Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 27: Zwiegespalten ------------------------- Es fällt mir schwer, mich von Mokuba zu verabschieden und ins Hotel zurückzukehren. Wheeler hat mir zwar angeboten, bei ihnen zu übernachten, aber das habe ich dankend abgelehnt. Morgen würde es mir keineswegs leichter fallen, zu gehen und der Gedanke, eine Nacht in Wheeler´s Nähe zu verbringen, behagt mir auch keineswegs. Mokuba fiel es ebenso schwer. Fast habe ich damit gerechnet, dass er weinen würde und ich musste ihm fünfmal versichern, dass ich mich melden würde, dass ich ihn über all meine Schritte auf dem Laufenden halte und vor allem, dass ich bald wieder zurück sein werde. Einmal mehr habe ich meinem Bruder ein Versprechen gegeben und ich werde auch dieses halten, koste es was es wolle. "Mein Chauffeur wird dich zum Hotel bringen." erklärt mir Wheeler, nachdem ich mich von Mokuba verabschiedet habe. "Ich werde mitkommen, ich muss ohnehin noch einmal weg. So wird sich niemand etwas dabei denken, wenn der Wagen das Gebäude verlässt." Ich nicke zustimmend, bin mit meinen Gedanken allerdings schon wo anders. Wheeler wendet sich noch kurz an das Hausmädchen, gibt ihr ein paar Instruktionen, dann sieht er mich auffordernd an und wir begeben uns gemeinsam zum Wagen. Keiner von uns sagt etwas und die Stimmung zwischen uns ist nach wie vor seltsam. Wir haben fast den ganzen Tag miteinander verbracht und obgleich es anfangs seltsam war, wurde es mit der Zeit immer besser. Mokuba musste uns zwar ein paar Mal ermahnen nicht zu streiten, wobei ich unsere kleinen Auseinandersetzungen eigentlich nicht als richtige Streits ansehen würde, sondern nur um Meinungsverschiedenheiten, immerhin haben wir uns früher auf vehementere Art bekriegt, doch Mokuba zuliebe haben wir uns gefügt. Ansonsten war unser Umgang miteinander geradezu höflich, fast schon respektvoll. Gardner wäre beeindruckt gewesen, sie hat uns schließlich oft genug Monologe darüber gehalten, dass wir uns kindisch aufführen würden und wir doch endlich wie Erwachsene miteinander umgehen sollten. Beim Gedanken an das Mädchen muss ich lächeln. Sie war schon vor drei Jahren so erschreckend altklug. In meinen Augen war sie immer eine Art Glucke, die ihre Jungen zu beschützen versuchte und sich aufgrund dessen gelegentlich mit mir anzulegen versuchte oder aber mich in ihre Fürsorglichkeit miteinbezog. Je nachdem wie es ihr gerade beliebte. "Das haben wir doch ganz gut hinbekommen." bemerkt Wheeler plötzlich und lächelt mich an. Ich verspüre für einen kurzen Augenblick, dieses offene und ehrliche Lächeln zu erwidern, unterdrücke jedoch den Impuls und nicke nur. Mag sein, dass wir uns zusammen raufen konnten, das heißt nicht, dass mehr zwischen uns ist als ein Burgfrieden auf bestimmte Zeit. Ich bin mir zwar im klaren darüber, dass ich in seiner Schuld stehe und werde diese Schuld auch begleichen sobald ich es vermag, aber das macht uns noch lange nicht zu Freunden. "Dein leiblicher Vater scheint im Gegensatz zu deinem Stiefvater recht sympathisch zu sein." sage ich und weiß selbst nicht warum ich mich zu dem Thema äußere. Schließlich geht es mich nichts an und es kann mir auch egal sein. Wheeler wirkt einen Moment auch überrascht über meine Äußerung, dann nickt er. "Jack ist toll. So einen Dad habe ich mir immer gewünscht." erwidert er dann und ich nicke. Dann fällt mir auf wie er mich von der Seite beäugt. "Erinnerst du dich an deinen Vater?" will er plötzlich wissen und ich frage mich, wie er jetzt darauf kommt und warum er sich dafür interessiert. Ich schüttele den Kopf. "Nicht wirklich. Ich erinnere mich nur an Bruchstücke." gebe ich schließlich zu und er wirft mir einen mitfühlenden Blick zu, den ich zu ignorieren versuche. "Seine Eltern zu verlieren, muss schlimm sein. Mokuba erinnert sich sicher gar nicht mehr an sie." sagt er und ich gehe schweigend weiter. Aber auch als wir im Wagen sitzen, scheint in das Thema zu beschäftigen. "Ich dachte damals, dass meine Welt zusammen bricht als meine Eltern sich trennten." erzählt er und mein Unbehagen wächst. Ich will diese Vertraulichkeiten nicht mit ihm austauschen. Ich sehe keinen Sinn darin, doch Wheeler scheint gewillt darüber mit mir zu reden und ich frage mich unwillkürlich ob er das mit Mokuba auch getan hat. Ob er ihn über Gozaburo ausgefragt hat. Und als könne er meine Gedanken lesen, kommt der Blondschopf im nächsten Augenblick auch schon auf meinen Adoptivvater zu sprechen. "Die Zeit bei Gozaburo war für euch auch nicht leicht." stellt er fest als wisse er wirklich etwas darüber. Ich richte meinen Blick aus dem Fenster und versuche ihn auszublenden. Ich will nicht über meinen Adoptivvater reden, noch weniger will ich über ihn nachdenken. Ich wünschte er wäre nicht hier. Ich kann es nicht erklären, aber es fällt mir schwer ihn anzusehen. Ich verstehe nicht warum, ich hatte nie Probleme damit ihm in die Augen zu sehen, doch jetzt... Sobald ich in diese Augen sehe, ist das dieses undefinierbare Gefühl, eine Mischung aus Wut und etwas, dass ich nicht kenne, nicht einordnen kann und das mir nicht gefällt. Nicht in Verbindung mit ihm. "Ich sollte das vielleicht nicht sagen, aber..." Ich werfe ihm einen scharfen Blick zu und sehe, dass er kaum merklich zusammen zuckt. "Mokuba macht sich Vorwürfe wegen all dem. Er meinte, dass er an allem Schuld sei. Daran, dass ihr überhaupt bei Gozaburo Kaiba gelandet seid und dass die Dinge jetzt so sind wie sie sind. Er denkt, es liege an ihm. Weil du ihm versprochen hast, für ihn zu sorgen und deshalb..." Er bricht ab und wirft mir einen vielsagenden Blick zu. Ich sehe ihn für einen Moment unschlüssig an. Einerseits möchte ich ihm sagen, dass ihn das alles nichts angeht, dass er sich da raushalten soll, andererseits sehe ich aufrichtige Sorge in seinen Augen. Ehe ich etwas erwidern kann, fährt er auch schon fort. "Ich dachte, du solltest das wissen, Kaiba." meint er. "Ich habe ihm gesagt, dass es Unsinn ist, so was zu denken, aber vielleicht... nun, ich denke, wenn all das hier vorbei ist, dann solltest du vielleicht einmal mit ihm reden." Sofort ist da der Impuls, ihn gehörig in seine Schranken zu verweisen. Was erdreistet er sich, mir Ratschläge zu erteilen über Dinge, von denen er nichts weiß? Doch dann fällt mir wieder ein, wie Mokuba ihn angesehen hat und wie wir zusammen auf dem Sofa saßen und diesen mehr als albernen Film sahen, von dem mein Bruder so begeistert ist, dass er ihn jetzt schon fünfmal gesehen hat. Gleichgültig wie ich es auch drehe, Mokuba mag Joey Wheeler. Er mochte ihn immer schon. Genau wie den Rest des Kindergartens und es ist offensichtlich, dass Wheeler meinen Bruder ebenfalls mag. Es ist schließlich auch wie Wheeler´s Vater sagte, Mokuba muss man mögen. Es geht nicht anders. "Im Gegensatz zu mir." denke ich und schlucke unwillkürlich. "Ich werde mit ihm reden." sage ich nach einer Weile. "Und es ist Unsinn so etwas zu denken. Er trägt an Nichts die Schuld. Weder daran wie Gozaburo mich behandelt hat, noch an der jetztigen Lage." Wheeler nickt und erneut habe ich das Gefühl, dass er mich mitfühlend ansieht. "Was?" frage ich harsch und er senkt leicht den Blick. Dann schüttelt er den Kopf. "Nichts. Ich... ich habe mich nur gefragt, nun, ich kenne die Gerüchte über euren Adoptivvater und das was er mit dir gemacht hat." höre ich ihn im nächsten Moment sagen und alles in mir verknotet sich auf einen Schlag. Ich werfe ihm einen eisigen Blick zu. "Das geht niemanden etwas an. Dich schon gar nicht, Wheeler. Die Zeiten sind vorbei. Vergangenheit. Es tut nichts mehr zur Sache." sage ich hart und erwarte schon einen giftigen Konter doch er erwidert nichts. Für einen Moment herrscht Schweigen und ich bin erleichtert als der Chauffeur sagt, dass wir am Hotel angekommen sind. Ich schicke mich an, auszusteigen, doch Wheeler hält mich zurück. "Warte, Kaiba." meint er und ich nehme wieder Platz. "Was noch, Wheeler?" frage ich ungehalten und er seufzt. "Wie sehen nun deine nächsten Schritte aus? Wie lange wirst du in New York bleiben?" will er wissen und ich verdrehe die Augen. "Ich sagte doch bereits, wir sind am recherchieren. Alles weiter wird sich zeigen." erwidere ich knapp. Wheeler hält jedoch weiter meinen Blick fest. "Ich könnte morgen mit Mokuba vorbei kommen." schlägt er vor. "Vielleicht weißt du dann schon mehr. Du hast ihm auch versprochen, ihn auf dem Laufenden zu halten." erinnert er mich und ich seufze. "Gut, kommt vorbei." sage ich knapp und er scheint erleichtert. "Dann bis morgen, Kaiba." Ich nicke nur und steige endlich aus, froh wieder an der frischen Luft zu sein und weg von Wheeler, dessen Präsenz jedoch nach wie vor so spürbar ist wie das Kribbeln meiner Hand, wenn ich an seine Berührung denke. Ein einfacher Händedruck. Die erste Berührung zwischen Wheeler und mir. Eine unbedeutende Geste, die mich nicht loslässt. Genau wie Wheeler. Es ist wieder genauso wie früher. Wheeler´s Präsenz kann ich mich nicht entziehen. Mehr noch, er scheint noch präsenter geworden zu sein und diese neue, besonnene Art... Ich schüttele leicht den Kopf und ermahne mich nicht länger über den Köter nachzudenken. Der Köter, der keiner mehr ist. Alles was ist, man kann ihm nicht mehr unterstellen, dass er einem verlausten Köter gleichen würde. Vielmehr ähnelt er einem Hündchen. Einem süßen, kleinen Hündchen. Herrje, ich muss eindeutig Schlaf nachholen, wenn ich schon solche Wahnvorstellungen bekomme. Wheeler und süß! Dennoch... seine Augen haben etwas, aber war das nicht schon immer so und ich habe es nur vergessen? Als ich das Hotel betrete, kommt mir schlagartig wieder Bakura in den Sinn und ich schlucke hart. Auch eine Sache, die ich zu verdrängen versucht habe. Sowohl unser letztes Gespräch als auch die Szene im Badezimmer und ich vermute, dass es utopisch ist zu hoffen, dass ich einer Begegnung mit dem Weißhaarigen vorerst entgegen kann. Meine Vermutung bestätigt sich als ich meine Zimmertür aufsperre und mich sofort der Blick des Weißhaarigen trifft. Er ist allein. Alister wird demnach in dem anderen Zimmer sein. Ich lasse die Tür ins Schloss fallen, lege den Schlüssen auf die kleine Ablage neben der Tür und ziehe meine Jacke aus. Derweil spüre ich genau, dass er mich beobachtet. Ich lasse mir Zeit ehe ich ihm den Blick zuwende und versuche mich innerlich auf die nächste Konversation mit dem Dieb einzustellen. Er sagt ebenfalls nichts, was mich im ersten Moment etwas überrascht. Ich frage nicht, warum er in meinem Zimmer ist. Immerhin könnte er genauso gut bei Alister sein. Ich kann mir denken, dass er auf mich gewartet hat. "Hast du Roland erreicht?" will ich wissen. Er nickt. Er hält eine Zigarette in der Hand und lümmelt sich auf so unverschämte Weise auf dem Bett, dass ich ihn missbilligend ansehe. "Dein Pinguin wurde beruhigt. Ich habe ihm gesagt, dass es Mokuba gut geht, er bei Katsya ist und bleibt, wenn ich den Umstand, dass du allein bist, richtig deute, und ihm gesagt, dass du dich melden wirst." erzählt er in gewohnt lässiger Manier und ich nicke. "Du hast also deinen Bruder bei Wheeler gelassen." stellt er fest. "Offensichtlich." erwidere ich kühl und er nickt. "Dachte ich mir schon." meint er und grinst. "Demnach vertraust du Wheeler." Ich bin nicht sicher ob es eine Frage sein soll oder er es nur feststellt. Ich ziehe spöttisch eine Braue nach oben. "Nicht mehr als dir." entgegne ich süffisant und er lacht. "Beruhigend." erwidert er lässig und richtet sich auf. "Hat Alister schon etwas herausgefunden?" will ich wissen. Bakura zuckt mit den Schultern. "Das was Pegasus gesagt hat, könnte auf eine Firma hindeuten. Zumindest haben wir eine Firma diesen Namens gefunden. Alister checkt gerade ob es da eine Verbindung zu Pegasus gibt." erzählt er und ich nicke. "Dann werde ich jetzt Roland anrufen." erkläre ich und greife nach seinem Handy. Ich tippe die Nummer ein und bin erleichtert als ich nach kurzem Läuten Roland´s vertraute Stimme höre. "Master Kaiba, ich bin froh sie zu hören." Auch mein Assistent klingt sichtlich erleichtert und ich muss unwillkürlich lächeln. "Sie sind im Bilde, Roland?" frage ich. "Ja, Sir. Mr. .. Bakura hat mir mitgeteilt wie es um Master Mokuba steht. Ich kann ihnen gar nicht sagen wie erleichtert ich bin, ihn in Sicherheit zu wissen und dann auch noch bei ihrem Freund..." Ich unterbreche seinen Wortschwall. "Er wird noch eine Weile bei Katsuya bleiben." erkläre ich. "Bis ich alles geregelt habe." "Sehr wohl, Sir. Kann ich irgendetwas tun?" fragt Roland. Ich überlege kurz. "Konnten sie die Grundstücke verkaufen, die ich ihnen aufgelistet habe?" "Ja, fast alle wurden bereits verkauft. Das Geld habe ich bereits auf ihr schweizer Konto transferiert und auch der Gewinn der Aukion ihres Decks, Master Kaiba. Im Übrigen habe ich alles weitere so veranlasst wie sie es mir aufgetragen haben." erzählt er mir was ich wissen will und ich nicke. "Gut. Wie steht es mit der Polizei?" will ich weiter wissen und höre wie mein Assisten seufzt. "Es war genau wie sie vorhergesagt haben. Ich habe ausgesagt, dass sie sich nach meinem Kenntnisstand in Europa befänden. Der Inspektor schien davon allerdings nicht sonderlich überzeugt. Er wollte sich in der Villa umsehen, doch ich habe ihm gesagt, dass ich dies ohne ihre Einwilligung, Master Kaiba oder einen gültigen Durchsuchungsbefehl nicht gestatten könnte." Ich muss mir ein Lachen verkneifen, denn ich kann mir diese Szene sehr gut vorstellen. Ich sehe Roland förmlich vor mir, der mit stoischer Miene einige Paragraphen zitiert und auf das Recht behaart. "Sehr gut." befinde ich. "Ich gehe davon aus, dass die Ausgangslage für das Erteilen eines Durchsuchungsbefehls zu gering ist. Was hat man ihnen sonst gesagt? Werden sie überwacht?" Er scheint zu überlegen. "Ich habe die Vermutung, dass man mich beschattet, ja, Sir." bestätigt er meinen Verdacht. "Miss Gardner war hier und..." Wieder falle ich ihm ins Wort. "Ich weiß. Wheeler hat mich bereits unterrichtet. Sie können ihr mitteilen, dass ich die Nachricht bekommen habe." "Wie sie wünschen, Sir." sagt Roland und ich habe das Gefühl, dass er noch etwas sagen möchte. "Roland?" frage ich daher. Er zögert. "Ich bin nicht sicher, aber ich hege den Verdacht, dass man in meiner Abwesenheit der Villa einen Besuch abgestattet hat." höre ich ihn sagen und mein Magen zieht sich leicht zusammen. "Die Polizei?" frage ich nach. "Nein, ich würde eher auf eine bislang noch unbekannte Partei tippen. An der Tür zum Garten hat man sich zu schaffen gemacht und ihre Papiere wurden durchgesehen. Ich kann es nicht genau belegen, doch als ich ihre Unterlagen sichtete, war die Reihenfolge nicht mehr so wie ich sie in Erinnerung hatte." "Ich verstehe." Ich weiß wie penibel Roland bei seiner Arbeit ist. Folglich hege ich keinen Zweifel an seiner Vermutung. Nein, es passt sogar ins Bild. Ich hätte damit rechnen müssen. Ich überlege kurz, dann weise ich ihn an, die Sicherheitsvorkehrungen zu verdreifachen und beende das Gespräch. Bakura beobachtet mich noch immer und die Konfrontation wird unvermeidbar wie mir scheint. "Also gut, kommen wir zum Punkt." sage ich und er grinst. "Und ich dachte schon, du würdest es ignorieren wollen." meint er zufrieden und ich verdrehe die Augen. "Es wäre mir lieber, es ignorieren zu können, aber wie ich dich kenne, wirst du das keinesfalls zulassen." entgegne ich nüchtern. "Also, was sollte diese Aktion?" Ich bemühe mich in vollkommen ausdruckslos anzusehen und mir nicht anmerken zu lassen, dass er mich mit seiner kleinen Aktion im Badezimmer länger als zwei Minuten aus der Fassung gebracht hat, obgleich ich vermute, dass es besser weiß. Er hat mich überrumpelt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber ganz sicher nicht damit, dass er das tun würde. Bakura betrachtet mich sichtlich amüsiert und erhebt sich langsam und gemächlich. "Nun, ich dachte, das wäre offensichtlich." meint er und ich stöhne genervt auf. "Offensichtlich ist daran nur, dass es dir Vergnügen bereitet, mir auf die Nerven zu gehen." erwidere ich kalt und er lacht. "Herrje, Kaiba, manchmal bist du wirklich niedlich. Und ich glaube, du bist der einzige Mensch auf diesem Planeten, dem man auf die Nerven gehen kann, indem man ihn küsst." entgegnet er und macht einen Schritt auf mich zu. Ich widerstehe dem Impuls zurückzuweichen, denn diese Blöße werde ich mir sicher nicht geben. Seine Augen funkeln mich vergnügt an. "Bedenk mich noch einmal mit einem solchen Adjektiv und du kannst etwas erleben, Dieb." zische ich ihn an, aber er legt nur den Kopf in den Nacken und lacht. "Welches Adjektiv würdest du denn vorziehen, mein lieber Seto?" fragt er und ich spüre wie er mehr und mehr die Oberhand über diesen Dialog gewinnt. "Ich habe keine Lust auf dieses Spielchen, Bakura." erkläre ich entschieden und bereue diesen Ausspruch auch schon gleich, denn in seinen Augen lodert es bereits auf. "Lust?" höre ich ihn sagen und schließe kurz die Augen, um mich zu konzentrieren. "Hm... worauf hast du denn Lust? Oder hat sich Katsuya bereits um diese Belange gekümmert?" Einen Moment starre ich ihn an, versuche seine Worte zu verarbeiten, ihren Sinn zu verstehen. Deutet er tatsächlich an, dass Wheeler und ich...? Zu meiner Schande verspüre ich, dass meine Wangen zu brennen beginnen und ich schlagartig wieder an den Moment denken muss als ich Wheeler´s Hand berührt habe. Bakura macht derweil noch einen Schritt auf mich zu und ich überlege mir eine passende Erwiderung, obwohl ich weiß, dass diese an der Situation gerade nichts wird ändern können. Gleichgültig was ich auch sage, Bakura wird unweigerlich kontern und zwar auf die ihm eigene, süffisante Weise. Ich erinnere mich an sein Gespräch mit Devlin und schaffe es tatsächlich ihn anzugrinsen. "Eifersüchtig?" frage ich und fasse es nicht, dass ich tatsächlich dieses Wort in den Mund nehme. Das ist doch absurd. Es gibt keinen Grund zur Eifersucht und überhaupt, es geht diesen verfluchten Dieb überhaupt nichts an was zwischen Wheeler und mir ist. "Sollte ich?" fragt er und ist im nächsten Moment auch schon bei mir. Ich funkele ihn eisig an und bemühe mich ungerührt zu bleiben ansgesichts seinem Vorhaben, mich wieder aus der Fassung bringen zu wollen. Ich zucke gleichgültig mit den Schultern, erwidere jedoch nichts. Aber ich frage mich insgeheim, wie er auf diesen Unsinn kommt. Wie er überhaupt dazu kommt, mich zu küssen und jetzt auch noch anzudeuten... Meine Welt ist mehr aus den Fugen geraten als ich dachte. Und dieser Kerl ist noch verrückter als ich vermutet habe. Er geht langsam um mich herum, dann spüre ich, dass er seine Hand auf meine Schulter legt. Ich rühre mich nicht, drehe auch nicht den Kopf und verändere auch nicht meine Position. Seine Finger streifen über meine Schulter, wandern in meinen Nacken und ich fühle deutlich, dass er den Druck seiner Nägel erhört, doch der Stoff meines Rollis verhindert, dass ich mehr als ein kräftiges Streifen fühle. "Mein Leben ist ein Spiel geworden und ich kenne nur die neuen Regeln noch nicht." denke ich plötzlich und höre dann auch schon seine Stimme an meinem Ohr. Warmer Atem streift meine Haut und ein Schauder läuft mir über den Rücken. "Ich sagte doch bereits, dass wir beide viel Spaß haben könnten..." raunt er mir zu und werde dann auch schon ohne Vorwarnung von ihm gepackt. Er legt seine Hand auf meinen Hals und zieht meinen Kopf leicht nach Hinten. Ich brauche einen Moment, dann wirbele ich herum, packe ihn und drücke ihn gegen die Wand. Er sieht mich belustigt an. "Wie energisch..." stellt er fest und scheint mehr als vergnügt. Sein Mund ist meinem wieder bedrohlich nach, ich müsste mich nur etwas vorbeugen und seine Lippen würden meine berühren. Wie gestern als er mich plötzlich packte und seinen Mund auf meinen presste. "Nur zu." fordert er mich auf als könne er meine Gedanken lesen. Es wäre ein leichtes für ihn sich meinem Griff zu entziehen. Wir sind etwa gleichstark, wenn ich ihn richtig einschätze, aber er macht keinerlei Anstalten dazu das zu tun, sondern reckt sein Kinn nach vorne und sieht mich erwartungsvoll an. "Vielleicht lasse ich mich ausnahmsweise ja unterwerfen, Kaiba." meint er mit dieses diabolischen Lächeln und schlagartig fallen mir wieder die Worte ein, die er mir neulich an den Kopf geworfen hat. "Du brauchst den Schmerz, genau wie ich, Seto." "Tu es einfach. Lass dich gehen." Ich schlucke. Ein Teil von mir will es tatsächlich. Ich mustere Bakura einen Moment, der mich immer noch herausfordernd ansieht und das Gesicht des Weißhaarigen verschwimmt langsam vor mir und vor mir erscheinen trotzige braune Augen, die mich ebenso herauffordernd ansehen. Bakura scheint sich aufzulösen und statt seiner sehe ich plötzlich Wheeler vor mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)