Schatten der Vergangenheit von raylight ================================================================================ Kapitel 5: Die Wahrheit ----------------------- Die Wahrheit Sie hatte die ganze Nacht durchgemacht und wollte sich gerade hinlegen, als das Telefon klingelte. “Oh nein! Nicht jetzt!”, jammerte sie müde. Katja schleppte sich zum Telefon, setzte sich auf einen Stuhl, der daneben stand und nahm ab. “Steinert.” “Guten Morgen. Hier ist Felix Hoffmann. Ich wollte Ihnen sagen, Ihr Fernseher kann nicht repariert werden. Wollen Sie ein Röhrengerät oder einen Flachbildfernseher?” “Das war ja mal wieder klar. Also ich möchte einen Flachbildschirm haben. Wann soll ich vorbei kommen?” “Das ist nicht nötig. Mein Mitarbeiter hat immer ein gutes Händchen für solche Dinge. Allein durch den Fernseher können wir die Größe abmessen. Das heißt, wir kommen heute vorbei.” “Aber muß ich den Fernseher nicht aussuchen?”, fragte sie verwundert. “Keine Sorge, mein Mitarbeiter ist auf diesen Gebiet ein Experte. Sogar mich hat er mit seinen Wissen überholt. Den Betrag erfahren Sie, wenn wir kommen. Ich werde ihn hierher schicken. Der Fernseher könnte ungefähr tausend Euro kosten.” “Ja, soviel habe ich gerade im Haus. Was ist, wenn er das Geld einsteckt und Sie bekommen gar nichts?” “Kein Problem, ich habe es schon hundert Mal mit ihn gemacht. Er ist zu hundert Prozent zuverlässig und ein guter Mensch.” “Na gut, wie spät?” “Ungefähr fünfzehn Uhr.” “OK, bis später.” “Ja, Tschüss.” Sie legte auf. Katja sah auf die Uhr. “Neun Uhr. Dann kann ich ja noch etwas schlafen.”, murmelte sie. Felix ging zu Theo ins Lager. “Sie möchte einen Flachbildfernseher.” “Gut, ich habe einen für tausend Euro entdeckt. Er ist genauso groß wie ihr Alter.” “Das ist schön. Willst du ihn um fünfzehn Uhr zu Frau Steinert bringen, wenn ich wieder komme darfst du dir frei nehmen oder soll ich?” “Nein. Ich möchte fahren.” “Aber ich dachte, es reißt alte Wunden auf?” “Irgendwann muß ich mich der Wahrheit stellen. Vielleicht kann ich mich entschuldigen.” “Theo! Sie wirft dich vielleicht raus.” “Es tut mir Leid, aber eine so schöne Frau kann ich nicht belügen. Also gut, sag aber nicht, das ich dich nicht gewarnt habe.” “Danke.” Felix schwieg nur. Theo hatte sich in sie verliebt, vermutete er und wurde daher in seiner Theorie beständig. Es klingelte an ihrer Tür. Katja zog das Kissen über ihren Kopf. Dann klingelte es noch einmal. “Oh nö!!”, stöhnte sie. Nur widerwillig stieg sie aus dem Bett, ohne sich frisch zu machen und den Schlafanzug mit Bärchenmuster auszuziehen, ging sie zur Tür. Sie machte auf. Theo stand mit einer großen Kiste vor ihr. Er hob verwundert die Brauen, als er ihre zerzausten Haare, den müden Blick und den Schlafanzug sah. “Hallo. Ich bringe Ihnen den Fernseher. Aber irgendwie sieht es so aus, als hätten Sie den ganzen Tag im Bett verbracht.” Sie sah ihn verdutzt an. Mit den Händen faßte sie sich an den Kopf. “Entschuldigung, normaler Weise bin ich nicht so, aber ich habe die ganze Nacht durch gemacht. Nach den Anruf von Ihren Chef, bin ich erst ins Bett gegangen.” Theo schmunzelte nur. “Darf ich herein kommen? Die Kiste wird langsam schwer.” “Oh! Natürlich. Ich werde mich erstemal umziehen und waschen. Sie können schon Mal den Fernseher anschließen. Darf ich Sie dann zum Kaffee einladen? Als Wiedergutmachung, das mich in diesen Aufzug sehen.” “Ich habe danach frei. Gerne.” Sie nickte und verschwand im Bad mit frischen Sachen. Theo kümmerte sich um das Gerät. Nachdem sie fertig war, ging sie in die Küche, als Theo nach ihr rief. “Haben Sie auch Tee da? Ich trinke keinen Kaffee.” “Ja. Pfefferminz, Früchte oder schwarzer Tee?” “Früchtetee.” “Gut. Dann mache ich mir nur Kaffee.” Sie verschwand im Zimmer. Als Theo fertig mit seiner Arbeit war, sah er sich in ihrer Wohnung um. Alles erinnerte an seine eigene, bis auf das Arbeitszimmer was mit Regalen von Tier- und Pflanzenbüchern voll gestopft war, der Schreibtisch war mit Zetteln übersät in der Mitte stand ein Laptop mit Drucker. Er fragte sich, wie sie bei dieser Unordnung, den Durchblick behielt? “Ich bin viel ordentlicher.”, murmelte er zu sich. Ein gesäuberter Aschenbecher stand daneben. In jedem Zimmer roch es nach abgestanden Zigarettenrauch. “Na klasse, eine Raucherin. Das hat mir gerade noch gefehlt!”, sagte er zu sich und ließ sich auf das Sofa nieder. Katja kam mit einem Tablett, auf dem zwei gefüllte Tasse, ein Schokoladenkuchen mit zwei Tellern, ein Aschenbecher und eine Zigarettenschachtel mit der selben Marke, die Theo früher immer geraucht hatte. Sie hielt ihm die Schachtel hin, wo die Hälfte schon verbraucht war. “Eine haben?” Er sah sie überrascht an. “Nein, danke. Ich bin seit zwölf Jahren Nichtraucher.” “Na gut. Dann eben nicht.” Als sich Katja eine Zigarette anzünden wollte, hielt Theo sie zurück, in dem er ihre Zigarette aus dem Mund nahm. Sie sah ihn verdutzt an. “Das Rauchen schadet nur der Gesundheit! Außerdem geht Nichtraucherschutz vor! Es macht mir nichts aus, wenn der Raum danach stink, aber wenn jemand im Zimmer raucht und ein Nichtraucher ist anwesend, kann ich es nicht dulden!!”, erklärte er ihr scharf. “Sagmal, warum haben Sie aufgehört?” “Ich habe mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Alkohol und Rauchen haben da keinen Platz mehr. Bei illegalen Drogen war ich schon immer sehr kritisch gewesen und wollte es auch nicht anfangen. Damit habe ich noch keine Erfahrung gemacht und will ich auch gar nicht. Die Fehler die ich in meinen Leben gemacht habe, sind schon schlimm genug. Außerdem will ich nicht mit siebzig Jahren noch im Gefängnis sitzen.” In Katja keimte ein Verdacht, wer neben ihr saß. “Wie heißen Sie?” Er holte tief Luft. “Theodor Stein. Mein Spitzname ist Theo. Ich bin der Mann, der deine Mutter umgebracht hat.” Sie hob überrascht den Kopf, daß er Sie mit “Du” angeredet hatte, störte sie überhaupt nicht. “Der Mörder meiner Mutter?!” Er nickte beschämt, als sie ihn entsetzt an starrte. “Ich kann es leider nicht mehr gutmachen, auch wenn ich es jetzt wollte. Durch meine Vergangenheit habe ich immer vergeblich Freunde gesucht, außer Felix Hoffmann. Also ich werde da mal gehen. Es tut mir Leid. Am besten du gibst mir das Geld für meinen Chef.” Katja nickte benommen. Sie stand auf und ging zum Schrank. Theo trank seinen Tee aus. Eine erdrückende Luft umgab den Raum. Lange Zeit schwiegen beide. Schließlich kehrte Katja mit den Geld in der Hand zu Theo zurück. “Hier.” Er nahm das Geld und steckte es ein. “Na dann auf Wiedersehen.” Mit diesen Worten ging er aus der Wohnung. Katja stand eine ganze Weile mitten in der Wohnung und starrte zur Tür, wo Theo gegangen ist. Sie seufzte. Irgendwie bereute sie es ihn einfach so gehen zulassen. Katja hatte immer geglaubt, wenn sie den Mörder von ihrer Mutter trifft, würde sie ihn anbrüllen, mit Sachen bewerfen oder ihn mit einen Gegenstand erschlagen. Doch jetzt wo er vor ihr gestanden hatte, hatte sie Mitleid mit ihm bekommen. Das er diese Tat vom ganzen Herzen bereut, kaufte sie ihm sogar ab. Ihr fiel der Satz eines Polizisten wieder ein: “Er ist kaum noch wieder zu erkennen.” Kraftlos ließ sie sich ins Sofa zurückfallen. “Warum muß ich ausgerechnet den Mörder meiner Mutter kennenlernen?” Das Telefon begann zu klingeln. “Ja, Steinert.” “Hallo, hier ist dein Chef Herr Schmitt.” “Oh, Guten Tag, was wollen Sie?” “Ich habe gute Nachrichten für Sie. In einem Monat fangen Sie im Meeresmuseum in Stralsund an.” “Wirklich? Ich meine, das ist super!”, erwiderte sie erstaunt. “Ja. Der Direktor hat mich heute früh gefragt, ob ich jemanden kenne, der Lust hat bei ihm anzufangen. Tja, da sind Sie mir in den Sinn gekommen, weil Sie ständig von dem Museum dort schwärmen.” “Vielen Dank! Das ist wirklich eine Gute Nachricht.” “Das freut mich zu hören. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.” “Ja, danke. Das wünsche Ihnen auch.” Sie legte auf. “Man war das heute ein Tag.”, stöhnte sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)