Due mondi [Tsuna X Reader] von gluecklich (Ein langer Weg) ================================================================================ Kapitel 1: Begegnen ------------------- Die Stimmung zu Hause ist nicht die Beste. Nun, es wäre maßlos übertrieben, zu sagen, sie sei jemals gut gewesen. Das war sie eigentlich nie, solang du zurückdenken kannst. Aber wenn man in diesem Ort aufgewachsen ist, dann lernt man, die Nuancen zu deuten. Es gibt normale Stimmung und es gibt schlechte Stimmung. Und momentan ist sie definitiv schlecht. Sehr schlecht sogar. Scheiße, sie ist katastrophal. Deine »Mutter« hat alle Hände voll damit zu tun, die anderen davon abzuhalten, sich gegenseitig umzubringen – oder den gesamten Rest der Welt. Alle sind noch aggressiver als sonst, und das heißt schon etwas, und wenn die Frustration der werten Herren so weit geht, dass man fast schon hören kann, wie bei jeder kleinen Störung der ein oder andere Nerv reißt, weißt du, dass es für dich an der Zeit ist, dich zu verziehen. Und so streifst du nun durch die Straßen Palermos, eine Hand in der Hosentasche vergraben, während die andere eine Waffel mit deiner Lieblingseissorte hält. Es ist Nachmittag, es ist heiß und es ist voll. Du magst die Stadt zu diesem Zeitpunkt. Du magst das Gefühl der Sonne auf deiner Haut und den umso besseren Geschmack des Eises auf deiner Zunge, du magst das Kopfsteinpflaster, die Häuser und die überall spürbare Nähe zum Meer, und du magst den Rausch an Worten von plappernden Italienern und Touristen, die mit jedem Schritt deine Ohren erfüllen. Nachmittags ist es schön in Palermo. Die Mafiosi halten Siesta und werden erst wieder abends herauskommen, also ist es hier theoretisch ruhiger als zu Hause. Allerdings halten diese Regel nur einheimische Mafiosi ein. Der Rest weiß wohl nicht viel davon. »Ä-Äh… E-E-Entschuldigung?« Jemand, den du in der Freude über Palermo und dein Eis fast übersehen hättest, ist seitlich vor dir stehen geblieben und hat dich soeben in eher gebrochenem Italienisch angesprochen. Überrascht bleibst auch du stehen und blinzelst den Fremden irritiert an, bis dir auffällt, wie unhöflich das ist. »Ja?«, antwortest du schnell, damit dieser Eindruck nicht bleibt. »Kannst… Könnten Sie… Ah…« Du schenkst ihm ein geduldiges Lächeln, während er sich mit der italienischen Höflichkeitsform herumschlägt. »English?«, fragst du – woraufhin er schief und verlegen grinst und den Kopf schüttelt, und dir somit vermittelt, dass er das auch nicht viel besser kann als Italienisch. Also gluckst du und wartest, nutzt die Zeit, in der er in seinem Kopf Sätze bildet, um ihn zu mustern. Er wirkt nicht viel älter als du, und er ist klein, überragt dich aber trotzdem um wenige Zentimeter. Seine braunen Haare stehen in alle Himmelsrichtungen ab, und normalerweise hättest du so eine Frisur cool gefunden, aber es wirkt gar nicht, als habe er sie so beabsichtigt. Trotz seiner gigantischen Rehaugen wirkt er asiatisch und du überlegst schon, ob du ihm deine mickrigen Japanisch-Kenntnisse anbieten solltest – aber er könnte genauso gut Chinese oder Koreaner sein. Asiaten rennen in Palermo zu Hauf herum, meistens mit Baseballkappen und großen Fotoapparaten – deshalb verzichtet dein Hirn auch darauf, bereits einen Verdacht zu schöpfen, wer dieser unbeholfene Junge in Wahrheit sein könnte. »Ich bin… hab mich verlaufen«, bringt er schließlich heraus. Das hattest du dir allerdings schon gedacht. »Und ich suche das Hilton.« Oh. Nun gut, du musst zugeben, dass du das diesem schmächtigen, schüchternen Kerl nicht zugetraut hast. Er sieht nicht aus wie jemand, der im Hilton Palermo absteigen könnte. Aber vielleicht will er es ja auch nur fotografieren… Du lächelst und nickst, sagst überdeutlich »Verstehe!« und siehst dich in der Straße um, während du dein Eis leckst (und ihr ein paar aufgebrachten Italienern schon die ganze Zeit den Weg durch die Fußgängerzone versperrt, aber wen interessieren die schon). Du weißt nicht, wie der Junge das geschafft hat, aber er ist nun doch relativ weit weg vom Hilton-Hotel. Der Weg zurück ist kompliziert und du glaubst nicht, dass er deiner Erklärung folgen könnte, weder auf Italienisch, noch auf einer anderen Sprache. Also fasst du einen Entschluss. »Ich bring dich hin, okay?«, sagst du und grinst ihn freundlich an. Gott, sowas tust du normalerweise nicht, aber wenn man gerade erst aus diesem mörderischen Haushalt geflohen ist, hat man manchmal einfach das Bedürfnis, etwas Gutes zu tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)