu Boden. Er wollte nicht daran denken, dass sein einziger Verwandter den er je hatte vor einem Monat gestorben war. Es kam ihm vor als wäre es erst gestern gewesen, dass der alte Mann ihn zu Hause erwartete hatte, ein gutmütiges Lächeln auf dem Gesicht. Überhaupt war er ein freundlicher Mensch gewesen. Nie hatte er Oka eine Rüge erteilt, wenn er wieder mal etwas ausgefressen hatte. Nie kam ein Wort des Vorwurfs. Nur wenn das Gespräch zu seinen Eltern kam wurde er ernst und weigerte sich weiter zu sprechen. Kitsu war verlegen. Er wusste nicht, was er in diese bedrückende Stille hinein sagen sollte. Also beschloss er einfach, auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen. Oka würde Kitsu schon verstehen und ihm nicht böse sein, dass er seinen Großvater so einfach überging. "Nun du wolltest mehr über diese Anführerin wissen. Sie ist eine mächtige Magierin. Niemand weiß genaues über sie und keiner hat sie je gesehen. Auch, wenn mein Vater mit ihr über staatliche Dinge sprechen musste, ging das alles über einen ihrer Boten. Sie ist, wie gesagt, sehr mächtig, deswegen führt sie auch alle magischen Wesen dieser Welt an. Darunter sind auch die Elementargeister. Laut den Informationen, die ich habe, soll die Magierin im Herzen der magischen Welt leben." "Das Herz der magischen Welt? Du meinst Furúikokóro, 'Der Wald in dem Fantasien leben'" "Ja, den meine ich" Kitsu musste lächeln. Klar, das sein Freund für dieses Thema sofort wieder Feuer und Flamme war. Er liebte alles was mit Abenteuern und Übersinnlichem zu tun hatte. Kitsu schaute Oka an, wie er gedankenverloren vor ihm stand, seinen Blick ins Leere gerichtet und konnte nicht anders als den mutigen Knaben zu beneiden. Er war nur vier Jahre jünger als Kitsu aber an Mut hatte er ihm doch einige Jahre voraus; zumindest empfand Kitsu das so. Oka schien angestrengt über etwas nachzudenken. Plötzlich sah er Kitsu in die blaugrünen Augen und begann langsam, am Anfang eher zaghaft, zu sprechen. "Also du sagtest doch, es müsste irgendwie ein Friedenspakt mit dieser Magierin zu vereinbaren sein oder?" "Ja, schon. Aber mein Vater ist strikt dagegen. Und wenn er sich einmal in eine Sache verbissen hat, kann man mit ihm reden soviel man will. Er hört einfach weg." "Tja," sprach Oka nun mit einem Funkeln in den Augen weiter, "aber wenn man jetzt, sagen wir mal, jemanden losschicken würde zur Magierin, der sagen wir von dem Prinzen Rakuens und somit der ganzen Nicht-Magischen-Welt beauftragt wurde diesen Friedenspakt zu schließen....glaubst du sie würde dies auch Akzeptieren?" "Oka-chan, Oka-chan, Oka-chan. Du müsstest mich eigentlich schon gut genug kennen um zu wissen, dass ich DICH sicher nicht auf so ein Abenteuer schicken würde!" "Aber Kitsu-sama! Wir sind schon seit Ewigkeiten befreundet. Du kannst mir Vertrauen wie sonst keinem in Rakuen! Ich werde die Aufgabe bestimmt lösen können!" "Versteh mich bitte! Ich will nicht, das mein einziger Freund in diesem Land stirbt, weil ich so dumm war ihn auf eine lebensgefährliche Reise zu schicken! Du weißt ganz genau, dass man zuerst vier Dinge von den Sensèis der Elementargeister benötigt um Furúikokóro überhaupt finden zu können!" "Na und? Glaubst du denn, ich schaffe das nicht?" Langsam wurde Oka wütend. Glaubte Kitsu denn, er sei ein Kind, das nicht wusste, das solche Abenteuer gefährlich waren? Er konnte sich nicht mehr beherrschen also sprudelte alles nur so aus ihm heraus. "Ich bin kein Kind mehr Kitsu-sama! Das weißt du ganz genau! Außerdem... Was habe ich zu verlieren? Wenn ich sterbe, wen interessiert es? Ich habe niemanden auf dieser Welt der mir nachtrauern würde! Mein Großvater ist tot. TOT HÖRST DU???? DER EINZIGE MENSCH DER JE ETWAS FÜR MICH ÜBRIG HATTE LEBT NICHT MEHR!!!" Tränen rannen über Okas Gesicht. Er wollte weg von hier. Weg von den Jungen dieser Stadt, die nichts besseres zu tun hatten, als ihn zu ärgern. Weg von all den vielen Erinnerungen an seinen geliebten Großvater. Einfach weg hier. Egal wohin. Kitsu ging zu Oka und schloss den rothaarigen Wildfang mit den ultramarinblauen Augen in die Arme. "Beruhige dich. Bitte beruhige dich doch Oka-chan!" Kitsu hoffte inständig, das die Worte des Trostes etwas brachten, denn Oka wusste genau, dass Kitsu ihn nur selten Oka-chan nannte, nämlich nur dann, wenn er sich um ihn sorgte. Nach einiger Zeit gelang es Kitsu, Oka soweit zu beruhigen. "Wünscht du dir wirklich so sehr zu gehen? Fort von deinem zu Hause? Du bist noch nie über die Mauern Rakuens hinausgekommen!" Oka wusste das dies der letzte Versuch Kitsus war, ihn aufzuhalten. Aber für Oka war klar: Er wollte gehen. Nein. Er musste gehen. "Ich weiß, dass ich noch nie aus der Stadt draußen war. Aber ich kenne mich trotzdem gut aus. Du weißt doch, dass Großvater mich alles über die Länder gelehrt hat und auch über ihre Völker. Er wusste schon immer, dass ich eines Tages von hier weg gehen würde. Bitte Kitsu-sama lass mich gehen!" Kitsu seufzte. Er rang mit sich selbst, doch er durfte Oka nicht aufhalten. "Na gut. Aber du musst dich noch etwas gedulden, denn ich muss erst den Friedensvertrag ausstellen, dich mit Nahrung und einem Pferd versorgen und das ganze auch noch heimlich. Denn wenn irgendwer etwas davon mitbekommen sollte, insbesondere mein Vater, können wir uns auf etwas gefasst machen." "Ja, ich weiß. Aber dein Vater hasst mich sowieso. Ihm will es wohl nicht eingehen, dass sein Sohn, der Prinz der Nicht-Magischen-Welt, sich mit einem Jungen aus der Stadt abgibt, der zu den Ärmsten der Armen gehört." Kitsu nickte, um zu zeigen dass er ihm Recht gab, auch wenn das nicht ganz stimmte. Er wusste, dass es nicht das war, warum sein Vater Oka hasste. Es steckte mehr dahinter und während Okas Abwesenheit würde er herausfinden was es war, das schwor sich Kitsu. "Nun denn will ich mich mal in die Vorbereitungen stürzen. Vorsichtshalber sollten wir uns in der Woche der Vorbereitungen nicht treffen. Sicher ist sicher. Ich komme am späten Nachmittag in genau einer Woche wieder hierher. Dann bespreche ich alles mit dir und in der Nacht schmuggle ich dich aus der Stadt." Oka grinste und seine Augen strahlten. Er war glücklich. Zum ersten mal solange er denken konnte, war er wirklich glücklich. Kitsu hingegen, machte sich Sorgen um seinen jungen Freund. Würde er ihn je wieder sehen? Er wusste es nicht. Doch die Entscheidung war gefallen und nicht mehr Rückgängig zu machen. Oka würde in genau einer Woche die Stadt vielleicht für immer verlassen. ~Fortsetzung folgt~ Tja, das ist also der erste Teil. Hoffe er gefällt halbwegs, da ja noch nicht sonderlich viel passiert ist. Aber ab dem 3. Part wird die Handlung (hoffe ich) schneller voranschreiten. (Ich werde mich am Riemen reißen!) Würde mich über einen Kommentar freuen. Ob Lob oder Kritik ist mir egal, denn aus Kritik kann man immer etwas lernen und über Lob freut man sich logischerweise ^^ LG Ryon ^_- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)