Lost wihout you von Varlet ================================================================================ Kapitel 18: Flucht ------------------ Nachdem Kisara in das Zimmer gebracht wurde, verschlossen die Wächter die Zelle. Sie gingen wieder nach draußen und taten ihre Arbeit. Schluchzend lief das Mädchen auf das Bett zu. Sie warf sich auf dieses und fing an zu weinen. „Und wie geht es jetzt weiter?“, wollte Shimon wissen. „Ich weiß es nicht. Ich glaube, dass sie unschuldig ist“, murmelte Atemu. „Nur leider sprechen sämtliche Beweise gegen sie.“ „Und wenn wir nach unserem Gefühl entscheiden, dann müssten wir sämtliche anderen Entscheidungen auch überdenken“, warf Isis ein. „Wenn sich das beim Volk durchspricht, sie würden uns nie wieder Vertrauen“, meinte Mahado. „Verflucht“, zischte Seth leicht wütend. „Unglücklicherweise haben wir keine andere Wahl. Es gibt nur eine Möglichkeit“, Atemu seufzte erneut. „Wir müssen sie bis zum Ende verurteilen.“ Auch wenn er nicht wollte. Alle Beweise sprachen gegen sie. „Sie wird morgen hingerichtet, dann hat sie heute noch einen schönen Abend“, sprach Akunadin. „Was? Nein. Das ist noch viel zu früh“, entgegnete Seth. „Wir sollten nicht länger warten“, meinte Akunadin allerdings darauf. „Momentan denkt das Volk, dass das Mädchen die neue braut des Pharaos wird“, fügte er an. „Wenn in den nächsten Tagen publik wird, dass sie ein Attentat plante, wird das Volk Handlungen sehen wollen. Was denkt ihr, wie das Volk reagiert, wenn es heraus findet, dass wir dem Mädchen noch eine Gnadenfrist gewährten?“ Akunadin schüttelte den Kopf. „Sie würden es nie verstehen“, sprach der Hohepriester. „Je schneller wir nun ihre Hinrichtung planen, desto schneller wird das Volk diese Begebenheiten vergessen und weiterhin Vertrauen zu uns haben.“ „Unter schnell handeln versteht Ihr also die Hinrichtung am nächsten Tag…“, meinte Seth. Er schüttelte nun auch seinen Kopf. „Sowas wird ich nie verstehen. Aber nun gut, wenn so die Entscheidung ist, werde ich mich dieser nicht entgegen stellen.“ „Es ist das Beste für alle“, warf Akunadin ein. „Das ist Eure Ansicht“, murmelte Seth. „Wenn es jetzt nichts mehr gibt, würd ich mich gern zurück ziehen.“ Zähneknirschend legte sich Seth auf das Bett in seinem Zimmer. Die ganze Zeit über starrte er die Decke an. Wie konnte Akunadin nur so streng sein? Vor allem jetzt? Dazu kam noch dieses eigenartige Verhalten des Hohepriesters. Hätte Shimon jetzt nach der Veränderung gefragt, dann hätte Seth auf jeden Fall zugestimmt. Ja, ganz sicher, Akunadin hatte sich verändert. Der Hohepriester wurde kühler und dazu noch so streng. So hatte er seinen einstigen Lehrmeister noch nie gesehen. Wenn Seth daran dachte, wie dieser in der Vergangenheit war, dann war es ein ganz anderes Szenario. Akunadin war eigentlich meistens immer derjenige, der versuchte den Menschen genügend Aufmerksamkeit und Respekt gegenüber zu bringen. Außerdem versuchte er immer die Unschuld eines jeden Angeklagten zu finden. Sein jetziges Verhalten spiegelte nicht das wieder, was Seth einst von seinem Meister lernte. Eher das Gegenteil. Diese Strenge…es passte nicht zu ihm. Seth atmete tief ein und aus. Anschließend stand er wieder auf und ging den ganzen Tag über seine Pflichten nach. Am Abend legte sich der Priester müde in sein Bett. Die ganze Zeit über musste er schon gähnen und war so froh, als er endlich ins Bett kam. Sobald Seth die Decke über sich zog und die Augen schloss, wurde er auf einmal hell wach. Seine Gedanken kreisten ein weiteres Mal um die Weißhaarige…wie sie einfach nur so da stand. Seth öffnete wieder seine Augen und schaute nach oben an die Decke. Ihr Gesicht spiegelte sich in dieser wieder. Der Priester schüttelte den Kopf. Warum sah es nur so schlecht für sie aus? Immer wieder schüttelte Seth den Kopf. Er wollte diese Gedanken ausschalten. Aber egal was er machte, sie kamen wieder. Irgendwann hielt der Priester es nicht mehr aus. Er stand von seinem Bett auf, nahm seine Kleidung und zog diese an. In seinem tiefsten Inneren spürte der Priester, dass er nun die richtige Entscheidung traf. Alles andere konnte er einfach nicht weiter verantworten. Und wenn sie das Mädchen hinrichteten, dann, das wusste er, würde er wohl selber nicht so lange am Hofe bleiben können. Die gesamte Geschichte ging ihm nah, viel zu nah. So sehr durfte es eigentlich nicht sein. Und doch war es passiert. Mit schnellen Schritten marschierte der Priester zu den Räumlichkeiten in denen nun Kisara untergebracht war. Vor dem Zimmer standen zwei Wachen und beobachteten die Umgebung. Seth trat an diese heran. „Ihr könnt jetzt gehen. Ich werde die restliche Schicht machen“, sprach er. „Ja, aber…“, fing die erste Wache an. „Das ist ein Befehl. Ich werde sie auch morgen früh zur Hinrichtung bringen“, fügte Seth an. Die Wache nickte und ging dann. Befehl war Befehl. Nur langsam öffnete der Hohepriester die Tür des Zimmers und trat ein. Kisara saß auf dem Boden neben dem kleinen Fenster. Es war mit Holzstäben soweit verriegelt, dass man nicht ausbrechen konnte. Ihre Beine hatte sie dicht an den Körper gezogen und sie mit ihren schlanken Armen umarmt. Das Licht des Mondes, welches in das Zimmer schien, war fast gänzlich auf das Mädchen gefallen. Die ganze Zeit über schaute sie aus dem Fenster nach draußen…in die Natur…die Freiheit. Als die Tür schließlich aufging, blickte sie zu dieser. Sobald sie den Priester erkannte, schenkte sie ihm ein kleines Lächeln, blickte dann aber auf den Boden. Dass er sich doch noch für sie einsetzte, hatte ihr sehr viel bedeutet, aber der Kampf war vorbei. Es war entschieden und die Freiheit würde sie so gewiss nicht mehr sehen. „Steh auf“, wies Seth das Mädchen an. Wieder blickte Kisara zu ihm. „Du hast mich verstanden. Steh auf.“ Kisara nickte. Dann stand sie auf und ging zu ihm. Sie schluckte leicht. Dann würde es nun soweit sein…ihr Ende. Der Blick war noch immer zum Boden gerichtet. „Jetzt muss alles schnell gehen“, fing der Priester an. Seine Stimme wurde dabei leise, er flüsterte. „Wir müssen auch schnell sein. Sollten wir getrennt werden, warte bei den Ställen auf mich“, fügte er hinzu. Kisara blickte nach oben. Ihr war unverständlich was er ihr gerade sagte. Warum sollte sie jetzt gehen? War die Entscheidung nicht bereits gefallen. „Ich versteh nicht ganz“, flüsterte das Mädchen leise. „Du bist unschuldig!“ Seth sah das Mädchen an, zog sie dann aber mit nach draußen. „Ich bring dich hier raus…wenn du bei den Pferden bist, nimmst du dir eins und reitest los. Du reitest die ganze Nacht, den nächsten Tag und dann wieder die Nacht immer die gleiche Richtung. Dann bist du in einer größeren Stadt, dort wartest du auf mich. Diesmal verspreche ich dir zu kommen.“ Ungläubig blickte Kisara den Priester an. Dass er das für sie tat…sie würde es ihm nie vergessen. Dann aber schüttelte sie den Kopf. „Nein.“ „Wieso nicht?“, Seth hob seine Augenbraue. Dann schüttelte er den Kopf. „Wir haben keine Zeit uns nun deswegen zu unterhalten. Komm jetzt.“ „Nein“, sprach die Weißhaarige wieder. Diesmal ein wenig lauter als das Mal zuvor. „Kisara!“, meinte Seth streng. „Jetzt lass den Unsinn. Warum willst du nicht gehen?“ Das Mädchen blickte ihn an. Sie lächelte leicht, verstummte dann aber damit. „Ihr habt hier alles…ein Leben…und eine Zukunft. Werft das nicht wegen mir weg. Ich bin das nicht wert“, erklärte die Weißhaarige. „Was redest du da?“ „Es ist in Ordnung. Ich bin hier diejenige, die nicht da sein sollte. Durch meine Anwesenheit kam es nun zu dem allen“, wisperte Kisara. „Ich weiß schon lange, dass ich nicht so viel Wert bin wie die Priester hier oder die anderen Menschen. Mein einziger Wunsch war es Euch wiederzusehen. Jetzt ist er endlich in Erfüllung gegangen und dafür danke ich Euch“, sprach Kisara ruhig. „Ich habe mein Schicksal akzeptiert. Es ist in Ordnung so wie es ist. Ich will nicht, dass Ihr Euch wegen mir das Leben schwer macht. Euer Leben hat noch Sinn, meines nicht mehr. Bitte lasst mich hier, ich bin es nicht wert gerettet zu werden…“ Seth blickte die Weißhaarige weiterhin an. Sie redete Unsinn…und legte doch so viel Gefühl in ihre Worte. Aber wertlos war sie gewiss nicht. Um Kisara nun von ihrer fehlgeleiteten Interpretation ihrer selbst zu überzeugen, presste der junge Priester seine Lippen gegen die der Weißhaarigen. Kisara wusste nicht was hier gerade passierte, aber es fühlte sich gut an…so gut. Langsam drückte Seth das Mädchen noch näher an sich heran und zog sie in seine Arme. Den Kuss ließ er nun abbrechen. Direkt danach öffnete er wieder seine geschlossenen Augen. Seths Handfläche strich über die Wange der Weißhaarigen. „Du bist nicht wertlos…für mich bist du alles…ich würde alles für dich tun“, wisperte er ihrem Gesicht entgegen. Kisara errötete. „Erst nach einer kurzen Weile ließ der Priester das Mädchen los. „Jetzt komm, wir müssen weg“, sprach er und zog sie ein weiteres Mal am Arm mit aus dem Zimmer. Diesmal gab Kisara dem Ziehen nach und bewegte sich selbstständig. Doch kaum hatten sie den Flur passiert, standen sie auch schon dem Pharao, den Wachen und Akunadin gegenüber. Aus Unsicherheit darüber, dass sich ein Priester um eine Gefangene kümmern wollte, hatten die Wachen den Pharao informiert, was wiederrum dazu führte, das auch Akunadin alles mitbekam. „Was geht hier vor?“, wollte der Hohepriester von Seth wissen. Sofort stellte sich Seth vor die Weißhaarige. „Das seht Ihr doch. Ich bringe sie weg“, sprach der Angesprochene. „Lasst mich passieren. Tut Ihr es nicht werde ich gegen Euch kämpfen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)