Lost wihout you von Varlet ================================================================================ Kapitel 15: Erste Begegnung --------------------------- Kisaras Herz pochte die ganze Zeit über. Immer und immer wieder dachte sie an die Worte, die sie von Akunadin hörte. Heiraten? Sie und heiraten? Das war unmöglich. Und dann war auch noch der Pharao da. Was sollte das Mädchen nur machen, wenn dieser sie heiraten wollte? Schluckend und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch trat das Mädchen weiter. Konnte sie dem Pharao überhaupt eine Abfuhr erteilen? Kisara schüttelte den Kopf. Sie machte sich gewiss über alles viel zu viel Gedanken und doch konnte sie nicht damit aufhören. Immer und immer wieder stellte sie sich das Szenario vor, wie er um ihre Hand anhielt. Es war die Hölle. Und dann fiel ihr ein, dass sie damals in der Gefangenschaft bei Khem zwar daran dachte, es sich aber nie vorstellen konnte. Wie sehr hatte sie doch damals die anderen Frauen beneidet, wie sie von der Hochzeit schwärmten und sich alles so zurecht legten, wie sie es wollten. Und nun stand sie wahrscheinlich genau vor dieser Vorstellung und es behagte ihr gewiss nicht. Hochzeit…Ehe…sie war doch noch gar nicht dazu bereit. Was für eine Ironie des Schicksals, die nun auftrat. Und was war am besten zu tun? Sie hatte keine Ahnung. Wenn sie annahm so würde sie ein viel besseres Leben führen. Sie hätte alles was sie wollte und könnte den Menschen helfen, wenn sie jemanden in Gefahr sah oder wenn sie sah, wie die Kinder behandelt wurden. Das sprach wirklich für eine Zusage. Aber auf der anderen Seite würde sie ihr Herz betrügen. Kisara hatte keinerlei Gefühle für den Pharao, konnte unter diesen Umständen eine Ehe überhaupt bestehen? Nun ja, die Frage war eigentlich fehl am Platz, da es bereits oft in der Geschichte Männer und Frauen höherer Stände gab, die eine Hochzeit feierten ohne sich zu lieben. Der ganze Gedanke daran war schon so unbehaglich, dass die Weißhaarige kurz stehen blieb. Konnte sie denn jetzt noch in den Palastgarten um auf den Pharao zu treffen? Vielleicht wollte ihr auch Akunadin die Möglichkeit geben noch rechtzeitig vom Palast zu fliehen. Aber wenn sie das tat, wäre sie dann nicht gejagt worden? Warum musste alles auch nur so kompliziert sein? Mit pochendem Herzen betrat die Weißhaarige den Eingang des Gartens. Sofort blickte sie sich genügend um. Sie musste schon gestehen, dass dieser Ort der Schönste war, den sie bisher zu Gesicht bekam. Alle Blumen waren erblüht, in ihren unterschiedlichen Farbenprachten zeigte sie sich nun. Die Weißhaarige roch an vielen dieser Blumen während ihr Weg sie weiter führte. Lächelnd trat das Mädchen weiter. Sie erinnerte sich wieder an Akunadins Worte mit der Wegbeschreibung und befolgte diese. Nach einigen Minuten des Gehens, und auch der Bewunderung über diesen Ort, kam Kisara am Brunnen an. Er sah so prachtvoll aus. Und auch die Idee, einen solchen Brunnen in der Mitte aufzustellen, umgeben von den ganzen Blumen war einfach nur atemberaubend. Als Kisara dem kühlen Nass näher kam, blickte sie in das blaue Wasser. Ihr Gesicht spiegelte sich in diesem. Mit einem leichten Lächeln setzte sie sich an den Stein des Brunnens, während ihre linke Hand in das Wasser hinein ragte. Krzch…krzch…immer wieder hörte Kisara das Geräusch von zerbrechenden Ästen. Sofort blickte sich die junge Frau um. Ihre bisherige schlechte Erfahrung sagte nur noch eines ‚Lauf weg‘. Sofort stand Kisara von ihrem Platz auf. ‚Lauf weg. Lauf weg‘. Immer wieder wies sie sich selber dazu an, nur um dann doch still an der Stelle zu stehen wo sie war. Ihre Beine bewegten sich keinen Millimeter. Sie konnte sich nicht bewegen. Die Angst einer erneuten Gefangenschaft, der erneuten unsagbaren Flucht blockierten ihre Beine. Kisara stand nur da, den Blick auf das Gestrüpp blickend, von wo sie die zerbrochenen Äste wahrnahm. Voller Furcht stand sie da, die Angst auf ihrem Gesicht gezeichnet und Panik aufkommend. Bitte nicht, dachte sich das Mädchen. Sie wollte nicht schon wieder der Gefahr laufen. Mulmig beäugte sie schließlich das Auftauchen eines Mannes. „Bitte nicht“, wisperte Kisara leise. „Verzeih bitte“, meinte der Mann, kein geringerer als Priester Seth. „Ich wollte dich nicht erschrecken“, fügte er hinzu. „Ihr…ihr seid der Priester, der mich hier her gebracht hat“, murmelte die Weißhaarige. Seth nickte. „Und du bist Kisara“, sprach er. „Ja…aber woher…“ „Der Pharao hat mir deinen Namen verraten“, erklärte der Priester. Dieser trat nun näher an Kisara heran. So nah, dass er direkt vor ihr stand. „Ich bin hier, um dir mitzuteilen, dass der Pharao bereits wieder in seinen Räumlichkeiten ist und dich morgen aufsucht. Heute wurde ihm das Warten zu lang.“ „Verzeihung“, sagte Kisara erschrocken. „Ich wollte den Pharao nicht so lange warten lassen.“ Seth schüttelte den Kopf. „Ist schon in Ordnung. Er hatte sich denken können, dass das Gespräch mit Akunadin eine Weile dauert. Mach dir darüber jetzt keine Gedanken. Unser Pharao ist ein sehr großzügiger Mensch“, fügte der Priester an. „Ich wollte ihn wirklich nicht warten lassen“, murmelte die Weißhaarige. „Das glaub ich dir“, nickte Seth. „Du bist es, oder?“, wollte der Priester im Anschluss wissen. Mit seiner linken Hand griff er nach einer Haarsträhne von dem Mädchen. Diese hielt er in der Hand und verzwirbelte sie leicht. Stumm blickte Kisara nach oben zu ihm. „Das Mädchen, das ich einst rettete vor Banditen…ich hab dich in das nächste Dorf geschickt“, wisperte er. „Dann…dann seid Ihr es tatsächlich…“ Mit leicht gerötetem Gesicht schaute Kisara den Mann an, der ihr gegenüber stand. Man erkannte, dass sie jede Sekunde los weinen konnte. Jetzt preschte alles nur noch aus ihr heraus. „Ich habe so lange auf Euch gewartet. Ihr habt mir fünf Tage gesagt…und nach fünf Jahren kamt Ihr immer noch nicht ins Dorf…ich kann nicht glauben, dass ich Euch jetzt tatsächlich gefunden hab…“ Ihren Kopf hatte Kisara bei den letzten Worten dem Boden entgegen geneigt. Die Tränen flossen als wäre sie ein Wasserfall. „Ki…Kisa…ra..“, stieß der Priester ihren Namen aus. Das Mädchen jetzt so zu sehen, bewegte etwas in Seth. Etwas, das bisher noch nie passiert war. Und nun musste sie auch so vor ihm stehen, ihrer Seele freien Lauf lassen. Wie konnte er jemanden trösten? Bisher war der Priester immer auf sich allein gestellt. Kein Mensch war mehr in seiner Nähe, kein Mensch, den er so sehr mochte. Trösten? Das musste er gewiss nie und gelernt hatte er es auch nicht. Selbst am Palast musste er niemanden trösten, dort war jeder auf sich allein gestellt und Trauer ließ man so gut wie gar nicht zu. Wahrscheinlich musste er ihr gerade kalt vorkommen, weil er einfach nur da stand und das Mädchen beäugte. Ihr Haar ließ der Priester los. Einige Schritte nach hinten machend, blieb er dann aber nicht stehen. Seine normale Reaktion in diesem Moment wäre eine ganz andere gewesen. Im eigentlichen hätte er sich nun umgedreht, sie um Verzeihung gebeten und wäre gegangen. Keine große Trösterei. Viel eher dachte Seth an die großen blauen Augen, die ihn bis eben noch ansahen. Sie waren voller Traurigkeit und doch war auch eine gewisse Stärke in ihnen vertreten. Er musste schlucken, als er in diese großen Augen blickte. Es waren jene Augen, die er schon damals sah, während Kisara im fahrbaren Gefängnis saß. Sie zogen ihn an, sie faszinierten ihn. Noch nie hatte er ein solch helles blau in den Augen eines Menschen gesehen. Sie war die einzige. Mit einem mulmigen Gefühl blickte er das weißhaarige Mädchen weiterhin an. Und dann musste er mit ansehen, wie Tränen von ihren Augen, über ihre Wange zum Boden rollten. Es versetzte ihm einen Stich. Nie wollte der Priester ein Mädchen zum Weinen bringen. Sein eigener Schwur. Doch jetzt war er gebrochen. Seth schluckte leicht. Nachdem er vorhin erst einig Schritte nach hinten trat, machte er nun die gleiche Anzahl nach vorne. Er verstand die Logik hinter seinem eigenen Handeln nicht mehr. Was machte dieses Mädchen nur mit ihm? Aber wenn er noch ehrlicher zu sich war, so konnte er nun verstehen, warum der Pharao von ihr so angetan war, sie sehen wollte und sich mit ihr anfreundete. Kisara sah nicht wie jeder normale Mensch aus, natürlich war sie einer, aber die Haarfarbe, die helle Haut, ihre Augen, das passierte normalerweise nicht zu einer Ägypterin. Sie war Besonders, ein besonderes Mädchen. „Verzeih mir bitte“, sprach Seth nachdem er endlich die richtigen Worte fand. Worte, die er auch sagen konnte. Seine größte Angst in dem Moment war es Worte zu wählen, die nicht ehrlich gemeint waren. Wieder machte der Priester einige Schritte auf das Mädchen zu. Sobald er ganz dicht vor ihr stand, legte er seine starken Arme um sie. Ihren zierlichen Körper drückte er an sich heran, egal ob sie es nun wollte oder nicht, es schien ihm gerade das richtige zu sein. Kisaras Arme waren vor ihrem Brustkorb verschränkt, doch je mehr sie die Nähe zu dem Priester, ihrem alten Retter verspürte, um so weniger hielt sie diese Barrikaden an. Langsam wichen ihre Arme nach unten, sie spürte wie ihr Körper noch enger an den Priester gedrückt wurde. Die Wärme die von ihm ausging, gab ihr wieder das Gefühl von Schutz, wie schon damals. Und auch die Tränen konnten gestillt werden. ~~ Na wie fandet ihr es? Ich muss jetzt mal eine kleine Ankündigung machen, und zwar geht es um das nächste Kapitel nächsten Sonntag. Da ich nicht genau weiß, wann ich im Urlaub bin, wäre es möglich, dass es am Sonntag kein Kapitel gibt. Sollte ich an dem Tag doch noch on sein, wird natürlich ein Kapitel hochgeladen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)