Bruderliebe
Meine Hand wurde gegriffen und sanft festgehalten. Alles um mich herum war schwarz. Wo war ich? Was war passiert?
Ich wusste noch, dass Zidane versucht hatte mich zu retten, bevor ich ohnmächtig wurde. Hatten die Ranken uns erwischt?
Ich öffnete schwerfällig meine Augen.
Dann sah ich, wer meine Hand festhielt. Es war eben Genannter. Er hockte mit einem Stuhl neben einem Bett, in dem ich lag, und schlief mit dem Kopf auf meiner Brust.
Neugierig sah ich mich um. Ich lag in einem weißen Zimmer.
Ein Krankenhaus?
Zidane hat mich also doch nicht zurück gelassen, dieser Idiot.
Ich sah Zidane prüfend an. Er hatte einen Arm leicht verbunden und einen Verband am Bauch. Dieser Trottel. Seine Selbstlosigkeit bringt ihn eines Tages noch um. Trotzdem fand ich es schon etwas niedlich.
Ich strich ihm sanft mit meiner freien Hand durchs Haar.
Wie lange saß er eigentlich schon hier und wie lange hatte ich überhaupt geschlafen?
Auf einmal bewegte sich mein kleiner Bruder, worauf ich aufhörte und die Hand wieder zurück nahm. Dann schlug er verschlafen die Augen auf und sah mich an. Seine Augen wurden auf einmal größer und er lächelte.
„Kuja, endlich. Du hast mir da aber einen großen Schreck eingejagt“, sagte Zidane freudig.
„Wo bin ich hier“, fragte ich etwas verwirrt. Wohin hatte er mich bloß gebracht?
„Wir sind im Dorf der Schwarzmagier. Es war mir einfach zu gefährlich, dich woanders hin zu bringen. Außerdem sind die anderen Genome auch hier. Da fällst du nicht wirklich auf“, grinste Zidane schadenfroh.
Er wusste genau, dass ich die Genome hasste. Anscheinend war ihm das aber auch egal.
Ich versuchte mich zu erheben, doch Zidane hielt mich zurück.
„Vergiss es. Du wirst dich gefälligst ausruhen, verstanden“, sagte Zidane ernst.
„Und was, wenn nicht“, fragte ich gleichgültig.
„Ich habe keine Skrupel, dich ans Bett zu fesseln“, grinste er, worauf ich lieber nichts mehr erwiderte.
Das traute ich ihm tatsächlich zu. Ich wurde dann auf einmal wieder müde. Trotzdem versuchte ich wach zu bleiben.
„Kuja?...... Schlaf ruhig ein bisschen. Würde dir sicherlich gut tun“, sagte Zidane und lächelte mich an.
Ich konnte nichts mehr erwidern, da ich schon wieder weg driftete.
Als ich wieder wach wurde, war Zidane weg. Ob ich es wagen sollte? Lieber nicht. Nachher band mich mein kleiner Bruder wirklich noch ans Bett fest.
Ich musste lächeln bei dem Gedanken, dass Zidane sich solche Sorgen machte.
Es war so ungewohnt und trotzdem fühlte es sich irgendwie gut an.
Jetzt schüttelte ich den Kopf. Was denk ich da bloß für einen Mist? Obwohl......
Ich kam nicht weiter mit meinen Gedanken, da die Tür auf ging und Zidane rein kam.
„Wieder wach“,fragte er. Ich nickte stumm und sah dann an die Decke.
Wieso kann ich in seiner Gegenwart nicht klar denken? Was ist das bloß?
Werde ich noch verrückt? Es fühlte sich so komisch an.
„Kuja?....Alles okay“, fragte Zidane zaghaft. Ich sah ihn an. Zwei besorgte Augen sahen in meine.
„Es geht mir gut“, wehrte ich ab, worauf er wieder auf den Stuhl neben mir platz nahm.
„Du bist und bleibst mir ein Rätsel“, sagte mein kleiner Bruder und kratzte sich am Hinterkopf.
„Das selbe könnte ich von dir sagen“, sagte ich und sah ihn etwas böse an.
Er senkte den Kopf. Mein kleiner Bruder wusste genau, wie es gemeint war.
„Ich konnte dich doch da nicht einfach sterben lassen“, verteidigte er sich.
„Ich hab dich aber auch nicht um deine Hilfe gebeten“, konterte ich zurück.
„Jetzt komm mal wieder runter. Es war eben meine eigene Entscheidung dich zu retten und damit basta“, sagte Zidane etwas sauer.
„.......“, dazu konnte ich nichts mehr erwidern. Typisch Zidane.
Aus meinem kleinen Bruder wurde ich echt nicht schlau.
Vielleicht auch deshalb, weil ich ganz anders gehandelt hätte?
Wieder so ein komisches Gefühl. Was ist bloß los mit mir?
Zidane ging ohne ein weiteres Wort raus. Jetzt ist der auch noch ein geschnappt. Er ist halt noch ein Kind.
Wenn man mit dem Bruder
Irgendwann war ich wieder eingeschlafen.
Als ich erwachte, war ich immer noch alleine im Zimmer.
Da erhob ich mich langsam und ging zum Fenster.
Draußen strahlte die Sonne und es schien ein wundervoller Tag zu sein.
Ich setzte mich auf das Fensterbrett und sah den Genomen und Schwarzmagiern bei der Arbeit zu.
Irgendwie deprimierend, hier drinnen zu sein.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein“, ertönte es hinter mir sauer.
Als ich mich erschrocken umdrehte, sah ich einen wütenden Zidane.
„Upps“, kam von mir nur.
„Du brauchst mich gar nicht so unschuldig an zu sehen Kuja.
Ab Marsch ins Bett mit dir“, sagte er ernst.
Dabei kam er zu mir ans Fenster und ergriff meinen Arm.
„Es ist langweilig und außerdem geht es mir wieder gut“, verteidigte ich mich und riss mich sanft von Zidane los.
„Das heißt noch lange nicht, dass du Gesund bist Kuja.............
Aber wenn dir langweilig ist, dann können wir ja beide im Dorf spazieren gehen.
Frische Luft tut ja angeblich gut“, lächelte Zidane jetzt.
Ich und meine große Klappe. Obwohl........
Ein Spaziergang wäre besser als hier im Zimmer wurzeln zu schlagen.
„Alles ist besser als hier drinnen zu hocken“, stimmte ich meinen kleinen Bruder zu.
Gesagt, getan.
Draußen schien keinem meine Anwesenheit zu interessieren.
War mir recht. Hab ja auch genug angestellt.
Alles schien so friedlich zu sein.
Als ob nie was passiert wäre.
„Kuja? Du bist ganz schön still.
Diese schweigsame Art passt irgendwie nicht zu dir“, sagte Zidane, der neben mir ging.
„Sollte das jetzt ein Kompliment sein“, gab ich grummelnd zurück.
„Musst nicht gleich patzig werden, großer Bruder“, grinste er und stupste mich, mit seinen Ellenbogen in meine Seite, leicht an.
„Ich werde dich wohl wirklich nie verstehen“, seufzte ich.
„Musst du auch nicht. Deine Psyche wird mir wohl auch immer ein Rätsel bleiben“, lachte Zidane jetzt und sah mich an.
Ich sah verdattert zurück.
Mein kleiner Bruder war wirklich ein Phänomen für sich.
Dann setzte ich mich auf eine große Wiese und machte es mir bequem.
Zidane hockte sich daneben.
Dann reichte er mir einen Apfel.
Ich schüttelte dankend den Kopf.
Er nahm dann den Apfel und schlang ihn in sich rein.
Dieser schien aber bitter zu sein, weshalb Zidane den Mund verzog und anstalten machte, diesen wieder aus zu spucken.
„Oh nein. Wage es ja nicht, es auszuspucken.
Das ist widerlich“, sagte ich und hielt seinen Mund mit einen Zauber geschlossen.
Zidane schluckte runter, dann ließ ich den Zauber erblassen.
Er musste sich vor ekel schütteln.
Ich zog eine Augenbraue hoch, als er sich Kampfbereit machte.
Dann sprang er mich auf einmal an.
Ich fiel auf den Rücken und er setzte sich auf mich drauf.
„Hey, was soll das?“
„Das kriegst du zurück“
„Runter von mir“
„Nicht, bevor ich mich gerächt hab“
„Zidane“
„Kuja“
„Verzieh dich endlich“
„Bestimmt nicht“
Zidane sah dann nach rechts.
Ich folgte seinen Blick und sah....Mikoto.
Diese sah uns erstaunt an.
„Ist was“, fragte Zidane dann.
„Ähm...“, kam von ihr zurück.
Zidane saß ja immer noch auf mir drauf.
Hatte aber jetzt meine Arme etwas über mir, mit seinen Händen, sozusagen festgenagelt.
Gut, DAS sah bestimmt lustig aus.
„Was macht ihr da eigentlich“, fragte Mikoto dann.
„Rache für Apfel“, kam von Zidane.
Ich rollte mit den Augen.
„Hab dich nicht so. Wenn du nicht so gierig wärst, dann hätte ich das nicht machen müssen“, sagte ich dann schadenfroh.
Zidane ging dann endlich von mir runter.
„Hätte nicht gedacht, dass du auch SO sein kannst“, sagte er überrascht.
„Wie....so“, fragte ich zurück.
„Na so.....So kindisch, lustig, schadenfroh
Seit wann hast du denn so eine Seite“, fragte Zidane und wedelte hektisch mit den Armen.
„Äh.....Keine Ahnung. Ich weiß es echt nicht“, sagte ich jetzt selbst überrascht und kratzte mich verlegen am Kopf.
„Ich lerne ja immer mehr Seiten von dir kennen, großer Bruder“, grinste Zidane jetzt wieder.
„Anderes Thema. Was ist eigentlich mit deinen Freunden“, fragte ich jetzt.
Im Dorf hab ich bis jetzt keinen von denen gesehen.
„Ähm.
So viel ich weiß sind Garnet, Quina und Steiner in Alexandria.
Garnet ist ja jetzt Königin geworden.
Quina ist jetzt Küchenchef und kocht in der Küche im Schloss.
Steiner ist mit Beatrix für die Sicherheit der neuen Königin verantwortlich.
Freia ist wieder in Burmecia auf der Suche nach ihrem Geliebten.
Eiko ist in Lindblum und wurde vom Großherzog Cid und Großherzogin Hilda adoptiert.
Mahagon hat sich Tantalus angeschlossen und spielt den neuen Marcus.
Zur Zeit ist die Tantalus in Lindblum.
Und Vivi ist hier irgendwo im Dorf.
Übrigens, komischer Themenwechsel Kuja“, kam von Zidane zum Schluss.
„Stimmt, doch ich war etwas überrascht, dich ohne deine Freunde zu sehen“, sagte ich wahrheitsgemäß.
„Naja, außer Vivi weiß keiner, dass ich hier bin.
Die Anderen hab ich zum letzten mal gesehen, als ich zu dir in den Baum gesprintet bin“, sagte Zidane und bekam sogleich eine von mir auf den Hinterkopf.
„Für diese Aktion hättest du viel mehr verdient“, sagte ich dann.
Zidane rieb sich seinen Kopf.
„Das war es mir wert“, lächelte er mich dann an.
Ich sah nach unten und wurde leicht rot.
Dieser Trottel hätte dabei umkommen können.
Doch das schien ihm wenig zu interessieren.
Warum machte er sich solche sorgen um mich?
Ich verstand das nicht.
Ich verstand Zidane nicht.
„Hey, du kannst ja rot werden“, grinste Zidane auf einmal und sah mir direkt in die Augen.
Ich sah ihn mit großen Augen an und schupste ihn dann weg.
Zidane fiel auf seinen Rücken.
„Hey.....“, beschwerte er sich.
Daraufhin musste ich lachen.
Das konnte ich mir jetzt einfach nicht verkneifen.
„Mann.....Du bist echt niedlich, wenn du dich normal verhältst“, schoss es aus Zidane raus.
„Bitte...was“, fragte ich geschockt.
„So war das nicht gemeint, um Gottes Willen.
Jetzt wechsle ich mal das Thema.
Willst du diesen bescheuerten Zauber nicht mal langsam ablegen?
Ich meine, im Partnerlook mit mir siehst du bestimmt auch nicht schlecht aus“, sagte Zidane und wedelte dann mit seinen Schwanz herum.
