Due mondi [Tsuna X Reader] von gluecklich (Ein langer Weg) ================================================================================ Kapitel 59: Erwachsenwerden --------------------------- Gokudera hat euch geraten, in einem Gebäude mit vielen Menschen zu warten, für den Fall, dass die Entführer euch doch noch auf den Fersen sind. Dort können sie euch nicht so leicht aufspüren und auch nicht einfach vor der Nase vieler anderer Leute entführen, hat er gemeint. Logisch ist das. Aber Gokudera hatte ja keine Ahnung, wie ihr ausseht, als er euch das geraten hat. Oder wie ihr riecht. Oder wie vernehmlich eure Mägen knurren. Ihr seid aus verschiedenen Bars, Restaurants und Läden höflich, aber bestimmt herausgeworfen worden, wahrscheinlich weil sich die anderen Gäste etwas irritiert fühlten und es offensichtlich war, dass ihr kein Geld habt, um etwas zu kaufen. Nun seid ihr in einem Buchladen und schafft es schon seit mehreren Stunden, unauffällig in der Leseecke mit den vielen Sofas und Sesseln zu sitzen, ohne von misstrauischen Verkäufern angesprochen zu werden. Tatsächlich kommt es dir eher so vor, als beäugten die Mitarbeiter euch hier viel eher mitleidig und billigend. Es gibt sogar einen Wasserspender, von dem ihr euch so lang Wasser in kleine Pappbecher abzapft, bis es langsam peinlich wird, aber zumindest fühlst du dich nun nicht mehr, als sei in deiner Kehle eine zweite Sahara entstanden, und bist jetzt doch recht sicher, dass ihr die letzten Minuten, bis eure Abholung hier ankommt, überleben werdet. Gokudera hat Tsuna am Telefon eine ungefähre Uhrzeit gesagt, und nun sitzt ihr hier und wartet. Schweigend. Aber es ist schön, es ist ein gutes Schweigen. Ihr habt es geschafft, ihr lebt noch, und ihr werdet nach Hause kommen. Ihr seid nur zu müde, um miteinander zu sprechen. Und irgendwann seht ihr das unverkennbare, vornehme schwarze Auto langsam durch die Straße rollen, springt auf und lauft aus dem Laden, wo ihr von einem über alle Maßen erleichterten Hayato Gokudera empfangen und ins Auto geschoben werdet. Ein letztes Mal wird notdürftig Tsunas Gesundheit überprüft, dann lässt sich Gokudera etwas widerwillig wieder auf den Beifahrersitz fallen. Du beobachtest, wie der kleine Ort an der Autoscheibe vorbeizieht, und plötzlich erfüllt dich eine seltsame Art von Traurigkeit. Nun geht es zurück. Zurück zur Vongola, zurück zur Varia. Zurück nach Hause? Da bist du dir mit einem Mal nicht mehr so sicher. Lussuria und Bel werden sich sicherlich freuen, dass du wohlbehalten zurückgekommen bist. Aber das wird auch nichts daran ändern, dass die ganze Entführung deine Schuld war. Du hast Tsuna gesagt, er könne schlafen. Du wolltest auf ihn aufpassen. Du hast zugelassen, dass man euch mitnimmt. Du allein. Du hast als Varia-Mitglied versagt. Du kannst dir viele Folgen darauf vorstellen; von einer gigantischen, lauten Standpauke von Squalo bis hin zur Entlassung. Vielleicht Hinrichtung – aber dagegen würde Lussuria sich wehren. Man könnte dich rauswerfen. Dann würdest du deine Familie verlieren, aber vielleicht würde das deine furchtbare Liebe zu Tsuna etwas einfacher machen. Vielleicht sind sie nachsichtig und werfen dich nicht raus. Dann bleibst du bei deiner Familie, aber die Komplikationen mit Tsuna gehen weiter. Wahrscheinlich werdet ihr so nie eine Beziehung führen können, ihr werdet einfach nebeneinander herleben, irgendwann wirst du wieder nach Italien zurückkehren, ihr werdet einander vermissen und vielleicht liebst du irgendwann jemand andres. Das ist wohl möglich, aber der Gedanke gefällt dir momentan überhaupt nicht. Du willst mit ihm zusammen sein, aber du kannst nicht. Du willst bei deiner Familie bleiben, aber du kannst nicht. Mit einem bitteren Lächeln erinnerst du dich daran, wie du, damals in Palermo, festgestellt hast, dass du in Tsuna verknallt bist, und dir gedacht hast, dass das der erste Schritt davon sei, dich ein wenig von deiner Familie zu lösen. Unabhängig zu werden. Erwachsen zu werden. Ja, du hast gedacht, Erwachsenwerden bedeutet, sich von seinen Eltern zu lösen und einen eigenen Weg einzuschlagen. Und dank der Erziehung der Varia hast du auch gedacht, dass du auf diesem Weg alles erreichen kannst, was du erreichen willst. Ein leises Schnauben entfährt dir, der humorlose Versuch eines Lachens. »Was ist?«, fragt Tsuna. »Ach«, sagst du zur Fensterscheibe. »Ich habe nur gerade begriffen, dass man nicht alles haben kann.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)