Six Months - Die Symphonie deines Herzens von *Fane* (The-Bella-und-Edward-All-Human-Story) ================================================================================ Kapitel 11: Reprise: Zerrissen - Teil 4 (Bella & Edward) -------------------------------------------------------- Es tut mir leid, ihr lieben, dass ich so spät bin -.- feiertage & neuer lap & baldige Prüfungen sind keine gute kombi *seufz* -.- aber jetzt, hier ist das neue chap ;) noch ein wenig nachweihnachtliche stimmung und.... prickeln :P ;)^^ viel spaß ^^ Musik (in dieser Reihenfolge): The Shins - New Slang http://www.youtube.com/watch?v=QD7qIthSdkA'] & Joshua Radin - Only You http://www.youtube.com/watch?v=XYt6lULjRow&feature=PlayList&p=281162B47B173B93&playnext=1&index=7 & Leona Lewis - Broken http://www.youtube.com/watch?v=HhBlLe_F2NA&feature=PlayList&p=F692A1C29993B942&playnext=1&index=1 => Mit dieser Liedauswahl bin ich sehr zufrieden, auch, weil ich glaube, dass durch den Text sehr schnell deutlich wird, ab wann das nächste Lied passt...^^ vor allem die beiden letzten waren sehr inspirierend für mich :) Bild zum Kap: http://img228.imageshack.us/img228/7858/bannerrepriseteil4.jpg Bella Ich hatte mir für die Tage dieser Woche einen Zeitplan aufgestellt. Donnerstag hatte die Abschlussarbeit im Vordergrund gestanden. Dabei hatte ich die einzelnen Etappen eingeteilt, die aber vorwiegend „Bibliothek“ und „Literatur- und Internetrecherche“ hießen. Freitag ebenso, allerdings hatte ich die Pralinen, welche die Nacht im Kühlschrank verbrachten, auch fertig gestellt. Heute jedoch blieb nur Zeit bis zum frühen Nachmittag, um Sämtliches für die Uni zu erledigen. Ich hatte für die Pralinen eine ovale, normale Glasschüssel besorgt, auf der ich diese anordnen wollte, und Alice kam auch gleich. Durchdringend erklang die Schelle. Ich schaute über die Schulter zur Uhr. 17 Uhr? War das etwa schon Alice?, fragte ich mich irritiert, ging mit schokoladenverschmierten Händen und drückte mit dem Ellenbogen auf. So öffnete ich dann, tatsächlich Alice, die Tür. „Die Tür stand unten offen- Oh“, entfuhr es Alice unwillkürlich, als sie mich musterte. Bepackt ging sie an mir vorbei in die Wohnung. „Tut mir leid- ich- ich hab nicht so früh mit dir gerechnet“, stammelte ich mit hochgehaltenen Händen. „Edward sagte, kurz vorher…“ „Ja, eben“, nickte Alice lachend. „Sind die… für später?“, fragte sie mit großen Augen. „Ähm, ja“, stimmte ich nickend zu. „Die hast du selbst gemacht?“, wollte sie weiterhin erstaunt wissen und tätigte ein paar Schritte zur Küchenanrichte. „Ähm, ja“, machte ich wieder. „Na ja, ich hoffe, sie sind gelungen-“ „Darf ich?“ Alice deutete mit dem Finger auf die Pralinen. „Sicher, die sind ja für dich. Also für euch alle“, sagte ich verdutzt. Alice fuhr mit dem ausgestreckten Zeigefinger wählend über die Pralinen und steckte sich dann fröhlich eine zwischen die Lippen. „Wow“, machte sie kauend und riss anerkennend die Augen auf. „Mit Mousse?“ Ich nickte erfreut, dass es ihr schmeckte und den anderen hoffentlich dann auch. „Ich springe dann schnell unter die Dusche. Tut mir leid, dass du warten-“ „Keine großen Reden, husch husch“, befahl Alice schief grinsend und machte eine wedelnde Handbewegung. Ich tat wie mir geheißen und erkannte, als ich mich auf den Weg ins Bad machte, einen Bügel von der eine Plastikummantelung abfiel – vermutlich das Kleid für mich. Das konnte ja heiter werden. Schnell hatte ich geduscht und mir die Haare leicht feucht gefönt. Meine Wohnung erkannte ich allerdings nicht mehr wieder. Und Alice auch nicht. Kleine Köfferchen standen überall herum, deren Inhalt auf dem Tisch verteilt war. Alice hatte sich scheinbar auch fertig gemacht. Sie hatte die Haare mit Schaumfestiger oder etwas Ähnlichem fixiert und war gerade noch dabei, sich die Wimpern zu tuschen. Nun, da ihr Mantel auf meinem Bett lag, erkannte ich ein silbernes, glänzendes Kleid mit nur einem schmalen Träger. „Da bist du ja“, sagte sie und tapste zu dem Bügel, den sie an das Regal gehangen hatte. Sie nahm das von ihr damals geplante Kleid heraus. „Das ist ja…“ Mir fehlten die Worte. Mit der Hand strich ich andächtig darüber. Der Stoff war unglaublich schön. „Zieh es an“, forderte sie. „Ach ja“, sie griff zu einer weiteren Tasche, „hier sind ein paar trägerlose BHs in verschiedenen Größen drin. Oder hast du so etwas?“, fragte sie. „Nein, da hab ich gar nicht dran gedacht“, gestand ich. „Ich aber.“ Sie lächelte breit. Schnell war der richtige BH gefunden und das Kleid angezogen. Es saß wie angegossen – was ja auch kein Wunder war, denn es war nach meinen Maßen geschneidert worden. „Perfekt“, meinte Alice sichtlich mit sich zufrieden. „Das ist aber hübsch“, fand sie, als sie mein Armband an meinem Handgelenk begutachtete und in alle Richtungen drehte. „Von meinem Vater“, meinte ich knapp. „Und es passt zum Kleid“, sagte sie grinsend. „Ist genehmigt. Und jetzt…“ Sie reichte mir noch die Strickjacke, die knapp oberhalb der Taille – boleroartig – mit einem Knopf endete. „Jap“, machte Alice. „Die Schuhe. Ich habe die höhere und weniger höhere Variante.“ „Wenn ich den Abend bei euch überleben soll, dann die niedrige bitte“, wählte ich und erwiderte ihr Grinsen. „‚Niedrig’ habe ich aber nicht gesagt“, bemerkte sie keck und reichte mir graue, erhöhte Schuhe. „Das gibt’s bei mir gar nicht.“ „Ich denke, überleben werde ich’s“, überlegte ich seufzend, als ich die Schuhe sah. „Und wenn nicht ist ja ein Doktor in der Nähe“, lachte Alice und ich stimmte mit ein. Es war auf einmal so einfach und ausgelassen mit ihr, dass ich mir einen leicht verdutzten Gesichtsausdruck nicht verkneifen konnte. „Schlüpf’ schon mal rein, damit du dich dran gewöhnst und dann kann ich dir die Haare und das Make-up machen, wenn du willst“, wand sie ein. „Ich, äh, ich denke, ich mache das schnell“, versuchte ich mich höflich aus der Affäre zu ziehen. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie das tat. Nicht, weil ich ihr nicht vertraute, aber…. Ich machte nicht viel mehr, als sonst auch und ließ die Haare bei ganz wenig Make-up einfach offen. Alice begutachtete mich misstrauisch. „Wie wär’s?“ Sie hielt mir einen passenden, dunkelblauen Haarreifen entgegen. „Okay“, ließ ich breitschlagen. „Und…“ Sie biss sich seitlich auf die Unterlippe und neigte den Kopf schräg. „Darf ich dir ein bisschen die Augen schminken? Nur ein ganz kleines bisschen!“, verdeutlichte sie, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. „Weil du es bist“, gab ich nach und atmete tief und aus. Mir war heute nicht nach Widerstand… das war anstrengend… Ich setzte mich, auf den von ihr vom Tisch geschobenen Stuhl. „Keine Sorge, ich habe alles im Griff“, verkündete sie lachend. „Eben“, seufzte ich. „Schau rein.“ Alice gab mir einen Handspiegel, nachdem sie lange genug an mir herumgemalt hatte. „Das- oh- ähm“, druckste ich zwischen Entsetzung und Überraschung herum. Es sah ganz gut aus, aber komplett ungewohnt. Sie hatte mir die Augen relativ hell geschminkt, jedoch matt und mit ein wenig dunkelblau. Die Wimpern waren schwarz getuscht. „Sieht super aus, Alice“, lobte sie sich selbst und sie reichte mir einen Lipgloss „Kussfest“, urteilte sie lachend. Ich hielt inne und starrte darauf. Mein Blick fühlte sich gläsern an, die Mundwinkel gesenkt. „Ein Scherz? Bella?“, fragte Alice irritiert nach. „Ja, klar.“ Ich schmierte mir das Zeug sparsam auf die Lippen, ehe Alice ihre Sachen und ich meine zusammenpackte. „Wie bekommst du das Kleid und die Schuhe und so wieder? Soll ich sie Edward mitgeben? Oder dir die bringen?“, fragte ich nach, als wir „abfahrtsbereit“ waren. Sie runzelte die Stirn. „Nein, natürlich nicht. Ich möchte die Sachen nicht wieder. Ich hab das Kleid bzw. das gesamte Outfit für meine Mappe fotografiert und die Schnittmuster. Du musst mir heute Abend nur einmal kurz Modell stehen und kannst es natürlich behalten“, sagte sie, als wäre meine Frage eine Beleidigung. Modell stehen?, hallte es in mir, doch Alice faselte weiter: „Hier ist noch ein passender Mantel – und nein, den will ich auch nicht wieder haben.“ Sie zwinkerte mir zu und schob mich dann zum Auto. „Ich hätte dir gerne mein Auto gezeigt, aber wir müssen leider mit Edwards Vorlieb nehmen, weil mein Wagen in der Werkstatt ist“, plapperte sie ununterbrochen weiter. „Mein Wagen ist viel hübscher, die Innenausstattung ist so toll… er ist fast neu…“ Mit einem Klick auf den Schlüssel öffnete sie ein silbernes Auto am Straßenrand, das auf keinen Fall Edwards war. Er hatte ein Cabrio. So wenig Sachverstand ich hinsichtlich Autos auch hatte, das war nicht Edwards. „Alice, er hat doch ein Cabrio-“, begann ich. „Wir haben Winter, schon bemerkt? Und sein Verdeck ist relativ dürftig…“, murmelte sie vor sich her, legte ihre Sachen in den großzügigen Kofferraum und stieg mit mir ein. Er hatte zwei Autos?!, schoss es mir durch den Kopf. Ich kam nicht drum herum mir einzugestehen, dass ich aufgeregt war. Sehr sogar. Es fühlte sich an, als wäre das meine Bewährungsprobe und jeder Schritt, den ich ging, jede Handlung, die ich tat und jedes Wort, das ich sprach, würde heute Abend besonders begutachtet werden. Natürlich würden die Cullens mir niemals so eine Erwartung entgegen bringen, doch so empfand ich es. Staunend blieb ich kurz vor dem Haus stehen. Wo man hinsah glitzerte und leuchtete es. Das war bei den andere Häusern der Umgebung zwar auch der Fall, doch das der Cullens imponierte mir, weil es nur in gelb, weiß und cremeweiß gehalten war. Auch wenn sie sich an den Kitsch nicht so halten wird und es vielleicht doch nicht so klassisch werden wird, hatte Mr. Cullen gesagt. Und ja, so kitschig wie die anderen Häuser war es nicht, war es eigentlich gar nicht- „Wenn wir hier keine Wurzeln schlagen und erfrieren wollen, sollten wir reingehen“, meinte Alice unvermittelt und schob mich weiter. Sie öffnete die Tür und mein Herz schien mir in die Hose zu rutschen. Durch die Glastür erkannte ich die Cullens bereits – und sie mich. Mrs. Cullen lief schon auf uns zu, während Alice noch die Tür hinter uns schloss. Ich erhaschte einen Blick auf das Wohnzimmer, dass in den gleichen Farben wie draußen leuchtete und von einem großen komplett weiß und silbern dekorierten Tannenbaum geziert wurde. Kaum war die Glasschiebetür zur Seite geschoben, umarmte mich Edwards Mutter so gut sie konnte, da ich immer noch die Pralinenschale in der Hand hielt. „Schön, dich zu sehen, Liebes“, strahlte sie. Etwas umständlich, wegen der Schale, nahm mir Alice den Mantel ab. „Danke für die Einladung. Ihre Karte war auch wirklich toll“, sagte ich ein kleines bisschen undeutlich vor Aufregung. „Die- die sind für sie, also für alle- ich hab sie gestern selbst gemacht-“ „Pralinen?“, unterbrach sie mich verdutzt. „Die sehen ja klasse aus. Vielen Dank! Aber du weißt, das wäre nicht nötig gewesen, nicht wahr?“ Sie wartete keine Antwort auf ihre rhetorische Frage ab und beugte sich dann näher zu mir: „Du hast nichts dagegen, wenn ich die noch in den Kühlschrank stelle? Meine Jungs verputzen die sonst sofort. Auch wenn Emmett nicht so aussieht, aber an Schokolade geht einiges rein“, lachte sie herzlich. „Übrigens siehst du umwerfend aus.“ Sie huschte schon fort. Sogleich grüßte mich Mr. Cullen und schüttelte mir die Hand. „Gesund und munter?“, fragte er nach. „Ja“, meinte ich lächelnd. Er lächelte breiter, strich mir kurz über den Arm und führte mich dann zu den anderen, die schon teilweise am Tisch Platz genommen hatten. Alice umarmte einen blond gelockten Jungen, der auch schon saß, von hinten und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Alles klar, ihr Freund, dachte ich spontan. Als solchen und „Jasper Whitlock“ stellte sie ihn mir auch vor. Emmett kam auch in Begleitung von der Couch zum langen Esstisch herüber. Die langhaarige Blonde sah älter als Emmett aus, was aber auch an der Eleganz liegen konnte, die sie versprühte, überlegte ich. Das Haar lag seidenglatt auf den Trägern ihres unten schräg abgeschnittenen dunkelroten Kleides. Ihr Name war Rosalie Hale. „Wollen wir uns schon mal setzen?“, fragte Mr. Cullen in die Runde. Als zustimmendes Gemurmel ertönte, winkte er mir und wies mir den Platz rechts von sich zu, während er selbst allein vor Kopf saß. „Du siehst wunderschön aus“, flüsterte mir jemand ins Ohr, obwohl ich gar nicht hätte hinsehen müssen, um die Person zu erraten. Sein Atem kitzelte kurz auf meiner Haut. Ich war so perplex, dass ich mich nicht mal für das Kompliment bedankte. Komischerweise hatte ich gar nicht bemerkt, dass Edward aufgestanden war. Nun saß er wieder mir gegenüber und lächelte sanft. War das Absicht? Dass ich nicht neben ihm saß und Mr. und Mrs. Cullen somit nicht nebeneinander?, fragte ich mich kurz, als Alice mit Jasper neben mir und Mrs. Cullen neben ihrem Sohn, schräg gegenüber von mir, Platz nahmen. So blieben noch die beiden Stühle am Ende des Tisches, über Eck, für Rosalie und Emmett über. Mein Blick fiel auf den Tisch. Das Essen war noch nicht serviert, doch mir wurde bei einem anderen Augenblick mulmig: Mehrere Teller, viele verschiedene Gläser, eines gefüllt, und einige Besteckstücke war ich nicht gewohnt. Ich hoffte, dass das alles ohne Blamagen gut ging. „Wir können schon mal anstoßen“, verkündete Mr. Cullen, obwohl ich mir nicht ganz sicher war, worauf wir warteten. Verstohlen sah ich zur Küche herüber. Dort standen abgedeckt mehrere Schüsseln und Behälter. Wir langten nach unseren gefüllten Sektgläsern und Mr. Cullen sagte, ehe wir tranken, ein paar Worte zum Weihnachtsfest. Die allgemeine Erwiderung endete schließlich in mehreren kleineren Gesprächen. Mr. Cullen entschuldigte sich kurz, während Mrs. Cullen mich von schräg rechts ansprach. „Wir haben vorhin schon überlegt, was wir nachher am Klavier spielen wollen? Magst du ein Stück besonders?“, fragte sie. Ich mied Edwards Blick, obwohl ich genau erkannte, wie er mich ununterbrochen ansah. „Ähm, ich kenne leider nicht so viele, also…“ „Na ja, zwei mindestens“, meinte Edward grinsend. Ich hob leicht die Mundwinkel und schaute wieder Mrs. Cullen an. „Das einzige, was ich noch so namentlich kenne ist ‚Winter’ von Vivaldi. Zwar passend, aber kein Weihnachtslied. Da kenne ich eben nur die klassischen Lieder…“ Mrs. Cullen überlegte konzentriert und wand sich dann zu Edward, dem sie die Hand auf die Schulter legte. „Nein, das kann ich nicht. So von jetzt auf gleich nicht mal mit Noten. Aber du kannst es, nicht wahr?“ Edward nickte, doch ich überging das, da mich etwas anderes beschäftigte und ich nachfragte: „Sie spielen auch Klavier?“ „Ja“, sie wackelte mit dem Kopf leicht hin und her, „irgendwo muss Edward sein Talent ja her haben.“ Ihre Hände formten einen dicken Bauch vor sich. „Obwohl das mit zunehmender Schwangerschaft schwierig wurde, beweglich zu bleiben.“ Ich lachte bei dem Gedanken, wie sie hochschwanger dem ungeborenen Baby vorspielte und die Arme recken musste. „Ich würde sagen, dass er nicht alles von mir hat, aber einen kleinen Teil gestehe ich dann doch mir zu; so oft, wie ich damals gespielt habe“, erklärte sie und wuschelte ihm kurz durchs Haar. Edward verdrehte grinsend die Augen. „Von Carlisle hat er zumindest nichts dergleichen. Er ist sehr unmusikalisch – auch wenn das mit dem singen klappt, aber nur heimlich unter der Dusche.“ Edward und sie lachten. „Wer ist unmusikalisch?“, stieß Mr. Cullen zu uns und seine Frau klärte ihn auf. Ich musste mich einen Augenblick sammeln, weil es an mir nagte, dass Edwards Eltern nicht wussten, dass ich informiert war… Als ich aufsah, nahm ich Edwards Blick wahr und sah rasch zur Seite, die dann Mr. Cullen galt. „Ich weiß, es ist gegen die Abmachung“, sagte er und legte ein Buch auf den Tisch, „aber wenn du es nicht zu Weihnachten bekommen möchtest, kriegst du es eben übernächste Woche in der Uni.“ Er lächelte. „Ich dachte nur, dass dich das interessieren könnte. Es ist eine interne Veröffentlichung unserer Fakultät…“ Ich blickte unwillkürlich auf den Titel, obwohl ich eigentlich ablehnen wollte. „Das ist ja genau mein Thema!“, stieß ich unwillkürlich und über die Maßen erfreut hervor. Es handelte von einer neuen Behandlungsmethode von Hirntumorerkrankungen. „Ich dachte mir, dass du es gebrauchen kannst“, freute sich Mr. Cullen, während ich immer noch darauf starrte. „Ich habe mir auch erlaubt mit deinem Dozenten der Abschlussarbeit zu sprechen und du darfst das Buch als Literaturquelle nutzen, wenn du möchtest.“ Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte und schaute ihn einfach nur mit offenem Mund lächelnd auf. „Vorausgesetzt, du bist noch nicht fertig“, wand er ein. Ich machte ein angestrengtes Gesicht. Ich war zwar nicht fertig, aber schon relativ weit… „Ähm- na ja… ich…“ Alle drei lachten. „Also die Recherche ist eigentlich abgeschlossen und ich habe auch schon angefangen, aber“, ich nahm das Buch in die Hand, „dafür mache ich gerne eine Ausnahme.“ Strahlend lächelte ich Mr. Cullen an, ehe ich wieder auf das Buch sah und meinte: „Entschuldigung, aber darf ich ganz kurz ins Inhaltsverzeichnis sehen?“ Ich platzte vor Neugier. „Sicher“, lachte Mr. Cullen über meinen Übermut. Sofort schlug ich es auf und blätterte kurz darin. Ich fühlte mit den Fingern über die Gliederung und hätte, wenn ich denn zu Hause gewesen wäre, sofort mit dem Lesen begonnen. Ich mäßigte mich jedoch und gab das Buch aus den Händen. „Vielen Dank, das ist wirklich toll“, dankte ich noch mal. „Schade, dass du nichts geschenkt haben wolltest – was ich natürlich akzeptiere“, wand Mrs. Cullen ein, „aber-“ „Du hättest dich gefreut ein Mädchen im Haushalt mehr zu haben, dem du etwas schenken könntest“, lachte Emmett laut, der es scheinbar aufgeschnappt hatte. „Sonst muss Rosalie neben Alice immer herhalten. Ganz zu schweigen von den Denalitöchtern. Obwohl, wenn wir die dazurechnen, sind die Männer unterrepräsentiert.“ Jasper und Rosalie stimmten als einzige in Emmetts Gelächter mit ein. Ich schaute beschämt auf meinen Teller. Wir schenken uns sowieso nichts mehr…, hatte Edward gesagt, als es um die Geschenkefrage ging. Da bräuchte ich mir keine Gedanken machen… Mir war bewusst, dass Emmett sich verplappert hatte; er merkte das nun auch. Es wurde still am Tisch. Die Situation schien mich, mit der ihr innewohnenden Verlegenheit, erdrücken zu wollen. Wie sehr wünschte ich mir, jetzt nicht hier zu sein, sondern bei meinem Dad. Mit Pizza, Fernsehen und Cola, vielleicht. Oder auch etwas anderes, ich kannte Sue und meinen „neuen“ Vater nicht bzw. vielleicht nicht mehr gut genug dafür. Jedenfalls würden wir nicht mit Champagner und in Abendgarderobe da sitzen. Es war naiv gewesen zu glauben, ich könnte hier einen Abend lang mitspielen ohne von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen zu segeln. Ich bemerkte, wie sich Jasper und Rosalie verwirrt umsahen. Natürlich konnten sie nicht wissen, warum alle nun so empfindlich reagierten, wenn sie nicht von Edwards Versprechen wussten. „Rettend“ erklang die Türklingel. „Augenblick“, sagte Mrs. Cullen so munter sie konnte und eilte, gefolgt von ihrem Mann, zur Tür. Es blieb stumm am Tisch. Ich lauschte den Vorkommnissen an der Tür. Es schienen mehrere Personen zu sein und so ganz hatte ich noch nicht verstanden, was eigentlich passierte. Da Edward den Kopf zur Tür gedreht hatte, hob ich den Blick und musterte ihn ausgiebig. Sein Haar trug er heute anders. Es sah nicht so bewusst zerwuschelt aus – nicht mal, nachdem seine Mutter mit den Fingen durchgefahren war –, sondern mehr zurechtgelegt. Er trug ein graues Hemd mit dunkelblauer Krawatte, was ihm unheimlich gut stand und seine schmale Silhouette unterstrich. Zufall, dass es zu meinem Outfit passte? Wohl kaum. Alice. Edward bemerkte meinen Blick und lächelte schmal. Ich erwiderte das Lächeln, sah jedoch wieder herab bzw. eine Sekunde später in Richtung Tür. Ich erspähte mehrere Männer in schwarzen Anzügen – pinguinartig, musste ich schmunzeln. Doch was machten die alle hier? Nach Gästen sahen die nicht aus. Ich beobachtete, wie ein paar der Herren, nun erkannte ich auch zwei Frauen eintreten, mehrere Essbehälter trugen und setzte mich, um den Hals nicht so zu recken, ein wenig seitlich, stieß jedoch mit der Schuhspitze gegen das Bein von jemandem. Ich schaute suchend auf und murmelte zu Edward „T-Tschuldige.“ Er schüttelte nur beschwichtigend den Kopf. „Stellen Sie die bitte neben meinen ab“, wies Mrs. Cullen an. Die anderen nahmen gar keine große Notiz an den Vorkommnissen. Außer Edward. Auch er sah herüber. Dann setzten sich Edwards Eltern wieder an den Tisch und wir stießen noch mal an, während ich verfolgte, wie drüben in der Küche viele Hände an den Schüsseln walteten. Prompt, kaum, dass ich einen Moment nicht auf die vielen Personen geachtet hatte, nahm mir jemand den obersten Teller weg. Ich zuckte leicht zusammen. Kurz darauf, servierte man mir denselbigen Teller mit einer kleinen Portion was auch immer. Jetzt bemerkte ich, dass genau acht Personen gekommen waren, für jeden ein „Bediensteter“. Ich war verblüfft. War das immer so? Ich dachte, es wäre ein normales Abendessen, wie das Mittagessen damals. Nur vielleicht schicker angezogen. Ich fürchtete, dass mir ein solches Essen auch lieber gewesen wäre. Während alle schon längst gekostet hatten, starrte ich immer noch darauf und wollte verspätet zu einer Gabel greifen. Nur welche? Es lagen drei links. Ich tat so, als trank ich einen Schluck und linste hinüber zu Alice. Sie hatte die äußere genommen. Und welches Messer dazu? Sie hatte, so glaubte ich, gar kein Messer, oder? Mir wurde ganz schlecht vor Nervosität, weil ich immer noch nicht gegessen hatte und die anderen mit der Käse-Obst-Vorspeise, wie ich sie dann identifizierte, so gut wie fertig waren. Und wenn sie dann auf mich warten mussten- Bitte nicht zittern, murmelte ich innerlich meinen Händen zu. Hastig griff ich nach der Gabel, die Alice auch genommen hatte- Klirr. Scheppernd fiel die Gabel auf den Marmorboden – und natürlich galt mir die gesamte Aufmerksamkeit. Oh Gott, wie peinlich. Ich wünschte mich schlagartig in irgendein Loch, an irgendeinen anderen Ort. Und anstelle dessen, dass ich sie einfach unauffällig, soweit das jetzt noch ging, aufhob, kam eine der Frauen angelaufen, hob sie auf und gab mir eine Neue. „Danke“, murmelte ich und schaute erst gar nicht auf. Ich wusste sowieso, dass mich alle ansahen. Mein Appetit hatte sich ins Jenseits verkrochen und meine Körperhaltung würde an diesem Abend schrecklich sein. Tolle Aussichten. Wieder wünschte ich mir den Abend mit meinem Vater zu verbringen. „Alles okay?“, formten Esmes Lippen, als mein trauriger Blick unwillkürlich auf sie fiel. Ich zwang mir sofort ein Lächeln ab und aß weiter. Den zweiten Gang, die Suppe, überlebte ich halbwegs, da nur ein Löffel vor mir lag. Mit den Getränken war es auch handhabbar, da man scheinbar immer aus dem trank, was gerade eingegossen wurde – zumindest schaute mich niemand komisch an, wenn ich es tat. Während sich die vier rechts von mir angeregt unterhielten, war es auf unserer „Seite“ eher stiller. Edward wechselte mal ein paar Wörter mit seinen Eltern, aber das war es dann auch. Auf dem dritten Teller fand ich Gemüse, etwas, dass nach Fisch aussah, und Soße darüber. Neues Brot wurde aufgetischt und mehrere Dips dazu. Ich war absichtlich langsam, um zu verstehen, was ich mir womit nahm und womit ich was aß. Sonderlich erpicht auf Fisch war ich zwar nicht, doch probieren würde ich auf jeden Fall. Ich fragte mich, mit einem raschen Blick auf die Küche, wie viele Gänge serviert werden sollen. Fünf-Gänge-Menü hatte ich schon mal im Fernsehen gesehen, aber selbst da, waren die Portionen größer – nicht, dass ich hungrig war, aber ich fühlte mich unwohl und wollte, dass es schnell vorbei war. Ich erkannte die Gabel, die Edward genommen hatte und übertrug das spiegelverkehrt auf mich – scheinbar nicht richtig, denn beim nächsten Gang sortierte die Frau mein Besteck laut klimpernd um. Ich bemerkte, wie ich tiefer atmen musste, um meinen Puls in den Griff zu kriegen. Es war unglaublich unangenehm. Das hier, war mehr als eine Katastrophe. „Wenn du deine Abschlussarbeit fertig hast“, sprach Edward mich plötzlich an, während alle warteten, dass die Frau bei mir fertig war, „wie viele Prüfungen hast du dann am Ende noch?“ Ich war ihm so dankbar. Wir wussten beide, dass das nur eine ablenkende und keine inhaltliche Frage war, weil wir schon mal darüber geredet hatten, als es um Prüfungsanmeldungen ging. Bereitwillig antwortete ich und es ergab sich endlich ein Gespräch, in das sich Mr. Cullen auch gleich einschaltete. Edward und ich lächelten uns kurz an. Meines von Dank erfüllt. Ich verstand so langsam, warum die Gänge so klein waren. Die weiteren Gänge waren von Mrs. Cullen selbst gemacht. Natürlich auch der klassische Truthahn. „Ich mache so gerne Truthahn, aber das wird hier nicht so gerne gegessen“, bemerkte die Köchin derweil. Ich schaute beunruhigt zurück. „Aber heute müssen sie. Ich kann doch eine Auslandsstipendiatin nicht ohne Truthahn an Weihnachten aus dem Haus gehen lassen.“ Sie zwinkerte mir zu. Edward verdrehte die Augen und schob sich provokativ lächelnd für sie ein größeres Stück Truthahn in den Mund. Seine Mutter verdrehte ebenfalls die Augen und aß weiter. Ich lachte leise und sparte mir den Widerstand, sonst hätte ich gesagt, dass das nicht hätte sein müssen. Als Kind hatte ich schließlich auch in Amerika den klassischen Truthahn gegessen. Meinem Bauchgefühl ging es zunehmend besser, da ich das mit dem Besteck so langsam hinbekam und dann auch die Nachspeisen begannen. Ich war froh, dass ich beim Essen allgemein nicht so zimperlich war und ich alles hier essbar empfand. Als dann fast alles abgeräumt war, kam der letzte Gang, wie ich von Mrs. Cullen mit einem besonderen Unterton, welchen ich nicht deuten konnte, zu verstehen bekam – dann wurde mir ihr Tonfall klar. Auf dem Teller lagen zwei Pralinen von mir mit einem Klacks Mousse au Chocolat. „Die sind übrigens von Bella, wer es noch nicht mitbekommen hat“, verkündete Alice, ehe jemand anderes die Tischrunde aufklären konnte. „Und die sind richtig lecker“, schwärmte sie, legte kurzerhand die kleine Gabel weg und steckte die Praline mit den Fingern in den Mund. Schließlich leckte sie ihre Fingerkuppen noch ab. Alle lachten ausgelassen und die sowieso immer geringer werdenden Spannungen in mir verpufften mit einem Mal. „Ich sage jetzt nicht, dass das nicht die einzigen waren“, meinte Mrs. Cullen und warf Emmett einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu, den er unschuldig erwiderte. Ich ließ ein klein wenig stolz den Blick schweifen: Sie schienen die Pralinen wirklich zu mögen. Edward hatte sie noch nicht angerührt. Er sah mir lange in die Augen, dass ich kurz undefinierbar erschauderte. Dann probierte auch er. Er lächelte nur als Antwort. Nach dem Essen, wir hatten über zwei Stunden damit verbracht – nicht zuletzt, weil ich es verzögert hatte –, verteilte es sich im Wohnzimmer. Ich war unschlüssig, was ich machen sollte. Alice lag auf der Couch mit Jasper. Sie war zärtlich an ihn gelehnt, während er ihr durch das Haar fuhr. Emmett und Rosalie erblickte ich gerade nirgendwo, hingegen Edward hinter seiner Mutter am Klavier stand. Ich nahm das Buch vom Tisch, da dieser gerade abgeräumt wurde und tat so, als wurde ich von den Bediensteten am gehen gehindert bzw. ließ ihnen den Vortritt. Eigentlich wusste ich gar nicht, wo ich hingehen sollte. Ich käme mir dämlich vor, mich neben die Turteltauben auf die Couch setzen oder aber mich als kompletter Laie ans Klavier zu stellen, obwohl es mich vergleichsweise dann doch mehr zum Klavier, mehr zu Edward und seiner Mutter, zog. Ich wurde nervös. Mr. Cullen stellte sich neben mich. „War es einigermaßen erträglich für dich?“, wollte er wissen. „Ich schätze nicht, dass du es als sonderlich angenehm empfunden hast.“ „Nein, nein“, sagte ich prompt und schüttelte energisch den Kopf. „Nein, es war… toll“, klang ich bahnbrechend überzeugend. Er lachte hüstelnd. „Du bist eine genauso schlechte Lügnerin, wie meine Frau. Daher bin ich gewohnt zu wissen, wenn jemand flunkert. Aber ansonsten klappt ja alles bestens bei dir, oder?“ Sein Finger deutete auf das Buch, welches ich an die Brust gepresst hielt – genau genommen klammerte ich mich eher daran. „Ja, alles super. Vielen Dank noch mal dafür. Das ist toll“, antwortete ich trocken. „Bella?“, sprach Edward mich an. Ich vernahm nun, dass Mrs. Cullen spielte. Ich wand mich mit einem Lächeln zu ihm um. „Möchtest du kurz mit hoch kommen? Ich wollte dir etwas zeigen“, fragte Edward höflich nach. „Ja, klar“, meinte ich wie selbstverständlich und folgte ihm die Treppen hoch. Ich war überrascht von mir wie ich, wie von selbst, einfach so zugestimmt hatte. Er lief vor in sein Zimmer. Kaum standen wir dort drin, drehte er sich verheißungsvoll zu mir um. Ich kniff leicht die Augen zusammen, als er tief ein- und ausatmend vor mir stand, als müsste er sich sammeln oder so etwas, und mir tief in die Augen sah. „Bella… das ist kein Weihnachtsgeschenk, wie versprochen. Doch ich habe trotzdem etwas für dich. Sieh’ es bitte als Dank für die Zusammenarbeit in der Uni und die Zeit mit dir.“ Er griff in seine Hosentasche und nahm mir mit der anderen Hand das Buch aus der Hand, welches er ins Regal neben sich beförderte. „Aber- Edward…“ Ich brach ab, als er seine Faust, in der er etwas hielt, langsam öffnete. In seiner Handfläche ruhte ein silberner kleiner Ring. Mein Herz schlug rasend schnell gegen meinen Brustkorb. Er langte sorgsam nach meiner linken Hand und hob sie zu sich. Wartend auf meine Reaktion, die ich selber gerne vollbracht hätte, jedoch unfähig zu sein schien, etwas zu tun oder zu sagen, steckte er ihn mir ganz langsam an. Ich spürte seine Finger an meinen. Er- er- er- Ich schaute in sein Gesicht, während er den Ring weiter meinen Finger entlang gleiten ließ. Sein Blick steht’s daran geheftet. Das Kribbeln in meinen Eingeweiden schien zu explodieren. Wollte er- wollte er etwa- „Ich fand so etwas fehlte und es passt doch gut dazu, oder?“, meinte Edward locker, deutete auf mein Handgelenk und ließ meine Finger zwar los, doch ich ließ sie weiter in der Luft verharren. Ich fixierte ihn ohne zu blinzeln, obgleich eine unbändige Last in mir abzufallen schien. Es war nur, weil es passend zu meinem Armband war…? Ich atmete zitternd aus. Es war nur ein ganz normales Geschenk, sagte ich mir innerlich, nun entspannter. „Bella? Magst du ihn?“, fragte Edward leise und sehr zaghaft. Ich schluckte hart. Die Erleichterung in mir war zu groß, als dass ich ihm jetzt eine Szene machen konnte, was ihm einfiele, mir etwas zu schenken. Noch dazu einen silbernen Ring. Er glich meinem Armband haargenau. Ebenfalls das schiefe Herz mit einem weiteren kleinen oben dran. „Hey“, sagte Edward sanft und machte einen Schritt auf mich zu. Seine Hand hatte kurz an meinem Oberarm verweilt. Nun schaute ich ihn fragend an. Ich brachte kein Wort hervor. So schwiegen wir beide. Kaum Luft schien mehr unsere Oberkörper zu trennen. Ich erblickte sein sanftes Gesicht, welches mich zärtlich lächelnd anschaute. Mein schnell schlagendes Herz hielt inne. Die Geräusche um mich herum setzten aus und es war, als begann ich eine Melodie in meinem Kopf zu spüren. Zeitlupenartig hob er die Arme und legte die Hände umsichtig an meinen Hals, die Daumen an meinem Gesicht. Wir schauten uns an. Ein Hochgefühl durchflutete mich, überkam mich, unfähig irgendetwas zu unternehmen, denn es war zu spät. Es würde geschehen und ich widersetzte mich nicht. Alles in mir strebte danach. Er bewegte einen Daumen von seiner Hand weg und strich über meine Unterlippe, was mir ein unsägliches Kribbeln, von den Lippen ausgehend, im ganzen Körper verschaffte – elektrisierend bis in die Haarspitzen. Mit seiner Geste hatte er meinen Mund leicht geöffnet. Ich blickte ihm unentwegt in seine tiefgründigen, satt grünen Augen, die auf meine Lippen gerichtet waren, dann meine Augen fanden. Ich wusste, es gab kein zurück mehr. Mein Körper, mein Herz, meine Seele… all das wollte es zu sehr, als das jegliches Rationale etwas einwenden oder gar verhindern konnte. Er stellte sich etwas näher an mich heran, während ich nahezu steif, die Arme hängend, vor ihm stand. Seine Hände zogen mein Gesicht zu seinem. Zentimeter für Zentimeter, Millimeter für Millimeter kamen wir uns näher und beobachteten die Gesichtszüge und Regungen der Augenpartien des anderen intensiv. Als er mir dann so nah war, dass ich sein Augengrün nur noch verschwommen erahnen konnte, schloss ich die Augen und ließ ihn wartend gewähren. Bruchteile einer Sekunde vergingen, in denen ich seinen Atem bereits auf meiner Haut wabern spürte. Mein Herz klopfte kräftig, aber nun langsam in meiner Brust – einem Countdown gleich. Ich konnte es gar nicht glauben, dass es jetzt geschah. Es war, als würde der Zeiger der Zeit laut ticken; fest im Uhrwerk hämmern… Er legte seine Lippen auf den meinen ab. Mein Herzschlag setzte einen Augenblick aus, als ich die Zartheit seiner Lippen spürte, ehe es weiter gegen meine Brust schlug. So weich, so glatt, so unmenschlich köstlich. Nahezu regungslos verblieben unsere Lippen, bis wir sie gleichzeitig spitzen und voneinander abließen. Ich senkte den Kopf und atmete stoßartig die angehaltene Luft aus. Seine Hände blieben an meiner Kehle liegen. Ich schnaubte grinsend, obgleich den Kopf geneigt. Meinen Kopf schüttelte ich leicht hin und her. Ich fühlte mich betört, fixiert auf den Augenblick, nichts anderes. „Was ist?“, fragte er verwirrt und doch hörte ich das Lächeln heraus. Ich schnaubte noch einmal leise, blickte ihm kurz in die Augen, die mich zu verschlingen schienen und dann zur Seite. „Weißt du…“, brachte ich über die Lippen, die sich merkwürdig anfühlten. Anders irgendwie, ich mochte sie gar nicht benutzen – nein, sie fühlten sich gut an. Ich blickte ihn wieder an. Seine Augen wirkten erwartungsvoll und hatten kurz meinen Mund gestreift. „Weißt du, dass das mein erster Kuss war?“ Ich bemerkte, wie meine Wangen sich etwas erhitzten – und, das hatte leider nichts mit der Hitze zwischen uns beiden gerade zu tun. Edward strich mit den Fingern über meine Wangen. So leicht, dass es beinahe kitzelte, aber es war ein herrliches Kitzeln, das nicht von mir gehen durfte. Ich wollte es immer spüren. „Hmmm…“, machte er gedehnt und senkte den Blick wieder auf meinen Mund. „Wenn das so ist…“ Dieses Mal kam mir die Wartezeit zum Kusse viel kürzer vor. Seine Lippen trafen meine, er spielte mit ihnen, während ich kaum Bewegungen zeigte – aus Unfähigkeit und Genuss. Ich spürte seinen Geschmack auf meiner Zunge und seinen Atem überall auf meinem Gesicht. Seine Nachsichtigkeit und Vorsicht wich seinem, wie meinem, Verlangen. Verlangen auf mehr. Leidenschaftlicher küsste er mich und zog mich in seinen Bann. Atemlos ließ er mich Sekunden darauf vor sich stehen. Er lächelte unwiderstehlich, als er mich so nach Luft ringend sah. Ich fürchtete ebenso, dass ich vollkommen rot angelaufen war – aus Scham und Sauerstoffmangel. Er machte mich schwach, stellte ich fest. Er brach meine Mauern, er riss sie ein. Was tat er mit mir? Nun, übereilt und affektiv, fasste ich in seinen Nacken, zog sein Gesicht, ohne Rücksicht auf Verluste, zu mir runter und kostete inniger werdend von seinen Lippen. Ich verschlang sie gierig. Das Gefühl war unbeschreiblich. Doch eines konnte ich beschreiben: Es schürte eine Sucht in mir. Ich wollte ihn, ich wollte mehr. Ich ließ alles zu- Erschrocken sog ich Luft ein und ließ abrupt von ihm ab. Mit großen Augen starrte ich sein irritiertes Gesicht an und versuchte meinen schnellenden Atem in den Griff zu bekommen. Ehe Edward seine Hand regen oder ein Wort seine Lippen verlassen konnte, wich einen Schritt von ihm zurück. Dann noch einen. „Ich muss gehen“, nuschelte ich und lief davon. Ich rannte geradeaus durch das zweite Wohnzimmer. Was tat ich hier? War ich denn verrückt?! Ich küsste ihn! Ich blinzelte so schnell, dass mir gar nicht einfallen konnte, zu weinen, obwohl ich drei Mal schlucken musste, um den sofortigen Wasserfall zurück halten. „Bella!“, rief Edward mir hinterher. Ich hatte die Treppe, die nicht ins Wohnzimmer nach unten, sondern in den Flur zur Haustür führen würde, erreicht. Edward hatte mich allerdings eingeholt und hielt mein Handgelenk fest. „Bella? Was- hab ich etwas falsch gemacht?“, fragte er flehend. „Nein, hast du nicht.“ Ich schüttelte den Kopf zu mir selbst. „Lass mich bitte einfach in Ruhe, ja?“ Ich wandte mich ab und eilte die Treppe weiter herunter, doch er hielt mich auf halber Treppe fest. Meine Hand in seiner. Der Genuss der Berührung war unter der ganzen Missachtung meines Selbst verschwunden. „Bella, ich liebe dich. Ich liebe dich, hörst du?“, sagte er eindringlich in dem zärtlichsten Ton, den ich jemals vernommen hatte. „Und wenn es das ist, was du auch für mich empfindest, dann sag es mir bitte…“ Seine freie Hand fuhr zu meiner Wange und verweilte dort. Ich starrte ihn an. Wie konnte er so etwas zu mir sagen? Ich schob seine Hand langsam von meinem Gesicht fort und senkte den Blick auf meine Füße. „Und… und was würde das ändern?“, fragte ich rhetorisch. Meine Stimme gab stellenweise unter meiner Schnappatmung nach. Ich antwortete selbst: „Nichts. Denn wir haben keine Zukunft. Meine Gefühle ändern nichts daran. Es ist egal, was ich für dich empfinde.“ „Nein, das ist es nicht“, sagte Edward entrüstet laut. „Mir ist es nicht egal-“ „Edward, ich- ich habe keine Zeit für so etwas.“ Ich hielt unsere ineinander gelegten Hände ein Stück höher und machte meine Hand frei. Mit seiner Hand ging das wohlige Gefühl fort. Wir standen einfach nur voreinander und stierten uns an. Keiner fähig, sich zu rühren. „Ist es wegen deiner Mutter?“, wollte er wissen. Ich riss die Augen auf. „Du weißt das?“, entfuhr es mir entsetzt. Ich sah in seinem Blick, dass er ihre Krankheit meinte und vermutlich auch noch mehr wusste. „Woher? Wer noch? Etwa alle?“, wollte ich aufgebracht durcheinander wissen. „Nein, Bella stopp“, fuhr er dazwischen. „Nein, nur meine Eltern… mein Dad weiß es von der Uni, er-“ „Was?! Sie wissen das?!“, schrie ich nahezu vor Entrüstung. „Edward, ich will das nicht, ich will kein Mitleid oder so etwas! Sind sie deshalb so nett zu mir?! Weil sie das wissen?!“ Böswillige Unterstellungen, das war mir klar, doch ich konnte mich in diesem Moment nicht mal für eine Sekunde zurückhalten. „Nein, Bella-“ Ich lief die Treppe in den Flur, bis er mich wieder aufhielt. „Bitte, hör mir zu. Ich liebe dich, ich will dich“, wisperte er mit einem herzzerreißenden Gesichtsausdruck. Doch mein Herz war nicht mehr fähig irgendetwas zu unternehmen. Mein Verstand dominierte wieder mein Handeln – endlich. Das alles hier war komplett irrational. Ich wollte es nicht, war ich mir sicher. „In etwas mehr als zwei Monaten bin ich weg und dann sehen wir uns nie wieder“, gab ich ihm zu verstehen. „Ich würde für dich bis ans Ende der Welt gehen!“, schrie er. Pause. Stille. Wir fixierten einander, lauschten dem Atem des anderen. „Das klingt schön“, meinte ich leise und atmete stockend ein und aus. „Aber mach’ uns bitte nichts vor. Mach uns bitte keine Hoffnungen – wo nie welche sein werden.“ Ich nahm den Ring von meinem Finger und legte ihm diesen in die Hand, ehe ich seine Finger darüber verschloss. Schnell ließ ich seine Hand wieder los. „Ich komme alleine klar, lass mich einfach in Ruhe – und küss mich nie wieder.“ Ich wusste nicht, warum ich schluchzte, obgleich meine Augen trocken waren. Ich lief an der geöffneten Schiebetür vorbei zur Haustür, raus in die Kälte. Edward „Ich mach das schon“, ertönte die Stimme meines Vaters plötzlich neben mir, während ich geschockt stocksteif da stand. Er griff nach seinem und ihrem Mantel und eilte ihr nach. Bellas Ring lag tonnenschwer in meiner Faust. Er brannte sich in mein Fleisch ein, brandmarkte mich schmerzhaft. Paralysiert ging ich durch die offen stehende Glastür ins Wohnzimmer, wo mich fünf Augenpaare musternd ansahen. Ich lief ein paar Schritte. Ihre Worte kreisten in mir. Wir haben keine Zukunft. Die Zukunft bestimmten wir selbst, nur du und ich. Ich würde dir folgen, selbst wenn du nicht von dieser Welt wärst. Und das glaubte ich. Solch ein Geschöpft konnte der Erde nicht innewohnen. Ich habe keine Zeit für so etwas. War Zeit nicht immer das, was uns im Weg stand? Oder hatte sie uns erst zueinander geführt? Aber mach uns bitte nichts vor. Mach uns bitte keine Hoffnungen. Bella, ich liebe dich! Ich weiß, was ich fühle! Warum weißt du das nicht auch… irgendetwas… „Verdammt!“, entfuhr es mir laut. Ich schleuderte den Ring, der alles in mir belastete, auf den Boden. Die andere Hand ließ ich mit einem scheppernden Ton auf die Tasten des Klaviers fallen. „Wow, der ist aber hübsch“, sagte Alice, die dann von der Couch gerutscht war und den Ring vom Boden geklaubt hatte. Ich hatte den Ring letztlich nicht mit ihr ausgesucht, weil ich nicht wollte, dass er Alice’ Vorstellungen, sondern Bellas, entsprach. Dann sah Alice mich an und machte große Augen. „Hast du- du hast doch nicht etwa-“ „Nein“, sagte ich schwach. Ich spürte den Blick meiner Mutter auf meinem Gesicht, die nun vom Esstisch herüber kam. Sie hatte Noten geholt, welche in ihren Armen verweilten. Alice setzte sich derweil wieder zu Jasper und begutachtete den Ring. Emmett und Rosalie neben den beiden. „Das hat sie nicht missverstanden?“, fragte meine Mutter mit ernstem Gesicht nach. „Ich mache ihr doch keinen Antrag, wo ich sie nicht mal anfassen darf!“, fuhr ich meine Mutter unwirsch an. „Na ja, an ihrer Stelle wäre ich auch weggelaufen, wenn du ihr sofort einen Antrag machst!“, feixte Emmett. Mum warf ihm einen finsteren Blick zu. Ich hatte keine Kraft auf seine Scherze einzugehen. Bella hatte alles mit fort genommen. „Blödsinn. Der Ring war zu ihrem Armband, nicht mehr, aber auch nicht weniger“, hauchte ich fast nur noch. „Küsst du so schlecht?“, witzelte Emmett völlig unangebracht in dieser Situation. Im Augenwinkel sah ich wie Alice Emmett in die Rippen stieß. „Sie hat den Kuss erwidert!! Verstehst du das?!“, fauchte ich Emmett lauthals an, doch nicht, um seiner Provokation willen, sondern, weil ich es mir selber klar machen musste. Sie hatte mich danach geküsst, aus freien Stücken, von sich aus – und danach bat sie mich, eben dieses nie wieder zu tun? „Edward? War das ‚bis ans Ende der Welt’ ernst gemeint?“, fragte meine Mutter leise. Ich schaute sie von der Seite vielsagend an. Sie brauchte keine Antwort. Ich trottete das Wohnzimmer hindurch, warf noch einen Blick auf die Glasschlüssel mit Bellas Pralinen auf der Anrichte und ging auf mein Zimmer. Es war still im Haus. Kein Gespräch, kein Klavierspiel. Selbst meine Gedanken waren still, weil mein Kopf es war. Leer. Das Personal war längst fort, sie kamen morgen zum abholen wieder. Bellas Buch lag im Regal, als ich durch die Tür schritt. Es fiel mir als erstes ins Auge. Ich verstand nichts mehr. Meine Finger fuhren über die Lippen, die eben noch das Mädchen geküsst hatten, welches ich liebte. So wie ich es noch nie getan hatte. Der Kuss, das alles, hatte mich einfach überkommen. Die Situation mit ihr hier hatte es verlangt, heraufbeschworen. Ich bewegte mich in Richtung meines Klaviers. Meiner scheinbar einzigen Ausdrucksquelle in diesem Moment, wenn meine Wörter und Gedanken nicht wollten. Doch, sie wollten, sie wollten schreien, doch sie konnten nicht. Vivaldi… Winter… zeitweise ein imposantes Stück, ein schnelles Stück, ein aufdringliches Stück… genauso, wie ich es jetzt brauchte. Nur diese Teile davon. Ich legte los, ungeachtet allem anderen und spielte es so hart und abgehackt ich konnte. „Edward, können wir kurz reden?“, musste mein Vater über meinen fabrizierten Krach – das war er wirklich – nahezu rufen. Ich brach mitten drin ab und knallte die Abdeckung fest auf die Tasten. Mein Vater schritt zu mir und legte mir kurz eine Hand auf die Schulter. „Sie war ganz aufgelöst, außer sich“, berichtete er neben mir stehend. „Sie hat geweint.“ Ich blickte schlagartig zu ihm auf und kniff die Augenbrauen leicht zusammen. Ich schwieg. „Sie hätte viel bitterlicher geweint, wenn sie sich nicht wegen mir zusammen gerissen hätte“, erzählte er weiter. „Bei dem Essen wirkte es so, als sei zwischen euch alles in Ordnung, viel mehr noch. Ich verstehe nicht, was passiert ist, Edward.“ „Ich doch auch nicht…“, nuschelte ich. Ich hatte sie geküsst. Wir hatten uns geküsst. Sie hatte mich geküsst. Doch dann? Das verstand ich nicht mehr. -------------- bin gespannt, was ihr sagt.... hach :) ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)