Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 18: Eine Frage des Geschmacks ------------------------------------- So, meine Lieben, leider noch ein kurzes Übergangskapitel, aber wir steuern unaufhaltsam der unvermeidlichen Begegnung zwischen Herrn und Hündchen entgegen. Ich hoffe ihr freut euch genauso darauf wie ich. Und nebenbei bemerkt... ein wenig konstruktive Rückmeldung wäre noch motivierender! Ich geb mir ja auch schließlich Mühe euch nicht zu lange warten zu lassen. ^^ "Joey?" Ich reagiere nicht sofort, liege einfach nur da und starre an die Decke und die Stimme scheint aus weiter Ferne an mein Ohr zu dringen. "Joey?" Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass Lucy sich aufrichtet und widerwillig drehe ich meinen Kopf zur Seite, um sie fragend anzusehen. Sie mustert mich und in ihrem Blick liegt ein Hauch Missbilligung. Ihre braunen Haare fallen ihr wie ein Schleier über die nackten Schultern und die kühlen, blauen Augen fixieren mich. "Hm?" gebe ich von mir. "Du bist mit den Gedanken ganz wo anders." bemerkt sie säuerlich und ich versuche gerade ein entschuldigendes Lächeln aufzusetzen, als ich unwillkürlich etwas zusammen zucke. Sie sieht mich verständnislos an, öffnet den Mund, doch im nächsten Augenblick habe ich mich auch schon aufgerichtet. "Was ist denn nur los mit dir?" fragt sie weiter und setzt sich ebenfalls auf, das weiße Lacken fest an den Körper gedrückt. Ich ignoriere sie geflissentlich, fahre mir mit fahriger Hand durch das Haar und versuche den Gedanken, der mir gerade gekommen ist, so weit von mir zu verdrängen wie ich vermag. Was allerdings alles andere als leicht ist. Ich spüre, dass sie mich immer noch ansieht und greife automatisch nach der Packung Zigaretten, die neben mir auf dem Nachttisch liegt. Lucy zischt ungeduldig. "Hättest du die Güte mir zu verraten, was los ist?" fährt sie mich an und ich seufze. "Nichts." entgegne ich knapp. Was sollte ich auch sagen? Dass ich gerade jemand anderen in ihr gesehen habe? Sie würde mich für komplett verrückt halten und zugegeben, dieser Gedanke ist auch mehr als irre. "Sieh mich an." befiehlt sie und es kostet mich Kraft, ihrem Wunsch nachzukommen. Etwas in mir befürchtet wieder diese Fata Morgana zu sehen, die mir gerade diesen schockierenden Streich gespielt hat. Doch als ich den Kopf zu ihr wende, ist es nur Lucy´s Gesicht in das ich blicke. Fast schon erleichtert ziehe ich an meiner Zigarette während sie mich wütend ansieht. "Du benimmst dich echt seltsam." fängt sie von neuem an. "Erst stehst du unerwartet vor meiner Tür und zerrst mich ins Bett und jetzt wirkst du als wärst du gar nicht wirklich hier." Ich erwidere nichts. Ich weiß selbst nicht was in mich gefahren ist. Seit zwei Wochen hatte ich keinen Kontakt mehr mit ihr. Habe mich weder gemeldet, noch hatte ich den Wunsch sie zu sehen. Seit unsere kleine Affäre letztes Jahr so erprubt endete wie sie anfing und wir beide uns im gegenseitigen Einvernehmen, wie man in Amerika so schön sagt, trennten, hatten wir nur sporadisch Kontakt. Hin und wieder waren wir aus, landeten natürlich auch im Bett, aber das war´s auch. Und im Augenblick weiß ich nicht einmal warum ich heute Abend überhaupt zu ihr gefahren bin. Ich erinnere mich daran, dass ich wie ein Verrückter durch die Stadt jagte, Sturm klingelte und doch ein wenig überrascht war als sie tatsächlich öffnet. Ich hatte fast damit gerechnet, dass sie nicht da sein würde. Wortlos habe ich sie geküsst und auch wenn sie im ersten Augenblick überrascht war, ließ sie sich ohne einen Hauch Gegenwehr von mir ins Schlafzimmer drängen. Der Sex mit ihr ist gut, was wohl auch der Grund ist, warum wir uns hin und wieder noch treffen. Sonst verbindet uns schließlich nichts. Sie interessiert mich im Grunde nicht, nichts an ihr interessiert mich und im Nachhinein frage ich mich auch, was ich anfangs an ihr gefunden habe. Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nur, dass ihre Augen mich beim ersten Blick in ihren Bann zogen. Ich ziehe weiter ungerührt an meiner Zigarette und am liebsten würde ich aufstehen sobald ich aufgeraucht habe und einfach ohne ein Wort verschwinden. Aber sie ist nicht der Typ, der mir das durchgehen lassen würde. Also zucke ich leicht mit den Schultern. "Sorry, ich habe zur Zeit einfach ne Menge Stress." sage ich und könnte selbst über die Dämlichkeit dieser Aussage lachen. Was für eine bescheuerte Ausrede. Ich weiß, dass sie mir das natürlich nicht abnimmt und auch, dass sie gleich wütend werden wird. "Ach?" fängt sie auch schon an. "Der Herr hat Stress und kommt deshalb mal vorbei, um sich abzureagieren, was?" Ich nicke. "So könnte man es ausdrücken." entgegne ich mit schiefem Grinsen. "Und sag nicht, dass du nicht auch deinen Spaß hattest." Einen Moment funkelt sie mich noch wütend an. Dann faucht sie und schlägt die Bettdecke zurück. "Also wirklich. Du bist unglaublich, Joey Wheeler." meint sie und sucht nach ihren Kleidern, die achtlos über den Boden verteilt sind. "Wenn du nicht so ne Granate im Bett wärst, würde ich dir jetzt eine verpassen." Ich grinse immer noch, ziehe ein letztes Mal an meiner Zigarette und drücke sie dann in dem kleinen Aschenbecher aus. Dann erhebe ich mich auch langsam und tue es ihr gleich. Wortlos ziehen wir uns an und ich verspüre fast so etwas wie Erleichterung als sie das Schlafzimmer als Erste verlässt und ich alleine bin. Einen Moment setze ich mich noch auf das Bett und frage mich, warum zum Teufel ich plötzlich Seto Kaiba´s Gesicht vor mir gesehen habe. Es gibt wohl keinen unpassenderer Moment an Kaiba zu denken, als wenn man kurz nach seinem Höhepunkt neben einer Frau liegt. Wobei... kurz vor dem Höhepunkt wäre sicher noch besorgniseregender. Nichts desto trotz, ich verstehe es nicht und ich bin nicht einmal sicher ob ich es verstehen will. Ich schüttele den Kopf und versuche diese Gedanken aus meinm Hirn zu verbannen, weiß jedoch insgeheim, dass ich diesen Augenblick nicht so schnell werde vergessen können. Es muss daran liegen, dass ich die letzte Zeit so viel über diesen Eisklotz nachdenken muss. Permanent bin ich dazu gezwungen, allein schon wegen Mokuba dessen Anwesenheit mich natürlich allzu deutlich an seinen unterkühlten Bruder denken lässt. Doch das erklärt natürlich nicht, dass ich Kaiba´s Gesicht jetzt schon vor mir sehe. Vielleicht bin ich tatsächlich einfach nur überlastet. "Ach?" höre ich eine bissige kleine Stimme in meinem Hinterkopf. "Und erklärt das auch, dass du heute Abend schon einmal an den Eisklotz denken musstest? Kurz bevor du losgefahren bist?" Ich hasse diese kleine Stimme. Sie meldet sich von Zeit zu Zeit und stets hat sie den Hang sich die unpassendsten Momente für ihre sarkastischen und leider nur allzu wahren Anmerkungne auszusuchen. Auch jetzt kann ich nicht umhin zu ignorieren, dass an den Worten etwas dran ist. Ja, verdammt, ich habe heute Abend schon einmal intensiv an Kaiba denken müssen. Kurz nach meinem Gespräch mit Mokuba als ich alleine an meinem Schreibtisch saß und mir die Auktion über sein Deck angesehen habe. Da sah ich den Eisklotz auch für einen Moment vor mir. In all seiner spöttischen Herrlichkeit. Genau wie früher. Selbstsicher und selbstherrlich grinsend und ich konnte sogar seine Stimme hören. Dieser ruhige, nüchterne Tonfall, eisig schneidend. Aber das hatte nichts damit zu tun warum ich zu Lucy gefahren bin. "Willst du noch was trinken oder verschwindest du gleich?" höre ich ihre Stimme aus dem Nebenzimmer rufen und kehre zurück ins Hier und Jetzt. Ich überlege kurz. Eigentlich möchte ich weg, schnellstmöglich, aber ich habe ihr bereits vor den Kopf gestossen und auch wenn sie hart im nehmen ist, sollte ich vielleicht jetzt etwas von meinem Charme versprühen. Immerhin gedenke ich in Zukunft weiterhin Spaß mit ihr zu haben. Ansonsten ist die Sache zwischen uns schließlich unkompliziert und hätte ich jetzt nicht an Kaiba gedacht, wäre sie es immer noch. Ich schüttele leicht den Kopf und verfluche diesen Eisklotz, aus meinen Gedankenbahnen zu verschwinden. "Gin Tonic, wie immer." rufe ich ihr zu und gehe langsam rüber. Sie steht an der Bar und hat bereits zwei Gläser gefüllt. Mit einem spöttischen Lächeln reicht sie mir eins und wir nicken uns kurz zu. "Was hat es eigentlich mit diesem Kleinen auf sich, den dein Vater zu sich geholt hat?" will sie wissen. Ich bin im ersten Moment erstaunt, dass sie davon weiß, doch in New York sprechen sich Neuigkeiten schnell herum. "Lange Geschichte." entgegne ich knapp und sie nickt. "Stimmt es, dass du ihn von früher kennst?" fragt sie weiter und ich nicke. Ich leere mein halbes Glas mit dem ersten Zug und sie betrachtet mich abschätzend. "Wer ist die Kleine?" frage sie plötzlich und ich sehe sie verständnislos an. "Was meinst du?" Ich stehe wirklich auf dem Schlauch. In den blauen Augen blitzt es kurz auf. "Ach komm schon, Joey, verkauf mich nicht für dumm. Du kannst es mir ruhig sagen." neckt sie mich, aber ich verstehe noch immer nicht so ganz. "Du bist eben wie ein wildes Tier über mich hergefallen. Du bist zwar immer stürmisch, aber das war neu. Also spuck aus, was Sache ist. Welche Kleine setzt dir so zu?" Der Groschen fällt so halb und ich ahne was sie vermutet. Schnell schüttele ich den Kopf. "Es gibt keine Kleine. Ich bin nur..." Ich breche ab und sie lacht. "Sie lässt dich wohl nicht ran. Hm?" sinniert sie weiter. "Schwer zu glauben, normalerweise kriegst du doch jede rum." Ich spüre wie meine Wangen zu brennen beginnen und ich fühle mich wieder wie ein alberner Teenager. Dabei hat sie Recht. Normalerweise habe ich keinerlei Probleme damit ein Mädchen rumzukriegen, auch wenn ich es selten so bezeichne. Aber darum geht es augenblicklich schließlich nicht. "Es gibt niemanden." entgegne ich aufrichtig, aber ihr Blick sagt mir, dass sie mir nicht glaubt. Sie zuckt nur leicht mit den Schultern. "Dann behalt es eben für dich." meint sie und leert ihr Glas. "Hast du Lust am Wochenende mit mir in diesen neuen Club zu gehen?" wechselt sie im nächsten Augenblick auch schon das Thema und ich nicke. "Klar, warum nicht." entgegne ich und bin erleichtert, dass wir zum oberflächlichen Smalltalk übergehen. Ihre Fragen haben mir nicht sonderlich behagt und ich möchte auch nicht über ihre abstrusen Vermutungen nachdenken. Ich nippe noch einmal an meinem Drink, während sie sich lässig auf dem Sofa nieder lässt und mich amüsiert mustert. Irgendetwas an dem Blick behagt mir nicht und ich vermeide es erneut sie anzusehen. Wortlos leere ich mein Glas und stelle es ab. "Ich geh dann jetzt." verkünde ich und sie nickt. Ich gebe ihr noch einen flüchtigen Kuss, wobei ich geflissentlich jeden Blickkontakt vermeide und eile aus der Wohnung. Gott, das ist wirklich zu albern. Ein paar dämliche Fragen und Seto Kaiba schaffen es mich aus der Fassung zu bringen. Ich dachte echt, diese Zeiten hätte ich hinter mir. Kopfschüttelnd begebe ich mich zu meinem Wagen und habe mit einem Mal das Gefühl, dass ich beobachtet werde. Ich werfe einen Blick über die Schulter, aber im Parkhaus ist niemand zu sehen. Wieder schüttele ich den Kopf, steige in mein Auto und stecke den Schlüssel ins Zündschloss. Ich bin wirklich durch den Wind scheint mir. Jetzt bilde ich mir doch tatsächlich schon ein, dass ich beobachtet werde. Diese ganze Geschichte steigt mir zu Kopf. Anders kann ich mir das alles nicht erklären. Ich bin froh, als das Radio anspringt und ich die Tiefgarage fast verlassen habe. Ich spüre wie die Müdigkeit langsam einsetzt und ein Blick auf die Uhr verrät mir auch, dass es bereits nach drei ist. Das heißt ich war fast zwei Stunden bei Lucy. Und verdammt, sie hat Recht. Ich bin über sie hergefallen wie ein Tier. Gut, der Sex zwischen uns ist nie sonderlich langsam und selten kommt es auch zum Vorspiel. Eigentlich kommen wir immer recht schnell zur Sache und gehen auch nie wirklich sanft miteinander um, was die Spuren, die ich nach einem solchen Intermezzo auf dem Rücken habe, eindeutig belegen. Doch dieses Mal war ich tatsächlich impulsiver als je zuvor. Bei genauerer Betrachtung war ich schon mehr als nur schwach erregt als ich losgefahren bin. Ich versuche diesen Gedanken zu verdrängen, doch es ist zu spät. Mein Hirn arbeitet bereits und ruft mir in Erinnerung, dass ich bereits an meinem Schreibtisch eine ziemlich harte Erektion hatte. Einen Augenblick hatte ich mit dem Gedanken gespielt selbst Hand anzulegen, doch dann hatte ich an Lucy gedacht und... tja, der Rest war logisch nachvollziehbar. Ich hatte mir meine Jacke geschnappt und war zum Auto gehastet. Aber mein letzter Sex liegt auch schon eine Weile zurück. Das erklärt wohl mein dringendes Bedürfnis. "Tut es das?" meldet sich sofort wieder die kleine böse Stimme spöttisch und wie immer mit einem perfekten Timing. Ich versuche sie zu ignorieren, mehr noch, ich sträube mich gegen das was sie mir zu implizieren versucht und konzentriere mich auf den Song, der gerade im Radio läuft. Ich beginne sogar mitzusummen und verfluche die Ampel, die buchstäblich im letzten Moment rot wird. Ich will nach Hause und ich will in meinem Bett. Vor allem aber will ich nicht länger nachdenken. Weder über Lucy noch mich selbst und schon gar nicht über Seto Kaiba, wo auch immer dieser Großkotz gerade stecken mag. Und was auch immer er gerade tut. Unwillkürlich muss ich an Bakura denken und bin im nächsten Augenblick auch schon wieder gezwungen hart auf die Bremse zu treten. "Verdammt, Joey, konzentrier dich auf´s fahren." ermahne ich mich laut. "Vielleicht sollte ich dir mal ein paar Züge für fortgeschrittene Spieler zeigen ... auf die harte Tour!" Ganz toll, jetzt höre ich auch schon Kaiba´s Stimme in meinem Kopf. Ich muss echt in mein Bett bevor ich noch einen Unfall baue. Trotzdem tue ich erst etwas anderes als ich zuhause bin. Ich gehe in mein Arbeitszimmer und fahre den Laptop noch einmal hoch. Die Auktion läuft immer noch. In einer halben Stunde wird sie beendet sein. Kurz überfliege ich die Seite, lehne mich dann zurück und betrachte den Bildschirm. Mit der Zeit hat der Kerl echt einige Raritäten angesammelt. Ein fast schon vollkommenes Deck und wohl auch das Einzige, dass je eine Chance gegen das von Yugi gehabt hätte. Nachdenklich betrachte ich die Abbildung des weißen Drachen und muss unwillkürlich wieder an das Duell gegen Kaiba denken als ich es doch tatsächlich geschafft hatte, ihm seinen geliebten Drachen abzunehmen. So wütend wie damals habe ich ihn nie mehr erlebt. Nein, eigentlich war er fassungslos. Ich spüre, dass ich anfange zu grinsen. "WHEELER...Du hast einen großen Fehler begangen, als du mir meinen weißen Drachen genommen hast! Es wird Zeit, dass ich dieses Duell beende!" "Ich bin der Einzige, der die Fähigkeit hat, mit einem weißen Drachen umzugehen! Es wird Zeit, dich mit meinem weißen Drachen zu erledigen und allen zu zeigen, was für eine Niete du eigentlich bist! Du hast hier einfach nichts verloren und das wirst du gleich am eigenen Leib erfahren!" Das Duell habe ich zwar verloren, aber für einen Moment, einen kurzen Augenblick hatte ich nicht nur den weißen Drachen, sondern habe es auch geschafft, Seto Kaiba dazu zu bringen die Fassung zu verlieren. Welch glorreicher Augenblick das doch war. Ich seufze bei dem Gedanken an diesen unvergleichlichen Augenblick und betätige den Button auf dem Bildschirm. Dann tippe ich eine Zahl ein und beobachte was geschieht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)