Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 21: Gefährliche Nähe ---------------------------- Da seht ihr mal wie nett ich bin, ihr bekommt heute doch noch ein Kapitel. Ich konnte einfach nicht widerstehen, auch wenn ich leicht im Zeitdruck bin. Ich hoffe es gefällt euch! Danke, dass ihr so eifrig mitfiebert. Das freut mich echt sehr!! Und die Kommis erst. Merci! Bis 2011 also und feiert schön! Ich werde es jedenfalls. "Grazie, Marcello. Ottimo lavoro." Zufrieden beende ich das Gespräch und stelle fest, dass Alister und Bakura mich neugierig und erwartungsvoll ansehen. "Er wird gerade in ein abgelegenes Lagerhaus gebracht." erkläre ich und Bakura nickt leicht. Alister dagegen wirkt erstaunt. "Wow... die Typen sind schnell." meint er sichtlich beeindruckt und ich grinse ihn spöttisch an. "Ich habe auch schließlich keine Zeit zu verlieren." erwidere ich kühl und er betrachtet mich einen Moment argwöhnlich. Ich kann die Frage, die er sich augenblicklich selbst stellt deutlich von seinem Gesicht ablesen und spüre auch, dass er mit sich ringt sie zu stellen. Diese Sache ist etwas anderes als seine Diebstähle und Betrügereien mit Bakura und dessen wird er sich wohl gerade auch bewusst. Ich sehe wie er leicht schluckt, Bakura einen kurzen Blick zuwirft, der sich genüßlich im Sessel lümmelt und raucht. "Ähm..." setzt der Rothaarige dann vorsichtig an und sieht mich mit halb gesenkten Lidern an. "Diese Typen... die sind doch von der Mafia, oder?" Ich beantworte seine Frage nur mit einem knappen, leicht spöttischen Blick, sage aber ansonsten nichts. "Ich schätze, du willst heute noch dort hin." bemerkt Bakura und ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr. "Also ich hätte nichts dagegen zum vergnüglichen Teil überzugehen." Es ist halb vier und es wäre sicherlich besser, wenn ich ein wenig schlafen würde. Doch die Angelegenheit duldet keinen Aufschub. Ich muss zugeben, dass ich selbst etwas überrascht bin, dass Marcello die Sache so schnell erledigt hat. Immerhin habe ich ihm den Auftrag erst vor ein paar Stunden erteilt, aber ich hätte wissen müssen, dass er mich nicht enttäuschen würde und ich hatte ihm auch zu verstehen gegeben, dass die Zeit drängt. Ich überlege kurz wie ich weiter vorgehen soll und erneut begegne ich Bakura´s undurchsichtigem Blick. Schlagartig muss ich an unser Gespräch denken, bevor Alister zu uns gekommen ist. Er hat eine Menge geredet und auf den ersten Blick erschien mir sein Gerede unsinnig. Dennoch habe ich das Gefühl, dass mehr Sinn dahinter steckt als ich augenblicklich zu erkennen vermag und auch wenn es mir widerstrebt ernsthaft über die Äußerungen des Diebes nachzudenken, haften sie doch wie Kaugummi in meinem Denken fest. Einerseits war ich erleichtert als Alister an die Tür klopfte und ich so nicht länger alleine mit diesem Freak sein musste. Alister war mehr oder weniger im richtigen Moment erschienen. Perfektes Timing. Im Grunde hatte er mich aus einer recht prekären Situation gerettet, auch wenn er das natürlich nicht wissen konnte. Unwillkürlich muss ich mir auf die Zunge beißen, als ich wieder daran denke dass ich Bakura in dem Moment am Kragen hatte und um ein Haar... Ich weiß selbst nicht was das sollte. Ich habe die Kontrolle verloren. Der Weißhaarige hat mich mit seinem Gerede so lange provoziert bis ich nicht mehr in der Lage war meine Selbstbeherrschung aufrecht zu halten. Noch immer hallen seine Worte in meinem Kopf wider und auch die Sorge um Mokuba vermag es nicht sie zu verdrängen. "Also?" fragt Bakura un sieht mich erwartungsvoll an. "Wie gehen wir vor?" *vier Stunden zuvor* "Es gibt da noch eine Kleinigkeit über Wheeler Junior, die du vielleicht wissen solltest." höre ich ihn sagen und das Grinsen in seinem Gesicht ist eindeutig diabolischer Natur. "Ach?" Ich lege so viel Spott wie nur möglich in meine Stimme und verschränke die Arme vor der Brust. "Wenn du mir mitteilen möchtest, dass dieser Wheeler mein Deck aufgekauft hat, dann spar dir den Atem. Das weiß ich bereits." Bakura wirkt für einen Moment erstaunt und ich grinse ihn triumphierend an. Für einen Augenblick verspüre ich wieder die altvertraute Selbstsicherheit in mir aufsteigen. Ein gutes Gefühl. Fast droht es mich zu berauschen, nachdem ich die letzten 48 Stunden mehr und mehr das Gefühl hatte die Kontrolle zu verlieren und dieser Dieb sich immer wieder anschickte mich aus der Fassung zu bringen. Nun bin ich ihm zuvor gekommen, was mehr als beruhigend ist. Ich kann es also noch. Einen Moment herrscht Schweigen und ich koste es aus, denn immerhin habe ich ihm die Luft aus den Segeln genommen und Bakura sprachlos zu sehen ist ein Anblick, der mir gefällt. Vor allem nach seiner kleinen Demonstration vorhin. Dann legt er plötzlich den Kopf in den Nacken und seufzt. Ich bin nicht sicher, wie ich diese Reaktion deuten soll. Bei Bakura besagt jede Geste etwas und man muss sie nur richtig einzuschätzen wissen, doch augenblicklich verstehe ich die Zeichen nicht so ganz. Etwas, dass Bakura an sich hat, irritiert mich stets so sehr, dass ich teilweise meinen eigenen Gedanken nicht zu trauen wage, was überaus befremdlich ist. Ich sehe wie er nach seinen Zigaretten fischt, sich eine in den Mund steckt und kurz darauf höre ich das Klicken des Feuerzeugs. Er lässt sich Zeit mit seiner Erwiderung und ein Teil von mir würde gern glauben, dass er nach Worten sucht, aber ich bezweifle, dass dem wirklich so ist. Er inhaliert tief und sieht mich dann auch wieder an. "Ich wage zu behaupten, mein lieber Seto, dass diese Sache zwischen Wheeler und dir etwas persönliches werden wird. Darauf solltest du dich schon einmal einstellen." meint er schließlich und erneut habe ich das Gefühl, dass zwischen seinen Zeilen etwas mitschwingt, dass ich nicht zu greifen vermag. Ich zucke mit den Schultern. "Die Sache war schon persönlich." entgegne ich und er verzieht leicht den Mund. "Gedenkst du dein Deck auch wieder zu beschaffen?" will er wissen und ich muss gestehen, dass ich über diesen Punkt noch gar nicht nachgedacht hatte. Die Tatsache, dass dieser Wheeler mein Deck ersteigert hat, war zu irritierend, um mir weitere Schritte zu überlegen, zumal der Weißhaarige mich mit seinem Gerede abgelenkt hat. "Ich werde mir als erstes Wheeler Junior vornehmen." erkläre ich ungerührt und greife nach meinem Handy auf der Ablage. Die Nummer, die ich suche, ist schnell gefunden und unter Bakura´s aufmerksamem Blick betätigte ich die Wahlfunktion. Es klingelt fast sofort und ich wende mich leicht von Bakura ab als mein Anruf entgegen genommen wird. "Ciao Marcello. Come stai?" Ich muss mich nicht groß vorstellen. Er erkennt meine Stimme sofort und erwidert den Gruß mit der herzlichen Freundlichkeit, die ich von ihm gewohnt bin. Wir tauschen kurz ein paar allgemeine Floskeln aus, dann komme ich auch schon zum Punkt. Über meine Situation verliere ich kein Wort. Erkläre dem Italiener lediglich, dass ich einen Auftrag für ihn habe und erläutere diesen in kurzen Zügen. Er hört aufmerksam vor, wiederholt Namen und Adresse, die ich ihm angebe und kurz besprechen wir die Vorgehensweise. Ich erkläre ihm, dass ich Wheeler Junior so schnell wie möglich in die Hände bekommen will und wie erwartet, denkt der Italiener schnell mit. Er erzählt mir von einem Lagerhaus, dass ich für meine Zwecke nutzen könnte, wobei er jedes Wort mit einem leichten Glucksen unterstreicht, vermutlich, weil er sich so einiges in seiner Phantasie bereits auszumalen beginnt. Ich gehe nicht näher darauf ein, bin aber mehr als zufrieden über den Vorschlag, da es mir weitere Planungsarbeit abnimmt. "Esso non deve essere violata." erkläre ich ausdrücklich und Marcello bestätigt. Dann beende ich das Gespräch und Bakura sieht mich interessiert an. "Mafia?" will er wissen und ich verdrehe die Augen, gedenke aber nicht diese Frage zu beantworten. "Man wird ihn in ein Lagerhaus bringen lassen. Das heißt, wir müssen uns nicht um ein Versteck kümmern." erkläre ich lediglich und bin mehr als zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. Ich weiß, dass auf Marcello Verlass ist und er meinen Auftrag zu meiner Zufriedenheit erledigen wird. Bakura nickt versonnen. "Sehr schön... Dann können die Spiele ja bald beginnen." meint er vergnügt und schenkt mir ein zuckersüßes Lächeln. "Möchtest du jetzt eine Massage?" fragt er allen Ernstes und ich starre ihn wieder einmal ein paar Sekunden nur an bis ich in der Lage bin etwas zu erwidern. "Ich verzichte." entgegne ich dann knapp und lasse mich auf dem Sessel ihm gegenüber nieder. Er zuckt leicht mit den Schultern. "Wie du meinst..." sagt er nur und das Schweigen, das dann für ein paar Minuten entsteht, gefällt mir nicht. Ich wünschte, Alister wäre hier, auch wenn der wortkarge Rothaarige nicht wirklich etwas zur Unterhaltung beitragen würde. Doch die Atmosphäre wäre anders. Als er erneut den Mund öffnet ahne ich, dass nichts gutes herauskommen wird. "Die Narben stammen von deinem Adoptivvater." Es ist keine Frage, lediglich eine Feststellung und ich funkele ihn wütend an. "Das geht dich nichts an." zische ich ihn ein wenig zu scharf an. Er lächelt nur und mustert mich wieder auf diese seltsame Weise, die mir das Gefühl gibt, nackt vor ihm zu sitzen. "Muss eine interessante Erfahrung gewesen sein." bemerkt er und ich spüre wie sich alles in mir zusammen zieht. Ich will über dieses Thema nicht reden, schon gar nicht mit ihm und vor allem nicht auf diese Art und Weise. Ich presse fest die Lippen aufeinander und wünschte, er würde verschwinden. Warum nur hat dieser Kerl das Bedürfnis mir auf die Nerven zu gehen? Kann er sich nicht um Alister kümmern? "Wie ich die Sache sehe... bist du ein Masochist, Kaiba. Ein dominanter Masochist. Was dich zu einem ungewöhnlichen Fall macht, aber auch zu einem sehr, sehr spannenden." fängt er von neuem an und ich muss wirklich an mir halten, damit ich nicht nach vorne schnelle und ihn über den Tisch hinweg am Kragen packe. Er beobachtet meine Reaktion auf seine Worte und ich spüre, dass meine Wangenknochen zu zucken beginnen, während ich darum bemüht bin sonst keine Reaktion zu zeigen. Dieser Verrückte will mich provozieren. Ich verstehe zwar den Sinn und Zweck dahinter nicht und vielleicht dient es auch nur seinem eigenen perversen Vergnügen, aber ich werde nicht zulassen, dass er mich mit diesen Äußerungen aus der Fassung bringt. "Ich bin nicht Devlin. Vergiss nicht mit wem du redest." sage ich betont ruhig und sein Grinsen wird schlagartig breiter. "Stimmt... bist du nicht. Aber er ist auch ein kleiner Masochist, der gute Duke. Wenn auch auf andere Weise als du." erwidert Bakura lässig und ich verspüre ein deutliches Kribbeln in meinen Händen. Es kostet mich enorme Selbstbeherrschung, meine Hände nicht zu Fäusten zu ballen und ihm so einzugestehen, dass mich seine Worte reizen. Er weiß es auch so. Dessen bin ich mir sicher. Und ich weiß auch, dass er nicht aufhören wird, dieses Spiel fortzusetzen. "Bei Duke ist es sexueller Natur. Bei dir nicht. Was die Sache wesentlich faszinierender macht." fährt er auch schon in einem geradezu lächerlichen Plauderton fort, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. "Du gehörst zu der Sorte, die sich selbst "verletzen", nicht wahr? Zudem könntest du nie die Kontrolle an jemanden abgeben, der das für dich übernimmt, oder?" Ich funkele ihn eisig an. "Ich warne dich, Bakura, übertreib es nicht. Ich bin weder in der Stimmung für solch ein unsinniges Gefassel noch gewillt, dir weiter zu zu hören." Jeder andere würde zusammen zucken bei meinem Tonfall und Abstand von mir halten, aber er zuckt nicht einmal mit der Wimper. Vollkommen ungerührt sieht er mich an, seine Augen funkeln herausfordernd. "Weißt du, Kaiba, eigentlich könnten wir beide eine Menge Spaß miteinander haben, wenn du nicht so verdammt borniert wärst." meint er im nächsten Augenblick auch schon und ich lache gespielt trocken auf. "Was du nicht sagst. Hast du denn noch nicht genug Spaß, Bakura?" Er quittiert meine Aussage mit einem süffisanten Lächeln und einer grazilen Handbewegung. "Falls du auf Duke anspielen solltest... Wir sind nur gute Freunde." Mein Geduldsfaden ist zum zerreißen gespannt. "Ich spiele auf gar nichts an und Devlin interessiert mich nicht." herrsche ich ihn wütend an. "Meinetwegen kannst du dich soviel vergnügen wie du willst, aber lass mich da raus." Er seuftz und wirft mir einen vielsagenden Blick zu. "Ach, Kaiba, du bist wirklich einmalig. Du versteckst dich hinter deinen Masken und hältst dich für undurchschaubar, dabei bist du im Grunde recht einfach gestrickt. Du sehnst dich danach, die Kontrolle abgeben zu können, aber dein Stolz lässt es nicht zu. Du befindest dich in einem stetigen Kampf mit dir selbst und dabei könnte es doch so einfach sein... Ich wette, wenn du einmal über die Klippe springen würdest..." Er hält kurz inne, fährt aber nach einem kurzen Atemzug schon fort. "Ich könnte dir eine Menge beibringen, Kaiba. Oh, wir könnten sehr viel Spaß haben. Wir sind uns ähnlicher als du denkst." "SCHWEIG! Du kennst mich nicht! Du weißt nichts über mich!" Etwas in mir explodiert mit einer Schlagkraft, dass ich es nicht aufzuhalten vermag. Mit einer Bewegung bin ich auf den Beinen und springe auf ihn zu. Meine Hände packen ihn am Kragen und ich reiße ihn nach oben als wäre er nichts weiter als eine kleine Strohpuppe. Er lässt es geschehen, leistet keinerlei Widerstand und sieht mir direkt in die Augen. Mein Herz hämmert hart gegen meinen Brustkorb und meine Atmung ist beschleunigt. Sein süffisanter Blick sagt mir, dass ich genauso handele wie er es erwartet hat und ich hasse ihn dafür. Doch nochmehr verfluche ich meine eigene Unbeherrschtheit. Er hat es tatsächlich geschafft mich an den Punkt zu treiben, dass ich mich gehen lasse und das nur durch sein dämliches Gerede. Ich halte ihn fest und weiß nicht so recht was ich als nächstes tun soll. Die Situation ist aberwitzig und ich kenne mich so nicht. Seit Jahren hatte ich keinen solchen Ausbruch mehr, wenn ich überhaupt je einen dieser Art hatte. Ich spüre Wut, übermächtigen Zorn und kann das Gefühl nicht unterdrücken. "Nun?" höre ich ihn sagen und seine Stimme ist nur ein Hauch. Sein Atem streift meine Wange und ich schlucke unwillkürlich. "Gozabura hat dich auf einen Level gebracht, der seinesgleichen sucht. Du brauchst den Schmerz, genau wie ich, Seto." Die Worte kommen mit einer so unerwarteten Sanftheit aus seinem Mund, dass es mich trifft wie ein Schlag. Fassungslos sehe ich ihn an. Wie kann ein Mensch nur innerhalb weniger Sekunden seinen Tonfall so massiv verändern? Eben klang er noch spöttisch, fast höhnisch und nun spricht er mit mir auf fast schon liebevolle Weise. Unwillkürlich muss ich an den Köter denken. Wie oft hat der Kläffer mich provoziert, doch nie bin ich so aus der Haut gefahren. Nie hatte ich den Wunsch ihm weh zu tun, ihm tatsächlich Schmerz zu zufügen. Gleichgültig wie sehr er mich zu ärgern versuchte, allein der Gedanke, Hand an ihn zu legen, schien absurd. Zugegeben, einmal verspürte ich für einen kurzen Augenblick den Wunsch ihm eine zu verpassen. Eine Ausnamesituation zwischen uns und es waren auch lediglich ein paar Sekunden, die das Gefühl anhielt. Damals hatte er mir meinen weißen Drachen abgenommen und damit eine Grenze überschritten. Doch auch in diesem Augenblick hatte ich mich letztlich unter Kontrolle und zudem... Katsuya war ein besonderer Fall. Ja, das war er immer gewesen. Auf eine abstrakte, unwirkliche Art war er im Grunde der einzig wirklich wahre Gegner, den ich je hatte. Kein Vergleich zu Muto, auch wenn dieser es war, der mich bei den Duellen schlug. Nein, der Köter war der wahre Gegner, Muto nur eine Randfigur. Doch es hatte eine Weile gedauert bis ich das begriffen hatte. Auch wenn Muto gegen mich gewann und sein Sieg durchaus berechtigt war, was ich zähneknirschend einräumen muss, nach jedem Duell hatte man fast den Eindruck, dass er es bereue, ja, dass es ihm leid tue, dass überhaupt jemand als Sieger davon gehen muss. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, dass in seinen Augen alle Sieger waren. Der Zwerg verstand einfach nicht das Wesentliche. Der Köter schon. Er wusste, was ein Duell wirklich bedeutete und auch wenn es nie eine Herausforderung war in einem Duell gegen ihn anzutreten, im wahren Leben war er DIE Herausforderung schlechthin. Der Einzige, der nicht parierte. Der einzige Mensch, der konstant und unerbittlich Widerstand leistete, gleichgültig was es ihn auch kostete. Es wäre ein leichtes gewesen, ihn wie ein Insekt zu zerquetschen. Ich hätte ihn von der Schule werfen lassen können. Ich hätte ihn bis zu seinen Enkelkindern verklagen können, aber keine dieser Maßnahmen hätte was geändert. Er hätte mich immer noch mit diesen stolzen braunen Augen angesehen und wäre wieder aufgestanden. Es ging nie darum ihn wirklich zu verletzen. Ich wollte ihn nur in die Knie zwingen. Einmal den Punkt erreichen wo er nicht wieder aufstehen würde, um mir an den Kopf zu werfen, dass er niemals aufgeben würde. Einmal sollte er liegen bleiben. Ein einziges Mal. Im Gegensatz zu Muto verfügte dieser Streuner über einen solchen Stolz, dass er damit unablässig an meinem kratzte. Doch bei Bakura ist es etwas anderes. Ich würde ihm zu gerne eine Lektion erteilen, dieses verfluchte Grinsen aus seinem Gesicht wischen und dafür sorgen, dass er so schnell nicht mehr damit anfängt zu grinsen. Doch das ist nur ein Gefühl, dass mich gerade zu überwältigen droht. In meinem Hinterkopf ist noch etwas anderes, etwas dass viel dunkler ist und das ich nicht näher kennenlernen will. Das Gefühl, auf welches er es mit seinen Worten abgesehen hat. "Du willst es doch." vernehme ich diese samtig weiche Stimme. "Tu es einfach. Lass dich gehen." Er zieht kurz die Brauen nach oben als möchte mir ein Zeichen geben. Erneut schlucke ich. Mein Herzschlag scheint immer schneller und schneller zu werden. Meine Gedanken überschlagen sich und ich bin nicht in der Lage eine einfache Entscheidung zu treffen. Ich kann ihn weder zurück in den Sessel stoßen, noch ihn loslassen. Ich sehe ihn einfach nur an und nehme war, dass er mir den Kopf leicht entgegen neigt. In diesem Moment klopft es an der Tür. "Ich bin´s. Macht auf." Alister´s Stimme reißt mich von Bakura los und endlich bin ich in der Lage meine Hände von seinem Kragen zu lösen. *Gegenwart* "Warum die Sache unnötig in die Länge ziehen?" sage ich mehr zu mir selbst als zu den beiden anderen. "Jetzt wo wir diesen Wheeler haben, wäre es doch unhöflich, ihm keinen Besuch abzustatten, oder?" Bakura fängt meinen Blick auf und grinst. "Sehr unhöflich, Kaiba." stimmt er zu und springt auch schon auf. "Wir sollten unseren Gast wirklich nicht warten lassen." Ich nicke. "Dann wäre der Punkt ja entschieden." sage ich und Alister sieht mich fragend an. "Wir sollen mitkommen?" fragt er unsicher. Bakura lacht. "Willst du dir die Sache entgehen lassen? Ich kann dir versprechen, dass es sehr, sehr vergnüglich werden wird." Ich ignoriere Bakura´s Äußerung und zucke mit den Schultern. "Du kannst gerne hier bleiben." erkläre ich Alister. Wenn es nach mir ginge, würde Bakura das jedenfalls tun, aber ich bezweifle, dass er sich in dem Punkt etwas sagen lassen würde und noch bin ich nicht sicher, ob ich seine Hilfe nicht doch noch einmal brauche. Zudem dürfte es auch besser sein ein Auge auf ihn zu haben, auch wenn ich mich in seiner Gegenwart augenblicklich mehr als unbehaglich fühle. "Was genau hast du mit ihm vor?" will Alister weiter wissen und ich verdrehe die Augen. "Kaffee trinken, was denkst du wohl? Ich will ein paar Antworten." entgegne ich spöttisch und greife zu Devlin´s Lederjacke auch wenn ich viel lieber meinen Mantel anziehen würde. "Was ist jetzt?" frage ich und begebe mich zur Tür. Bakura ist sofort neben mir. Alister zögert noch einen Moment. Ich schätze, er würde lieber zurückbleiben, aber die Vorstellung allein zu sein, scheint ihm auch nicht zu behagen. Er erhebt sich schließlich und ich verlasse das Zimmer. Schweigend verlassen wir das Hotel und ich steuere auf den Leihwagen zu, den ich besorgt habe. Ich steige auf der Fahrerseite ein und stecke den Schlüssel ins Zündschloss. Alister nimmt auf der Rückbank Platz und Bakura lässt sich neben mir nieder. Er wirft mir einen kurzen Blick zu, doch ich starte bereits den Wagen. "Weißt du wo du hin musst?" fragt Bakura und ich gebe ein verächtliches Geräusch von mir. "Schon mal was von einem Navi gehört?"entgegen ich und deute auf das kleine Gerät. Er nickt und ich sage ihm die Adresse. Er kommt meiner Aufforderung nach und ich fahre los. Die Fahrt dauert länger als erwartet. Kein Wunder bei dem Verkehr in New York. Bakura beginnt an dem Radio zu drehen und ich werfe ihm einen missbilligenden Blick zu. "Lass das." fahre ich ihn an und er seufzt, sagt aber zu meiner Überraschung nichts dazu. "Dann hoffen wir mal, dass der Junge kooperativ ist." meint Alister von der Rückbank. Bakura lacht. "Wenn er es nicht ist, werden wir wohl etwas Überzeugungsarbeit leisten müssen." erwidert der Weißhaarige. "Es sei denn, der gute Kaiba hat was dagegen." Wieder streift mich sein Blick. "Mir ist es egal wie ich an Mokuba und meine Informationen komme. Dieser Kerl kümmert mich nicht." erkläre ich nüchtern und Bakura´s Augen funkeln auf, wie ich aus dem Augenwinkel deutlich sehen kann. "Naja, ich dachte, du würdest vielleicht nicht wollen, dass ihm etwas passiert..." setzt der Dieb an und ich werfe ihm einen eisigen Blick zu. "Ich gedenke auch nicht ihn umzubringen. Ich will nur meinen Bruder und ein paar Antworten und wenn er mir das nicht freiwillig geben will, nun, dann muss er mit den Konsequenzen leben." entgegne ich scharf und der Dieb lacht auf. "Das ist dir richtige Einstellung." meint er vergnügt. Das Lagerhaus liegt wirklich in einer ablegenen Gegend. Ein verlassenes Industriegelände wie mir scheint. Marcello´s Wahl war wieder einmal vortrefflich wie ich befriedigt feststelle. Ich finde das Ziel auch ohne große Probleme. Aus der Ferne sehe ich einen großen Lowrider vor einer der riesigen Hallen stehen und steuere darauf zu. Ich parke den Wagen direkt daneben und als ich aussteige, werde ich auch schon von einer bekannten Stimme begrüßt. "Ti saluto, amico mio." Marcello kommt lächelnd auf mich zu und wir reichen uns kurz die Hand. "Buon lavoro!" sage ich und krame ein paar Geldbündel aus meiner Tasche. Der Italiener strahlt mich freudig an. "Es war aber auch mehr als einfach, mein Freund. Der Junge lief meinen Männern geradezu in die Arme. Ich hätte selbst nicht damit gerechnet, dass wir ihn so schnell haben würden." Er lacht und ich schenke ihm ein kühles Lächeln. "Du kannst jetzt gehen." sage ich und Marcello nickt. "Er ist in einem der kleinen Nebenräume. Gut verpackt, versteht sich." Der Italiener zwinkert mir zu und ich verstehe was er mir zu sagen versucht. Ich nicke nur. "Das Lager kannst du so lange nutzen wie es dir beliebt. Und falls du noch etwas brauchen solltest... " Wieder nicke ich und bedanke mich knapp für den Hinweis. Dann pfeift der Italiener und zwei weitere Männer kommen aus der Halle. "Wir verschwinden." sagt er an seine Leute gewandt, die mich knapp mustern und dann auf ihren Wagen zugehen. "Vi auguro tanto divertimento." Wieder zwinkert er mir zu und begibt sich dann auch zu seinem Auto. Ich warte bis die Drei losgefahren sind, dann schreite ich auf das Lager zu. Bakura und Alister folgen mir. Die Halle ist matt erleuchtet und mein Blick wandert kurz durch das leere Lager, dann wende ich mich der Seitentür zu, die vermutlich zu dem Raum führt, von dem Marcello geredet hat. Ich nicke meinen Begleitern zu und setze mich in Bewegung. Der Nebenraum ist nicht sonderlich groß und verfügt über nur ein einziges Fenster. Eine einzele Glühbirne erhellt den Raum und außer ein paar Stühlen befinden sich keine Möbel oder sonstigen Dinge in dem kleinen Kabuff. Mein Blick fällt auf die Gestalt in der Mitte des Raumes. Marcello hat ihn tatsächlich gut verpacken lassen. Arme und Beine sind an einen Holzstuhl gefesselt und über den Kopf hat man dem Jungen einen schwarzen Sack gezogen. Klassische Vorgehensweise, aber Marcello versteht schließlich auch etwas von seinem Fach. Die Gestalt reagiert auf uns Neuankömmlinge und hebt den Kopf. Ich gehe davon aus, dass er geknebelt wurde, andernfalls hätte er nun auch sicher bereits etwas gesagt. Ich deute Alister und Bakura auf einzutreten und der Rothaarige schlüpft in eine der Ecken des Raums so als wolle er sich verstecken. Bakura bezieht neben mir Position und mustert wie ich die vermummte Gestalt. Einen kurzen Augenblick überlege ich wie ich vorgehen soll. Bakura sieht mich derweil abwartend an. Scheinbar ist er gewillt die Sache mir zu überlassen. Ich mache ein paar Schritte auf den Jungen zu, der den Kopf in meine Richtung bewegt. "Du bist hier, weil ich ein paar Fragen an dich habe. Und weil du etwas hast, dass mir gehört." erkläre ich in ruhigem, sachlichen Ton und spüre wie ein Ruck durch den schmalen Körper geht. Ein unverständliches Geräusch kommt aus dem Sack und ich vermute, dass er versucht etwas zu sagen, doch mehr als ein Grummeln ist nicht zu verstehen. "Ich werde dir jetzt den Sack und den Knebel abnehmen. Dann werden wir uns unterhalten." fahre ich mit meiner Erklärung fort. "Und ich rate dir, zu kooperieren. Andernfalls zwingst du mich Maßnahmen zu ergreifen, von denen ich gerne absehen würde." Ich gebe ihm einen Moment meine Worte sacken zu lassen und darüber nachzudenken. "Hast du mich verstanden?" frage ich schließlich und die Gestalt nickt fast unverzüglich. "Gut." sage ich und gebe Bakura mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er ihm den Sack vom Kopf ziehen soll. Der Weißhaarige tritt hinter den Stuhl und für einen Moment begegnen sich wieder unsere Blicke. In seinen Augen leuchtet es amüsiert auf, doch ich ignoriere ihn und wende mich der Gestalt zu. Mit geübtem Handgriff zieht Bakura dem Jungen den Sack vom Kopf und dieser hebt auch schon sein Haupt. Ich glaube meinen Augen kaum. Das kann nicht sein! Fassungslos starre ich in das Gesicht des Jungen und vertraute braune Augen starren ebenso zurück. Ich schlucke hart, blinzele einmal ungläubig, aber das Bild bleibt das Gleiche und es ist echt. "Was zum..." Meine Worte bleiben mir im Hals stecken. Der Schock ist einfach zu groß. Vor mir sitzt Katsuya Jonouchi, der Köter, und sieht mich so giftig an wie eh und je. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)