Due mondi [Tsuna X Reader] von gluecklich (Ein langer Weg) ================================================================================ Kapitel 56: Mir geht’s gut, wirklich. ------------------------------------- »Ist alles in Ordnung?«, fragst du ihn vorsichtig. Tsuna wirft dir einen kurzen Blick zu und geht davon aus, dass du weißt, dass er weit davon entfernt ist, das von sich behaupten zu können. Du weißt, dass so gut wie gar nichts in Ordnung ist. Du willst nur wissen, ob er das Gefühl hat, all das hier zu überleben, oder ob er glaubt, in der nächsten Sekunde vor Verzweiflung sterben zu müssen. Tsuna hätte vieles für dieses Überlebensgefühl gegeben, wenn er noch etwas hätte, was er hergeben könnte. Dafür, durch diese Einöde zu streifen und die Schmerzen und den kriechenden Wahnsinn einfach zu ignorieren, mit dem Wissen, dass es besser werden wird, dass ihr ein Ziel erreichen werdet und dann alles vorbei ist. Aber wenn Tsuna in den vergangenen zwei Jahren etwas gelernt hat, dann, dass es nie vorbei sein wird. Er wird nie in Frieden leben können. Manche Menschen werden nie aufhören, ihm nach dem Leben zu trachten. Und seine Geliebten werden nie bei ihm bleiben. In der letzten Zeit hat er eigentlich versucht, sich damit abzufinden, und es hat sogar ganz gut geklappt. Wahrscheinlich ist er dem Bild eines Mafiabosses langsam immer näher gekommen, weil er anfing, mit all der Verantwortung und der Misere zu leben und zwischen alldem sogar ein paar Vorteile zu finden. Hayato und Takeshi hätten sowieso nicht zugelassen, dass er depressiv würde, also hatte er sich seine Ansichten eigentlich nach und nach so zurechtgelegt, dass er mit allem leben konnte. Und nun ist das passiert. Er verliebt sich in ein Mädchen, das er nicht haben kann. Das Mädchen, das er vorher eine lange Zeit geliebt hat, stirbt. Er wird mit den Feinden nicht fertig. Er wird entführt – mit dir, obwohl du all das doch nicht verdient hast. Und nun hängt ihr in der Wildnis herum und klammert euch an die letzten Strohhalme, indem ihr immer mal wieder leere Phrasen fallen lasst, dass ihr es bald geschafft haben müsst und es nicht mehr lang dauern kann. Dabei habt ihr beide keine Ahnung, wie lang es wirklich noch dauern wird. Vielleicht seid ihr ja nicht einmal mehr in Japan. Tsuna hat diesen Gedanken nie ausgesprochen, aber gekommen ist er ihm schon oft. Ihr habt noch keine Straßenschilder gesehen, von Menschen mal ganz zu schweigen. Nichts gelesen, mit niemandem gesprochen. Es könnte jedes verdammte Land sein. Eure Entführer sprachen zwar Japanisch, aber Feinde der Vongola sprechen heutzutage fast immer Japanisch. Vielleicht haben sie ihren Stützpunkt – oder irgendeinen Punkt, um euch gefangen zu halten – am komplett anderen Ende der Welt. Vielleicht seid ihr irgendwo gestrandet, wo niemand euch verstehen wird. Vielleicht ist das aber auch egal, weil ihr sowieso nie wieder auf Menschen treffen werdet. Die Einöde wirkt endlos. Der Boden ist so trocken, dass jede Hoffnung auf Wasser längst erloschen ist. Etwas Essbares habt ihr bisher auch noch nicht gefunden, nicht einmal Früchte oder Beeren an irgendwelchen Sträuchern. Alles ist vertrocknet. Nach dem ersten Tagesmarsch wusstet ihr auch, warum. Ganz am anderen Ende der Welt könnt ihr wohl doch nicht sein, denn hier ist genauso Sommer wie in Japan. Ein paar Stunden lang knallt die Sonne auf eure Köpfe, ihr schleppt euch in den kargen Schatten unter kleinen, knochigen Bäumen und zieht nachmittags weiter, durstig, hungrig und schwach. Tsuna wartet nur noch auf die ersten Wahnvorstellungen, bevor der Irrsinn ihn einholt und den baldigen Tod durch Dehydration oder schlichter Erschöpfung vielleicht ein bisschen erträglicher macht. Zehnter Vongola-Boss. Der Junge, der die Welt gerettet hat. Die ganze Hoffnung des Vongola Nono. Träger der Himmelsflamme und der bedeutungsschwangeren X-Gloves. Und all das hilft ihm plötzlich nichts mehr. Was Primo wohl sagen würde, könnte er das hier sehen? Wie sein ihm ähnlichster Nachfolger zugrunde geht, nach einer lachhaften Entführung, in einer Hölle aus Stroh und trockenen Bäumen, wahrscheinlich im Staub am Boden liegend, neben dem Mädchen, das er blindlings mit ins Elend gezogen hat, weil er es liebte. Tsuna schluckt leise und zieht seine rissigen Lippen zu etwas, was jedes richtige Lächeln beleidigte. »Ja«, antwortet er mit dem heiseren Kratzen, das seine Stimme ersetzt hat. »Klar. Bei dir auch?« Du vollführst eine ähnliche Grimasse wie er und nickst. »Natürlich«, lügst auch du. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)