Lost wihout you von Varlet ================================================================================ Kapitel 1: Rückkehr ------------------- Das ägyptische Land war übersät mit Sand. Überall wo man schaute waren die Körner, die die Straßen bedeckten. Schlimm wurde es erst dann, wenn Sandstürme aufzogen und sich jene auf die Hauser setzten, die Dächer zum Einsturz brachten und das Leben erschwerten. Sand. Er war überall. Und doch gab es kleine Orte an welchen sich ganze Städte wiederfanden, Städte oder Dörfer, die sich unter dem Schutz des königlichen Hauses befanden. An jenen Orten spielte sich das Leben ab. Waren es nur Dörfer, so erkannte man sofort, dass keinerlei Schutzmauern um diese gezogen waren. Man konnte ein und aus gehen, sich umschauen, die Märkte besuchen oder Familie sehen. Die Städte hingegen schienen prunkvoller zu sein, auch wenn es nur Schein war. Oftmals unterschieden sie sich nicht groß von den Dörfern. Allerdings gab es hier Schutzwäller, die vor Eindringlingen schützten und Späher, die vor einem Angriff rechtzeitig warnen konnten. Große Basare und Märkte schmückten das Stadtinnere und im Vergleich zu den Dörfern waren die meisten Bewohner angesehener angezogen. Ihre Kleidung spiegelte mehr Reichtum wieder und doch waren sie im Grunde alle gleich. Und dann gab es noch die besonderen Städte. Nicht viele wurden auserwählt um Hauptsitz des königlichen Palastes zu werden, nicht viele hatten einen solch guten Ruf. Jene Stadt galt auch als Hauptstadt des Landes, da sich der Pharao nur in dieser aufhielt. Der Palast stand nicht in der Mitte, er stand viel eher abgrenzend am Stadtende, nahe der Mauer. Dort war der Schutz am besten. Nach vorne hin waren die Schutzwäller, die Spähtürmer und die Wachen, die beobachteten, wer rein und wer raus ging. Es war immer jemand da und das nicht alleine. Die Späher konnten meistens über die ganze Stadt blicken und erkennen wenn Feinde näher rückten. Auf der anderen Seite standen ebenfalls mehrere Spähtümer, die besetzt waren. Gleichzeitig dazu gab es noch eine geheime Kammer der Leichname alter Pharaonen, die Grabkammern. An diesen angrenzend waren die Lager der Soldaten, lauter Männer, die sich dem Dienst des Pharaos hingaben. Im Palast selber lagen mehrere Zimmer. Einer war der Thronsaal in welchem Atemu die Bürger, Freunde und selbst Feinde empfing. Anschließend kamen mehrere Zimmer für die Hohepriester, die persönlichen Wächter, Magier und bei Festtagen für Besucher. Von außen sah der Palast schon groß aus, doch trat man in sein Inneres dann konnte man seinen Augen kaum trauen. Überall war alles mit Schriftzeichen verziert, Wandmalereien der alten Kämpfe wurden auf Banner gestickt und Schätze vorgezeigt. Im Palast selber führte ein Gang in den königlichen Garten, welcher im Sommer durch die schönsten Blumen erblühte. Es war eine Augenweide. Im Winter hingegen existierten die meisten Pflanzen nicht mehr, doch auch hierfür fand man Abhilfe und funktionierte das Gebiet einfach um und nutzte es für die Erholung und heiße Bäder. Pharao Atemu nutzte oftmals den Garten für seine persönlichen Ausflüge. Es war ein Ort an dem er einfach nur abschalten konnte und an welchem keine Tätigkeiten als Pharao lauerten. Zwar kamen oftmals die Diener hinzu, die ihn an was erinnern wollten, aber meistens fand er hier die Ruhe, die er gerade brauchte. An vielen Tagen schlenderte er auch einfach nur durch den Garten, sah sich um und ließ neue Blumen pflanzen. Auch die Berater kamen an vielen Tagen her. Besonders Mahado, welcher mit seinem Magierlehrling Mana neue Magie praktizierte und jedes Mal irgendwas schief ging. Mana war eben – wie sollte es auch anders sein – ein Lehrling, der noch nicht viel mit der wahren Magie zu tun hatte. Lernen wollte sie es. Doch in den meisten Fällen führte es zu mehr Chaos als zur Unterhaltung. Wobei hier angemerkt sei, dass sie Atemu jedes Mal damit zum Lachen bringen konnte. Es war eben was Besonderes. Mahado hingegen, der Ältere, war da mehr skeptisch. Sein ganzes Leben drehte sich nur um den Pharao, etwas Anderes gab es nicht mehr. Seit dem Vorfall in der Kindheit, der Schlangenbiss, schwor er Treue und dabei blieb es auch. Der Sand wirbelte auf als die Menschen der Stadt ein Pferd hören konnte, welches immer näher und näher kam. Der Reiter ritt schnell und schien einen Wettlauf gegen die Zeit gewinnen zu wollen. Man sah ihm an, dass er an nichts sehnlicheres mehr dachte, als wieder zurück in den Palast zu kommen. Der Blick, der von ihm ausging, konnte alle erschaudern lassen. Akunadin, Hohepriester und einer der wichtigsten Berater des Pharaos – zudem auch sein Onkel – hetzte sein braunes Pferd weiter durch den Sand. Zum Glück hatte er diesem an der letzten Oase eine Rast gegönnt. Hätte er dies nicht getan, so würde keiner für eine lange Reise garantieren können. „Los, schneller!“, befahl der alte Mann seinem Pferd und trieb es immer weiter zu Höchstleistungen an. Leichte Schweißperlen setzten sich auf Akunadins Gesicht, als müsste er in höchster Dringlichkeit in den Palast. Und wofür? Krieg mit einem anderen Land sollte es eigentlich nicht geben. Und sonst stand nichts Wichtiges an. Sobald die Stadtmauer erreicht wurde, erlaubte der Priester seinem Pferd eine langsamere Gangart, schließlich konnte es nicht mehr lange dauern, bis er durch die heiligen Mauern kam, den Pharao und seinen Sohn erblicken konnte. Mit der Zeit allerdings hatte sich der Hohepriester verändert. Zu Beginn war der alte Mann lebhafter, großzügiger und nun wurde er verbittert. In seinem Gesicht konnte man immer wieder Unmut erkennen und dennoch verschwieg er dem Pharao seine negativen Gedanken. Dafür war in dieser Welt kein Platz gewesen. „Sieh nur, Meister Akunadin scheucht wieder sein Pferd“, fing einer der Wachen an. Der zweite, an der Mauer angelehnt, nickte zustimmend. „Er hat es wieder eilig um in den Palast zu kommen“, fügte dieser an. „Wenn du mich fragst, hat sich Meister Akunadin mit der Zeit verändert“, sprach Anwar. In seiner Hand hielt er seinen Speer, an welchen er sich anschließend anlehnte. „Er wird alt“, kicherte der Zweite, Maged. Würde man die Zwei nun so hören können, wären sie sicherlich ihre Arbeitsstelle los. Dabei brauchten sie den Sold für ihre Familien. „Lass das bloß nicht den Pharao hören.“ „Er ist ja nicht hier“, gab Maged von sich. Und da hatte er wirklich Glück, wobei Atemu ihm dies sicherlich verzeihen würde. „Wir haben hier auch nichts Besseres zu tun, als über den Priester zu reden…“, seufzte der Andere. „Sonst passiert hier sowieso nichts mehr.“ „Beschwer dich ja nicht über den Frieden“, warf Anwar ein. „Tu ich ja nicht. Es ist nur, wir stehen hier den ganzen Tag herum und sehen den Leuten bei der Arbeit zu.“ „Dafür werden wir auch großzügig entlohnt. Und unsere Arbeit ist besser, als wenn du den ganzen Tag über in der Stadt stehen musst, der Hitze ausgesetzt bist und nichts dagegen tun kannst“, erwiderte Maged. „Wir können noch von Glück reden, dass wir im Schatten stehen und genügend Wasser haben.“ „Wäre auch schlimm wenn nicht. Ich bin nur froh, dass wir nicht wieder eine Dürreperiode haben.“ „Die letzte war Schlimm genug“, seufzte Maged. „Wenigstens konnten wir genügend Wasser in den Oasen finden“, nickte Anwar. Zum Glück hatte Akunadin nicht mitbekommen, wie die Männer über ihn sprachen und was sie über sein Alter zu sagen hatten. Es stimmte zwar schon. Er war alt, ein alter Mann und irgendwann würde er gebrechlich werden. Shimon allerdings war ja auch alt und noch zu guten Diensten da. Und so würde sich auch Akunadin nicht unterkriegen lassen und bis zum Ende seinen Platz im Palast einnehmen und erfüllen. Sobald der Hohepriester durch die Palasttore geritten kam, gönnte er seinem Pferd eine Pause und brachte es zu Fuß zum Stall zurück. Dem Stallburschen reichte er die Zügel, sah diesen an und machte sich dann auch auf den Weg. Er war verschlossener geworden und bedankte sich nur noch selten für die einfachen Dinge im Leben. Viel eher nahm er diese schon als gegeben hin. Sie sollten für ihn gemacht werden und das ohne Aufforderung. „Ist schon näheres für das Fest geplant?“, wollte Mahado von Seth wissen. Beide begegneten sich zufällig und kamen recht schnell ins Gespräch miteinander. So konnten sie wenigstens darüber sprechen was bald in Planung stand. „Noch nichts Genaueres. Isis will in den nächsten Tagen nach Tänzerinnen suchen“, erzählte der Hohepriester. „Du weißt ja wie sie ist. Sie überlässt nichts dem Zufall.“ „Selbst bei den Frauen kann man nicht wissen ob sie dem Pharao was antun wollen. Wir können froh sein, dass sich Isis darum kümmert.“ „Meinst du, Pharao Aknamkanon war deswegen für eine weibliche Hohepriesterin?“, wollte Seth von seinem Freund wissen. „Das wäre möglich“, nickte Mahado. „Aber es kann auch sein, dass er Isis wegen ihrer Gabe in die Zukunft zu blicken an den Hof geholt hat“, fügte der Ältere hinzu. „Isis kann von Glück reden, dass sie damals nicht vom Pharao verbannt wurde“, murmelte der Priester. „Wobei das mit dein Verdienst war.“ „Aus der Sicht eines Magiers hat mich ihre Gabe fasziniert“, fing Mahado an. „Ich habe tatsächlich geglaubt, es wäre Magie, die sie einsetzt.“ „Da kann Isis recht froh sein, dass du so gedacht hast“, grinste Seth leicht. Mahado wurde leicht rot und rieb sich an der Wange. „Eh…ja“, murmelte der Magier. Irgendwie war es ihm schon ein wenig peinlich so über Isis zu sprechen. Und wenn er sich daran erinnerte, wie er die junge Frau kennen lernte, so war das doch eine faszinierende Begegnung, besonders ihre ausdrucksstarken Augen, die ihn ansahen. „Weißt du, was mit Meister Akunadin in der letzten Zeit los ist?“ „In wie fern?“ „Ich seh ihn jeden Morgen ausreiten und am späten Nachmittag kehrt er zurück. Sein Pferd sieht recht geschunden aus, als würde er ihm keine Rast gönnen“, erklärte der Magier. „Seltsam…“, murmelte Seth. „Soweit ich gehört habe, soll sich Meister Akunadin um die äußeren Dörfer kümmern. Die Wasservorräte werden immer knapper und die Versorgung durch die Oasen soll noch in weiter entfernt liegenden Dörfern bestehen bleiben“, erzählte der Priester. „Hmm“, gab Mahado von sich, nickte aber im nächsten Moment. „Du schaust so skeptisch“, warf Seth ein. „Es ist nur…wenn er sich um die weitere Versorgung kümmert, muss er doch nicht so eilend zurück kehren. Ich hatte erwartet, er würde mehr Zeit in den Dörfern verbringen.“ „Ach du kennst doch Meister Akunadin, was er heute erledigen kann, das führt er zu Ende. Und wenn es schnell geht, ist es umso besser, da er sich danach der nächsten Aufgabe widmen kann. Außerdem solltest du nicht vergessen, dass er mehr als nur ein Dorf zu versorgen hat“, sprach Seth. „Da magst du wohl recht haben“, nickte der Magier. „Und wenn nicht, kannst du ihn gleich selber fragen. Da vorne kommt er.“ „Hallo, Meister Akunadin“, grüßten Seth und Mahado den Hohepriester, einen ihrer besten Freunde. „Hmpf…Hallo…“, gab der Alte nur grummelnd von sich. Seine Laune schien nicht gut zu sein und sein Blick war hart, aber auch trüb. Mit schnellen Schritten trat der Ältere an den beiden jüngeren Priestern vorbei und suchte im Palast sein Gemach auf. „Das war…“, murmelte Seth. „…merkwürdig“, führte Mahado zu Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)