Time after Time - Der Kanon zweier Herzen von *Fane* (The-Bella-und-Edward-All-Human-Story geht weiter!) ================================================================================ Kapitel 1: A: Neutron Star Collision ------------------------------------ huhu^^ so. bevor ich morgen für eine woche nach kreta fliege, schulde ich euch noch ein kapitel :) ein ganz besonderes kapitel, was ich schon laaaange bei SM im kopf hatte ^^ ich bin total gespannt, was ich nach dem urlaub (oder während wenn ich die möglichkeit habe :)) hier für kommentare und meinungen vorfinde :)^^ allein schon bei der musik zu dem kap, krieg ich gänsehaut... ich hoffe, dass es euch so gehen wird beim lesen! Musiktipp: Muse - Neutron Star Collision - http://www.youtube.com/watch?v=tLnY0M2vqW4 (was auch sonst ;)^^) --- http://i52.tinypic.com/t8n1j8.jpg Ich blickte auf mein Handy und erkannte eine amerikanische Vorwahl. „Bella Swan?“, meldete ich mich. „Hallo Bella, Mr. Cullen hier“, tat er gleiches und ich nickte innerlich. „Freut mich, dass das alles so reibungslos geklappt hat. Hast du die Unterlagen erhalten? Auch wegen der Wohnung? Ist das in Ordnung für dich? Bist du mit deinem Arbeitsfeld an der Uni zufrieden?“ Ich nickte, das Telefon am Ohr. „Ja, vielen Dank. Ich bin sehr gespannt auf die Stelle. Das ist ein super Einstieg“, sagte ich. „Und die Wohnung ist klasse, vielen Dank für ihre Hilfe. Ich denke, ich habe dann alles, was ich brauche.“ Ich konnte sein Lächeln förmlich durch den Telefonhörer sehen. „Das freut mich – und noch mehr, dass wir dich bald wieder hier an unserer Universität haben. Dann sag ich bis bald? Wir werden uns dort bestimmt mal sehen“, sagte er. „Ja, genau“, stimmte ich zu. „Mr. Cullen?“, fragte ich dann und versuchte den Unterton nicht plötzlich zu ändern, obwohl es eigentlich ein ganz anderes Thema war. „Es bleibt dabei, dass Sie Edward nichts sagen?“, wollte ich leise wissen. „Natürlich, du hast mein Wort.“ ---- Ich atmete tief die angenehm warme, frische Luft ein und hielt das Gesicht einen Augenblick in die Sonne, ehe ich die Einkaufspassage weiter schritt. Bei mir trug ich eine Tasche mit ein paar Kleinteilen, die mir noch für meine neue Wohnung fehlten. Wirklich kam es mir noch nicht vor, dass ich zurück in Seattle war und übermorgen meine neue Stelle antrat. Wie würde es wohl sein, an die alte Uni zurückzukehren? Nun jedoch als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der medizinischen Abteilung… allerdings musste ich mir keine Sorgen machen, jemand ganz bestimmten dort zu treffen. Er hatte genau wie ich vor ein paar Monaten das Studium abgeschlossen und war fort. Was würde er nun tun? Spielte er in den größten Konzertsälen der Welt? Vielleicht sogar… mein Lied? Ich lächelte etwas, während ich in Erinnerung schwelgte. Es war ein komisches Gefühl wieder hier zu sein, aber noch viel merkwürdiger war es, so ohne Weiteres an Edward zu denken. Jetzt begann etwas Neues, etwas ganz Neues. Ein neuer Lebensabschnitt ohne Altlasten und der innere Stich, den ich noch sehr lange nach der Trennung empfunden hatte, konnte nicht mehr so treffen wie damals… ---- Ich hatte keine Ahnung, wie ich aussah, aber ich wusste, wie ich mich fühlte und fürchtete, dass mein Äußeres ein Spiegel dessen war, dachte ich wirr durcheinander. Mir war übel. Mir war schwindelig. Mein Kopf pochte und meine Lunge rebellierte, da ich vom Weinen immer schneller atmen wollte, als ich konnte. Ich hatte noch nie so lange geweint. Und auch der Schlaf war weder hilfreich, noch erholsam. Ich hatte vom ihm geträumt. Er – klar und deutlich vor meinem inneren Auge. Ich schleifte mein Handgepäck ein wenig über den Boden, während ich mit der Menge aus dem Flugzeug zu den Gepäckbändern lief. Mit größter Anstrengung, die an meinen Kräften zerrte und meine Nerven hauchdünn werden ließ, presste ich alle aufkeimenden Bilder in mir herab, in Richtung Magen, wo sie schmerzhaft in mir lagen und sich scheinbar stapelten. Ich fühlte mich schwer, erdrückt. Du siehst gleich deine Mum wieder! Du siehst gleich deine Mum wieder! Du siehst gleich deine Mum wieder! Es half nicht. Die Blicke von rechts und links kümmerten mich nicht. Nicht mal, wenn mich jemand ansprach, ob er mir helfen konnte. Starr dreinblicken wartete ich geschlagene Stunden, so kam es mir vor, auf meine Koffer. Mit den Koffern in den Händen schlug ich einen anderen Weg ein und verließ nicht die Halle, sondern ging zunächst auf die Toilette, wo ich umständlich meine Kulturtasche heraus kramte, um mein Gesicht mit Make up zu pflastern. Vielleicht, so glimmte ein Hoffnungsschimmer in mir, nahm mir meine Mutter das Schauspiel ab. Ich trug noch eine großzügige Schicht Puder auf, die mehr enthüllte, als verdeckte, und machte mich auf den Weg in Richtung Ausgang. Deine Mum… deine Mum… sie braucht dich jetzt. Du siehst sie endlich wieder!, herrschte ich mich innerlich an und krampfte die Hände an den Koffer. Die Tür öffnete automatisch vor mir und ich blickte mich zwischen den vielen wartenden Menschen um. REISS DICH ZUSAMMEN VERDAMMT!, schrie ich mich selbst in meinem Inneren an, sodass ich zusammenzuckte. „Bella!!“, hörte ich die piepsige, mit Sicherheit schluchzende, Stimme meiner Mutter von irgendwoher. Suchend wandte ich mich zu allen Seiten. Kaum hatte ich sie entdeckt, schloss sie mich in die Arme, sodass die Koffer mir zu Boden glitten. Ich setze schlagartig ein breites, erfreutes Lächeln auf. „Ich habe dich so vermisst! Endlich bist du wieder da!“, wimmerte sie mir überglücklich ins Ohr. Phil schräg hinter ihr stehend mit einem Honigkuchenpferdgrinsen. „Wie war’s in Amerika? Wie war das Studium? Wie geht es Charlie?“, plapperte sie an ihrem Gesicht herum wischend los. Sie hielt mich von sich weg und betrachtete mich strahlend vor Glück. „Was ist passiert?“, machte sie plötzlich große Augen, als sie mich näher ansah. Hatte ich überlegt, dass sie mich nicht durchschaute? Dass sie mich nicht so gut kannte? Okay, dann anders. „Ich habe dich so vermisst“, blieb ich bei der Halbwahrheit und drückte sie fest an mich, ließ die Tränen kullern. Ich vermisse dich, ich vermisse dich, E- „Nein“, wimmerte ich an ihr und hielt sie ganz fest. „Nein?“, sagte meine Mutter irritiert mit einem halben Lächeln. „Doch, doch“, nickte ich, „ich habe dich so vermisst“, wiederholte ich trocken. Meine Mutter sah etwas verwirrt drein, während Phil zu mir schritt und mir etwas den Arm tätschelte. „Schön, dass du wieder da bist, Bella“, lächelte er. „Du hast bestimmt Hunger, oder? Und eine Menge zu erzählen?“, sagte er freundlich. Ich nickte einfach nur. „Oder schlafen? Bist du müde?“, ergänzte meine Mutter. „Wir nehmen deine Koffer-“ Phil nahm sogleich beide, ehe meine Mutter auf die Idee kommen konnte, diese zu tragen. Sie hielt den Arm um mich und führte mich aus dem Flughafengebäude, während ich, Weinen und Schluchzen unterdrückend, herabsah und ihre Stirn runzelnden Blicke erntete. Ich konnte mich nicht erinnern, dass sie mich jemals so hatte weinen sehen. Ich hatte mich immer zusammengerissen. Doch jetzt gerade ging das nicht, egal wie sehr ich es wollte. Sie umarmte mich und streichelte meinen Rücken, während Phil wenig später die Koffer einlud. Leise atmete sie tief durch und schaute in meine verweinten Augen. „Edward?“, wisperte sie das verbotene Wort. Ich erwiderte nichts. Schwieg. Sie nickte nur und ließ mich einsteigen. Auf der Fahrt hatte ich nicht geweint. Nicht richtig. Geschluchzt, gezittert und mich mit dem Zuhören der Motorengeräuschen abgelenkt. Meine Mutter verwickelte Phil in Gespräche und berichtete nebenbei ein wenig, wie es ihnen so ergangen war. Ich nickte hin und wieder. Wie grausam. Sie war wieder erkrankt und ich war endlich bei ihr und ich konnte weder Interesse zeigen, noch meine Zuneigung zu ihr… „Bella…“, sagte meine Mutter flüsterleise, als sie in mein Zimmer kam und sich zu mir ans Bett setzte. „Sei bitte nicht so traurig…“ Ich sah blinzelnd, wie sie eine Kanne Tee und eine Tasse auf meinen Schreibtisch stellte und mir dann über den Rücken strich, während mein, sonst rotes, Kissen, stellenweise dunkelrot gefärbt war. Ich schluckte weinend und sah sie an. Ich konnte einfach nichts sagen. Was sollte ich sagen? „Du kannst zurück“, sagte sie sanft. „Du kannst ganz bestimmt noch ein Semester dort verbringen. Oder vielleicht länger?“ Ja. Ich konnte zurück. Aber ich durfte nicht. Er begann ein neues Leben mit einem Kind und ich musste meiner Mutter beistehen. „Das lässt sich bestimmt einrichten, Schatz“, fuhr sie fort und streichelte mich weiter. „Ich komme hier klar. Mich erwarten sowieso erst mal nur Untersuchungen, Chemotherapien und so weiter. Nichts Spannendes“, lächelte sie matt. Wo ich sie jetzt so betrachtete, wirkte ihr Gesicht karg und erschöpft. Ihre Hautfarbe war dem Gesunden, Strahlenden, gewichen und schien etwas gräulich. „Du würdest ihn bestimmt schnell wiedersehen…“ Ich schloss kurz die Augen, um den Schmerz, allein schon bei der wagen Vorstellung, auszuhalten und dann in mir zu erdrücken. Ausgeschlossen. Ich richtete mich auf meinem Bett auf und hockte mich hin. Atmete mehrere Züge tief und nahm von ihr die Tasse Tee entgegen. „Mum, ich will nicht zurück. Mir geht es gut. Klar heule ich jetzt etwas, aber morgen sieht das alles schon ganz anders aus. Man muss eben Abschied nehmen“, sagte ich tonlos und hob die Mundwinkel leicht – so gut es ging. Besorgt sah sie mich an und verließ dann nachdenklich mein Zimmer, damit ich weiter mein Kissen nässen konnte… ---- Ich wischte die klägliche Erinnerung an meine Ankunft damals zur Seite und steuerte spontan einen Coffee-Shop an. Am besten kaufe ich danach noch ein paar Lebensmittel ein und mache mich dann weiter ans Einräumen zu Hause, überlegte ich und stellte mich an die Schlange an. Und ich muss noch nach Badezimmermöbel schauen und eine Kommode oder ein weiterer Schrank im Schlafzimmer wäre auch nicht schlecht, schrieb ich innerlich eine To-Do-Liste und studierte die an der Wand hängende Karte, während um mich herum viele Stimmen surrten. „Einen Cappucino zum mitnehmen“, bestellte ich, als ich an der Reihe war und einer weiter hinter mir in der Schlange wurde bereits aufgerufen wurde. Ganz schön schnell… dachte ich mir, als ich sah wie die Angestellten rotierten. „Einen Kaffee zum mitnehmen und- einen Moment…“ Die Stimme glitt mir durch Mark und Bein. Ich spürte wie mir meine Gesichtszüge entglitten und sich etwas sehr Hartes, Schweres auf mein Inneres legte. Reflexartig blickte ich zur Seite, wo jemand hervortrat und ein kleines Kind an die Scheibe vor den Sandwiches und süßen Snacks gehalten wurde. Es patschte mit den kleinen Händen vor die Scheibe. Die blauen Augen strahlten den Leckereien entgegen. „Welchen Muffin möchtest du? Den hier? Oder den mit Schokolade oben drauf?“ Vorsichtig, als wüsste ich es nicht sowieso schon, wandte ich den Kopf weiter nach links, etwas zu dem Mann herauf. Mein Herz verweigerte längst seinen Dienst. „Da“, sagte der Kleine und trommelte mit der Hand auf der Scheibe vor den Schokomuffins herum. „Okay, dann nehmen wir noch so einen Muffin und eine Kakao noch bitte“, sagte er aufblickend und nahm nun meinen Blick wahr. Zeitlupenartig stellte er sich wieder auf, den Jungen auf seinen Arm hebend, und fing meinen Blick auf. Ich glaubte, genauso auszusehen. Seine Augen weiteten sich etwas und er öffnete den Mund einen Spalt. Ein Hauch verblasste seine Gesichtsfarbe. „Bella…“, formten seine Lippen und seine Augen glitten über mein Gesicht, so wie ich es ihm gleichtat. Ich fixierte die warmen, grün schmelzenden Augen. „Ihr Cappucino, Miss“, wies mich der Barista hin. Ich riss mich gedanklich kurz von ihm los und kramte in meinem Portmonee. „Hast du einen Moment?“, sprach Edward mich von der Seite an. Perplex und fürchterlich durcheinander nickte ich etwas. „Doch zum hier trinken bitte“, reagierte Edward und deutete auf meinen Cappucino und seinen Kaffee. „Das geht alles auf mich.“ Ich rückte instinktiv zur Seite und versuchte angestrengt Funktionen wie atmen und stehen aufrecht zu halten – und nebenbei das Denken wieder anzukurbeln. Er stand hier, hier vor mir. Hätte ich den Arm ausgestreckt, hätte ich ihn berührt… Mit jedem Blick, dem ich seinem Antlitz schenkte, kamen mehr und mehr Bilder und Erinnerungen in mir hoch… Gefühle… Er setzte das Kind ab und nahm das Tablett, ehe er sich zu mir drehte. Wieder vergingen vielleicht zwei Sekunden, die wie Stunden zu kriechen schienen, in denen wir uns ansahen. „Setzen wir uns… dort drüben hin?“, fragte er ein wenig zurückhaltend, während ich immer noch keinen Ton herausbrachte. Zumindest nicht daran glaubte. Ich nickte wieder bloß und ging vor zu den vier schmalen Sesseln um einen Beistelltisch herum, wo Edward das Tablett abstellte. „Bei Papa auch sitzen“, sagte der kleine Junge, sobald wir uns gegenüber gesetzt hatten und er auf seinen Schoß gekrabbelt war. „Collin, du kannst doch auch auf dem anderen Sessel sitzen“, sagte Edward ruhig und hob ihn rüber, reichte ihm den Muffin, was ihn sofort beschäftigte. Ich rührte mich nicht und beobachtete nur. Sein Sohn… Collin… Ich betrachtete den kleinen Kerl mit den rosigen Bäckchen, den vollen Lippen, dem dunkelblondem feinen Haar und blauen Kulleraugen, wie er nach wenigen Bissen Gesicht und Hände schon komplett mit Schokolade vollgekleistert hatte. „Und… wie geht’s dir?“, erklang ein sanftes Glockenspiel, was mich den Blick von Collin abwenden und zu Edward aufsehen ließ. Mein Magen versuchte sich an doppelten Salti. „Gut“, sagte ich mit Verzögerung und verschlang seine Blicke. Mein Herz raste in meiner Brust, während ich wie paralysiert da saß. „Und… was machst du hier?“, fragte er leise weiter, nippte an seinem Kaffee. Ich holte tief Luft. Das konnte alles nicht real sein… „Na ja, ich-“ „Papa essen“, unterbrach Collin mich und hielt den Muffin mit ausgestrecktem Arm zu Edward hoch. „Sokolade“, kicherte der Kleine. „Ja, ich weiß“, sagte Edward mit einem kurzen Lächeln, etwas abgelenkt, „der ist lecker, ne? Warte, trink auch mal was, sonst schimpft Mama“, sagte Edward leiserwerdend, was mich innerlich noch mehr aufwühlte. Wie Tanya Edward angeschrien hatte damals… wie sie zusammengebrochen war… Wie war es jetzt? Wie war das Verhältnis jetzt? Und wie… aber- wieso war er überhaupt hier? Edward langte nach der Tasse Kakao, dass er Collin vorsichtig zum Mund führte und ihn trinken ließ. „Entschuldige, du wolltest was sagen?“, sagte Edward dann zu mir und fixierte mich wieder. „Ich… na ja ich… dein Vater hat mir einen Job in der medizinischen Fakultät beschafft und ich bin Anfang der Woche hergezogen“, erzählte ich. Meine Stimme klang merkwürdig. Sie hörte sich nicht wie meine an. Sie hallte auch komisch… „Na ja, die Wohnung hat er mir auch besorgt“, gestand ich ein. Das hörte sich in meine Ohren zu sehr nach Vitamin B an, dachte ich innerlich seufzend. „Mein Vater?“, schaute er mich verdutzt an. „Das… das wusste ich nicht…“ sagte er nachdenklich. Auch seine Stimme klang anders. Zitternd, wenn gleich vollkommen ruhig seiner Fassade glich. Pochte sein Herz genauso aufgeregt wie meines? Er trank einen Schluck. Ich machte es ihm rasch gleich und nahm direkt mehrere Schlücke vor Nervosität – was der Kaffee vermutlich nicht bessern würde. Edward schaut mich lange an. Sein Blick durchbohrte mich förmlich und ich konnte in seinen Augen sehen, wie rasch seine Gedanken liefen. „Ich kann nicht glauben, dass du jetzt hier vor mir sitzt…“, wisperte er und betrachtete mich wie eine faszinierende Sehenswürdigkeit. „Ich… auch nicht“, erwiderte ich nickend und schwieg dann, wie er auch. Mein Blick schweifte zu Collin, der fröhlich vor sich hin schmatzte und das Sofa und sich voll krümelte. Ich schmunzelte automatisch und sah dann wieder hoch zu Edward, der es gesehen hatte. „Wie geht es ihm… und Tanya? Wie ist es euch ergangen?“, wollte ich wissen. Die Gespräche mit ihm über Tanya und die Schwangerschaft, wie er gelitten hatte, kamen in mir hoch. Und das damals war ja nur der Anfang gewesen… „Eine lange Geschichte“, sagte er und lächelte etwas. „Du kennst ja nur den Anfang“, fügte er ebenfalls leise hinzu und ich merkte den leichten Knick in seiner Stimme. Ich nickte und stellte die leere Tasse auf das Tablett, wo Edwards bereits verweilte. Krampfig? Nein… das Gespräch war doch nicht krampfig, kam es mir in den Sinn und ich musste kurz lachend aufschnauben. Edward grinste ebenfalls und widmete sich dann Collin. Er nahm ihm den Muffin ab, eher das, was davon noch übrig war, und gab ihm wieder etwas von dem Kakao. Ich saß einfach da und beobachtete alles. Wie er sich bewegte, was er sagte. Er holte ein Tuch aus seiner schwarzen Umhängetasche und wischte Collin den Mund sauber. „Mama will Sokolade“, forderte der Kleine und streckte die Hand zu dem Krümelhaufen auf dem Tablett aus. „Nein, nein, Mama hat zu Hause auch etwas zu Essen“, sagte Edward und nahm ihn auf seinen Schoß. „Das nehmen wir nicht mit.“ „Aber Mama auch“, widersprach Collin und streckte sich wieder zu dem Muffin. „Die Mama hat alles zu Hause“, wiederholte Edward sachte, stand auf und nahm ihn hoch. Edward sah zu mir herab. „Möchtest du noch ein Stück mit uns gehen? Oder… hast du Termine?“ Er lächelte schief. Ich ergötze mich an diesem Lächeln den Bruchteil einer Sekunde – er schien nicht vergessen zu haben, dass ich damals immer zu tun hatte – und stand dann auf. „Nein, ich habe Zeit. Ich brauchte nur noch ein paar Sachen für die Wohnung und nachher muss ich noch einkaufen“, sagte ich und brachte das Tablett weg, während ich Edwards Blick in meinem Nacken brennen spürte. „Ich geh noch kurz zur Toilette“, deutete ich ihm an und verschwand rasch. Oh Gott. Ich wusch mir die Hände und starrte in den Spiegel, zupfte, einfach, um irgendetwas zu tun, an meinen Haaren herum. Er… Edward- oh Gott- hier- mit dem Kleinen- wie groß er war- und Tanya- und damals-, rannten meine Gedanken an meinem Verstehen vorbei. Ich verließ das Klo und ging durch den Laden in Richtung Ausgang, da ich Edward und Collin draußen sah. Langsam schritt ich auf die beiden zu und beobachtete sie etwas. Edward hatte sich zu Collin gehockt und hielt ihn leicht an den Armen. „Collin, du brauchst nicht so zu schreien. Die Mama hat auch Schokolade zu Hause und bei der Wärme schmilzt die Schokolade.“ Er sah ihn eindringlich an, der Kleine setzte eine Art Schmollmund auf und warf sich dann in Edwards Arme, sodass dieser ihn umarmte, hochnahm und ich nun rasch zu ihnen ging. „Wir können“, sagte ich kurz lächelnd zu Edward. „Wo musst du denn hin?“, erwiderte er die Frage, während Collin über seine Schulter schaute. „Ich muss die Passage noch weiter runter, zur Bahn“, sagte ich. „Dann kommen wir bis dahin noch mit“, erwiderte er, ließ Collin wieder runter und machte sich auf den Weg, während der Kurze neben ihm her tapste und ein bisschen mit seinem Schatten zu spielen schien. Wir liefen ein paar Meter still nebeneinander her, bis Edward fragte: „Darf ich mich erkundigen, wie es deiner Mutter mittlerweile geht?“ Ich schaute kurz zur Seite zu ihm und dann wieder gerade aus, um mich kurz zu sammeln. „Sie ist gestorben. Vor gut zwei Monaten“, antwortete ich tonlos. „Oh“, sagte er sichtlich verlegen, doch die Entrüstung war ihm gleichermaßen ins Gesicht geschrieben. Er dachte vermutlich schöne Nachrichten zu hören – aber dann wäre ich nicht hier und wir hätten uns hier nicht getroffen. „Das tut wirklich sehr leid“, sagte er in aufrichtigem Ton und blickte mich von der Seite an. Er verlangsamte die Schritte ein wenig, ließ Collin etwas um seine Beine tanzen. „Es war damals schon absehbar, nur eben der genaue Zeitpunkt nicht“, sagte ich lediglich. Ich spürte seinen mitleidvollen Blick auf meiner Wange, bevor er sich wieder nach Collin umsah. „Na ja, ich muss jetzt hier runter“, murmelte ich, blieb vor den Treppen zur U-Bahn-Station stehen und sah herab auf meine Einkaufstaschen. „Ja…“, sagte Edward langgezogen und stand vor mir, Collin an der Hand haltend, der mit den Treppen sympathisierte. Mutig blickte ich auf und ließ mich bereitwillig von dem grünen Magnet in den Bann ziehen. Seine Gesichtszüge waren immer noch so weich und sein Gesichtsausdruck immer noch so warm und innig wie damals. Die leichten Fältchen unterhalb der Augen waren jedoch ein klein wenig tiefer geprägt, als meine Erinnerung es verlauten ließ. War es ihm nicht so gut ergangen? Oder kam mir das alles nur vor, weil ich es vermutete? Weil ich es mir auf eine Art wünschte? „Hören wir noch mal voneinander? Sehen wir uns noch mal?“, fragte er. Es wirkte etwas drängelnd, obgleich er sich um Geduld bemühte. „Ja.“ Mehr kam aus mir in diesem Moment nicht raus. Zu viel kreiste in meinem Kopf wirr herum. „An der Uni? Oder… also ähm… wo wohnst-“ „An der Uni?“, unterbrach ich ihn wiederholend und starrte ihn an. Welche Uni… fragte ich mich innerlich, obwohl es mir klar war. Er sah mich etwas verwirrt an. „Äh ja… ich arbeite dort ja bei der Konzertvorbereitung mit und unterrichte auch die Erstsemester. Hat dir mein Vater das nicht gesagt?“ Ich konnte nicht antworten, da Edward in diesem Moment Collin schnappte, der an seiner Hand zerrte, und über die Schulter hob, sodass er ihn ansehen konnte. „So mein Freund, jetzt lässt du mich mit Bella noch ein paar Worte wechseln und dann fahren wir auf den Spielplatz“, sagte er lachend, während sein Sohn zappelte. Ich grinste etwas und erwiderte dann: „Nein, das wusste ich nicht. Ich dachte du spielst dir jetzt in den größten Hallen Amerikas die Finger wund.“ Er lachte und ich genoss es, wenngleich die Anspannung überall in mir zu spüren war. „Nein, also ich spiele auch bei Konzerten mit, aber nur ab und zu an Wochenenden“, sagte er mit freudigem Gesichtsausdruck. „Also… ich- ich gebe dir mal meine Handynummer? Oder…“, ließ er es in der Schwebe. Einen Hauch genoss ich seine Unsicherheit – ganz am Rande der vielen anderen Empfindungen, die sich in mir überlagerten. „Vielleicht…hm na ja… wir sehen uns bestimmt in der Uni oder? In der Mittagspause oder so“, wiederholte ich ihn nun auch nervöser werdend. „Ja, ja bestimmt… also ganz sicher sogar…“, nickte er Collin bei Laune haltend. „Ich muss jetzt“, murmelte ich herab zu der Unterführung deutend. „Ja“, nickte er, „ich… ich hab mich sehr gefreut, dich wieder zu sehen“, sagte er leise. „Ich mich auch“, stimmte ich ihm zu, während wir einander fragend, was jetzt kam und wie wir uns verabschiedeten, anblickten. Mein Magen überschlug sich, die Stille war unangenehm drückend. „Bis bald“, fasste sich Edward ein Herz und streckte die Hand zu mir aus. Nach kurzer Irritation nahm ich sie und schüttelte sie – die andere Hand ballte ich im Rücken und unterdrückte ein Keuchen. Diese Wärme… seine weiche Hand… Seine Finger glitten kurz über meine Handinnenfläche. Ich atme flüsterleise ein und wir nahmen unsere Hände voneinander. „Bis bald“, formten meine Lippen kurz und ich tapste die Treppenstufen herab. Man sieht sich immer zweimal im Leben…, kam es mir spontan innerlich in den Sinn. Ich blickte nicht zurück, sondern nach vorn. ----------- Bin supi gespannt auf euer urteil ^^ bis ganz bald ihr lieben !!! und nicht den DH-Award vergessen ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)