Six Months - Die Symphonie deines Herzens von *Fane* (The-Bella-und-Edward-All-Human-Story) ================================================================================ Kapitel 9: Reprise: Zerrissen - Teil 2 (Bella) ---------------------------------------------- Ich wünsche euch einen schönen 4. Advent und hier das neue Kapitel mit etwas Herzflattern und dem gewissen etwas für klavierliebhaber :):) Musiktipps: Miley Cyrus - When I look at you http://www.youtube.com/watch?v=3Ho1_5lsCtk] & Adam Watts - Still http://www.youtube.com/watch?v=Rqe2rQVDSPg&feature=PlayList&p=DC5F3671208E138C&playnext=1&index=6 Ich liebe diese songs... wie ich alle songs zu den kaps liebe *lach* oh man wie oft ich "when I look at you" gehört habe -.-^^ Bild zum Kapteil: http://img15.imageshack.us/img15/9475/bannerrepriseteil2.jpg -------- „Lass uns direkt hoch in mein Zimmer gehen, ja?“, fragte Edward nach, als wir sein Haus betraten. „Alice bekommt gleich kurz Besuch.“ Ich nickte und erhaschte einen kurzen Blick auf das Wohnzimmer, wo seine Schwester mit zwei anderen Mädchen in irgendwelchen Katalogen blätterte und Emmett gerade von hinten dazu kam. Edward und ich gingen direkt die Treppe in den ersten Stock hoch und kamen von der anderen Seite im „privaten Wohnzimmer“, wie ich es nannte, an. Wir liefen hindurch, passierten den verhängnisvollen Flur mit den Bildern und gelangten zu einer großen Tür. Edward öffnete sie und ließ mich eintreten. „Warte kurz, ich komme sofort wieder“, murmelte er noch und verließ das Zimmer wieder. Ich blieb einen Augenblick stehen und ließ den Blick schweifen. Das langgezogene rechteckige Zimmer, welches im hinteren Teil rund endete, war an den beiden Außenwänden komplett verglast. Eine Schiebetür führte zu einem kleinen Balkon. Vor der Fensterfront hingen grau-blaue Vorhänge. Ich machte auf dem weichen weißen Teppich ein paar Schritte hinein. Während rechts ein graues Bett, mit schwarzer, nach Satin aussehender, Bettwäsche, stand, war links nur eine Wand mit deckenhohen Bücherregalen. Am Ende stand ein Flügel. Einen Schreibtisch erkannte ich nicht. Nur in der Mitte standen ein quadratischer Tisch mit zwei Stühlen und einer Blume darauf. Es wirkte aber eher wie Dekoration und schien keine Funktion zu haben. Trotzdem legte ich meine Sachen dort ab. Neugierig taperte ich an dem Regal vorbei. Alles Musikbücher, Notenhefte… was mich aber wirklich faszinierte, war der Flügel. Er war schwarz, schimmerte silbern, während die „Füße“ grau waren, und passte perfekt in den Raum. Davor stand eine gleichfarbige Bank. Ich strich mit den Fingern über die glänzende Oberfläche. Wow, dachte ich nur. Über den Tasten war „F.A. Porsche Design Company“ grau-silbern eingraviert. Ich hatte keine Ahnung, was ein Klavier mit einem Auto zu tun hatte, vermutete letztlich doch, dass es nur um das hochkarätige Aussehen des Instrumentes gehen konnte. Dieser Flügel war kleiner als der unten, aber nicht minder prächtig. Allerdings war er viel neumodischer. Der weiße Flügel unten, mit den goldenen Verzierungen, wirkte eher antik und klassisch. Während ich den Flügel betrachtete, kam mir die wunderschöne Melodie von vor ein paar Tagen wieder in den Sinn… aber was hatte das zu bedeuten? „So stelle ich mir dich vor“? Auf dem nach Aluminium aussehenden Notenpult lagen unglaublich viele Notenzettel. Per Hand geschrieben und durchgestrichen. Ich griff irritiert nach dem ersten Blatt und bemerkte, dass alle Blätter danach auch durchgestrichen waren. „Mist“, fluchte ich zischend, als alle Papiere mit einem Mal zu Boden segelten. So schnell ich konnte, versuchte ich alle aufzusammeln. Ein Zettel davon, war jedoch nicht bzw. nicht ausschließlich mit Notenlinien versehen. Ich wusste auch sofort, um was es sich handelte. Es war der Brief an Edward von seinem Musikdozenten, was ihn vor gut zwei Wochen so in Rage gebracht hatte. Ich bitte darum, dass Sie den zweiten, variierten Satz Ihrer Symphonie weglassen und dafür den ersten wiederholen. Ebenso möchte ich, dass die Eigenkomposition des dritten Satzes in den Grundzügen mehr der Klassik entspricht, las ich darauf. Darunter waren viele Anweisungen, Notenbeispiele und Verbesserungen verzeichnet. Edward hatte vieles durchgestrichen oder sich eigene Notizen daneben gemacht. Ich hörte, wie die Tür aufging und kramte hastig zusammen. Mit einem Blick über die Schulter sah ich, dass Edward mit einem Tablett Getränken in der Tür stand, welche er auf dem Tisch abstellte. Er schaute irritiert zu mir herüber. „Ich- ich- die Blätter- ich wollte- ich hab-“, stotterte ich verräterisch. Verdammt Bella! Warum kannst du dich nicht aus seinen Privatsachen heraushalten? Das ist doch schon mal schief gegangen!! Und überhaupt… das interessiert dich nicht und hat dich auch nicht zu interessieren!!, wies ich mich in Gedanken zu Recht. Edward kam zu mir herüber und nahm mir den Zettelstapel ab. Achtlos ließ er die Zettel auf den Ständer am Flügel fallen und sich selbst dann auf der einen Hälfte der Bank nieder. Ich blieb steif davor stehen. „Mr. Cato verlangt von mir, mein Stück dem Lehrbuch anzupassen. Keine Eigenbrötelei, dabei ist es mein Solostück. Er ist kein Vertreter von Modernisierung oder ausprobieren. Das verdirbt die Ursprünge der Musik, sagt er.“ Edward schnaubte leicht Kopf schüttelnd. „Dabei muss Musik, wie alles auf der Welt, sich entwickeln und mit dem Menschen gehen und nicht in der Vergangenheit behaftet bleiben.“ Ich nickte nur stutzig. Warum sagte er mir das alles? „Spielst du Klavier?“, wollte er wissen und drehte sich mit Körper und Beinen zum Klavier hin. Er klopfte neben sich auf das freie Stück Bank und wartete. Ich zögerte und setzte mich dann langsam. Eigentlich wollten wir mit unsere Biologiearbeit beginnen und nicht „Was ist eine Tonleiter?“ spielen. Vor allem… er wusste doch, dass ich keine Ahnung von Musik hatte, warum fragte er danach, ob ich Klavier spielte? „Nein, ich habe mich als Kind mal an der Blockflöte versucht… aber eine musische Ader habe ich wohl kaum“, antwortete ich verspätet und presste die Lippen aufeinander. „Mhmm…“ Er schaute auf die Tasten vor sich und legte die, ihn vermutlich störenden, Blätter vor ihm auf den Boden. „Rutsch mal näher ran, ich zeige dir etwas“, forderte er mich auf. Unsicher gab ich meinen Sicherheitsabstand zu ihm auf und setzte ich mich näher zu ihm. Ich spürte seine Hüfte leicht an meiner. „Leg mal deine Hände auf die Tasten“, ich tat wie mir geheißen, „nein warte“, er hob meine Hände hoch und legte sie etwas weiter nach links, „so ist die Ausgangsstellung. Hier der Daumen auf C und hier auch.“ Mein silbernes Armband kam unter dem Pulloverärmel zum Vorschein. Edward schaute kurz darauf. „Ist das neu?“, wollte er wissen. „Ähm, ja, von meinem Vater“, antwortete ich lediglich. Er musterte es ausgiebig und ging nicht weiter darauf ein. Dann hielt er seine Hände schwebend über meinen und schaute mich an, ehe er sie absenken wollte. „Darf ich?“ Ich nickte, ohne überhaupt drüber nachzudenken was hier geschah und was die Konsequenzen waren. Er kam etwas näher zu mir, legte die linke Hand passgenau auf meine, dann die rechte, dessen Arm sich vorne herum erstreckte. Seine Hände waren groß und angenehm weich, als enthielten sie keine Kanten oder Makel. Seine Finger ragten über meine hinaus, weshalb er seine Hände etwas zu meinem Handgelenk herunter schob. Mein Herz schien auszusetzen und mein Atem zu verfliegen. Ich schmeckte die Luft in meinen Mund nicht mehr und ließ ihn einfach geöffnet. Sein Gesicht war nah zu meiner Wange gerückt, seine Augen auf die Tasten gerichtet, als er erklärte: „Drück’ deine Hände nach oben gegen meine und ich führe dich dann. Etwas fester, sonst geht das nicht“, lachte er leise, als ich Finger zaghaft nach oben schob. Ich spürte wie meine Hände unter seinen zitterten, als ich versuchte meine Hände fester an seine zu geben. Ich vernahm den Druck, den er auf ein paar Finger ausübte und sie hinab zu den Tasten gab. Er spielte ganz langsam, sodass er mir Zeit gab die Hände wieder zu heben, wenn er es tat. Ich erkannte das Stück schon nach wenigen Tönen und lächelte wieder atmend. „Kennst du es?“, fragte er, unbeirrt weiter spielend, nach. „Ähm…“, machte ich unfähig, mich auf das Klavier „spielen“ und das Beantworten der Frage gleichzeitig zu kümmern. „Ja, ‚für Elise’, Beethoven, nicht wahr?“ Ich bemerkte, wie er mich korrigieren musste, da ich bei der Antwort ihn von der Seite angesehen hatte, bedacht darauf, ihn nicht mit Gesicht oder Kinn zu berühren. Meine Konzentration hatte nicht mehr meinen Händen gegolten, während er weiter herabblickte. Ein Grinsen auf den Lippen. Ich musste die Augen ein wenig zusammenkneifen, um ihn bei der kurzen Distanz nicht verschwommen zu sehen, so nah war er mir… Ich schaute wieder auf das Schwarz-Weiß. Edward endete mit mir zusammen. Er ließ den Ton verhallen – jetzt erst merkte ich, dass er auch seine Füße nutzte ¬–, horchte mit mir ein paar schöne Augenblicke in die Stille und nahm dann die Hände bzw. die Arme von mir. „Woher kennst du es?“, wollte er wissen. „Das ist nicht schwierig“, meinte ich. „Wir hatten es im Musikunterricht und es ist eines der Stücke, die die Schüler, die ein bisschen Klavier spielen konnten, dann in den Pausen zwischen den Musikstunden immer geklimpert haben, weil es nicht so schwer ist – wie du siehst.“ Plauderte ich überrascht von mir selbst und hielt, mit aneinander gelegten Lippen grinsend, meine Hände hoch. „Ich zeige dir noch eins. Mein Lieblingsstück“, bot er an und hielt schon die Hände viel zu hoch über den Tasten. „Wenn du möchtest?“ Mein Herz begann nicht schneller, aber heftiger zu klopfen. Das eben war wie eine Trance gewesen, die ich nicht missen, aber nicht noch mal erleben durfte. „Vielleicht wäre es klüger, wenn du allein spielst, findest du nicht?“, versuchte ich, so höflich es ging, das gemeinsame Spiel abzulehnen. Es würde schneller gehen, weniger Nähe fabrizieren und wir könnten eher mit unserem eigentlichen Vorhaben – dem Lernen – beginnen. „Es ist ein sehr einfaches Stück. Es war die Melodie der Spieluhr, als ich noch klein war und das war mein erster Berührungspunkt mit der Musik. Ich wollte Klavier lernen, um dieses Lied spielen zu können. Ach ja“, wand er ein und kam auf meinen Vorschlag zurück, „wenn es dann ein wenig schneller wird, kann ich allein weiter spielen.“ „Ähm, okay“, murmelte ich widerstandslos und legte beide Hände unter die seinigen. „Vielleicht kennst du das ja auch“, sagte er noch und begann, nach einem kurzen Atemzug seinerseits, auf meinen Händen „zu spielen“. Eine schöne Melodie, stellte ich schon nach wenigen Sekunden fest. Ruhig und nicht so ausgelassen wie damals, als ich ihn in der Aula beobachtet hatte, ganz zu Beginn… oder die anderen Male… Mit einer Andeutung stupste er meine Hand sanft zur Seite, ich nahm sie rasch weg – mir entging sein Grinsen nicht –, während er weiter spielte und ich von ihm abrückte, damit er mehr Platz hatte. Mein Blick glitt über seine Hände und Arme zu seinem Gesicht. Es war nicht nur meine Empfindung einer Trance eben gewesen, sondern… wie träumerisch spielte er instinktiv und hingebungsvoll die Noten. Sein ganzer Körper schien ins Spiel vertieft, als bekäme er nicht mit, was um sich herum geschah, apropos- Ich schaute über den Flügel auf, als ich etwas in meinem Augenwinkel bemerkte. Seine Mutter stand in der geöffneten Tür, gekleidet wie ein Gärtner (und auch so dreckig, dachte ich lachend), lächelte zu uns – mir – herüber und senkte die Hand, mit der sie gerade klopfen wollte. Es war, als streichelte er die Tasten… überflog diese… er endete mit einem letzten langen Ton. Er lächelte mich an. Ich tat es ihm unwillkürlich gleich. „Es heißt Claire de Lune von Debussy, sagt dir das was?“, fragte er. Ich vermutete, dass er seine Mutter noch nicht bemerkt hatte. Ich schüttelte perplex den Kopf. „Ich schätze, ich hatte die falschen Spieluhren als Kind.“ Er lachte in sich hinein. „Es tut mir leid“, begann seine Mutter zaghaft, „dass ich euch stören muss. Aber Edward, kannst du ganz kurz kommen?“ „Sicher“, antwortete er nur, wendete aber nicht den Blick von mir, ehe er sich erhoben hatte und zur Tür gegangen war. Ich spürte, wie mir der Puls gegen meine Rippen hämmerte. Ich atmete länger aus, als ein, um ihn zu extensivieren. Meine Hände kribbelten noch sanft unter meiner Haut. Ein angenehmes, wenn auch aufreibendes Gefühl in mir verflog so langsam. Einen Augenblick hielt ich noch inne, ehe ich, den Kopf hin und her schwenkend, zu dem Tisch mit den Getränken und meinen Sachen ging. Ich öffnete meinen Ordner und versuchte die Szenerie von eben auszuschalten. Wir mussten vorankommen, da zu Hause noch viel Arbeit auf mich wartete, die sich nicht von selbst machte. „Entschuldige bitte“, kam es von hinten, als Edward nach zehn Minuten wieder eintrat und die Tür hinter sich schloss. „Ich musste auch noch meine Unterlagen holen. Normalerweise lerne ich im Wohnzimmer oder in der Bibliothek, aber da arbeitet gerade mein Vater“, rechtfertigte er sich unnötig und legte Bücher, Zettel und seinen Laptop auf den Tisch. Bibliothek?, geisterte es einen Moment verblüfft durch meinem Kopf, ich nickte dann nur, damit er wusste, dass ich es vernommen hatte. „Hast du die Beschreibungen und Anordnungen schon gelesen?“, fragte ich ihn, um aufs eigentliche Thema zu kommen. „Überflogen“, erwiderte er. „Hier ist die Aufgabenstellung.“ Er reichte sie mir und wir begannen endlich. Nachdem wir alles gelesen, besprochen und Edward eine von mir diktierte Anleitung mitgetippt hatte, lief er eben ins Nachbarzimmer, um den Ausdruck zu holen. Es hatte mal wieder länger gedauert, als geplant und ich hoffte, dass wir beim letzten Durchgehen keine Schwachstellen oder fehlende Themen finden würden, damit ich nach Hause und meine Tests vorbereiten konnte. „Danke“, murmelte ich und beugte mich über das Papier. Den Kopf auf der linken Hand aufgestützt, die rechte mit einem Stift versehen. Ich gähnte ausgiebig. „Zu lang aufgeblieben?“, fragte Edward mit leicht neckendem Unterton. Ich blickte einen Moment verwirrt auf, weil ich das Gähnen erst gar nicht bemerkt hatte, kniff dann aber Schultern zuckend die Augen zusammen und nuschelte nur: „Nein, eigentlich nicht.“ Alles andere ging ihn auch nichts an, dachte ich mürrisch und las weiter. „Ich denke, das ist gut so“, beurteilte ich, als wir durch waren. „Schickst du es ab, oder-“ „Kein Problem, ich mache das gleich“, wand er ein. Ich war aufgestanden und räumte bereits meine Sachen zusammen. Ich durfte gar keine Zeit verlieren. Mir wurde ganz anders, als ich die wenige Zeit mit meiner To-Do-List verglich. Edward begleitete mich die erste Treppe runter in das „repräsentative Wohnzimmer“. „Ah Bella, ich habe direkt für dich mit gedeckt“, strahlte Edwards Mutter mich an, die in der Küche gerade eine Schüssel Salat vorbereitete. Vielleicht das nächste Mal, echote es in mir. Das hatte ich seinerzeit zu ihr gesagt. „Ja, bestimmt“, hatte ich damals geantwortet. „Ähm“, machte ich kurz und warf einen Blick auf Edward. Er wies jedoch keine Ablehnung auf. „Sehr gerne, danke“, sagte ich daher, obwohl mir nicht wohl dabei war. Edward nahm mir meine Sachen kurzerhand ab und lehnte sie an die Wand neben dem Treppenaufgang. Er zog dann, am noch leeren Tisch, einen Stuhl für mich zurück, auf den ich mich setzen sollte. Überrascht über diese höfliche Geste, tat ich ihm den Gefallen. Er setzte sich neben mich, sodass wir beide mit dem Rücken zur Treppe saßen. Mein Blick fiel zu der Couchgarnitur in der Mitte des riesigen Raumes. Dort lagen unsäglich viele Kleider, und zwar richtig schöne, edle Kleider. Alice, die ich jetzt erst bemerkte, hob sie nacheinander hoch und begutachtet sie. Nach ihrem prüfenden Blick hing sie die Kleider auf einen Rollständer auf der anderen Seite des Raumes, welchen sie nun zur Couch zog. „Mhmmm, das riecht gut, Schatz“, hörte ich jemanden hinter mir sagen und wandte mich instinktiv mit dem Kopf um. Mr. Cullen kam die Treppe runter und küsste seine Frau auf die Wange. „Ja, nur leider nicht meine Idee. Die Rezepte sind von Carmen“, äußerte Mrs. Cullen lächelnd. Ihr Mann drückte sie noch mal und kam zum Tisch, bevor er sich neben mich setzte und erfreut: „Oh, hallo, Bella. Wie ich sehe, geht es dir wieder blendend?“ „Äh, ja“, antwortete ich mit gesenktem Blick ein wenig peinlich berührt. „Vielen Dank noch mal“, murmelte ich und spürte ein unruhiges Kribbeln in der Magengegend, welches meinen Appetit fast verjagte. Mr. Cullen wollte noch etwas erwidern, doch sein Blick fiel zur Treppe, wo gerade jemand herunterstapfte. „Emmett“, sagte Mrs. Cullen vorwurfsvoll. Ich widerstand dem Blick nach hinten zu sehen. „Ich kann ja nicht wissen, dass wir Besuch haben. Außerdem hat Bella mich schon mal nackt gesehen“, feixte er von der Treppe aus. „Nicht wahr, Bella?“ Direkt angesprochen kam ich nicht drum herum, mich umzudrehen. Emmett stand barfuß, in Shorts, oberkörperfrei und ein Handtuch um den Hals, die Haare noch nass, auf der vorletzten Treppenstufe und zwinkerte mir zu, ehe er erneut nach oben verschwand. Ich wandte mich schluckend wieder dem Tisch zu. Oh mein Gott… wie peinlich… Mrs. Cullen servierte nach und nach. Erst einen kleinen Gemüsekuchen. Dann ein Gericht mit Zucchini und Hähnchen, dann ein weiteres mit Champignons und zwei verschiedene Salate. Ihr Mann war mittlerweile aufgestanden und half ihr. Ich ärgerte mich, dass ich das nicht getan hatte und einfach hier sitzen geblieben war. Doch ich fühlte mich merkwürdig paralysiert, um mich überhaupt zu regen. „Emmett? Kannst du Getränke aus dem Keller holen?“, bat Mrs. Cullen, als Emmett gerade den Stuhl erreicht hatte. Er trug nun ein T-Shirt und auch Socken, seine Haare glänzten lediglich feucht. Er machte grinsend auf der Stelle kehrt und verschwand hinter einer Tür, direkt rechts neben der Treppe. Alice hatte sich mittlerweile auch gegenüber von Edward gesetzt. Sie wirkte verschlossen und ein wenig… angewidert? Wegen mir?, projizierte ich dies sofort auf meine Anwesenheit. Edwards Eltern setzten sich wieder. Emmett war derweil auch aus dem Keller zurück und stellte ein paar Flaschen verteilt auf den Tisch. „Ich hoffe, du magst etwas davon“, sagte Mrs. Cullen zu mir. „Ja, sicher, sieht sehr gut aus“, antwortete ich steif. „Na dann, guten Appetit“, verkündete Edwards Vater und nach allgemeinem Gemurmel begannen wir, uns von den Speisen zu nehmen. „Ihr müsst wissen, Bella kann selbst ziemlich gut kochen“, plauderte Edward eine Minute später aus dem Nähkästchen. Hätte ich mir nicht so wenig in den Mund gesteckt, hätte ich mich vermutlich an dem Bissen verschluckt. Wie kam er dazu, so was jetzt zu sagen?!? Was noch nicht einmal stimmte… „Na ja“, druckste ich herum, als ich viele Augenpaare auf mir spürte, „ein bisschen. Nur so die grundlegenden Sachen… nichts Besonderes…“ „Immerhin mehr als Edward. Er ist ein grausamer Koch. Unser Wunderkind kann ja alles, nur das nicht“, zog Emmett ihn auf und trank, grinsend bis über beide Ohren (grinste er eigentlich immer?, fragte ich mich für einen kurzen Augenblick), einen Schluck. „Na ja, Suppe klappt ja“, erwiderte ich mit einem Lächeln, welches gleich erstarb. Ich bereute in demselben Bruchteil dieser Sekunde, dass ich das gesagt hatte. Was redete ich hier eigentlich?? Ich sah mit geneigtem Kopf kurz auf. Alle wirkten unbekümmert – nur Alice schien in Missstimmung, sie warf mir einen kühlen Blick zu. „Kannst du mal sehen, Emmett“, konterte Edward, um die Situation aufzulockern. „Pffft“, machte sein Bruder. Das Grinsen schien wirklich niemals aus seinem Gesicht zu verschwinden, war ich mir nun sicher. Doch sein lockeres Gemüt war andererseits auch angenehm. „Ich bin nachher mit Jasper verabredet und wir gehen danach noch auf eine Vernissage“, gab Alice trocken, in Richtung ihrer Eltern, kund. Beide nickten. „Da freut sich Jasper aber, nicht wahr?“, zwitscherte Emmett in einem kindischen Ton und streckte ihr flüchtig die Zungenspitze raus. Alice lachte. Kein arrogantes, aufgesetztes, sondern ehrliches Lachen. Die Kühle war auch aus ihrem Gesicht verschwunden. „Jaah, er freut sich, Bruderherz. Vor allem auf mein Kleid“, wehrte sie sich, stand auf und eilte zu dem Ständer im Wohnzimmer. Ich beobachtete das alles mit wachsender Neugier. Einerseits irritierte mich Alice’ Verhalten und ließ sie weniger sympathisch wirken. Andererseits… lag das an mir? Immerhin war ihre Laune im Kontakt mit Emmett augenblicklich umgeschlagen… oder war das gar keine Laune und ich hatte etwas falsch gemacht? Aber ich kannte sie ja eigentlich kaum… Saß ich auf ihrem Platz?, fragte ich mich unwillkürlich ganz abstrus. Jetzt schien sie ganz verändert… „Und? Was sagst du?“, fragte sie dann keck grinsend Emmett, sah jedoch auch kurz in die Runde. Das Kleid war nachtschwarz mit dunkelgrauen Nähten und im Rücken komplett frei, während es vorne in Falten fiel und einen spitzen V-Ausschnitt hatte. Im Nacken war es mit einer Schleife zusammen gebunden und reichte ihr vermutlich bis unterhalb der Waden. „Ja, ich ziehe noch einen Mantel drüber“, antwortete sie, ohne, dass ich eine verbal vernehmbare Frage gehört hatte, doch ihre Mutter nickte sichtlich zufrieden. „Nicht schlecht, Schwesterchen. Aber auch nur ein schöner Rücken könnte entzücken“, stichelte Emmett. Alice gab ihm gespielt entrüstet einen Klaps auf den Hinterkopf und strich die Nässe an seinem Shirt von ihrer Hand ab, ehe sie zurücktippelte. Ich kam nicht umhin an die Essenszeiten zu Hause zu denken. Die waren meist nicht so ausgelassen und fröhlich. Natürlich gab es mal schöne Atmosphären, doch meist wurden sie von irgendetwas überschattet. Entweder die Krankheit meiner Mutter, Phils Jobs oder auch Probleme bei mir an der Uni. Ich musste auch zugeben, dass wir nicht oft gemeinsam aßen. Entweder war Phil arbeiten oder ich in der Uni. Hier schien das ein alltägliches Ritual zu sein. Ein wenig beneidete ich Edward – was nicht hieß, dass ich tauschen würde. „Ich habe übrigens deine Arbeit gelesen“, wechselte Mr. Cullen das Thema und schaute mich von der Seite an, während er das Hähnchen schnitt und dann in den Mund steckte. Ich dachte scharf nach, welche meiner Arbeiten er gelesen haben konnte, denn ich hatte kein Seminar bei ihm. „Deine Bewerbungsthesis“, klärte er mich auf und griff zu seinem Wasserglas. „Ah okay“, meinte ich nickend und aß langsam weiter. Es schmeckte köstlich, doch mein Magen sendete mir nur dumpfe Signale, dass er zu angespannt, zum verdauen war. Mir war es unangenehm, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. „Eine sehr gute Arbeit. Auch dein Forschungsdesign… sehr spannend.“ Ich nickte nur, um zu zeigen, dass ich zugehört hatte und legte das Messer nervös ab. „Deine Ansichten mögen nicht immer gängig oder zutreffend sein, aber verdeutlichen interessante Richtungen“, lobte er mich. „Sag, worin schreibst du deine Abschlussarbeit des Semesters?“ „Im Modul Tumorerkrankungen. Wahrscheinlich über die onkologische Sichtweise und die neuste Therapiemethode. Ich muss das aber noch abklären“, teilte ich mit. Mr. Cullen nickte und nahm sich ein Stück Brot. Ich widmete mich wieder meinem Essen, meine linke Hand, ohne das Messer, an die Tischkante geklammert. „Würdest du mir erlauben, sie zu lesen?“, fragte Mr. Cullen nach einer grüblerischen Pause. Ich sah auf. „Ich habe Einsichten in alle Arbeiten, die an der Uni verfasst und dann im Archiv gelagert werden. Allerdings frage ich Studenten, wenn ich sie denn kenne, gerne vorher.“ Er lächelte milde. Ich wollte gerade antworten – natürlich zustimmen, das wäre eine Ehre! –, als ich etwas an meiner linken Hand spürte. Edward schob seine Hand zaghaft über meine. Ich unterband die Berührung sofort und ließ meine Hand auf meinen Oberschenkel, unter den Tisch gleiten. Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Edwards Hand wieder langsam zur Gabel ging. Ich versuchte ruhig zu atmen, obgleich dies wie ein elektrischer Schlag meinen ganzen Körper durchfahren hatte und mich innerlich erzittern ließ. Mein Herz schien unregelmäßig und dumpf zu schlagen. „Bella? Alles in Ordnung? Fühlst du dich nicht wohl?“, fragte Mrs. Cullen nach. „Doch, ich- ich hab nur keinen Hunger mehr- danke, es war sehr lecker“, ratterte ich runter und ließ das Besteck nun endgültig, doch leider geräuschvoll, liegen. Ich bemerkte auch Mr. Cullens fragenden Blick. „Natürlich, sicher“, antwortete ich dann endlich auf seine Frage. „Ich- ich denke… ich glaube, ich gehe jetzt“, fügte ich durcheinander hinzu – wohl wissend, wie unhöflich es war, sich zu verabschieden, wenn die anderen noch nicht fertig waren. Ich stand auf und dachte nicht mal daran, meinen Teller wenigstens in die Küche zu bringen. „Ich komm’ klar“, meinte ich zu Edward, um ihm verstehen zu geben, dass ich mit dem Bus fahren würde. Mit welchem auch immer. „Ich bin auch fertig, ich bringe dich nach Hause“, ignorierte Edward meinen Wunsch. Ich würde es über mich ergehen lassen und nicht noch taktloser sein, kam ich zu dem Schluss, als ich überlegte Widerstand zu leisten. Knapp nickend, bedankte ich mich noch mal und verabschiedete mich. Edward hatte schon meine Sachen von der Treppe geholt und ich eilte, so schnell, dass es nicht fliehend aussah, aus dem Haus – doch, es sah nach Flucht aus. Ich konnte ihn nicht mal anschreien oder dergleichen. Nicht mal fragen, was das sollte, warum er das tat und- und ob er irrtümlich glaubte, dass er das durfte, nur weil er mit mir Klavier gespielt hatte. Nicht mal das, hatte ich eigentlich gewollt – ich hatte es nur nicht verhindert. Aber die Berührung eben hatte sich auch ganz anders angefühlt… Ich schüttelte zur mir selbst den Kopf und versuchte mich auf andere Gedanken zu bringen. Kein Wort verließ meine Lippen. Ich war einfach zu geschockt, von der ganzen Situation eben, von dem ganzen Tag, der bisher überwältigend auf mein Empfinden eingewirkt hatte. Was dachte jetzt seine Familie von mir?, kam es mir in den Sinn. Sie würde mich für durchgeknallt oder gestört halten. Hatten sie das mit der Hand gesehen?, stellte ich mir weiter Fragen, die ich mir nicht beantworten konnte. Edward und ich schwiegen uns auf der Autofahrt an. Meine linke Hand hielt ich fest in der anderen. Ich hatte keine Erklärung für mein Verhalten und warum er mich so aus der Fassung gebracht hatte. Doch für eines hatte ich eine Erklärung: Nämlich dafür, warum Edward in der nächsten Zeit ab und an bei mir zu Hause sein würde – zu ihm würde ich nie wieder gehen. Funkstille. Wieder mal. Mr. John fehlte immer noch – auf unabsehbare Zeit. Das hieß, dass Edward und ich uns ein bis zwei Mal die Woche treffen mussten. Ich bestand darauf, dass er, wenn wir schon nicht in der Uni blieben, zu mir kam. Kein Kochen, keine Nettigkeiten, kein Klavierspielen in der Uni, nichts. Wir redeten das Nötigste und zogen das auch durch. Es war richtig, doch ich fühlte mich falsch. Ich bemerkte, dass es mir immer schwerer fiel, ihn zu ignorieren, ihn anzusehen und ich wusste nicht mal, wieso. Ich konnte nicht mal mehr lächelnd in den Spiegeln sehen. Ich verstand einfach nicht, warum das harte Gefühl in meinem Magen nicht wegging und durchgehend blieb. Ich wollte hier doch nur studieren… Selbst meine Mutter schöpfte – allein schon durch das Telefon – Verdacht. „Schatz, was ist denn los mit dir? Bei jedem Gespräch bist du völlig wortkarg in letzter Zeit und irgendwie abwesend…“, fragte sie misstrauisch nach. „Ach, das kommt dir nur so vor“, entgegnete ich. Super Spruch, Bella. „Hast du Stress in der Uni? Oder Probleme mit den Studenten?“ „Nein… nein, nein, es ist alles gut“, redete ich mich raus. „Mach dir keine Sorgen…“ Sie wartete und ich wusste, dass das ihr das nicht reichte. „Es ist nur… bald sind die Vorprüfungstests und… na ja, auf Englisch und die Abschlussarbeit muss ich auch so langsam beginnen…“ „Ach Liebling, das schaffst du mit links! Oh halt, nein, falsch, das darf ich ja nicht sagen.“ Sie räusperte sich theatralisch. „Du hast viel gelernt und hart gearbeitet und dafür wirst du gebührend belohnt werden.“ Sie lachte herzlich. „Mhmmmm…“, machte ich. Ich hatte ihr mal „verboten“, dass sie sagte, ich schaffe das locker, das wird schon und so weiter… ich fand, dass das abwertend gegenüber dem klang, was man leistete. Aber das war schon lange her. „Kann ich dich damit aufmuntern, indem ich dir sage, dass ich Anfang nächsten Jahres noch zwei Abschlussuntersuchungen habe und es sehr gut für mich aussieht?“ „Das freut mich unglaublich“, sagte ich matt. Überzeugend, Bella!, verdrehte ich innerlich die Augen. „So kenne ich dich gar nicht. Du warst immer fröhlich. Selbst, wenn es mir schlecht ging oder Phil pessimistisch war“, wand meine Mutter ein. Ich ließ mich tief ein- und ausatmend aufs Bett plumpsen. „Oder…“, begann sie verheißungsvoll. „Mum, ich muss Schluss machen“, kündigte ich an. Bevor sie irgendwelche abstrusen Ideen hatte. Um mich sollte sie sich als letztes kümmern. „Ich muss noch ein bisschen Stoff wiederholen. Hab dich lieb, bis dann.“ „Ich dich auch, tschüß Schatz.“ Ich pfefferte den Hörer neben mir auf die Bettdecke und langte nach dem Bilderrahmen von Zoey, der mir zuerst ins Sichtfeld kam. Das hatte ich ihr auch noch nicht erzählt… oder wollte Dad das gar nicht? Das müsste ich mit ihm auch noch klären… Was ich durch die Spiegelung im Rahmen dann aber erblickte, war jedoch ich selbst. Lächeln, sagte ich mir und zog die Mundwinkel hoch. „Geht doch“, murmelte ich. Sofort senkte ich sie wieder. Ich stellte den Rahmen zurück. Lächeln widersprach allem, was ich fühlte. Und was ich fühlte, wusste ich nicht mal. Ich biss mir mit den Vorderzähnen fest auf die Unterlippe, doch helfen tat es nicht. Die Tränen kamen in mir hoch, die ich zwar schnell wegblinzelte, eine jedoch stahl sich hindurch. Rasch wischte ich sie weg. Ich machte zwei Schritte zum Schreibtisch, nahm Zettel und Stift, um irgendwas, sinnloses wie sinniges, zu schreiben und begann letztlich meine Zusammenfassung abzuschreiben. Meine Gedanken schweiften jedoch selbst beim kopieren des Textes immer wieder ab, sodass ich inne hielt. Mit den Fingerkuppen fühlte ich vorsichtig, als würde etwas geschehen, wenn ich es tat, über meinen linken Handrücken. Mein Blick fiel auf die Narbe der anderen Hand. Ich schlug mit den Händen auf dem Tisch auf. Es reichte. Verdammt noch mal! In den nächsten zwei Wochen waren in jedem Seminar kleinere bis größere Tests, die Laborarbeiten mussten weiterhin selbstständig gemacht werden und die Abschlussarbeit bedarf der Vorbereitung – konzentrier’ dich auf dein Ziel und genieße es hier zu sein!, sagte ich mir eindringlich. In drei Monaten war alles bereits vorbei… „Denken Sie bitte an den morgigen Test und entsorgen Sie alle Stoffe, da wir uns ja erst nächste Woche wieder sehen“, gab Mr. Pomary zu Bedenken und klaubte seine Sachen zusammen, wie wir auch. „Wartest du noch einen Augenblick, Bella?“, fragte Edward mich, als ich, schneller als er, fertig bepackt meinen Stuhl ran rückte. „Ist noch was? Wegen morgen?“, fragte ich distanziert. Mir schlotterte es in den Knien – wie immer – wenn ich an die Prüfung, na ja den „Test“, dachte. „Nein, etwas anderes…“, meinte Edward und schaute nicht auf, während er seine Unterlagen einsammelte. „Dann muss das warten“, gab ich ihm zu verstehen. „Die Vorprüfungsphase beginnt und ich habe keine Zeit für ‚etwas anderes’.“ Meine Wörter klangen kühl, meine Stimme nicht. Halbherzig. „Eine Sekunde, Bella, bitte“, bedeutete er nachdrücklich, als ich mich weggedreht hatte. Bleib standhaft, sagte ich mir und ging einfach. Er war noch beschäftigt und ich hatte einen Vorsprung. Ich schaute mich flugs um, aber er kam mir nicht hinterher. Ich verlangsamte meine Schritte deutlich. Egal, was es war, es war etwas, was ich bestimmt nicht hören wollte, vermutete ich sehr sicher. Ach Mist, schimpfte ich innerlich. Ich war in der Eile in die falsche Richtung, zum Sekretariat hin, gelaufen. Da musste ich zwar auch noch hin, aber mein Seminar jetzt war wichtiger. Na gut, dann machte ich eben einen Umweg, um nicht am Labor entlang zurück zu laufen, nahm ich mir vor. Kaum war ich um die Ecke gebogen, erschrak ich und sog zischelnd Luft ein. Hinter der Biegung stand Edward, an die Wand gelehnt. Ich öffnete den Mund, um ihn lauthals zu fragen, was er hier tat und was das sollte, doch ich verkniff es mir, neigte den Kopf und wollte an ihm vorbei gehen. Mein Herz klopfte noch rascher von dem Schreck. „Bitte Bella, ein Wort“, bettelte er nahezu und streckte den Arm gerade heraus, in den ich fast hineingelaufen wäre. „Gut“, presste ich zwischen den Lippen hervor und blieb seitlich zu ihm stehen. „Wir würden uns sehr freuen, wenn du den Weihnachtsabend bei uns verbringst. Falls du noch nichts anderes vorhast“, sagte er auf. So klang es zumindest. „Hab ich“, äußerte ich mich schnell, zu schnell, da er mir die perfekte Ausrede serviert hatte. So schlagfertig wäre ich von allein nicht gewesen. „So?“ Edward zog die Augenbrauen hoch. „Ähm…“, versuchte ich Zeit zu schinden, doch er schien sofort gewusst zu haben, dass ich log. „Meine Eltern würden sich sehr freuen – und ich auch“, fügte er hinzu und ich spürte seinen Blick auf meiner Wange brennen. „Meine Mutter hat sehr gerne viele ‚Kinder’ um sich und sie mag dich. Sie hätte dich sehr gerne dabei. Sie findet nicht, dass du Weihnachten allein sein solltest und dann wohlmöglich auch noch lernst.“ „Richte ihnen meinen Dank aus, ich habe schon… eine Verabredung“, murmelte ich mit gesenktem Blick und wollte weiter gehen. „Hier.“ Er hielt mir, direkt vor meiner Nase, einen weinroten Briefumschlag hin. „Das ist die Einladung. Meine Mutter hat sich viel Mühe gemacht, bitte nimm sie – und überlege es dir.“ „Na schön“, formten meine Lippen flüsternd und ich nahm den Brief an mich. „Es wird nichts“, begann er leise, als ich eigentlich weiter gehen wollte, „dieser Art vorkommen.“ „Es geht nicht.“ Ich lief endgültig an ihm vorbei. ----------- Freue mich sehr auf kommis :-* und schon ma frohe weihnachten und besinnliche feiertage, da das nächste kap erst nach dem 24. kommen wird ;):) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)