Life goes on... von _Hige_ (CrowleyXMiranda) ================================================================================ Kapitel 1: Erkenntnisse ----------------------- Es hatte so kommen müssen. Die Anzahl an Frauen im Schwarzen Orden war gering, noch dazu an Frauen, die so gut zu ihm passten wie sie. Da gab es Linali, die eindeutig zu jung für ihn war – von der immerwährenden Bedrohung durch ihren großen Bruder einmal ganz abgesehn. Cloud, die zu alt für ihn war und deren gewisse Vorliebe für Peitschen ihm Angst machte, kam auch nicht infrage. Von der teuflischen Oberschwester des Ordens, unter deren Regentschaft er während seiner ganzen Genesungszeit nach dem Kampf mit den Noahzwillingen hatte leiden müssen, ganz zu schweigen. Sie war ein wenig jünger als er, ihr Ruf als Tollpatsch eilte ihr meilenweit voraus: Miranda Lotto. Drei Jahre nachdem er ihr zum ersten Mal begegnet war, nach drei Jahren, in denen er seine Gefühle ihr gegenüber unterdrückt hatte, nach drei Jahren voller Gewissensbisse, war er sich endlich über seine Gefühle klar geworden: er war in Miranda verliebt. Doch mit dieser Erkenntnis waren auch die zwiespältigen Gefühle einhergegangen. Er wollte mit Miranda soviel Zeit wie irgend möglich verbringen, doch er hatte sich vor drei Jahren geschworen, nie eine andere Frau zu lieben als Eliade. Und tatsächlich liebte Crowley Eliade noch aus vollstem Herzen. Ihretwegen war er Exorzist geworden, sein einziger Grund weiterzuleben bestand darin, Akuma zu töten, um Eliades Leben nicht grundlos ein Ende bereitet zu haben. Und nun sah er sich einer Aufgabe gegenüber, die er nie erwartet hätte, er hätte es nicht für möglich gehalten, jemanden so zu lieben, wie seine kostbare Eliade. Der Drang, mit Miranda zusammen zu sein und das Bedürfnis, der Liebe seines Lebens treu zu bleiben, fochten einen inneren Kampf, der ihn zu zerreißen drohte. „Crowley? Crowley ! Hey Crowley!“ Lavis Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Wenn du weiter so rumtrödelst, dann isst Allen dir dein Essen weg !“ Essen. Ihm war nicht nach Essen. Viel lieber wäre er allein in seinem Zimmer, wo ihn niemand aus wohligen Tagträumen riss. „Du kannst es haben“, sagte Crowley und schob Allen, der den Mund voll Klößchen hatte, seinen Teller hin. „Manke“, kam prompt die gedämpfte Antwort. „Hey Kuro-chan, bist du sicher, dass es dir gut geht ? Sonst bist du doch genauso hungrig wie unsere Bohnenstange“. „Iff bin keine Bohnenftange!“, beschwerte sich Allen. „Vielleicht sollte ich mich hinlegen ?“. „Ja, Kuro-chan, vielleicht solltest du das tun…oder dich doch besser mal von der Oberschwester abchecken lassen ?“ Crowley schauderte beim Gedanken an die Oberschwester. „Nein, ich bin nur ein bisschen müde. Ich werde mich hinlegen“. „Gute Befferung!“, rief Allen ihm nach. Genau das, was er brauchte. Eine Gelegenheit, sich zurückzuziehen und seine Gedanken zu ordnen. Es würde nicht lange dauern, bis er zu einer neuen Mission geschickt würde und dazu musste er voll einsatzbereit sein. Während er durch das Hauptquartier in Richtung seines Zimmers ging, völlig in seine eigenen Gedanken vertieft, merkte er kaum, was um ihn herum vor sich ging. Kein Wunder also, dass er auf einmal mit jemandem zusammenstieß. „Au!“, klagte die Person, die er gerade umgerannt hatte. „E-es tut mir Leid, das wollte ich nicht, ich war unaufmerksam, und…“ der Vampirexorzist erkannte, wen er umgestoßen hatte. „Miranda! Tut mir wirklich Leid, es war keine Absicht ! Ich helfe dir hoch“. „Ach, das macht doch nichts. Ich bin es gewohnt, zu fallen“. Miranda lachte. Als Crowleys und Mirandas Hand sich berührten, erröteten beide. „Ähm…ich wollte gerade in die Bibliothek gehen, um mir einige Bücher auszuleihen. Möchtest du mich vielleicht begleiten ?“. Miranda lächelte. Crowley, dem keine einleuchtende Ausrede dafür einfallen wollte, warum er sich am frühen Nachmittag schon in sein Zimmer zurückziehen wollte, bejahte. Auf dem Rückweg von der Bibliothek dachte Crowley nach. Der Teil, der mit Miranda zusammen sein wollte, jubelte, doch der Teil von ihm, der Eliade treu bleiben wollte, rebellierte gegen diese unfreiwillige Zusammenkunft. Er war in den letzten drei Jahren gut mit Miranda befreundet gewesen, und war sich erst kürzlich darüber bewusst geworden, was er für sie empfand, was seine jahrelangen Gewissensbisse erklärte. Vielleicht empfand sie ja das Gleiche für ihn? Unsinn! Für sie war er nichts weiter als ein Freund… doch war es vielleicht doch mehr? Nun hatte er eine gute Gelegenheit, mit ihr zu reden. Als sie Mirandas Zimmer erreicht hatten, legte er die Bücher, die er als Kavalier alter Schule für sie getragen hatte, auf ihrem Schreibtisch ab. Gerade als er anfangen wollte, fragte Miranda: „Crowley…dürfte ich…dich etwas fragen ?“. „Äh…äh…sicher..ich meine, äh…“, der Überrumplete brachte nur Gestammel hervor. „Also, Crowley….Aleister…“ Miranda errötete. „Ich…also ich habe mich gefragt, ob….äh,naja, wir haben in den letzten drei Jahren viel Zeit miteinander verbracht und da dachte ich, dass du äh, also, ich…nein, wir….ähm….“. Die nun aufgeregte Miranda fing an, im Zimmer herumzulaufen, während sie vor sich hinstammelte, was damit endete, dass sie über ein Stuhlbein stolperte. „Verdammt!“ „Miranda, hast du dich verletzt ?“ „Nein, ist schon in Ordnung. Ich sagte ja, dass ich es gewohnt bin, hinzufallen. Ich bin so furchtbar ungeschickt“. „Ich mag deine Ungeschicklichkeit“, nuschelte der Exorzist, ohne darüber nachzudenken. Miranda strahlte. „Was hältst du von einem Glas Wein ?“ Miranda rappelte sich auf. „Ich habe noch ein gutes Tröpfchen aus meiner Heimat“ Sie ging hinüber zu ihrem Schrank und kramte eine Flasche Wein und zwei Gläser hervor. Crowley schaute stumm zu, wie sie die Gläser füllte und zu ihrem Bett hinübertrug. „Weißt du, der Wein ist wirklich das einzige, was mir von Deutschland fehlt, seit ich im Orden bin“. „Hattest du denn keine Familie oder Nichts, das dir wichtig war?“, fragte der verwunderte Exorzist. „Nein. Meine Mutter ist kurz nach meinem 18. Geburtstag gestorben und meinen Vater habe ich kaum gekannt. Wegen meiner Ungeschicklichkeit war ich nicht gerade beliebt und ich habe es tatsächlich fertiggebracht, innerhalb von acht Jahren hundertmal meine Arbeit zu verlieren. Das einzige, was mir wirklich wichtig war, habe ich hierher mitgenommen. Meine alte Standuhr, die mein Innocence beherbergte und aus der meine Waffe gemacht ist“. Sie schaute auf die Scheibe an ihrem Oberarm. „Aber hier bin ich glücklich. Ich habe viele Freunde gefunden und ich habe endlich das Gefühl, gebraucht zu werden!“ Sie lächelte ihn an. „Was ist mit dir? Vermisst du Rumänien denn nicht?“ „Nein. Um ganz ehrlich zu sein, ich bin so gut wie nie aus meinem Schloss gekommen“. Crowley starrte zu Boden. „Mein Großvater wollte mich in meiner Kindheit nie herauslassen. Ich sollte lernen, wie man sich um seine kostbaren Blumen zu kümmern hat, anstatt meine Zeit mit unsinnigen Spielen zu verschwenden“. „Wieso haben deine Eltern sich denn nicht gegen ihn durchgesetzt? Ein Kind braucht doch gewisse Freiheiten!“, unterbrach Miranda ihn entsetzt. „Meine Eltern habe ich im Alter von fünf Jahren verloren. Sie starben bei einem Überfall. Großvater hat mich großgezogen. Er war alles, was ich hatte. Als er dann starb, hinterließ er mir sein Schloss, doch ich habe es eigentlich nie als meinen Besitz betrachtet. Es gehörte nach wie vor Großvater und ich war nur der Hauswart, der es bis zu seinem Tode hätte instandhalten müssen“. Aber nachdem dein Großvater dich nicht mehr im Schloss einsperren konnte, hättest du doch Bekanntschaften schließen können“. „Wir waren als Vampire verschrien. Keiner hätte sich mir freiwillig genähert“. Crowley schaute mit einem bitteren Blick zu Boden. „Das muss furchtbar einsam gewesen sein“, sagte Miranda. „Das war es. Bis mir eines Tages…“ der Exorzist schluckte beim Gedanken an seine verstorbene Geliebte. „Bis mir eines Tages…Eliade begegnete“. Er hatte nicht auf sie zu sprechen kommen wollen, doch nun sprudelten die Worte aus ihm hervor: „Sie war mein ganzer Lebensinhalt. Sie gab mir das Gefühl, gebraucht zu werden, das Gefühl, geliebt zu werden. Doch dann…“ eine Träne lief über seine Wange. „Dann habe ich sie getötet“. „Es…tut mir Leid, Aleister. Ich wollte nicht, dass du das alles nochmal durchmachen musst…“ „Es ist in Ordnung. Ich bin der Einsamkeit entflohen. Alle hier sind so nett zu mir… Und ich gebe mir Mühe, Eliades Tod nicht immer vor Augen zu haben. Das Leben muss schließlich weiter gehen“. Er rieb sich mit dem Ärmel über die Wange und schaute tief in Mirandas Augen, selbst nicht imstande zu sagen, was er denn eigentlich darin suchte. Miranda streckte ihren Arm aus und legte ihn über die Schulter des großen Exorzisten. „Ich bin froh, dass ich dich habe, Miranda“, murmelte Crowley und errötete dabei. „Aleister…“ So saßen sie minutenlang schweigend da, ohne sich zu rühren, aus Angst, den anderen zu stören. „Vielleicht…“, dachte Crowley, „vielleicht empfindet sie ja doch das Gleiche für mich wie ich für sie. Und vielleicht gibt es ja doch einen Weg, mit ihr zusammen zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)