Invisible Enemy von _kuromoko-chan_ (Shep-Whump) ================================================================================ Kapitel 5: Verwirrung --------------------- ********************************************************* Verwirrung ********************************************************* *Zwei Stunden zuvor* So fühlte sich wohl eine Katze, wenn sie kurz vor dem finalen Schlag mit ihrer Beute spielte. Hier ein Tatzenhieb, dort ein vermeindlicher Fluchtweg, der doch nur wieder in den Fängen des Untiers endete. Genossen Katzen die letzten qualvollen, angsterfüllten Momente ihrer Opfer? Die vor Schrecken und Panik geweiteten Augen, der rasende Puls, das unkontrollierte Zittern des Körpers? Ganz gleich, was diese Raubtiere empfanden, er genoss es in tiefsten Zügen. Sein Opfer war zwar noch nicht der Verzweiflung nahe, aber es war eine unbeschreibliche Genugtuung, es immer wieder leiden zu lassen. Nach seinen Vorgaben. Egal ob Art des Peins, Zeitpunkt, Dauer, Intensität... Dieses Spiel, das alleine seinen Regeln folgte und erst ein Ende haben sollte, wenn es ihm überdrüssig wurde. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem er seinen eigentlichen Plan starten würde. Aber das hieß ja nicht, dass er auf diese Art der Befriedigung verzichten musste. Ein hämisches Grinsen huschte über sein Gesicht. „Ich werde dir zeigen, was es heißt, zu leiden, John Sheppard. Mach dich bereit!“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Der erste Schritt war getan. Ohne große Zwischenfälle war es John gelungen, eines der Vorratslager zu erreichen. Bekleidungstechnisch konnte er zwar nur eine Weste entdecken die er eilig über das Krankenbettleibchen geworfen hatte, allerdings war das schonmal besser als gar nichts. In das für den Außeneinsatz entwickelte Textil passten locker einige Ersatzmagazine sowie ein Feldstecher und zwei Granaten hinein. Nach kurzem Überlegen verstaute er noch ein Kampfmesser in einer der Taschen, bevor er zu einer P90 griff. Neben der großkalibrigen Waffe fand auch noch eine Pistole ihren Weg in die Hände des Soldaten. Die Wraith waren eine nicht zu unterschätzende Gefahr, da wollte er genügend gewappnet sein. Doch immer wenn er an die grünen Außerirdischen dachte, überfiel ihn eine undefinierbare Unruhe. Er konnte sich auf das alles immer noch keinen Reim machen. Das Letzte vor dem Wrait-Übergriff, an das er sich erinnern konnte, war der Joggingausflug mit Ronon. Danach setzte sein Gedächtnis aus. Was war in dieser Zeit passiert? Nachdenklich griff er in eine der Boxen und fischte sich ein Magazin für die bisher ungeladene Pistole heraus. Hatten die grünen Monster die Gate-Adresse von Atlantis ausfindig gemacht und sie überraschend angegriffen? Ohne großartig darauf zu achten belud er routiniert seine Waffe. Oder waren sie vielleicht der Deadalus bis zu ihrem Planeten gefolgt? Das Raumschiff hatte diese Woche eigentlich wieder hier ankommen sollen. Waren sie nicht schon längst überfällig? Er konnte es drehen und wenden wie er wollte, irgendwas passte nicht ins Konzept. Es würde wohl das Beste sein, wenn er ersteinmal unauffällig agierte – was momentan alles andere als leicht werden würde. Bemerkt hatte man sein Verschwinden wohl schon. Vorsichtig wagte er einen Blick aus dem Lager in die Flure Atlantis. Alles schien ruhig, er konnte weder Stimmen noch Laufgeräusche vernehmen. Soweit, so gut. Doch wie sollte er weiter vorgehen? Die ganze Stadt nach seinen Kameraden abzusuchen könnte sich als äußerst schwierig gestalten. Nicht nur, dass er damit ewig beschäftigt wäre, je länger er unterwegs war, desto höher war auch die Chance dass die Wraith ihn wieder schnappten. Er musste sich was anderes einfallen lassen. Dann fiel es ihm siedend heiß ein. Der Lebenszeichendetektor! Sheppard hatte seinen vor kurzem Rodney gegeben, weil der Wissenschaftler ein paar Optimierungen daran vornehmen wollte. Demzufolge musste das Gesuchte derzeit in McKays Labor zu finden sein – sofern die Aliens hier noch nicht alles auf den Kopf gestellt hatten. Sollte John das Gerät finden, konnte er zumindest schonmal frühzeitig vor herannahenden Feinden gewarnt werden – und zwischen Mensch und Wraith unterscheiden. Nachdem er einen weiteren, prüfenden Blick nach draußen geworfen hatte, wagte er sich aus dem Lager hinaus in Richtung Rodneys heiliger Hallen. Ja darauf bedacht, keinen unnötigen Lärm zu verursachen, huschte der Soldat durch die unbewohnten Gänge Atlantis und horchte immer wieder mit seinem durch jahrelanges Training geschärften Hörsinn in die unheimliche Stille hinein. Dank seiner guten Ortskenntnis wählte er mit Bedacht eine Route fernab der Hauptgänge. Das kostete ihn zwar zusätzliche Zeit, minimierte aber das Risiko entdeckt zu werden. Dachte er. Nachdem er etwas über die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, bemerkte er ein Geräusch. Jedem normalen Menschen wär dieser zarte, jedoch dumpfe Ton gar nicht erst aufgefallen. Doch John signalisierte er nur zu deutlich, dass sich jemand an ihn heranschlich. Mit gezielten Blicken sondierte er in nur Sekundenbruchteilen die Lage. Sheppard wollte sich keinesfalls einer Frontalkonfrontation stellen. Zwar war er absolut kein Freund davon, feige aus dem Hinterhalt anzugreifen, aber ihm blieb aktuell keine andere Wahl. Allein auf sich gestellt wie er nun einmal war konnte er sich nicht anders helfen. Keinen Moment zu spät presste er sich in den Schatten einer der toten Pflanzen, die überall in der Stadt herumstanden. Erst gestern hatte er sich noch drüber aufgeregt, dass Elizabeth diese hässlichen Dinger doch endlich mal entsorgen lassen könne. Gerade eben war er verdammt froh darüber die Gewächse noch nicht vernichtet zu sehen. Mit der P90 im Anschlag erwartete er seinen Gegner, der nicht lange auf sich warten ließ. John betete inständig darum, dass der Neuankömmling ihn einfach übersehen würde. Wenn er jetzt feuern müsste, könnte er damit seine Position verraten und noch mehr Wraith anlocken. Jede seiner Muskelfasern war zum zerreißen gespannt, bereit, im Notfall sofort agieren und blitzschnell auf den Gegner zuspringen zu können. Wenn er den Verfolger lautlos zu Fall bringen konnte wäre das sicher nicht zu seinem Nachteil. Die herrannahenden Schritte wurden immer lauter. Meter um Meter näherte sich der vermeindliche Feind. John hielt die Luft an. Gleich würde er da sein. Gleich würde sich entscheiden, ob unentdeckt blieb oder sich zur Wehr setzen musste. Kurz vernebelte ihm die Sicht und ein dumpfes Pochen jagte durch seine Schläfe. Er schrieb es der Anspannung zu. Der Soldat hatte ja mit allen Szenarien gerechnet. Aber damit nicht. Direkt vor seinem Versteck stand niemand anderes als der gebürtige Sateder. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Was zum… verdammt, was ist hier los?“ „Ver- Verzeihung, Sir! Die Energieversorgung…“ „Ist ausgefallen, ich habs gemerkt! Bringen Sie unverzüglich das Antikergerät wieder zum Laufen oder ich werde es später an Ihnen verwenden!“ „Ja, Sir!“ Das durfte doch nicht wahr sein. Dieser unfähige Wissenschaftler, wie er sich selbst schimpfte, würde ihm noch seinen Plan ruinieren. Und sowas hatte man ihm wärmstens empfohlen! Kopfschüttelnd beobachtete er den hektischen Mann, wie er verzweifelt versuchte seinen Fehler wieder zu beheben. Er durfte jetzt keinenfalls noch einen Fehler riskieren, wenn alles so funktionieren sollte, wie er es wollte. John war nicht mehr unter seiner Kontrolle! Das könnte fatale Folgen haben. „Die Systeme sind wieder online, Sir!“ Endlich! Eilig überflog er die aktuelle Situation. Verflucht, er… fing an hämisch zu grinsen und entblößte eine Reihe gelblicher Zähne. Auf die Idee war er vorher gar nicht erst gekommen. Der Energiesturz hatte doch seine Vorteile. Hastig tätigte er ein paar Eingaben und gab ein paar flüchtige Anweisungen an seine Wissenschaftler. Zwar war das Ganze ein wenig gewagt, aber es versprach noch recht amüsant zu werden. „Was halten Sie davon, von Ihren Freunden ein wenig gequält zu werden, Sheppard? Mir wird es jedenfalls eine diebische Freude bereiten.“ Somit bestätigte er die Eingaben und lehnte sich zufrieden in seinen Stuhl zurück. Es konnte weitergehen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ John spürte, wie sich erneut ein dumpfes Pochen in seinem Kopf ausbreitete, aber genauso schnell wieder verschwand. Vermutlich war er doch von den grünen Monstern mit irgendwas vollgepumpt worden. Aber das herauszufinden war jetzt nicht so wichtig. Den Soldaten überkam eine riesige Erleichterung, als er seinen Kameraden erblickte. Wahrscheinlich war der ehemalige Dromoys den Fängen der Wraith entkommen und versuchte nun ebenso wie er sich durchzuschlagen. Ronon war inzwischen stehen geblieben und horchte in die Stille hinein. Sheppard konnte beobachten, wie der hünenhafte Mann sein Versteck fixierte. Er hatte ihn vermutlich schon längst entdeckt, also konnte er auch genauso gut jetzt Kontakt mit ihm aufnehmen. Langsam erhob er sich und trat aus dem Schatten heraus, um seinen Freund zu begrüßen. „Hey Chewie, ich war noch nie so froh, Sie zu sehen. Was läuft hier eigentlich?“ Sheppard erwartete eigentlich eine freundliche Begrüßung und etwas mehr Klarheit. Aber das Nachfolgende verwirrte ihn dann doch schon ein wenig. Anstelle eines Grußes hob Ronon seine Waffe und zielte auf ihn. Zwei kalte, eisige Augen starrten ihn an und registrierten und analysierten jede Bewegung des Soldaten auf das Genaueste. Irritiert bemerkte er Sorge in den dunklen Iriden des Sateders, konnte sie aber nicht erklären. Was lief hier ab? „Endlich hab ich Sie gefunden!“ Er hatte nach ihm gesucht? „Äh… ja? Wissen Sie wo die Anderen sind? Kumpel, ich versteh grad gar nichts mehr. Überall sind Wraith und außer Ihnen bin ich noch keinem Anderen der Atlantis-Crew begegnet. Wenn Sie mich mal aufklären könnte und das Ding da vor meinem Gesicht wegnehmen könnten, wäre ich Ihnen wirklich dankbar!“ Unsicher beobachtete John die Reaktionen seines Gegenübers, der keinerlei Anstalten machte, seine Waffe zu senken. Im Gegenteil. „Wraith?“ fragte Ronon ungläubig. „Hier sind keine Wraith.“ „Doch, ich hab sie doch gesehen! Sie haben irgendwelche Versuche mit mir auf der Krankenstation gemacht… ich bin gerade eben erst vor ihnen geflüchtet. Sie können mir nicht erzählen, dass Sie noch keinen gesehen haben!“ „Sheppard, hier sind keine Wraith. Und mit Ihnen wurden auch keine Versuche gemacht. Dr. Beckett hat sie lediglich behandelt! Sie sind krank. Daran ist ein Antikergerät schuld, McKay hat Hinweise darauf gefunden. Deswegen werden Sie jetzt mit mir mit zurück auf die Krankenstation gehen!“ Zur Bekräftigung seiner Worte nickte der Sateder mit dem Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war und blickte John auffordernd an. Doch dieser rührte sich nicht. Seine Gedanken rasten, verzweifelt versuchte er, sich auf das Ganze einen Reim zu machen und das Begebene rational erklären zu können. Die Wraith waren definitiv da gewesen. Das konnte keine Einbildung gewesen sein. Oder? Diese Wesen konnten einem verdammt lebensechte Halluzinationen verursachen, aber dafür müssten sie erstmal da sein und wenn sie das nicht waren, wie Ronon behauptete, dann konnte er auch nicht unter ihrem Einfluss stehen und dementsprechend auch keine Halluzinationen haben. Aber das hieße ja… Oh nein. DAS wollten die Biester wohl mit ihren Versuchen bewirken. Nur hatten sie mit ihm noch keinen Erfolg gehabt. Aber den Sateder hatten sie unter ihrer vollen Kontrolle. Doch wozu das alles? War das wieder einer ihrer perversen Zeitvertreibe wie das Jagen von Dromoys? Verdammt, er musste handeln. Vergiss die Fragen, Antworten können auch noch später gefunden werden. Ronon war bestimmt nur geschickt worden um das Versuchskaninchen wieder in seinen Stall zurück zu treiben, was ihm jegliche Chance nehmen würde. Es galt seinen Kameraden zu überlisten und irgendwie doch noch Rodneys Labor zu erreichen. „Sie glauben mir nicht“ stellte der Sateder trocken fest. So sehr John den schweigsamen Mann schätzte, in diesem Moment verfluchte er dessen Scharfsinnigkeit. „Wo denken Sie hin. Glauben Sie mir, Ihre Überredungskünste sind…überzeugend.“ Der ehemalige Pilot lugte vorsichtig in die Mündung des auf ihn gerichteten Stunners. „Aber ich bin momentan ein wenig durcheinander. Zudem würde es mir wesentlich leichter fallen Ihnen zu folgen wenn Sie nicht ständig Ihre Waffe auf mich halten würden! Das wirkt nicht sehr vertrauenserweckend.“ „Es tut mir leid, Sheppard, aber Sie sind gerade nicht Sie selbst. Gerade eben wurde erneut ein Stationsarzt von Ihnen verprügelt. Ich hätte zwar…“ „Was? ERNEUT? Stationsarzt? Das waren Wraith! Woher wissen Sie das? Ich…“ „Sie sind nicht nur durcheinandern sondern komplett verwirrt. Bitte, lassen Sie sich von uns helfen! Wir müssen das Gerät abschalten!“ „Was denn für ein Gerät?“ „Das Antikergerät!“ „Woher haben die Wraith dieses Ding?“ „Verdammt Sheppard, hier sind keine Wraith!“ „Oh doch, und sie haben Sie unter ihrer vollen Kontrolle! Bitte Ronon, lassen Sie mich meines Weges ziehen, ich werde alles in Ordnung bringen! Und wenn ich die Königin eigenhändig umbringen muss!“ „Sie werden hier niemanden umbringen!“ „Gehen Sie aus dem Weg!“ „Sie kommen mit mir!“ „GEHEN SIE AUS DEM WEG!!!“ John hatte kaum Zeit zu reagieren. Wie in Zeitlupe nahm er den Schuss aus Ronons Stunner wahr, der nur haarscharf an ihm vorbeizischte. Mit einem kräftigen Sprung hechtete er zur Seite und prallte mit seiner linken Flanke gegen die Wand, seine Rippen krachten und jagten einen stechenden Schmerz durch seinen Körper. Ungläubig rappelte er sich auf und starrte seinen Freund entsetzt an. Er hatte gerade nicht ernsthaft auf ihn geschossen? Das Gesicht seines Gegenübers war nicht minder überrascht und es zeichnete sich zur Verwunderung Sheppards ein entschuldigender Ausdruck darauf ab. Vermutlich schien wenigstens noch ein kleines Bisschen des Sateders in der Marionette zu stecken, die gegen die Kontrolle rebellierte. Doch all das nützte dem Soldaten recht wenig. Es blieb nur noch eine einzige Option: die Flucht. Gegen den Hünen kämpfen kam absolut nicht in Frage, John wollte ihn keinesfalls verletzen, zumal er gegen das Muskelpaket wahrscheinlich eh keine Chance hatte. Das Problem auszudiskutieren hatte er ja bereits erfolglos versucht. Sheppard mobilisierte all seine Kräfte und leitete die Energie in die Beine. Endspurt. Er hoffte sich durch den Überraschungseffekt wenigstens einen kleinen Vorteil zu erhaschen und seinen Freund in den verwinkelten Gängen irgendwie abhängen zu können. Eine Sekunde lang blickte er dem langhaarigen Mann tief in die Augen, eine unangenehme Stille breitete sich aus. Ronon zuckte nicht mal mit der Wimper. Es war soweit. Mit einer ruckartigen Bewegung spurtete der durchtrainierte Soldat los und preschte in einer Geschwindigkeit durch die Gänge, die er sich niemals selbst zugetraut hätte. Doch es war scheinbar nicht schnell genug. Ein dumpfer Hieb auf den Rücken trieb ihm ohne jegliche Vorwarnung die Luft aus den Lungen. Völlig ohne Orientierung, woher der Schlag kam oder von was er kam, riss er ihn von den Beinen, sodass John sich mehrmals überschlug und nach ein paar Metern Schlitterpartie schließlich benebelt zum Liegen kam. Sein Schädel dröhnte von den mehrmaligen Aufprällen und er war sich wirklich nicht sicher, ob jeder Knochen noch da lag wo er hingehörte. Ein trockenes Stöhnen entwich Sheppards Kehle, als er mühsam versuchte, sein Sichtfeld zu stabilisieren. Nach und nach klärte es sich und gab den Blick auf das Geschehen frei. John schluckte schwer, als er erkannte, was ihn da getroffen hatte. Auf dem kleinen Stück Flur, dass ihn noch von seinem Kameraden trennte, lagen überall Scherben und braune Erde verteilt. Anscheinend hatte Ronon den Pflanzenkübel samt Inhalt nach ihm geworfen. Der Colonel wusste, dass sein Freund stark war. Aber das war heftig. Langsam, ganz vorsichtig, stieg Panik in ihm auf. Er hatte einen nicht zu unterschätzenden Gegner, der zu allem Übel seinen Kampfstil bis ins kleinste Detail kannte. Zur Flucht bestand keine Möglichkeit mehr. Er MUSSTE kämpfen. Doch Sheppard KONNTE nicht kämpfen. Nicht gegen Ronon. Nicht gegen seinen Kameraden. Nicht gegen sein… Familienmitglied. Er wollte ihn nicht verletzten. Es war bitter, von ihm angegriffen worden zu sein. Doch er war nicht er selbst. John musste ihm helfen, musste ihn befreien. Doch dafür müsste er ihn irgendwie besiegen. Mit einem Stöhnen versuchte er sich aufzurichten, drängte das protestierende Ziehen aus seinem Rücken zurück. Kurz spürte er aufkeimenden Schwindel in seinem Kopf, sein Umfeld drehte sich. Dem Soldaten blieb gar keine Chance, seinen Blick auf den Gegner zu fokusieren. Ronons Hieb kam so plötzlich und so schnell, dass John ihn gar nicht wahrnehmen konnte. Mit brachialer Gewalt grub er sich in seinen Brustkorb, ein widerliches Brechen und Bersten signalisierten dem angeschlagenen Mann nur zu deutlich, dass sich die ersten Rippen verabschiedet hatten. Dem ersten Angriff folgte ein zweiter, dem Zweiten ein Dritter. Der Vierte ließ ihn dann endgültig wieder zu Boden gehen. Der Colonel kniff schmerzerfüllt die Augen zusammen, als sein Hinterkopf hart gegen den Boden knallte und weitere Schläge nun auf seinen Schädel herabschmetterten. Verdammt, er wollte nicht zurückattackieren, nicht seinen Freund angreifen. Seine Lippe sprang auf, die Stirnhaut hielt den Krafteinwirkungen nicht länger stand. Sheppard spürte wie eine warme Flüssigkeit sein Gesicht herunterlief. Er durfte nicht die Hand erheben. Mit aller Macht strebte er sich dagegen und spürte doch, wie er mit jedem Hieb sich mehr und mehr unter Schmerzen krümmte und sein Verstand begann, abzudriften. Es war Ronon, verflucht! Kein Wraith, kein Genii, es war Ronon! John konnte die Schwärze nicht mehr aus seinem Blickfeld vertreiben. Kein Schrei war bisher über seine Lippen gekommen, die Hände hatte er nur schützend vor sich gehalten, jedoch ohne Erfolg. Schwere Stiefel bohrten sich in seine Seite, malträtierten seine Beine und entlockten ihm ein atemloses Aufkeuchen. Was auch immer diese Wraith mit seinem Freund angestellt hatten, sie würden es bitter büßen. Mit seinem übrigen Rest noch vorhandenem Bewusstsein fasste der Soldat einen Entschluss. Es missfiel ihm zwar zutiefst, aber er wusste, dass sein Kumpel hart im Nehmen war. Unter Aufzehrung letzter Kraftreserven schnellte er nach vorne, auf den verdutzten Sateder zu und stieß ihn um. Die Überraschung hielt nicht lang an, der Überrumpelte packte den Verwundeten und ein heftiges Handgemenge entstand. Die zwei ungleichen Körper rollten wirr durch den Gang, Faust um Faust wechselte sich ab, der Obenliegende wurde wieder runtergedrückt nur um erneut die Oberhand zu gewinnen. Sheppard bemerkte nur zu deutlich, wie langsam alle Energie ihn verließ. Seine Wunden pochten, der Schweiß triefte ihm aus allen Poren und sein Herzschlag dröhnte viel zu schnell in seinen Ohren. Doch das war okay. Er hatte von vorneherein keine Chance gegen den noch frischen Angreifer gehabt. Der Sieg dieses Gerangels war auch nie sein erstrebtes Ziel gewesen. Mit einem letzten Stoß warf er den ehemaligen Dromoys von sich herunter und humpelte ein paar Meter zurück. Chewie hatte seinen Stunner fallen gelassen. Ronon war zwar schnell wieder auf seinen Beinen, doch John war schneller. Mit einem flüchtigen Blick überprüfte er, ob die Waffe auf Betäubung gestellt war und drückte ab. Der Sateder brach bewusstlos zusammen. Es vergingen ein paar Sekunden, bis der Colonel realisierte, dass es vorbei war. Er hatte es geschafft. Müde und erschöpft ließ er sich neben seinen Freund sinken. Jede seiner Zellen schrie und schien in Flammen zu stehen, aber das war ihm momentan egal. Seine halbherzigen Versuche, die Atemfrequenz herunterzudrosseln und das wütende Stechen in seiner Brust zu unterdrücken scheiterten zwar kläglich, aber er wusste immerhin Ronon in Sicherheit. Zumidest einigermaßen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ronon war bewusst gewesen, dass der Colonel verwirrt war, aber dass es so schlimm war, hätte er nicht gedacht. Jetzt sprach er sogar schon vom Umbringen irgendwelcher Wraith-Königinnen, die nicht einmal da waren. Es wurde höchste Zeit den Soldaten Beckett und McKay zu übergeben. „Sie werden hier niemanden umbringen!“ Der Sateder warf ihm einen drohenden Blick zu. Das war definitiv NICHT Sheppard. „Gehen Sie aus dem Weg!“ Forderte sein Gegenüber. „Sie kommen mit mir!“ Das würde er auf keinen Fall zulassen! „GEHEN SIE AUS DEM WEG!!!“ Es half nichts. Er würde ihn betäuben müssen, reden konnte man nicht mehr mit ihm. Die Schüsse des Hünen saßen bisher immer perfekt, aber sein Kontrahent reagierte mit einer Geschwindigkeit die er ihm in dieser Situation nicht zugetraut hätte. Mit einem Hechtsprung beförderte er sich aus der Schusslinie und sich selbst gegen die Wand, nur um Ronon sofort mit einem überraschten, ja verletzen Blick anzustarren. Es tat dem Sateder im Herzen leid, auf seinen Vorgesetzten zu schießen, aber es war nur zu seinem Besten. Er wollte gerade wieder die Waffe zum Schuss erheben, als John sich ruckartig in Bewegung setzte. Auch diesesmal konnte Ronon keinen Treffer landen. Entsetzt musste er mit ansehen, wie sein Kamerad, scheinbar von irgendwas getroffen, stürzte und durch den Gang schlitterte. Noch bevor er zum Liegen kommen konnte, rissen seine Beine eine am Rand stehende Topfpflanze mit und zerschmetterten sie. Von bösen Vorahnungen geplagt hechtete Ronon auf den Gestürzten zu und sah seine Vermutungen wenig später bestätigt. Die Anfälle fingen wieder an. Er konnte nicht genau sagen, was den Mann diesmal quälte, aber seine Schmerzverzerrten Züge ließen nichts Gutes erahnen. Hilflos kniete er vor dem sich zusammenkrümmenden Soldaten, der eine Atacke nach der Nächsten abbekam und lauschte schaudernd dem Knirschen von Knochen und dem Platzen von Haut. Die Verletzungen wurden real. Dr. Beckett musste unverzüglich in Kenntniss gesetzt werden. Ronon wollte gerade seinen Kommunikator betätigen, als er von John umgestoßen wurde. Er wehrte den Colonel so gut es ging ab ohne ihn weiter zu verletzen, konnte ein Handgemenge jedoch nicht vermeiden. Er versuchte die Oberhand zu gewinnen um den Mann ruhig zu stellen und schaffte es tatsächlich auch, sich über ihn zu knien, wurde aber abrupt von ihm fortgestoßen und rollte zur Seite. Als er erkannte, was John vorhatte, war es schon zu spät. Sein Gegenüber drückte ab und es wurde schwarz um ihn herum. ********************************************************* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)