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Schatten der Vergangenheit

von

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Prolog

Westberlin

Die dreißigjährige Julia Stein konnte es einfach nicht fassen. Sie und ihr Mann Bernd hatten sich schon sehr lange ein Kind gewünscht und nun war sie tatsächlich Schwanger. Sie arbeitete als Näherin. Ihr Betrieb erlaubte es ihr für drei Jahre zu Hause bleiben. Der achtunddreißigjährige Bernd freute sich so riesig darüber, das er in seiner Firma fragte, ob er Teilzeit arbeiten durfte, bis das Kind in den Kindergarten ging. Doch sein Chef stellte ihn vor die Wahl, entweder kündigen oder Vollarbeiten. Da Bernds Familie auf das Geld angewiesen war. So konnte er nur zweimal im Monat oder wenn er Urlaub hatte sich um seine Familie kümmern. Am Morgen des 20. Mai 1967 wurde ihr gemeinsamer Sohn, Theodor, geboren. Alle nannten ihn nur Theo.

Bernd half seiner Frau, wenn er da war. So vergingen drei Jahre. Als Julia wieder arbeiten wollte, weil sie einen Platz für ihr Kind im Kindergarten gefunden hatte, wurde sie gekündigt. Daraufhin zog sie sich immer weiter zurück und spülte ihren Kummer mit Alkohol herunter. Ihren Sohn vernachlässigte sie. Auch wenn das Kind weder verhungern noch verdursten mußte, wurde er von seiner Mutter ignoriert und kaum beachtet. Sein Vater war der Einzige, der sich rührend um ihn kümmerte, unternahm mit ihm viel und spielte mit ihm. Allerdings merkte Bernd nicht, das seine Frau Alkoholkrank war. So kam es das Theo im Alter von zehn Jahren begann sich Sachen zu klauen, Zigaretten zu rauchen, Alkohol zu trinken, Leute anzupöbeln oder zu verprügeln und zu erpressen.

Als er strafmündig wurde, wurde er vom Gericht zu vier Wochen Dauerarest verurteilt. So ging es immer weiter. Nachdem er mit neunzehn Jahren den Führerschein gemacht hatte, mußte er wegen schwerer Körperverletzung an einen jungen Mann für sechs Monate ins Gefängnis. Sein Vater machte sich große Vorwürfe, weil er so wenig Zeit für seine Familie verbracht hatte. Julia wurde in eine Entzugsklinik eingewiesen. Als er mit zwanzig Jahren herauskam und nur eine Woche später sein Auto tanken wollte, vergaß er zu Hause versehentlich seine Geldbörse. Theo bat die Kassiererin, nach Hause zu fahren und Geld zu holen. Doch sie hatte entschieden etwas dagegen. Mit dem Vorwand im Auto wäre noch etwas Geld, ging er zum Auto, holte sein Messer und kehrte zurück. Er erstach sie. Sie fiel zu Boden und war sofort Tod, weil er ihr Herz getroffen hatte. Er ließ sein Messer fallen, fluchte leise, ging zum Auto und stellte sich der Polizei. Vor Gericht wurde er zur lebenslanger Haft verurteilt.

Entlassen

“Hoffentlich ist Theo nun endlich zur Vernunft gekommen.”, seufzte Anwalt Robert Koch, “Wenn er wieder so frech, wie vor zehn Jahren ist, kann es sein, daß er Sicherungsverwahrung bekommt, wie der Richter meinte.”

Robert war sechsundfünfzig Jahre alt, grauhaarig, hatte ein paar Falten im Gesicht. Er war ein Meter fünfundsechzig groß.

Der Wachmann ließ ihn in Theos Zelle.

Ein kahlköpfiger schlanker Mann stand am Fenster. Er war eins achtzig groß, unrasiert und hatte einen nachdenklichen Blicken.

Robert erinnerte sich noch an damals, als er Theo kennen gelernt hatte. Theo war unbelehrbar gewesen mit Zigarette im Mund und kugelrunden Bauch.

“Herr Stein, ich bin wegen Ihrer Entlassung hier. Wie haben Sie sich Ihre Zukunft vorgestellt?”

“Ein neues Leben anfangen. Da ich trotz meiner Vorstrafen eine abgeschlossene Mittelschulabschluß habe und im Knast eine Elektronikerausbildung für Radio- und Fernsehtechnik beendet habe, werde ich mir Arbeit suchen. Ich verspreche Ihnen keine Straftaten mehr zu begehen.”, erklärte er mit gesenkten Kopf.

“Das höre ich gerne. Man hat mir erzählt, daß Sie sich gut geführt haben in den letzten sieben Jahre. Ich hätte nicht gedacht, das Sie in den fünfzehn Jahren einsichtig werden.”

“Ich hatte eine beschissene Kindheit, wie Sie wissen. Meine Mutter starb vor zwölf Jahre durch Alkohol und Vater vor drei Jahren an Herzversagen. Er hatte damals nie für mich Zeit, da ist es kein Wunder, das ich so werde. Nach fünfzehn Jahren nachdenken, bin ich zu dem Entschluß gekommen, das ich nicht mehr ins Gefängnis will.”

Robert lächelt nur.

“Gut, dann holen Sie Ihre Sachen. Ich fahre Sie zu Ihrer neuen Wohnung, das Auto bekommen Sie geschenkt, wenn Sie fünf Jahre lang keine Straftat begehen. Ich habe sogar eine Liste erstellt, wo Adressen von Firmen, die Leute suchen, darauf sind. Haben Sie einen Führerschein?”

“Ja, den habe ich vor sechzehn Jahren gemacht. Da ich ein vorbildlicher Autofahrer bin, den sogar meinen Fahrschullehrer beeindruckt hat, obwohl er von meinen Vorstrafen wußte.”

“Ich weiß, daß Sie bis jetzt auch keine Verkehrssünden begangen haben, was mich total wundert.”

“Ich sagte doch, ich bin ein Musterfahrer.”

“Haben Sie im Fahrschulauto geraucht?”

“Nein. Aber mein Fahrlehrer. Ich war immer schon der Meinung: Bei Rauchen am Steuer passieren die meisten Unfälle, außerdem schadet es auch den Nichtrauchern.”

“Wow. Sie hören einfach nicht auf mich zu überraschen. Haben Sie wirklich noch nie einen Strafzettel fürs falsch Parken bekommen?”, fragte Robert, der es irgendwie nicht glauben konnte.

“Nein. In so etwas war ich schon immer penibel.”

“Eine reine Weste im Autofahren, aber sonst alle möglichen Vorstrafen, außer illegale Drogen und Vergewaltigungen, was mich wundert, daß Sie so etwas nicht probiert haben.”

“Das liegt daran, weil ich mit elf Jahren einen Bericht im Radio gehört habe, wo es über Heroin, LSD und Co. gegangen ist und wieviele schon daran gestorben sind, daß hat mich abgeschreckt. Tja, Vergewaltigungen haben mich nicht interessiert.”, erklärte dieser gelassen.

Mit diesen Worten holte er sein Gepäck und sie gingen zu einen silberen, nagelneuen Opel Astra.

Robert fuhr ihn zum Stadtrand von Berlin. An einem hellgelben Haus mit weißen Fensterrahmen und Ringsum ein kleiner Garten hielten sie an. Es bot Platz für bis zu sechs Familien.

Robert klingelte und ein alter Mann mit Zigarette erschien an der Tür.

“Sie müssen Herr Koch sein.”

“Ja.”

Der Alte hielt Theo eine Schachtel Zigaretten hin.

“Eine haben?”

Theo hob verwundert die Brauen.

“Nein. Nein. Ich bin seid sieben Jahren Nichtraucher.”

“Ich habe Sie vor fünfzehn Jahren mit Zigarette gesehen. Deswegen.”

“Kein Wunder.”

“Ich werde Sie nun verlassen, aber wir behalten Sie im Auge. Wenn Sie fünf Jahre lang keine Straftaten begehen, sind Sie für immer frei. Einen schönen Tag noch.”

Mit diesen Worten gab er Theo die Autoschlüssel, die Papiere und verabschiedete sich bei ihnen. Robert nahm sich ein Taxi und fuhr nach Hause.

“Ich hoffe, daß Sie keinen Unsinn mehr machen, sonst werfe ich Sie hier heraus.”, fuhr der Alte ihn an.

“Keine Panik. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt.”, erklärte er gelassen.

Schließlich führte er ihn in die zwei Raumwohnung. Es war alles vorhanden, was ein normaler Mensch Heutzutage brauchte. Sogar einen Balkon hatte er. Theo konnte sein Glück gar nicht fassen.

Eine Arbeit zu finden war dagegen nicht so leicht. Seine Vorstrafen hatten ihn gebrandmarkt. Nach langem Suchen war nur noch ein Rundfunkladen übrig. Er war nur sechshundert Meter von seiner Wohnung entfernt.

Felix Hoffmann, der Ladenbesitzer, sah ihn skeptisch an.

“Theodor Stein, ich brauche dringend eine zweite Hand. Deswegen dürfen Sie hier anfangen. Ich hoffe, daß Sie sich wirklich gebessert haben. Seien Sie morgen früh um sieben Uhr dreißig hier.”

Theo nickte nur. Nun konnte nichts mehr schiefen gehen.

Der Fernseher, 2007

Auch wenn die zweiunddreißigjährige Katja seit drei Wochen den Doktortitel als Biologin hatte, wurde sie nur mit Arbeit bombardiert. Sie war blauäugig und schlank. Ihr blondes Haar ging ihr bis zur Hüfte und war ein Meter zweiundsiebzig groß.

Vor drei Monaten wollte ihr Chef, daß sie eine Vogelzählung in der Stadt Berlin machte. Nun war sie fast fertig. Ihr Stadtteil fehlte noch. Dann brauchte sie alles nur noch auf Computer zu Tippen.

Katja mußte ab und zu an ihre Familie denken, bis auf zwei Tanten, war sie die letzte ihrer Familie. Ihre Mutter wurde wegen einer Rechnung ermordet. Ihr Vater hatte sich nur vier Monate später das Leben genommen. Die Großeltern hatte sie nie kennen gelernt.

Katja seufzte, hoffentlich würde ihr nicht auch noch so etwas passieren.

Plötzlich hörte sie einen Vogel und erinnerte sich an ihre Aufgabe. Sie ging zum Fenster. Es war eine Kohlmeise, heute schon ihr achter Vogel!
 

Nachdem Katja ein paar Vögel auf den Computer übertragen hatte, schaltete sie ihn aus, setzte sich aufs Sofa, zündete sich eine Zigarette an und machte den Fernseher an. Doch der blieb aus, egal was sie machte.

“Na toll! Was kommt als nächstes?”, schimpfte sie.

Da ein Rundfunkladen hier in der Nähe war und wo sie Stammkundin war, rief sie dort an.

“Radio Hoffmann, Felix Hoffmann am Apparat. Guten Tag.”

“Hier ist Katja Steinert. Mein Fernseher geht nicht an. Egal was ich mache. Können Sie kurz vorbeikommen?”

“Ja. Ich komme mit meinem besten Mann rüber. Das selbe Haus wie beim letzten Mal?”

“Also umgezogen bin ich nicht. Natürlich dieselbe Adresse. Bis später.”, rief sie verdattert.

Felix lachte im Telefon.

“Frau Steinert. Sie haben sich ja schon sechs Jahre nicht mehr bei uns gemeldet.”

“Was so lange schon her? Wow. Naja, ich war zwischen noch bei anderen Firmen gewesen.

“Verstehe. Na dann Bis später.”

Katja legte auf, setzte sich aufs Sofa und zog an ihrer Zigarette.

“Jetzt heißt es Warten.”, murmelte sie zu sich.
 

“Ob es richtig war Theo Stein, meinen besten Mann zu nennen?”, fragte er sich leise.

Er überlegte kurz. Theos Arbeit war von bester Qualität. Felix hatte noch nie über seine Arbeit gemeckert. Schließlich ging er zu Theo ins Arbeitszimmer, wo er gerade ein Radio reparierte.

“Theo, kannst du kurz deine Arbeit unterbrechen?”

“Nein. Das Radio ist gleich fertig. Warum?”

“Wir müssen sofort zu einer Kundin. Ihr Fernseher ist abgestürzt. Das Radio kannst du auch noch nächste Woche fertig machen. Frau Bergmann wollte es nächste Woche Freitag abholen.”

Nur widerwillig ließ Theo seine Arbeit stehen und liegen. Aber Felix wollte er auch nicht widersprechen.
 

Nach einer halben Stunde Wartezeit klingelte es an ihrer Tür. Sie machte die Tür auf. Vor ihr stand ein grauhaariger, untersetzter, rasierter Mann mit Stirnglatze und ein schlanker, braunhaariger Mann, der größer als der ältere war. Katja meinte, er müßte etwa dreißig Jahre alt sein, obwohl das kurze Haar an den Schläfen bereits ergraut war. Sie sah in sein Gesicht. Seine grüngrauen Augen verzauberten sie.

“Hallo, Frau Steinert.”

“Guten Tag.”, rief der Jüngere schüchtern.

“Hallo Herr Hoffmann. Haben Sie einen neuen Mitarbeiter?”

“Ja. Er ist seit fünf Jahren bei mir und ich bin mehr als zufrieden mit seiner Arbeit.”

“Ah ja. Hoffentlich ist es diesmal nicht so schlimm wie vor sechs Jahren mit dem Radio.”

Theo verstand nicht, was sie meinten.

“Oh ja, das war ein Kabelsalat. Jedes Mal, wenn ich bei Ihnen bin, wird es eine Katastrophe.”

“Hoffentlich diesmal nicht.”, seufzte sie.

“Das werden wir sehen.”

“Na dann kommen Sie herein.”

Katja führte sie in das Wohnzimmer. Als Theo, bei einem Regal, zur Fernbedienung griff, entdeckte er ein Bild von Katja, einem Mann und einer Frau, die er wieder erkannte, er hatte sie umgebracht. Er war stocksteif. Vor seinem Augen lief der Film seiner Tat vor zwanzig Jahren ab. Felix sagte etwas zu Theo. Dieser erschrak.

“Was? Hast du was gesagt?”

Felix fragte sich verwundert, was mit ihm war?

Theo riß sich zusammen, obwohl er den Drang verspürte abzuhauen und probierte den Fernseher aus.

“Felix, ich muß ihn in der Werkstatt auseinander nehmen. Ähm, Frau Steinert. Wer sind die Personen auf diesen Bild?”, meinte er nervös.

“Das bin ich und meine Eltern. Meine Mutter wurde von einem jungem Mann kaltblütig ermordet worden. Einige Tage später hat sich mein Vater das Leben genommen. Alles liegt zwanzig Jahre zurück.”

Sie bemerkte sein Unbehagen und das er nur noch hier heraus wollte. Als hätte er die Tat begangen.

“Wie hieß Ihre Mutter?”, wollte Theo wissen, obwohl er es schon wußte.

“Marion Steinert.”

“Das habe ich in der Zeitung gelesen.”, log er.

“Ach so.”, meinte sie und dachte, sie hätte es sich eingebildet.

“Felix, hilf mir beim Tragen. Hast du schon nach ihrer Nummer gefragt?”

“Die besitze ich schon seit zwölf Jahren.”

Nachdem alles abgesteckt war, trugen sie ihn ins Auto.

“Wir rufen Sie an, wenn der Fernseher fertig. Auf Wiedersehen.”

“Ist gut. Tschüss.”

“Ciao.”, rief Theo.
 

“Was war mit dir?”, wollte Felix wissen, als sie wieder im Geschäft waren.

“Ich habe ihre Mutter ermordet.”

“Oh!”

“Als ich dieses Bild gesehen habe, wußte ich Bescheid.”

“Weißt du, deine Bewährungszeit ist abgelaufen und alle haben gedacht, daß du rückfällig wirst. Nun sind sie sehr Stolz auf dich. Dabei meinten viele nach eine Woche bist du wieder im Gefängnis. Jetzt mußt du nur noch eine Frau finden, dann wäre dein Glück perfekt. Was meinst du?”

“Wer will denn schon einen Mann mit so vielen Vorstrafen?”

“Sicher gibt es da jemanden, dem es nicht stört.”, meinte er beruhigend.

“Außerdem bin ich keine zwanzig mehr.”

Felix seufzte. Er hatte recht, egal wie gutaussehend Theo. Ihm sah man an, das er langsam in die Jahre kam. Felix selbst kannte keine Frau, die einen Mann in seinem Alter nehmen würde und wenn hatte sie schon an Schönheit verloren. Irgendwie hatte er das Gefühl, das Katja, die selber noch Single war, gut zu Theo passen würde, auch wenn es verrückt klang. Sie würden sich gut ergänzen und Katja müßte nicht ständig ein neues Gerät kaufen, was ihm selber langsam auf die Nerven viel, obwohl sie bei ihm dafür sorgte, das er guten Umsatz machte. Aber Felix hatte keine Lust den Heiratsvermittler zu spielen. Sie müßten schon selber zu einander finden, auch wenn Felix es nicht wirklich glauben wollte, das es klappen würde. Immerhin hatte er ihre Mutter auf dem Gewissen. Trotzdem war ihm ein verliebter Blick zwischen den beiden nicht entgangen.

“Kann sein, aber irgendwann kommt selbst für dich die Richtige. Keine Ahnung, wie lange es dauern würde.”, meinte Felix schließlich.

“Ich bezweifle es zwar, aber man sollte nie die Hoffnung verlieren.”, erwiderte Theo mit belegter Stimme.

Die Zukunft

Katja versuchte ihre Vogelzählung auf Computer zu Tippen, aber der Mann mit den grauen Schläfen, ging ihr nicht mehr aus den Kopf. Vor allen wie nervös er beim Anblick des Bildes geworden war.

Sie hatte das komische Gefühl, der Mörder ihrer Mutter wäre bei ihr gewesen. Zur Gerichtsverhandlung damals wollte sie nicht hin, in einer Zeitung hatte sie ein schwarzweißes Bild von ihm gesehen. Er hatte eine Zigarette im Mund und war hundertdreißig Kilo schwer gewesen.

Als sie vor drei Jahren bei der Polizei angerufen hatte, da sie von seiner Entlassung gehört hatte, meinten diese, Theodor Stein hätte sich um hundertachtzig Grad gedreht und war nicht mehr wieder zu erkennen. Bis heute hatte man nichts mehr von ihm gehört. Sie kam daher zu dem Schluß, das er sich wirklich gebessert hatte.

Katja seufzte. Sie ging ans Fenster und betrachtete die untergehende Sonne.

“Ob ich auch einmal eine glückliche Zukunft habe?”
 

Es war siebzehn Uhr, als sie den Fernseher im Laden abstellten.

“Morgen werden wir ihn genauer ansehen und dann machst du mit dem Radio weiter.“

“Nein. Das werde ich jetzt beenden.“

“Aber du hast in fünfzehn Minuten, so wieso frei.“

“Ich brauche Beschäftigung. Sonst habe ich keine Ruhe heute Abend.“

“Also gut, dafür kommst du morgen, aber etwas später. OK?“

“Soll ich abschließen?“

Felix lächelte.

“Nein. Ich warte bis du fertig bist.“

Theo sagte nichts dazu, er ging zu dem Radio und reparierte den Rest.
 

Seufzens lehnte sich Theo an das Geländer seines Balkons. Nachdenklich sah er zum Mond.

“Ich wünschte, alles was ich getan habe, wäre niemals passiert. Dann hätte ich heute vielleicht schon eine Familie, aber in meinem Alter beziehungsweise Vorstrafen, finde ich bestimmt keine Frau mehr. Auch diese Katja will lieber einen der nicht vorbestraft und mich schon gar nicht. Ich habe mein Leben selber versaut und nun werde ich für immer allein sein.”

Am liebsten hätte er seinen Kummer mit Alkohol ersäuft. Doch dann mußte er an seine Mutter denken, die daran zugrunde ging. Nicht einmal seine eigenen Taten verstand er mehr. Vielleicht lag es auch daran, weil er damals jung gewesen war und Aufmerksamkeit brauchte, wie ein Psychologe zu ihm einst sagte.
 

Am nächsten Tag überraschte Theo Felix, der gerade den Laden aufmachte.

“Na so was, ich habe dich etwas später erwartet.”, rief er überrascht.

“Ich weiß, wenn ich mit dem Fernseher von Frau Steinert fertig bin, werde ich ihn ihr wieder bringen. Hast du Frau Bergmann angerufen?”

“Ja. Die hat mich gleich angefaucht, nur weil es eher fertig ist. Wenn sie kommt, dann mach dich auf etwas gefaßt. Es wird auf jeden Fall laut werden. In einer Stunde geht es los. Sagemal, was hältst du von einer Gehaltserhöhung?”

“Mir ist Geld egal. Hauptsache ich kann dir helfen.”

“Überarbeite dich nicht, junger Mann. Ich bin zwar fünfzehn Jahre älter als du, aber du wirst auch nicht jünger.”

“Ist schon gut.”

Es läutete die Ladenglocke. Felix ließ Theo allein.

Theo machte das Gehäuse ab und versuchte den Fehler zu finden. Sehr schnell merkte er, das man den Fernseher nicht mehr zu helfen war.

Er ging zu Felix, der einer Kundin gerade eine Rechnung gab.

“Felix, Frau Steinert muß sich ein neues Gerät kaufen. Die Reperaturkosten werden sonst zu Teuer.”

“Ein typischer Katja Steinert Tag. Ich werde sie anrufen.”

“Gut. Ich suche in der zwischen Zeit ein paar gute Geräte heraus.”

Die Wahrheit

Die Wahrheit

Sie hatte die ganze Nacht durchgemacht und wollte sich gerade hinlegen, als das Telefon klingelte.

“Oh nein! Nicht jetzt!”, jammerte sie müde.

Katja schleppte sich zum Telefon, setzte sich auf einen Stuhl, der daneben stand und nahm ab.

“Steinert.”

“Guten Morgen. Hier ist Felix Hoffmann. Ich wollte Ihnen sagen, Ihr Fernseher kann nicht repariert werden. Wollen Sie ein Röhrengerät oder einen Flachbildfernseher?”

“Das war ja mal wieder klar. Also ich möchte einen Flachbildschirm haben. Wann soll ich vorbei kommen?”

“Das ist nicht nötig. Mein Mitarbeiter hat immer ein gutes Händchen für solche Dinge. Allein durch den Fernseher können wir die Größe abmessen. Das heißt, wir kommen heute vorbei.”

“Aber muß ich den Fernseher nicht aussuchen?”, fragte sie verwundert.

“Keine Sorge, mein Mitarbeiter ist auf diesen Gebiet ein Experte. Sogar mich hat er mit seinen Wissen überholt. Den Betrag erfahren Sie, wenn wir kommen. Ich werde ihn hierher schicken. Der Fernseher könnte ungefähr tausend Euro kosten.”

“Ja, soviel habe ich gerade im Haus. Was ist, wenn er das Geld einsteckt und Sie bekommen gar nichts?”

“Kein Problem, ich habe es schon hundert Mal mit ihn gemacht. Er ist zu hundert Prozent zuverlässig und ein guter Mensch.”

“Na gut, wie spät?”

“Ungefähr fünfzehn Uhr.”

“OK, bis später.”

“Ja, Tschüss.”

Sie legte auf.

Katja sah auf die Uhr.

“Neun Uhr. Dann kann ich ja noch etwas schlafen.”, murmelte sie.
 

Felix ging zu Theo ins Lager.

“Sie möchte einen Flachbildfernseher.”

“Gut, ich habe einen für tausend Euro entdeckt. Er ist genauso groß wie ihr Alter.”

“Das ist schön. Willst du ihn um fünfzehn Uhr zu Frau Steinert bringen, wenn ich wieder komme darfst du dir frei nehmen oder soll ich?”

“Nein. Ich möchte fahren.”

“Aber ich dachte, es reißt alte Wunden auf?”

“Irgendwann muß ich mich der Wahrheit stellen. Vielleicht kann ich mich entschuldigen.”

“Theo! Sie wirft dich vielleicht raus.”

“Es tut mir Leid, aber eine so schöne Frau kann ich nicht belügen. Also gut, sag aber nicht, das ich dich nicht gewarnt habe.”

“Danke.”

Felix schwieg nur. Theo hatte sich in sie verliebt, vermutete er und wurde daher in seiner Theorie beständig.
 

Es klingelte an ihrer Tür. Katja zog das Kissen über ihren Kopf. Dann klingelte es noch einmal.

“Oh nö!!”, stöhnte sie.

Nur widerwillig stieg sie aus dem Bett, ohne sich frisch zu machen und den Schlafanzug mit Bärchenmuster auszuziehen, ging sie zur Tür. Sie machte auf.

Theo stand mit einer großen Kiste vor ihr. Er hob verwundert die Brauen, als er ihre zerzausten Haare, den müden Blick und den Schlafanzug sah.

“Hallo. Ich bringe Ihnen den Fernseher. Aber irgendwie sieht es so aus, als hätten Sie den ganzen Tag im Bett verbracht.”

Sie sah ihn verdutzt an. Mit den Händen faßte sie sich an den Kopf.

“Entschuldigung, normaler Weise bin ich nicht so, aber ich habe die ganze Nacht durch gemacht. Nach den Anruf von Ihren Chef, bin ich erst ins Bett gegangen.”

Theo schmunzelte nur.

“Darf ich herein kommen? Die Kiste wird langsam schwer.”

“Oh! Natürlich. Ich werde mich erstemal umziehen und waschen. Sie können schon Mal den Fernseher anschließen. Darf ich Sie dann zum Kaffee einladen? Als Wiedergutmachung, das mich in diesen Aufzug sehen.”

“Ich habe danach frei. Gerne.”

Sie nickte und verschwand im Bad mit frischen Sachen. Theo kümmerte sich um das Gerät. Nachdem sie fertig war, ging sie in die Küche, als Theo nach ihr rief.

“Haben Sie auch Tee da? Ich trinke keinen Kaffee.”

“Ja. Pfefferminz, Früchte oder schwarzer Tee?”

“Früchtetee.”

“Gut. Dann mache ich mir nur Kaffee.”

Sie verschwand im Zimmer. Als Theo fertig mit seiner Arbeit war, sah er sich in ihrer Wohnung um. Alles erinnerte an seine eigene, bis auf das Arbeitszimmer was mit Regalen von Tier- und Pflanzenbüchern voll gestopft war, der Schreibtisch war mit Zetteln übersät in der Mitte stand ein Laptop mit Drucker. Er fragte sich, wie sie bei dieser Unordnung, den Durchblick behielt?

“Ich bin viel ordentlicher.”, murmelte er zu sich.

Ein gesäuberter Aschenbecher stand daneben. In jedem Zimmer roch es nach abgestanden Zigarettenrauch.

“Na klasse, eine Raucherin. Das hat mir gerade noch gefehlt!”, sagte er zu sich und ließ sich auf das Sofa nieder.

Katja kam mit einem Tablett, auf dem zwei gefüllte Tasse, ein Schokoladenkuchen mit zwei Tellern, ein Aschenbecher und eine Zigarettenschachtel mit der selben Marke, die Theo früher immer geraucht hatte.

Sie hielt ihm die Schachtel hin, wo die Hälfte schon verbraucht war.

“Eine haben?”

Er sah sie überrascht an.

“Nein, danke. Ich bin seit zwölf Jahren Nichtraucher.”

“Na gut. Dann eben nicht.”

Als sich Katja eine Zigarette anzünden wollte, hielt Theo sie zurück, in dem er ihre Zigarette aus dem Mund nahm. Sie sah ihn verdutzt an.

“Das Rauchen schadet nur der Gesundheit! Außerdem geht Nichtraucherschutz vor! Es macht mir nichts aus, wenn der Raum danach stink, aber wenn jemand im Zimmer raucht und ein Nichtraucher ist anwesend, kann ich es nicht dulden!!”, erklärte er ihr scharf.

“Sagmal, warum haben Sie aufgehört?”

“Ich habe mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Alkohol und Rauchen haben da keinen Platz mehr. Bei illegalen Drogen war ich schon immer sehr kritisch gewesen und wollte es auch nicht anfangen. Damit habe ich noch keine Erfahrung gemacht und will ich auch gar nicht. Die Fehler die ich in meinen Leben gemacht habe, sind schon schlimm genug. Außerdem will ich nicht mit siebzig Jahren noch im Gefängnis sitzen.”

In Katja keimte ein Verdacht, wer neben ihr saß.

“Wie heißen Sie?”

Er holte tief Luft.

“Theodor Stein. Mein Spitzname ist Theo. Ich bin der Mann, der deine Mutter umgebracht hat.”

Sie hob überrascht den Kopf, daß er Sie mit “Du” angeredet hatte, störte sie überhaupt nicht.

“Der Mörder meiner Mutter?!”

Er nickte beschämt, als sie ihn entsetzt an starrte.

“Ich kann es leider nicht mehr gutmachen, auch wenn ich es jetzt wollte. Durch meine Vergangenheit habe ich immer vergeblich Freunde gesucht, außer Felix Hoffmann. Also ich werde da mal gehen. Es tut mir Leid. Am besten du gibst mir das Geld für meinen Chef.”

Katja nickte benommen. Sie stand auf und ging zum Schrank. Theo trank seinen Tee aus. Eine erdrückende Luft umgab den Raum. Lange Zeit schwiegen beide. Schließlich kehrte Katja mit den Geld in der Hand zu Theo zurück.

“Hier.”

Er nahm das Geld und steckte es ein.

“Na dann auf Wiedersehen.”

Mit diesen Worten ging er aus der Wohnung. Katja stand eine ganze Weile mitten in der Wohnung und starrte zur Tür, wo Theo gegangen ist. Sie seufzte. Irgendwie bereute sie es ihn einfach so gehen zulassen. Katja hatte immer geglaubt, wenn sie den Mörder von ihrer Mutter trifft, würde sie ihn anbrüllen, mit Sachen bewerfen oder ihn mit einen Gegenstand erschlagen. Doch jetzt wo er vor ihr gestanden hatte, hatte sie Mitleid mit ihm bekommen. Das er diese Tat vom ganzen Herzen bereut, kaufte sie ihm sogar ab. Ihr fiel der Satz eines Polizisten wieder ein: “Er ist kaum noch wieder zu erkennen.”

Kraftlos ließ sie sich ins Sofa zurückfallen.

“Warum muß ich ausgerechnet den Mörder meiner Mutter kennenlernen?”

Das Telefon begann zu klingeln.

“Ja, Steinert.”

“Hallo, hier ist dein Chef Herr Schmitt.”

“Oh, Guten Tag, was wollen Sie?”

“Ich habe gute Nachrichten für Sie. In einem Monat fangen Sie im Meeresmuseum in Stralsund an.”

“Wirklich? Ich meine, das ist super!”, erwiderte sie erstaunt.

“Ja. Der Direktor hat mich heute früh gefragt, ob ich jemanden kenne, der Lust hat bei ihm anzufangen. Tja, da sind Sie mir in den Sinn gekommen, weil Sie ständig von dem Museum dort schwärmen.”

“Vielen Dank! Das ist wirklich eine Gute Nachricht.”

“Das freut mich zu hören. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.”

“Ja, danke. Das wünsche Ihnen auch.”

Sie legte auf.

“Man war das heute ein Tag.”, stöhnte sie.

Felix’ Tod

Theo saß auf einem Stuhl auf seinem Balkon.

“Verdammt! Felix hatte Recht.”, fluchte er zornig.

Seit der ersten Treffen war er in sie verliebt gewesen, aber nun fühlte er sich beständig, das diese Liebe keine Zukunft hatte.

“Sieh es ein Theo, ich werde nie eine Chance bei einer Frau bekommen. Felix hat mir umsonst Hoffnung gemacht.”, dachte er zu sich verzweifelt.

In seiner Hosentasche klingelt plötzlich sein Handy. r holte es hervor.

“Hallo?”

“Guten Abend, Herr Stein. Hier spricht Frau Hoffmann, Felix Ehefrau.”

“Ah. Was gibt es denn?”

“Wissen Sie wo mein Mann ist?”

“Nein. Wieso?”

“Es ist schon fast 22 Uhr und er ist immer noch nicht zu Hause. Sonst ist er immer pünktlich 19 Uhr zu Hause. Im Laden geht er auch nicht ans Telefon.”

“Nicht?”

“Ja.”

“Soll ich mal nach dem Rechten schauen?”

“Sie wohnen näher an seinem Laden, als wir.”

“OK. Wenn ich was weiß rufe ich Sie zurück und wenn nicht, rufe ich die Polizei.”

“Ja, ist gut. Danke. Bis später.”

“Gut, bis später.”

Er legte auf und rieb sich die Stirn.

“Oh Mann, was ist nur heute los?”

Theo stand auf zog sich an und machte sich auf zu Felix’ Laden.

Dort bemerkte er, das dort noch Licht brannte. Er ging hinein und hinter dem Trensen entdeckte er ihn leblos auf dem Boden liegen.

“Ach du meine Güte!”, rief er entsetzt.

Er ging zu ihm hin, fühlte den Puls horchte ob sein Herz noch Schlug. Doch er fand nichts.

“Verflixt.”, fluchte er und rief den Notarzt.

Als die Sanitärer und der Notarzt kam, erkannten diese Theo wieder.

“Sie sind doch der Mörder, der vor zwanzig Jahren eine Frau an der Tankstelle umgebracht haben.”, sagte der Arzt während er Felix untersuchte.

“Ja, der bin ich. Was hat er?”, seufzte er.

“Er ist Tod.”

“Was?!”

Mit diesen Worten wurde ihm schwindlig und schwarz vor Augen.

Als er wieder zu sich kam, befand er sich in einem Bett des Krankenhauses und blickte in die Augen einer Krankenschwester, die ihn besorgt ansah.

“Wie geht es Ihnen?”, fragte sie.

“Wie ist Felix gestorben? Wurde er ermordet?”, erwiderte er.

“Nein. Er hatte um zirka 18 Uhr einen Schlaganfall erlitten.”

“Naja, wenigsten ein natürlicher Tod. 18 Uhr?”

Sie nickte.

“Hätte ich ab 15 Uhr nicht frei gehabt, hätte ich ihn retten können.”

“Das stimmt. Wenn er nicht alleine gewesen wäre, sondern wäre sofort der Notarzt gekommen, da würde er jetzt vielleicht noch leben.”

“Das ist wirklich Schade. Wie lange war ich bewußtlos?”

“3 Stunden. Was ist mit dem Laden?”

“Neben Ihnen liegen die Schlüssel. Der Notarzt wollte, das abgeschlossen ist. Wäre es Mord gewesen, dann möchte doch die Polizei auch, das der Tatort nicht vernichtet ist, wenn sie eintreffen, aber das ist ja zum Glück nicht der Fall gewesen.”

“Darf ich Herrn Hoffmanns Familie Bescheid sagen? Oder hat man ihr schon?”

“Nein. noch nicht. Ja, Sie dürfen schon aufstehen. Am besten ich rufe Ihnen ein Taxi.”

Theo sah aus dem Fenster und erkannte an Hand einer Werbetafel, in welchen Krankenhaus er sich befand.

“Nein.”, erwiderte er streng.

“Warum nicht?”

“Ich werde jetzt seiner Familie Bescheid sagen und da gehe ich zu Fuß.”

“Aber Sie müssen sich ausruhen.”

“Seine Familie wohnt nur achthundert Meter von hier entfernt. Frau Hoffmann wird sich schon Fragen, warum ich mich nicht melde.”

“Vielleicht schläft sie schon?”

“Nein, das glaube ich nicht. Sie war schon immer so, wenn sie sich Sorgen macht.”

Mit diesen Worten stieg er aus dem Bett, verabschiedete sich von der Schwester und ging aus dem Krankenhaus. Die Krankenschwester hatte Theo zuvor noch einen Zettel für Frau Hoffmann mitgegeben, den sie ausfüllen sollte.

Er folgte die dunkle Straße bis zu einem hellem Einfamilienhaus, dort klingelte er an der Tür.

Eine fünfzigjährige, mollige Frau machte die Tür. Sie sah Theo überrascht an. Sein betrübter Blick und die unnatürliche Blässe ließ sie erschaudern.

“Was machen Sie hier? Wo ist mein Mann?”

“Ich komme vom Krankenhaus. Ihr Mann hat einen Schlaganfall erlitten und ist verstorben. Es tut mir Leid.”

Er gab ihr den Zettel von dem Krankenhaus.

“Haben Sie ihn getötet?”

“Nein. Es war ein natürlicher Tod.”

Sie bat ihn herein und sie setzten sich auf das Sofa. Ihre Tränen rannen über ihre Wangen. Eine Zeitlang war nur ihr Schluchzen zuhören.

“Was wird aus dem Laden?”

“Mein Sohn wird ihn in 3 Monaten übernehmen, weil er dann mit seiner Lehre fertig ist. Sie können gerne weiter im Laden arbeiten. Mein Mann hat schließlich nur gutes über Sie erzählt.”

“Ich werde Berlin verlassen.”, sagte er schließlich.

“Warum?”

“Felix wollte mir eigentlich in 3 Monaten helfen, dort Fuß zu fassen, aber jetzt muß ich es alleine hinbekommen.”

“Verstehe. Wollen Sie hier schlafen? Das heißt, wenn Ihnen ein Sofa genügt?”

“Ja, das ist schon Inordnung.”

Frau Hoffmann ging zum Schank und machte ihm das Sofa zum Schlafen zurecht. Schließlich verließ sie das Wohnzimmer. Theo legte sich aufs Sofa, aber er brauchte zwei volle Stunde ehe er einschlafen konnte. Kurz vor Mittag wachte er auf, vor ihm lag ein Zettel:: “Sie können sich etwas aus dem Kühlschrank nehmen, falls Sie Hunger haben. Geld fürs Taxi liegt auf den Küchentisch, mehr kann ich nicht für Sie tun. Am Ladenschlüssel ist ein Schlüssel für unser Haus dran. Wenn Sie so liebt wären, die Haustür bei ihrem Gehen zu schließen. Ich muß geschäftliches wegen meinem Mann erledigen. Liebe Grüße Frau Hoffmann.”

Theo seufzte. Nachdem er etwas gegessen hatte, fuhr er mit einem Taxi zum Laden. Er wollte gerade aufschließen, als ein weißhaariger, alter Mann auf ihn zukam.

“Hallo Theo.”, rief er freudig.

Er sah ihn nur verwundert.

“Wer sind Sie? Woher kennen Sie meinen Namen?”

“Ich bin Ihr ehemaliger Anwalt Robert Koch.”

Theo hob überrascht die Brauen.

“Sie kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.”, fauchte er ihn zornig an.

Robert hielt den Kopf schräg.

“Ist etwas passiert?”

“Laß mich in Ruhe!”

“Darf ich wenigsten mit hineingehen? Ich wollte bloß wissen wie es Ihnen geht.”

Theo holte tief Luft.

“Der Laden ist für eine Woche geschlossen.”, rief er mit belegter Stimme.

“Wo ist Ihr Chef, Felix Hoffmann?”

Er wich seinem Blick aus und ließ ihn in den Laden.

“Warum ist zu?”

“Weil mein Chef gestern gestorben ist.”

“Oh! Waren Sie es etwa?”, meinte er entsetzt.

“Nein. Felix Hoffmann hat einen Schlaganfall erlitten und ich habe ihn erst 4 Stunden später gefunden, weil seine Frau mich gebeten hat, ob Felix noch im Laden ist und dann... und dann...”

Er hatte einen Kloß im Hals und konnte nicht mehr weiter sprechen.

“Jedenfalls habe ich den Notarzt gerufen.”, sprach er schließlich mit rauer Stimme weiter.

Robert sah ihn mitleidig an.

“Es tut mir Leid für Sie. Nun wissen Sie, wie sich Marions Tochter gefühlt, als Sie Marion umgebracht haben.”

Theo schlug wütend mit Faust auf den Tresen.

“Halten Sie Ihre verdammte Klappe! Es reicht mehr langsam. Warum rühren alle in meiner Vergangenheit herum? Dabei will ich nur vergessen!”

Robert schwieg nachdenklich.

“Felix war der Einzige, der mich verstanden hat. Er hat soviel für mich erkannt. Dann treffe ich auch Marions Tochter Katja Steinert. Gestern habe ihr erzählt, was ich mit ihrer Mutter gemacht habe und sie will mich nie wiedersehen. Der Abschluß des Tages krönt Felix’ Tod.”, rief er zornig weiter und Tränen rannen über seinen Wangen.

Robert schwieg noch eine Weile nachdenklich und begriff schließlich, was es mit Katja auf sich hatte.

“Sind Sie in Katja Steinert verliebt?”, fragte er schließlich, aber er kannte die Antwort schon längst.

“Was spielt das für eine Rolle? Ich werde sie nie wiedersehen und alles nur wegen damals.”

Robert fand es ungewöhnlich, aber er nahm Theo tröstend in den Arm.

“Sie haben sich wirklich gebessert. Was haben Sie jetzt vor?”

“Ich werde in drei Monaten nach Stralsund gehen und ein vollkommen neues Leben anfangen. Hier wird mich früher oder später meine Vergangenheit wieder einholen.”

“Verstehe. Auch in meinem Leben wird sich etwas ändern. Ich werde in Rente gehen. Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Erfolg.”

Mit diesen Worten verabschiedeten sie sich von einander. Eine halbe Stunde stand Theo nur so da. Schließlich schrieb er ein Aushängeschild. Das wegen Felix’ Tod der Laden für eine Woche geschlossen bleibt.

Der Neuanfang

Drei Monate später brach Theo nach Stralsund auf. Niemals hätte Theo je gedacht, daß er so schnell eine Wohnung im ersten Stock findet, wo er darunter auch einen kleinen Laden hatte und die Miete nicht zu hoch war. Alles lag am Stadtrand und nur hundert Meter vom stralsunder Strand entfernt. Sein Glück war es auch noch, daß es dort kein Geschäft gab, wo man Fernseher, Radios und so weiter kaufen beziehungsweise reparieren konnte. Doch er brauchte weitere fünf Jahre um den Status, den Felix kurz vor seinem Tod hatte, zu erlangen
 

Katja stöhnte. Doch ihr Chef hatte sie mit Arbeit so überhäuft, daß sie nie Zeit für Freizeit hatte. Wenn sie Urlaub hatte, arbeitete sie zu Hause. Nun endlich hatte sie vierzehn Tage Urlaub, wo sie sich auch mal entspannen durfte, weil ihr Chef wollte das sie sich auch einmal schont. Wenn sie sich im Spiegel betrachtete, hatte sie die steile Falte zwischen den Brauen bemerkt, die nicht mehr verschwand. Sie war entstanden, weil sie bei ihrer konzentrierten Arbeit immer unbewußt die Augenbrauen zusammenzog.

Nun saß sie im Sessel, las ein Buch und wollte gerade das Radio per Fernbedienung anschalten. Das Rauchen hatte sie endgültig an den Nagel gehängt, obwohl sie zweimal rückfällig geworden war. Doch das zuckte sich nicht. Seufzens legte sie das Buch weg, stand auf und versuchte alles, um das Radio in Gang zubringen. Alles war vergebens.

“Na toll! Das Radio ist nur ein Jahr alt! Jetzt muß ich es auch noch reparieren lassen und der Laden hat letzte Woche dicht gemacht.”, schimpfte sie.

Sie ging zum Bücherregal und holte das Branchenbuch hervor, wo alle Firmen im Umkreis aufgezählt waren. Eine Firma war hier in der Nähe, der Inhaber hieß Theodor Stein.

“Herje, hoffentlich ist nicht der Mörder meiner Mutter. Ich hoffe es zu mindestens nicht. Mit meinen Auto bin ich in ein paar Minuten da.”, sagte sie sich und ging zum Telefon.

Sie tippte die Nummer ein.

“TV-Service Stein, Frau Wagner am Apparat.”

“Guten Tag, mein Radio funktioniert nicht mehr. Könnte ich da heute noch vorbei kommen?”

“Natürlich. Es ist erst fünfzehn Uhr. Wir haben bis achtzehn Uhr auf. Wie spät kommen Sie ungefähr?”

“In ca. siebzehn Minuten.”

“Gut. Wie ist Ihr Name?”

“Katja Steinert.”

“Wie alt ist das Radio?”

“Ähm, ein Jahr.”

“Na gut. Bringen Sie bitte auch Ihren Garantieschein mit.”

“Ich muß sie immer gut aufheben, weil bei mir alles nicht lange hält, egal ob Radio, Fernseher oder Videorecorder. Komisch ist, das es sich immer um solche Geräte handelt, die schnell Mal die Mücke macht, obwohl sie eigentlich eine gute Firma sind. Das Vorgängerradio hat zum Beispiel nur zwei Monate gehalten.”

Die Frau am Telefon mußte lachen.

“Sie sind ein richtiger Pechvogel. Aber so etwas höre ich zum ersten Mal. Keine Ahnung, ob mein Chef schon einmal so etwas erlebt hat.”

“Also wenn ich hier Stammkundin werde, dann machen sie sich auf etwas gefaßt. Mein früherer Stammladen ist schon an mir verzweifelt und den gibt es seit einer Woche nicht mehr. Auf jeden Fall hatte ich schon immer so ein Pech. Der Fernseher, den ich mir vor fünf Jahren gekauft habe, hat bis jetzt gehalten, was mich total wundert.”

“Also. Da können wir uns ja auf etwas gefaßt machen.”

“Oh ja.”

“OK. Mein Chef wird sich das Problem einmal ansehen. Ich hoffe, Sie haben viel Zeit.”

“Ich habe seit heute für vierzehn Tage Urlaub. Also von daher.”

“Gut. Ich sage meinem Chef Bescheid. Bis später.”

“Sagen Sie ihm, aber nicht das jedes Rundfunkgerät das ich anfasse kaputt geht, dann verkauft er mir sicher kein Radio mehr.”

“OK. Wir werden ja sehen.”

“Ja. Bis später.”

Sie legte auf.

“Hoffentlich wird das nicht schon wieder ein Kabelsalat. Ach herje, ich will gar nicht daran denken.”

Sie wußte es war verrückt, aber ihre Sehnsucht nach Theo wurde mit jedem Jahr immer stärker. Sie verpackte das Radio. Da draußen eine Hitze war zog sie ein hellgelbes Kleid und schlüpfte in ihre Sandalen, machte die Tür auf, trug das Radio, was nicht sehr schwer war, schloß zu und ging zu ihren sieben Jahre alten, hellgrünen Ford Fiesta. Schließlich fuhr sie los.

Als sie dort war, bemerkte sie wie leer der Parkplatz beim Geschäft war. Sie stellte ihr Auto ab, holte das Radio heraus und schloß die Türen. Dann lief sie zum Geschäft und drückte leicht an der Tür. Sie ging sofort auf. Ein Läuten war zu hören. Nach ein paar Sekunden kam aus einem Zimmer eine mollige, grauhaarige Frau, die sie auf etwa sechzig Jahre schätzte.

“Guten Tag, Sie müssen Frau Steinert sein.”

“Ja, die bin ich.”

“Was funktioniert denn nicht?”

“Tja, alles!”

Sie hob überrascht die Brauen.

“Gut, ich werde es mal meinen Chef geben. Ist das Radio schwer?”

“Nein, sogar ein Kind könnte es tragen.”

“Aha.”

Mit diesen Worten ging sie damit in das Zimmer, woher sie gekommen war.
 

Theo sah Birgit Wagner erstaunt an, als sie mit dem Radio kam.

“Was ist kaputt?”, fragte er.

“Alles, meint sie.”

“OK. Sag ihr, sie muß eine halbe Stunde warten. Mal sehen ob ich etwas finde.”

Birgit nickte nur und ging zu Katja.

Als er das Radio auspackte, durchsuchte er erst alles außen und schließlich innen. Doch er merkte schnell, das alles kaputt war, was kaputt gehen kann. Eine Reparatur wäre teuerer, als ein neueres Radio zu kaufen. Dann suchte er alle sämtlichen Kataloge durch, wo sehr gute Radios beschrieben waren und kreuzelte ein paar an. Da Katjas Garantieschein vor zwei Tagen abgelaufen war.

Währenddessen sah sich Katja im Laden um.

“Sind Sie von Berlin?”

“Ja. Ich bin vor fünf Jahren hierher gezogen. Warum?”

“Man hört es heraus. Außerdem kommt mein Chefin auch aus Berlin.”

“Verstehe. Ein toller Zufall. Arbeiten Sie schon lange hier?”

“Seit drei Jahren. Mein Mann ist schon lange hier Kunde, also seit er auf gemacht hat und hat hier nach einer Arbeitsstelle gefragt, da ich ja sowieso Verkäuferin gelernt habe. Herr Stein hat mich ja nur eingestellt, weil sein Laden sehr gut läuft, seit er ihn eröffnet hat und er dringend hilfe braucht. So einen Chef, wie ihn kann man sich nur wünschen.”

“Verstehe. Also das Gefühl habe ich nicht. Hier ist nicht viel los.”

“Nee, meistens ist hier Hochbetrieb. Solche Tage wie heute sind selten und sie sind für uns wie Urlaub.”

“Aha.”

Ein hagerer Mann mit grauen Haaren tauchte aus dem Zimmer auf, wo Birgit das Radio hereingeschafft hatte. Er war größer als Katja und hatte Stirnfalten und die Falten um die Augen verrieten Humor und Nachsicht. Der Mann trug eine Brille.

“Guten Tag. Ich habe mir kurz Ihr Radio angesehen und es ist ein Kabelsalat. Kurz gesagt.”

“Oh nein. Heißt das ich muß mir wieder ein neues Radio kaufen?”

“So ist es.”

Katja stöhnte.

“Das ist schon mein hundertstes Radio, was kaputt gegangen ist. Ich kriege gleich einen Anfall.”

“Aber bitte nicht hier.”, warnte er sie.

“Ein Jahr hat es gehalten. Mich wundert es, das der Fernseher noch nicht die Mücke gemacht hat, den ich mir vor fünf Jahren gekauft habe? Aber ich bin sicher der kommt sicher auch bald daran. Wissen Sie, wieviel das Radio gekostet hat?”

“Ja. Tausend Euro. Normalerweise halten diese mindestens zehn Jahre. Sie sind wirklich vom Pech verfolgt.”

“Oh ja. Das ist nichts neues mehr.”

Er schmunzelte über ihren unbeholfenen Blick, der ihm irgendwie bekannt vorkam.

“Hören Sie, ich habe Ihnen ein paar Vorschläge in diesen Katalog angekreuzt. Sie brauchen nur etwas zuzahlen, wenn das Radio teuerer ist, als dieses. OK?”

“Gut. Wenigsten ein Trostpflaster, aber ich glaube nicht, daß das etwas bringt, ich zeihe mit den Radios immer die Nieten.”

Ihr kam plötzlich Theo in den Sinn, der ihr hätte helfen können. Er hatte ihr ja damals als Einziger Glück gebracht.

Er gab ihr den Katalog.

“OK, ich komme wieder, wenn ich mich entschieden habe.”

“Um das kaputte Radio werde ich mich kümmern.”

“Gut. Tschüss.”

“Auf Wiedersehen.”, riefen Birgit und Theo gleichzeitig.

Dann ging Katja aus dem Laden. Er sah ihr nachdenklich hinter her. Irgendetwas kam ihm an ihr bekannt vor, nur was?

“War sicher ein anderer Theodor Stein. Immerhin wohnt der Mörder meiner Mutter noch in Berlin.”, seufzte sie zu sich.

Sie stieg ins Auto und fuhr zum Strand, parkte das Auto und setzte sich auf eine Bank. Seufzend betrachtete sie den Sonnenuntergang.

“Genau vor fünf Jahren haben wir uns getrennt, bevor es überhaupt begonnen hatte und nun habe ich dich für immer verloren. Nur weil ich dich habe gehen lassen. Ach, was soll ich nur tun?”, seufzte sie verzweifelt.

Sie schloß ihre Augen und lauschte den Geräuschen des Meeres. Plötzlich höre sie wie jemand näher kam.

“Darf ich mich zu Ihnen setzen?”, ertönte links neben ihr eine Männerstimme, die ihr bekannt vorkam.

“Natürlich dürfen Sie das.”

Katja öffnete ihre Augen und blickte zu den Mann. Es war der Mann von dem Geschäft, wo sie das Radio abgegeben hat. Er sah sie sanft an.

“Also so schnell bin ich nicht mit dem Radio aussuchen.”

“Ich habe doch noch gar nichts gesagt. Damit können Sie sich ruhig Zeit lassen.”, meinte er lächelnd.

“Das beruhigt mich aber.”

Sie sah auf ihre Armbanduhr. Es war fast achtzehn Uhr.

“Müssen Sie nicht bis zum Ende beim Laden bleiben?”

“Das ist schon Inordnung. Ich habe heute etwas zeitiger zu gemacht, weil ich und Birgit gestern eine Stunde länger gearbeitet hatten und weil ich an diesem Tag vor langer Zeit mehrere Schicksalsschläge erlitten habe, als mir lieb war. Deshalb setze ich mich an jedem Jahrestag an den Strand und beobachte den Sonnenuntergang und da habe ich Sie gesehen.”

“Verstehe.”, ihre Stimme klang belegt.

“Was haben Sie?”, fragte er besorgt.

“Ach, das geht Sie nichts an.”

“Ich weiß, aber ich Ihnen auch gesagt, warum ich jetzt hier bin.”

Sie wollte eigentlich nichts sagen, aber er schien viel Geduld zuhaben.

“Also gut, ich habe Angst wieder in drei Monaten ein neues Radio zu kaufen.”

“Dann kaufen sie halt kein Radio mehr.”

Sie senkte bedrückt den Kopf.

“Das geht nicht, ich habe viele CDs und liebe Musik, außerdem will ich nicht den ganzen Tag Fernsehen.”

“Ja, da ist etwas Wahres dran.”

“Genau, aber bei meinem Glück ziehe ich wieder nur Nieten.”

“Ist das bei allen Elektrogeräten bei Ihnen so, das sie so ein Pech haben?”

“Nein, nur beim Radio und Fernseher. Aber beim Fernseher ist ein Wunder geschehen.”

“Welches Wunder?”, fragte er mit gerunzelten Brauen.

“Der Fernseher bei mir hält meistens auch nur drei Monate, aber mein jetziger ist schon fünf Jahre alt. Das ist neuer Rekord. Ich habe ihn damals nicht ausgesucht, das hatte ein Mitarbeiter eines Fernsehenladens für mich gemacht. Dieser Mann hat mir damit Glück geschenkt. Mein großer Wunsch ist, das er das Radio aussucht, egal ob er damals vor fünfundzwanzig Jahren meine Mutter getötet hat.”

Er hob verwundert die Brauen.

“Aber müssen Sie ihn nicht dafür hassen?”

“Ja, ich weiß, aber meine Mutter hat die Dinge schon immer sehr genau genommen. Sie hat an einer Tankstelle gearbeitet, als ihr Mörder an der Kasse war, hatte er sein Geld vergessen und meine Mutter halt so ist, hat sie ihm gedroht, die Polizei zu verständigen, wenn er einfach so wegfährt. Tja und so ist es passiert. Ich war vielleicht geschockt und benommen, als er mir es gesagt, hat, aber auf der anderen Seite hätte ich es vielleicht irgendwann getan. Viele Kassiererinnen hätten ein Pfand des Kunden da gehabt, als Sicherheit, das er wiederkommt, aber meine Mutter hält nichts davon, bei ihr muß alles gleich gemacht werden. Im Grunde verstehe ich sein Verhalten, auch wenn es verrückt klingt.”, seufzte sie.

“Und ich dachte sie haßt mich.”, dachte er erstaunt zu sich.

“Soll ich Ihnen ein Radio aussuchen?”

“Das funktioniert so wieso nicht. Ich habe es vor zehn Jahren mal gemacht und es hat nicht geklappt. Mein Konto ist fast immer leer nur wegen solcher Sachen. Er, Theodor Stein, war der Einzige, der das fertig gebracht hat.”

Seufzends sah er sie an.

“Verstehe, wenn das so ist, werde ich Ihnen ein Radio aussuchen.”

Katja sah verdattert an.

“Haben sie mir nicht zugehört?”

“Doch! Besser als Sie glauben. Es klingt total verrückt. Ich hätte nie gedacht, das so ein Fall in der Geschichte auftaucht. Jedenfalls habe ich meine Gründe, warum ich Ihnen helfen will.”

“Die wären?”

“Felix hat an dem Tag geahnt, was mein Schicksal ist, als wir beide uns trafen. Ich konnte es ihm ansehen. Nämlich, das ich dich liebe.”

“Wer sind Sie?”, fragte sie mit gerunzelten Brauen.

“Theodor Stein, der ehemalige Angestellte von Felix Hoffmann in Berlin. Katja Kabelsalat.”

Sie sah ihn überrascht an und brachte kein einziges Wort heraus.

“Ich habe dich erst erkannt, als du gegangen warst. Tut mir Leid. Du hast dich gar nicht verändert, bis auf die Falte zwischen deinen Brauen.”

Katja musterte ihn nachdenklich.

“Theo? Bist du es wirklich, der meine Mutter auf dem Gewissen hat?”

“Ja.”, meinte er verlegen.

“Das gibt es nicht? Oder doch? Doch du mußt es sein, du kennst den Namen den mir immer Felix gegeben hat. Wie geht es Felix eigentlich?”

Theo senkte traurig den Kopf.

“Er hat vor genau fünf Jahren einen Schlaganfall bekommen. Ich war an dem Tag bei dir und bin ich nicht zum laden zurückgekehrt, weil er mir frei gegeben hatte. Wenn ich bei Felix geblieben wäre, wäre vielleicht heute noch am leben.”

“Das tut mir sehr Leid. Felix war ein guter Mann.”

“Ja, das war er.”

“Was passierte mit seinem Laden?”

“Sein Sohn hat ihn übernommen. Ich halte mit seiner Familie bis heute noch Kontakt. Der Sohn ist letzte Woche Vater geworden.”

“Das ist ja toll, aber was ist mit dir? Warum bist hier und nicht in Berlin?”

Er stieß einen tiefen Seufzer aus und starrte zur untergehenden Sonne.

“Nachdem ich dich verlassen hatte, war ich richtig enttäuscht und wußte, jemand wie ich würde niemals eine Frau heiraten können, die die Tochter der Frau ist, die ich getötet habe. Doch dann, ein paar Stunden später bat mich Felix’ Frau nach ihrem Mann im Laden zu sehen, weil er noch nicht zu hause war. Ich fand ihn leblos. Der Notarzt konnte nichts machen. Felix’ Tod hat mich schlimm getroffen, dann traf ich auch meinen ehemaligen Anwalt Robert Koch, das war zu viel! Ich beschloß nach Stralsund zu gehen, um ein neues Leben zubeginnen und mit meiner Vergangenheit abzuschließen. Diese Veränderung hat mir gutgetan, aber dich konnte ich trotzdem nicht vergessen. Egal was ich versuchte.”

Er sah ihr sanft in die Augen. Ihre Wangen erröteten.

“Mir ging es nicht viel anders, seitdem Tag, wo ich dich das erstemal gesehen habe. Du hast dich etwas verändert.”

“Etwas ist gut.”, schmunzelte er.

Mit Tränen in den Augen umarmten sie sich und es folgte ein leidenschaftlicher Kuß.



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