Abgekarterte Spiele von abgemeldet ("Gets down to what it's all about, doesn't it? Making the wrong move at the right time.") ================================================================================ Kapitel 88: Eröffnung Teil 1 ---------------------------- “Der Assistent ist tot.” sagt der Araber und sein Blick hält meinen dabei fest. Seine Stimme klingt gleichmütig, nur bei genauerem hinhören kann man eine Spur von Unsicherheit darin mitschwingen hören. Auf eine Erwiderung muss er nicht lange warten. “Gute Arbeit, Omar.” befindet der Sprecher am anderen Ende der Leitung und sofort versuche ich die Stimme zu analysieren. Der Mann ist Brite, dessen bin ich mir sicher. Mittelklasse, mit relativ guter Schulbildung. Omar entgegnet nichts. Genau wie ich ihm aufgetragen habe, überlässt er das Gespräch dem anderen und wie ich erwartet habe, stellt dieser auch prompt seine nächst Frage. “Was hast du sonst in Erfahrung bringen könne?” will der Mann wissen. Omar zögert einen Moment und ich bedenke ihn mit einem durchdringenden Blick. Odion´s Hand verstärkt automatisch den Druck auf die Schulter des Arabers. “Ich bin nicht sicher.” entgegnet Omar schließlich und nun klingt seine Stimme unsicher. Ich nicke langsam. Gut, genauso hatte ich mir dieses Gespräch vorgestellt. Die Unsicherheit an dieser Stelle stellt kein Problem da. Im Gegenteil. Sie dürfte der Sache sogar dienlich sein. “Was willst du damit sagen?” Wieder zögert der Araber. “Es ist etwas im Gange.” sagt er nach einer weiteren kurzen Pause. “Man trifft Vorbereitungen. Ich weiß nicht für…” Wie ich vorausgesehen habe, fällt ihm der Sprecher am anderen Ende der Leitung ins Wort. “Vorbereitungen?” Der Tonfall ist nun schärfer, nicht wirklich besorgt, aber durchaus interessiert. Omar schluckt. “Wagen fahren vor. Technische Ausrüstung wird geliefert und… man heuert Männer an.” erläutert er dann seine angeblichen Beobachtungen genau wie ich es ihm zuvor aufgetragen habe. Es folgt eine längere Pause. Quentin scheint nachzudenken. Omars Äußerungen sind vage genug, um alles mögliche hinein zu interpretieren. Ich halte unwillkürlich die Luft an und hoffe, dass der Fremde den Köder schlucken wird. “Ich brauche mehr Informationen.” sagt der Brite schließlich und nun glaube ich, leichte Beunruhigung in seiner Stimme zu hören. Omar schluckt. “Das ist nicht so leicht.” gesteht er und ich muss zugeben, dass der Araber eine bessere Leistung abliefert als ich gedacht habe. “Ich komme nicht nah genug an das Haus. Dieser Ishtar lässt es bewachen.” Aus dem Augenwinkel nehme ich Odions Grinsen wahr. Quentin entgegnet nichts. Wieder scheint Greys Helfer zu eruieren und nun kommt der alles entscheidende Moment. Sowohl Odion als auch ich warten gespannt auf die Erwiderung des Mannes. Ich vermute, dass es Grey darum geht, jeden meiner Schritte zu kennen. Folglich dürfte ihn diese Entwicklung überraschen. Es ist keine, die er geplant hat und wenn er so denkt wie ich hoffe, dann dürfte ihn diese Sache mehr als nur interessieren. Sekunden verstreichen bis Quentin sich wieder meldet. “Dann brauchen wir einen von ihnen.” befindet der Brite und ich atme innerlich auf. Omar blinzelt. “Was- …” Der andere fällt Omar sofort ins Wort. “Kommst du an einen von ihnen heran?” will er wissen. Der Araber verzieht leicht den Mund. “Das dürfte schwierig werden. Sie sind alle auf der Hut…” entgegnet er und Quentin gibt einen missbilligenden Lau von sich, doch bevor er etwas erwidern kann, fährt Omar fort: “Das Mädchen… vielleicht wäre es möglich…” Erneut wird er von Quentin unterbrochen. “Versuch es und zwar so schnell wie möglich!” bestimmt er und mein Herzschlag beruhigt sich wieder etwas. Sehr gut. Es läuft genau wie ich vorhergesehen habe. Wieder nicke ich Omar zu. “Das kostet extra.” erklärt der Araber und ich muss unwillkürlich lächeln. Jetzt ist sein Tonfall mehr als überzeugend. All seine Verschlagenheit schwingt in seiner Stimme mit. “Mach dir darum keine Gedanken.” erwidert der Brite gleichgültig. “Schnapp dir das Mädchen, dann melde dich wieder.” Ohne dass Omar noch etwas sagen kann, ist das Gespräch auch schon beendet. Quentin hat aufgelegt. Der Araber klappt nun seinerseits das Handy zu und reicht es mir wortlos. “Gut.” befinde ich. Die erste Phase wäre damit also abgeschlossen. “Es ist genauso gelaufen wie du es vorhergesagt hast.” meint Odion und ich glaube so etwas wie Anerkennung in seiner Stimme zu hören. Ich lächele den Ägypter kurz an. “Hoffen wir nur, dass sich alles weitere ebenso fügen wird.” entgegne ich schlicht und wende mich wieder an Omar. “Wenn du deine Rolle weiterhin so gut spielst, wird dein Aufenthalt bei uns bald sein Ende finden.” erkläre ich ihm. Der Araber funkelt mich kurz an, sagt jedoch nichts. Odion klopft ihm unsanft auf die Schulter. “Steh auf.” befiehlt er und Omar leistet dem Befehl mürrisch folge. “Ich bringe ihn zurück in seine Unterkunft.” Ich nicke dem Ägypter zu und verlasse ebenfalls den Raum. Alister und Marik erwarten mich bereits gespannt. “Wie ist es gelaufen?” will der junge Ägypter wissen. “Wie erwartet. Quentin hat Omar den Befehl erteilt Ishizu zu entführen.” erzähle ich knapp und der Rothaarige nickt. Marik dagegen sieht mich etwas verständnislos an. “Ich verstehe immer noch nicht, was du genau bezweckst, Kaiba. Du hast Ishizu doch fortgeschickt…” hebt er im nächsten Moment auch schon an und ich unterbreche ihn mit einer leichten Handbewegung. “Ich erläutere euch die nächsten Schritte sobald Odion zurück ist.” Marik mustert mich einen Augenblick, dann nickt er und Alister wendet sich auch schon wieder seinem Laptop zu. “Hat Bakura sich bei dir gemeldet?” frage ich den Rothaarigen. Einen Moment wirkt er erstaunt, dann schüttelt er den Kopf, sagt jedoch nichts. Ich schweige ebenfalls. In meinem Kopf routiert es. Der erste Schritt ist getan. Dieser Quentin hat genauso reagiert wie ich es geplant habe. Dieses Mal war ich es, der die Schritte des Gegners manipuliert hat, doch ich hüte mich davor zu früh zu triumphieren. Noch habe ich nichts erreicht und nun ist erst einmal warten angesagt. Morgen Abend, frühestens morgen Nachmittag werde ich die nächste Phase einläuten können. Alles andere wäre unglaubwürdig. Bis dahin aber wird der Brite sicher Rücksprache mit seinem Auftraggeber gehalten haben und es steht in der Schwebe ob Grey ebenso auf diesen Köder reinfallen wird wie sein Handlanger. Davon hängt alles weitere ab. “Omar ist wieder sicher untergebracht.” höre ich Odion sagen, der lautlos den Raum betreten hat. Ich nicke dem Ägypter knapp zu. Alister legt seinen Laptop beiseite und alle drei sehen mich erwartungsvoll an. Ich überlege mir meine nächsten Worte genau. “Morgen werden wir Omar einen zweiten Anruf tätigen lassen.” beginne ich nach einer kurzen Pause meine Rede. “Er wird Quentin sagen, dass es ihm gelungen ist, Ishizu in die Hände zu bekommen.” Ich halte kurz inne und zumindest Odion scheint mir folgen zu können. Keiner sagt etwas, aber mir entgeht nicht Mariks fragender Blick. “Ich gehe davon aus, dass Grey es keinesfalls diesem Araber überlassen wird, ein Verhör durchzuführen. Ich vermute, er wird diesen Quentin herschicken. Ich an seiner Stelle würde so handeln.” erläutere ich meinen Plan weiter. Alister mustert mich kurz, dann nickt er scheinbar zustimmend. “Ich vermute weiterhin, dass dieser Quentin die Lokalität für dieses Vorhaben bestimmen wird.” fahre ich fort. Mein Tonfall ist sachlich-nüchtern. Nichts an meiner Stimme verrät wie aufgewühlt ich in Wahrheit innerlich bin. “Ich rechne mit irgendeinem Lagerhaus, etwas außerhalb der Stadt. Er wird Omar sicher genauestens instruieren und sich vermutlich auch absichern.” “Und was ist, wenn dieser Grey es doch nicht glaubt?” will Alister wissen. Ich verziehe leicht den Mund. “Auch daran habe ich gedacht.” entgegne ich, was den Rothaarigen keineswegs zu überraschen scheint. “Wenn er diesen Köder nicht schluckt, dann dürfte er sich dennoch dafür interessieren, was wir damit bezwecken. Also wird er sich auf das Spiel einlassen. So oder so, ich bin mir sicher, dass er jemanden schicken wird. Diesen Quentin oder einen anderen Handlanger, der ihm weitaus näher steht als Omar. Natürlich wird er dann dementsprechende Vorbereitungen treffen und aus diesem Grund habe ich dem Araber gesagt, dass er Ishizu als mögliche Geisel benennen soll.” Alister nickt leicht, doch Marik runzelt nach wie vor die Stirn. “Zum einen stellt Ishizu sicherlich das leichteste Ziel da. Sie zu entführen, dürfte einfacher sein als Odion oder dich.” erkläre ich an den jungen Ägypter gewandt. “Und zum anderen geht auch von ihr weitaus weniger Gefahr aus. Zumindest aus Greys Blickwinkel.” Odion verzieht leicht den Mund und ich komme nicht umhin, den Ägypter anzugrinsen. Vermutlich denken wir das Gleiche. Ishizu ist schließlich keineswegs zu unterschätzen. “Verstehe.” murmelt Alister leise. “Bei Ishizu würde man auch weitaus weniger mit einer Falle rechnen…” Ich nicke. “Das auch.” stimme ich dem Rothaarigen zu. “Aber Ishizu ist doch nicht hier.” wirft Marik verständnislos ein. Ich verschränke die Arme vor der Brust. “Und deshalb wird jemand ihre Rolle spielen müssen.” erkläre ich und alle drei sehen mich nun fragend an. Odion begreift als erster. “Einer von uns soll…” hebt der Ägypter an und ich nicke. “Einer von uns muss sich in Ishizu verwandeln.” spreche ich mein Vorhaben aus und beobachte die Reaktion der Drei. Odions Miene verrät nichts. Er scheint nachzudenken und Marik starrt mich an als wäre ich von allen guten Geistern verlassen. “Und wer soll diese Rolle übernehmen?” Es ist schließlich Alister, der die entscheidende Frage stellt und mein Blick wandert zu Marik. Die Augen des Ägypters weiten sich. “ICH?” Ich nicke. “Weder Alister noch ich können es tun. Wir würden einer genaueren Betrachtung nicht standhalten.” erkläre ich sachlich. “Und Odion…” Ich räuspere mich leicht. “Aber…” Marik blickt zwischen seinem Bruder und mir hin und her. “Du kannst als Einziger die Rolle glaubhaft verkörpern.” erläutere ich weiter. “Odion wird derweil als einer von Omars Handlangern fungieren. Du wärst also keineswegs alleine, falls dir das Sorgen bereiten sollte.” Der Junge schüttelt schnell den Kopf. “Das ist es nicht.” meint er. “Aber ich als… Frau…” Er verzieht leicht den Mund und ich verstehe nur zu gut. Mir würde der Gedanke auch keineswegs behagen, doch ich habe lange genug über dieses Manöver nachgedacht. Ich kann nicht abschätzen ob Grey mein Vorhaben durchschaut. Die Chancen stehen im Grunde 50:50. Möglich, dass er dem Araber Glauben schenkt und schluckt, dass hier tatsächlich etwas im Gange ist. Doch es ist ebenso möglich, dass er den Plan durchschaut, aber ich bin sicher, dass er in beiden Fällen jemanden schicken würde, um die Angelegenheit zu untersuchen. Gerade als ich noch überlege, wie ich dem Jungen meine Überlegungen begreiflich machen soll, meint Odion trocken: “Du hast auch die hübscheren Beine, Marik.” Der junge Ägypter funkelt seinen Bruder kurz an, doch Odion hält dem Blick gelassen stand. “Ich werde also einen Handlanger dieses Arabers spielen und dabei sein, wenn man Marik zu dem Treffpunkt bringt?” fasst er meinen Plan knapp zusammen. Ich nicke. “Ja. Und wir stehen natürlich mit euch in Verbindung.” entgegne ich und der Ägypter nickt ebenfalls. “Gut.” befindet er und scheint sich mit der Idee arrangiert zu haben. Ich wende mich wieder Marik zu und sehe den Jungen fragend an. Sein Blick ist ernst und ich vermute, dass er innerlich mit sich hadert. “Ich kann dich natürlich nicht dazu zwingen, Marik.” Der Junge blickt mir direkt in die Augen. “Und ich weiß auch, dass es viel verlangt ist. Besonders nachdem man dich…” Ich beende den Satz nicht, doch er versteht auch so, dessen bin ich mir sicher. “Du bist keineswegs verpflichtet mir zu helfen.” Marik seufzt. “Schon gut.” unterbricht er mich. “Ich werde es tun.” Ich nicke ihm dankbar zu. Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass ich Recht behalte, was Greys Schritte anbelangt. Auch in Hinblick auf Joey. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)