Tangles von -Negan- ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Achja - das Übliche.. alles, was mit WeißKreuz zu tun hat, ist nicht auf meinem Mist gewachsen sondern nur ausgeliehen und wird am Ende dieser FF natürlich wieder zurückgegeben.. mehr oder weniger intakt *ggg* Ich schreib das hier nur zum Spaß und mach kein Geld damit... So, das muß reichen, have Fun und laßt euch überraschen.. -----------------------------------------------------------------------------------------------TANGLES------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------von Gascogne------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Ruhig und geduldig wie eine Spinne wartete er. Wenn die Informationen korrekt waren, würde Schwarz diese Nacht zuschlagen, und sie hätten die Chance, zumindest ein Mitglied von Takatoris persönlicher Leibwache aus dem Verkehr zu ziehen. Yohji Kudou hätte gerne eine Zigarette geraucht, aber die glühende Spitze hätte ihn verraten. Also wartete er im Dunkeln, fatalistisch darauf vertrauend, daß sich etwas tun würde... und tatsächlich - kaum zehn Minuten später zeigte sich eine einzelne Gestalt, die auf das Gebäude zuhuschte, das Yohji überwachte. Ohne ein Geräusch erhob sich der Assassine und glitt von seinem Beobachtungsposten, folgte der schmalen Silhouette des Eindringlinges... "Ex-Two an Rest... Blackbird positiv. Fliegt ins Nest..." Yohji näherte sich nun dem Gebäude, entdeckte sofort das Fenster, in dem "Blackbird" eingestiegen war. Geräuschlos huschte er zu diesem hinüber und spähte durch den Fensterspalt, konnte aber nicht einmal den Lichtschein einer Taschenlampe erkennen. Minutenlang lauschte er, vernahm jedoch keinerlei Geräusch und entschloß sich schließlich, der Gestalt in das Gebäude zu folgen. Vorsichtig stieß er das Fenster weiter auf und flankte dann elegant hinein, rollte sich ab und blickte sich dann, einen Faden wurfbereit, nach allen Seiten um. Stille begrüßte ihn. Dann - eine minimale Bewegung im Schatten neben der Zimmertür. Mehr brauchte es nicht. Yohjis Fäden fanden mühelos ihr Ziel - ........und fielen harmlos zu Boden, zerschnitten von den scharfen, im Licht der Straßenlaterne aufblitzenden Klingen zweier Stilette. Aus dem Dunkel heraus ertönte ein heiseres Lachen: "Hast du geglaubt, diese Spinnenfäden könnten mich halten? Aber dazu braucht es schon mehr..." Ehe Yohji noch etwas hätte sagen können, sprang der andere ihn an, stürzte sich mit einer Wildheit auf ihn, die nur einen Gegner vermuten ließ: Schwarz' zahmen Psychopathen, Farfarello. Ein präziser Schlag gegen Yohjis Hals stellte sicher, daß er keine Hilfe würde rufen können - zumindest nicht in nächster Zeit. Der Kampf fand vollkommen lautlos statt - gespenstisch - und war sehr kurz. Irgendetwas traf Kudou am Kopf - dann nichts mehr... "Yohji... nun mach' schon... wach auf, wir müssen hier weg..." Mühsam schlug Kudou die Augen auf und starrte verwirrt in drei besorgte Gesichter. "Was...?" "Wir hofften, du könntest uns das sagen" - Ayas Stimme klang ernst. "Plötzlich hast du dich nicht mehr gemeldet, und wir mußten erst suchen, bis wir dich im Haus selbst gefunden haben. Hat einer von Schwarz dich erwischt?" Yohji brauchte einen Augenblick, um sich zu erinnern - doch dann... Er wurde bleich. "Ja... der Psycho.. aber...?" "...warum hat er dich nicht kaltgemacht?" vervollständigte Omi den Satz. Ratlos sahen sich Weiß gegenseitig an, ehe Ken sich energisch erhob: "Wie auch immer - wir müssen hier weg, und das schnell... grübeln können wir auch zuhause..." Immer noch verwirrt machten sich die vier auf den Rückweg. Als Yohji sich in dieser Nacht zum Schlafen umzog, erwartete ihn eine unangenehme Überraschung: mit klinischer Präzision waren zwei flache Schnitte über seinen Körper gezogen worden: Einer quer über seine Brust von einer Brustwarze zur anderen, und der andere senkrecht dazu, von der Vertiefung seines Schlüsselbeins bis ein Stück über seinen Bauchnabel hinaus. Schaudernd streifte sich Kudou ein T-Shirt über. Darüber wollte er nun absolut nicht nachdenken.... Halb verschlafen stand Yohji vor dem Blumenladen und goß mit Hingabe seit drei Minuten denselben Papyrus (dem das gottseidank nicht viel schadete). Immer wieder überlegte sein halbwacher Verstand, was sich da am letzten Abend abgespielt hatte, und warum, was natürlich zu keinem Ergebnis führte. Tief in Gedanken versunken hörte er nicht, daß sich ihm jemand näherte, bis er die Schuhspitzen neben dem Papyrustopf sah. Langsam sah Yohji auf - und blickte in ein nur allzu bekanntes Gesicht. "Du hast was vergessen..." Eine heisere Stimme, ein einäugiges Lächeln und eine Hand, die ihm eine Rolle Garn entgegenstreckte. Das war doch nicht etwa...? "Eigentlich hab' ich neues besorgt. Das alte war zerschnitten, wenn du dich erinnerst..." Sprach's und marschierte den Block hinunter, wo er in einen Wagen deutschen Fabrikats stieg, der sofort losfuhr. Mit offenem Mund, immer noch den Papyrus gießend, blieb Yohji zurück. Mittagspause. Die Unterhaltung am Tisch war recht rege - bis auf eine Ausnahme. Während die anderen Mitglieder von Weiß fröhlich herumrätselten und spekulierten, war Yohji der einzige, der kaum einen Ton herausbrachte, was den anderen jedoch nicht auzufallen schien, vielleicht mit der Ausnahme von Omi, der allerdings genug Taktgefühl besaß, um keinen Kommentar dazu abzugeben. Er war es auch, der aufstand, um das Telefon abzunehmen, allerdings war Aya schneller, da er mit seinen langen Armen den Hörer einfach so erreichen konnte. "Ja hallo?" Seine Brauen zogen sich zusammen. "WER ist da?" Ayas Blick zuckte hinüber zu Yohji, dem es sofort flau im Magen wurde. "Moment" Ayas Gesichtsausdruck war undeutbar, als er den Hörer an Yohji weiterreichte: "Dein Freund" Yohji hätte fast den Hörer fallenlassen: "Mein WAS? Hallo?" Die schon erwartete heisere Stimme am anderen Ende der Leitung: "Ich wollte nur sichergehen, daß du dran denkst - heute abend bei dir... Bis dann..." Die Verbindung brach ab. Als Yohji aufsah, blickte er in drei fragende Augenpaare. Yohji verfluchte sich, Einauge und die drei anderen, die ihn grade sprachlos anstarrten, dann verfluchte er sie nocheinmal, nur um sicherzugehen. DANN holte er tief Luft. "Das war der Psycho von Schwarz. Der, der mich gestern erwischt hat. Er hat grade angekündigt, daß er heute abend hier vorbeikommen wird. Fragt mich nicht, was in dem seinem kranken Hirn vor sich geht..." - und nein, er hatte den anderen nichts von den Schnitten erzählt. Schweigen. Dann: "Und warum bezeichnet er sich als deinen Freund?" Aya, mißtrauisch wie immer. "Was weiß denn ich?" - In Yohji begann es zu kochen. "Verdächtigst du mich jetzt etwa, mit diesem Freak in die Kiste zu hüpfen, oder was?" Aya schien dies einen Moment lang tatsächlich zu erwägen, schüttelte dann jedoch den Kopf: "Nein - ich denke nicht. Aber immerhin ist dieser Freak so freundlich, uns einen Gefallen zu tun: Nachdem er dir durch die Lappen gegangen ist, kommt er freiwillig hierher um sich einfangen zu lassen." Auf Kens Gesicht breitete sich ein Grinsen aus: "Dem werden wir einen netten Empfang bereiten..." Eigentlich eine einfache Angelegenheit. Warum nur hatte dann Yohji ein so seltsames Vorgefühl? Yohji war nervös. Eigentlich gab es keinerlei Grund. Eine Routineangelegenheit, weiter nichts. Ja, genau. Was wollte dieser Verrückte von ihm? Wieso hatte er ihn nicht umgebracht? Wieso kam er hierher - wenn er es denn tat. Die anderen beobachteten seine Wohnung. Wie wollte der Spinner unbemerkt eindringen? Ein Klacken an seinem Fenster. Yohji trat hinzu, blickte auf die Straße hinunter. Da stand eine schlanke Gestalt und winkte zu ihm herauf. Yohji schüttelte den Kopf. Das konnte doch nicht... Er öffnete das Fenster. "Was?" - Das war eher geflüstert. "Traust du dich, runterzukommen?" Er glaubte das einfach nicht! Schon konnte er den lautlos sich anschleichenden Aya an der Hausecke ausmachen, und die anderen konnten auch nicht weit sein. Die Gestalt unter ihm schüttelte spöttisch den Kopf: "Dann ein anderes Mal. Ich kann warten..." Und damit lief er davon, lange, bevor Aya in Reichweite gekommen wäre. Omis Pfeile - trafen zwar, zeigten aber keine Wirkung. Und Ken war ebenfalls noch nicht da. Verdammt! Frustriert wandte sich Yohji vom Fenster ab. Es regnete. Na wunderbar. Wenn er nicht wieder auf Beobachtungsposten gewesen wäre, hätte Yohji jetzt laut geseufzt. Es war kalt, dunkel und naß, und er hatte so einen Verdacht, als könne es NOCH schlimmer werden. Nicht der Job - das war heute reine Überwachungsarbeit. War da ein Geräusch gewesen? Yohji wünschte sich eine Zigarette. Mann, du bist ja paranoid... Und ein Messer an seinem Hals. ...doch nicht. "Na, hast du mich vermißt?" Yohji schloß die Augen. Ein Schauder lief seinen Rücken hinunter. "Was willst du?" preßte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ein leises Lachen war zunächst die einzige Antwort. Das Messer bewegte sich keinen Millimeter. Der Regen übertönte jedes andere Geräusch, ließ Yohji sich so allein fühlen wie er es tatsächlich war. "Ich würde dir gern zeigen, wie man jemand anständig fesselt..." Yohji verharrte, verwirrt und verständnislos. "Weißt du, das muß man langsam angehen... warte nur... bald..." und dann war das Messer verschwunden. Yohji wirbelte herum - nichts mehr. Verdammt! Es reichte wirklich! Nachdem seine Schicht zuende gewesen war - an diesem Abend gottseidank ohne psychopathische Überraschungseinlagen - hatte Kudou heiß geduscht, sich in seine coolsten Klamotten geworfen und sich ins Tokyoter Nachtleben gestürzt. Diverse Zigaretten und einige Drinks später sah alles schon erheblich angenehmer aus. Entspannt lehnte Yohji sich in dem bequemen Sessel zurück und starrte mit halbgeschlossenen Augen ins Leere, während er an gar nichts dachte und sich von der Musik mittreiben ließ. Nun, DAS war einmal eine Art, einen Abend zu verbringen... Als das nächste Lied einsetzte, huschte ein Lächeln über Yohjis Gesicht. Mit einem Satz war er aus dem Sessel und auf der Tanzfläche. Genau, was er jetzt brauchte... Als das Lied mit einem Knalleffekt endete, erloschen für kurze Zeit die Lichter - das gehörte dazu, und keiner der Clubbesucher machte sich Gedanken darüber. Auch Yohji nicht. Bis er plötzlich zwei Hände auf seinem Gesicht spürte - und ein volles, weiches Lippenpaar auf dem seinen. So weit so gut. Ohne zu überlegen erwiderte er den unerwarteten Kuß, der schnell intensiver wurde. Wer immer das war, wußte, worum es hier ging... Unwillkürlich schloß Yohji die Augen, gab sich ganz diesem Kuß hin... was war schon dabei? Schließlich hatte er den eleganten Abgang zur Kunstform perfektioniert. Langsam fühlte sich Yohji nach hinten von der Tanzfläche gesteuert, bis er mit dem Rücken an einer Säule lehnte. Seine nach vorn tastenden Hände fanden einen festen, muskulösen Männerkörper, wanderten hinauf zum Hals, über das Gesicht, über - eine lederne Augenklappe... Geschockt riß Yohji die Augen auf, starrte direkt in ein einziges, gelb funkelndes Raubtierauge. Abrupt fühlte Kudou sich losgelassen, sackte gegen die Säule, während der andere sich langsam zwischen die Menschen auf der Tanzfläche zurückzog. Ein feines Lächeln war das letzte, was Kudou in der wechselnden Beleuchtung noch von ihm sah... "Yohji?" >klirr< "Ähm... alles in Ordnung??" Verblüfft starrte Ken auf die Kaffeetasse, die zersplittert am Boden lag. Er war lediglich in die Küche gekommen, um sich Frühstück zu machen und hatte Yohji vorgefunden, der gerade im Küchenschrank nach - offensichtlich einer Kaffeetasse - gesucht hatte und jetzt dabei war, die Scherben aufzusammeln. "Ja, alles klar... außer, daß du mir fast einen Herzinfarkt verpaßt hättest mit deiner Anschleichnummer..." "Anschleichnummer?" - Kens Veblüffung wuchs. "Sag' mal... als Assassine sollte man doch eigentlich nicht so schreckhaft sein, oder?" Yohji knurrte nur etwas Unverständliches. Dann erhob er sich, warf die Scherben in den Müll und stapfte aus der Küche: "Wenn mich jemand sucht - ich bin schlafen..." Kopfschüttelnd blickte Ken ihm nach: "Oh Mann... muß das letzte Nacht finster gelaufen sein... na, nicht jedes Mädchen fliegt wohl auf Mr. mein-Charme-ist-so-fesselnd-wie-meine-Waffe..." "Hast du mich vermißt?" Geflüstert, doch unverkennbar die gleiche, heisere Stimme. Dann - die überraschend vollen Lippen auf den seinen... Yohji stöhnte, bog sich dem Kuß entgegen... "Ich würde dir gern zeigen, wie man jemand richtig fesselt..." Hände auf Yohjis Armen, Hände, die ihn fesselten... "Weißt du, das muß man lagsam angehen..." Wieder stöhnte er. Zitterte. "Warte nur... bald..." Mit einem Ruck setzte er sich auf. Ein Traum. von... Langsam schüttelte Yohji den Kopf, doch damit konnte er auch nicht ableugnen, was er geträumt hatte - und, noch schlimmer - wie es sich angefühlt hatte... Frustriert starrte Yohji in das Glas vor ihm. Nach einem solchen Traum war ihm die Lust zu schlafen gründlich vergangen gewesen und er hatte sich entschlossen, auszugehen. Doch was das letztemal so gut funktioniert hatte, wollte diesesmal nicht klappen. Ständig wanderten Yohjis Gedanken zurück zu entweder dem Vorfall in seinem Lieblingsclub oder dem Traum, den er gehabt hatte. Und selbst die Drinks änderten nicht die Bohne daran. Zumindest bisher. Wie Yohji das im Moment sah hatte er nur die Wahl, jetzt nachhause zu gehen und den Rest der Nacht vor dem Fernseher zu verbringen oder endgültig abzustürzen. Da ohnehin nie etwas Vernünftiges in der Glotze lief, fiel die Entscheidung nicht sehr schwer. Gerade wollte Kudou einen neuen Drink bestellen, da wurde ihm bereits einer vor die Nase gestellt. Die hübsche Bedienung lächelte - etwas bedauernd, wie es Yohji schien: "Von dem Typ da drüben... meinte, du könntest es brauchen..." Einen Moment lang schloß Yohji die Augen. Eigentlich wollte er nicht wirklich sehen, wer ihm diesen Drink spendiert hatte. Natürlich sah er dennoch in die Richtung, die das Mädchen angedeutet hatte. Und sah gerade noch eine schlanke, hellhaarige Gestalt sich erheben und dem Ausgang zusteuern. Aber so hatten sie nicht gewettet! Nicht, ohne den Drink - einen Whisky - in einem Schluck hinunterzukippen, erhob sich Kudou rasch und folgte der dem Ausgang zuschlendernden Gestalt. Na warte. Man würde doch sehen... Als er um die letzte Ecke bog, war die Gestalt verschwunden. Gerade wollte Kudou trotzdem zum Eingang gehen, um den Türsteher zu fragen, da fühlte er sich plötzlich gepackt und durch eine Tür gezogen, die er bisher übersehen hatte.... Als Yohji mit dem Rücken gegen die Tür prallte, die sich eben hinter ihm geschlossen hatte, hatte er plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Seine Kehle war wie zugeschnürt und sein Herz raste. //Was geschieht hier?// konnte er bloß denken, dann spürte er den warmen Körper des anderen, der sich an seinen preßte, und erneut dessen Lippen auf seinen. Er sollte sich jetzt wehren. Immerhin gehörte der andere zum Feind. Er sollte... Yohji spürte, wie eine Hand seine beiden Handgelenke umfaßte und über seinem Kopf gegen die Tür preßte, und aus irgendeinem Grund machte das alles nur noch schlimmer. Dann ließen die Lippen plötzlich von ihm ab, ein Auge funkelte ihn kurz an: "Nein - so schnell nicht.... ich habe dir doch gesagt, daß es Zeit braucht..." Und ehe Yohji es sich versah, schloß sich die andere Tür des Raumes hinter dem Einäugigen, während er selbst noch damit beschäftigt war, nicht an der Tür hinunter zu Boden zu rutschen, weil sich ihm im Kopf noch immer alles drehte... "Mrgn..." Ein total verpennt aussehender Omi kam in die Küche getappst - und riß im nächsten Moment die Augen weit auf: "Yohji? Du bist WACH???" Eher schuldbewußt als genervt sah Kudou von seiner Kaffeetasse auf: "Morgen... ja, ich BIN wach. Was dagegen? Ich mach' gleich den Laden auf..." Man sah Omi an, daß er darum kämpfte, richtig wach zu werden - offensichtlich mit Erfolg, da er sich kurz darauf zu Yohji an den Tisch gesellte und den anderen offen ansah: "Irgendwas stimmt nicht - schon seit ein paar Tagen nicht. Meinst du nicht, du solltest es jemand sagen?" Yohji starrte in seinen Kaffee. Sollte er...? Aber wie, das war die Frage. Er konnte Omi schlecht erzählen: "Hey, nichts großes - ich überlege nur die ganze Zeit, wann sich der Typ, der deine geliebte Schwester erschossen hat, endlich bequemt, mich flachzulegen..." Nein. Wohl nicht. "Also..." Pause. "Da gibt es jemanden... ein - Mädchen - die so eine Art Spielchen mit mir treibt... Sie will mich wohl... kirre nach ihr machen und..." "und es klappt ziemlich gut, hm?" Pause. Dann Nicken. "Und wie." Schweigen. Dann - "und das macht dir - angst?" Yohji sah auf. "Woher...?" Omi lächelte. Yohji - du bist plötzlich am anderen Ende - daß dich das aus dem Konzept bringen muß, ist doch klar..." Yohji seufzte tief. //wenn du wüßtest, wie sehr...// "Du, Yohji..." "Hm?" "Du kennst diesen Satz von Oscar Wilde, oder?" "?" "The only way to get rid of a temptation..." "Sag's nicht!" "...is to yield to it..." - und damit stand Omi auf, schenkte sich einen Kaffee ein und verließ die Küche... Eine neue Mission... und NATÜRLICH eine, die mit Takatori zu tun hatte. Beinahe hätte Yohji abgelehnt. Aber er wollte verdammt sein, wenn Einauge ihn nun auch noch für einen Feigling hielt... außerdem: welchen logischen Grund hätte es gegeben, nicht dabei zu sein? Der erste Target war relativ leicht ausfindig zu machen gewesen. Die anderen gaben Rückendeckung, während Yohji und Aya in das Gebäude eindrangen und sich anschlichen. Yohji hielt sich wie üblich etwas im Hintergrund, um einzugreifen, wenn Aya Probleme haben sollte. Da - schon hörte Kudou das altbekannte Geräusch eines zustoßenden Katanas, gefolgt von dem feuchten Klatschen eines zu Tode verwundeten Körpers, der auf dem Boden aufschlug. Saubere Arbeit. Endlich wieder ein Auftrag, der - "Ich hätte ihn töten können, weißt du? Fujimiya, meine ich. Er ist direkt an mir vorbeigelaufen..." Kudou erstarrte mitten in der Bewegung, als er die Stimme hörte, flüsternd, direkt neben seinem Ohr... An seinem Hals spürte er - einen der Fäden, die er selbst benutzte. "Ich hätte dich auch töten können... aber das werde ich nicht tun... und auch Fujimiya nicht, obwohl das Takatori sehr gefallen würde..." ein heiseres Lachen. "Was glaubst du, würde Fujimiya sagen, wenn er dich jetzt so sehen könnte?" Eine freie Hand strich langsam über Yohjis Körper, während ein Lippenpaar sich seinen Weg über Kudous Nacken suchte. "Was würde er DENKEN?" Yohji stand reglos. Um alles in der Welt durfte er jetzt kein falsches Geräusch machen... "Bis bald, kleine Spinne..." - die Stimme entfernte sich, während der Druck des Garns um seinen Hals noch bestehen blieb - dann war auch das verschwunden. Wie von weither hörte Yohji Ayas Schritte, die sich ihm schnell näherten, sich jedoch verlangsamten, als sie Kudous Versteck erreichten: "Alles in Ordnung, Yohji?" "Alles in Ordnung" - noch nie war dieser so froh gewesen, wegen der Situation, in der er sich befand nur flüstern zu können. Er wollte gar nicht wissen, wie seine Stimme im Moment geklungen hätte. "Laß' uns verschwinden, ehe noch jemand was merkt..." Zwei Schatten gleich huschten sie aus dem Gebäude und stießen draußen zu den anderen. Als sie auf dem Rückweg eine Straßenlaterne passierten stutzte Omi: "Yohji - ist irgendetwas? Du bist doch nicht verletzt worden, oder?" Überrascht sah dieser auf, während Aya noch kommentierte: "Nein, Yohji war gar nicht dabei, als es passiert ist." Auch Ken starrte nun zu Yohji herüber, hielt ihn fest, um besser zu sehen. "Was hast du denn da am Hals?" Hastig griff sich Yohji an die Kehle und fand seine heimliche Befürchtung bestätigt, als er die feine Linie verkrusteten Blutes spürte, die sich daran entlang zog. Eine Ausrede - er brauchte unbedingt... "Äh... ihr wollt gar nicht wissen, auf was meine neue Liebschaft so steht..." - und das war nicht mal gelogen. Die Blicke, die der Rest von Weiß untereinander tauschte, waren eindeutig... Aber besser das, als - wieder einmal war es an Kudou, lautlos vor sich hinzufluchen... Yohji saß in der Küche und starrte in seinen Kaffee. Ken war bei einem Fußballspiel, Omi im Netz und Aya hatte sich schon hingelegt. Er wußte genau, was er jetzt tun WOLLTE - und das machte ihm Angst. Was er tun SOLLTE war, eine kalte Dusche zu nehmen und zu versuchen etwas Schlaf zu bekommen. Yohji seufzte. Dann trank er seinen Kaffee aus, stellte die Tasse in die Spüle, schnappte sich seine Jacke von der Garderobe und ging zu seinem Wagen... Yohji wußte, daß er zuviel trank... andererseits war es auch nicht gerade gut für die Nerven, stundenlang auf jemand zu warten, der zu seinen ärgsten Feinden gehörte, und nicht zu wissen, was der dann mit ihm anfangen würde... Die nächste Zigarette landete, zu einem Stummel zusammengeschmort, im Aschenbecher, und ein Blick auf die Uhr bestätigte Yohjis Befürchtung, daß der Club in einer halben Stunde schließen würde. Wieso tauchte dieser verdammte Psycho nicht endlich auf und brachte es hinter sich?? Nur, daß Kudou die Antwort kannte. Nur, daß der verdammte Psycho mit seinem Vorgehen - oder besser NICHT vorgehen - genau das erreichte, was er bezweckte... Mit zusammengebissenen Zähnen starrte Yohji in seinen Drink. Er sollte einfach gehen. Aber es wäre nur eine halbe Stunde mehr... Er war ein Nervenbündel, und er wußte es. Zu allem Überfluß hatte es jetzt auch noch zu regnen begonnen, und Yohji hatte natürlich auf der anderen Seite des Parkplatzes geparkt. Seine Jacke gegen den Regen geschlossen und den Kragen hochgeklappt hastete er zwischen den Pfützen hindurch und war im Stillen dankbar, daß er wenigstens daran gedacht hatte, das Verdeck zu schließen. Endlich im Wagen lehnte er sich zuerst einmal zurück und schloß die Augen. Als er sie wieder öffnete, glaubte er einige hundert Meter entfernt eine Gestalt zu sehen, die auf der anderen Seite des Drahtzaunes stand, der das Parkfeld einschloß. Eine Gestalt, die ihn zu beobachten schien. Ohne die Gestalt aus den Augen zu lassen, ließ Yohji den Motor an und fuhr auf den Zaun zu. Der dort stand bewegte sich nicht, lehnte einfach nur nonchalant an einem Laternenpfahl und wartete. Yohji lenkte den Wagen zur Ausfahrt hinaus und in Richtung der Laterne, wo der andere noch immer wartete. Natürlich war er es. Er drehte sich jedoch nicht um, sondern lief langsam und gemütlich die Straße hinunter und auf eine Treppe zu, die zwischen zwei Hochhäusern hinaufführte. Ohne zu überlegen stellte Kudou seinen Wagen ab und folgte. Die Treppe hinauf, über eine Fußgängerbrücke, dann durch Nebenstraßen. Yohji wußte nicht wirklich, wohin sie liefen, und es interessierte ihn auch nicht wirklich. Wie an einer feinen Schnur geführt folgte er dem anderen, ohne darüber nachzudenken, bis dieser schließlich ein Gebäude betrat und die Tür hinter sich offen ließ. Eine weitere Treppe hinauf, durch eine Tür - dann erst drehte er sich um, sah Kudou mit gespielter Überraschung an: "ach... du bist also gekommen?" Schweigend blieb Yohji an der Stelle stehen, an der er stand, unsicher, was er nun tun sollte und weshalb er den Wahnsinn begangen hatte, dem anderen zu folgen. Lächelnd trat dieser an ihn heran, an ihm vorbei und schloß die Tür - verriegelte sie jedoch nicht. "Ich habe dir doch gesagt, ich würde dir zeigen, wie man jemanden richtig einfängt und fesselt... dazu braucht es nicht einmal eine Schnur..." Yohji spürte den warmen Atem des anderen im Nacken, als dieser von hinten an ihn herantrat. "...nur Geduld und die richtige Vorgehensweise..." Langsam strich der andere mit beiden Händen von den Schultern abwärts über Kudous Arme, bis hinunter zu den Fingerspitzen. "Sag mir - warum bist du hier? Was willst du?" Yohji schloß die Augen, um sich besser konzentrieren zu können und bemühte sich, die leichte Berührung des anderen ebenfalls auszublenden - mit mittelmäßigem Erfolg. "Ich bin hier, weil du ja offensichtlich nicht vorhast, mich in Ruhe zu lassen. Und ich..." er stockte. Das war kritisches Terrain, unsicherer Boden. Immer noch spürte Yohji den Atem des anderen im Nacken, die Hände waren jedoch wieder verschwunden. Dann hörte er das Lachen des anderen - kehlig und heiser, doch nicht ohne Humor, spürte, wie er einen Schritt von ihm zurückwich und sich an die Wand neben der Tür lehnte. "Willst du gehen? Dann geh. Die Tür steht offen." Eine Pause. Dann - "Ich schwöre dir, ich werde dich dann in Ruhe lassen. Außer natürlich, ihr versucht wieder, Takatori zu schaden und ich muß euch daran hindern." Unsicher verharrte Yohji weiterhin wo er war. Meinte der andere das ernst? Er konnte jetzt einfach hinausspazieren und dieses Katz-und-Maus-Spiel hätte ein Ende? "Du meinst das ernst, oder?" Langsam drehte Kudou sich nach dem anderen um, sah ihm prüfend in das eine Auge. Sein Gegenüber lächelte noch immer. Dann machte er eine einladende Geste in Richtung Tür: "Es ist zumindest eine gute Chance... was kannst du verlieren? Es sei denn..." Er sprach es nicht aus. Das mußte er auch gar nicht. Yohji wußte auch so, was der andere meinte: Es sei denn, er wollte gar nicht gehen. Dann stand er sehr wohl, einiges zu verlieren... Aber weshalb sollte er... Unbewußt steckte Yohji die Hände in die Jackentaschen und begann, nervös mit den darin befindlichen Kippen und dem Feuerzeug zu spielen. "Und was passiert, wenn ich nicht gehe?" Das Lächeln, das er zur Antwort erhielt, jagte ihm einen Schauder über den Rücken: "Oh nein... so läuft das nicht... wenn du spielen willst, dann spielen wir nach meinen Regeln - oder gar nicht. Da ist die Tür." Kudou schluckte. Das einzig Vernünftige wäre jetzt gewesen, direkt zur Tür und hindurchzumarschieren, ohne sich auch nur noch einmal umzusehen, und dabei jederzeit auf einen Angriff gefaßt zu sein. Er rührte sich nicht von der Stelle, sondern musterte den anderen sehr genau - das vernarbte Gesicht, die Augenklappe, das kurze, unordentlich fallende Haar... "Weißt du, daß ich keine Ahnung habe, wie du heißt?" Der andere lächelte ein flüchtiges Lächeln: "Nett, daß du fragst... nenn' mich einfach Farfarello..." Ohne darüber nachzudenken zog Yohji die Kippenschachtel aus der Tasche und hielt sie dem anderen - Farfarello - hin: "Auch eine?" Das erneute Lächeln war wieder eines von "diesen": "Danke... für später..." Schweigend zündete Yohji sich selbst eine Zigarette an und sah dann wieder auf: "Und jetzt?" Verärgert stellte er fest, daß sein Herz schneller schlug als normal und daß seine Fingerspitzen zu kribbeln angefangen hatten. Verdammt - was tat er da eigentlich? Farfarello stieß sich nun endlich von der Wand ab und trat langsam auf Yohji zu, immer noch mit diesem Lächeln im Gesicht: "Zeit, zu spielen...." Kudou hatte keine Ahnung, was er erwartet hatte - im Augenblick füllte nur Statik seinen Kopf, und er konnte nichts anderes tun als dem anderen entgegenzublicken. Dieser zog gerade ein Stück schwarzes Tuch aus der Tasche: "Nimm' die Sonnenbrille ab - sie stört..." Yohjis Augen weiteten sich: "Du..." Ein leichtes Kopfschütteln, ein Zucken der Mundwinkel: "Da ist die Tür - schon vergessen?" //Du bist verrückt, du bist komplett wahnsinnig, Manx würde dich sofort umbringen lassen, wenn sie das wüßte, und die anderen würden es vermutlich mit Freuden tun, was machst du da, du kannst doch nicht..// Yohji ignorierte es. Langsam, wie ferngesteuert, nahm er die Sonnenbrille ab und steckte sie in seine Jackentasche zu den Kippen und dem Feuerzeug. Dann nahm er einen tiefen Zug. "Ganz schön gefährlich die Dinger - schlecht für die Gesundheit.." Das brachte ihm ein weiteres Lächeln ein: "Ach wirklich? Du solltest besser auf dich achten..." mit diesen Worten nahm Farfarello ihm die Zigarette aus dem Mund, klemmte sie in seinen eigenen Mundwinkel und reichte mit beiden Armen um Yohjis Kopf herum, um das Tuch festzubinden. Kudou erschauerte unter dieser Fast-Umarmung und erhielt ein leises Lachen zur Reaktion: "Siehst du nun, was ich gemeint habe? Fester als jeder Strick.... DAS nenne ich ein Spinnennetz...." Yohji blieb einfach stehen und wartete ab. Blieb einfach stehen, während sein Herz bis in seinen Hals hinauf klopfte und er beinahe keine Luft mehr bekam. Er biß die Zähne aufeinander, weil er befürchtete, sie könnten sonst zu klappern beginnen. Und immer noch hatte der andere seine Arme um seinen Hals gelegt, während seine Hände an dem Knoten arbeiteten... Yohjis ganzer Körper schmerzte. Es war, laut seiner Uhr zumindest, ZEHN UHR MORGENS, und Yohji fühlte sich furchtbar... Er fiel mehr aus seinem Wagen, als daß er ausstieg, und als er auf den Hintereingang des Hauses zuschlich, in dem sich ihrer aller Wohnungen befanden, hoffte er inständig, daß keiner von den anderen ihn sehen würde... "YOHJI?" ...natürlich vergebens. Nun, wenigstens war es Aya... der war zumindest verschwiegen genug, nichts davon dem Rest gegenüber zu erwähnen... HOFFTE er. Als Yohji erkannte, wie besorgt Ayas Gesichtsausdruck tatsächlich war, beeilte er sich, abzuwinken: "Nicht das, was du denkst... gib mir sechs Stunden Schlaf und eine heiße Dusche und ich bin wieder wie neu.." Trotzdem war er dankbar, als Aya zugriff, um ihm die Treppen hinaufzuhelfen. Vor seiner Tür endete allerdings diese Dankbarkeit. "Okay - von hier an schaff' ich's alleine... und sag um Gottes Willen den anderen nichts... das würde ich in hundert Jahren noch zu hören kriegen..." Aya beobachtete ihn nur schweigend. Yohji schloß die Augen - FEHLER. Sofort waren Bilder da - Bilder, an die Yohji gerade zu aller letzt erinnert werden wollte. Gegen seinen Willen stieg ihm die Schamröte ins Gesicht, als er daran dachte, WAS alles... "Yohji - was, zum Teufel, ist passiert?" Doch Kudou schüttelte nur hastig den Kopf, sah Aya einen Moment hilflos an und trat dann den Rückzug in seine Wohnung an. Als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, lehnte er sich schwer dagegen und rutschte dann langsam an ihr herunter, bis er am Boden kauerte. Langsam und methodisch schlug er den Kopf immer wieder nach hinten gegen das Holz. //Selber schuld... du bist ganz allein selber schuld an dem, was passiert ist... und es hat dir auch noch GEFALLEN...// Denn auch das stimmte. Und wenn Farfarello heute wieder anrufen würde... BONK! ...wenn das nur etwas geholfen hätte... Irgendwann kam Yohji wieder zu sich - aufwachen war ein zu gnädiges Wort dafür. Erst nach einigen Minuten wurde ihm klar, daß er am Boden sitzend eingeschlafen sein mußte, und erst, als er versuchte, aufzustehen, wurde ihm klar, daß das eindeutig ein Fehler gewesen war. Wenn er etwas wacher gewesen wäre, hätte er sich vermutlich an den Grund für seinen fürchterlichen Muskelkater erinnern können, aber so nahm er ihn zunächst einmal einfach hin. Also gut: Erster Stopp: Dusche. Zweiter Stopp: Kleiderschrank. Hose. Das mußte erst einmal genügen. Dritter Stopp: die vier K: Küche, Kippe, Kaffee und Kühlschrank. Immer noch im Halbschlaf (kalt Duschen??? War er Masochist???) tappte Yohji - sich aufs Geländer verlassend - die Treppen hinunter und in die gemeinsame Küche. Draußen dämmerte es gerade, also war vermutlich Abend. Als Yohji die Küche betrat, blickten drei Paar Augen ihm erwartungsvoll entgegen. Sauber! Die Blicke tunlichst ignorierend setzte Yohji seinen Weg zur Kaffeemaschine fort. Bis einer der drei seine Sprache wiederfand: "Yohji - um Himmels willen - was ist passiert?" Das war die Stimme von Ken gewesen - überraschenderweise. "Nichts - nur Muskelkater... ist noch Kaffee da?" "NICHTS? Verdammt, Yohji - und was sind das für Brandwunden? Und die Kratzer? Und.." "...was?" Langsam drehte sich Yohji zu den anderen um. Wurde wirklich wach. Sah an sich herunter. Kudou blieb erst einmal sehr ruhig stehen. Dann schloß er die Augen. //Ausrede. Was ich jetzt brauche, ist eine VERDAMMT gute...// Langsam öffnete er die Augen wieder und sah seine Kollegen - Freunde? - der Reihe nach an. Was hätte er ihnen sagen sollen? Was hätten sie geglaubt? Abrupt sprang Omi von seinem Stuhl auf und lief auf Yohji zu: "Komm - du mußt erstmal verarztet werden... Ken? Könntest du dich um den Kaffee kümmern?" Und mit diesen Worten führte der Kleine ihn erst einmal aus dem Zimmer.... "Also das... und das... und das... war also deine mysteriöse Freundin?" Bei jedem *das* zuckte Yohji zusammen, was verständlich war, da Omi seine Blessuren gerade mit Jod behandelte. "Wenn du's ohnehin schon weißt..." knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er wußte definitiv, worüber er gerade NICHT reden wollte... Schweigend ließ er Omis erste-Hilfe-Tortur über sich ergehen, bis dieser einen Schritt zurück tat und Yohji auffordernd ansah. Kudou blickte genervt auf. "Was?" Omi hob auffordernd die Hände. "Okay - jetzt die Hose. Ich bin sicher, die Dame hat nicht vor der Gürtellinie Halt gemacht..." Und schon wieder waren diese verdammten Bilder in Yohjis Kopf, ungebeten, doch nur allzu lebhaft in der Erinnerung. Omi verkniff sich mit Mühe ein Lächeln. "Jetzt hab dich nicht so... komm, es bleibt ja unter uns..." Yohji atmete tief durch. Dann gehorchte er. Omi quollen fast die Augen aus dem Kopf. "Das..." ihm fehlten die Worte. Fassungslos sah er zu Yohji auf: "Wer...?" Doch Kudou war selbst wie vor den Kopf gestoßen. Da, an der Innenseite seines Oberschenkels, zog sich in feinen Skalpellschnitten seine Verdammnis entlang. Buchstaben, die er zuvor nicht gesehen hatte: "SCHWARZ SLUT" Als sie beide die Buchstaben eine angemessene Zeit lang angestarrt hatten und diese sich immer noch weigerten, zu verschwinden, sah Omi schließlich erneut zu dem anderen auf: "Kannst du das zufällig erklären?" Kudou überlegte. Konnte er...? Unwahrscheinlich. SEHR unwahrscheinlich. "Also..." Aber da hatte Omi die Verbindung bereits gezogen: "Es ist dieser einäugige Verrückte, oder? Der mit den Narben, der..." Ouka erschossen hat. Aber das sprach keiner von beiden aus. Yohji schloß kurz die Augen. Atmete aus. Öffnete die Augen wieder. "Hai." Und Omi drehte sich einfach auf dem Absatz um und marschierte aus dem Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen... "Yohji... mein Gott..." unsanft wurde Kudou aus seiner Halbtrance gerissen, als ihm jemand die glimmende Zigarette aus der Hand riß. Einen Augenblick lang starrte er den anderen bloß an, ehe er begriff, daß es Ken war, der zuerst ihn und dann seinen Oberschenkel entsetzt anstarrte. Auf Letzterem war noch das Wort "Slut" zu lesen - neben einer länglichen Fläche aus Brandwunden. Am Boden um Yohjis Füße langen mehrere zerdrückte Zigaretten, alle angeraucht. "Baka! Was glaubst du, was du da tust??" Ken schüttelte ihn unsanft, Angst klar in seinem Gesicht zu lesen. "Los - bleib sitzen... ich mach das..." Schweigend ließ Yohji alles über sich ergehen. Ken verband ihn fachmännisch, dann packte er ihn und schleppte ihn mehr oder weniger in sein Zimmer. Auf dem Weg dahin brüllte er nach Aya und Omi. Nur Aya kam, doch das schien Ken kaum zu bemerken. Ernst sah er den anderen an: "Du paßt jetzt auf ihn auf. Laß ihn nicht aus den Augen - er könnte sich wieder etwas antun...." Ayas Augen wurden groß: "Wieder? heißt das...?" Ken schüttelte nur den Kopf: "Ich weiß es nicht. Versuch', ihn zum Reden zu bringen... ich versuche, Manx zu erreichen. In diesem Zustand..." "Nein, warte..." Aya hob langsam eine Hand. "Sag Manx noch nichts... ich will erst wissen, was hier läuft..." Ken schaute zweifelnd, erst auf Aya, dann auf Yohji. Nickte dann jedoch widerstrebend: "Okay... aber nur, wenn du ihn zum Reden kriegst...." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Yohji schreckte auf. Einen Augenblick lang war er vollkommen desorientiert. Er lag - in seinem Bett. Das Licht war gelöscht. Alles war ruhig. Aber... Sie hatten ihn nicht allein lassen wollen. Eigentlich müßte einer der anderen jetzt an seinem Bett Wache schieben. Es sei denn... Nein. Der frische Verband, den Yohji an seinem Bein spürte, war Beweis genug für ihn, daß das Vorhergehende kein bloßer Albtraum gewesen war. Warum also... "Eins möchte ich wissen, Hübscher... nur eins, dann werd ich dich in Ruhe lassen..." Yohji erstarrte. Das heisere Flüstern war genug, ihn auf der Stelle festzubannen. Die Augen weit aufgerissen starrte er ins Dunkel. Wo war sein "Bewacher"? Hatte Farfarello ihn - umgebracht? Aber wie..? "Du sagst gar nichts... willst du nicht wissen, welche Frage ich dir stellen möchte?" Yohji schluckte. Eigentlich - nein. Eigentlich wollte er nur, daß der andere ihn endlich in Ruhe ließ, aus seinem Leben verschwand und die Erinnerungen an die letzte Nacht gleich auch noch mitnahm... Eine Hand, die sich leicht auf seinen Arm legte, ließ ihn erschaudern. Doch immer noch war er wie festgebannt - konnte sich weder rühren noch etwas sagen. Langsam strich die Hand seinen Arm entlang, ein sanftes Streicheln das so vollkommen anders war als das, was er in der letzten Nacht von ihm zu spüren bekommen hatte... "Warum hast du es mitgemacht? Ich meine... du hast es wirklich mit dir machen lassen ohne... ohne, daß du etwas gegen mich versucht hättest. Warum?" Einen Moment lang konnte Yohji nur weiter still dasitzen und über diese Frage nachdenken. Dann jedoch - löste sich plötzlich seine Erstarrung. In ungläubigem Erstaunen reichte er zur Seite und knipste die Nachttischlampe an, nur, um in ein Gesicht zu sehen, das ihn ebenso erstaunt anblickte. Überraschte sich selbst bei einem Lächeln. "Kein Seil und keine Ketten... erinnerst du dich?" Das Gesicht vor ihm verlor bei diesen Worten von einem Moment auf den anderen jeden Ausdruck - nur, um kurz darauf ebenfalls von einem Lächeln erhellt zu werden. Kein Irren-Lächeln. Ein echtes, wenn auch ungewohntes. Dann - "Sieht so aus, als hättest du doch etwas gelernt, kleine Spinne..." Yohjis Gesicht näherte sich dem des anderen: "Sieht so aus, großer Spinner..." Es war nur ein ganz sanfter Kuß, aber das war egal. Gerade durch die ungewohnte Vorsicht dieser Berührung stieg er Yohji direkt zu Kopf, machte ihn schwindlig. Ehe er es sich versah, hatte ihn der andere auf das Bett zurückgedrückt und lag nun, ihn immer noch küssend, halb auf ihm. Yohji wußte, daß er jetzt eigentlich nach Ken - oder wer immer an seinem Bett hätte Wache halten müssen - Ausschau halten sollte, nachsehen, ob er noch da war - noch LEBTE - aber.... "Du hast es weggebrannt, oder? Zumidest einen Teil davon..." - es klang erfreut - "Ich hätte nicht gedacht, daß du den Mumm dafür aufbringst..." - Das alles zwischen Küssen und Bemühungen, Yohji die Kleider vom leib zu ziehen. "Ich habe abgeschlossen... sie werden uns nicht stören..." Das war verrückt! Und trotzdem ertappte sich Yohji dabei, wie er seinerseits begann, dem anderen - Farfarello - die Kleider auszuziehen, ihn seinerseits küßte, die Hände über seine Haut gleiten ließ.... "Halt einfach die Klappe... und mach damit weiter... aahh.." Yohjis Stimme klang ebenfalls heiser, undeutlich durch seine eigene Ungeduld, die den anderen erneut zum Lachen brachte - ein Lachen mit genug von dem bekannten, gefährlichen Unterton, daß Yohji ein Schauder überlief... Dies mußte ein Traum sein... aber kein Albtraum, sondern einer von der Sorte, die.... man normalerweise nicht weitererzählte... Yohjis Verstand löste sich ganz langsam in tausende kleiner Funken auf, als Farfarello, der es inzwischen geschafft hatte, ihn vollkommen zu entkleiden, mit diesen unglaublichen Lippen an ihm herunterwanderte, während seine geschickten Finger über Yohjis ganzen Körper glitten, kribbelnde Spuren von Gänsehaut hinter sich lassend... Leise aufstöhnend versuchte Kudou, wenigstens so weit die Kontrolle zu behalten, daß er endlich Klarheit über die Situation bekam, in der er sich befand: "Wie..." erneutes Aufstöhnen..."Kommst du eigentlich...aaaahh... hier herein? Ich meine... unh..." - es fiel ihm zunehmend schwerer, noch artikulierte Sätze hevorzubringen, während er begann, sich unter Farfarello zu winden. Der andere pustete gerade leicht auf seinen malträtierten Brustkorb, ehe er mit einem Lächeln in der Stimme erwiderte: "Ich wollte dich sehen... dir diese Frage stellen. Aber keine Angst... deine "Wache" hat nichts bemerkt - und wird sich an nichts erinnern..." Das hieß also, daß - Ken oder Aya - noch lebte. Schön. Aber im Moment nicht wirklich von großem Interesse... "Besser...so. Aya würde mich ...umbringen" Es klang sehr beiläufig. Auch das schien Yohji im Moment nicht sehr wichtig zu sein. War es das denn? Erneut verlor er die Kontrolle über seine Stimme, als Farfarello sich endgültig nach unten vorgearbeitet hatte und jetzt dort beschäftigt war, wo Yohji es am meisten benötigte.... Alles, was er noch tun konnte, war, die Hände in das Bettlaken zu krallen und darauf zu warten, daß es - weiterging. und weiter... Ein angedeutetes Lachen: "Laß es ihn versuchen..." aber das nahm er schon nicht mehr bewußt wahr.... {Sondtrack: Ace of Bass: It's a beautiful morning } Der Morgen war eindeutig ein Besserer als der vorhergehende. Yohji tat zwar immer noch alles weh, doch fühlte er sich nicht mehr, als hätte ihn jemand als Aschenbecher verwendet. Er fühlte sich... gut. Ken - denn er war es gewesen, der Wache gehalten hatte, war inzwischen auch wieder wach, oder besser, bei Bewußtsein, denn bei dem Lärm, den Yohji sich erinnerte gemacht zu haben, konnte es nur eine Betäubung gewesen sein, die Ken blind und taub für den nächtlichen Besucher gemacht hatte... Besagter Ken musterte ihn jetzt gerade mißtrauisch, als Yohji sich, leise vor sich hinsummend, anzog, um zum Frühstück hinunterzugehen. "Hast du was geraucht, von dem ich nichts mitbekommen habe??" Yohji suchte Kens Bild im Spiegel, vor dem er gerade stand, und grinste es an: "Nicht, daß ich wüßte... gehn wir?" Resigniert seufzend erhob sich Ken aus seinem Bewachersessel. "Dich versteh' einer..." Noch ziemlich verschlafen folgte Hidaka seinem "Schutzbefohlenen" die Treppe hinunter... Gerade saßen sie beim Frühstück, als Omi in die Küche kam, eine unbeschriftete Videocassette in der Hand und einen beunruhigten Ausdruck im Gesicht: "Ich versteh das nicht... ich hoffe, das ist nicht von Manx - es einfach so bei uns in den Briefkasten zu werfen, das wäre ehrlich gesagt mehr als leichtsinnig... na ja, werden wir ja gleich wissen..." Mit mäßigem Interesse blickte Yohji auf das Band, erhob sich dann aber doch - immer noch sehr vorsichtig - um Omi, und Ken, der bereits aufgestanden war, in den Videoraum zu folgen. "Was ist mit Aya?" "Mal wieder seine Schwester besuchen... meint ihr, wir sollten warten?" Nach kurzem Überlegen schüttelte Ken den Kopf: "Nein - wir sollten zumindest gleich checken, was es ist... vielleicht etwas Wichtiges, das nicht warten kann... aber warum... " er zuckte die Schultern "na, egal..." Kudou brauchte, selbst in seinem Zustand, nur fünf Sekunden von der Couch bis zur Fernbedienung - die "Schrecksekunde" von zwei Minuten dreißig nicht eingerechnet. Insgesamt zu lange. Schweratmend, mit weit aufgerissenen Augen blickte er auf den Schnee auf dem Bildschirm und versuchte, die Energie aufzubringen, die Cassette aus dem Recorder zu holen und - "Yohji?" Unbewußt wanderte seine Hand zu der Tätowierung an seiner Schulter, massierte sie durch das Hemd hindurch. "Was?" Ein Räuspern - das war Ken. "War das... echt?" Er hätte lügen können. Er hätte lügen können, und bei Gott er hätte es auch getan, wenn nicht... "Ja. Das war es." - Nicht seine Stimme - Omis. "Wann? Das sah aus wie dein Zimmer, Yohji. Wie lange geht das schon?" Nun drehte Kudou sich doch nach Ken um, musterte ihn mit undeutbarem Blick. "Diese Nacht." Kens fassungslose Stimme: "Unmöglich - ich war die ganze Nacht...." Yohji hörte das Stocken, als Ken nachvollzog, an was er sich von der letzten Nacht erinnerte. "Yohji?" Kudou konnte seinem Gegenüber nicht mehr in die Augen sehen. "Als ich wach wurde, hatte er dich bereits betäubt. Ich..." Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Jede mögliche Entschuldigung wäre ein Witz gewesen, und er wußte es. Nicht einmal "Liebe" wäre ein Argument gewesen, das ihn entlastet hätte. Nicht ihn, Yohji Kudou, den Herzensbrecher par excellence... und sicherlich nicht, nachdem er am Morgen zuvor auf dem Zahnfleisch nachhause gekrochen war... Langsam hob er wieder den Blick, sah zuerst Ken, dann Omi an. Ken starrte nur fassungslos zurück: "Er ist hier reingekommen und hat... und... und du hast nichts unternommen, um ihn zu... oder um uns zu warnen? Du hast ihn einfach wieder rausspazieren lassen? Wie oft..." "NEIN!!!" Yohji machte unwillkürlich einen Schritt auf Ken zu, seine Augen waren nun weit aufgerissen. "Nicht 'wie oft'! Es gibt kein 'wie oft!' Er hat mich überrascht, das war alles! Ich hätte nie..." - Er schüttelte hilflos den Kopf. "Ich wollte das nicht, Ken - das kannst du mir glauben... nicht, bis heute Nacht..." der letzte Satz, nur geflüstert, entkam ihm gegen seinen Willen. Nachdem es ausgesprochen war, schloß Yohji die Augen und ließ sich wieder auf das Sofa fallen, vergrub das Gesicht in den Händen. Als er wieder aufsah, war er allein. Er hatte sich aus dem Haus geschlichen, während die Diskussion noch in vollem Gange war. Das war das LETZTE, was er jetzt hören wollte... Das Video befand sich in seiner Tasche. Irgendwie hegte er immer noch die perverse (?) Hoffnung, daß der andere nichts davon gewußt hatte, daß das alles nur ein grausamer Scherz von jemand anderem gewesen war - dieser dunkelhaarigen Blage, zum Beispiel, die Schwarz' Gegenstück zu ihrem Sonnenkäferchen Omi war. In Ermangelung einer anderen Möglichkeit fuhr Kudou zu seinem Stammclub. Die Absteige, in der sie sich damals - vor dem Biblischen Zeitraum von zwei Tagen - getroffen hatten, hätte er nicht mehr wiedergefunden, selbst, wenn sein Leben davon abgehangen hätte. Es war zwar noch etwas früh für seinen Geschmack, aber wenigstens hatte der Club schon auf. Ohne viele Umstände setzte sich Kudou in eine dunkle Nische weit von Tanzfläche, Bar und seinen üblichen Groupies entfernt und versank in Gedanken. Farfarello würde kommen. Irgendwann. Er MUSSTE. Sonst... Yohji seufzte. "Sonst bist du im Arsch, Kudou - sieh's ein..." Müde rieb er sich übers Gesicht, ehe er sich eine Zigarette anzündete, nur, um gleich darauf festzustellen, daß bereits eine halb zu Asche verglühte sich im Ascher auf dem Tisch befand. //Ich will ja nicht kritisieren, aber ich fürchte, du BIST bereits im Arsch, Kudou..// Wieder seufzte er. Und erstarrte mitten in der Bewegung, als ihm klar wurde, daß dies NICHT sein Unterbewußtsein gewesen war... Eine breit lächelnde, ekelhaft gut gelaunte Person glitt neben ihm auf die Sitzbank und legte vertraulich den Arm um seine Schulter: "Wen man so alles trifft... ist schon komisch... hast du mein Video wieder dabei? Hat's dir gefallen?" Kudou saß immer noch wie erstarrt. Das konnte doch nicht wahr sein... Korrektur: Das MUSSTE wahr sein. Es war ein Albtraum. Ein Albtraum, der direkt neben ihm saß. "Das Schönste daran ist, daß du dir immer noch nicht sicher bist, ob er es nun gewußt hat oder nicht... ob wir das vorher besprochen hatten... wer weiß, vielleicht spekuliert er sogar darauf, daß Weiß auf dich angesetzt wírd... "sleeping with the Enemy" würde Crawford das nennen..." Der andere lachte leise. "Sag doch mal.... war Farfarello was besonderes, oder würdest du mit jedem von uns... aber ich greife vor... ich würde nie daran denken, dich zu zwingen... allerdings könnte es natürlich sein, daß deine Mitassassinen noch mehr nette kleine Dinge über euch beide erfahren...." Yohji wich sämtliches Blut aus dem Gesicht, was den anderen erneut leise lachen ließ. "Wenn du eine Vorstellung hättest... das ist besser als Sex, weißt du... soviel intimer..." Schuldigs Stimme brach abrupt ab, als er plötzlich nach hinten gerissen wurde und eine scharfe, heisere Stimme zischte: "Du hättest auf Crawford hören sollen, Schuldig - übersieh nicht vor lauter Honig die Bienen, die ebenfalls in der Nähe sind..." Der andere schien im Augenblick nicht in der Lage zu antworten, sondern beschränkte sich darauf, zu versuchen, den eisernen Griff um seine Kehle soweit zu lockern, daß er wieder Atem holen konnte. Sprachlos starrte Yohji auf das Bild, das sich ihm gerade bot: Schuldig, gegen die Rückwand der Sitznische gepreßt und hinter ihm Farfarello, eine Hand um Schuldigs Hals gekrallt, in der anderen ein Messer, das er direkt an Schuldigs Kehle preßte. Mit tödlichem Ernst in der Stimme zischte der Einäugige: "Komm' mir noch einmal in die Quere, und du bist tot. Faß ihn an, und du bist tot. Unternimm etwas gegen ihn, und du bist tot. DENK nur daran, etwas gegen ihn zu tun, UND DU BIST TOT. Begriffen?" Ein Nicken war die einzige Antwort, doch es schien Farfarello zu genügen. Mit einer angewiderten Geste entließ er den anderen aus seinem Griff. "Und jetzt verpiß' dich, bevor ich dir die Psikräfte aus dem Kopf schneide! AB!" Ohne weiteres Zögern taumelte Schuldig auf die Beine und machte einige unsichere Schritte aus der Nische heraus, bevor der den Einäugigen haßerfüllt anstarrte. Ob und was er Farfarello gedanklich übermittelte, wußte Kudou zwar nicht, doch es genügte, diesen heiser auflachen zu lassen. Dann war Schuldig verschwunden. "Den sind wir los... fürs erste..." - Mit eleganten Bewegungen kletterte Farfarello über die halbhohe Trennwand und ließ sich dann auf einem Stuhl seitlich von Kudou nieder. "Leider ist diese Pest so widerstandfähig wie Küchenschaben... der findet immer wieder ein Loch..." Yohji starrte den anderen immer noch sprachlos an. Egal, was er sich zuvor für Hoffnungen gemacht hatte. DAMIT hätte er zuallerletzt gerechnet. Was natürlich bedeuten könnte... War es echt gewesen? Oder gehörte dies alles zu einer viel größeren Posse und war nur darauf angelegt, ihn - wie Schuldig es angedeutet hatte - zum Target für Weiß zu machen? Farfarello begegnete dem Blick des anderen - und stutzte. Schlagartig verzog sich sein Gesicht zu einer Maske des Hasses, während er ausspie: "Verdammt! Ich bring' ihn um! Ich -" - ohne ein weiteres Wort war er aufgesprungen und hetzte nun hinter Schuldig her aus dem Club, ohne Yohji auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen... Ungefähr zwanzig Zigarettenlängen und drei Drinks später. Yohji rechnete nicht wirklich damit, ein bekanntes Gesicht zu sehen, als ein Schatten auf ihn fiel. Müde sah er auf - direkt in ein bernsteingelb leuchtendes Auge. "Ich will dir etwas zeigen - kommst du?" Wortlos stand Kudou auf, legte Geld unter den Aschenbecher und folgte dem anderen. Sie gingen wieder den bekannt-unbekannten Weg zu dem Zimmer, an das Yohji sich nicht wirklich erinnern wollte - doch diesmal war es anders. Er wußte nicht, was ihn so sicher machte, aber Kudou war überzeugt, daß ihm diesmal nchts geschehen würde. Die Treppen hinauf und in den dunklen Raum. Die Türe verschlossen. Und dann schaltete Farfarello das Licht an. Kudou zog scharf die Luft ein, als er sah, weshalb er hierhergebracht worden war. Er hing an der Wand - wie ein gekreuzigter Christus mit Messern an den Verputz genagelt, und wie dieser zuvor ausgepeitscht und gefoltert. Das rote Haar hing ihm in verschwitzten, wirren Strähnen um das geschwollene Gesicht, aus dem die Augen trübe und hoffnungslos herausblickten. Leise trat Farfarello neben Yohji, legte sanft von hinten die Hände um ihn. "Wenn ich es nicht getan hätte, hättest du nie sicher sein können... ich weiß, wie er ist... es hätte ewig ein Zweifel zwischen uns gestanden. Und das können sich Liebende in unserer Situation nicht leisten..." Yohji stand einfach nur da und starrte auf das, was von der Person übrig geblieben war, die nur wenige Stunden zuvor versucht hatte, ihn zu erpressen, der Person, die zu jenem Zeitpunkt so überlegen und selbstsicher gewirkt hatte... Unwillkürlich lehnte er sich zurück in die Umarmung des anderen. Schloß die Augen. Spürte, wie er hinübergeführt wurde zum Bett. Riß die Augen auf. "Du willst...?" Begegnete dem einen, glitzernden Raubtierauge. "Ja - ich will es besiegeln - vor seinen Augen..." Kudou schluckte. Dies war alles - so weit entfernt von allem, was selbst er als normal betrachtet hätte. Als ob es ein anderes Universum wäre, in dem Vernunft und geistige Gesundheit keinen Platz mehr hatten. Es war einfach. Und Kudou war - zumindest jetzt - zu erschöpft, um dagegen anzukämpfen... "Schuldig... wach auf!" "nnnhhh... nicht..." "Schuldig... du mußt etwas für mich tun... zwei Dinge nur..." "Nein... bitte... nicht mehr... " "Zwei einfache Dinge, dann ist es vorbei... gar nicht schwer..." "bitte...." "Verstehst du mich? Dann sag es. Sag ja, wenn du verstehst, was ich sage..." "...ja...." "Also gut - paß auf. Du wirst sie es vergessen lassen...alle drei und unwiederbringlich. Du wirst sie vergessen lassen, daß sie je etwas von mir und Kudou wußten... sie, und alle, denen sie es erzählt haben..." "..." "Und dann das Zweite: Du wirst darüber Stillschweigen behalten. Kein Wort zu Crawford, kein Wort zu Naoe und kein Wort zu Takatori oder Irgendjemand anderem. Hast du das begriffen?" "...nnnhhh... " "Hast du das begriffen?" "aaargh... nicht... JA! JA, verdammt, ich hab's kapiert! Ich .. " "Du wirst es tun?" "..." "Schuldig - wirst du es tun?" "aaaaah... nein.. bitte... ja.. ja, ich werd's tun, nur..." "Schön. Dann sind wir uns einig... Du hast einfach eine Woche Urlaub genommen, kein Problem, und nächste Woche bist du zurück und so gut wie neu... naja, fast... aber denk dran, Schuldig: Was einmal war, kann auch wieder sein..." ... Mit weitaufgerissenen Augen hatte Yohji dem allem zugesehen. Er hatte es nicht ansehen wollen, doch wußte er, daß er die Augen nicht davor verschließen durfte. Nun endlich konnte er den Blick von der Ruine abwenden, die Schuldig war, und wieder in Farfarellos Gesicht sehen. In das Gesicht seines Geliebten, der soeben dafür gesorgt hatte, daß auch er sicher sein würde.... ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Ende------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)