An meiner Seite von Rakushina (Schutzengel) ================================================================================ Kapitel 1: an meiner Seite -------------------------- Thema des Tages: Fachchinesisch Mein jährliches Wichtel, ich habe es hinter mir und bin zufrieden xD Mit der Story vielleicht nicht 100ig, aber war ich das jemals? Verzeih mir, Mita, ich wollte es weiter ausarbeiten und auch ein anderes Fandom nehmen. Aber. Es. Ging. Nicht. Und über Bryan zu schreiben fand ich witzig. Ein wenig Randomness: Wenn man Claustophob ist, hat man KEINE Platzangst. Platzangst ist einzig und alleine die Agoraphobie, sprich die Angst vor offenen Plätzen. Claustophobie, die Angst vor engen/geschlossenen Räumen heißt korrekt »Raumangst«. Ich sag das, weil ich letzt wegen diesem feinen Unterschied angemotzt worden bin. Und weil's stimmt :P (Zum Korrekturlesen bin ich nicht mehr wirklich gekommen. Entschuldigung. Aber da draußen gibt es nun einmal noch ein nahes Unheil, dass sich »Klassenarbeit« nennt." - an meiner Seite Scheiße. Das alles konnte nur ein Albtraum sein. Der reine Horror. Überall… Sie waren überall, verdammt. Überall… Menschen. Bryan hasste die Innenstadt und die Menschenmassen. Der Trubel und die Geräusche machten ihn krank. Der blanke Horror. Er war noch nie so sauer auf sie gewesen, sie hatte es gut gemeint, aber das hätte wirklich nicht sein müssen. Sie war einfach viel zu nett. Aber ihn einfach in der Innenstadt auszusetzen war zu radikal gewesen. Aber wenn er ehrlich war, er sollte sich nicht beschweren… Woher sollte sie wissen, dass er Angst davor hatte? Konnte sie gar nicht, genauso wie Bryan nie zu seinen Schwächen stehen konnte. Er hatte ein Image zu bewahren. In der Abtei hatte er diese Angst nie gehabt. Er war mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. Und er hatte die Leute gekannt. Wer ihn schief ansah, bekam einen Kinnhacken und ein Veilchen verpasst. Aber hier irgendwo im nirgendwo unter duzenden von Fremden, fühlte er sich unbehagen. Verschlungen von der Menschenmassen, so fühlte es sich an. Die Atmung fiel ihm schwer. Der Schweiß rang ihn von der Stirn. Er spürte sein Blut in den Adern pochen. Tala, Kai, Ian und Spencer hätten ihn komisch von der Seite betrachtet, würden sie ihn hier sitzen sehen, irgendwo in einem Winkel zwischen Lebensmittelladen und Poststelle und wie er sich aufführte. Egal wie disozial man war, wenn man hinaus ging müsste man sich doch nicht gleich so aufführen, als wäre der Sensenmann persönlich hinter jemanden her. Aber Bryan tat es nun einmal, verdammt. Ausgesucht hatte er sich das nicht, es… war nun einmal so. „Na? Hast du wieder die Hosen voll?“ Bryan hob den Kopf, nicht viel, der Junge, der vor ihm stand war klein genug, dass er ihn ohne Probleme in die Augen sehen konnte. „Zieh Leine. Du nervst“, zischte er genervt und ließ erneut den Kopf hängen, während er sich gegen die Wand lehnte. Seine grauen Haare verdeckten den Anblick des vielleicht achtjährigen Kindes. „Komm, du kannst doch ruhig sagen, dass es dir nicht gut geht. Du zitterst. Mir kannst du es ruhig sagen, Bryan.“ Der Junge ging einen Schritt auf ihn zu und berührte Bryan‘s Hand. Seine Hände waren immer kalt, doch durch das winterliche Wetter und seinen momentanen Geisteszustand waren sie beinah wie Eis. Seine zitternden Finger verkrampften sich um die in einen Handschuh eingepackte kleine Hand. Ein wenig schämen tat Bryan sich schon. Scheiß Platzangst. Dieses Handicap kratzte viel mehr an seinem Stolz, wie er immer zeigte. Er behauptete es immer locker zu sehen, aber locker war in seinem Fall alles andere als das falsche Wort. Der Kleine vor im wusste das. Er wusste es besser wie jeder andere auf der Welt, was Bryan fühlte. Er kannte ihn schließlich seit seiner Geburt und war seither nie von seiner Seite gewichen. Nie. „Und selbst wenn ich es sage… Damit verfliegt meine Angst auch wieder nicht. Ich kann an all dem hier auch nichts ändern.“ An weiten Orten ohne Grenzen konnte er wirklich nichts ändern. Einfach hinausgehen war alles, was er zu Stande brachte und es fiel ihm so schwer. Aber diese Scharen und Mengen aus Menschen jagten ihn einfach Angst ein. Er hatte Angst, dass er von ihr erfasst, verschlungen und versinken würde, bis er nicht mehr wüsste, wo er war und ehe er es begreifen würde, würde ihn das kalte Metall eines Autos erwischen und alle Lebensgeister aus seinen Körper vertreiben. Er würde daliegen, das eigene Blut würde ihm an Hand und Haar kleben und die Menschenmassen, deren Ignoranz und Hektik ihn überhaupt dorthin gebracht hatten würden sich dicht um ihn versammeln, dass er nicht einmal mehr den bewölkten Himmel über sich sehen könnte. Genauso wie es damals mit dem Jungen an seiner Seite geschah, als Bryan noch klein war. „Stimmt, ändern kannst du daran nichts. Aber dann wärst du wenigstens einmal ehrlich“, schimpfte der Junge mit ihm und Bryan gestand, dass der Knirps sich sehr erwachsen verhielt. Aber so war er schon immer gewesen. Wahrlich ein Grund, zu ihm aufzusehen. Das Gesicht des Jungen trübte sich beim Anblick des immer blasser werden Gesichts seines Gegenübers. Seine Lippen wurden, während er überlegte zu einem schmalen Strich auf dem weissen Gesicht. Seine Hände wanderten Bryan‘s Arm hinauf, verloren aber nichts von ihrem sanften Druck. „Weißt du nicht, wie ich dir am besten helfen könnte?“ „Das musst du doch wissen. Du bist der Ältere von uns beiden, also musst du auf mich aufpassen.“ „Du weißt genau, dass ich schon lange nicht mehr der Ältere bin.“ Das Lachen des Jungen klang künstlich, ihm war eigentlich nicht zum lachen zu mute. Dass Bryan diese Angst hatte war immerhin größtenteils seine Schuld. Aber mit dem Verstand eines Kindes war er bei solchen Problemen nicht sehr kreativ und musste immer lange nachdenken, dabei kratzte er sich immer eifrig durch die dichten Haare. Allein das brachte Bryan schon ein wenig auf andere Gedanken. Ihm kamen bei diesem Anblick schöne Erinnerungen hoch. Der Kurze musste eigentlich gar nicht so eifrig nachdenken. Es reichte, wenn er seine Hand hielt. Er ließ ihn nicht alleine dastehen in den schmalen Gassen, zwischen Lebensmittelladen und Poststelle. Aber er hatte und würde eben immer den Verstand eines Kindes haben. Doch irgendwann würde er schon verstehen, dass allein seine Anwesenheit Bryan genügte. „Bryan!“ Die aufgebrachte Stimme eines Mädchens riss Bryan wieder in die Realität und als hätte er einen Stromschlag erlitten, sprang von der Wand und nahm eines gerade Haltung ein. Der Druck, den er die ganze Zeit gespürt hatte war fort. Ebenso der Junge. Mathilda kam vorbeigelaufen, sie stand direkt vor dem Eingang der Seitengasse, sah Bryan aber nicht sofort. Mehrmals warf sie den Kopf in alle Richtungen, bis sie ihn erblickte und mit halboffenem Mund und aufgerissenen Augen zu ihm ging. „Hi! Du… hast mich gesucht?“, fragte er, dabei war es vollkommen unnötig gewesen das zu sagen. Sie sah genauso aus wie er vor einigen Minuten… Hm, na ja, nicht genau, aber es kam hin. Auch sie hatte Angst gehabt, die aber nicht mit ihm vergleichbar war. Sie näherte sich einen weiteren Schritt und erfasste mit ihren Hände jeweils einen seiner Arme. „Bryan, es tut mir so Leid. Ich wusste nicht, dass du eine Agoraphobie hast. Ich habe mit Kai telefoniert und er hat es mir erzählt. Hätte ich das gewusst, hätte ich dich nicht alleine zum Einkaufen geschickt.“ Einkaufen… Langsam dämmerte ihn es wieder. Mathilda hatte ihn ja darum gebeten noch ein paar Sachen zu besorgen, die sie am Vortag vergessen hatten. Dabei meinte sie, er sollte ruhig einmal alleine gehen, es täte ihm sicher gut, wenn sie nicht immer an ihm hängt. Noch ein wenig neben sich ging er und hob die Sachen, wie sich unter anderen als Kaffeepulver, Salz und Milch herausstellten. „Bryan… Alles in Ordnung?“, fragte Mathilda vorsichtig, dachte schon daran dass er sauer auf sie wäre. Aber als er sich erhob und ihr die wieder volle Einkaufstasche entgegenstreckte, lächelte er nur, als sei nichts. „Es... Ist schon gut. Und so schlimm war es nicht.“ „Wirklich? Du siehst blass aus.“ „Nein, wirklich. Jetzt geht es mir wieder gut.“ Ihr erwiderndes Lächeln war zögerlich, doch sie vertraute seinen Worten. Mathilda nahm ihm die Einkaufstasche ab um sie selbst zu tragen, hielt seine Hand und führte ihn wieder aus der Gasse, mitten in die Flut aus Menschen. Er war angespannt, aber für Mathilda wollte er seinen friedlichen Ausdruck bewahren. Oder… vielleicht gerade wegen Mathilda konnte er es bewahren. Dank Mathilda und… Sie liefen durch die Menschenmenge und er empfand kaum Angst. Er hatte schon seit Jahren immer weniger Angst davor, verschlungen zu werden. Plötzliche Panikattacken waren selten. Dass es ihn gerade da erwischte war nun einmal Pech oder seine eigene Vergesslichkeit. Denn je älter er seit damals wurde, so mehr begriff er, dass er nie allein gewesen war, als er durch die Straßen der Menschen lief. Mathilda lief zu seiner rechten, strahlte wie die Sonne, die niemals in der Menge untergehen würde. Seine linke Seite schien leer, doch spürte er seit klein auf immer den sanften Druck seines großen Bruders, der damals starb, wie Bryan es sich in seinen Angstzuständen ausmalte, an seiner Hand. Niemand sah ihn. Nur Bryan, nur er konnte ihn und die kleinen, weissen Flügel auf seinem Rücken sehen. Lieber Gott, er hatte zwei wunderbare Menschen und reine Seelen bei sich, an jeder Seite einen. Zwei Schutzengel. Mit so einer Verstärkung würde er es doch hinbekommen durch die Straßen zu ziehen. So schwer es ihm auch fiel, blieb er angesichts seiner beiden Schutzengel überzeugt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)