Due mondi [Tsuna X Reader] von gluecklich (Ein langer Weg) ================================================================================ Kapitel 52: Realität -------------------- Dein Zeitgefühl ist vollkommen verschwunden. In dem Raum, in dem ihr sitzt, sind keine Fenster, du kannst selbstverständlich deine Uhr nicht sehen, du hast nicht einmal eine Ahnung, wie lang du vorhin ohnmächtig warst. Du weißt nicht, ob es Tag oder Nacht ist, du weißt nicht, welcher Tag es ist, du weißt gar nichts, und es kostet dich einiges an Überwindung, dich davon nicht in den Wahnsinn treiben zu lassen. Du kennst die ganze Soße ja. Du weißt genau, wie das läuft, denn du arbeitest mit Leuten, die abartigen Spaß daran haben, andere Menschen genau so zu foltern wie hier. Man nimmt ihnen jegliche Möglichkeit, die Zeit wahrzunehmen. Jegliche Orientierung, jegliches Gefühl für verstreichende Minuten, Stunden, Tage. Und das macht sie irre. Immer. Das weißt du, und du willst mit aller Macht dagegen ankämpfen, dass Tsuna und dir das ebenfalls passiert. Du schaffst das, sagst du dir. Du schaffst das. Es fühlt sich an, als seien Stunden vergangen, doch du schätzt, dass es bloß ein paar Minuten waren. Ihr schweigt, und deine Finger tasten immer wieder über die Fesseln, und du starrst die geschlossene Tür an, und dann, einfach so, bricht die Realität über dich herein. Du hast versagt. Du hast Tsuna gesagt, er kann sich hinlegen, weil du auf ihn aufpassen wirst, und du hast versagt. Du hast sogar noch etwas von Varia-Qualität gefaselt. Damit hast du auch die Varia in eine etwas peinliche Lage gebracht, aber das ist dir momentan ziemlich egal. Fakt ist, dass du über Tsuna wachen solltest und diese Aufgabe gründlich in den Sand gesetzt hast. Der Gegner hat euch gefunden, der Gegner hat euch entführt. Der Gegner wird bald wissen, dass du das Blaue vom Himmel heruntergelogen hast und problemlos umgebracht werden kannst. Der Gegner wird dich töten und dein kurzes Leben wird einfach so vorbei sein. Du wirst Tsuna hier zurücklassen, während seine Famiglia durch ihn als Druckmittel erpresst wird. Der Gegner wird die Vongola bedrohen und Tsuna wehtun, um durchzusetzen, was er will. Die Vongola wird kleinbeigeben und tun, was man ihnen sagt, damit sie Tsuna wieder zurückbekommen. Doch sie werden Tsuna nie wiedersehen, denn der Gegner wird ihn töten. Noch ein paar Tage. Zwei Wochen vielleicht? Vielleicht. Wahrscheinlich werden sie Tsuna schlagen und anschießen, um Eindruck zu schinden. Dann werden sie ihn töten. Du weißt doch ganz genau, wie so etwas läuft. Tsuna wird leiden. Tsuna wird sterben. Deinetwegen. Du konntest ihn nicht beschützen. Du hast nichts mehr gewollt, niemals zuvor in deinem Leben, nichts mehr, als ihn beschützen zu können. Als für ihn da sein zu können und sein Fels in der Brandung zu sein. Du wärst bereit gewesen, alles aufzugeben, solang du nur dieser Mensch für Tsuna sein konntest, der Mensch, der ihm Sicherheit gibt, der ihm etwas Last von den Schultern hebt und dafür sorgt, dass ihm nie wieder etwas passiert und niemand ihm etwas tun kann. Und du hast versagt. Es war zu groß, zu viel, zu mächtig. Du hast den Mund zu voll genommen, mehr abgebissen als du kauen kannst. Du bist allein, du bist jung, du bist noch nicht halb so stark, wie du irgendwann sein willst, du bist mitten in der Pubertät und völlig durcheinander, es hat einfach vorn und hinten nicht gereicht. Du hast ihn niemals beschützen können. Du hast deinen Job niemals richtig machen können. Du warst nie fähig dazu, und da du jetzt bald sterben wirst, wirst du wohl auch in der Zukunft nie fähig dazu sein. Du und Tsuna, ihr habt überhaupt keine Zukunft. Und das ist deine Schuld. Verbissen starrst du geradeaus, deine Finger betasten noch immer das Seil, das um deine Handgelenke geschlungen ist, doch darauf konzentrierst du dich nicht. Du konzentrierst dich nur darauf, dass du für den Untergang der Vongola verantwortlich bist, und dass es vielleicht ganz gut ist, dass du all den Stress danach gar nicht mehr miterleben wirst. »Hey«, macht Tsuna leise und du schielst aus dem Augenwinkel zu ihm, nicht dazu fähig, deine Gesichtsmuskulatur zu entspannen oder irgendetwas zu sagen. Es ist alles deine Schuld… »Egal, was passiert«, sagt er und lächelt dich verloren an, »egal, wie diese Sache hier ausgeht – ich will, dass du mir versprichst, dass du dir keine Vorwürfe machst.« Er scheint zu wissen, was in dir vorgeht. Einen Moment lang willst du einfach Ja sagen, ihm einfach mitten ins Gesicht lügen, weil du gut lügen kannst. Aber es ist Tsuna. Tsuna willst du nicht anlügen. Nicht nach allem, was passiert ist. Auf dein Gesicht schleicht sich ein humorloses, kaltes Grinsen und du blickst zurück zur geschlossenen Tür, durch die bald ein Mensch treten wird, um dich zu erschießen. »Ich fürchte, da muss ich passen«, sagst du. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)