MEME von _Yang ================================================================================ Kapitel 1: Liam verliert eine Wette. Was muss er tun? ----------------------------------------------------- Der Gestank nach abgestandenem Bier schnitt durch den dichten Rauch im Wohnzimmer. In der Mitte des nebligen Dunstes saßen zwei Personen im Schneidersitz um einen niedrigen Tisch. „Full House... und jesst die linke Sssocke, Liam-chan.“ Grummelnd kam Liam der Bitte nach und versuchte angestrengt die Karten zu fokussieren. Wo hatte er nochmal das Ass versteckt? Und warum war er jetzt schon so betrunken, dass er Karo von Herz nicht mehr unterscheiden konnte? Lag das an der Kopfwehtablette, die er sich zuvor von seinem Mitbewohner geklaut hatte? „Hihi... du hasssd ja Haaare auf den Zeeheeeen!“ Eigentlich wollte Liam darauf etwas Scharfsinniges erwidern, aber in seinem Kopf herrschte angenehme Stille. Hm... er musste unbedingt mehr Bier holen. Mehr. Bier. Mechanisch stand er auf und wankte zum Kühlschrank. Dabei geriet er ins Wanken und klammerte sich an der Spüle fest. „Nur noch eine Sssocke uund... dann kommen die Ssshoorrtss!!“ Als hätte ihn jemand plötzlich daran erinnert, dass er demnächst nackt und betrunken vor seiner männlichen Nemesis sitzen würde, überzog eine Gänsehaut seinen Rücken. Quatsch, daran war nur das kalte Bier in seinen Händen Schuld. Nur das Bier. Bier. Mehr Bier! „Liam-chan!“ Unbeholfen ließ sich Liam auf das Kissen vor dem imprivo...improsi... improsivierten Spieltisch fallen. „Da!“, raunzte er und drückte seinem Gegenüber eine Flasche in die Hand. Bitte kipp demnächst um... bitte. „Da sinn deine Karten...!“ Liam nahm sein Blatt auf und beäugte misstrauisch die Farben. Karo oder Herz? Karo? Karo. Der Bube sah ein wenig schwul aus, jetzt, wo er ihn genauer betrachtete. Und die Dame wie eine... oh, weiter gings. Ein Augenpaar sah ihn mit einem hinterhältigen Grinsen erwartungsvoll an. ... ... „Ledsssde Sockä!! Nur noch einmal gewinnen un ich... krieg deine Shorts. Hihi!“ Entmutig blickte Liam auf den kicherenden Mann hinunter, der bisher seinen Pullover und seinen rechten Schuh ausgezogen hatte. Als er das letzte Mal Strippoker gespielt hatte, hatte man ihn nicht dazu gezwungen und sein Spielpartner war eine hübsche Chinesin gewesen. Nach der Partie hatten sie den Rest des Abends im Bett verbracht... oh Gott. Liam stürzte sein Bier hinunter und nahm die frisch ausgeteilten Karten auf. Einfach weiterspielen und gewinnen, bis der andere vor Alkohol umkippte oder die verlorene Wette vergaß. Und nicht einmal an das Bett denken! Kein. Bett. Nichts. Wer hatte ihm diese schlechten Karten nur ausgeteilt. ... ... „Schordss!!“ Oh Gott, wenn du da draußen bist, bitte hilf mir. Kapitel 2: Jan bricht betrunken in die Wohnung von Sinan ein. Was passiert? --------------------------------------------------------------------------- Ein dumpfes Geräusch drang an Sinans Ohr und er war schlagartig hellwach. Jemand oder etwas war gegen die Tür geprallt und fluchte nun lautstark in einer ihm unverständlichen Sprache. Lautlos zog er seinen Dolch und hockte sich in die Ecke gegenüber der Tür, in der die Schatten seine Gestalt verhüllten. „Scheißßßdreck!! Der Dietrich ist billiger Bockmist!!“ Wütend stampfte Jan auf dem Boden auf und startete ungeschickt einen zweiten Versuch. Dabei vergaß er eine der wichtigsten Regeln bei Einbrüchen: Keinen unnötigen Radau verursachen. Mit dem dritten Anlauf traf er auch das Schloss und – oh Wunder – es ließ sich gewaltlos öffnen. Vor Freude knallte Jan die Tür auf und rief: „Dei Mudd-“ Weiter kam er nicht, den ein Schatten schien ihm entgegen zu fliegen. Der Schatten erwies sich als muskulöser Kerl, der einen halben Kopf größer und in Leinen gekleidet war. Ein metallenes Blitzen und er fand sich mit einer Klinge an der Kehle am Boden niedergepinnt wieder, nicht fähig, einen Muskel zu rühren. „... oi. Alles klar, Alter?“ „Ich werde dir jede einzelne Sehne bei lebendigem Leibe aus dem Körper schneiden, wenn du mir nicht sofort sagst, was du hier suchst!“, schnauzte ihn messerscharfes Arabisch an, dass es ihm kalt den Rücken hinunterlief. Wir wollten hier nicht gleich Terrorist spielen, oder? Oder... ?? Kapitel 3: Andrew verbreitet das Gerücht, dass Elander ein berüchtigter Massenmörder ist. Was ist Elanders Reaktion? -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Mittagshitze glühte und fraß sich durch seine Klamotten auf die schneeweiße Haut. Schon seit einer Viertelstunde lag Andrew regungslos auf den Bauch. Um ihn Beton und der ständige Luftzug. Seine Mimik war eingefroren, als könnte ihn jedes ungewollte Zucken sein Leben kosten. Weit unter ihm kroch der Straßenlärm die Fassade des Hochhauses hinauf. Wortfetzen einer Unterhaltung drangen an sein Ohr, aber er registrierte sie nicht einmal. Unverändert konzentriert blickte er durch das Zielfernrohr. Inzwischen sammelten sich Schweißperlen auf seiner Stirn und drohten ihm die Sicht zu verschleiern. Es war gewagt, ihn hier zu stellen. Aber dieser Elander Seaborn machte keinen Hehl aus seinem Können. Mindestens ebenso lange hatte der andere bisher ebenso regungslos hinter seinem Gewehr ausgeharrt. Ebenfalls mit Schalldämpfer und Zielfernrohr, nur ein Gebäude weiter. Die Zähigkeit des alten Mannes war beeindruckend. Lichtreflexe eines sich schließenden Fensters stachen ihm ihn die Augen. Der Moment schien sich in die Länge zu ziehen. Andrew hatte nicht erwartet, dass man ihm so schnell auf die Schliche kommen würde. Die Schuld hatte er von sich weisen können, aber das brachte ihm auch nichts, wenn er heute Abend als Leiche auf einem Hausdach endete. Seine Augen tränten, aber er unterdrückte ein Blinzeln, wann immer es ging. Heute und hier würde es enden, für einen von ihnen beiden. Weit unter ihnen tanzte ein Steppenläufer über die Straßen. Kapitel 4: Vincent führt Marietta zum Essen aus – wohin und warum? ------------------------------------------------------------------ Da. Da war der Kerl, der ihrem Süßen einen Aufenthalt bei Schwester Juliussen beschert hatte. Mit dem hatte sie noch ein Hühnchen zu rupfen. Furchlos baute sich Marietta vor Vincent auf und stemmte die Hände in die Hüfte. Mit einem finsteren Blick sagte sie: „Sweetheart, was du mit meinem Kleinen gemacht hast, finde ich not amusing.“ Irritiert blieb Vincent stehen und runzelte die Stirn. Ach, die fette Kuh aus dem dritten Semester. Was war mit wem? „Hä? Wer?“, fragte er reichlich dümmlich und erntete einen tadelnden Blick. „Der Süße, dem du die Nase gebrochen hast, nachdem er dir Nacktfotos von dir gezeigt hat.“ Ah, da war was. Gewesen. „Na und? Hat er verdient, Scheißstalker.“ Vincent untermalte seine Worte mit einer rüden Geste, hielt aber plötzlich inne. Der abrupte Gangwechsel seiner Gedanken war seinem Gesicht mühelos abzulesen. „Steckst du mit dem Arsch unter einer Decke?!“, setzte er in aggressivem Tonfall hinzu. „Jetzt komm mal runter und don't suddenly roll up your sleeves, du willst doch keine Frau schlagen. Ich-“ „Damit hab ich kein Problem.“ „Wenn du das machst, weiß morgen das ganze college, wie lang dein kleiner Johnny ist - aber“, setzte sie schnell hinzu, als der Schwarzhaarige wirklich so aussah, als würde er im nächsten Moment zuschlagen, „wir können das bequem lösen. Ein kleiner Deal, wir haben kein Problem mehr und du verdienst dir ein paar Hunderter. Okay?“ „Erst sagst du mir, woraus der Deal besteht, dann überleg ichs mir!“ Marietta hob abwehrend die Hände. „Relax, sweetheart. Machen wir das besser in einer anderen location. Hier mein Angebot: Du lädst mich morgen zum Dinner ein und wir bereden das nochmal in Ruhe. Bis dahin wird nichts veröffentlicht, das verspreche ich dir. Verprügeln kannst du mich nachher immer noch.“ Einen langen Moment bedachte Vincent sie mit einem starren Blick und wog die Vor- wie auch Nachteile ab. Hunderter verdienen klang immer gut. Verprügeln auch. „Um sechs zum Asiaten?“ „As you like, darling.“ Kapitel 5: Bernd entdeckt, dass er in Andrew verliebt ist. Was macht er, um Andrews Gunst zu gewinnen? ------------------------------------------------------------------------------------------------------ Oh Gott, da war der Bu schon wieder. Weiß wie der Schnee und mit kalten Augen sah er wachsam in sein Torwächterhäusle hinein. Diese blauen Augen allein waren Sünde wert. Bernds alterndes Herz klopfte aufgeregt, wenn er daran dachte, wie er das Eis in ihnen schmelzen wollte. Eine schlanke Hand klopfe an die Panzerglasscheibe und riss ihn aus seinen Tagträumen. Wie jeden Dienstag wollte er bestimmt wieder durchgelassen werden. Und wie jeden Dienstag würde Bernd versuchen, diese weiße Erhabenheit so lange wie möglich aufzuhalten. Diesmal hatte er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. „Grüß Gott. Leider müssen Sie sich noch eine Weile gedulden, wir haben gerade Probleme mit der Polizei“, sprach er in lupenreinem Hochdeutsch in das Mikrofon, das so gestelzt klang, dass sich so mancher Student schon vor Lachen gekringelt und die Nacht außerhalb des Hochschulgeländes verbracht hatte. „Wollen Sie“, setzte er viel zu leise an und erkannte an dem Ansatz eines Stirnrunzelns, dass seine Worte undeutlich übertragen wurde. „Wollen Sie so lange auf einen Kaffee reinkommen? Hier ist es warm und sicher.“ Guter Gott, er hatte es wirklich über die Lippen gebracht! Er konnte sehen, wie die Neuigkeit dem anderen nicht behagte und er wohl abwog, wie sicher es in dem Häusle war. Aber Bernd saß nunmal im selben Boot wie die anderen Angestellten der Hochschule. Außerdem konnte er der Vater des schönen Mannes sein, der – der schließlich zustimmend nickte. Innerlich strahlte Bernd wie damals mit 14, als er seinen ersten Kuss von einem Mädchen erhalten hatte. Ihm erschien es wie ein Geschenk Gottes, dass er in seinem fortgeschrittenen Alter noch einmal so stark Liebe empfinden durfte wie damals in seiner Jugend. Da trat der dünne Mann schon durch seine Tür und sah sich prüfend im Raum um. Mit vor Freude glänzenden Augen beobachtete Bernd ihn. Wahrscheinlich hatte sich der mürrische Ausdruck so tief in seine Gesichtszüge eingegraben, dass man diese minimale Veränderung seiner Mimik nicht bemerkte. Aber für ihn fühlte es sich an, als strahlte er von einem Ohr zum anderen. Und schließlich saß er da. In dem Ersatzstuhl, den Bernd im Abstellraum bewahrt hatte, und hielt eine Tasse heißen Kaffee in seiner rechten. Obwohl er den jungen Mann auf die hohe Temperatur hingewiesen hatte, hielt er den Becher, als fühlte er nichts. Oh, diese Jugend. Wie gerne wollte er die schlanken Finger berühren. Der durchdringende Blick, mit dem ihn der andere ansah, sprach Bände. Und wie er zuhören konnte! Bernd sprach über so vieles, über seine Heimat, über seine Familie (er erwähnte seine Frau und Kinder natürlich nicht), über seine Jugend, über seinen Beruf und über seine Träume – Letzteres eine Thematik, über die er nicht einmal mit seinem Hausdrachen sprach. Dabei hörte ihm der andere – Mister Whistler, wie er erfahren hatte – aufmerksam zu und gab ab und an einen klugen Kommentar ab. Es war wirklich angenehm, sich mit diesem Mann zu unterhalten. Wie er in seinem jungen Alter schon so schlohweiße Haare bekommen hatte? Jedoch war das eine zu persönliche Frage, die er nicht zu stellen wagte. Schließlich saßen sie in trauter Zweisamkeit in dem Häusle, beobachteten schweigend das Schneetreiben vor der Fensterscheibe und Bernd fühlte sich so glücklich wie seit vielen Monaten nicht mehr. Doch wie jeder schöne Moment musste auch dieser vergehen und schweren Herzens ließ er den armen Kerl weiterziehen. Das nächste Mal würde er ihn auf ein Bier nach Feierabend einladen. Ganz bestimmt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)