Lost wihout you von Varlet ================================================================================ Kapitel 5: Geheimnis -------------------- „Hach…“, murmelte der alte Hohepriester, der an seinem Schreib- und Arbeitstisch saß. Wieder musste Akunadin daran denken, was alles in der letzten Zeit passiert war und je mehr er daran dachte, desto weniger fand er eine Lösung. Immer wieder durchstöberte der Ältere seine Bücher, suchte und suchte und doch gab es keine Neuigkeiten. Auch die ganzen Landkarten des Landes brachten ihn nicht weiter. Jedes einzelne Mal markierte er sich die Stellen, wo er bereits war. Mit einem ‚X‘ wurden sämtliche Dörfer bzw. Städte gekennzeichnet, wo er seine Frau nicht fand, war dieses ‚X‘ noch umkreist so war Akunadin bereits ein zweites Mal an dem Ort gewesen. Wie sollte es auch anders sein? Der Hohepriester konnte doch nicht sicher sein, dass seine Frau nicht noch in das Dorf reisen würde, wenn sie auf der Flucht war oder selber nach ihm suchte. Dies war auch der Grund, weswegen der Priester nicht so schnell mit der Suche voran kam und immer wieder zurück zum Alltag kehren musste. Wenn er sich doch nur sicher sein konnte, dass seine Frau nicht in das Dorf kam, wäre er bereits viel weiter in seiner Suche. Auf die Menschen vertraute er auch nur noch ganz selten, fast gar nicht. Das Buch zuklappend, stand der Hohepriester auf und legte es zurück in das Regal, aber nicht so, dass man es sich möglichst sofort wieder heraus nehmen konnte, sondern viel eher versteckt. Ein kleines Buch in einem größeren Buch, wo die Seiten fehlten und es fiel keinem auf. Akunadin starrte auf die Unmengen an Bücher, die er mit der Zeit ansammelte und keines brachte ihn auch nur irgendwie weiter. Sie gehörten zu seinem Leben und doch waren sie nur wertlose Stücke Papier. Was brachte ihm eine solch große Sammlung an Büchern, wenn er das verlor was am Wichtigsten war? Der Hohepriester war allein, lebte viel eher zurück gezogen, kümmerte sich aber um die belanglosen Sachen am Hofe. Wie sehr er doch dieses Leben hasste und dennoch stand er jeden Morgen auf, erledigte seine Arbeit und zeigte sich positiv, sowohl für sich selbst als auch für die Außenstehenden. Es brachte Akunadin nichts, würde er seine Gefühle zeigen. Pharao Atemu würde rein gar nichts machen können. Einzig und allein die Tatsache, dass Seth am Hofe war, war etwas, das Akunadin wieder leben ließ. Und dann musste der Hohepriester auch noch mit ansehen, wie das Talent seines Sohnes vergeudet wurde. Seth war nur Priester und gleichzeitig einer der Beschützer des Pharaos. „Das kann nicht wahr sein“, grummelte Akunadin. Nur Priester. Nur Beschützer. Dabei war sein Sohn, Seth, zu Größerem bestimmt und dennoch begnügte sich sein Sohn mit diesen Aufgaben. Akunadin schüttelte den Kopf und trat nun an das Fenster in seinen Raum heran. Sein Blick schweifte nach draußen heraus, wo er die Landschaft beobachtete. Das alles hier war…es war eben sein Leben und doch passte es ihm nicht. Seit dem er bemerkte, dass nur er es war, der alles einstecken musste, dass er Menschen verlor, die ihm wichtig waren, wusste der Hohepriester, dass es so nicht weiter gehen konnte. Es interessierte keinen am Hofe, was mit ihm war, wie er sich fühlte und ob es ihm gut ging. Zwar fragte Atemu hin und wieder nach seinem Befinden nach, dennoch hatte der Priester das Gefühl, als wären es lediglich Floskeln. Akunadin ballte seine Fäuste und stemmte diese anschließend gegen die Fensterbank. „So darf es nicht enden“, wisperte der Mann. Mit schnellen Schritten trat Akunadin an seine Tür, aus welcher er geschwind heraus trat. Sofort trugen ihn seine Füße nach draußen, wo er sich das Pferd holte und raus ritt. Zwar war er an diesem Tag bereits draußen gewesen um seine Arbeit zu vollziehen, doch das hieß nicht, dass er den restlichen Tag im Palast bleiben musste. Sofort stieg der Priester auf das Pferd und scheuchte es durch das kleine Dorf am Fuße des Palastes. An einer kleinen Schanke ließ er das Pferd langsamer werden und stieg danach ab. Die Trense band der Hohepriester an einen der Holzmäste vor der Schanke an und trat in diese ein. Weit ausschweifend blickte sich Akunadin in der Schanke um. Sofort setzte er sich in den hinteren Teil der Räumlichkeiten, wo er sich an einen Tisch setzte, an welchem bereits zwei Männer saßen. „Schön Euch wiederzusehen, Meister Akn…“, fing einer der Männer an. „Scht. Seid still!“, wies der Hohepriester beide Männer hin. Dabei blickte er nicht gerade freundlich drein. „Verzeiht“, murmelte der Zweite. „Ja, bitte Verzeiht. Ich habe vergessen, dass Ihr nicht erkannt werden wollt.“ „Was können wir für Euch tun?“, wollte der Erste wissen. „Ich brauche wieder einmal eure Hilfe“, fing Akunadin an. Die Hände waren vorversetzt und ineinander gehackt. „Aber natürlich. Was können wir diesmal für Euch tun?“ „Ich wusste, dass ich mich auf euch verlassen kann“, nickte der Hohepriester. „Ihr werdet den Pharao vom Thron setzen. Um den Rest werde ich mich kümmern.“ „Wenn die Bezahlung stimmt, machen wir es“, sagte der Mann. „Macht euch um eure Bezahlung keine Sorgen. Ihr solltet wissen, dass ich eine große Menge für das Ziel springen lasse“, sprach Akunadin. „Sehr schön“, nickte der zweite Mann. „Habt Ihr einen besonderen Wunsch, wie wir es angehen lassen sollen oder haben wir freie Hand?“ „Macht was ihr wollt, aber hinterlasst keine Spuren die auf euch oder auf mich zurück zu führen sind“, entgegnete der Priester. „Keine Sorge, damals als Euer Bruder im Krieg war, haben wir auch keine Spuren hinterlassen. Es wird wie geplant ablaufen“, meinte wieder einer der Männer. „Was haltet Ihr momentan von Akunadins Verhalten?“, wollte Shimon wissen. Zusammen mit Atemu und Seth ging er gerade durch den Palastgarten, wo sie zuvor sahen, wie Akunadin mit schnellen Schritten heraus gestürmt war. „Was sollte mit ihm sein?“, wollte Atemu wissen und runzelte die Stirn. „Habt Ihr es noch gar nicht bemerkt?“, kam es dann von Shimon. „Meister Akunadin verhält sich in letzter Zeit sehr merkwürdig. Er ist ständig ein wenig leicht gereizt, reitet sehr oft aus und treibt sein Pferd immer zu Höchstleitungen an. Ich weiß nicht was mit ihm los ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass etwas in der Luft liegt.“ „Das kann sein“, nickte Atemu. „Ich muss ehrlich zugeben, ich habe nichts von den Veränderungen mitbekommen, aber ich bin mir sicher, wenn Akunadin etwas hat, wird er schon zu uns kommen und darüber sprechen“, fügte der Pharao hinzu. „So seh ich das auch“, stimmte Seth zu. „Durch Meister Akunadin hab ich sehr viel gelernt. Ich erlaube mir zu sagen, dass ich Meister Akunadin recht gut kenne und auch weiß ihn einzuschätzen.“ „Mhmm, ich verstehe. Wenn Ihr es sagt, wird es sicherlich auch stimmen.“ „Shimon, mach dir nicht so viele Sorgen. Ich bin mir sicher, dass Akunadin einfach nur einige schlechte Tage hat. Das geht vorbei“, entgegnete der Pharao. Shimon nickte und starrte auf den kalten Boden. „Er wirkt kühler“, murmelte der Ältere. „Meister Akunadin wird jeden Tag älter. Vielleicht ist auch im Dorf irgendwas vorgefallen, über das er nicht reden mag. Wie unser Pharao bereits erwähnte, es ist sicherlich besser, wenn wir Meister Akunadin genügend Zeit geben. Mit Zwang und Wut können wir nicht erwarten, dass er uns irgendwas Erzählt.“ „Ich hoffe, Ihr habt Recht, Meister Seth“, nickte Shimon. „Mir wurde heute erzählt, dass er recht kühl an den Wachen vorbei ritt und sofort sein Zimmer aufsuchte, welches er bis vorhin nicht verließ. Wahrscheinlich bilde ich mir auch nur alles ein.“ „Das passt nicht zu dir“, warf Atemu ein. „Wenn du anfängst, dir über irgendwas Sorgen zu machen, dann hat dies einen berechtigten Grund“, sprach er anschließend. „Ich möchte Akunadin nicht bevormunden, deswegen sollten wir warten, bis er zu uns kommt.“ „Trotzdem schlage ich vor, dass wir Akunadin im Auge behalten“, sprach der ältere Berater. „Nein, das seh ich nicht so“, schüttelte Seth den Kopf. „Damit würde er sich beobachtet vor kommen und das Vertrauen ins uns alle verlieren“, fügte er hinzu. „So seh ich das auch“, nickte Atemu. „Dann werden wir also gar nichts tun?“, wollte Shimon wissen. „So wird es sein. Wir werden erstmals abwarten. Erzählt mir ruhig, wenn sich sein Verhalten wieder ändert, dann werde ich sehen, was ich machen kann“, wies der Pharao den Berater an. „Gewiss“, nickte der Alte. Und trotzdem nahm sich Shimon vor den Hohepriester zu beobachten. Er musste es nur geschickt anstellen und den richtigen Zeitpunkt abwarten. Wie Pharao Atemu bereits sagte, meistens waren die Vermutungen, die er hatte, genau richtig. Und so musste er einen Weg finden um das Geheimnis, welchen den Hohepriester umgab, heraus zu finden. Egal wie. „Sehr gut“, lächelte Atemu. „Dann lasst uns jetzt nicht weiter darüber reden“, entgegnete Atemu schmunzelnd. „Gibt es sonst noch etwas, was ihr mir sagen wollt?“ „Es gibt noch immer keine Tänzerinnen für das Fest, aber das wisst Ihr sicherlich schon.“ „Isis hat es mir bereits gesagt“, nickte Atemu. „Sie ist zusammen mit Mana in das Dorf gegangen um nach neuen Tänzerinnen zu suchen.“ „Zusammen mit Mana?“, wollte Seth wissen. Er musste leicht lachen. Das würde ja noch was geben. In seinen Gedanken spielten sich schon mehrere Szenen ab, wie Mana die Ältere in den Wahnsinn treiben würde, und vor allem aber auch, wie die Suche der Beiden ablief. Welche Version aber wirklich passieren würde, müsste er noch heraus finden. „Ja, sie wollte auf einmal mit ihr gehen. Mahado hat das gar nicht lustig gefunden, weil er mit ihr noch üben wollte. Aber ihr kennt ja Mana, wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat, setzt sie alles daran um es auch zu bekommen.“ „Das ist typisch Mana. Sobald die Zwei wieder zurück sind, werde ich Fragen gehen, was im Dorf vorgefallen ist und wie sich unser Nesthäkchen benommen hat“, sprach Seth. „Ich bin mir sicher, sie weiß sich zu benehmen“, warf Shimon ein. „Selbst wenn nicht, mit ihrer Art macht sie alles wieder wett“, schmunzelte der Pharao. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)