Six Months - Die Symphonie deines Herzens von *Fane* (The-Bella-und-Edward-All-Human-Story) ================================================================================ Kapitel 21: Coda: Traurige Gewissheit - Teil 7 (Bella) ------------------------------------------------------ Musik: Roxette - Listen to your Heart http://www.youtube.com/watch?v=y7R_WjQ0ELQ Sam Tsui - Hold it against me http://www.youtube.com/watch?v=uxTDK1S5qJ0 Ok... das erste Lied ist echt alt, aber es passt wie faust aufs auge zu diesem Kapitel! Sowohl von der Stimmung, als auch vom text, es ist so perfekt zu diesem Kap! Das zweite Lied ist ganz neu und ein GENIALES cover von einem sonst nicht so dollen lied von britney spears, aber das ist echt hamma,... und das lied passt, finde ich, auch sehr... es beschreibt den etwas zerrissenen teil in diesem kap, obwohl der song vor "listen to your heart" doch das nachsehen hat iwie..... aber entscheidet selbst ;)^^^^ http://img171.imageshack.us/img171/7707/bannerteil7.jpg Ich wusste nicht, was meine Meinung geändert hatte, doch das hatte sie sich. Vielleicht war es das Pflichtbewusstsein gewesen, weil ich nicht absagen konnte. Vielleicht war es der Anstand gewesen, ihm kein zweites Mal einen Korb zu geben und mich zu drücken. Vielleicht war es auch einfach nur die Angst gewesen… Angst, ihn nie wieder zu sehen… „Miss Swan?“, fragte mich der schick gekleidete Chauffeur, der vor dem schwarz glänzenden Auto stand, erwartungsvoll. „Ja“, nickte ich hastig und fühlte mich sehr gehetzt, obwohl ich seit meiner Entscheidung eine dreiviertel Stunde Zeit gehabt hatte. Doch irgendwie war diese, mit fönen, anziehen, schminken und Handtasche packen, wie im Fluge vergangen. Er hielt mir die Tür hinten auf, setzte sich selbst auf den Fahrersitz und fuhr wortlos los, wie die Fahrt dann ebenfalls verlief. Ich hing meinen Gedanken nach, die von dem nahezu schmerzhaften Pochen meines Herzens lauthals gestört wurden. Dieses Konzert war Edwards Konzert, dachte ich, die Karte fest in den Händen haltend. Überall prangte sein Name am größten und es war nicht schwer zu erahnen, dass er eine tragende Rolle spielen würde – im wahrsten Sinne des Wortes. Am Treppenaufgang zur Universität wurde ich abgesetzt, jener war nicht wiederzuerkennen. In die klare Dunkelheit schienen überall Lichter an den Geländern und selbst die Brunnen, durch die zurzeit kein Wasser floss, waren geschmückt und beleuchtet. Bewundernd machte ich mich auf den Weg und mir fiel auf, dass der ganze Weg zur ein wenig versteckten Aula in diesem leuchtenden Stil gekennzeichnet war. Mit mir strömten auch viele andere, sehr edel gekleidete Leute, zum Konzertsaal. Die ganze hochwohlgeborene Gesellschaft von Seattle, musste ich etwas darüber herziehen. So wirkte es auf mich. Nachdem die Karten kontrolliert und eingerissen wurden, schaute ich mich im bereits gut gefüllten Saal um, damit ich meinen Platz fand. Die Bühne war bereits mit Stühlen und den Instrumenten versehen. In der Mitte prangte das Klavier, in mehreren Halbkreisen darum die übrigen Stühle. Das alles, die prunkvolle Halle, die Atmosphäre, wirkte gigantisch auf mich. Überrascht stellte ich fest, während ich suchend die Treppen herunterging, dass ich einen gehobeneren Platz in der Mitte hatte, direkte Sicht auf das Klavier. Bei der Vorstellung, dass Edward gleich, in nicht weniger als zehn Minuten, dort stehen würde, pulsierte das Blut in meinem Körper noch schneller. Ich nahm das Programm von meinem angenehm gepolsterten Sitzplatz und warf einen Blick hinein. Wie ich richtig gedacht hatte, war Edward in jedem Stück, das ein Klavier vorsah, dabei. Seine Eigenkomposition wurde von ihm als krönender Abschluss gespielt. Da ich von dem Rest sowieso keine Ahnung hatte, verweilte das Programm im Weiteren auf meinem Schoß. Ich ließ den Blick wartend umher schweifen, um zu schauen, ob ich jemanden erkannte – was eigentlich ein aussichtsloses Unterfangen war. Viele Studenten aus meinem Fachbereich würden nicht hier sein und ganz davon abgesehen, kannte ich die ja sowieso kaum. „Die lassen sich wirklich etwas einfallen, letztes Jahr war die Beleuchtung ganz anders-“ „Schatz, das weiß ich wirklich nicht mehr…“ Ich sah herab und erblickte zwei Reihen unter mir die Cullens inklusive Rosalie und Jasper eintrudeln und Platz nehmen. Mit ihnen setzte sich auch die Familie von Tanya in die Reihe. Allerdings waren die jüngeren Schwestern nicht dabei. Wie ich erkennen konnte, trug Tanya kein Kleid, sondern einen grauen Hosenanzug der ihr Bäuchlein geschickt kaschierte, sodass man es kaum sah, wenn man nicht aufmerksam hinsah oder es wusste. Ihre Mutter schien der Solidarität halber auch einen Anzug angezogen zu haben. Mrs. Cullen, die noch stand und sich an der Decke interessiert umsah, bemerkte mich. Ihr Lächeln war erst sehr herzlich, doch auf einmal wurde ihr Gesichtsausdruck matt, ehe sie sich eines besseren besann, künstlich – wie ich fand – lächelte und grüßte. Ich tat es ihr, wie auch den anderen Cullens, die ebenfalls zu mir hoch nickten, gleich. Sie wirkten reserviert mir gegenüber, abgesehen von Emmett natürlich der mich vergnügt anzwinkerte und grinste, während Alice und die Denalis gar nicht grüßten. Alice wirkte genau wie am Anfang, wo sie mir gegenüber scheinbar nicht wohl gesonnen gewesen war. Nachdenklich glaubte ich zu wissen, woran das lag. Sie war mit Tanya befreundet und daher vermutlich auf ihrer Seite. Sie hatte mich anfangs nicht gemocht, weil ich plötzlich die Neue an Edwards Seite gewesen sein musste und nun auch nicht mehr erwünscht. Mir war mulmig. Natürlich mochten sie mich alle nicht mehr, weil ich Edwards Leben noch weiter durcheinander rütteln konnte, als es das sowieso schon war. Eine Liebhaberin konnte Edward neben der schwangeren Tanya jetzt, in den Augen seiner Eltern, kaum benötigen. Aber Sie brauchen da keine Bedenken zu haben, Mr. und Mrs. Cullen, sprach ich die beiden innerlich an. Selbst wenn Edward nicht vernünftig war, ich würde es sein. Ich hatte am eigenen Leibe erfahren müssen, was es hieß, ein Teil seines Lebens ohne den Vater verbringen zu müssen – dies, geschweige denn ein ganzes Leben, wünschte ich niemanden und erst recht nicht dem ungeborenen Kind. Ich würde die Abneigung schon durchstehen, dachte ich insgeheim, und das Konzert begann. Vor jedem Stück trat ein runderer, in schwarzem Anzug mit Krawatte gekleideter Mann nach vorne und gab einige Information zu dem Stück oder den Solisten zum Besten. Aus dem Programmheft erfuhr ich, dass dieser Mann ein gewisser Mr. Cato war, Musikdozent und Hauptverantwortlicher für die Semesterkonzerte. Mir hatte kurz der Atem gestockt, als Edward zum ersten Mal auf die Bühne getreten war. Sein Körper war verhüllt durch einen schwarzen Frack, ein weißes Hemd darunter und schwarzen edlen Lackschuhen. Eine schwarze Fliege zierte seinen Hals, während das Haar von ihm ordentlich zu Recht gemacht war und nicht leicht zerzaust und wuschelig wie sonst. Es war unglaublich, welchen Charme er in diesem klassischen Aufzug versprühte. Er wirkte völlig edel und wie ein ehrwürdiger Pianist auf mich, sodass mein Herz es sich erlaubte, zu flattern. Ich konnte mir nicht verwehren, dass ich ihn hinreißend, gar umwerfend fand. Wäre sein zartes Klavierspiel nicht so eingehend gewesen, hätte ich wohl nur seine betörende Silhouette angestarrt – und ich ertappte mich auch, dass ich es tat, denn Edward war ununterbrochen am Klavier. Wenn kein Stück mit dem Orchester gespielt wurde oder kein Klavier gebraucht wurde, stand er feinsäuberlich aufgereiht am Rand und trat zu den Umbaupausen bzw. Künstlerwechseln auf die Bühne und spielte ein paar bekannte Melodien. Nachdem eine Toiletten- und Getränkeunterbrechung gemacht wurde, verging die Zeit relativ schnell bis zu Edwards prunkvoller Abschlusssymphonie. Ab und an warf ich einen Blick herab zu Edwards Familie, die alle samt anerkennend klatschten, während Mrs. Cullen – stolz, wie es schien – ihrem Mann ab und an etwas ins Ohr flüsterte. „Sehr verehrte Damen und Herren“, trat nun wieder Mr. Cato auf die Bühne, während Edward neben ihm stand und ein paar Streicher Platz genommen hatte. „Nun kommen wir zum Höhepunkt des Abends und von Ihnen mit Sicherheit lang ersehnter Moment-“ Verwirrt brach er ab, als Edward den Arm hob und ihm Einhalt gebot. Im Publikum wechselten mehrere Konzertbesucher irritierte Blicke, wie auch ich die Augenbrauen leicht zusammen kniff. Mr. Cato verstummte. „Sehr geehrte Damen und Herren“, erhob Edward nun das Wort. „Ich möchte Ihre Ohren nicht mit einer Aufwärmung, der im Programm genannten Symphonien belästigen, weshalb ich heute nicht das angekündigte Stück spiele.“ Nun war leises Gemurmel vernehmbar. Auch die Streicher auf der Bühne tuschelten aufgeregt. Man sah Mr. Cato deutlich an, dass ihm dies gegen Strich ging, doch er machte gute Miene zum bösen Spiel und lächelte nur – wenn auch gequält. „Die Symphonie, die ich Ihnen gleich zum Besten geben werde, entstammt mit einigen erkennbaren Elementen von Vivaldi und Debussy meiner Feder und ist einer ganz besonderen Person in meinem Leben gewidmet.“ Edward sah bedächtig auf – direkt in meine Richtung. Meine Wangen wurden heiß, als ich seinen warmen Blick empfing, obgleich sein Kopf mehr in Richtung seiner Familie – bzw. Tanya gerichtet – war. „Diese Person hat mir viel in sehr kurzer, viel zu kurzer Zeit gegeben“, sprach Edward rührend weiter, während mein Herz als einziger, für mich derzeit vernehmbare, Ton, laut pochte. Es schien nur eine Schneise zwischen Edward und mir zu geben – ich war gefesselt in seinem Augenblick. „Diese Person hat mich zu diesem Stück, genauso wie zu meinem ganzen Lebensweg, inspiriert und mir viele Dinge klar gemacht. Das Stück ist von mir ‚La sinfonia della bella sconosciuta’ benannt worden – ‚Die Symphonie des schönen Unbekannten’.“ Edward verbeugte sich und schritt an das Klavier. Mr. Cato stapfte so fröhlich und glücklich er konnte, bzw. dies vorspielen konnte, von der Bühne. Die Streicher folgten ihm verwirrt. Ich bemerkte, wie sich Mrs. Cullens Kopf zu mir hoch wandte, ihr Blick mir jedoch nicht galt und von ihr rasch gesenkt wurde, ehe sie sich wieder klatschend nach vorne drehte. Am Klavier sitzend atmete Edward tief in die nun aufkommende Stille ein. Er schloss die Augen, machte ein kurz angestrengtes, konzentriertes Gesicht und legte die Hände auf die Tasten. Ich spürte das Blut vor Aufregung in mir wallen. Er spielte für mich? Er spielte von mir?, fragte ich mich dann präziser, obgleich ich keine Antwort suchte. Seine Gesichtszüge glätteten sich, sobald er einhändig mit wenigen Tönen begann. Ein paar wenige Töne Clair de Lune von Debussy erklangen. Es war die Melodie der Spieluhr, als ich noch klein war und das war mein erster Berührungspunkt mit der Musik, kam mir seine sanfte Stimme von damals in den Sinn. Ich hielt meine Hände ineinander fest, spürte seine Berührungen auf ihnen nach, als wir damals jene Töne gemeinsam gespielt hatten. Nun ging sein Spiel, zweihändig, in eine andere Melodie über, die ich nur zu gut erkannte: Vivaldis Winter. Ein sehr einprägsames, impulsives Stück aus meiner Schulzeit, die er jedoch langsam und gemächlich spielte. Nach dieser Einleitung wie ich fand, begann er eigene Noten zu spielen – die mir aber auch bekannt waren, glaubte ich. Sie erinnerten mich an die Melodien, die er mir zu meinem Charakter damals, hier in der Aula, vorgespielt hatte und an die beiden Tonanreihungen, von denen ich eine aussuchen sollte, die mir besser gefiel. Zitternd, so schien es mir, saß ich da, lauschte und verfolgte mit meinen Augen das Schauspiel. Andächtig erklang es und berührte mich tief. Seine Hände streichelten die Tasten nahezu, als spielten sie nur für ihn von selbst. Mir stiegen Tränen der Rührung in die Augen. Die Symphonie des schönen Unbekannten… ich presste die Lippen sanft aufeinander, um einem Schwall Tränen stand zu halten. Wenn er doch nur wüsste, wie sehr ich nach einem Weg suchen wollte und wie innig ich mir bewusst war, dass es keinen gab. Ich liebe dich doch auch… Passagenweise wurde sein Stück schneller, das Edward inbrünstig, mit vollem Körpereinsatz weiterhin auswendig und zeitweise sogar mit hingebungsvoll geschlossenen Augen spielte. Es schien nie enden zu wollen… doch das tat es. Denn alles hatte ein Ende, jeglicher Genuss – nichts war von Dauer. Genauso wie dieses Herz zerreißende Stück für mich, welches er so zärtlich spielte. Mit einer leisen, hohen Endnote beendete er sein Spiel. Ließ sie ausklingen, während der ganze Saal sich weiterhin in Schweigen hüllte. Den Tränen nahe, bahnte sich eine schließlich den Weg über meine Wange. Edward stand langsam auf, während das Publikum immer noch paralysiert zu sein schien. Hatten sie es genauso oder auch nur annähernd so intensiv empfunden, wie ich? So sehr, wie mich klassische Musik noch nie mitgerissen hatte? Mit seiner Verbeugung erklang der zaghafte, dann lautere Applaus. Wenn ich mutig gewesen wäre, wäre ich aufgestanden, zu ihm gelaufen, wäre ihm in die Arme gefallen, hätte ihn geküsst. Doch es ging hier nicht um Mut, wenn ich ihn dadurch vor seiner Familie und der Gesellschaft von Seattle öffentlich brüskierte – ganz zu Schweigen davon, dass ich mit von Tränen gekitzeltem Gesicht derzeit gar nicht in der Lage war, irgendetwas zu tun. Selbst das Klatschen fiel mir schwer. Edward setzte ein smartes Lächeln auf, verbeugte sich dankend in alle Richtungen und schaute geradeaus zu seiner Familie auf. Dann zu mir. Elektrisch durchfuhr es mich, als mich seine grünen hypnotisierend zu durchfahren schienen und er seinen letzten Blick abwendete, um, zum ersten Mal heute, hinter der Bühne zu verschwinden. Mr. Cato trat vor und sagte irgendetwas. Irgendetwas Beschwingliches, vielleicht Milderndes, ich hatte keine Ahnung. Meine Gedanken waren von ihm augenblicklich eingenommen worden. Das Konzert wurde offiziell beendet. Vielerorts erhob man sich und es wurde aufgescheut geredet, während nicht Edward, sondern ein anderer Junge zum Klavier trat und ein Stück zum Austritt der Konzertbesucher spielte. Ich war mir sicher, dass das auch nicht so gedacht war. Nun, im Aufbruch des Publikums, hielt mich nichts mehr. Ich sprang auf, schnappte mir meine Tasche und das Programm und eilte, so schnell es mir möglich war, durch die Reihe und dann die Treppen hinab zur Bühne. Ich erklomm die wenigen Stufen zur Bühne und bahnte mir den Weg durch die Stühle zum Vorhang. Ich wusste, dass mir viele Blicke folgten, allen voran mit Sicherheit, die von Edwards Familie, doch ich konnte sie ignorieren, da ich nur noch zu ihm wollte – vom Verlangen getrieben. Ich glitt hinter den Vorhang und kam in herrschen Treiben an. „Sollten wir nicht noch auf die Bühne?“, fragte ein Mädchen mit einer Geige in der Hand. „Mr. Cato hat wohl darauf verzichtet oder sollen wir jetzt noch-“, schnappte ich die erregte Antwort der Violinistin neben ihr auf. Mit gerecktem Hals schaute ich mich weiter in alle Richtungen um, bis ich endlich Edward weiter hinten erkannte. „Edward!“, rief ich, um mich bemerkbar zu machen und sofort empfing ich seinen Blick mit den leuchtenden Augen. Doch bevor ich ihn erreicht hatte und er einen Schritt auf mich zu machen konnte, schob sich Mr. Cato vor. „Mr. Cullen!“, herrschte er ihn an. „Was sollte das?! Sind Sie von Sinnen?! Sie können nicht einfach tun und lassen, was Sie möchten!“, war er völlig außer sich und gestikulierte wild. Edwards Augen huschten immer wieder zu mir und er schien ihm gar nicht zuzuhören, was Mr. Cato nur noch mehr aufbrachte. „Das wird ein Nachspiel haben! Das schwöre ich Ihnen-“ „Entschuldigen Sie mich bitte?“, unterbrach Edward ihn im höflichen Ton und schlängelte sich elegant an ihm vorbei – zu mir. „Edward! Ich-“, begann ich und wollte ihm in die Arme stürzen, doch mit einer raschen Bewegung nahm er sanft meine Hand und zog mich in dem Gedränge hinter sich her. Ich versuchte, so hastig ich konnte, Schritt zu halten, ehe er mich durch eine Tür in einen Abstellraum für Instrumente schob und die Tür mit einem Klicken verriegelte. Es überkam mich und es war nichts Bewusstes, Steuerbares. Ich warf mich an seine Brust, schlang die Hände um sein Genick und küsste seine weichen Lippen beherzt. Edward hatte die Hände auf meine Taille gelegt und mich enger an sich gezogen, während er sich langsam an die freie Wand hinter sich lehnte und meine Küsse zärtlich erwiderte. Zeitlupenartige glitten unsere Lippen voneinander und wir blickten uns, nah aneinander gestellt, innig in die Augen. „Es freut mich sehr, dass du gekommen bist“, flüsterte er in die angenehme Stille zwischen uns, während ich nach Luft rang und ihn einfach nur musterte. Jedes Fältchen, jede Kontur seines Gesichtes mir einprägen wollte. „Aber…“, hauchte er leise, nahm eine Hand von meiner Taille und streichelte andächtig mein Gesicht, „warum weinst du?“ Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. „Dein Stück-“ „Es war dein Stück“, unterbrach er mich sofort und lehnte seine Stirn an meine. „Nur deines, ganz allein.“ Ich verdrückte eine weitere Träne und schluckte leicht. „Es war so schön“, wisperte ich, „und- und- Edward, ich will dich nicht verlieren!“, platzte es schluchzend aus mir heraus, bevor ich den Kopf an seine Brust legte. Seine Hand drückte mich mehr an sich und strich über meine Gesichtshälfte auf und ab. „Ich weiß“, murmelte er nur. Dass er nichts sagte, dass es einen Weg gab, dass wir eine Chance hatten, zeigte mir eines nur zu deutlich: Er genau wie ich verstanden, dass das Leben nichts dergleichen für uns übrig hielt. Er legte die Lippen auf meinem Scheitel ab und wir verweilten ein wenig, so aneinander geschmiegt und hingen unseren Gedanken nach, die alle samt in eine Sackgasse führten. „Du bekommst jetzt bestimmt eine Menge Ärger, oder?“, flüsterte ich an seiner Brust. „Ach was“, lachte Edward leise hüstelnd. „Was soll er schon tun? Mir eine schlechte Note geben? Das würde er sich nicht trauen. Wer sollte mir verübeln, dass ich dem Mädchen meines Herzens eine Symphonie schenke? Einem so atemberaubenden Mädchen, wie das Stück selbst?“ Ich wandte mich leicht aus seinen Armen und sah ihn an. „Das war wirklich wunderschön“, gestand ich. „Genau wie du…“ Er führte mein Gesicht am Kinn zu seinen Lippen und küsste mich leidenschaftlicher werdend, dass ich darin versank und nichts anderes mehr wahrnahm. Er nahm meinen Kopf fest in seine Hände und blickte mir tief in die Augen, als könne er durch mich hindurch und alles sehen. „Gibst du uns die nächsten Tage? Die letzten?“ Ich wusste, dass es ein Fehler war, meine letzten Tage hier mit ihm zu verbringen, da die Sehnsucht dann nur noch größer werden würde, doch ich war zu schwach, um zu verneinen. Gleichzeitig war ich mir auch bewusst, dass ich es bereuen würde und mir eigentlich nichts sehnlicher, als seine Nähe, wünschte. Mein „Ja“ ging in seinen zart schmelzenden Küssen unter, die er mir Sekunde für Sekunde schenkte. Weich und lieblich berührten sich unsere Lippen, verschlangen einander sehnsüchtig und in mir kribbelte es beinahe unangenehm – denn ich wusste, dass wir uns gleich trennen mussten. Genau das, teilte Edward mir dann auch mit: „Ich glaube, ich muss mal meine Familie aufsuchen, Liebste.“ Ich nickte einen Hauch zu niedergeschlagen und machte mich ein wenig von ihm los. „Hey“, sagte er sanft und grinste leicht. Er gab mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Rufst du mich morgen nach deiner Klausur an? Wann schreibst du?“ „Um zwei“, antwortete ich, als mir etwas dann schmerzlich bewusst wurde. „Aber ich kann dich leider nicht anrufen, weil ich deine Nummer nicht mehr habe – also gelöscht habe“, konkretisierte ich etwas peinlich berührt. Edward lachte leise auf und nickte. „Okay, dann rufe ich dich heute Abend an, dann hast du sie wieder, ja?“ Ich nickte lächelnd und ging mit ihm Hand in Hand zur Tür. Ehe er aufschloss, erklärte er: „Der Fahrer wartet wieder unten an den Treppen, bei der Bushaltestelle.“ Bevor ich, wie auch immer, reagieren konnte, fanden seine Lippen die meinigen, sodass ich zittrige Knie bekam und trat dann mit mir in den nicht minder wuseligen Bereich hinter der Bühne heraus. „Bis bald“, hauchte er mir ins Ohr und bahnte sich den Weg durch die vielen Leute und Instrumente – von mir fort. Das alles war so schnell geschehen, dass ich nicht mal Zeit hatte, alles geistig richtig nachzuarbeiten. Nicht mal auf der Autofahrt. Äußerlich saß ich stumm, nahezu steif, da, doch innen drin fühlte ich mich aufgewühlt. Nur Gefühle rauschten mir durch die Sinne, nichts anderes – und sein Antlitz. Schleichend ging ich die Treppen zu meiner Wohnung empor und atmete so ruhig es mir möglich war. Ganz routiniert zog ich das Kleid aus, mümmelte an den Resten des Mittagessens von gestern, wusch mich, kämmte mir die Haare und schlüpfte in meine Schlafkleidung. Gedankenlos legte ich mich ins Bett und blätterte durch meine Unterlagen für morgen, obwohl es eigentlich sinnlos war, denn ich erfasste die Wörter und Sätze nicht wirklich. Mein Handy machte sich laut bemerkbar. Sofort schreckte ich hoch und griff danach. „Mama Home“ blinkte auf und einen enttäuschten Seufzer konnte ich mir nicht verkneifen. „Hallo Liebling, wusst’ ich doch, dass du noch wach bist. Wie geht es dir? Wie war deine Klausur heute? Bist du für die Morgige gut gerüstet?“, plapperte sie in einem durch. Ich antwortete spärlich, aber so flugs ich konnte. Ungeduldig wibbelte ich im Bett auf und ab und der Redeschwall mochte genau jetzt, genau heute, nicht aufzuhören. „Hast du denn schon alles an der Uni geregelt? Wegen deiner Abreise?“, fragte sie immer weiter nach. „Mache ich alles morgen nach der Klausur“, erwiderte ich knapp. „Du Mum, ich- ich warte noch auf einen Anruf, reden wir morgen weiter?“ „Von wem denn noch? Es ist doch schon relativ spät bei euch…?“, wollte sie unbewusst neugierig wissen. „Von Charlie etwa?“ „Äh… ja“, machte ich absolut unauffällig und verdrehte innerlich die Augen. „Bis morgen dann, ja?“ Ich wartete nicht mehr wirklich ab. „Bis dann, tschüß“, verabschiedete ich mich so munter es ging und legte auf. Nervös legte ich mich wieder auf die Matratze und hielt das Handy in der Hand, wartete auf die leisen Töne und die Vibration zwischen meinen Fingern. Das Licht, was dann erglimmte- Ich fuhr sanft zusammen, als ich genau das alles vernahm und auf den Display schaute. Eine Nummer wurde unter „unbekannter Anrufer“ angezeigt. Nein, korrigierte ich. Und wie bekannt… Ich sammelte mich mit einem Lächeln auf den Lippen und pochendem Herzen und ging dran. „Hi“, sagte ich nur. „Hi“, kam es vom anderen Ende mit einem Lachen. „Bist du gut nach Hause gekommen?“, fragte er nach einer kleinen Pause. „Jaah“, hauchte ich nur knapp, so fasziniert seine Stimme zu hören. Sein Lachen rüttelte mich seicht wach. „Ähm… hast du noch Ärger von Mr. Cato bekommen?“ „Ach was, er hat zwar die ganze Zeit geflucht und war sehr schlecht aufgelegt und meinte zu mir, dass wir uns noch unterhalten würden, aber ansonsten“, sagte Edward mit einem kleinen Seufzer. „Ich weiß gar nicht, was er hat. Das Feedback war durchaus positiv, auch wenn das heute etwas ungewöhnlich war.“ „Etwas ungewöhnlich…“, wiederholte ich murmelnd. Nein, das war für mich das absolut außergewöhnlichste, was ich bisher erlebt hatte… „Liegst du schon in deinem Bett?“, wollte er wissen. „Äh ja“, antwortete ich perplex. „Da wäre ich jetzt auch gern“, sagte er mit einem hörbaren ein und aus atmen. „Schläfst du gleich noch nicht?“, fragte ich irritiert nach. Es war immerhin gleich Mitternacht. Er lachte ein wenig lauter am anderen Ende. „Doch schon, aber das meinte ich nicht. Ich wäre gerne in deinem Bett“, kicherte er. Nun musste ich auch lachen und machte mich in meinem Bett breit, dessen Rascheln der Decken er nur vernehmen konnte. „Hier ist kein Platz“, giggelte ich. „Bitte?!“, sagte er gespielt entrüstet. „Nicht mal für mich?!“ Wir lachten beide. „Ich überleg’s mir“, neckte ich sanft und eine wohlige Stille trat ein, in der wir nur dem Atem des anderen lauschten. „Schlaf’ gut“, flüsterte er dann auch. „Du auch“, tat ich selbiges zurück. „Du rufst mich morgen an?“ „Ja, mach ich.“ „Träum’ von mir.“ Ich hörte sein Grinsen heraus und hauchte noch „Ich überleg’s mir“ zurück, ehe wir auflegten, ich noch einmal seine Nummer einspeicherte und dann in den Schlaf glitt. Ich schrieb die Klausur genauso verbissen, wie die letzte gestern – doch aus ganz anderen Gründen. Ich musste mich von den Gedanken an Edward vor Glück losreißen. Abgesehen von dem heutigen Tag, hatten wir fünf gemeinsame Tage von denen ich allerdings zwei noch mit meinem Dad teilen musste – und wollte. Morgen hatte er sich frei genommen und holte mich ab. Die Klausur verging, erfolgreich, wie im Flug. Das Semester, der offizielle Teil in der Uni, war beendet, mein Auslandssemester war hinter mich gebracht, kam es mir in den Sinn, als ich meinen Klausurhefter nach zwei Stunden zum Pult brachte. Ich schnappte mir meine Jacke, Tasche und den Schal und stiefelte durch den ausgestorbenen Gang. Lange fackelte ich nicht und holte mein Handy raus. Suchend tippte ich nach Edwards Nummer, während ich durch den verlassenen Flur ging. „Ich hab dich!“ Ich zuckte heftig zusammen und ließ scheppernd mein Handy fallen, als ich von zwei starken Armen zur Seite gezogen wurde. „Edward?! Was machst du denn hier?!“, zischte ich atemlos. „Ich dachte, ich hole dich ab“, grinste er und kuschelte sein Gesicht, mich in seinen Armen, an meine Wange. „Traust du mir nicht?“, sagte ich lachend, wandte mich kurz aus seinen Armen, um mein Handy aufzuheben und es ihm demonstrativ unter die Nase zu halten. Er kicherte leise, ehe ich mich auf Zehenspitzen stellte, um nach seinen Lippen zu langen. Edward jedoch schob mich sanft weg, sah sich nach rechts und links in dem Flur um und zog mich dann wortlos an der Hand weiter. „Was ist?“, fragte ich nach und folgte ihm an seiner Hand. „Gleich“, murmelte er. Wir bogen um die Ecke, in der sich eine Gruppe strahlender Studenten nach ihrer hinter sich gebrachten Prüfung befand. Edward wich einen Schritt zur Seite und ließ meine Hand los. Verwirrt ging ich neben ihm, der er die Hände nun lässig in den Hosentaschen versunken hatte, her. Er wirkte, als wäre nichts gewesen. Wir kamen an der Tür zur Tiefgarage an und liefen wortlos zu seinem Auto. Sobald die Türen geschlossen waren, wandte ich mich an Edward. „Was war das?“, fragte ich irritiert. Edward drehte sich auf dem Fahrersitz zu mir um, das rechte Knie angezogen. „Tut mir leid, Bella, bitte verstehe das nicht falsch. Meine Eltern setzen mir das Messer auf die Brust. Sie haben durch das Konzert erkannt, wie wichtig du mir bist und wie sehr ich dich liebe und sie gestatten mir die restliche Zeit mit dir, weil sie wissen, dass danach…“, er machte eine Pause und sah kurz zur Seite, „alles vorbei ist. Aber sie verlangen von mir, dass keiner etwas mitbekommt, damit Tanya nicht diskreditiert wird. Gestern beim Konzert, haben es die wenigsten gemerkt, dass es dir galt und nicht ihr.“ Ich blickte in seine ehrlichen Augen. „Das war klug“, überlegte ich leise. „Du hast mich von uns überzeugt und die anderen, dass du Tanya magst.“ „Es tut mir leid, dass wir so ein Versteckspiel machen müssen, aber glaube mir, du wirst ab heute nichts mehr davon merken und solche Situationen, wie eben, kommen nicht mehr vor“, versprach er mir mit einem verzerrtem Gesichtsausdruck. Ich lächelte ihn an und zitierte ihn von damals: „Geheimhaltung? Romantische Vorstellung…“ Ich beugte mich vor und nahm Edwards Kuss mit hochgezogenen Mundwinkeln entgegen. „Wie ist es denn so bei dir zu Hause?“, fragte ich vorsichtig im Auto nach, als wir bereits ein paar Minuten unterwegs waren. Er seufzte leise vor sich hin. „Es wissen nun viele bereits von Tanyas Schwangerschaft, noch nicht alle, weil man es noch nicht richtig sieht, aber genug. Das heißt, ich muss mich, wann auch immer es geht, zusammenreißen und neben Tanya eine gute Figur machen – so wie unsere Eltern das wünschen. Ich brauche sie nicht zu küssen oder so, also wir spielen kein Paar, aber Vertrautheit und Sympathie zu spielen, wo keine ist oder keine mehr ist, fällt mir schwer.“ Betreten blickte er auf die Straße. Das muss sich schrecklich anfühlen, schloss ich innerlich und nahm seine Hand vom Lenkrad, die ich andächtig tätschelte. Themenwechsel, dachte ich prompt. „Was machen wir heute Abend? Bleiben wir einfach bei mir?“, fragte ich nach. Edward lächelte mich schnaubend an. „Wie gerne würde ich ‚ja’ sagen“, seufzte er, „aber heute Abend muss ich leider meinen Pflichten nachkommen. Tanya und ich gehen essen. Das gehört auch zu dem, was unsere Eltern von mir verlangen. Wir sollen uns ab und an in der Öffentlichkeit zeigen. Eis essen, einkaufen gehen, solche Dinge eben. Heute Abend ist leider so ein Termin…“ Na klasse, Bella, gratulierte ich mir innerlich selbst. Dein Plan ist ja vorzüglich aufgegangen… Sein trauriger, in die Leere gerichteter Blick brannte mir in den Leib. Es war grauenvoll ihn so betrübt zu sehen. Noch mehr, wenn ich wusste, was ich ihm jetzt mitteilen musste: „Morgen bin ich den ganzen Tag mit meinem Dad unterwegs…“, gestand ich leise. Edward sah nichtssagend zu mir herüber. „Er holt mich ab und wir fahren nach Forks. Na ja, seine Frau und die Kleine besuchen und so… und die Fahrzeit ist immer ziemlich lang“, redete ich einfach drauf los. Ganz kurz überlegte ich, ob Edward nicht einfach mitkommen sollte. Ganz kurz. Ich wollte nicht, dass Charlie es erfährt, denn dann würde es mit Sicherheit auch Mum erfahren und ich wusste, was sie sagen würde. Nur zu gut. Edward wandte den Blick immer nur kurz ab und die Niedergeschlagenheit darin stach mir immer wieder ins Herz. „Ich möchte dich jeden Tag bis Montag sehen“, meinte er schlicht und es tat mir weh, ihm sagen zu müssen, dass wir auf den morgigen Tag verzichten mussten. „Wir- wir können morgen Abend telefonieren, ja? Ich rufe dich an, sobald ich wieder da bin, aber es wird spät werden, denke ich“, wandte ich ein. Edward schaute einen Hauch missmutig auf die Straße, nickte aber knapp und hielt dann wenig später am Straßenrand. „Wir sind da.“ Sein Seufzen konnte er nicht unterdrücken. Während ich bereits verlangend zu ihm gewandt da saß, drehte er sich sehr gemächlich und langsam zu mir um. Mit einer jedoch umso flinkeren Bewegung, drückte er mich an sich und stahl mir unendlich viele Küsse. Unerwartet hob er mich an den Achseln seitlich auf seinen Schoß und küsste mich weiter, während ich kicherte. „Wenn uns jetzt jemand sieht“, giggelte ich – völlig außer Acht lassend, dass seine Scheiben leicht getönt waren. „Ich liebe dich“, flüsterte er über seine Küsse und ich lächelte ihn freudestrahlend an. Seine Hände glitten immer wieder über meinen Rücken, malten meine Schulterblätter nach, streichelten meine Schultern bis hin zum Nacken. So betörend, dass wir ewig hier hätten verweilen können. „Ich weiß, du musst“, murmelte ich leise, als ich spürte, wie Edward unter mir etwas ruheloser wurde. „Ich wünschte, ich müsste nicht…“, wisperte er und strich eine Strähne aus meinem Gesicht. „Was mich jetzt erwartet, ist gezwungen und künstlich. Jeden Satz muss ich aus den Fingern saugen. Glaub’ mir, ich wäre so viel lieber bei dir“, gestand er zärtlich und grinste plötzlich, als er fortfuhr: „Du bist zwar nicht weniger kompliziert-“ Ich gab ihm einen sanften Klaps auf linke Gesichtshälfte. „Aber um einiges liebenswerter…“ Seine Lippen hoben sich wieder zu mir hoch. „Hmmm“, machte er, als unsere Lippen fast aufeinander lagen. „Tolles Wort, liebenswert… wert zu lieben, wert sein, geliebt zu werden-“ Ich lachte ein wenig heiser auf und küsste seine säuselnde Stimme stumm. „Spinner“, hauchte ich, legte die Lippen noch mal rasch auf seiner Stirn ab und rutschte dann auf den Beifahrersitz herüber, auf dem ich eilig meine sieben Sachen zusammen klaubte. „Ich rufe dich an, bis dann“, sagte ich noch, beugte mich noch mal vor, küsste seine ein wenig unbeteiligten Lippen und lief dann zügig über die Straße. Ich hatte meinen Vater selten so munter gesehen, als ich klein war – zumindest konnte ich mich nicht daran erinnern. Heute wirkte er noch gelöster, als die Treffen und Telefonate zuvor schon. Es war, als belebte ihn das Glück mit Sue und Zoey richtig. Ich gönnte es ihm so sehr. Wie er die Kleine bei einem Waldspaziergang herumwirbelte, beide ausgelassen herum blödelten und Sue sich neben mir den Bauch vor Lachen hielt. Ich war überwältigt von der Harmonie der drei. „Ist es nicht komisch, am Montag einfach wieder in Deutschland weiter zu machen, wie bisher?“, fragte Sue mich, während der Alberei ihres Mannes mit Zoey. „Ich meine, du hast ja bestimmt auch Freunde gewonnen und dich wieder ein wenig an das Leben im Amerika gewöhnt, oder?“ Ich nickte ihr zu. „Doch, das stimmt, es wird im ersten Moment komisch sein, aber… na ja, ich habe meine Mum auch vermisst und so gewinne ich jemand und verliere andere“, kam es mir melancholisch über die Lippen. Sue lachte. „Weißt du was, Bella?“ Ihre Augen fixierten mich. „Manchmal kommst du mir so vor, als wärst du viel älter, lebenserfahrener und weise. Ich weiß nicht, obwohl ich dich noch nicht sehr lange kenne, kommt mir das manchmal in den Sinn.“ Ich lächelte ihr ein wenig verlegen zu und wusste nicht recht, was ich darauf sagen sollte. „Hältst du denn Kontakt zu deinen Freunden?“, wollte Sue weiter wissen und machte es mir somit leicht, gar nicht auf ihre Aussage von eben eingehen zu müssen. „Ähm, ich denke nicht. Das verliert sich sowieso, glaub’ ich“, wich ich ihrer Frage ein wenig aus. „Hey Sue!“, rief Dad plötzlich ein paar Meter vor uns. „Wir nehmen einen kleinen Umweg, sind aber gleich wieder bei euch!“ Sue nickte einverstanden, während Dad mit Zoey auf den Schultern ins Dickicht lief. „Na ja, hast du nicht noch mal vor nach Amerika zu kommen? Nach Seattle? Für länger?“, griff Sue das Thema wieder auf. Ich schüttelte bereite den Kopf. „Meine Mutter braucht mich jetzt und wenn sie dann wieder ganz gesund ist“, bei dem Gedanken musste ich schlucken, weil vieles in mir – erschreckenderweise – nicht mehr daran glaubte, „dann möchte ich erst recht bei ihr sein.“ „Gut, das kann ich verstehen“, meinte Sue, „obwohl du hier natürlich mehr Möglich-“ Kindergeschrei ertönte und Dad erschien wieder auf dem Weg zu uns, der die zappelnde Zoey in den Händen hielt, die bitterlich weinte. „Mama! Mama!“, schrie und wimmerte sie abwechselnd. Sue und ich eilten zu den Beiden. „Keine Ahnung- sie ist einfach gestolpert und hingefallen-“, stotterte mein Vater aufgeregt. Zoeys Stirn blutete, während sie ganz herzzerreißend weinte. „Das passiert, Liebling. Ruhe bewahren“, sagte Sue beschwichtigend zu meinem Dad und nahm Zoey in die Arme, die sich schreiend an sie schmiegte, während Sue sie ununterbrochen zu beruhigen versuchte. Ich beugte mich über sie und hob die feinen Härchen von der Stirn. „Ist sie auf einen Ast gefallen? Einen Stein?“, fragte ich nach. Zoey wandte sich zu allen Seiten. „Stein, glaube ich, weiß nicht, eigentlich nur auf den Boden…“ Mein Dad war käseweiß, als wäre Zoey von einem Auto überfahren worden. „Es sieht nicht sehr schlimm aus, zumindest die Wunde nicht. Reinigen, Salbe und Pflaster reichen da“, meinte ich. „Aber wenn sie im Laufen auf einen Stein gefallen ist, solltet ihr trotzdem vielleicht ins Krankenhaus, nur damit ihrem Kopf nichts passiert ist“, schlug ich vor. Ich mied bewusst das Wort „Gehirnerschütterung“, damit mein Dad nicht vor Angst umkippte. Sue nickte ruhig und professionell, gab Zoey ein Fläschchen zur Ablenkung und lief mit ihr auf dem Arm den Weg zurück. Letztlich war alles halb so wild, doch die Reaktion von Dad und Sue hatten mich schon schmunzeln lassen. Es zeigte einerseits die Veränderungen bei meinem Vater. Er hatte sich damals auch um mich gesorgt, aber soweit mir bekannt war, niemals so heftig reagiert – geschweige denn, so eine Angst gehabt. Er war nie ein überängstlicher Vater gewesen. Andererseits zeigte es aber auch, wie sehr Sue und Dad zusammenpassten – gerade trotz der Unterschiede. Es war herrlich mit anzusehen und Zoey konnte man nur beglückwünschen. Ihre Eltern schienen ein Herz und eine Seele zu sein, die sich ergänzten, wo es nötig war. Verträumt schaute ich aus dem Autofenster auf der Rückfahrt. Nicht jedes Kind wurde in solch elterliche Arme geboren, doch waren zwei, auch wenn ihr Verhältnis nicht so innig war, besser als einer… Völlig erschöpft von dem Tag kam ich erst spät abends wieder am Wohnheim an. Wir waren in Forks den ganzen Tag in der Stadt, dem Spielplatz und dem Wald, bis zu dem kleinen Unfall, unterwegs gewesen und meine Füße schmerzten. Auch mein leichter Hunger hielt mich nicht davon ab, nach der eiligen Katzenwäsche in mein wohliges Bett zu gleiten. Mit kleinen Augen wählte ich Edward – wie versprochen – an. Ausgeschaltet? Merkwürdig. Ich sprach ihm nicht auf die Mailbox, falls – auch nur falls – sein Handy mal in die Hände seiner Eltern geriet, sondern versuchte es noch wesentlich müder eine halbe Stunde später noch mal. Wieder die Mailbox. „Dann morgen, Edward“, nuschelte ich, gab meinem Handy einen Kuss und schlief ein. ---------------------------------------- Freue mich seeeeehr über kommis ^^^^^^^^^^ Dachte ich spute mich mal mit dem kap ^^^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)