Six Months - Die Symphonie deines Herzens von *Fane* (The-Bella-und-Edward-All-Human-Story) ================================================================================ Kapitel 6: Durchführung: Erkenntnisse - Teil 3 (Bella) ------------------------------------------------------ DANKE euch allen für die lieben Kommis!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ^^ Musik: Lady Antebellum - Need you now http://www.youtube.com/watch?v=JpVq5IOay48 =>Das ist auch ein Lied, was ziemlich universell zur gesamten Story passt - und ich mag es total^^ Bild zum Kap: http://img697.imageshack.us/img697/78/bannerdurchfhrungteil3.jpg Ich ärgerte mich, sobald ich eine Sekunde zum Nachdenken hatte, gewaltig. Ich verplemperte meine Zeit, wenn ich mit ihm ins Kino ging. Dabei standen vor Weihnachten viele Tests an und bis dahin waren es nur noch eineinhalb Monate. Außerdem verstand ich gar nicht, was das sollte. Uns verband nur unsere Laborarbeit und in dieser Woche eben zusätzlich noch das Referat. Er glaubte doch hoffentlich nicht, dass ich genauso nach seiner Pfeife tanzen würde, wie die anderen Studierenden, die ihn vergötterten? Vergöttern war vielleicht das falsche Wort. Wie ich das in den Fluren und so immer mitbekam, mochte ihn niemand so wirklich, doch man erkannte den Einfluss den sein Vater und er hatte an – und den Profit, den man mit einer „Freundschaft“ zu ihm erlangen konnte. Ich schnaubte innerlich fauchend, während ich die Straße entlang, zum Wohnheim, ging. Gut, als Dankeschön für seine Hilfe in dieser Woche, rechtfertigte ich den heutigen Abend vor mir selbst. Dies konnte ich ihm nicht abstreiten. Dass wir den Versuch vorher mehrmals durchgespielt hatten, war ein wichtiger Zugewinn gewesen, den er allein ermöglicht hatte. Na ja… und die Unterlagen von seinem Vater… Okay, diesen einen Abend; weil er so darauf bestanden hatte. Warum bestand er eigentlich so darauf?, fragte ich mich beiläufig und wischte den Gedanken fort. „Hey Dad, hier ist Bella“, meldete ich mich, nachdem mein Vater den Hörer abgenommen hatte. „Hallo Bella, wie geht’s dir? Kommst du klar? Deine Studienwoche war gut?“, fragte er alles auf einmal. „Ja, danke. Alles bestens. Du, ich wollte mal hören, ob wir vielleicht einen Termin festlegen wollen, wann wir uns treffen, damit das in diesem Jahr noch etwas wird“, fragte ich lächelnd, was er natürlich nicht sehen konnte, nach. „Oder kannst du immer noch nicht aus Forks weg?“ „Nein. Die Lage hat sich soweit entspannt und ich glaube nicht, dass das Spielchen der Jugendlichen noch mal von vorne beginnt“, beurteilte er. „Wann kannst du denn? Am besten ein Wochenende, oder?“ „Ja, ich denke schon…“ Ich blätterte in meinem Kalender. „Kannst du schon dieses Wochenende? Morgen?“, wollte er wissen. „Sonst könnte ich erst das übernächste Wochenende. Vorher das habe ich Dienst.“ „Nein, dieses Wochenende ist ganz schlecht, dann wohl das übernächste.“ „Ja, ist gut. Ich komme zu dir und wir gehen dann irgendwo Mittagessen? Was sagst du?“ „Ja, alles klar. Samstag um elf oder so? Die Adresse hast du noch? Aber Dad“, setzte ich hinzu, „komm nicht mit den Streifenwagen, ja?“ „Dann muss ich leider fliegen, Bella“, kam es belustigt von der anderen Seite. Ich schnaubte ebenfalls lachend und wir verabschiedeten uns. Aber seit wann kümmerte es mich, was die anderen Studenten dachten… das hatte mich noch nie interessiert. Ich kämmte mir die noch leicht feuchten Haare durch, sodass sie glatt waren, und wusch mich ausgiebig. Ich wählte einen Haarreifen aus, den ich schon provisorisch aufs Haar steckte. Hmmm… was ziehe ich an? Gleichzeitig, als ich mir die Frage gestellt hatte, verdrehte ich die Augen. Das hatte mich auch noch nie sonderlich gekümmert. Wenn er glaubte, ich kam in Abendgarderobe – die ich gar nicht besaß – nur, weil er mit mir ausging- ausgehen?!? „Pffft“, machte ich laut. „Zwangsweise einladen“ traf es wohl eher. Ich würde wie immer hingehen. Jeans, Pullover, Jacke. Fertig. Wenn er mehr erwartete, war das sein Problem. Fertig angezogen ging ich noch mal ins Bad und kämmte mir wiederum verträumt meine Haare, während ich mir aufmerksam ins Gesicht sah. Ich freute mich schon irgendwie… ich war so lange nicht im Kino gewesen, obgleich ich immer sehr gerne gegangen war. Früher… Ich schreckte hoch, als es klingelte. Ich griff nach meiner Handtasche, machte das Fenster zu, überlegte, ob ich noch irgendetwas vergessen haben könnte und löschte das Licht. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass da noch irgendetwas war, was ich mitnehmen wollte. Etwas, dass ich ihm geben wollte… Kaum, dass ich die Haustür unten öffnete und ihn sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Haben wir noch Zeit? Wie viel Zeit haben wir noch??“, war das erste was mir einen Hauch zu energisch über die Lippen kam. „Wir haben noch Zeit. Die Filme beginnen erst um zwanzig Uhr und wir brauchen nicht lange“, erklärte er perplex. „Warum fahren wir dann so früh?!“, entfuhr es mir der Unverständnis wegen. Edward runzelte irritiert die Stirn. „Egal- ich meine- warte“, stotterte ich. „Hier halt mal, ich bin sofort wieder da.“ Ich drückte ihm, nachdem ich meinen Schlüssel herausgenommen hatte, meine Tasche in die Hand und rauschte die Treppen wieder hoch. Ich wollte ihm die Unterlagen von Mr. Cullen zurückgeben. So gab ich ihm keine Gelegenheit mehr – oder Ausrede –, noch mal vorbeizukommen oder andere Hirngespinste umzusetzen. Bepackt mit dem riesigen Ordner kam ich unten wieder an und tauschte ihn mit meiner Handtasche aus. Edward besah seine Ausbeute. „Das hätte auch noch Zeit gehabt.“ „Ich weiß, trotzdem“, erwiderte ich. Er sah auf und lächelte. „Dir auch einen schönen guten Abend.“ Sein Lächeln ging in ein freches Grinsen über. Ich verblufft über diese nicht allzu häufigen Gesichtszüge von ihm… „Ja, ähm, hi“, meinte ich nur und wir stiegen ins Auto ein. Problem Nummer 1: Das Gesprächsthema. Was sollte ich mit ihm bereden, wenn ich gar nicht mit ihm reden wollte? Wenn ich eigentlich gar nicht hier sein wollte? Wenigstens hatte er gesagt, die Autofahrt würde nicht lange dauern und während des Films wurde für gewöhnlich nicht geredet. Allerdings war noch relativ viel Zeit bis der Film dann anfing… vielleicht war die Ticketschlange lang… oder hatte er schon Karten? „Und? In welchem Film bist du das letzte Mal in Deutschland im Kino gewesen?“, machte Edward den Anfang. „Ähm, ich weiß nicht mehr… ist schon etwas her… als ich kleiner war oder so…“ Wenn mich das ein Mitschüler damals oder ein Student in Deutschlang jetzt gefragt hätte, hätte ich gelogen. Ich hätte gesagt, irgendein Liebestreifen und hätte abgelenkt. Irgendwie so etwas. Aber das ging bei Edward nicht. Denn ihn sah ich, im Gegensatz zu meinen wechselnden Mitschülern oder den vielen Studenten, mehrmals die Woche und er konnte nachfragen. Ich konnte ihm nicht, wie den anderen aus der Schule oder der Uni, aus dem Weg gehen. Und eigentlich… irgendwie… konnte ich auch nicht lügen. „Na ja“, unterbrach er die dann auftretende peinliche Stille, „umso besser, dass du jetzt mal wieder gehst.“ Er lächelte, wand den Kopf kurz zu mir und dann wieder gerade aus. Ich nickte mit zusammen gepressten Lippen. Wir schwiegen. Endlich angekommen – wie konnten simple, läppisch zehn Minuten Fahrt wie zehn Stunden vergehen? – parkte er seinen Wagen in einer Parkbucht des Straßenrandes. Er öffnete mir die Autotür, die ich schon halb selbst geöffnet hatte. Ich blinzelte perplex. Mit einer flinken Bewegung nahm er mir meine Tasche aus der Hand und ließ sie im abschließbarem Handschuhfach verschwinden. „Was machst du?!“, wollte ich empört in Erfahrung bringen. „Du bist eingeladen, schon vergessen?“, entgegnete er nur. „Ja… und?“ Ich blieb neben dem Auto stehen. „Du bist eingeladen“, verdeutlichte er. „Und keine Sorge, das Handschuhfach ist sicherer als jeder Safe.“ Er zwinkerte mir zu. „Ja- ja toll- und wenn ich ein Taschentuch brauche?“ Mir fiel nichts Besseres ein. „Ich lese es dir von den Lippen ab“, schmunzelte er. „Sehr witzig“, erwiderte ich mürrisch, nahm die Tasche flugs wieder aus dem Fach und ging vor. Was sollte die Schleimtour? „Du bist ganz schön stur, weißt du das?“, hörte ich ihn etwas sagen. „Und du nervst“, grummelte ich leise und bemerkte, dass er schon neben mir war. Ihn schien das zu befriedigen, obwohl er das gar nicht hätte hören sollen. Er lächelte. Ich war mir sicher, dass das eines der besseren Kinos hier in der Umgebung war. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte, aber einen längeren Blick auf das Gebäude von außen, ließ ich mir nicht nehmen. Es war komplett in rot und gold getaucht und überall Lichter, die in die Dunkelheit des einbrechenden Herbstes leuchteten. Wir betraten das Gebäude. Edward schob mich an ein paar Ticketschlangen vorbei. Suchend schaute er in Richtung der Schalter. Ich kniff irritiert die Augen zusammen. Dann jedoch, als er gefunden zu haben schien, was er suchte, reckte er nicht mehr den Hals, sondern drehte sich zu mir um. „Also? In welchen Film?“ Er deutete zur Wand, wo alle Filme der 20-Uhr-Vorstellung angezeigt wurden. Wortlos schaute ich mir die Plakate an. „Es steht leider nicht dabei wie lange die Filme gehen, aber die Actionfilme haben Überlänge“, grinste er. Ich warf ihm einen abschätzigen Blick zu und versuchte mich zu entscheiden. Teenie-Filme, Horror- oder Actionfilme schieden aus. Zum lachen war mir auch nicht zu mute, geschweige denn zum weinen. Aber auf einen Liebesfilm… hatte ich auch keine Lust. Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte scharf nach. War eine Dokumentation über Klimawandel und Umweltkatastrophen zu viel des Guten? „Und?“ Ich holte Luft und sah ihn an. Erwartungsvoll erwiderte er meinen Blick. „Sag… dieser hier“, ich deutete mit dem Finger auf den Dokumentarfilm, „der kommt doch auch… oder?“ Edward zog die Augenbrauen hoch. „Nicht dein ernst, oder?“ Es war zumindest seiner. „Nein, ich meine- ja klar ist das mein ernst…“ Edward lachte auf. Ich funkelte ihn an. „Machst du dich über mich lustig?“, fragte ich bissig. „Wir können auch sofort wieder fahren, denn ich habe eigentlich etwas besseres-“ „Schon gut, schon gut“, wandte er besänftigend ein. „Was ist der Film Nummer Zwei in der Rangfolge? Falls es für diesen spektakulären Film keine Karten mehr gibt.“ Er grinste auffällig. „Na schön“, ich wand mich noch mal zu den Plakaten. „Dann den hier.“ Ein Liebesdrama. „Gut. Wartest du eben? Ich schau mal, wo es noch ‚Karten’ gibt“, verdeutlichte er mit Luftanführungsstrichen und wand sich um. Ich seufzte. Es würde das Liebesdrama werden. Ich beobachtete, wie er sich nicht zu der Reihe der Wartenden gesellte, sondern an ihnen vorbei zum ersten Schalter ging. Die Frau am Schalter nickte, während Edward wartete. Aus der Tür zum Personaltrakt trat ein Mann heraus und kam auf Edward zu. Ich verstand nicht, was sie sagten, aber es wirkte, als kannten sie sich. Edward überreicht ihm mehrere Scheine, eigentlich viel zu viele, wenn ich das richtig von weitem erkannte, und der Mann verschwand kurz. Als er wieder kam, bekam er zwei längliche Tickets in die Hand gedrückt. Edward verabschiedete sich und schlängelte sich durch die Menge zu mir. „Kanntest du ihn?“, fragte ich prompt. „Vater eines Kommilitonen“, antwortete Edward knapp und wies mir den Weg. Wir stellten uns in die Schlange an, die zu den einzelnen Kinosälen führte. Erstmals begutachtete ich die Leute um uns herum. Gut, in Kleid und Anzug kamen sie nicht hierher, aber schicker angezogen war man hier schon… nicht wirklich Abendgarderobe, aber… seltsam. Ich musterte Edward von der Seite. Er trug zwar ein Hemd drunter – oder etwas mit einem Hemdkragen –, aber ansonsten auch nur eine Jeansjacke und eine Stoffhose. Nicht viel anders, als ich auch. Ich spürte, dass ich schon erleichtert war… wenn der „große“ Edward Cullen hier „normal“ hingehen konnte, dann würde man mich mit Sicherheit auch nicht schief ansehen – und selbst wenn!, rief ich mir ins Gedächtnis. Was kümmerte es mich? Sollten sie schauen, wie sie wollten… Ich wusste nicht, warum ich mir in letzter Zeit überhaupt Gedanken darüber machte… „Guten Abend“, sagte Edward höflich und reichte dem Mann unsere Tickets, die ich gar nicht zu Gesicht bekommen hatte. Der Mann gab die Karten zurück. „Sie wissen-“ „Ich weiß Bescheid, danke“, entgegnete Edward. Ich war zwar irritiert von dem kurzen Wortwechsel, doch ich spürte wie Freude in mir aufstieg und mein Gesicht erreichte. Ich konnte nicht anders als lächeln. Ich ging ins Kino… Ich biss mir auf die Unterlippen, um nicht breit zu grinsen. Dieses Gefühl von Vorfreude kam mir so wenig vertraut vor… „Hier entlang“, wies Edward mich an, als ich mit dem Strom durch einen Gang in den Kinosaal gelangen wollte. Er deutete auf eine Tür neben dem Gang. Mit gerunzelter Stirn und fragendem Gesichtsausdruck ging ich durch die, von ihm aufgehaltene, Tür hindurch. Hatte ich an normale Sitzplätze in einem normalen Kind mit normalen Menschen gedacht? Vermutlich hätte ich aufhören sollen, irgendwelche Erwartungen zu haben, wenn ich mit Edward zusammen war. Wir waren nicht im eigentlichen Kinosaal, sondern in einem kleinen separaten halbkreisartigen Raum, der geöffnet oberhalb der üblichen Sitze lag. Etwas erhöht schauten wir auf die Leinwand herab, wie auf einem Balkon. Es standen zwei große und breite Sitze vor einer gut kniehohen Wand. Absoluter Luxus. „Die Akustik ist hier ziemlich gut und über die Sicht kann man sich auch nicht beschweren“, redete er schnell. „Wartest du kurz?“ Er war schon weg. Ich atmete geräuschvoll aus und schüttelte ungläubig zu mir selbst den Kopf. Es wirkte alles nicht real… Ich beugte mich über den kleinen Mauervorsprung und sah zu, wie sich unten alles füllte. Es war mittlerweile halb acht. Nicht lange und die Filmtrailer bzw. die Werbung würde beginnen, vermutete ich. Wo war er hin? Mein Handy vibrierte. Ach ja, das musste ich noch ausmachen. Vermutlich mein Akku, dachte ich. Tatsächlich war es der Akku und ich wollte gerade das Handy ausmachen, als ich herabschaute und eine Nachricht bemerkte. Meine Mutter hatte mir erst gestern Glück für die Prüfung gewünscht. Verdutzt stellte ich fest, dass es eine SMS von Phil war. Ich wusste nicht mehr, wo ich war, warum ich mich gefreut hatte und was ich hier sollte. Augenblicklich rieselte die harte Realität auf mich ein. Ich vergnügte mich in Amerika und tausende Kilometer weit weg, war meine kranke Mutter – auf dem Weg der Besserung aber dennoch…Ich schaute auf Phils Nummer. Wenn er mir schrieb… und nicht meine Mutter… Mir wurde schlecht und ich musste mich setzen. Ein fester Schlag in die Magengrube. Mehr noch. Ich atmete zitternd und klickte die SMS an: Hallo Bella. Die Untersuchung von Renée ist nicht gut verlaufen. Ihre Werte sind schlechter geworden. Sie ist heute den ganzen Tag im Krankenhaus zur Beobachtung. Ihr Zustand ist gut, aber die Blutwerte bedenklich. Mach dir keine Sorgen, ich habe kurzfristig frei genommen und bin bei ihr. Wir hoffen das Beste, Phil. Ich ließ das Handy sinken und atmete flach. Ihre Werte waren schlecht? Dabei sollte die Behandlung bald beendet werden… Ich spürte, wie mir die Tränen ins Auge schossen. Mein Blick fiel nach unten auf den Kinosaal, der sich verdunkelte. Was wollte ich hier? Ich war nicht zum Spaß in Amerika?! Warum war ich überhaupt hierher geflogen… wenn es ihr jetzt nicht gut ging und ich nicht bei ihr sein konnte… Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass das wirklich alles war und Phil nichts beschönigt hatte. Ich vertraute ihm eigentlich schon, aber ich kannte meine Mutter. Ich sollte mir keine Sorgen machen… Ich wischte eine Träne aus dem Gesicht, während die Werbung eingespielt wurde. Gut, dass Wochenende war. Phil hätte somit Zeit, sich um sie zu kümmern, so hoffte ich und versuchte mich zu beruhigen. Mit leerem Gesichtsausdruck sah ich auf die Leinwand. Ich nahm gar nicht wahr, was dort wirklich gezeigt wurde. Warum konnte nach vier Jahren nicht endlich alles vorbei sein? Hatte sie nicht genug gelitten? Ging jetzt alles wieder von vorne los? „… ist ja noch Werbung, dann bin ich ja noch nicht zu spät. Die Trailer sind nämlich immer richtig gut“, hörte ich Edward hinter mir plappern. „Ich hoffe, du magst etwas davon, aber eigentlich ist alles dabei. Ich habe auch ein paar gesunde Sachen aus dem Restaurant aufgetrieben, weil ich ja weiß-“ Er brach ab. Es war unfair, aber ich ignorierte ihn. Warum hatte ich nicht strikt nein gesagt und war nach Hause gegangen, als er mich gefragt hatte? Dann hätte ich wenigstens Phil anrufen können… „Ist alles okay?“, fragte er in einem ganz anderen, sanfteren Tonfall, der gar nicht zu ihm passte. Er stellte das Essen vor uns auf eine kleine fensterbankartige Vorrichtung und ließ sich in den Sitz sinken. „Ja“, erwiderte ich mit trockenem Hals und steckte, so unauffällig es eben ging, in der zeitweisen Dunkelheit, mein Handy weg. Edward sagte nichts mehr. Warum hatte ich mich darauf eingelassen? Ich gab doch sonst nicht nach… und es war mir doch egal, was er von mir dachte… „Ich bin kurz auf Toilette“, murmelte ich leise und stand auf. Ich brauchte ein paar Minuten für mich und blieb auf dem Flur stehen. Um mich herum war es ruhiger geworden. Der Film begann ja auch bald. Ich durfte gar nicht daran denken, dass ich den gleich sehen musste. Ich wollte nicht. Ich wollte das nicht. Ich hatte mich eben noch gefreut, das kleine Ereignis des Kinobesuchs genießen zu können, doch das ging jetzt nicht mehr. Es war von vornherein töricht gewesen, mir diesen Genuss überhaupt zu gönnen. Ich gönnte mir in Amerika Wissen, nichts anderes. Es war mitten in der Nacht, fiel mir plötzlich ein. Ich konnte jetzt nicht anrufen. Nicht mal das… Dann ging ich wirklich auf die Toilette. Ich wusch mir aus Zeitvertreib die Hände und starrte dann für einige Sekunden in den Spiegel. Ich war nicht sehr nah am Wasser gebaut. Die letzten Monate über, hatte es immer wieder Rückschläge gegeben, sodass ich sagen konnte, ich war abgehärtet. Aber hier, so ohnmächtig, so weit weg, war das eine ganz andere Situation. Und ich hatte nicht mal Phil, mit dem ich reden konnte. Nicht mal per Telefon… Langsam trottete ich zurück. Würde Edward mit mir zurückfahren, wenn ich darum bat? Das konnte ich nicht tun, antwortete ich mir selbst. Das wäre unfair ihm gegenüber… ich müsste das über mich ergehen lassen. Ich ging zurück in den kleinen Raum und setzte mich an meinen Platz. Edwards Blick lag auf mir. Ich mied ihn bewusst und schaute gerade aus. Der Film würde jeden Augenblick beginnen. Noch liefen Filmvorschauen. Die Spannung, die von Edwards spürbarem Unverständnis und meiner Schweigsamkeit herrührte, war unerträglich. Hoffentlich fing der Film gleich an, betete ich insgeheim. Es würde mich nicht ablenken, aber ihn, so hoffte ich. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“, wollte Edward leise wissen. „Nein“, antwortete ich ihm wahrheitsgemäß. Er hatte ja auch nichts falsch gemacht oder gesagt. Ich neigte den Kopf ein wenig und sah ihn nicht an. Mein Blick fiel auf das viele Essen. Die kinotypischen Sachen wie Popcorn, aber auch häppchenartige Brötchen. Ich hatte nicht mal Danke gesagt… Er schien meinen Blick bemerkt zu haben. „Magst du das nicht?“ „Doch, doch, es ist großartig, danke“, sagte ich leise, aber sehr hastig hintereinander und nahm mir eines von den kleinen, belegten Brötchen. Ich achtete darauf, dass es wirklich das kleinste war und biss lieblos rein. Allein bei dem Geruch drehte sich mir schon der Magen um. Ich tat es aus reiner Höflichkeit und ließ das Brötchen in der Hand sinken. Im Augenwinkel bemerkte ich, dass er mich noch musterte. Er schien etwas sagen zu wollen, doch ich sah mit erhöhter Aufmerksamkeit geradeaus – der Film begann. Ich spielte meine Rolle als interessierte Zuschauerin, ein paar Minuten, bis Edward sich den Film anschaute und nicht mich. Danach verfiel mein Blick ins Leere. Ich wand den Kopf etwas zur Seite und nahm den Film kaum wahr. Unweigerlich hörte ich zu und bekam natürlich den Inhalt und die Geschichte mit, aber der Film konnte mich nicht mitreißen wie sonst. Eigentlich konnte ich der Geschichte des Film nicht viel abgewinnen und ich glaubte nicht mal, dass ich es ohne die SMS gekonnte hätte. Ich hätte auf den Dokumentarfilm bestehen sollen. Ohne ein Wort zu sagen verließen wir das Kino. Edward ging, die Hände in den Jackentaschen verborgen, hinter mir her. Ich wollte schnell nach Hause, auch wenn ihn scheinbar keine Eile trieb. „Du, Bella“, erklang seine Stimme, als ich das Auto erreicht hatte. Ich drehte mich langsam zu ihm um. Er war ein Wimpernschlag später vor mir. „Hör mal, du hast gar nicht gegessen… wie wär’s, wenn ich dich zum Essen einlade? Zu etwas, was mehr deinem Geschmack entspricht?“, fragte er mich und lächelte freundlich. „Nein, danke“, meinte ich bloß. Ich wollte unbedingt nach Hause und an Essen konnte ich gar nicht denken. Mir würde speiübel werden, noch mehr, als es jetzt schon der Fall war. „Komm schon“, beharrte er, „es dauert nicht lange. Und wir finden bestimmt was Nettes. Außerdem findest du sowieso nicht alleine nach Hause“, lachte er leise hüstelnd. „Also, lass uns-“ Ich hatte mich von ihm abgewendet und war den Bürgersteig entlang, von ihm fort, gegangen. Ich nahm ernst, was er sagte und wenn er mich nur nach Hause fuhr, nachdem wir Essen gegangen waren, dann würde ich laufen oder einen anderen Weg zum Wohnheim finden. „Bella“, meinte er überrascht und lief mir nach, bevor er mich an der Hand zurückhielt. „Das- das war doch nur ein Scherz, ich meine-“ „Kannst du nicht akzeptieren, wenn ich ‚nein’ sage?“, kam es mir trocken über die Lippen, während ich ihm fest in die Augen sah. Edward nickte lediglich knapp, ging zurück und stieg ein. Ich tat es ihm gleich. Sofort spürte ich die Wärme des Sitzes in mich übergehend – es war relativ kühl geworden –, als der Motor von Edward entzündet wurde. Super Standheizung, kam es mir kurz in den Sinn. Aber was überraschte es mich überhaupt noch… Ich schaute bewusst nach rechts in die Gegend, während Edward fuhr. Es war schwer, meine Tränen bei dem Fahrtwind des Cabrios zurückzuhalten. Denn ich versuchte sie sowieso schon seit Stunden wegzublinzeln und Edwards Geschwindigkeit machte es mir nicht leichter. Meine Haare klebten an den wenigen Tränen, die mir entfleuchten. Ich hoffte, Edward vernahm es nicht, während ich sie unauffällig weg strich. „Und, wie fandest du den Film?“, fragte er zögerlich nach. „Unglaubwürdig, übertrieben und realitätsfern“, urteilte ich knapp. Ich war mir nicht mal sicher, ob er es überhaupt gehört hatte. „Wieso?“, fragte er nach. Ich schnaubte leicht auf. „Sie kämpft wochenlang um seine Liebe, sie werden ein Paar, allerdings war es nie die große Liebe von ihm aus und er bemerkt, dass das ganze doch nichts ist und verlässt sie. Was macht sie? Sie lebt nicht ihr Leben, sondern versucht die ganze zweite Hälfte ihn vergeblich wieder zu bekommen und riskiert ihren Job, bis sie ihn mit einer anderen im Bett erwischt und merkt, dass es tatsächlich keinen Sinn mehr hat. Happy Ending, ihr Nachbar ist der eigentliche Typ, den sie liebt und der sie liebt“, knurrte ich und verdrehte die Augen, während ich Edward immer noch nicht ansah. „Nach der Trennung hätte sie zum Alltag übergehen und sich das Theater danach ersparen sollen. Sie hätte dann sogar ihre Beförderung bekommen und es sich nicht wegen der Liebschaft bei ihrem Chef verscherzt. Außerdem was nützt es, wenn sie um die Liebe kämpft. Das hält doch dann sowieso nicht lang. Wenn er sie geliebt hätte, wären sie zusammengekommen, ohne Überredungskünste“ plapperte ich überrascht von mir selbst. Eigentlich ging ihn das gar nichts an, fiel mir auf. Ich verstand mich selbst nicht, wieso ich ihm das erstens mitteilte und zweitens für kurze Zeit so redselig war. Edward neben mir schnaubte belustigt auf. Unwillkürlich wand ich den Kopf zu ihm und strich mit der Hand meine klebrigen Haare aus dem Gesicht. „Was?“, fragte ich verstimmt, da er selbst nach ein paar Momenten nicht sprach. „Eine harte Ansicht“, gab er lediglich zum Besten. Ich atmete zischelnd aus, verschränkte die Arme und sah wieder nach rechts. Das Leben war hart. „Danke fürs nach Hause bringen und so…“, sagte ich matt, stieg aus und ließ die Autotür ins Schloss fallen. „Kein Problem“, sagte er mit einem halben Lächeln auf den Lippen. Ich stand vor dem Auto und sah ihn an. Ich wollte ihm eigentlich noch sagen, wie leid es mir tat, dass ich ihm den Abend verdorben hatte und nicht mal das Essen hatte anrühren können. Ich wollte ihm sagen, dass es eigentlich, dafür, dass ich ihn nicht leiden konnte und er ein grausiger, arroganter, selbstverliebter Stinkstiefel war, ganz passabel gewesen war. Stattdessen sagte ich: „Wir sehen uns Montag“ und ging zum Haus, ehe er noch etwas erwidern konnte. Ich hörte den Motor lauter schnurren und er fuhr davon. Mir war es gleich, was er von meinem Verhalten heute Abend hielt, denn ich mochte mich nicht damit auseinandersetzen. Es gab viel Wichtigeres als ihn, als diesen Abend, als Kino. Montag würden wir nur wieder nebeneinander sitzen, uns Säuren über die Hand kippen, über jede Kleinigkeit diskutieren und darauf warten, das der andere einen Fehler machte, um den Triumph auszukosten. Es gab nichts Banaleres und Belangloseres, als dies. Ich nahm mein Handy heraus und öffnete die Wohnungstür. Langsam schloss ich diese hinter mir und erkannte, dass ich keine weitere Nachricht oder gar einen Anruf erhalten hatte. Nun gut, es war früh morgens in Deutschland- Ich sank kraftlos auf die Knie, schmiss das Handy fort und legte das Gesicht in meine Hände, welches augenblicklich nass war. Ich ließ bitterlich alles raus, was ich unterdrückt hatte. Nicht genau der Umstand, dass die Blutwerte meiner Mutter schlecht waren, führte zu meinem emotionalen Ausbruch, sondern die Ohnmacht, die ich hier, so weit entfernt von ihr, erfuhr. Ich konnte nichts tun. Wenn sie sich in den Finger schnitt, wenn sie eine Operation hatte, wenn sie starb – ich war nicht da, ich würde immer zu spät kommen. Was hielt mich hier? Die Gewissheit, dass Phil mich mittlerweile benachrichtigt hätte, wenn irgendetwas passiert wäre? Ich musste ihn anrufen. Ich musste einfach. Ich musste. Ich schleppte mich zum Bett, auf dessen Nachttisch das Telefon stand. Mir war die Telefonrechnung in diesem Moment schnuppe. Ich langte nach dem Hörer und hielt kurz inne. Meine Mutter, Phil und ich selbst lächelten mir auf einem Foto aus dem Park im letzten Sommer entgegen, gar nicht viele Wochen her. Ich starrte einen Moment drauf, strich mir eine Träne von der Wange und wählte. Es tutete. Es tutete. Es tutete weiter. Mein Herz raste. Es war halb sechs Morgens dort, es ist völlig normal, dass Phil nicht sofort dran geht, sagte ich mir. Tut. Meine Mutter würde er bestimmt schlafen lassen. Tut. Aber auch sie würde wach werden. Tut. Oder war das ein schlechtes Zeichen? Waren sie etwa im Krankenhaus? Tut. Ging es ihr schlechter? Tut. Jemand hob jemand ab. „Phil? Phil? Bist du das?“, schrie ich nahezu ins Telefon. „Ja…“, er räusperte sich mit zerknautschter Stimme, „Bella… ja, ich bin’s… was gibt’s?“ Er hustete leise. „Wie geht’s Mum? Ist sie bei dir? Ist sie im Krankenhaus? Was ist mit ihr?“, schossen meine Gedanken quer über meine Lippen. „Nein, ihr geht es gut“, sagte er matt und klang – wie sollte es auch anders sein – müde. „Die weiteren Untersuchungen haben zumindest keine negativen Befunde ergeben. Die Ärzte warten ab, ob die Blutwerte sich wieder verbessern und sie hat ein paar neue Medikamente bekommen. Alles gut, Bella“, setzte er beruhigend hinzu. Es hörte sich an, als lächelte er milde. Ich nickte dummerweise und atmete stockend tief ein und aus. „Bella, wir haben abgemacht, dass wir dich informieren, aber du musst uns auch glauben, dass wir dir die Wahrheit sagen“, krächzte er ins Telefon. „Und ja, ihre Werte haben sich verschlechtert, aber das ist kein Grund für helle Aufregung oder Panik“, sprach mir Phil ins Gewissen. „Ich weiß“, murmelte ich. Er wusste natürlich zu Genüge, dass wir das ewige „auf und ab“ gewohnt waren. Natürlich fand er meine Überreaktion merkwürdig, aber hier drüben, in Amerika, fühlte sich alles so anders an… „Gut, okay, gib’ ihr einen Kuss von mir, ja? Ich hoffe, sie ist nicht wach geworden… und bitte informiert mich weiter, ja? Ich mach bestimmt nicht mehr so ein Theater, wenn du sagst, dass ich mir keine Sorgen machen muss.“ Während ich das sagte, wusste ich, dass ich es mir selbst einredete. Ich würde bei jeder Nachricht Angst haben. Angst, weil ich nicht dort und bei ihr war. „Nein, sie schläft friedlich. Okay Bella, dann gute… Nacht dir…“ Tut. Tut. Tut. Ich hatte hier Zeit, viel Zeit. Unglaublich viel Zeit eigentlich. Ich musste keinen Jobs nachgehen und kümmerte mich nicht um meine Mutter (was aber nicht das Gute an dem Ganzen war). Ich hatte so viel mehr Zeit, als in Deutschland. Und doch schien sie zu rasen, als ich an diesem Wochenende an meinem Schreibtisch saß und ununterbrochen den Berg Material abarbeitete. Ein Skript mit Aufgaben nach dem nächsten. Ich raffte mich auf und ging Samstagabend einkaufen, aber ansonsten bekam die Sonne mich nicht viel zu Gesicht – auch, wenn sie sich Ende Oktober, so gut wie November, kaum mehr blicken ließ. Das Wetter schien sich zusehends zu verschlechtern. Es wurde immer kälter und begann am Sonntag sehr lange zu regnen. So konnte ich allerdings der Verlockung, einfach etwas über den schönen Campus zu schlendern, leicht widerstehen. Ich hatte nun auch mehr oder minder eine Erklärung dafür gefunden, warum mir die Zeit immer wieder abhanden kam. Ich machte sehr viel über den Pflichtteil hinaus. In Deutschland hatte ich nur den Stoff gemacht, der vorausgesetzt wurde und das Mindestmaß darstellte. Ich hatte diesen immer gründlich gemacht, aber darüber hinaus ging es seltener – immer noch oft genug, dass ich den anderen Studenten etwas voraus hatte, aber nie so viel wie ich wollte. Das konnte ich hier. Nicht in Gänze, aber trotzdem. Ich war der Ansicht, dass es nie genügend Zeit gab, alles zu lernen und zu lesen, was einen interessierte. Aber ich war für den morgigen Tag gut vorbereitet. Vorsichtig drehte ich am Rädchen der Pipette und ließ nur einen Tropfen der Lösung in das Reagenzglas gleiten, welches ich währenddessen auf schwacher Flamme erhitzte. Ich machte einen Strich auf meinem Zettel und gab konzentriert einen weiteren Tropfen dazu. Neben mir stellte Edward die beiden Bechergläser wieder hin und drehte sich zu mir um. Ich beachtete ihn gar nicht und machte weiter. Gut, kurz linste ich zu ihm rüber. Er schaute mich an. Ich ließ mich nicht beirren und notierte den weiteren Tropfen auf meiner Liste. „Ähm, sag mal…“, begann Edward. Ich hätte fast aufgeseufzt, denn ich hatte diesen „ich will was von dir wissen“-Tonfall schon durch seinen Blick vorweggenommen. „Was ist am Freitag wirklich los gewesen?“ Mit dem Gasbrenner noch in der Hand, schaute ich ihn an. „Warum bist du eigentlich so nett zu mir? Kannst du nicht einfach deine Arbeit machen und gut?“, fragte ich schneidend das, was ich gerade dachte. Ich gab einen weiteren Tropfen hinzu und nickte dann zu seinen Bechergläsern. „Verhältnis 4:1“, meinte ich selbstgefällig und widmete mich wieder meiner Arbeit. Er sollte seine Arbeit gut machen und sich nicht an Psychotherapie versuchen. Ich hatte noch gesehen wie er kurz die Augenbrauen hochgezogen hatte und er sich dann an das Mischen der Flüssigkeiten machte. Aber was ich sagte, stimmte: Warum war er auf einmal so nett zu mir? Wo war der arrogante, zum Narzissmus neigende Idiot? Immer noch Schuldgefühle wegen der Narbe? So viel Gewissen traute ich ihm nicht zu… Edward hatte entschuldigend gemurmelt, er habe einen Sprechstundentermin und ob ich die Versuchsapparatur wegräumen konnte. Tja, ich hatte schließlich keine Wahl, dachte ich, sagte aber, dass das kein Problem sei. Ich brachte den Gasbrenner zum Stahlschrank neben der Eingangstür und hängte auf dem Weg meine Laborkleidung weg. „Was? Was soll ich denn damit? Hat er dir noch was anderes gesagt?“, ertönte Edwards Stimme fluchend. Ich stellte leise den Gasbrenner in den Schrank und lauschte. In einiger Entfernung stand mit Edward mit dem Rücken zur Eingangstür, im Flur. Einen Kommilitonen vor ihm, vielleicht jünger als Edward oder so; schwer auszumachen. „Er meinte nur, dass ihr nichts zu besprechen habt und ich dir das geben soll“, sagte dieser Schultern zuckend. „Ich soll einfach einen Satz wiederholen und einen dafür weglassen?! Und- mein Stück-“, wurde Edward lauter und verhaspelte sich beinahe, wenn ich das richtig erkennen konnte, bei den Notenblättern. „Das wird bei dem Konzert absolut langweilig! Und warum bitte schön?“ „Keine Ahnung…“, sagte der Junge vor ihm kleinlaut. „Er meinte das Orchester variiert-“ Edward stöhnte auf. „So ein Schwachsinn.“ Er wollte an dem Jungen vertieft vorbei gehen. Der jedoch eilte ihm nach. Ich beugte mich aus der Tür, um besser hören und sehen zu können. „Hey Edward, ich habe noch eine Frage… geht das gerade? Na ja… und zwar…“ Er redete einfach weiter und tippelte Edward hinterher, bis dieser stehen blieb und sich an ihn wand: „Was ist denn??“, fragte er nachdrücklich und genervt. „Kannst du mal gucken…“ Der Junge hielt einen Zettel hoch. „Hier… beim Quintenzirkel-“ „Für so einen Kinderkram habe ich keine Zeit“, murrte Edward nur und verschwand um die Ecke in den nächsten Gang. Der andere blieb verdutzt stehen und schlug dann, ich sah seinen Gesichtsausdruck nicht richtig, einen anderen Weg ein. Ich schnaubte. Er war ganz der Alte. Und ich verstand ihn nicht. Warum ging er so mit den anderen um und gestern war er plötzlich wie verwandelt? Was sollte das? Wie auch immer, er konnte tun und sagen und lassen, was er wollte – solange er sich in den Biostunden Mühe gab. Als beinahe die letzte, verließ ich das Labor und machte mich auf den Weg in meine nächste Vorlesung: Hirntumorerkrankungen. Ich musste unweigerlich lächeln. Der Dozent war super und brachte den Stoff richtig gut rüber. Sehr anschaulich und- Stirn runzelnd betrat ich den Vorlesungsraum. Leer. Keine Menschenseele. Ich blickte auf die Uhr. Ich war nicht zu früh. Es müsste eigentlich schon jemand hier sein. Ich kannte allerdings niemanden hier gut genug, dass ich ihn oder sie ansprechen konnte… dazu müsste ich die- oder denjenigen auch erst mal finden. Kurzerhand machte ich mich auf den Weg zur Anschlagtafel – zu früh gefreut, es fiel aus. Ich seufzte, überlegte kurz und entschied mich schließlich in die Bibliothek zu gehen, um in der Lektüre für den Hirntumorkurs zu schmökern. Meiner Lieblingsecke in der Bibliothek war zum Glück nicht besetzt. Montagmorgens aber auch unwahrscheinlich, musste ich zugeben. Am Ende des Regals, bevor die Fensterreihe begann, war ungefähr zwei Meter Platz. Dort stand ein runder Tisch mit zwei Stühlen. Ich stellte mir den Stuhl vor die Regalseite, lehnte mich dort an und platzierte die Füße auf die warme Heizung unterhalb der Fensterbank. So konnte ich auch das Treiben draußen beobachten – derzeit regnet es leider wieder. Heute früh, beim Laufen zur Uni, war ich dem noch entgangen, aber mir grauste es zum einen vor dem Rückweg und zum anderen noch viel mehr, wenn der erste heftige Schnee fiel. Dann konnte ich gar nicht mehr auf den Bus umsteigen, selbst wenn ich wollte. Denn jener fuhr dann mit Sicherheit noch weniger oder unregelmäßiger, wenn überhaupt. Ich sah noch einen Moment hinaus, erblickte wie die Tropfen an der Fensterscheibe, vom Wind gepeitscht, entlang rannen und zog mit den Fußspitzen an den Fersen meine Schuhe aus. Augenblicklich zog wohlige Wärme durch meine Socken. Ich glaubte nicht, dass jemand etwas dagegen hatte oder es überhaupt hier hinten mitbekam. Viele saßen vorne an den Tischreihen mit Lampe und so weiter. Das Buch ließ ich auf meinen angewinkelten Oberschenkeln liegen und begann mit dem Kapitel. Ich fühlte mich gerade so wohl, dass ich kaum Konzentration besaß, aber aus Freude. Ich war so von den angenehmen Gefühlen in meinem ganzen Körper – der Ruhe, der Besonnenheit, dem Wohlbefinden – eingenommen, dass ich die eiligen, nahezu rennenden, Schritte, gar nicht bewusst vernommen hatte. Erst, als er vor mir stand. „Was machst du da??“, fragte Edward wie aus dem Nichts und stand direkt neben meiner Schulter. Ich schaute reflexartig hoch zu ihm, stieß mir an der Regalkante den Kopf und ließ mich nach vorne taumeln. Unterdessen hatte ich die Füße rasch von der Heizung gezogen. „Ja, wie ‚was mache ich hier’?“, flüsterte ich zischend und wunderte mich, dass er eben nicht geflüstert hatte, schließlich waren wir in einer Bibliothek. „Die Frage ist doch vielmehr, was du hier machst.“ Ich rieb meinen schmerzenden Hinterkopf. „Das gleiche könnte ich dich fragen“, entgegnete er in normaler Lautstärke. Ja, wenn du mein Aufpasser wärst, knurrte ich in Gedanken. „Mein Seminar ist ausgefallen und deines?“, sagte ich stattdessen und ärgerte mich, dass ich in diesem Moment nicht wirklich mal meinen Lippen freien Lauf gelassen hatte. „Meins nicht“, klärte er mich nur, wieder nicht mit gesenkter Stimme, auf. „Und?“ Ich hob die Augenbrauen und wackelte mit dem Kopf hin und her. Was wollte er und warum störte er mich?? Unauffällig zog ich meine Schuhe an – obwohl er es gesehen haben dürfte und mir das eigentlich egal sein sollte… „Übrigens, leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen nicht das Denkvermögen. Aberglaube. Falls du das gerade versucht haben solltest“, merkte er an. Ich starrte ihn an, als sei er durchgeknallt. Na ja, vielleicht war er das auch… „Komm mal mit“, sagte er, nahm urplötzlich meine Hand und riss mich hoch – und dann mit sich. „Hey- was-“, fauchte ich so leise es eben ging. Ich hatte mir gerade noch so meinen Rucksack, meine Jacke und mein Buch nehmen können. „Ich brauche deine Hilfe, du hast doch Zeit, oder?“, fragte er laut, während er mich durch die Regale, bis hin zu den Leseecken und Lerntischen, lotste. „Nein- lass mich-“ „Es ist wichtig“, erwiderte Edward nur. Köpfe hoben sich in unsere Richtung. „Edward- lass mich-“, entfuhr es mir nun auch ein wenig lauter als geflüstert. Schhhh’s waren von überall zu hören. „Tu mir einfach den Gefallen!“, bat er. „Wie komme ich dazu?“, entgegnete ich. Er hatte mein Handgelenk fest umschlossen und zerrte weiter an mir. „SCHHHHH!“, wurde es von allen Seiten lauter, wir waren jedoch längst aus der Bibliothek raus. „Wo gehen wir denn hin?“, fragte ich nach. Wenigstens das konnte er mir sagen. Ich schaute mich zwar um, hatte allerdings keine Idee. „Zur Aula“, antwortete er mit weiterhin nach vorn gerichtetem Blick. „Zur Aula?? Edward, ich habe keine Zeit- ich habe zu tun-“ „Ja, das hast du immer“, nuschelte er vor sich her. Bevor ich etwas einwenden konnte, waren wir dort. Edward schloss auf. „Was soll ich hier?“, fragte ich und überging seine Unhöflichkeit von eben. Er schob mich rein, schloss ab und ließ den Schlüssel von innen stecken. „Zuhören“, meinte er knapp. Er ging vor mir die Treppen runter. „Darfst du das hier überhaupt? Und warum denn so schnell- und warum jetzt-?!“ Ich hatte keine Ahnung, was hier gerade geschah, wusste aber, dass ich das niemals wollen würde! „Natürlich darf ich das. Hätte ich sonst einen Schlüssel?“, erwiderte er etwas barsch. „Ich will nur keine unliebsamen Mithörer.“ Wir kamen unten an. Er half mir auf die Bühne und stieg dann selbst hoch. Warum auch nicht die Treppe benutzen?, dachte ich mürrisch und verdrehte genervt die Augen. „Und was soll das Ganze?“ „Ich hatte gerade eine Idee“, erklärte er flugs, „aber ich weiß genau, wie die professionellen Musiker darüber denken.“ Er kam zu mir, hielt mich an den Oberarmen rechts und links fest und setzte mich auf den Klavierhocker – allerdings falsch herum. Er beugte sich zu mir runter. „Hör einfach zu und sag mir, welche der beiden Versionen du besser findest“, bat er und setzte sich dann selbst vor den Flügel. „Aber ich hab doch gar keine Ahnung-“, gab ich zu Bedenken. „Eben.“ Er drehte sich zu mir um. „Einfach deinen Eindruck. Ich spiele es dir auch mehrmals vor, wenn du den Unterschied nicht sofort erkennst.“ Er sah mir von der Seite tief in die Augen und machte eine Handbewegung, als streichelte er Luft, vor meinem Gesicht. „Mach einfach die Augen zu und versprich mir, dass du sie geschlossen lässt.“ „Okay“, meinte ich matt, mit bereits aufeinander gelegten Lidern. Ich gab auf. Er begann. Ganz langsam. Einhändig, wie ich vermutete. Nur ganz wenige Töne erklangen. Er steigerte sich. Es wirkte mal abrupt und rascher, obwohl die Grundmelodie sanft zu sein schien. Das Lied wollte etwas ganz anderes ausdrücken, als durch die Spielform eigentlich zum Ausdruck gebracht wurde, kam es mir in den Sinn. Oder war das eigentlich gar nicht so? Mein Fachsimplen konnte ich mir eigentlich sparen… „Zweite Version“, kündige Edward an. Es begann ähnlich oder ganz genauso. Ich war mir nicht sicher. Ich öffnete die Augen und sah zu den leeren Sitzplätzen. Er führte das Stück geschmeidiger und sanfter fort. Genauso, als wollte es das sagen, was die erste Variante nicht sagen konnte. Wie ein „Ja“, wenn man „Nein“ meinte und das Gesicht nichts bejahendes enthielt; gar der ganze Körper verneinte – und doch stimmte man zu. „Und?“, erwartete er mein Feedback. „Wie schaffst du es vor so vielen Leuten zu spielen, als wäre es nichts“, sprach ich einen Gedanken aus, der mir im Nachklang der letzten Töne in den Sinn gekommen war. „Hey, du hast die Augen gar nicht zu!“, erwiderte er empört, allerdings belustigt. „Also?“ Er wartete. Ich erinnerte mich an meine Eindrücke zurück. „Das erste klingt… nein, das mag ich nicht, es passt nicht in die Melodie oder die Romantik…“, bekannte ich langsamer werdend. „Hab’ ich mir gedacht“, meinte er grinsend. „Ach und es ist nicht so ‚als wäre es nichts’“, kam er auf meine Ausgangsaussage lächelnd zurück. „Ich kriege das alles nur nicht mehr mit, wenn ich spiele.“ „Das glaub’ ich dir…“, murmelte ich und erwiderte sein Lächeln. Wir schauten uns still in die Augen, als mich eben diese Stille aufwachen lies. „Äh, ich- ich muss los, ich hab zu tun, wie gesagt.“ Ich stand schnell auf. „Viel Glück dann noch beim spielen- beim üben…“ Ich sprang etwas unelegant von der Bühne und drehte mich dann noch einmal rasch um. „Das zweite gefiel mir übrigens gut. Viel besser als das erste.“ Ich eilte die Treppen hoch und sah nicht mehr zurück. Ich dachte nichts, als ich nicht zur Bibliothek, sondern in die Cafeteria ging. Ich konnte mich komischerweise nicht mal über ihn aufregen. Die Melodie klang noch in mir nach. Sie war so… sanft gespielt, dass es mich innerlich erschaudern ließ, wenn ich daran dachte – viel mehr noch, als es gerade der Fall gewesen war. Im Nachhinein hatte es eine viel stärkere Wirkung… Ich atmete tief durch und versuchte das ganze von eben aus meinem Kopf zu verscheuchen. Nach der Mittagspause hatte ich noch zwei wichtige Vorlesungen für die Abschlussprüfungen. Nur nicht ablenken lassen und das Ziel vor Augen, Bella!, feuerte ich mich an und scheuchte alle Empfindungen von eben fort. Die Tage darauf waren wie immer. Zumindest was Edward und mich anging. Aber auch bezogen auf meine Familie in Deutschland. Die Werte meiner Mutter waren stabil – wenn auch schlecht. Immerhin sanken sie nicht, das war ein gutes Zeichen und zeigte, dass sie sich nicht tendenziell kontinuierlich verschlimmerten. Schon November… so schnell verflog die Zeit hier. Das Wetter wurde mit dieser immer kälter und nasser. Als ich Donnerstag, mein längster Tag der Woche, um zwanzig Uhr die Straßen betrat, um den Heimweg anzutreten, konnte ich mir einen Seufzer nicht ersparen. Es schüttete aus Kübeln, aber der Schnupfen war es mir wert – wenn überhaupt, dachte ich. Ich war nie sehr anfällig für Krankheiten gewesen. Außerdem hatte ich eine Wasser abweisende Jacke und einen Schirm. Der Regen war frostig kalt, als wartete er nur darauf, dass die Grade ins Minus wanderten, um dann zu Eis zu erstarren. Meine Hände waren ganz weiß am Schirmgriff und ich war umso froher, als der, mir länger vorkommende, Weg schließlich an dem Studentenwohnheim vorbeikam. Zu so später, dunkler Stunde, war der Weg nicht angenehm. Ich hatte zwar keine Badewanne, doch eine heiße Dusche würde es auch tun, um meine Finger wieder lebendig zu machen, damit sie mir beim Lernen gleich wieder ihren Dienst erwiesen. Wie gut, dass ich in den Freistunden gestern noch eingekauft hatte. Das würde bis Samstag reichen, mutmaßte ich und entledigte mich der durchnässten Kleidungsstücke. Ich wachte zwar mit leichten Kopfschmerzen auf, doch das war nicht weiter bedenklich. Ich trank zwei große Schlücke Wasser und machte mich später auf den Weg zur Uni. Es war kalt draußen, aber trocken. Der Wind peitschte gegen meinen Körper und ließ meine Haare in alle Richtungen fliegen. Aber er roch so herrlich frisch und nach nassem Gras. Energie pur, die mich durchflutete und Kraft schöpfen ließ. Normalerweise hatte ich freitags erst um zehn, doch Mrs. Millson, die einzige Dozentin, die mich lehrte, hatte ein weiteres Theorieseminar zu den Laborübungen angeordnet, da wir sonst zu sehr hinterhinkten. Da freitagfrüh, wegen Konferenzzeit, sowieso immer frei war, hatte sich auch kein Problem dadurch ergeben. Umso besser eigentlich. Je mehr wir in der Uni mitbekamen, desto weniger mussten wir uns mühsam selber beibringen, obwohl dieser Anteil immer noch groß genug war. Ich hatte kaum den Seminarraum verlassen, den Blick auf die Zettel in meinem Arm gerichtet, die völlig durcheinander waren, als sich mir jemand in den Weg stellte. Raten brauchte ich nicht. „Was gibt’s?“, fragte ich irritiert und doch so locker ich konnte, da Edward einfach so da stand. Er hielt einen Zettel hoch. „Gelesen?“ Ich zog die Augenbrauen fragend zusammen und nahm ihm den orangefarbenen Zettel aus der Hand, während meine Füße mich in Richtung Eingangshalle führten. „Was?“, hauchte ich ohne Verständnis. Meine Augen flogen darüber „Jap, er ist die ganze nächste Woche krank, bzw. krank geschrieben“, fasste Edward zusammen. Fassungslos starrte ich auf den Zettel. Wie viel Pech konnte ich eigentlich haben? Jedes andere Seminar, jedes andere! Jedes, nur das nicht! „Du kannst den nicht so einfach abreißen“, fiel mir dazwischen ein und gab ihm dem Zettel unwirsch zurück. Mr. John, unser Laborbiologiedozent, war die nächste Woche nicht da. Wir bekamen Ersatz durch einen jedoch nicht speziell auf diesen Themenbereich fokussierten Dozenten der Biologie. So weit, so gut. Das Problem, war der Nachsatz: Die Studierendengruppen werden gebeten, ein umfassendes Thesenpapier zu der Versuchsreihe der drei Termine zu verfassen und dem Dozent bis Sonntag, 12 Uhr, zuzusenden. „Ich hänge ihn ja gleich zurück“, meinte Edward nur. Klar, er konnte sich das ja erlauben. Ich verwarf den Gedanken und sparte mir die Kräfte, die ich für Fluchen verschwenden wollte. Na herrlich… das hieß dann… „Wir sehen uns dann morgen früh hier. Treffen wir uns am Eingang? So um 9 Uhr?“, schlug ich vor. „Hältst du das für eine gute Idee? Die Cafeteria und die Mensa werden voll sein, dass man sich nicht konzentrieren kann und auch in der Bibliothek wird es voll sein, sodass man nicht mal flüstern darf, weil man direkt aufeinander hockt.“ Edward war stehen geblieben und lehnte sich gegen die Wand. „Außerdem ist es hier total trist.“ „Schön. Dein Vorschlag?“, lenkte ich ein. Da ich mir sicher war, was kam, überlegte ich mir schon mal eine gute Ausrede. „Ich hole dich ab und wir fahren zu mir“, meinte er Schultern zuckend, als wäre nichts anderes nahe liegend. „Wir könnte die Versuche schon einmal machen-“ „Unnütz“, unterbrach ich ihn. „Wir bekommen nächste Woche Zeit für die Durchführung. Die Bibliothek wird schon nicht so voll sein… und selbst wenn… wir müssen ja nicht viel reden…“ „Nein, nur ein gemeinsames Thesenpapier verfassen. Umfangreich“, zitierte er. „Ja- ja, und?“, meinte ich mit zusammen gekniffenen Augen. Er verschränkte die Arme. War seine Sturheit Absicht, damit ich mit zu ihm kam? Was sollte das? Ich würde sein zu Hause mit Sicherheit nicht mehr betreten. Darauf konnte er Gift nehmen – und wenn ich ihm das selbst verabreichte. „Gut, also schön“, lenkte ich an, jedoch nicht in seine Angebot. „Du kommst morgen um neun zu mir.“ Letzte Woche war es nicht so schlimm gewesen, nicht so schlimm, wie bei ihm, und wir würden schneller fertig sein, sodass ich nicht mal nachher noch einkaufen gehen musste. Ich fühlte mich zu schlapp… außerdem konnte ich das Thesenpapier dann heute schon größtenteils selbst verfassen und er würde ergänzen. Dann ging alles noch schneller. „Okay“, sagte Edward nur. „Bis morgen.“ Ich nickte und lief den Gang weiter zum nächsten Seminar. Edward bestritt einen anderen Weg, wohin auch immer. Nicht schon wieder, klagte ich innerlich. Als ich los wollte, hatte es wieder anfangen zu regnen. Nur ein bisschen, nicht viel, doch durch den Wind, kam er von allen Seiten. Heute hatte ich zwar nicht so lang wie gestern gehabt, doch auch um achtzehn Uhr war es bereits dunkel und kühl. Und das morgen und die nächste Woche ärgerte mich auch. Allerdings war es auch merkwürdig. Mr. John war Mittwoch noch munter gewesen und zwei Tage später wurde er für eine Woche krankgeschrieben? Aber im Krankenhaus konnte er nicht sein, denn wir sollten ihm das Thesenpapier Sonntag ja zuschicken. Nur ein bisschen, ja klar, Bella, verdrehte ich innerlich die Augen, als ich die Gedanken an Mr. John wieder fort geschoben hatte. Ein bisschen viel Regen oder nicht? Nachdem ich geduscht hatte, hing ich meine Sachen im sowieso schon kleinen Bad zum trocknen auf und machte mich an die Arbeit. Ich fühlte mich jedoch kraftlos und müde, dass ich mehr auf dem Tisch hing, als an ihm zu sitzen und das Thesenpapier zu tippen. Enttäuscht, dass meine Konzentration nicht mal zehn Minuten hielt, stand ich auf und machte mir seufzend erst mal was zu essen… vielleicht, ging ich heute auch früh ins Bett… wenn das Thesenpapier in den Grundzügen stand… -------- freue mich wie immer riesig über kommis ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)